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Mexiko

Reiseberichte Mexiko

Wir erreichen das mexikanische Festland (#033)

22. Januar 2023

– Auf zu neuen Abenteuern –

Die letzten Wochen des Jahres verbringen wir noch auf der Baja California Sur. Wir machen einen Abstecher südöstlich von La Paz und verbringen ein paar Tage in Los Frailes, an der Küste von Cabo Pulmo, und stehen dort einige Tage in einem ausgetrockneten Flussbett. Und dieses Flussbett und die gesamte Gegend haben es in sich…so fahren wir uns an einem Tag dort gleich ganze drei Mal fest (und dabei sind wir auf der ganzen Reise noch kein einziges Mal steckengeblieben). Aber hier in Los Frailes scheint es an der Tagesordnung zu sein und so kommt uns bereits nach einigen Minuten Dennis, ein amerikanischer Langzeitcamper, der hier „im Flussbett“ überwintert, zur Hilfe. Mit seinem großen Truck befreit er Sprinti innerhalb von Minuten. Ebenfalls nur Minuten dauert es allerdings, bis wir erneut feststecken, weil dieser Untergrund einfach so weich ist, dass er alles zu verschlingen vermag…auch wenn es auf den ersten Blick gar nicht den Anschein hat. Aber egal, so wie wir nun feststecken, bleiben wir einfach stehen. Wir „parken“ nämlich gar nicht schlecht und am nächsten Tag wird uns schon jemand wieder rausziehen, denn hier in diesem Flussbett stehen so einige Langzeitcamper…so schön direkt am Meer. Abends stellen wir uns, ziemlich geschafft von diesem Tag, einen Film an, als plötzlich draußen jemand auf deutsch ruft: „Ey Peter, schläfst Du etwa schon?“ Peter und ich schauen uns beide erstaunt an…wer kennt uns denn hier? Peter geht nach draußen und ich höre, wie die Person sagt: „Wo ist denn Deine Frau Denise?“ Moment mal…jetzt bin ich aber auch neugierig! Draußen steht ein amerikanischer Truck und darin sitzt das deutsche Pärchen Doro und Jupp, die von Dennis erfahren hatten, dass heute ein deutscher Sprinter angekommen ist. Doro und Jupp laden uns kurzerhand auf ein Bierchen zu sich ein und erzählen uns von ihren unzähligen Reiseabenteuern auf der ganzen Welt. Den Winter verbringen sie seit einigen Jahren hier in Los Frailes im Flussbett und fahren jeden Morgen mit ihrem Bötchen raus zum Angeln.

Auch wir bleiben hier am Meer ein paar Tage hängen…gehen Schnorcheln und bewundern auch hier wieder die schöne Unterwasserwelt. Ansonsten genießen wir die Ruhe vor Ort…hier in diesem Flussbett in Mexiko mit schlechtem Handyempfang und teilweise ordentlich Wind. An einem Tag bekommen wir Besuch von „Maria“ (wir haben sie unter uns so genannt, weil wir ihren wirklichen Namen leider nicht kennen) und ihrem Mann, die uns selbstgekochtes mexikanisches Essen vorbeibringen…und zwar traditionelle Hausmannskost mit richtig viel Herz. Zwei Tage zuvor hatten wir über Jupp eine Bestellung aufgeben können, wie es anscheinend viele der Langzeitcamper hier in Anspruch nehmen und so kommen Maria und ihr Mann dann ein Mal pro Woche zum Flussbett und bringen zum kleinen Preis selbstgekochtes Essen vorbei. Wir lassen es uns schmecken und mit jedem Bissen erleben wir Marias Herzblut für das Kochen.

Dann machen wir uns wieder auf den Weg Richtung Norden…und mit etwas weniger Luft in den Reifen schafft es Sprinti auch problemlos von selbst raus aus diesem weichen Untergrund. Praktischerweise haben wir einen kleinen Kompressor dabei, den wir uns in Kanada angeschafft haben, so dass wir fix die Reifen wieder auf „Straßenniveau“ aufpumpen können. So gefällt uns das!

Wieder zurück in La Paz soll es für uns eigentlich mit der Fähre rüber aufs Festland gehen, doch dann hören wir von den Unruhen in Culiacán, unweit von den Orten, die wir vorhaben zu bereisen. Die Kämpfe kommen dadurch zustande, dass „El Raton“ (was „die Maus“ bedeutet) verhaftet worden ist. El Raton ist der Sohn von „El Chapo“ (was im Spanischen „der Kleine“ bedeutet…sehr groß scheinen sie in der Familie alle nicht zu sein), der wiederum der ehemalige oberste Chef des Sinaloa-Kartells, eines mexikanischen Drogenkartells ist. Er gehörte zu den meistgesuchten Drogenbossen in Mexiko und in den Vereinigten Staaten. El Chapo gelang es 2001 und 2015, aus mexikanischen Hochsicherheitsgefängnissen zu entkommen. Am 8. Januar 2016 wurde er ein halbes Jahr nach seiner zweiten Flucht erneut von mexikanischen Fahndern festgenommen. Die US-Bundesstaaten Kalifornien und Texas stellten Auslieferungsanträge, jeweils für Anklagen wegen Drogenhandel und Mord. Am 19. Januar 2017, dem letzten Amtstag von US-Präsident Barack Obama, wurde El Chapo per Flug nach Long Island in New York an die USA ausgeliefert. Und nun wurde auch sein Sohn El Raton gefasst und verhaftet. Dadurch kam es zu Aufständen des Sinaloa-Kartells in Culiacán, bei denen mehrere Soldaten und Kartell-Mitglieder getötet wurden.

Aus Sicherheitsgründen verlängern wir also unseren Aufenthalt auf der Baja und nutzen die Zeit, um noch das ein oder andere zu erledigen. So bekommt Sprinti einen Ölwechsel, wir legen einen Frühjahrsputz (bereits im Januar) ein, füllen unsere Gasflasche auf und planen u.a. unsere weiteren Reiseziele. Auch treffen wir uns mit unserer Tauchlehrerin Carmen zum Essen, kehren zu unserem bekannten Campingplatz Maranatha zurück und verweilen einige Tage mit unserem Freund Olli am Strand (na klar…in Tecolote).

Als wir hören, dass sich die Unruhen gelegt haben, heißt es für uns Abschied nehmen von der Baja. Zum ersten Mal auf dieser Reise haben wir an einem Ort länger verweilt und ihn somit auch ins Herz geschlossen. So haben wir uns dort zu Recht gefunden und wir wussten, was es zu erwarten gab. Nun heißt es wieder sich Aufzumachen in das Ungewisse, da sich das Festland Mexikos um einiges von der Baja unterscheiden soll, was Land und Leute, Gegebenheiten und die Landschaft betrifft. So gehen wir mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Lachend deshalb, weil wir langsam auch unruhig werden und gespannt sind auf genau dieses Unbekannte…wir wollen weiterziehen!

Von La Paz aufs Festland verkehren zwei Fähren (Baja Ferries und TMC) mit jeweils zwei Zielen: Topolobampo oder das weiter südlich gelegene Mazatlán. Wir entscheiden uns mit der TMC-Fähre, die eigentlich nur Frachtgüter transportiert und dadurch wesentlich rustikaler, aber auch günstiger ist, nach Topolobampo überzusetzen. Tickets direkt oder online zu kaufen funktioniert allerdings nicht, man kann nur Plätze reservieren und wenn man Glück hat, kommt man mit. Auch wir reservieren mit unserem gebrochenen Spanisch am Vortag direkt am Hafen und erhalten die Info, dass wir am Folgetag um 15 Uhr da sein sollen. Alles klar, wird gemacht! So sind wir pünktlich zurück am Hafen, stehen Schlange mit einigen mexikanischen Truckern, um dann zu erfahren, dass wir nun um 16 Uhr wiederkommen sollen. Also stehen wir zur besagten Zeit erneut Schlange, um dann wiederum zu erfahren, dass wir an falscher Stelle anstehen und rüber ins andere Gebäude müssen. Dies hat aber wohl damit zu tun, dass wir die Damen im Büro zuvor falsch verstanden haben…tja, unser Spanisch mal wieder! Am korrekten Schalter sagt man uns dann, dass derzeit alle Plätze belegt sind (der Frachtverkehr hat Vorrang) und wir um 19.30 Uhr (die Fähre soll um 21 Uhr ablegen) erneut wiederkommen sollen. Alles klar…! So verbringen wir auch die nächsten Stunden auf dem Hafengelände inmitten von rangierenden LKWs. Das Gute an unserer Situation derzeit ist, dass es neben der Warterei und dem Hin und Her letztendlich auf einen Tag früher oder später nicht ankommt und so können wir das Ganze gelassener angehen als es wahrscheinlich sonst der Fall gewesen wäre. Trotzdem freuen wir uns natürlich sehr, als es um 19.30 Uhr heißt: „Wir kommen mit!“

Und so ist Sprinti auf dem ganzen proppevollen Schiff der einzige Camper (vielleicht entdeckt Ihr ihn ja auf dem Foto) und wir die einzigen Nicht-Mexikaner. Im Preis inbegriffen ist ein rustikales Abendessen (was übrigens besser schmeckt als es aussieht) und was uns von einer Dame Typ „Maria“ serviert wird und dass wir letztendlich in einem kleinen urigen Raum mit anderen Truckern zu uns nehmen. Dann ziehen wir uns zurück in unseren Sprinter, der glücklicherweise unter freiem Himmel steht, so dass wir ganz ohne Benzingeruch, mit leichtem Motorengeräusch und ein wenig Geschaukel in den Schlaf gewiegt werden. Am nächsten Morgen gegen 9 Uhr legen wir an und betreten mit Sprinti das erste Mal mexikanischen Festland-Boden…wir sind angekommen im Bundesstaat Sinaloa (s. dazu auch unsere Route). Sinaloa hat ca. 2,8 Mio. Einwohner auf 57.365 km² (was in etwa der Größe Kroatiens entspricht). Hauptstadt ist Culiacán.

Wir passieren zwei Kontrollpunkte und machen uns dann auf weiter ins Landesinnere…unser Ziel ist El Fuerte, ein Ort, der an der bekannten Zugstrecke durch den Kupfercanyon liegt. Und genau mit diesem Zug wollen wir in den nächsten Tagen fahren. Zur Info vorab, auch die Buchung dieses Transportmittels wird sich wieder abenteuerlich gestalten. Zu allererst erreichen wir aber einen kleinen Stellplatz samt Hotel (Hotel Bugambilias) mitten in El Fuerte, der von Maitee und ihrer Mutter Maria (sie heißt jetzt wirklich so) betrieben wird, nachdem der Vater/Ehemann vor einigen Monaten verstorben ist. Maitee schenkt uns frisch gepflückte Mandarinen aus dem Garten und bietet uns an, uns am nächsten Tag durch die Stadt zu führen und uns von der Geschichte El Fuertes zu erzählen. Das nehmen wir gerne an. Dann kochen wir uns etwas Leckeres und entscheiden uns, wie in den letzten Wochen auch, draußen zu essen. Diese Entscheidung revidieren wir allerdings schnell und kehren nach nur drei Minuten aber über 20 Mückenstichen (kein Witz!) in den Wagen zurück. An diesem Abend schlafen wir mit Hundegebell ein, erleben mal wieder eine Nacht bei sage und schreibe 8 Grad Celsius (tagsüber sind es um die 25 Grad) und wachen am nächsten Morgen (Anmerkung der Redaktion: um 4:50 Uhr) von Hahnengekrähe auf. Zum Glück beruhigt sich letzterer dann aber wieder nach einiger Zeit. Den Tag verbringen wir dann u.a. damit für Euch Artikel zu schreiben (Ihr findet heute auch einen neuen Blogeintrag von Peter zum Sprinterausbau), als plötzlich eine große Gruppe kanadischer und amerikanischer Camper auf unserem Platz eintreffen, die mit einer geführten Tour unterwegs sind und tatsächlich von einer Polizeistreife eskortiert werden.

Gegen Abend geht es dann mit Maitee in die City von El Fuerte und wir erleben eine ganz außergewöhnliche Stadtführung. Im Museum „Museo Mirador El Fuerte“ erfahren wir einiges über die Geschichte und Kultur der Gegend um El Fuerte. So galt die Stadt 1824 kurzzeitig als Hauptstadt des Staates Sinaloa und angrenzender Gebiete und hat heute etwa 13.500 Einwohner. Seit dem Jahr 2009 ist das historische Zentrum der Kleinstadt als Pueblo Mágico („Magischer Ort“) anerkannt. Als eben dieses werden nur sehr wenige Orte in Mexiko ausgezeichnet, die wegen ihres typischen und gepflegten Charakters als besonders sehenswert gelten. Die meisten befinden sich im zentralmexikanischen Hochland und präsentieren kolonialzeitliche Architektur. Von Maitee erfahren wir auch, dass der Anbau von Mais und Bohnen etc. an den Ufern des Flusses Rio Fuerte jahrhundertelang die auf Selbstversorgung basierende Lebensgrundlage der Bevölkerung bildete. Darüber hinaus trugen der Gold- und Silberabbau in den nahen Bergen zum allmählichen Wachstum des Ortes bei. Um für eine gute Ernte zu bitten, finden jeher traditionelle Veranstaltungen in der Zeit um Ostern statt, bei denen mit einer besonderen Verkleidung und Tierköpfen nach traditioneller Musik getanzt wird. Auch Maitee ist Mitglied dieser Tanzgruppe und das als erste Frau überhaupt.

Dann führt uns Maitee weiter durch die Stadt El Fuerte, die in der Dunkelheit mit all den Lichtern in einem besonders schönen Glanz erscheint. So treffen wir auf viele alte Gebäude, wie das ehemalige Gefängnis, was heute eine Bibliothek beinhaltet oder auch das heutige Rathaus mit seinem doppelgeschossigen Innenhof und dem zentralen Brunnenbecken, das früher als prunkvolles Wohnhaus diente…gebaut von einem Ehemann, weil sich seine Frau das so wünschte (Peter, ich hoffe, Du hast gut zugehört :)!).

Apropos Gebäude…als nächstes führt uns Maitee zu einem weiteren der ganz besonderen Art…nämlich zum Geburtshaus von Don Diego de la Vega…besser bekannt als „El Zorro“ (ja genau, DER Zorro!). Die Legende besagt, dass der Geschäftsmann Don Alejandro de la Vega aus Chihuahua 1795 in Fort Montesclaros (Sinaloa) die Dame Maria de la Cruz Gaxiola aus Guasave heiratete und einen Sohn bekam, namens Diego de la Vega, der später in Alta California gegen die Ungerechtigkeiten der Kolonialisierung kämpfte und die Armen vor der spanischen Besatzung beschütze. Dies tat er als maskierter Bandit, was ihm letztendlich den Namen „El Zorro“ verlieh. Diego wurde damals hier in El Fuerte in einem Herrenhaus im Kolonialstil (wenn wir es ganz genau nehmen in Zimmer Nr. 46) geboren, das heute Teil des „Hotel Posada del Hidalgo El Fuerte“ ist. Dort wohnte er auch die ersten neun Jahre seines Lebens. Und genau an diesem Herrenhaus befinden wir uns an diesem Abend, laufen durch den Innenhof, posieren vor Zorros Statue und nehmen Platz in dem Ambiente der vergangenen Zeit. Ihr merkt schon, ich bin gefühlsmäßig und gedanklich voll drin in dieser Zeit, als ich mich plötzlich tierisch erschrecke…weil ich auf den engen Treppen mit einer entgegenkommenden Person zusammenstoße…diese Person trägt eine schwarze Maske und nebst einem schwarzen Hut auch einen schwarzen Umhang…es ist EL ZORRO!

Jetzt kann ich Euch beruhigen…an diesem Abend findet in dem Herrenhaus bzw. in dem dazugehörigen Restaurant eine El Zorro-Show statt und in den Protagonisten bin ich halt reingerannt…typisch! Für diese besagte Show hat El Zorro (in diesem Fall ein absoluter Charmeur) uns dann auch auf dem Kieker…so erhält Peter das Schwert, mir setzt er seinen Hut auf und fordert mich zum Tanz auf und auch Peter und ich dürfen gemeinsam das Tanzbein schwingen (was ja bekanntlich Peters Lieblingsbeschäftigung ist…Achtung Ironie!). Die Gruppe amerikanischer Camper von unserem Platz ist an diesem Abend übrigens auch mit von der Partie. Neben all dem Getanze haben wir uns das Abendessen dann dort auch redlich verdient. So sitzen wir auch nach der Show noch ein ganzes Weilchen beisammen und erfahren von Maitee mehr über das Leben hier in Mexiko. So betreibt sie neben dem Hotel noch Viehwirtschaft und ist zudem Englischlehrerin. Sie schildert uns, dass sie in ihrem Alltag keinerlei Beeinflussung durch das Sinaloa-Kartell verspürt. Selten kommt es vor, dass man vielleicht das Haus mal nicht verlassen sollte, wenn es z.B. zu Auseinandersetzungen zwischen dem Kartell und dem Militär kommt, wie zuletzt in Culiacán. Maitee fühlt sich hier sehr sicher und erklärt uns, dass die Kartelle auch auf irgendeine Art und Weise zur mexikanischen Kultur dazugehören.

So verleben wir einen schönen Abend mit Maitee…und nicht zu vergessen, mit El Zorro!

In den kommenden Tagen geht es für uns nun ab in die Berge…aber dazu dann beim nächsten Mal mehr!

Reiseberichte Allgemein Kanada Mexiko USA

Auf Langzeitreise… (#032)

15. Januar 2023

– Was es bedeutet „unterwegs“ zu sein –

Seit April 2022 sind wir nun unterwegs auf unserer Reise…unterwegs auf dem amerikanischen Kontinent (s. dazu unsere Route). Im neuerlichen Fachjargon fallen wir dadurch unter die Kategorie “Langzeitreisende”. 

Doch was bedeutet es ein Langzeitreisender zu sein? 

Und was ist eigentlich der Unterschied zwischen „im Urlaub“ oder „auf Reisen“ zu sein? 

Seit nun mehr neun Monaten haben Peter und ich weder Job noch Wohnung in Deutschland…beides gravierende Unterschiede zu vorher als wir „nur“ 30 Tage Jahresurlaub hatten. Wir leben von Erspartem und unser neues Zuhause ist ein Mercedes Sprinter, genannt „Sprinti“, mit seinen sage und schreibe 9 qm Wohn- und Stauraum. (Näheres zu Sprinti und unserem Ausbau findest Du unter „Unser Fahrzeug“.)

Unsere Wohnanschrift lautet nun quasi “unterwegs”, was es übrigens schon kompliziert macht so einfache Dinge wie Briefe zu empfangen oder gar eine Bestellung aus dem Internet zu erhalten. Bei ersterem ist meine Schwiegermutter so lieb und übermittelt uns digital unseren Schriftverkehr (lieben Dank an Margret!). Bei letzterem bedeutet das allerdings, dass wir am jeweiligen Aufenthaltsort eine sichere Anlaufstelle benötigen, zu der wir ein Paket hier im Ausland schicken lassen können. Das heißt für uns auch, dass wir zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein müssen und somit ist es in den neun Monaten auf Reisen letztendlich erst dreimal dazugekommen, dass wir eine Internetbestellung erhalten konnten. Aber da gibt es Schlimmeres!

Bevor unsere große Reise losgehen konnte, musste zu Hause allerdings noch so einiges erledigt werden. Bereits für den Ausbau des Sprinters hatten wir eine umfassende ToDo-Liste erstellt, die in Größe eines Flipcharts in unserer Wohnung prangte, aufgeteilt in die Rubriken: Erledigt, Aktuell, Bald und Später. Anmerkung von Peter: „Hierbei handelt es sich übrigens um eine vereinfachte Form eines Kanban-Systems„. Anmerkung von mir: „Da kommt bei ihm doch glatt der Logistik-Ingenieur durch!“ Nachdem die Liste für den Sprinter-Ausbau nun abgearbeitet war, wurden die gleichen Rubriken jetzt für die Organisation der Reise genutzt…und da gab es so einiges, was es zu erledigen galt.

In Deutschland mussten wir uns vor unserer Abreise beim Einwohnermeldeamt abmelden, besitzen aber dennoch unseren deutschen Personalausweis und natürlich auch unsere Staatsbürgerschaft. Wir ließen unsere in die Jahre gekommenen Reisepässe erneuern und uns jeweils internationale Führerscheine ausstellen. Auch weitere bürokratische Dinge galt es vor unserer Abreise noch zu regeln…so mussten gewisse Formulare bei der Arbeitsagentur ausgefüllt werden, um eventuelle spätere Ansprüche nicht zu verlieren, ebenso sind wir nun Selbstzahler bei der gesetzlichen Rentenversicherung. Unsere Krankenversicherung in Deutschland gilt ebenfalls nicht für so eine lange Reise und so musste diese nach dem Ausscheiden aus dem Job erst umgestellt und dann gekündigt werden. Dafür war es wichtig zu beachten, welche Voraussetzungen wir erfüllen müssen, um nach unserer Rückkehr dort wieder aufgenommen werden zu können. So waren wir doch zuletzt beide freiwillig in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert. Da es aber auch auf Reisen natürlich nicht ohne eine Absicherung im Krankheitsfall geht, musste dann also auch eine adäquate Auslandsreisekrankenversicherung her…und zwar eine mit einem guten Preis-Leistungsverhältnis und idealerweise auch mit einer kurzfristigen Absicherung in Deutschland, falls man mal auf Heimaturlaub ist. Hierbei haben wir uns letztendlich für die „Young Travellers“-Versicherung der Ergo entschieden.

Nachdem das alles geregelt war, ging es weiter mit den übrigen Versicherungen und so wurde die Hausrat gekündigt und diverse andere wurden dementsprechend angepasst. Auch bei der GEZ galt es sich “als ins Ausland verzogen” abzumelden und Internet- und Handyverträge mussten ebenfalls gekündigt und angeglichen werden. Nächster Punkt auf der ToDo-Liste: Unsere Bankkonten…denn ohne internationalen Zahlungsverkehr kommen wir ja nicht weit und uns war es wichtig, die Kosten dafür möglichst gering zu halten. Also passten wir auch hier unsere Konten und Kreditkarten an. 

Was es natürlich auch noch abzuklären galt war, ob man Peter und mich in Amerika überhaupt haben wollte…wir brauchten also ein Visum. Zu allererst für Kanada, alle weiteren Länder folgen zu gegebenem Zeitpunkt. Für Kanada benötigten wir die App „ArriveCAN“ und die elektronische Reisegenehmigung “eTA”, welche wir schnell und unkompliziert über das Internet erhalten haben. Generell gibt es bei manchen Ländern noch formelle Unterschiede, ob man über See, Land oder Luft einreist. Wir können uns als Deutsche wirklich glücklich schätzen mit unserem Pass in so vielen Ländern ohne weiteres willkommen zu sein…das vereinfacht vieles. So liegen wir lt. dem „Henley Passport Index“, welche eine globale Platzierung von Staaten und Territorien bezogen auf die Reisefreiheit abbildet, weltweit auf Platz drei.

Nachdem für uns alles geregelt war, ging es dann darum, alles was mit Sprinti zu tun hat, zu organisieren…Planung und Buchung der Verschiffung Sprintis von Hamburg nach Halifax (Kanada) sowie Transport zum Ablegehafen (wir haben Sprinti mit der Firma „SeaBridge“ verschifft), dazu noch die Ausstellung eines internationalen Fahrzeugscheins (den kannten die übrigens noch nicht mal beim Straßenverkehrsamt) sowie auch die Anpassung der deutschen KFZ-Versicherung und den damit verbundenen Steuern. Dies ist wichtig, damit Sprinti in Deutschland angemeldet bleiben kann. Ist er das nämlich nicht, bedeutet das, dass er bei einer Rückverschiffung nach Deutschland als Einfuhr eines neuen Fahrzeugs gilt, was wiederum bedeutet, dass beim Zoll eine 19 prozentige Einfuhrsteuer fällig wird. Da auch unsere bisherige KFZ-Versicherung nur in Europa galt, musste ebenfalls eine neue KFZ-Versicherung her…und zwar für jedes Land, das wir bereisen werden, eine einzelne…damit liegen wir bei rund 16 Stück! Am teuersten fällt dabei die für Kanada und die USA aus und begrenzte dadurch unsere Aufenthaltsdauer in beiden Ländern dort insgesamt auf 6 Monate. 

Zusätzlich galt es in den letzten Wochen vor unserer Abreise noch unsere Jobs abzuwickeln, unseren Umzug zu organisieren und durchzuführen, unser Hab und Gut zum Teil zu verkaufen, zu verschenken oder bei unseren Eltern unterzustellen (vielen Dank übrigens noch einmal für diese Möglichkeit!). 

Dann war sie leer unsere Liste mit den ToDo’s und wir hatten tatsächlich alles erledigt.

Jetzt galt es “tschüss” zu sagen…tschüss zu den Eltern und Geschwistern, Patenkindern, Nichten und Neffen, Onkeln und Tanten, Cousinen und Cousins, engen Freundinnen und Freunden und uns wurde bewusst, von wie vielen tollen und liebevollen Menschen wir doch umgeben sind. Zum Glück war es kein wirkliches “tschüss”, sondern viel eher ein “auf Wiedersehen”! (An die Lieben zu Hause: Wir freuen uns schon wieder sooo auf Euch!)

Und so sind wir nun seit neun Monaten auf Reisen…weit weg von unserem Leben zu Hause. Jetzt bestehen unsere Tage hier daraus, sich täglich neuen Herausforderungen zu stellen…und diese Herausforderungen können hier schon sein: Wo fahren wir heute hin? Was gibt es zu entdecken oder zu besichtigen? Schaffen wir es bei der Entfernung der Strecke und bei den Straßenverhältnissen vor Einbruch der Dunkelheit anzukommen (im Dunkeln sollte man weder in Kanada noch in den USA oder Mexiko aus Sicherheitsgründen (Tiere auf der Straße/Wildwechsel, schlechte Straßenverhältnisse oder Überfallgefahr) nicht Auto fahren)? Wie ist die Sicherheitslage vor Ort und welche Gegenden meiden wir? Haben wir alle Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, falls wir von Polizei (die hier durchaus ihre ganz eigenen Machenschaften pflegt) oder von dem Militär angehalten werden? Haben wir ausreichend Bargeld dabei (besonders hier in Mexiko funktioniert vieles nur mit Bargeld)? Wie weit reicht unsere Tankfüllung und wo befindet sich die nächst größere Tankstelle, die vor allem auch sauberes Benzin hat? Zusätzlich gilt es sich darum zu kümmern, ob wir ausreichend Frisch-/Trinkwasser an Bord haben, da man das Leitungswasser hier (und zum Teil auch in den USA) nicht trinken kann. Ebenfalls ist ein voller Stromspeicher nicht selbstverständlich, allerdings kommen wir gerade in wärmeren Ländern mit unserem Solarpanel super zurecht. Fragen, die sich uns ebenfalls stellen: Sind unsere Trockentrenntoilette und unser Abwassertank im „grünen Bereich“? Ist unser Kühlschrank gefüllt und wenn nicht, wo gehen wir einkaufen? Einkäufe dauern in der Ferne übrigens mindestens doppelt so lange wir zu Hause, weil es immer wieder andere Geschäfte gibt, deren Sortiment sehr unterschiedlich angeordnet ist und sich inhaltlich auch komplett unterscheidet. Da sucht man sich manchmal schon einen Wolf…so stehen wir seit Anfang der Reise auf Kriegsfuß mit Tomatenmark…ganz abgesehen von den Produkten, die man von zu Hause kennt und die es hier einfach nicht gibt! Selbst bekannte Lebensmittel sind hier teilweise etwas anders, so verhält sich die mexikanische „Crema“ nicht so wie deutsche Sahne. Aber mit der Expertise meines Schwiegervaters (Dank an Theo!) wissen wir mittlerweile, wie auch das zu händeln ist. Da man auf Reisen lange nicht so viel Stauraum im Wagen besitzt, wie man es vielleicht zu Hause hat, ist es nicht möglich so viele Vorräte anzulegen, was bedeutet, dass wir wesentlich häufiger einkaufen müssen. Auch Baumärkte sind hier zum Teil ein Fall für sich. Ebenso gehört es auf langen Reisen mit vielen Kilometern dazu, dass mal das ein oder andere am Fahrzeug fällig wird, wie z.B. ein Service oder auch nur ein Ölwechsel. Das in einem fremden Land mit einem deutschen Fahrzeug (auch wenn es sich um ein international gängiges Fabrikat handelt) durchführen zu lassen, ist gar nicht immer so einfach und dadurch umso zeitaufwendiger.

Zu unseren täglichen Herausforderungen gehört es außerdem abzuklären, wo wir am Abend übernachten werden…sei es zentral in einer Stadt, in der Natur, am Strand oder auf einem Campingplatz. Aspekte sind hierbei: Darf man es? Kommen wir dorthin? Gibt es freie Plätze? Was kostet es? Ist es sicher? Da wir auch noch herausfinden müssen, wo wir die nächste Dusche bekommen und wo wir unsere Wäsche waschen können, bieten sich hin und wieder Campingplätze an (allerdings gibt es hier auch Plätze, die haben weder das eine noch das andere). Dann heißt es sich anderweitig weiterzuhelfen…

Und wenn man sich all das vergegenwärtigt, merkt man schnell, dass Reisen nicht gleich Urlaub bedeutet, nur weil man sich in der Ferne aufhält.

Wollen wir es dennoch missen? Auf gar keinen Fall!!! Wir sind froh und dankbar über diese Möglichkeit so eine Reise zu erleben. So lernen wir jeden Tag aufs Neue andere Menschen und Kulturen kennen, staunen jeden Tag mehr über die atemberaubende Natur mit tollen Landschaften und einer faszinierenden Tierwelt. Jeden Tag springen wir ins kalte Wasser und erleben neue Abenteuer. Beinahe täglich verlassen wir unsere Komfortzone und wagen uns raus in die Gegebenheiten der großen weiten Welt. Schon jetzt können wir sagen, dass wir definitiv um so viel reicher wiederkommen werden…reicher an Erfahrungen und unvergesslichen Erlebnissen. (Wenn Du mehr über diese Erlebnisse erfahren möchtest, findest Du Geschichten und Bilder auf diesem Blog unter „Reiseberichte“.)

Auch genießen wir unsere Auszeit von der Arbeitswelt gerade sehr und wissen es zu schätzen morgens nicht vom Wecker geweckt zu werden und jeden Tag frei und neu gestalten zu können. Nun haben wir die Möglichkeit auch vor Ort eine andere Sprache zu lernen und uns neuen Hobbies, die zuletzt viel zu kurz gekommen sind, zu widmen.

Konnten wir die ersten Monate noch gar nicht so wirklich loslassen und runterkommen, so gelingt es uns mittlerweile immer besser. Waren unsere Tage in Kanada und den USA mit einem straffen Programm recht durchgetaktet, können wir erst in Mexiko richtig durchatmen. Weil uns auch das besonders wichtig war, haben wir uns auf der Baja California die letzten Wochen mehr Zeit genommen und auch mal längere Stopps eingelegt. Wir haben bisher unwahrscheinlich viele andere Reisende getroffen (hier sind besonders viele Schweizer, Franzosen, Deutsche, US-Amerikaner und Kanadier unterwegs) und nehmen viel mit aus den Gesprächen und den unterschiedlichsten Lebensentwürfen. Einige Reisende treffen wir z.B. im Laufe der Tour zufällig immer wieder. So haben wir ein Pärchen (die „Chirpy Travellers“) in Kanadas Norden am recht einsamen Polarmeer und gestern wieder hier in Mexiko am Strand getroffen…ohne Absprache und rein zufällig. So ähneln, aber auch unterscheiden sich diverse Reiserouten und Pläne der vielen Reisenden.

Eins haben sie aber alle gemeinsam: Sie sind reisehungrig! 

Wenn sich die derzeitigen Unruhen in Culiacán, die dadurch entstanden sind, dass der involvierte Sohn des inhaftierten Drogenbosses “El Chapo” gefasst worden ist, gelegt haben, werden wir übersetzen auf das Festland Mexikos, wo weitere Abenteuer auf uns warten werden.

Bis dahin bleibt gesund und reiselustig!

Reiseberichte Mexiko

Ein etwas anderer Jahreswechsel (#031)

8. Januar 2023

– ¡Adiós 2022…hola 2023! –

Wir melden uns zurück nach unserer kleinen Weihnachtspause und hoffen, Ihr hattet alle ein wundervolles Fest mit lieben Menschen, gutem Essen (und Trinken natürlich), tollen Gesprächen und herzhaftem Lachen.

Peter und mein Weihnachtsfest war in diesem Jahr etwas anders als sonst. Feiern wir doch normalerweise mit unserer Familie, so waren wir dieses Mal nur zu zweit…mit blauem Himmel, Sonnenschein (um die 25 Grad) und Palmen. Auch wenn das natürlich ebenfalls seinen Reiz hat und für uns in diesem Jahr etwas Besonderes ist, so haben wir doch so manches Mal an die Kälte zu Hause gedacht und an die Gemütlichkeit eines Kamins, den leuchtenden Weihnachtsbaum, den Glühwein, das Essen und die wundervollen Menschen, die wir Freunde und Familie nennen dürfen. Apropos „Essen“…besonders sehnen wir uns in diesem Jahr nach einem Braten oder Rouladen mit Rotkohl und Klößen oder richtig guten Kartoffeln….mhmm lecker! Mal schauen, was die mexikanische Kulinarik an Weihnachten so zu bieten hat. Auch die Weihnachtsdeko fällt in diesem Jahr übrigens etwas anders aus…

Zuvor haben wir schon mitbekommen, dass viele Mexikaner am 24.12. abends mit ihren Familien feiern, da hier der Heiligabend als „Hauptweihnachtstag“ gilt und nicht wie bei den US-Amerikanern erst der 25.12. So wird abends ab ca. 22 Uhr mit der ganzen mexikanischen Familie gegessen und gefeiert…oft bis tief in die Nacht. Der erste Weihnachtstag wird zum Teil auch noch im Kreise der Familie begangen, dient aber zusätzlich auch der „Regeneration“ nach dem ausschweifenden Vorabend. Den zweiten Weihnachtstag als Feiertag gibt es übrigens auf diesem Kontinent gar nicht und so kehren an diesem Tag bereits alle wieder zur Arbeit zurück.

Nach einigen Videotelefonaten mit Teilen der Familie gibt es bei Peter und mir an Heiligabend auch eine Bescherung. Eigentlich schenken wir uns auf der Reise nichts, weil die Reise schon Geschenk genug ist und wir ja im Grunde auch alles haben, was wir brauchen. Da in diesem Jahr allerdings so einiges anders ist, entscheiden wir uns spontan, dass ein wenig Tradition doch ganz schön ist. So sind wir kurzerhand am 23.12. zu Walmart gefahren. Zum einen, weil wir eh noch dort einkaufen mussten und zum anderen, weil das Geschäft wirklich riesig ist und man dort weit mehr als nur Lebensmittel bekommt. Also haben wir uns dann beide einen Weihnachtsbeutel geschnappt und sind getrennt voneinander durch den Laden marschiert. So haben wir für den jeweils Anderen einen Weihnachtsbeutel gepackt, immer auf der Lauer, um nicht von ihm entdeckt zu werden. Jetzt muss ich dazu sagen, dass es hier klassische Weihnachtsschmankerl, wie Spekulatius, Lebkuchen, Schokoladennikoläuse, Dominosteine, Marzipan, Schokoladenkugeln oder Blätterkrokant (schon beim Schreiben läuft mir das Wasser im Mund zusammen) nicht gibt. Die normale Schokolade, von der die Auswahl hier nicht sehr groß ist, erhält anscheinend einfach nur eine weihnachtliche Verpackung. So ist unsere „Schmankerl-Auswahl“ tatsächlich ein wenig begrenzt und somit landen letztendlich u.a. ein neuer USB-Stick, ein Küchenmesser, Gesichtsmasken oder auch Schnapspralinen in unseren Beuteln.

Nach unserer kleinen Bescherung machen wir uns auf den Weg nach La Paz. Zum einen, um das Weihnachtsflair der Stadt mitzubekommen und zum anderen, weil der Magen knurrt und wir uns etwas Besonderes gönnen wollen…vielleicht geschieht ja ein Weihnachtswunder und es regnet Rotkohl, Rouladen und Klöße. Allerdings muss ich gestehen, geregnet hat es hier schon lange nicht mehr! Als uns das Taxi am gewünschten Restaurant absetzt, werden wir schnell Zeuge davon, was Weihnachten hier auch bedeutet, nämlich „geschlossene Restaurants“. Auch das ganze „Drumherum“ in dieser Gegend sieht ungewohnt verlassen aus. Wohlwissend, dass jetzt alle Mexikaner zu Hause mit ihren Familien eine gute Zeit verleben, haben wir dafür vollstes Verständnis und machen uns zu Fuß auf den Weg zum „Malecon“, der Strandpromenade von La Paz. Dort ist normalerweise der Bär los und es reiht sich ein Restaurant an das Nächste. Doch auch hier ist heute vieles geschlossen, aber letztendlich finden wir rein zufällig ein Restaurant, was für uns schon quasi einem Weihnachtswunder gleicht (na ja, nicht ganz, aber das Essen ist großartig!). So erhalten wir im Land der Tacos tatsächlich u.a. grandioses Fleisch, Spargel und Kartoffeln, was den Rouladen und dem Rotkohl schon seeehr nahe kommt und uns ein Gefühl von Heimat schenkt. Begleitet wird das Ganze zudem von weihnachtlicher Straßenmusik. Auch die Polizei fährt an diesem Abend öfter Patrouille als sonst. Eine gewisse Komik kommt auf, als ein ziemlich altes vermackeltes Auto (was hier bei weitem nichts außergewöhnliches ist) mit einem kleinen leuchtenden Tannenbaum, senkrecht auf dem Autodach montiert, an uns vorbei fährt und wir bei genauem Hinsehen einen vollkommen abgehetzten Fahrer in einem Nikolauskostüm entdecken…ich glaube, der hatte an diesem Tag noch ein paar Termine vor sich. Auch andere Fahrzeuge mit durchaus lustiger Dekoration kreuzen an diesem Abend unseren Weg…

Dann machen wir uns auf den Weg zurück zum Campingplatz, gönnen uns noch ein Schnapspralinchen und schlafen ein.

Geweckt werden wir am nächsten Morgen von dem lieblichen Geräusch einer Kreissäge…unsere französischen Campingnachbarn scheinen die Ruhe der Weihnachtsfeiertage nicht zu kennen und so wird gesägt, was das Zeug hält. Es kommt uns fast vor, als hätten die den gesamten Innenausbau ihres Wohnmobils auf diese Tage gelegt. Na ja! Wir hingegen verleben die weiteren Weihnachtstage weiter recht entspannt (mal abgesehen von dem Geräusch der Kreissäge).

Dann machen wir uns auf zu unserem „Heimatstrand“ Tecolote (s. dazu Artikel „Endlich Strand und der „Dia de los Muertos“… #029“), nur wenige Kilometer nördlich von La Paz, denn wir wollen Silvester am Strand erleben! Schon beim Fahren durch die Stadt stellen wir fest, dass, anders als an Weihnachten, es überall proppevoll und gefühlt jeder unterwegs ist. Wir haben keine Ahnung, was uns in Tecolote an diesem Silvesterabend erwarten wird…schließlich lieben die US-Amerikaner ihr Feuerwerk und mittlerweile sind sehr viele von ihnen hier zu Besuch, da sie u.a. auch vor der Kälte in ihrem Land geflüchtet sind. Bereits seit ein paar Tagen werden immer wieder mal Feuerwerkskörper vereinzelt gezündet. Und auch die Mexikaner feiern ebenfalls gut und gerne. Ja, das kann ja was werden :)!

Am Strand angekommen, sind wie gewohnt einige Camper vor Ort, aber nicht übertrieben viele, was man an so einem Silvestertag vielleicht vermuten mag. Wir sind dort mit Olli verabredet, ebenfalls ein deutscher Reisender, den wir bereits zuvor ein paar Mal getroffen haben. Da es an diesem Tag ein wenig windig ist, stellen wir uns nicht direkt ans Meer, sondern parken etwas weiter hinten…zwar immer noch mit Blick auf das Wasser, aber etwas windgeschützter zwischen kleinen Sandhügeln. So sitzen wir abends bei Meeresrauschen am Lagerfeuer…und das, obwohl es hier gar nicht so leicht ist Holz zu finden (Anmerkung der Redaktion: Olli und Peter zeigen vollen Einsatz), schließlich gibt es in dieser Gegend keine Bäume, sondern nur Sträucher und Kakteen. Aber unser Feuerchen brennt und das auch bis nach Mitternacht (man beachte, dass es bereits um 18 Uhr dunkel wird, also ist das schon ein Zeitchen). Auch Brigitte und Bernhard, ein weiteres Camperpärchen aus Deutschland, gesellen sich zu uns. Und so vergehen die Stunden und der Jahreswechsel rückt immer näher. Dann ist es soweit …0 Uhr…(ich bitte Euch nun beim Lesen um einen imaginären Trommelwirbel!)! Ihr fragt Euch vielleicht, warum wir das besagte Meeresrauschen an unserem Platz überhaupt hören? Weil wir, man mag es kaum glauben, am ganzen Strand die Einzigen sind, die den Jahreswechsel wach überhaupt erleben und dadurch an diesem Silvesterabend wider Erwarten in Tecolote die vollkommene Stille herrscht (Ende imaginärer Trommelwirbel). Es ist tatsächlich absolut nichts los und bei all den Diskussionen, die es in Deutschland über Feuerwerksraketen etc. gibt, kann ich sagen, dass es an jenem langen weiten Strand in dieser Silvesternacht um 0 Uhr nicht einen kleinen Knall, nicht ein Aufheulen und nicht ein kleines Raketenlichtchen am Sternenhimmel gegeben hat. Ich muss zugeben, so ein ganz kleines bisschen hätte ich das doch ganz schön gefunden. Aber gut, so werden neben all den Campern auch die dutzenden Pelikane hier nicht aus dem Schlaf gerissen. Dann irgendwann sind das Feuerchen aus und „unsere Lampen an“ und so schlafen auch wir das erste Mal in 2023 selig ein.

Auch wenn das neue Jahr nun schon ein paar Tage alt ist, so wünschen Peter und ich Euch für 2023 von Herzen nur das Allerbeste! Lasst es uns zu einem grandiosen Jahr werden lassen!

Alles Liebe in die Heimat!

Reiseberichte Mexiko

Wir entdecken die Unterwasserwelt Mexikos (#030)

18. Dezember 2022

– Plötzlich Tauchscheinbesitzer –

Wir verlassen den Strand von Tecolote und fahren die Baja weiter Richtung Südwesten. So erreichen wir den 5000-Seelen-Ort Todos Santos an der Pazifikküste. Wir schlendern durch dieses schöne Dörfchen, was durch seine vielen kleinen Läden und Verkaufsstände unwahrscheinlich farbenfroh ist. Als der Hunger aufkommt, fahren wir ein Stückchen weiter zu dem Restaurant  „Hierbabuena“ etwas außerhalb, das fast alles, was es zubereitet zuvor im eigenen Garten selbst angebaut hat. Dort essen wir in einer traumhaften Gartenkulisse mit richtig leckerem (und nach den USA auch endlich wieder gesundem) Essen. Hach, so etwas gefällt uns (besonders mir)! Gut gestärkt fahren wir zu unserem Stellplatz für diese Nacht, zum Cerritos Beach, der besonders bei Surfern sehr beliebt ist. Peter hat zuletzt vor 17 Jahren (oh Gott, wir werden alt!) in Australien gesurft und spielt kurz mit dem Gedanken sich noch einmal aufs Brett zu schwingen. Da es aber dämmert und der Tag sich langsam dem Ende zuneigt, belassen wir es dabei, den anderen Surfern einfach vom Strand aus zuzuschauen.

Dann fahren wir zum südlichsten Zipfel der Baja, dort liegt der, besonders bei amerikanischen Touristen beliebte, Ort Cabo San Lucas. Mit einem Wassertaxi fahren wir entlang der Küste, vorbei an belebten und weniger belebten Stränden, hin zum „Pelican Rock“. Wie der Name schon sagt, befindet sich dort ein Felsen, der besonders bei Pelikanen (und auch Seelöwen sind mit von der Partie) beliebt ist…aber deswegen sind wir nicht hier, schließlich haben wir zuletzt unzählige Pelikane am Strand von Tecolote gesehen (s. dazu Artikel „Endlich Strand und der „Dia de los Muertos“ #029“). Was uns interessiert, ist die Unterwasserwelt um diesen besagten Felsen drumherum, da sich dort dutzende Fische im glasklaren Wasser tummeln. Allerdings tummeln sich dort nicht nur Fische, sondern auch jede Menge Menschen, die sich ebenfalls schnorchelnd anschauen wollen, was da unter Wasser so abgeht. So ist es schon irgendwie eine überlaufene Touristenattraktion, was wir ja eigentlich nicht so mögen, aber hey, so haben wir das auch mal gesehen und waren immerhin am südlichsten Punkt der Baja California. Leider besitzen wir zu diesem Zeitpunkt noch keine Unterwasserkamera, um das vernünftig für Euch filmen und fotografieren zu können, aber dazu sei gesagt…die ist bereits unterwegs! Falls jemand von Euch vorhat, ebenfalls so eine Tour zu machen, dem können wir nur den Tipp geben, dass der Boden dieser Wassertaxis durchaus nass und rutschig sein kann…ich spreche da aus Erfahrung und mein Steißbein weiß auch Wochen später noch wovon ich rede. Abends essen wir wieder in einem hervorragenden Restaurant, dem „Los Tres Gallos“…einfach der absolute Hammer!

Tags darauf verlassen wir Cabo San Lucas wieder Richtung Norden. Eigentlich wollen wir dabei am Meer entlang fahren, allerdings kommen wir, was die Offroad-Fähigkeiten anbelangt, an Sprintis und meine Grenzen (ich sage nur…was ein Schei…mit dem Steiß!) und fahren kurzerhand durch das Landesinnere zurück. So kommen wir auf dem Weg auch am „Trópico de Cáncer“, dem nördlichen Wendekreis, vorbei. Dort steht die Sonne am Mittag des Tages der jeweiligen Sonnenwende (21.06.) im Zenit. Ein Tag hat dann 13,5 Stunden, während der gleiche Tag am gegenüberliegenden Wendekreis nur 10,5 Stunden dauert. Die Wendekreise haben vom Äquator je einen Abstand von 2.609 km und sind jeweils rund 36.700 km lang. Nach dem Erreichen des Polarkreises vor ein paar Monaten in Kanada (auf dem direkten Weg ist das von hier nun rund 7.000 km entfernt), ist das nun ein weiterer Meilenstein auf unserer Reise und es wird uns bewusst, wie weit wir bereits gekommen sind…auch wenn noch sooo viel vor uns liegt. So haben wir im Norden die arktische Zone und dann weiter südlich die gemäßigte Zone durchquert und erreichen nun die Tropen. Ihr könnt Euch vorstellen, besonders Peter ist schwer begeistert 🙂

Dann erreichen wir wieder La Paz und unser Plan ist es, erneut ein paar Tage in Tecolote am Strand zu verweilen. Also ist vorher ein Großeinkauf angesagt. Spätestens im Supermarkt fällt einem auf, dass es tatsächlich kurz vor Weihnachten ist, denn bei 25 Grad und umgeben von Palmen, kommt nur bedingt Weihnachtsstimmung auf…zumindest so wie wir sie kennen mit kalten Temperaturen, Lichtern, Weihnachtsmärkten und Glühwein. Ansonsten entdecken wir im Supermarkt durchaus das ein oder andere merkwürdige oder auch bekannte Produkt…

Am Strand von Tecolote ist dann, wie man sieht und hört, gute Stimmung…

Wir lernen dort auch immer mehr Leute kennen, so z.B. Martina und Steve aus Essen mit ihrer fünfjährigen Tochter Amelie und ihrem Wohnmobil Hildegard, die seit Juli unterwegs sind und sich für die Panamericana zwei Jahre Zeit lassen wollen. Oder Olli aus Berlin, der seit einem Jahr mit seinem roten Mercedes Bremer hier in Mexiko unterwegs ist. Auch lernen wir den Holländer Kaj kennen, der seit 18 Jahren in Mexiko lebt und am Strand Schmuck verkauft. Wir sind immer wieder erstaunt, wie unterschiedlich Lebensmodelle aussehen können und auf wie viele interessante Menschen wir treffen.

Dann stellen wir dort am Strand fest, dass sich das Wasser bei Ebbe mehr zurückzieht als sonst und sich dadurch plötzlich Sandbänke auftürmen, die zuvor noch nicht da waren. Als wir am nächsten Morgen gegen 7 Uhr aufwachen und aus reiner Neugier das Rollo unseres Fensters heruntermachen, um aufs Meer zu schauen, hat sich nicht nur das Verhalten des Meeres bei Ebbe verändert, sondern auch bei Flut…die Wellen machen plötzlich erst kurz vor Sprinti halt. Wir springen aus dem Bett und schaffen es in letzter Minute Sprinti wegzufahren, ohne dass wir im Sand bzw. im Meer steckenbleiben. Auch bei anderen Campern sieht es heikel aus, aber alle scheinen rauszukommen. Die Bars am Anfang des Strands sind allerdings ziemlich überspült, aber so wie das aussieht, sind die das gewohnt, da das Hochwasser einfach mit den Mondphasen zu tun hat und somit monatlich wiederkehrt.

Wir schaffen es also noch rechtzeitig weg vom Strand zu kommen, aber das hatten wir eh vor, denn wir haben einen neuen Plan…wir lernen tauchen! Von Martina und Steve haben wir viel über das Tauchen gehört und weil es hier einfach so viele Tiere live zu erleben gibt, bietet es sich in Mexiko absolut an die Unterwasserwelt zu erkunden. Sie empfehlen uns die Tauchbasis „Sea Lions Dive Center“ in La Paz und wir wollen uns da erstmal nur erkundigen. Also nichts wie hin! Von wegen „erkundigen“…nach einer Stunde vor Ort haben wir für uns beide den „Open Water-Tauchkurs“ gebucht. Es ist Montag und weil die Wetterverhältnisse in dieser Woche gut sind, soll es bereits am Mittwoch losgehen (also das geht jetzt aber fix!). Die Theorie können wir über die App lernen und müssen anschließend dafür eine schriftliche Prüfung in der Tauchschule ablegen. Also pauken Peter und ich den kompletten Dienstag was das Zeug hält. Wir lernen u.a. zu berechnen wie sich der Wasserdruck bei steigender Tiefe verhält, was beim Ab- und Auftauchen zu beachten ist, welche Gefahren auch von körperlicher Seite her beim Tauchen drohen und noch so einiges mehr. Inhaltlich also durchaus anspruchsvoll. Am nächsten Tag geht es für uns dann schon früh am Morgen zur Tauchbasis, unsere erste Praxiseinheit steht an. Bevor wir damit starten, wollen Peter und ich allerdings erst noch den theoretischen Teil abschließen und bitten um die Prüfungsbögen. Das scheint nicht Usus zu sein und so ernten wir erstaunte Blicke von den Tauchlehrern, dass wir schon soweit sind. Wir bekommen die Bögen und nach 15 Minuten und jeweils 50 Fragen später gratuliert man uns beiden zur bestandenen Theorieprüfung mit je 100%…yippieh! So kann es weitergehen! Für uns heißt es jetzt: Ab in den Pool! Dort findet mit unserer bezaubernen Tauchlehrerin Carmen unsere erste Praxiseinheit statt. Wir haben das Glück, dass es in diesem Kurs keine anderen Tauchschüler gibt und so haben wir Carmen ganz für uns alleine. Schnell lernen wir wie wir unser Equipment selbstständig prüfen und zusammenbauen und schon kurze Zeit später finden wir uns in voller Montur mit Tauchanzug, Weste, Gürtel, Gewichten, Tauchflasche, Atemgeräten, Schwimmflossen und Taucherbrille im Pool eines benachbarten Hotels wieder. Und los geht´s! Es ist durchaus gewöhnungsbedürftig unter Wasser mit den Atemgeräten zu atmen. Wir hatten zuvor schon öfter mal geschnorchelt, aber das ist doch irgendwie etwas anderes. Auch die rund 25 kg Gewicht, die man zusätzlich mit sich trägt (als ob das so nicht schon genug wäre!) muss man lernen zu handeln, aber im Wasser geht das ja schon mal leichter. Die folgenden Stunden verbringen wir damit, unter Wasser sicherer zu werden und führen auch viele Übungen durch, die uns im Ernstfall weiterhelfen. So z.B. wenn Wasser in die Brille gerät oder wir diese kurzzeitig sogar verlieren, wie wir uns unter Wasser verständigen und uns gegenseitig mit Luft versorgen können, wenn dem Anderen, aus welchem Grund auch immer, keine Luft mehr zur Verfügung steht und wie mit dem Druckausgleich umzugehen ist oder wie wir zur Not auch ohne Luft wieder an die Wasseroberfläche gelangen können.

Am nächsten Tag heißt es für uns dann: Ab ins Meer! Wir fahren mit einem Boot raus und haben noch eine andere Tauchgruppe mit an Bord, die aber schon einige Tauchgänge auf dem Buckel hat und daher mit ihrem eigenen Guide unterwegs ist. Wir haben unsere Carmen also wieder ganz für uns. Ich muss zugeben, anfangs ist es durchaus gewöhnungsbedürftig in die Tiefe des Meeres abzutauchen wohlwissentlich, dass man aufgrund des Druckunterschieds nicht einfach so schnell wieder auftauchen kann wenn irgendetwas ist, sondern dass dies nur mit etwas Zeit und ganz gemächlich passieren darf. Wir können uns aber beide darauf einlassen und auch mit dem Druckausgleich in den Ohren funktioniert es in der Tiefe gut. Wir wiederholen die Übungen vom Vortag und auch das ist im Meer noch mal eine andere Nummer. Aber wir bekommen es gut hin und können so die Tierwelt in der Tiefe genießen. Atemberaubende Fische in unterschiedichster Form und Farbe schwimmen um uns herum und auch Seelöwen flitzen an uns vorbei. Wir machen an diesem Tag zwei Tauchgänge und kommen auf eine Tiefe von 9,9 m.

Auf dem Rückweg dann ein weiteres Highlight…unser Boot wird begleitet von einem ganzen Schwarm an Delfinen. Ich bin total aus dem Häuschen, weil ich immer schon mal Delfine sehen wollte, es aber bisher nie geklappt hat. Yippieh!

Tags darauf geht es erneut für zwei weitere Tauchgänge raus aufs Meer. Und was wir da erleben, ist der absolute Wahnsinn! In einer Tiefe von 20,2 Metern stoßen wir auf ein altes Schiffswrack, dass in den 70er Jahren als chinesisches Flüchtlingsschiff diente und dann dort versenkt wurde. Es ist beeindruckend zu sehen, wie das Schiff vom Meer vereinnahmt wurde und wie dort neuer Lebensraum entstanden ist. Wir sehen, wie es sich eine Schildkröte „an Deck“ gemütlich macht und es flitzen Seelöwen, Kormorane oder auch TromPETERfische um uns herum. Hier hat Peter mal einen kleinen Film für Euch zusammengestellt…taucht also mit uns ab in die Unterwasserwelt Mexikos! (Unser Tipp: Am großen Bildschirm und mit ordentlicher Lautstärke könnt Ihr es noch besser auf Euch wirken lassen.)

Am Ende dieses Tauchgangs und nach weiteren Übungen im Wasser haben wir ihn dann…unseren Tauchschein! Vor einer Woche war noch nicht einmal klar, dass wir das überhaupt machen werden und nun, ein paar Tage später, stehen wir hier und halten unseren Schein in den Händen. Natürlich gibt es noch so viel mehr über das Tauchen zu lernen und es gilt weitere Praxiserfahrung zu sammeln, aber das ist schon mal ein guter Anfang.

Am nächsten Tag belohnen wir uns selbst mit einer weiteren Erfahrung im Meer…wir schnorcheln mit Walhaien! Ein Walhai  ist der größte Hai und zugleich der größte Fisch der Gegenwart. Er wird bis zu 14,5 m lang und sein Gewicht beträgt bis zu 12 Tonnen. Ja das kann ja was werden! Walhaie bevorzugen eine Wassertemperatur von 21 bis 25 °C und sind weltweit in fast allen warmen, tropischen und subtropischen Gewässern anzutreffen, was ich übrigens durchaus nachvollziehen kann. In der Regel handelt es sich hierbei um Gebiete mit saisonaler Planktonblüte oder um Regionen, in denen planktonreiches kälteres Auftriebswasser zu beobachten ist. Hier vor La Paz ist so eine Gegend und so kehren die Walhaie jährlich ab Mitte November in die Bucht zurück. Gemeinsam mit Martina, Steve, ihrer Tochter Amelie, vier anderen Erwachsenen und einem weiteren Kind starten wir zusammen mit unserem Guide Omar und dem Captain die Bootstour. Wir fahren raus in die Bucht und halten zunächst an einer Kontrollstelle, die genau überwacht wie viele und welches Boot zu den Walhaien fahren darf. Alles unterliegt genauen Bestimmungen, um so die Tiere zu schützen und sie nicht zu stressen, was wir übrigens sehr befürworten, wenn wir schon so eine Tour machen. Es ist genau geregelt, wie weit und wie schnell sich die Boote nähern dürfen und ab wann der Motor gänzlich abgeschaltet werden muss. Die Tiere werden nicht angefüttert, so dass sie ihr natürliches „Fress- und Wanderverhalten“ beibehalten. Da auch genau geregelt ist, wie viele Personen einem Tier wie nah kommen dürfen, werden wir in zwei Gruppen eingeteilt und dürfen nur nacheinander ins Wasser. Nur zu Beginn ist noch ein weiteres Boot vor Ort, das ist aber schnell verschwunden und so sind wir an diesem Tag ganz alleine mit 5 Walhaien in dieser Bucht vor La Paz in Mexiko. Da wir wie gesagt nur in Gruppen nacheinander in die Nähe der Tiere dürfen, bereiten wir uns auf dem Boot mit Tauchanzug, Schwimmflossen, Taucherbrille und Schnorchel vor und als wir das Zeichen erhalten hopsen Martina, Steve, Amelie, Peter und ich ins Wasser.

Und dann ziehen sie auch schon an uns vorbei, diese gewaltigen Tiere, die so sanft durch das Wasser gleiten und mit nur einem ruhigen Flossenschlag eine Entfernung zurücklegen, die es einem Menschen nicht immer so einfach macht ihnen zu folgen. Natürlich dürfen wir die Tiere nicht berühren und sollen einen Abstand von mind. 3 Metern halten…was gar nicht so einfach ist, wenn das Tier spontan einen Richtungswechsel einschlägt. So wird mir ganz anders, als ein Walhai plötzlich direkt auf mich zuschwimmt und ja, ich kann sagen, dass wir uns tief in die Augen geschaut haben. Nur…wohin so schnell?! Im Video erkennt Ihr vielleicht, wie ich dann die Flucht ergreife. Nicht dass sich noch die Geschichte aus der Bibel wiederholt, bei der Jona von einem Fisch gefressen wird…schließlich möchte ich ja nicht, dass das arme Tier hier noch erstickt! Glücklicherweise steht ja nur Plankton auf seinem Speiseplan und ich bin mir sicher, dass ich mich davon doch sehr unterscheide!

Es ist beeindruckend die Tiere so zu erleben, die sich glücklicherweise auch gar nicht an uns stören. Die tollen Aufnahmen unserer Walhai-Tour haben uns übrigens Martina und Steve zur Verfügung gestellt (Lieben Dank nochmal dafür!), die auch unter Wasser mit dem besten Equipment ausgestattet sind. Wer weitere tolle Fotos und Videos sehen möchte, schaut gerne mal auf ihrem Instagram naturwunderer_ und photografnix vorbei.

Und so erleben wir an diesem Tag ein weiteres unvergessliches Abenteuer, was definitv ein krönender Abschluss für unsere Woche „unter Wasser“ ist.

Wir sind schon gespannt, was noch so auf uns wartet und senden sonnige Adventsgrüße in die Heimat…

Reiseberichte Mexiko

Endlich Strand und der „Dia de los Muertos“… (#029)

11. Dezember 2022

– Baja California Sur –

Für uns geht es die Baja California weiter Richtung Süden und so erreichen wir den nächsten Staat des Landes…Baja California Sur (also die südliche Baja). Erneut ändert sich unsere Zeitzone und wir liegen nicht mehr neun, sondern „nur“ noch acht Stunden hinter Deutschland. Allerdings wundern wir uns, weil uns im Wagen dennoch eine andere Uhrzeit angezeigt wird als auf unseren Handys. Nach zwei Tagen erfahren wir zufällig, dass man hier in Mexiko die Uhr auf Winterzeit umgestellt hat (dies allerdings zum letzten Mal, da Mexiko zukünftig die Winterzeit behalten wird) und so haben wir stumpf zwei Tage nach der falschen Uhrzeit gelebt. Zum Glück spielt Zeit auf dieser Etappe der Reise gerade nicht so eine große Rolle (was wir als absoluten Luxus empfinden), so dass wir letztendlich nichts verpasst haben. In den folgenden Tagen kommen wir an vielen Stränden vorbei, bei denen wir mit Sprinti bis ans Wasser heranfahren und dort auch frei stehen können. Auch die Mexikaner nutzen die Gelegenheit…besonders am Wochenende. So wird die ganze Familie ins Auto gepackt, dazu ein wenig Verpflegung, der ein oder andere Pavillon und los geht es an den Strand. Dort wird dann kurzerhand ein Fisch gefangen, ausgenommen (die Möwen freuen sich) und direkt verarbeitet…meist eingelegt in einem Sud aus Limettensaft, Zwiebeln und Gewürzen, was den Fisch quasi gart. Das Ganze nennt sich Ceviche, ein ursprünglich peruanisches Gericht, was mittlerweile in ganz Südamerika weit verbreitet ist. Wir haben dies auch in Kroatien schon einmal kennengelernt. So verbringen die Mexikaner gerne ihre Wochenenden am Strand mit der ganzen Familie…und wir können gut verstehen warum, es ist echt chillig.

Dann erreichen wir Loreto, ein kleines Hafenstädtchen mit 12.000 Einwohnern, was 1697, als erste und somit älteste spanische Siedlung in ganz Kalifornien von den Jesuiten als Mission gegründet wurde. Wir finden einen kleinen Stellplatz mitten in der Stadt und schlendern erstmal durch die Straßen. Loreto ist echt ein süßes Städtchen, was auch für viele Kreuzfahrtschiffe einen Stopp wert ist. In einem kleinen Restaurant bekommen wir für ein paar Pesos original mexikanisches Essen…Tacos, Guacamole & Co…einfach lecker!

Weiter südlich erreichen wir die Stadt La Paz (s. auch unter unsere Route), mit 215.000 Einwohnern die Hauptstadt des Bundesstaates Baja California Sur. Dort finden wir den schönen Campingplatz „Maranatha“ und genießen es, auch mal in den Tag hineinleben zu können. Auch wenn wir schon seit nun sieben Monaten unterwegs sind und vermeintlich „Urlaub“ haben, so sind wir doch mit einem straffen Programm durch Kanada und die USA gereist. Unsere Tage waren recht durchgetaktet und viele Kilometer mussten, neben all den Sehenswürdigkeiten und Nationalparks, bewältigt werden. So waren wir selten länger als einen Tag an einem Ort. Jetzt ist daher eher Chill-Modus angesagt und wir freuen uns richtig darauf. Aber so leicht fällt es uns gar nicht zur Ruhe zu kommen. Wir lernen unsere Camping-Nachbarn Claudia und Thomas aus der Schweiz kennen (ihren Blog findet Ihr unter dubu-and-more), die bereits seit 4 Jahren durch Mexiko reisen und von denen wir uns einiges abschauen. Wir verlängern unseren Aufenthalt auf dem Campingplatz um ein paar Tage und kommen tatsächlich langsam zur Ruhe. Hach, fein! Wir erledigen ein paar Dinge am Fahrzeug (putzen muss ja auch mal sein), schreiben für Euch Artikel, waschen Wäsche, genießen das Wetter (25-30 Grad), schauen abends einfach mal Netflix und leben in den Tag hinein…es könnte definitiv schlimmer sein!

Dann ist der 01. November, der „Dia de los Muertos“, also der Tag der Toten, quasi unser Allerheiligen. Es ist einer der wichtigsten mexikanischen Feiertage und es wird traditionell den Verstorbenen gedacht. Die Vorbereitungszeit für die Feierlichkeiten beginnt bereits Mitte Oktober und gefeiert wird vom Vorabend von Allerheiligen (31. Oktober) bis zum Gedächtnis Allerseelen am 2. November. Dabei wird der Tag der Toten je nach Region auf verschiedene Weise gefeiert. Das Brauchtum zu diesem Feiertag wurde 2003 von der UNESCO zum „Meisterwerk des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit“ ernannt. Die Feierlichkeiten in ihrer traditionellen Form gelten allerdings als bedroht, da sie nach und nach von dem eher kommerziell ausgerichteten Halloween-Brauch aus Nordamerika überschattet werden. Nach altmexikanischem Glauben kommen die Toten einmal im Jahr zum Ende der Erntezeit zu Besuch aus dem Jenseits und feiern gemeinsam mit den Lebenden ein fröhliches Wiedersehen mit Musik, Tanz und gutem Essen. Der Tag der Toten ist also keine Trauerveranstaltung, sondern ein farbenprächtiges Volksfest zu Ehren der Toten. Die Straßen werden mit Blumen geschmückt, Symbole des Todes und der Vergänglichkeit, Skelette und Schädel in den unterschiedlichsten Ausführungen stehen in den Schaufenstern und überall sieht man Abbildungen der „Calavera Catrina“, die symbolisch für den Tag der Toten geworden ist.

Wir fahren in die Stadt und erleben hautnah wie dieser Tag hier gefeiert wird. In Gedenken an die Toten sind kleine mit Blumen geschmückte Altäre mit Fotos der Verstorbenen aufgebaut (und das sogar in Supermärkten), auf einer Bühne wird getanzt und Musik gespielt. Es gibt einen Kostümwettbewerb, wer die schönste Calavera Catrina ist und selbst kleine Kinder sind verkleidet…sehr süß übrigens. Aufgebaut sind zudem viele Stände mit Kleinkunst und auch Speis und Trank kommen nicht zu kurz (also ohne Alkohol, denn der ist in der Öffentlichkeit untersagt). Alle sind ausgelassen und fröhlich…abgesehen von den Catrinas natürlich, die gemäß ihrer Verkleidung eher düster dreinblicken.

Dann fahren wir weiter nach Tecolote, ein Strand nördlich von La Paz und verbringen dort ein paar Tage. Wie viele andere Reisende oder auch Einheimische stehen wir mit Sprinti wieder unmittelbar am Meer (dem Golf von Kalifornien). Bei rund 25-30 Grad (was mindestens dreimal 8 Grad entspricht…yippieh!), einer leichten und auch mal stärkeren Brise lässt es sich dort seeehr gut aushalten. Und auch den Pelikanen, die sich zu Dutzenden dort aufhalten und jagen, scheint es zu gefallen. Stundenlang können wir diese Vögel beobachten, wie sie sich immer und immer wieder ins Meer stürzen bis sie endlich erfolgreich Fische gefangen haben.

Einziger Wermutstropfen an diesem schönen Plätzchen…kein Handyempfang. Wie wir von anderen Reisenden erfahren, gibt es ein paar hundert Meter entlang des Strands auf einem kleinen Hügel, wenn man Glück hat, ein wenig Kontakt zur Außenwelt. So wandern wir alle paar Tage dorthin und erreichen zumindest für einen kurzen Moment mal H+…immerhin reicht es, um die wichtigsten Nachrichten zu erhalten bzw. abzusenden. So verbringen wir die Tage am Strand von Tecolote mit Schwimmen, Podcasts hören, Sport machen, Spanisch lernen, Ukulele spielen (also Peter) und chillen…und wir genießen es total die Seele baumeln zu lassen.

Baja…we love it!

Euch einen schönen dritten Advent…

Reiseberichte Mexiko

Viva México (#028)

4. Dezember 2022

– Wir erreichen Land Nr. 3 –

Wir verlassen San Diego Richtung Südosten und fahren durch die Berge Südkaliforniens. Nach gut einer Stunde erreichen wir Tecate…die mexikanische Grenzstadt! Vorbei sind die Zeiten, in denen wir uns ohne weiteres mit der englischen Sprache verständigen können, ab jetzt ist Spanisch angesagt! Obwohl wir beide diesbezüglich fleißig am Üben sind, sind wir noch meilenweit davon entfernt dieser Sprache fließend mächtig zu sein. Apropos „Meilen“…dieses Längenmaß lassen wir glücklicherweise mit den USA hinter uns, ebenso wie Feet, Inches, Gallonen oder Fahrenheit…yippieh! Hier heißt es endlich wieder Kilometer, Meter, Liter und Celsius…wir feiern es beide ab!

Aber vor dem Feiern heißt es erstmal noch auch reibungslos über die Grenze zu gelangen. Wir haben uns extra für den Grenzübergang in Tecate und nicht für den in Tijuana entschieden, weil dieser nicht so stark frequentiert sein soll und somit hoffentlich auch nicht so lange Wartezeiten mit sich bringt. Und unser Plan scheint aufzugehen…es ist nichts los und somit kommen wir direkt dran. Wir fahren mit Sprinti an die Schranke und werden von einem netten mexikanischen Grenzbeamten in sehr schnellem Spanisch begrüßt…ah ja! Für uns heißt es: rechts anhalten und Fahrzeugkontrolle! Wir müssen den Kofferraum und die Türen öffnen und auch im Innenraum werden sämtliche Schränke und Schubladen inspiziert. Aber mit Sprinti und uns scheint alles in Ordnung zu sein (Gott sei Dank!) und somit dürfen wir durch das Tor auf die mexikanische Seite fahren. Wir sollen Sprinti direkt dahinter in einer Seitenstraße parken und dann zurückkommen und alle weiteren Formalitäten erledigen. Moment mal, wir hatten zuvor gehört, dass die Grenzstädte recht heikel sind und man schnellstmöglich weiter Richtung Süden fahren soll…und jetzt sollen wir Sprinti direkt unbeobachtet in einer Seitenstraße (eine ungeteerte sandige Straße, mit recht heruntergekommenen Häusern und herumlungernden Menschen…so scheint es zumindest auf den ersten Blick) stehen lassen? Wobei, so unbeobachtet ist er vielleicht gar nicht…an der Grenze wird sicherlich die ein oder andere Kamera angebracht sein und die erhascht vielleicht auch noch etwas von Sprinti auf der besagten Seitenstraße. Das geht ja schon mal gut los hier!

Typisch deutsch sind wir bestens vorbereitet und marschieren mit einem Hefter voll gesammelter Unterlagen in das Grenzgebäude. Wir stellen schnell fest, dass man mit Englisch definitiv nicht mehr weiter kommt und unsere Spanischkenntnisse werden direkt einem Praxistest unterzogen. Aber die Beamtin ist sehr freundlich und gemeinsam kommen wir ans Ziel. Wir müssen eine Einreisekarte ausfüllen und dann damit und mit unseren Unterlagen zu einer anderen Dame am Bankschalter außerhalb des Gebäudes. Dieses Hin und Her machen wir dann noch zweimal (und ich wünsche mir bereits das erste Mal ein wenig mehr Struktur und frage mich, warum denn nirgends ein Schild oder ähnliches zum Ablauf des Ganzen steht…typisch ich halt!). Wir zahlen für den Grenzübergang 66,16 EUR und für Sprintis Anmeldung 58,40 EUR. Im Internet hatten wir gelesen, dass ggf. noch eine Kaution für das Fahrzeug fällig wird, allerdings fällt die bei uns nicht an, weil es sich bei Sprinti um ein Wohnmobil handelt. Das war es dann von der mexikanischen Seite auch schon…wir bekommen ein Visum für 180 Tage, was die maximale Zeit für Reisende ist, Sprinti hingegen darf 10 Jahre im Land bleiben. Es liegt auch hier wieder in der Hand der Grenzbeamten wie viele Tage sie einem genehmigen (also maximal 180), aber mit einem deutschen Reisepass stehen die Chancen schon mal recht gut.

Jetzt halten wir nur noch die ESTA-Ausreisekarten der USA in den Händen, dir wir bei unserer ersten Einreise vor ein paar Monaten in Alaska bekommen hatten. Wie man uns damals sagte, müssten wir die auf jeden Fall beim Verlassen der USA wieder abgeben, um auch eine korrekte Ausreise zu gewährleisten. So stehen wir da mit unseren Ausreisekarten und nirgends ein amerikanischer Grenzbeamter in Sicht. Und nu? Dann sagt man uns, dass wir einmal um den Block laufen sollen, denn „da hinten“ seien ein paar amerikanische Polizisten. Also irgendwie kommt uns das alles spanisch vor…oder mexikanisch? Wir schnappen uns Sprinti aus der Seitenstraße und fahren um den Block…ein huckeliger enger Weg, der absolut nichts Offizielles verspricht. Dann stehen wir plötzlich an der Mauer…Trumps Mauer! Dort entdecken wir eine amerikanische Polizistin, der wir unsere Situation schildern und die zugibt, diese Ausreisekarten noch nie gesehen zu haben. Aber sie ruft ihren Vorgesetzten, der zwar auch ein wenig skeptisch dreinblickt, uns aber das Gefühl gibt, dass er zumindest ein wenig Ahnung hat und die Karten entgegennimmt. Also wäre das auch erledigt…und ich glaube, wir sind mal wieder „zu deutsch“ (also zu korrekt) unterwegs gewesen. Aber egal, wir sind endlich in Mexiko…und damit zu Gast ist einem Land, das fast sechsmal so groß ist wie Deutschland und das 129 Mio. Menschen ihr Zuhause nennen!

Dann heißt es für uns weg von der Grenze (s. dazu auch unter unsere Route) und rein in die Baja California, der nördliche der beiden Bundesstaaten auf der gleichnamigen Halbinsel. Sie ist umgeben vom Pazifik und dem Golf von Kalifornien…also viel Strand und somit jetzt genau das Richtige für uns! Nachdem wir es irgendwie hinbekommen haben für unsere Handys mexikanische SIM-Karten zu besorgen und unsere Mobilgeräte auch in diesem Land ans Laufen zu bringen, erreichen wir an diesem Tag noch die Stadt Ensenada, 130 km südlich der Grenze. Wir essen unsere ersten mexikanischen Tacos an einem Straßenstand…sehr lecker übrigens und sind überrascht, wie früh es bereits dunkel wird (gegen 18 Uhr). Wir erreichen so gerade eben noch in der Dämmerung (im Dunkeln sollte man hier nämlich nicht Auto fahren) einen Stellplatz mitten in der Stadt, vor allem aber auch direkt am Meer. Und so schlafen wir an diesem Abend zwar mit Meeresrauschen, aber auch mit einem Kopf voller neuer Eindrücke ein…ich muss zugeben, so ruhig war der Schlaf dann nicht.

Am nächsten Tag heißt es für uns dann einkaufen…bei Google Maps suchen wir nach einem großen Supermarkt und werden auch fündig. Was Google Maps uns allerdings nicht aufzeigt, in welcher Gegend sich dieser Supermarkt befindet und so fahren wir plötzlich durch eine Gegend Ensenadas, die von Armut gezeichnet ist und wo wir mit unserem Sprinti durchaus auffallen. Als wir auf dem Parkplatz des Supermarkts dann auch noch eine Gruppe junger Männer sehen, die sich bei unserem Eintreffen heimlich Zeichen geben und auf uns schauen, machen wir spontan kehrt und suchen nach einem anderen Lebensmittelgeschäft…der dritte Laden wird es dann…allerdings erledige ich die Einkäufe kurzerhand alleine und Peter bleibt vorsichtshalber im Auto sitzen und behält alles im Blick. Rückblickend und mit ein wenig mehr Erfahrung wie es hier so abläuft, können wir über unser Verhalten durchaus schmunzeln, weil wir uns definitiv ein wenig zu sehr verrückt gemacht haben…aber schließlich ist Vorsicht besser als Nachsicht!

Dann verlassen wir Ensenada Richtung Süden und das ist auch gut so. In den nächsten Tagen fahren wir entlang der Baja und grooven uns in das mexikanische Leben ein. Wir lernen die Menschen und ihre freundliche Art kennen, finden uns immer besser auf den mexikanischen Straßen mit teilweise sehr speziellen Regelungen zurecht und lernen die Landschaft und das Land besser kennen. Wir fahren durch Orte, die vielelicht nicht durch Reichturm, aber durch unwahrscheinlich viel Charme glänzen. Auch lernen wir die politischen und kulturellen Gegebenheiten besser kennen, wie z.B. auch, dass gewisse Kontrollen im Straßenverkehr dazugehören. So wie hier, die „Inspeccion sanitaria“, die angeblich für die Säuberung unseres (besser gesagt Sprintis) Unterbodens sorgen soll…

Auch Militärkontrollen sind relativ normal (und bisher für uns zum Glück auch absolut harmlos), um die Kriminalität und den Schmuggel einzugrenzen…

So gewöhnen wir uns schnell an die neuen Gegebenheiten und erlangen auch immer mehr Sicherheit darin, wie mit gewissen Dingen umzugehen ist. Wir lernen auch einzuschätzen, wann Gefahr droht und wann nicht und müssen sagen, dass, abgesehen von unserem Ausflug in Ensenada, wir auf der ganzen Baja California noch nicht wieder so eine Gegend erlebt haben. Die Menschen sind sehr freundlich und wollen einem nichts Schlechtes. Das mag in anderen Teilen des Landes und auch bei den herrschenden Kartellen in gewissen Regionen anders sein, aber hier auf der Baja fühlen wir uns mit Sprinti sehr sicher (ich klopfe auf Holz). Natürlich kann immer und überall etwas passieren, aber das kann es eben auch in Europa. Wir sind uns durchaus bewusst, dass wir nicht leichtsinnig sein sollten…und das sind wir auch nicht. Und bis dahin toi toi toi! Wir haben bestimmte Vorsichtsmaßnahmen getroffen und wissen wie besondere Situationen (z.B. mit korrupten Polizisten) theoretisch zu handeln sind. Auch im Austausch mit anderen Reisenden hier vor Ort, haben sich einige Bedenken relativieren können und somit schauen wir einfach was da evtl. noch kommen mag und genießen jetzt erst einmal das Land.

Wir fahren weiter nach Süden und kommen unter anderem durch bergige Landschaften, die teilweise grüner sind als wir erwartet hätten. Was die gesamte Gegend allerdings oft dominiert sind Kakteen, Kakteen und nochmals Kakteen. Wunderschöne Pflanzen von enormer Größe und mit zum Teil prächtigen Blüten.

Wir sind schon ganz gespannt darauf, dieses bisher schon wunderschöne Land mit seinen herzlichen Menschen weiter zu erkunden und freuen uns, dass Ihr mit dabei seid.

Viva México!