– Wir erreichen Land Nr. 3 –
Wir verlassen San Diego Richtung Südosten und fahren durch die Berge Südkaliforniens. Nach gut einer Stunde erreichen wir Tecate…die mexikanische Grenzstadt! Vorbei sind die Zeiten, in denen wir uns ohne weiteres mit der englischen Sprache verständigen können, ab jetzt ist Spanisch angesagt! Obwohl wir beide diesbezüglich fleißig am Üben sind, sind wir noch meilenweit davon entfernt dieser Sprache fließend mächtig zu sein. Apropos „Meilen“…dieses Längenmaß lassen wir glücklicherweise mit den USA hinter uns, ebenso wie Feet, Inches, Gallonen oder Fahrenheit…yippieh! Hier heißt es endlich wieder Kilometer, Meter, Liter und Celsius…wir feiern es beide ab!
Aber vor dem Feiern heißt es erstmal noch auch reibungslos über die Grenze zu gelangen. Wir haben uns extra für den Grenzübergang in Tecate und nicht für den in Tijuana entschieden, weil dieser nicht so stark frequentiert sein soll und somit hoffentlich auch nicht so lange Wartezeiten mit sich bringt. Und unser Plan scheint aufzugehen…es ist nichts los und somit kommen wir direkt dran. Wir fahren mit Sprinti an die Schranke und werden von einem netten mexikanischen Grenzbeamten in sehr schnellem Spanisch begrüßt…ah ja! Für uns heißt es: rechts anhalten und Fahrzeugkontrolle! Wir müssen den Kofferraum und die Türen öffnen und auch im Innenraum werden sämtliche Schränke und Schubladen inspiziert. Aber mit Sprinti und uns scheint alles in Ordnung zu sein (Gott sei Dank!) und somit dürfen wir durch das Tor auf die mexikanische Seite fahren. Wir sollen Sprinti direkt dahinter in einer Seitenstraße parken und dann zurückkommen und alle weiteren Formalitäten erledigen. Moment mal, wir hatten zuvor gehört, dass die Grenzstädte recht heikel sind und man schnellstmöglich weiter Richtung Süden fahren soll…und jetzt sollen wir Sprinti direkt unbeobachtet in einer Seitenstraße (eine ungeteerte sandige Straße, mit recht heruntergekommenen Häusern und herumlungernden Menschen…so scheint es zumindest auf den ersten Blick) stehen lassen? Wobei, so unbeobachtet ist er vielleicht gar nicht…an der Grenze wird sicherlich die ein oder andere Kamera angebracht sein und die erhascht vielleicht auch noch etwas von Sprinti auf der besagten Seitenstraße. Das geht ja schon mal gut los hier!
Typisch deutsch sind wir bestens vorbereitet und marschieren mit einem Hefter voll gesammelter Unterlagen in das Grenzgebäude. Wir stellen schnell fest, dass man mit Englisch definitiv nicht mehr weiter kommt und unsere Spanischkenntnisse werden direkt einem Praxistest unterzogen. Aber die Beamtin ist sehr freundlich und gemeinsam kommen wir ans Ziel. Wir müssen eine Einreisekarte ausfüllen und dann damit und mit unseren Unterlagen zu einer anderen Dame am Bankschalter außerhalb des Gebäudes. Dieses Hin und Her machen wir dann noch zweimal (und ich wünsche mir bereits das erste Mal ein wenig mehr Struktur und frage mich, warum denn nirgends ein Schild oder ähnliches zum Ablauf des Ganzen steht…typisch ich halt!). Wir zahlen für den Grenzübergang 66,16 EUR und für Sprintis Anmeldung 58,40 EUR. Im Internet hatten wir gelesen, dass ggf. noch eine Kaution für das Fahrzeug fällig wird, allerdings fällt die bei uns nicht an, weil es sich bei Sprinti um ein Wohnmobil handelt. Das war es dann von der mexikanischen Seite auch schon…wir bekommen ein Visum für 180 Tage, was die maximale Zeit für Reisende ist, Sprinti hingegen darf 10 Jahre im Land bleiben. Es liegt auch hier wieder in der Hand der Grenzbeamten wie viele Tage sie einem genehmigen (also maximal 180), aber mit einem deutschen Reisepass stehen die Chancen schon mal recht gut.
Jetzt halten wir nur noch die ESTA-Ausreisekarten der USA in den Händen, dir wir bei unserer ersten Einreise vor ein paar Monaten in Alaska bekommen hatten. Wie man uns damals sagte, müssten wir die auf jeden Fall beim Verlassen der USA wieder abgeben, um auch eine korrekte Ausreise zu gewährleisten. So stehen wir da mit unseren Ausreisekarten und nirgends ein amerikanischer Grenzbeamter in Sicht. Und nu? Dann sagt man uns, dass wir einmal um den Block laufen sollen, denn „da hinten“ seien ein paar amerikanische Polizisten. Also irgendwie kommt uns das alles spanisch vor…oder mexikanisch? Wir schnappen uns Sprinti aus der Seitenstraße und fahren um den Block…ein huckeliger enger Weg, der absolut nichts Offizielles verspricht. Dann stehen wir plötzlich an der Mauer…Trumps Mauer! Dort entdecken wir eine amerikanische Polizistin, der wir unsere Situation schildern und die zugibt, diese Ausreisekarten noch nie gesehen zu haben. Aber sie ruft ihren Vorgesetzten, der zwar auch ein wenig skeptisch dreinblickt, uns aber das Gefühl gibt, dass er zumindest ein wenig Ahnung hat und die Karten entgegennimmt. Also wäre das auch erledigt…und ich glaube, wir sind mal wieder „zu deutsch“ (also zu korrekt) unterwegs gewesen. Aber egal, wir sind endlich in Mexiko…und damit zu Gast ist einem Land, das fast sechsmal so groß ist wie Deutschland und das 129 Mio. Menschen ihr Zuhause nennen!
Dann heißt es für uns weg von der Grenze (s. dazu auch unter unsere Route) und rein in die Baja California, der nördliche der beiden Bundesstaaten auf der gleichnamigen Halbinsel. Sie ist umgeben vom Pazifik und dem Golf von Kalifornien…also viel Strand und somit jetzt genau das Richtige für uns! Nachdem wir es irgendwie hinbekommen haben für unsere Handys mexikanische SIM-Karten zu besorgen und unsere Mobilgeräte auch in diesem Land ans Laufen zu bringen, erreichen wir an diesem Tag noch die Stadt Ensenada, 130 km südlich der Grenze. Wir essen unsere ersten mexikanischen Tacos an einem Straßenstand…sehr lecker übrigens und sind überrascht, wie früh es bereits dunkel wird (gegen 18 Uhr). Wir erreichen so gerade eben noch in der Dämmerung (im Dunkeln sollte man hier nämlich nicht Auto fahren) einen Stellplatz mitten in der Stadt, vor allem aber auch direkt am Meer. Und so schlafen wir an diesem Abend zwar mit Meeresrauschen, aber auch mit einem Kopf voller neuer Eindrücke ein…ich muss zugeben, so ruhig war der Schlaf dann nicht.
Am nächsten Tag heißt es für uns dann einkaufen…bei Google Maps suchen wir nach einem großen Supermarkt und werden auch fündig. Was Google Maps uns allerdings nicht aufzeigt, in welcher Gegend sich dieser Supermarkt befindet und so fahren wir plötzlich durch eine Gegend Ensenadas, die von Armut gezeichnet ist und wo wir mit unserem Sprinti durchaus auffallen. Als wir auf dem Parkplatz des Supermarkts dann auch noch eine Gruppe junger Männer sehen, die sich bei unserem Eintreffen heimlich Zeichen geben und auf uns schauen, machen wir spontan kehrt und suchen nach einem anderen Lebensmittelgeschäft…der dritte Laden wird es dann…allerdings erledige ich die Einkäufe kurzerhand alleine und Peter bleibt vorsichtshalber im Auto sitzen und behält alles im Blick. Rückblickend und mit ein wenig mehr Erfahrung wie es hier so abläuft, können wir über unser Verhalten durchaus schmunzeln, weil wir uns definitiv ein wenig zu sehr verrückt gemacht haben…aber schließlich ist Vorsicht besser als Nachsicht!
Dann verlassen wir Ensenada Richtung Süden und das ist auch gut so. In den nächsten Tagen fahren wir entlang der Baja und grooven uns in das mexikanische Leben ein. Wir lernen die Menschen und ihre freundliche Art kennen, finden uns immer besser auf den mexikanischen Straßen mit teilweise sehr speziellen Regelungen zurecht und lernen die Landschaft und das Land besser kennen. Wir fahren durch Orte, die vielelicht nicht durch Reichturm, aber durch unwahrscheinlich viel Charme glänzen. Auch lernen wir die politischen und kulturellen Gegebenheiten besser kennen, wie z.B. auch, dass gewisse Kontrollen im Straßenverkehr dazugehören. So wie hier, die „Inspeccion sanitaria“, die angeblich für die Säuberung unseres (besser gesagt Sprintis) Unterbodens sorgen soll…
Auch Militärkontrollen sind relativ normal (und bisher für uns zum Glück auch absolut harmlos), um die Kriminalität und den Schmuggel einzugrenzen…
So gewöhnen wir uns schnell an die neuen Gegebenheiten und erlangen auch immer mehr Sicherheit darin, wie mit gewissen Dingen umzugehen ist. Wir lernen auch einzuschätzen, wann Gefahr droht und wann nicht und müssen sagen, dass, abgesehen von unserem Ausflug in Ensenada, wir auf der ganzen Baja California noch nicht wieder so eine Gegend erlebt haben. Die Menschen sind sehr freundlich und wollen einem nichts Schlechtes. Das mag in anderen Teilen des Landes und auch bei den herrschenden Kartellen in gewissen Regionen anders sein, aber hier auf der Baja fühlen wir uns mit Sprinti sehr sicher (ich klopfe auf Holz). Natürlich kann immer und überall etwas passieren, aber das kann es eben auch in Europa. Wir sind uns durchaus bewusst, dass wir nicht leichtsinnig sein sollten…und das sind wir auch nicht. Und bis dahin toi toi toi! Wir haben bestimmte Vorsichtsmaßnahmen getroffen und wissen wie besondere Situationen (z.B. mit korrupten Polizisten) theoretisch zu handeln sind. Auch im Austausch mit anderen Reisenden hier vor Ort, haben sich einige Bedenken relativieren können und somit schauen wir einfach was da evtl. noch kommen mag und genießen jetzt erst einmal das Land.
Wir fahren weiter nach Süden und kommen unter anderem durch bergige Landschaften, die teilweise grüner sind als wir erwartet hätten. Was die gesamte Gegend allerdings oft dominiert sind Kakteen, Kakteen und nochmals Kakteen. Wunderschöne Pflanzen von enormer Größe und mit zum Teil prächtigen Blüten.
Wir sind schon ganz gespannt darauf, dieses bisher schon wunderschöne Land mit seinen herzlichen Menschen weiter zu erkunden und freuen uns, dass Ihr mit dabei seid.
Viva México!
5 Comments
Schön, dass es weiter geht. LG KuW
Ganz herzlichen Dank, ihr Lieben.
Dahin würde ich auch gerne mal fahren.
Alles Gute und: bleibt behütet!
Das sieht jetzt aber schon anders aus als in den Staaten. Bleibt vorsichtig, ich. denke, dass Mexiko ein Land ist, das es verdient „erfahren“ zu werden.
bis dahin bin ich nie gekommen, für mich war die südlichste Station in Nord Amerika die Stadt San Diego.
weiterhin eine gute Reise wünschen aus NK KuW
Vielen Dank für den schönen Abend- Hartmut und Marion
Es hat uns auch gefreut!