Browsing Category

Reiseberichte

Reiseberichte Argentinien

Unsere Reise geht zu Ende (#085)

26. Mai 2024

– Wir kommen nach Hause –

Nachdem wir Sprinti in Montevideo in den Container verfrachtet haben, geht es für Peter und mich noch einmal via Schiff nach Buenos Aires. Uns bleiben noch ein paar Tage in Argentiniens Hauptstadt bevor auch für uns die Reise zu Ende geht und wir mit dem Flugzeug zurück nach Deutschland fliegen. Wir haben uns wieder in ein Airbnb eingebucht, denn es gibt tatsächlich noch viele organisatorische Dinge, die es vor unserer Rückkehr zu erledigen gilt. Anders als bei einem Urlaub von dem man zurückkehrt, ist es bei einer Langzeitreise doch etwas aufwendiger (s. dazu auch Artikel „Auf Langzeitreise…#032“). So benötigen wir einen Wohnsitz bzw. eine Meldeadresse in Deutschland, dann müssen sämtliche Dinge für das Arbeitsamt eingestellt und erledigt werden. In den letzten zwei Jahren besaßen wir außerdem eine Auslandsreisekrankenversicherung, die nun erlischt…wir benötigen also mit dem ersten Fuß auf deutschem Boden wieder eine Krankenversicherung. Zudem müssen unsere Handyverträge und SIM-Karten wieder angepasst werden. Sprinti, der während unserer Reise in Deutschland nur eine Haftpflichtversicherung besaß, braucht nun wieder eine Kaskoversicherung. Außerdem benötigen wir auf kurz oder lang neben Sprinti auch einen PKW in Deutschland, um mobil zu sein. Wie der Zufall es so will, können wir das Auto von unserem Schwager übernehmen. Somit ist auch dafür eine Versicherung und ein Termin beim Straßenverkehrsamt nötig, wobei letzteres momentan gar nicht leicht zu bekommen ist. Also bedarf es einiges an Recherche, Anträge werden gestellt, Versicherungen verglichen und Telefonate mit deutschen Behörden geführt, was aufgrund der Zeitverschiebung auch gar nicht immer so einfach ist.

Neben all diesen Erledigungen wollen wir allerdings auch nicht vergessen, dass wir aktuell in Buenos Aires sind. Bei unserem letzten Besuch haben wir die Stadt bereits erkundet (s. dazu Artikel „Buenos Aires #083“) und somit fällt alles was wir nun hier erleben unter die Kategorie „Bonus“. Und so schlendern wir an einem Vormittag durch unsere Viertel „Palermo Hollywood“, was an sich schon ein lustiger Name ist, wie ich finde. Und so kommen wir auch an dem Restaurant Don Julio vorbei, was zu den besten Restaurants Südamerikas gehört und bei dem wir bei unserem letzten Besuch keinen Tisch mehr bekommen haben. Also versuchen wir es an diesem Vormittag erneut, denn sicherlich ist mittags weniger los als abends. Und wir haben Glück, wir erhalten einen Tisch für 15.30 Uhr…perfekt! Und so laufen wir weiter durch die Straßen von Buenos Aires und genießen das schöne Wetter.

Zu 15.30 Uhr stehen wir dann mit knurrendem Magen wieder vorm Don Julio und bekommen einen Tisch auf der Außenterrasse zugewiesen. Dort läuft alles etwas legerer ab, also genau das Passende für uns. Don Julio ist ein familiengeführtes Restaurant, was im 19. Jahrhundert als kleiner Grill an der Straßenecke gestartet ist und heute einen Michelin-Stern besitzt. Wir sind also gespannt!

Don Julio steht (typisch argentinisch) für gutes Fleisch…vornehmlisch Steak. Schon beim Blick auf die Karte, sehen wir in was für einem Restaurant wir sind, denn natürlich spiegelt sich der Michelin-Stern auch in den Preisen wieder. So kostet das teuerste Stück Fleisch rund 88 Euro und eine Flasche Wein bekommt man für 800 Euro. Glücklicherweise gibt die Speisekarte auch eine etwas niedrigere Preisklasse her, dennoch teilen wir uns unser Glas Wein dann seeehr gut ein. Sowohl das Essen, als auch die Getränke fallen dann unter das Prädikat „köstlich“…einfach der Hammer, sage ich Euch! Und irgendwie auch ein krönender Abschluss unserer Reise.

Jetzt ist es schon einige Tage her, dass wir uns von Sprinti verabschiedet haben und er in seinem Container auf das Schiff „Cap San Sounio“ geladen wurde (s. dazu Artikel „Sprinti macht sich auf den Heimweg…#084“). Quasi täglich schauen wir auf unseren Handys (vesselfinder.com) nach, wo sich Container und Schiff aktuell befinden. Der Container ist noch immer auf der Cap San Sounio…sehr gut! Das Schiff hat sich bereits auf den Weg gemacht und den Hafen von Montevideo verlassen…ebenfalls sehr gut! Aber wir staunen nicht schlecht, als die Cap San Sounio samt Sprinti plötzlich in den Hafen von Buenos Aires einläuft…von diesem Zwischenstopp hatte man uns nämlich nichts erzählt. Leider ist das gesamte Hafengelände riesig groß und darf zudem nicht betreten werden, so dass wir keinen Blick auf das Schiff erhaschen können. Aber letztendlich ändert es ja auch nichts. Wir hoffen einfach, dass die Cap San Sounio mit all ihren Containern heil über den Atlantik kommt und wir Sprinti in etwa 30 Tagen in Hamburg in Empfang nehmen können.

Photo by Jorne Weber

Dann ist auch unser letzter Tag der Reise gekommen. So packen wir ein letztes Mal unsere Rucksäcke und lassen die vergangenen zwei Jahren noch einmal Revue passieren. So fällt auch unsere Entscheidung für unser finales Abendessen hier in Buenos Aires auf mexikanische Tacos, die wir in Mexiko echt lieben gelernt haben.

Am nächsten Morgen ist es dann soweit. Wir verlassen unser Airbnb und ab geht es mit Sack und Pack zum Flughafen von Buenos Aires. Mit der italienischen Fluglinie ITA fliegen wir 13 Stunden bis nach Rom, von dort aus weiter bis nach Frankfurt und letztendlich mit der Lufthansa dann weiter bis zum Flughafen Münster/Osnabrück. Da zum Zeitpunkt unserer Rückreisebuchung ein Bahnstreik den nächsten jagte, haben wir uns auch bei unserer letzten Etappe für einen Flug entschieden…nichtsahnend, dass kurze Zeit später die Lufthansa ihre Arbeit niederlegt.

Wir hoffen also an diesem Tag, dass alles glatt gehen wird. Da Peter mit seinen 1,98 m ja eher zu der etwas größeren Sorte Mensch gehört, haben wir Sitze mit mehr Beinfreiheit gebucht und finden uns somit am Notausgang und direkt vor den Toiletten wieder. Im Laufe des Fluges stellt sich dann heraus, dass vorbei an unseren Sitzen reger Verkehr herrscht, wir immer wieder angerempelt werden und sich Passagiere auch gerne bei uns an Bein, Schulter oder Bildschirm abstützen, wenn sie drohen ihr Gleichgewicht zu verlieren. Was zudem sehr merkwürdig ist, dass ITA auf unserem ersten Flug bereits mittags die Innenbeleuchtung ausstellt und darum bittet die Sonnenblenden zu schließen. So sitzen wir ganze 13 Stunden im Dunkeln, obwohl mindestens 6 davon helligster Tag sind. Dadurch kommen wir irgendwie nicht wirklich in den Schlaf, aber das ist dann halt mal so!

Dann ist es soweit…nach 723 Tagen (abgesehen von unserem zweiwöchigen Heimaturlaub) betreten wir wieder deutschen Boden…wir sind wieder zu Hause!

Am Flughafen werden wir von Familie und einigen Freunden begrüßt und freuen uns total darüber!

Jetzt heißt es erstmal „Ankommen“! Noch immer gibt es einiges zu organisieren und zu erledigen. Freunde und Familie wiederzusehen steht natürlich auch auf dem Programm und wir freuen uns sehr alle wieder in die Arme schließen zu können. War doch bei unserem Abflug vor zwei Jahren noch Covid ein großes Thema.

Und so vergehen die ersten Tage und Wochen wie im Fluge und man kann bei uns definitiv noch nicht von einem geregelten Alltag sprechen. Bei Vesselfinder sehen wir, dass auch die Cap San Sounio immer näher kommt und nach einigen Stopps in Brasilien auch den Atlantik bereits überquert hat. Nach weiteren Stopps in Marokko, Rotterdam und Thames (London) ist es dann soweit…die Cap San Sounio erreicht nach 29 Tagen Deutschland und damit den Hamburger Hafen…mit an Bord Sprinti…das wollen wir zumindest mal hoffen!

Nun heißt es sich noch ein paar Tage zu gedulden, denn wir haben noch kein „Go“ von der Verschiffungsfirma für die Abholung. Zuerst muss der Container vom Schiff geladen werden und dann benötigen wir einen Termin für den Zoll und einen für die Öffnung und damit auch für die Entladung des Containers. Um beides kümmert sich die deutsche Verschiffungsfirma (Overlander Shipping). Durch die derzeitigen Feiertage verschiebt sich der ganze Prozess noch einmal. Zeitlich haben wir damit jetzt gar nicht so einen Stress, aber jeder weitere Tag, an dem sich Sprinti länger auf dem Hafengelände aufhält, kostet uns bares Geld. Derzeit werden 99% der aus Südamerika ankommenden Container vom Zoll gescannt und dadurch auf eventuelle Drogen, Waffen oder andere Gefahrstoffe kontrolliert. Und wie der Zufall es so will, beraten sich am Tag von Sprintis Ankunft sämtliche Innenminister Europas darüber, wie man die illegale Drogeneinfuhr via Schiff aus Südamerika eindämmen kann. Und wo tun sie das? Genau…in Hamburg! Mit Sprinti kommen zwei weitere Container mit Reisefahrzeugen auf der Cap San Sounio aus Montvideo an. Sehr zur Verwunderung unserer Verschiffungsfirma muss nur einer dieser Container gescannt und damit durchleuchtet werden. Und welcher ist das? Genau…Sprintis! Somit verzögert sich die Abholung erneut ein wenig. Tags drauf bekommen wir dann aber endlich das sogenannte „Go“ und dürfen Sprinti in Hamburg aus dem Container holen. Rein zufällig muss auch mein Cousin an diesem Tag beruflich nach Hamburg und kann uns daher mitnehmen…sehr praktisch! Danke Timo!

Mitten auf der Autobahn erhalte ich dann einen Anruf von Ricardo (Verschiffungsfirma), der eine gute und eine schlechte Nachricht für uns hat. Die Schlechte ist, dass der Zoll unseren Container bereits ohne uns geöffnet hat, weil beim Scannen etwas Verdächtiges entdeckt wurde. Sofort ist Peter und mir klar, was das nur sein kann…die „Breckies“ für unsere Trockentrenntoilette! Dabei handelt es sich um vier kleine Pakete mit Kokosfasern, die von Form und Größe tatsächlich Ähnlichkeit mit einem Kokainpäckchen haben können. Daher hatten wir sie extra nicht versteckt, sondern ziemlich offensichtlich in unseren Gaskasten gelegt. Auch Scherze haben wir zuhauf über unsere Päckchen gemacht und müssen daher nun umso mehr schmunzeln, für welch ein Aufsehen unsere Kokosfasern beim Zoll gesorgt haben müssen.

Das heißt also der Container und auch Sprinti wurden bereits vom Zoll geöffnet…da wären wir ja gerne dabei gewesen! Das ist also die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist aber dann, dass es nichts weiter zu beanstanden gab und alle Zoll- und Einreiseformalitäten bereits erledigt sind. Wir brauchen Sprinti also nur noch aus dem Container holen und dürfen uns dann direkt auf den Nachhauseweg machen. Apropos „nichts zu beanstanden“…auch hier fällt uns ein Stein vom Herzen, dass man uns bzw. Sprinti nicht noch etwas untergejubelt hat, als er eine Nacht alleine am Hafen von Montevideo stand. Das sind nämlich durchaus gängige Vorgehensweisen einiger Schmuggler. Also haben wir hier ebenfalls Glück gehabt! 🙂

Dann erreichen wir den Hamburger Hafen und damit auch das Gelände unserer Verschiffungsfirma, auf dem lediglich zwei Container stehen. Der eine ist geöffnet und wird gerade mit zwei Reisefahrzeugen beladen. Davor stehen drei durchaus nervöse Leute, die ganz offensichtlich die Besitzer der Fahrzeuge sind. Sie erzählen uns, dass ihre Autos nun nach Halifax verschifft werden und damit ihre Reise auf der Panamericana beginnt. Wir fühlen uns direkt zwei Jahre zurückversetzt und wissen noch genau, wie nervös wir vor der ersten Verschiffung waren.

Direkt daneben steht ein zweiter Container, dieser allerdings verschlossen. Groß prangen die Buchstaben der Firma „Maersk“ auf den Seitenwänden des Containers…das muss unser sein! Da drin ist Sprinti!

Und dann ist es soweit…wir dürfen den Container öffnen und Sprinti „in Empfang nehmen“…yippieh!

Jetzt heißt es also nur noch Sprinti auch heile aus dem Container herauszubekommen. Bereits beim Beladen des Containers in Montevideo war das ja schon eine sehr knappe Geschichte…gerade was Sprintis Höhe anbetrifft (s. dazu ebenfalls Artikel „Sprinti macht sich auf den Heimweg…#084“)! Hier ergibt sich nun das Problem, dass die Rampe vor dem Container vorne eine kleine Erhebung hat, so dass die Gefahr besteht, dass Sprinti mit unserem Solarpanel schön an der Decke entlangschrammt. Während der Hafenmitarbeiter die Gurte löst, klettert Peter durch Sprintis Hintertüren in den Fahrerbereich und schließt die Starterbatterie wieder an.

Dann kann es losgehen…welcome back, Sprinti!

Das wäre also schonmal geschafft! Jetzt heißt es nur noch Sprintis Reifen wieder aufzupumpen, die ja in Montevideo abgelassen wurden, damit er in den Container passt. Wir checken innen und außen ob Sprinti die vier Wochen im Container gut überstanden hat. Alles sieht einwandfrei aus…unsere aufgestellten Entfeuchter haben ganze Arbeit geleistet und selbst unsere Kokos-Breckies hat man uns gelassen. Womöglich hatten die Zollbeamten sich schon über einen erfolgreichen Drogenfund gefreut und dann war die Enttäuschung groß…nur Toilettenbreckies! Als die Reifen wieder aufgepumpt sind, führt uns unser erster Weg zur Tankstelle…endlich wieder deutsches Benzin! Dann geht es für uns ab nach Hause!

Das war sie dann also unsere Reise…ganze zwei Jahre absolutes Abenteuer! Die Panamericana von Alaska bis Feuerland!

723 Tage, 81.659 Kilometer, drei Kontinente (Nord- und Südamerika plus Antarktis), 20 Länder und 50 Stempel mehr in unserem Reisepass! Wir waren bei den Inuits (die sich zum Teil auch selbst Eskimos nennen) am Polarmeer, sind in Kanada und den USA Bären und Bisonherden begegnet, sind dreimal mit Sprinti liegengeblieben und mussten in der Einöde abgeschleppt werden, haben in Mexiko unseren Tauchschein gemacht und sind mit Wahlhaien im offenen Meer geschwommen, haben in Belize unsere Fortgeschrittenen-Tauchlizenz erhalten und haben uns Haie unter Wasser aus der Nähe angeschaut. Auch haben wir die Kulturen der Mayas und Incas kennengelernt und verschiedene Weltwunder besucht. Wir sind bei einem Orkan durch die Karibik gesegelt, haben Vulkane und Berge bestiegen, sind auf 5100 m Höhe gewandert und sind mit einer kleinen Propellermaschine über die Nazca-Linien geflogen. Wir haben neben dem Äquator auch den nördlichen und südlichen Wendekreis überquert, waren in der Atacamawüste und damit in der trockensten Gegend der Erde, wurden in den Tropen von Brüllaffen geweckt, haben neben Bananenstauden und unter Mango- und Avocado-Bäumen übernachtet und sind so oft von Mosquitos gestochen worden wie noch nie zuvor in unserem Leben. Wir sind Menschen aus über 40 Nationen begegnet und haben ihre unterschiedlichsten Kulturen und Lebensmodelle kennengelernt. Wir waren auf einer ecuadorianischen Hochzeit und haben die einzigartige Tierwelt von Galapagos erlebt. Wir waren in der südlichsten Stadt der Welt und haben in der Antarktis den kältesten, trockensten und windigsten Kontinent der Erde kennengelernt. Ich könnte noch stundenlang so weiterschreiben, weil es einfach so faszinierend, herausfordernd und besonders war, dass es sich auch nur schwer in Worte fassen lässt.

Besonders gefreut hat es uns, dass auch Ihr immer mit dabei wart auf unserer Reise und mitgelesen und mitgefiebert habt. Über 25.000 Mal wurde unser Blog in den letzten zwei Jahren aufgerufen und unzählige Kommentare mit lieben Worten habt Ihr hinterlassen (eine Medaille für die meisten Kommentare geht dabei an Karin und Wolfgang 🙂 ). Wir wissen noch nicht, ob und wie es mit diesem Blog weitergehen wird, aber wenn es etwas Neues geben sollte, dann werdet Ihr es hier automatisch erfahren.

Abschließend gilt es zu sagen, dass wir voller Dankbarkeit zurückblicken auf so eine tolle und einzigartige Zeit und müssen uns so manches Mal kneifen, dass wir das wirklich alles erlebt haben.

Niemals werden wir unser kleines Abenteuer vergessen…damals…zwei Jahre mit Sprinti…auf der Panamericana…von Alaska bis Feuerland!

Reiseberichte Uruguay

Sprinti macht sich auf den Heimweg… (#084)

12. Mai 2024

– …und wir erkunden Montevideo –

Nachdem wir Buenos Aires verlassen und die letzten Tage am Strand von Uruguay verbracht haben, ist es nun an der Zeit alles für unsere Heimreise vorzubereiten. Nun ist es also soweit, nach zwei Jahren unterwegs in den Amerikas (Nord-, Mittel- und Südamerika) neigt sich unsere Reise tatsächlich dem Ende entgegen. Für Peter und mich fühlt es sich tatsächlich merkwürdig an…einerseits können das doch niemals zwei Jahre gewesen sein, die wir nun unterwegs sind, andererseits liegt der Beginn unserer Reise in Halifax (Kanada) auch schon so weit zurück, weil dazwischen einfach unwahrscheinlich viel passiert ist. Aber wir sind sehr dankbar für dieses unglaubliche Abenteuer!

Um Sprinti nun für den Container vorzubereiten, machen wir uns auf den Weg zu dem Campingplatz des holländischen Auswandererpärchens Marieke und Jan, bei denen wir schon vor ein paar Wochen zu Gast waren. Hier haben wir den Platz und die Möglichkeiten Sprinti „reisefertig“ zu machen. Sprinti wird nämlich ohne uns mit dem Schiff von Montevideo zurück nach Europa, genauergesagt nach Hamburg, zurückkehren. Dazu werden wir ihn in Uruguays Hauptstadt am Hafen in einen Container verladen, der dann mit einem Kran auf das 333 Meter lange Container-Schiff „Cap San Sounio“ verfrachtet wird.

Photo by Jorne Weber

Unser Container ist ein 40 Fuß High Cube Container, d.h. einer der größten, die man so bekommen kann. Dennoch wird es für Sprinti mal wieder eine knappe Kiste, denn die Tür- und damit Durchfahrtshöhe ist entscheidend. Die liegt bei 2,33m x 2,58m (BxH). Sprinti misst allerdings eine Breite von 2,16 m (mit eingeklappten Außenspiegeln) und eine Höhe von 3 m. Ihr seht, da muss oben noch einiges weg! Wie auch schon bei unserer Verschiffung von Panama nach Kolumbien (s. dazu Artikel „Wie kommen wir nach Südamerika? #055“) heißt es für uns, die Dachkiste, die Dachluken, der Lüftungspilz und die Markise müssen abgebaut werden und zusätzlich werden wir mit abgelassenen Reifen in den Container einfahren müssen…und selbst dann bleibt uns gerade mal ein Zentimeter Luft. Also alles seeehhr knapp!

Bei Jan und Marieke angekommen, treffen wir auch einige holländische Gäste wieder, die wir zum Teil schon bei unserem letzten Aufenthalt hier kennengelernt haben. Leider spielt das Wetter nicht ganz so mit…regnet es doch immer und immer wieder, was ziemlich ungünstig ist, müssen wir doch die Dachluken abbauen. Also kümmern wir uns erst einmal um alles, was wir im Wagen schonmal erledigen können. Dazu gehört auch unsere Kleidung zu sortieren…was davon benötigen wir noch bis zu unserer Abreise, welche Kleidungsstücke dann in den nächsten vier Wochen in Deutschland und welche Klamotten bleiben in Sprinti? Für unseren Rückflug haben wir zudem nur Handgepäck gebucht, was es besonders bei dem Thema „Flüssigkeiten“ auch nicht gerade einfacher macht. Wir sortieren auch unsere Lebensmittel, denn längst nicht alles darf im Continer mit auf die Reise und verkochen anschließend unsere letzten Vorräte. Unsere zwei kanadischen Gasflaschen verschenken wir an Jan, denn um diese im Container mittransportieren zu dürfen, müssen sie komplett entleert sein und man benötigt ein spezielles Dokument, was dies auch belegt. Das zu bekommen, kostet Zeit und Geld und daher sparen wir uns das einfach. Zu Hause warten eh noch unsere zwei deutschen Gasflaschen mit den richtigen Anschlüssen auf uns. Unsere Wasser- und Abwassertanks müssen während der Überfahrt ebenfalls komplett entleert, der Benzintank darf maximal ein Viertel gefüllt sein. Zusätzlich säubern wir alles, was irgendwie anfällig sein könnte und stellen vorsichtshalber sechs Entfeuchter im Innenraum auf, damit es die circa fünf Wochen im nur geringfügig belüfteten Container nicht zu Schimmelproblemen kommt.

In einer kurzen Regenpause starten wir dann mit dem Abbau der Dachutensilien. Der wichtigste Part dabei ist, dass wir die Dachluken auch ohne Deckel wieder so verschlossen bekommen, dass es uns nicht reinregnet. Unsere Konstruktion aus Pappe, Folie und jeder Menge Tapeband hat sich auch schon bei der Verschiffung von Panama nach Kolumbien bewährt, also wissen wir jetzt, wie es funktionert…hoffentlich! Zeitaufwendig und wackelig auf unseren Leitern ist das Ganze dennoch, schließlich ist es nicht nur regnerisch, sondern auch extrem windig an diesem Tag…in Uruguay.

Nach getaner Arbeit sitzen wir dann auf ein Weinchen mit den Anderen zusammen, quatschen, lachen und genießen unseren letzten Abend mit Sprinti auf dieser wundervollen Reise.

Am nächsten Morgen sind wir schon früh wieder auf den Beinen, denn heute geht es für uns zum Hafen nach Montevideo, wo wir Sprinti abgeben müssen. Unsere Containerbeladung verschiebt sich derweil um einen Tag, aber man bietet uns an Sprinti sicher („hoffentlich“) auf dem Hafengelände zu parken. In Sprinti ist alles gut verstaut, die Markise ist rutschsicher untergebracht, unsere Rucksäcke sind gepackt, der Kühlschrank ist aus und über Nacht hat unsere Konstruktion für die Dachluken gut gehalten…also ab nach Montvideo!

Nach rund einer Stunde erreichen wir Uruguays Hauptstadt. Nah am Hafen, in Montevideos Altstadt, haben wir unser Hotel für die nächsten Tage gebucht. Da nur der Halter des Fahrzeugs mit auf das Hafengelände darf, ist unser Plan, dass Peter mich mit Sack und Pack am Hotel absetzt und allein weiter zum Hafen fährt. Doch so ganz geht unser Plan nicht auf, als die direkte Zufahrtsstraße aufgrund einer Baustelle gesperrt ist. So kurven wir durch die engen Gassen der Altstadt und verzweifeln an all den Einbahnstraßen…die Zeit rennt! Also mal wieder Planänderung! Kurzerhand springe ich voll bepackt aus dem Wagen und laufe zum Hotel, durchaus mit einem mulmigen Gefühl im Bauch, weil ich ja sämtliche Wertsachen, die sonst ja immer sicher in Sprinti verstaut sind, dabei habe. Mit so vielen Taschen auf dem Rücken, an den Schultern oder in den Händen wäre es so gar nicht so leicht einen eventuellen Dieb in die Flucht zu schlagen. Aber ich erreiche ohne weitere Vorkommnisse das Hotel und checke schonmal ein.

Peter erreicht derweil das Hafengelände und trifft dort auf Juan Pablo von Wave Logistics (einem Subunternehmer unserer panamaischen Freunde der Overland Embassy), der die Verschiffung auf der urugayischen Seite für uns abwickelt. Wie auch bei unseren bisherigen Grenzübergängen muss am Zoll als erstes unser TIP-Dokument (Temporary Import Papers) abgegeben werden, was bestätigt, dass Sprinti nun aus Uruguay ausgereist ist. Alles weitere in Sachen Containerverladung wird dann morgen passieren. Somit parkt Peter Sprinti auf dem Hafengelände und gibt den Autoschlüssel an den Hafenmitarbeiter…was ehrlich gesagt immer ein merkwürdiges Gefühl ist…das Auto samt Schlüssel einfach so abzugeben.

In der Nacht regnet es dann noch einmal ordentlich und wir hoffen inständig, dass unsere Dachlukenkontruktionen dicht halten! Uns bleibt nichts anderes übrig als die Daumen zu drücken!

Am nächsten Tag ist es dann soweit…Sprinti kommt in den Container! Wieder darf nur Peter auf das Hafengelände, während ich im Hotel warte und hoffe, dass alles glatt läuft. Es bleibt uns nur ein ziemlich knappes Zeitfenster, in denen die Beladung stattfindet, denn gerade hier am Hafen, an dem tagtäglich in die ganze Welt verschifft wird, merkt man „Zeit ist Geld“! Schnell checkt Peter Sprintis Innenraum und zum Glück scheint alles trocken geblieben zu sein…unsere Konstruktion hat gehalten 🙂 ! Nun ist die Verladung angesagt. Alle Mitarbeiter sind sehr freundlich und helfen tatkräftig mit, Sprinti gut in den Container zu bekommen. Sprintis Reifen werden auf 0,5 bar abgelassen, um weiter an Höhe einzusparen. In den Wochen zuvor haben wir über die Verschiffungsfirmen eine Rampe besorgenl lassen, die möglichst seicht ist, so dass Sprinti leicht und ohne viel Gewackel in den Container einfahren kann, denn jeder Ausschlag nach oben bedeutet, dass wir an den Container stoßen. Die Rampe ist da, der Container ist da…es kann also losgehen! Juan Pablo filmt das Ganze, während Peter Sprinti in den Container fährt. Ob’s erfolgreich war…seht selbst!

Das wäre also geschafft…Sprinti ist im Container…und so wie es aussieht auch ohne Macken! Jetzt heißt es für Peter nur noch die Starter- und Verbraucherbatterie abzuklemmen und über die Hecktür aus dem Wagen zu klettern. Sprinti wird von den Hafenarbeitern noch ordentlich am Boden befestigt (wie die Mitarbeiter sich von vorne an Sprinti vorbeigequetscht haben ist uns dabei noch immer schleierhaft), die Containertüren werden verschlossen und verplombt und dann war’s das auch schon! Wie Ihr seht, haben wir trotz intensiver Suche keinen passenden „Container Buddy“ (ein weiteres Fahrzeug, mit dem wir uns den Container hätten teilen können) für Sprinti mehr gefunden, was bei Sprintis Länge eh kein leichtes Unterfangen war. Nun gut, so macht sich Sprinti nun alleine auf den Weg nach Europa…und so lange er da heile ankommt, ist alles gut!

Für uns ist es ein merkwürdiges Gefühl Sprinti nun alleine auf den Weg zu schicken. Unser treuer Begleiter, der uns in den letzten zwei Jahren ganze 81.659 Kilometer durch 19 Länder chauffiert hat (s. dazu auch unsere Route). Der sich manchmal über den schlechten Sprit geärgert hat, uns aber dennoch über endloslange Schotterpisten, sandige Wege, riesige Löcher in den Straßen, starken Sand-und Staubverwehungen und so extremen Winden, dass sich sein ESP und ABS abgestellt hat, gefahren hat. Mit Sprinti haben wir Wüsten und Eisfelder besucht, sind auf dem weltweit größten Salzfeld unterwegs gewesen, waren auf 5000 Metern Höhe und haben den Äquator überquert. Umso schwerer fällt es uns nun, dass sich unsere Wege jetzt hier trennen…wenn auch hoffentlich nur für kurze Zeit. Je nach Wetterlage und der Anzahl an Zwischenstopps wird es circa 30 Tage dauern, bis die Cap San Sounio, mit Sprinti an Bord, Hamburg erreichen wird. Dass jährlich etwa 10.000 Container von den Schiffen ins Meer fallen, blenden wir an dieser Stelle mal gedanklich aus!

Während wir Sprinti nun gut verstaut wissen, machen wir uns in den folgenden Tagen auf, Montevideo zu erkunden. Montevideo ist mit seinen 1,3 Mio. Einwohnern nicht nur die Hauptstadt Uruguays, sondern auch das wirtschaftliche, administrative und kulturelle Zentrum des Landes. Bereits seit dem 18. Jahrhundert galt die Stadt immer wieder als Konkurrent des quasi gegenüberliegenden und nur durch den Mündungstrichter des Río de la Plata getrennten Buenos Aires in Argentinien. Dadurch wurde Montevideo und auch ganz Uruguay in der Geschichte immer wieder von Brasilien oder Argentinien eingenommen. Heutzutage gilt Montevideo laut einer Studie als die südamerikanische Stadt mit der höchsten Lebensqualität. Und so schlendern wir durch Montevideos Straßen. Wie in Buenos Aires ist auch hier das Stadtbild von vielen alten und prunkvollen Häusern geprägt, wobei das ein oder andere durchaus ein wenig „Liebe“ gebrauchen könnte. Dennoch versprüht es ein besonderes Flair und ich könnte die ganze Zeit nur Gebäude und ihre riesigen Holztüren fotografieren.

Auf dem Rathaus der Stadt befindet sich eine riesige Dachterrasse, die einem einen Ausblick über ganz Montevideo verleiht und zudem Bilder zeigt, wie es hier früher ausgesehen hat. So ist dargestellt, wie Freizeit und Alltagsleben damals stattfanden und dass es am Strand zum Beispiel unterschiedliche Abschnitte für Frauen und Männer gab.

Ebenfalls kommen wir vorbei am Palacio Legislativo, dem Parlament Uruguays, mit seinem imposanten Gebäude und auch den Palacio Salvo, dem Wahrzeichen Montevideos, schauen wir uns aus der Nähe an. Zudem machen wir einen Abstecher zum Büro unserer Verschiffungsfirma, um da alle weiteren Formalitäten zu klären.

Ebenso wie in Argentinien wird auch hier in Uruguay sehr viel Fleisch gegessen, allen voran das Steak. Also besuchen wir die typischen Markthallen, in denen sich ein Restaurant an das nächste reiht, und probieren die traditionellen Speisen. Auch wenn ich eigentlich gar nicht so ein Fleischfan bin, kann ich sagen, dass die Menschen hier durchaus ihr Handwerk verstehen und so lassen wir es uns schmecken.

Am nächsten Tag heißt es nun unsere Rucksäcke zu packen und dann geht es auch für Peter und mich zum Hafen, denn wir nehmen die Fähre rüber nach Buenos Aires, Argentinien.

Vor uns liegen noch ein paar Tage in Buenos Aires, in denen es noch einiges für unsere Rückkehr zu organisieren gibt. Und so sagen wir: „Adios Montevideo, adios Uruguay und adios Sprinti!“

Photo by Jorne Weber

Und dann macht sich auch Sprinti auf den Weg…in seinem Container auf der Cap San Sounio…über den Atlantik…zurück nach Europa!

„Danke für dieses wundervolle Abenteuer, Sprinti! Wir sehen uns in Hamburg wieder und bis dahin…mach’s gut!“

P.S. Ihr wollt wissen, wie unsere Reise zu Ende geht und ob Sprinti heile überkommt? Wir werden Euch hier auf dem Laufenden halten! 🙂

Reiseberichte Argentinien

Buenos Aires (#083)

5. Mai 2024

– Wir entdecken die Hauptstadt Argentiniens –

Wir machen uns auf nach Buenos Aires! Dafür lassen wir Sprinti auf einem Stellplatz in der Nähe von Colonia del Sacramento in Uruguay stehen (s. dazu Artikel „Uruguay #082“) und machen uns mit der Fähre auf nach Argentinien. Begleitet werden wir dabei von Yannic, einem Schweizer Reisenden, den wir schon öfters getroffen haben, und der nun ein Auto aus dem Norden Argentiniens abholen muss.

Die Fahrt mit der Fähre dauert nur ungefähr 1,5 Stunden, aber da wir dadurch ja Uruguay verlassen und Argentinien betreten, steht auch eine komplette Passkontrolle an. Und als der argentinische Grenzbeamte in unserem Reisepass entdeckt, dass dieser in Düsseldorf ausgestellt worden ist, breitet sich ein Strahlen in seinem Gesicht aus und er ruft begeistert auf Spanisch: „Ah Düsseldorf…Tote Hosen!“ Ja, es ist richtig, dass diese bekannte deutsche Band aus unserer letzten Heimatstadt kommt, aber niemals hätten wir damit gerechnet, dass man das hier auch in Uruguay bzw. Argentinien weiß. Schon des öfteren war es vorgekommen, dass Taxifahrer, wenn sie hören, dass wir aus Deutschland kommen, freudestrahlend das Radio aufdrehen und Rammstein abspielen…was jetzt gar nicht mal so unsere Musikrichung ist, sich aber anscheinend in ganz Amerika großer Bekanntheit erfreut. Nun also Die Toten Hosen! Freudestrahlend scrollt der Beamte in seinem Handy, während die Schlange hinter uns immer länger wird. Dann zeigt er uns stolz ein Foto von ihm und Campino und ist hell auf begeistert…die immer länger werdende Schlange stört ihn dagegen überhaupt nicht. Auch dieser Moment wird sich wohl wieder einreihen in die Liste „So klein ist die Welt“. Wir finden es lustig und verabschieden uns von „unserem“ Grenzbeamten. Auf geht es nach Argentinien!

Dann erreichen wir Buenos Aires, die Hauptstadt Argentiniens und verabschieden uns von Yannic, für den es nun zum Flughafen geht. Die offiziell nur 202 Quadratkilometer große Stadt bildet den Kern einer der größten Metropolregionen Südamerikas, des Gran Buenos Aires mit etwa 13 Millionen Einwohnern. Damit ist sie nach São Paulo (Brasilien) die zweitgrößte Stadt Lateinamerikas. Oft wird Buenos Aires auch als „Wasserkopf“ Argentiniens bezeichnet, da sich hier fast alle wichtigen Institutionen des Landes befinden und in der Stadt und ihrer Umgebung etwa ein Drittel aller Argentinier wohnt. Sie ist ein wichtiges kulturelles Zentrum und wurde 2005 durch die UNESCO mit dem Titel „Stadt des Designs“ ausgezeichnet.

Im Dezember 2023 wurde hier in Argentinien mit Javier Milei ein neuer Präsident gewählt, der das wirtschaftlich stark angeschlagene Argentinien wieder auf Vordermann bringen möchte. Eine seiner ersten Amtshandlungen war es daher tausende Beamte zu entlassen, um so den kostspieligen Staatsapparat zu entlasten. Dies stößt gerade bei den betroffenen Personen auf großen Unmut, weshalb viele Menschen auf den Straßen, besonders in der Hauptstadt Buenos Aires, demonstrieren. Dies bekommen wir direkt am eigenen Leib zu sprüren, als uns ein Taxi vom Hafen zu unserer Airbnb-Unterkunft bringen soll und für knapp 10 Kilometer fast zwei Stunden benötigt, weil sämtliche Straßen aufgrund von Demonstrationen schlichtweg gesperrt sind. Dafür ist unser Taxifahrer total nett und so kommen wir schnell ins Gespräch. Dann erreichen wir endlich unsere Unterkunft und fühlen uns dort auch ganz schnell heimisch.

Die nächsten Tage verbringen wir damit, die Stadt zu erkunden und Buenos Aires auf uns wirken zu lassen. Und was können wir sagen? Wir sind begeistert! Buenos Aires ist voll von alten, prunkvollen Häusern, mit schönsten Verzierungen, aufwendigen Stuckdecken und eindrucksvollen Holztüren. All das verleiht der Stadt einen ganz besonderen Charme und so wird Buenos Aires nicht umsonst „das Paris des Südens“ genannt.

Wenn Argentinien und besonders Buenos Aires für eins steht, dann für Fußball…denn schließlich befinden wir uns gerade im Land des aktuellen Weltmeisters. An jeder Ecke trifft man auf Bilder oder Statuen von Maradona oder Messi und wir können nur erahnen, wie die Stimmung hier gewesen sein muss, als 2022 der Weltmeistertitel gewonnen wurde…die Menschen hier müssen im positiven Sinne schlichtweg ausgerastet sein. Im etwas ärmeren Stadtviertel La Boca, das Ende des 19. Jahrhunderts durch italienische Einwanderer entstand, befindet sich mitten in einem Wohngebiet auch das Stadion La Bombonera (dt. „die Pralinenschachtel“). Ringsum das Stadion befinden sich enge Straßen, die komplett in den Vereinsfarben blau und gelb gehalten sind und die das Fußballfieber absolut wiederspiegeln. Warum gelb und blau die Vereinsfarben sind? Weil im Moment der Vereinsgründung schlicht und einfach ein schwedisches Schiff vorbeifuhr. Im Stadion selbst befindet sich auch ein 2001 eröffnetes Vereinsmuseum, in dem ein ganzer Saal dem größten Sohn des Klubs gewidmet ist… Diego Maradona!

Unweit des Stadions befindet sich der Caminito, eine 100 Meter lange Fußgängerzone, die viele Jahre als Schandfleck La Bocas galt. Dies änderte sich, als der Künstler Benito Quinquela Martín zu Farbeimern griff und die Fassaden entlang der Straße bunt anstrich. 1959 wurde der Caminito so zur Museums-Straße und gilt heute als ein Wahrzeichen der Stadt.

Und wie Ihr schon an manchen Bildern erkennen konntet, steht Buenos Aires nicht nur für Fußball, sondern auch für einen ganz besonderen Tanz…den Tango! Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts hat sich der Tango in verschiedenen Formen von Buenos Aires aus in der gesamten Welt verbreitet. Die Geschichte des „Tango Argentino“ beginnt am Río de la Plata, dem soganannten Mündungstrichter zwischen Argentinien und Uruguay. In den Großräumen Buenos Aires und Montevideo (Uruguay) trafen am Ende des 19. Jahrhunderts die verschiedensten Völker und Kulturen aufeinander. Getrieben von wirtschaftlicher Not in ihren Heimatländern und durch ein groß angelegtes Einwanderungsprogramm der argentinischen Regierung angezogen, erreichten allein zwischen 1880 und 1930 ca. 6 Mio. Neuankömmlinge die Hafenstädte am Unterlauf des Río de la Plata. Der zahlenmäßig größte Anteil der Einwandernden aus der alten Welt kam aus Südeuropa, wie Spanien und Italien, aber auch jüdische Einwandernde waren zahlreich vertreten. Eine weitere große Bevölkerungsgruppe waren die (größtenteils von englischen Händlern entführten) afrikanischen Sklaven.

Die musikalischen Elemente, die zur Entstehung des Tango Argentino beigetragen haben, sind vielfältig. Zwar sind die afroamerikanischen Elemente in Rhythmus und Choreografie des Tangos kaum noch zu erkennen, doch war der Candombe der Kreolen und Afrikaner ein wichtiger Einfluss. Ein ebenfalls wichtiger Einfluss ist die Habanera, die gelegentlich auch „Tango Americano“ genannt wird. Ihre Entstehung wird um 1825 auf Kuba angesetzt und ab 1850 hatte sie in Spanien große Popularität erreicht. Ein noch heute populäres Beispiel für eine Habanera ist die gleichnamige Arie in der Oper Carmen von Georges Bizet. Sie erreichte den Río de la Plata auf dem Wege über Paris, denn die bessere Gesellschaft imitierte alles, was in Frankreich gefiel. Auch der Einfluss mitteleuropäischer Einwanderer ist nicht gering. Aus Polen kam die Mazurka und aus Böhmen die Polka. Aus Deutschland wurde nicht nur das Bandoneon (das später für den Tango typischste Instrument) hinzugefügt. Als Tanz wurde von hier der Walzer und der Ländler mit seinen Drehungen mitgebracht. Ein weiterer, nicht ganz so offensichtlicher Beitrag (ab den 1870er Jahren) stammt von der Maxixe, dem sogenannten brasilianischen Tango, der im Wesentlichen die gleichen Ursprünge hat wie der Argentinische. Sie gilt als der erste städtische Modetanz Brasiliens. Aus diesem Sammelsurium städtischer Musik und Tänze, vermischt mit den ländlichen Payadas der Gauchos, entstand die städtische Milonga. Etwa um 1880 begann man in Buenos Aires und Montevideo zu dieser Musik zu tanzen. Später verlangsamten sich die leichten, fröhlichen Lieder der Milonga zum ernsteren Tango. Und auch wir erleben hier, wie sehr der Tango zur Kultur dazugehört und mit welcher Leidenschaft er zelebriert wird.

In Buenos Aires ebenfalls bekannt, ist der Friedhof La Recoletta, denn dieser ist die Ruhestätte zahlreicher wohlhabender und prominenter Einwohner. Hier wurden argentinische Präsidenten, Profisportler, Wissenschaftler und Schauspieler bestattet. Das wohl bekannteste Grab gehört niemand geringerem als Eva Perón („Evita“), der zweiten Ehefrau des ehemaligen Präsidenten Juan Perón. Eva Duarte wurde am 07. Mai 1919 als eines von fünf unehelichen, aber vom Vater anerkannten Kindern von Juana Ibarguren und dem Großgrundbesitzer Juan Duarte geboren und wuchs in der Nähe von Junín in Argentinien auf. Später heiratete sie Juan Perón und wurde für ihr soziales Engagement und ihren Einsatz für die Frauenrechte in einer Zeit, als Frauen noch nicht einmal ein Wahlrecht besaßen, zum Idol. Als erste an der Staatsspitze eines lateinamerikanischen Landes wirkende Frau, starb Eva Perón im Alter von nur 33 Jahren an Gebärmutterhalskrebs. Nach dem Sturz Juan Peróns im Jahr 1955 verschwand ihre Leiche allerdings für 17 Jahre aus der Öffentlichkeit, da die neuen Machthaber die Erinnerung an sie und ihren Mann bekämpften. Es sollten also noch einige Jahre vergehen, bis sie letztendlich hier in Recoletta ihre letzte Ruhestätte fand. In der Familiengruft der Duartes stehen zwei Särge, doch in keinem liegt Eva Perón. Stattdessen liegt sie einbalsamiert in sechs Metern Tiefe. Der Weg dorthin ist mit einer Stahlplatte verschlossen, denn man ging bei der Grablegung davon aus, dass der Leichnam abermals entführt werden könnte, und entschied sich daher für diese Vorsichtsmaßnahme.

Und so genießen wir unsere Tage in Buenos Aires, dieser bunten und lebendigen Stadt. Unsere Unterkunft liegt im Stadtteil Palermo und damit recht zentral, so dass wir zu Fuß oder mit dem Taxi überall gut hinkommen. Die Sonne scheint und die Termperaturen sind angehnehm…genauso kann es weitergehen! So kommen wir unter anderem vorbei am Nationalkongress, an einer Buchhandlung, die einem alten Theater gleicht und an einem metallernen Kunstwerk in Form einer Blume, die sich je nach Sonneneinstrahlung verändert. Und leckeres Essen ist auch wieder am Start 🙂 .

An Sonntagen findet im Stadtteil San Telmo immer ein Markt statt, der sich tatsächlich durch das ganze Viertel zieht. Egal ob Handwerkskunst, Kleidung oder Lebensmittel…hier gibt es nichts, was es nicht gibt! Und so flanieren auch wir durch die Straßen und Markhallen und lassen uns von dem Flair anstecken.

Wir erwischen in Buenos Aires auch einen Regentag, an dem es so sehr schüttet, dass innerhalb von Minuten alles unter Wasser steht und sich Straßen zu Fuß kaum noch überqueren lassen. Mehrmals haben wir in den letzten Tagen unsere Wetter-App gecheckt…nicht nur für Buenos Aires, sondern auch für das gar nicht so weit entfernte Colonia del Sacramento in Uruguay. Denn dort wartet Sprinti auf uns und war von all den Wassermassen, die auch vor unserer Abreise schon vom Himmel kamen, gar nicht so begeistert (s. dazu ebenfalls Artikel „Uruguay #082“). Umso mehr hoffen wir, dass er dort unversehrt steht und es nicht mehr all zu stark regnet bis wir in wenigen Tagen zurückkehren.

Wir machen uns derweil einen gemütlichen Tag in unserem Airbnb, an dem es mal wieder genug zu erledigen und organisieren gibt, denn unsere Heimreise nach Deutschland rückt immer näher. Was uns an diesem Tag ebenfalls erreicht, ist eine Nachricht von unseren Freunden Judith und Arthur, die sich gerade in Rio de Janeiro befinden. Doch wie der Zufall es so will, haben sie auf ihrem Weg zurück in die Schweiz u.a. einen zweitägigen Zwischenstopp in Buenos Aires und so verabreden wir uns für den nächsten Abend.

Schon früh steuern wir das Restaurant Don Julio an, dass zu den 50 besten Restaurants Lateinamerikas gehören soll und mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet worden ist. Es handelt sich dabei um ein familiengeführtes Restaurant, was im 19. Jahrhundert als kleiner Grill an der Straßenecke gestartet ist. Hier soll es weit und breit das beste argentinische Steak geben und das wollen wir uns nicht entgehen lassen…wenn wir denn dann Glück haben und einen Platz ergattern können. Schon Monate im Voraus sind die Tische bereits ausgebucht, aber täglich gibt es ein paar „Restplätze“, für die man sich anstellen kann. So stehen wir bereits über eine Stunde vor der eigentlichen Öffnungszeit in der Schlange und erfahren dann, dass an diesem Abend für uns noch ein Tisch frei wäre…allerdings erst um 21.45 Uhr! Das ist uns dann doch ein wenig zu spät!

Also Planänderung! Zum Glück gibt es im Stadtteil Palermo jede Menge Restaurants und sicherlich auch welche, in denen man ein gutes Steak bekommt…schließlich sind wir in Argentiniens Hauptstadt! Und so landen wir kurze Zeit später gemeinsam mit Arthur und Judith in eben so einem und lassen es uns schmecken!

Nach dem Essen wollen wir noch auf ein Getränk irgendwo einkehren, als wir plötzlich von einem ordentlichen Regenguss erwischt werden. Also benötigen wir eine Bar in der Nähe, entdecken aber nur ein Sushi-Restaurant. Wir fragen, ob wir dort auch nur für ein Getränk einkehren dürfen. Man bittet uns freundlich herein und fragt uns ob wir schon einmal hier zu Gast waren. Als wir dies verneinen, führt man uns in die hinterste Ecke des Restaurants und plötzlich stehen wir in einem separaten, dunklen und kleinen Raum und die Bedienung faselt etwas von „Zeitmaschine“. Wie bitte? Zeitmaschine? Dann stehen wir ganz alleine in diesem Raum, an dessen Ende sich lediglich ein alter Holzschrank befindet. Wir öffnen die „Schranktür“, hinter der sich plötzlich ein weiterer dunkler Raum anschließt. An den Wänden hängen irgendwelche Apparate mit jeder Menge Knöpfen. Wenn es also eine Zeitmaschine wirklich gibt, dann ist das hier definitiv eine! Wir treten durch eine weitere Tür, die eher an ein U-Boot erinnern lässt. Und plötzlich stehen wir mitten in einer Bar im Stil der 20er Jahre…gedämmtes Licht, eine hohe Decke, verkleidet mit viel Holz, eine ganze Wand voller Spirituosen und ein Barkeeper, der gekleidet wie damals, mit viel Know-how seine Getränke mixt. Andere Gäste, anscheinend alles Einheimische, sitzen an den Tischen und trinken ihre Cocktails. Wir trauen unseren Augen nicht! Was ist das bitte für eine Aktion und wie sind wir hier bitte schön gelandet? Auf unserem Ranking der Kuriositäten auf dieser Reise bekommt dies definitiv einen Platz ziemlich weit oben! Der Barkeeper sagt, dass es sich bei dieser Bar um einen Geheimtipp handelt und da er das auch bleiben soll, bittet er uns keine Fotos zu machen und dieses Geheimnis für uns zu behalten. Und da auch andere Gäste diese Überraschung erleben sollen, wollen wir auch hier nicht zuuu viel verraten. Aufgrund der Dunkelheit in der „Zeitmaschine“ lässt die Qualität der Bilder eh zu wünschen übrig 🙂 …

So verleben wir einen schönen, wenn auch „spooky“ Abend mit Judith und Arthur, für die die Reise bereits kurze Zeit später weiter geht. Auch unsere Woche in Buenos Aires neigt sich langsam dem Ende entgegen und so machen wir uns mit unseren gepackten Rucksäcken mit der Fähre auf zurück nach Uruguay…zurück zu Sprinti!

Buenos Aires ist wirklich eine tolle Stadt und auf jeden Fall eine Reise wert! Daher freuen wir uns umso mehr, dass wir schon in einigen Tagen wieder hier sein werden.

Warum, wieso, weshalb? Das erfahrt Ihr dann beim nächsten Mal! 🙂

Reiseberichte Uruguay

Uruguay (#082)

14. April 2024

– Strand, Wein, Regen und Rodeo –

An dem kleinen Grenzübergang Chuy verlassen wir Brasilien und betreten Uruguay.

Chuy ist dabei der Ort, der durch die Grenze getrennt ist. Der brasilianische Ortsteil schreibt sich dabei „Chui“, der uruguayische hingegen „Chuy“. So trennt lediglich eine Straße den Ort und somit auch die beiden Länder. Die Straße hat in jede Richtung nur eine Spur. Die eine liegt in Brasilien und heißt „Avenida Uruguay“ und die andere Spur liegt in Uruguay und heißt „Avenida Brasil“. Als wir durch den Ort fahren, um Geld zu wechseln und uns mal wieder neue SIM-Karten zu besorgen, überqueren wir fast versehentlich diese besagte Grenzstraße und hätten beinahe wieder in Brasilien gestanden. Die Einheimischen Chuys scheinen hier hingegen eine spezielle Regelung zu haben, denn auf dieser Straße mitten im Zentrum fährt und läuft alles hin und her…ein ziemliches Gewusel, sag ich Euch!

Uruguay ist mit seinen knapp 3,44 Mio. Einwohner das kleinste spanischsprachige Land in Südamerika. Mit einer Fläche von 176.215 Quadratkilometern (davon rund 2.600 Quadratkilometer Wasserfläche) ist es dabei etwa halb so groß wie Deutschland und grenzt im Norden an Brasilien, im Osten an den Atlantischen Ozean, im Süden an den Río de la Plata und im Westen (durch den Río Uruguay getrennt) an Argentinien. Die Küste Uruguays erstreckt sich über 660 km und genau die fahren wir erstmal entlang. Direkt im Nationalpark Santa Teresa begrüßt uns das Land mit traumhaften Stränden. So finden wir auch schnell ein schönes Plätzchen, an dem es sich gut aushalten lässt. Auch Capybaras, sogenannte Wasserschweine und die größten Nagetiere der Welt, sind in dieser Gegend mit von der Partie.

Und so hangeln wir uns in den nächsten Tagen immer weiter die Küste entlang und entdecken einen schönen Strand nach dem anderen. Dabei stellen wir fest, dass auch die Uruguayer ihre Strände lieben und sich gerade viele ältere Menschen unter der Woche am Strand aufhalten und ihre Zeit dort genießen. Auch das Surfen ist hier hoch im Kurs…das allerdings eher bei den jüngeren Menschen. Neben all den schönen Stränden ist bei uns auch Arbeit angesagt, denn irgendetwas fällt ja immer an und so greift Peter mal wieder zu seinem Lötkolben (ich muss gestehen, dass hört sich durchaus merkwürdig an, wenn ich das so schreibe). So zum Ende unserer Reise liegen auch viele organisatorische Dinge an, die es zu erledigen gilt. So ist es an der Zeit nun unseren Container, indem Sprinti per Schiff nach Hause transportiert werden soll, fest zu buchen. Noch immer suchen wir zwar nach Container-Buddys, aber somit haben wir den Container und damit auch den Termin für die Verschiffung schon einmal sicher. Danach können wir somit auch unsere Rückflüge buchen. All das ist durchaus zeitintensiv, weil viele Faktoren und Eventualitäten eine Rolle spielen und berücksichtigt werden müssen. Das allerdings in dieser Umgebung zu erledigen, entschädigt einfach für alles!

Nach einigen Tagen verlassen wir den Nationalpark Santa Teresa wieder, allerdings nicht ohne vorher noch unseren Wassertank bei der Park-Feuerwehr aufzufüllen.

Unser erster Eindruck von Uruguay ist wirklich positiv. Alle sind sehr freundlich und hilfsbereit, die Infrastruktur und die Straßen sind sehr gut und wir freuen uns, dass wir nun wieder Spanisch und nicht mehr Portugiesisch sprechen können. Nach der Ankunft europäischer Siedler (ab dem 17. Jahrhundert) entwickelten sich die von den Spaniern ausgesetzten Pferde und Rinder auf den weiten Grasfluren der Pampa (ja, hier im Südosten des Kontinents liegt sie wirklich, DIE Pampa) zu großen Herden, die die Grundlage für den wirtschaftlichen Reichtum des Landes bildeten. Die indianischen, Guaraní sprechenden Ureinwohner (Charrúas, Guanaes, Yaros, Chanaes), die als Jäger und Sammler lebten, sind seit Mitte des 18. Jahrhunderts innerhalb weniger Jahrzehnte ausgerottet worden. Das frühe 19. Jahrhundert war vor allem von Kämpfen gegen die Argentinier und Brasilianer geprägt, die das Land diverse Male annektieren wollten. Uruguay gehört heute zu den stabilsten, demokratischsten und wohlhabendsten Ländern in Lateinamerika. Die politische und wirtschaftliche Transformation hat in den letzten Jahren beträchtliche Fortschritte gemacht. Von lokalen Leuten erfahren wir allerdings auch, dass in den letzten Jahren die Preise im Land z.B. für Lebensmittel ziemlich angestiegen sind, nicht aber die Löhne, was es für die Menschen im Alltag schwieriger werden lässt. Auch uns fällt der Preisanstieg im Gegensatz zu den Ländern Argentinien und Brasilien beim Einkaufen auf, befinden wir uns doch fast auf dem deutschen Preisniveau. Auch der Sprit ist hier um einiges teuerer als in den vorherigen Ländern. Dennoch machen die Menschen hier einen glücklichen Eindruck und profitieren von einer politischen Stabilität.

In den nächsten Tagen fahren wir weiter die Küste entlang Richtung Südwesten (s. dazu unsere Route) und entdecken weitere Strände und Orte Uruguays. Wir stellen dabei fest, dass Uruguay ein sehr grünes Land ist…hier grasen die Kühe auf Wiesen unter Palmen und überall wächst tatsächlich Schilf. Letzteres erklärt auch, warum wir viele Häuser mit Reetdächern sehen. So langsam kommen wir Sprintis Ziel, Montevideo, immer näher. Glücklicherweise hat sich Sprintis Motorleuchte bislang nicht noch einmal gemeldet (s. dazu Artikel „Brasilien und die größten Wasserfälle der Welt #081“) und so sind wir ganz optimistisch, dass wir die restlichen Kilometer nun auch noch ohne weiteres gemeinsam schaffen! Die letzte Etappe unserer Reise hat begonnen!

Wir machen uns auf nach Atlantida, ein Ort etwa 50 Kilometer vor Montevideo. Etwas außerhalb fahren wir zum Platz La Chacra Holandesa, ein kleines Stück Land, auf dem sich zwei holländische Auswanderer niedergelassen haben. Neben Jan und Marieke, fünf Hunden, Rindern, Pferden und Hühnern, treffen wir auch auf deutsche Auswanderer und holländische Reisende. Hier auf dem Platz ist es an der Tagesordnung, dass um 17 Uhr Feierabend ist, d.h. dann lassen alle ihre Arbeit ruhen und setzen sich auf ein Weinchen zusammen. Nachdem wir den ganzen Tag über Wäsche gewaschen und erste Vorkehrungen für die Verschiffung getroffen haben, wohnen auch wir der geselligen Runde bei….und das Weinchen schmeckt auch ganz gut 🙂 .

Apropos Weinchen…Uruguay hat tatsächlich einige Weinanbaugebiete und gilt als „aufsteigender Stern im weltweiten Weinanbau“. Und so machen wir uns nach zwei Tagen bei Jan und Marieke auf zum Pizzorno Weingut nördlich von Montevideo. Es ist Montag und als wir das Weingut erreichen, schüttet es wie aus Eimern und alles sieht irgendwie geschlossen aus. Und ja, es ist tatsächlich montags geschlossen (auch hier kann man sich nicht so auf Google verlassen)! Aber wir treffen auf einen netten Mitarbeiter, der uns für den nächsten Tag eine Weintour bucht und uns erlaubt auf deren Parkplatz zu übernachten. Ja, das klingt doch perfekt! Allerdings regnet und gewittert es noch immer, so dass wir uns an diesem Montag tatsächlich nur in Sprinti verkriechen können.

Am nächsten Morgen ist es dann soweit. Wir sind die einzigen englischsprachigen Gäste an diesem Tag und so bekommen wir eine Einzelführung…Joaquin ist dabei unser Guide. Wir laufen durch die Weinkeller und erfahren neben der Geschichte des Weinguts auch viel über die Weinproduktion und Ernte an sich. Jetzt kennen wir uns also aus…im Weinbusiness 🙂 ! Und auch das dazugehörgige 3-Gänge-Menü lässt keine Wünsche offen…soooo lecker!

Noch immer regnet und gewittert es ununterbrochen. Was wir da noch nicht ahnen…es wird auch noch die nächsten vier Tage so weitergehen. Peter und ich haben beide noch nie Regen und Gewitter in diesem Ausmaß erlebt, die Blitze kommen im Sekundentakt und das stundenlang, bzw. tagelang.

Als wir tags darauf weiterfahren, sind viele Straßen wegen Überschwemmungen gesperrt und einige Flüsse treten über die Ufer. Auch unser nächster Platz (Posada Casa Vieja) in der Nähe der Stadt Colonia del Sacramento ist ordentlich durchgeweicht. Wir landen bei Ruedi und Susanna…zufällig wieder Auswanderer…dieses Mal aus der Schweiz. Ihr seht schon, viele Auswanderer hat es nach Uruguay verschlagen! Die beiden haben sich hier auf ihrem Grundstück ein Wohnhaus und Ferienwohnungen aufgebaut und haben so viel Platz, dass dort mittlerweile auch Camper stehen können. So treffen wir hier zufällig mit Sandra und Yannic auch alte Reisebekannte wieder, die wir zuletzt in Elvios Werkstatt in Paraguay getroffen haben (s. dazu Artikel „Paraguay und ein wenig Wellness für Sprinti #080“). Noch immer dieser extreme Regen, der in diesem Ausmaß absolut untypisch für die Region ist! Die dadurch entstehende hohe Luftfeuchtigkeit, lässt alles im Wagen klamm erscheinen. Lüften ist bei diesen Wetterbedingungen schlichtweg nicht möglich, weil wir aufgrund der Wassermassen die Fenster oder Dachluken einfach nicht öffnen können. Dieser Regen kommt uns mittlerweile echt ungelegen, weil wir Sprinti eigentlich eine Woche bei Ruedi und Susanna stehen lassen wollen, um mit der Fähre nach Buenos Aires überzusetzen und uns die Hauptstadt Argentiniens genauer anzuschauen. Es hilft nichts, Fähre und Hotel in Buenos Aires sind bereits gebucht! Also packen wir unsere Rucksäcke und hoffen, dass Sprinti dem Regen und der Luftfeuchtigkeit weiter standhält so lange wir nicht da sind. Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg und lassen Sprinti bei Ruedi und Susanna zurück…“aber nur für eine Woche, Sprinti!“

Was wir während unserer Zeit in Buenos Aires alles erleben, werde ich Euch in einem separaten Artikel schreiben. Nur so viel sei gesagt: Buenos Aires ist echt eine tolle Stadt!

Nach einer Woche kehren wir zurück nach Uruguay…zurück nach Colonia del Sacramento…zurück zu Sprinti! Zwar hat es in unserer Abwesenheit noch heftigst geregnet, aber mittlerweile herrscht wieder Sonnenschein. Sprinti hat die Tage gut überstanden und trotz der hohen Luftfeuchtigkeit (und ohne eine Lüftungsmöglichkeit) ist im Wagen nichts feucht oder womöglich noch angeschimmelt. Sehr gut!

Und so geht es am nächsten Tag auch schon wieder weiter. Wir verlassen Ruedi und Susanna und fahren in das Zentrum von Colonia del Sacramento, denn die Altstadt fällt unter das UNESCO-Weltkulturerbe. Colonia, wie man hier kurz sagt, wurde bereits 1680 gegründet und ist damit die älteste Stadt Uruguays. Wir schlendern durch die mit Kopfstein gepflasterten Straßen und sind ganz angetan von diesem schönen Örtchen. Hier könnten wir glatt länger verweilen und die schöne Atmosphäre der zahlreichen Restaurants und Cafés genießen. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau und von irgendwoher tönt südamerikanische Livemusik. Einfach herrlich!

Aber leider müssen wir weiter, denn an diesem Wochenende findet nördlich von Montevideo ein traditionelles Rodeo der urugayanischen Gauchos statt und das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Gauchos nennt man in Argentinien, Bolivien, Brasilien, Paraguay und Uruguay vorwiegend Nachkommen iberischer Einwanderer und Indigenas, die ihren Lebensunterhalt als Arbeiter in der Viehhaltung verdienen. Eines der wichtigsten wirtschaftlichen Erzeugnisse der Gauchos war Rindsleder und später auch Trockenfleisch. Für die Kultur der Gauchos ist insbesondere die Pampasregion, das argentinische Patagonien und der Gran Chaco im zentralen Südamerika bekannt. Ihre Blütezeit hatten die Gauchos im 19. Jahrhundert. Die Folklore hat sie allerdings romantisiert, vergleichbar mit den nordamerikanischen Cowboys. Vor allem in Argentinien und Uruguay hat die „Gaucho-Kultur“ eine tragende Bedeutung für das Nationalgefühl und so nennen sich viele Land- und Viehbesitzer auch heute noch stolz „Gauchos“. Auf unserem Weg durch Uruguay ist uns bereits aufgefallen, wie viele Pferde es hier gibt. Tatsächlich sind es über 400.000 in diesem doch recht kleinen Land.

Oft finden an den Wochenenden in der Umgebung Rodeo-Veranstaltungen statt. Werbung dafür gemacht wird bewusst nicht, denn die Informationen werden unter den lokalen Leuten weitergegeben. So soll die Veranstaltung auch weiterhin ein geschützter Raum für die Einheimischen in der Umgebung bleiben. Daher verirren sich auch nur in den seltensten Fällen Touristen hierher. Wir haben von Jan und Marieke von diesem Wochenende erfahren, die uns zudem versichert haben, dass Touristen gern dort gesehen sind, so lange es keine Überhand nimmt. Und genauso ist es auch! Schon als wir auf dem Gelände ankommen, werden wir freudestrahlend begrüßt und man ist total interessiert daran, woher wir denn kommen. Allerdings fallen wir natürlich auch direkt auf, sind wir doch die einzigen nicht Einheimischen an diesem Wochenende. Auf den Wiesen stehen einige Zelte und auch wir dürfen mit Sprinti über Nacht bleiben. Sprinti ist umringt von Pferdestärken…wenn auch etwas anders als sonst.

Überall Pferde, Pferde und nochmals Pferde. Schnell wird klar, dass „Gaucho sein“ ein absolutes Lebensgefühl ist. Schon die ganz Kleinen sitzen in voller Montur auf den verhältnismäßig riesigen Pferden und galoppieren über die Wiesen.

Die gesamte Veranstaltung geht über zwei Tage und für die Menschen hier ist der Besuch ein normaler, aber traditioneller Familienausflug am Wochenende. Alle haben ihre Klappstühle und große Kühltaschen dabei und so wird sich die Zeit beim Rodeo vertrieben. Auch gibt es ein paar Stände, die Reitstiefel, Hemden oder Gaucho-Hüte verkaufen und auch Essens- und Getränkestände sind vertreten. Viele bringen aus Kostengründen aber auch ihre eigenen Speisen und Getränke mit. So ist es ein buntes und reges Treiben hier auf dem Gelände und wir spüren, was dieses Lebensgefühl für die Menschen hier bedeutet.

Für den Samstag steht als erstes ein Wettreiten auf dem Programm, bei dem zwei Reiter gleichzeitig im Slalom um Metalltonnen reiten. Hier treten auch durchaus Erwachsene gegen Kinder an…mit Leidenschaft sind alle dabei! Davor, dass man hier mit den Pferden nicht zimperlich umgeht, hatten Jan und Marieke uns bereits gewarnt und so wird das Tier mit so manchem Peitschenschlag noch weiter angetrieben.

Danach ist Rodeo auf Kühen und Rindern angesagt und auch hier sind alle mit Herzblut dabei. Der Moderator spricht dabei nicht seine Kommentare, er singt sie einfach.

Dann wird es Abend und wer meint, jetzt würde es ruhiger, der irrt! Nun beginnt der „Party-Teil“! Auf der Bühne geben nationale Künstler alles und schmettern voller Leidenschaft uruguayische Lieder und das bis nachts um 2 Uhr. Danach geht es mit Musik „vom Band“ weiter und das bis 5.30 Uhr. Wir verziehen uns schon deutlich früher in unseren Wagen und lauschen zum Einschlafen der uruguayischen Musik.

Am nächsten Morgen geht es schon früh weiter. Der Tag startet wieder mit einem Wettreiten um die Tonnen. Dann kommt das Pferde-Rodeo, für viele anscheinend das Highlight des Wochenendes. Dutzende junge Pferde werden auf Anhängern und einfachen Truck-Ladeflächen herangekarrt. Die jungen Pferde sind weder eingeritten noch haben sie je einen Menschen auf ihrem Rücken getragen. Das soll also heute passieren und wie wir feststellen, sorgt die Art und Weise womöglich eher für eine größere Hemmschwelle als dass sie diese abbaut…bei den Pferden zumindest. Jan und Marieke haben uns zuvor erzählt, dass selbst viele Einheimische die Vorgensweise aus Tierschutzgründen mittlerweile ablehnen und wir verstehen auch absolut warum. Es handelt sich bei diesem Rodeo-Spektakel um eine jahrelange Tradition, die bei den Gauchos absolut zum Kulturgut gehört und auch wir spüren ihre Leidenschaft für all dies. Vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit gewisse Übungen nach heutigen Maßstäben ein wenig anzupassen, so dass Mensch und Tier dieses Event genießen können.

Als wir uns dann wieder auf den Weg machen wollen, stellen wir fest…man hat uns zugeparkt!

Irgendwie scheint das die Leute überhaupt nicht zu interessieren, parken sie doch einfach kreuz und quer. Außerdem werden ständig Autos ausgerufen, die anscheinend ebenfalls ungünstig geparkt haben und niemanden störts. Also bleiben wir einfach noch ein Weilchen, derjenige wird schon wegfahren. Doch nichts da, auch nach ein paar Stunden hat sich dieser PKW noch kein Stückchen wegbewegt! Ich bin schon fast auf dem Weg zur Bühne, um das entsprechende Nummernschild ebenfalls ausrufen zu lassen, als Peter plötzlich der Meinung ist, dass Sprinti zwischen das dunkle Auto und Baumstamm passen könnte.

Ich bin davon so gar nicht überzeugt und denke nur an neue Schrammen, wo wir doch gerade erst bei Elvio haben den Lack ausbessern lassen. Aber Peter hat meist ein besseres Raumgefühl als ich (typisch Mann und Frau halt!) und so liegt er auch heute richtig…es passt! Wir quetschen uns mit Sprinti durch die enge Lücke. Dann das nächste Problem…die Wiese ist so vollgeparkt, dass wir an entsprechender Stelle nicht zurück auf den Weg gelangen können. Außerdem parken auf dem Weg ebenfalls Fahrzeuge, die unseren Winkel so verkürzen, dass wir unten am Boden aufsetzen. Wie sollen wir nun hier raus kommen? Schnell entdecken auch ein paar Gauchos unser Problem und eilen uns zur Hilfe. Und wie macht man das hier in Uruguay? Man öffnet einfach die Tür des im Weg stehenden Autos (die scheinen hier alle nicht abgeschlossen zu sein), löst die Handbremse und eh ich mich versehe, schiebe ich gemeinsam mit den Gauchos das fremde Auto zur Seite. Das wäre bei dem silbernen PKW, der uns zugeparkt hat, vielleicht auch eine Variante gewesen. Na ja egal, wieder etwas dazugelernt! Was zählt ist, dass der Winkel nun passt und wir so von der Wiese auf den Weg gelangen können. So bedanken wir uns bei unseren Helfern und machen uns happy auf den Weg. Es war schön, dieses Wochenende hier zu erleben, denn mehr Tradition und Kultur in Uruguay geht glaube ich nicht.

Für uns geht es nun wieder zurück an die Küste, denn es bleibt uns noch eine Woche. Eine Woche bevor wir Sprinti für die Verschiffung vorbereiten müssen. Da es bei Sprintis Höhe ja durchaus wieder eine knappe Geschichte mit der Verladung in den Container wird, müssen wir also einige Vorkehrungen treffen. All das werden wir bei Jan und Marieke erledigen können. Somit bleibt uns jetzt noch eine Woche, um mit Sprinti frei am Strand stehen zu können und wir versuchen sie, trotz aller Vorbereitungen, zu genießen.

Es ist ein merkwürdiges Gefühl, dass unsere Reise sich nun dem Ende zuneigt und so ganz scheint es auch noch nicht bei uns angekommen zu sein.

Reiseberichte Brasilien

Brasilien und die größten Wasserfälle der Welt (#081)

7. April 2024

– Iguazú, Blumenau und Caipirinhas am Strand –

Wir befinden uns an der Grenze von Paraguay nach Brasilien und es herrscht absolutes Chaos. Beide Länder werden durch den Fluss Paraná (in dem wir vor ein paar Tagen noch schwimmen waren) getrennt und über eine Brücke miteinander verbunden. Am jeweiligen Ende der Brücke befinden sich die Grenzstädte Ciudad del Este, die zweitgrößte Stadt Paraguays, und Foz do Iguaçu auf der brasilianischen Seite. Und weil die Brücke eng und schmal ist und wir an diesem Tag nicht die Einzigen sind, die sie passieren wollen, herrscht absolutes Chaos…sowohl vor ihr, auf ihr und auch nach ihr. Alles staut sich, niemand scheint zu wissen wohin, überall wird gehupt und nicht ganz so vertrauenswürdig aussehende Menschen laufen umher. Nirgends ist ausgeschildert, wo wir hinmüssen, um uns aus Paraguay abzumelden. In dieser Gegend Sprinti zu parken und auszusteigen, gehört ebenfalls gerade nicht zu unserer Lieblingsaufgabe, aber uns bleibt nichts anderes übrig. In all dem Gewusel und Gehupe quetschen wir uns rechts an den Rand, ich springe aus dem Auto und verstelle einfach die Verkehrshütchen, so dass Peter Sprinti irgendwie am Rand hinquetschen kann. Hauptsache da fährt uns in diesem Chaos niemand dran! Wenn wir auf der Reise eins gelernt haben, dann ist es zu improvisieren. Und so stellen wir Sprinti schnell ab, nehmen weiteres Gehupe anderer Fahrzeuge in Kauf und fragen uns bei einem Polizisten durch, bis wir letztendlich da sind, wo wir hinmüssen.

Glücklicherweise funktioniert die bürokratische Ausreise dann schnell und reibungslos. Jetzt nichts wie hin zurück zu Sprinti und hoffen, dass er noch heile und unaufgebrochen dort steht. Wir haben Glück…alles ist gutgegangen! Jetzt nur noch über die Brücke und dann auf der anderen Seite nach Brasilien einreisen. Wie gesagt, die Brücke ist eng und so dauert der Weg ebenfalls ein Weilchen, aber dann ist auch das geschafft! Jetzt also noch der brasilianische Papierkram. Seit über einem Jahr sind wir nun in spanischsprachigen Ländern unterwegs, in denen man mit Englisch nur selten weiterkam. So haben wir immer mehr Spanisch dazugelernt und kommen, trotz verschiedenster Dialekte in den unterschiedlichen Ländern, in unserem Reisealltag mittlerweile sprachlich ganz gut klar. Das ist nun allerdings vorbei, spricht man hier in Brasilien doch Portugiesisch! Und schon hier an der Grenze war es das zum größten Teil mit Spanisch! Zwar sind beide Sprachen ja durchaus miteinander verwandt, aber dann doch irgendwie unterschiedlich. Und so kommt es wie es kommen muss…bereits mit der Einreise entsteht auch gleich das erste Missverständnis als wir ein Formular ausfüllen müssen. Wir tragen in einem Feld den monetären Wert Sprintis ein, die brasilianische Behörde allerdings denkt, wir wollen diesen Betrag bar in das Land einführen. Und so finden wir uns in einer Halle wieder, in denen Mitarbeiter beschlagnahmte Kartons und haufenweise Müllsäcke durchkramen. Fotos mache ich hier mal lieber nicht, denn da sind die Beamten ganz empfindlich und ich denke, dass wäre kein besonders guter Start in einem neuen Land. Die Zeit verstreicht und wir warten. Irgendwann können wir dann einem Mitarbeiter in einem Kauderwelsch aus Englisch, Spanisch und Portugiesisch verdeutlichen, dass es sich um ein Missverständnis handelt und wir nicht so viel Bargeld mit uns führen. Also muss unser Vorgang abgeändert werden, was die Zustimmung der Vorgesetzten bedarf und die ist…gerade in der Mittagspause! So warten wir weiter! Das fängt ja schon mal gut an, hier in Brasilien! Zum Glück sind aber alle sehr freundlich und als die entsprechende Vorgesetzte die Änderung endlich genehmigt, geht auch alles ganz fix und wir können weiter.

Jetzt noch ab zum Supermarkt und den Kühlschrank auffüllen und in einem Handyladen brasilianische SIM-Karten besorgen. Auch dies dauert hier in Südamerika immer ein wenig länger, aber irgendwann ist das ebenfalls erledigt und wir erreichen unseren Campingplatz inmitten des brasilianischen Dschungels. Direkt neben uns steht ein Baum mit seltsamen Früchten und wir finden heraus, dass es sich dabei um die südamerikanische Pomelo handelt, die sich doch ein wenig von der Pampelmuse, wie wir sie in Deutschland kennen, unterscheidet. Auch begrüßen uns wieder Affen in den Bäumen und spätestens nach Sonnenuntergang auch wieder jede Menge Moskitos. Da es durch ihre Stiche hier in Südamerika auch gerne zu Dengue-Infektionen kommt (momentan sind die Zahlen besonders hoch), versuchen wir uns bestmöglichst davor zu schützen, was nicht so wirklich funktioniert. Dengue ist eine durch Mücken übertragbare Virusinfektion, die sich oftmals als akute fiebrige Erkrankung äußert und einen tödlichen Verlauf nehmen kann. Durch den Klimawandel ist die weltweite Verbreitung von Dengue-Fieber in den letzten Jahrzehnten dramatisch angestiegen und auch wir hören von einigen Fällen anderer Reisender.

Am nächsten Morgen machen wir uns schon früh zu Fuß auf den Weg, denn direkt neben unserem Campingplatz liegt eine der Hauptattraktionen Südamerikas, die unter anderem zu den Sieben Weltwundern der Natur gehört…die Iguazú-Wasserfälle…das größte Wasserfallsystem der Welt! Die Wasserfälle erstrecken sich über fast 3 km entlang der Grenze zwischen Argentinien und Brasilien und bestehen aus etwa 275 verschiedenen vertikalen Abstürzen mit Höhen zwischen 60 und 82 Metern. Dadurch sind die Iguazú-Wasserfälle höher als die Niagarafälle, die wir ja bereits in Kanada besucht haben (s. dazu Artikel „Die Niagarafälle und weiter geht’s in den Nordwesten #006“), und auch doppelt so breit. Die Wassermenge an den Fällen schwankt von 1.500 m³ bis 10.500 m³ pro Sekunde. Durch die Wasserfälle verläuft in Längsrichtung die Grenze zwischen Argentinien und Brasilien. Da die meisten Fälle in Argentinien liegen, ist der größere Panoramablick von der brasilianischen Seite aus möglich. Und genau deshalb sind wir hier! Was wir dabei zu Gesicht bekommen, ist tatsächlich der absolute Wahnsinn, sage ich Euch!

Wir spazieren durch den Urwald und können den Wasserfällen auf verschiedenen Ebenen näher kommen…natürlich auch nicht, ohne von der Gischt klatschnass zu werden, aber das gehört bei diesem Besuch auch einfach dazu!

Nachdem wir die Wasserfälle bestaunt haben, geht es für uns in den benachbarten Tierpark, der hauptsächlich die hier in Brasilien lebenden Vögel zeigt und kranke Tiere wieder aufpeppelt. Da viele von ihnen nicht mehr ausgewildert werden können, finden sie hier ihre neue Heimat. Auch wenn es etwas Gutes ist, wenn man den Tieren hilft, so ist es doch für uns immer eher bedrückend, Tiere eingesperrt zu sehen. Mittlerweile ist es Mittag und das Thermometer zeigt über 35 Grad…noch dazu kommt eine Luftfeuchtigkeit von fast 100 %, da ist es gar nicht so leicht, so viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen, wie man ausschwitzt. Besonders Peter ist schwer begeistert!

So geht es am nächsten Tag auch schon weiter für uns…wir wollen nach Rio de Janeiro! Lange haben wir hin und her überlegt, ob wir die zusätzlichen 3000 Kilometer kurz vorm Ende der Reise noch auf uns nehmen wollen, oder ob das vielleicht einfach alles ein wenig zu viel wird. Aber hey, ein paar Wochen bleiben uns noch und Rio ist doch auf jeden Fall eine Reise wert! Also auf geht’s!

So war zumindest der Plan! Doch als wir gerade erst ein paar Kilometer gefahren sind, leuchtet plötzlich Sprintis Motorleuchte auf. Sofort kommen alte Erinnerungen an unsere Abschleppabentuer in den USA (s. dazu die Artikel „Liegengeblieben…#023“ und „Das war anders geplant…#026“) wieder hoch. Das fehlt uns jetzt ja noch so kurz vorm Ende der Reise! Noch dazu ist heute Sonntag, da hat jegliche Werkstatt geschlosssen. Wir fahren rechts ran und schließen erstmal unser Fehlerlesegerät an. Dann schauen wir mal weiter! Es stellt sich heraus, dass es sich um eine Fehlzündung der ersten Zündkerze handelt…auch das kommt uns bekannt vor! Was nun? Anscheinend hat Sprinti keine Lust auf Rio und vielleicht wollen wir auch gerade einfach wieder zu viel?! Wir planen also um! Als erstes löschen wir den Fehler aus dem System und ändern unsere Route. Wir fahren nicht nach Rio, sondern machen uns auf Richtung Osten, um dann an der Küste entlang südwärts den Weg nach Montevideo zu nehmen, denn von dort aus wird Sprinti zurück nach Hause verschifft werden. Also lieber keine Umwege mehr! Auf der Fahrt lesen wir weiter Sprintis Werte aus…alles einwandfrei! Wir hangeln uns auf dem Weg von Stadt zu Stadt und recherchieren nach Mercedes-Werkstätten. Zusätzlich gucken wir jede Menge Youtube-Videos darüber, wie man Zündkerzen selber austauschen kann, denn die haben wir als Ersatz tatsächlich dabei. Allerdings nicht all das Spezialwerkzeug, was man dafür benötigt, um nicht noch mehr beschädigen zu wollen. Nach einigen Stunden Fahrt läuft Sprinti noch immer einwandfrei und die Motorlampe ist nicht erneut angegangen. Haben wir vielleicht nur schlechten Sprit erwischt? Uns fällt ein kleiner Stein vom Herzen, angespannt sind wir allerdings immer noch. Die Nacht verbringen wir auf einem Parkplatz eines Hostals, bei dem wir an diesem Tag die einzigen Gäste sind und sofort umringt werden von freilaufenden Hühnern. Dann zieht ein Gewitter auf und ein tropischer Regenschauer setzt alles unter Wasser. Wir sitzen hinten im Wagen und recherchieren und planen weiter bis wir irgendwann todmüde einschlafen.

Am nächsten Tag fahren wir weiter und erreichen nach einigen Stunden die Stadt Blumenau, in der es ebenfalls eine Mercedes-Werkstatt gibt…zu Sicherheit! Aber Sprinti schlägt sich weiter wacker…keine Motorleuchte…keine Fehlzündung! Dafür gehen uns die Autofahrer hier in Brasilien ganz schön auf den Keks, denn deren Fahrstil ist nichts für schlechte Nerven und so begegnen uns hier nicht gerade wenig brenzlige Situationen auf den Straßen. So können wir Sprinti gut verstehen, dass er keine Lust auf Rio und weitere tausende Kilometer auf Brasiliens Straßen hatte. „Alles klar, Sprinti, wir haben den Hinweis verstanden!“

Nach Hohenau in Paraguay (s. dazu Artikel „Paraguay und ein wenig Wellness für Sprinti #080“) erreichen wir nun mit Blumenau in Brasilien erneut eine Stadt mit einer deutschen Geschichte hier in Südamerika. Blumenau hat rund 310.000 Einwohner und liegt etwa 50 Kilometer von der Atlantikküste entfernt. Die Stadt wurde 1850 von deutschen Einwanderern unter Leitung des Apothekers Hermann Blumenau in der damaligen Provinz Santa Catarina gegründet. Sie ist neben Joinville und Brusque eines der drei Zentren der deutschen Kolonisation in Santa Catarina.

In etwa den ersten 100 Jahren nach der Gründung der Kolonie war Deutsch die vorherrschende Sprache in Blumenau. Sie wurde zunächst als einzige Sprache verwendet, da die ersten Kolonisten ausschließlich aus Deutschland kamen. Mit zunehmender Einwanderung aus anderen europäischen Ländern und brasilianischer Binnenwanderung, wurden in Blumenau auch andere Sprachen, insbesondere Italienisch und Polnisch, vermehrt gesprochen. Zwischen 1937 und 1954 wurde von dem, mit diktatorischen Vollmachten ausgestattete Präsident Getúlio Vargas, in Brasilien eine Nationalisierungskampagne durchgeführt, die auch die deutschsprachige Gemeinschaft betraf als der Staat den Assimilierungsprozess forcierte. Als Brasilien am 22. August 1942 auf Seiten der Alliierten in den Zweiten Weltkrieg eintrat, verschärfte sich die Situation für die deutschsprachige Bevölkerung nochmals. Schulen, in denen auf Deutsch unterrichtet wurde, wurden geschlossen, die Verwendung der deutschen Sprache wurde verboten und das Portugiesische hielt auch in Blumenau Einzug. Obwohl heute Portugiesisch die vorherrschende Sprache in Blumenau ist, hat sich in kleinen Teilen der Bevölkerung Deutsch als Umgangssprache erhalten.

Wir übernachten auf dem Parkplatz des deutschen Kulturzentrums (Centro Cultural 25 de Julho), dass sich zur Aufgabe gemacht hat, die Kultur in Blumenau weiter aufrecht zu erhalten. Wir werden dort freudestrahlend von Josimeri, die gemeinsam mit ihrem Mann Ingo das Zentrum betreibt, begrüsst und kommen ins Plaudern (praktischerweise spricht Josimeri deutsch). Sie erzählt, dass es immer schwieriger wird sowohl das Zentrum als auch die deutsche Kultur aufrechtzuerhalten, weil die jungen Menschen immer weniger Interesse an Gemeinschaft, z.B. in Form von Gesangsabenden oder Sportveranstaltungen haben. Die jungen Generationen haben keinen Bezug mehr zu einer deutschen Geschichte ihrer Vorfahren, sie sind einfach Brasilianer. Wer soll es ihnen auch verübeln!

Was sich dahingegen noch allergrößter Beliebtheit erfreut, ist das alljährliche Oktoberfest hier in Blumenau, was tatsächlich das Größte außerhalb Deutschlands und zudem, nach dem Karneval in Rio, auch das größte brasilianische Volksfest ist. Doch anders als beim Münchener Oktoberfest, stehen hier die Gebäude das ganze Jahr über, wenn auch gleich alles eher einer Filmkulisse gleicht. Wir schlendern durch die enge Gasse und schmunzeln als wir durch die Souvenirläden stöbern und uns aus einem Biergarten deutsche Musik in Form von „Tote Enten“ des Partysängers Tim Toupet entgegenhallt.

Dann kommt bei uns der Hunger auf und so landen wir in einem wundervollen Restaurant, indem wir auch das erste Mal brasilianische Cocktails testen…und ja, die können sich sehenlassen!

Am nächsten Tag regnet es in Strömen (was die Luftfeuchtigkeit bis ins Unermessliche in die Höhe treibt) und so nutzen wir den Tag in Sprinti, um für die nächsten Wochen weiter zu recherchieren und zu organisieren. Abends erwischen wir eine trockene Phase und springen in ein Taxi, dass uns zu einem der bekanntesten Restaurants in Blumenau bringt, das Norden, ein uriges Brauhaus samt Biergarten.

Und so gibt es an diesem Abend für uns nicht nur Essen und Trinken, was uns die Heimat ein Stückchen näher bringt, sondern auch „Chopp der Vinho“ (Bier mit Rotwein) und einen „Brasilberg“, was eigentlich dem Kräuterlikör „Underberg“ entspricht, der sich aber aufgrund eines Zwists um die Namensrechte „Brasilberg“ nennt und von der Tochterfirma „Underberg do Brasil Ltda.“ vertrieben wird. Livemusik darf an diesem Abend ebenfalls nicht fehlen, wenn es sich auch gleich ein wenig lustig anhört, wenn Brasilianer, die kein Deutsch sprechen, deutsche Volkslieder singen…

Am nächsten Tag verlassen wir Blumenau wieder und fahren ans Meer, gnauergesagt auf die Halbinsel Florianopolis, die immer mehr zum bekannten Urlaubsziel hier in Brasilien wird. Allerdings ist es uns dort schnell zu voll und so springt der Florianopolis-Hype nicht wirklich auf uns über. Nach einer Nacht auf der Halbinsel geht es für uns also schon wieder weiter.

Wir fahren die Küste weiter Richtung Süden und machen Halt an einem Campingplatz direkt am Strand. Es erinnert uns ein wenig an einen europäischen Campingplatz und so kommt direkt auch irgendwie Urlaubsfeeling auf. Tatsächlich sind wir hier auf dem ganzen Platz aber die einzigen Gäste aus Europa, denn die Brasilianer lieben Camping. Und die Brasilianer lieben auch Strand…was ja durchaus nachvollziehbar ist! Dazu lieben sie knappe Bedebekleidung…egal ob sie es tragen können oder nicht…und so manches Mal wünsche ich mir durchaus dieses Selbstbewusstsein. Wir bleiben ein paar Tage an diesem Ort und es fühlt sich schon ein wenig unwirklich an, dass wir vor nicht einmal drei Wochen noch auf der anderen Seite des Kontinents am Pazifik standen und nun hier zurück am Atlantik sind, wo unsere Reise vor knapp zwei Jahren in Halifax begann.

Wir sind hier an unserem Stellplatz auch live dabei, als anderthalb Tage lang direkt vor uns am Strand bzw. im Meer ein Schwimmwettkampf ausgetragen wird, der zudem von einem sehr enthusiastischen und leidenschaftlichen „Stadionsprecher“ kommentiert wird…gerne auch bereits morgens ab 5.30 Uhr. Egal, wir sind im Urlaubsmodus und lassen uns nicht stören! Stattdessen genießen wir das Strandfeeling, springen hin und wieder ins Meer und besuchen auch die ein oder andere Strandbar. Hier in Brasilien gehören Cocktails ja quasi zur Kultur, allen voran der Caipirinha, den es in diversen Varianten gibt. So probieren wir uns da ein wenig durch… 🙂

Nach ein paar Tagen verlassen wir unseren Platz am Strand wieder und fahren Richtung Süden. Sprinti macht weiter gut mit und die Motorleuchte bleibt glücklicherweise aus.

Und dann erreichen wir das letztes Land, in dem wir gemeinsam mit Sprinti auf dieser Reise unterwegs sind…Land Nummer 19..Uruguay!

Reiseberichte Paraguay

Paraguay und ein wenig Wellness für Sprinti (#080)

31. März 2024

– Zu Gast in Hohenau –

Nachdem wir Chile endgültig hinter uns gelassen haben (s. dazu Artikel „Eine neue Windschutzscheibe und der lange Weg eines Stoßdämpfers #079“), sind die nächsten Tage absolute Fahrtage, in denen wir Argentinien fast komplett durchqueren. Je weiter wir dabei Richtung Osten kommen, desto grüner wird die Landschaft und umso feuchter wird auch das Klima. Die Gegend ist nun geprägt von Holzwirtschaft und industriellem Ackerbau und so fahren wir z.B. stundenlang durch Mais- und Teefelder. Es wird wärmer und die schwüle feuchte Luft treibt uns so manche Schweißperle auf die Stirn. Unsere Tage sind also geprägt von frühem Aufstehen, stundenlangem Fahren und auch davon, jeden Abend auf einem anderen Stellplatz zu übernachten. Einige davon sind tatsächlich so schön, dass wir glatt länger bleiben könnten.

Doch warum die ganze Fahrerei überhaupt? Uns bleiben noch rund 6 Wochen auf dieser Reise…6 Wochen, die es mit schönen Dingen zu füllen gilt ohne dass es neben all dem, was es zu organisieren gibt, in totalen Stress ausartet. Noch immer sind wir auf der Suche nach Container-Buddys, mit denen wir uns für Sprintis Rückverschiffung den Container teilen können. Dafür sind wir unter anderem in sämtlichen Traveler-Gruppen bei Social Media vertreten. Dort werden wir eines Tages auch von Melina und David angeschrieben, die mit zwei Motorrädern unterwegs sind und die wir, wie der Zufall es so will, auch schon in Panama und in Kolumbien getroffen haben. Zwei Motorräder würden Sprinti im Container natürlich super ergänzen, weil all zu viel Platz ist ja nicht mehr übrig. Jetzt heißt es also Daumen drücken, dass das was wird!

Bevor wir also die letzten Wochen in den „Chill-Modus“ übergehen (falls das überhaupt was wird?!), gibt es noch einiges zu entdecken und auch Sprintis „Wellness-Programm“ geht in die nächste Runde. Und wo soll all das passieren? In Paraguay!

Und so verlassen wir nach einigen Fahrtagen nun auch Argentinien…aber so viel sei gesagt: „Wir kommen wieder…und zwar noch auf dieser Reise!“ Der Grenzübergang nach Paraguay verläuft recht reibungslos und unkompliziert, wenn auch gleich die Vorgehensweise noch ein wenig „ursprünglicher“ zu sein scheint. Computer sind weit und breit nicht in Sicht und so werden die Menschen, die die Grenze übertreten (so wie wir), handschriftlich in Listen eingetragen, während der Grenzbeamte erstmal hektisch den Schreibtisch frei macht und eine Sahnetorte (die bei diesen Temperaturen wahrscheinlich eh nicht lange hält) zur Seite räumt. Aber man lässt uns und Sprinti ohne weiteres ins Land…sehr schön!

Paraguay ist einer von lediglich zwei Binnenstaaten (kein direkter Zugang zum Meer) in ganz Amerika und wird von Argentinien, Bolivien und Brasilien umschlossen. Mit einem Staatsgebiet von knapp 407.000 km² ist das Land ungefähr so groß wie Deutschland und die Schweiz zusammen, hat dabei aber lediglich 6,7 Mio. Einwohner, wo von 7% der Bevölkerung sogar Einwanderer deutscher Herkunft sind. Wir befinden uns hier mittlerweile wieder im tropischen und subtropischen Klima und die oft dschungelartige Landschaft und rote Erde erinnert uns tatsächlich an Costa Rica. Zur einheimischen Tierwelt gehören hier auch wieder verschiedene Affenarten, Jaguare, Pumas, Ameisenbären, Tapire, Gürteltiere, Wasserschweine, Ozelote sowie Kaimane, Anakondas und andere Schlangenarten. Da schaut man schon zweimal, wo man hintritt! Zu den zahlreichen Fischarten Paraguays gehören sowohl die Lungenfische, die sich während der Trockenzeit im Schlamm eingraben, als auch Piranhas. Es gibt zudem über 700 Vogelarten, darunter Tukane, Kolibris, und verschiedene Sittiche und Papageien sowie die größten Vögel des Landes, Nandus, die wir aus der Ferne zu Gesicht bekommen. Zu dem Schutz all dieser Tiere wurden in Paraguay zahlreiche Nationalparks gegründet.

Es ist Sonntag und so führt uns unsere Weg zu einem Wassersport-Verein direkt am Fluss Paraná, der Argentinien und Paraguay trennt. Hier dürfen wir mit Sprinti direkt am Wasser stehen und auch die Einheimischen nutzen gerade am Wochenende dieses Naherholungsgebiet. Es wird mit Booten oder Jetskis über den Fluss geheizt, es wird gelacht und sich gesonnt…und natürlich…es wird mal wieder gegrillt! So genießen auch wir dieses Plätzchen und springen in den 3200 Kilometer langen Fluss, der gar nicht mal so wenig Strömung hat, uns aber bei rund 38 Grad die nötige Abkühlung verleiht. Kaimane und Piranhas kommen uns zum Glück dabei nicht in die Quere!

Am nächsten Tag geht es schon früh für uns weiter. Wir fahren in das nahegelegene Hohenau, eine Stadt, die viele deutsche Auswanderer ihr Zuhause nennen. Viele Einwohner haben deutsche Vorfahren und einige sind auch der deutschen Sprache noch mächtig. Auf unserem Weg durch die Stadt begegnen uns auf jeden Fall unzählige Namen deutschen Ursprungs, was uns manchmal hier in Südamerika durchaus schmunzeln lässt. Hohenau wurde am 14. März 1900 von Guillermo Closs, Carlos Reverchon und den Brüdern Ambrosio und Esteban Scholler mit der Hilfe von deutschen Kolonisten gegründet. Der deutschstämmige Guillermo (dt. Wilhelm) Closs wurde am 31. Oktober 1841 in Baumschneis (Brasilien) geboren. Im brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul gründete er einen Ort namens Serra Pelada. Später beschloss er, nach Paraguay zu ziehen, wo er Carlos Reverchon traf. Zusammen entwarfen sie einen Plan für die Besiedlung durch deutsche Einwanderer.

Wir erfahren, dass auch gerade zur Corona-Zeit erneut viele Deutsche hierher ausgewandert sind, die mit der ein oder anderen politischen Entscheidung in Deutschland nicht einverstanden waren. Allerdings sind auch knapp 80% davon mittlerweile wieder zurückgekehrt, weil sie sich entweder das Leben in Paraguay einfacher vorgestellt oder die Vorzüge Deutschlands dann doch zu schätzen gelernt haben.

In Hohenau führt uns unser Weg als erstes zu einer „Autowaschanlage“, denn Sprinti hat heute noch einen Termin. Von anderen Reisenden haben wir von Elvio erfahren, der hier eine Werkstatt (Benedix – Welding and Painting) für Beulenbeseitigung und Lackarbeiten hat…und das Ganze auch noch zu einem sehr guten Preis. Um also zu erkennen, an welchen Stellen Sprinti ein wenig „Liebe“ benötigt, ist nun erstmal eine Wäsche dran. Die Löhne sind hier in Paraguay tatsächlich sehr niedrig und so kostet uns die gesamte Autowäsche, bei der zwei Mitarbeiter über eine halbe Stunde an Sprinti schrubben umgerechnet 6,25 EUR (inklusive Trinkgeld).

Dann geht es zu Elvio in die Werkstatt…und wir sind nicht die Einzigen, die seine Hilfe in Anspruch nehmen wollen! So treffen wir mit schoebisontheroad, roadfuxx und bisbald.ch dort tatsächlich alte Reisebekannte wieder, denen wir zum Teil schon in Mexiko, Pananma, Ushuaia und an vielen anderen Orten auf dieser Reise über den Weg gelaufen sind…ja, so klein ist mal wieder die Reisewelt! Alle sind fleißig am Werkeln, denn bei einigen stehen ebenfalls die Verschiffungstermine kurz bevor…egal ob nach Deutschland oder weiter nach Afrika.

Jetzt stellt sich nur noch die Frage, wie lange wird der ganze Prozess mit Sprinti in der Werkstatt dauern und haben wir diese Zeit „übrig“? Elvio schaut sich den Wagen an. Sprinti hat hinten an den Hecktüren einige Beulen, die tatsächlich schon da waren, als wir ihn 2019 gekauft haben. Auf der Motorhaube hat zudem der ein oder andere Steinschlag seine Spuren hinterlassen. Um auf der Reise durch die Amerikas ein möglichst unscheinbares und nicht allzu attraktives Auto („sorry Sprinti!“) zu haben, hatten wir die Beulen damals nicht entfernt. Jetzt allerdings bietet sich das ja geradezu an und etwas Lackpflege hat Sprinti sich zudem absolut verdient. Also überlegen wir gemeinsam mit Elvio, was wie machbar ist…schließlich wollen wir ja nicht Teile des Innenausbaus entfernen müssen, um etwas auszubessern. Dann haben wir einen Plan: Die Hecktüren, die Motorhaube und ein paar winzige Roststellen im Lack (größere hat Sprinti zum Glück nicht) sollen behoben werden. Da wir aufgrund von schlechter Wetterprognose für die nächsten Tage ein wenig unter Zeitdruck stehen, bietet uns Elvio bei all der Arbeit, die er und seine Leute schon haben, tatsächlich an, noch heute bei Sprinti zu beginnen. Ok, alles klar! Also muss für uns schnell ein Plan her, denn wir können für circa 4 Tage nicht im Wagen übernachten. Kurzerhand fahren wir zu einem Hotel in unmittelbarer Nähe und buchen uns dort für die nächsten Tage ein Zimmer, dann fahren wir zum Supermarkt und decken uns mit Trinkwasser und ein paar Snacks ein. Anschließend ist Taschepacken und Autowegbringen angesagt. Und so finden wir uns ein paar Stunden später in einem Hotelzimmer wieder, von dem wir am Morgen noch gar nicht wussten, dass wir dort sein würden. Ja, also ohne Spontanität läuft auf so einer Reise gar nichts!

Und so sehen die kommenden Tage ein wenig anders aus als sonst. Täglich legen wir einen kleinen Spaziergang zur Werkstatt ein und schauen uns Sprintis Fortschritt an. So manches Mal werden wir dabei von einem tropsichen Regenschauer erwischt, der uns in Sekundenschnelle nasswerden lässt bis auf die Haut…immer mit dem Gedanken im Kopf, dass Sprinti jetzt hoffentlich trocken in der Halle steht und nicht nass davor.

Leider erfahren wir in diesen Tagen auch, dass Melina und David ihre Motorräder nun doch mit dem Flugzeug nach Hause schicken werden und so geht unsere Suche nach einem Container-Buddy weiter. Ein wenig Zeit bleibt uns ja noch!

Da wir uns hier im Hotel nicht selbst verpflegen können, ist auswärts essen angesagt…was gar nicht so einfach ist, denn ähnlich wie in Chile und Argentinien essen die Menschen hier erst gegen 21 Uhr und so öffnen auch die Restaurants recht spät, was nicht so ganz mit unserem Rhytmus zusammenpasst. Auf unserem Weg zur Werkstatt kommen wir immer an einem Döner-Restaurant eines deutschen Auswanderers vorbei und statten ihm an einem Abend auch einen Besuch ab. Nach knapp zwei Jahren auf Reisen, in denen man dieses Gericht, in den von uns bereisten Ländern, absolut nicht kannte, lassen wir uns den Döner besonders gut schmecken!

Nach vier Tagen des Ausbeulens, Spachtelns,Schleifens, Lackierens und Trocknens ist Sprinti fertig! Elvio und sein Team haben wirklich super Arbeit geleistet! Wir sind startklar zur Abfahrt…yippieh! Weiter geht’s!

Und so verlassen wir Hohenau und machen uns auf in den Norden Paraguays.

Da das Land gar nicht mal so groß ist, erreichen wir tatsächlich noch am selben Tag die Grenze nach Brasilien.

Und welche Kuriositäten uns dort erwarten, erfahrt Ihr beim nächsten Mal…! 🙂

Wir senden Euch liebe Ostergrüße aus der Ferne!

Reiseberichte Chile

Eine neue Windschutzscheibe und der lange Weg eines Stoßdämpfers (#079)

17. März 2024

– Wir verlassen Chile –

Am Tag nach Peters Geburtstag verlassen wir Valdivia wieder und damit quasi auch die wunderschöne Gegend Patagonien, in der wir die letzten zwei Monate zu Gast sein durften. Aus den Nachrichten erfahren wir, dass der ehemalige Präsident Chiles, Sebastián Piñera, bei einem Hubschrauberabsturz in Lago Rancho (rund 100 Kilometer von Valdivia entfernt) ums Leben gekommen ist. Neben den Waldbränden ein weiterer Schicksalschlag für das Land, was hier die Fahnen auf Halbmast hängen lässt.

Wir fahren weiter Richtung Norden und legen in diesen Tagen viele Kilometer zurück. An einem Abend übernachten wir alleine an einem Fluss, den Einheimische tagsüber gerne mit ihren Familien zum Schwimmen nutzen. Wir holen unsere Campingstühle heraus und genehmigen uns ein Feierabendbierchen, was uns namenstechnisch an zu Hause erinnert. Als es dämmert, werden wir von dutzenden Mücken begrüßt und so machen wir es uns den Rest des Abends in Sprinti gemütlich.

Am nächsten Tag erreichen wir die Wasserfälle Salto del Laja, bei denen sich gleich vier Fälle 35 Meter in die Tiefe stürzen. Dieses Schauspiel gilt hier als ziemliche Touristenattraktion und so legen auch wir hier einen kurzen Stop ein.

Tags darauf erreichen wir mit Colchagua die Weinregion Chiles, durch die wir auf dem Weg Richtung Süden vor zwei Monaten nur durchgefahren sind. Dieses Mal ist auch hier Zeit für einen Zwischenstop. Und nachdem wir auf einem Weingut in Mendoza bereits den argentinischen Wein getestet haben, steht heute eine Verkostung auf dem chilenischen Weingut Viu Manent an. Zu dem Gut gehört ein hervorragendes Restaurant und so sitzen wir an einem sommerlichen Nachmittag unter Weinranken, die uns Schatten spenden und genießen das Essen und den Wein…beides sehr köstlich, kann ich Euch sagen!

Was übrigens außerordentlich praktisch ist, ist, dass wir mit Sprinti direkt am Weingut übernachten dürfen. Als Peter und ich am Abend mit unseren Stühlen vor Sprinti sitzen, den lauen Sommerabend genießen (bevor die Mücken kommen) und unseren Wein vom Weingut verkosten, kommt plötzlich eine deutsche Familie, bestehend aus Thomas und Susanne mit ihren Töchtern Stina und Smilla, vorbei. Auch sie reisen derzeit mit ihrem Truck-Camper durch Südamerika und so kommen wir sofort ins Gespräch…verquatschen uns regelrecht. Die Chemie stimmt sofort! Von ihnen erhalten wir auch den Tipp für einen schönen Stellplatz direkt am Meer. Alles klar, den probieren wir dann doch mal aus!

Am nächsten Morgen trennen sich unsere Wege und so müssen wir uns schon wieder von Thomas und Susanne samt ihrer Töchter verabschieden. Wir folgen deren Ratschlag und machen uns auf zum Meer. So erreichen wir La Boca, ein Ort direkt am Pazifik. Hier finden wir tatsächlich einen ruhigen Platz mit Blick auf diesen wunderschönen Ozean…hier lässt es sich definitiv aushalten! Es ist schon unglaublich, dass wir vor rund einem Monat noch bei 0 Grad Celsius in der Antarktis waren und nun hier bei sommerlichen Temperaturen an dem Meer sitzen, dass quasi aus der Antarktis kommt. Und sich vorzustellen, dass Ushuaia schon wieder über 3400 Kilometer von uns entfernt liegt, zeigt einfach nur wir unglaublich groß und abwechslungsreich dieser wunderschöne Kontinent ist.

Nach zwei Tagen am Meer, in denen wir viel für die letzten Wochen auf dieser Reise recherchieren und organisieren konnten, verlassen wir diesen schönen Ort und sagen damit auch dem Pazifik für diese Reise Lebewohl. Es geht nun für uns erneut nach Santiago. Vielleicht fragt Ihr Euch, warum wir nun ein drittes Mal die Hauptstadt Chiles besuchen?! Die Antwort: Wir haben einen Termin! Zur Erklärung hole ich ein wenig aus. Als wir im letzten Frühjahr auf Heimaturlaub in Deutschland waren, haben wir uns von einer sehr renommierten Firma dort neue Stoßdämpfer mitgebracht. Zwar haben wir uns auf dieser Reise schon zweimal neue einbauen lassen, aber die waren entweder gebraucht und nur neu aufgearbeitet (was wir dann erst im Nachhinein erfahren haben) oder sie waren qualitativ nicht so gut, als dass sie Sprintis Karosserie mit all seinem Gewicht bei den nicht immer guten Straßen auch ausreichend abfedern. Also haben wir uns gedacht, nutzen wir den Heimaturlaub doch auch, um uns neue Stoßdämpfer mitzubringen. Ehrlich gesagt waren wir uns gar nicht so sicher, ob man uns die beim Flug nicht konfisziert, sahen sie beim Durchleuchten unserer Reisetaschen doch eher nach Waffenmaterial als nach einem Autoersatzteil aus. Aber abgesehen vom Gewichtsproblem (s. dazu Artikel „Heimaturlaub #052“) hat alles gut funktioniert. Als wir dann circa 8000 Kilometer später in Lima (Peru) neue Bremsklötze angebracht haben, ist uns aufgefallen, dass der Stoßdämpfer vorne rechts ziemlich leckt und Öl verliert.

Daraufhin haben wir Kontakt mit der deutschen Firma aufgenommen, die dies gleich als Produktionsfehler eingestuft und uns kostenlos einen neuen Stoßdämpfer zugeschickt hat. Doch wohin lässt man sich so ein Paket schicken, wenn man auf Reisen ist? Wie lange braucht das Paket und wo sind wir zu dem Zeitpunkt? Viele Unbekannte, die es schwer abzuschätzen gilt. Es ist zu diesem Zeitpunkt Anfang November und wir sind in Chile, genauer gesagt in Santiago…bei Milenko in der Werkstatt, wo Sprinti einen Ölwechsel etc. erhält. Wir sprechen also mit Milenko und der bietet uns an, die Stoßdämpfer zu ihm schicken zu lassen. Perfekt! Mit DHL Express dürfte es ja nur maximal eine Woche dauern und unser „Waffenmaterial“ müsste aus Deutschland hier in Santiago ankommen. Viele Reisende nutzen DHL Express, um sich Ersatzteile aus Europa innerhalb weniger Tage schicken zu lassen und das funktioniert eigentlich immer sehr gut. So bleiben wir im November ein paar Tage in Santiago und warten auf die Stoßdämpfer. In der Sendungsverfolgung sehen wir, dass das Paket umgehend auf die Reise geschickt wurde und nun am Flughafen in Frankfurt zur Prüfung liegt. Nach einigen Tagen, in denen sich laut Sendungsverfolgung so gar nichts getan hat, entscheiden wir, Santiago zu verlassen und unsere Reise schon mal fortzusetzen…mit dem Plan, Santiago einen erneuten Besuch abzustatten. Und so waren wir erstmal in Argentinien und haben dort Mendoza und einige Nationalparks besucht. Zwei Wochen später sind wir dann nach Santiago zurückgekehrt…allerdings lagen unsere Stoßdämpfer noch immer in Frankfurt. Nach mehrmaligem Nachhaken erfahren wir, dass unser Paket nicht mit DHL Express, sondern als DHL Postpaket verschickt wurde…was prioritätenmäßig nicht ganz oben auf der Versandliste steht. Noch immer tut sich nichts bei unserem Paket! Was machen wir jetzt? Es ist Ende November und uns läuft die Zeit davon, wollen wir doch Ende des Jahres unser Reiseziel Ushuaia erreichen! Vor uns liegen noch knapp 4.000 Kilometer und rund fünf Wochen. Die Straßen werden auch hier herausfordernd sein…und das mit dem kaputten Stoßdämpfer? Geht dadurch womöglich auch der Zweite kaputt? Wir haben keine Wahl und so lassen wir Santiago erneut hinter uns…wieder ohne neuen Stoßdämpfer…dieses Mal Richtung Süden.

Ihr als aufmerksame Pedena-Leser wisst, wir haben es geschafft und Ushuaia rechtzeitig erreicht…auch mit dem alten Stoßdämpfer! Quasi täglich haben wir dabei auf unserem Weg in den Süden den Sendungsstatus unseres Pakets überprüft. Und so bekamen wir am Ende der Welt am Ende des Jahres (es war tatsächlich der 31.12.2023) die Nachricht, dass unser Stoßdämpfer Frankfurt nach über sieben Wochen verlassen und Chile erreicht hat…ENDLICH! Jetzt muss das „Waffenmaterial“ nur noch durch den chilenischen Zoll…Moment, sagte ich „nur noch“?

Dieser Prozess dauert weitere vier Wochen bis wir am 31.01.2024 endlich die Mitteilung erhalten, dass unser Paket abholbereit in Santiago in der Postfiliale liegt…und das nach „lediglich“ 11 Wochen!

Das ist der Grund, warum es für uns nun ein drittes Mal in die chilenische Hauptstadt geht. Wir haben erneut einen Termin bei Milenko. Vorher ist es allerdings an der Zeit den Staub und Dreck seit Ushuaia loszuwerden und so gönnen wir Sprinti mal wieder eine Wäsche…

Dann geht es in die Werkstatt…und man glaubt es kaum…der Stoßdämpfer ist da! Wie wir an den beigelegten Dokumenten im Paket erkennen können, hat sowohl der deutsche als auch der chilenische Zoll das Paket geöffnet und den Inhalt überprüft…die dachten wahrscheinlich auch eher an eine Waffenlieferung! Aber nix da…lediglich ein ganz harmloser Stoßdämpfer! 🙂

Und so bekommt Sprinti an diesem Tag nicht nur einen neuen Stoßdämpfer, sondern auch eine neue Windschutzscheibe und einen neuen Scheinwerfer. Die Windschutzscheibe hat auf der Reise so manchen Steinschlag abbekommen, angefangen in Kanada auf unserem Weg zum Polarmeer (s. dazu Artikel „Reifenpanne auf dem Dempster Highway #014“). Da die Preise hier in Südamerika für eine neue Scheibe um einiges günstiger sind als in Deutschland, erledigen wir das gleich mit. Aus diesem Grund lassen wir auch den Scheinwerfer erneuern, der über die Jahre ein wenig blind geworden ist und trotz unserer Aufarbeitung in Mexiko nicht mehr so leistungsstark ist, wie er sein sollte. Bei unserem ersten Besuch bei Milenko hier in Santiago im letzten November haben wir neben einem Filter- auch einen Ölwechsel machen lassen. Jetzt, nur wenige Monate später liegen bereits weitere 10.000 Kilometer hinter uns und es wird wiederum Zeit Sprinti mit neuem Öl etwas Gutes zu tun. Des weiteren hören wir momentan beim Fahren ein merkwürdiges Geräusch…auch diese Ursache ist schnell gefunden…eine Halterung am Auspuff hat sich gelöst. Also schickt man uns kurzerhand in eine benachbarte Werkstatt, die mal eben zum Schweißgerät greift und so ist nach fünf Minuten auch dieses Problem gelöst.

Weil die neue Scheibe eingeklebt wurde und das Ganze erstmal trocknen muss, sollen wir zwei Tage mit Sprinti nicht schnell fahren und schlechte Straßen meiden. Bei den Bedingungen hier heißt das dann wohl…Auto nicht bewegen! Also fahren wir quasi im Schneckentempo weg von der Werkstatt hin zu Matias und seinem Campingplatz, auf dem wir auch bei unserem ersten Besuch in Santiago schon waren. Auch die Hunde dort erkennen uns wieder und freuen sich über Spielkameraden.

Am nächsten Tag nutzen wir die Zeit und fahren mit dem Taxi in das Stadtzentrum, denn so richtig Sightseeing haben wir in Santiago noch immer nicht gemacht, also wird das jetzt mal Zeit! Santiago ist nicht nur die Hauptstadt, sondern mit 5,2 Mio. Einwohnern (7,1 Mio. im Ballungsraum) auch die größte Stadt des Landes. Damit leben etwa 44 Prozent aller Chilenen in der Hauptstadt oder in ihrer direkten Umgebung. Die Stadt ist das unbestrittene politische Zentrum Chiles, auch wenn das chilenische Parlament, der Congreso Nacional, in Valparaíso tagt. An dem ein oder anderen Regierungsgebäude kommen wir hier allerdings auch vorbei. Die Innenstadt ist sehr geprägt von alten Gebäuden, was ihr durchaus einen Charme verleiht, der uns gefällt. Die Mischung aus alt und neu erinnert uns dabei sehr an Panama City.

Zwei Tage später ist Sprintis Scheibe hoffentlich genug getrocknet. Dazu gilt es zu sagen, dass wir andere Reisende getroffen haben, denen ist tatsächlich die neue Windschutzscheibe auf einer ungeteerten Straße wieder herausgefallen…was aber eventuell auch an der falschen Montage gelegen hat. Wir sind also mal ganz zuversichtlich, lassen die blauen Klebestreifen, die zusätzlich dafür sorgen sollen, dass die Scheibe nicht abrutscht, aber vorsichtshalber nochmal ein paar Tage dran. Für uns ist es nun an der Zeit Chile Lebewohl zu sagen…auf dieser Reise nun endgültg! Und so kreuzen wir nun zum neunten und letzten Mal die Grenze von Chile und Argentinien. Chile ist ein tolles Land und gehört neben Kolumbien zu unseren Lieblingsländern hier in Südamerika. Nach Peru und Bolivien, die für uns persönlich anstrengende Länder waren, hat uns Chile quasi ein wenig aufgefangen (wenn man es so nennen mag) und uns ein wenig Ordnung und Struktur zurückgegeben, was uns sehr gutgetan hat, weil es vieles im Alltag erleichtert. Wir haben hier sehr nette und hilfsbereite Menschen kennengelernt und haben uns nie unsicher gefühlt. Die Landschaft in diesem Land ist einfach fantastisch, daher können wir Chile als Reiseland absolut empfehlen!

Und so fahren wir ein drittes und letztes Mal über den 3.000 Meter hohen Pass, der hier Chile und Argentinien verbindet. Es ist mit knapp 40 Grad sehr heiß und auf der Serpentinenstraße quälen sich die LKWs im Schneckentempo den Berg hoch. Auch Sprinti ist bei diesen Temperaturen und dem extremen Anstieg nicht begeistert. Umso mehr freut er sich bei jedem Stillstand über ein wenig Motorkühlung, in dem wir die Motorhaube aufstellen, damit die heiße Luft auch nur irgendwie entweichen kann. Zusätzlich läuft unsere Heizung im Innenraum auf Hochtouren, um auch so dem Motor ein wenig Kühlung zu ermöglichen. Somit bringen uns nicht nur die 40 Grad ordentlich ins Schwitzen, sondern zudem auch noch die Hoffnung, dass die Scheibe hält.

Es klappt…Sprinti und Scheibe halten durch! 🙂

Und so sagen wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Adios Chile, Du schönes Land!“

Reiseberichte Chile

Von Chiloé durch den Norden Patagoniens (#078)

10. März 2024

– Berühmte Holzkirchen, Waldbrände und ein Geburtstag –

Nachdem Sprintis Reifen geflickt wurde, schaffen wir es in Chaitén rechtzeitig zum Fähranleger, von wo aus uns ein Schiff über den Golf von Corcovado zur Insel Chiloé bringen soll. Und während wir so warten, schwimmen kleine Delfine in der Bucht umher…die ehrlich gesagt mal wieder gar nicht so leicht mit der Kamera einzufangen sind.

Dann legt die Fähre an und wir haben Glück, dass wir recht am Anfang der Schlange stehen. Das Verladen fällt durchaus unter die Kategorie „speziell“, muss doch jedes Fahrzeug auf dem Schiff erst einmal wenden, um beim Anlegen auch in Fahrtrichtung zu stehen. Dass dieses Prozedere je nach Größe des Fahrzeugs ein nicht immer ganz so einfaches Unterfangen ist, ist hier Nebensache. Mit unserer Überfahrt verlassen wir nun auch die berühmte Carretera Austral, auf der wir die letzten 10 Tage unterwegs waren. Ganze 1000 Kilometer haben wir auf dieser Straße zurückgelegt, das meiste davon…Schotterpiste! Neben einem platten Reifen hat sie uns aber auch einfach tolle Landschaften bescherrt (s. dazu die beiden Artikel „Wie geht es jetzt weiter? #076“ und „Die Carretera Austral und ihre Abenteuer #077“). Jetzt ziehen wir also weiter!

Chiloé ist nach der Feuerland-Hauptinsel, die ja zur Hälfte zu Argentinien gehört, die zweitgrößte Insel Chiles. Viele ihrer rund 150.000 Einwohner stammen von dem indigenen Volk der Huilliche ab. Das Klima auf der Insel ist mild, aber außerordentlich feucht, was den Boden sehr fruchtbar macht. Und so gilt Chiloé neben Peru als eine der möglichen Urheimaten der Kartoffel. Noch heute werden dort circa zweihundert Kartoffelsorten angebaut.

Nach etwa drei Stunden erreichen wir mit unserer Fähre die Insel Chiloé und mit ihr den Ort Quellon. Da es mittlerweile schon Abend geworden ist, steuern wir ganz in der Nähe den „Hito Cero“ an, den sogenannten „Meilenstein Null“ und damit das chilenische Ende der Panamericana.

Praktischerweise können wir an dem dazugehörigen Parkplatz übernachten und machen es uns in Sprinti gemütlich als es draußen ordentlich anfängt zu schütten (die Kartoffeln hier wird’s freuen!). Auch am nächsten Tag erwischen wir einen Regentag, machen uns aber mit Sprinti dennoch auf den Weg, die Insel ein wenig zu erkunden. Chiloé ist bekannt für seine Holzbauten, insbesondere für seine hölzernen und zum Teil auch bunten Kirchen. So wurden ein Teil dieser typischen Gotteshäuser im Jahr 2000 in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Wir stellen fest, in einigen dieser Kirchen scheint auch Anfang Februar die Weihnachtszeit noch nicht beendet zu sein. Abends finden wir einen Stellplatz am Rande eines Ortes und direkt am Meer. So setzen wir uns in einer Regenpause auf die Steine an der Brandung und genießen den Sonnenuntergang.

Am nächsten Tag werden wir von der Sonne begrüßt (nach all dem Regen tut das den Kartoffeln sicherlich auch mal gut!) und so macht es umso mehr Spaß weiter auf Erkundungstour zu gehen.

Da in den nächsten Tagen ebenfalls wieder nur Regen gemeldet ist, haben wir die Insel im Schnelldurchlauf besucht und man hätte sicherlich noch mehr Zeit hier verbringen können. Für uns geht es nun im Norden Chiloés mit der Fähre zurück aufs Festland. Dieses mal ist die Passage nur sehr kurz und so haben wir nach rund 20 Minuten wieder festen Boden unter den Füßen.

Wir fahren weiter Richtung Norden und kommen vorbei an der Stadt Puerto Montt. Hier bestätigen sich die Warnmeldungen unserer Handys…Waldbrände! Vielleicht habt Ihr es auch aus den Medien entnommen, dass Chile derzeit (es ist zu diesem Zeitpunkt Anfang Februar) mit verheerenden Waldbränden zu kämpfen hat, wodurch mittlerweile mindestens 131 Menschen gestorben sind und mehr als 300 werden vermisst werden. Die Forstbehörde zählte im ganzen Land 153 Brände auf mehr als 28.000 Hektar, das sind etwa 0,3 Prozent der Landesfläche. Nach Angaben des Innenministeriums wurden 15.000 Häuser beschädigt oder zerstört. Die Brände werden als die schlimmste Katastrophe in Chile seit einem Erdbeben im Jahr 2010 eingestuft. Zwar befinden wir uns in Puerto Montt nicht in der „Hauptgegend“ der Brände (das ist weiter im Norden in „Valparaiso“), aber auch hier kreisen Löschhubschrauber in der Nähe, die ihre Wassermassen abwerfen, um den Bränden Herr zu werden. Und auch in den kommenden Tagen werden wir immer wieder Menschen begegnen, die Geld für die Feuerwehr sammeln.

Wir versuchen die Gegend also schnell wieder zu verlassen und checken regelmäßig die Warnmeldungen auf unseren Handys. Etwas weiter nördlich erreichen wir den Touristenort Puerto Varas. Es ist Samstag und zudem noch immer Hauptsaison in Chile. Somit genießen viele Chilenen das schöne Wetter und die wunderschöne Landschaft, umgeben von Vulkanen. Uns knurrt der Magen und es ist schon recht spät. Wir entscheiden uns also kurzerhand nicht selbst zu kochen, sondern eins von den sehr einladend aussehenden Restaurants zu testen. Wir landen den Jackpot…so lecker, sage ich Euch!

Am Ende des Ortes können wir an diesem Abend kostenfrei auf einem Parkplatz übernachten. Hier sind wir zwar nicht die einzigen, aber die Sicht auf den „Lago Llanquihue“ und den „Vulkan Osorno“ ist trotzdem schön.

Am nächsten Tage fahren wir zum Nationalpark Vicente Perez Rosales und laufen zu den „Saltos del Petrohue“ (eine Reihe von spektakulären Stromschnellen und Wasserfällen)…an einem Sonntag ein sehr beliebtes Ausflugsziel für Einheimische, wie wir feststellen. Somit sind wir recht fix mit unserer Besichtigung fertig und schlendern kurz durch den Souvenirladen. Da wir hier in einer Gegend sind, die früher von einigen Deutschen besiedelt wurde, gibt es in dem Laden sogar Kuckucksuhren…und mal wieder eine skurile Schreibweise meines Vornamens. Am Wegesrand finden wir neben deutschen Namen auch immer wieder Gastronomie, die „Kuchen“ anbieten, auch wenn es hier durch das Spanisch eher „Kutschen“ ausgesprochen wird.

Als wir am nächsten Morgen weiterfahren wollen, entdecken wir, dass in Sprintis rechtem Vorderreifen eine kleine Schraube steckt und er scheinbar auch ein wenig Luft verloren hat. Moment mal, wie viele Tage ist es noch gleich her, dass wir den anderen Reifen haben flicken lassen?! Jetzt zwar ein anderer Reifen…aber schon wieder? Eine weitere Parallele zum letzten Mal…es regnet auch heute ordentlich! Also heißt es mal wieder spontan umzuplanen und eine Werkstatt ausfindig zu machen. Die Schraube lassen wir vorerst drin, pumpen den Reifen wieder etwas auf und fahren weiter…immer mit dem Blick darauf, ob sich etwas verändert. Wir wollen heute Valdivia erreichen und das ist noch rund 160 Kilometer entfernt. Noch dazu haben wir heute einen Termin im Waschsalon für unsere Wäsche. Also Daumen drücken!

Der Reifen hält und wir erreichen Valdivia! In der dritten Werkstatt kann man uns dann auch weiterhelfen. Kurzerhand ist Sprintis Reifen abmontiert und die Schraube entfernt. Wie sich herausstellt, ist die aber so winzig, dass sie den Reifen nicht durchstoßen hat. Also gehen wir mit dem Werkstattangestellten weiter auf Fehlersuche…vergebens! Der Reifen scheint tatsächlich dicht zu sein! Langsam wird es knapp mit unserem Termin im Waschsalon. Also fix den Reifen wieder auf die Felge und angeschraubt. Wir verständigen uns mit der Werkstatt darauf, dass wir bei erneuten Luftentweichen wieder kommen können. Bezahlen brauchen wir netterweise heute für deren Hilfe nichts…ja, auch das ist Südamerika!

Wir schaffen es gerade pünktlich zur Wäscherei, bei der man seine Wäsche glücklicherweise selbst waschen darf, es aber feste Termine gibt, um unnötige Wartezeiten zu vermeiden. Kommt man zu spät, sind die Waschmaschinen gegebenenfalls besetzt. Vielleicht kommt Euch die Stadt Valdivia bekannt vor. Vor genau zwei Monaten waren wir auf unserem Weg in den Süden nämlich schon einmal hier. Hier in Valdivia, hier in dieser Wäscherei und auch damals ziemlich spät dran. Aber es klappt, unsere Wäsche ist in den Maschinen und wir nutzen die Zeit vor Ort womit? Na klar, um für Euch zu schreiben und um Sämtliches zu recherchieren und zu organisieren!

Mit sauberer Wäsche geht es dann für uns zu einem stadtnahen kleinen Campingplatz direkt an einem Fluss…auch hier waren wir schon einmal. Als wir alles fertig haben, ist es bereits Abend und so fallen wir totmüde ins Bett.

Tags darauf ist ein ganz besonderer Tag…es ist Peters 43. Geburtstag! Ist Peter doch sonst immer ein „Winterkind“, liegt sein Ehrentag hier auf der Südhalbkugel im Sommer. Erwartet uns heute also ein Geburtstag mit blauem Himmel und Sonnenschein? Nein, leider nicht, es schüttet wie aus Eimern und innerhalb von Sekunden ist man nass bis auf die Haut. Also werfen wir unsere Pläne kurzerhand um und fahren mit dem Taxi zur deutschen Brauerei Kunstmann. Auch hier waren wir zwar schon einmal, aber Gutes geht ja auch öfter 🙂 ! So genießen wir das deutsche Bier (es kommt dem zumindest sehr nahe), einen Jägermeister und den Apfelstrudel…und der ein oder andere Geburtstagsanruf darf natürlich auch nicht fehlen!

Und so erleben wir unseren insgesamt vierten Geburtstag in der Ferne. Auch wenn diese Tage natürlich anders sind, als wenn wir bei Familie und Freunde in der Heimat gewesen wären, so bleiben sie doch als besondere Erlebnisse in unseren Herzen.

Alles Weitere dann beim nächsten Mal!

P.S. Der Reifen hält! 🙂

Reiseberichte Chile

Die Carretera Austral und ihre Abenteuer (#077)

25. Februar 2024

– Von Marmorhöhlen, anstrengenden Wanderungen und einem platten Reifen –

Wie auch zum Teil schon im letzten Artikel („Wie geht es jetzt weiter? #076“) sind wir noch immer auf der Carretera Austral unterwegs und die Landschaft könnte schöner nicht sein…

Wir erreichen Puerto Rio Tranquillo, das dafür bekannt ist, Ausgangsort für einen besonderen Bootstrip zu sein. Und so reiht sich dort eine kleine Holzhütte an die nächste und alle verkaufen den Touristen diese besagte Tour…die Tour zu den hier sehr bekannten Marmorhöhlen! Auch wir wollen uns das nicht entgehen lassen und so stehen wir früh am nächsten Morgen bestens mit Regenkleidung und Schwimmweste ausgestattet am Hafen, von wo die Bootstour losgehen soll.

Und dann ist es soweit! Mit einigen anderen Touristen heizen wir in unserem Bötchen über den See. Apropos See…welcher mag das wohl sein? Genau, der Lago General Carrera…der zweitgrößte See Südamerikas ist mit seinen 1850 km² auch hier anzutreffen. Waren wir doch in den letzten Tagen über Stunden an ihm entlang gefahren (s. dazu unsere Route) und hatten seine Schönheit von Land aus bewundert, so kommen wir ihm nun ganz besonders nah als uns so manche Welle mitten ins Gesicht schwappt…dafür war also die Regenkleidung gedacht! Wir haben tatsächlich Glück mit dem Wetter, so war gestern noch ein recht verregneter Tag und heute hingegen strahlt die Sonne zwischen noch ein paar übrig gebliebenen Wolken hindurch und verleiht dem See damit seinen besonderen Glanz. Nachdem wir zwei alte Schiffswracks passiert haben, die hier früher für die Minenarbeit eingesetzt wurden, erreichen wir die Marmorhöhlen. Diese Marmorhöhlen sind durch Erosion über die letzten 6000 Jahre hinweg entstanden und bilden daher ein besonderes Naturschauspiel, wie es in dieser Form auf der Welt einmalig ist. Wir sind an diesem Morgen allerdings nicht das einzige Boot, was diesen außergewöhnlichen Ort erkunden möchte und so wird es so manches Mal ganz schön wuselig in den Höhlen. Ja genau…“in“ den Höhlen, denn zu unserem Erstaunen, fahren wir mit unserem Boot tatsächlich in die engen, sehr fragil wirkenden Höhlen hinein und so manches Mal ist „Kopfeinziehen“ angesagt.

Das türkisfarbene Wasser, die Sonnenstrahlen, der Marmor…all das lässt es an diesem Vormittag zu einem wunderbaren Farbenspiel werden lassen und so ist auch dieser Besuch ein besonderes Erlebnis.

Nach unserem Bootstrip geht es mit Sprinti weiter entlang der Carretera Austral und dann endlich ist es soweit….nach hunderten Kilometern Schotterpiste erreichen wir wieder geteerte Straße…yippieh! Schon so ein bisschen Asphalt kann uns Freude bereiten…und Sprinti erst! Also heißt es jetzt wieder…Reifen aufpumpen!

Nach einem Zwischenstopp in der Stadt Coyhaique mit Wäschewaschen, Recherchieren, Organisieren & Co erreichen wir den Nationalpark Queulat, einer der schönsten Nationalparks in ganz Chile. Bekannt ist er vor allem für seinen gewaltigen Hängegletscher Ventisquero Colgante. Kurz vor Mittag kommen wir dort an und legen gleich mit unserer Wanderung los, die uns zum besten Aussichtspunkt für den Gletscher bringen soll. Wir sehen zwar ein paar Hinweisschilder, dass der Wanderweg ab 13:30 Uhr geschlossen sein soll, aber der Weg ist ja nicht weit und so „übersehen“ wir die Schilder einfach mal dezent. Was wir allerdings nicht bedacht haben, dass der Trail nicht sehr gut ausgebaut und auch recht steil ist…somit dauert’s dann doch ein wenig länger. Es geht über Felsen und Baumwurzeln, was uns bei Temperaturen von rund 30 Grad ordentlich ins Schwitzen bringt. Irgendwann ist niemand mehr in unserer Richtung unterwegs, sondern es kommen uns immer mehr Leute entgegen, die sich bereits auf dem Rückweg befinden. Einige Wanderer sagen uns dann, der Aussichtspunkt wäre bereits geschlossen…och nö! Wir laufen weiter, schließlich sind wir kurz vor unserem Ziel. Als wir nur noch 300 Meter vom Aussichtspunkt entfernt sind (den Gletscher sehen wir allerdings vor lauter Wald noch nicht), kommt uns eine Rangerin (Nicole) entgegen, die uns mitteilt, dass wir zu spät dran sind und mit ihr den Weg wieder runter und zurück zum Ausgang müssen…aber so was von nö! Nach einigen Diskussionen müssen wir uns geschlagen geben und wandern ziemlich geknickt gemeinsam mit Nicole die 1,5 Stunden bergabwärts. Wie heißt es so schön: „Wer nicht hören will, muss fühlen!“ Also sind wir selbst Schuld und kommen letztendlich schnell mit Nicole ist Gespräch…jetzt haben wir ja Zeit auf unserem Weg nach unten. Am Ausgangspunkt angekommen erlaubt uns Nicole schnell noch einen Abstecher zu einem anderen Aussichtspunkt einzulegen und somit doch noch einen Blick auf den Hängegletscher werfen zu können. Wir verabschieden uns von ihr und laufen im Eiltempo zur besagten Plattform, die in nur wenigen hundert Metern erreichbar ist, allerdings etwas weiter entfernt vom Gletscher liegt als unser Ursprungsaussichtspunkt. Wir sind tatsächlich mutterseelenallein im Park, niemand ist mehr hier. Und dann plötzlich lichtet sich der Wald und vor uns liegt ein türkisfarbender See und hoch empor ragt der Gletscher, von dem sich ein Wasserfall in die Tiefe stürzt…einfach toll, sage ich Euch!

Dann heißt es allerdings schnell zurück zum Wagen, denn der Park schließt seine Tore in wenigen Minuten. Andere Menschen haben wir schon lange nicht mehr gesehen…wir sind die letzten Besucher im Nationalpark an diesem Tag. Und auch Sprinti steht mutterseelenallein auf dem Parkplatz…jetzt also nichts wie weg hier!

An diesem Abend finden wir einen Stellplatz direkt an einem See und werden am nächsten Tag vom Hahnengekrähe geweckt…was wir jetzt tatsächlich schon länger nicht mehr hatten.

Wir fahren weiter und erreichen Chaitén, eine kleine Hafenstadt mit rund 5000 Einwohnern. Dort stehen wir auf einem wunderschönen Campingplatz direkt am Meer. Und wie der Zufall es so will, treffen wir dort auch Maya und Adi wieder, ein Schweizer Pärchen, das wir in Panama kennengelernt und in Kolumbien ebenfalls zufällig wiedergetroffen haben. Auf diesem Platz lässt es sich aushalten…wenn auch gleich riesige Bremsen (in einigen Regionen Deutschlands auch Bliesen genannt) hier ihr Unwesen treiben.

Chaitén ist umgeben von vielen Vulkanen, einer davon ist der gleichnamige Chaitén. Und da wollen wir hoch! Also schlüpfen wir am nächsten Tag erneut in unsere Wanderschuhe und auf geht’s! Auch wenn wir hier nur über eine 4,83 Kilometer (insgesamt) lange Wanderung reden, hat die es wirklich in sich und fällt damit unter die Kategorie „schwer“. Es müssen auf dieser kurzen Strecke ordentlich Höhenmeter zurückgelegt werden…wir sind also gespannt. Direkt geht es mit der Überquerung eines kleinen Baches los, also eigentlich halb so wild. Galant läuft Peter über die Steine und steht im Nu auf der anderen Seite. Jetzt bin ich an der Reihe und wir wissen beide, dass das nicht zu meinen Top-Spezialitäten gehört. Dennoch betrete ich selbstbewusst den ersten Stein…jetzt noch zwei oder drei Schritte und ich bin ebenfalls auf der anderen Seite.

„Platsch“…und da liege ich! Bin ich doch nichts ahnend auf einen wackeligen Stein getreten, der heute anscheinend nicht so viel Lust auf mich hatte und sich dann spontan weggedreht hat. Peter eilt mir zur Hilfe und tritt dabei auf mein Handy, was ich zum einen umgebunden habe und was zum anderen im Wasser liegt. Ich komme dadurch nicht schnell genug wieder hoch…die Hose ist nass und das Handyband reißt. Ja, das fängt ja gut an! Der anstrengende Part kommt doch noch und ich habe bereits nach zweihundert Metern ’ne nasse Hose und ein abgerissenes Handy! Aber letzeres hat den Sturz und das Wasser zum Glück heile überstanden und die Hose wird bei diesen Temperaturen eh schnell wieder trocken sein. Peter und ich müssen beide ein wenig schmunzeln, ist das doch typisch ich! So kommt es durchaus vor, dass ich beim Wandern stolpere, ausrutsche, hinfalle oder mir einen Splitter in die Hand ramme beim Versuch mich noch irgendwo festzuhalten. Ja, das hat man davon, wenn man wild in der Weltgeschichte umherschaut, immer neugierig etwas Neues zu entdecken und plötzlich Steine oder Baumwurzeln den Weg kreuzen. Aber wie heißt das so schön: „Hinfallen, aufstehen, Krone richten und weiter geht’s!“ Also nehmen wir das heute mal wörtlich!

Und dann merken wir schnell, was „steil“ bedeutet! 621 Höhenmeter gilt es auf den nur knapp 2,4 Kilometern zu bewältigen und die Wege sind mehr schlecht als recht prepariert. Puh! Wir keuchen und schwitzen was das Zeug hält und so manches Mal kommt die Frage auf: „Warum machen wir das überhaupt?“ Aber genauso simpel ist auch die Antwort: „Weil es sich lohnt!“ Was zusätzlich ein wenig hilft, ist zu sehen, dass es allen Anderen genauso ergeht wie uns. Und so quälen wir uns Meter für Meter den Vulkan hoch und kämpfen zusätzlich mit den Unmengen an Bremsen, die auch hier noch nichts von „Abstandsregelung“ o.ä. gehört haben und in Scharen um uns fliegen. So besorgen auch wir uns kleine „Palmwedel“, nur um die Bremsen wenigstens ein wenig von uns abzuhalten…gestochen werden wir trotzdem…und das nicht nur einmal!

Dann endlich haben wir es geschafft! Wir sind am Krater des Vulkans angekommen! Der Krater bemisst sich auf einen maximalen Durchmesser von sagenhaften 3,53 Kilometern. Mittendrin befindet sich eine Lavakuppel, also ein Hügel der durch die Eruptionen entstanden ist. Am 2. Mai 2008 brach Chaitén, den man schon für erloschen gehalten hatte, überraschend wieder aus. Eine bis zu 20 Kilometer hohe Aschewolke erhob sich über dem Krater und innerhalb von vier Tagen wurden mehr als 60 vulkanische Erdbeben ausgelöst. Über 4000 Menschen in der Umgebung mussten damals evakuiert werden und eine ältere Dame verlor ihr Leben. Gemäß einer Radiokohlenstoffdatierung des letzten Lavastroms hatte die vorletzte Eruption vor ca. 9450 Jahren stattgefunden. Die letzten Eruptionen fanden dann von 2008 bis 2011 mehr oder minder kontinuierlich statt. Seit 2013 gilt die Eruption als beendet. Und dennoch sehen wir, wie auch an diesem Tag Rauch aus der Lavakuppel hervorsteigt. Die Aussicht hier oben ist zudem ganz fantastisch und lässt uns den beschwerlichen Aufstieg ein wenig vergessen…wenn sich auch gleich die Bremsen selbst in dieser Höhe immer wieder in Erinnerung rufen. Aber dafür ist meine Hose mittlerweile wieder getrocknet!

An diesem Tag sind wir besonders froh wieder zurück bei Sprinti zu sein…der Muskelkater wird sicherlich nicht lange auf sich warten lassen.

Tags drauf regnet es in Strömen, was wir ehrlich gesagt gar nicht so schlimm finden, bietet es sich doch geradezu an, es sich in Sprinti mal wieder gemütlich zu machen…und ja, der Muskelkater ist tatsächlich mit an Bord…und was für einer! Plötzlich stellen wir allerdings fest, dass wir mit Sprinti irgendwie schiefer stehen als zuvor. Schnell ist der Grund dafür klar…ein platter Reifen! Da hat die Carretera Austral mit ihrer kilometerlangen Schotterpiste wohl ihr Opfer gefordert. Es hilft nichts, wir müssen raus und den Reifen wechseln. Der Regen, der Muskelkater…alles keine optimalen Voraussetzungen, aber zum einen haben wir immer einen fünften gleichwertigen Reifen dabei und zum anderen sind wir mittlerweile auch schon im Reifenwechseln geübt und so ist auch dieses Problem nach etwa 30 Minuten gelöst. 🙂

Nun heißt es allerdings den kaputten Reifen schnellstmöglich flicken zu lassen, um im Falle einer erneuten Reifenpanne wiederum einen intakten Ersatzreifen dabei zu haben. Also verlassen wir am nächsten Tag schon morgens den Campingplatz und fahren in den Ort Chaitén. Dort fragen wir uns ein wenig durch und landen letztendlich in einer „Gomeria“, die es hier in Südamerika zuhauf gibt. Zwar sind die Werkstätten meist sehr einfach und spartanisch eingerichtet, aber die Menschen verstehen ihr Handwerk und so sind wir nach 20 Minuten und 7,63 EUR startklar zur Weiterfahrt.

Und so schaffen wir es mit Sprinti an diesem Tag auch noch rechtzeitig zur Fähre.

Wohin es damit geht und was wir dort erleben, erfahrt Ihr dann beim nächsten Mal…

Reiseberichte Argentinien Chile

Wie geht es jetzt weiter? (#076)

18. Februar 2024

– Was kommt nach der Panamericana? –

Hiermit melden wir uns nach einer zweiwöchigen Blogpause zurück… 🙂

Nachdem wir aus der Antarktis zurückgekehrt sind, bleiben wir noch zwei Tage in Ushuaia. So besuchen wir auch das alte Gefängnis der Stadt, in dem heute diverse Museen beheimatet sind. Zum einen befindet sich dort das Museo Presidio zur Geschichte des Gefängnisses, zum anderen gibt es ein Museum der regionalen Schifffahrt und eines zur Historie der Antarktisexpeditionen. Hier erfahren wir auch mehr über die Geschichte der Strafgefangenen, die nach hier zwangsversetzt wurden, um am Ende der Welt Ushuaia aufzubauen. Für die Stadtentwicklung war der 1902 begonnene Bau des Presidio (dt. Gefängnis) bedeutsam. Dieses von den Gefangenen selbstgebaute und 1920 fertiggestellte Gefängnis ersetzte jenes auf der Isla de los Estados. Die Sträflinge, überwiegend Gewaltverbrecher, aber auch politische Gefangene, bauten auch die Schmalspurbahn Ferrocarril Austral Fueguino, mit der heute Touristen durch den Nationalpark Tierra del Fuego fahren. Im Museum der Schifffahrt entdecken wir zudem „alte Bekannte“ wie z.B. Ferdinand Magellan oder James Cook (s. dazu auch Artikel „Von Alaska bis Feuerland…wir haben es geschafft! #074“). Und auch als die Antarktis thematisiert wird, kommt uns so Manches bekannt vor. Im Jahr 1947 wurde das Gefängnis letztendlich aufgelöst und dient heute als eben dieses Museum.

Was einem hier in Argentinien, aber besonders in Ushuaia, immer wieder über den Weg läuft, sind Schilder, Grafiken oder Monumente über die „Malvinas“. Gemeint sind damit die nahegelegenen Falklandinseln und den damit verbundenen Auseinandersetzungen zwischen Großbritannien und Argentinien. Dieser Zwist hat bereits eine lange Vergangenheit. Vor der Ankunft europäischer Siedler waren die Falklandinseln unbewohnt. 1592 wurden sie vom englischen Seefahrer John Davis entdeckt, der sie jedoch nur sichtete. Es dauerte weitere 98 Jahre, bis die Inseln erstmals 1690 von John Strong betreten wurden. Die erste Siedlung, Port-Louis auf Ostfalkland, wurde 1764 unter französischer Herrschaft von Louis Antoine de Bougainville gegründet, 1766 etablierten die Briten auf Westfalkland die Siedlung Port Egmont, zogen dort allerdings acht Jahre später wieder ab. Port-Louis wurde schon 1766 an Spanien übergeben. 1811 stellte Spanien den Unterhalt der Kolonie ein, verzichtete aber nicht auf die Souveränität über die Inseln. Seitdem sind die Falklandinseln Gegenstand von Territorialstreitigkeiten, anfangs zwischen Großbritannien und Spanien, danach und bis heute zwischen Großbritannien und Argentinien. Die militärische Besetzung der Inseln durch Argentinien am 2. April 1982 löste den Falklandkrieg aus… Großbritannien reagierte und landete sieben Wochen später mit Truppen auf den Inseln. Nach kurzen, aber blutigen Kämpfen konnten die britischen Truppen Argentinien am 14. Juni 1982 zur Aufgabe bewegen. Es fielen ca. 900 Soldaten, davon 649 Argentinier. Auch heute noch scheint dieses Thema ein wunder Punkt in der argentinischen Geschichte zu sein, so gegenwärtig all die Symbole hier noch sind. So gibt es kaum einen Ort, der kein Monument oder eine Gedenktafel über die „Helden der Malvinas“ besitzt. So begegnen uns hier in Argentinien hunderte Schilder am Straßenrand, die besagen, dass die Falklandinseln trotz allem argentinisch sind.

Dann ist es für uns an der Zeit der südlichsten Stadt der Welt Lebewohl zu sagen. Es geht also nach langer Zeit für uns mal wieder Richtung Norden. Unseren ersten Stopp legen wir allerdings gar nicht so weit entfernt ein. Zuvor steht mal wieder ein Grenzübertritt an…dieses Mal von Argentinien nach Chile. Das gestaltet sich glücklicherweise aber ganz reibungslos. Dann erreichen wir den Parque Pingüino Rey, ein Naturreservat, in dem bis zu 120 wilde Königspinguine leben. Auf dem Parkplatz können wir übernachten und abgesehen von ordentlich Wind (wie immer hier unten), haben wir eine ruhige und angenehme Nacht. Am nächsten Morgen besuchen wir dann das Reservat. Da wir Königspinguine nicht in der Antarktis zu Gesicht bekommen haben, versuchen wir hier mal unser Glück. Königspinguine sind nach den Kaiserpinguinen die zweitgrößte Art und messen bis zu 95 cm. Ihre Art wird als „nicht gefährdet“ eingestuft…das sind doch mal gute Nachrichten! An diesem Vormittag wollen die Pinguine zwar nicht näher zu uns kommen und somit muss für die Fotos zusätzlich ein Fernglas herhalten…was ihre Qualität nicht unbedingt besser macht, uns aber dennoch diese schönen Tiere besser beobachten lässt.

Nach einer kurzen Weiterfahrt erreichen wir die Fähre in Cruce Bahia Azul. Die besagte Fähre, auf die wir auf dem Hinweg geschlagene sieben Stunden gewartet haben, weil sie aufgrund des starken Windes nicht fahren konnte (s. dazu ebenfalls Artikel „Von Alaska bis Feuerland…wir haben es geschafft! #074“). Heute haben wir etwas mehr Glück…es ist nicht ganz so stürmisch und so kommen wir schnell und reibungslos auf die Fähre. Wir müssen tatsächlich ein wenig schmunzeln, als wir Punkt 15 auf der Preisliste sehen, aber daran merkt man mal wieder…wir sind in Südamerika!

Mit der Fähre verlassen wir nun auch wieder Feuerland, die südöstlichste Region Südamerikas. Es geht also wieder Richtung Norden. Vielleicht fragt Ihr Euch, wie unsere Reise nun weitergeht, wo wir doch unser Ziel, die Panamericana von Alaska bis Feuerland zu bereisen und mit Ushuaia die südlichste Stadt der Welt zu besuchen, erreicht haben. Und genau so fühlt es sich für uns auch an…wir haben das Ziel unserer Reise erreicht…alles was jetzt kommt, ist absoluter Bonus! Unser Plan ist es, im März/April dieses Jahres wieder zurück nach Deutschland zu kommen und so stecken wir derzeit auch schon mitten in den Planungen und Vorbereitungen. Sprinti soll wieder mit uns zurück nach Hause kommen und so müssen wir uns um die Rückverschiffung etc. kümmern. Wie auch schon bei der Verschiffung von Panama nach Kolumbien, möchten wir Sprinti gerne wieder in einem Container verschiffen lassen, weil das wesentlich sicherer ist, als wenn das via Roll on Roll off (das Fahrzeug wird ohne Container auf das Schiff gefahren und ist daher vor Einbruch, Diebstahl etc. ungeschützt). Wie Ihr schon im Artikel „Wie kommen wir nach Südamerika? #055“ lesen konntet, ist das bei Sprinti und einem Container eine sehr knappe Geschichte, daher brauchen wir Profis, die sich damit auskennen. Momentan sind wir zudem auf der Suche nach einem Container-Buddy, also nach anderen Reisenden, mit denen wir uns den Container teilen können, so lässt sich das für beide Seiten wesentlich kostengünstiger gestalten. Jetzt ist bei Sprintis Länge von 6,95 m nicht mehr allzu viel Platz im Container, was es für uns nicht leichter macht, ein passendes Fahrzeug zu finden. Daher bedarf es momentan ein wenig Flexibilität unsererseits, wann die Verschiffung und damit auch unsere Rückkehr stattfinden kann. Somit nutzen wir die Zeit nun noch, uns die Dinge anzuschauen und Orte zu besuchen, die wir auf dem Weg Richtung Süden ausgelassen haben oder gerne noch sehen möchten, bevor wir uns dann auf den Weg nach Monteviedeo machen, von wo Sprinti zurück nach Europa verschifft werden soll. Es bleibt also spannend…!

Wie Ihr schon auf unserem Weg in den Süden festgestellt habt, müssen wir hier so manches Mal die Grenzen zwischen Argentinen und Chile überqueren, um voran zu kommen. So auch heute…es geht dieses Mal von Chile nach Argentinien.

Nach zwei weiteren Fahrtagen erreichen wir den zweitgrößten See (der Titicacasee ist der größte) Südamerikas. Da er sich mit seinem enormen Ausmaß tatsächlich über beide Länder erstreckt, heißt der argentinische Teil „Buenos Aires-See“ und der chilenische „Lago General Carrera“. Schon von weitem sehen wir das strahlende Türkis des Wassers und die Landschaft ist einfach unheimlich schön. Hier möchten wir bleiben! Wir haben uns einen kostenlosen Platz der Gemeinde herausgesucht, der sich direkt am See befindet. Der Platz liegt abgelegen in der Natur und ist ausgestattet mit einigen Grillplätzen, die die Einheimischen seeeehr gerne nutzen…da wird spontan auch ein ganzes Lamm gegrillt…herzlich Willkommen in Argentinien 🙂 ! Ansonsten befindet sich an diesem Ort ein Plumpsklo und direkt am See auch ein schönes Duschhäuschen. Uns gefällts hier richtig gut und nach dem kalten Süden, sind die Sonnenstrahlen eine schöne Wohltat.

Nach einigen Tagen geht es für uns weiter, aber was wäre ein Tag ohne Grenzübergang und so heißt es nun wieder „adios Argentinien…hola Chile“! Wir befinden uns noch immer auf dem Weg entlang des Buenos Aires Sees, der nun ja bekanntlich Lago General Carrera heißt und uns traumhafte Landschaften bescherrt. Die Größe des Sees ist einfach der absolute Wahnsinn…hinter jeder Ecke taucht er immer wieder auf. Was ebenfalls auftaucht ist die nächste Schotterpiste und zwar mehrere hundert Kilometer lang. Also heißt es bei Sprinti wieder: „Luft ablassen!“

Auch abends erwischen wir wieder einen wundervollen Platz…ganz für uns allein und mit einer traumhaften Aussicht. Da schmeckt ein kaltes Bierchen zum Sonnenuntergang dann besonders gut…

Am nächsten Tag erreichen wir dann die Carretera Austral…und genau da wollten wir hin! Die Carretera Austral ist eine rund 1350 Kilometer lange Straße in Chile, die von Puerto Montt nach Villa O’Higgins an die Südgrenze der Región de Aysén führt. Die Strecke ist für ihre traumhafte Landschaft bekannt, der Bau der Straße ist allerdings noch nicht vollendet, was bedeutet…vorerst Schotterpiste soweit das Auge reicht! Und der heutige Abschnitt ist von seiner Qualität gelinde gesagt nicht optimal. So bewegen wir uns lediglich schleichend voran. Sprinti ist auch gar nicht mal sooo begeistert. Aber traumhaft ist die Landschaft wirklich…und noch immer fahren wir entlang des zweitgrößten Sees Südamerikas.

Dann erreichen wir den Zusammenfluss der Flüsse Baker und Neff, der deshalb besonders ist, weil die Flüsse mit unterschiedlichen Mineralien gespeist sind, was es zu einem ausgesprochenen Farbenspiel werden lässt. Ich sage nur „türkis, türkiser, am türkisesten“…

Wir fahren weiter…noch immer Schotterpiste…noch immer im Schneckentempo. Plötzlich ertönt beim Fahren ein seltsames Geräusch…das hört sich mal gar nicht gut an! Ok, wir haben verstanden…Sprinti hat keine Lust mehr auf Buckelpiste! Glücklicherweise sind wir nicht weit vom nächsten Ort entfernt, hier in Cochrane wollten wir eh übernachten. Allerdings disponieren wir spontan bei unserem Campingplatz um, denn wir finden in der IOverlander-App einen Campingplatz, der einem Mechaniker gehört…perfekt! Es ist später Nachmittag als wir dort eintreffen und direkt werden wir freundlich von Chispa begrüßt. Wir schildern ihm unser Problem und er bietet uns an, sich Sprinti am Abend anzuschauen, wenn die Werkstatt geschlossen und wieder genug Platz in der Halle ist. Während ich also in den Abendstunden in Sprinti sitze und für Euch schreibe, wird dieser währenddessen aufgebockt und Peter und Chispa gehen auf Fehlersuche. Und dann sind die Übeltäter gefunden…kleine Steinchen, die sich in den Bremsen festgesetzt und dadurch eine Abdeckung verbogen haben.

Vor uns liegen noch weitere 250 Kilometer Schotterpiste, denn eigentlich wollen auf dieser Carretera Austral noch weiter wieder Richtung Süden. Kurzfristig planen wir um…wir lassen die Punkte im Süden aus und fahren direkt weiter Richtung Norden (s. dazu unser Route). Auch hier erwarten uns noch einige Kilometer Schotterpiste, aber diesen Abschnitt müssen wir eh bewältigen und wir wollen Sprinti nicht unnötig herausfordern.

Und so kommt mal wieder alles etwas anders als geplant, aber so ist das hier auf Reisen!