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Auf Langzeitreise… (#032)

15. Januar 2023

– Was es bedeutet „unterwegs“ zu sein –

Seit April 2022 sind wir nun unterwegs auf unserer Reise…unterwegs auf dem amerikanischen Kontinent (s. dazu unsere Route). Im neuerlichen Fachjargon fallen wir dadurch unter die Kategorie “Langzeitreisende”. 

Doch was bedeutet es ein Langzeitreisender zu sein? 

Und was ist eigentlich der Unterschied zwischen „im Urlaub“ oder „auf Reisen“ zu sein? 

Seit nun mehr neun Monaten haben Peter und ich weder Job noch Wohnung in Deutschland…beides gravierende Unterschiede zu vorher als wir „nur“ 30 Tage Jahresurlaub hatten. Wir leben von Erspartem und unser neues Zuhause ist ein Mercedes Sprinter, genannt „Sprinti“, mit seinen sage und schreibe 9 qm Wohn- und Stauraum. (Näheres zu Sprinti und unserem Ausbau findest Du unter „Unser Fahrzeug“.)

Unsere Wohnanschrift lautet nun quasi “unterwegs”, was es übrigens schon kompliziert macht so einfache Dinge wie Briefe zu empfangen oder gar eine Bestellung aus dem Internet zu erhalten. Bei ersterem ist meine Schwiegermutter so lieb und übermittelt uns digital unseren Schriftverkehr (lieben Dank an Margret!). Bei letzterem bedeutet das allerdings, dass wir am jeweiligen Aufenthaltsort eine sichere Anlaufstelle benötigen, zu der wir ein Paket hier im Ausland schicken lassen können. Das heißt für uns auch, dass wir zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein müssen und somit ist es in den neun Monaten auf Reisen letztendlich erst dreimal dazugekommen, dass wir eine Internetbestellung erhalten konnten. Aber da gibt es Schlimmeres!

Bevor unsere große Reise losgehen konnte, musste zu Hause allerdings noch so einiges erledigt werden. Bereits für den Ausbau des Sprinters hatten wir eine umfassende ToDo-Liste erstellt, die in Größe eines Flipcharts in unserer Wohnung prangte, aufgeteilt in die Rubriken: Erledigt, Aktuell, Bald und Später. Anmerkung von Peter: „Hierbei handelt es sich übrigens um eine vereinfachte Form eines Kanban-Systems„. Anmerkung von mir: „Da kommt bei ihm doch glatt der Logistik-Ingenieur durch!“ Nachdem die Liste für den Sprinter-Ausbau nun abgearbeitet war, wurden die gleichen Rubriken jetzt für die Organisation der Reise genutzt…und da gab es so einiges, was es zu erledigen galt.

In Deutschland mussten wir uns vor unserer Abreise beim Einwohnermeldeamt abmelden, besitzen aber dennoch unseren deutschen Personalausweis und natürlich auch unsere Staatsbürgerschaft. Wir ließen unsere in die Jahre gekommenen Reisepässe erneuern und uns jeweils internationale Führerscheine ausstellen. Auch weitere bürokratische Dinge galt es vor unserer Abreise noch zu regeln…so mussten gewisse Formulare bei der Arbeitsagentur ausgefüllt werden, um eventuelle spätere Ansprüche nicht zu verlieren, ebenso sind wir nun Selbstzahler bei der gesetzlichen Rentenversicherung. Unsere Krankenversicherung in Deutschland gilt ebenfalls nicht für so eine lange Reise und so musste diese nach dem Ausscheiden aus dem Job erst umgestellt und dann gekündigt werden. Dafür war es wichtig zu beachten, welche Voraussetzungen wir erfüllen müssen, um nach unserer Rückkehr dort wieder aufgenommen werden zu können. So waren wir doch zuletzt beide freiwillig in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert. Da es aber auch auf Reisen natürlich nicht ohne eine Absicherung im Krankheitsfall geht, musste dann also auch eine adäquate Auslandsreisekrankenversicherung her…und zwar eine mit einem guten Preis-Leistungsverhältnis und idealerweise auch mit einer kurzfristigen Absicherung in Deutschland, falls man mal auf Heimaturlaub ist. Hierbei haben wir uns letztendlich für die „Young Travellers“-Versicherung der Ergo entschieden.

Nachdem das alles geregelt war, ging es weiter mit den übrigen Versicherungen und so wurde die Hausrat gekündigt und diverse andere wurden dementsprechend angepasst. Auch bei der GEZ galt es sich “als ins Ausland verzogen” abzumelden und Internet- und Handyverträge mussten ebenfalls gekündigt und angeglichen werden. Nächster Punkt auf der ToDo-Liste: Unsere Bankkonten…denn ohne internationalen Zahlungsverkehr kommen wir ja nicht weit und uns war es wichtig, die Kosten dafür möglichst gering zu halten. Also passten wir auch hier unsere Konten und Kreditkarten an. 

Was es natürlich auch noch abzuklären galt war, ob man Peter und mich in Amerika überhaupt haben wollte…wir brauchten also ein Visum. Zu allererst für Kanada, alle weiteren Länder folgen zu gegebenem Zeitpunkt. Für Kanada benötigten wir die App „ArriveCAN“ und die elektronische Reisegenehmigung “eTA”, welche wir schnell und unkompliziert über das Internet erhalten haben. Generell gibt es bei manchen Ländern noch formelle Unterschiede, ob man über See, Land oder Luft einreist. Wir können uns als Deutsche wirklich glücklich schätzen mit unserem Pass in so vielen Ländern ohne weiteres willkommen zu sein…das vereinfacht vieles. So liegen wir lt. dem „Henley Passport Index“, welche eine globale Platzierung von Staaten und Territorien bezogen auf die Reisefreiheit abbildet, weltweit auf Platz drei.

Nachdem für uns alles geregelt war, ging es dann darum, alles was mit Sprinti zu tun hat, zu organisieren…Planung und Buchung der Verschiffung Sprintis von Hamburg nach Halifax (Kanada) sowie Transport zum Ablegehafen (wir haben Sprinti mit der Firma „SeaBridge“ verschifft), dazu noch die Ausstellung eines internationalen Fahrzeugscheins (den kannten die übrigens noch nicht mal beim Straßenverkehrsamt) sowie auch die Anpassung der deutschen KFZ-Versicherung und den damit verbundenen Steuern. Dies ist wichtig, damit Sprinti in Deutschland angemeldet bleiben kann. Ist er das nämlich nicht, bedeutet das, dass er bei einer Rückverschiffung nach Deutschland als Einfuhr eines neuen Fahrzeugs gilt, was wiederum bedeutet, dass beim Zoll eine 19 prozentige Einfuhrsteuer fällig wird. Da auch unsere bisherige KFZ-Versicherung nur in Europa galt, musste ebenfalls eine neue KFZ-Versicherung her…und zwar für jedes Land, das wir bereisen werden, eine einzelne…damit liegen wir bei rund 16 Stück! Am teuersten fällt dabei die für Kanada und die USA aus und begrenzte dadurch unsere Aufenthaltsdauer in beiden Ländern dort insgesamt auf 6 Monate. 

Zusätzlich galt es in den letzten Wochen vor unserer Abreise noch unsere Jobs abzuwickeln, unseren Umzug zu organisieren und durchzuführen, unser Hab und Gut zum Teil zu verkaufen, zu verschenken oder bei unseren Eltern unterzustellen (vielen Dank übrigens noch einmal für diese Möglichkeit!). 

Dann war sie leer unsere Liste mit den ToDo’s und wir hatten tatsächlich alles erledigt.

Jetzt galt es “tschüss” zu sagen…tschüss zu den Eltern und Geschwistern, Patenkindern, Nichten und Neffen, Onkeln und Tanten, Cousinen und Cousins, engen Freundinnen und Freunden und uns wurde bewusst, von wie vielen tollen und liebevollen Menschen wir doch umgeben sind. Zum Glück war es kein wirkliches “tschüss”, sondern viel eher ein “auf Wiedersehen”! (An die Lieben zu Hause: Wir freuen uns schon wieder sooo auf Euch!)

Und so sind wir nun seit neun Monaten auf Reisen…weit weg von unserem Leben zu Hause. Jetzt bestehen unsere Tage hier daraus, sich täglich neuen Herausforderungen zu stellen…und diese Herausforderungen können hier schon sein: Wo fahren wir heute hin? Was gibt es zu entdecken oder zu besichtigen? Schaffen wir es bei der Entfernung der Strecke und bei den Straßenverhältnissen vor Einbruch der Dunkelheit anzukommen (im Dunkeln sollte man weder in Kanada noch in den USA oder Mexiko aus Sicherheitsgründen (Tiere auf der Straße/Wildwechsel, schlechte Straßenverhältnisse oder Überfallgefahr) nicht Auto fahren)? Wie ist die Sicherheitslage vor Ort und welche Gegenden meiden wir? Haben wir alle Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, falls wir von Polizei (die hier durchaus ihre ganz eigenen Machenschaften pflegt) oder von dem Militär angehalten werden? Haben wir ausreichend Bargeld dabei (besonders hier in Mexiko funktioniert vieles nur mit Bargeld)? Wie weit reicht unsere Tankfüllung und wo befindet sich die nächst größere Tankstelle, die vor allem auch sauberes Benzin hat? Zusätzlich gilt es sich darum zu kümmern, ob wir ausreichend Frisch-/Trinkwasser an Bord haben, da man das Leitungswasser hier (und zum Teil auch in den USA) nicht trinken kann. Ebenfalls ist ein voller Stromspeicher nicht selbstverständlich, allerdings kommen wir gerade in wärmeren Ländern mit unserem Solarpanel super zurecht. Fragen, die sich uns ebenfalls stellen: Sind unsere Trockentrenntoilette und unser Abwassertank im „grünen Bereich“? Ist unser Kühlschrank gefüllt und wenn nicht, wo gehen wir einkaufen? Einkäufe dauern in der Ferne übrigens mindestens doppelt so lange wir zu Hause, weil es immer wieder andere Geschäfte gibt, deren Sortiment sehr unterschiedlich angeordnet ist und sich inhaltlich auch komplett unterscheidet. Da sucht man sich manchmal schon einen Wolf…so stehen wir seit Anfang der Reise auf Kriegsfuß mit Tomatenmark…ganz abgesehen von den Produkten, die man von zu Hause kennt und die es hier einfach nicht gibt! Selbst bekannte Lebensmittel sind hier teilweise etwas anders, so verhält sich die mexikanische „Crema“ nicht so wie deutsche Sahne. Aber mit der Expertise meines Schwiegervaters (Dank an Theo!) wissen wir mittlerweile, wie auch das zu händeln ist. Da man auf Reisen lange nicht so viel Stauraum im Wagen besitzt, wie man es vielleicht zu Hause hat, ist es nicht möglich so viele Vorräte anzulegen, was bedeutet, dass wir wesentlich häufiger einkaufen müssen. Auch Baumärkte sind hier zum Teil ein Fall für sich. Ebenso gehört es auf langen Reisen mit vielen Kilometern dazu, dass mal das ein oder andere am Fahrzeug fällig wird, wie z.B. ein Service oder auch nur ein Ölwechsel. Das in einem fremden Land mit einem deutschen Fahrzeug (auch wenn es sich um ein international gängiges Fabrikat handelt) durchführen zu lassen, ist gar nicht immer so einfach und dadurch umso zeitaufwendiger.

Zu unseren täglichen Herausforderungen gehört es außerdem abzuklären, wo wir am Abend übernachten werden…sei es zentral in einer Stadt, in der Natur, am Strand oder auf einem Campingplatz. Aspekte sind hierbei: Darf man es? Kommen wir dorthin? Gibt es freie Plätze? Was kostet es? Ist es sicher? Da wir auch noch herausfinden müssen, wo wir die nächste Dusche bekommen und wo wir unsere Wäsche waschen können, bieten sich hin und wieder Campingplätze an (allerdings gibt es hier auch Plätze, die haben weder das eine noch das andere). Dann heißt es sich anderweitig weiterzuhelfen…

Und wenn man sich all das vergegenwärtigt, merkt man schnell, dass Reisen nicht gleich Urlaub bedeutet, nur weil man sich in der Ferne aufhält.

Wollen wir es dennoch missen? Auf gar keinen Fall!!! Wir sind froh und dankbar über diese Möglichkeit so eine Reise zu erleben. So lernen wir jeden Tag aufs Neue andere Menschen und Kulturen kennen, staunen jeden Tag mehr über die atemberaubende Natur mit tollen Landschaften und einer faszinierenden Tierwelt. Jeden Tag springen wir ins kalte Wasser und erleben neue Abenteuer. Beinahe täglich verlassen wir unsere Komfortzone und wagen uns raus in die Gegebenheiten der großen weiten Welt. Schon jetzt können wir sagen, dass wir definitiv um so viel reicher wiederkommen werden…reicher an Erfahrungen und unvergesslichen Erlebnissen. (Wenn Du mehr über diese Erlebnisse erfahren möchtest, findest Du Geschichten und Bilder auf diesem Blog unter „Reiseberichte“.)

Auch genießen wir unsere Auszeit von der Arbeitswelt gerade sehr und wissen es zu schätzen morgens nicht vom Wecker geweckt zu werden und jeden Tag frei und neu gestalten zu können. Nun haben wir die Möglichkeit auch vor Ort eine andere Sprache zu lernen und uns neuen Hobbies, die zuletzt viel zu kurz gekommen sind, zu widmen.

Konnten wir die ersten Monate noch gar nicht so wirklich loslassen und runterkommen, so gelingt es uns mittlerweile immer besser. Waren unsere Tage in Kanada und den USA mit einem straffen Programm recht durchgetaktet, können wir erst in Mexiko richtig durchatmen. Weil uns auch das besonders wichtig war, haben wir uns auf der Baja California die letzten Wochen mehr Zeit genommen und auch mal längere Stopps eingelegt. Wir haben bisher unwahrscheinlich viele andere Reisende getroffen (hier sind besonders viele Schweizer, Franzosen, Deutsche, US-Amerikaner und Kanadier unterwegs) und nehmen viel mit aus den Gesprächen und den unterschiedlichsten Lebensentwürfen. Einige Reisende treffen wir z.B. im Laufe der Tour zufällig immer wieder. So haben wir ein Pärchen (die „Chirpy Travellers“) in Kanadas Norden am recht einsamen Polarmeer und gestern wieder hier in Mexiko am Strand getroffen…ohne Absprache und rein zufällig. So ähneln, aber auch unterscheiden sich diverse Reiserouten und Pläne der vielen Reisenden.

Eins haben sie aber alle gemeinsam: Sie sind reisehungrig! 

Wenn sich die derzeitigen Unruhen in Culiacán, die dadurch entstanden sind, dass der involvierte Sohn des inhaftierten Drogenbosses “El Chapo” gefasst worden ist, gelegt haben, werden wir übersetzen auf das Festland Mexikos, wo weitere Abenteuer auf uns warten werden.

Bis dahin bleibt gesund und reiselustig!

Reiseberichte USA

Goodbye USA (#027)

13. November 2022

– Auf zur letzten Etappe –

Nachdem wir Albuquerque ein zweites Mal verlassen haben, machen wir uns auf zur letzten Etappe in den Vereinigten Staaten von Amerika (s. dazu unsere Route). Wir fahren wieder Richtung Arizona und besuchen dort das auf dem Colorado-Plateau liegende Canyon de Chelly National Monument (deutsch: Felscanyon), dessen zwei etwa 240 Meter hohe Felsnadeln das Wahrzeichen bilden. Das Colorado-Plateau entstand vor etwa 60 Millionen Jahren, als sich das frühere „Becken“ ein erstes Mal hob, um sich später zum heutigen Plateau zu erheben. Während sich das Land hob, gruben sich die Flüsse immer tiefer in den Fels und formten so die bizarre Canyonlandschaft. Und es sieht wirklich beeindruckend aus…

Dann fahren wir weiter zum berühmten Monument Valley, was ebenfalls auf dem Colorado-Plateau liegt, sich allerdings in Utah befindet. Das Monument Valley ist bekannt für seine Tafelberge, Felstürme und -nadeln und diente bereits vielfach als Kulisse für Fotos oder Dreharbeiten, so z.B. auch für die Filme „Forrest Gump“ mit Tom Hanks und „Zurück in die Zukunft III“, aber auch der Western „Spiel mir das Lied vom Tod“ wurde hier gedreht. Und bei dieser Kulisse ist das auch abslout nachvollziehbar. Wir sind wieder einmal beeindruckt, wie faszinierend die Natur einfach ist.

Langsam neigt sich unser Tag dem Ende zu und wir finden einen abgelegenen Stellplatz ganz für uns allein. Wir haben von dort eine wunderbare Aussicht auf das Monument Valley und das bei einem tollen Sonnenuntergang…kitschiger geht es ja schon fast nicht mehr…aber sehr schön sieht es trotzdem aus.

Auch am nächsten Tag geht es für uns weiter mit den Canyons und jeder Menge Felsen…wir fahren zum Arches Nationalpark. Dieser liegt (Ihr könnt es schon erraten) ebenfalls am Colorado-Plateau, dazu noch am Colorado River und, wie das Monument Valley auch, im US-Bundesstaat Utah. Der Nationalpark bewahrt die weltweit größte Konzentration an natürlichen Steinbögen (engl.: arches), die durch Erosion und Verwitterung ständig neu entstehen und wieder vergehen. Im Parkgebiet sind über 2000 Arches mit einer Öffnung von mindestens 90 cm nachgewiesen. Der Park hat insgesamt eine Fläche von über 300 km² und ist zudem vom Wüstenklima geprägt. Und dieses besagte Wüstenklima bekommen wir auch ordentlich zu spüren, als wir uns bei glühender Hitze den ein oder anderen Arch erwandern. Aber wir wollen uns ja gar nicht beschweren…8 Grad hatten wir ja schließlich lange genug! Also alles fein und wir genießen das, was sich da vor uns auftürmt…

Dann geht es für uns Richtung Süden, denn uns bleiben nur noch ein paar wenige Tage bis unser USA-Visum ausläuft. Rein zufällig kommen wir dabei an einer kleinen Blockhütte am Wegesrand vorbei und erfahren, dass es sich um das Geburtshaus von unserem „alten Bekannten“ aus dem 19. Jahrhundert, dem Gauner Butch Cassidy, handelt, dessen Geschichte wir ja bereits auf unserem Trip durch den Wilden Westen ein paar hundert Kilometer entfernt, kennengelernt haben (s. dazu Artikel „Der Wilde Westen #022“). Auch im nahegelegenen Restaurant, bei dem wir eine Rast einlegen, entdecken wir Bilder und Anekdoten von ihm. Das fällt wohl auch wieder unter die Kategorie „So klein ist die Welt“ oder in diesem Fall „So klein ist Amerika“.

Auf unserem Weg weiter Richtung Süden kommen wir „quasi“ auch am Grand Canyon vorbei und planen spontan hier nach 5 Jahren (wir waren 2017 schon einmal dort) einen erneuten Zwischenstopp einzulegen. So ein Grand Canyon bietet sich einem ja schließlich auch nicht alle Tage! Beim Grand Canyon handelt es sich um eine steile, etwa 450 Kilometer lange Schlucht im Norden des US-Bundesstaats Arizona, die während Jahrmillionen vom Colorado River ins Gestein des Colorado-Plateaus (also mit diesem Plateau haben wir es dieses Mal auch!) gegraben wurde. Der Canyon zählt zu den großen Naturwundern auf der Erde und wurde z.B. im Jahr 2018 von über sechs Millionen Menschen besucht. Er liegt größtenteils im Grand-Canyon-Nationalpark, der seit 1979 zum Weltnaturerbe in den Vereinigten Staaten gehört.

Auch hier finden wir einen abgelegenen Stellplatz mit Blick in den Grand Canyon und genießen die atemberaubende Aussicht. Allerdings ist es hier nichts mit Wüstenklima wie am Tag zuvor…stattdessen ist es neblig und es regnet…zur Temperatur: kein Kommentar, siehe letztes Foto!

Am nächsten Tag steht ein weiterer Nationalpark auf dem Programm (hier jagt echt ein Nationalpark den nächsten) und so führt uns unsere Route durch den Zion Nationalpark. Bereits 2017 sind wir hier schon einmal gewesen, aber auch hier kann man sich einfach nicht sattsehen an der atemberaubenden Berglandschaft und so mussten wir einfach noch einmal einen Abstecher machen. „Zion“ ist ein altes hebräisches Wort und bedeutet so viel wie „Zufluchtsort“ oder „Heiligtum“, das oft von den mormonischen Siedlern in Utah benutzt wurde. Die Canyons sind aus 170 Millionen Jahre altem braunen bis orangeroten Sandstein entstanden. Der Park liegt zudem an der Grenze zwischen dem Colorado-Plateau (war ja klar!), dem Great Basin und der Mojave-Wüste

Und falls von Euch jemand Lust hat, die Fahrt durch den Park quasi live (im Zeitraffer) mitzuerleben…so von Sprintis Fahrer- bzw. Beifahrersitz aus…Peter hat hier mal was zusammengeschnitten, gefilmt von unserer Dash Cam…

Dann ist sie vorbei…unsere Zeit in der Natur und in den unzähligen Nationalparks der USA und wir erreichen wieder dichter bewohnte Gegenden. Zu allererst führt uns unser Weg durch Las Vegas, die mit rund 2,3 Mio. Einwohnern in der Metropolregion die größte Stadt im US-Bundesstaat Nevada und eine der weltweit am meisten besuchten Städte. Da wir auch hier schon einmal gewesen sind, fahren wir dieses Mal nur entlang des sogenannten „Strips“, die Straße, an der sich ein Kasino an das nächste reiht. Bereits beim letzten Mal hatten wir uns im Glückspiel an einem einarmigen Banditen versucht und unseren Einsatz direkt verdreifacht (vielleicht sollte ich erwähnen, dass es sich bei unserem „Einsatz“ um lediglich 5 Dollar gehandelt hat). Also heute dann mal kein Glückspiel…oder vielleicht doch?

Am nächsten Tag erreichen wir dann San Diego, unseren letzter Stopp vor der mexikanischen Grenze. Hier verbringen wir ein paar Tage, um alles vorzubereiten und „hey, wir sind endlich wieder am Meer“! 🙂 Auch das genießen wir…wenn auch der Pazifik zum Schwimmen dann doch etwas frisch ist. Das mit dem Schwimmen im Meer wird dann hoffentlich in Mexiko etwas.

Dann geht sie zu Ende unsere Zeit in den United States of America. Nach 85 Tagen und 18.353 km heißt es für uns „auf Wiedersehen“ zu sagen und weiterzuziehen. Es waren schöne drei Monate in den USA, in denen wir 23 der 50 Staaten besucht haben. So haben wir uns über zum Teil günstigere Spritpreise gefreut, haben verschiedenste Abschleppunternehmen und KFZ-Mechaniker kennengelernt, haben eine unheimliche Vielfalt an unterschiedlichsten Landschaften von Gletschern und Eisschollen und den höchsten Berg Nordamerikas in Alaska bis hin zu Salz- und Sandwüsten im Süden bereist, haben Canyons und Felsformationen bestaunt und haben bei 0 Grad gefroren und bei 45 Grad geschwitzt. Auch waren wir in vielen Indianer-Reservaten zu Gast, haben unzählige Nationalparks besucht und die großartige Tierwelt mit Walen, Seehunden, Seelöwen, Ottern, hunderten von Lachsen, Bären, Elchen, Luchsen, Koyoten, Weißkopfseeadlern und unzähligen weiteren Greifvögeln, Kolibris, Bisons, Hirschen, Alligatoren, Stachelschweinen, Füchsen, Gürteltieren, Stinktieren, Waschbären, Opossums, Streifenhörnchen, Rehen und noch so vielem mehr bestaunt.

Auch haben wir viel über die Geschichte und die Entstehung des Landes erfahren, uns wurde gezeigt, was es hieß ein Leben als Sklave zu führen, wir sind in die Musikwelt eingetaucht und haben erfahren wie es beim Rodeo so abläuft, haben mit 100.000 Menschen beim Football mitgefiebert und ein wenig das Leben der Menschen hier kennengelernt. Wir haben tolle Städte, wie z.B. Seattle, San Francisco und New Orleans besucht und haben hineinschnuppern können, wie es ist in den USA sein neues Zuhause zu finden…keine Angst, das ist nicht unser Plan!

Eines steht fest, hier ist vieles einfach viel größer und überdimensionierter als bei uns…egal ob es der Supermarkt ist, die Verpackungsgrößen, die Straßen und Parkplätze (sehr praktisch übrigens mit Sprinti), die Autos, LKWs und Wohnmobile (Sprinti ist echt mini dagegen)…alles ist groß, größer, am größten. Ähnlich wie die Kanadier (s. dazu Artikel „Goodbye Canada #018“) haben auch die US-Amerikaner beim Campen das komplette Haus dabei. So sind die Wohnmobile hier oft ganze Busse und die Wohnwagen sind nicht selten Dreiachser (ja richtig DREI!), natürlich immer mit Pull-Outs, d.h. sogenannte Erker, die beim Wohnwagen oder Wohnmobil seitlich ausgefahren werden können. Die Fahrzeuge sind ausgestattet mit riesigen Klimaanlagen, normalen Toiletten wie zu Hause, komfortablen Duschen, Spülmaschinen und zum Teil auch Waschmaschinen. Nicht selten hatten wir auf einem Campingplatz die Waschhäuschen ziemlich für uns alleine, weil die Amerikaner alles im eigenen Wagen erledigen. So ziehen die riesigen Wohnmobile oft noch einen zusätzlichen PKW oder auch einen Truck hinter sich her, so dass man auch für alle weiteren Fahrten mobil bleibt. Ebenfalls nicht selten sehen wir Einfamilienhäuser mit gar drei Garagen.

So lieben es die US-Amerikaner auch sich überall hin zu kutschieren, sei es mit dem Auto…hier gibt es selbst für die Apotheke oder die Bank einen „Drive Thru“ oder auch auf dem Campingplatz mieten sie für ein paar Dollar am Tag Golf-Karts, die einen über den Platz kutschieren. Leider müssen wir auch sagen, dass die Sensibilität für Umweltschutz und den Klimawandel durchaus noch ausbaufähig ist. So liegt überall, besonders am Straßenrand, sehr viel Müll (und Unmengen von Reifenteilen durch geplatzte Reifen…es gibt ja keinen TÜV o.ä.). Die Lebensmittel sind in unheimlich viel Plastik eingepackt (beim Einkaufen werden leider auch noch enorm viele Plastiktüten verwendet) und Generatoren laufen gerne mal stundenlang für ein wenig Klimaanlage. Apropos Klimaanlage…gerne wird beim Einkaufen der Motor des Autos draußen auf dem Parkplatz einfach angelassen, damit das Wageninnere bei der Rückkehr auch noch angenehme Temperaturen aufweist.

Typisch ist auch, dass die Menschen hier absolut alles transportieren…oft auch einfach ungesichert und so manch einer wird sich wundern, dass er nur mit der Hälfte seiner Ladung am Ziel ankommt. Und so mussten wir so manches Mal schmunzeln, bei dem was sich alles auf den Straßen herumgetummelt hat. Hier mal ein buntes Sammelsurium, was uns im Laufe der Reise durch die USA alles so begegnet ist…

Es ist zwar nichts Neues, hat sich aber dennoch erneut bestätigt…die Amerikaner lieben Fast Food und so treffen wir zum Beispiel in Orten mit nur rund 10.000 Einwohnern auf mindestens 15 verschiedene Fast Food-Restaurants sämtlicher Ketten (in denen man zudem oft umgeben ist von unzähligen TV-Geräten…Ihr könnt auf dem Foto in der letzten Galerie ja mal zählen). Das ist der helle Wahnsinn! Es gibt Fleisch, Frettiertes und Zucker im Überfluss! Als Vegetarier oder auch Veganer (wir sind weder das eine noch das andere) ist es gar nicht so einfach hier zurecht zukommen…das war zumindest unser Eindruck.

Besonders positiv hervorheben müssen wir, wie friedlich es im Football Stadion unter den Fans beider Seiten abgelaufen ist. Da saß ein Fan der Dallas Cowboys direkt neben einem Fan der Washington Commanders und alle waren happy. Keine abgetrennten Bereiche für die Gastfans, kein Polizeieinsatz…echt super!

Natürlich beruht all das wieder nur auf unseren Eindrücken und das aus den letzten 85 Tagen. Außerdem konnten wir je nach Staat auch durchaus Unterschiede feststellen. Daher können wir für uns festhalten, dass wir eine tolle Zeit hier in den Vereinigten Staaten hatten…ein Land, was flächenmäßig und auch von der Einwohnerzahl der drittgrößte Staat der Erde ist und allein neun verschiedene Klimaregionen besitzt. Die Tierwelt, die Natur und ihre Landschaften sind so faszinierend und absolut und immer wieder eine Reise wert!!!

Und damit verabschieden wir uns aus den USA und melden uns beim nächsten Mal aus Mexiko wieder…vielleicht erst nach einer kleinen Blogverschnaufpause…wir schauen mal!

Reiseberichte USA

Das war anders geplant…(#026)

6. November 2022

– New Mexico, Colorado und Arizona –

Nach Texas erreichen wir den Staat New Mexico…und wie der Name schon sagt, bekommen wir hier auch einen Vorgeschmack auf das Land Mexiko, das auf unserer Reise als nächstes Ziel ja unmittelbar bevorsteht. Das Essen, die Menschen, die Landschaft, alles erinnert sehr an Mexiko, was auch wenig verwundert, wenn man sich überlegt, dass 42,1 % der Bewohner hispanischer Abstammung sind. Wegen seiner südlichen Lage und dem Umstand, dass es auf der windabgewandten Seite der Rocky Mountains liegt, ist das Klima New Mexicos durchweg sehr trocken und besonders im Sommer sehr heiß. Im Winter kann es aufgrund der Höhenlage aber auch frostig kalt werden, besonders im Norden, wo es in den Bergen nördlich von Santa Fe ein ausgesprochenes Wintersportgebiet gibt.

Nachdem wir zuletzt die NASA (s. Artikel „Houston, wir haben (k)ein Problem #025“) besucht haben, gibt Peter keine Ruhe…er möchte gerne einen Abstecher nach Roswell machen…aber dieser Stop liegt ja thematisch quasi auch auf der Hand. Also ab nach Roswell! Dort gibt es nämlich das internationale UFO-Museum, das sich hauptsächlich auf den Roswell-Absturz von 1947 und weitere angebliche UFO-Vorfälle in den Vereinigten Staaten und anderswo konzentriert. Als „Roswell-Zwischenfall“ oder „Roswell-(UFO-)Ereignis“ wird nämlich dieser besagte Absturz eines angeblich außerirdischen unidentifizierten Flugobjekts (UFO) im Juni oder Juli 1947 in der Nähe von eben dieser Stadt namens Roswell bezeichnet. Skeptiker sprechen auch gerne vom „Roswell-Mythos“ oder der „Roswell-Legende“. So war am besagten Tag im Sommer 1947 erst ein großes glühendes Objekt am Himmel gesehen worden, gefolgt von Trümmerteilen auf einem Feld eines Farmers sowie Leichen, die nicht von dieser Erde stammen können. Seitdem werden Aliens übrigens in Filmen so dargestellt, wie wir sie kennen. Dies beruht auf den Bildern des Roswell-Absturzes. Die US-Army erklärte dazu allerdings, die damals gefundenen Trümmer gehörten zu einem abgestürzten Wetterballon mit einem Radarreflektor. Die Autoren Charles Berlitz und William L. Moore machten den vergessenen Vorfall mit ihrem Buch „Roswell-Zwischenfall“ 1980 weltweit bekannt. Sie verbreiteten die Verschwörungstheorie, die US-Regierung habe damals ein außerirdisches Raumschiff und Leichen außerirdischer Lebewesen gefunden, diese heimlich untersucht und halte sie bis heute versteckt.

Davon machen wir uns doch jetzt selber mal ein Bild…

Dann geht es für uns mal wieder in die Natur, wir besuchen den White Sands Nationalpark am nördlichen Ende der Chihuahua-Wüste. Wie der Name des Parks schon sagt, gibt es dort jede Menge Sand. Wenn man es genau nimmt, handelt es sich um abgelagerten Gips, deren Kristalle zerbrachen und durch den Wind zu riesigen weißen, staubigen Dünen aufgetürmt wurden. Für den Zeitpunkt unserer Ankunft hatten wir allerdings nicht die besten Voraussetzungen…zum einen waren wir spät dran und es sollte bald dunkel werden, zum anderen hatte sich ein Gewitter angekündigt…dessen Vorboten letztendlich aber für die besondere Note auf den Bildern gesorgt haben…wie ich finde.

Dann erreichen wir Albuquerque…die mit ca. 565.000 Einwohnern größte Stadt in New Mexico, deren Besuch auf meiner To-Do-Liste ziemlich weit oben stand, weil sie mir in Filmen, Büchern, ja selbst auf dem Titelbild unseres Reiseführers immer wieder begegnet ist. Jetzt musste ich da mal hin! Die Stadt liegt am Rio Grande, an der Pan Americana und auch an der berühmten Route 66. Besonders bekannt ist Albuquerque für sein jährliches Ballon-Festival, was das größte weltweit ist und sich zudem in diesem Oktober zum 50. Mal jährt. Daher wird in diesem Jahr ganze 9 Tage auf einem Gelände, was so groß ist wie 54 Football-Felder mit Ligthshows, Feuerwerken, Ballon-Glühen, Massenstarts von über 500 Ballons und so vielem mehr ordentlich gefeiert…das ist zumindest der Plan! Wir schaffen es passend zum zweiten Fest-Wochenende (genauer gesagt an einem Donnerstag) in Albuquerque anzukommen…yippieh! Zur Abenddämmerung machen wir uns auf den Weg, zahlen 20 Dollar Parkgebühr und 50 Dollar Eintritt und sind ganz gespannt, was uns nun bei dem Ballon-Glühen etc. erwartet. Es ist ein Wahnsinnstrubel und mehrere 10.000 Menschen tummeln sich auf dem Gelände, haben Decken, Stühle und ganze Bollerwagen dabei und warten wir wir auf das Spektakel. Schnell stellen wir allerdings auch fest, dass noch nicht ein einziger Ballon ausgepackt ist (hallo?!) und der Stadionsprecher sagt durch, dass man derzeit noch auf die Wetterfreigabe warte. Oh oh…das sieht allerdings gar nicht gut aus! Albuquerque ist umgeben von Bergen und liegt im sogenannten „Becken“, was das Ballonfahren für Fahrer aus der ganzen Welt zu etwas ganz Besonderem macht. An diesem Abend können wie in diesem besagten Becken bestens erkennen, dass mittlerweile um uns herum ein Gewitter das nächste jagt und der ordentliche Wind macht das alles auch nicht einfacher. Also wird kurzerhand alles, was mit den Ballons zu tun hat, für diesen Abend abgesagt. Wir vertrösten uns mit der Lichtershow und mit einem anschließenden Feuerwerk…die Amerikaner lieben ja Feuerwerk…und ich mag es ja auch ganz gerne 🙂

Kurzerhand verlängern wir unseren Aufenthalt in Albuquerque um zwei Tage…weil einfach unverrichteter Dinge, also ohne richtige Balloon-Fiesta wieder zu fahren, das geht ja wohl auch nicht! Wir essen also mal in einem originalgetreuen Diner, fahren über die Route 66 und nutzen die Zeit für einige Erledigungen. Ein paar Ballons, die über der Stadt kreisen, bekommen wir währenddessen aus der Ferne auch zu Gesicht.

Für das Wochenende ist dann wieder volles Programm in Sachen Ballon-Feierlichkeiten angesagt, also heißt es am Samstag Morgen für uns dann: „Zweiter Versuch: Balloon-Fiesta!“ So klingelt unser Wecker schon um 4 Uhr, weil die über 500 Ballons bereits zum Sonnenaufgang starten sollen. Wir zahlen wieder 20 Dollar Parkgebühr und 50 Dollar Eintritt und sind zusätzlich warm angezogen, weil es draußen richtig kalt ist. Wieder sind unwahrscheinlich viele Menschen unterwegs, die alle das Gleiche sehen möchten wie wir…und das bereits um diese Uhrzeit…es ist noch dunkel wohlgemerkt. Dann kommen die Durchsagen des Stadionsprechers…es gibt noch keine Wetterfreigabe. Ja super, das kommt uns doch irgendwie bekannt vor! Und so warten wir eine ganze Weile…langsam wird es allerdings auch schon hell. Peter „versüßt“ sich die Wartezeit mit einem typischen „Breakfast-Burrito“, den es dort an einigen Ständen zu kaufen gibt und der mit seinen grünen Chilis schon mal ein guter Vorgeschmack auf Mexiko ist. Die Schärfe treibt Peter schon am frühen Morgen die Tränen in die Augen und er beschreibt seinen Zustand als „kurz vorm Schluckauf“…was für ihn schon einen absolut grenzwertigen Schärfegrad darstellt…gut, dass ich den Burrito nicht probiert habe! Dann nach gut zwei Stunden (Peter hat sich wieder akklimatisiert und der drohende Schluckauf ist in weite Ferne gerückt) kommt die Durchsage, dass für diesen Tag aufgrund des Wetters alle Ballonaktivitäten abgesagt werden müssen…läuft bei uns, würde ich sagen! Stattdessen gibt es wieder eine Lightshow und ein Feuerwerk…dann schauen wir uns das halt noch einmal an. Ein paar wenige Ballonbesitzer möchten den Besuchern dennoch etwas bieten und heizen ihre Ballons am Boden für kurze Zeit an. Das wars dann leider aber auch schon. „Balloon-Fiesta“, immerhin eins der meist fotografierten Events weltweit, und „Pedena“ das soll zusammen wohl nicht sein! Ok, dann ist das halt so! Ein paar wenige, leider nicht so spektakuläre Fotos haben wir dann aber doch für Euch…

Noch am gleichen Tag (wir sind ja früh dran) heißt es für uns „auf Wiedersehen Albuquerque“! Wir fahren weiter zum Mesa Verde Nationalpark im südwestlichen Teil des US-Bundesstaates Colorado. Der Park schützt rund 4000 archäologische Stätten, insbesondere die erst Ende des 19. Jahrhunderts vollständig erforschten und gut erhaltenen Felsbehausungen vorkolumbischer Anasazi-Stämme. Mesa Verde ist ein dicht bewaldeter und zerklüfteter Tafelberg, der sich von der umliegenden Landschaft des südwestlichen Colorado-Rivers um mehr als 600 Meter abhebt und damit eine maximale Höhe von fast 2600 Metern erreicht. Somit bietet sich uns auch eine tolle Aussicht als wir diesen Park durchqueren. Dann erreichen wir auch zwei Pueblo-Dörfer, die ca. 550 n. Chr. unter Felsvorsprüngen in den Canyons errichtet wurden. Dies bot besonderen Schutz vor Witterung jeglicher Art wie Hitze und Stürme und so lebten damals ungefähr 60-90 Bewohner in ca. 130 Räumen. Und was für Wassermassen hier herunterkommen können, erleben wir am eigenen Leib als plötzlich ein Gewitter aufzieht und uns bei unseren Besichtigungen ganz schön erwischt.

Dann führt uns unser Weg zu den „Four Corners“, der einzige Punkt in den USA, an dem vier Bundesstaaten aufeinandertreffen: Colorado, Utah, Arizona und New Mexiko.

Und wie wir so weiterfahren durch Amerikas Weiten…wir befinden uns mittlerweile in einem riesigen Reservat der Navajo-Indianer und sind kilometerweit entfernt von Zivilisation und Handyempfang, ruft Peter plötzlich: „Oh nein!“ Dieses „oh nein“ kenne ich! Wir werden langsamer und rollen am Straßenrand aus. Wir bekommen den Motor noch einmal angestellt und schleppen uns zu einer kleiner Reservaten-Tankstelle, die glücklicherweise nur ein paar Meter weiter liegt. Sprintis Motorlampe leuchtet…verdammte Axt! Das war anders geplant…!

Hatte ich nicht beim letzten Mal geschrieben (s. dazu Artikel „Liegengebliegen #023“), dass wir ja immer nur vor großen Städten liegen bleiben? Pustekuchen! Dieses Mal ist es anders! Wir stehen in Teec Nos Pos, einem Apachen-Gebiet und wiedermal irgendwo im Nirgendwo. Um uns herum liegen Städte wie Las Vegas (715 km Entfernung), Denver (685 km), Phoenix (590 km) und Albuquerque (380 km)….und wir mittendrin im Nix. In der Tankstelle arbeiten zwei Damen, die uns nicht weiterhelfen können oder wollen (gerade auch in Sachen Internetempfang). Hin und wieder kommen mal ein paar Kunden vorbei, die uns aber unmöglich mit ihrem PKW (auch wenn es Trucks sind) über so eine lange Strecke abschleppen könnten und unsere Handys haben Probleme selbst einen Telefonempfang aufzubauen. Ja super! Glücklicherweise haben wir von Troy, unserem Mercedes-Mann des Vertrauens aus Sioux Falls, noch die Mercedes-Hotline-Nummer für Notfälle. Mit Ach und Krach erreichen wir dort jemanden…ich muss dazusagen, es ist 13.30 Uhr an einem Sonntag! Nur soviel…um 17 Uhr haben sie in der Hotline dann endlich verstanden, was unser Problem ist, dass wir nach Albuquerque abgeschleppt werden möchten und wo wir letztendlich überhaupt gerade gestrandet sind…und die Verständigungsprobleme liegen nicht an der englischen Sprache! Dann will man sich auf die Suche nach einem Abschlepper machen, die äußeren Bedingungen machen dies allerdings nicht leichter. Auch bei der Preisgestaltung ist man sich in der Hotline uneinig…von kostenlos bis hin zu 900 Dollar fürs Abschleppen ist alles dabei. Um 21 Uhr bekommen wir ein „go“, allerdings ist diesem Abschlepper nicht mitgeteilt worden, dass Peter und ich zu zweit sind und somit hat er in seinem Wagen zu wenig Sitzplätze…380 km zu zweit auf dem Beifahrersitz ist vielleicht eine nicht soooo gute Idee. Also startet die Suche in der Hotline erneut. Um 22 Uhr werden sie dann fündig. Wir vereinbaren einen Termin für den nächsten Morgen um 8 Uhr.

Und dann nach 18,5 Stunden des Wartens (zum Glück haben wir in Sprinti ja alles dabei) an der Tankstelle im Indianer-Reservat in Teec Nos Pos kommt José, unser Retter! Die erste Herausforderung, die sich darstellt…Sprinti auf den Anhänger zu bekommen, ohne dass er unten aufsitzt, die zweite Herausforderung…Sprinti so zu befestigen, dass er auch oben auf dem Hänger bleibt…und das für die nächsten 380 km durch bergische Landschaften mit nicht immer 1A-Straßenverhältnissen (Schlaglöcher und andere Unebenheiten lassen grüßen). Für Herausforderung eins finden wir schnell eine Lösung, bei Herausforderung zwei war ich mir bis zur Ankunft nicht sicher, als José beim Festzurren Sprintis direkt die erste Kette gerissen ist…ja das kann ja was werden!

Aber es klappt…nach 380 Kilometern und 4,5 Stunden erreichen wir wieder Albuquerque…so habe ich das mit meinem „auf Wiedersehen“ nicht gemeint! Hatte ich nicht erwähnt, dass Albuquerque mir immer wieder über den Weg läuft?! Da sind wie also wieder! Bei strahlendblauem Himmel (das Wetter hätten wir mal für die Balloon-Fiesta brauchen können…die ist mittlerweile übrigens vorbei, wenn auch der ein oder andere Ballonfahrer noch vor Ort zu sein scheint) verbringen wir die nächsten Tage bei Mercedes (zum Glück liegt die Sprinter-Abteilung dieses Mal nicht an einem Autobahnkreuz), erweitern unsere USA-Mercedeskontakte um Robert und Lionel und überbrücken die Wartezeit in einem netten Café und schreiben für Euch Artikel.

Dann steht fest woran es bei Sprinti liegt…es ist der Katalysator! Wenn Ihr Euch fragt, warum Sprinti nun innerhalb von kurzer Zeit dreimal abgeschleppt werden musste, haben wir auch darauf nun eine Antwort…es liegt an der US-amerikanischen Qualiät des Benzins, was wir hier vor Ort erhalten. Zudem sind die Tanks, gerade bei kleineren Tankstellen, oft stark verschmutzt und haben einen zu geringen Durchlauf.

In Deutschland ist die Oktanzahl (ROZ) für Normalbenzin auf mindestens 91, für Super auf mindestens 95 und für Super Plus auf 98 Oktan festgelegt. Hier in den USA liegt Regular (normal) bei 87, Plus (Super) bei 89 und Supreme (Super Plus) bei 91…wenn es letzters überhaupt gibt. Unser deutscher Motor ist standardmäßig auf die Oktananzahl (mindestens 91) für Super eingestellt, kann aber bis zu einem gewissen Grad auch niedrigere Oktanzahl händeln, d.h. bei der Benzinverbrennung im Motor kann ein Klopfen auftreten, wenn die Oktanzahl zu niedrig ist. Dabei handelt es sich um eine unkontrollierte Verbrennung oder Verpuffung, die die Motorleistung reduziert und im schlimmsten Fall zu einem Motorschaden führt. Bei Sprinti hat dieses qualitativ schlechtere und zum Teil auch sehr verunreinigte Benzin bereits bei den ersten beiden Malen zum Ausfall der Einspritzpumpe und nun letztendlich auch zum verstopften und durch die Verpuffung auch zum Schmelzen des Katalysators geführt. Uns war durchaus bewusst, dass die Spritqualität auf unserer Reise zum Problem werden könnte, daher hatten wir uns auch für einen Benziner und nicht für einen Diesel entschieden, allerdings hatten wir damit erst in Südamerika gerechnet und nicht bereits im Norden des Kontinents. Wie wir aber erfahren, scheint es qualitativ eher genau andersherum zu sein.

Also gönnen wir Sprinti einen neuen Katalysator, die Motoreinstellungen werden für eine niedrigere Oktanzahl optimiert und die Leitungen und der Tank werden gereinigt (heraus kam schwarzer Schlick und anderer Dreck). Die Abschleppkosten für die 380 km hat übrigens Mercedes übernommen 🙂

Dann verlassen wir erneut Albuquerque (und ich sage dieses Mal besser nicht „auf Wiedersehen“!) und trotz des letzten Vorfalls haben uns die Stadt, die Menschen, die Landschaft und eigentlich ganz New Mexico äußerst gut gefallen…es hat einfach einen ganz besonderen Charme.

Nun geht es für uns weiter, denn all zu viel Zeit bleibt uns nun auch gar nicht mehr, bis unser USA-Visum ausläuft…also auf zur letzten Etappe in den Vereinigten Staaten von Amerika!

Heute beenden wir den Artikel doch einfach mal mit einem Feuerwerk (dem Finale) aus Albuquerque…

Reiseberichte USA

Houston, wir haben (k)ein Problem (#025)

30. Oktober 2022

– Herzlich Willkommen in Texas –

Wir verlassen Louisiana und erreichen Texas. Texas hat von allen US-Bundesstaaten nach Alaska die zweitgrößte Fläche und nach Kalifornien auch die zweitgrößte Bevölkerungszahl (ca. 29 Mio. Einwohner). Unser erstes Ziel: Houston (nach New York, Los Angeles und Chicago übrigens die viertgrößte Stadt der USA)! Dort befindet sich der Sitz der NASA und das ist ja was für Peter! Also ab zum Space Center, dem Wissenschaftsmuseum und offiziellen Besuchszentrum der NASA! Und auch ich muss sagen…das ist echt interessant! So besichtigen wir ein Space Shuttle, das weltweit einzige, das auf ein Trägerflugzeug montiert wurde und ebenfalls das einzige, das der Öffentlichkeit den Zugang zu beiden ermöglicht. Auch sehen wir eine Falcon 9-Rakete von Space X, die wiederum als Trägerrakete zuletzt schon mehrfach im All war (Peter ist komplett aus dem Häuschen). Wir bekommen dort auch die Möglichkeit mit einer ziemlich guten VR-Brille selbst ins All zu fliegen und einen Weltraumspaziergang an der ISS zu unternehmen…sehr faszinierend übrigens! Uns wird von Astronauten geschildert, wie das Leben im All funktioniert und wie so ein Tagesablauf auf der ISS aussieht…ich mit meiner Klaustrophobie wäre da wohl fehl am Platz…Peter hingegen kann sich nichts Spannenderes vorstellen. Wir erfahren zudem viel über die Pläne zur Mond-Mission „Artemis“, die auch als Vorbereitung für das Leben auf dem Mars gilt.