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Auf Langzeitreise… (#032)

15. Januar 2023

– Was es bedeutet „unterwegs“ zu sein –

Seit April 2022 sind wir nun unterwegs auf unserer Reise…unterwegs auf dem amerikanischen Kontinent (s. dazu unsere Route). Im neuerlichen Fachjargon fallen wir dadurch unter die Kategorie “Langzeitreisende”. 

Doch was bedeutet es ein Langzeitreisender zu sein? 

Und was ist eigentlich der Unterschied zwischen „im Urlaub“ oder „auf Reisen“ zu sein? 

Seit nun mehr neun Monaten haben Peter und ich weder Job noch Wohnung in Deutschland…beides gravierende Unterschiede zu vorher als wir „nur“ 30 Tage Jahresurlaub hatten. Wir leben von Erspartem und unser neues Zuhause ist ein Mercedes Sprinter, genannt „Sprinti“, mit seinen sage und schreibe 9 qm Wohn- und Stauraum. (Näheres zu Sprinti und unserem Ausbau findest Du unter „Unser Fahrzeug“.)

Unsere Wohnanschrift lautet nun quasi “unterwegs”, was es übrigens schon kompliziert macht so einfache Dinge wie Briefe zu empfangen oder gar eine Bestellung aus dem Internet zu erhalten. Bei ersterem ist meine Schwiegermutter so lieb und übermittelt uns digital unseren Schriftverkehr (lieben Dank an Margret!). Bei letzterem bedeutet das allerdings, dass wir am jeweiligen Aufenthaltsort eine sichere Anlaufstelle benötigen, zu der wir ein Paket hier im Ausland schicken lassen können. Das heißt für uns auch, dass wir zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein müssen und somit ist es in den neun Monaten auf Reisen letztendlich erst dreimal dazugekommen, dass wir eine Internetbestellung erhalten konnten. Aber da gibt es Schlimmeres!

Bevor unsere große Reise losgehen konnte, musste zu Hause allerdings noch so einiges erledigt werden. Bereits für den Ausbau des Sprinters hatten wir eine umfassende ToDo-Liste erstellt, die in Größe eines Flipcharts in unserer Wohnung prangte, aufgeteilt in die Rubriken: Erledigt, Aktuell, Bald und Später. Anmerkung von Peter: „Hierbei handelt es sich übrigens um eine vereinfachte Form eines Kanban-Systems„. Anmerkung von mir: „Da kommt bei ihm doch glatt der Logistik-Ingenieur durch!“ Nachdem die Liste für den Sprinter-Ausbau nun abgearbeitet war, wurden die gleichen Rubriken jetzt für die Organisation der Reise genutzt…und da gab es so einiges, was es zu erledigen galt.

In Deutschland mussten wir uns vor unserer Abreise beim Einwohnermeldeamt abmelden, besitzen aber dennoch unseren deutschen Personalausweis und natürlich auch unsere Staatsbürgerschaft. Wir ließen unsere in die Jahre gekommenen Reisepässe erneuern und uns jeweils internationale Führerscheine ausstellen. Auch weitere bürokratische Dinge galt es vor unserer Abreise noch zu regeln…so mussten gewisse Formulare bei der Arbeitsagentur ausgefüllt werden, um eventuelle spätere Ansprüche nicht zu verlieren, ebenso sind wir nun Selbstzahler bei der gesetzlichen Rentenversicherung. Unsere Krankenversicherung in Deutschland gilt ebenfalls nicht für so eine lange Reise und so musste diese nach dem Ausscheiden aus dem Job erst umgestellt und dann gekündigt werden. Dafür war es wichtig zu beachten, welche Voraussetzungen wir erfüllen müssen, um nach unserer Rückkehr dort wieder aufgenommen werden zu können. So waren wir doch zuletzt beide freiwillig in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert. Da es aber auch auf Reisen natürlich nicht ohne eine Absicherung im Krankheitsfall geht, musste dann also auch eine adäquate Auslandsreisekrankenversicherung her…und zwar eine mit einem guten Preis-Leistungsverhältnis und idealerweise auch mit einer kurzfristigen Absicherung in Deutschland, falls man mal auf Heimaturlaub ist. Hierbei haben wir uns letztendlich für die „Young Travellers“-Versicherung der Ergo entschieden.

Nachdem das alles geregelt war, ging es weiter mit den übrigen Versicherungen und so wurde die Hausrat gekündigt und diverse andere wurden dementsprechend angepasst. Auch bei der GEZ galt es sich “als ins Ausland verzogen” abzumelden und Internet- und Handyverträge mussten ebenfalls gekündigt und angeglichen werden. Nächster Punkt auf der ToDo-Liste: Unsere Bankkonten…denn ohne internationalen Zahlungsverkehr kommen wir ja nicht weit und uns war es wichtig, die Kosten dafür möglichst gering zu halten. Also passten wir auch hier unsere Konten und Kreditkarten an. 

Was es natürlich auch noch abzuklären galt war, ob man Peter und mich in Amerika überhaupt haben wollte…wir brauchten also ein Visum. Zu allererst für Kanada, alle weiteren Länder folgen zu gegebenem Zeitpunkt. Für Kanada benötigten wir die App „ArriveCAN“ und die elektronische Reisegenehmigung “eTA”, welche wir schnell und unkompliziert über das Internet erhalten haben. Generell gibt es bei manchen Ländern noch formelle Unterschiede, ob man über See, Land oder Luft einreist. Wir können uns als Deutsche wirklich glücklich schätzen mit unserem Pass in so vielen Ländern ohne weiteres willkommen zu sein…das vereinfacht vieles. So liegen wir lt. dem „Henley Passport Index“, welche eine globale Platzierung von Staaten und Territorien bezogen auf die Reisefreiheit abbildet, weltweit auf Platz drei.

Nachdem für uns alles geregelt war, ging es dann darum, alles was mit Sprinti zu tun hat, zu organisieren…Planung und Buchung der Verschiffung Sprintis von Hamburg nach Halifax (Kanada) sowie Transport zum Ablegehafen (wir haben Sprinti mit der Firma „SeaBridge“ verschifft), dazu noch die Ausstellung eines internationalen Fahrzeugscheins (den kannten die übrigens noch nicht mal beim Straßenverkehrsamt) sowie auch die Anpassung der deutschen KFZ-Versicherung und den damit verbundenen Steuern. Dies ist wichtig, damit Sprinti in Deutschland angemeldet bleiben kann. Ist er das nämlich nicht, bedeutet das, dass er bei einer Rückverschiffung nach Deutschland als Einfuhr eines neuen Fahrzeugs gilt, was wiederum bedeutet, dass beim Zoll eine 19 prozentige Einfuhrsteuer fällig wird. Da auch unsere bisherige KFZ-Versicherung nur in Europa galt, musste ebenfalls eine neue KFZ-Versicherung her…und zwar für jedes Land, das wir bereisen werden, eine einzelne…damit liegen wir bei rund 16 Stück! Am teuersten fällt dabei die für Kanada und die USA aus und begrenzte dadurch unsere Aufenthaltsdauer in beiden Ländern dort insgesamt auf 6 Monate. 

Zusätzlich galt es in den letzten Wochen vor unserer Abreise noch unsere Jobs abzuwickeln, unseren Umzug zu organisieren und durchzuführen, unser Hab und Gut zum Teil zu verkaufen, zu verschenken oder bei unseren Eltern unterzustellen (vielen Dank übrigens noch einmal für diese Möglichkeit!). 

Dann war sie leer unsere Liste mit den ToDo’s und wir hatten tatsächlich alles erledigt.

Jetzt galt es “tschüss” zu sagen…tschüss zu den Eltern und Geschwistern, Patenkindern, Nichten und Neffen, Onkeln und Tanten, Cousinen und Cousins, engen Freundinnen und Freunden und uns wurde bewusst, von wie vielen tollen und liebevollen Menschen wir doch umgeben sind. Zum Glück war es kein wirkliches “tschüss”, sondern viel eher ein “auf Wiedersehen”! (An die Lieben zu Hause: Wir freuen uns schon wieder sooo auf Euch!)

Und so sind wir nun seit neun Monaten auf Reisen…weit weg von unserem Leben zu Hause. Jetzt bestehen unsere Tage hier daraus, sich täglich neuen Herausforderungen zu stellen…und diese Herausforderungen können hier schon sein: Wo fahren wir heute hin? Was gibt es zu entdecken oder zu besichtigen? Schaffen wir es bei der Entfernung der Strecke und bei den Straßenverhältnissen vor Einbruch der Dunkelheit anzukommen (im Dunkeln sollte man weder in Kanada noch in den USA oder Mexiko aus Sicherheitsgründen (Tiere auf der Straße/Wildwechsel, schlechte Straßenverhältnisse oder Überfallgefahr) nicht Auto fahren)? Wie ist die Sicherheitslage vor Ort und welche Gegenden meiden wir? Haben wir alle Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, falls wir von Polizei (die hier durchaus ihre ganz eigenen Machenschaften pflegt) oder von dem Militär angehalten werden? Haben wir ausreichend Bargeld dabei (besonders hier in Mexiko funktioniert vieles nur mit Bargeld)? Wie weit reicht unsere Tankfüllung und wo befindet sich die nächst größere Tankstelle, die vor allem auch sauberes Benzin hat? Zusätzlich gilt es sich darum zu kümmern, ob wir ausreichend Frisch-/Trinkwasser an Bord haben, da man das Leitungswasser hier (und zum Teil auch in den USA) nicht trinken kann. Ebenfalls ist ein voller Stromspeicher nicht selbstverständlich, allerdings kommen wir gerade in wärmeren Ländern mit unserem Solarpanel super zurecht. Fragen, die sich uns ebenfalls stellen: Sind unsere Trockentrenntoilette und unser Abwassertank im „grünen Bereich“? Ist unser Kühlschrank gefüllt und wenn nicht, wo gehen wir einkaufen? Einkäufe dauern in der Ferne übrigens mindestens doppelt so lange wir zu Hause, weil es immer wieder andere Geschäfte gibt, deren Sortiment sehr unterschiedlich angeordnet ist und sich inhaltlich auch komplett unterscheidet. Da sucht man sich manchmal schon einen Wolf…so stehen wir seit Anfang der Reise auf Kriegsfuß mit Tomatenmark…ganz abgesehen von den Produkten, die man von zu Hause kennt und die es hier einfach nicht gibt! Selbst bekannte Lebensmittel sind hier teilweise etwas anders, so verhält sich die mexikanische „Crema“ nicht so wie deutsche Sahne. Aber mit der Expertise meines Schwiegervaters (Dank an Theo!) wissen wir mittlerweile, wie auch das zu händeln ist. Da man auf Reisen lange nicht so viel Stauraum im Wagen besitzt, wie man es vielleicht zu Hause hat, ist es nicht möglich so viele Vorräte anzulegen, was bedeutet, dass wir wesentlich häufiger einkaufen müssen. Auch Baumärkte sind hier zum Teil ein Fall für sich. Ebenso gehört es auf langen Reisen mit vielen Kilometern dazu, dass mal das ein oder andere am Fahrzeug fällig wird, wie z.B. ein Service oder auch nur ein Ölwechsel. Das in einem fremden Land mit einem deutschen Fahrzeug (auch wenn es sich um ein international gängiges Fabrikat handelt) durchführen zu lassen, ist gar nicht immer so einfach und dadurch umso zeitaufwendiger.

Zu unseren täglichen Herausforderungen gehört es außerdem abzuklären, wo wir am Abend übernachten werden…sei es zentral in einer Stadt, in der Natur, am Strand oder auf einem Campingplatz. Aspekte sind hierbei: Darf man es? Kommen wir dorthin? Gibt es freie Plätze? Was kostet es? Ist es sicher? Da wir auch noch herausfinden müssen, wo wir die nächste Dusche bekommen und wo wir unsere Wäsche waschen können, bieten sich hin und wieder Campingplätze an (allerdings gibt es hier auch Plätze, die haben weder das eine noch das andere). Dann heißt es sich anderweitig weiterzuhelfen…

Und wenn man sich all das vergegenwärtigt, merkt man schnell, dass Reisen nicht gleich Urlaub bedeutet, nur weil man sich in der Ferne aufhält.

Wollen wir es dennoch missen? Auf gar keinen Fall!!! Wir sind froh und dankbar über diese Möglichkeit so eine Reise zu erleben. So lernen wir jeden Tag aufs Neue andere Menschen und Kulturen kennen, staunen jeden Tag mehr über die atemberaubende Natur mit tollen Landschaften und einer faszinierenden Tierwelt. Jeden Tag springen wir ins kalte Wasser und erleben neue Abenteuer. Beinahe täglich verlassen wir unsere Komfortzone und wagen uns raus in die Gegebenheiten der großen weiten Welt. Schon jetzt können wir sagen, dass wir definitiv um so viel reicher wiederkommen werden…reicher an Erfahrungen und unvergesslichen Erlebnissen. (Wenn Du mehr über diese Erlebnisse erfahren möchtest, findest Du Geschichten und Bilder auf diesem Blog unter „Reiseberichte“.)

Auch genießen wir unsere Auszeit von der Arbeitswelt gerade sehr und wissen es zu schätzen morgens nicht vom Wecker geweckt zu werden und jeden Tag frei und neu gestalten zu können. Nun haben wir die Möglichkeit auch vor Ort eine andere Sprache zu lernen und uns neuen Hobbies, die zuletzt viel zu kurz gekommen sind, zu widmen.

Konnten wir die ersten Monate noch gar nicht so wirklich loslassen und runterkommen, so gelingt es uns mittlerweile immer besser. Waren unsere Tage in Kanada und den USA mit einem straffen Programm recht durchgetaktet, können wir erst in Mexiko richtig durchatmen. Weil uns auch das besonders wichtig war, haben wir uns auf der Baja California die letzten Wochen mehr Zeit genommen und auch mal längere Stopps eingelegt. Wir haben bisher unwahrscheinlich viele andere Reisende getroffen (hier sind besonders viele Schweizer, Franzosen, Deutsche, US-Amerikaner und Kanadier unterwegs) und nehmen viel mit aus den Gesprächen und den unterschiedlichsten Lebensentwürfen. Einige Reisende treffen wir z.B. im Laufe der Tour zufällig immer wieder. So haben wir ein Pärchen (die „Chirpy Travellers“) in Kanadas Norden am recht einsamen Polarmeer und gestern wieder hier in Mexiko am Strand getroffen…ohne Absprache und rein zufällig. So ähneln, aber auch unterscheiden sich diverse Reiserouten und Pläne der vielen Reisenden.

Eins haben sie aber alle gemeinsam: Sie sind reisehungrig! 

Wenn sich die derzeitigen Unruhen in Culiacán, die dadurch entstanden sind, dass der involvierte Sohn des inhaftierten Drogenbosses “El Chapo” gefasst worden ist, gelegt haben, werden wir übersetzen auf das Festland Mexikos, wo weitere Abenteuer auf uns warten werden.

Bis dahin bleibt gesund und reiselustig!

Reiseberichte USA

Goodbye USA (#027)

13. November 2022

– Auf zur letzten Etappe –

Nachdem wir Albuquerque ein zweites Mal verlassen haben, machen wir uns auf zur letzten Etappe in den Vereinigten Staaten von Amerika (s. dazu unsere Route). Wir fahren wieder Richtung Arizona und besuchen dort das auf dem Colorado-Plateau liegende Canyon de Chelly National Monument (deutsch: Felscanyon), dessen zwei etwa 240 Meter hohe Felsnadeln das Wahrzeichen bilden. Das Colorado-Plateau entstand vor etwa 60 Millionen Jahren, als sich das frühere „Becken“ ein erstes Mal hob, um sich später zum heutigen Plateau zu erheben. Während sich das Land hob, gruben sich die Flüsse immer tiefer in den Fels und formten so die bizarre Canyonlandschaft. Und es sieht wirklich beeindruckend aus…

Dann fahren wir weiter zum berühmten Monument Valley, was ebenfalls auf dem Colorado-Plateau liegt, sich allerdings in Utah befindet. Das Monument Valley ist bekannt für seine Tafelberge, Felstürme und -nadeln und diente bereits vielfach als Kulisse für Fotos oder Dreharbeiten, so z.B. auch für die Filme „Forrest Gump“ mit Tom Hanks und „Zurück in die Zukunft III“, aber auch der Western „Spiel mir das Lied vom Tod“ wurde hier gedreht. Und bei dieser Kulisse ist das auch abslout nachvollziehbar. Wir sind wieder einmal beeindruckt, wie faszinierend die Natur einfach ist.

Langsam neigt sich unser Tag dem Ende zu und wir finden einen abgelegenen Stellplatz ganz für uns allein. Wir haben von dort eine wunderbare Aussicht auf das Monument Valley und das bei einem tollen Sonnenuntergang…kitschiger geht es ja schon fast nicht mehr…aber sehr schön sieht es trotzdem aus.

Auch am nächsten Tag geht es für uns weiter mit den Canyons und jeder Menge Felsen…wir fahren zum Arches Nationalpark. Dieser liegt (Ihr könnt es schon erraten) ebenfalls am Colorado-Plateau, dazu noch am Colorado River und, wie das Monument Valley auch, im US-Bundesstaat Utah. Der Nationalpark bewahrt die weltweit größte Konzentration an natürlichen Steinbögen (engl.: arches), die durch Erosion und Verwitterung ständig neu entstehen und wieder vergehen. Im Parkgebiet sind über 2000 Arches mit einer Öffnung von mindestens 90 cm nachgewiesen. Der Park hat insgesamt eine Fläche von über 300 km² und ist zudem vom Wüstenklima geprägt. Und dieses besagte Wüstenklima bekommen wir auch ordentlich zu spüren, als wir uns bei glühender Hitze den ein oder anderen Arch erwandern. Aber wir wollen uns ja gar nicht beschweren…8 Grad hatten wir ja schließlich lange genug! Also alles fein und wir genießen das, was sich da vor uns auftürmt…

Dann geht es für uns Richtung Süden, denn uns bleiben nur noch ein paar wenige Tage bis unser USA-Visum ausläuft. Rein zufällig kommen wir dabei an einer kleinen Blockhütte am Wegesrand vorbei und erfahren, dass es sich um das Geburtshaus von unserem „alten Bekannten“ aus dem 19. Jahrhundert, dem Gauner Butch Cassidy, handelt, dessen Geschichte wir ja bereits auf unserem Trip durch den Wilden Westen ein paar hundert Kilometer entfernt, kennengelernt haben (s. dazu Artikel „Der Wilde Westen #022“). Auch im nahegelegenen Restaurant, bei dem wir eine Rast einlegen, entdecken wir Bilder und Anekdoten von ihm. Das fällt wohl auch wieder unter die Kategorie „So klein ist die Welt“ oder in diesem Fall „So klein ist Amerika“.

Auf unserem Weg weiter Richtung Süden kommen wir „quasi“ auch am Grand Canyon vorbei und planen spontan hier nach 5 Jahren (wir waren 2017 schon einmal dort) einen erneuten Zwischenstopp einzulegen. So ein Grand Canyon bietet sich einem ja schließlich auch nicht alle Tage! Beim Grand Canyon handelt es sich um eine steile, etwa 450 Kilometer lange Schlucht im Norden des US-Bundesstaats Arizona, die während Jahrmillionen vom Colorado River ins Gestein des Colorado-Plateaus (also mit diesem Plateau haben wir es dieses Mal auch!) gegraben wurde. Der Canyon zählt zu den großen Naturwundern auf der Erde und wurde z.B. im Jahr 2018 von über sechs Millionen Menschen besucht. Er liegt größtenteils im Grand-Canyon-Nationalpark, der seit 1979 zum Weltnaturerbe in den Vereinigten Staaten gehört.

Auch hier finden wir einen abgelegenen Stellplatz mit Blick in den Grand Canyon und genießen die atemberaubende Aussicht. Allerdings ist es hier nichts mit Wüstenklima wie am Tag zuvor…stattdessen ist es neblig und es regnet…zur Temperatur: kein Kommentar, siehe letztes Foto!

Am nächsten Tag steht ein weiterer Nationalpark auf dem Programm (hier jagt echt ein Nationalpark den nächsten) und so führt uns unsere Route durch den Zion Nationalpark. Bereits 2017 sind wir hier schon einmal gewesen, aber auch hier kann man sich einfach nicht sattsehen an der atemberaubenden Berglandschaft und so mussten wir einfach noch einmal einen Abstecher machen. „Zion“ ist ein altes hebräisches Wort und bedeutet so viel wie „Zufluchtsort“ oder „Heiligtum“, das oft von den mormonischen Siedlern in Utah benutzt wurde. Die Canyons sind aus 170 Millionen Jahre altem braunen bis orangeroten Sandstein entstanden. Der Park liegt zudem an der Grenze zwischen dem Colorado-Plateau (war ja klar!), dem Great Basin und der Mojave-Wüste

Und falls von Euch jemand Lust hat, die Fahrt durch den Park quasi live (im Zeitraffer) mitzuerleben…so von Sprintis Fahrer- bzw. Beifahrersitz aus…Peter hat hier mal was zusammengeschnitten, gefilmt von unserer Dash Cam…

Dann ist sie vorbei…unsere Zeit in der Natur und in den unzähligen Nationalparks der USA und wir erreichen wieder dichter bewohnte Gegenden. Zu allererst führt uns unser Weg durch Las Vegas, die mit rund 2,3 Mio. Einwohnern in der Metropolregion die größte Stadt im US-Bundesstaat Nevada und eine der weltweit am meisten besuchten Städte. Da wir auch hier schon einmal gewesen sind, fahren wir dieses Mal nur entlang des sogenannten „Strips“, die Straße, an der sich ein Kasino an das nächste reiht. Bereits beim letzten Mal hatten wir uns im Glückspiel an einem einarmigen Banditen versucht und unseren Einsatz direkt verdreifacht (vielleicht sollte ich erwähnen, dass es sich bei unserem „Einsatz“ um lediglich 5 Dollar gehandelt hat). Also heute dann mal kein Glückspiel…oder vielleicht doch?

Am nächsten Tag erreichen wir dann San Diego, unseren letzter Stopp vor der mexikanischen Grenze. Hier verbringen wir ein paar Tage, um alles vorzubereiten und „hey, wir sind endlich wieder am Meer“! 🙂 Auch das genießen wir…wenn auch der Pazifik zum Schwimmen dann doch etwas frisch ist. Das mit dem Schwimmen im Meer wird dann hoffentlich in Mexiko etwas.

Dann geht sie zu Ende unsere Zeit in den United States of America. Nach 85 Tagen und 18.353 km heißt es für uns „auf Wiedersehen“ zu sagen und weiterzuziehen. Es waren schöne drei Monate in den USA, in denen wir 23 der 50 Staaten besucht haben. So haben wir uns über zum Teil günstigere Spritpreise gefreut, haben verschiedenste Abschleppunternehmen und KFZ-Mechaniker kennengelernt, haben eine unheimliche Vielfalt an unterschiedlichsten Landschaften von Gletschern und Eisschollen und den höchsten Berg Nordamerikas in Alaska bis hin zu Salz- und Sandwüsten im Süden bereist, haben Canyons und Felsformationen bestaunt und haben bei 0 Grad gefroren und bei 45 Grad geschwitzt. Auch waren wir in vielen Indianer-Reservaten zu Gast, haben unzählige Nationalparks besucht und die großartige Tierwelt mit Walen, Seehunden, Seelöwen, Ottern, hunderten von Lachsen, Bären, Elchen, Luchsen, Koyoten, Weißkopfseeadlern und unzähligen weiteren Greifvögeln, Kolibris, Bisons, Hirschen, Alligatoren, Stachelschweinen, Füchsen, Gürteltieren, Stinktieren, Waschbären, Opossums, Streifenhörnchen, Rehen und noch so vielem mehr bestaunt.

Auch haben wir viel über die Geschichte und die Entstehung des Landes erfahren, uns wurde gezeigt, was es hieß ein Leben als Sklave zu führen, wir sind in die Musikwelt eingetaucht und haben erfahren wie es beim Rodeo so abläuft, haben mit 100.000 Menschen beim Football mitgefiebert und ein wenig das Leben der Menschen hier kennengelernt. Wir haben tolle Städte, wie z.B. Seattle, San Francisco und New Orleans besucht und haben hineinschnuppern können, wie es ist in den USA sein neues Zuhause zu finden…keine Angst, das ist nicht unser Plan!

Eines steht fest, hier ist vieles einfach viel größer und überdimensionierter als bei uns…egal ob es der Supermarkt ist, die Verpackungsgrößen, die Straßen und Parkplätze (sehr praktisch übrigens mit Sprinti), die Autos, LKWs und Wohnmobile (Sprinti ist echt mini dagegen)…alles ist groß, größer, am größten. Ähnlich wie die Kanadier (s. dazu Artikel „Goodbye Canada #018“) haben auch die US-Amerikaner beim Campen das komplette Haus dabei. So sind die Wohnmobile hier oft ganze Busse und die Wohnwagen sind nicht selten Dreiachser (ja richtig DREI!), natürlich immer mit Pull-Outs, d.h. sogenannte Erker, die beim Wohnwagen oder Wohnmobil seitlich ausgefahren werden können. Die Fahrzeuge sind ausgestattet mit riesigen Klimaanlagen, normalen Toiletten wie zu Hause, komfortablen Duschen, Spülmaschinen und zum Teil auch Waschmaschinen. Nicht selten hatten wir auf einem Campingplatz die Waschhäuschen ziemlich für uns alleine, weil die Amerikaner alles im eigenen Wagen erledigen. So ziehen die riesigen Wohnmobile oft noch einen zusätzlichen PKW oder auch einen Truck hinter sich her, so dass man auch für alle weiteren Fahrten mobil bleibt. Ebenfalls nicht selten sehen wir Einfamilienhäuser mit gar drei Garagen.

So lieben es die US-Amerikaner auch sich überall hin zu kutschieren, sei es mit dem Auto…hier gibt es selbst für die Apotheke oder die Bank einen „Drive Thru“ oder auch auf dem Campingplatz mieten sie für ein paar Dollar am Tag Golf-Karts, die einen über den Platz kutschieren. Leider müssen wir auch sagen, dass die Sensibilität für Umweltschutz und den Klimawandel durchaus noch ausbaufähig ist. So liegt überall, besonders am Straßenrand, sehr viel Müll (und Unmengen von Reifenteilen durch geplatzte Reifen…es gibt ja keinen TÜV o.ä.). Die Lebensmittel sind in unheimlich viel Plastik eingepackt (beim Einkaufen werden leider auch noch enorm viele Plastiktüten verwendet) und Generatoren laufen gerne mal stundenlang für ein wenig Klimaanlage. Apropos Klimaanlage…gerne wird beim Einkaufen der Motor des Autos draußen auf dem Parkplatz einfach angelassen, damit das Wageninnere bei der Rückkehr auch noch angenehme Temperaturen aufweist.

Typisch ist auch, dass die Menschen hier absolut alles transportieren…oft auch einfach ungesichert und so manch einer wird sich wundern, dass er nur mit der Hälfte seiner Ladung am Ziel ankommt. Und so mussten wir so manches Mal schmunzeln, bei dem was sich alles auf den Straßen herumgetummelt hat. Hier mal ein buntes Sammelsurium, was uns im Laufe der Reise durch die USA alles so begegnet ist…

Es ist zwar nichts Neues, hat sich aber dennoch erneut bestätigt…die Amerikaner lieben Fast Food und so treffen wir zum Beispiel in Orten mit nur rund 10.000 Einwohnern auf mindestens 15 verschiedene Fast Food-Restaurants sämtlicher Ketten (in denen man zudem oft umgeben ist von unzähligen TV-Geräten…Ihr könnt auf dem Foto in der letzten Galerie ja mal zählen). Das ist der helle Wahnsinn! Es gibt Fleisch, Frettiertes und Zucker im Überfluss! Als Vegetarier oder auch Veganer (wir sind weder das eine noch das andere) ist es gar nicht so einfach hier zurecht zukommen…das war zumindest unser Eindruck.

Besonders positiv hervorheben müssen wir, wie friedlich es im Football Stadion unter den Fans beider Seiten abgelaufen ist. Da saß ein Fan der Dallas Cowboys direkt neben einem Fan der Washington Commanders und alle waren happy. Keine abgetrennten Bereiche für die Gastfans, kein Polizeieinsatz…echt super!

Natürlich beruht all das wieder nur auf unseren Eindrücken und das aus den letzten 85 Tagen. Außerdem konnten wir je nach Staat auch durchaus Unterschiede feststellen. Daher können wir für uns festhalten, dass wir eine tolle Zeit hier in den Vereinigten Staaten hatten…ein Land, was flächenmäßig und auch von der Einwohnerzahl der drittgrößte Staat der Erde ist und allein neun verschiedene Klimaregionen besitzt. Die Tierwelt, die Natur und ihre Landschaften sind so faszinierend und absolut und immer wieder eine Reise wert!!!

Und damit verabschieden wir uns aus den USA und melden uns beim nächsten Mal aus Mexiko wieder…vielleicht erst nach einer kleinen Blogverschnaufpause…wir schauen mal!

Reiseberichte USA

Das war anders geplant…(#026)

6. November 2022

– New Mexico, Colorado und Arizona –

Nach Texas erreichen wir den Staat New Mexico…und wie der Name schon sagt, bekommen wir hier auch einen Vorgeschmack auf das Land Mexiko, das auf unserer Reise als nächstes Ziel ja unmittelbar bevorsteht. Das Essen, die Menschen, die Landschaft, alles erinnert sehr an Mexiko, was auch wenig verwundert, wenn man sich überlegt, dass 42,1 % der Bewohner hispanischer Abstammung sind. Wegen seiner südlichen Lage und dem Umstand, dass es auf der windabgewandten Seite der Rocky Mountains liegt, ist das Klima New Mexicos durchweg sehr trocken und besonders im Sommer sehr heiß. Im Winter kann es aufgrund der Höhenlage aber auch frostig kalt werden, besonders im Norden, wo es in den Bergen nördlich von Santa Fe ein ausgesprochenes Wintersportgebiet gibt.

Nachdem wir zuletzt die NASA (s. Artikel „Houston, wir haben (k)ein Problem #025“) besucht haben, gibt Peter keine Ruhe…er möchte gerne einen Abstecher nach Roswell machen…aber dieser Stop liegt ja thematisch quasi auch auf der Hand. Also ab nach Roswell! Dort gibt es nämlich das internationale UFO-Museum, das sich hauptsächlich auf den Roswell-Absturz von 1947 und weitere angebliche UFO-Vorfälle in den Vereinigten Staaten und anderswo konzentriert. Als „Roswell-Zwischenfall“ oder „Roswell-(UFO-)Ereignis“ wird nämlich dieser besagte Absturz eines angeblich außerirdischen unidentifizierten Flugobjekts (UFO) im Juni oder Juli 1947 in der Nähe von eben dieser Stadt namens Roswell bezeichnet. Skeptiker sprechen auch gerne vom „Roswell-Mythos“ oder der „Roswell-Legende“. So war am besagten Tag im Sommer 1947 erst ein großes glühendes Objekt am Himmel gesehen worden, gefolgt von Trümmerteilen auf einem Feld eines Farmers sowie Leichen, die nicht von dieser Erde stammen können. Seitdem werden Aliens übrigens in Filmen so dargestellt, wie wir sie kennen. Dies beruht auf den Bildern des Roswell-Absturzes. Die US-Army erklärte dazu allerdings, die damals gefundenen Trümmer gehörten zu einem abgestürzten Wetterballon mit einem Radarreflektor. Die Autoren Charles Berlitz und William L. Moore machten den vergessenen Vorfall mit ihrem Buch „Roswell-Zwischenfall“ 1980 weltweit bekannt. Sie verbreiteten die Verschwörungstheorie, die US-Regierung habe damals ein außerirdisches Raumschiff und Leichen außerirdischer Lebewesen gefunden, diese heimlich untersucht und halte sie bis heute versteckt.

Davon machen wir uns doch jetzt selber mal ein Bild…

Dann geht es für uns mal wieder in die Natur, wir besuchen den White Sands Nationalpark am nördlichen Ende der Chihuahua-Wüste. Wie der Name des Parks schon sagt, gibt es dort jede Menge Sand. Wenn man es genau nimmt, handelt es sich um abgelagerten Gips, deren Kristalle zerbrachen und durch den Wind zu riesigen weißen, staubigen Dünen aufgetürmt wurden. Für den Zeitpunkt unserer Ankunft hatten wir allerdings nicht die besten Voraussetzungen…zum einen waren wir spät dran und es sollte bald dunkel werden, zum anderen hatte sich ein Gewitter angekündigt…dessen Vorboten letztendlich aber für die besondere Note auf den Bildern gesorgt haben…wie ich finde.

Dann erreichen wir Albuquerque…die mit ca. 565.000 Einwohnern größte Stadt in New Mexico, deren Besuch auf meiner To-Do-Liste ziemlich weit oben stand, weil sie mir in Filmen, Büchern, ja selbst auf dem Titelbild unseres Reiseführers immer wieder begegnet ist. Jetzt musste ich da mal hin! Die Stadt liegt am Rio Grande, an der Pan Americana und auch an der berühmten Route 66. Besonders bekannt ist Albuquerque für sein jährliches Ballon-Festival, was das größte weltweit ist und sich zudem in diesem Oktober zum 50. Mal jährt. Daher wird in diesem Jahr ganze 9 Tage auf einem Gelände, was so groß ist wie 54 Football-Felder mit Ligthshows, Feuerwerken, Ballon-Glühen, Massenstarts von über 500 Ballons und so vielem mehr ordentlich gefeiert…das ist zumindest der Plan! Wir schaffen es passend zum zweiten Fest-Wochenende (genauer gesagt an einem Donnerstag) in Albuquerque anzukommen…yippieh! Zur Abenddämmerung machen wir uns auf den Weg, zahlen 20 Dollar Parkgebühr und 50 Dollar Eintritt und sind ganz gespannt, was uns nun bei dem Ballon-Glühen etc. erwartet. Es ist ein Wahnsinnstrubel und mehrere 10.000 Menschen tummeln sich auf dem Gelände, haben Decken, Stühle und ganze Bollerwagen dabei und warten wir wir auf das Spektakel. Schnell stellen wir allerdings auch fest, dass noch nicht ein einziger Ballon ausgepackt ist (hallo?!) und der Stadionsprecher sagt durch, dass man derzeit noch auf die Wetterfreigabe warte. Oh oh…das sieht allerdings gar nicht gut aus! Albuquerque ist umgeben von Bergen und liegt im sogenannten „Becken“, was das Ballonfahren für Fahrer aus der ganzen Welt zu etwas ganz Besonderem macht. An diesem Abend können wie in diesem besagten Becken bestens erkennen, dass mittlerweile um uns herum ein Gewitter das nächste jagt und der ordentliche Wind macht das alles auch nicht einfacher. Also wird kurzerhand alles, was mit den Ballons zu tun hat, für diesen Abend abgesagt. Wir vertrösten uns mit der Lichtershow und mit einem anschließenden Feuerwerk…die Amerikaner lieben ja Feuerwerk…und ich mag es ja auch ganz gerne 🙂

Kurzerhand verlängern wir unseren Aufenthalt in Albuquerque um zwei Tage…weil einfach unverrichteter Dinge, also ohne richtige Balloon-Fiesta wieder zu fahren, das geht ja wohl auch nicht! Wir essen also mal in einem originalgetreuen Diner, fahren über die Route 66 und nutzen die Zeit für einige Erledigungen. Ein paar Ballons, die über der Stadt kreisen, bekommen wir währenddessen aus der Ferne auch zu Gesicht.

Für das Wochenende ist dann wieder volles Programm in Sachen Ballon-Feierlichkeiten angesagt, also heißt es am Samstag Morgen für uns dann: „Zweiter Versuch: Balloon-Fiesta!“ So klingelt unser Wecker schon um 4 Uhr, weil die über 500 Ballons bereits zum Sonnenaufgang starten sollen. Wir zahlen wieder 20 Dollar Parkgebühr und 50 Dollar Eintritt und sind zusätzlich warm angezogen, weil es draußen richtig kalt ist. Wieder sind unwahrscheinlich viele Menschen unterwegs, die alle das Gleiche sehen möchten wie wir…und das bereits um diese Uhrzeit…es ist noch dunkel wohlgemerkt. Dann kommen die Durchsagen des Stadionsprechers…es gibt noch keine Wetterfreigabe. Ja super, das kommt uns doch irgendwie bekannt vor! Und so warten wir eine ganze Weile…langsam wird es allerdings auch schon hell. Peter „versüßt“ sich die Wartezeit mit einem typischen „Breakfast-Burrito“, den es dort an einigen Ständen zu kaufen gibt und der mit seinen grünen Chilis schon mal ein guter Vorgeschmack auf Mexiko ist. Die Schärfe treibt Peter schon am frühen Morgen die Tränen in die Augen und er beschreibt seinen Zustand als „kurz vorm Schluckauf“…was für ihn schon einen absolut grenzwertigen Schärfegrad darstellt…gut, dass ich den Burrito nicht probiert habe! Dann nach gut zwei Stunden (Peter hat sich wieder akklimatisiert und der drohende Schluckauf ist in weite Ferne gerückt) kommt die Durchsage, dass für diesen Tag aufgrund des Wetters alle Ballonaktivitäten abgesagt werden müssen…läuft bei uns, würde ich sagen! Stattdessen gibt es wieder eine Lightshow und ein Feuerwerk…dann schauen wir uns das halt noch einmal an. Ein paar wenige Ballonbesitzer möchten den Besuchern dennoch etwas bieten und heizen ihre Ballons am Boden für kurze Zeit an. Das wars dann leider aber auch schon. „Balloon-Fiesta“, immerhin eins der meist fotografierten Events weltweit, und „Pedena“ das soll zusammen wohl nicht sein! Ok, dann ist das halt so! Ein paar wenige, leider nicht so spektakuläre Fotos haben wir dann aber doch für Euch…

Noch am gleichen Tag (wir sind ja früh dran) heißt es für uns „auf Wiedersehen Albuquerque“! Wir fahren weiter zum Mesa Verde Nationalpark im südwestlichen Teil des US-Bundesstaates Colorado. Der Park schützt rund 4000 archäologische Stätten, insbesondere die erst Ende des 19. Jahrhunderts vollständig erforschten und gut erhaltenen Felsbehausungen vorkolumbischer Anasazi-Stämme. Mesa Verde ist ein dicht bewaldeter und zerklüfteter Tafelberg, der sich von der umliegenden Landschaft des südwestlichen Colorado-Rivers um mehr als 600 Meter abhebt und damit eine maximale Höhe von fast 2600 Metern erreicht. Somit bietet sich uns auch eine tolle Aussicht als wir diesen Park durchqueren. Dann erreichen wir auch zwei Pueblo-Dörfer, die ca. 550 n. Chr. unter Felsvorsprüngen in den Canyons errichtet wurden. Dies bot besonderen Schutz vor Witterung jeglicher Art wie Hitze und Stürme und so lebten damals ungefähr 60-90 Bewohner in ca. 130 Räumen. Und was für Wassermassen hier herunterkommen können, erleben wir am eigenen Leib als plötzlich ein Gewitter aufzieht und uns bei unseren Besichtigungen ganz schön erwischt.

Dann führt uns unser Weg zu den „Four Corners“, der einzige Punkt in den USA, an dem vier Bundesstaaten aufeinandertreffen: Colorado, Utah, Arizona und New Mexiko.

Und wie wir so weiterfahren durch Amerikas Weiten…wir befinden uns mittlerweile in einem riesigen Reservat der Navajo-Indianer und sind kilometerweit entfernt von Zivilisation und Handyempfang, ruft Peter plötzlich: „Oh nein!“ Dieses „oh nein“ kenne ich! Wir werden langsamer und rollen am Straßenrand aus. Wir bekommen den Motor noch einmal angestellt und schleppen uns zu einer kleiner Reservaten-Tankstelle, die glücklicherweise nur ein paar Meter weiter liegt. Sprintis Motorlampe leuchtet…verdammte Axt! Das war anders geplant…!

Hatte ich nicht beim letzten Mal geschrieben (s. dazu Artikel „Liegengebliegen #023“), dass wir ja immer nur vor großen Städten liegen bleiben? Pustekuchen! Dieses Mal ist es anders! Wir stehen in Teec Nos Pos, einem Apachen-Gebiet und wiedermal irgendwo im Nirgendwo. Um uns herum liegen Städte wie Las Vegas (715 km Entfernung), Denver (685 km), Phoenix (590 km) und Albuquerque (380 km)….und wir mittendrin im Nix. In der Tankstelle arbeiten zwei Damen, die uns nicht weiterhelfen können oder wollen (gerade auch in Sachen Internetempfang). Hin und wieder kommen mal ein paar Kunden vorbei, die uns aber unmöglich mit ihrem PKW (auch wenn es Trucks sind) über so eine lange Strecke abschleppen könnten und unsere Handys haben Probleme selbst einen Telefonempfang aufzubauen. Ja super! Glücklicherweise haben wir von Troy, unserem Mercedes-Mann des Vertrauens aus Sioux Falls, noch die Mercedes-Hotline-Nummer für Notfälle. Mit Ach und Krach erreichen wir dort jemanden…ich muss dazusagen, es ist 13.30 Uhr an einem Sonntag! Nur soviel…um 17 Uhr haben sie in der Hotline dann endlich verstanden, was unser Problem ist, dass wir nach Albuquerque abgeschleppt werden möchten und wo wir letztendlich überhaupt gerade gestrandet sind…und die Verständigungsprobleme liegen nicht an der englischen Sprache! Dann will man sich auf die Suche nach einem Abschlepper machen, die äußeren Bedingungen machen dies allerdings nicht leichter. Auch bei der Preisgestaltung ist man sich in der Hotline uneinig…von kostenlos bis hin zu 900 Dollar fürs Abschleppen ist alles dabei. Um 21 Uhr bekommen wir ein „go“, allerdings ist diesem Abschlepper nicht mitgeteilt worden, dass Peter und ich zu zweit sind und somit hat er in seinem Wagen zu wenig Sitzplätze…380 km zu zweit auf dem Beifahrersitz ist vielleicht eine nicht soooo gute Idee. Also startet die Suche in der Hotline erneut. Um 22 Uhr werden sie dann fündig. Wir vereinbaren einen Termin für den nächsten Morgen um 8 Uhr.

Und dann nach 18,5 Stunden des Wartens (zum Glück haben wir in Sprinti ja alles dabei) an der Tankstelle im Indianer-Reservat in Teec Nos Pos kommt José, unser Retter! Die erste Herausforderung, die sich darstellt…Sprinti auf den Anhänger zu bekommen, ohne dass er unten aufsitzt, die zweite Herausforderung…Sprinti so zu befestigen, dass er auch oben auf dem Hänger bleibt…und das für die nächsten 380 km durch bergische Landschaften mit nicht immer 1A-Straßenverhältnissen (Schlaglöcher und andere Unebenheiten lassen grüßen). Für Herausforderung eins finden wir schnell eine Lösung, bei Herausforderung zwei war ich mir bis zur Ankunft nicht sicher, als José beim Festzurren Sprintis direkt die erste Kette gerissen ist…ja das kann ja was werden!

Aber es klappt…nach 380 Kilometern und 4,5 Stunden erreichen wir wieder Albuquerque…so habe ich das mit meinem „auf Wiedersehen“ nicht gemeint! Hatte ich nicht erwähnt, dass Albuquerque mir immer wieder über den Weg läuft?! Da sind wie also wieder! Bei strahlendblauem Himmel (das Wetter hätten wir mal für die Balloon-Fiesta brauchen können…die ist mittlerweile übrigens vorbei, wenn auch der ein oder andere Ballonfahrer noch vor Ort zu sein scheint) verbringen wir die nächsten Tage bei Mercedes (zum Glück liegt die Sprinter-Abteilung dieses Mal nicht an einem Autobahnkreuz), erweitern unsere USA-Mercedeskontakte um Robert und Lionel und überbrücken die Wartezeit in einem netten Café und schreiben für Euch Artikel.

Dann steht fest woran es bei Sprinti liegt…es ist der Katalysator! Wenn Ihr Euch fragt, warum Sprinti nun innerhalb von kurzer Zeit dreimal abgeschleppt werden musste, haben wir auch darauf nun eine Antwort…es liegt an der US-amerikanischen Qualiät des Benzins, was wir hier vor Ort erhalten. Zudem sind die Tanks, gerade bei kleineren Tankstellen, oft stark verschmutzt und haben einen zu geringen Durchlauf.

In Deutschland ist die Oktanzahl (ROZ) für Normalbenzin auf mindestens 91, für Super auf mindestens 95 und für Super Plus auf 98 Oktan festgelegt. Hier in den USA liegt Regular (normal) bei 87, Plus (Super) bei 89 und Supreme (Super Plus) bei 91…wenn es letzters überhaupt gibt. Unser deutscher Motor ist standardmäßig auf die Oktananzahl (mindestens 91) für Super eingestellt, kann aber bis zu einem gewissen Grad auch niedrigere Oktanzahl händeln, d.h. bei der Benzinverbrennung im Motor kann ein Klopfen auftreten, wenn die Oktanzahl zu niedrig ist. Dabei handelt es sich um eine unkontrollierte Verbrennung oder Verpuffung, die die Motorleistung reduziert und im schlimmsten Fall zu einem Motorschaden führt. Bei Sprinti hat dieses qualitativ schlechtere und zum Teil auch sehr verunreinigte Benzin bereits bei den ersten beiden Malen zum Ausfall der Einspritzpumpe und nun letztendlich auch zum verstopften und durch die Verpuffung auch zum Schmelzen des Katalysators geführt. Uns war durchaus bewusst, dass die Spritqualität auf unserer Reise zum Problem werden könnte, daher hatten wir uns auch für einen Benziner und nicht für einen Diesel entschieden, allerdings hatten wir damit erst in Südamerika gerechnet und nicht bereits im Norden des Kontinents. Wie wir aber erfahren, scheint es qualitativ eher genau andersherum zu sein.

Also gönnen wir Sprinti einen neuen Katalysator, die Motoreinstellungen werden für eine niedrigere Oktanzahl optimiert und die Leitungen und der Tank werden gereinigt (heraus kam schwarzer Schlick und anderer Dreck). Die Abschleppkosten für die 380 km hat übrigens Mercedes übernommen 🙂

Dann verlassen wir erneut Albuquerque (und ich sage dieses Mal besser nicht „auf Wiedersehen“!) und trotz des letzten Vorfalls haben uns die Stadt, die Menschen, die Landschaft und eigentlich ganz New Mexico äußerst gut gefallen…es hat einfach einen ganz besonderen Charme.

Nun geht es für uns weiter, denn all zu viel Zeit bleibt uns nun auch gar nicht mehr, bis unser USA-Visum ausläuft…also auf zur letzten Etappe in den Vereinigten Staaten von Amerika!

Heute beenden wir den Artikel doch einfach mal mit einem Feuerwerk (dem Finale) aus Albuquerque…

Reiseberichte USA

Houston, wir haben (k)ein Problem (#025)

30. Oktober 2022

– Herzlich Willkommen in Texas –

Wir verlassen Louisiana und erreichen Texas. Texas hat von allen US-Bundesstaaten nach Alaska die zweitgrößte Fläche und nach Kalifornien auch die zweitgrößte Bevölkerungszahl (ca. 29 Mio. Einwohner). Unser erstes Ziel: Houston (nach New York, Los Angeles und Chicago übrigens die viertgrößte Stadt der USA)! Dort befindet sich der Sitz der NASA und das ist ja was für Peter! Also ab zum Space Center, dem Wissenschaftsmuseum und offiziellen Besuchszentrum der NASA! Und auch ich muss sagen…das ist echt interessant! So besichtigen wir ein Space Shuttle, das weltweit einzige, das auf ein Trägerflugzeug montiert wurde und ebenfalls das einzige, das der Öffentlichkeit den Zugang zu beiden ermöglicht. Auch sehen wir eine Falcon 9-Rakete von Space X, die wiederum als Trägerrakete zuletzt schon mehrfach im All war (Peter ist komplett aus dem Häuschen). Wir bekommen dort auch die Möglichkeit mit einer ziemlich guten VR-Brille selbst ins All zu fliegen und einen Weltraumspaziergang an der ISS zu unternehmen…sehr faszinierend übrigens! Uns wird von Astronauten geschildert, wie das Leben im All funktioniert und wie so ein Tagesablauf auf der ISS aussieht…ich mit meiner Klaustrophobie wäre da wohl fehl am Platz…Peter hingegen kann sich nichts Spannenderes vorstellen. Wir erfahren zudem viel über die Pläne zur Mond-Mission „Artemis“, die auch als Vorbereitung für das Leben auf dem Mars gilt.

Sehr beeindruckend ist auch der Besuch des orginalen Kontrollzentrums der Apollo-Missionen, die unter anderem am 21. Juli 1969 mit Apollo 11 die ersten Menschen (Neil Armstrong und Buzz Aldrin) auf dem Mond begleiteten. So sitzen wir in dem Raum, von dem damals alles gesteuert wurde und hören die Live-Aufnahmen von Neil Armstrong mit seinen berühmten Worten:

“That’s one small step for man… one… giant leap for mankind.“

„Das ist ein kleiner Schritt für den Menschen… ein… riesiger Sprung für die Menschheit.“

P.S. Denise hat Gänsehaut.

Hier erfahren wir auch, dass sich der aktuelle Mission-Kontrollraum noch immer in diesem Gebäude und zwar genau im Raum unter uns befindet…wo gerade in diesem Moment 11 Astronauten auf der ISS begleitet werden. Als wir an der Tür zu diesem besagten Kontrollraum vorbeikommen, ist es schon ein besonderes Gefühl zu wissen, welche Geschehnisse dort gerade abgewickelt werden.

P.P.S. Denise hat wieder Gänsehaut..Peter nicht, ist aber erneut ganz aus dem Häuschen.

Dann machen wir uns weiter auf durch Texas und erreichen Waco. Vielleicht kennt von Euch ja jemand die amerikanische TV-Sendung „Fixer Upper“, bei der alte Häuser für Menschen restauriert und schön fertig gemacht werden. Die Hauptprotagonisten in der Sendung sind Joanna und Chip Gaines, die in Waco mittlerweile ein ganzes Unternehmen namens „Magnolia“ aufgebaut haben und bei denen es Einrichtungsideen, Deko-Artikel und vieles mehr gibt…so z.B. auch richtig leckere Cup Cakes. Und all das kann man in Waco besichtigen. Peters Glück an diesem Tag ist, dass Sprinti bereits fertig eingerichtet ist und wir ja auch sehr aufs Gewicht achten müssen…also bei Sprinti! Aber der Tag wird kommen, da werden wir unser neues Zuhause einrichten…:)

Heute geben wir uns dann erstmal mit ein paar Cup Cakes zufrieden…

Gut gestärkt fahren wir Richtung Norden nach Arlington, eine Stadt, die zwischen Dallas und Fort Worth liegt. Beide Städte werden in den nächsten Tagen noch eine Rolle spielen, so mieten wir uns nach einiger Zeit mal wieder auf einem Campingplatz ein. Abends bringt uns ein Uber nach Fort Worth, genauer gesagt zu den Stock Yards. Seit der Anbindung der Eisenbahn 1876 dienen diese Stock Yards als großer Viehhandel. Heutzutage besteht dieser noch immer, allerdings steht das Feiern der langen Tradition im Vordergrund. Der Ort ist bekannt für seine originalgetreuen Bars, Clubs und Restaurants.

Aus den Lokalitäten hallt Live-Musik…natürlich Country und so manch ein Cowboy und auch Cowgirl schwingt heute Abend das Tanzbein…wir natürlich mittendrin…also im Getümmel, nicht auf der Tanzfläche (Peter ist auch nach 5 Monaten unterwegs noch nicht zum Tanzbär mutiert).

Also das hier hat echt schon mal Spaß gemacht!

Am nächsten Tag folgt dann ein weiteres Highlight…wir gehen zum Football! Es spielen die Dallas Cowboys gegen die Washington Commanders und wir finden uns mit weiteren 100.000 Menschen im Stadion in Dallas wieder…seit Corona ist das ja erst Recht nicht mehr so an der Tagesordnung. Aber die Stimmung ist super und es ist ein absolutes Spektakel die NFL mal live zu erleben. Auch vor dem Stadion wird gegrillt und gefeiert, was das Zeug hält. Die Amerikaner haben wieder alles dabei…Flaggen, Zelte, Verpflegung, Fernseher, Musikanlagen…ja sogar ganze Räucheröfen. Zum Glück haben wir uns vorher noch ein wenig mit den Regeln des Footballs auseinandergesetzt, ansonsten wären wir ja vollkommen aufgeschmissen. In Deutschland sind wir schon diverse Male im Stadion gewesen (besonders beim BVB :)) und da geht man ja hin, weil man vorrangig das Spiel sehen möchte. Nicht so die Amerikaner beim Football…3/4 der Spielzeit sind sie tatsächlich mit dem Verzehr von Speisen bzw. mit dem Besorgen dieser beschäftigt. So wird ständig hin und her gelaufen und einem dadurch auch gerne die Sicht versperrt.

Besonders hervorheben müssen wir, dass das gesamte Spektakel äußerst friedlich abgelaufen ist. Es gab keine abgetrennten Tribünen für die Gast-Fans, hier saß ein Cowboy ganz friedlich neben einem Commander und daran änderte sich während der gesamten Veranstaltung und auch danach nichts. So gefällt uns das!

Es war rundum ein tolles Erlebnis…und ein wenig hat uns auch das Football-Fieber gepackt.

Endstand übrigens 25:10 für die Dallas Cowboys 🙂

Am nächsten Tag verlassen wir die Gegend, allerdings nicht ohne noch einen Abstecher zu machen…wir fahren nach Dallas, hin zum Dealey Plaza…der Ort, an dem am 22. November 1963 John F. Kennedy erschossen wurde. Heute erinnern unter anderem zwei aufgemalte weiße Kreuze auf der Fahrbahn an den genauen Ort des Attentats (s. erstes Foto).

Dann geht es für uns weiter durch Texas Richtung Nord-Westen (s. dazu unsere „Route“). Wir fahren kilometerweit nur durch Ölfelder und dieser penetrante Ölgeruch liegt stundenlang in der Luft. Auch entdecken wir ein paar Windräder, aber die sind hier definitv noch in der Unterzahl.

Dann neigt sich unsere Zeit in diesem Staat dem Ende zu und wir erreichen als nächstes New Mexico…aber dazu dann beim nächsten Mal mehr.

Bis dahin „howdy“ aus den USA!

Reiseberichte USA

New Orleans, Alligatoren & die Vergangenheit (#024)

23. Oktober 2022

– Louisiana –

Dann erreichen wir den Bundesstaat Louisiana und somit den Süden der USA. Louisiana liegt an der Mündung des Mississippi River in den Golf von Mexiko und hat eine Fläche von 134.264 km², davon 21.440 km² Gewässerflächen. Louisiana hat zwei Beinamen: „Pelican State“ wegen des Wappenvogels und „Bayou State“ wegen der Sümpfe. Vor 250 Millionen Jahren, als es den Golf von Mexiko noch nicht gab, gab es nur einen großen Kontinent, Pangaea. Als Pangaea langsam auseinanderdriftete, entstand der Golf von Mexiko und verband sich mit dem Atlantischen Ozean. Louisiana entwickelte sich nun langsam über Millionen von Jahren von Wasser zu Land und wuchs in der Ausdehnung. Das Flussdelta des Mississippi River ist durch Sedimente immer größer geworden und heute eines der größten Flussdeltas der Welt.

Unser erstes Ziel ist New Orleans, was mit rund 384.000 Einwohnern (1,2 Mio. Einwohner in der Metropolregion) die größte Stadt in Louisiana ist. Wir machen dort eine Stadtrundfahrt und sind überrascht von diesem bunten Stadtbild mit farbigen Häusern und unzähligen Wandmalereien und erleben Stadtteile, die vor Kreativität nur so sprühen.

Die Stadt liegt ebenfalls im Delta des Mississippi River und hat eine Fläche von 907 km², wovon 48,45 % auf Wasser entfallen. Ein Drainagesystem von mehreren hundert Kilometern Länge durchzieht heute New Orleans und entwässert mit Hilfe von 22 Pumpstationen bei starkem Regen die gesamte Stadt. Durch die Trockenlegung konnte New Orleans um erhebliche Flächen erweitert werden, sie führte jedoch auch zu einer ausgedehnten Absenkung des Terrains. Heute ist die Stadt im Norden von einem 5 bis 6 Meter hohen Deich sowie im Süden von einem 9 Meter hohen Deich gegen Wassereinlauf geschützt. New Orleans liegt zudem im Einzugsgebiet von Hurrikanen. Der bisher verheerendste, Hurrikan Katrina (vielleicht erinnert Ihr Euch noch), traf die Stadt am 29. August 2005 und sorgte im Zusammenhang mit einer auf den Hurrikan zurückgehenden Flutkatastrophe für die fast vollständige Verwüstung der Stadt. Wenn man es genau nimmt, war gar nicht der Hurrikan das Problem, sondern viel mehr die anschließende Flut, die die Menschen innerhalb von kürzester Zeit und zum Teil auch in der Nacht überrascht hat. Aufgrund von fahrlässigen Sparmaßnahmen waren zuvor Dämme und Deiche nicht ausreichend gewartet worden, so dass sie den Wassermassen letztendlich nicht standhalten konnten. Durch die schnelle Entwicklung der Ereignisse, konnten die Menschen nicht rechtzeitig gewarnt werden und so verloren 1,3 Mio. Menschen durch Katrina und der anschließenden Flutkatastrophe Ihr Zuhause, 1836 gar ihr Leben. Auch als wir durch die Stadt fahren, sehen wir noch Häuser, die von dieser Flut gezeichnet sind oder auch Grundstücke in Häuserreihen, die nun mehr einfach leer sind, weil das ehemalige Haus dort nicht mehr existiert. So sehen wir auch mehrere Häuser, auf deren Außenfassade ein Datum gesprüht wurde. Dieses Datum besagt, wann die Nationalgarde zum erstem Mal die Möglichkeit hatte, die Häuser nach Überlebenden zu durchsuchen. Wir lesen dabei „15.09.“ oder auch „16.09.“, was bedeutet, dass die Menschen zum Teil erst zwei Wochen nach der Katastrophe aus ihren Häusern gerettet bzw. geborgen werden konnten. Da läuft es einem schon kalt den Rücken herunter.

Ein Großteil der Gebäude und der Infrastruktur ist nach 2005 aber wieder renoviert und aufgebaut worden. Ungefähr 300.000 Menschen sind nach der Flut allerdings nie mehr wieder nach New Orleans zurückgekehrt, aus Angst vor neuen Katastrophen.

Auch der besondere Umgang der Menschen mit solchen Schicksalsschlägen zeichnet die Gegend aus. So werden z.B. Beerdigungen als eine Art Parade abgehalten, bei der die Menschen mit Musik durch die Stadt ziehen…anfangs mit trauriger, am Ende aber mit freudiger Musik, bei der getanzt und das Leben gefeiert wird. Auch die Bestattungskultur ist eine Besondere. Die Gräber befinden sich meist in überirdischen Mausoleen, die aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammen. Zunächst wurden die Gräber auch unterirdisch angelegt. Nachdem um 1830 allerdings eine Serie von Seuchen ausbrach, ausgelöst durch die durch den hohen Grundwasserspiegel im Wasser schwimmenden Leichen, durfte nur noch überirdisch „beerdigt“ werden. Aufgrund der aufkommenden Hitze im Sommer, agieren diese Grabkammern wie Öfen, die so im Laufe des Jahres zum Verbrennen des Leichnams sorgen. Nach einem Jahr wird das Grab erneut göffnet und die Asche in die untere Ebene umgelagert. So ist wieder Platz für den nächsten Verstorbenen der Familie bzw. der Grabgemeinde. Mehrere hundert Menschen finden so in einem Mausoleum ihr letzte Ruhestätte.

Von seinen frühen Tagen an war New Orleans bekannt für seine kosmopolitische und polyglotte Bevölkerung und die zahlreichen Kulturen, die dort existierten. Die Stadt wuchs schnell mit Einflüssen aus Frankreich, Amerika und der kreolischen Karibik. Bis heute ist New Orleans auch für seine kreolische und seine Voodoo-Kultur bekannt, die mit dem Sklavenhandel aus Afrika nach Amerika gekommen war. New Orleans war immer dafür bekannt, den damaligen Sklaven eine Seele anerkannt und ihnen damit mehr Rechte eingeräumt zu haben, was z.B. ein freier Sonntag für einen Kirchenbesuch bedeutete. So leben in der Stadt heute ca. 67,25% Afroamerikaner, 28,05% Weiße, 0,20% Ureinwohner, 2,26% Asiaten und 3,06% Hispano-Amerikaner.

Ebenso bekannt ist die Stadt für ihre vielfältigen Musikrichtungen und wird auch die „Wiege des Jazz“ genannt. So entstand hier als Synthese aus verschiedenen Musiktraditionen (auch den damals das Straßenbild prägenden „Street Bands“) seit der Jahrhundertwende der Jazz, der hier vor allem in den frühen 1920ern seine große Blüte erlebte…ebenso haben der Blues oder die Cajun-Musik hier ihre Wurzeln. Auch wir lassen uns anstecken von Live-Musik jeglicher Art, die bereits nachmittags aus unzähligen Kneipen auf die Straßen hallt. Zwar sind Peter und ich beide keine besonderen Jazz oder Blues-Fans, aber hier kommt man wirklich auf den Geschmack und wird gepackt von der Atmosphäre der Stadt.

So kommen wir auch an der Preservation Hall vorbei, ein Gebäude, was bereits 1750 erbaut wurde und seit 1961 als Veranstaltungsort für klassischen, traditionellen Jazz dient und letztendlich DER Ort für bekannte Jazz-Größen ist. Vor der Tür reiht sich bereits eine Schlange an Gästen und wir erfahren, dass in 20 Minuten ein Auftritt der legendären „Preservation Hall Jazz Band“ stattfinden soll. Wir kaufen uns kurzerhand Eintrittskarten (die wir nur noch bekommen, weil kurzfristig eine Gruppe von Gästen abgesprungen ist) und betreten ein paar Minuten später einen kleinen Raum, eingerichtet im Stile der 20er Jahre, mit Holzdielen und kleinen Holzbänken. Vor uns sind die Instrumente für die sieben Musiker aufgebaut und warten nur darauf bespielt zu werden. Dann betritt die Band den Raum und es geht direkt los. Wir werden mitgenommen durch eine Reise des Jazz und werden überrascht von qualitativ so hervorragenden Musikern, dass wir im Anschluss ganz hin und weg sind und es für uns ein absolutes Highlight unseres Besuchs in New Orleans darstellt. Leider durfte man die Musiker weder fotografieren noch filmen, aber ich habe zumindest ein Foto der Kulisse schießen können. Dann schlendern wir weiter durch die Nacht von New Orleans, besuchen ein paar Bars, genießen dort weitere Live-Musik und bekommen auch hautnah mit, wie ein Polizeieinsatz abläuft, wenn sich Leute mal nicht so gut vertragen.

Dann verlassen wir New Orleans und besuchen die Whitney Plantage in Edgard. Die Plantage wurde 1752 von den deutschen Einwanderern Ambroise Haydel und seiner Frau gegründet und von Sklaven aufgebaut. Aufgrund vieler deutscher Einwanderer wird die Gegend „German Coast“ genannt, in der sich eine Plantage an die andere reiht. Heute dient die Whitney Plantage als Museum und gilt als Symbol der Sklaverei im 16.-19. Jahrhundert, die zu Massen auf diesen Plantagen stattgefunden hat. Wir laufen über das Gelände, was noch immer die Originalbauten sämtlicher Häuser, wie das Herrenhaus, die Küche, die Hütten der Sklaven oder das Gefängnis enthält. Schon die Atmosphäre ist erdrückend und wir können nachempfinden unter welchen unwürdigen und unmenschlichen Bedingungen die Sklaven hier „gehalten“ wurden. So wurde ein Sklave mit einem Lilien-Emblem auf der Schulter gebranntmarkt und ihm wurden die Ohren abgeschnitten, wenn er fliehen wollte. Wollte er dann das zweite Mal ausreißen, erhielt er eine zweite Lilie auf der Schulter und seine Achillessehnen wurden durchtrennt. Beim dritten Fluchtversuch drohte dann die Todesstrafe. Als sich bei einer Revolte im Jahr 1811 mehrere Sklaven der German Coast zusammenschlossen, wurden alle beteiligten Sklaven enthauptet und ihre Köpfe wurden zur Abschreckung auf Pfeiler aufgespießt und zur Schau gestellt. Auch hunderte Kinder lebten und starben auf der Whitney Plantage. Ihnen zu Gedenken sind ihre Namen in großen Marmorwänden eingraviert, gemeinsam mit dem Namen ihrer Mutter und dem Alter in dem sie gestorben sind. Oft war allerdings weder der Name des Kindes, wenn es denn einen hatte, noch der Name der Mutter oder das Alter bekannt und so steht auf der Tafel dann nur „a negro boy“ oder „a little slave“. Es rührt uns sehr so in die Geschichte der Sklaverei einzutauchen.

Dann führt uns unser Weg weiter zum Atchafalaya Basin, was den westlichen Teil des Mississippi-Deltas bildet und tatsächlich das größte Sumpfgebiet der USA ist. Dort haben wir etwas ganz Besonderes vor. Nachdem wir auf unserer Reise ja schon diverse Tiere live bestaunt haben, wollen wir nun wildlebende Alligatoren besuchen. Und wo geht das besser als in so einem Sumpfgebiet?! Schon als wir an der Location ankommen, werden wir von einem riesigen Exemplar begrüßt…auf einer Landefläche eines Trucks…häh, wie jetzt? Erst beim zweiten Hinsehen, erkennen wir, dass das Tier verstorben ist…Moment mal, wie wollten wilde und vor allem lebendige Tiere sehen! Wie wir erfahren, ist dieses Tier kurz zuvor erschossen worden. Dieses Sumpfgebiet und seine Tierwelt steht zwar unter besonderem Schutz, aber aufgrund einer gewissen Überbevölkerung (in dieser Gegend leben 1-2 Mio. Alligatoren) muss leider das ein oder andere Tier zum Abschuss freigegeben werden. Ja das fängt ja schon mal gut an! Dann machen wir uns auf und fahren mit dem Propellerboot raus ins Sumpfgebiet. Und wieder entdecken wir eine neue Landschaft, die wir so in dieser Form noch nicht kannten. Wir sehen viele Bäume einer Zypressenart, die von Wasser umgeben sind. Viele von ihnen sind allerdings nicht mehr in ihrer vollen Pracht vorhanden, was damit zu tun hat, dass diese Bäume bis 1950 großflächig abgeholzt wurden, um dieses robuste und wasserfeste Holz zu verarbeiten. Seitdem ist dies nun glücklicherweise verboten. Im hinteren Teil des Sumpfes begegnen wir dann tatsächlich auch freiLEBENDEN Alligatoren und erfahren viel über ihre Lebensweise. Da wird es einem schon etwas mulmig, wenn so ein riesiger Alligator direkt am Boot entlang schwimmt…können Alligatoren eigentlich auch springen? An diesem Tag tun sie es glücklicherweise nicht und so ist auch dieses ein ganz besonderes Erlebnis.

Alles Weitere dann in der nächsten Woche…

Reiseberichte USA

Liegengeblieben… (#023)

16. Oktober 2022

– Gestrandet in South Dakota –

Nachdem wir uns zuletzt viel mit der amerikanischen Geschichte im 19. Jahrhundert auseinandergesetzt haben (s. dazu Artikel „Der Wilde Westen #022“), steht uns nun der Sinn nach Natur. Wir wollen zum Badlands Nationalpark. Dafür machen wir uns weiter auf Richtung Westen, um South Dakota letztentlich von West nach Ost zu durchqueren…das ist zumindest der Plan! Doch kurz hinter Rapid City und noch vor den Badlands dann das…

Nach einigem Hin und Her ist Sprinti dann abschleppbereit…die bauen hier tatsächlich vor dem Abschleppen die Kurbelwelle aus. Peter und mir war das aus Deutschland nicht bekannt, aber vielleicht täuschen wir uns da ja auch. Wir haben auf jeden Fall nicht schlecht geschaut, als plötzlich auch noch dieses Rohr unterm Wagen lag. Dann ging’s los. Weil der Abschlepper nur ein Zweisitzer war, mussten wir vorne ein wenig „improvisieren“ und ich hab ja nur darauf gewartet, dass Officer Brown nun Theater bezüglich unserer Sitzordnung macht…aber das hat ihn mal so gar nicht interessiert. Also auf zur Werkstatt…eine, die sich angeblich mit Sprintern auskennen soll…davon gibt es hier nicht sooo viele und zu weit entfernt sein sollte sie auch nicht…da bleibt also nur noch genau EINE…schließlich sind wir hier im Land der amerikanischen Autos.

Nach einer Viertelstunde und um 280 Dollar ärmer erreichen wir dann die besagte Werkstatt. Vielleicht ist Euch aufgefallen, welche Prognose ich im Video aufstelle, was Sprintis Problem angeht…und tatsächlich liege ich richtig, es ist die Einspritzpumpe! Vielleicht sollte ich eine Karriere als Orakel starten…oder vielleicht doch als KFZi :)?

Dann ergibt sich vor Ort aber folgendes Problem: Auf dem ganzen nordamerikanischen Markt ist angeblich keine Mercedes-Einspritzpumpe für einen Sprinter (Benziner) zu bekommen. Mercedes hätte Lieferschwierigkeiten und sie würden auf manche Ersatzteile schon 5 Monate warten…so sagte man uns. Und nun? Die Zeit haben wir ja definitiv nicht! Aber ohne Pumpe bewegt sich Sprinti halt auch keinen Zentimeter. Wir überlegen hin und her. Aufgrund der Zeitverschiebung können wir auch keine Mercedes-Werkstatt in Deutschland erreichen. Am nächsten Tag gibt es ebenfalls keine besseren Nachrichten. Dann entscheiden wir uns John, den KFZ-Meister, der uns in San Francisco mit neuen Bremsen weitergeholfen hat, anzurufen. Und John ist unsere Rettung! Er setzt alle Hebel in Bewegung und besorgt uns eine neue Pumpe…zwar keine original Mercedes, aber besser als nichts! Er lässt sie via Express („katsching“…weitere 150 Dollar für den Express-Versand) nach South Dakota schicken und zwei Tage später ist sie da…an einem Freitag. Da die Werkstatt uns leider nicht dazwischenschieben kann, bedeutet das für uns…wir warten bis Montag. Wenn Ihr Euch fragt, wo und wie wir warten…fünf Tage lang stehen wir auf dem Parkplatz der Werkstatt und wohnen weiterhin in Sprinti. Die Werkstatt liegt „schön ruhig“ (haha!) an einem Autobahnkreuz…und nein, in Amerika haben viele LKWs weder Schalldämpfer noch gibt es einen TÜV oder Regelungen zur Lautstärke von Fahrzeugen. Noch dazu ist der Parkplatz etwas abschüssig, so dass man auch nachts von einer „guten“ Durchblutung im Kopfbereich sprechen kann…auf die ausgleichenden Böcke kommen wir ja derzeit nicht drauf. Auch wenn hier andere Campingfahrzeuge, Busse oder LKWs stehen (dagegen sieht Sprinti teilweise echt mini aus), sind wir die Einzigen, die dort übernachten. Dies sehen wir aber durchaus positiv, weil ansonsten an diversen Wohnmobilen oder Trucks wahrscheinlich wieder Tag und Nacht Generatoren laufen würden, die benutzen die Amerikaner nämlich für ihre Klimaanlagen und die rauben einem auch gerne mal den Schlaf. Schnell bekommen wir mit, dass sich auch Züge in unmittelbarer Umgebung gerne mal durch lautes „Tuten“ bemerkbar machen. Als sich am ersten Tag auch noch ein Viehtransporter satte 16 Stunden genau hinter uns stellt (und wir kommen mit Sprinti ja nicht weg), können wir nur noch laut lachen. Ich muss dazusagen, es sind über 30 Grad…und so schlafen wir abends mit laufenden Ventilatoren ein, die uns die frische Landluft direkt ins Gesicht pusten. Läuft bei uns!

Die folgenden Tage machen wir einfach das Beste aus der Situation…Strom haben wir durch unser Solarpanel genug und Wasser stellt man uns zur Verfügung. Dafür schleppen sie Sprinti mit dem Gabelstapler zum Wasserhahn und wir können so den Tank auffüllen. Da der Parkplatz etwas abschüssig ist, lassen sie Sprinti anschließend den Weg (ca. 50 m) in die Parklücke einfach zurückrollen…wir sind arg verwundert über diese Vorgehensweise, aber es hat ja funktioniert. Der Werkstatt-Shuttle fährt uns dann nach ein paar Tagen (es wird auch Zeit) zu einer Dusche an einer Trucker-Raststätte, ein Lieferdienst bringt uns Lebensmittel aus dem Supermarkt, wir erledigen ein paar Dinge an Sprinti, planen weiter unsere Reise (und da gibt es viiieeel zu planen), machen Sport (jetzt muss halt der Parkplatz herhalten…ich hoffe, die haben keine Kameras, sonst dient mein Gezappel nachher noch der allgemeinen Belustigung von Rapid City), schreiben Artikel was das Zeug hält und haben einfach mal ein wenig Zeit um nichts zu tun…die Umgebung könnte dafür natürlich durchaus schöner sein. Dann endlich ist es Montag und Sprinti bekommt eine neue Pumpe. Nach drei Stunden des Wartens in der Lounge der Werkstatt (rein zufällig läuft im TV gerade eine gewisse Jahrhundertbeerdigung aus England, mit der man sich die Zeit ganz gut vertreiben kann), ist Sprinti fertig und es kann nach fünf Tagen endlich für uns weitergehen…yippieh!

Sprinti läuft einwandfrei und so können wir nun endlich in die Badlands. Der Badlands-Nationalpark liegt im Südwesten South Dakotas. Er besteht aus einem als „Badlands“ bezeichneten Typ von Erosionslandschaft, der für Landwirtschaft ungeeignet schien, daher der Name „Badlands“ – schlechtes Land. Neben dieser durch Erosion geprägten Landschaft gehört auch die größte geschützte Gras-Prärie zum Nationalpark. Im Park gibt es auch reiche Fundstätten an Fossilien, wie etwa von prähistorischen Pferden, Schafen, Nashörnern oder Schweinen. Dazu gehören 11.000 Jahre alte Funde menschlicher Zivilisation. Der Film „Der mit dem Wolf tanzt“ mit Kevin Costner in der Hauptrolle wurde 1990 zu großen Teilen im Nationalpark und dessen Umgebung gedreht.

Das wollen wir uns dann doch mal näher anschauen…

Abends finden wir einen abgelegenen Stellplatz, weit weg von Autobahnkreuzen, Viehtransportern oder irgendeiner Menschenseele. Nachts kündigt sich mal wieder ein schöner Sternenhimmel an…den hatten wir ja auch schon ewig nicht mehr (s. dazu Artikel „Von der Prärie bis in die Rocky Mountains #007“). Wir entscheiden uns allerdings im Wagen zu bleiben und zwar mit geschlossenen Fenstern, weil es dort neben Mücken auch giftige Spinnen und Klapperschlangen gibt…also dieses Mal lieber keine Sterne gucken.

Am nächsten Tag geht es weiter, denn aufgrund unserer Tage in der Werkstatt, müssen wir nun einige Kilometer wieder aufholen. Wir erreichen wieder einmal eine andere Zeitzone und liegen ab jetzt „nur“ noch 7 Stunden hinter Deutschland. Wir haben South Dakota dann schon fast komplett durchquert, als plötzlich das passiert…

Es waren übrigens, nicht wie ich im Video behaupte 300 km, sondern 560 km, die wir bereits mit der neuen Pumpe gefahren sind. Aber wir müssen ja sagen, in beiden Fällen haben wir Glück im Unglück, da Sprinti immer in der Nähe von großen Städten liegengeblieben ist. Beim ersten Mal kurz hinter Rapid City (zweitgrößte Stadt in South Dakota), jetzt vor Sioux Falls (größte Stadt South Dakotas)…so viele andere große Städte gibt es hier ja auch nicht. So konnten wir zum einen überhaupt abgeschleppt werden, zum anderen gab es für uns wenigstens eine Anlaufstelle in Sachen Sprinter. Nicht auszudenken, wir wären von unserem Stellplatz der letzten Nacht nicht weggekommen…dort gab es ja noch nicht mal Handyempfang, d.h. wir hätten dort auch niemanden erreichen können. Häuser gab es dort auch nicht. Also dann schon besser so! Dieses Mal werden wir auch zu einer Mercedes-Werkstatt abgeschleppt (das Abschleppen kostet nun trotz doppelter Strecke übrigens nur die Hälfte) und dort kümmert man sich wirklich super um uns.

Der nette Herr am Empfang heißt Troy und macht alles möglich, damit es uns gut geht und schnell eine Lösung gefunden wird. Wir werden bei der Fehleranalyse dazwischengeschoben, er besorgt uns eine Original Mercedes Pumpe (ja, das Problem scheint wieder dort zu liegen), wir dürfen ebenfalls wieder im Wagen übernachten und bekommen für die gesamte Zeit einen Ersatzwagen kostenfrei zur Verfügung gestellt. Apropos „im Wagen übernachten“…auch diese Werkstatt möchte den zentralen Standort nutzen, schließlich ist eine gute Lage ja alles. Vielleicht könnt Ihr es schon erraten, wir sind wieder an einem Autobahnkreuz…so direkt dran! Noch dazu stehen wir unter einem riesigen Werbeschild, dass gerne ein Generator geworden wäre und die ganze Zeit ein surrendes Geräusch von sich gibt…Tag und Nacht. Ach, ich vergaß den 8 Kilometer entfernten Flughafen, in dessen Einflugschneise wir liegen, zu erwähnen. Auch Bahngleise sind wieder einmal mit von der Partie. Wir kommen uns echt vor, wie bei der versteckten Kamera und nehmen es mit Humor.

Mit dem Mietwagen können wir glücklicherweise unsere Einkäufe erledigen und erkunden ein wenig die Stadt Sioux Falls.

Nach zwei Tagen und doch schneller als gedacht, ist Sprinti dann wieder startklar. Ich muss hier jetzt mal ein Lob an Mercedes aussprechen…die Mitarbeiter waren freundlich und kompetent, im Gegensatz zu der anderen Werkstatt konnten sie Ersatzteile innerhalb von 1,5 Tagen besorgen, man hat uns mit dem Einbau nicht warten lassen, wir haben einen kostenlosen Mietwagen zur Verfügung gestellt bekommen, den wir anschließend auch nicht volltanken mussten, nach zwei Tagen war alles erledigt und wir haben nur die Hälfte vom letzten Mal bezahlt.

Dann konnte es für uns also wieder weitergehen. Anfangs hatten wir durchaus Bedenken, ob das Problem evtl. erneut auftaucht und haben uns somit nur in größeren Orten aufgehalten, sind keine Landstraßen gefahren und haben immer versucht uns in Gegenden mit Handyempfang herumzutreiben. Nach nun weiteren 2500 km, die wir mittlerweile zurückgelegt haben, können wir sagen;“Toi toi toi, Sprinti läuft einwandfrei!“

Wir erreichen Minnesota, denn wir haben ein besonderes Ziel…New Ulm…die deutscheste Stadt in Amerika. Die meisten Einwohner dort sind deutscher Abstammung (65,7 %), gefolgt von Norwegern (11,8 %), Iren (5,6 %), Schweden (5,0 %), amerikanischen Ureinwohnern (3,8 %) und Engländern (3,1 %). Man sagt der Stadt nach, dass dort (typisch deutsch) alles sauber und geordnet ist und wir können bestätigen, die Vorgärten sind ordentlich und der Rasen ist gemäht.

New Ulm wurde 1854 von zwei deutschen Einwanderern gegründet…Frederick Beinhorn und Wilhelm Pfänder, der aus Württemberg stammte und in Heilbronn und Ulm lebte, wo er sich als Turner engagierte. 1846 gründete er mit anderen auch die TSG Ulm 1846. So brachte er auch Mitgliedern der „Turner Colonization Society of Cincinnati“ mit, um die Stadt New Ulm aufzubauen. Die „Turner Hall“ (Turnhalle) von damals gibt es auch heute noch. Dort finden Aufführungen statt, werden Hochzeiten gefeiert und sie beherbergt eben auch ein typisch deutsches Restaurant samt ältester Bar Minnesotas. Und so finden Peter und ich uns dort wieder mit einem echten deutschen Schnitzel und einem Original-Oktoberfestbier. Und ich muss sagen, so nach fünf Monaten unterwegs schmeckte das aber mal so richtig lecker!

Der eigentliche Grund warum wir nach New Ulm gekommen sind, ist allerdings nicht das Schnitzel, sondern ein ganz anderer. Ich sage nur: „Hermann, the German!“ Auch hier handelt es sich wieder um einen kleinen Familieninsider meinerseits. So wollte mein Vater früher immer mit meiner Mutter, meiner Schwester und mir nach Detmold fahren (wir waren da nicht so motiviert), um dort „sein“ Denkmal zu bestaunen. Ich muss dazu sagen, mein Vater heißt Hermann und natürlich ist das Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald nicht ihm zu Ehren gebaut worden…oder doch? (Verdient hättest Du es, Papa! Liebe Grüße nach Hause.)

In New Ulm steht nun das Hermann Heights Monument, welches auf Initiative deutscher Einwanderer im Jahr 1897 als Pendant zum 1875 fertiggestellten Hermannsdenkmal eingeweiht wurde. Als Vorbild diente ihm dabei tatsächlich das bei Detmold erbaute Hermannsdenkmal, welches an den Cheruskerfürsten Arminius und die so genannte Schlacht im Teutoburger Wald erinnert, in der germanische Stämme unter Arminius’ Führung die drei römischen Legionen unter Publius Quinctilius Varus im Jahr 9 vernichtend schlugen.

Das Hermann Heights Monument in New Ulm sollte nun, neben dem Symbol des Stolzes der deutschen Einwanderer auf ihr altes Heimatland, auch als Beitrag zur Integration und Freundschaft zwischen Deutschen und Amerikanern verstanden werden. Nachdem die Grundsteinlegung für das Monument bereits 1888 erfolgte, verzögerte sich der Bau aufgrund von Geldmangel immer wieder, sodass es erst am 25. September 1897 fertiggestellt und feierlich eingeweiht wurde. Dazu versammelten sich am Denkmal über 10.000 deutsche Einwanderer in New Ulm.

Im Jahr 1973 wurde das Denkmal in das „National Register of Historic Places“ aufgenommen. 2000 bestimmte der Kongress der Vereinigten Staaten das Hermann-Denkmal als offizielles Symbol des historischen Erbes deutscher Immigranten in den Vereinigten Staaten zu ernennen.

Das Bauwerk ist insgesamt rund 31 Meter hoch und die Größe seines Fußes finden wir auch auf einer Nachbildung in der Stadt wieder…ist sogar größer als Peters…:)

Wir erkunden noch ein wenig die Stadt und dann geht es für uns Richtung Süden. Vor uns liegen 2000 km, denn wir wollen nach New Orleans. Dabei fahren wir die Interstate 29, die uns in drei Tagen durch die Staaten Minnesota, Nebraska, Iowa, Kansas, Missouri, Oklahoma, Arkansas, Mississippi und letztendlich Louisiana führt. Wir fahren durch riesige Mais-, Soja- und Baumwollfelder und teilweise erinnert uns die Landschaft auch ein wenig an Deutschland (besonders in Minnesota). Wir sehen auch wieder unzählige Greifvögel, die hier sogar in ganzen Schwärmen zu jagen scheinen. Leider begegnen uns aber auch viele tote Tiere wie Stachelschweine, Füchse, Gürteltiere, Stinktiere, Waschbären, Opossums, Rehe, Katzen und Hunde am Straßenrand. Ansonsten hat jeder Staat auch vom Landschaftlichen her seine ganz besondere Note. Mal wird es hügeliger und grüner, dann erstrecken sich wieder weite trockene Landschaften. Wir überqueren auch den Mississippi und erfahren, was dieser Fluß für eine enorme Wirkung auf das Umfeld und das Leben dort hat. Einen Abend übernachten wir auch direkt am Mississippi und müssen uns in dieser Nacht nicht nur vor Mücken, Schlangen und giftigen Spinnen, sondern auch vor Alligatoren in Acht nehmen (die werden hier nämlich bis zu 230 kg schwer und bis zu 4,6 m lang). Ich kann Euch beruhigen, es ist alles gut gegangen! In Kansas City machen wir Halt bei einem richtig klassischen Barbecue-Restaurant…das stand auf Peters Wunschliste ziemlich weit oben. Da das „Joe’s Bar-B-Que“ auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist (auch durch den berühmten Restaurant-Tester und Koch Anthony Bourdain) und schon diverse Grillpreise eingeheimst hat, bietet sich das ja förmlich an, genau dort einen Zwischenstopp einzulegen. Gesagt, getan…und obwohl ich ja nicht so DER Fleischfanatiker bin, muss ich sagen: „Lecker war’s!“

Erst Schnitzel, dann Barbecue…morgen gibt’s dann mal ’n Salat! 🙂

P.S. Auch nach weiteren 2500 km läuft Sprinti wie am Schnürchen.

Und das bleibt hoffentlich auch noch ganz ganz lange so…

Reiseberichte USA

Der Wilde Westen (#022)

9. Oktober 2022

– Von Rodeo bis Buffalo Bill –

Nach unserer Zeit im Yellowstone Nationalpark erkunden wir weiter den Wilden Westen und fahren durch Wyoming und Montana (siehe auch unter unsere „Route“). Die Landschaft wird wieder grüner und bergiger, es reiht sich eine riesige Ranch an die nächste…wir sind also angekommen im „Land der Cowboys“!

Und weil das so ist, wollen wir auch in das Leben eines „Cowboys“ eintauchen…also heißt das: wir gehen zum Rodeo! Da die meisten Rodeo-Veranstaltungen den ganzen Sommer über stattfinden, sind wir schon etwas spät dran, aber wir haben Glück. In Cody, DER Rodeo-Stadt schlechthin, findet sonst zwischen Juni und August tatsächlich jeden Abend Rodeo statt. Jetzt im September ist die Saison quasi vorbei…aber genau eine einzige Veranstaltung gibt es noch…das College-Rodeo. Und das soll ausgerechnet am nächsten Tag eben in Cody stattfinden. Um den Ort zu erreichen, müssen wir noch einige Kilometeter zurücklegen und machen dabei noch einen Schlenker über die Stadt Bozeman und den Süden Montanas. Aber wir schaffen es rechtzeitig. Wir treffen dort auch wieder auf Sandra und Sebastian, die wir am Abend zuvor zufällig auf einem abgelegenen und einsamen Stellplatz getroffen hatten. Wir waren gerade dort angekommen gewesen, als plötzlich ein lila Schulbus mit tatsächlich deutschem Kennzeichen um die Ecke bog…wie gesagt, „abgelegen und einsam“. So kamen wir direkt ins Gespräch und haben uns eine ganze Zeit über unsere Abenteuer ausgetauscht, die wir auf unseren Touren bereits erlebt haben. Wenn Ihr Lust habt, schaut doch gerne mal bei Sandras Blog „skooliemissionadventure“ vorbei. Somit kam dann auch die Idee mit dem Rodeo in Cody. Gesagt, getan! Also stehen an diesem Abend auf dem Parkplatz vor der Arena jede Menge Trucks, Pferdeanhänger und eben zwei deutsche Camper. Und glaubt mal nicht, dass die hier mit kleinen PKWs samt Anhänger, in den lediglich zwei Pferde hineinpassen, ankommen! Das sind Größenordnungen, da wird einem schwindelig…10 Pferde in einen Anhänger? Kein Problem!

Und was darf bei einer Veranstaltung, besonders in den Staaten, ansonsten nicht fehlen?

Genau, die Hymne…

Beim College-Rodeo treten verschiedene Kontrahenten aus unterschiedlichen Universitäten gegeneinander an. Während man bei uns an der Uni vielleicht einen Kurs im Badminton oder Schach belegt, entscheidet man sich hier für Bullenreiten, Barrel-Racing oder „wie bekomme ich am schnellsten eine Ziege eingefangen“. Auch wenn der Schein trügt und die Tribüne gegenüber etwas leer aussieht, weil dort nur die Angehörigen der Teilnehmer sitzen durften, so war die Besucher-Tribüne auf unserer Seite sehr gut gefüllt und die Stimmung war super.

Auch wenn man sicherlich darüber streiten kann, wie es sich bei so einer Rodeo-Veranstaltung mit dem Tierwohl verhält, so wurde hier sehr schnell deutlich, dass die Tiere durchaus im Vordergrund stehen und die Disziplinen nicht auf Kosten der Tiere ausgereitzt werden. So war es ein richtig schöner und besonderer Abend.

Am nächsten Morgen verabschieden wir uns von Sandra und Sebastian (liebe Grüße an dieser Stelle an die zwei) und fahren nur ein paar Meter weiter, denn in Cody stoßen wir auf das nächste Relikt vergangener Zeiten…die „Old Trail Town“. Dies ist eine Siedlung in Cody aus den 1890ern, die hier mit den Originalhäusern wieder aufgebaut wurde. So finden sich hier auch die Hütten der damals berühmt berüchtigen Gangster „Butch Cassidy and the Sundance Kid“ wieder (dem ein oder anderen Western-Fan könnten diese Namen evtl. bekannt zu sein). Auch sehen wir das Zuhause von Curley, einem Crow-Indianer, der bei der Schlacht von Little Bighorn 1876 den Oberbefehlshaber Lt Col. George A. Custer unterstützt hat (im unteren Teil des Artikels werde ich hierzu noch einmal näher eingehen). Außerdem befinden sich auf dem Areal Gräber einiger namenhafter Helden und Schurken, so auch von John Johnston, der 1972 von Robert Redford in dem Film „Jeremiah Johnston“ dargestellt wurde. Somit war Robert Redford auch an diesem Ort zu Gast, als das Grab Johnstons damals umgebettet wurde. Wir tauchen also auch hier wieder in die teils sehr tragische Geschichte des 19. Jahrhunderts ein und können ein wenig nachempfinden wie ein Leben unter diesen Umständen damals ausgesehen haben mag.

Auch unsere zweite Etappe ist nicht weit, weil sich unser nächstes Ziel ebenfalls in Cody befindet. Also statten wir noch am gleichen Tag dem „Buffalo Bill Center“ einen Besuch ab. Dieses Museum beleuchtet unter anderem das Leben von William Frederick Cody, genannt Buffalo Bill (* 26. Februar 1846 bei Le Claire, Iowa; † 10. Januar 1917 in Denver, Colorado), der ein berühmter Bisonjäger und einer der Begründer des modernen Showbusiness war.

Zwischen 1867 und 1868 versorgte Cody damals die Arbeiter der Kansas Pacific Railway mit Fleisch. Hierbei tat er sich als sehr erfolgreicher Bisonjäger hervor und erhielt seinen Spitznamen „Buffalo Bill“. Von 1868 bis 1872 beschäftigte ihn die US-Armee als Kundschafter und auch 1876 bei der Schlacht am Little Bighorn war er als Kundschafter für die US-Armee tätig (dazu im unteren Abschnitt mehr). Ned Buntline, ein US-amerikanischer Journalist aus New York, begann nach einer Begegnung mit Cody, Theaterstücke, Berichte und Groschenhefte über „Buffalo Bill“ zu veröffentlichen, die kommerziell sehr erfolgreich wurden. Etliche Episoden wurden damals erheblich übertrieben dargestellt und waren wesentlich an der Bildung der noch heute gültigen Klischees über den Wilden Westen beteiligt.

Cody, der sich 1872 bereits Künstlergruppen angeschlossen hatte und in den Stücken von Ned Buntline aufgetreten war, erkannte seine wirtschaftliche Chance, trennte sich von Buntline und gründete 1883 seine eigene „Buffalo Bill’s Wild West Show“, die ganz dem unrealistischen Stil der Veröffentlichungen von Ned Buntline und anderen entsprach. Die Show stellte ein riesiges Aufgebot an Menschen und Tieren dar und es gelang ihm, berühmte indianische Häuptlinge wie Sitting Bull als Mitwirkende zu engagieren. Cody exportierte seine Show auch nach Europa. Die „Buffalo Bill’s Wild West Show“ wurde erstmals am 19. April 1890 in München auf der Theresienwiese aufgeführt. In München wurde Buffalo Bill scherzhaft „Ochsen-Willi“ genannt. Für die Show wurde ein etwa 6.000 Zuschauer fassendes Zelt aufgebaut. Prinz Ludwig, der spätere König Ludwig III. von Bayern, und sein Hofstaat zählten zu den Ehrengästen. So bereiste Buffalo Bill mit seiner Entourage viele Städte in Deutschland und Europa (auch bei Queen Victoria (da ist sie wieder, die „Vicky“) in England war er zu Gast), was dafür sorgt, dass uns der Name „Buffalo Bill“ auch heutzutage noch ein Begriff ist. Später gründete er den Ort Cody (benannt nach seinem Nachnamen), in dem wir uns nun befinden und der heutzutage rund 9000 Einwohner hat. Damals eröffnete Buffalo Bill dort mit seiner Frau auch ein Hotel „The Irma“ (benannt nach seiner Tochter). An diesem Hotel (ja, es existiert immer noch) kommen wir auch vorbei, als wir an diesem Tag durch Cody fahren.

Fußnote: Wer sich in der folgenden Galerie die Bilder 27 & 28 (der Planwagen „Sheep-Wagon“ und sein Innenleben) genau anschaut und dazu unseren Sprinti von innen kennt, dem wird vielleicht auffallen, dass eine gewissen Ähnlichkeit bei der Inneneinrichtung bzw. deren Anordnung besteht. Peter und ich trauen unseren Augen kaum…haben wir doch alles selbst entworfen und gebaut…also bei Sprinti…und dieser Sheep-Wagon wurde ja bereits 1910 erbaut und war dann bis in den 50er Jahre im Einsatz! Das fällt dann wohl wieder unter die Kategorie „Sachen gibts’s…?!“

Dann verlassen wir Cody und fahren von Wyoming nach Montana, weiter zum Little Bighorn Battlefield National Monument. Der Begriff des Little Bighorn ist in diesem Artikel ja schon ein paar Mal gefallen. In der Schlacht am Little Bighorn am 25. Juni 1876 wurde das 7. US-Kavallerie-Regiment unter George Armstrong Custer von Indianern der Lakota– und DakotaSiouxArapaho und Cheyenne unter ihren Führern Sitting BullCrazy Horse und Gall am Little Bighorn River im heutigen Montana vernichtend geschlagen. Es war einer der wenigen größeren indianischen Siege gegen das US-Heer und ging daher in die Geschichtsbücher ein.

Wir fahren durch die Berge und das Tal, in dem die Schlacht stattgefunden hat, können erkennen, welche Vorteile, aber auch welche Tücken diese Landschaft im Kampf mit sich brachte. Die Stellen, an denen Indianer und Amerikaner gefallen sind, sind mit kleinen Grabsteinen markiert und nicht immer konnten sie mit einem Namen versehen werden. Auch kommen wir vorbei an den Gräbern von General Custer und seinem zweiten Befehlshaber Major Marcus A. Reno.

Bei der Geschichte dieser Schlacht treffen wir auch wieder, auf die oben bereits genannten Kundschafter Curley (in dessen Hütte wir in Cody bereits gestanden hatten) und auch auf Buffalo Bill, sowie auf den Indianer-Häuptling Sitting Bull (alle drei überlebten die Schlacht übrigens).

Weiter auf den Spuren der amerikanischen Geschichte verlassen wir Montana wieder und fahren über Wyoming nach South Dakota. South Dakota ist einer der nordwestlichen Prärie-Bundesstaaten der USA. Er umfasst 199.731 km² mit geradezu 886.600 Einwohnern. Die größte Stadt ist Sioux Falls, die Hauptstadt allerdings ist Pierre. South Dakota beheimatet mehrere Indianerreservate, insbesondere der Lakota und ist damit der Staat, der innerhalb der USA nach Alaska und New Mexico den dritthöchsten Bevölkerungsanteil von Indianern bzw. der First Nations aufweist.

Unser erstes Ziel ist das Crazy Horse Memorial, eine monumentale Skulptur zu Ehren des Oglala-Lakota-Indianers „Crazy Horse“ (auch von ihm haben wir bereits gehört, s.o.), die ähnlich wie das Mount Rushmore National Memorial in einen Berg gehauen wird, jedoch um ein Vielfaches größer. Der Bildhauer Korczak Ziolkowski, der auch schon am Mount Rushmore National Memorial mitgearbeitet hatte, wurde 1939 vom damaligen Häuptling der Sioux „Henry Standing Bear“ eingeladen, ein Indianer-Denkmal zu gestalten. Mit dem Bau wurde schließlich 1948 begonnen und rund 10 Millionen Tonnen Granit wurden seitdem aus der Felswand gesprengt. Trotzdem ist seit 1998 bisher nur das Gesicht fertiggestellt. Ein Termin zur Fertigstellung des kompletten Monuments ist noch nicht absehbar, es werden aber rund weitere 100 Jahre veranschlagt. Ziolkowski starb 1982. Seine Arbeit wird seitdem durch sieben seiner zehn Kinder fortgesetzt.

Viele Indianer stehen dem Projekt allerdings kritisch gegenüber. Sie beklagen die Entweihung ihrer heiligen Black Hills und weisen darauf hin, dass Crazy Horse sich nie fotografieren ließ, weil er nicht abgebildet werden wollte.

In fertiger Form soll die Skulptur Crazy Horse auf einem Pferd sitzend und mit ausgestrecktem Arm nach Osten weisend zeigen (s. auf den Fotos das weiße Modell). Alle Präsidentenköpfe am Mount Rushmore zusammen sind in etwa so groß wie der Pferdekopf. Nach Fertigstellung der Skulptur soll diese 195 m lang und 172 m hoch sein.

Und wo wir schon mal bei Felsskulpturen sind, geht es für uns auch gleich weiter zum 28 km entfernten Mount Rushmore…der Berg, in dem die Köpfe vier amerikanischer Präsidenten eingemeißelt sind.  Das Mount Rushmore National Memorial ist ein 1941 fertiggestelltes Denkmal, das aus monumentalen Porträtköpfen der vier, bis zur Zeit seiner Erstellung als am bedeutendsten und symbolträchtigsten geltenden US-Präsidenten, besteht. Jedes Porträt ist dabei 18 Meter hoch. Dargestellt sind von links nach rechts die Präsidenten George Washington (1. US-Präsident), Thomas Jefferson (3.), Theodore Roosevelt (26.) und Abraham Lincoln (16.). Das Mount Rushmore Nationaldenkmal wird auch als „Shrine of Democracy“ (Schrein der Demokratie) bezeichnet. Allerdings wurde es auch als eine Entweihung eines heiligen Berges der Lakota-Indianer betrachtet.

Die Idee, ein Monument für berühmte Persönlichkeiten in den Bergen von South Dakota zu erstellen, kam von dem Historiker Doane Robinson (1856–1946). Er wollte damit den Tourismus in der Region ankurbeln. Ursprünglich dachte er nicht an Präsidenten, sondern an bekannte Gestalten aus der Geschichte des Westens, wie Lewis and ClarkRed Cloud und Buffalo Bill Cody…zumindest letzterer kommt uns doch bekannt vor.

Die Idee von den vier Präsidentenköpfen kam von John Gutzon de la Mothe Borglum. Das Monument wurde von ihm in 14 Sommern zwischen 1927 und 1941 in den Granit des Mount Rushmore gesprengt, gehauen und gemeißelt. Bei den gesamten Arbeiten wurde Gutzon von fast 400 Arbeitern und Helfern unterstützt. Er selbst starb vor Vollendung des Kunstwerkes. Sein Sohn Lincoln Borglum setzte die Arbeiten noch einige Monate fort, bis sie im Oktober 1941 aus Geldmangel eingestellt wurden und das Monument am 31. Oktober 1941 für vollendet erklärt wurde. Eine geplante Erweiterung der Figuren bis auf Taillenhöhe wurde nie ausgeführt.

Und so schließt sich für uns wieder der Kreis und unser Puzzle über die Vergangenheit Amerikas im 19. & 20. Jahrhundert setzt sich weiter zusammen.

Reiseberichte USA

Auf dem Weg zum Yellowstone Nationalpark (#021)

2. Oktober 2022

– Roadtrip durch Nevada, Utah, Idaho, Wyoming und Montana –

Nachdem wir San Francisco verlassen haben, geht es für uns weiter Richtung Nordosten. Es stehen einige Fahrtage an, in denen wir diverse Staaten durchkreuzen werden (s. dazu auch unter unserer „Route“)…unser Ziel: der berühmte Yellowstone Nationalpark!

Wir fahren vorbei an der kalifornischen Hauptstatdt Sacramento, überqueren dann die Staatsgrenze nach Nevada und fahren u.a. durch das für sein Glückspiel bekannte Reno (quasi „Klein-Las Vegas“). Vor uns erstrecken sich auch hier wieder unheimliche Weiten und die Landschaft wird felsiger, aber auch trockener. Dennoch spielt Viehwirtschaft eine große Rolle und so kommen auch die Rinder-Farmen nicht zu kurz. Die Temperaturen steigen…kein Wunder, schließlich kommen wir der Wüste immer näher. Wir überqueren die Grenze nach Utah, was auch bedeutet, dass wir wieder eine andere Zeitzone betreten und somit „nur“ noch 8 Stunden hinter Deutschland liegen. Unser Weg führt uns zur Hauptstadt Utahs, nach Salt Lake City. Sie wurde 1847 von Mormonen gegründet und gilt auch heute noch als Zentrum dieser Glaubensgemeinschaft. Die Stadt hat ihren Namen vom Great Salt Lake, bei dem es sich, wie sich schon vermuten lässt, um einen Salzsee handelt. Allerdings ist zum Teil nur noch wenig Wasser im See vorhanden und das bedeutet, wir sind in der Wüste angekommen…in der Salzwüste. Der See, dessen Salzgehalt den des Meeres weit übersteigt, liegt auf etwa 1280 Metern Höhe, bei einer Länge von etwa 120 Kilometern und 48 bis 80 Kilometern Breite. Er bedeckt dabei eine Fläche von etwa 4400 Quadratkilometern. Die Tiefe des Sees liegt bei etwa durchschnittlich 4,5 Metern, die tiefste Stelle bei etwa 10 Metern. Hauptbestandteil der gelösten Salze ist Natriumchlorid, also Kochsalz, das in flachen künstlichen Teichen zu Handelszwecken gewonnen wird. Schätzungen haben ergeben, dass der See etwa fünf Milliarden Tonnen Natriumchlorid in gelöster Form enthält. Die durch den Salzgehalt hervorgerufene Färbung ist sogar aus dem Weltall sichtbar.

Wir sehen auch Fußgänger und Autos, die über den ausgetrockneten Salzsee spazieren bzw. fahren. Wir verzichten mit Sprinti darauf, weil das Salz ja schnell den Unterboden etc. angreift…also lieber nicht. Aber wir passieren den See trotzdem…via Straße, die darüber führt. Die bringt uns auch gleich zu unserem Schlafplatz für diesen Abend…ein abgelegener Platz inmitten der Salzwüste, umgeben von friedlicher Natur. Oder doch nicht so friedlich? Die gesamte Gegend ist unter den Einheimischen auch bekannt als Schießübungsplatz. Das erkennen wir auch an sämtlichen Straßenschildern, die durchaus schon mal als Zielscheibe herhalten mussten. Und so erleben wir den Sonnenuntergang mit einem Hall von Schüssen in unseren Ohren…zum Glück kommen sie uns nicht zuuuu nah.

Am nächsten Tag geht es für uns dann weiter nach Idaho und wieder ändert sich die Landschaft. Es wird grüner und bergiger. Auch wenn wir immer noch fasziniert sind von den Weiten und der schönen Sicht, so wird letztere nun ein wenig getrübt. Es hängt ein nebliger Schleier über den Bergen und die Sonne färbt sich bereits ab dem späten Nachmittag rot. Wie wir im Nachhinein erfahren, sind der Grund dafür die Waldbrände, die z.T. hunderte Kilometer von uns entfernt sind. Glücklicherweise können wir die Brände weder riechen, noch machen sie uns irgendwelche Atemprobleme. Dann streifen wir kurz den Bundesstaat Montana und erreichen dann Wyoming (in dieser Ecke liegen alle drei Staaten sehr dicht beieinander).

Und schließlich sind wir da…am Yellowstone Nationalpark! Dieser wurde am 1. März 1872 gegründet, was ihn damit zum ältesten Nationalpark der Welt macht. Er liegt mit 96 Prozent der Fläche beinahe vollständig im US-Bundesstaat Wyoming, 3 Prozent liegen in Montana sowie 1 Prozent in Idaho. Mit 8987 km² Fläche gehört er zu den größten Nationalparks der USA, denn die Fläche des Nationalparks entspricht in etwa der Größe Korsikas. Eine indianische Besiedelung dort ist seit über 11.000 Jahren nachgewiesen. Um 1807 bekam der Trapper John Colter das Gebiet des heutigen Nationalparks vermutlich als erster Weißer zu Gesicht. Auch zu Colters Zeit waren Nördliche Shoshonen dort anzutreffen.

Wir erleben in den zwei Tagen vor Ort wieder einmal eine atemberaubene Natur und einen Park mit so einer geologischen Vielfalt, wie wir sie noch nie zuvor erlebt haben. So stoßen wir auf Geysire, heiße Quellen, Vulkanformationen, Wasserfälle, Canyons und so vieles mehr. Und das hat auch einen besonderen Grund, denn der Nationalpark liegt zu weiten Teilen in der vor rund 640.000 Jahren entstandenen Caldera des Yellowstone-Vulkans, also über der Magmakammer, die in mehr als 8 Kilometern Tiefe liegt. Diese Magmakammer ist rund 80 Kilometer lang, 40 Kilometer breit und 10 Kilometer tief. Damit zählt der Yellowstone-Vulkan zur Gruppe der Supervulkane. Er ist der größte Supervulkan auf dem amerikanischen Kontinent.

Daher ist der Park auch berühmt für seine vulkanogene Landschaft mit GeysirenFumarolenSchlammtöpfen und heißen Quellen. 62 Prozent sämtlicher weltweit existierenden heißen Quellen liegen im Yellowstone-Gebiet. Dies sind etwa 10.000 an der Zahl und davon sind über 500 Geysire, was den Yellowstone-Nationalpark zum Ort mit der höchste Geysiren-Dichte macht.

Aber jetzt genug gequatscht! Manchmal sagen Bilder auch mehr als 1000 Worte…hier also unser Tag 1 im Yellowstone Nationalpark…

Wir haben an beiden Tagen wirklich Glück mit dem Wetter. Normalerweise läuft man auch im Sommer oft mit Winterkleidung durch den Park. Wir erwischen tagsüber tatsächlich sommerliche Temperaturen, was die Landschaft in ein noch schöneres Licht hüllt. So beenden wir Tag 1 mit einer ganz besonderen „Wanderung“…

An Tag Nr. 2 ist es ein wenig abgekühlt und morgens pfeifft ein ordentlicher Wind durch den Park. So werden wir Zeuge, wie drei Autos vor uns ein Baum auf die Straße kracht…zum Glück aber niemand zu Schaden kommt. Schnell sind die Ranger vor Ort, schieben den Baum mit ihren Trucks halbwegs von der Straße und sägen, was das Zeug hält, so dass die Straße nach kurzer Zeit wieder passierbar ist. Dann klart es wettertechnisch wieder etwas auf und auch an diesem Tag kommen wir aus dem Staunen was die Landschaft und die Tierwelt anbelangt, nicht mehr heraus. Einfach der absolute Hammer, was wir hier erleben! Aber wir wollen Euch gar nicht auf die Folter spannen, hier Tag Nr. 2…

An diesem Tag besuchen wir auch den „Old Faithful“ (der alte Getreue), einer der bekanntesten Geysire der Erde. Offiziell hatten ihn Mitglieder der Washburn-Langford-Doane-Expedition 1870 als erste Weiße entdeckt. Seit seiner Entdeckung ist er bereits über eine Million Mal ausgebrochen. Heutzutage liegen zwischen zwei Eruptionen 30 bis 120 Minuten; momentan meist zwischen 65 und 92 Minuten. Entgegen manchen Behauptungen kann man – trotz einer gewissen Regelmäßigkeit – nach Old Faithful allerdings nicht die Uhr stellen. Die Eruptionssäule erreicht eine Höhe von ca. 30 bis 55 m. Eine Eruption dauert meistens zwischen 1,5 und 5 Minuten und es werden zwischen 14.000 und 32.000 Liter Wasser pro Eruption ausgestoßen. Der Old Faithful gehört damit zu den großen Geysiren. Aber seht selbst…

Und so endet auch dieser Tag für uns voller schöner Eindrücke. Etwas fehlt uns allerdings noch…wir wollen noch einmal nach Grizzlys und Wölfen Ausschau halten, die haben sich bisher nämlich ganz schön versteckt. Also stellen wir uns für den nächsten Morgen den Wecker auf 5 Uhr, weil man zum Sonnenaufgang (oder zum Sonnenuntergang) besonders gute Chancen haben soll wenn sie gerade auf Futtersuche sind. Mittlerweile ist es ganz schön abgekühlt und so stehen wir morgens um 5.30 Uhr bei 0 Grad Außentemperatur auf einem Parkplatz, den man uns für unser Vorhaben empfohlen hatte…und es ist doch tatsächlich noch stockduster. Verdammte Axt, da geht die Sonne in der Tat doch erst später auf und wir hätten letztendlich noch ein paar Minuten länger in unserem warmen Bettchen liegen bleiben können! Aber so ohne jeglichen Handyempfang (es gibt im gesamten Park keinen und somit waren wir seit zwei Tagen quasi von der Außenwelt abgeschnitten), konnten wir noch nicht mal abchecken, wann Sonnenauf- bzw. Sonnenuntergang ist. Also kochen wir uns einen heißen Tee und warten, bis es zumindest ein bisschen hell wird. Dann kraxeln wir hoch auf einen Berg und werden Zeuge von diesem kleinen Spektakel hier…am frühen Morgen im Yellowstone Nationalpark…

Auch wenn ich im Video immer von Elchen spreche, wenn wir es genau nehmen, handelt es sich hier um Wapiti-Hirsche. Wölfe und Bären bekommen wir an diesem Morgen nicht mehr zu Gesicht und trotzdem war es schön, so in den Tag zu starten…wenn auch komplett durchgefroren. Egal!

Und dann heißt es für uns auch schon wieder Abschied nehmen vom Yellowstone Nationalpark. Hinter uns liegen zwei wundervolle Tage, in denen wir so manches Mal nicht aus dem Staunen herauskamen.

„Natur…was für ein großartiges Geschenk du doch bist!“

USA Reiseberichte

Zu Besuch in San Francisco (#020)

25. September 2022

– Kalifornien –

Und dann erreichen wir San Francisco…mit im Gepäck haben wir wieder den Nebel, der uns schon seit einigen Tagen begleitet. Allerdings ist das in San Francisco keine Seltenheit. Dieser Advektionsnebel entsteht dadurch, dass sich die durch Westwinde transportierte, relativ warme, feuchte Luft vom offenen Meer kommend über dem Kalifornienstrom abkühlt und kondensiert. Ebenso bekannt sind die sehr unterschiedlichen Mikroklimate. So kommt es vor, dass es am Golden Gate empfindlich kühl und im Stadtzentrum gleichzeitig hochsommerlich warm ist.

San Francisco ist mit rund 874.000 Einwohnern  (Metropolregion 7,8 Mio. Einwohner) die viertgrößte Stadt Kaliforniens. Sie ist auch berühmt für ihre Hügel, die ab dreißig Metern Höhe „Hill“ genannt werden…im gesamten Stadtgebiet gibt es derer zweiundvierzig. Der bekannteste Wolkenkratzer der Stadt, die „Transamerica Pyramid“, steht hingegen im Finanzviertel und beheimatet auf 260 m Höhe jede Menge Verkaufs- und Büroräume. Weltberühmt ist natürlich auch die Golden Gate Bridge, die bei ihrer Eröffnung 1937 die längste Hängebrücke der Welt war. Sie verbindet mit ihren sechs Fahrspuren und zwei Geh- und Radwegen San Francisco mit dem Marin County und dem weniger dicht besiedelten Napa– und Sonoma-Valley. Die in der Bucht gelegene Insel Alcatraz war einst eine berüchtigte Gefängnisinsel und liegt ca. 2 km vor dem Festland. Der Name der Stadt ist spanischen Ursprungs, denn San Francisco ist nach dem Heiligen Franziskus, also Franz von Assisi, benannt.

Die Stadt hat für uns etwas ganz Besonderes, denn wir besuchen Peters Cousine Anne und ihren Mann Sebo, die seit 4,5 Jahren dort leben. Da wir vor 5 Jahren schon einmal in San Francisco waren und die ganzen Touristen-Attraktionen bereits abgeklappert haben, lassen wir uns dieses Mal einfach treiben und lernen die Stadt von einer ganz anderen Seite kennen…von der Seite der „Einheimischen“. Anne und Sebo empfangen uns mit offenen Armen und wir dürfen direkt bei ihnen unterkommen. So genießen wir auch mal wieder die Vorzüge eines Hauses, auch wenn es sich komisch anfühlt, nicht in Sprinti zu übernachten…was allerdings bei den unebenen Straßen auch sicherlich nicht für erholsame Nächte sorgen würde. Diese Hügel sind auch parktechnisch echt eine Herausforderung…so muss man Strafe zahlen, wenn die Reifen bergabwärts nicht zum Bürgersteig zeigen, um so zu vermeiden, dass das Auto den Berg herunterrollt, wenn die Bremsen mal nachgeben.

Apropos Bremsen…wir nutzen die Zeit in San Francisco auch, um Sprinti einmal durchchecken zu lassen. Wir suchen uns eine kleine Mercedes-Werkstatt und treffen dort auf den Inhaber John. John ist Amerikaner, hat seine Ausbildung und seinen KFZ-Meister allerdings vor Jahren in Deutschland (in Moers) gemacht und spricht mit seiner deutschen Frau zu Hause auch nur deutsch. So klappt die Konversation auf beiden Sprachen reibungslos. John kennt sich bestens aus und bescheinigt uns einen guten Zustand Sprintis. Allerdings wird es Zeit für neue Bremsen. Das volle Programm! Das reißt uns zwar ein ordentliches Loch in unsere Reisekasse, aber was sein muss, muss sein!

Die restliche Zeit genießen wir mit Anne und Sebo…lernen deren Freunde und das Nachtleben San Franciscos kennen, verbringen Zeit im Park, gehen Sonntag nachmittags auf eine Party an der Bay, spazieren am Strand entlang (begleitet von Pelikanen), hören nachts die Koyoten heulen, beobachten im Garten kleine Kolibris und verbringen gemütliche Abende zu Hause beim Barbecue…mit fantastischer Sicht auf diese schöne Stadt. Auch einige Erledigungen stehen noch an…so ist es bei Peter und mir mal wieder Zeit für einen neuen Haarschnitt…und wir stellen fest, das geht in diesem Fall auch ohne professionellen Friseur. Dann versucht Peter sich an Annes Nähmaschine und macht sich gar nicht mal so schlecht…ich habe für so etwas ja leider keine Geduld. Noch ein weiterer Punkt steht auf Peters Agenda…so möchte er schon seit Beginn der Reise die Zeit nutzen, um Gitarre spielen zu lernen…am liebsten E-Gitarre. Da sich das unterwegs mit einer E-Gitarre, einem Verstärker und der Angst, dass uns die auch noch geklaut wird, schwierig umsetzen lässt, starten wir erstmal mit einer kleineren Variante…einer Ukulele. Auch da werden wir in San Francisco fündig und so begleitet uns ab jetzt ein weiteres Utensil.

Auch wenn wir bei diesem Besuch die typischen Touristen-Attraktionen ausgelassen haben, so möchten wir Euch diese nicht vorenthalten, schließlich machen sie San Francisco ja auch aus. Daher hier ein paar Eindrücke von unserer letzten Reise…

Nach 10 Tagen machen wir uns dann wieder auf den Weg und verlassen San Francisco. Vielen lieben Dank an Anne und Sebo für die Gastfreundschaft und die tolle Zeit bei Euch!!!

Für unsere Weiterreise haben wir uns entschieden erstmal weiter Richtung Nordosten (s. dazu auch unter unsere „Route“) zu fahren, weiter ins Landesinnere. Bei unserem letzten Roadtrip haben wir bereits den Rest Kaliforniens, Lake Tahoe, Los Angeles, Las Vegas, den Gran Canyon, den Yosemite Nationalpark, den Kings Canyon und den Sequoia Nationalpark, das Napa Valley, den Zion Nationalpark und den Bryce Canyon besucht. Wir waren am Antilope Canyon, am Horseshoe Bend, im Joshua Tree Nationalpark, in der Mojave Wüste und im Death Valley. Alles wunderschöne und eindrucksvolle Orte, die wir bei einem USA-Besuch wirklich absolut empfehlen können! Dies ermöglicht uns nun allerdings die Vereinigten Staaten noch weiter zu erkunden…und da gibt es noch so einiges!

Also auf geht’s!

Reiseberichte USA

Wir erreichen den Nordwesten der USA (#019)

18. September 2022

– Washington State, Oregon und Nordkalifornien –

Nachdem Alaska hinter uns liegt, heißt es für uns nun: „Hallo, ihr 49 weiteren Staaten der USA!“ Wir werden sehen, wie viele wir davon bereisen werden. Die Vereinigten Staaten von Amerika sind sowohl flächenmäßig als auch von der Einwohnerzahl der drittgrößte Staat der Erde. Ihre Ausdehnung von 9,83 Millionen Quadratkilometern wird nur von Russland und Kanada und ihre Bevölkerung von 331,4 Millionen Einwohnern lediglich von China und Indien übertroffen.

Wir überschreiten die Grenze von Kanada in die USA südlich von Vancouver am Peace Arch und das ist schon mal ein anderes Kaliber als unsere bisherigen Grenzübertritte zwischen Kanada und Alaska (s. dazu auch Reisebericht „Alaska…Teil 1 #016“). Wir stehen sage und schreibe 2,5 Stunden in der Warteschlange und das, obwohl es in dieser Gegend dutzende weitere Grenzübergänge gibt. Wir hoffen ja noch, dass wir einen erneuten „frischen“ Einreisestempel für die USA bekommen, da somit unser 90 Tage-Visum wieder neu starten würde und unsere Zeit in Alaska und die Rückreise über Kanada, dann nicht mitgezählt werden würden. Dieses Prozedere hängt nämlich vom jeweiligen Grenzbeamten ab. Unser werter Herr war an diesem Tag (wahrscheinlich auch sonst nicht) so gar nicht zu Scherzen aufgelegt und schaute uns nur mit einer versteinerten Miene an. Nach ein paar strengen Fragen und einer Nummernschildkontrolle (er hat da irgendetwas in seinem Schnellhefter nachgeschlagen), riss er ohne ein Wort unsere Schiebetür auf und warf einen Blick ins Innere von Sprinti. Dann bekamen wir glücklicherweise unsere Pässe zurück (leider ohne neuen Stempel) und durften die Grenze passieren. Viele wurden zur weiteren Fahrzeugkontrolle zu einem benachbarten Parkplatz gebeten. Das blühte uns zum Glück nicht.

Also hier sind wir…Washington State!

Wir kaufen ein (man weiß ja zuvor nie genau, welche Lebensmittel man mit über die Grenze nehmen darf), besorgen für Peter eine US-amerikanische SIM-Karte und machen uns auf nach Fidalgo Island, einer Halbinsel nördlich von Seattle. Dort relaxen wir erstmal auf einem Campingplatz mitten im Wald. Das Wetter ist schön, auch wenn wir durch die Bäume nicht all zu viel Sonne abbekommen (hätte man sich auch vorher denken können!). Nachts kommen wir wieder auf 8 Grad…das kann ja wohl nicht wahr sein! In Deutschland herrscht sein Wochen Hitzewelle und wir hatten hier tatsächlich noch gar keinen richtigen Sommer!

Nach ein paar Tagen benötige auch ich eine neue SIM-Karte für die USA. Es ist ein Sonntag, als wir in den Ort Anacortes fahren und den Verizon-Shop (Internet-Anbieter in den USA) aufsuchen. Laut unserer Recherche hat der Laden auch sonntags geöffnet. Von außen ist allerdings alles dunkel und der Shop sieht eindeutig geschlossen aus. Umso mehr wundern wir uns, als sich die Eingangstür öffnen lässt. Auch drinnen sind alle Lampen und Werbebanner ausgeschaltet, keine Handys oder elektrischen Geräte liegen in der Auslage, alle PC bzw. Laptops sind von den Tischen verschwunden, alle Kabel hängen daneben. Eine hintere Tür ist geöffnet, dort brennt Licht…aber nirgends eine Menschenseele. Auf unser Rufen hin erhalten wir keine Antwort. Dann kommt ein weiterer Kunde und wundert sich ebenfalls über das, was er hier vorfindet. Daraufhin folgt eine nächste Kundin, die ganz aufgebracht den Laden betritt. Sie war nach ihren Angaben zuvor schon einmal hier gewesen und als ihr die Situation auch merkwürdig vorgekommen war, hatte sie die Polizei gerufen. Dann fällt ihr auf, dass die hintere Tür offen steht, die sei zuvor angeblich verschlossen gewesen. Langsam wird es auch mir ein wenig unheimlich, Peter ist mal wieder die Ruhe selbst. Dann erscheint der erste Polizist („Officer Faber“) im Laden, dicht gefolgt von Cop Nr. 2 (keine Ahnung wie der hieß). Wir schildern beiden die Situation und so gehen sie mit Hand an der Waffe zu der besagten offenen Tür, hin zu dem Raum, in dem Licht brannte. Auch sie rufen und erhalten keine Antwort. Peter und ich haben schon Bedenken, dass da hinten jemand liegen könnte und auch die aufgebrachte Frau wird immer nervöser. Sie schaut mich an und sagt mit halberstickter Stimme: „It’s like a movie!“ Ich komme mir auch schon vor wie bei „CSI sonstwas“. Dann kommen die beiden Officer zurück in den Verkaufsraum und geben Entwarnung, dass sich im hinteren Bereich keine Person, ob tot oder lebendig, aufhalten würde. Man bittet uns zu gehen, sie würden sich mit dem Management des Ladens in Verbindung setzen. Und so verlassen wir den Laden, ohne SIM-Karte und vor allem ohne zu wissen wie die Geschichte ausgegangen ist. Als wir einige Tage später wieder an dem Verizon-Shop vorbei fahren, ist noch immer alles dunkel und kein Verkäufer zu sehen. Wir sind dann übrigens noch zu drei weiteren Verizon-Läden gefahren, nur um dann gesagt zu bekommen, dass dieser Anbieter mein deutsches Handy nicht unterstützt und es somit nicht funktioniert…ja super! Also hallo T-Mobile!

Dann machen wir uns auf nach Seattle, nicht ohne zuvor an einem der riesigen amerikanischen Outlet-Malls vorbeizufahren und sich kleidungstechnisch wieder ein wenig einzudecken. Wir hatten unsere Hosen schon etliche Male mit der Hand flicken müssen…jetzt wurde es Zeit!

Seattle ist mit rund 737.000 Einwohnern (4.018.000 Einwohner in der Metropolregion) die größte Stadt im Nordwesten der Vereinigten Staaten. Der Hafen von Seattle ist ein bedeutender Knotenpunkt für den Handel mit Asien, Alaska und Hawaii. Die wichtigsten ansässigen Industrien sind die Luft- und Raumfahrt (Boeing), Eisen- und Stahlindustrie sowie die Holzverarbeitung. Als bauliches Wahrzeichen von Seattle gilt der für die Weltausstellung 1962 errichtete Turm „Space Needle“. Die Stadt wurde benannt nach Noah Sealth, Häuptling der Duwamish und Suquamish, besser bekannt unter dem Namen Häuptling Seattle. Seattle ist wirklich eine schöne Stadt mit einer entspannten Atmosphäre…das scheinen Städte am Meer so an sich zu haben. Schließtlich wurde Seattle schon mehrfach zur „lebenswertesten Stadt“ der USA gewählt. Auch wenn wir beide keine großen Kaffeetrinker sind (ich eigentlich gar nicht), besuchen wir den weltweit allerersten Starbucks (für mich gab es dann eine heiße Schokolade) und schlendern dann weiter über den Pike Place Market, der 1907 eröffnet wurde und somit einer der ältesten und ohne Unterbrechung betriebenen Märkte der Vereinigten Staaten ist. Natürlich machen wir auch einen Abstecher zum Space Needle und schauen uns Seattle mal von oben an. Den restlichen Tag schlendern wir durch Cafès und Geschäfte und lassen uns von der Stadt treiben bis wir am Abend ziemlich kaputt zu Sprinti zurückkehren…der übrigens recht zentral am Zoo auf uns wartet. Hier konnten wir auch ganz unkompliziert übernachten. Sehr praktisch!

Am nächsten Tag machen wir einen Abstecher ins Landesinnere. Wir fahren entlang der Columbia River Gorge, einer Felsschlucht, die in weiten Teilen die Grenze zwischen den Bundesstaaten Washington und Oregon bildet. Wir erreichen eine Gegend, in der sehr viel Obst angebaut wird und schließlich verändert sich die Landschaft auf dieser Strecke erneut und wird immer wüstenähnlicher. Die Temperaturen schnellen in die Höhe. Plötzlich zeigt das Thermometer 45,2 Grad Celsius…draußen…im Schatten! Also in Sachen Temperatur können wir echt nur die extremen Varianten! Da Sprinti keine Klimaanlage besitzt, haben wir vorne extra weitere Ventilatoren eingebaut, aber die pusten auch nur noch heiße Luft aus und wir schwitzen was das Zeug hält…an diesen Temperaturunterschied muss man sich ja auch erstmal gewöhnen! Aber wir wollten Sonne…bitteschön, da haben wir den Salat! Wir treffen die Entscheidung: Wir wollen an die Küste und ins Meer springen. Vorher überschreiten wir aber noch die Grenze nach Oregon, halten an einem Kriegerdenkmal, das in Anlehnung an Stonehenge gebaut wurde, fahren vorbei an Portland und genießen einen leicht abgekühlten Abend auf einem Berg mit toller Aussicht.

Am nächsten Tag erreichen wir dann endlich die Küste…allerdings wird aus dem „ins Meer springen“ nichts…wir haben 17 Grad Lufttemperatur und es ist diesig…läuft bei uns, würde ich sagen! Also werden die Badesachen wieder weggepackt und wir fahren weiter die Küste entlang Richtung Süden. Zuerst kommen wir zufällig bei „Tillamook“ vorbei, einer sehr bekannten (zumindest in den USA und in Kanada) Molkerei (da müssen wir natürlich anhalten :)), die sich auf die Herstellung von Käse und Eis spezialisiert hat. Und wie weitere 1,3 Mio. Besucher pro Jahr, schauen auch wir bei der Käseproduktion zu und gönnen uns ein dickes Eis…lecker! Dann geht es weiter südlich entlang des Highways 101, der sich am Meer entlangschlängelt und uns traumhafte Landschaften offenbart. Einen treuen Begleiter haben wir…Nebel. Aber immer wieder lugt die Sonne hervor bescherrt uns eine wunderschöne Kulisse.

Dann überqueren wir die Grenze nach Kalifornien und wechseln vom Highway 101 auf den Highway 1, der sich bis nach San Diego erstreckt und zu den schönsten Straßen der Welt gehört. Vor 5 Jahren sind wir diesen Highway bereits von San Francisco bis nach Los Angeles gefahren und konnten die Schönheit bei blauem Himmel genießen. Daher ist es auch nicht so tragisch, dass dieses Mal der Nebel wieder mit von der Partie ist. Wir übernachten unter anderem auch auf einem Campingplatz in Mendocino, was Peter und mir tagelang den Ohrwurm des gleichnamigen Liedes von Michael Holm bescherrt…ich bin gespannt, wer von Euch nun auch dieses Lied im Kopf hat und es unter Umständen auch nur schwer wieder los wird :).

Als nächstes erreichen wir den Redwood-Nationalpark, in dem hunderte Redwoods, sogenannte Mammutbäume, beheimatet sind. Der Küstenmammutbaum z.B. ist der Staatsbaum (was es alles gibt?!) des Staates Kalifornien und zu seiner Art gehören die höchsten lebenden Bäume der Welt. Im Redwood-Nationalpark befindet sich auch das höchste bekannte, lebende Exemplar mit einer Stammlänge von 115,85 m, der „Hyperion“, womit er der höchste bekannte Baum der Welt ist. Der Küstenmammutbaum ist generell wenig anfällig für Krankheiten. Insekten spielen mit Ausnahme der Borkenkäfer keine Rolle. Wapitis können starke Verbissschäden verursachen, Schwarzbären schälen die Rinde von jungen Bäumen, wohl um an den Phloemsaft zu gelangen. Unter den abiotischen Einflüssen (Umweltfaktoren, an denen Lebewesen nicht erkennbar beteiligt sind) ist das Feuer von großer Bedeutung. Jungbestände sind wegen ihrer dünnen Rinde besonders empfindlich, regenerieren sich jedoch über Wurzelbrut. Erwachsene Exemplare sind aufgrund ihrer dicken Rinde und des sehr hoch liegenden Astansatzes recht unempfindlich gegenüber Bränden. Vor dem Eingreifen des Menschen gab es in den Küstenmammutbaum-Wäldern alle 20 bis 50 Jahre Feuer, die auch die Konkurrenz der Mammutbäume durch andere Bäume verringerten. Deshalb werden sie zu den Pyrophyten gezählt, die durch Feuer gefördert werden.

Redwood ist eines der wertvollsten und dauerhaftesten Nutzhölzer auf dem Weltmarkt. Obwohl die Baumbestände rasch abnehmen, wird die Art weiter genutzt. Die kommerzielle Nutzung setzte bereits um 1850 ein und schon ab den 1860er Jahren wurden die Redwood-Wälder großflächig gefällt. Das Holz wurde vor allem für Häuser, aber auch für Eisenbahnschwellen, Schiffsplanken und im Bergbau verwendet. Bis zu den 1960er Jahren wurden rund 90 Prozent der Bestände abgeholzt, auch danach ging die Nutzung weiter. Knapp 10 Prozent des ursprünglichen Areals der Art steht heute unter Schutz. Nur rund drei Prozent der heutigen Fläche sind noch Urwald. Aufgrund dieser geringen Fläche an Urwald, werden auch Aufforstungsflächen vermehrt unter Schutz gestellt, um den Bestand der Art zu sichern. Die nicht unter Schutz stehenden Wälder werden nach wie vor kommerziell genutzt. Einer der wichtigsten Parks zum Schutz dieser einzigartigen Bäume ist der Redwood-Nationalpark, der 1968 gegründet wurde und rund 50 Prozent des gesamten verbliebenen Bestandes innehat. Neben diesem Park besuchen wir auch den „Trees of Mystery“-Park, der sich ebenfalls dem Schutz dieser Bäume widmet. Es ist beeindruckend wie klein die Welt plötzlich wird, wenn man neben solchen Bäumen steht. Auch entdecken wir ein Exemplar, dass über 1500 Jahre alt ist…da fühlt man sich nicht nur klein, sondern auch verdammt jung :). Und wieder staunen wir, welche Schätze die Natur alles so hervorbringt.

Und dann machen wir uns auf nach San Francisco…