– …und was eine Hochzeit und Malaria damit zu tun haben –
Nach einer Woche Blogpause melden wir uns zurück! Warum es letzten Sonntag keinen neuen Artikel gab, hat einen ganz einfachen Grund…wir waren unterwegs…unterwegs in Ecuador! Dahinter steckt ein überaus schönes Ereignis…die standesamtliche Hochzeit von Peters Schwester Franziska und ihrem ecuadorianischen Mann Ronald. Das können wir uns nicht entgehen lassen und fliegen kurzerhand von Panama City nach Guayaquil. Sprinti bleibt derweil wieder an der Overland Embassy in Panama City, wo er zuletzt auch auf uns gewartet hat als wir auf Heimaturlaub in Deutschland waren (s. dazu auch Artikel „Heimaturlaub #052“). Auch Peters Mutter Margret, sein Bruder Andreas und unsere Nichte Pia reisen aus Deutschland an, um den besonderen Tag mit dem Brautpaar zu erleben. Wir der Zufall es so will, haben Margret, Andreas und Pia nach rund 10 Stunden Flug eine Zwischenlandung in Panama City. Von da aus geht es für uns alle gemeinsam dann weiter nach Ecuador und so landen wir bereits zwei Stunden später in Guayaquil.
Guayaquil ist neben der Hauptstadt Quito mit etwa 2,65 Millionen Einwohnern (mehr als 3 Millionen Menschen leben in der Metropolregion) eine der größten Städte Ecuadors und besitzt zudem den wichtigsten Hafen des Landes. Guayaquil liegt am Westufer des Río Guayas, etwa 50 km oberhalb von dessen Mündung in den Golf von Guayaquil. Und wie der Name des Landes Ecuador schon sagt, wir sind nun am Äquator! Das Klima in Guayaquil ist tropisch, also schwül-heiß. Das Jahr teilt sich in eine Trocken- und eine Regenzeit („Winter“) auf. Letztere dauert von etwa Januar bis Juni und die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 24,9 °C. Peter und ich sind diese Temperaturen und eine hohe Luftfeuchtigkeit ja bereits gewohnt, wir freuen uns sogar über ein wenig „Abkühlung“, während die Anderen ganz schön ins Schwitzen kommen.
Endlich treffen wir nach langer Zeit Franziska und Ronald wieder und so gibt es unwahrscheinlich viel zu erzählen! Auch sind wir ganz gespannt darauf, das Leben und die Kultur in Ecuador kennenzulernen. Ronald ist vor einigen Tagen erst von einer Geschäftsreise von der Elfenbeinküste zurückgekehrt und fühlt sich seitdem schlapp und müde. Über Nacht steigt sein Fieber so immens an, dass wir ihn am nächsten Morgen erst einmal ins Krankenhaus bringen. Nach einigen Stunden ist klar…Ronald hat Malaria und muss vorerst im Krankenhaus bleiben! Oh oh, das klingt aber gar nicht gut! Es ist Dienstag und am Samstag soll die Hochzeit stattfinden! Hoffentlich ist er bis dahin wieder fit!
Wir nutzen die Zeit Guayaquil ein wenig zu erkunden und haben mit Franziska ja die beste Reiseleitung mit dabei. So fahren wir z.B. mit einer Seilbahn über Fluss und Stadt, schlendern die Promenade entlang und genießen die Aussicht hoch über der Stadt. Die vielen bunten Wandbilder erinnern uns dabei irgendwie an Mexiko…
Auch besuchen wir das Kakaomuseum, das sich an DER Kakaostraße („Calle Panama“) Guayaquils befindet. Hier roch früher die gesamte Straße nach Kakao, weil der nach der Ernte dort zum Trocknen ausgelegt wurde. An den Häusern zeigen schöne Wandgemälde, wie es in dieser Straße früher vor sich gegangen ist und geben uns einen interessanten Einblick. Das Gebäude, in dem sich das Museum befindet, ist das am besten erhaltene Gebäude des 18. Jahrhunderts in dieser Gegend und diente früher als Wohnhaus einer sehr angesehenen Familie, die im Kakaobusiness tätig war. Auch diese Familie wird im Museum dargestellt und macht die Geschichte des Kakaos umso greifbarer. Ecuador und der Kakao sind sehr eng miteinander verbunden, denn der älteste Beweis für die Herkunft von Kakao überhaupt befindet sich in diesem Land. Da wundert es schon fast nicht, dass auch Ronald im Kakaogewerbe tätig ist. So erfolgte bereits vor mehr als 5300 Jahren ein Warenaustausch zwischen den Ureinwohnern Ecuadors und Mesoamerikas…und das meist sogar nur mit einem Floß über Hunderte von Seemeilen. Im 18. Jahrhundert stiegen die Kakaoexporte so weit an, dass Guayaquil den Spitznamen „Goldnugget“ erhielt. Im Museum erfahren wir daher viel über die Geschichte des Kakaos und welchen Stellenwert dieser auch heute noch hat. Auch lernen wir viel über die unterschiedlichen Kakaosorten und darüber wie er heutzutage angebaut und vertrieben wird. Und bei so viel Kakao darf am Ende natürlich auch ein Schokoladenschmankerl aus der angrenzenden Schokoladenmanufaktur nicht fehlen…so was von lecker, sage ich Euch!
In den kommenden Tagen machen wir gemeinsam mit Franziska einen Ausflug ins Landesinnere, kurzgesagt in den Ort Baños, der für seine vielen touristischen Attraktionen und seine Thermalbäder bekannt ist. Leider kann Ronald nicht mit dabei sein, weil er noch immer im Krankenhaus bleiben muss. Schon früh am Morgen werden wir von unserem Fahrer Marcello eingesammelt und unser Abenteuer in den Anden beginnt. Plötzlich befinden wir uns auf fast 4000 m Höhe und bekommen einen ersten Vorgeschmack auf die Anden, diese riesige Gebirgskette, die ganz Südamerika durchzieht und die wir in den nächsten Monaten auch mit Sprinti erkunden wollen. Über sechs Stunden dauert an diesem Tag unser Fahrt, bei der es hoch und runter durch die Berge geht, wir durch Wolkendecken fahren, Regen und Sonne erleben, Esel, Rinder, Kühe und Unmengen an wilden Hunden den Straßenrand säumen und die Straßenverhältnisse teilweise durchaus zu wünschen übrig lassen…aber Marcello hat alles im Griff…das hoffen wir zumindest! Wir kommen durch kleine Dörfer und bekommen einen Eindruck, wie die Menschen hier ihr Leben gestalten. Auch sehen wir viele Frauen, die in traditioneller Kleidung aus einem langen Rock samt Bluse gekleidet sind und viele Männer tragen typisch ecuadorianische Hüte.
In Baños angekommen, lernen wir unseren Guide Marco kennen und checken in ein kleines Hotel ein, bevor wir in einem Restaurant traditionell ecuadorianische Speisen zu uns nehmen…einfach lecker, kann ich nur sagen! Schnell stellen wir fest…nichts geht hier ohne die landestypische Kochbanane, die auf die unterschiedlichste Weise zubereitet wird und ein ganz neues Geschmackserlebnis für uns ist. Danach steht auch schon der nächste Programmpunkt auf unserem Plan…über eine Schlucht geht es rüber zu zwei Wasserfällen…und das in einem grünen „Metallkäfig“, der am Ende von einem jungen Mann angetrieben wird, der auf einer Maschine sitzt, die eher einem Rudergerät gleicht. Das ist dann selbst Peter zu heikel und so machen wir uns ohne ihn auf den Weg…
Danach führt uns unser Weg in eine kleine Bonbonfabrik, wobei das Wort „Fabrik“ womöglich ein viel zu große Herstellung vermuten lässt. Hier läuft es eher gediegen und familiär ab. So sehen wir, wie aus der Guayaba-Frucht (Guave) Süßspeisen und auch ein Schnaps hergestellt werden…noch besser ist es, wir dürfen beides auch probieren 🙂 …ebenfalls Prädikat: lecker!
Anschließend geht es für uns weiter zu einem anderen Wasserfall, der sich über 90 Meter in die Tiefe stürzt und damit der höchste Wasserfall in der Umgebung ist.
Zum Abschluss des Tages erhalten wir noch ein kleines Wellness-Programm, als wir draußen in der Dunkelheit in 38 bzw. 42 Grad heißen Quellen baden und die Aussicht auf die Lichter der Stadt und den angrenzenden bunt beleuchteten Wasserfall genießen. Es könnte also definitv schlechter bei uns aussehen.
Am nächsten Tag verlassen wir die Anden und erreichen mit Puyo einen Ort in der äquatorialen Regenwald-Tiefebene, d.h. wir befinden uns im Amazonasbecken. Der Regen, der also auf dieser Seite der Anden abregnet, sowie auch alle Flüsse in diesem Becken fließen über den Amazonas in den Atlantik. Wir merken schnell, es wird wärmer und schwüler. Nachdem uns Marcello in Puyo abgesetzt hat, geht es für uns weiter mit einem bunten Bus, der unter die Kategorie „Partybus“ fallen könnte, weiter. Wir starten mit einer kleinen Höhlenwanderung, die uns zu einem wunderschönen Aussichtspunkt bringt…einfach herrlich!
Anschließend wandern wir durch den Regenwald und entdecken weiter die Schönheit Ecuadors. An einem weiteren Wasserfall gibt es die Möglichkeit ins „kühle Nass“zu springen…die Betonung liegt hier auf „kühl“!
Dann ist es Zeit für ein Mittagessen und so kehren wir in einem kleinen Straßenrestaurant ein, auf deren Areal sich neben Hunden und Papageien auch ein kleines Wildschwein herumtreibt und uns, glücklicherweise freundlich, begrüßt.
Gut gestärkt geht es dann für uns in unserem bunten Bus weiter, hin zu einer kleinen Siedlung, in der ein indigenes Volk nach alten Traditionen lebt und uns an diesem Nachmittag (wenn auch ein wenig touristisch) einen kleinen Einblick darin verschafft. So werden wir Zeuge eines traditionellen Tanzes, erhalten typische Gesichtsbemalungen, schießen mit einem Blasrohr auf eine Zielscheibe und Peter kommt in den Genuss, einer Anakonda mal gaaaaannz nah zu kommen.
Danach geht es gemäß der indigenen Tradition mit zwei typischen Kanus auf dem Fluss weiter. Dazu sei gesagt…ohne Wasserschippen sehen wir hier alt aus und so manches Mal kommen wir ganz schön ins Wanken, wenn unsere Guides uns mit ordentlich Speed über die Steine im Flussbett manövrieren. Was ein Abenteuer!
Unseren nächsten Stopp legen wir ebenfalls am Wasser ein. Dieses Mal allerdings glücklicherweise mit genügend Abstand…während wir die größten Fische des Amazonas füttern. Arapaimas (auch Pirarucu oder Paiche genannt) gehören sogar zu den größten Süßwasserfischen der Welt. Sie können über zwei Meter lang werden und ein Gewicht von über 130 kg erreichen. Diese enorme Wucht merken wir schnell als wir ihnen nichtsahnend etwas Hühnchen ins Becken werfen…
Dann geht es für uns nach einem langen und aufregenden Tag zurück Richtung Baños und unser bunter Partybus macht seinem Namen alle Ehre als wir mit lauter ecuadorianischer Musik durch die Dörfer fahren und so manche Blicke auf uns ziehen. Im Hotel angekommen, lassen wir den Tag bei einem leckeren gemeinsamen Abendessen ausklingen und fallen dann totmüde ins Bett. Ronald befindet sich derweil leider noch immer im Krankenhaus.
Am nächsten Morgen stehen eigentlich noch zwei schöne Aussichtspunkte auf dem Plan, aber die fallen wortwörtlich ins Wasser…es regnet in Strömen. Also verabschieden wir uns von unserem Guide Marco und fahren mit unserem Fahrer Marcello wieder durch die Anden Richtung Guayaquil. Auf dem Weg legen wir noch einen Stopp an der ältesten Kirche Ecuadors ein, der „Iglesia Balbanera“ aus dem Jahr 1534.
Dann erreichen wir wieder Guayaquil…es ist Freitag…morgen soll die Hochzeit stattfinden. Aber geht das überhaupt? Noch ist nicht klar, ob Ronald rechtzeitig aus dem Krankenhaus entlassen wird. Doch dann, im Laufe des Tages, bekommt er tatsächlich grünes Licht…er darf das Krankenhaus verlassen. Franziska hofft, dass er am Hochzeitstag wenigstens so fit ist, um zur Unterschrift zu kommen…andernfalls müsste kurzerhand alles abgesagt werden. Wir drücken also weiter die Daumen!
Dann ist es Samstag…der Tag der standesamtlichen Hochzeit von Ronald und Franziska! Die Feierlichkeiten sollen gegen 18.30 Uhr beginnen. So nutzen wir den Vormittag noch, um Guayaquil noch ein wenig weiter zu erkunden.
Dann ist es soweit…Ronald fühlt sich zwar noch sehr schlapp, kann aber zur Hochzeit erscheinen…es kann also geheiratet werden 🙂 ! Wir freuen uns so für Franziska und Ronald und es ist wirklich etwas Besonderes dieses Ereignis hier in Ecuador miterleben zu dürfen. Vor einer traumhaften Kulisse über den Dächern der Stadt geben sich die beiden bei sommerlichen Temperaturen und einer schönen Brise das Ja-Wort. Gemeinsam mit ca. 35 weiteren Gästen, bestehend aus Ronalds Familie, wird danach zu ecuadorianischer Musik (hauptsächlich Salsa und Merengue) getanzt, getanzt und nochmmals getanzt. Wir stellen fest, dass typisch ecuadorianisch, niemand von Ronalds Familie auch nur eine Minute still sitzen kann, wenn hier die Musik läuft…was ich persönlich ja durchaus nachvollziehen kann. Nur Ronald schaut sich das Treiben an diesem Abend abseits der Tanzfläche an, man merkt, die Krankheit steckt ihm noch ganz schön in den Knochen. Aber wir freuen uns alle sehr, dass er dabei sein kann…besonders natürlich Franziska. Es ist schön, die beiden so glücklich zu sehen und wir freuen uns so richtig mit!
Als die Füße schmerzen (wie lange habe ich schon keine hochhackigen Schuhe mehr getragen?!) und die Gäste sich auf den Heimweg machen, endet auch unser letzter Abend in Ecuador.
So treffen wir uns am nächsten Morgen noch einmal in Ronalds Elternhaus und lassen gemeinsam mit seiner Familie den Abend noch einmal Revue passieren…was sprachlich gar nicht immer so einfach ist, da Angela und Enrique nur spanisch sprechen und unsere Sprachkenntnisse, gerade mit dem ecuadorianischen Akzent, dann doch ein wenig zu wünschen übrig lassen. Aber Herzlichkeit und Gastfreundschaft kennen keine Sprachbarrieren und so haben wir dort noch eine gute Zeit.
Dann heißt es Abschied nehmen von Franziska und Ronald, seiner Familie und auch von Margret, Andreas und Pia, da die drei sich mit einem anderen Flieger wieder auf den Weg nach Deutschland machen. Für uns geht es zurück nach Panama City und damit auch zurück zu Sprinti. Wir hatten eine wirklich schöne Woche in Ecuador mit lieben Menschen, aufregenden Abenteuern, einer abwechslungsreichen Natur, einer wunderschönen Hochzeit und einer Malaria-Erkrankung, die Franziska und Ronald zum Glück letztendlich keinen kompletten Strich durch die Rechnung gemacht hat. Lieben Dank noch einmal an Euch beide für Eure Gastfreundschaft und dass Ihr uns einen Einblick in Euer Leben in diesem, für uns noch unbekannten, Land gegeben habt!
Ecuador, wir kommen ganz bald wieder!
7 Comments
Das war ein schöner Bericht und herzlichen Glückwunsch an das Brautpaar. Liebe Grüße aus der Bretagne.
So schön!! Danke für den ausführlichen Bericht!
Danke, liebe Denise, für die überaus lebendige Schilderung dieser für uns alle so bewegenden und eindrücklichen Woche .
Margret
Herzlichen Dank für die anschauliche Schilderung der aufregenden Erlebnisse in den Anden, im Dschungel und in Guayaqil rund um die Hochzeit. Denise, du hast einen besonderen Blick für tolle Fotomotive! Kompliment!
Viele Grüße und alles Gute für die Weiterfahrt mit Sprinti, bleibt behütet!
Ich danke Euch 🤗!
[…] Es ist Montag Morgen um 7.30 Uhr…und wir erreichen das nächste Land…Ecuador (s. dazu auch unsere Route)! Unsere amerikanische Freundin Shelley ist ebenfalls mit von der Partie. Der Grenzübergang funktioniert auch hier wieder nicht immer logisch, aber doch recht reibungslos. So müssen wir uns auf der kolumbianischen Seite abmelden, d.h. wir erhalten einen Stempel im Pass und unser TIP („Temporary Import Paper“) für Sprinti wird ebenfalls ausgetragen. Dann geht es rüber auf die ecuadorianische Seite. Auch hier geht es zu „Migration“, wo wir einen Einreisestempel in den Pass bekommen. Dann ab zur „Aduana“, wo wir Sprinti anmelden und ein neues TIP erhalten. Ecuador ist tatsächlich das erste Land, in dem wir keine KFZ-Versicherung benötigen. Das kann jetzt gut oder schlecht sein. Gut, weil wir uns das Geld sparen können…schlecht, weil wir keine Absicherung haben. Wobei man hier auf der Reise eh nie weiß, ob die Versicherungsgesellschaft im Schadensfall auch zahlen würde. Außerdem sind die Leistungen, anders als in Deutschland, doch sehr reduziert. Nach rund 1,5 Stunden an der Grenze ist alles erledigt und wir können weiterfahren. Shelley hingegen braucht ein wenig länger, weil es noch etwas Bürokratie für ihren Hund Franklin zu erledigen gibt. Auf geht es nun für uns Ecuador weiter zu erkunden, hatten wir doch im Juni bereits einen kleinen Einblick in das Land bekommen (s. dazu Artikel „Ein Abstecher nach Ecuador…#053“). […]
[…] lebt Peters Schwester Franziska mit ihrem ecuadorianischen Mann Ronald (s. dazu auch Artikel „Ein Abstecher nach Ecuador…#053“). Die beiden leben in einer „Gated Community“, das heißt in einer Nachbarschaft, die […]