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Ecuador

Reiseberichte Ecuador

Die Galapagos-Inseln (#064)

15. Oktober 2023

– Und ein Besuch bei Franziska und Ronald –

Wir machen uns also auf den Weg nach Guayaquil und das bedeutet, es geht innerhalb von circa 2,5 Stunden 4000 Meter bergab aus den Anden Richtung Küste…Sprintis Bremsen sind mal wieder begeistert! So schön, wie die Gegend auch ist, so staunen wir nicht schlecht, als sich einige Felsen unmittelbar vor uns entscheiden sich spontan auf die Straße zu stürzen. Glücklicherweise kommt niemand zu schaden. Hier packen die Autofahrer einfach selbst mit an und räumen die Steine ein wenig zu Seite…weil es schon ein wenig dauern kann, bis das hier professionell behoben wird.

Dann erreichen wir Guayaquil und kämpfen uns durch diesen doch sehr chaotischen Großstadtverkehr. Während Peter das mal wieder recht entspannt händelt, habe ich mit so mancher Schnappatmung zu kämpfen…und dieses Mal ist daran nicht die Höhe Schuld, sondern doch eher die Fahrweise hier in Südamerika. Uns fällt übrigens auf, dass es hier in Ecuador sehr viele chinesische Autofabrikate gibt, die original aussehen wie das europäische oder amerikanische Pendant. So gibt es Kastenwagen, PKWs oder Trucks bei dessen Kopie man sich noch nicht mal die Mühe gemacht hat, sie auch nur ein wenig anders aussehen zu lassen…einfach absolut baugleich. Allerdings unterscheiden sich die Namen dann doch ein wenig…so säumen hier z.B. „Great Wall“ und „Terralord“ die Straßen.

Hier in Guayaquil, die mit ca. 3 Mio. Einwohnern größte Stadt Ecuadors, lebt Peters Schwester Franziska mit ihrem ecuadorianischen Mann Ronald (s. dazu auch Artikel „Ein Abstecher nach Ecuador…#053“). Die beiden leben in einer „Gated Community“, das heißt in einer Nachbarschaft, die durch Sicherheitspersonal bewacht wird und in die nur jemand hinein darf, der dort wohnt oder angemeldet ist. Aufgrund der aktuellen Sicherheitslage in Guayaquil durchaus von Vorteil. So dürfen wir samt Sprinti auf das Gelände und können den Wagen hier auch beruhigt in den nächsten Tagen stehenlassen, wenn wir uns aufmachen…auf zu den Galapagos-Inseln, die ca. 2 Stunden Flugzeit von Guayaquil entfernt liegen.

Wir freuen uns sehr Franziska und Ronald nach einigen Wochen wieder zu sehen und verleben so ein schönes Wochenende zusammen. Auch lernen wir weitere Teile Guayaquils kennen.

Am Sonntag Morgen klingelt dann schon um 4.15 Uhr der Wecker und bereits um 6 Uhr sitzen wir mit Sack und Pack am Flughafen. Die Galapagos-Inseln sind ein Archipel im östlichen Pazifischen Ozean. Sie liegen am Äquator ca. 1000 km westlich der ecuadorianischen Küste in Südamerika und gehören zu Ecuador. Allerdings herrscht auf den Inseln eine andere Zeitzone und so liegen wir, nicht wie zuletzt sieben, sondern wieder acht Stunden hinter Deutschland. Die Inselgruppe besteht aus 13 Inseln mit einer Fläche von mehr als 10 km² und über 100 kleineren bis winzigen Inseln, von denen insgesamt nur fünf besiedelt sind (ca. 25.000 Einwohner). Schnell merken wir, dass hier ein etwas anderer Vibe herrscht und lassen uns anstecken vom Insel-Feeling.

Bereits am Flughafen werden wir mit offenen Armen von unserem Guide Maja begrüßt, die ursprünglich aus der Schweiz kommt und seit 37 Jahren auf Galapagos lebt. Auch sie war damals als Touristin auf die Inseln gekommen und wurde dann gefragt, ob sie als Schwangerschaftsvertretung ein Jahr bleiben und als Guide arbeiten könnte. Aus einem Jahr wurden zwei und letztendlich 37, in denen sie ihren Mann kennenlernte, einen waschechten Galapaganesen, und mit ihm den Touristen die Inseln näher brachte. Das Arbeiten und Leben auf den Galapagos-Inseln ist nämlich nur Einheimischen bzw. deren Familien erlaubt, um die Inseln vor Überbevölkerung zu schützen und die Arbeitsplätze ausschließlich an die Einwohner der Inseln zu vergeben. Majas Mann war ursprünglich Fischer und hatte gemeinsam mit seinem Bruder ein Boot. Irgendwann stellten sie fest, dass das nicht genug Gewinn bringt und so bauten sie das Boot „Angelito“, das sie für erste Touristentouren nutzten, während sein Bruder weiter als Fischer tätig war. So kam auch Maja auf die Angelito und führt seither gemeinsam mit ihrer Crew das Familienunternehmen. Seit Covid leider ohne ihren Mann, der wie seine Schwester, die Krankheit nicht überlebt hat.

Schnell lernen wir auch unsere Mitpassagiere kennen…so sind wir mit Jana aus den USA, Alex aus Kanada, Marcelo aus Brasilien, Mette aus Dänemark, Bailey aus Großbritannien und Lu, May und Ping aus China unterwegs.

In den kommenden fünf Tagen besuchen wir die Inseln Baltra, Sombrero Chino, Isla Bartolomé, Genovesa, Puerto Egas (Isla Santiago), Isla Rabida und Santa Cruz (s. rote Linie) und überqueren dabei zweimal den Äquator. Während wir in der Nacht oft auf See sind und ordentlich durchgerüttelt werden, sind die Tage vollgepackt mit Programm. So haben wir täglich zwei Landgänge, bei der wir die Inseln erkunden und einen Schnorcheltrip, um auch die Unterwasserwelt Galapagos‘ aus der Nähe zu bewundern.

Man schätzt, dass die Galapagos-Inseln etwa 4 Millionen Jahre alt sind. Da sie allerdings ca. 1000 Kilometer vom Festland entfernt im Pazifik liegen, ist unklar, ob bereits die Inkas die Inseln entdeckt und besiedelt haben. Die europäische Entdeckung der Galápagos-Inseln erfolgte, als der Spanier Tomás de Berlanga, der damalige Bischof von Panama, nach Peru segelte, um einen Streit zwischen Francisco Pizarro und seinen Leutnants beizulegen. De Berlangas Schiff kam vom Kurs ab, als der Wind nachließ, und seine Mannschaft erreichte die Inseln am 10. März 1535. Sie strandeten an einer der Vulkaninseln. Mehrere Tage verbrachten sie dort und suchten nach Trinkwasser. Zehn Pferde und zwei Spanier verdursteten. Die Restlichen tranken den Saft der Kakteen und erbeuteten Seelöwen und Riesenschildkröten. In einer Schlucht fanden sie dann schließlich ausreichend Trinkwasser für die Heimfahrt.

Die außerordentliche und einmalige Flora und Fauna der Inselgruppe gehören zum Weltnaturerbe der UNESCO. Sie werden durch den Nationalpark der Galapagosinseln geschützt. Etwa 97 % der Fläche der Inseln und 99 % der sie umgebenden Gewässer innerhalb der Ausschließlichen Wirtschaftszone stehen dadurch unter strengem Naturschutz. Die landwirtschaftliche und fischereiliche Nutzung sowie das Betreten der Inseln und das Befahren der Gewässer sind streng reglementiert. Daher ist es nur erlaubt, die Inseln in einer Gruppe mit einem Guide zu betreten, um die Natur nicht zu zerstören. Da sind wir bei Maja an der besten Adresse. Mit voller Leidenschaft bringt sie uns die Tier- und Pflanzenwelt Galapagos‘ näher und erklärt und so viel Interessantes, dass wir alles in uns aufsaugen. So bewundern wir die Blaufußtölpel, die mit ihren blauen Füßen Tänze abhalten und die Fregattvögelmännchen, die ihren roten Hals aufplustern…beides, um den Weibchen zu imponieren. Ja, die Männer!

Besonders schön anzusehen ist, dass sich weder die Vögel, noch die Eidechsen oder Seelöwen an uns stören. Da die Tiere hier auf den Inseln keine Feinde kennen, gibt es auch keinen Grund zur Flucht. So können wir den Tieren nahe kommen, ohne für Unbehagen bei ihnen zu sorgen. Selbst die Vögel fliegen vor uns nicht davon. Natürlich wahren wir dennoch den nötigen Abstand schon aus Respekt zum Tier. Das Ganze ist schon sehr beeindruckend und schön zu beobachten, wie sich einfach niemand an uns stört! So brüten Vögel direkt vor unserer Nase ihre Eier aus und Seelöwen säugen ungestört ihre Jungen…einfach toll!

Zurück an Bord werden wir stets bestens verpflegt…sei es mit einem leckeren Frühstück, Mittagessen oder Abendessen. Und auch mit liebevoll angerichteten Snacks werden wir immer wieder verwöhnt. Alles ist super organisiert und die gesamte Crew ist immer mit vollem Einsatz dabei. So bleibt auf der Angelito tatsächlich kein Wunsch offen und wir genießen dieses Abenteuer, bei dem, anders als sonst, für uns alles bereits organisiert ist ohne dass wir tätig werden müssen…auch mal schön! 🙂

Wenn wir abends nach einem langen Tag zurück an Bord sind, gibt es die Besprechung für den nächsten Tag, manchmal erhalten wir in den Abendstunden noch „Besuch unten an Deck“ von dem ein oder anderen Meeresbewohner und wenn die Sonne untergeht und ein Schwarm Fregattvögel die Angelito begleitet, verschwinden auch wir in unsere Kabinen und schlafen hundemüde ein.

Die Galapagos-Inseln gelten als eines der besten Reiseziele zur Wildtierbeobachtung weltweit. Da sie die besagten 1.000 Kilometer vor der Küste Ecuadors liegen, kommt ihnen die besonders isolierte Lage zugute, wodurch hier eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten überleben, die zum Großteil nirgendwo sonst auf der Erde vorkommen. Charles Darwin besuchte die Inseln im Jahr 1835 und stützte sich später bei der Entwicklung seiner Evolutionstheorie auf seine hier gemachten Beobachtungen. Aus diesem Grund fällt es uns schwer, nur ein paar Fotos dieser besonderen Geschöpfe hier einzustellen…Ihr bekommt heute einfach die volle Dröhnung und könnt dadurch vielleicht ein wenig die Faszination Galapagos‘ nachempfinden.

In den nächsten Tagen wandern wir weiter durch die vulkanische Landschaft, laufen barfuß über schwarzen, roten und weißen Sand. Wir beobachten Rotschnabeltropilkvögel, neben Blaufußtölpeln nun auch Nazcat- und Rotfußtölpel, Gabelschwanzmöwen, Galapagos-Pinguine, Krabbenreiher, Lava-Möwen, Galapagos Spottdrosseln, Genovesa Grundfinken, Genovesa Kaktusfinken, Große Grundfinken, Laubsängerfinken, Kleine Grundfinken (ja, ganz schön viele Finken), Austerfischer, Sumpfohreulen, Schleiereulen, Lavareiher, Kanadareiher, Pelikane, Galapagos Bussarde, Halsbandregenpfeiffer, Galapagos Fliegentyrann, Bahama Enten und auch Flamingos sind mit von der Partie. Neben Seelöwen entdecken wir auch Seebären, Meer- und Landleguane, Lava-Eidechsen, Bunte Heuschrecken, Rote Klippenkrabben, Schildkröten und Einsiedlerkrebse. Warum ich das so datailliert aufzähle? Weil es viele dieser Arten eben nur hier auf Galapagos gibt, was es zu so einem besonderen Ort macht. We love it!

Und auch unter Wasser gab es wieder einiges zu entdecken…

Dann neigen sich die fünf Tage an Bord dem Ende entgegen. Allerdings wartet noch ein Highlight an Land auf uns für das Galapagos weltweit bekannt ist…die Galapagos-Riesenschildkröten! So statten wir auf der Insel Santa Cruz dem Charles Darwin-Center einen Besuch ab, um dort schon mal Exemplare dieser wunderbaren Tiere zu sehen. Diese Schildkröten in diesem Center sind vor einigen Jahren gerettet worden, sind aber jetzt nicht mehr in der Lage in der Wildnis ausgesetzt zu werden.

Nach der Entdeckung der Galapagos-Inselgruppe wurden die Bestände der Riesenschildkröten sehr stark dezimiert und fünf der 15 bekannten Arten komplett ausgerottet. Geschätzt wird, dass in den letzten zwei Jahrhunderten 100.000 bis 200.000 Tiere getötet wurden. Bei den derzeit noch lebenden Arten wird der Bestand heute auf insgesamt 12.000 bis 15.000 Tiere geschätzt.

Die Galapagos-Riesenschildkröten sind deshalb auch in Anhang A des Washingtoner Artenschutzabkommens gelistet, der höchsten Schutzstufe. Auf den Inseln selber wird seit 1960 ein Artenschutzprojekt betrieben, eben diese Charles-Darwin-Forschungsstation, die inzwischen über 2500 Jungtiere nachgezogen und im Alter von drei bis fünf Jahren ausgewildert hat. Darüber hinaus sorgt die Station für die Eindämmung von Neophyten und Neozoen (nicht heimische Tiere und Pflanzen), die die größte Bedrohung der Artenvielfalt auf Galapagos darstellen. Für die Riesenschildkröten sind vor allem Schweine, Ziegen, Katzen und Ratten eine Bedrohung, denen Gelege und Jungtiere zum Opfer fallen und außerdem eingeschleppte Pflanzen, die einheimische Pflanzen verdrängen und auf diese Weise die Nahrungsgrundlage zerstören.

Eine ganz besondere Schildkröte ist Lonesome George  (engl. „einsamer Georg“). Lonesome George war eine Galapagos-Riesenschildkröte der Unterart „Pinta-Riesenschildkröte“, denn jede dieser Inseln hier hat seine eigene Art der Riesenschildkröten. Während früher Schildkröten oft verspeist und als „langanhaltenes Proviant“ mit auf See genommen wurden, versucht man nun seit vielen Jahren diese Arten der Riesenschildkröten, die es nur auf diesem Fleck der Erde gibt, zu schützen. Lonesome George stammte von der Insel Pinta wo er 1971 entdeckt wurde…als einziges noch übrig gebliebenes Exemplar seiner Art. Um diese vor dem Aussterben zu retten, war George bis zu seinem Tod in der Forschungsstation der Charles Darwin Foundation untergebracht und es wurde verzweifelt versucht weltweit in Zoos oder aus privater Haltung ein Weibchen seiner Gattung zu finden…vergebens! Dann versuchte man ihn mit einer artverwandten Dame zu paaren, doch auch das ohne Erfolg. Lonesome George wurde ca. 100 Jahre alt und wog etwa 90 kg. Er starb am 24. Juni 2012 als vermutlich letztes Individuum seiner Unterart.

Nach seinem Tod wurde George im American Museum of Natural History in New York einbalsamiert und ab 2014 ausgestellt. Im Jahr 2017 kehrte George in seine Heimat auf die Galapagos-Insel Santa Cruz zurück. Und da steht er nun vor uns…Lonesome George!

Nach dem Besuch im Darwin-Center machen wir uns mit dem Bus auf zu einem ganz besonderen Ort auf dieser Insel. Ursprünglich hatte ein Bauer sein Stück Land für die Viehwirtschaft genutzt, doch dies stellte er vor einigen Jahren ein. Der Grund: freilebende Riesenschildkröten! Diese gewaltigen Tiere besiedeln in großer Anzahl diese Gegend. Es handelt sich dabei um wilde Tiere, die mal kommen und gehen. Dieses Stück Land scheint ihnen besonders gut zu gefallen und so haben wir die Möglichkeit diese einzigartigen Tiere an diesem Nachmittag in freier Wildbahn zu beobachten…und wieder einmal stört sich niemand an uns Menschen! 🙂

Die Schildkröten werden ca. 100-150 Jahre alt und erreichen ein Gewicht von 200-300 kg. Wir wollen uns auch einmal fühlen wie eine Riesenschildkröte und „schlüpfen“ in einen echten Panzer…so viel sei dazu gesagt…das Gewicht ist ordentlich und in Sachen Bewegungsfreiheit gibt es sicherlich bessere Behausungen. Umso erstaunlicher wie das Leben so einer Riesenschildkröte aussieht.

Dann verlassen wir die Schildkröten wieder und legen auf dem Rückweg noch einen Zwischenstopp an einem Lava-Tunnel ein. Dies ist eine Höhle, dessen Außenwände ausgehärtet sind und durch die flüssige Lava hindurchgeflossen ist. In diesen Tunnel steigen wir hinab und bewundern auch dieses Naturschauspiel. Und an mancher Stelle zwingt es uns sogar wortwörtlich in die Knie…

Unsere letzte Nacht verbringen wir dann im Hotel, bevor es am nächsten Morgen mit dem Flieger zurück nach Guayaquil geht. Was war das doch für eine tolle Zeit auf Galapagos und obwohl wir jetzt nicht die absoluten Vogel-Liebhaber sind, so hat uns die Tierwelt dort vor Ort doch absolut fasziniert. Lange hatten wir überlegt, ob wir diesen Trip überhaupt machen sollen, hatten wir doch zuvor gehört, dass die Inseln unter all den Touristenströmen leiden sollen. Und ja, es gibt dort viele Touristen, die Tagesausflüge machen oder große Schiffe mit 100 Menschen an Bord, die dann gleichzeitig auf die Inseln stürmen. Aber wir haben auch festgestellt, dass die Menschen vor Ort den Tourismus benötigen und gerade die Corona-Zeit hat dort viele Existenzen zerstört. Daher war es für uns genau der richtige Weg eine zusammenhängende Tour auf einem kleinen Boot eines lokalen Anbieters zu buchen. Wir waren nur in unserer kleinen Gruppe unterwegs, konnten mit der Angelito von Ort zu Ort fahren und somit dem Tagestourismus entgehen. Die Angelito stellt ihr eigenes Trinkwasser her und erfüllt die besonderen Auflagen Galapagos‘. Maja und ihre Crew haben uns eine unvergessliche Zeit bescherrt und wir würden jederzeit wieder mit ihr die Inseln erkunden (www.angelitogalapagos.com).

Dann erreichen wir wieder Guayaquil und bleiben zwei weitere Tage bei Franziska und Ronald…denn es gibt mal wieder etwas zu feiern! Franziskas 30. Geburtstag!

Nachdem wir abends in den Geburtstag hineingefeiert haben, machen wir uns am nächsten Tag auf und erkunden einen Nationalpark unweit von Guayaquil. Und da ist sie wieder, die schwüle Luft, die wir noch zu gut aus Panama kennen und zuletzt gegen die kalte Bergluft der Anden eingetauscht hatten. Den Rest des Tages verbringen wir mit Ronalds Familie und erleben wie Geburtstage auf die ecuadorianische Art gefeiert werden.

Dann ist es an der Zeit Abschied zu nehmen von Franziska und Ronald…unser Weg führt uns weiter Richtung Süden.

Etwa zwei Stunden von Guayaquil entfernt gelangen wir plötzlich in eine Polizeikontrolle, bei der ca. 20 Polizisten auf beiden Fahrspuren sämtliche Autos anhalten. Ist der erste Polizist noch nett und fragt freundlich nach Führerschein und Fahrzeugpapieren, kommt plötzlich ein zweiter Polizist dazu, der mit strengem Gesicht auf unseren Riss in der Windschutzscheibe zeigt…mit dem wir ja übrigens schon seit Kanada herumfahren und nie gab es ein Problem. Aber wir wissen, dass auch hier wieder viele korrupte Polizisten unterwegs sind, die nur darauf warten, aus welchem Grund auch immer, ein wenig Geld nebenher zu verdienen. Dieser Polizist möchte nun für sieben Tage unser Auto konfiszieren, in der Zeit müsse die Scheibe repariert werden. Ja das hat uns nun gerade noch gefehlt, wollen wir doch heute noch über die Grenze! Wir bleiben ruhig und rufen Franziska und Ronald an, die sich mit den Gegebenheiten hier vor Ort definitiv besser auskennen als wir. Als wir dem Polizisten mitteilen, dass wir das mal eben mit unserem ecuadorianischen Schwager abklären müssten, dauert es keine zwei Minuten und wir erhalten unsere Papiere zurück und dürfen weiterfahren.

Und dann erreichen wir die Grenze und es heißt: „Adiós Ecuador…hola Peru!“

Reiseberichte Ecuador

Herzlich Willkommen auf 5100 Metern (#063)

1. Oktober 2023

– Cotopaxi, Chimborazo & Co. –

Heute erwartet Euch ein etwas längerer Bericht, denn wir haben einfach so viel erlebt. Also viel Spaß beim Lesen und „Miterleben“! 🙂

Wir verlassen die Hauptstadt Quito und fahren weiter Richtung Süden zum Cotopaxi Nationalpark. Der Cotopaxi ist mit 5897 m der zweithöchste Berg Ecuadors und einer der höchsten aktiven Vulkane der Erde. Obwohl er aktiv ist, ist er der am häufigsten bestiegene Berg des Landes und einer der meistbesuchten Gipfel Südamerikas. Schon aus der Ferne ist der Cotopaxi mit seiner vollen Pracht zu bewundern. Wir befinden uns bereits auf einer Höhe von 3900 m und entscheiden uns an diesem Tag für einen recht einfachen Wanderweg, um uns erstmal weiter zu akklimatisieren. Und so wandern wir entlang der „Laguna de Limpiopungo“ und schauen den Wildpferden beim Grasen zu. Einfach traumhaft!

Unweit des Wanderweges befindet sich auch unser Stellplatz (La Rinconada) für die Nacht. Und auch der kann sich sehen lassen. Mit wundervollem Blick auf den Cotopaxi stehen wir ganz alleine an diesem Ort…hach, was fein!

Wir verbringen gleich zwei Nächte dort und nutzen den „freien“ Tag dazu, um für Euch zu schreiben, die Reise weiter zu planen und zu recherchieren. Langweilig wird uns also noch lange nicht! Nachts wird es dann um die 2 Grad, also holen wir unsere dicke Bettdecke wieder aus der Versenkung und kuscheln uns in unser gemütliches Bettchen.

Ach ja, da war ja auch noch was mit dem „Akklimatisieren“

Was genau bedeutet das eigentlich?

Unter einer Akklimatisation oder auch Akklimatisierung versteht man die individuelle physiologische Anpassung eines Organismus innerhalb seiner genetischen Vorgaben an sich verändernde Umweltfaktoren, wobei diese Anpassung selbst reversibel (umkehrbar) ist. Soweit die Theorie!

Genauer gesagt bedeutet das, dass sich der Körper erstmal an die Höhenlagen gewöhnen muss, da es durch den geringeren Sauerstoffgehalt in der Atemluft anderen Gegebenheiten wir normal unterliegt. Legt man zu schnell zu viele Höhenmeter zurück, droht die Höhenkrankheit. Leitsymptom der Höhenkrankheit sind Kopfschmerzen, dazu kommen häufig Appetitverlust, Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit, Schwäche, Atemnot, Schwindel, Tachykardie, Benommenheit bis zur Apathie, Koma, Tinnitus und Schlafstörungen. Die Höhenkrankheit kann zudem in ein akutes und lebensbedrohliches Höhenhirnödem übergehen, oder auch kann sich ein ebenfalls lebensgefährliches Höhenlungenödem bilden. Die Höhe beim Auftreten erster Symptome ist individuell verschieden und stark konstitutionsabhängig, sehr selten kann eine Höhenkrankheit bereits zwischen 2000 und 2500 m auftreten. Neben der erreichten Höhe sind weitere starke Risikofaktoren für das Auftreten einer Höhenkrankheit ein Aufstieg von mehr als 625 Meter pro Tag ab 2000 Meter und eine fehlende vorherige Akklimatisation mit weniger als fünf Tagen über 3000 Meter in den vorausgegangenen zwei Monaten. Frauen sind häufiger betroffen, ebenso jüngere Menschen unter 46 Jahren sowie Menschen, die an Migräne leiden. Fehlende Fitness ist kein Risikofaktor für die Höhenkrankheit.

Um dies zu vermeiden, sind wir in den letzten Wochen langsam aber stetig höher gefahren und haben uns jeweils an die neue Höhenlage gewöhnen können. Dennoch sind wir aufgrund des geringeren Sauerstoffgehalts in der Atemluft bereits bei kleinen Anstrengungen wesentlich schneller außer Atem und haben in normalen Alltagssituationen immer wieder das Gefühl nicht genug Sauerstoff einzuatmen. Auch das Schlafen fällt uns schwerer. Besonders ich liege ab einer Höhe von ca. 3300 m nachts oft wach und habe das Gefühl von Atemnot. Also alles schööön laaangsaaam!

Wir sind mittlerweile so richtig in den Anden angekommen. So leben hier in den Bergen quasi ausschließlich Menschen der indigenen Bevölkerung und ihre Lebensweise ist eher einfach und tradtionell gehalten. Wir sind überrascht mit welch einfachen Mitteln und bis zu welcher Höhe (teilweise auch an so richtig steilen Abhängen) hier auf den Bergen Landwirtschaft betrieben wird. Hier werden u.a. auch Lamas und Alpakas als Nutztiere gehalten und in der Natur begegnen uns mittlerweile tatsächlich auch freilaufende Exemplare dieser beiden Gattungen. Wir sind also gespannt, was uns hier in der Höhe noch so erwarten wird.