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Sprinter

Reiseberichte Uruguay

Uruguay (#082)

14. April 2024

– Strand, Wein, Regen und Rodeo –

An dem kleinen Grenzübergang Chuy verlassen wir Brasilien und betreten Uruguay.

Chuy ist dabei der Ort, der durch die Grenze getrennt ist. Der brasilianische Ortsteil schreibt sich dabei „Chui“, der uruguayische hingegen „Chuy“. So trennt lediglich eine Straße den Ort und somit auch die beiden Länder. Die Straße hat in jede Richtung nur eine Spur. Die eine liegt in Brasilien und heißt „Avenida Uruguay“ und die andere Spur liegt in Uruguay und heißt „Avenida Brasil“. Als wir durch den Ort fahren, um Geld zu wechseln und uns mal wieder neue SIM-Karten zu besorgen, überqueren wir fast versehentlich diese besagte Grenzstraße und hätten beinahe wieder in Brasilien gestanden. Die Einheimischen Chuys scheinen hier hingegen eine spezielle Regelung zu haben, denn auf dieser Straße mitten im Zentrum fährt und läuft alles hin und her…ein ziemliches Gewusel, sag ich Euch!

Uruguay ist mit seinen knapp 3,44 Mio. Einwohner das kleinste spanischsprachige Land in Südamerika. Mit einer Fläche von 176.215 Quadratkilometern (davon rund 2.600 Quadratkilometer Wasserfläche) ist es dabei etwa halb so groß wie Deutschland und grenzt im Norden an Brasilien, im Osten an den Atlantischen Ozean, im Süden an den Río de la Plata und im Westen (durch den Río Uruguay getrennt) an Argentinien. Die Küste Uruguays erstreckt sich über 660 km und genau die fahren wir erstmal entlang. Direkt im Nationalpark Santa Teresa begrüßt uns das Land mit traumhaften Stränden. So finden wir auch schnell ein schönes Plätzchen, an dem es sich gut aushalten lässt. Auch Capybaras, sogenannte Wasserschweine und die größten Nagetiere der Welt, sind in dieser Gegend mit von der Partie.

Und so hangeln wir uns in den nächsten Tagen immer weiter die Küste entlang und entdecken einen schönen Strand nach dem anderen. Dabei stellen wir fest, dass auch die Uruguayer ihre Strände lieben und sich gerade viele ältere Menschen unter der Woche am Strand aufhalten und ihre Zeit dort genießen. Auch das Surfen ist hier hoch im Kurs…das allerdings eher bei den jüngeren Menschen. Neben all den schönen Stränden ist bei uns auch Arbeit angesagt, denn irgendetwas fällt ja immer an und so greift Peter mal wieder zu seinem Lötkolben (ich muss gestehen, dass hört sich durchaus merkwürdig an, wenn ich das so schreibe). So zum Ende unserer Reise liegen auch viele organisatorische Dinge an, die es zu erledigen gilt. So ist es an der Zeit nun unseren Container, indem Sprinti per Schiff nach Hause transportiert werden soll, fest zu buchen. Noch immer suchen wir zwar nach Container-Buddys, aber somit haben wir den Container und damit auch den Termin für die Verschiffung schon einmal sicher. Danach können wir somit auch unsere Rückflüge buchen. All das ist durchaus zeitintensiv, weil viele Faktoren und Eventualitäten eine Rolle spielen und berücksichtigt werden müssen. Das allerdings in dieser Umgebung zu erledigen, entschädigt einfach für alles!

Nach einigen Tagen verlassen wir den Nationalpark Santa Teresa wieder, allerdings nicht ohne vorher noch unseren Wassertank bei der Park-Feuerwehr aufzufüllen.

Unser erster Eindruck von Uruguay ist wirklich positiv. Alle sind sehr freundlich und hilfsbereit, die Infrastruktur und die Straßen sind sehr gut und wir freuen uns, dass wir nun wieder Spanisch und nicht mehr Portugiesisch sprechen können. Nach der Ankunft europäischer Siedler (ab dem 17. Jahrhundert) entwickelten sich die von den Spaniern ausgesetzten Pferde und Rinder auf den weiten Grasfluren der Pampa (ja, hier im Südosten des Kontinents liegt sie wirklich, DIE Pampa) zu großen Herden, die die Grundlage für den wirtschaftlichen Reichtum des Landes bildeten. Die indianischen, Guaraní sprechenden Ureinwohner (Charrúas, Guanaes, Yaros, Chanaes), die als Jäger und Sammler lebten, sind seit Mitte des 18. Jahrhunderts innerhalb weniger Jahrzehnte ausgerottet worden. Das frühe 19. Jahrhundert war vor allem von Kämpfen gegen die Argentinier und Brasilianer geprägt, die das Land diverse Male annektieren wollten. Uruguay gehört heute zu den stabilsten, demokratischsten und wohlhabendsten Ländern in Lateinamerika. Die politische und wirtschaftliche Transformation hat in den letzten Jahren beträchtliche Fortschritte gemacht. Von lokalen Leuten erfahren wir allerdings auch, dass in den letzten Jahren die Preise im Land z.B. für Lebensmittel ziemlich angestiegen sind, nicht aber die Löhne, was es für die Menschen im Alltag schwieriger werden lässt. Auch uns fällt der Preisanstieg im Gegensatz zu den Ländern Argentinien und Brasilien beim Einkaufen auf, befinden wir uns doch fast auf dem deutschen Preisniveau. Auch der Sprit ist hier um einiges teuerer als in den vorherigen Ländern. Dennoch machen die Menschen hier einen glücklichen Eindruck und profitieren von einer politischen Stabilität.

In den nächsten Tagen fahren wir weiter die Küste entlang Richtung Südwesten (s. dazu unsere Route) und entdecken weitere Strände und Orte Uruguays. Wir stellen dabei fest, dass Uruguay ein sehr grünes Land ist…hier grasen die Kühe auf Wiesen unter Palmen und überall wächst tatsächlich Schilf. Letzteres erklärt auch, warum wir viele Häuser mit Reetdächern sehen. So langsam kommen wir Sprintis Ziel, Montevideo, immer näher. Glücklicherweise hat sich Sprintis Motorleuchte bislang nicht noch einmal gemeldet (s. dazu Artikel „Brasilien und die größten Wasserfälle der Welt #081“) und so sind wir ganz optimistisch, dass wir die restlichen Kilometer nun auch noch ohne weiteres gemeinsam schaffen! Die letzte Etappe unserer Reise hat begonnen!

Wir machen uns auf nach Atlantida, ein Ort etwa 50 Kilometer vor Montevideo. Etwas außerhalb fahren wir zum Platz La Chacra Holandesa, ein kleines Stück Land, auf dem sich zwei holländische Auswanderer niedergelassen haben. Neben Jan und Marieke, fünf Hunden, Rindern, Pferden und Hühnern, treffen wir auch auf deutsche Auswanderer und holländische Reisende. Hier auf dem Platz ist es an der Tagesordnung, dass um 17 Uhr Feierabend ist, d.h. dann lassen alle ihre Arbeit ruhen und setzen sich auf ein Weinchen zusammen. Nachdem wir den ganzen Tag über Wäsche gewaschen und erste Vorkehrungen für die Verschiffung getroffen haben, wohnen auch wir der geselligen Runde bei….und das Weinchen schmeckt auch ganz gut 🙂 .

Apropos Weinchen…Uruguay hat tatsächlich einige Weinanbaugebiete und gilt als „aufsteigender Stern im weltweiten Weinanbau“. Und so machen wir uns nach zwei Tagen bei Jan und Marieke auf zum Pizzorno Weingut nördlich von Montevideo. Es ist Montag und als wir das Weingut erreichen, schüttet es wie aus Eimern und alles sieht irgendwie geschlossen aus. Und ja, es ist tatsächlich montags geschlossen (auch hier kann man sich nicht so auf Google verlassen)! Aber wir treffen auf einen netten Mitarbeiter, der uns für den nächsten Tag eine Weintour bucht und uns erlaubt auf deren Parkplatz zu übernachten. Ja, das klingt doch perfekt! Allerdings regnet und gewittert es noch immer, so dass wir uns an diesem Montag tatsächlich nur in Sprinti verkriechen können.

Am nächsten Morgen ist es dann soweit. Wir sind die einzigen englischsprachigen Gäste an diesem Tag und so bekommen wir eine Einzelführung…Joaquin ist dabei unser Guide. Wir laufen durch die Weinkeller und erfahren neben der Geschichte des Weinguts auch viel über die Weinproduktion und Ernte an sich. Jetzt kennen wir uns also aus…im Weinbusiness 🙂 ! Und auch das dazugehörgige 3-Gänge-Menü lässt keine Wünsche offen…soooo lecker!

Noch immer regnet und gewittert es ununterbrochen. Was wir da noch nicht ahnen…es wird auch noch die nächsten vier Tage so weitergehen. Peter und ich haben beide noch nie Regen und Gewitter in diesem Ausmaß erlebt, die Blitze kommen im Sekundentakt und das stundenlang, bzw. tagelang.

Als wir tags darauf weiterfahren, sind viele Straßen wegen Überschwemmungen gesperrt und einige Flüsse treten über die Ufer. Auch unser nächster Platz (Posada Casa Vieja) in der Nähe der Stadt Colonia del Sacramento ist ordentlich durchgeweicht. Wir landen bei Ruedi und Susanna…zufällig wieder Auswanderer…dieses Mal aus der Schweiz. Ihr seht schon, viele Auswanderer hat es nach Uruguay verschlagen! Die beiden haben sich hier auf ihrem Grundstück ein Wohnhaus und Ferienwohnungen aufgebaut und haben so viel Platz, dass dort mittlerweile auch Camper stehen können. So treffen wir hier zufällig mit Sandra und Yannic auch alte Reisebekannte wieder, die wir zuletzt in Elvios Werkstatt in Paraguay getroffen haben (s. dazu Artikel „Paraguay und ein wenig Wellness für Sprinti #080“). Noch immer dieser extreme Regen, der in diesem Ausmaß absolut untypisch für die Region ist! Die dadurch entstehende hohe Luftfeuchtigkeit, lässt alles im Wagen klamm erscheinen. Lüften ist bei diesen Wetterbedingungen schlichtweg nicht möglich, weil wir aufgrund der Wassermassen die Fenster oder Dachluken einfach nicht öffnen können. Dieser Regen kommt uns mittlerweile echt ungelegen, weil wir Sprinti eigentlich eine Woche bei Ruedi und Susanna stehen lassen wollen, um mit der Fähre nach Buenos Aires überzusetzen und uns die Hauptstadt Argentiniens genauer anzuschauen. Es hilft nichts, Fähre und Hotel in Buenos Aires sind bereits gebucht! Also packen wir unsere Rucksäcke und hoffen, dass Sprinti dem Regen und der Luftfeuchtigkeit weiter standhält so lange wir nicht da sind. Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg und lassen Sprinti bei Ruedi und Susanna zurück…“aber nur für eine Woche, Sprinti!“

Was wir während unserer Zeit in Buenos Aires alles erleben, werde ich Euch in einem separaten Artikel schreiben. Nur so viel sei gesagt: Buenos Aires ist echt eine tolle Stadt!

Nach einer Woche kehren wir zurück nach Uruguay…zurück nach Colonia del Sacramento…zurück zu Sprinti! Zwar hat es in unserer Abwesenheit noch heftigst geregnet, aber mittlerweile herrscht wieder Sonnenschein. Sprinti hat die Tage gut überstanden und trotz der hohen Luftfeuchtigkeit (und ohne eine Lüftungsmöglichkeit) ist im Wagen nichts feucht oder womöglich noch angeschimmelt. Sehr gut!

Und so geht es am nächsten Tag auch schon wieder weiter. Wir verlassen Ruedi und Susanna und fahren in das Zentrum von Colonia del Sacramento, denn die Altstadt fällt unter das UNESCO-Weltkulturerbe. Colonia, wie man hier kurz sagt, wurde bereits 1680 gegründet und ist damit die älteste Stadt Uruguays. Wir schlendern durch die mit Kopfstein gepflasterten Straßen und sind ganz angetan von diesem schönen Örtchen. Hier könnten wir glatt länger verweilen und die schöne Atmosphäre der zahlreichen Restaurants und Cafés genießen. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau und von irgendwoher tönt südamerikanische Livemusik. Einfach herrlich!

Aber leider müssen wir weiter, denn an diesem Wochenende findet nördlich von Montevideo ein traditionelles Rodeo der urugayanischen Gauchos statt und das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Gauchos nennt man in Argentinien, Bolivien, Brasilien, Paraguay und Uruguay vorwiegend Nachkommen iberischer Einwanderer und Indigenas, die ihren Lebensunterhalt als Arbeiter in der Viehhaltung verdienen. Eines der wichtigsten wirtschaftlichen Erzeugnisse der Gauchos war Rindsleder und später auch Trockenfleisch. Für die Kultur der Gauchos ist insbesondere die Pampasregion, das argentinische Patagonien und der Gran Chaco im zentralen Südamerika bekannt. Ihre Blütezeit hatten die Gauchos im 19. Jahrhundert. Die Folklore hat sie allerdings romantisiert, vergleichbar mit den nordamerikanischen Cowboys. Vor allem in Argentinien und Uruguay hat die „Gaucho-Kultur“ eine tragende Bedeutung für das Nationalgefühl und so nennen sich viele Land- und Viehbesitzer auch heute noch stolz „Gauchos“. Auf unserem Weg durch Uruguay ist uns bereits aufgefallen, wie viele Pferde es hier gibt. Tatsächlich sind es über 400.000 in diesem doch recht kleinen Land.

Oft finden an den Wochenenden in der Umgebung Rodeo-Veranstaltungen statt. Werbung dafür gemacht wird bewusst nicht, denn die Informationen werden unter den lokalen Leuten weitergegeben. So soll die Veranstaltung auch weiterhin ein geschützter Raum für die Einheimischen in der Umgebung bleiben. Daher verirren sich auch nur in den seltensten Fällen Touristen hierher. Wir haben von Jan und Marieke von diesem Wochenende erfahren, die uns zudem versichert haben, dass Touristen gern dort gesehen sind, so lange es keine Überhand nimmt. Und genauso ist es auch! Schon als wir auf dem Gelände ankommen, werden wir freudestrahlend begrüßt und man ist total interessiert daran, woher wir denn kommen. Allerdings fallen wir natürlich auch direkt auf, sind wir doch die einzigen nicht Einheimischen an diesem Wochenende. Auf den Wiesen stehen einige Zelte und auch wir dürfen mit Sprinti über Nacht bleiben. Sprinti ist umringt von Pferdestärken…wenn auch etwas anders als sonst.

Überall Pferde, Pferde und nochmals Pferde. Schnell wird klar, dass „Gaucho sein“ ein absolutes Lebensgefühl ist. Schon die ganz Kleinen sitzen in voller Montur auf den verhältnismäßig riesigen Pferden und galoppieren über die Wiesen.

Die gesamte Veranstaltung geht über zwei Tage und für die Menschen hier ist der Besuch ein normaler, aber traditioneller Familienausflug am Wochenende. Alle haben ihre Klappstühle und große Kühltaschen dabei und so wird sich die Zeit beim Rodeo vertrieben. Auch gibt es ein paar Stände, die Reitstiefel, Hemden oder Gaucho-Hüte verkaufen und auch Essens- und Getränkestände sind vertreten. Viele bringen aus Kostengründen aber auch ihre eigenen Speisen und Getränke mit. So ist es ein buntes und reges Treiben hier auf dem Gelände und wir spüren, was dieses Lebensgefühl für die Menschen hier bedeutet.

Für den Samstag steht als erstes ein Wettreiten auf dem Programm, bei dem zwei Reiter gleichzeitig im Slalom um Metalltonnen reiten. Hier treten auch durchaus Erwachsene gegen Kinder an…mit Leidenschaft sind alle dabei! Davor, dass man hier mit den Pferden nicht zimperlich umgeht, hatten Jan und Marieke uns bereits gewarnt und so wird das Tier mit so manchem Peitschenschlag noch weiter angetrieben.

Danach ist Rodeo auf Kühen und Rindern angesagt und auch hier sind alle mit Herzblut dabei. Der Moderator spricht dabei nicht seine Kommentare, er singt sie einfach.

Dann wird es Abend und wer meint, jetzt würde es ruhiger, der irrt! Nun beginnt der „Party-Teil“! Auf der Bühne geben nationale Künstler alles und schmettern voller Leidenschaft uruguayische Lieder und das bis nachts um 2 Uhr. Danach geht es mit Musik „vom Band“ weiter und das bis 5.30 Uhr. Wir verziehen uns schon deutlich früher in unseren Wagen und lauschen zum Einschlafen der uruguayischen Musik.

Am nächsten Morgen geht es schon früh weiter. Der Tag startet wieder mit einem Wettreiten um die Tonnen. Dann kommt das Pferde-Rodeo, für viele anscheinend das Highlight des Wochenendes. Dutzende junge Pferde werden auf Anhängern und einfachen Truck-Ladeflächen herangekarrt. Die jungen Pferde sind weder eingeritten noch haben sie je einen Menschen auf ihrem Rücken getragen. Das soll also heute passieren und wie wir feststellen, sorgt die Art und Weise womöglich eher für eine größere Hemmschwelle als dass sie diese abbaut…bei den Pferden zumindest. Jan und Marieke haben uns zuvor erzählt, dass selbst viele Einheimische die Vorgensweise aus Tierschutzgründen mittlerweile ablehnen und wir verstehen auch absolut warum. Es handelt sich bei diesem Rodeo-Spektakel um eine jahrelange Tradition, die bei den Gauchos absolut zum Kulturgut gehört und auch wir spüren ihre Leidenschaft für all dies. Vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit gewisse Übungen nach heutigen Maßstäben ein wenig anzupassen, so dass Mensch und Tier dieses Event genießen können.

Als wir uns dann wieder auf den Weg machen wollen, stellen wir fest…man hat uns zugeparkt!

Irgendwie scheint das die Leute überhaupt nicht zu interessieren, parken sie doch einfach kreuz und quer. Außerdem werden ständig Autos ausgerufen, die anscheinend ebenfalls ungünstig geparkt haben und niemanden störts. Also bleiben wir einfach noch ein Weilchen, derjenige wird schon wegfahren. Doch nichts da, auch nach ein paar Stunden hat sich dieser PKW noch kein Stückchen wegbewegt! Ich bin schon fast auf dem Weg zur Bühne, um das entsprechende Nummernschild ebenfalls ausrufen zu lassen, als Peter plötzlich der Meinung ist, dass Sprinti zwischen das dunkle Auto und Baumstamm passen könnte.

Ich bin davon so gar nicht überzeugt und denke nur an neue Schrammen, wo wir doch gerade erst bei Elvio haben den Lack ausbessern lassen. Aber Peter hat meist ein besseres Raumgefühl als ich (typisch Mann und Frau halt!) und so liegt er auch heute richtig…es passt! Wir quetschen uns mit Sprinti durch die enge Lücke. Dann das nächste Problem…die Wiese ist so vollgeparkt, dass wir an entsprechender Stelle nicht zurück auf den Weg gelangen können. Außerdem parken auf dem Weg ebenfalls Fahrzeuge, die unseren Winkel so verkürzen, dass wir unten am Boden aufsetzen. Wie sollen wir nun hier raus kommen? Schnell entdecken auch ein paar Gauchos unser Problem und eilen uns zur Hilfe. Und wie macht man das hier in Uruguay? Man öffnet einfach die Tür des im Weg stehenden Autos (die scheinen hier alle nicht abgeschlossen zu sein), löst die Handbremse und eh ich mich versehe, schiebe ich gemeinsam mit den Gauchos das fremde Auto zur Seite. Das wäre bei dem silbernen PKW, der uns zugeparkt hat, vielleicht auch eine Variante gewesen. Na ja egal, wieder etwas dazugelernt! Was zählt ist, dass der Winkel nun passt und wir so von der Wiese auf den Weg gelangen können. So bedanken wir uns bei unseren Helfern und machen uns happy auf den Weg. Es war schön, dieses Wochenende hier zu erleben, denn mehr Tradition und Kultur in Uruguay geht glaube ich nicht.

Für uns geht es nun wieder zurück an die Küste, denn es bleibt uns noch eine Woche. Eine Woche bevor wir Sprinti für die Verschiffung vorbereiten müssen. Da es bei Sprintis Höhe ja durchaus wieder eine knappe Geschichte mit der Verladung in den Container wird, müssen wir also einige Vorkehrungen treffen. All das werden wir bei Jan und Marieke erledigen können. Somit bleibt uns jetzt noch eine Woche, um mit Sprinti frei am Strand stehen zu können und wir versuchen sie, trotz aller Vorbereitungen, zu genießen.

Es ist ein merkwürdiges Gefühl, dass unsere Reise sich nun dem Ende zuneigt und so ganz scheint es auch noch nicht bei uns angekommen zu sein.

Reiseberichte Paraguay

Paraguay und ein wenig Wellness für Sprinti (#080)

31. März 2024

– Zu Gast in Hohenau –

Nachdem wir Chile endgültig hinter uns gelassen haben (s. dazu Artikel „Eine neue Windschutzscheibe und der lange Weg eines Stoßdämpfers #079“), sind die nächsten Tage absolute Fahrtage, in denen wir Argentinien fast komplett durchqueren. Je weiter wir dabei Richtung Osten kommen, desto grüner wird die Landschaft und umso feuchter wird auch das Klima. Die Gegend ist nun geprägt von Holzwirtschaft und industriellem Ackerbau und so fahren wir z.B. stundenlang durch Mais- und Teefelder. Es wird wärmer und die schwüle feuchte Luft treibt uns so manche Schweißperle auf die Stirn. Unsere Tage sind also geprägt von frühem Aufstehen, stundenlangem Fahren und auch davon, jeden Abend auf einem anderen Stellplatz zu übernachten. Einige davon sind tatsächlich so schön, dass wir glatt länger bleiben könnten.

Doch warum die ganze Fahrerei überhaupt? Uns bleiben noch rund 6 Wochen auf dieser Reise…6 Wochen, die es mit schönen Dingen zu füllen gilt ohne dass es neben all dem, was es zu organisieren gibt, in totalen Stress ausartet. Noch immer sind wir auf der Suche nach Container-Buddys, mit denen wir uns für Sprintis Rückverschiffung den Container teilen können. Dafür sind wir unter anderem in sämtlichen Traveler-Gruppen bei Social Media vertreten. Dort werden wir eines Tages auch von Melina und David angeschrieben, die mit zwei Motorrädern unterwegs sind und die wir, wie der Zufall es so will, auch schon in Panama und in Kolumbien getroffen haben. Zwei Motorräder würden Sprinti im Container natürlich super ergänzen, weil all zu viel Platz ist ja nicht mehr übrig. Jetzt heißt es also Daumen drücken, dass das was wird!

Bevor wir also die letzten Wochen in den „Chill-Modus“ übergehen (falls das überhaupt was wird?!), gibt es noch einiges zu entdecken und auch Sprintis „Wellness-Programm“ geht in die nächste Runde. Und wo soll all das passieren? In Paraguay!

Und so verlassen wir nach einigen Fahrtagen nun auch Argentinien…aber so viel sei gesagt: „Wir kommen wieder…und zwar noch auf dieser Reise!“ Der Grenzübergang nach Paraguay verläuft recht reibungslos und unkompliziert, wenn auch gleich die Vorgehensweise noch ein wenig „ursprünglicher“ zu sein scheint. Computer sind weit und breit nicht in Sicht und so werden die Menschen, die die Grenze übertreten (so wie wir), handschriftlich in Listen eingetragen, während der Grenzbeamte erstmal hektisch den Schreibtisch frei macht und eine Sahnetorte (die bei diesen Temperaturen wahrscheinlich eh nicht lange hält) zur Seite räumt. Aber man lässt uns und Sprinti ohne weiteres ins Land…sehr schön!

Paraguay ist einer von lediglich zwei Binnenstaaten (kein direkter Zugang zum Meer) in ganz Amerika und wird von Argentinien, Bolivien und Brasilien umschlossen. Mit einem Staatsgebiet von knapp 407.000 km² ist das Land ungefähr so groß wie Deutschland und die Schweiz zusammen, hat dabei aber lediglich 6,7 Mio. Einwohner, wo von 7% der Bevölkerung sogar Einwanderer deutscher Herkunft sind. Wir befinden uns hier mittlerweile wieder im tropischen und subtropischen Klima und die oft dschungelartige Landschaft und rote Erde erinnert uns tatsächlich an Costa Rica. Zur einheimischen Tierwelt gehören hier auch wieder verschiedene Affenarten, Jaguare, Pumas, Ameisenbären, Tapire, Gürteltiere, Wasserschweine, Ozelote sowie Kaimane, Anakondas und andere Schlangenarten. Da schaut man schon zweimal, wo man hintritt! Zu den zahlreichen Fischarten Paraguays gehören sowohl die Lungenfische, die sich während der Trockenzeit im Schlamm eingraben, als auch Piranhas. Es gibt zudem über 700 Vogelarten, darunter Tukane, Kolibris, und verschiedene Sittiche und Papageien sowie die größten Vögel des Landes, Nandus, die wir aus der Ferne zu Gesicht bekommen. Zu dem Schutz all dieser Tiere wurden in Paraguay zahlreiche Nationalparks gegründet.

Es ist Sonntag und so führt uns unsere Weg zu einem Wassersport-Verein direkt am Fluss Paraná, der Argentinien und Paraguay trennt. Hier dürfen wir mit Sprinti direkt am Wasser stehen und auch die Einheimischen nutzen gerade am Wochenende dieses Naherholungsgebiet. Es wird mit Booten oder Jetskis über den Fluss geheizt, es wird gelacht und sich gesonnt…und natürlich…es wird mal wieder gegrillt! So genießen auch wir dieses Plätzchen und springen in den 3200 Kilometer langen Fluss, der gar nicht mal so wenig Strömung hat, uns aber bei rund 38 Grad die nötige Abkühlung verleiht. Kaimane und Piranhas kommen uns zum Glück dabei nicht in die Quere!

Am nächsten Tag geht es schon früh für uns weiter. Wir fahren in das nahegelegene Hohenau, eine Stadt, die viele deutsche Auswanderer ihr Zuhause nennen. Viele Einwohner haben deutsche Vorfahren und einige sind auch der deutschen Sprache noch mächtig. Auf unserem Weg durch die Stadt begegnen uns auf jeden Fall unzählige Namen deutschen Ursprungs, was uns manchmal hier in Südamerika durchaus schmunzeln lässt. Hohenau wurde am 14. März 1900 von Guillermo Closs, Carlos Reverchon und den Brüdern Ambrosio und Esteban Scholler mit der Hilfe von deutschen Kolonisten gegründet. Der deutschstämmige Guillermo (dt. Wilhelm) Closs wurde am 31. Oktober 1841 in Baumschneis (Brasilien) geboren. Im brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul gründete er einen Ort namens Serra Pelada. Später beschloss er, nach Paraguay zu ziehen, wo er Carlos Reverchon traf. Zusammen entwarfen sie einen Plan für die Besiedlung durch deutsche Einwanderer.

Wir erfahren, dass auch gerade zur Corona-Zeit erneut viele Deutsche hierher ausgewandert sind, die mit der ein oder anderen politischen Entscheidung in Deutschland nicht einverstanden waren. Allerdings sind auch knapp 80% davon mittlerweile wieder zurückgekehrt, weil sie sich entweder das Leben in Paraguay einfacher vorgestellt oder die Vorzüge Deutschlands dann doch zu schätzen gelernt haben.

In Hohenau führt uns unser Weg als erstes zu einer „Autowaschanlage“, denn Sprinti hat heute noch einen Termin. Von anderen Reisenden haben wir von Elvio erfahren, der hier eine Werkstatt (Benedix – Welding and Painting) für Beulenbeseitigung und Lackarbeiten hat…und das Ganze auch noch zu einem sehr guten Preis. Um also zu erkennen, an welchen Stellen Sprinti ein wenig „Liebe“ benötigt, ist nun erstmal eine Wäsche dran. Die Löhne sind hier in Paraguay tatsächlich sehr niedrig und so kostet uns die gesamte Autowäsche, bei der zwei Mitarbeiter über eine halbe Stunde an Sprinti schrubben umgerechnet 6,25 EUR (inklusive Trinkgeld).

Dann geht es zu Elvio in die Werkstatt…und wir sind nicht die Einzigen, die seine Hilfe in Anspruch nehmen wollen! So treffen wir mit schoebisontheroad, roadfuxx und bisbald.ch dort tatsächlich alte Reisebekannte wieder, denen wir zum Teil schon in Mexiko, Pananma, Ushuaia und an vielen anderen Orten auf dieser Reise über den Weg gelaufen sind…ja, so klein ist mal wieder die Reisewelt! Alle sind fleißig am Werkeln, denn bei einigen stehen ebenfalls die Verschiffungstermine kurz bevor…egal ob nach Deutschland oder weiter nach Afrika.

Jetzt stellt sich nur noch die Frage, wie lange wird der ganze Prozess mit Sprinti in der Werkstatt dauern und haben wir diese Zeit „übrig“? Elvio schaut sich den Wagen an. Sprinti hat hinten an den Hecktüren einige Beulen, die tatsächlich schon da waren, als wir ihn 2019 gekauft haben. Auf der Motorhaube hat zudem der ein oder andere Steinschlag seine Spuren hinterlassen. Um auf der Reise durch die Amerikas ein möglichst unscheinbares und nicht allzu attraktives Auto („sorry Sprinti!“) zu haben, hatten wir die Beulen damals nicht entfernt. Jetzt allerdings bietet sich das ja geradezu an und etwas Lackpflege hat Sprinti sich zudem absolut verdient. Also überlegen wir gemeinsam mit Elvio, was wie machbar ist…schließlich wollen wir ja nicht Teile des Innenausbaus entfernen müssen, um etwas auszubessern. Dann haben wir einen Plan: Die Hecktüren, die Motorhaube und ein paar winzige Roststellen im Lack (größere hat Sprinti zum Glück nicht) sollen behoben werden. Da wir aufgrund von schlechter Wetterprognose für die nächsten Tage ein wenig unter Zeitdruck stehen, bietet uns Elvio bei all der Arbeit, die er und seine Leute schon haben, tatsächlich an, noch heute bei Sprinti zu beginnen. Ok, alles klar! Also muss für uns schnell ein Plan her, denn wir können für circa 4 Tage nicht im Wagen übernachten. Kurzerhand fahren wir zu einem Hotel in unmittelbarer Nähe und buchen uns dort für die nächsten Tage ein Zimmer, dann fahren wir zum Supermarkt und decken uns mit Trinkwasser und ein paar Snacks ein. Anschließend ist Taschepacken und Autowegbringen angesagt. Und so finden wir uns ein paar Stunden später in einem Hotelzimmer wieder, von dem wir am Morgen noch gar nicht wussten, dass wir dort sein würden. Ja, also ohne Spontanität läuft auf so einer Reise gar nichts!

Und so sehen die kommenden Tage ein wenig anders aus als sonst. Täglich legen wir einen kleinen Spaziergang zur Werkstatt ein und schauen uns Sprintis Fortschritt an. So manches Mal werden wir dabei von einem tropsichen Regenschauer erwischt, der uns in Sekundenschnelle nasswerden lässt bis auf die Haut…immer mit dem Gedanken im Kopf, dass Sprinti jetzt hoffentlich trocken in der Halle steht und nicht nass davor.

Leider erfahren wir in diesen Tagen auch, dass Melina und David ihre Motorräder nun doch mit dem Flugzeug nach Hause schicken werden und so geht unsere Suche nach einem Container-Buddy weiter. Ein wenig Zeit bleibt uns ja noch!

Da wir uns hier im Hotel nicht selbst verpflegen können, ist auswärts essen angesagt…was gar nicht so einfach ist, denn ähnlich wie in Chile und Argentinien essen die Menschen hier erst gegen 21 Uhr und so öffnen auch die Restaurants recht spät, was nicht so ganz mit unserem Rhytmus zusammenpasst. Auf unserem Weg zur Werkstatt kommen wir immer an einem Döner-Restaurant eines deutschen Auswanderers vorbei und statten ihm an einem Abend auch einen Besuch ab. Nach knapp zwei Jahren auf Reisen, in denen man dieses Gericht, in den von uns bereisten Ländern, absolut nicht kannte, lassen wir uns den Döner besonders gut schmecken!

Nach vier Tagen des Ausbeulens, Spachtelns,Schleifens, Lackierens und Trocknens ist Sprinti fertig! Elvio und sein Team haben wirklich super Arbeit geleistet! Wir sind startklar zur Abfahrt…yippieh! Weiter geht’s!

Und so verlassen wir Hohenau und machen uns auf in den Norden Paraguays.

Da das Land gar nicht mal so groß ist, erreichen wir tatsächlich noch am selben Tag die Grenze nach Brasilien.

Und welche Kuriositäten uns dort erwarten, erfahrt Ihr beim nächsten Mal…! 🙂

Wir senden Euch liebe Ostergrüße aus der Ferne!

Reiseberichte Chile

Eine neue Windschutzscheibe und der lange Weg eines Stoßdämpfers (#079)

17. März 2024

– Wir verlassen Chile –

Am Tag nach Peters Geburtstag verlassen wir Valdivia wieder und damit quasi auch die wunderschöne Gegend Patagonien, in der wir die letzten zwei Monate zu Gast sein durften. Aus den Nachrichten erfahren wir, dass der ehemalige Präsident Chiles, Sebastián Piñera, bei einem Hubschrauberabsturz in Lago Rancho (rund 100 Kilometer von Valdivia entfernt) ums Leben gekommen ist. Neben den Waldbränden ein weiterer Schicksalschlag für das Land, was hier die Fahnen auf Halbmast hängen lässt.

Wir fahren weiter Richtung Norden und legen in diesen Tagen viele Kilometer zurück. An einem Abend übernachten wir alleine an einem Fluss, den Einheimische tagsüber gerne mit ihren Familien zum Schwimmen nutzen. Wir holen unsere Campingstühle heraus und genehmigen uns ein Feierabendbierchen, was uns namenstechnisch an zu Hause erinnert. Als es dämmert, werden wir von dutzenden Mücken begrüßt und so machen wir es uns den Rest des Abends in Sprinti gemütlich.

Am nächsten Tag erreichen wir die Wasserfälle Salto del Laja, bei denen sich gleich vier Fälle 35 Meter in die Tiefe stürzen. Dieses Schauspiel gilt hier als ziemliche Touristenattraktion und so legen auch wir hier einen kurzen Stop ein.

Tags darauf erreichen wir mit Colchagua die Weinregion Chiles, durch die wir auf dem Weg Richtung Süden vor zwei Monaten nur durchgefahren sind. Dieses Mal ist auch hier Zeit für einen Zwischenstop. Und nachdem wir auf einem Weingut in Mendoza bereits den argentinischen Wein getestet haben, steht heute eine Verkostung auf dem chilenischen Weingut Viu Manent an. Zu dem Gut gehört ein hervorragendes Restaurant und so sitzen wir an einem sommerlichen Nachmittag unter Weinranken, die uns Schatten spenden und genießen das Essen und den Wein…beides sehr köstlich, kann ich Euch sagen!

Was übrigens außerordentlich praktisch ist, ist, dass wir mit Sprinti direkt am Weingut übernachten dürfen. Als Peter und ich am Abend mit unseren Stühlen vor Sprinti sitzen, den lauen Sommerabend genießen (bevor die Mücken kommen) und unseren Wein vom Weingut verkosten, kommt plötzlich eine deutsche Familie, bestehend aus Thomas und Susanne mit ihren Töchtern Stina und Smilla, vorbei. Auch sie reisen derzeit mit ihrem Truck-Camper durch Südamerika und so kommen wir sofort ins Gespräch…verquatschen uns regelrecht. Die Chemie stimmt sofort! Von ihnen erhalten wir auch den Tipp für einen schönen Stellplatz direkt am Meer. Alles klar, den probieren wir dann doch mal aus!

Am nächsten Morgen trennen sich unsere Wege und so müssen wir uns schon wieder von Thomas und Susanne samt ihrer Töchter verabschieden. Wir folgen deren Ratschlag und machen uns auf zum Meer. So erreichen wir La Boca, ein Ort direkt am Pazifik. Hier finden wir tatsächlich einen ruhigen Platz mit Blick auf diesen wunderschönen Ozean…hier lässt es sich definitiv aushalten! Es ist schon unglaublich, dass wir vor rund einem Monat noch bei 0 Grad Celsius in der Antarktis waren und nun hier bei sommerlichen Temperaturen an dem Meer sitzen, dass quasi aus der Antarktis kommt. Und sich vorzustellen, dass Ushuaia schon wieder über 3400 Kilometer von uns entfernt liegt, zeigt einfach nur wir unglaublich groß und abwechslungsreich dieser wunderschöne Kontinent ist.

Nach zwei Tagen am Meer, in denen wir viel für die letzten Wochen auf dieser Reise recherchieren und organisieren konnten, verlassen wir diesen schönen Ort und sagen damit auch dem Pazifik für diese Reise Lebewohl. Es geht nun für uns erneut nach Santiago. Vielleicht fragt Ihr Euch, warum wir nun ein drittes Mal die Hauptstadt Chiles besuchen?! Die Antwort: Wir haben einen Termin! Zur Erklärung hole ich ein wenig aus. Als wir im letzten Frühjahr auf Heimaturlaub in Deutschland waren, haben wir uns von einer sehr renommierten Firma dort neue Stoßdämpfer mitgebracht. Zwar haben wir uns auf dieser Reise schon zweimal neue einbauen lassen, aber die waren entweder gebraucht und nur neu aufgearbeitet (was wir dann erst im Nachhinein erfahren haben) oder sie waren qualitativ nicht so gut, als dass sie Sprintis Karosserie mit all seinem Gewicht bei den nicht immer guten Straßen auch ausreichend abfedern. Also haben wir uns gedacht, nutzen wir den Heimaturlaub doch auch, um uns neue Stoßdämpfer mitzubringen. Ehrlich gesagt waren wir uns gar nicht so sicher, ob man uns die beim Flug nicht konfisziert, sahen sie beim Durchleuchten unserer Reisetaschen doch eher nach Waffenmaterial als nach einem Autoersatzteil aus. Aber abgesehen vom Gewichtsproblem (s. dazu Artikel „Heimaturlaub #052“) hat alles gut funktioniert. Als wir dann circa 8000 Kilometer später in Lima (Peru) neue Bremsklötze angebracht haben, ist uns aufgefallen, dass der Stoßdämpfer vorne rechts ziemlich leckt und Öl verliert.

Daraufhin haben wir Kontakt mit der deutschen Firma aufgenommen, die dies gleich als Produktionsfehler eingestuft und uns kostenlos einen neuen Stoßdämpfer zugeschickt hat. Doch wohin lässt man sich so ein Paket schicken, wenn man auf Reisen ist? Wie lange braucht das Paket und wo sind wir zu dem Zeitpunkt? Viele Unbekannte, die es schwer abzuschätzen gilt. Es ist zu diesem Zeitpunkt Anfang November und wir sind in Chile, genauer gesagt in Santiago…bei Milenko in der Werkstatt, wo Sprinti einen Ölwechsel etc. erhält. Wir sprechen also mit Milenko und der bietet uns an, die Stoßdämpfer zu ihm schicken zu lassen. Perfekt! Mit DHL Express dürfte es ja nur maximal eine Woche dauern und unser „Waffenmaterial“ müsste aus Deutschland hier in Santiago ankommen. Viele Reisende nutzen DHL Express, um sich Ersatzteile aus Europa innerhalb weniger Tage schicken zu lassen und das funktioniert eigentlich immer sehr gut. So bleiben wir im November ein paar Tage in Santiago und warten auf die Stoßdämpfer. In der Sendungsverfolgung sehen wir, dass das Paket umgehend auf die Reise geschickt wurde und nun am Flughafen in Frankfurt zur Prüfung liegt. Nach einigen Tagen, in denen sich laut Sendungsverfolgung so gar nichts getan hat, entscheiden wir, Santiago zu verlassen und unsere Reise schon mal fortzusetzen…mit dem Plan, Santiago einen erneuten Besuch abzustatten. Und so waren wir erstmal in Argentinien und haben dort Mendoza und einige Nationalparks besucht. Zwei Wochen später sind wir dann nach Santiago zurückgekehrt…allerdings lagen unsere Stoßdämpfer noch immer in Frankfurt. Nach mehrmaligem Nachhaken erfahren wir, dass unser Paket nicht mit DHL Express, sondern als DHL Postpaket verschickt wurde…was prioritätenmäßig nicht ganz oben auf der Versandliste steht. Noch immer tut sich nichts bei unserem Paket! Was machen wir jetzt? Es ist Ende November und uns läuft die Zeit davon, wollen wir doch Ende des Jahres unser Reiseziel Ushuaia erreichen! Vor uns liegen noch knapp 4.000 Kilometer und rund fünf Wochen. Die Straßen werden auch hier herausfordernd sein…und das mit dem kaputten Stoßdämpfer? Geht dadurch womöglich auch der Zweite kaputt? Wir haben keine Wahl und so lassen wir Santiago erneut hinter uns…wieder ohne neuen Stoßdämpfer…dieses Mal Richtung Süden.

Ihr als aufmerksame Pedena-Leser wisst, wir haben es geschafft und Ushuaia rechtzeitig erreicht…auch mit dem alten Stoßdämpfer! Quasi täglich haben wir dabei auf unserem Weg in den Süden den Sendungsstatus unseres Pakets überprüft. Und so bekamen wir am Ende der Welt am Ende des Jahres (es war tatsächlich der 31.12.2023) die Nachricht, dass unser Stoßdämpfer Frankfurt nach über sieben Wochen verlassen und Chile erreicht hat…ENDLICH! Jetzt muss das „Waffenmaterial“ nur noch durch den chilenischen Zoll…Moment, sagte ich „nur noch“?

Dieser Prozess dauert weitere vier Wochen bis wir am 31.01.2024 endlich die Mitteilung erhalten, dass unser Paket abholbereit in Santiago in der Postfiliale liegt…und das nach „lediglich“ 11 Wochen!

Das ist der Grund, warum es für uns nun ein drittes Mal in die chilenische Hauptstadt geht. Wir haben erneut einen Termin bei Milenko. Vorher ist es allerdings an der Zeit den Staub und Dreck seit Ushuaia loszuwerden und so gönnen wir Sprinti mal wieder eine Wäsche…

Dann geht es in die Werkstatt…und man glaubt es kaum…der Stoßdämpfer ist da! Wie wir an den beigelegten Dokumenten im Paket erkennen können, hat sowohl der deutsche als auch der chilenische Zoll das Paket geöffnet und den Inhalt überprüft…die dachten wahrscheinlich auch eher an eine Waffenlieferung! Aber nix da…lediglich ein ganz harmloser Stoßdämpfer! 🙂

Und so bekommt Sprinti an diesem Tag nicht nur einen neuen Stoßdämpfer, sondern auch eine neue Windschutzscheibe und einen neuen Scheinwerfer. Die Windschutzscheibe hat auf der Reise so manchen Steinschlag abbekommen, angefangen in Kanada auf unserem Weg zum Polarmeer (s. dazu Artikel „Reifenpanne auf dem Dempster Highway #014“). Da die Preise hier in Südamerika für eine neue Scheibe um einiges günstiger sind als in Deutschland, erledigen wir das gleich mit. Aus diesem Grund lassen wir auch den Scheinwerfer erneuern, der über die Jahre ein wenig blind geworden ist und trotz unserer Aufarbeitung in Mexiko nicht mehr so leistungsstark ist, wie er sein sollte. Bei unserem ersten Besuch bei Milenko hier in Santiago im letzten November haben wir neben einem Filter- auch einen Ölwechsel machen lassen. Jetzt, nur wenige Monate später liegen bereits weitere 10.000 Kilometer hinter uns und es wird wiederum Zeit Sprinti mit neuem Öl etwas Gutes zu tun. Des weiteren hören wir momentan beim Fahren ein merkwürdiges Geräusch…auch diese Ursache ist schnell gefunden…eine Halterung am Auspuff hat sich gelöst. Also schickt man uns kurzerhand in eine benachbarte Werkstatt, die mal eben zum Schweißgerät greift und so ist nach fünf Minuten auch dieses Problem gelöst.

Weil die neue Scheibe eingeklebt wurde und das Ganze erstmal trocknen muss, sollen wir zwei Tage mit Sprinti nicht schnell fahren und schlechte Straßen meiden. Bei den Bedingungen hier heißt das dann wohl…Auto nicht bewegen! Also fahren wir quasi im Schneckentempo weg von der Werkstatt hin zu Matias und seinem Campingplatz, auf dem wir auch bei unserem ersten Besuch in Santiago schon waren. Auch die Hunde dort erkennen uns wieder und freuen sich über Spielkameraden.

Am nächsten Tag nutzen wir die Zeit und fahren mit dem Taxi in das Stadtzentrum, denn so richtig Sightseeing haben wir in Santiago noch immer nicht gemacht, also wird das jetzt mal Zeit! Santiago ist nicht nur die Hauptstadt, sondern mit 5,2 Mio. Einwohnern (7,1 Mio. im Ballungsraum) auch die größte Stadt des Landes. Damit leben etwa 44 Prozent aller Chilenen in der Hauptstadt oder in ihrer direkten Umgebung. Die Stadt ist das unbestrittene politische Zentrum Chiles, auch wenn das chilenische Parlament, der Congreso Nacional, in Valparaíso tagt. An dem ein oder anderen Regierungsgebäude kommen wir hier allerdings auch vorbei. Die Innenstadt ist sehr geprägt von alten Gebäuden, was ihr durchaus einen Charme verleiht, der uns gefällt. Die Mischung aus alt und neu erinnert uns dabei sehr an Panama City.

Zwei Tage später ist Sprintis Scheibe hoffentlich genug getrocknet. Dazu gilt es zu sagen, dass wir andere Reisende getroffen haben, denen ist tatsächlich die neue Windschutzscheibe auf einer ungeteerten Straße wieder herausgefallen…was aber eventuell auch an der falschen Montage gelegen hat. Wir sind also mal ganz zuversichtlich, lassen die blauen Klebestreifen, die zusätzlich dafür sorgen sollen, dass die Scheibe nicht abrutscht, aber vorsichtshalber nochmal ein paar Tage dran. Für uns ist es nun an der Zeit Chile Lebewohl zu sagen…auf dieser Reise nun endgültg! Und so kreuzen wir nun zum neunten und letzten Mal die Grenze von Chile und Argentinien. Chile ist ein tolles Land und gehört neben Kolumbien zu unseren Lieblingsländern hier in Südamerika. Nach Peru und Bolivien, die für uns persönlich anstrengende Länder waren, hat uns Chile quasi ein wenig aufgefangen (wenn man es so nennen mag) und uns ein wenig Ordnung und Struktur zurückgegeben, was uns sehr gutgetan hat, weil es vieles im Alltag erleichtert. Wir haben hier sehr nette und hilfsbereite Menschen kennengelernt und haben uns nie unsicher gefühlt. Die Landschaft in diesem Land ist einfach fantastisch, daher können wir Chile als Reiseland absolut empfehlen!

Und so fahren wir ein drittes und letztes Mal über den 3.000 Meter hohen Pass, der hier Chile und Argentinien verbindet. Es ist mit knapp 40 Grad sehr heiß und auf der Serpentinenstraße quälen sich die LKWs im Schneckentempo den Berg hoch. Auch Sprinti ist bei diesen Temperaturen und dem extremen Anstieg nicht begeistert. Umso mehr freut er sich bei jedem Stillstand über ein wenig Motorkühlung, in dem wir die Motorhaube aufstellen, damit die heiße Luft auch nur irgendwie entweichen kann. Zusätzlich läuft unsere Heizung im Innenraum auf Hochtouren, um auch so dem Motor ein wenig Kühlung zu ermöglichen. Somit bringen uns nicht nur die 40 Grad ordentlich ins Schwitzen, sondern zudem auch noch die Hoffnung, dass die Scheibe hält.

Es klappt…Sprinti und Scheibe halten durch! 🙂

Und so sagen wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Adios Chile, Du schönes Land!“

Reiseberichte Chile

Von Chiloé durch den Norden Patagoniens (#078)

10. März 2024

– Berühmte Holzkirchen, Waldbrände und ein Geburtstag –

Nachdem Sprintis Reifen geflickt wurde, schaffen wir es in Chaitén rechtzeitig zum Fähranleger, von wo aus uns ein Schiff über den Golf von Corcovado zur Insel Chiloé bringen soll. Und während wir so warten, schwimmen kleine Delfine in der Bucht umher…die ehrlich gesagt mal wieder gar nicht so leicht mit der Kamera einzufangen sind.

Dann legt die Fähre an und wir haben Glück, dass wir recht am Anfang der Schlange stehen. Das Verladen fällt durchaus unter die Kategorie „speziell“, muss doch jedes Fahrzeug auf dem Schiff erst einmal wenden, um beim Anlegen auch in Fahrtrichtung zu stehen. Dass dieses Prozedere je nach Größe des Fahrzeugs ein nicht immer ganz so einfaches Unterfangen ist, ist hier Nebensache. Mit unserer Überfahrt verlassen wir nun auch die berühmte Carretera Austral, auf der wir die letzten 10 Tage unterwegs waren. Ganze 1000 Kilometer haben wir auf dieser Straße zurückgelegt, das meiste davon…Schotterpiste! Neben einem platten Reifen hat sie uns aber auch einfach tolle Landschaften bescherrt (s. dazu die beiden Artikel „Wie geht es jetzt weiter? #076“ und „Die Carretera Austral und ihre Abenteuer #077“). Jetzt ziehen wir also weiter!

Chiloé ist nach der Feuerland-Hauptinsel, die ja zur Hälfte zu Argentinien gehört, die zweitgrößte Insel Chiles. Viele ihrer rund 150.000 Einwohner stammen von dem indigenen Volk der Huilliche ab. Das Klima auf der Insel ist mild, aber außerordentlich feucht, was den Boden sehr fruchtbar macht. Und so gilt Chiloé neben Peru als eine der möglichen Urheimaten der Kartoffel. Noch heute werden dort circa zweihundert Kartoffelsorten angebaut.

Nach etwa drei Stunden erreichen wir mit unserer Fähre die Insel Chiloé und mit ihr den Ort Quellon. Da es mittlerweile schon Abend geworden ist, steuern wir ganz in der Nähe den „Hito Cero“ an, den sogenannten „Meilenstein Null“ und damit das chilenische Ende der Panamericana.

Praktischerweise können wir an dem dazugehörigen Parkplatz übernachten und machen es uns in Sprinti gemütlich als es draußen ordentlich anfängt zu schütten (die Kartoffeln hier wird’s freuen!). Auch am nächsten Tag erwischen wir einen Regentag, machen uns aber mit Sprinti dennoch auf den Weg, die Insel ein wenig zu erkunden. Chiloé ist bekannt für seine Holzbauten, insbesondere für seine hölzernen und zum Teil auch bunten Kirchen. So wurden ein Teil dieser typischen Gotteshäuser im Jahr 2000 in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Wir stellen fest, in einigen dieser Kirchen scheint auch Anfang Februar die Weihnachtszeit noch nicht beendet zu sein. Abends finden wir einen Stellplatz am Rande eines Ortes und direkt am Meer. So setzen wir uns in einer Regenpause auf die Steine an der Brandung und genießen den Sonnenuntergang.

Am nächsten Tag werden wir von der Sonne begrüßt (nach all dem Regen tut das den Kartoffeln sicherlich auch mal gut!) und so macht es umso mehr Spaß weiter auf Erkundungstour zu gehen.

Da in den nächsten Tagen ebenfalls wieder nur Regen gemeldet ist, haben wir die Insel im Schnelldurchlauf besucht und man hätte sicherlich noch mehr Zeit hier verbringen können. Für uns geht es nun im Norden Chiloés mit der Fähre zurück aufs Festland. Dieses mal ist die Passage nur sehr kurz und so haben wir nach rund 20 Minuten wieder festen Boden unter den Füßen.

Wir fahren weiter Richtung Norden und kommen vorbei an der Stadt Puerto Montt. Hier bestätigen sich die Warnmeldungen unserer Handys…Waldbrände! Vielleicht habt Ihr es auch aus den Medien entnommen, dass Chile derzeit (es ist zu diesem Zeitpunkt Anfang Februar) mit verheerenden Waldbränden zu kämpfen hat, wodurch mittlerweile mindestens 131 Menschen gestorben sind und mehr als 300 werden vermisst werden. Die Forstbehörde zählte im ganzen Land 153 Brände auf mehr als 28.000 Hektar, das sind etwa 0,3 Prozent der Landesfläche. Nach Angaben des Innenministeriums wurden 15.000 Häuser beschädigt oder zerstört. Die Brände werden als die schlimmste Katastrophe in Chile seit einem Erdbeben im Jahr 2010 eingestuft. Zwar befinden wir uns in Puerto Montt nicht in der „Hauptgegend“ der Brände (das ist weiter im Norden in „Valparaiso“), aber auch hier kreisen Löschhubschrauber in der Nähe, die ihre Wassermassen abwerfen, um den Bränden Herr zu werden. Und auch in den kommenden Tagen werden wir immer wieder Menschen begegnen, die Geld für die Feuerwehr sammeln.

Wir versuchen die Gegend also schnell wieder zu verlassen und checken regelmäßig die Warnmeldungen auf unseren Handys. Etwas weiter nördlich erreichen wir den Touristenort Puerto Varas. Es ist Samstag und zudem noch immer Hauptsaison in Chile. Somit genießen viele Chilenen das schöne Wetter und die wunderschöne Landschaft, umgeben von Vulkanen. Uns knurrt der Magen und es ist schon recht spät. Wir entscheiden uns also kurzerhand nicht selbst zu kochen, sondern eins von den sehr einladend aussehenden Restaurants zu testen. Wir landen den Jackpot…so lecker, sage ich Euch!

Am Ende des Ortes können wir an diesem Abend kostenfrei auf einem Parkplatz übernachten. Hier sind wir zwar nicht die einzigen, aber die Sicht auf den „Lago Llanquihue“ und den „Vulkan Osorno“ ist trotzdem schön.

Am nächsten Tage fahren wir zum Nationalpark Vicente Perez Rosales und laufen zu den „Saltos del Petrohue“ (eine Reihe von spektakulären Stromschnellen und Wasserfällen)…an einem Sonntag ein sehr beliebtes Ausflugsziel für Einheimische, wie wir feststellen. Somit sind wir recht fix mit unserer Besichtigung fertig und schlendern kurz durch den Souvenirladen. Da wir hier in einer Gegend sind, die früher von einigen Deutschen besiedelt wurde, gibt es in dem Laden sogar Kuckucksuhren…und mal wieder eine skurile Schreibweise meines Vornamens. Am Wegesrand finden wir neben deutschen Namen auch immer wieder Gastronomie, die „Kuchen“ anbieten, auch wenn es hier durch das Spanisch eher „Kutschen“ ausgesprochen wird.

Als wir am nächsten Morgen weiterfahren wollen, entdecken wir, dass in Sprintis rechtem Vorderreifen eine kleine Schraube steckt und er scheinbar auch ein wenig Luft verloren hat. Moment mal, wie viele Tage ist es noch gleich her, dass wir den anderen Reifen haben flicken lassen?! Jetzt zwar ein anderer Reifen…aber schon wieder? Eine weitere Parallele zum letzten Mal…es regnet auch heute ordentlich! Also heißt es mal wieder spontan umzuplanen und eine Werkstatt ausfindig zu machen. Die Schraube lassen wir vorerst drin, pumpen den Reifen wieder etwas auf und fahren weiter…immer mit dem Blick darauf, ob sich etwas verändert. Wir wollen heute Valdivia erreichen und das ist noch rund 160 Kilometer entfernt. Noch dazu haben wir heute einen Termin im Waschsalon für unsere Wäsche. Also Daumen drücken!

Der Reifen hält und wir erreichen Valdivia! In der dritten Werkstatt kann man uns dann auch weiterhelfen. Kurzerhand ist Sprintis Reifen abmontiert und die Schraube entfernt. Wie sich herausstellt, ist die aber so winzig, dass sie den Reifen nicht durchstoßen hat. Also gehen wir mit dem Werkstattangestellten weiter auf Fehlersuche…vergebens! Der Reifen scheint tatsächlich dicht zu sein! Langsam wird es knapp mit unserem Termin im Waschsalon. Also fix den Reifen wieder auf die Felge und angeschraubt. Wir verständigen uns mit der Werkstatt darauf, dass wir bei erneuten Luftentweichen wieder kommen können. Bezahlen brauchen wir netterweise heute für deren Hilfe nichts…ja, auch das ist Südamerika!

Wir schaffen es gerade pünktlich zur Wäscherei, bei der man seine Wäsche glücklicherweise selbst waschen darf, es aber feste Termine gibt, um unnötige Wartezeiten zu vermeiden. Kommt man zu spät, sind die Waschmaschinen gegebenenfalls besetzt. Vielleicht kommt Euch die Stadt Valdivia bekannt vor. Vor genau zwei Monaten waren wir auf unserem Weg in den Süden nämlich schon einmal hier. Hier in Valdivia, hier in dieser Wäscherei und auch damals ziemlich spät dran. Aber es klappt, unsere Wäsche ist in den Maschinen und wir nutzen die Zeit vor Ort womit? Na klar, um für Euch zu schreiben und um Sämtliches zu recherchieren und zu organisieren!

Mit sauberer Wäsche geht es dann für uns zu einem stadtnahen kleinen Campingplatz direkt an einem Fluss…auch hier waren wir schon einmal. Als wir alles fertig haben, ist es bereits Abend und so fallen wir totmüde ins Bett.

Tags darauf ist ein ganz besonderer Tag…es ist Peters 43. Geburtstag! Ist Peter doch sonst immer ein „Winterkind“, liegt sein Ehrentag hier auf der Südhalbkugel im Sommer. Erwartet uns heute also ein Geburtstag mit blauem Himmel und Sonnenschein? Nein, leider nicht, es schüttet wie aus Eimern und innerhalb von Sekunden ist man nass bis auf die Haut. Also werfen wir unsere Pläne kurzerhand um und fahren mit dem Taxi zur deutschen Brauerei Kunstmann. Auch hier waren wir zwar schon einmal, aber Gutes geht ja auch öfter 🙂 ! So genießen wir das deutsche Bier (es kommt dem zumindest sehr nahe), einen Jägermeister und den Apfelstrudel…und der ein oder andere Geburtstagsanruf darf natürlich auch nicht fehlen!

Und so erleben wir unseren insgesamt vierten Geburtstag in der Ferne. Auch wenn diese Tage natürlich anders sind, als wenn wir bei Familie und Freunde in der Heimat gewesen wären, so bleiben sie doch als besondere Erlebnisse in unseren Herzen.

Alles Weitere dann beim nächsten Mal!

P.S. Der Reifen hält! 🙂

Reiseberichte Chile

Die Carretera Austral und ihre Abenteuer (#077)

25. Februar 2024

– Von Marmorhöhlen, anstrengenden Wanderungen und einem platten Reifen –

Wie auch zum Teil schon im letzten Artikel („Wie geht es jetzt weiter? #076“) sind wir noch immer auf der Carretera Austral unterwegs und die Landschaft könnte schöner nicht sein…

Wir erreichen Puerto Rio Tranquillo, das dafür bekannt ist, Ausgangsort für einen besonderen Bootstrip zu sein. Und so reiht sich dort eine kleine Holzhütte an die nächste und alle verkaufen den Touristen diese besagte Tour…die Tour zu den hier sehr bekannten Marmorhöhlen! Auch wir wollen uns das nicht entgehen lassen und so stehen wir früh am nächsten Morgen bestens mit Regenkleidung und Schwimmweste ausgestattet am Hafen, von wo die Bootstour losgehen soll.

Und dann ist es soweit! Mit einigen anderen Touristen heizen wir in unserem Bötchen über den See. Apropos See…welcher mag das wohl sein? Genau, der Lago General Carrera…der zweitgrößte See Südamerikas ist mit seinen 1850 km² auch hier anzutreffen. Waren wir doch in den letzten Tagen über Stunden an ihm entlang gefahren (s. dazu unsere Route) und hatten seine Schönheit von Land aus bewundert, so kommen wir ihm nun ganz besonders nah als uns so manche Welle mitten ins Gesicht schwappt…dafür war also die Regenkleidung gedacht! Wir haben tatsächlich Glück mit dem Wetter, so war gestern noch ein recht verregneter Tag und heute hingegen strahlt die Sonne zwischen noch ein paar übrig gebliebenen Wolken hindurch und verleiht dem See damit seinen besonderen Glanz. Nachdem wir zwei alte Schiffswracks passiert haben, die hier früher für die Minenarbeit eingesetzt wurden, erreichen wir die Marmorhöhlen. Diese Marmorhöhlen sind durch Erosion über die letzten 6000 Jahre hinweg entstanden und bilden daher ein besonderes Naturschauspiel, wie es in dieser Form auf der Welt einmalig ist. Wir sind an diesem Morgen allerdings nicht das einzige Boot, was diesen außergewöhnlichen Ort erkunden möchte und so wird es so manches Mal ganz schön wuselig in den Höhlen. Ja genau…“in“ den Höhlen, denn zu unserem Erstaunen, fahren wir mit unserem Boot tatsächlich in die engen, sehr fragil wirkenden Höhlen hinein und so manches Mal ist „Kopfeinziehen“ angesagt.

Das türkisfarbene Wasser, die Sonnenstrahlen, der Marmor…all das lässt es an diesem Vormittag zu einem wunderbaren Farbenspiel werden lassen und so ist auch dieser Besuch ein besonderes Erlebnis.

Nach unserem Bootstrip geht es mit Sprinti weiter entlang der Carretera Austral und dann endlich ist es soweit….nach hunderten Kilometern Schotterpiste erreichen wir wieder geteerte Straße…yippieh! Schon so ein bisschen Asphalt kann uns Freude bereiten…und Sprinti erst! Also heißt es jetzt wieder…Reifen aufpumpen!

Nach einem Zwischenstopp in der Stadt Coyhaique mit Wäschewaschen, Recherchieren, Organisieren & Co erreichen wir den Nationalpark Queulat, einer der schönsten Nationalparks in ganz Chile. Bekannt ist er vor allem für seinen gewaltigen Hängegletscher Ventisquero Colgante. Kurz vor Mittag kommen wir dort an und legen gleich mit unserer Wanderung los, die uns zum besten Aussichtspunkt für den Gletscher bringen soll. Wir sehen zwar ein paar Hinweisschilder, dass der Wanderweg ab 13:30 Uhr geschlossen sein soll, aber der Weg ist ja nicht weit und so „übersehen“ wir die Schilder einfach mal dezent. Was wir allerdings nicht bedacht haben, dass der Trail nicht sehr gut ausgebaut und auch recht steil ist…somit dauert’s dann doch ein wenig länger. Es geht über Felsen und Baumwurzeln, was uns bei Temperaturen von rund 30 Grad ordentlich ins Schwitzen bringt. Irgendwann ist niemand mehr in unserer Richtung unterwegs, sondern es kommen uns immer mehr Leute entgegen, die sich bereits auf dem Rückweg befinden. Einige Wanderer sagen uns dann, der Aussichtspunkt wäre bereits geschlossen…och nö! Wir laufen weiter, schließlich sind wir kurz vor unserem Ziel. Als wir nur noch 300 Meter vom Aussichtspunkt entfernt sind (den Gletscher sehen wir allerdings vor lauter Wald noch nicht), kommt uns eine Rangerin (Nicole) entgegen, die uns mitteilt, dass wir zu spät dran sind und mit ihr den Weg wieder runter und zurück zum Ausgang müssen…aber so was von nö! Nach einigen Diskussionen müssen wir uns geschlagen geben und wandern ziemlich geknickt gemeinsam mit Nicole die 1,5 Stunden bergabwärts. Wie heißt es so schön: „Wer nicht hören will, muss fühlen!“ Also sind wir selbst Schuld und kommen letztendlich schnell mit Nicole ist Gespräch…jetzt haben wir ja Zeit auf unserem Weg nach unten. Am Ausgangspunkt angekommen erlaubt uns Nicole schnell noch einen Abstecher zu einem anderen Aussichtspunkt einzulegen und somit doch noch einen Blick auf den Hängegletscher werfen zu können. Wir verabschieden uns von ihr und laufen im Eiltempo zur besagten Plattform, die in nur wenigen hundert Metern erreichbar ist, allerdings etwas weiter entfernt vom Gletscher liegt als unser Ursprungsaussichtspunkt. Wir sind tatsächlich mutterseelenallein im Park, niemand ist mehr hier. Und dann plötzlich lichtet sich der Wald und vor uns liegt ein türkisfarbender See und hoch empor ragt der Gletscher, von dem sich ein Wasserfall in die Tiefe stürzt…einfach toll, sage ich Euch!

Dann heißt es allerdings schnell zurück zum Wagen, denn der Park schließt seine Tore in wenigen Minuten. Andere Menschen haben wir schon lange nicht mehr gesehen…wir sind die letzten Besucher im Nationalpark an diesem Tag. Und auch Sprinti steht mutterseelenallein auf dem Parkplatz…jetzt also nichts wie weg hier!

An diesem Abend finden wir einen Stellplatz direkt an einem See und werden am nächsten Tag vom Hahnengekrähe geweckt…was wir jetzt tatsächlich schon länger nicht mehr hatten.

Wir fahren weiter und erreichen Chaitén, eine kleine Hafenstadt mit rund 5000 Einwohnern. Dort stehen wir auf einem wunderschönen Campingplatz direkt am Meer. Und wie der Zufall es so will, treffen wir dort auch Maya und Adi wieder, ein Schweizer Pärchen, das wir in Panama kennengelernt und in Kolumbien ebenfalls zufällig wiedergetroffen haben. Auf diesem Platz lässt es sich aushalten…wenn auch gleich riesige Bremsen (in einigen Regionen Deutschlands auch Bliesen genannt) hier ihr Unwesen treiben.

Chaitén ist umgeben von vielen Vulkanen, einer davon ist der gleichnamige Chaitén. Und da wollen wir hoch! Also schlüpfen wir am nächsten Tag erneut in unsere Wanderschuhe und auf geht’s! Auch wenn wir hier nur über eine 4,83 Kilometer (insgesamt) lange Wanderung reden, hat die es wirklich in sich und fällt damit unter die Kategorie „schwer“. Es müssen auf dieser kurzen Strecke ordentlich Höhenmeter zurückgelegt werden…wir sind also gespannt. Direkt geht es mit der Überquerung eines kleinen Baches los, also eigentlich halb so wild. Galant läuft Peter über die Steine und steht im Nu auf der anderen Seite. Jetzt bin ich an der Reihe und wir wissen beide, dass das nicht zu meinen Top-Spezialitäten gehört. Dennoch betrete ich selbstbewusst den ersten Stein…jetzt noch zwei oder drei Schritte und ich bin ebenfalls auf der anderen Seite.

„Platsch“…und da liege ich! Bin ich doch nichts ahnend auf einen wackeligen Stein getreten, der heute anscheinend nicht so viel Lust auf mich hatte und sich dann spontan weggedreht hat. Peter eilt mir zur Hilfe und tritt dabei auf mein Handy, was ich zum einen umgebunden habe und was zum anderen im Wasser liegt. Ich komme dadurch nicht schnell genug wieder hoch…die Hose ist nass und das Handyband reißt. Ja, das fängt ja gut an! Der anstrengende Part kommt doch noch und ich habe bereits nach zweihundert Metern ’ne nasse Hose und ein abgerissenes Handy! Aber letzeres hat den Sturz und das Wasser zum Glück heile überstanden und die Hose wird bei diesen Temperaturen eh schnell wieder trocken sein. Peter und ich müssen beide ein wenig schmunzeln, ist das doch typisch ich! So kommt es durchaus vor, dass ich beim Wandern stolpere, ausrutsche, hinfalle oder mir einen Splitter in die Hand ramme beim Versuch mich noch irgendwo festzuhalten. Ja, das hat man davon, wenn man wild in der Weltgeschichte umherschaut, immer neugierig etwas Neues zu entdecken und plötzlich Steine oder Baumwurzeln den Weg kreuzen. Aber wie heißt das so schön: „Hinfallen, aufstehen, Krone richten und weiter geht’s!“ Also nehmen wir das heute mal wörtlich!

Und dann merken wir schnell, was „steil“ bedeutet! 621 Höhenmeter gilt es auf den nur knapp 2,4 Kilometern zu bewältigen und die Wege sind mehr schlecht als recht prepariert. Puh! Wir keuchen und schwitzen was das Zeug hält und so manches Mal kommt die Frage auf: „Warum machen wir das überhaupt?“ Aber genauso simpel ist auch die Antwort: „Weil es sich lohnt!“ Was zusätzlich ein wenig hilft, ist zu sehen, dass es allen Anderen genauso ergeht wie uns. Und so quälen wir uns Meter für Meter den Vulkan hoch und kämpfen zusätzlich mit den Unmengen an Bremsen, die auch hier noch nichts von „Abstandsregelung“ o.ä. gehört haben und in Scharen um uns fliegen. So besorgen auch wir uns kleine „Palmwedel“, nur um die Bremsen wenigstens ein wenig von uns abzuhalten…gestochen werden wir trotzdem…und das nicht nur einmal!

Dann endlich haben wir es geschafft! Wir sind am Krater des Vulkans angekommen! Der Krater bemisst sich auf einen maximalen Durchmesser von sagenhaften 3,53 Kilometern. Mittendrin befindet sich eine Lavakuppel, also ein Hügel der durch die Eruptionen entstanden ist. Am 2. Mai 2008 brach Chaitén, den man schon für erloschen gehalten hatte, überraschend wieder aus. Eine bis zu 20 Kilometer hohe Aschewolke erhob sich über dem Krater und innerhalb von vier Tagen wurden mehr als 60 vulkanische Erdbeben ausgelöst. Über 4000 Menschen in der Umgebung mussten damals evakuiert werden und eine ältere Dame verlor ihr Leben. Gemäß einer Radiokohlenstoffdatierung des letzten Lavastroms hatte die vorletzte Eruption vor ca. 9450 Jahren stattgefunden. Die letzten Eruptionen fanden dann von 2008 bis 2011 mehr oder minder kontinuierlich statt. Seit 2013 gilt die Eruption als beendet. Und dennoch sehen wir, wie auch an diesem Tag Rauch aus der Lavakuppel hervorsteigt. Die Aussicht hier oben ist zudem ganz fantastisch und lässt uns den beschwerlichen Aufstieg ein wenig vergessen…wenn sich auch gleich die Bremsen selbst in dieser Höhe immer wieder in Erinnerung rufen. Aber dafür ist meine Hose mittlerweile wieder getrocknet!

An diesem Tag sind wir besonders froh wieder zurück bei Sprinti zu sein…der Muskelkater wird sicherlich nicht lange auf sich warten lassen.

Tags drauf regnet es in Strömen, was wir ehrlich gesagt gar nicht so schlimm finden, bietet es sich doch geradezu an, es sich in Sprinti mal wieder gemütlich zu machen…und ja, der Muskelkater ist tatsächlich mit an Bord…und was für einer! Plötzlich stellen wir allerdings fest, dass wir mit Sprinti irgendwie schiefer stehen als zuvor. Schnell ist der Grund dafür klar…ein platter Reifen! Da hat die Carretera Austral mit ihrer kilometerlangen Schotterpiste wohl ihr Opfer gefordert. Es hilft nichts, wir müssen raus und den Reifen wechseln. Der Regen, der Muskelkater…alles keine optimalen Voraussetzungen, aber zum einen haben wir immer einen fünften gleichwertigen Reifen dabei und zum anderen sind wir mittlerweile auch schon im Reifenwechseln geübt und so ist auch dieses Problem nach etwa 30 Minuten gelöst. 🙂

Nun heißt es allerdings den kaputten Reifen schnellstmöglich flicken zu lassen, um im Falle einer erneuten Reifenpanne wiederum einen intakten Ersatzreifen dabei zu haben. Also verlassen wir am nächsten Tag schon morgens den Campingplatz und fahren in den Ort Chaitén. Dort fragen wir uns ein wenig durch und landen letztendlich in einer „Gomeria“, die es hier in Südamerika zuhauf gibt. Zwar sind die Werkstätten meist sehr einfach und spartanisch eingerichtet, aber die Menschen verstehen ihr Handwerk und so sind wir nach 20 Minuten und 7,63 EUR startklar zur Weiterfahrt.

Und so schaffen wir es mit Sprinti an diesem Tag auch noch rechtzeitig zur Fähre.

Wohin es damit geht und was wir dort erleben, erfahrt Ihr dann beim nächsten Mal…

Reiseberichte Argentinien Chile

Wie geht es jetzt weiter? (#076)

18. Februar 2024

– Was kommt nach der Panamericana? –

Hiermit melden wir uns nach einer zweiwöchigen Blogpause zurück… 🙂

Nachdem wir aus der Antarktis zurückgekehrt sind, bleiben wir noch zwei Tage in Ushuaia. So besuchen wir auch das alte Gefängnis der Stadt, in dem heute diverse Museen beheimatet sind. Zum einen befindet sich dort das Museo Presidio zur Geschichte des Gefängnisses, zum anderen gibt es ein Museum der regionalen Schifffahrt und eines zur Historie der Antarktisexpeditionen. Hier erfahren wir auch mehr über die Geschichte der Strafgefangenen, die nach hier zwangsversetzt wurden, um am Ende der Welt Ushuaia aufzubauen. Für die Stadtentwicklung war der 1902 begonnene Bau des Presidio (dt. Gefängnis) bedeutsam. Dieses von den Gefangenen selbstgebaute und 1920 fertiggestellte Gefängnis ersetzte jenes auf der Isla de los Estados. Die Sträflinge, überwiegend Gewaltverbrecher, aber auch politische Gefangene, bauten auch die Schmalspurbahn Ferrocarril Austral Fueguino, mit der heute Touristen durch den Nationalpark Tierra del Fuego fahren. Im Museum der Schifffahrt entdecken wir zudem „alte Bekannte“ wie z.B. Ferdinand Magellan oder James Cook (s. dazu auch Artikel „Von Alaska bis Feuerland…wir haben es geschafft! #074“). Und auch als die Antarktis thematisiert wird, kommt uns so Manches bekannt vor. Im Jahr 1947 wurde das Gefängnis letztendlich aufgelöst und dient heute als eben dieses Museum.

Was einem hier in Argentinien, aber besonders in Ushuaia, immer wieder über den Weg läuft, sind Schilder, Grafiken oder Monumente über die „Malvinas“. Gemeint sind damit die nahegelegenen Falklandinseln und den damit verbundenen Auseinandersetzungen zwischen Großbritannien und Argentinien. Dieser Zwist hat bereits eine lange Vergangenheit. Vor der Ankunft europäischer Siedler waren die Falklandinseln unbewohnt. 1592 wurden sie vom englischen Seefahrer John Davis entdeckt, der sie jedoch nur sichtete. Es dauerte weitere 98 Jahre, bis die Inseln erstmals 1690 von John Strong betreten wurden. Die erste Siedlung, Port-Louis auf Ostfalkland, wurde 1764 unter französischer Herrschaft von Louis Antoine de Bougainville gegründet, 1766 etablierten die Briten auf Westfalkland die Siedlung Port Egmont, zogen dort allerdings acht Jahre später wieder ab. Port-Louis wurde schon 1766 an Spanien übergeben. 1811 stellte Spanien den Unterhalt der Kolonie ein, verzichtete aber nicht auf die Souveränität über die Inseln. Seitdem sind die Falklandinseln Gegenstand von Territorialstreitigkeiten, anfangs zwischen Großbritannien und Spanien, danach und bis heute zwischen Großbritannien und Argentinien. Die militärische Besetzung der Inseln durch Argentinien am 2. April 1982 löste den Falklandkrieg aus… Großbritannien reagierte und landete sieben Wochen später mit Truppen auf den Inseln. Nach kurzen, aber blutigen Kämpfen konnten die britischen Truppen Argentinien am 14. Juni 1982 zur Aufgabe bewegen. Es fielen ca. 900 Soldaten, davon 649 Argentinier. Auch heute noch scheint dieses Thema ein wunder Punkt in der argentinischen Geschichte zu sein, so gegenwärtig all die Symbole hier noch sind. So gibt es kaum einen Ort, der kein Monument oder eine Gedenktafel über die „Helden der Malvinas“ besitzt. So begegnen uns hier in Argentinien hunderte Schilder am Straßenrand, die besagen, dass die Falklandinseln trotz allem argentinisch sind.

Dann ist es für uns an der Zeit der südlichsten Stadt der Welt Lebewohl zu sagen. Es geht also nach langer Zeit für uns mal wieder Richtung Norden. Unseren ersten Stopp legen wir allerdings gar nicht so weit entfernt ein. Zuvor steht mal wieder ein Grenzübertritt an…dieses Mal von Argentinien nach Chile. Das gestaltet sich glücklicherweise aber ganz reibungslos. Dann erreichen wir den Parque Pingüino Rey, ein Naturreservat, in dem bis zu 120 wilde Königspinguine leben. Auf dem Parkplatz können wir übernachten und abgesehen von ordentlich Wind (wie immer hier unten), haben wir eine ruhige und angenehme Nacht. Am nächsten Morgen besuchen wir dann das Reservat. Da wir Königspinguine nicht in der Antarktis zu Gesicht bekommen haben, versuchen wir hier mal unser Glück. Königspinguine sind nach den Kaiserpinguinen die zweitgrößte Art und messen bis zu 95 cm. Ihre Art wird als „nicht gefährdet“ eingestuft…das sind doch mal gute Nachrichten! An diesem Vormittag wollen die Pinguine zwar nicht näher zu uns kommen und somit muss für die Fotos zusätzlich ein Fernglas herhalten…was ihre Qualität nicht unbedingt besser macht, uns aber dennoch diese schönen Tiere besser beobachten lässt.

Nach einer kurzen Weiterfahrt erreichen wir die Fähre in Cruce Bahia Azul. Die besagte Fähre, auf die wir auf dem Hinweg geschlagene sieben Stunden gewartet haben, weil sie aufgrund des starken Windes nicht fahren konnte (s. dazu ebenfalls Artikel „Von Alaska bis Feuerland…wir haben es geschafft! #074“). Heute haben wir etwas mehr Glück…es ist nicht ganz so stürmisch und so kommen wir schnell und reibungslos auf die Fähre. Wir müssen tatsächlich ein wenig schmunzeln, als wir Punkt 15 auf der Preisliste sehen, aber daran merkt man mal wieder…wir sind in Südamerika!

Mit der Fähre verlassen wir nun auch wieder Feuerland, die südöstlichste Region Südamerikas. Es geht also wieder Richtung Norden. Vielleicht fragt Ihr Euch, wie unsere Reise nun weitergeht, wo wir doch unser Ziel, die Panamericana von Alaska bis Feuerland zu bereisen und mit Ushuaia die südlichste Stadt der Welt zu besuchen, erreicht haben. Und genau so fühlt es sich für uns auch an…wir haben das Ziel unserer Reise erreicht…alles was jetzt kommt, ist absoluter Bonus! Unser Plan ist es, im März/April dieses Jahres wieder zurück nach Deutschland zu kommen und so stecken wir derzeit auch schon mitten in den Planungen und Vorbereitungen. Sprinti soll wieder mit uns zurück nach Hause kommen und so müssen wir uns um die Rückverschiffung etc. kümmern. Wie auch schon bei der Verschiffung von Panama nach Kolumbien, möchten wir Sprinti gerne wieder in einem Container verschiffen lassen, weil das wesentlich sicherer ist, als wenn das via Roll on Roll off (das Fahrzeug wird ohne Container auf das Schiff gefahren und ist daher vor Einbruch, Diebstahl etc. ungeschützt). Wie Ihr schon im Artikel „Wie kommen wir nach Südamerika? #055“ lesen konntet, ist das bei Sprinti und einem Container eine sehr knappe Geschichte, daher brauchen wir Profis, die sich damit auskennen. Momentan sind wir zudem auf der Suche nach einem Container-Buddy, also nach anderen Reisenden, mit denen wir uns den Container teilen können, so lässt sich das für beide Seiten wesentlich kostengünstiger gestalten. Jetzt ist bei Sprintis Länge von 6,95 m nicht mehr allzu viel Platz im Container, was es für uns nicht leichter macht, ein passendes Fahrzeug zu finden. Daher bedarf es momentan ein wenig Flexibilität unsererseits, wann die Verschiffung und damit auch unsere Rückkehr stattfinden kann. Somit nutzen wir die Zeit nun noch, uns die Dinge anzuschauen und Orte zu besuchen, die wir auf dem Weg Richtung Süden ausgelassen haben oder gerne noch sehen möchten, bevor wir uns dann auf den Weg nach Monteviedeo machen, von wo Sprinti zurück nach Europa verschifft werden soll. Es bleibt also spannend…!

Wie Ihr schon auf unserem Weg in den Süden festgestellt habt, müssen wir hier so manches Mal die Grenzen zwischen Argentinen und Chile überqueren, um voran zu kommen. So auch heute…es geht dieses Mal von Chile nach Argentinien.

Nach zwei weiteren Fahrtagen erreichen wir den zweitgrößten See (der Titicacasee ist der größte) Südamerikas. Da er sich mit seinem enormen Ausmaß tatsächlich über beide Länder erstreckt, heißt der argentinische Teil „Buenos Aires-See“ und der chilenische „Lago General Carrera“. Schon von weitem sehen wir das strahlende Türkis des Wassers und die Landschaft ist einfach unheimlich schön. Hier möchten wir bleiben! Wir haben uns einen kostenlosen Platz der Gemeinde herausgesucht, der sich direkt am See befindet. Der Platz liegt abgelegen in der Natur und ist ausgestattet mit einigen Grillplätzen, die die Einheimischen seeeehr gerne nutzen…da wird spontan auch ein ganzes Lamm gegrillt…herzlich Willkommen in Argentinien 🙂 ! Ansonsten befindet sich an diesem Ort ein Plumpsklo und direkt am See auch ein schönes Duschhäuschen. Uns gefällts hier richtig gut und nach dem kalten Süden, sind die Sonnenstrahlen eine schöne Wohltat.

Nach einigen Tagen geht es für uns weiter, aber was wäre ein Tag ohne Grenzübergang und so heißt es nun wieder „adios Argentinien…hola Chile“! Wir befinden uns noch immer auf dem Weg entlang des Buenos Aires Sees, der nun ja bekanntlich Lago General Carrera heißt und uns traumhafte Landschaften bescherrt. Die Größe des Sees ist einfach der absolute Wahnsinn…hinter jeder Ecke taucht er immer wieder auf. Was ebenfalls auftaucht ist die nächste Schotterpiste und zwar mehrere hundert Kilometer lang. Also heißt es bei Sprinti wieder: „Luft ablassen!“

Auch abends erwischen wir wieder einen wundervollen Platz…ganz für uns allein und mit einer traumhaften Aussicht. Da schmeckt ein kaltes Bierchen zum Sonnenuntergang dann besonders gut…

Am nächsten Tag erreichen wir dann die Carretera Austral…und genau da wollten wir hin! Die Carretera Austral ist eine rund 1350 Kilometer lange Straße in Chile, die von Puerto Montt nach Villa O’Higgins an die Südgrenze der Región de Aysén führt. Die Strecke ist für ihre traumhafte Landschaft bekannt, der Bau der Straße ist allerdings noch nicht vollendet, was bedeutet…vorerst Schotterpiste soweit das Auge reicht! Und der heutige Abschnitt ist von seiner Qualität gelinde gesagt nicht optimal. So bewegen wir uns lediglich schleichend voran. Sprinti ist auch gar nicht mal sooo begeistert. Aber traumhaft ist die Landschaft wirklich…und noch immer fahren wir entlang des zweitgrößten Sees Südamerikas.

Dann erreichen wir den Zusammenfluss der Flüsse Baker und Neff, der deshalb besonders ist, weil die Flüsse mit unterschiedlichen Mineralien gespeist sind, was es zu einem ausgesprochenen Farbenspiel werden lässt. Ich sage nur „türkis, türkiser, am türkisesten“…

Wir fahren weiter…noch immer Schotterpiste…noch immer im Schneckentempo. Plötzlich ertönt beim Fahren ein seltsames Geräusch…das hört sich mal gar nicht gut an! Ok, wir haben verstanden…Sprinti hat keine Lust mehr auf Buckelpiste! Glücklicherweise sind wir nicht weit vom nächsten Ort entfernt, hier in Cochrane wollten wir eh übernachten. Allerdings disponieren wir spontan bei unserem Campingplatz um, denn wir finden in der IOverlander-App einen Campingplatz, der einem Mechaniker gehört…perfekt! Es ist später Nachmittag als wir dort eintreffen und direkt werden wir freundlich von Chispa begrüßt. Wir schildern ihm unser Problem und er bietet uns an, sich Sprinti am Abend anzuschauen, wenn die Werkstatt geschlossen und wieder genug Platz in der Halle ist. Während ich also in den Abendstunden in Sprinti sitze und für Euch schreibe, wird dieser währenddessen aufgebockt und Peter und Chispa gehen auf Fehlersuche. Und dann sind die Übeltäter gefunden…kleine Steinchen, die sich in den Bremsen festgesetzt und dadurch eine Abdeckung verbogen haben.

Vor uns liegen noch weitere 250 Kilometer Schotterpiste, denn eigentlich wollen auf dieser Carretera Austral noch weiter wieder Richtung Süden. Kurzfristig planen wir um…wir lassen die Punkte im Süden aus und fahren direkt weiter Richtung Norden (s. dazu unser Route). Auch hier erwarten uns noch einige Kilometer Schotterpiste, aber diesen Abschnitt müssen wir eh bewältigen und wir wollen Sprinti nicht unnötig herausfordern.

Und so kommt mal wieder alles etwas anders als geplant, aber so ist das hier auf Reisen!

Reiseberichte Argentinien Chile

Von Alaska bis Feuerland…wir haben es geschafft! (#074)

21. Januar 2024

– Am Ende des Jahres am Ende der Welt –

Es ist der 22. Dezember 2023 als wir die chilenische Stadt Punta Arenas erreichen. Zum Jahresende sind wir mit anderen Reisenden, die im Laufe dieses Abenteuers zu Freunden geworden sind, in Ushuaia verabredet. Ushuaia ist tatsächlich die südlichste Stadt der Welt und somit auch das Ende „unserer“ Panamericana. Momentan liegen noch rund 630 Kilometer, ein Grenzübergang und eine Fährübersetzung zwischen uns und Ushuaia.

Aber eins nach dem Anderen…

In Punta Arenas gibt es so vor Weihnachten noch einiges zu erledigen. So bringen wir unsere Wäsche in den Waschsalon und hoffen, dass wir sie rechtzeitig, vollzählig und nicht zu klein oder kaputt (die Waschmaschinen und Trockner sind hier so eine Sache) wiederbekommen. Dann heißt es für die Weihnachtstage einzukaufen und natürlich sind wir da nicht die Einzigen mit diesem Vorhaben. Danach geht es für uns in einen Baumarkt, weil unsere Freunde kurz vor Ushuaia liegengeblieben sind und es vermutlich nur an einer kleinen Schraube liegt. Anschließend erreichen wir einen Campingplatz, der wie so oft in diesem Jahr eigentlich eher einem Garten eines Privathauses gleicht. Bei diesem Exemplar darf man die Dusche in einem der Hostelzimmer benutzen, da gerade allerdings alle Zimmer belegt sind, heißt das für uns keine Dusche…was wir allerdings erst am nächsten Morgen erfahren.

Es ist der 23. Dezember 2023 und unser „Duschproblem“ (was nicht wirklich eines ist, weil wir zur Not auch immer noch im Wagen duschen können) lösen wir, indem wir spontan die Nasszellen einer kleinen und etwas in die Jahre gekommenden Trucker-Raststätte nutzen. Zwar klebt ordentlich der Schimmel an den Wänden, aber dafür ist die Dusche heiß, hat nur selten Temperaturschwankungen und der Wasserdruck stimmt dieses Mal auch. Da haben wir auf dieser Reise schon „schlimmer“ geduscht. Als nächstes wartet unsere Wäsche darauf von uns aus dem Salon abgeholt zu werden und das klappt zum Glück reibungslos. Sollten einige Kleidungsstücke zu eng sein, liegt das eventuell eher an den vor uns liegenden Weihnachtstagen als an dem zu heißen Trockner.

Bevor wir Punta Arenas verlassen, besuchen wir an diesem Tag noch das Museo Nao Victoria (Schiffsmuseum). Dort finden wir die originalgroßen Nachbauten von derzeit drei Schiffen, die zur Entdeckung der Region oder der Kolonisierung des Gebietes beigetragen oder die eine besondere patrimoniale oder historische Bedeutung für die Region Magallanes (Chile) haben. Wir befinden uns hier nämlich gerade an der Magellanstraße. Aber was ist das überhaupt?

Quelle: Wikimedia NordNordWest

Die Magellanstraße ist eine Meerenge mit zahlreichen Inseln und Seitenarmen zwischen dem südamerikanischen Festland und südlichen Inseln, vornehmlich der Insel Feuerland. Sie verbindet nördlich der Südspitze Südamerikas den Atlantischen mit dem Pazifischen Ozean. Der Portugiese Ferdinand Magellan, der 1519 im Dienste der spanischen Krone als Kommandant einer Schiffsflotte zu einer Ostasien-Expedition aufgebrochen war, fand 1520 diese Durchfahrt. Ein schwerer, mehr als einen Tag anhaltender Sturm trieb zwei seiner Schiffe in eine Bucht, die sich schließlich als Durchfahrt vom Atlantischen zum Pazifischen Ozean erwies. Waren zuvor noch viele Schiffe auf der Kap Hoorn Route aufgrund der stürmischen See auf der Drake Passage gesunken, konnte von jetzt an die wesentlich kürzere und geschütztere Route über die Magellanstraße genommen werden. Ihre größte Bedeutung hatte die Magellanstraße vor dem Bau des Panamakanals, aber auch heute noch wird sie von vielen Schiffen befahren.

In dem Museum finden wir den Nachbau der Nao Victoria. Die Nao Victoria war ein 27 Meter langes und 7 Meter breites Schiff. Sie war Teil der von Magellan befehligten Flotte, die den nach ihrem Kommandanten benannten Seeweg durch den amerikanischen Kontinent entdeckte, und sie war zudem das einzige seiner fünf Schiffe, das die erste Weltumseglung vollendete. Des weiteren gehörte sie zu den ersten Schiffen, die die Region (Patagonien, Cabo Vírgenes, die Magellanstraße, Feuerland und der Pazifische Ozean) im Jahr 1520 erforschte und hatte dadurch auch Anteil an der Entdeckung Chiles. Die Nao Victoria ist daher eins der berühmtesten Schiffe in der Weltgeschichte der Seefahrt.

Als zweites Schiff finden wir die HMS Beagle vor. Die HMS Beagle war eine Brigg der Britischen Marine. Nach mehreren Missionen in England am Anfang des 19. Jahrhunderts wurde sie zum Forschungsschiff umgerüstet. Von ihren drei Reisen war die berühmteste die zweite, auf der sie sich unter dem Kommando von Kapitän Fitz Roy und mit dem jungen Charles Darwin an Bord fast drei Jahre in der Region aufhielt.

Auch ein etwas kleineres Schiff ist mit von der Partie…der Ancud. Der „Schoner Ancud“ war das Schiff, das auf Befehl des chilenischen Präsidenten Manuel Bulnes Prieto im Jahr 1843 zur Inbesitznahme der Magellanstraße für Chile beitrug. Wenn man sich dieses kleine Schiff im Gefecht auf diesem großen Gewässer und unter diesen klimatischen Bedingungen vorstellt, dann war das sicherlich kein „Zuckerschlecken“.

Dann ist es an der Zeit Punta Arenas zu verlassen, denn vor Weihnachten wollen wir ja schließlich noch an den Stellplatz gelangen, den wir uns herausgesucht haben. Und wo ist dieser Stellplatz? Genau…direkt an der Magellanstraße! Das muss hier ja auch einfach sein! Was zusätzlich heute noch sein muss, ist ein weiterer kleiner Abstecher…und zwar zum südlichsten Punkt des amerikanischen Kontinents, den man mit dem Auto befahren kann ohne mit einer Fähre überzusetzen. Das Wetter lässt mit Schneeregen zwar zu wünschen übrig (wir haben hier Sommer wohlbemerkt), aber da sind wir nun am Ende dieser besagten Straße…und wir sind nicht die Ersten, wie man an dutzenden Touristen-Aufklebern unschwer erkennen kann. Und auch ein anderer Zeitgenosse schaut vorbei…

Jetzt heißt es unseren Stellplatz für die Feiertage zu finden. Zum Glück ist dieser nicht weit, liegt er doch genau an dieser besagten Schotterstraße. Zwischen Wald und Magellanstraße befinden sich immer wieder kleine Ausbuchtungen an denen man frei und allein stehen kann. Schnell werden wir fündig und erwischen einen für uns perfekten Platz. Wir stehen windgeschützt in der Natur mit Blick auf das Meer…nun kann Weihnachten kommen!

Während wir die letzten Weihnachtsfeiertage noch in kurzen Hosen im warmen Mexiko verbracht haben, so machen wir es uns nun ganz nach „Kanada-Manier“ bei 8 Grad und Regen in Sprinti gemütlich. Wir kochen uns leckeres Essen, genießen bei Kerzenschein einen köstlichen Rotwein aus der Gegend, telefonieren mit unseren Familien zu Hause und schauen tatsächlich mal Weihnachtsfilme. Sehr gemütlich, sage ich Euch!

Und am zweiten Weihnachtstag präsentiert sich die Magellanstraße in ihrer schönsten Pracht…das Wasser glitzert im Sonnenschein, der Himmel ist blau und Delfine schwimmen umher. Was will man mehr?!

Am 27. Dezember ist es für uns an der Zeit diesen schönen Platz zu verlassen, denn noch haben wir das Ziel unserer Reise nicht erreicht. Morgen sind wir mit Freunden in Ushuaia verabredet und das heißt, es liegen noch 700 Kilometer, eine Fährüberfahrt und ein Grenzübergang vor uns. Also los geht’s! Zuerst legen wir nochmal einen Zwischenstopp in Punta Arenas und statten „unserer“ Trucker-Raststätte einen erneuten Besuch ab.

Auf unserem Weg weiter Richtung Feuerland kommen wir an dem teils verlassenen Ort San Gregorio und seinen alten Schiffswracks aus dem 19. Jahrhundert vorbei, bei denen wir kurz Halt machen. Die Betonung liegt hier auf „kurz“, denn der Wind zeigt heute wieder was er kann und bläst uns mit voller Wucht Sand und Staub ins Gesicht.

Dann erreichen wir “Punta Delgada Estrecho De Magallanes”, kurzum die Ablegestelle, an der die Fähre die Magellanstraße überquert. Mir fällt gerade auf, dass es in diesem Artikel ganz schön viel um Schiffe geht…tja, so ist das hier fast am Ende der Welt! Hatte ich schon erwähnt, dass es windig ist? Und zwar so extrem, dass die Fähre nicht fahren kann. Es herrschen Windgeschwindigkeiten von über 80 kmh und wir sehen aus der Ferne, wie das Schiff immer wieder versucht anzulegen, aber jedes Mal abgetrieben wird. Wir stehen mit Sprinti in einer langen Warteschlange, neben uns große LKWs, die zwar viel Wind abhalten, aber dennoch schaukelt Sprinti so extrem, dass uns beim Kochen fast das Wasser aus dem Topf schwappt. Nach den Bildern von durch den Wind umgekippten Fahrzeugen hier im Süden des Kontinents, hoffe ich nicht, dass uns hier so etwas auch noch blüht! So warten wir Stunde um Stunde und der Wind scheint sich nicht zu beruhigen. Langsam dämmert es. Hoffentlich müssen wir nicht über Nacht hier stehen bleiben und kommen dann eventuell nicht pünktlich in Ushuaia an! Das Positive daran ist, ich nutze die Zeit und schreibe für Euch. So warten wir tatsächlich geschlagene 7 Stunden lang. Dann endlich tut sich etwas…die Fähre kann anlegen! Als wir mit Sprinti an der Reihe sind um verladen zu werden, sehen wir wie die Fähre immer wieder droht abzutreiben und die Rampe diverse Male den Bodenkontakt verliert. Wasser schwappt immer wieder über die Rampe. Aber es klappt…wir sind mit Sprinti auf dem Schiff! Die See ist rauh und wir schaukeln ordentlich hin und her. Nach rund 20 Minuten (ja, richtig gelesen…nur 20 Minuten!) erreichen wir die andere Seite und können das Schiff mit Sprinti wieder verlassen. Nun sind wir in Feuerland! Wir fahren nur noch den nächsten Ort an und stehen dort auf einem öffentlichen Platz der Gemeinde. Wie uns geht es vielen anderen Reisenden und so sind wir nicht die Einzigen, die im Dunkeln hier eintreffen und nur noch ihr Nachtlager aufschlagen.

Nun sind wir tatsächlich in Feuerland und haben das erste Ziel unserer Reise „Von Alaska bis Feuerland“ erreicht. Yippieh! Aber was ist Feuerland eigentlich? Feuerland („Tierra del Fuego“) ist eine Inselgruppe an der Südspitze Südamerikas. Vom Festland ist sie durch die Magellanstraße getrennt. Feuerland wurde 1881 in einen östlichen Teil für Argentinien und einen westlichen Teil für Chile aufgeteilt. Im argentinischen Teil leben etwa 127.000 Menschen und im chilenischen Teil nur etwa 8000. Bei der Erkundung der Magellanstraße 1520 fanden Ferdinand Magellan und seine Männer im Norden keine Siedlungen, doch im Süden der Meerenge sahen sie des Nachts vom Schiff aus viele Feuer. Magellan habe das Land daher „Feuerland“ genannt. Und hier sind wir nun…in Feuerland! 🙂

Es ist der 29. Dezember, heute Abend ist das Wiedersehen mit unseren Freunden und es liegen noch rund 400 Kilometer und ein Grenzübertritt vor uns. Also machen wir uns schon früh wieder auf den Weg. Das Gute ist, dass wir mit Sprinti ja auch immer schnell vorankommen…wenn nicht wieder irgendetwas dazwischenkommt. Aber heute läuft es gut. So ist auch der Grenzübergang von Chile nach Argentinien an diesem Tag kein Problem…alle stecken wohl noch im Weihnachtsmodus.

Dann ist es soweit…bei Schneeregen und eisigem Wind (wiedereinmal beneiden wir nicht die Fahrradtouristen, die hier unterwegs sind) überqueren wir den letzten Pass und erreichen dann…

…Ushuaia, die südlichste Stadt der Welt!

Wir haben es geschafft! Hoch oben vom arktischen Ozean sind wir nun hier am südlichsten Punkt des amerikanischen Kontinents…nach 71.731 Kilometern sind wir am Ende der Welt angekommen!

Nun heißt es noch schnell einzukaufen, etwas zu essen und Wasser aufzufüllen…und als das geschafft ist, fahren wir zum Airbnb, in dem sich unsere Freunde Zach und Rhuta eingemietet haben. Ein schnuckeliges kleines Holzhäuschen mit Kamin und toller Sicht auf Ushuaia. Dort treffen wir auch Judith, Arthur, Shelly und Franklin wieder, die nun auch alle dieses Ziel gemeistert haben. So verleben wir einen richtig schönen Abend zusammen.

Am nächsten Tag steht noch eine kleine letzte Etappe an. Unweit von Ushuaia endet nämlich auch „unsere“ Panamericana und da müssen wir natürlich hin! Und dann ist auch das vollbracht! Danke Sprinti!!!

Die nächsten Tage nutzen wir in Ushuaia, um die Stadt zu erkunden und um noch einiges zu erledigen….

Dabei übernachten wir auf Parkplätzen mitten in der Stadt. Gesellschaft bekommen wir dabei von vielen anderen Campern. Langweilig wird es einem hier übrigens nicht, wenn Jungendliche nachts gerne die Lautstärke ihrer Motorräder testen (so ganz ohne Schalldämpfer), direkt hinter Sprinti auf nur einem Rad ihre Pirouetten drehen oder nebenan eine Disco die Musik aufdreht. Also Augen auf bei der Parkplatzwahl! 🙂

Dann ist der 31. Dezember 2023 und nach einigen Erledigungen treffen wir uns wieder mit Shelly bei Zach und Rhuta im Airbnb. Wir sitzen gemütlich am Kaminfeuer und lassen 2023 noch einmal Revue passieren. Peter und ich haben in diesem Jahr 16 Länder, 234 Städte und 728 Orte besucht. Wir haben dabei die unterschiedlichsten Kulturen und Lebensweisen kennengelernt. Viele davon haben uns begeistert, manche auch wahnsinnig gemacht. Wir haben in diesem Jahr quasi 1,3 Mal die Erde umrundet und die Schönheit der Amerikas (Nord-, Mittel- und Südamerika) bestaunt. Wir sind beeindruckt von der Natur mit ihrer Tier- und Pflanzenwelt und durften mit eigenen Augen erkennen, wie kostbar, aber auch fragil dieser einzigartige Planet ist. Wir sind unendlich dankbar für dieses Jahr 2023 und werden es, wie auch schon 2022, immer besonders im Herzen behalten.

Peter und ich wünschen Euch allen (wenn auch ein wenig verspätet) ein wundervolles 2024 und senden die allerliebsten Grüße…wo auch immer Ihr gerade auf der Welt unterwegs seid!

Reiseberichte Argentinien Chile

Patagonien (#073)

14. Januar 2024

– Von Bariloche bis zum Torres del Paine Nationalpark –

Patagonien ist eine recht ausgedehnte Region, die sich über einen Großteil der Südspitze Südamerikas erstreckt und von den Anden durchzogen wird. Der zu Argentinien gehörende Teil Patagoniens ist durch trockene Steppen, Graslandschaften und Wüsten geprägt, im chilenischen Teil finden sich Gletscherfjorde und Regenwälder der gemäßigten Zone. Oftmals wird auch das südlich der Magellanstraße gelegene Feuerland zu Patagonien gerechnet. Patagonien hat eine Größe von 1.061.000 km², ist dabei allerdings sehr dünn besiedelt. Die mittlere Bevölkerungsdichte liegt bei etwa zwei Einwohnern pro Quadratkilometer, in Santa Cruz sogar unter einem Einwohner pro Quadratkilometer. Der Name Patagonien geht auf den portugiesischen Entdecker Ferdinand Magellan zurück. Er gab den einheimischen Tehuelche-Indianern, denen er während seiner Überwinterung im Jahre 1520 in der Region Feuerland begegnete, wahrscheinlich aufgrund ihrer großen Statur den Namen „Patagones“. Hierbei lehnte er sich an eine fiktive Gestalt, den Riesen Pathagón aus den Novelas de Caballería (einer Sammlung von Rittergeschichten), an. Für uns ist klar, Patagonien wird uns mitunter die spektakulärsten Landschaften unserer Reise bescheren, daher sind wir umso gespannter all das zu entdecken. Auf geht’s durch Patagonien!

Als erstes erreichen wir auf der argentinischen Seite Patagoniens die Stadt Bariloche. Sie liegt am Nahuel Huapi, einem großen Gletschersee inmitten der Anden. Bariloche ist für seine alpenländische Architektur nach Schweizer Vorbild und seine Schokolade bekannt…ja, das klingt doch schon mal ganz vielversprechend! Wir finden einen schönen Campingplatz und erkunden tagsüber die Stadt.

Schnell stellen wir fest, wofür Patagonien ebenfalls bekannt ist…Wind! Patagonien befindet sich im Bereich der Westwindzone so wie wir in Mitteleuropa auch. Da es auf der Südhalbkugel kaum Landmassen gibt, die die Winde bremsen, wehen diese viel stärker als bei uns. Die Westwindzone zwischen 40 und 50 Grad südlicher Breite wird daher auch als „Roaring Forties“ (Donnernde Vierziger) bezeichnet. Der Westwind ist in Patagonien das ganze Jahr über kräftig, die höchsten Windgeschwindigkeiten werden im Sommer (Dezember bis Anfang März) gemessen. Ja, alles klar…wir merken es!

Dann geht es für uns auch schon wieder weiter…weiter Richtung Süden entlang der berühmten Ruta 40, die mit 5301 km längste Nationalstraße Argentiniens und gleichzeitig eine der längsten Fernstraßen der Welt. Sie ist zudem Teil „unserer“ Panamericana…wir sind also genau richtig unterwegs!

Und wie wir so weiterfahren, entdecken wir plötzlich kurz vor dem 1000 Seelen-Dorf Cholila ein Hinweisschild…

Wie bitte?! Butch Cassidy? Der Ganove, der im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts gemeinsam mit seinem Kumpel Sundance Kid sein Unwesen getrieben hat und uns seltsamerweise seit Beginn der Reise immer und immer wieder „über den Weg läuft“. Hier also auch?

Tatsächlich! Der amerikanische Gesetzlose Butch Cassidy, sein Partner Sundance Kid und Sundances Freundin Etta Place kauften 1901 eine Ranch in der Nähe von Cholila und lebten dort bis etwa 1905. Auf der 5.000 Hektar großen Ranch züchteten sie Schafe, Rinder und Pferde. Schließlich waren sie offenbar gezwungen, die Ranch zu verkaufen und zu fliehen, weil Ermittler aus Pinkerton ihren Aufenthaltsort entdeckten. Sie wurden allerdings von einem örtlichen Sheriff rechtzeitig darüber informiert, dass Pinkerton-Agenten sie holen würden. Auch heute noch stehen die drei Hütten, die als Wohnhaus, Stall und Heuschober dienten und können besichtigt werden. Wir können kaum glauben, dass uns dieser besagte Herr auch hier wieder „begegnet“ und halten kurzerhand an den Hütten, die über einen verlassenen Feldweg zu erreichen sind. Wir sind ganz allein und als sich die alten knarrenden Türen tatsächlich öffnen lassen, stehen wir plötzlich in den ehemaligen Wohnräumen von Butch Cassidy und Sundance Kid. Ich muss gestehen, mir läuft durchaus ein Schauer über den Rücken.

Am Abend erreichen wir den Nationalpark Los Alerces und landen auf einem Campingplatz mitten im Wald. Tags drauf nutzen wir die Gelegenheit mal wieder wandern zu gehen. Bei dieser traumhaften Landschaft macht das nämlich besonders viel Spaß. Und diese gelben und lilafarbenen Blumen…einfach ein Träumchen, sage ich Euch! Und so kommen wir vorbei an einem über 300 Jahre alten Baum, werden immer wieder vor Pumas in der Gegend gewarnt und fühlen uns landschaftlich so manches Mal an Kanada erinnert.

Am nächsten Tag geht es für uns weiter auf der Ruta 40 und damit weiter Richtung Süden. Dabei werden wir begleitet von jeder Menge Guanacos, Nandus, Flamingos und tatsächlich auch von Millionen von Heuschrecken. Letztere scheinen sich auf dem Asphalt zu wärmen. Und auch jede Menge Schlaglöcher sagen uns „Hallo“…da wissen wir die doch sonst recht guten Straßen mal wieder besonders zu schätzen. Abends erreichen wir einen Stellplatz mit Windschutz-Palisaden, denn der Wind wird tatsächlich immer heftiger je weiter wir Richtung Süden kommen. Zu dem Platz gehört auch ein kleines Häuschen mit Bad, Küche und Wohnzimmer samt Kamin. Wirklich sehr gemütlich! Aber wir haben in Sprinti ja alles, was wir brauchen und so verbringen wir einen geruhsamen Abend, während draußen der Wind über die Landschaft fegt.

Am nächsten Tag erreichen wir den kleinen und recht ausgestorbenen Ort „Tres Lagos“. Laut unserer App bekommen wir dort über Western Union Bargeld an einem Postamt. Doch wie so oft stimmen die Öffnungszeiten bei Google nicht mit den tatsächlichen überein und so stehen wir am Postamt vor verschlossener Tür…wir sind ganze 10 Minuten zu spät! Der nächste Ort mit Western Union Auszahlungsstelle befindet sich über 150 Kilometer entfernt. Aber irgendwie werden wir schon an Geld kommen!

Um unser nächstes Ziel zu erreichen, stehen unter anderem 70 Kilometer Schotterpiste auf dem Programm. Wir lassen vorsichtshalber etwas Luft von Sprintis Reifen. Es ist dabei so windig, dass es fast unmöglich ist, die Türen zu öffnen. Der Wind wirbelt zudem den ganzen Staub und Sand der Schotterpiste auf, was einem das Gefühl eines unfreiwilligen Gesichtspeelings verleiht. Rund zwei Stunden später befinden wir uns dann wieder auf geteertem Untergrund als plötzlich gleich zwei Lampen bei Sprinti aufleuchten…ESP und ABS funktionieren nicht! Laut Handbuch heißt es, wir sollen möglichst schnell eine Werkstatt aufsuchen. Oh nein, das hat uns gerade noch gefehlt…ist hier doch weit und breit nichts als Steppe…und Guanacos, die teilweise tot überm Zaun hängen, weil sie auf der Flucht vor der Straße beim Drüberspringen schlichtweg hängengeblieben sind. Und hier soll irgendwo eine Werkstatt sein? Niemals! Wir rufen also kurzerhand Milenko, unser Mechaniker in Santiago an und schildern ihm unsere Situation. Zum Glück kann er uns schnell beruhigen. Es ist schlichtweg so windig, dass die Elektronik der Autos das Geschaukel nicht ausgleichen kann und nur erkennt, dass irgendetwas mit der Stabilität nicht stimmt. Daher stellt sich das ESP und das ABS ab. Bei Sprinti ist also alles in Ordnung, die Elektronik ist aufgrund des starken Windes nur irritiert. Hört der Wind auf, funktioniert also alles wieder. Puh, also keine Werkstatt nötig und wir können weiterfahren! 🙂

Dann erreichen wir den Ort El Chaltén und stehen auf einem Campingplatz mitten im Zentrum und doch umgeben von einer beeindruckenden Berglandschaft. Hier wechselt man uns Dollar in Pesos und somit sind wir bargeldtechnisch erstmal wieder ganz gut ausgestattet. El Chaltén ist bekannt dafür Ausgangsort vieler Wanderungen zu sein, denn es liegt am Los Glaciares Nationalpark. Vielleicht habt Ihr schon mal von Cerro Torre und Fitz Roy gehört, zwei Granitberge, die hier mit ihren steil aufragenden Gipfeln die Landschaft prägen und einfach wundervoll aussehen. Sie sind Sinnbild für Patagonien und da sie auf der Grenze zwischen Chile und Argentinien liegen, nutzen beide Länder sie, um die Schönheit ihrer Heimat zu repräsentieren. Schon auf dem Weg hierher können wir die imposanten Gipfel kilometerweit erspähen…einfach beeindruckend!

Am nächsten Tag schlüpfen wir also wieder in unsere Wanderschuhe und auf geht’s! In unserer App „All Trails“ haben wir uns eine schöne Strecke herausgesucht und schrecken auch nicht davor zurück, als man uns an der Rezeption unseres Campingplatzes sagt, dass dieser Weg nicht wirklich befestigt und ebenso wenig erkennbar ist. Aber wir haben ja unsere App und damit hat es bislang immer gut funktioniert. Los geht es also! Unser erster Halt ist an einem Wasserfall, der vielen Touristen als Fotomotiv dient. Wir gehen also schnell weiter…ab jetzt geht es für uns bergauf. Ist es anfangs noch ein gut erkennbarer Pfad, verflüchtigt der sich allerdings schnell und wir laufen über Stock und Stein und finden uns letztendlich hoch oben auf dem Hang des Berges wieder…ohne Weg, aber mit viel Wind…und es ist steil…sehr steil! Ich muss zugeben, so ganz ungefährlich ist es tatsächlich nicht, wie wir hier am steilen Abhang stehen und der Wind wieder alles gibt. Aber dafür ist die Aussicht auf den Fitz Roy wirklich toll! Also schießen wir schnell ein paar Bilder bevor wir uns wieder auf den Weg zurück in die Tiefe machen.

Zurück am Campingplatz kommt uns plötzlich ein uns ziemlich bekanntes Auto entgegen…unsere Freundin Shelly mit ihrem Hund Franklin. Also heißt es abends erstmal quatschen was das Zeug hält und das in einem der leckeren Restaurants im Ort. Hach, was fein!

Am nächsten Tag steht für uns nochmal Wandern auf dem Programm, denn nach dem Fitz Roy wollen wir uns nun auch den Cerro Torre aus der Nähe anschauen. Dieses Mal allerdings nehmen wir einen Trail der auch wirklich existiert und nicht nur in unserer App aufgelistet ist. Definitiv die bessere Entscheidung und so führt uns unser Weg durch eine absolut tolle Landschaft, vorbei an Kascaden und Wasserfällen, die sich den Berg hinabstürzen. Die Sicht auf den Cerro Torre ist dann der absolute Wahnsinn…einfach herrlich, dieses Patagonien!

Dann ist es an der Zeit El Chaltén lebewohl zu sagen. Allerdings bleiben wir im Glaciares Nationalpark, denn die nächsten Highlights warten schon auf uns. Zuvor ist aber noch Tanken angesagt…die Tankstelle fällt hier allerdings ein wenig kleiner aus als sonst.

Als nächstes steht der Perito Moreno Gletscher auf unserem Programm. Er ist einer der größten Auslassgletscher des Campo de Hielo Sur, des größten Gletschergebietes der südamerikanischen Anden. Entgegen den meisten Gletschern der Region, zieht sich der Perito Moreno Gletscher nicht zurück. Wir erklimmen den Aussichtspunkt und haben eine beeindruckende Sicht auf diesen immensen Gletscher.

Wir übernachten in der nahegelegenen Stadt El Cafayate, in der es zwar eine Auszahlungsstelle von Western Union gibt, allerdings zahlt diese an Ausländer kein Geld aus. Glücklicherweise sind wir bargeldtechnisch noch gut ausgestattet. Wir stehen zwei Tage auf einem Campingplatz, ohne das wir viel unternehmen, weil Peter eine ordentliche Erkältung erwischt hat. Die Stadt El Cafayate ist in den letzten Jahren ein wenig vom Touristenansturm überrumpelt worden, wodurch eine Wasserknappheit herrscht. So gibt es erst immer ab mittags ausreichend Wasser im Ort, um sich zu duschen.

Nach zwei Tagen verlassen wir El Cafayate wieder und machen uns auf den Weg zum nächsten Nationalpark…dem Torres del Paine Nationalpark. Dieser liegt direkt an der Grenze in Chile, also heißt es erneut…Grenzübertritt. Auch das passiert wieder irgendwo im Nichts, läuft aber relativ easy ab…so gefällt uns das!

Der Torres del Paine Nationalpark gehört wie der Los Glaciares Nationalpark zu DEM Wahrzeichen Patagoniens. So handelt es sich bei dem Titelbild unseres Reiseführers ebenfalls um ein Foto genau aus diesem Nationalpark. „Torres del Paine“ bedeutet in der Sprache der Tehuelche-Indianer „Türme des blauen Himmels“ und ich kann sagen, der Name ist Programm, denn auch hier ragen drei nadelartige Granitberge, die zwischen 2600 und 2850 m hoch sind, majestätisch in den Himmel…Prädikat: Mega! Da Peter durch seine Erkältung noch ordentlich angeschlagen ist, sparen wir uns hier die Wanderungen und fahren einige Aussichtspunkte mit Sprinti an. Hatte ich schon erwähnt, dass es hier in Patagonien sehr windig ist?! Und zwar so sehr, dass auf einigen Parkplätzen Wohnmobile auf die Seite gekippt sind. Wir wollen es erst nicht glauben, bis man uns die entsprechenden Fotos zeigt. Wir schauen nun also sehr genau, wo und wie wir Sprinti parken!

Nach zwei Tagen verlassen wir den Park wieder, finden aber einen Platz in der Wildnis, an dem uns noch die Sicht auf den Torres del Paine bleibt. Und so stehen wir mutterseelenallein an einem Fluß, auf dessen gegenüberliegenden Seite eine Herde Wildpferde grast. Die Sonne geht langsam unter und verschwindet hinter den beeindruckenden Berggipfeln in der Ferne. Der Wind pfeifft und wir machen es uns mit einem heißen Tee in Sprinti gemütlich.

Tags darauf ziehen wir weiter, denn es ist kurz vor Weihnachen und wir haben ein Ziel…

…am Ende des Jahres am Ende der Welt zu sein!

Reiseberichte Argentinien

Jetzt also Argentinien… (#071)

24. Dezember 2023

– Wein, Vollmond und ein ziemlich dicker Ast –

Nun sind wir also in Argentinien und erreichen damit das 16. Land auf unserer Reise. Der Landesname Argentinien leitet sich von der lateinischen Bezeichnung für Silber („argentum“) ab und stammt aus der spanischen Kolonialzeit, als man hier Edelmetalle zu finden hoffte. Bis zu seiner Unabhängigkeit 1816 war Argentinien Teil des spanischen Kolonialreiches. Mit einer Fläche von knapp 2,8 Mio. km² ist Argentinien der achtgrößte Staat der Erde und der zweitgrößte des südamerikanischen Kontinents. Im Hinblick auf die Einwohnerzahl steht es mit rund 45 Millionen Einwohnern in Südamerika an dritter Stelle (nach Brasilien und Kolumbien), wobei knapp 87% von ihnen in Städten leben. Mehr als 90 % der Bevölkerung stammen nach der offiziellen Statistik zumindest teilweise von eingewanderten Europäern, mehrheitlich Italienern, ab. Die hohe Anzahl von Personen, die zumindest einen europäischen Vorfahren haben, haben einen Mythos des „weißen Argentiniens“ hervorgebracht. Neuere Untersuchungen ergaben zwischen 53 % und 65 % europäisches, 31-40 % indigenes und 4 % afrikanisches Erbgut. Und auch wir nehmen direkt war, dass es hier alles ein wenig mehr „europäisch“ abläuft. Viele Menschen unterscheiden sich tatsächlich in Größe, Körperform, Haar- und Hautfarbe von anderen Südamerikanern und das Spanisch, was hier gesprochen wird, hat in unseren Ohren durchaus einen italienischen Einfluss genossen. Auch bemerken wir, dass hier mehr Freizeitaktivitäten stattfinden. Die Menschen treffen sich z.B. mit Freunden, gehen aus, treiben Sport oder fahren Motorrad. Was uns ebenfalls auffällt, hier wird so viel geraucht, wie in keinem anderen Land auf der Reise. In allen anderen Ländern findet der „Verzehr eines Glimstengels“ quasi nicht mehr statt, so dass wir uns bei unserem Heimaturlaub im Mai in Deutschland tatsächlich gewundert haben, wie viel in Deutschland und Europa noch geraucht wird. Und auch diesbezüglich hat Europa hier in Argentinien Einzug gehalten. Ähnlich ist es mit Tätowierungen, so waren Einheimische bislang nur in den seltensten Fällen tätowiert, hier tragen viele Menschen diesen Körperschmuck. Auch was die Automarken anbelangt, wird es hier wieder eurpäischer, so säumen viele Fiats, aber auch wieder mehr Audi, Mercedes oder Volkswagen die Straßen, letztere vermehrt mit dem Modell „Suran“ (ein etwas kleinerer Tiguan auf Basis eines Fox).

Unser erstes Ziel ist die Stadt Mendoza, bekannt für DIE Weinregion Argentiniens….also genau das Richtige für uns! Wir landen auf einem schönen Campingplatz, der uns ebenfalls an europäische Campingplätze erinnert und umgeben ist von unzähligen gewaltigen Bäumen. Hier lässt es sich aushalten, haben wir doch mittlerweile sommerliche 25-30 Grad Celsius. Nachts kühlt es auf angenehme 15 Grad ab…auch das ist perfekt. Die ersten zwei Tag nutzen wir, um einiges zu erledigen und etwas zur Ruhe zu kommen.

Dann erkunden wir ein wenig die Stadt und lassen uns vom Lebensgefühl der Argentinier anstecken. Mendoza ist die etwa 120.000 Einwohner zählende Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Westen Argentiniens. Es gilt zudem als das Tor zu Chile und ist daher eine wichtige Handelsmetropole.

Der dominierende Wirtschaftszweig in Mendoza ist der Weinanbau und die daraus resultierende verarbeitende Industrie. Die Kellereien generieren 50 % der Exporterlöse Mendozas und stehen für 80 % des gesamten argentinischen Weinexports. Und was heißt das für uns? Na klar…wir müssen uns mal ganz persönlich von der Qualität des Weins überzeugen lassen! Und wo geht das besser als direkt auf einem Weingut?! Wir starten allerdings mit dem Besuch des „Weinmuseums“ der Stadt, was genau genommen zwei alte Wohnhäuser (besser gesagt Villen), der berühmten ersten Weinanbauer Mendozas, sind…umgeben von einer wunderschönen Parklandschaft. Der Schweizer Baptist Geronimo Gargantini und der Italiener Juan Giol gründeten 1896 ein Unternehmen, das zum Stolz des Weinbaus in Mendoza werden sollte. Sie kauften 44 Hektar Land und bauten die ersten Teile des Weinguts. Das Wachstum der Produktion war schwindelerregend und so beschlossen sie, zwischen 1908 und 1910 diese prächtigen Häuser an jenem Ort zu bauen. Nur ein Haus kann heute noch betreten werden, das andere hätte leider eher ein wenig Handwerkerliebe nötig. Vorsichtig betreten wir den Eingangsbereich. Es handelt sich um eine alte Villa mit knarrenden Holzdielen, hohen Decken und einer herrschaftlichen Treppe. Wir scheinen die einzigen Besucher zu sein und so ist niemand dort als wir das alte Haus betreten, was es ein wenig unheimlich macht. Wir wandern von Zimmer zu Zimmer, die teilweise noch einzelne Möbelstücke beheimaten. Einige Zimmer sind leer und durch die schmalen Schlitze der geschlossenen Fensterläden fällt nur ein wenig Sonnenlicht. Es ist merkwürdig an diesem Tag alleine in diesem Haus zu sein, in dem man die Geschichte wortwörtlich spüren kann.

Dann geht es für uns weiter zum Weingut „Bodegas Lopez“, bei dem wir eine Tour gebucht haben. Weil wir früh dran sind, dürfen wir schon mal ein wenig probieren. Aufgrund der enormen Inflation von rund 140% in Argentinien allein im letzten Jahr, sind die Preise hier natürlich auch demensprechend. So zahlen wir pro Glas Wein lediglich 80 Cent, eine Flasche sehr guten Wein bekommt man tatsächlich bereits ab 1,50 Euro.

Dann geht es auf zur Tour. Weil hier die meisten Menschen ausschließlich spanisch sprechen, sind wir gemeinsam mit einer australischen Touristin die einzigen Teilnehmer der englischsprachigen Tour. So werden wir in die Weinkeller und Produktionshallen geführt und erfahren viel über die lange Geschichte des Familienunternehmens. Natürlich darf im Anschluss auch eine kleine Weinprobe nicht fehlen…

Anschließend geht es für uns mit dem Taxi zurück in die Stadt, denn was ist ebenfalls typisch argentinisch? Genau…Steaks! So werden wir in einem der vielen Restaurants fündig und auch wenn ich gar nicht mal sooo der Fleischesser bin, schmeckt es auch mir sehr gut. Allerdings ist es schon ein wenig speziell zu sehen, was für riesige Platten Fleisch an all die Tische gebracht werden. Beilagen sind tatsächlich Nebensache…hier stellt sich nur die Frage…Fleisch, Wurst oder beides?!

In dieser Nacht stürmt es ordentlich und wir werden in Sprinti ganz schön hin und hergeschaukelt…aber was soll’s?! Am nächsten Morgen allerdings wird uns ganz schön mulmig zumute, als wir sehen, was in der Nacht passiert ist! Rund drei Meter neben Sprinti, also genau da, wo wir bis vor zwei Tagen noch geparkt hatten, liegt es riesiger Ast, besser gesagt eine gesamte Baumkrone auf dem Boden. Der Sturm hat also ordentliche Arbeit geleistet und um ein Haar hätte das Ganze auch anders ausgehen können. Auch wir stehen direkt unter dicken Bäumen und als wir die an diesem Morgen genauer unter die Lupe nehmen, sehen wir, dass ein tiefer Spalt durch den Stamm bis hoch in die Baumkrone geht und das bei dem Baum, der sich genau über uns befindet. Eigentlich wollten wir noch einen weiteren Tag auf diesem Platz bleiben, entscheiden uns spontan allerdings weiterzufahren. Man soll sein Glück ja nicht all zu doll herausfordern!

Jetzt noch schnell Sprinti von all dem Vogeldreck befreien…wo Bäume sind, sind oft auch Vögel und die hatten an unserem Campingplatz eine sehr gute Verdauung…sehr zum Leidwesen von Mensch und Wagen.

Von der Stadt geht es dann wieder in die Natur. Wir fahren Richtung Norden. Auf dem Weg versuchen wir noch an Bargeld zu gelangen, das ist nämlich in Argentinien gar nicht so einfach. Die argentinische Wirtschaft hat in den vergangenen Jahrzenten extreme Schwankungen erlebt und dass, obwohl es Anfang des 20. Jahrhunderts zu den reichsten Ländern der Welt gehörte. Die letzte Regierung hat versucht, die Wirtschaft zu stabilisieren, in dem sie einen bestimmten Wechselkurs für den Dollar festgelegt hat. So wollte es die Theorie. In der Praxis hat sich allerdings ein zweier Wechselkurs für den Dollar entwickelt, der sogenannten „Blue-Dollar“, den die Menschen im alltäglichen Leben nutzen. Dieser ist mittlerweile dreimal so hoch wie der von der Regierung gewünschte Kurs, was zur Folge hat, dass der argentische Peso im Verhältnis zum Dollar immer mehr an Wert verliert. Für uns bedeutet das, dass wir versuchen, so viel wie möglich mit Kreditkarte zu bezahlen, da Visa und Mastercard nach dem Blue-Dollar abrechnen. Das funktioniert allerdings nur zu ca. 80%. Wir benötigen also auch Bargeld. Würden wir es am Geldautomaten abheben, würde der offizielle Kurs zu Grunde gelegt, was für uns ein sehr schlechtes Geschäft wäre. Uns bleiben also zwei Möglichkeiten: 1. Wir haben aus den USA, Panama und Ecuador (die alle den Dollar als Zahlungsmittel nutzen) US-Dollar mitgebracht und können den hier in den Wechselstuben in argentinische Pesos tauschen. Dazu sei gesagt, dass 50er und 100er Banknoten einen besseren Kurs bringen als kleinere Scheine. Zudem wird penibel darauf geachtet, dass die Scheine weder beschädigt noch bekritzelt sind, ansonsten werden die dann nämlich gar nicht angenommen. 2. Man kann den weltweiten Bargeldservice der Western Union Bank nutzen, der allerdings sehr kostspielig ist und man eine Ausgabestelle finden muss. Diese Ausgabestelle muss dann zum einen den entsprechenden Betrag in Pesos vorliegen haben (daher besser nicht mehr als 100 Dollar wechseln) und zum anderen auch gewillt sein an Ausländer auszuzahlen. Also alles gar nicht so einfach!

Durch die Präsidentschaftswahl am Tag unserer Einreise haben viele Argentinier die Hoffnung, dass sich dieses wirtschaftliche Auf und Ab beruhigt und der Staat zu seiner wirtschaftlichen Stärke zurückkehrt. Auch wenn wir uns freuen, dass wir für 10 Brötchen lediglich 1 Euro und für einen Liter Benzin (der zudem von der Regierung subventioniert wird) nur 36 Cent bezahlen, so haben wir doch auch Mitleid mit den hart arbeitenden Menschen, die enorm unter dem ständigen Wertverlust ihrer Währung und somit auch ihrer Arbeit leiden.

Dann erreichen wir unser Ziel, den Ischigualasto Provincial Park. Das Naturreservat liegt im Nordwesten Argentiniens und wird wegen seiner extremen Trockenheit auch „Valle de la Luna“ (Mondtal) genannt. Es liegt in unmittelbarer Nähe des Nationalparks Talampaya und wurde gemeinsam mit diesem im Jahr 2000 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. Geologisch gesehen gehören das Naturreservat und der Nationalpark Talampaya zur Ischigualasto-Formation, die sich durch gut erhaltene, etwa 230 Millionen Jahre alte Fossilien auszeichnet. Unter anderem entstammen dieser Formation einige der ältesten bekannten Dinosaurierfunde. Und so statten wir dem Park-Museum als erstes einen Besuch ab.

Dann haben wir Glück, dass kurzerhand auch eine Tour durch den Park stattfindet, den man nämlich nur mit Guide und seit Corona auch nur mit dem eigenen Auto befahren darf. Die argentinische Variante sieht dann so aus, dass der Guide einfach zu dem ersten Privatwagen mit in das Auto steigt und sich die kleine Blechlawine dann durch den Park schängelt. So auch wir mit Sprinti. Das Reservat umfasst 8.000 Quadratkilometer und ist zum Schutz einer wüstenhaften Landschaft eingerichtet worden. Es existieren viele von der Erosion geschaffene skulpturartige, kuriose Gesteinsformationen, die oft an bekannte Objekte erinnern, wie das U-Boot, die Bocciabahn, der Pilz und die 1989 eingestürzte Wunderlampe Aladins, die bis dahin das Wahrzeichen des Parks war. Das Gebiet liegt etwa 1300 Meter über dem Meeresspiegel und beherbergt eine typische Wüstenvegetation, die aus Kakteen und Büschen besteht. Darüber hinaus gibt es starke Temperaturschwankungen von −10 °C bis +45 °C. Wir bekommen an diesem Tag die extreme Hitze zu spüren, zeigt das Thermostat doch „angenehme“ 40 Grad. So ist jeder Windzug herzlich willkommen. Wir legen auf unserer Route verschiedene Zwischenstopps ein und erhalten diverse Erklärungen von unserem Guide. So kommen wir z. B. an Steinformationen vorbei, die durch die Erosion aussehen wir präzise geschliffene Kugeln, die auf der Welt in dieser Form einzigartig sind. Landschaftlich erinnert uns die Gegend total an die USA mit seinen Canyons und bunten Felsen. Besonders beeindruckt sind wir als plötzlich 8 Kondore über uns kreisen, die auf dem Boden sitzend tatsächlich eine Größe von 1,40 m aufweisen und dadurch wirklich majestätisch durch den Himmel gleiten.

Jeden Monat, immer zum Vollmond, ist der Park drei Tage lang auch nachts geöffnet und man kann mit einem Guide eine Nachtwanderung im Mondschein durch diese besondere Landschaft machen. Wir schauen im Kalender nach…der nächste Vollmond ist…HEUTE! Alles klar, das nehmen wir mit! Glücklicherweise bekommen wir noch Karten und so geht es für uns um 23 Uhr noch einmal mit Sprinti los durch den Park. Allerdings sind wir nicht die einzigen mit diesem Plan und so schlängeln sich nun mehr als 50 Autos entlang der staubigen Straßen. Uns beschleicht das schlechte Gewissen, warum man die Landschaft nicht wenigstens in der Nacht in Ruhe lässt oder zumindest statt der vielen einzelnen PKWs besser einen Bus einsetzt. Die Autos werden an einem zentralen Ort geparkt und wir machen uns zu Fuß auf durch den Park. Lampen…Fehlanzeige! Lediglich der Mond schenkt uns gerade genug Licht, um über Stock und Stein zu laufen. Dass man auf den Fotos überhaupt etwas erkennen kann, liegt wohl eher an der Nachtsicht-Einstellung unserer Handy-Kamera. Einen Weg oder Trampelpfad gibt es hier gerade nicht. Und so verleiht es uns auch in dieser großen Gruppe schon das Gefühl ganz allein mit der Natur zu sein und nur der Mond beobachtet uns dabei…

Gegen 2 Uhr in der Nacht kehren wir zurück zum Parkeingang. Der sich dort befindliche Campingplatz ist momentan allerdings geschlossen, weil sich derzeit ein Puma in der Gegend umhertreibt. Gut, dass wir gerade noch durch den Park gewandert sind, sag ich nur! Peter und ich machen uns also mitten in der Nacht auf den Weg, um den ca. eine Stunde entfernten Talampaya Nationalpark zu erreichen, da wir dort übernachten dürfen. Normalerweise vermeiden wir es nachts zu fahren, weil es aufgrund schlechter Straßen, fehlender Beleuchtung, einfach aus Sicherheitsgründen oder auch weil gerne mal Tiere auf der Straße stehen, durchaus gefährlich werden kann. In dieser Nacht kommt zudem die Müdigkeit hinzu, die uns beide mittlerweile quält. Anfangs sind wir nicht die einzigen, die hier auf diesen Straßen noch unterwegs sind, aber immer mehr verlassen unsere Route und so sind wir irgendwann allein unterwegs auf dieser Landstraße, umgeben von dunklem Nichts. Daher sind wir froh und erleichtert, als wir gegen 3 Uhr den Parkplatz erreichen und fallen nur noch todmüde ins Bett.

Rund 3,5 Stunden später werden wir allerdings schon wieder vom Wecker geweckt, denn auch den Talampaya Park wollen wir erkunden. Das Reservat umfasst 215.000 Hektar und schützt die wüstenhafte Landschaft im Tal des „Rio Talampaya“, in der die Erosion vielfarbige Gesteinsformationen hervorgebracht hat. Zudem gibt es auch hier mehrere archäologische Fundstätten in der Gegend. Das im Park anzutreffende, fossilführende Gestein entstand aus Sedimenten, die während der Trias, dem ältesten System des Erdmittelalters, auf dem Festland abgelagert worden sind. Zusammen mit den Gesteinen im nur wenige Kilometer weiter südlich gelegenen Naturreservat Ischigualasto wurde dies dokumentiert. Deshalb ist der darin enthaltene Fossilbericht weltweit einmalig. Zudem sind hier auch frühe Spuren des Menschen sichtbar, was sich unter anderem durch uralte Wandmalereien zeigt.

Auch diesen Park darf man nur mit einem Guide betreten und so startet unsere gewünschte Tour bereits um 9 Uhr. Dieses Mal nicht mit dem eigenen Auto, sondern in einem Bus werden wir durch den Park gefahren und halten an besonders eindrucksvollen Punkten. Auch dieser Park ist faszinierend und beeindruckt uns mit seinen gewaltigen Felsen fast noch mehr als wir durch die Schlucht fahren und im Verhältnis wohl eher der Größe einer Ameisen entsprechen. An einer Stelle werden wir aufgefordert als Gruppe einige Schreie abzulassen, die tatsächlich Sekunden später ein so beeindruckendes Echo wiedergeben, als würde uns eine Gruppe im Tal nebenan antworten. In diesem extremen Ausmaß haben weder Peter noch ich das je erlebt. Echt der Wahnsinn, sage ich Euch! So verleben wir auch hier einen schönen Vormittag, bevor es für uns mal wieder weitergeht…

Jetzt, wo ich hier sitze und diese Zeilen für Euch schreibe, sind bereits ein paar Wochen vergangen und Weihnachten steht vor der Tür. Daher möchten wir das zum Anlass nehmen Euch die liebsten Weihnachtsgrüße nach Hause zu schicken. Habt eine schöne Zeit mit Euren Lieben und genießt ein wenig die Ruhe zum Jahresende. Wir tun dies…am südlichsten Punkt des amerikanischen Kontinents, der mit einem Auto befahren werden kann, ohne das Wasser überqueren zu müssen (schaut dazu gerne mal unter unserer Route).

In diesem Sinne frohe Weihnachten und eine dicke Umarmung aus dem windigen Südchile!

Reiseberichte Chile

Chile…alles eine Frage der Einreise (#070)

10. Dezember 2023

– Wir freuen uns auf ein neues Land –

Nachdem man uns nur auf Biegen und Brechen erlaubt hat mit Sprinti aus Bolivien auszureisen (s. dazu Artikel „In der größten Salzwüste der Welt #069“), erreichen wir nun die chilenische Grenzstation, die sich ebenfalls irgendwo im Nirgendwo befindet. Als wir dort ankommen, erfahren wir, dass hier seit einigen Stunden Stromausfall herrscht und in Sachen Grenzkontrolle gerade mal so gar nichts funktioniert. Wir müssen also warten…und das mit dem Gedanken, ob man uns nach unseren Problemen an der bolivianischen Aduana überhaupt nach Chile einreisen lässt…mit Sprinti wohlgemerkt! Außerdem sollen die Kontrollen in Sachen Lebensmittel, Holz etc. nirgends so streng sein, wie an der chilenischen Grenze. Wir haben das ein oder andere also ein wenig versteckt und hoffen, dass wir damit durchkommen…und keine Hunde zur Kontrolle eingesetzt werden, die soll es nämlich an einigen Grenzübergängen ebenfalls geben. Jetzt erstmal heißt es also warten und wir hoffen inständig, dass das hier vor dem Wochenende noch etwas wird und wir nicht tagelang hier verharren müssen…so im Nichts…auf 4600 Metern! Erstmal vertreiben wir uns die Zeit, indem wir an unseren Autos die Reifen wieder aufpumpen, die wir aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse auf der Lagunen-Route etwas abgelassen hatten.

Nach weiteren 1,5 Stunden des Wartens, kehrt der Strom dann wieder zurück und der Einreise-Prozess kann starten. Jetzt heißt es Daumendrücken…sowohl für die Einreise als auch für die Lebensmittelkontrolle!

Dann sind wir an der Reihe…

Relativ schnell erhalten Peter und ich unsere Stempel in unseren Reisepässen…wir dürfen also schon mal 90 Tage im Land bleiben. Jetzt stellt sich nur noch die Frage für Sprinti und ob uns das „Gemauschel“ an der bolivianischen Grenze nun zum Verhängnis wird. Hoffentlich möchte der Grenzbeamte also nicht das bolivianische TIP (Dokument zur Ein- und Ausfuhr von Sprinti) sehen, dann wird es kompliziert. Der Beamte schaut auf Sprintis Fahrzeugschein und schüttelt mit dem Kopf. „Oh nein“…denken Peter und ich gleichzeitig. Dann stellt sich allerdings heraus, dass er nur die Fahrzeugidentifikationsnummer auf dem Fahrzeugschein nicht gefunden hat. Aber da können wir schnell Abhilfe schaffen. Wir bekommen für Sprinti ein neues TIP für Chile und erhalten ein neues Dokument, ohne dass das alte aus Bolivien noch irgendeine Rolle spielt…puh, das wäre also geschafft!

Jetzt nur noch die Lebensmittelkontrolle! Als erstes betritt ein Herr der Drogenfandung unseren Wagen, der glücklicherweise eher davon beeindruckt ist, dass wir Sprinti selber ausgebaut haben, als dass er sich für unseren Alkoholvorrat interessiert. Dann kommt die Dame von der Kontrolle, lässt uns ein Dokument ausfüllen und fragt nach frischem Obst und Gemüse. Da es immer besser ist, zuzugeben dass man etwas mit sich führt und das dann auch freiwillig abzugeben, als wenn sie selbst etwas finden, offenbare ich die obligatorischen zwei Äpfel und drei Limetten, die sie dann auch direkt einsammelt. So ist sie schon mal gut gestimmt. Anschließend schaut sie noch in sämtliche Schubladen und gibt uns dann mit einem Lächeln zu verstehen, dass alles in Ordnung ist und wir nach Chile einreisen dürfen. Puuuuuuhhhhhhhh, auch das wäre also geschafft!

Jetzt also ab in das neue Land, ab nach Chile! Unser erstes Ziel ist auch gleich der erste Ort im Land…San Pedro de Atacama! Ja genau, „Atacama“…wir befinden uns also in der Atacama-Wüste und kommen so von einem Extrem ins Nächste. Als erstes müssen wir aber noch das Altiplano verlassen. Als Altiplano wird das ausgedehnte Plateau bezeichnet, das sich über 1800 km entlang der Anden von Süd-Peru, über West-Bolivien bis nach Nord-Chile und Nord-Argentinien erstreckt und auf einer durchschnittlichen Höhe von 3600 m liegt. Wir befinden uns nach der Grenze sogar auf 4600 Metern, San Pedro de Atacama liegt allerdings wesentlich tiefer und so führt uns die Straße, die aufgrund der extremen Bedingungen von vielen internationalen Autoherstellern auch als Teststrecke genutzt wird, auf nicht einmal 30 Kilometer rund 2400 m bergab. Sprintis Bremsen geben mal wieder alles! Die Sicht auf die Wüste ist toll und die endlich wieder geteerten Straßen sind in einem top Zustand…und so ganz ohne Müll. Peter und ich feiern das so richtig! Von uns fällt die Anspannung der letzten beiden Länder und so freuen wir uns auf alles was da kommt! Wir freuen uns auf Chile!

Der moderne souveräne Staat Chile gehört mit seinen rund 19,1 Millionen Einwohnern zu den wirtschaftlich und sozial stabilsten und auch wohlhabendsten Ländern Südamerikas mit einer einkommensstarken Wirtschaft und einem hohen Lebensstandard. Es führt die lateinamerikanischen Nationen in Bezug auf menschliche Entwicklung, Wettbewerbsfähigkeit, Pro-Kopf-Einkommen, Globalisierung, Friedenszustand, wirtschaftliche Freiheit und geringes Korruptionsempfinden an. Chile weist nach Kanada die niedrigste Mordrate in Amerika auf und ist Gründungsmitglied der Vereinten Nationen, der Union der Südamerikanischen Nationen (UNASUR), der Gemeinschaft Lateinamerikanischer und Karibischer Staaten (CELAC) und der Pazifik-Allianz. Chile ist allerdings durch die globale Erwärmung ernsthaft gefährdet und hat seit Anfang der 1990er Jahre mindestens 37 % seiner Wasserressourcen verloren. Durch seine besondere geographische Form erstreckt es sich ganze 4200 Kilometer entlang des Pazifischen Ozeans, was auf Europa und Afrika übertragen in etwa der Entfernung zwischen der Mitte Dänemarks und der Sahara darstellt. Dagegen ist Chile durchschnittlich nur circa 180 Kilometer breit. Die engste Stelle im kontinentalen Chile (ohne Antarktis) beträgt dabei lediglich 90 Kilometer, die breiteste Stelle etwa 440 Kilometer. Und dieses Land gilt es nun von uns zu entdecken…wir sind mehr als gespannt!

Als erstes halten wir an einer Tankstelle und bekommen endlich wieder ganz regulär und ohne irgendwelche Verhandlungen unser Benzin…und dann sogar die gute Qualität von 98 Oktan! Wir freuen uns…und Sprinti sich auch! Dann geht es weiter zum nächsten Campingplatz, an dem wir gemeinsam mit unserer Freundin Shelly ein paar Tage bleiben. Jetzt ist erstmal Ausspannen angesagt! Aber es gibt auch das ein oder andere zu erledigen…so hat Sprinti nach der Lagunenroute sowohl von innen also auch von Außen eine Wäsche dringend nötig. All der Staub der unbefestigten Straßen ist in den letzten Tagen wirklich in jede Ritze gekrochen. Auch unsere Kleidung will gewaschen werden und chilenisches Bargeld benötigen wir ebenfalls. Im Supermarkt gibt es plötzlich wieder viel mehr Auswahl und Produkte, die wir seit Monaten nicht mehr bekommen haben. Auch das feiern wir ab 🙂 ! Nach den Minusgraden der letzten Tage, herrscht hier nun eine sommerliche Temperatur und die angenehme Höhe von „nur“ noch 1200 m über dem Meeresspiegel, lässt uns endlich wieder normal atmen und gut schlafen. Hach, was fein! Der Ort San Pedro de Atacama fühlt sich nach einem Hippie-Touristenort an, versprüht aber unheimlich viel Charme und gefällt uns daher ebenfalls gut. So kann es also weitergehen…hier in Chile!

Wie eben schon erwähnt, befinden wir uns jetzt in der Atacama-Wüste. Die Atacama ist eine Küstenwüste und die trockenste Wüste der Erde außerhalb der Polargebiete. In ihrem zentralen Bereich besteht schon seit wenigstens 15 Millionen Jahren ein hyperarides Klima. Es gibt Orte, an denen jahrzehntelang kein Regen registriert wurde, mit durchschnittlichen jährlichen Niederschlagshöhen von tatsächlich 0,0. Die Atacama erstreckt sich über 139.860 km2 und liegt im Regenschatten der Anden, d.h. auftretende Ostwinde sind trocken und bringen keine Niederschläge. Nahe der Küste verhindert eine kalte Meeresströmung, der Humboldtstrom, die Entwicklung von Regenwolken, so dass, anders als weiter nördlich oder südlich, kein Steigungsregen fällt. Das kalte Meerwasser bedingt allerdings, dass die Atacama kühl ist und insbesondere in Küstennähe oft Nebel vorherrscht, weshalb die Atacama auch zu den Nebelwüsten gehört. Die Trockenheit der Wüste bekommen auch wir am eigenen Leib zu spüren, so ist unsere Haut komplett ausgetrocknet und an Händen und Füßen bereits rissig. Unsere Schleimhäute sind so ausgetrocknet, dass wir oft Nasenbluten bekommen. Aber egal, wir freuen uns einfach so in dieser anderen Umgebung zu sein!

Nach ein paar Tagen machen wir uns dann gemeinsam mit Shelly auf Richtung Süden. Unser Weg führt uns weiter durch die Wüste, die hier in dieser kargen, aber dennoch sehr schönen Landschaft, ihrem Namen alle Ehre macht.

Dann ist es plötzlich so weit und wir überqueren einen weiteren Meilenstein auf unserer Reise…den südlichen Wendekreis (s. dazu auch unsere Route)! Vor rund 1,5 Jahren haben wir bereits in Kanada den Polarkreis, vor einem Jahr in Mexiko dann den nördlichen Wendekreis („Wendekreis des Krebses“) und vor ein paar Monaten in Ecuador den Äquator überquert und nun also auch den südlichen Wendekreis („Wendekreis des Steinbocks“). Dies bedeutet auch, dass wir nun wieder Jahreszeiten erleben und nicht mehr nur Regen- oder Trockenzeit. Da wir uns in der südlichen Hemisphäre befinden, ist es hier also gerade Frühling und der Sommer steht in den Startlöchern, was für uns sehr gut passt, wenn es weiter Richtung Süden in kältere Gefilde geht.

Danach erreichen wir inmitten der Wüste ein Kunstobjekt, was als beliebtes Fotomotiv bekannt ist. Es handelt sich um eine riesige Hand aus Stein, die aus dem Boden emporragt.

Hinter der Hand fahren wir etwas abseits der Straße die Hügel herunter, um einen möglichst windstillen Platz für die Nacht auszumachen. Wir werden fündig, auch wenn wir dem Wind nicht ganz entfliehen können. Aber hier können wir umsonst, sicher und ruhig stehen und verleben somit eine gute Nacht.

Am nächsten Tag geht es für uns weiter Richtung Südwesten und dann erreichen wir…das Meer! Auch hier finden wir einen einsamen Stellplatz, dieses Mal direkt am Strand…hach, was fein! Zwar ist der Pazifik zu kalt, um darin zu schwimmen, aber die Sonne bescherrt uns angenehme Temperaturen, so dass wir bis abends draußen sitzen und den Blick auf das Meer genießen.

Nach zwei Tagen am Meer heißt es für uns „Weiterziehen“, denn wir haben einen Termin…was auf unserer Reise ja eine absolute Seltenheit ist. Für diesen Termin geht es wieder ein kleines Stück Richtung Norden, bis wir Paranal erreichen. Auch hier stehen wir wieder einsam und kostenlos inmitten der Natur.

Am nächsten Morgen geht es für uns schon früh weiter…der Termin steht an. Wir fahren zum 5 Minuten entfernten Paranal-Observatorium und dem „Very large Telescope“ der ESO, wo wir uns für eine Führung angemeldet haben. Das Paranal-Observatorium ist eine astronomische Beobachtungsstation in der Atacamawüste . Das Observatorium wird von der Europäischen Südsternwarte (ESO) betrieben und ist Standort des Very Large Telescope (VLT), des Very Large Telescope Interferometer (VLTI) sowie der Survey Telescopes VISTA und VST. Neben der geringen Lichtverschmutzung hier in der Wüste, zeichnet sich auch die Atmosphäre über dem Gipfel durch eine trockene und außergewöhnlich ruhige Luftströmung aus, die den Berg zu einem sehr attraktiven Standort für eine Sternwarte macht. Die riesigen sensiblen Teleskope wurden in Deutschland hergestellt und kamen über den Seeweg nach Chile. Jeden Abend öffnen sich die Tore der Teleskope und geben den Blick in das Universum frei. So konnten hier z.B. neue Planeten oder auch die Distanz zur Galaxie NGC 300 genauer als zu jeder anderen Galaxie außerhalb der unmittelbaren Nachbarschaft der Milchstraße bestimmt werden. Ihr könnt Euch vorstellen, Peter ist Feuer und Flamme als wir uns so ein Teleskop von innen anschauen und ich muss zugeben, auch mich beeindruckt das enorme Ausmaß und was damit astronomisch alles möglich ist.

Auf dem Berg gegenüber sehen wir zudem das Extremely Large Telescope (ELT), zuvor European Extremely Large Telescope (E-ELT), eines sich im Bau befindlichen optischen Teleskops der nächsten Generation, ebenfalls für die Europäische Südsternwarte (ESO). Es erhält einen Hauptspiegel mit 39 Metern Durchmesser, der aus 798 sechseckigen Spiegelelementen zusammengesetzt sein wird. Damit soll es das weltweit größte optische Teleskop werden.

Als nächstes ist unser Plan wieder zurück in den Norden nach San Pedro de Atacama zu fahren, um dort auf dem Altiplano den Pass zu nehmen, dann die Grenze nach Argentinien zu überqueren und auf der argentinischen Seite weiter Richtung Süden zu fahren. In den letzten Wochen hatte es dort kleine Unruhen gegeben. Kurz vor der Präsidentschaftswahl kam es zu Lieferengpässen bei Diesel und Benzin, so dass es teilweise unmöglich war an Sprit zu kommen, weil die Tankstellen schlichtweg nichts hatten. Aus diesem Grund haben wir die letzten Tage in Chile verbracht und zudem die Zeit mit unserer Fahrt entlang der chilenischen Küste ein wenig überbrückt. Jetzt scheint sich das Sprit-Problem ein wenig zu legen und Peter und ich haben vor, die Grenze im Norden am Folgetag zu überqueren. Als wir bei unserer Teleskop-Tour mit unserem Guide zufällig ins Gespräch kommen, erzählt sie uns, dass es im Norden Argentiniens einen Wintereinbruch gegeben hat und die Straßen vereist sind. Daher ist die Grenze auf dem Altiplano auf einer Höhe von rund 4000 Metern auch geschlossen! Wir kommen also dort gar nicht rüber! Also…Planänderung! Wenn man auf dieser Reise eins sein muss, dann flexibel! Wir fahren also gemeinsam mit Shelly auf der chilenischen Seite weiter Richtung Süden und werden dann auf Höhe von Santiago de Chile die Grenze nach Argentinien passieren. Bis dahin hat sich das Wetter dann hoffentlich beruhigt!

Gesagt…getan! In den folgenden zwei Tagen legen wir viele Kilometer zurück, setzen unsere Fahrt in der Atacama-Wüste entlang der Küste fort und sind beeindruckt von der Schönheit des Landes. So kreuzen Füchse, wilde Esel und Guanacos, die nach Lamas, Alpakas und Vikunjas vierte Art aus der Familie der Neuweltkamele, die nur hier in Südamerika anzufinden ist, unseren Weg. Auch kommen wir an unzähligen Minen vorbei, denn Chile gehört zu den weltweit größten Rohstoffproduzenten. Es verfügt über die größten bekannten Kupfervorkommen der Welt (etwa 40 Prozent) und somit befinden sich hier auch die größten Kupferminen der Erde. Und auch wenn die Landschaft oft karg erscheint, so versprüht sie doch eine besondere Atmosphäre. Die Nächte verbringen wir freistehend oder auch auf einem Campingplatz (da die Saison noch nicht begonnen hat, sind wir die einzigen Gäste), aber immer direkt am Meer. Der Wind pfeift ordentlich oder so verziehen wir uns am Abend in unseren gemütlichen Sprinti.

Dann erreichen wir Santiago de Chile, die Hauptstadt des Landes. Im städtischen Siedlungsgebiet wohnen in Santiago rund 5,2 Millionen Menschen, in der gesamten Metropolregion sind es sogar 7,1 Millionen. Damit leben etwa 44 Prozent aller Chilenen in der Hauptstadt oder in ihrer direkten Umgebung. Ein paar Tage sind nun auch wir Teil davon. Wir erreichen einen kleinen Campingplatz unweit der Stadt und werden von dem Gastgeber Matias mit offenen Armen empfangen. In seiner privaten Waschmaschine dürfen wir sogar unsere Wäsche waschen…der Vorteil bei dieser trockenen Luft ist ja, dass alles in Nullkommanichts trocken ist. Auch nutzen wir Santiago für viele Erledigungen und einen Werkstattbesuch, um Sprinti mal durchchecken zu lassen und ihm unter anderem auch einen Ölwechsel zu gönnen. In der Werkstatt treffen wir auf den Chef Milenko, der gut Englisch spricht und sich direkt um uns und Sprinti kümmert. So fühlen wir uns dort gut aufgehoben und freuen uns, dass neben dem Ölwechsel (gleichzeitig tauschen wir auch noch sämtliche Filter aus) Sprinti nur vorne neue Bremsbeläge benötigt. Die hinten hatten wir ja bereits in La Paz in Peru ausgetauscht…nun sind auch die vorne dran. Innerhalb von kürzester Zeit hat Milenko die richtigen Beläge besorgt und auch die Halterungen für das Getriebe und den Auspuff sind erneuert. Alles in allem kostet uns das Prozedere 5 Stunden Zeit und lediglich EUR 160 inklusive Material- und Arbeitslohn. Wir sind uns sicher, damit wären wir in Deutschland „nicht so ganz“ ausgekommen!

An einem Tag machen wir uns dann auf in die Stadt und genießen vom größten Wolkenkratzer Südamerikas dem Gran Torre Santiago in 300 Metern Höhe den 360 Grad-Ausblick auf die Stadt und auf die dahinterliegenden schneebedeckten Berge. Oben gibt es Live-Musik und eine kostenlose Weinprobe (ein Glas Rot- oder Weißwein), an dessen Stand ich prompt mein Glas verschütte und sich Rotwein seinen Weg zwischen all den anderen drappierten Gläsern bahnt. Netterweise reicht man mir mit einem Lächeln allerdings ein neues Glas, mit dem ich dann vorsichtiger untewegs bin. Am Fuße des Turms liegt eine riesige Einkaufsmall, unter anderem mit einem Kino. Ja genau, Kino! Wir haben recherchiert, dass es hier auch Filme in Originalfassung (also Englisch) mit spanischem Untertitel gibt…das ist doch was für uns! In Deutschland kann ich Peter meist nur schwer für Kino begeistern, hier ist das aber mal eine willkommende Abwechslung und da es dann auch noch der neue Marvel-Streifen ist, ist auch Peter einverstanden. Generell ja nicht so mein Genre, aber ich freue mich auf die Kinoatmosphäre und vor allem auf süßes Popcorn…außerhalb Deutschlands ist das ja auch gerne mal gesalzen und damit nicht ganz so mein Fall. Nach einer ordentlichen Stärkung mit Burger und Pommes (die Menge an Kalorien an diesem Tag verdrängen wir am besten ganz schnell!) geht es also für uns ins Kino. Und wir werden nicht enttäuscht…wir sitzen in riesigen bequemen Sesseln, die einen quasi in Schlafposition versetzen und auf Knopfdruck gibt es alles was das Herz begehrt…selbst warme Speisen (was das abelangt, sind wir ja bereits gesättigt!). Uns „reicht“ also unser Popcorn…und ja, es ist süß 🙂 !

Dann verlassen wir Santiago wieder und verabschieden uns somit auch von Shelly, die weiter auf der chilenischen Seite Richtung Süden fährt, während wir uns nun auf den Weg nach Argentinien machen…am Tag der Präsidentschaftwahl im Land. Allerdings heißt es vorher nochmal den Kühlschrank aufzufüllen, mit Produkten, die anderswo schwer zu bekommen sind. So halten wir noch an einer großen Supermarktkette und ich traue meinen Augen kaum, als ich plötzlich neben anderen deutschen Produkten auch Christstollen, Marzipan und Lebkuchen in den Regalen sehe. Im letzten Jahr waren wir um diese Zeit in Mexiko, wo es keinerlei weihnachtliche Spezialitäten oder Süßigkeiten gab, zumindest nicht das, was wir in Deutschland darunter verstehen. Also mussten dann Schnapspralinen herhalten. Und jetzt liegt hier ein Stollen und Lebkuchen vor uns und löst bei uns (zugegebenermaßen besonders bei mir) eine Runde Glücksgefühle aus 🙂 !

Mit vollem Kühlschrank geht es dann Richtung argentinische Grenze. Glücklicherweise ist der Wintereinbruch überstanden und die sommerlichen Temperaturen sind zurückgekehrt. Auch das „Sprit-Problem“ hat sich zum Glück wieder gelegt. Da auch an diesem besonderen Tag der Präsidentschaftswahl keine Tumulte zu befürchten und die Grenzen dennoch geöffnet sind, steht unserer Reise nach Argentinen nichts mehr im Wege. So führt uns unsere Route zur Grenze vorbei an unzähligen Weinbergen (die hier gar nicht unbedingt „Berge“sind) und durch die schneebedeckten Berge, die uns einen traumhaften Blick bescheren.

Dann erreichen wir die Grenze und eins kann ich Euch sagen…dieses Mal läuft es ganz einfach und unkompliziertab . So ist dies quasi unsere erste „Drive through-Grenze“, bei der wir mit Sprinti in ein Gebäude hineinfahren, in dem in unterschiedlichen kleinen Glashäuschen direkt der komplette Vorgang abgewickelt wird..sowohl für die chilenische, als auch für die argentinische Seite. Somit ist das ganze Prozedere nach 15 Minuten erledigt…und nach unseren letzten Erfahrungen kommt uns das nun seeehr gelegen 🙂 !

Weil auf dieser Höhe des südamerikanischen Kontinents die Berge, die Nationalparks und all das, was es zu entdecken gilt auf chilenischer und argentinischer Seite auf dem Weg nach Süden nah bei einander liegen oder es teilweise nur eine Straße nach unten gibt, werden wir in den nächsten Wochen des öfteren zwischen beiden Ländern hin und her reisen.

Und so heißt es heute: „Hallo Argentinien!“…aber auch: „Chile, wir kommen ganz bald wieder!“