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Sprinter

Reiseberichte Argentinien

Unsere Reise geht zu Ende (#085)

26. Mai 2024

– Wir kommen nach Hause –

Nachdem wir Sprinti in Montevideo in den Container verfrachtet haben, geht es für Peter und mich noch einmal via Schiff nach Buenos Aires. Uns bleiben noch ein paar Tage in Argentiniens Hauptstadt bevor auch für uns die Reise zu Ende geht und wir mit dem Flugzeug zurück nach Deutschland fliegen. Wir haben uns wieder in ein Airbnb eingebucht, denn es gibt tatsächlich noch viele organisatorische Dinge, die es vor unserer Rückkehr zu erledigen gilt. Anders als bei einem Urlaub von dem man zurückkehrt, ist es bei einer Langzeitreise doch etwas aufwendiger (s. dazu auch Artikel „Auf Langzeitreise…#032“). So benötigen wir einen Wohnsitz bzw. eine Meldeadresse in Deutschland, dann müssen sämtliche Dinge für das Arbeitsamt eingestellt und erledigt werden. In den letzten zwei Jahren besaßen wir außerdem eine Auslandsreisekrankenversicherung, die nun erlischt…wir benötigen also mit dem ersten Fuß auf deutschem Boden wieder eine Krankenversicherung. Zudem müssen unsere Handyverträge und SIM-Karten wieder angepasst werden. Sprinti, der während unserer Reise in Deutschland nur eine Haftpflichtversicherung besaß, braucht nun wieder eine Kaskoversicherung. Außerdem benötigen wir auf kurz oder lang neben Sprinti auch einen PKW in Deutschland, um mobil zu sein. Wie der Zufall es so will, können wir das Auto von unserem Schwager übernehmen. Somit ist auch dafür eine Versicherung und ein Termin beim Straßenverkehrsamt nötig, wobei letzteres momentan gar nicht leicht zu bekommen ist. Also bedarf es einiges an Recherche, Anträge werden gestellt, Versicherungen verglichen und Telefonate mit deutschen Behörden geführt, was aufgrund der Zeitverschiebung auch gar nicht immer so einfach ist.

Neben all diesen Erledigungen wollen wir allerdings auch nicht vergessen, dass wir aktuell in Buenos Aires sind. Bei unserem letzten Besuch haben wir die Stadt bereits erkundet (s. dazu Artikel „Buenos Aires #083“) und somit fällt alles was wir nun hier erleben unter die Kategorie „Bonus“. Und so schlendern wir an einem Vormittag durch unsere Viertel „Palermo Hollywood“, was an sich schon ein lustiger Name ist, wie ich finde. Und so kommen wir auch an dem Restaurant Don Julio vorbei, was zu den besten Restaurants Südamerikas gehört und bei dem wir bei unserem letzten Besuch keinen Tisch mehr bekommen haben. Also versuchen wir es an diesem Vormittag erneut, denn sicherlich ist mittags weniger los als abends. Und wir haben Glück, wir erhalten einen Tisch für 15.30 Uhr…perfekt! Und so laufen wir weiter durch die Straßen von Buenos Aires und genießen das schöne Wetter.

Zu 15.30 Uhr stehen wir dann mit knurrendem Magen wieder vorm Don Julio und bekommen einen Tisch auf der Außenterrasse zugewiesen. Dort läuft alles etwas legerer ab, also genau das Passende für uns. Don Julio ist ein familiengeführtes Restaurant, was im 19. Jahrhundert als kleiner Grill an der Straßenecke gestartet ist und heute einen Michelin-Stern besitzt. Wir sind also gespannt!

Don Julio steht (typisch argentinisch) für gutes Fleisch…vornehmlisch Steak. Schon beim Blick auf die Karte, sehen wir in was für einem Restaurant wir sind, denn natürlich spiegelt sich der Michelin-Stern auch in den Preisen wieder. So kostet das teuerste Stück Fleisch rund 88 Euro und eine Flasche Wein bekommt man für 800 Euro. Glücklicherweise gibt die Speisekarte auch eine etwas niedrigere Preisklasse her, dennoch teilen wir uns unser Glas Wein dann seeehr gut ein. Sowohl das Essen, als auch die Getränke fallen dann unter das Prädikat „köstlich“…einfach der Hammer, sage ich Euch! Und irgendwie auch ein krönender Abschluss unserer Reise.

Jetzt ist es schon einige Tage her, dass wir uns von Sprinti verabschiedet haben und er in seinem Container auf das Schiff „Cap San Sounio“ geladen wurde (s. dazu Artikel „Sprinti macht sich auf den Heimweg…#084“). Quasi täglich schauen wir auf unseren Handys (vesselfinder.com) nach, wo sich Container und Schiff aktuell befinden. Der Container ist noch immer auf der Cap San Sounio…sehr gut! Das Schiff hat sich bereits auf den Weg gemacht und den Hafen von Montevideo verlassen…ebenfalls sehr gut! Aber wir staunen nicht schlecht, als die Cap San Sounio samt Sprinti plötzlich in den Hafen von Buenos Aires einläuft…von diesem Zwischenstopp hatte man uns nämlich nichts erzählt. Leider ist das gesamte Hafengelände riesig groß und darf zudem nicht betreten werden, so dass wir keinen Blick auf das Schiff erhaschen können. Aber letztendlich ändert es ja auch nichts. Wir hoffen einfach, dass die Cap San Sounio mit all ihren Containern heil über den Atlantik kommt und wir Sprinti in etwa 30 Tagen in Hamburg in Empfang nehmen können.

Photo by Jorne Weber

Dann ist auch unser letzter Tag der Reise gekommen. So packen wir ein letztes Mal unsere Rucksäcke und lassen die vergangenen zwei Jahren noch einmal Revue passieren. So fällt auch unsere Entscheidung für unser finales Abendessen hier in Buenos Aires auf mexikanische Tacos, die wir in Mexiko echt lieben gelernt haben.

Am nächsten Morgen ist es dann soweit. Wir verlassen unser Airbnb und ab geht es mit Sack und Pack zum Flughafen von Buenos Aires. Mit der italienischen Fluglinie ITA fliegen wir 13 Stunden bis nach Rom, von dort aus weiter bis nach Frankfurt und letztendlich mit der Lufthansa dann weiter bis zum Flughafen Münster/Osnabrück. Da zum Zeitpunkt unserer Rückreisebuchung ein Bahnstreik den nächsten jagte, haben wir uns auch bei unserer letzten Etappe für einen Flug entschieden…nichtsahnend, dass kurze Zeit später die Lufthansa ihre Arbeit niederlegt.

Wir hoffen also an diesem Tag, dass alles glatt gehen wird. Da Peter mit seinen 1,98 m ja eher zu der etwas größeren Sorte Mensch gehört, haben wir Sitze mit mehr Beinfreiheit gebucht und finden uns somit am Notausgang und direkt vor den Toiletten wieder. Im Laufe des Fluges stellt sich dann heraus, dass vorbei an unseren Sitzen reger Verkehr herrscht, wir immer wieder angerempelt werden und sich Passagiere auch gerne bei uns an Bein, Schulter oder Bildschirm abstützen, wenn sie drohen ihr Gleichgewicht zu verlieren. Was zudem sehr merkwürdig ist, dass ITA auf unserem ersten Flug bereits mittags die Innenbeleuchtung ausstellt und darum bittet die Sonnenblenden zu schließen. So sitzen wir ganze 13 Stunden im Dunkeln, obwohl mindestens 6 davon helligster Tag sind. Dadurch kommen wir irgendwie nicht wirklich in den Schlaf, aber das ist dann halt mal so!

Dann ist es soweit…nach 723 Tagen (abgesehen von unserem zweiwöchigen Heimaturlaub) betreten wir wieder deutschen Boden…wir sind wieder zu Hause!

Am Flughafen werden wir von Familie und einigen Freunden begrüßt und freuen uns total darüber!

Jetzt heißt es erstmal „Ankommen“! Noch immer gibt es einiges zu organisieren und zu erledigen. Freunde und Familie wiederzusehen steht natürlich auch auf dem Programm und wir freuen uns sehr alle wieder in die Arme schließen zu können. War doch bei unserem Abflug vor zwei Jahren noch Covid ein großes Thema.

Und so vergehen die ersten Tage und Wochen wie im Fluge und man kann bei uns definitiv noch nicht von einem geregelten Alltag sprechen. Bei Vesselfinder sehen wir, dass auch die Cap San Sounio immer näher kommt und nach einigen Stopps in Brasilien auch den Atlantik bereits überquert hat. Nach weiteren Stopps in Marokko, Rotterdam und Thames (London) ist es dann soweit…die Cap San Sounio erreicht nach 29 Tagen Deutschland und damit den Hamburger Hafen…mit an Bord Sprinti…das wollen wir zumindest mal hoffen!

Nun heißt es sich noch ein paar Tage zu gedulden, denn wir haben noch kein „Go“ von der Verschiffungsfirma für die Abholung. Zuerst muss der Container vom Schiff geladen werden und dann benötigen wir einen Termin für den Zoll und einen für die Öffnung und damit auch für die Entladung des Containers. Um beides kümmert sich die deutsche Verschiffungsfirma (Overlander Shipping). Durch die derzeitigen Feiertage verschiebt sich der ganze Prozess noch einmal. Zeitlich haben wir damit jetzt gar nicht so einen Stress, aber jeder weitere Tag, an dem sich Sprinti länger auf dem Hafengelände aufhält, kostet uns bares Geld. Derzeit werden 99% der aus Südamerika ankommenden Container vom Zoll gescannt und dadurch auf eventuelle Drogen, Waffen oder andere Gefahrstoffe kontrolliert. Und wie der Zufall es so will, beraten sich am Tag von Sprintis Ankunft sämtliche Innenminister Europas darüber, wie man die illegale Drogeneinfuhr via Schiff aus Südamerika eindämmen kann. Und wo tun sie das? Genau…in Hamburg! Mit Sprinti kommen zwei weitere Container mit Reisefahrzeugen auf der Cap San Sounio aus Montvideo an. Sehr zur Verwunderung unserer Verschiffungsfirma muss nur einer dieser Container gescannt und damit durchleuchtet werden. Und welcher ist das? Genau…Sprintis! Somit verzögert sich die Abholung erneut ein wenig. Tags drauf bekommen wir dann aber endlich das sogenannte „Go“ und dürfen Sprinti in Hamburg aus dem Container holen. Rein zufällig muss auch mein Cousin an diesem Tag beruflich nach Hamburg und kann uns daher mitnehmen…sehr praktisch! Danke Timo!

Mitten auf der Autobahn erhalte ich dann einen Anruf von Ricardo (Verschiffungsfirma), der eine gute und eine schlechte Nachricht für uns hat. Die Schlechte ist, dass der Zoll unseren Container bereits ohne uns geöffnet hat, weil beim Scannen etwas Verdächtiges entdeckt wurde. Sofort ist Peter und mir klar, was das nur sein kann…die „Breckies“ für unsere Trockentrenntoilette! Dabei handelt es sich um vier kleine Pakete mit Kokosfasern, die von Form und Größe tatsächlich Ähnlichkeit mit einem Kokainpäckchen haben können. Daher hatten wir sie extra nicht versteckt, sondern ziemlich offensichtlich in unseren Gaskasten gelegt. Auch Scherze haben wir zuhauf über unsere Päckchen gemacht und müssen daher nun umso mehr schmunzeln, für welch ein Aufsehen unsere Kokosfasern beim Zoll gesorgt haben müssen.

Das heißt also der Container und auch Sprinti wurden bereits vom Zoll geöffnet…da wären wir ja gerne dabei gewesen! Das ist also die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist aber dann, dass es nichts weiter zu beanstanden gab und alle Zoll- und Einreiseformalitäten bereits erledigt sind. Wir brauchen Sprinti also nur noch aus dem Container holen und dürfen uns dann direkt auf den Nachhauseweg machen. Apropos „nichts zu beanstanden“…auch hier fällt uns ein Stein vom Herzen, dass man uns bzw. Sprinti nicht noch etwas untergejubelt hat, als er eine Nacht alleine am Hafen von Montevideo stand. Das sind nämlich durchaus gängige Vorgehensweisen einiger Schmuggler. Also haben wir hier ebenfalls Glück gehabt! 🙂

Dann erreichen wir den Hamburger Hafen und damit auch das Gelände unserer Verschiffungsfirma, auf dem lediglich zwei Container stehen. Der eine ist geöffnet und wird gerade mit zwei Reisefahrzeugen beladen. Davor stehen drei durchaus nervöse Leute, die ganz offensichtlich die Besitzer der Fahrzeuge sind. Sie erzählen uns, dass ihre Autos nun nach Halifax verschifft werden und damit ihre Reise auf der Panamericana beginnt. Wir fühlen uns direkt zwei Jahre zurückversetzt und wissen noch genau, wie nervös wir vor der ersten Verschiffung waren.

Direkt daneben steht ein zweiter Container, dieser allerdings verschlossen. Groß prangen die Buchstaben der Firma „Maersk“ auf den Seitenwänden des Containers…das muss unser sein! Da drin ist Sprinti!

Und dann ist es soweit…wir dürfen den Container öffnen und Sprinti „in Empfang nehmen“…yippieh!

Jetzt heißt es also nur noch Sprinti auch heile aus dem Container herauszubekommen. Bereits beim Beladen des Containers in Montevideo war das ja schon eine sehr knappe Geschichte…gerade was Sprintis Höhe anbetrifft (s. dazu ebenfalls Artikel „Sprinti macht sich auf den Heimweg…#084“)! Hier ergibt sich nun das Problem, dass die Rampe vor dem Container vorne eine kleine Erhebung hat, so dass die Gefahr besteht, dass Sprinti mit unserem Solarpanel schön an der Decke entlangschrammt. Während der Hafenmitarbeiter die Gurte löst, klettert Peter durch Sprintis Hintertüren in den Fahrerbereich und schließt die Starterbatterie wieder an.

Dann kann es losgehen…welcome back, Sprinti!

Das wäre also schonmal geschafft! Jetzt heißt es nur noch Sprintis Reifen wieder aufzupumpen, die ja in Montevideo abgelassen wurden, damit er in den Container passt. Wir checken innen und außen ob Sprinti die vier Wochen im Container gut überstanden hat. Alles sieht einwandfrei aus…unsere aufgestellten Entfeuchter haben ganze Arbeit geleistet und selbst unsere Kokos-Breckies hat man uns gelassen. Womöglich hatten die Zollbeamten sich schon über einen erfolgreichen Drogenfund gefreut und dann war die Enttäuschung groß…nur Toilettenbreckies! Als die Reifen wieder aufgepumpt sind, führt uns unser erster Weg zur Tankstelle…endlich wieder deutsches Benzin! Dann geht es für uns ab nach Hause!

Das war sie dann also unsere Reise…ganze zwei Jahre absolutes Abenteuer! Die Panamericana von Alaska bis Feuerland!

723 Tage, 81.659 Kilometer, drei Kontinente (Nord- und Südamerika plus Antarktis), 20 Länder und 50 Stempel mehr in unserem Reisepass! Wir waren bei den Inuits (die sich zum Teil auch selbst Eskimos nennen) am Polarmeer, sind in Kanada und den USA Bären und Bisonherden begegnet, sind dreimal mit Sprinti liegengeblieben und mussten in der Einöde abgeschleppt werden, haben in Mexiko unseren Tauchschein gemacht und sind mit Wahlhaien im offenen Meer geschwommen, haben in Belize unsere Fortgeschrittenen-Tauchlizenz erhalten und haben uns Haie unter Wasser aus der Nähe angeschaut. Auch haben wir die Kulturen der Mayas und Incas kennengelernt und verschiedene Weltwunder besucht. Wir sind bei einem Orkan durch die Karibik gesegelt, haben Vulkane und Berge bestiegen, sind auf 5100 m Höhe gewandert und sind mit einer kleinen Propellermaschine über die Nazca-Linien geflogen. Wir haben neben dem Äquator auch den nördlichen und südlichen Wendekreis überquert, waren in der Atacamawüste und damit in der trockensten Gegend der Erde, wurden in den Tropen von Brüllaffen geweckt, haben neben Bananenstauden und unter Mango- und Avocado-Bäumen übernachtet und sind so oft von Mosquitos gestochen worden wie noch nie zuvor in unserem Leben. Wir sind Menschen aus über 40 Nationen begegnet und haben ihre unterschiedlichsten Kulturen und Lebensmodelle kennengelernt. Wir waren auf einer ecuadorianischen Hochzeit und haben die einzigartige Tierwelt von Galapagos erlebt. Wir waren in der südlichsten Stadt der Welt und haben in der Antarktis den kältesten, trockensten und windigsten Kontinent der Erde kennengelernt. Ich könnte noch stundenlang so weiterschreiben, weil es einfach so faszinierend, herausfordernd und besonders war, dass es sich auch nur schwer in Worte fassen lässt.

Besonders gefreut hat es uns, dass auch Ihr immer mit dabei wart auf unserer Reise und mitgelesen und mitgefiebert habt. Über 25.000 Mal wurde unser Blog in den letzten zwei Jahren aufgerufen und unzählige Kommentare mit lieben Worten habt Ihr hinterlassen (eine Medaille für die meisten Kommentare geht dabei an Karin und Wolfgang 🙂 ). Wir wissen noch nicht, ob und wie es mit diesem Blog weitergehen wird, aber wenn es etwas Neues geben sollte, dann werdet Ihr es hier automatisch erfahren.

Abschließend gilt es zu sagen, dass wir voller Dankbarkeit zurückblicken auf so eine tolle und einzigartige Zeit und müssen uns so manches Mal kneifen, dass wir das wirklich alles erlebt haben.

Niemals werden wir unser kleines Abenteuer vergessen…damals…zwei Jahre mit Sprinti…auf der Panamericana…von Alaska bis Feuerland!

Reiseberichte Argentinien

Buenos Aires (#083)

5. Mai 2024

– Wir entdecken die Hauptstadt Argentiniens –

Wir machen uns auf nach Buenos Aires! Dafür lassen wir Sprinti auf einem Stellplatz in der Nähe von Colonia del Sacramento in Uruguay stehen (s. dazu Artikel „Uruguay #082“) und machen uns mit der Fähre auf nach Argentinien. Begleitet werden wir dabei von Yannic, einem Schweizer Reisenden, den wir schon öfters getroffen haben, und der nun ein Auto aus dem Norden Argentiniens abholen muss.

Die Fahrt mit der Fähre dauert nur ungefähr 1,5 Stunden, aber da wir dadurch ja Uruguay verlassen und Argentinien betreten, steht auch eine komplette Passkontrolle an. Und als der argentinische Grenzbeamte in unserem Reisepass entdeckt, dass dieser in Düsseldorf ausgestellt worden ist, breitet sich ein Strahlen in seinem Gesicht aus und er ruft begeistert auf Spanisch: „Ah Düsseldorf…Tote Hosen!“ Ja, es ist richtig, dass diese bekannte deutsche Band aus unserer letzten Heimatstadt kommt, aber niemals hätten wir damit gerechnet, dass man das hier auch in Uruguay bzw. Argentinien weiß. Schon des öfteren war es vorgekommen, dass Taxifahrer, wenn sie hören, dass wir aus Deutschland kommen, freudestrahlend das Radio aufdrehen und Rammstein abspielen…was jetzt gar nicht mal so unsere Musikrichung ist, sich aber anscheinend in ganz Amerika großer Bekanntheit erfreut. Nun also Die Toten Hosen! Freudestrahlend scrollt der Beamte in seinem Handy, während die Schlange hinter uns immer länger wird. Dann zeigt er uns stolz ein Foto von ihm und Campino und ist hell auf begeistert…die immer länger werdende Schlange stört ihn dagegen überhaupt nicht. Auch dieser Moment wird sich wohl wieder einreihen in die Liste „So klein ist die Welt“. Wir finden es lustig und verabschieden uns von „unserem“ Grenzbeamten. Auf geht es nach Argentinien!

Dann erreichen wir Buenos Aires, die Hauptstadt Argentiniens und verabschieden uns von Yannic, für den es nun zum Flughafen geht. Die offiziell nur 202 Quadratkilometer große Stadt bildet den Kern einer der größten Metropolregionen Südamerikas, des Gran Buenos Aires mit etwa 13 Millionen Einwohnern. Damit ist sie nach São Paulo (Brasilien) die zweitgrößte Stadt Lateinamerikas. Oft wird Buenos Aires auch als „Wasserkopf“ Argentiniens bezeichnet, da sich hier fast alle wichtigen Institutionen des Landes befinden und in der Stadt und ihrer Umgebung etwa ein Drittel aller Argentinier wohnt. Sie ist ein wichtiges kulturelles Zentrum und wurde 2005 durch die UNESCO mit dem Titel „Stadt des Designs“ ausgezeichnet.

Im Dezember 2023 wurde hier in Argentinien mit Javier Milei ein neuer Präsident gewählt, der das wirtschaftlich stark angeschlagene Argentinien wieder auf Vordermann bringen möchte. Eine seiner ersten Amtshandlungen war es daher tausende Beamte zu entlassen, um so den kostspieligen Staatsapparat zu entlasten. Dies stößt gerade bei den betroffenen Personen auf großen Unmut, weshalb viele Menschen auf den Straßen, besonders in der Hauptstadt Buenos Aires, demonstrieren. Dies bekommen wir direkt am eigenen Leib zu sprüren, als uns ein Taxi vom Hafen zu unserer Airbnb-Unterkunft bringen soll und für knapp 10 Kilometer fast zwei Stunden benötigt, weil sämtliche Straßen aufgrund von Demonstrationen schlichtweg gesperrt sind. Dafür ist unser Taxifahrer total nett und so kommen wir schnell ins Gespräch. Dann erreichen wir endlich unsere Unterkunft und fühlen uns dort auch ganz schnell heimisch.

Die nächsten Tage verbringen wir damit, die Stadt zu erkunden und Buenos Aires auf uns wirken zu lassen. Und was können wir sagen? Wir sind begeistert! Buenos Aires ist voll von alten, prunkvollen Häusern, mit schönsten Verzierungen, aufwendigen Stuckdecken und eindrucksvollen Holztüren. All das verleiht der Stadt einen ganz besonderen Charme und so wird Buenos Aires nicht umsonst „das Paris des Südens“ genannt.

Wenn Argentinien und besonders Buenos Aires für eins steht, dann für Fußball…denn schließlich befinden wir uns gerade im Land des aktuellen Weltmeisters. An jeder Ecke trifft man auf Bilder oder Statuen von Maradona oder Messi und wir können nur erahnen, wie die Stimmung hier gewesen sein muss, als 2022 der Weltmeistertitel gewonnen wurde…die Menschen hier müssen im positiven Sinne schlichtweg ausgerastet sein. Im etwas ärmeren Stadtviertel La Boca, das Ende des 19. Jahrhunderts durch italienische Einwanderer entstand, befindet sich mitten in einem Wohngebiet auch das Stadion La Bombonera (dt. „die Pralinenschachtel“). Ringsum das Stadion befinden sich enge Straßen, die komplett in den Vereinsfarben blau und gelb gehalten sind und die das Fußballfieber absolut wiederspiegeln. Warum gelb und blau die Vereinsfarben sind? Weil im Moment der Vereinsgründung schlicht und einfach ein schwedisches Schiff vorbeifuhr. Im Stadion selbst befindet sich auch ein 2001 eröffnetes Vereinsmuseum, in dem ein ganzer Saal dem größten Sohn des Klubs gewidmet ist… Diego Maradona!

Unweit des Stadions befindet sich der Caminito, eine 100 Meter lange Fußgängerzone, die viele Jahre als Schandfleck La Bocas galt. Dies änderte sich, als der Künstler Benito Quinquela Martín zu Farbeimern griff und die Fassaden entlang der Straße bunt anstrich. 1959 wurde der Caminito so zur Museums-Straße und gilt heute als ein Wahrzeichen der Stadt.

Und wie Ihr schon an manchen Bildern erkennen konntet, steht Buenos Aires nicht nur für Fußball, sondern auch für einen ganz besonderen Tanz…den Tango! Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts hat sich der Tango in verschiedenen Formen von Buenos Aires aus in der gesamten Welt verbreitet. Die Geschichte des „Tango Argentino“ beginnt am Río de la Plata, dem soganannten Mündungstrichter zwischen Argentinien und Uruguay. In den Großräumen Buenos Aires und Montevideo (Uruguay) trafen am Ende des 19. Jahrhunderts die verschiedensten Völker und Kulturen aufeinander. Getrieben von wirtschaftlicher Not in ihren Heimatländern und durch ein groß angelegtes Einwanderungsprogramm der argentinischen Regierung angezogen, erreichten allein zwischen 1880 und 1930 ca. 6 Mio. Neuankömmlinge die Hafenstädte am Unterlauf des Río de la Plata. Der zahlenmäßig größte Anteil der Einwandernden aus der alten Welt kam aus Südeuropa, wie Spanien und Italien, aber auch jüdische Einwandernde waren zahlreich vertreten. Eine weitere große Bevölkerungsgruppe waren die (größtenteils von englischen Händlern entführten) afrikanischen Sklaven.

Die musikalischen Elemente, die zur Entstehung des Tango Argentino beigetragen haben, sind vielfältig. Zwar sind die afroamerikanischen Elemente in Rhythmus und Choreografie des Tangos kaum noch zu erkennen, doch war der Candombe der Kreolen und Afrikaner ein wichtiger Einfluss. Ein ebenfalls wichtiger Einfluss ist die Habanera, die gelegentlich auch „Tango Americano“ genannt wird. Ihre Entstehung wird um 1825 auf Kuba angesetzt und ab 1850 hatte sie in Spanien große Popularität erreicht. Ein noch heute populäres Beispiel für eine Habanera ist die gleichnamige Arie in der Oper Carmen von Georges Bizet. Sie erreichte den Río de la Plata auf dem Wege über Paris, denn die bessere Gesellschaft imitierte alles, was in Frankreich gefiel. Auch der Einfluss mitteleuropäischer Einwanderer ist nicht gering. Aus Polen kam die Mazurka und aus Böhmen die Polka. Aus Deutschland wurde nicht nur das Bandoneon (das später für den Tango typischste Instrument) hinzugefügt. Als Tanz wurde von hier der Walzer und der Ländler mit seinen Drehungen mitgebracht. Ein weiterer, nicht ganz so offensichtlicher Beitrag (ab den 1870er Jahren) stammt von der Maxixe, dem sogenannten brasilianischen Tango, der im Wesentlichen die gleichen Ursprünge hat wie der Argentinische. Sie gilt als der erste städtische Modetanz Brasiliens. Aus diesem Sammelsurium städtischer Musik und Tänze, vermischt mit den ländlichen Payadas der Gauchos, entstand die städtische Milonga. Etwa um 1880 begann man in Buenos Aires und Montevideo zu dieser Musik zu tanzen. Später verlangsamten sich die leichten, fröhlichen Lieder der Milonga zum ernsteren Tango. Und auch wir erleben hier, wie sehr der Tango zur Kultur dazugehört und mit welcher Leidenschaft er zelebriert wird.

In Buenos Aires ebenfalls bekannt, ist der Friedhof La Recoletta, denn dieser ist die Ruhestätte zahlreicher wohlhabender und prominenter Einwohner. Hier wurden argentinische Präsidenten, Profisportler, Wissenschaftler und Schauspieler bestattet. Das wohl bekannteste Grab gehört niemand geringerem als Eva Perón („Evita“), der zweiten Ehefrau des ehemaligen Präsidenten Juan Perón. Eva Duarte wurde am 07. Mai 1919 als eines von fünf unehelichen, aber vom Vater anerkannten Kindern von Juana Ibarguren und dem Großgrundbesitzer Juan Duarte geboren und wuchs in der Nähe von Junín in Argentinien auf. Später heiratete sie Juan Perón und wurde für ihr soziales Engagement und ihren Einsatz für die Frauenrechte in einer Zeit, als Frauen noch nicht einmal ein Wahlrecht besaßen, zum Idol. Als erste an der Staatsspitze eines lateinamerikanischen Landes wirkende Frau, starb Eva Perón im Alter von nur 33 Jahren an Gebärmutterhalskrebs. Nach dem Sturz Juan Peróns im Jahr 1955 verschwand ihre Leiche allerdings für 17 Jahre aus der Öffentlichkeit, da die neuen Machthaber die Erinnerung an sie und ihren Mann bekämpften. Es sollten also noch einige Jahre vergehen, bis sie letztendlich hier in Recoletta ihre letzte Ruhestätte fand. In der Familiengruft der Duartes stehen zwei Särge, doch in keinem liegt Eva Perón. Stattdessen liegt sie einbalsamiert in sechs Metern Tiefe. Der Weg dorthin ist mit einer Stahlplatte verschlossen, denn man ging bei der Grablegung davon aus, dass der Leichnam abermals entführt werden könnte, und entschied sich daher für diese Vorsichtsmaßnahme.

Und so genießen wir unsere Tage in Buenos Aires, dieser bunten und lebendigen Stadt. Unsere Unterkunft liegt im Stadtteil Palermo und damit recht zentral, so dass wir zu Fuß oder mit dem Taxi überall gut hinkommen. Die Sonne scheint und die Termperaturen sind angehnehm…genauso kann es weitergehen! So kommen wir unter anderem vorbei am Nationalkongress, an einer Buchhandlung, die einem alten Theater gleicht und an einem metallernen Kunstwerk in Form einer Blume, die sich je nach Sonneneinstrahlung verändert. Und leckeres Essen ist auch wieder am Start 🙂 .

An Sonntagen findet im Stadtteil San Telmo immer ein Markt statt, der sich tatsächlich durch das ganze Viertel zieht. Egal ob Handwerkskunst, Kleidung oder Lebensmittel…hier gibt es nichts, was es nicht gibt! Und so flanieren auch wir durch die Straßen und Markhallen und lassen uns von dem Flair anstecken.

Wir erwischen in Buenos Aires auch einen Regentag, an dem es so sehr schüttet, dass innerhalb von Minuten alles unter Wasser steht und sich Straßen zu Fuß kaum noch überqueren lassen. Mehrmals haben wir in den letzten Tagen unsere Wetter-App gecheckt…nicht nur für Buenos Aires, sondern auch für das gar nicht so weit entfernte Colonia del Sacramento in Uruguay. Denn dort wartet Sprinti auf uns und war von all den Wassermassen, die auch vor unserer Abreise schon vom Himmel kamen, gar nicht so begeistert (s. dazu ebenfalls Artikel „Uruguay #082“). Umso mehr hoffen wir, dass er dort unversehrt steht und es nicht mehr all zu stark regnet bis wir in wenigen Tagen zurückkehren.

Wir machen uns derweil einen gemütlichen Tag in unserem Airbnb, an dem es mal wieder genug zu erledigen und organisieren gibt, denn unsere Heimreise nach Deutschland rückt immer näher. Was uns an diesem Tag ebenfalls erreicht, ist eine Nachricht von unseren Freunden Judith und Arthur, die sich gerade in Rio de Janeiro befinden. Doch wie der Zufall es so will, haben sie auf ihrem Weg zurück in die Schweiz u.a. einen zweitägigen Zwischenstopp in Buenos Aires und so verabreden wir uns für den nächsten Abend.

Schon früh steuern wir das Restaurant Don Julio an, dass zu den 50 besten Restaurants Lateinamerikas gehören soll und mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet worden ist. Es handelt sich dabei um ein familiengeführtes Restaurant, was im 19. Jahrhundert als kleiner Grill an der Straßenecke gestartet ist. Hier soll es weit und breit das beste argentinische Steak geben und das wollen wir uns nicht entgehen lassen…wenn wir denn dann Glück haben und einen Platz ergattern können. Schon Monate im Voraus sind die Tische bereits ausgebucht, aber täglich gibt es ein paar „Restplätze“, für die man sich anstellen kann. So stehen wir bereits über eine Stunde vor der eigentlichen Öffnungszeit in der Schlange und erfahren dann, dass an diesem Abend für uns noch ein Tisch frei wäre…allerdings erst um 21.45 Uhr! Das ist uns dann doch ein wenig zu spät!

Also Planänderung! Zum Glück gibt es im Stadtteil Palermo jede Menge Restaurants und sicherlich auch welche, in denen man ein gutes Steak bekommt…schließlich sind wir in Argentiniens Hauptstadt! Und so landen wir kurze Zeit später gemeinsam mit Arthur und Judith in eben so einem und lassen es uns schmecken!

Nach dem Essen wollen wir noch auf ein Getränk irgendwo einkehren, als wir plötzlich von einem ordentlichen Regenguss erwischt werden. Also benötigen wir eine Bar in der Nähe, entdecken aber nur ein Sushi-Restaurant. Wir fragen, ob wir dort auch nur für ein Getränk einkehren dürfen. Man bittet uns freundlich herein und fragt uns ob wir schon einmal hier zu Gast waren. Als wir dies verneinen, führt man uns in die hinterste Ecke des Restaurants und plötzlich stehen wir in einem separaten, dunklen und kleinen Raum und die Bedienung faselt etwas von „Zeitmaschine“. Wie bitte? Zeitmaschine? Dann stehen wir ganz alleine in diesem Raum, an dessen Ende sich lediglich ein alter Holzschrank befindet. Wir öffnen die „Schranktür“, hinter der sich plötzlich ein weiterer dunkler Raum anschließt. An den Wänden hängen irgendwelche Apparate mit jeder Menge Knöpfen. Wenn es also eine Zeitmaschine wirklich gibt, dann ist das hier definitiv eine! Wir treten durch eine weitere Tür, die eher an ein U-Boot erinnern lässt. Und plötzlich stehen wir mitten in einer Bar im Stil der 20er Jahre…gedämmtes Licht, eine hohe Decke, verkleidet mit viel Holz, eine ganze Wand voller Spirituosen und ein Barkeeper, der gekleidet wie damals, mit viel Know-how seine Getränke mixt. Andere Gäste, anscheinend alles Einheimische, sitzen an den Tischen und trinken ihre Cocktails. Wir trauen unseren Augen nicht! Was ist das bitte für eine Aktion und wie sind wir hier bitte schön gelandet? Auf unserem Ranking der Kuriositäten auf dieser Reise bekommt dies definitiv einen Platz ziemlich weit oben! Der Barkeeper sagt, dass es sich bei dieser Bar um einen Geheimtipp handelt und da er das auch bleiben soll, bittet er uns keine Fotos zu machen und dieses Geheimnis für uns zu behalten. Und da auch andere Gäste diese Überraschung erleben sollen, wollen wir auch hier nicht zuuu viel verraten. Aufgrund der Dunkelheit in der „Zeitmaschine“ lässt die Qualität der Bilder eh zu wünschen übrig 🙂 …

So verleben wir einen schönen, wenn auch „spooky“ Abend mit Judith und Arthur, für die die Reise bereits kurze Zeit später weiter geht. Auch unsere Woche in Buenos Aires neigt sich langsam dem Ende entgegen und so machen wir uns mit unseren gepackten Rucksäcken mit der Fähre auf zurück nach Uruguay…zurück zu Sprinti!

Buenos Aires ist wirklich eine tolle Stadt und auf jeden Fall eine Reise wert! Daher freuen wir uns umso mehr, dass wir schon in einigen Tagen wieder hier sein werden.

Warum, wieso, weshalb? Das erfahrt Ihr dann beim nächsten Mal! 🙂

Reiseberichte Uruguay

Uruguay (#082)

14. April 2024

– Strand, Wein, Regen und Rodeo –

An dem kleinen Grenzübergang Chuy verlassen wir Brasilien und betreten Uruguay.

Chuy ist dabei der Ort, der durch die Grenze getrennt ist. Der brasilianische Ortsteil schreibt sich dabei „Chui“, der uruguayische hingegen „Chuy“. So trennt lediglich eine Straße den Ort und somit auch die beiden Länder. Die Straße hat in jede Richtung nur eine Spur. Die eine liegt in Brasilien und heißt „Avenida Uruguay“ und die andere Spur liegt in Uruguay und heißt „Avenida Brasil“. Als wir durch den Ort fahren, um Geld zu wechseln und uns mal wieder neue SIM-Karten zu besorgen, überqueren wir fast versehentlich diese besagte Grenzstraße und hätten beinahe wieder in Brasilien gestanden. Die Einheimischen Chuys scheinen hier hingegen eine spezielle Regelung zu haben, denn auf dieser Straße mitten im Zentrum fährt und läuft alles hin und her…ein ziemliches Gewusel, sag ich Euch!

Uruguay ist mit seinen knapp 3,44 Mio. Einwohner das kleinste spanischsprachige Land in Südamerika. Mit einer Fläche von 176.215 Quadratkilometern (davon rund 2.600 Quadratkilometer Wasserfläche) ist es dabei etwa halb so groß wie Deutschland und grenzt im Norden an Brasilien, im Osten an den Atlantischen Ozean, im Süden an den Río de la Plata und im Westen (durch den Río Uruguay getrennt) an Argentinien. Die Küste Uruguays erstreckt sich über 660 km und genau die fahren wir erstmal entlang. Direkt im Nationalpark Santa Teresa begrüßt uns das Land mit traumhaften Stränden. So finden wir auch schnell ein schönes Plätzchen, an dem es sich gut aushalten lässt. Auch Capybaras, sogenannte Wasserschweine und die größten Nagetiere der Welt, sind in dieser Gegend mit von der Partie.

Und so hangeln wir uns in den nächsten Tagen immer weiter die Küste entlang und entdecken einen schönen Strand nach dem anderen. Dabei stellen wir fest, dass auch die Uruguayer ihre Strände lieben und sich gerade viele ältere Menschen unter der Woche am Strand aufhalten und ihre Zeit dort genießen. Auch das Surfen ist hier hoch im Kurs…das allerdings eher bei den jüngeren Menschen. Neben all den schönen Stränden ist bei uns auch Arbeit angesagt, denn irgendetwas fällt ja immer an und so greift Peter mal wieder zu seinem Lötkolben (ich muss gestehen, dass hört sich durchaus merkwürdig an, wenn ich das so schreibe). So zum Ende unserer Reise liegen auch viele organisatorische Dinge an, die es zu erledigen gilt. So ist es an der Zeit nun unseren Container, indem Sprinti per Schiff nach Hause transportiert werden soll, fest zu buchen. Noch immer suchen wir zwar nach Container-Buddys, aber somit haben wir den Container und damit auch den Termin für die Verschiffung schon einmal sicher. Danach können wir somit auch unsere Rückflüge buchen. All das ist durchaus zeitintensiv, weil viele Faktoren und Eventualitäten eine Rolle spielen und berücksichtigt werden müssen. Das allerdings in dieser Umgebung zu erledigen, entschädigt einfach für alles!

Nach einigen Tagen verlassen wir den Nationalpark Santa Teresa wieder, allerdings nicht ohne vorher noch unseren Wassertank bei der Park-Feuerwehr aufzufüllen.

Unser erster Eindruck von Uruguay ist wirklich positiv. Alle sind sehr freundlich und hilfsbereit, die Infrastruktur und die Straßen sind sehr gut und wir freuen uns, dass wir nun wieder Spanisch und nicht mehr Portugiesisch sprechen können. Nach der Ankunft europäischer Siedler (ab dem 17. Jahrhundert) entwickelten sich die von den Spaniern ausgesetzten Pferde und Rinder auf den weiten Grasfluren der Pampa (ja, hier im Südosten des Kontinents liegt sie wirklich, DIE Pampa) zu großen Herden, die die Grundlage für den wirtschaftlichen Reichtum des Landes bildeten. Die indianischen, Guaraní sprechenden Ureinwohner (Charrúas, Guanaes, Yaros, Chanaes), die als Jäger und Sammler lebten, sind seit Mitte des 18. Jahrhunderts innerhalb weniger Jahrzehnte ausgerottet worden. Das frühe 19. Jahrhundert war vor allem von Kämpfen gegen die Argentinier und Brasilianer geprägt, die das Land diverse Male annektieren wollten. Uruguay gehört heute zu den stabilsten, demokratischsten und wohlhabendsten Ländern in Lateinamerika. Die politische und wirtschaftliche Transformation hat in den letzten Jahren beträchtliche Fortschritte gemacht. Von lokalen Leuten erfahren wir allerdings auch, dass in den letzten Jahren die Preise im Land z.B. für Lebensmittel ziemlich angestiegen sind, nicht aber die Löhne, was es für die Menschen im Alltag schwieriger werden lässt. Auch uns fällt der Preisanstieg im Gegensatz zu den Ländern Argentinien und Brasilien beim Einkaufen auf, befinden wir uns doch fast auf dem deutschen Preisniveau. Auch der Sprit ist hier um einiges teuerer als in den vorherigen Ländern. Dennoch machen die Menschen hier einen glücklichen Eindruck und profitieren von einer politischen Stabilität.

In den nächsten Tagen fahren wir weiter die Küste entlang Richtung Südwesten (s. dazu unsere Route) und entdecken weitere Strände und Orte Uruguays. Wir stellen dabei fest, dass Uruguay ein sehr grünes Land ist…hier grasen die Kühe auf Wiesen unter Palmen und überall wächst tatsächlich Schilf. Letzteres erklärt auch, warum wir viele Häuser mit Reetdächern sehen. So langsam kommen wir Sprintis Ziel, Montevideo, immer näher. Glücklicherweise hat sich Sprintis Motorleuchte bislang nicht noch einmal gemeldet (s. dazu Artikel „Brasilien und die größten Wasserfälle der Welt #081“) und so sind wir ganz optimistisch, dass wir die restlichen Kilometer nun auch noch ohne weiteres gemeinsam schaffen! Die letzte Etappe unserer Reise hat begonnen!