Browsing Tag

Guayaquil

Reiseberichte Ecuador

Die Galapagos-Inseln (#064)

15. Oktober 2023

– Und ein Besuch bei Franziska und Ronald –

Wir machen uns also auf den Weg nach Guayaquil und das bedeutet, es geht innerhalb von circa 2,5 Stunden 4000 Meter bergab aus den Anden Richtung Küste…Sprintis Bremsen sind mal wieder begeistert! So schön, wie die Gegend auch ist, so staunen wir nicht schlecht, als sich einige Felsen unmittelbar vor uns entscheiden sich spontan auf die Straße zu stürzen. Glücklicherweise kommt niemand zu schaden. Hier packen die Autofahrer einfach selbst mit an und räumen die Steine ein wenig zu Seite…weil es schon ein wenig dauern kann, bis das hier professionell behoben wird.

Dann erreichen wir Guayaquil und kämpfen uns durch diesen doch sehr chaotischen Großstadtverkehr. Während Peter das mal wieder recht entspannt händelt, habe ich mit so mancher Schnappatmung zu kämpfen…und dieses Mal ist daran nicht die Höhe Schuld, sondern doch eher die Fahrweise hier in Südamerika. Uns fällt übrigens auf, dass es hier in Ecuador sehr viele chinesische Autofabrikate gibt, die original aussehen wie das europäische oder amerikanische Pendant. So gibt es Kastenwagen, PKWs oder Trucks bei dessen Kopie man sich noch nicht mal die Mühe gemacht hat, sie auch nur ein wenig anders aussehen zu lassen…einfach absolut baugleich. Allerdings unterscheiden sich die Namen dann doch ein wenig…so säumen hier z.B. „Great Wall“ und „Terralord“ die Straßen.

Hier in Guayaquil, die mit ca. 3 Mio. Einwohnern größte Stadt Ecuadors, lebt Peters Schwester Franziska mit ihrem ecuadorianischen Mann Ronald (s. dazu auch Artikel „Ein Abstecher nach Ecuador…#053“). Die beiden leben in einer „Gated Community“, das heißt in einer Nachbarschaft, die durch Sicherheitspersonal bewacht wird und in die nur jemand hinein darf, der dort wohnt oder angemeldet ist. Aufgrund der aktuellen Sicherheitslage in Guayaquil durchaus von Vorteil. So dürfen wir samt Sprinti auf das Gelände und können den Wagen hier auch beruhigt in den nächsten Tagen stehenlassen, wenn wir uns aufmachen…auf zu den Galapagos-Inseln, die ca. 2 Stunden Flugzeit von Guayaquil entfernt liegen.

Wir freuen uns sehr Franziska und Ronald nach einigen Wochen wieder zu sehen und verleben so ein schönes Wochenende zusammen. Auch lernen wir weitere Teile Guayaquils kennen.

Am Sonntag Morgen klingelt dann schon um 4.15 Uhr der Wecker und bereits um 6 Uhr sitzen wir mit Sack und Pack am Flughafen. Die Galapagos-Inseln sind ein Archipel im östlichen Pazifischen Ozean. Sie liegen am Äquator ca. 1000 km westlich der ecuadorianischen Küste in Südamerika und gehören zu Ecuador. Allerdings herrscht auf den Inseln eine andere Zeitzone und so liegen wir, nicht wie zuletzt sieben, sondern wieder acht Stunden hinter Deutschland. Die Inselgruppe besteht aus 13 Inseln mit einer Fläche von mehr als 10 km² und über 100 kleineren bis winzigen Inseln, von denen insgesamt nur fünf besiedelt sind (ca. 25.000 Einwohner). Schnell merken wir, dass hier ein etwas anderer Vibe herrscht und lassen uns anstecken vom Insel-Feeling.

Bereits am Flughafen werden wir mit offenen Armen von unserem Guide Maja begrüßt, die ursprünglich aus der Schweiz kommt und seit 37 Jahren auf Galapagos lebt. Auch sie war damals als Touristin auf die Inseln gekommen und wurde dann gefragt, ob sie als Schwangerschaftsvertretung ein Jahr bleiben und als Guide arbeiten könnte. Aus einem Jahr wurden zwei und letztendlich 37, in denen sie ihren Mann kennenlernte, einen waschechten Galapaganesen, und mit ihm den Touristen die Inseln näher brachte. Das Arbeiten und Leben auf den Galapagos-Inseln ist nämlich nur Einheimischen bzw. deren Familien erlaubt, um die Inseln vor Überbevölkerung zu schützen und die Arbeitsplätze ausschließlich an die Einwohner der Inseln zu vergeben. Majas Mann war ursprünglich Fischer und hatte gemeinsam mit seinem Bruder ein Boot. Irgendwann stellten sie fest, dass das nicht genug Gewinn bringt und so bauten sie das Boot „Angelito“, das sie für erste Touristentouren nutzten, während sein Bruder weiter als Fischer tätig war. So kam auch Maja auf die Angelito und führt seither gemeinsam mit ihrer Crew das Familienunternehmen. Seit Covid leider ohne ihren Mann, der wie seine Schwester, die Krankheit nicht überlebt hat.

Schnell lernen wir auch unsere Mitpassagiere kennen…so sind wir mit Jana aus den USA, Alex aus Kanada, Marcelo aus Brasilien, Mette aus Dänemark, Bailey aus Großbritannien und Lu, May und Ping aus China unterwegs.

In den kommenden fünf Tagen besuchen wir die Inseln Baltra, Sombrero Chino, Isla Bartolomé, Genovesa, Puerto Egas (Isla Santiago), Isla Rabida und Santa Cruz (s. rote Linie) und überqueren dabei zweimal den Äquator. Während wir in der Nacht oft auf See sind und ordentlich durchgerüttelt werden, sind die Tage vollgepackt mit Programm. So haben wir täglich zwei Landgänge, bei der wir die Inseln erkunden und einen Schnorcheltrip, um auch die Unterwasserwelt Galapagos‘ aus der Nähe zu bewundern.

Man schätzt, dass die Galapagos-Inseln etwa 4 Millionen Jahre alt sind. Da sie allerdings ca. 1000 Kilometer vom Festland entfernt im Pazifik liegen, ist unklar, ob bereits die Inkas die Inseln entdeckt und besiedelt haben. Die europäische Entdeckung der Galápagos-Inseln erfolgte, als der Spanier Tomás de Berlanga, der damalige Bischof von Panama, nach Peru segelte, um einen Streit zwischen Francisco Pizarro und seinen Leutnants beizulegen. De Berlangas Schiff kam vom Kurs ab, als der Wind nachließ, und seine Mannschaft erreichte die Inseln am 10. März 1535. Sie strandeten an einer der Vulkaninseln. Mehrere Tage verbrachten sie dort und suchten nach Trinkwasser. Zehn Pferde und zwei Spanier verdursteten. Die Restlichen tranken den Saft der Kakteen und erbeuteten Seelöwen und Riesenschildkröten. In einer Schlucht fanden sie dann schließlich ausreichend Trinkwasser für die Heimfahrt.

Die außerordentliche und einmalige Flora und Fauna der Inselgruppe gehören zum Weltnaturerbe der UNESCO. Sie werden durch den Nationalpark der Galapagosinseln geschützt. Etwa 97 % der Fläche der Inseln und 99 % der sie umgebenden Gewässer innerhalb der Ausschließlichen Wirtschaftszone stehen dadurch unter strengem Naturschutz. Die landwirtschaftliche und fischereiliche Nutzung sowie das Betreten der Inseln und das Befahren der Gewässer sind streng reglementiert. Daher ist es nur erlaubt, die Inseln in einer Gruppe mit einem Guide zu betreten, um die Natur nicht zu zerstören. Da sind wir bei Maja an der besten Adresse. Mit voller Leidenschaft bringt sie uns die Tier- und Pflanzenwelt Galapagos‘ näher und erklärt und so viel Interessantes, dass wir alles in uns aufsaugen. So bewundern wir die Blaufußtölpel, die mit ihren blauen Füßen Tänze abhalten und die Fregattvögelmännchen, die ihren roten Hals aufplustern…beides, um den Weibchen zu imponieren. Ja, die Männer!

Besonders schön anzusehen ist, dass sich weder die Vögel, noch die Eidechsen oder Seelöwen an uns stören. Da die Tiere hier auf den Inseln keine Feinde kennen, gibt es auch keinen Grund zur Flucht. So können wir den Tieren nahe kommen, ohne für Unbehagen bei ihnen zu sorgen. Selbst die Vögel fliegen vor uns nicht davon. Natürlich wahren wir dennoch den nötigen Abstand schon aus Respekt zum Tier. Das Ganze ist schon sehr beeindruckend und schön zu beobachten, wie sich einfach niemand an uns stört! So brüten Vögel direkt vor unserer Nase ihre Eier aus und Seelöwen säugen ungestört ihre Jungen…einfach toll!

Zurück an Bord werden wir stets bestens verpflegt…sei es mit einem leckeren Frühstück, Mittagessen oder Abendessen. Und auch mit liebevoll angerichteten Snacks werden wir immer wieder verwöhnt. Alles ist super organisiert und die gesamte Crew ist immer mit vollem Einsatz dabei. So bleibt auf der Angelito tatsächlich kein Wunsch offen und wir genießen dieses Abenteuer, bei dem, anders als sonst, für uns alles bereits organisiert ist ohne dass wir tätig werden müssen…auch mal schön! 🙂

Wenn wir abends nach einem langen Tag zurück an Bord sind, gibt es die Besprechung für den nächsten Tag, manchmal erhalten wir in den Abendstunden noch „Besuch unten an Deck“ von dem ein oder anderen Meeresbewohner und wenn die Sonne untergeht und ein Schwarm Fregattvögel die Angelito begleitet, verschwinden auch wir in unsere Kabinen und schlafen hundemüde ein.

Die Galapagos-Inseln gelten als eines der besten Reiseziele zur Wildtierbeobachtung weltweit. Da sie die besagten 1.000 Kilometer vor der Küste Ecuadors liegen, kommt ihnen die besonders isolierte Lage zugute, wodurch hier eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten überleben, die zum Großteil nirgendwo sonst auf der Erde vorkommen. Charles Darwin besuchte die Inseln im Jahr 1835 und stützte sich später bei der Entwicklung seiner Evolutionstheorie auf seine hier gemachten Beobachtungen. Aus diesem Grund fällt es uns schwer, nur ein paar Fotos dieser besonderen Geschöpfe hier einzustellen…Ihr bekommt heute einfach die volle Dröhnung und könnt dadurch vielleicht ein wenig die Faszination Galapagos‘ nachempfinden.

In den nächsten Tagen wandern wir weiter durch die vulkanische Landschaft, laufen barfuß über schwarzen, roten und weißen Sand. Wir beobachten Rotschnabeltropilkvögel, neben Blaufußtölpeln nun auch Nazcat- und Rotfußtölpel, Gabelschwanzmöwen, Galapagos-Pinguine, Krabbenreiher, Lava-Möwen, Galapagos Spottdrosseln, Genovesa Grundfinken, Genovesa Kaktusfinken, Große Grundfinken, Laubsängerfinken, Kleine Grundfinken (ja, ganz schön viele Finken), Austerfischer, Sumpfohreulen, Schleiereulen, Lavareiher, Kanadareiher, Pelikane, Galapagos Bussarde, Halsbandregenpfeiffer, Galapagos Fliegentyrann, Bahama Enten und auch Flamingos sind mit von der Partie. Neben Seelöwen entdecken wir auch Seebären, Meer- und Landleguane, Lava-Eidechsen, Bunte Heuschrecken, Rote Klippenkrabben, Schildkröten und Einsiedlerkrebse. Warum ich das so datailliert aufzähle? Weil es viele dieser Arten eben nur hier auf Galapagos gibt, was es zu so einem besonderen Ort macht. We love it!

Und auch unter Wasser gab es wieder einiges zu entdecken…

Dann neigen sich die fünf Tage an Bord dem Ende entgegen. Allerdings wartet noch ein Highlight an Land auf uns für das Galapagos weltweit bekannt ist…die Galapagos-Riesenschildkröten! So statten wir auf der Insel Santa Cruz dem Charles Darwin-Center einen Besuch ab, um dort schon mal Exemplare dieser wunderbaren Tiere zu sehen. Diese Schildkröten in diesem Center sind vor einigen Jahren gerettet worden, sind aber jetzt nicht mehr in der Lage in der Wildnis ausgesetzt zu werden.

Nach der Entdeckung der Galapagos-Inselgruppe wurden die Bestände der Riesenschildkröten sehr stark dezimiert und fünf der 15 bekannten Arten komplett ausgerottet. Geschätzt wird, dass in den letzten zwei Jahrhunderten 100.000 bis 200.000 Tiere getötet wurden. Bei den derzeit noch lebenden Arten wird der Bestand heute auf insgesamt 12.000 bis 15.000 Tiere geschätzt.

Die Galapagos-Riesenschildkröten sind deshalb auch in Anhang A des Washingtoner Artenschutzabkommens gelistet, der höchsten Schutzstufe. Auf den Inseln selber wird seit 1960 ein Artenschutzprojekt betrieben, eben diese Charles-Darwin-Forschungsstation, die inzwischen über 2500 Jungtiere nachgezogen und im Alter von drei bis fünf Jahren ausgewildert hat. Darüber hinaus sorgt die Station für die Eindämmung von Neophyten und Neozoen (nicht heimische Tiere und Pflanzen), die die größte Bedrohung der Artenvielfalt auf Galapagos darstellen. Für die Riesenschildkröten sind vor allem Schweine, Ziegen, Katzen und Ratten eine Bedrohung, denen Gelege und Jungtiere zum Opfer fallen und außerdem eingeschleppte Pflanzen, die einheimische Pflanzen verdrängen und auf diese Weise die Nahrungsgrundlage zerstören.

Eine ganz besondere Schildkröte ist Lonesome George  (engl. „einsamer Georg“). Lonesome George war eine Galapagos-Riesenschildkröte der Unterart „Pinta-Riesenschildkröte“, denn jede dieser Inseln hier hat seine eigene Art der Riesenschildkröten. Während früher Schildkröten oft verspeist und als „langanhaltenes Proviant“ mit auf See genommen wurden, versucht man nun seit vielen Jahren diese Arten der Riesenschildkröten, die es nur auf diesem Fleck der Erde gibt, zu schützen. Lonesome George stammte von der Insel Pinta wo er 1971 entdeckt wurde…als einziges noch übrig gebliebenes Exemplar seiner Art. Um diese vor dem Aussterben zu retten, war George bis zu seinem Tod in der Forschungsstation der Charles Darwin Foundation untergebracht und es wurde verzweifelt versucht weltweit in Zoos oder aus privater Haltung ein Weibchen seiner Gattung zu finden…vergebens! Dann versuchte man ihn mit einer artverwandten Dame zu paaren, doch auch das ohne Erfolg. Lonesome George wurde ca. 100 Jahre alt und wog etwa 90 kg. Er starb am 24. Juni 2012 als vermutlich letztes Individuum seiner Unterart.

Nach seinem Tod wurde George im American Museum of Natural History in New York einbalsamiert und ab 2014 ausgestellt. Im Jahr 2017 kehrte George in seine Heimat auf die Galapagos-Insel Santa Cruz zurück. Und da steht er nun vor uns…Lonesome George!

Nach dem Besuch im Darwin-Center machen wir uns mit dem Bus auf zu einem ganz besonderen Ort auf dieser Insel. Ursprünglich hatte ein Bauer sein Stück Land für die Viehwirtschaft genutzt, doch dies stellte er vor einigen Jahren ein. Der Grund: freilebende Riesenschildkröten! Diese gewaltigen Tiere besiedeln in großer Anzahl diese Gegend. Es handelt sich dabei um wilde Tiere, die mal kommen und gehen. Dieses Stück Land scheint ihnen besonders gut zu gefallen und so haben wir die Möglichkeit diese einzigartigen Tiere an diesem Nachmittag in freier Wildbahn zu beobachten…und wieder einmal stört sich niemand an uns Menschen! 🙂

Die Schildkröten werden ca. 100-150 Jahre alt und erreichen ein Gewicht von 200-300 kg. Wir wollen uns auch einmal fühlen wie eine Riesenschildkröte und „schlüpfen“ in einen echten Panzer…so viel sei dazu gesagt…das Gewicht ist ordentlich und in Sachen Bewegungsfreiheit gibt es sicherlich bessere Behausungen. Umso erstaunlicher wie das Leben so einer Riesenschildkröte aussieht.

Dann verlassen wir die Schildkröten wieder und legen auf dem Rückweg noch einen Zwischenstopp an einem Lava-Tunnel ein. Dies ist eine Höhle, dessen Außenwände ausgehärtet sind und durch die flüssige Lava hindurchgeflossen ist. In diesen Tunnel steigen wir hinab und bewundern auch dieses Naturschauspiel. Und an mancher Stelle zwingt es uns sogar wortwörtlich in die Knie…

Unsere letzte Nacht verbringen wir dann im Hotel, bevor es am nächsten Morgen mit dem Flieger zurück nach Guayaquil geht. Was war das doch für eine tolle Zeit auf Galapagos und obwohl wir jetzt nicht die absoluten Vogel-Liebhaber sind, so hat uns die Tierwelt dort vor Ort doch absolut fasziniert. Lange hatten wir überlegt, ob wir diesen Trip überhaupt machen sollen, hatten wir doch zuvor gehört, dass die Inseln unter all den Touristenströmen leiden sollen. Und ja, es gibt dort viele Touristen, die Tagesausflüge machen oder große Schiffe mit 100 Menschen an Bord, die dann gleichzeitig auf die Inseln stürmen. Aber wir haben auch festgestellt, dass die Menschen vor Ort den Tourismus benötigen und gerade die Corona-Zeit hat dort viele Existenzen zerstört. Daher war es für uns genau der richtige Weg eine zusammenhängende Tour auf einem kleinen Boot eines lokalen Anbieters zu buchen. Wir waren nur in unserer kleinen Gruppe unterwegs, konnten mit der Angelito von Ort zu Ort fahren und somit dem Tagestourismus entgehen. Die Angelito stellt ihr eigenes Trinkwasser her und erfüllt die besonderen Auflagen Galapagos‘. Maja und ihre Crew haben uns eine unvergessliche Zeit bescherrt und wir würden jederzeit wieder mit ihr die Inseln erkunden (www.angelitogalapagos.com).

Dann erreichen wir wieder Guayaquil und bleiben zwei weitere Tage bei Franziska und Ronald…denn es gibt mal wieder etwas zu feiern! Franziskas 30. Geburtstag!

Nachdem wir abends in den Geburtstag hineingefeiert haben, machen wir uns am nächsten Tag auf und erkunden einen Nationalpark unweit von Guayaquil. Und da ist sie wieder, die schwüle Luft, die wir noch zu gut aus Panama kennen und zuletzt gegen die kalte Bergluft der Anden eingetauscht hatten. Den Rest des Tages verbringen wir mit Ronalds Familie und erleben wie Geburtstage auf die ecuadorianische Art gefeiert werden.

Dann ist es an der Zeit Abschied zu nehmen von Franziska und Ronald…unser Weg führt uns weiter Richtung Süden.

Etwa zwei Stunden von Guayaquil entfernt gelangen wir plötzlich in eine Polizeikontrolle, bei der ca. 20 Polizisten auf beiden Fahrspuren sämtliche Autos anhalten. Ist der erste Polizist noch nett und fragt freundlich nach Führerschein und Fahrzeugpapieren, kommt plötzlich ein zweiter Polizist dazu, der mit strengem Gesicht auf unseren Riss in der Windschutzscheibe zeigt…mit dem wir ja übrigens schon seit Kanada herumfahren und nie gab es ein Problem. Aber wir wissen, dass auch hier wieder viele korrupte Polizisten unterwegs sind, die nur darauf warten, aus welchem Grund auch immer, ein wenig Geld nebenher zu verdienen. Dieser Polizist möchte nun für sieben Tage unser Auto konfiszieren, in der Zeit müsse die Scheibe repariert werden. Ja das hat uns nun gerade noch gefehlt, wollen wir doch heute noch über die Grenze! Wir bleiben ruhig und rufen Franziska und Ronald an, die sich mit den Gegebenheiten hier vor Ort definitiv besser auskennen als wir. Als wir dem Polizisten mitteilen, dass wir das mal eben mit unserem ecuadorianischen Schwager abklären müssten, dauert es keine zwei Minuten und wir erhalten unsere Papiere zurück und dürfen weiterfahren.

Und dann erreichen wir die Grenze und es heißt: „Adiós Ecuador…hola Peru!“

Reiseberichte Ecuador

Ein Abstecher nach Ecuador… (#053)

2. Juli 2023

– …und was eine Hochzeit und Malaria damit zu tun haben –

Nach einer Woche Blogpause melden wir uns zurück! Warum es letzten Sonntag keinen neuen Artikel gab, hat einen ganz einfachen Grund…wir waren unterwegs…unterwegs in Ecuador! Dahinter steckt ein überaus schönes Ereignis…die standesamtliche Hochzeit von Peters Schwester Franziska und ihrem ecuadorianischen Mann Ronald. Das können wir uns nicht entgehen lassen und fliegen kurzerhand von Panama City nach Guayaquil. Sprinti bleibt derweil wieder an der Overland Embassy in Panama City, wo er zuletzt auch auf uns gewartet hat als wir auf Heimaturlaub in Deutschland waren (s. dazu auch Artikel „Heimaturlaub #052“). Auch Peters Mutter Margret, sein Bruder Andreas und unsere Nichte Pia reisen aus Deutschland an, um den besonderen Tag mit dem Brautpaar zu erleben. Wir der Zufall es so will, haben Margret, Andreas und Pia nach rund 10 Stunden Flug eine Zwischenlandung in Panama City. Von da aus geht es für uns alle gemeinsam dann weiter nach Ecuador und so landen wir bereits zwei Stunden später in Guayaquil.

Guayaquil ist neben der Hauptstadt Quito mit etwa 2,65 Millionen Einwohnern (mehr als 3 Millionen Menschen leben in der Metropolregion) eine der größten Städte Ecuadors und besitzt zudem den wichtigsten Hafen des Landes. Guayaquil liegt am Westufer des Río Guayas, etwa 50 km oberhalb von dessen Mündung in den Golf von Guayaquil. Und wie der Name des Landes Ecuador schon sagt, wir sind nun am Äquator! Das Klima in Guayaquil ist tropisch, also schwül-heiß. Das Jahr teilt sich in eine Trocken- und eine Regenzeit („Winter“) auf. Letztere dauert von etwa Januar bis Juni und die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 24,9 °C. Peter und ich sind diese Temperaturen und eine hohe Luftfeuchtigkeit ja bereits gewohnt, wir freuen uns sogar über ein wenig „Abkühlung“, während die Anderen ganz schön ins Schwitzen kommen.

Endlich treffen wir nach langer Zeit Franziska und Ronald wieder und so gibt es unwahrscheinlich viel zu erzählen! Auch sind wir ganz gespannt darauf, das Leben und die Kultur in Ecuador kennenzulernen. Ronald ist vor einigen Tagen erst von einer Geschäftsreise von der Elfenbeinküste zurückgekehrt und fühlt sich seitdem schlapp und müde. Über Nacht steigt sein Fieber so immens an, dass wir ihn am nächsten Morgen erst einmal ins Krankenhaus bringen. Nach einigen Stunden ist klar…Ronald hat Malaria und muss vorerst im Krankenhaus bleiben! Oh oh, das klingt aber gar nicht gut! Es ist Dienstag und am Samstag soll die Hochzeit stattfinden! Hoffentlich ist er bis dahin wieder fit!

Wir nutzen die Zeit Guayaquil ein wenig zu erkunden und haben mit Franziska ja die beste Reiseleitung mit dabei. So fahren wir z.B. mit einer Seilbahn über Fluss und Stadt, schlendern die Promenade entlang und genießen die Aussicht hoch über der Stadt. Die vielen bunten Wandbilder erinnern uns dabei irgendwie an Mexiko…

Auch besuchen wir das Kakaomuseum, das sich an DER Kakaostraße („Calle Panama“) Guayaquils befindet. Hier roch früher die gesamte Straße nach Kakao, weil der nach der Ernte dort zum Trocknen ausgelegt wurde. An den Häusern zeigen schöne Wandgemälde, wie es in dieser Straße früher vor sich gegangen ist und geben uns einen interessanten Einblick. Das Gebäude, in dem sich das Museum befindet, ist das am besten erhaltene Gebäude des 18. Jahrhunderts in dieser Gegend und diente früher als Wohnhaus einer sehr angesehenen Familie, die im Kakaobusiness tätig war. Auch diese Familie wird im Museum dargestellt und macht die Geschichte des Kakaos umso greifbarer. Ecuador und der Kakao sind sehr eng miteinander verbunden, denn der älteste Beweis für die Herkunft von Kakao überhaupt befindet sich in diesem Land. Da wundert es schon fast nicht, dass auch Ronald im Kakaogewerbe tätig ist. So erfolgte bereits vor mehr als 5300 Jahren ein Warenaustausch zwischen den Ureinwohnern Ecuadors und Mesoamerikas…und das meist sogar nur mit einem Floß über Hunderte von Seemeilen. Im 18. Jahrhundert stiegen die Kakaoexporte so weit an, dass Guayaquil den Spitznamen „Goldnugget“ erhielt. Im Museum erfahren wir daher viel über die Geschichte des Kakaos und welchen Stellenwert dieser auch heute noch hat. Auch lernen wir viel über die unterschiedlichen Kakaosorten und darüber wie er heutzutage angebaut und vertrieben wird. Und bei so viel Kakao darf am Ende natürlich auch ein Schokoladenschmankerl aus der angrenzenden Schokoladenmanufaktur nicht fehlen…so was von lecker, sage ich Euch!

In den kommenden Tagen machen wir gemeinsam mit Franziska einen Ausflug ins Landesinnere, kurzgesagt in den Ort Baños, der für seine vielen touristischen Attraktionen und seine Thermalbäder bekannt ist. Leider kann Ronald nicht mit dabei sein, weil er noch immer im Krankenhaus bleiben muss. Schon früh am Morgen werden wir von unserem Fahrer Marcello eingesammelt und unser Abenteuer in den Anden beginnt. Plötzlich befinden wir uns auf fast 4000 m Höhe und bekommen einen ersten Vorgeschmack auf die Anden, diese riesige Gebirgskette, die ganz Südamerika durchzieht und die wir in den nächsten Monaten auch mit Sprinti erkunden wollen. Über sechs Stunden dauert an diesem Tag unser Fahrt, bei der es hoch und runter durch die Berge geht, wir durch Wolkendecken fahren, Regen und Sonne erleben, Esel, Rinder, Kühe und Unmengen an wilden Hunden den Straßenrand säumen und die Straßenverhältnisse teilweise durchaus zu wünschen übrig lassen…aber Marcello hat alles im Griff…das hoffen wir zumindest! Wir kommen durch kleine Dörfer und bekommen einen Eindruck, wie die Menschen hier ihr Leben gestalten. Auch sehen wir viele Frauen, die in traditioneller Kleidung aus einem langen Rock samt Bluse gekleidet sind und viele Männer tragen typisch ecuadorianische Hüte.

In Baños angekommen, lernen wir unseren Guide Marco kennen und checken in ein kleines Hotel ein, bevor wir in einem Restaurant traditionell ecuadorianische Speisen zu uns nehmen…einfach lecker, kann ich nur sagen! Schnell stellen wir fest…nichts geht hier ohne die landestypische Kochbanane, die auf die unterschiedlichste Weise zubereitet wird und ein ganz neues Geschmackserlebnis für uns ist. Danach steht auch schon der nächste Programmpunkt auf unserem Plan…über eine Schlucht geht es rüber zu zwei Wasserfällen…und das in einem grünen „Metallkäfig“, der am Ende von einem jungen Mann angetrieben wird, der auf einer Maschine sitzt, die eher einem Rudergerät gleicht. Das ist dann selbst Peter zu heikel und so machen wir uns ohne ihn auf den Weg…

Danach führt uns unser Weg in eine kleine Bonbonfabrik, wobei das Wort „Fabrik“ womöglich ein viel zu große Herstellung vermuten lässt. Hier läuft es eher gediegen und familiär ab. So sehen wir, wie aus der Guayaba-Frucht (Guave) Süßspeisen und auch ein Schnaps hergestellt werden…noch besser ist es, wir dürfen beides auch probieren 🙂 …ebenfalls Prädikat: lecker!

Anschließend geht es für uns weiter zu einem anderen Wasserfall, der sich über 90 Meter in die Tiefe stürzt und damit der höchste Wasserfall in der Umgebung ist.

Zum Abschluss des Tages erhalten wir noch ein kleines Wellness-Programm, als wir draußen in der Dunkelheit in 38 bzw. 42 Grad heißen Quellen baden und die Aussicht auf die Lichter der Stadt und den angrenzenden bunt beleuchteten Wasserfall genießen. Es könnte also definitv schlechter bei uns aussehen.

Am nächsten Tag verlassen wir die Anden und erreichen mit Puyo einen Ort in der äquatorialen Regenwald-Tiefebene, d.h. wir befinden uns im Amazonasbecken. Der Regen, der also auf dieser Seite der Anden abregnet, sowie auch alle Flüsse in diesem Becken fließen über den Amazonas in den Atlantik. Wir merken schnell, es wird wärmer und schwüler. Nachdem uns Marcello in Puyo abgesetzt hat, geht es für uns weiter mit einem bunten Bus, der unter die Kategorie „Partybus“ fallen könnte, weiter. Wir starten mit einer kleinen Höhlenwanderung, die uns zu einem wunderschönen Aussichtspunkt bringt…einfach herrlich!

Anschließend wandern wir durch den Regenwald und entdecken weiter die Schönheit Ecuadors. An einem weiteren Wasserfall gibt es die Möglichkeit ins „kühle Nass“zu springen…die Betonung liegt hier auf „kühl“!

Dann ist es Zeit für ein Mittagessen und so kehren wir in einem kleinen Straßenrestaurant ein, auf deren Areal sich neben Hunden und Papageien auch ein kleines Wildschwein herumtreibt und uns, glücklicherweise freundlich, begrüßt.

Gut gestärkt geht es dann für uns in unserem bunten Bus weiter, hin zu einer kleinen Siedlung, in der ein indigenes Volk nach alten Traditionen lebt und uns an diesem Nachmittag (wenn auch ein wenig touristisch) einen kleinen Einblick darin verschafft. So werden wir Zeuge eines traditionellen Tanzes, erhalten typische Gesichtsbemalungen, schießen mit einem Blasrohr auf eine Zielscheibe und Peter kommt in den Genuss, einer Anakonda mal gaaaaannz nah zu kommen.

Danach geht es gemäß der indigenen Tradition mit zwei typischen Kanus auf dem Fluss weiter. Dazu sei gesagt…ohne Wasserschippen sehen wir hier alt aus und so manches Mal kommen wir ganz schön ins Wanken, wenn unsere Guides uns mit ordentlich Speed über die Steine im Flussbett manövrieren. Was ein Abenteuer!

Unseren nächsten Stopp legen wir ebenfalls am Wasser ein. Dieses Mal allerdings glücklicherweise mit genügend Abstand…während wir die größten Fische des Amazonas füttern. Arapaimas (auch Pirarucu oder Paiche genannt) gehören sogar zu den größten Süßwasserfischen der Welt. Sie können über zwei Meter lang werden und ein Gewicht von über 130 kg erreichen. Diese enorme Wucht merken wir schnell als wir ihnen nichtsahnend etwas Hühnchen ins Becken werfen…

Dann geht es für uns nach einem langen und aufregenden Tag zurück Richtung Baños und unser bunter Partybus macht seinem Namen alle Ehre als wir mit lauter ecuadorianischer Musik durch die Dörfer fahren und so manche Blicke auf uns ziehen. Im Hotel angekommen, lassen wir den Tag bei einem leckeren gemeinsamen Abendessen ausklingen und fallen dann totmüde ins Bett. Ronald befindet sich derweil leider noch immer im Krankenhaus.

Am nächsten Morgen stehen eigentlich noch zwei schöne Aussichtspunkte auf dem Plan, aber die fallen wortwörtlich ins Wasser…es regnet in Strömen. Also verabschieden wir uns von unserem Guide Marco und fahren mit unserem Fahrer Marcello wieder durch die Anden Richtung Guayaquil. Auf dem Weg legen wir noch einen Stopp an der ältesten Kirche Ecuadors ein, der „Iglesia Balbanera“ aus dem Jahr 1534.

Dann erreichen wir wieder Guayaquil…es ist Freitag…morgen soll die Hochzeit stattfinden. Aber geht das überhaupt? Noch ist nicht klar, ob Ronald rechtzeitig aus dem Krankenhaus entlassen wird. Doch dann, im Laufe des Tages, bekommt er tatsächlich grünes Licht…er darf das Krankenhaus verlassen. Franziska hofft, dass er am Hochzeitstag wenigstens so fit ist, um zur Unterschrift zu kommen…andernfalls müsste kurzerhand alles abgesagt werden. Wir drücken also weiter die Daumen!

Dann ist es Samstag…der Tag der standesamtlichen Hochzeit von Ronald und Franziska! Die Feierlichkeiten sollen gegen 18.30 Uhr beginnen. So nutzen wir den Vormittag noch, um Guayaquil noch ein wenig weiter zu erkunden.

Dann ist es soweit…Ronald fühlt sich zwar noch sehr schlapp, kann aber zur Hochzeit erscheinen…es kann also geheiratet werden 🙂 ! Wir freuen uns so für Franziska und Ronald und es ist wirklich etwas Besonderes dieses Ereignis hier in Ecuador miterleben zu dürfen. Vor einer traumhaften Kulisse über den Dächern der Stadt geben sich die beiden bei sommerlichen Temperaturen und einer schönen Brise das Ja-Wort. Gemeinsam mit ca. 35 weiteren Gästen, bestehend aus Ronalds Familie, wird danach zu ecuadorianischer Musik (hauptsächlich Salsa und Merengue) getanzt, getanzt und nochmmals getanzt. Wir stellen fest, dass typisch ecuadorianisch, niemand von Ronalds Familie auch nur eine Minute still sitzen kann, wenn hier die Musik läuft…was ich persönlich ja durchaus nachvollziehen kann. Nur Ronald schaut sich das Treiben an diesem Abend abseits der Tanzfläche an, man merkt, die Krankheit steckt ihm noch ganz schön in den Knochen. Aber wir freuen uns alle sehr, dass er dabei sein kann…besonders natürlich Franziska. Es ist schön, die beiden so glücklich zu sehen und wir freuen uns so richtig mit!

Als die Füße schmerzen (wie lange habe ich schon keine hochhackigen Schuhe mehr getragen?!) und die Gäste sich auf den Heimweg machen, endet auch unser letzter Abend in Ecuador.

So treffen wir uns am nächsten Morgen noch einmal in Ronalds Elternhaus und lassen gemeinsam mit seiner Familie den Abend noch einmal Revue passieren…was sprachlich gar nicht immer so einfach ist, da Angela und Enrique nur spanisch sprechen und unsere Sprachkenntnisse, gerade mit dem ecuadorianischen Akzent, dann doch ein wenig zu wünschen übrig lassen. Aber Herzlichkeit und Gastfreundschaft kennen keine Sprachbarrieren und so haben wir dort noch eine gute Zeit.

Dann heißt es Abschied nehmen von Franziska und Ronald, seiner Familie und auch von Margret, Andreas und Pia, da die drei sich mit einem anderen Flieger wieder auf den Weg nach Deutschland machen. Für uns geht es zurück nach Panama City und damit auch zurück zu Sprinti. Wir hatten eine wirklich schöne Woche in Ecuador mit lieben Menschen, aufregenden Abenteuern, einer abwechslungsreichen Natur, einer wunderschönen Hochzeit und einer Malaria-Erkrankung, die Franziska und Ronald zum Glück letztendlich keinen kompletten Strich durch die Rechnung gemacht hat. Lieben Dank noch einmal an Euch beide für Eure Gastfreundschaft und dass Ihr uns einen Einblick in Euer Leben in diesem, für uns noch unbekannten, Land gegeben habt!

Ecuador, wir kommen ganz bald wieder!