– Von Rodeo bis Buffalo Bill –
Nach unserer Zeit im Yellowstone Nationalpark erkunden wir weiter den Wilden Westen und fahren durch Wyoming und Montana (siehe auch unter unsere „Route“). Die Landschaft wird wieder grüner und bergiger, es reiht sich eine riesige Ranch an die nächste…wir sind also angekommen im „Land der Cowboys“!
Und weil das so ist, wollen wir auch in das Leben eines „Cowboys“ eintauchen…also heißt das: wir gehen zum Rodeo! Da die meisten Rodeo-Veranstaltungen den ganzen Sommer über stattfinden, sind wir schon etwas spät dran, aber wir haben Glück. In Cody, DER Rodeo-Stadt schlechthin, findet sonst zwischen Juni und August tatsächlich jeden Abend Rodeo statt. Jetzt im September ist die Saison quasi vorbei…aber genau eine einzige Veranstaltung gibt es noch…das College-Rodeo. Und das soll ausgerechnet am nächsten Tag eben in Cody stattfinden. Um den Ort zu erreichen, müssen wir noch einige Kilometeter zurücklegen und machen dabei noch einen Schlenker über die Stadt Bozeman und den Süden Montanas. Aber wir schaffen es rechtzeitig. Wir treffen dort auch wieder auf Sandra und Sebastian, die wir am Abend zuvor zufällig auf einem abgelegenen und einsamen Stellplatz getroffen hatten. Wir waren gerade dort angekommen gewesen, als plötzlich ein lila Schulbus mit tatsächlich deutschem Kennzeichen um die Ecke bog…wie gesagt, „abgelegen und einsam“. So kamen wir direkt ins Gespräch und haben uns eine ganze Zeit über unsere Abenteuer ausgetauscht, die wir auf unseren Touren bereits erlebt haben. Wenn Ihr Lust habt, schaut doch gerne mal bei Sandras Blog „skooliemissionadventure“ vorbei. Somit kam dann auch die Idee mit dem Rodeo in Cody. Gesagt, getan! Also stehen an diesem Abend auf dem Parkplatz vor der Arena jede Menge Trucks, Pferdeanhänger und eben zwei deutsche Camper. Und glaubt mal nicht, dass die hier mit kleinen PKWs samt Anhänger, in den lediglich zwei Pferde hineinpassen, ankommen! Das sind Größenordnungen, da wird einem schwindelig…10 Pferde in einen Anhänger? Kein Problem!
Und was darf bei einer Veranstaltung, besonders in den Staaten, ansonsten nicht fehlen?
Genau, die Hymne…
Beim College-Rodeo treten verschiedene Kontrahenten aus unterschiedlichen Universitäten gegeneinander an. Während man bei uns an der Uni vielleicht einen Kurs im Badminton oder Schach belegt, entscheidet man sich hier für Bullenreiten, Barrel-Racing oder „wie bekomme ich am schnellsten eine Ziege eingefangen“. Auch wenn der Schein trügt und die Tribüne gegenüber etwas leer aussieht, weil dort nur die Angehörigen der Teilnehmer sitzen durften, so war die Besucher-Tribüne auf unserer Seite sehr gut gefüllt und die Stimmung war super.
Auch wenn man sicherlich darüber streiten kann, wie es sich bei so einer Rodeo-Veranstaltung mit dem Tierwohl verhält, so wurde hier sehr schnell deutlich, dass die Tiere durchaus im Vordergrund stehen und die Disziplinen nicht auf Kosten der Tiere ausgereitzt werden. So war es ein richtig schöner und besonderer Abend.
Am nächsten Morgen verabschieden wir uns von Sandra und Sebastian (liebe Grüße an dieser Stelle an die zwei) und fahren nur ein paar Meter weiter, denn in Cody stoßen wir auf das nächste Relikt vergangener Zeiten…die „Old Trail Town“. Dies ist eine Siedlung in Cody aus den 1890ern, die hier mit den Originalhäusern wieder aufgebaut wurde. So finden sich hier auch die Hütten der damals berühmt berüchtigen Gangster „Butch Cassidy and the Sundance Kid“ wieder (dem ein oder anderen Western-Fan könnten diese Namen evtl. bekannt zu sein). Auch sehen wir das Zuhause von Curley, einem Crow-Indianer, der bei der Schlacht von Little Bighorn 1876 den Oberbefehlshaber Lt Col. George A. Custer unterstützt hat (im unteren Teil des Artikels werde ich hierzu noch einmal näher eingehen). Außerdem befinden sich auf dem Areal Gräber einiger namenhafter Helden und Schurken, so auch von John Johnston, der 1972 von Robert Redford in dem Film „Jeremiah Johnston“ dargestellt wurde. Somit war Robert Redford auch an diesem Ort zu Gast, als das Grab Johnstons damals umgebettet wurde. Wir tauchen also auch hier wieder in die teils sehr tragische Geschichte des 19. Jahrhunderts ein und können ein wenig nachempfinden wie ein Leben unter diesen Umständen damals ausgesehen haben mag.
Auch unsere zweite Etappe ist nicht weit, weil sich unser nächstes Ziel ebenfalls in Cody befindet. Also statten wir noch am gleichen Tag dem „Buffalo Bill Center“ einen Besuch ab. Dieses Museum beleuchtet unter anderem das Leben von William Frederick Cody, genannt Buffalo Bill (* 26. Februar 1846 bei Le Claire, Iowa; † 10. Januar 1917 in Denver, Colorado), der ein berühmter Bisonjäger und einer der Begründer des modernen Showbusiness war.
Zwischen 1867 und 1868 versorgte Cody damals die Arbeiter der Kansas Pacific Railway mit Fleisch. Hierbei tat er sich als sehr erfolgreicher Bisonjäger hervor und erhielt seinen Spitznamen „Buffalo Bill“. Von 1868 bis 1872 beschäftigte ihn die US-Armee als Kundschafter und auch 1876 bei der Schlacht am Little Bighorn war er als Kundschafter für die US-Armee tätig (dazu im unteren Abschnitt mehr). Ned Buntline, ein US-amerikanischer Journalist aus New York, begann nach einer Begegnung mit Cody, Theaterstücke, Berichte und Groschenhefte über „Buffalo Bill“ zu veröffentlichen, die kommerziell sehr erfolgreich wurden. Etliche Episoden wurden damals erheblich übertrieben dargestellt und waren wesentlich an der Bildung der noch heute gültigen Klischees über den Wilden Westen beteiligt.
Cody, der sich 1872 bereits Künstlergruppen angeschlossen hatte und in den Stücken von Ned Buntline aufgetreten war, erkannte seine wirtschaftliche Chance, trennte sich von Buntline und gründete 1883 seine eigene „Buffalo Bill’s Wild West Show“, die ganz dem unrealistischen Stil der Veröffentlichungen von Ned Buntline und anderen entsprach. Die Show stellte ein riesiges Aufgebot an Menschen und Tieren dar und es gelang ihm, berühmte indianische Häuptlinge wie Sitting Bull als Mitwirkende zu engagieren. Cody exportierte seine Show auch nach Europa. Die „Buffalo Bill’s Wild West Show“ wurde erstmals am 19. April 1890 in München auf der Theresienwiese aufgeführt. In München wurde Buffalo Bill scherzhaft „Ochsen-Willi“ genannt. Für die Show wurde ein etwa 6.000 Zuschauer fassendes Zelt aufgebaut. Prinz Ludwig, der spätere König Ludwig III. von Bayern, und sein Hofstaat zählten zu den Ehrengästen. So bereiste Buffalo Bill mit seiner Entourage viele Städte in Deutschland und Europa (auch bei Queen Victoria (da ist sie wieder, die „Vicky“) in England war er zu Gast), was dafür sorgt, dass uns der Name „Buffalo Bill“ auch heutzutage noch ein Begriff ist. Später gründete er den Ort Cody (benannt nach seinem Nachnamen), in dem wir uns nun befinden und der heutzutage rund 9000 Einwohner hat. Damals eröffnete Buffalo Bill dort mit seiner Frau auch ein Hotel „The Irma“ (benannt nach seiner Tochter). An diesem Hotel (ja, es existiert immer noch) kommen wir auch vorbei, als wir an diesem Tag durch Cody fahren.
Fußnote: Wer sich in der folgenden Galerie die Bilder 27 & 28 (der Planwagen „Sheep-Wagon“ und sein Innenleben) genau anschaut und dazu unseren Sprinti von innen kennt, dem wird vielleicht auffallen, dass eine gewissen Ähnlichkeit bei der Inneneinrichtung bzw. deren Anordnung besteht. Peter und ich trauen unseren Augen kaum…haben wir doch alles selbst entworfen und gebaut…also bei Sprinti…und dieser Sheep-Wagon wurde ja bereits 1910 erbaut und war dann bis in den 50er Jahre im Einsatz! Das fällt dann wohl wieder unter die Kategorie „Sachen gibts’s…?!“
Dann verlassen wir Cody und fahren von Wyoming nach Montana, weiter zum Little Bighorn Battlefield National Monument. Der Begriff des Little Bighorn ist in diesem Artikel ja schon ein paar Mal gefallen. In der Schlacht am Little Bighorn am 25. Juni 1876 wurde das 7. US-Kavallerie-Regiment unter George Armstrong Custer von Indianern der Lakota– und Dakota–Sioux, Arapaho und Cheyenne unter ihren Führern Sitting Bull, Crazy Horse und Gall am Little Bighorn River im heutigen Montana vernichtend geschlagen. Es war einer der wenigen größeren indianischen Siege gegen das US-Heer und ging daher in die Geschichtsbücher ein.
Wir fahren durch die Berge und das Tal, in dem die Schlacht stattgefunden hat, können erkennen, welche Vorteile, aber auch welche Tücken diese Landschaft im Kampf mit sich brachte. Die Stellen, an denen Indianer und Amerikaner gefallen sind, sind mit kleinen Grabsteinen markiert und nicht immer konnten sie mit einem Namen versehen werden. Auch kommen wir vorbei an den Gräbern von General Custer und seinem zweiten Befehlshaber Major Marcus A. Reno.
Bei der Geschichte dieser Schlacht treffen wir auch wieder, auf die oben bereits genannten Kundschafter Curley (in dessen Hütte wir in Cody bereits gestanden hatten) und auch auf Buffalo Bill, sowie auf den Indianer-Häuptling Sitting Bull (alle drei überlebten die Schlacht übrigens).
Weiter auf den Spuren der amerikanischen Geschichte verlassen wir Montana wieder und fahren über Wyoming nach South Dakota. South Dakota ist einer der nordwestlichen Prärie-Bundesstaaten der USA. Er umfasst 199.731 km² mit geradezu 886.600 Einwohnern. Die größte Stadt ist Sioux Falls, die Hauptstadt allerdings ist Pierre. South Dakota beheimatet mehrere Indianerreservate, insbesondere der Lakota und ist damit der Staat, der innerhalb der USA nach Alaska und New Mexico den dritthöchsten Bevölkerungsanteil von Indianern bzw. der First Nations aufweist.
Unser erstes Ziel ist das Crazy Horse Memorial, eine monumentale Skulptur zu Ehren des Oglala-Lakota-Indianers „Crazy Horse“ (auch von ihm haben wir bereits gehört, s.o.), die ähnlich wie das Mount Rushmore National Memorial in einen Berg gehauen wird, jedoch um ein Vielfaches größer. Der Bildhauer Korczak Ziolkowski, der auch schon am Mount Rushmore National Memorial mitgearbeitet hatte, wurde 1939 vom damaligen Häuptling der Sioux „Henry Standing Bear“ eingeladen, ein Indianer-Denkmal zu gestalten. Mit dem Bau wurde schließlich 1948 begonnen und rund 10 Millionen Tonnen Granit wurden seitdem aus der Felswand gesprengt. Trotzdem ist seit 1998 bisher nur das Gesicht fertiggestellt. Ein Termin zur Fertigstellung des kompletten Monuments ist noch nicht absehbar, es werden aber rund weitere 100 Jahre veranschlagt. Ziolkowski starb 1982. Seine Arbeit wird seitdem durch sieben seiner zehn Kinder fortgesetzt.
Viele Indianer stehen dem Projekt allerdings kritisch gegenüber. Sie beklagen die Entweihung ihrer heiligen Black Hills und weisen darauf hin, dass Crazy Horse sich nie fotografieren ließ, weil er nicht abgebildet werden wollte.
In fertiger Form soll die Skulptur Crazy Horse auf einem Pferd sitzend und mit ausgestrecktem Arm nach Osten weisend zeigen (s. auf den Fotos das weiße Modell). Alle Präsidentenköpfe am Mount Rushmore zusammen sind in etwa so groß wie der Pferdekopf. Nach Fertigstellung der Skulptur soll diese 195 m lang und 172 m hoch sein.
Und wo wir schon mal bei Felsskulpturen sind, geht es für uns auch gleich weiter zum 28 km entfernten Mount Rushmore…der Berg, in dem die Köpfe vier amerikanischer Präsidenten eingemeißelt sind. Das Mount Rushmore National Memorial ist ein 1941 fertiggestelltes Denkmal, das aus monumentalen Porträtköpfen der vier, bis zur Zeit seiner Erstellung als am bedeutendsten und symbolträchtigsten geltenden US-Präsidenten, besteht. Jedes Porträt ist dabei 18 Meter hoch. Dargestellt sind von links nach rechts die Präsidenten George Washington (1. US-Präsident), Thomas Jefferson (3.), Theodore Roosevelt (26.) und Abraham Lincoln (16.). Das Mount Rushmore Nationaldenkmal wird auch als „Shrine of Democracy“ (Schrein der Demokratie) bezeichnet. Allerdings wurde es auch als eine Entweihung eines heiligen Berges der Lakota-Indianer betrachtet.
Die Idee, ein Monument für berühmte Persönlichkeiten in den Bergen von South Dakota zu erstellen, kam von dem Historiker Doane Robinson (1856–1946). Er wollte damit den Tourismus in der Region ankurbeln. Ursprünglich dachte er nicht an Präsidenten, sondern an bekannte Gestalten aus der Geschichte des Westens, wie Lewis and Clark, Red Cloud und Buffalo Bill Cody…zumindest letzterer kommt uns doch bekannt vor.
Die Idee von den vier Präsidentenköpfen kam von John Gutzon de la Mothe Borglum. Das Monument wurde von ihm in 14 Sommern zwischen 1927 und 1941 in den Granit des Mount Rushmore gesprengt, gehauen und gemeißelt. Bei den gesamten Arbeiten wurde Gutzon von fast 400 Arbeitern und Helfern unterstützt. Er selbst starb vor Vollendung des Kunstwerkes. Sein Sohn Lincoln Borglum setzte die Arbeiten noch einige Monate fort, bis sie im Oktober 1941 aus Geldmangel eingestellt wurden und das Monument am 31. Oktober 1941 für vollendet erklärt wurde. Eine geplante Erweiterung der Figuren bis auf Taillenhöhe wurde nie ausgeführt.
Und so schließt sich für uns wieder der Kreis und unser Puzzle über die Vergangenheit Amerikas im 19. & 20. Jahrhundert setzt sich weiter zusammen.
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[…] viel mit der amerikanischen Geschichte im 19. Jahrhundert auseinandergesetzt haben (s. dazu Artikel „Der Wilde Westen #022“), steht uns nun der Sinn nach Natur. Wir wollen zum Badlands Nationalpark. Dafür machen wir uns […]
[…] durch den Wilden Westen ein paar hundert Kilometer entfernt, kennengelernt haben (s. dazu Artikel „Der Wilde Westen #022“). Auch im nahegelegenen Restaurant, bei dem wir eine Rast einlegen, entdecken wir Bilder und […]