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Reiseberichte USA

Der Wilde Westen (#022)

9. Oktober 2022

– Von Rodeo bis Buffalo Bill –

Nach unserer Zeit im Yellowstone Nationalpark erkunden wir weiter den Wilden Westen und fahren durch Wyoming und Montana (siehe auch unter unsere „Route“). Die Landschaft wird wieder grüner und bergiger, es reiht sich eine riesige Ranch an die nächste…wir sind also angekommen im „Land der Cowboys“!

Und weil das so ist, wollen wir auch in das Leben eines „Cowboys“ eintauchen…also heißt das: wir gehen zum Rodeo! Da die meisten Rodeo-Veranstaltungen den ganzen Sommer über stattfinden, sind wir schon etwas spät dran, aber wir haben Glück. In Cody, DER Rodeo-Stadt schlechthin, findet sonst zwischen Juni und August tatsächlich jeden Abend Rodeo statt. Jetzt im September ist die Saison quasi vorbei…aber genau eine einzige Veranstaltung gibt es noch…das College-Rodeo. Und das soll ausgerechnet am nächsten Tag eben in Cody stattfinden. Um den Ort zu erreichen, müssen wir noch einige Kilometeter zurücklegen und machen dabei noch einen Schlenker über die Stadt Bozeman und den Süden Montanas. Aber wir schaffen es rechtzeitig. Wir treffen dort auch wieder auf Sandra und Sebastian, die wir am Abend zuvor zufällig auf einem abgelegenen und einsamen Stellplatz getroffen hatten. Wir waren gerade dort angekommen gewesen, als plötzlich ein lila Schulbus mit tatsächlich deutschem Kennzeichen um die Ecke bog…wie gesagt, „abgelegen und einsam“. So kamen wir direkt ins Gespräch und haben uns eine ganze Zeit über unsere Abenteuer ausgetauscht, die wir auf unseren Touren bereits erlebt haben. Wenn Ihr Lust habt, schaut doch gerne mal bei Sandras Blog „skooliemissionadventure“ vorbei. Somit kam dann auch die Idee mit dem Rodeo in Cody. Gesagt, getan! Also stehen an diesem Abend auf dem Parkplatz vor der Arena jede Menge Trucks, Pferdeanhänger und eben zwei deutsche Camper. Und glaubt mal nicht, dass die hier mit kleinen PKWs samt Anhänger, in den lediglich zwei Pferde hineinpassen, ankommen! Das sind Größenordnungen, da wird einem schwindelig…10 Pferde in einen Anhänger? Kein Problem!

Und was darf bei einer Veranstaltung, besonders in den Staaten, ansonsten nicht fehlen?

Genau, die Hymne…

Beim College-Rodeo treten verschiedene Kontrahenten aus unterschiedlichen Universitäten gegeneinander an. Während man bei uns an der Uni vielleicht einen Kurs im Badminton oder Schach belegt, entscheidet man sich hier für Bullenreiten, Barrel-Racing oder „wie bekomme ich am schnellsten eine Ziege eingefangen“. Auch wenn der Schein trügt und die Tribüne gegenüber etwas leer aussieht, weil dort nur die Angehörigen der Teilnehmer sitzen durften, so war die Besucher-Tribüne auf unserer Seite sehr gut gefüllt und die Stimmung war super.

Auch wenn man sicherlich darüber streiten kann, wie es sich bei so einer Rodeo-Veranstaltung mit dem Tierwohl verhält, so wurde hier sehr schnell deutlich, dass die Tiere durchaus im Vordergrund stehen und die Disziplinen nicht auf Kosten der Tiere ausgereitzt werden. So war es ein richtig schöner und besonderer Abend.

Am nächsten Morgen verabschieden wir uns von Sandra und Sebastian (liebe Grüße an dieser Stelle an die zwei) und fahren nur ein paar Meter weiter, denn in Cody stoßen wir auf das nächste Relikt vergangener Zeiten…die „Old Trail Town“. Dies ist eine Siedlung in Cody aus den 1890ern, die hier mit den Originalhäusern wieder aufgebaut wurde. So finden sich hier auch die Hütten der damals berühmt berüchtigen Gangster „Butch Cassidy and the Sundance Kid“ wieder (dem ein oder anderen Western-Fan könnten diese Namen evtl. bekannt zu sein). Auch sehen wir das Zuhause von Curley, einem Crow-Indianer, der bei der Schlacht von Little Bighorn 1876 den Oberbefehlshaber Lt Col. George A. Custer unterstützt hat (im unteren Teil des Artikels werde ich hierzu noch einmal näher eingehen). Außerdem befinden sich auf dem Areal Gräber einiger namenhafter Helden und Schurken, so auch von John Johnston, der 1972 von Robert Redford in dem Film „Jeremiah Johnston“ dargestellt wurde. Somit war Robert Redford auch an diesem Ort zu Gast, als das Grab Johnstons damals umgebettet wurde. Wir tauchen also auch hier wieder in die teils sehr tragische Geschichte des 19. Jahrhunderts ein und können ein wenig nachempfinden wie ein Leben unter diesen Umständen damals ausgesehen haben mag.

Auch unsere zweite Etappe ist nicht weit, weil sich unser nächstes Ziel ebenfalls in Cody befindet. Also statten wir noch am gleichen Tag dem „Buffalo Bill Center“ einen Besuch ab. Dieses Museum beleuchtet unter anderem das Leben von William Frederick Cody, genannt Buffalo Bill (* 26. Februar 1846 bei Le Claire, Iowa; † 10. Januar 1917 in Denver, Colorado), der ein berühmter Bisonjäger und einer der Begründer des modernen Showbusiness war.

Zwischen 1867 und 1868 versorgte Cody damals die Arbeiter der Kansas Pacific Railway mit Fleisch. Hierbei tat er sich als sehr erfolgreicher Bisonjäger hervor und erhielt seinen Spitznamen „Buffalo Bill“. Von 1868 bis 1872 beschäftigte ihn die US-Armee als Kundschafter und auch 1876 bei der Schlacht am Little Bighorn war er als Kundschafter für die US-Armee tätig (dazu im unteren Abschnitt mehr). Ned Buntline, ein US-amerikanischer Journalist aus New York, begann nach einer Begegnung mit Cody, Theaterstücke, Berichte und Groschenhefte über „Buffalo Bill“ zu veröffentlichen, die kommerziell sehr erfolgreich wurden. Etliche Episoden wurden damals erheblich übertrieben dargestellt und waren wesentlich an der Bildung der noch heute gültigen Klischees über den Wilden Westen beteiligt.

Cody, der sich 1872 bereits Künstlergruppen angeschlossen hatte und in den Stücken von Ned Buntline aufgetreten war, erkannte seine wirtschaftliche Chance, trennte sich von Buntline und gründete 1883 seine eigene „Buffalo Bill’s Wild West Show“, die ganz dem unrealistischen Stil der Veröffentlichungen von Ned Buntline und anderen entsprach. Die Show stellte ein riesiges Aufgebot an Menschen und Tieren dar und es gelang ihm, berühmte indianische Häuptlinge wie Sitting Bull als Mitwirkende zu engagieren. Cody exportierte seine Show auch nach Europa. Die „Buffalo Bill’s Wild West Show“ wurde erstmals am 19. April 1890 in München auf der Theresienwiese aufgeführt. In München wurde Buffalo Bill scherzhaft „Ochsen-Willi“ genannt. Für die Show wurde ein etwa 6.000 Zuschauer fassendes Zelt aufgebaut. Prinz Ludwig, der spätere König Ludwig III. von Bayern, und sein Hofstaat zählten zu den Ehrengästen. So bereiste Buffalo Bill mit seiner Entourage viele Städte in Deutschland und Europa (auch bei Queen Victoria (da ist sie wieder, die „Vicky“) in England war er zu Gast), was dafür sorgt, dass uns der Name „Buffalo Bill“ auch heutzutage noch ein Begriff ist. Später gründete er den Ort Cody (benannt nach seinem Nachnamen), in dem wir uns nun befinden und der heutzutage rund 9000 Einwohner hat. Damals eröffnete Buffalo Bill dort mit seiner Frau auch ein Hotel „The Irma“ (benannt nach seiner Tochter). An diesem Hotel (ja, es existiert immer noch) kommen wir auch vorbei, als wir an diesem Tag durch Cody fahren.

Fußnote: Wer sich in der folgenden Galerie die Bilder 27 & 28 (der Planwagen „Sheep-Wagon“ und sein Innenleben) genau anschaut und dazu unseren Sprinti von innen kennt, dem wird vielleicht auffallen, dass eine gewissen Ähnlichkeit bei der Inneneinrichtung bzw. deren Anordnung besteht. Peter und ich trauen unseren Augen kaum…haben wir doch alles selbst entworfen und gebaut…also bei Sprinti…und dieser Sheep-Wagon wurde ja bereits 1910 erbaut und war dann bis in den 50er Jahre im Einsatz! Das fällt dann wohl wieder unter die Kategorie „Sachen gibts’s…?!“

Dann verlassen wir Cody und fahren von Wyoming nach Montana, weiter zum Little Bighorn Battlefield National Monument. Der Begriff des Little Bighorn ist in diesem Artikel ja schon ein paar Mal gefallen. In der Schlacht am Little Bighorn am 25. Juni 1876 wurde das 7. US-Kavallerie-Regiment unter George Armstrong Custer von Indianern der Lakota– und DakotaSiouxArapaho und Cheyenne unter ihren Führern Sitting BullCrazy Horse und Gall am Little Bighorn River im heutigen Montana vernichtend geschlagen. Es war einer der wenigen größeren indianischen Siege gegen das US-Heer und ging daher in die Geschichtsbücher ein.

Wir fahren durch die Berge und das Tal, in dem die Schlacht stattgefunden hat, können erkennen, welche Vorteile, aber auch welche Tücken diese Landschaft im Kampf mit sich brachte. Die Stellen, an denen Indianer und Amerikaner gefallen sind, sind mit kleinen Grabsteinen markiert und nicht immer konnten sie mit einem Namen versehen werden. Auch kommen wir vorbei an den Gräbern von General Custer und seinem zweiten Befehlshaber Major Marcus A. Reno.

Bei der Geschichte dieser Schlacht treffen wir auch wieder, auf die oben bereits genannten Kundschafter Curley (in dessen Hütte wir in Cody bereits gestanden hatten) und auch auf Buffalo Bill, sowie auf den Indianer-Häuptling Sitting Bull (alle drei überlebten die Schlacht übrigens).

Weiter auf den Spuren der amerikanischen Geschichte verlassen wir Montana wieder und fahren über Wyoming nach South Dakota. South Dakota ist einer der nordwestlichen Prärie-Bundesstaaten der USA. Er umfasst 199.731 km² mit geradezu 886.600 Einwohnern. Die größte Stadt ist Sioux Falls, die Hauptstadt allerdings ist Pierre. South Dakota beheimatet mehrere Indianerreservate, insbesondere der Lakota und ist damit der Staat, der innerhalb der USA nach Alaska und New Mexico den dritthöchsten Bevölkerungsanteil von Indianern bzw. der First Nations aufweist.

Unser erstes Ziel ist das Crazy Horse Memorial, eine monumentale Skulptur zu Ehren des Oglala-Lakota-Indianers „Crazy Horse“ (auch von ihm haben wir bereits gehört, s.o.), die ähnlich wie das Mount Rushmore National Memorial in einen Berg gehauen wird, jedoch um ein Vielfaches größer. Der Bildhauer Korczak Ziolkowski, der auch schon am Mount Rushmore National Memorial mitgearbeitet hatte, wurde 1939 vom damaligen Häuptling der Sioux „Henry Standing Bear“ eingeladen, ein Indianer-Denkmal zu gestalten. Mit dem Bau wurde schließlich 1948 begonnen und rund 10 Millionen Tonnen Granit wurden seitdem aus der Felswand gesprengt. Trotzdem ist seit 1998 bisher nur das Gesicht fertiggestellt. Ein Termin zur Fertigstellung des kompletten Monuments ist noch nicht absehbar, es werden aber rund weitere 100 Jahre veranschlagt. Ziolkowski starb 1982. Seine Arbeit wird seitdem durch sieben seiner zehn Kinder fortgesetzt.

Viele Indianer stehen dem Projekt allerdings kritisch gegenüber. Sie beklagen die Entweihung ihrer heiligen Black Hills und weisen darauf hin, dass Crazy Horse sich nie fotografieren ließ, weil er nicht abgebildet werden wollte.

In fertiger Form soll die Skulptur Crazy Horse auf einem Pferd sitzend und mit ausgestrecktem Arm nach Osten weisend zeigen (s. auf den Fotos das weiße Modell). Alle Präsidentenköpfe am Mount Rushmore zusammen sind in etwa so groß wie der Pferdekopf. Nach Fertigstellung der Skulptur soll diese 195 m lang und 172 m hoch sein.

Und wo wir schon mal bei Felsskulpturen sind, geht es für uns auch gleich weiter zum 28 km entfernten Mount Rushmore…der Berg, in dem die Köpfe vier amerikanischer Präsidenten eingemeißelt sind.  Das Mount Rushmore National Memorial ist ein 1941 fertiggestelltes Denkmal, das aus monumentalen Porträtköpfen der vier, bis zur Zeit seiner Erstellung als am bedeutendsten und symbolträchtigsten geltenden US-Präsidenten, besteht. Jedes Porträt ist dabei 18 Meter hoch. Dargestellt sind von links nach rechts die Präsidenten George Washington (1. US-Präsident), Thomas Jefferson (3.), Theodore Roosevelt (26.) und Abraham Lincoln (16.). Das Mount Rushmore Nationaldenkmal wird auch als „Shrine of Democracy“ (Schrein der Demokratie) bezeichnet. Allerdings wurde es auch als eine Entweihung eines heiligen Berges der Lakota-Indianer betrachtet.

Die Idee, ein Monument für berühmte Persönlichkeiten in den Bergen von South Dakota zu erstellen, kam von dem Historiker Doane Robinson (1856–1946). Er wollte damit den Tourismus in der Region ankurbeln. Ursprünglich dachte er nicht an Präsidenten, sondern an bekannte Gestalten aus der Geschichte des Westens, wie Lewis and ClarkRed Cloud und Buffalo Bill Cody…zumindest letzterer kommt uns doch bekannt vor.

Die Idee von den vier Präsidentenköpfen kam von John Gutzon de la Mothe Borglum. Das Monument wurde von ihm in 14 Sommern zwischen 1927 und 1941 in den Granit des Mount Rushmore gesprengt, gehauen und gemeißelt. Bei den gesamten Arbeiten wurde Gutzon von fast 400 Arbeitern und Helfern unterstützt. Er selbst starb vor Vollendung des Kunstwerkes. Sein Sohn Lincoln Borglum setzte die Arbeiten noch einige Monate fort, bis sie im Oktober 1941 aus Geldmangel eingestellt wurden und das Monument am 31. Oktober 1941 für vollendet erklärt wurde. Eine geplante Erweiterung der Figuren bis auf Taillenhöhe wurde nie ausgeführt.

Und so schließt sich für uns wieder der Kreis und unser Puzzle über die Vergangenheit Amerikas im 19. & 20. Jahrhundert setzt sich weiter zusammen.

Reiseberichte USA

Auf dem Weg zum Yellowstone Nationalpark (#021)

2. Oktober 2022

– Roadtrip durch Nevada, Utah, Idaho, Wyoming und Montana –

Nachdem wir San Francisco verlassen haben, geht es für uns weiter Richtung Nordosten. Es stehen einige Fahrtage an, in denen wir diverse Staaten durchkreuzen werden (s. dazu auch unter unserer „Route“)…unser Ziel: der berühmte Yellowstone Nationalpark!

Wir fahren vorbei an der kalifornischen Hauptstatdt Sacramento, überqueren dann die Staatsgrenze nach Nevada und fahren u.a. durch das für sein Glückspiel bekannte Reno (quasi „Klein-Las Vegas“). Vor uns erstrecken sich auch hier wieder unheimliche Weiten und die Landschaft wird felsiger, aber auch trockener. Dennoch spielt Viehwirtschaft eine große Rolle und so kommen auch die Rinder-Farmen nicht zu kurz. Die Temperaturen steigen…kein Wunder, schließlich kommen wir der Wüste immer näher. Wir überqueren die Grenze nach Utah, was auch bedeutet, dass wir wieder eine andere Zeitzone betreten und somit „nur“ noch 8 Stunden hinter Deutschland liegen. Unser Weg führt uns zur Hauptstadt Utahs, nach Salt Lake City. Sie wurde 1847 von Mormonen gegründet und gilt auch heute noch als Zentrum dieser Glaubensgemeinschaft. Die Stadt hat ihren Namen vom Great Salt Lake, bei dem es sich, wie sich schon vermuten lässt, um einen Salzsee handelt. Allerdings ist zum Teil nur noch wenig Wasser im See vorhanden und das bedeutet, wir sind in der Wüste angekommen…in der Salzwüste. Der See, dessen Salzgehalt den des Meeres weit übersteigt, liegt auf etwa 1280 Metern Höhe, bei einer Länge von etwa 120 Kilometern und 48 bis 80 Kilometern Breite. Er bedeckt dabei eine Fläche von etwa 4400 Quadratkilometern. Die Tiefe des Sees liegt bei etwa durchschnittlich 4,5 Metern, die tiefste Stelle bei etwa 10 Metern. Hauptbestandteil der gelösten Salze ist Natriumchlorid, also Kochsalz, das in flachen künstlichen Teichen zu Handelszwecken gewonnen wird. Schätzungen haben ergeben, dass der See etwa fünf Milliarden Tonnen Natriumchlorid in gelöster Form enthält. Die durch den Salzgehalt hervorgerufene Färbung ist sogar aus dem Weltall sichtbar.

Wir sehen auch Fußgänger und Autos, die über den ausgetrockneten Salzsee spazieren bzw. fahren. Wir verzichten mit Sprinti darauf, weil das Salz ja schnell den Unterboden etc. angreift…also lieber nicht. Aber wir passieren den See trotzdem…via Straße, die darüber führt. Die bringt uns auch gleich zu unserem Schlafplatz für diesen Abend…ein abgelegener Platz inmitten der Salzwüste, umgeben von friedlicher Natur. Oder doch nicht so friedlich? Die gesamte Gegend ist unter den Einheimischen auch bekannt als Schießübungsplatz. Das erkennen wir auch an sämtlichen Straßenschildern, die durchaus schon mal als Zielscheibe herhalten mussten. Und so erleben wir den Sonnenuntergang mit einem Hall von Schüssen in unseren Ohren…zum Glück kommen sie uns nicht zuuuu nah.

Am nächsten Tag geht es für uns dann weiter nach Idaho und wieder ändert sich die Landschaft. Es wird grüner und bergiger. Auch wenn wir immer noch fasziniert sind von den Weiten und der schönen Sicht, so wird letztere nun ein wenig getrübt. Es hängt ein nebliger Schleier über den Bergen und die Sonne färbt sich bereits ab dem späten Nachmittag rot. Wie wir im Nachhinein erfahren, sind der Grund dafür die Waldbrände, die z.T. hunderte Kilometer von uns entfernt sind. Glücklicherweise können wir die Brände weder riechen, noch machen sie uns irgendwelche Atemprobleme. Dann streifen wir kurz den Bundesstaat Montana und erreichen dann Wyoming (in dieser Ecke liegen alle drei Staaten sehr dicht beieinander).

Und schließlich sind wir da…am Yellowstone Nationalpark! Dieser wurde am 1. März 1872 gegründet, was ihn damit zum ältesten Nationalpark der Welt macht. Er liegt mit 96 Prozent der Fläche beinahe vollständig im US-Bundesstaat Wyoming, 3 Prozent liegen in Montana sowie 1 Prozent in Idaho. Mit 8987 km² Fläche gehört er zu den größten Nationalparks der USA, denn die Fläche des Nationalparks entspricht in etwa der Größe Korsikas. Eine indianische Besiedelung dort ist seit über 11.000 Jahren nachgewiesen. Um 1807 bekam der Trapper John Colter das Gebiet des heutigen Nationalparks vermutlich als erster Weißer zu Gesicht. Auch zu Colters Zeit waren Nördliche Shoshonen dort anzutreffen.

Wir erleben in den zwei Tagen vor Ort wieder einmal eine atemberaubene Natur und einen Park mit so einer geologischen Vielfalt, wie wir sie noch nie zuvor erlebt haben. So stoßen wir auf Geysire, heiße Quellen, Vulkanformationen, Wasserfälle, Canyons und so vieles mehr. Und das hat auch einen besonderen Grund, denn der Nationalpark liegt zu weiten Teilen in der vor rund 640.000 Jahren entstandenen Caldera des Yellowstone-Vulkans, also über der Magmakammer, die in mehr als 8 Kilometern Tiefe liegt. Diese Magmakammer ist rund 80 Kilometer lang, 40 Kilometer breit und 10 Kilometer tief. Damit zählt der Yellowstone-Vulkan zur Gruppe der Supervulkane. Er ist der größte Supervulkan auf dem amerikanischen Kontinent.

Daher ist der Park auch berühmt für seine vulkanogene Landschaft mit GeysirenFumarolenSchlammtöpfen und heißen Quellen. 62 Prozent sämtlicher weltweit existierenden heißen Quellen liegen im Yellowstone-Gebiet. Dies sind etwa 10.000 an der Zahl und davon sind über 500 Geysire, was den Yellowstone-Nationalpark zum Ort mit der höchste Geysiren-Dichte macht.

Aber jetzt genug gequatscht! Manchmal sagen Bilder auch mehr als 1000 Worte…hier also unser Tag 1 im Yellowstone Nationalpark…

Wir haben an beiden Tagen wirklich Glück mit dem Wetter. Normalerweise läuft man auch im Sommer oft mit Winterkleidung durch den Park. Wir erwischen tagsüber tatsächlich sommerliche Temperaturen, was die Landschaft in ein noch schöneres Licht hüllt. So beenden wir Tag 1 mit einer ganz besonderen „Wanderung“…

An Tag Nr. 2 ist es ein wenig abgekühlt und morgens pfeifft ein ordentlicher Wind durch den Park. So werden wir Zeuge, wie drei Autos vor uns ein Baum auf die Straße kracht…zum Glück aber niemand zu Schaden kommt. Schnell sind die Ranger vor Ort, schieben den Baum mit ihren Trucks halbwegs von der Straße und sägen, was das Zeug hält, so dass die Straße nach kurzer Zeit wieder passierbar ist. Dann klart es wettertechnisch wieder etwas auf und auch an diesem Tag kommen wir aus dem Staunen was die Landschaft und die Tierwelt anbelangt, nicht mehr heraus. Einfach der absolute Hammer, was wir hier erleben! Aber wir wollen Euch gar nicht auf die Folter spannen, hier Tag Nr. 2…

An diesem Tag besuchen wir auch den „Old Faithful“ (der alte Getreue), einer der bekanntesten Geysire der Erde. Offiziell hatten ihn Mitglieder der Washburn-Langford-Doane-Expedition 1870 als erste Weiße entdeckt. Seit seiner Entdeckung ist er bereits über eine Million Mal ausgebrochen. Heutzutage liegen zwischen zwei Eruptionen 30 bis 120 Minuten; momentan meist zwischen 65 und 92 Minuten. Entgegen manchen Behauptungen kann man – trotz einer gewissen Regelmäßigkeit – nach Old Faithful allerdings nicht die Uhr stellen. Die Eruptionssäule erreicht eine Höhe von ca. 30 bis 55 m. Eine Eruption dauert meistens zwischen 1,5 und 5 Minuten und es werden zwischen 14.000 und 32.000 Liter Wasser pro Eruption ausgestoßen. Der Old Faithful gehört damit zu den großen Geysiren. Aber seht selbst…

Und so endet auch dieser Tag für uns voller schöner Eindrücke. Etwas fehlt uns allerdings noch…wir wollen noch einmal nach Grizzlys und Wölfen Ausschau halten, die haben sich bisher nämlich ganz schön versteckt. Also stellen wir uns für den nächsten Morgen den Wecker auf 5 Uhr, weil man zum Sonnenaufgang (oder zum Sonnenuntergang) besonders gute Chancen haben soll wenn sie gerade auf Futtersuche sind. Mittlerweile ist es ganz schön abgekühlt und so stehen wir morgens um 5.30 Uhr bei 0 Grad Außentemperatur auf einem Parkplatz, den man uns für unser Vorhaben empfohlen hatte…und es ist doch tatsächlich noch stockduster. Verdammte Axt, da geht die Sonne in der Tat doch erst später auf und wir hätten letztendlich noch ein paar Minuten länger in unserem warmen Bettchen liegen bleiben können! Aber so ohne jeglichen Handyempfang (es gibt im gesamten Park keinen und somit waren wir seit zwei Tagen quasi von der Außenwelt abgeschnitten), konnten wir noch nicht mal abchecken, wann Sonnenauf- bzw. Sonnenuntergang ist. Also kochen wir uns einen heißen Tee und warten, bis es zumindest ein bisschen hell wird. Dann kraxeln wir hoch auf einen Berg und werden Zeuge von diesem kleinen Spektakel hier…am frühen Morgen im Yellowstone Nationalpark…

Auch wenn ich im Video immer von Elchen spreche, wenn wir es genau nehmen, handelt es sich hier um Wapiti-Hirsche. Wölfe und Bären bekommen wir an diesem Morgen nicht mehr zu Gesicht und trotzdem war es schön, so in den Tag zu starten…wenn auch komplett durchgefroren. Egal!

Und dann heißt es für uns auch schon wieder Abschied nehmen vom Yellowstone Nationalpark. Hinter uns liegen zwei wundervolle Tage, in denen wir so manches Mal nicht aus dem Staunen herauskamen.

„Natur…was für ein großartiges Geschenk du doch bist!“