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Reiseberichte Argentinien Chile

Wie geht es jetzt weiter? (#076)

18. Februar 2024

– Was kommt nach der Panamericana? –

Hiermit melden wir uns nach einer zweiwöchigen Blogpause zurück… 🙂

Nachdem wir aus der Antarktis zurückgekehrt sind, bleiben wir noch zwei Tage in Ushuaia. So besuchen wir auch das alte Gefängnis der Stadt, in dem heute diverse Museen beheimatet sind. Zum einen befindet sich dort das Museo Presidio zur Geschichte des Gefängnisses, zum anderen gibt es ein Museum der regionalen Schifffahrt und eines zur Historie der Antarktisexpeditionen. Hier erfahren wir auch mehr über die Geschichte der Strafgefangenen, die nach hier zwangsversetzt wurden, um am Ende der Welt Ushuaia aufzubauen. Für die Stadtentwicklung war der 1902 begonnene Bau des Presidio (dt. Gefängnis) bedeutsam. Dieses von den Gefangenen selbstgebaute und 1920 fertiggestellte Gefängnis ersetzte jenes auf der Isla de los Estados. Die Sträflinge, überwiegend Gewaltverbrecher, aber auch politische Gefangene, bauten auch die Schmalspurbahn Ferrocarril Austral Fueguino, mit der heute Touristen durch den Nationalpark Tierra del Fuego fahren. Im Museum der Schifffahrt entdecken wir zudem „alte Bekannte“ wie z.B. Ferdinand Magellan oder James Cook (s. dazu auch Artikel „Von Alaska bis Feuerland…wir haben es geschafft! #074“). Und auch als die Antarktis thematisiert wird, kommt uns so Manches bekannt vor. Im Jahr 1947 wurde das Gefängnis letztendlich aufgelöst und dient heute als eben dieses Museum.

Was einem hier in Argentinien, aber besonders in Ushuaia, immer wieder über den Weg läuft, sind Schilder, Grafiken oder Monumente über die „Malvinas“. Gemeint sind damit die nahegelegenen Falklandinseln und den damit verbundenen Auseinandersetzungen zwischen Großbritannien und Argentinien. Dieser Zwist hat bereits eine lange Vergangenheit. Vor der Ankunft europäischer Siedler waren die Falklandinseln unbewohnt. 1592 wurden sie vom englischen Seefahrer John Davis entdeckt, der sie jedoch nur sichtete. Es dauerte weitere 98 Jahre, bis die Inseln erstmals 1690 von John Strong betreten wurden. Die erste Siedlung, Port-Louis auf Ostfalkland, wurde 1764 unter französischer Herrschaft von Louis Antoine de Bougainville gegründet, 1766 etablierten die Briten auf Westfalkland die Siedlung Port Egmont, zogen dort allerdings acht Jahre später wieder ab. Port-Louis wurde schon 1766 an Spanien übergeben. 1811 stellte Spanien den Unterhalt der Kolonie ein, verzichtete aber nicht auf die Souveränität über die Inseln. Seitdem sind die Falklandinseln Gegenstand von Territorialstreitigkeiten, anfangs zwischen Großbritannien und Spanien, danach und bis heute zwischen Großbritannien und Argentinien. Die militärische Besetzung der Inseln durch Argentinien am 2. April 1982 löste den Falklandkrieg aus… Großbritannien reagierte und landete sieben Wochen später mit Truppen auf den Inseln. Nach kurzen, aber blutigen Kämpfen konnten die britischen Truppen Argentinien am 14. Juni 1982 zur Aufgabe bewegen. Es fielen ca. 900 Soldaten, davon 649 Argentinier. Auch heute noch scheint dieses Thema ein wunder Punkt in der argentinischen Geschichte zu sein, so gegenwärtig all die Symbole hier noch sind. So gibt es kaum einen Ort, der kein Monument oder eine Gedenktafel über die „Helden der Malvinas“ besitzt. So begegnen uns hier in Argentinien hunderte Schilder am Straßenrand, die besagen, dass die Falklandinseln trotz allem argentinisch sind.

Dann ist es für uns an der Zeit der südlichsten Stadt der Welt Lebewohl zu sagen. Es geht also nach langer Zeit für uns mal wieder Richtung Norden. Unseren ersten Stopp legen wir allerdings gar nicht so weit entfernt ein. Zuvor steht mal wieder ein Grenzübertritt an…dieses Mal von Argentinien nach Chile. Das gestaltet sich glücklicherweise aber ganz reibungslos. Dann erreichen wir den Parque Pingüino Rey, ein Naturreservat, in dem bis zu 120 wilde Königspinguine leben. Auf dem Parkplatz können wir übernachten und abgesehen von ordentlich Wind (wie immer hier unten), haben wir eine ruhige und angenehme Nacht. Am nächsten Morgen besuchen wir dann das Reservat. Da wir Königspinguine nicht in der Antarktis zu Gesicht bekommen haben, versuchen wir hier mal unser Glück. Königspinguine sind nach den Kaiserpinguinen die zweitgrößte Art und messen bis zu 95 cm. Ihre Art wird als „nicht gefährdet“ eingestuft…das sind doch mal gute Nachrichten! An diesem Vormittag wollen die Pinguine zwar nicht näher zu uns kommen und somit muss für die Fotos zusätzlich ein Fernglas herhalten…was ihre Qualität nicht unbedingt besser macht, uns aber dennoch diese schönen Tiere besser beobachten lässt.

Nach einer kurzen Weiterfahrt erreichen wir die Fähre in Cruce Bahia Azul. Die besagte Fähre, auf die wir auf dem Hinweg geschlagene sieben Stunden gewartet haben, weil sie aufgrund des starken Windes nicht fahren konnte (s. dazu ebenfalls Artikel „Von Alaska bis Feuerland…wir haben es geschafft! #074“). Heute haben wir etwas mehr Glück…es ist nicht ganz so stürmisch und so kommen wir schnell und reibungslos auf die Fähre. Wir müssen tatsächlich ein wenig schmunzeln, als wir Punkt 15 auf der Preisliste sehen, aber daran merkt man mal wieder…wir sind in Südamerika!

Mit der Fähre verlassen wir nun auch wieder Feuerland, die südöstlichste Region Südamerikas. Es geht also wieder Richtung Norden. Vielleicht fragt Ihr Euch, wie unsere Reise nun weitergeht, wo wir doch unser Ziel, die Panamericana von Alaska bis Feuerland zu bereisen und mit Ushuaia die südlichste Stadt der Welt zu besuchen, erreicht haben. Und genau so fühlt es sich für uns auch an…wir haben das Ziel unserer Reise erreicht…alles was jetzt kommt, ist absoluter Bonus! Unser Plan ist es, im März/April dieses Jahres wieder zurück nach Deutschland zu kommen und so stecken wir derzeit auch schon mitten in den Planungen und Vorbereitungen. Sprinti soll wieder mit uns zurück nach Hause kommen und so müssen wir uns um die Rückverschiffung etc. kümmern. Wie auch schon bei der Verschiffung von Panama nach Kolumbien, möchten wir Sprinti gerne wieder in einem Container verschiffen lassen, weil das wesentlich sicherer ist, als wenn das via Roll on Roll off (das Fahrzeug wird ohne Container auf das Schiff gefahren und ist daher vor Einbruch, Diebstahl etc. ungeschützt). Wie Ihr schon im Artikel „Wie kommen wir nach Südamerika? #055“ lesen konntet, ist das bei Sprinti und einem Container eine sehr knappe Geschichte, daher brauchen wir Profis, die sich damit auskennen. Momentan sind wir zudem auf der Suche nach einem Container-Buddy, also nach anderen Reisenden, mit denen wir uns den Container teilen können, so lässt sich das für beide Seiten wesentlich kostengünstiger gestalten. Jetzt ist bei Sprintis Länge von 6,95 m nicht mehr allzu viel Platz im Container, was es für uns nicht leichter macht, ein passendes Fahrzeug zu finden. Daher bedarf es momentan ein wenig Flexibilität unsererseits, wann die Verschiffung und damit auch unsere Rückkehr stattfinden kann. Somit nutzen wir die Zeit nun noch, uns die Dinge anzuschauen und Orte zu besuchen, die wir auf dem Weg Richtung Süden ausgelassen haben oder gerne noch sehen möchten, bevor wir uns dann auf den Weg nach Monteviedeo machen, von wo Sprinti zurück nach Europa verschifft werden soll. Es bleibt also spannend…!

Wie Ihr schon auf unserem Weg in den Süden festgestellt habt, müssen wir hier so manches Mal die Grenzen zwischen Argentinen und Chile überqueren, um voran zu kommen. So auch heute…es geht dieses Mal von Chile nach Argentinien.

Nach zwei weiteren Fahrtagen erreichen wir den zweitgrößten See (der Titicacasee ist der größte) Südamerikas. Da er sich mit seinem enormen Ausmaß tatsächlich über beide Länder erstreckt, heißt der argentinische Teil „Buenos Aires-See“ und der chilenische „Lago General Carrera“. Schon von weitem sehen wir das strahlende Türkis des Wassers und die Landschaft ist einfach unheimlich schön. Hier möchten wir bleiben! Wir haben uns einen kostenlosen Platz der Gemeinde herausgesucht, der sich direkt am See befindet. Der Platz liegt abgelegen in der Natur und ist ausgestattet mit einigen Grillplätzen, die die Einheimischen seeeehr gerne nutzen…da wird spontan auch ein ganzes Lamm gegrillt…herzlich Willkommen in Argentinien 🙂 ! Ansonsten befindet sich an diesem Ort ein Plumpsklo und direkt am See auch ein schönes Duschhäuschen. Uns gefällts hier richtig gut und nach dem kalten Süden, sind die Sonnenstrahlen eine schöne Wohltat.

Nach einigen Tagen geht es für uns weiter, aber was wäre ein Tag ohne Grenzübergang und so heißt es nun wieder „adios Argentinien…hola Chile“! Wir befinden uns noch immer auf dem Weg entlang des Buenos Aires Sees, der nun ja bekanntlich Lago General Carrera heißt und uns traumhafte Landschaften bescherrt. Die Größe des Sees ist einfach der absolute Wahnsinn…hinter jeder Ecke taucht er immer wieder auf. Was ebenfalls auftaucht ist die nächste Schotterpiste und zwar mehrere hundert Kilometer lang. Also heißt es bei Sprinti wieder: „Luft ablassen!“

Auch abends erwischen wir wieder einen wundervollen Platz…ganz für uns allein und mit einer traumhaften Aussicht. Da schmeckt ein kaltes Bierchen zum Sonnenuntergang dann besonders gut…

Am nächsten Tag erreichen wir dann die Carretera Austral…und genau da wollten wir hin! Die Carretera Austral ist eine rund 1350 Kilometer lange Straße in Chile, die von Puerto Montt nach Villa O’Higgins an die Südgrenze der Región de Aysén führt. Die Strecke ist für ihre traumhafte Landschaft bekannt, der Bau der Straße ist allerdings noch nicht vollendet, was bedeutet…vorerst Schotterpiste soweit das Auge reicht! Und der heutige Abschnitt ist von seiner Qualität gelinde gesagt nicht optimal. So bewegen wir uns lediglich schleichend voran. Sprinti ist auch gar nicht mal sooo begeistert. Aber traumhaft ist die Landschaft wirklich…und noch immer fahren wir entlang des zweitgrößten Sees Südamerikas.

Dann erreichen wir den Zusammenfluss der Flüsse Baker und Neff, der deshalb besonders ist, weil die Flüsse mit unterschiedlichen Mineralien gespeist sind, was es zu einem ausgesprochenen Farbenspiel werden lässt. Ich sage nur „türkis, türkiser, am türkisesten“…

Wir fahren weiter…noch immer Schotterpiste…noch immer im Schneckentempo. Plötzlich ertönt beim Fahren ein seltsames Geräusch…das hört sich mal gar nicht gut an! Ok, wir haben verstanden…Sprinti hat keine Lust mehr auf Buckelpiste! Glücklicherweise sind wir nicht weit vom nächsten Ort entfernt, hier in Cochrane wollten wir eh übernachten. Allerdings disponieren wir spontan bei unserem Campingplatz um, denn wir finden in der IOverlander-App einen Campingplatz, der einem Mechaniker gehört…perfekt! Es ist später Nachmittag als wir dort eintreffen und direkt werden wir freundlich von Chispa begrüßt. Wir schildern ihm unser Problem und er bietet uns an, sich Sprinti am Abend anzuschauen, wenn die Werkstatt geschlossen und wieder genug Platz in der Halle ist. Während ich also in den Abendstunden in Sprinti sitze und für Euch schreibe, wird dieser währenddessen aufgebockt und Peter und Chispa gehen auf Fehlersuche. Und dann sind die Übeltäter gefunden…kleine Steinchen, die sich in den Bremsen festgesetzt und dadurch eine Abdeckung verbogen haben.

Vor uns liegen noch weitere 250 Kilometer Schotterpiste, denn eigentlich wollen auf dieser Carretera Austral noch weiter wieder Richtung Süden. Kurzfristig planen wir um…wir lassen die Punkte im Süden aus und fahren direkt weiter Richtung Norden (s. dazu unser Route). Auch hier erwarten uns noch einige Kilometer Schotterpiste, aber diesen Abschnitt müssen wir eh bewältigen und wir wollen Sprinti nicht unnötig herausfordern.

Und so kommt mal wieder alles etwas anders als geplant, aber so ist das hier auf Reisen!

Reiseberichte Kolumbien

Ein neues Kapitel beginnt…Südamerika! (#057)

6. August 2023

– Auch Sprinti erreicht den neuen Kontinent –

Da sind wir nun…in Südamerika…genauer gesagt in Kolumbien! Und damit beginnt ein neues Kapitel unserer Reise. Seit nunmehr 15 Monaten sind Peter und ich mit Sprinti unterwegs. Hinter uns liegen 53.695 Kilometer und 10 Länder. Wir haben den nordamerikanischen Kontinent nicht nur von Nord nach Süd, sondern auch von Ost nach West durchquert, haben unsere Füße ins Polarmeer gehalten, waren am Atlantik und am Golf von Mexiko, sind im Pazifik mit Walhaien geschnorchelt und in der Karibik mit Haien getaucht, sind bei 50 Knoten Wind über das offene Meer gesegelt, haben bei 8 Grad gefroren und bei fast 40 Grad geschwitzt. Jeden Tag galt es andere Herausforderungen zu meistern und sich auf neue Gegebenheiten einzustellen. Immer mit dabei…Sprinti! Unser 10 Jahre alter Mercedes Sprinter, der zwar überhaupt keine Lust auf das US-amerikanische Benzin hatte, sich aber ansonsten mehr als bewährt hat.

Vielen Dank auch an Euch „Mitreisende“, die jede Woche treu die neuesten Artikel lesen und jeden „“Pedena-Sonntag“ abfeiern. Wie toll, dass Ihr mit uns auf Reisen seid, wo auch immer in der Welt Ihr Euch gerade aufhaltet. Seitdem wir mit diesem Blog im Mai 2022 gestartet sind, gab es bereits rund 15.000 Aufrufe, was uns sehr freut und auch ein wenig stolz macht, war er doch als kleiner Blog für Familie und Freunde gestartet. Umso mehr Spaß macht es uns, all unsere Reiseerlebnisse auch weiterhin für Euch festzuhallten. Vielen lieben Dank also für Eure Treue und wir freuen uns, wenn Ihr auch weiter mit dabei seid…denn es gibt noch sooo viel zu erkunden!

Nun also ein neuer Kontinent! Südamerika ist der südliche Teil des amerikanischen Doppelkontinents, hat eine Bevölkerungszahl von über 441 Millionen Menschen und ist mit einer Fläche von 17.843.000 km² die viertgrößte kontinentale Landfläche der Erde. Diese gilt es nun für uns zu entdecken!

Nachdem Peter und ich mit dem Segelboot von Panama nach Kolumbien gereist sind (näheres zu unserer abenteuerlichen Fahrt findest Du unter „Ein Segelboot, ein Sturm und wir mittendrin #056“), warten wir nun auf Sprinti, der uns mit dem Containerschiff (auch das haben wir schriftlich unter „Wie kommen wir nach Südamerika? #055“ festgehalten) dicht auf den Fersen ist…hoffentlich!

Sprinti befindet sich in einem Container auf dem Schiff „Crystal A“

Zuerst gilt es aber noch auf die Ankunft Sprintis zu warten. Cartagena ist allerdings ein interessantes Städtchen, mit einer schönen Altstadt und so nutzen wir die Zeit, um schon mal einen ersten Eindruck von Kolumbien zu gewinnen. Wir wohnen in einem kleinen Hotel inmitten der Altstadt, bei dem Fenster und Türen durchaus ein gewisses Spaltmaß aufweisen, was dadurch aber auch seinen ganz eigenen Charme versprüht.

Am ersten Abend treffen wir uns mit unserer Segelcrew, da uns u.a. eins noch fehlt…unsere Reisepässe, denn um die Einreisestempel für Kolumbien hat sich unser Kapitän Yonatan gekümmert. So verleben wir einen schönen Abend zusammen und sind sofort positiv überrascht vom abendlichen Treiben in Cartagenas Altstadt. Es ist voll, es ist bunt und aus jeder Ecke ertönt Musik. Noch dazu ist es der Vorabend zu einem Feiertag…dem Unabhängigkeitstag Kolumbiens. Bei so vielen Farben und Motiven komme ich aus dem Fotografieren gar nicht mehr heraus…

In den folgenden Tagen erkunden wir weiter die Stadt. Cartagena hat ca. 1 Mio. Einwohner (1,4 Mio. in der Metropolregion) und ist benannt nach dem spanischen Cartagena. Die Stadt wurde im Zuge der Kolonialisierung Südamerikas am 1. Juni 1533 von Pedro de Heredia gegründet. Cartagena gilt in der Geschichte als eine der ersten spanischen Stadtgründungen im Norden Südamerikas und erlebte ein schnelles Wachstum als wichtiger Hafen für die Schifffahrt des Kontinents. Cartagena war somit auch eine wichtige Zwischenstation der spanischen Silberflotte, die zweimal jährlich von Sevilla (Spanien) hierher kam, um spanische Waren wie Waffen, Rüstungen, Werkzeuge, Textilien und Pferde zu vermarkten und um viele Schätze wie Gold, Silber, Perlen und Edelsteine aus Kolumbien mitzunehmen. Auch die niederländischen und englischen Sklavenschiffe, soweit sie überhaupt in spanische Häfen in Amerika einlaufen durften, mussten in Cartagena einen Stopp einlegen. Aus diesem Grund wurde die Stadt häufig von Piraten attackiert und geplündert.

Auch tagsüber versprüht Cartagena mit seinen alten Gebäuden, den vielen Straßenhändlern und bunten Wandmalereien seinen Charme. Allerdings ist es unsagbar heiß, so dass es im Freien kaum auszuhalten ist und schätzungsweise jedes Gebäude mit einer Klimaanlage ausgestattet ist.

Dann bekommen wir die Nachricht, dass das Containerschiff „Crystal A“ samt Sprinti (hoffentlich) in den Hafen von Cartagena eingelaufen ist. Die Abfahrt aus Panama City hatte sich nämlich ein wenig verzögert…womöglich ja auch aufgrund des Sturmes, den wir auf unserem Segeltrip ja voll mitgenommen haben. Ist ja vielleicht auch besser so, fallen doch jährlich um die 10.000 Container vom Schiff ins Meer. Das brauchen wir nun nicht unbedingt…dann also schon lieber so! Bevor wir Sprinti wiederbekommen, muss allerdings noch so einiges an Formalitäten für Zoll, Versicherung etc. geregelt werden und somit dürfen wir derzeit noch nicht aufs Hafengelände. Es ist Freitag und so hoffen wir, dass bereits am Montag dieser ganze Prozess starten kann.

Allerdings sind wir dann aber doch ein wenig neugierig und so machen wir uns auf den Weg zumindest in Richtung Hafen, um aus der Ferne vielleicht die Crystal A erspähen zu können…mit Erfolg! Zusätzlich entdecken wir, wie weitere Kriegsschiffe und große Segelyachten in den Hafen von Cartagena einlaufen, da an diesem Wochenende die Zweihundertjahrfeier der Marine stattfindet.

Wir nutzen die Tage des Wartens zudem, um uns mit unseren Reisefreunden Judith und Arthur (YODA travels) und unserem Container-Buddy Martin, die wir bereits alle aus Panama kennen und die nun ebenfalls auf ihr Fahrzeug warten, zu treffen und verleben einen sehr schönen Abend zusammen.

Und während wir so den Sonntag Abend mit Martin, Judith und Arthur genießen, erhalten wir plötzlich die Nachricht, dass es am Montag Morgen losgeht…der Container mit unseren beiden Fahrzeugen (von Martin und uns) wird geöffnet!

Also geht es am Montag Morgen für Peter und Martin auf zum Hafen. Ich halte währenddessen Stellung im Hotel, weil immer nur der Fahrzeughalter auf das Hafengelände darf. Im Hafen treffen sie auch auf Shelly und Zach, deren Fahrzeuge zeitgleich in Panama mit Sprinti in den Container verfrachtet wurden und die nun auch zur Öffnung ihres Containers kommen. Ausgestattet mit Warnweste, Helm und Zugangsausweis geht es ab aufs Hafengelände.

Nachdem die jeweiligen Plomben an den Containern geöffnet, die Spanngurte gelöst und die Blöcke entfernt sind, ist es an der Zeit Sprinti nach 12 Tagen aus dem Container zu „befreien“…

Allerdings dürfen wir Sprinti an diesem Tag noch nicht mitnehmen, weil erst noch weitere Formalitäten erledigt werden müssen. Aber wir können zumindest schon mal auf die Schnelle Sprintis Reifen wieder aufpumpen, die bei der Einfahrt ja bis auf 0,5 bar abgelassen wurden, damit der Wagen überhaupt in den Container passt. Dann wird Sprinti, wie die Fahrzeuge der Anderen auch, vor dem Container geparkt, wir müssen den Schlüssel an den Hafenmitarbeiter übergeben (der hoffentlich gut darauf aufpasst) und dann ist für diesen Tag am Hafen auch schon alles erledigt. Peter muss das Hafengelände vorerst also ohne Sprinti wieder verlassen.

Nachmittags geht es dann für Peter zum Zoll, wo die Dokumente unterschrieben und verglichen werden. Danach heißt es für uns „weiter warten“.

Zwei Tage später ist es dann endlich soweit! Wir checken früh am Morgen aus dem Hotel aus und fahren mit Sack und Pack zu Anas Büro (Cortes Rodriguez Asesores S.A.S.). Ana ist unsere Kontaktadresse hier in Kolumbien, die wir von der Overland Embassy in Panama erhalten haben. Sie hat sich hier um die gesamte Abwicklung samt neuer KFZ-Versicherung gekümmert und war uns daher eine große Hilfe. Danach geht es zum Hafen, wo wir Sprinti endlich und tatsächlich ausgehändigt bekommen…yippieh!

Nun sind wir wieder komplett…es kann also weitergehen!

Lasst uns den nächsten Kontinent erkunden!

Wir freuen uns drauf!

Reiseberichte Panama

Wie kommen wir nach Südamerika? (#055)

16. Juli 2023

– Und was ist eigentlich der Darién Gap? –

So langsam beginnen unsere Vorbereitungen für einen neuen Kontinent…Südamerika! Es ist nämlich gar nicht so einfach dorthin zu kommen. Zwar verbindet das Land Panama Nord- und Südamerika, aber es gibt keine Straße! Ja, richtig gelesen! Es gibt keine Straße, die die beiden Kontinente miteinander verbindet…wir sprechen vom Darién Gap! Die Panamericana ist im Gebiet des Darién Gap tatsächlich unterbrochen.

Copyright Wikimedia

Es gibt verschiedene Gründe, warum die Strecke bisher noch nicht fertiggestellt wurde, schließlich reden wir hier lediglich von 100 km Straße, die fehlen. Zum einen erfordert die Durchführung des Baus in dieser Gegend einen relativ hohen finanziellen Aufwand, da das Terrain bergig ist und zudem von zahlreichen Wasserläufen und Sumpfgebieten durchzogen wird, was viele Brücken benötigen würde. Außerdem wäre der Bau einer Straßenverbindung schädlich für die Umwelt und Naturschützer fordern, das von Regenwald bedeckte Gebiet weiterhin als Wildnis zu erhalten. Eine Straßenverbindung würde demnach dazu führen, dass mehr Regenwald abgeholzt wird. Zudem wird eine Wiedereinschleppung der dort seit Jahrzehnten ausgerotteten Maul- und Klauenseuche nach Nord- und Mittelamerika befürchtet, wenn durch eine Straßenverbindung unkontrollierte Viehtransporte möglich werden.

Auch die Bewohner des Gebiets, zum großen Teil Chocó– und Kuna-Ureinwohner, lehnen den Bau einer Straße zum Großteil ab. Sie sehen ihre traditionelle Lebensweise gefährdet und befürchten eine „kulturelle Kolonisierung“ der Gegend. Durch das Fehlen einer Landverbindung zwischen Nord- und Südamerika wurde der Golf von Urabá in der Vergangenheit allerdings zum Hotspot des Drogenhandels. Mit Flugzeugen, Schnell- und U-Booten versuchen Schmuggler die Ware zu transportieren. In dieser Gegend gibt es zwar bis heute keine Straßenverbindung, dafür aber ein weitreichendes Netz von Wegen und Pfaden. Bis 2021 durchwanderten etwa 10.000 Menschen jährlich den Darién-Urwald in Richtung Norden, im Jahr 2022 waren es aufgrund einer Flüchtlingswelle sogar bis zu 90.000 Menschen. Auf ihrer Route werden die Migranten oft von Verbrecherbanden überfallen (Raub, Vergewaltigung, Mord). Da das nicht unser Plan ist, müssen wir Sprinti wohl oder übel ein weiteres Mal verschiffen lassen…nun nach Kolumbien. Es ist schon paradox, wenn man sich überlegt, dass Sprinti nur einen Tag auf See sein wird, wir aber fast genauso viel bezahlen (viele andere Reisende zahlen teilweise doppelt oder dreimal so viel) wie bei der zweiwöchigen Verschiffung von Hamburg nach Halifax/Kanada. Aber man ist nun mal darauf angewiesen, wenn man diese Reise von Nord nach Süd weiter durchführen möchte. Also Augen zu und durch!

Bereits einige Wochen vor unserer Ankunft in Panama City haben wir uns mit der Overland Embassy in Verbindung gesetzt, die die Verschiffung und alles weitere für uns organisieren sollen. Seitdem stehen uns Alejandro, Darwin und Maria mit Rat und Tat zur Seite und machen wirklich einen tollen Job!

Anfangs haben wir uns allerdings schon gewundert, warum wir von ihnen immer nur Angebote für eine Container-Verschiffung erhalten haben, denn da passt Sprinti mit seiner Höhe von 3 Metern (Container-Einfahrthöhe 2,56 m) nun mal nicht rein. Wir müssen also vor Ort mit Alejandro sprechen. Gesagt, getan! Mit einem Augenzwinkern bittet uns Alejandro mit Sprinti vorbeizukommen…jetzt wird gemessen! Mit einem Laser auf Container-Einfahrthöhe sehen wir, da fehlt noch einiges, dass es passt. Eins ist klar, die Markise, unsere Starlink-Kiste und auch die Dachluken müssten abgeschraubt werden. Das Solarpanel ist allerdings aufgeklebt und würde sich daher nicht so einfach entfernen, geschweige denn danach auch wieder anbringen lassen. Alejandros Antwort: „Lasst mal Luft aus den Reifen!“ Auch hier…gesagt, getan! Selbst mit lediglich 0,5 bar in den Reifen, sieht es zwar schon wesentlich besser aus, aber es ist zu knapp…Sprinti ist zu hoch! Dann plötzlich fällt bei mir der Groschen…unsere Luftfederung! Als wir auch dort die Luft ablassen, dann das Ergebnis…es passt! Sprinti kann tatsächlich um Haaresbreite im Container verschifft werden!

Aber warum denn überhaupt Container, schließlich ist Sprinti über den Atlantik auch via Roll on Roll off verschifft worden?! Zum einen ist eine Verschiffung im Container wesentlich sicherer. Wir fahren Sprinti hinein, der Container wird verschlossen und verplombt, kommt aufs Schiff und wird in Kolumbien wieder abgeladen. Bei der Öffnung des Containers sind wir dann vor Ort, so dass in der Zwischenzeit niemand an oder in den Wagen kommt…was schon einmal seeeeehr viel wert ist. Bei Roll on Roll off wird der Wagen von einem Hafenmitarbeiter auf das Schiff gefahren und steht dann während der Überfahrt für jeden „frei zugänglich“ dort. Also lieber Container!

Zum anderen kostet eine Container-Verschiffung weniger als pdie Hälfte…und wir reden hier immerhin von mehreren Tausend Euro. Zudem haben wir die Möglichkeit mit einem Container-Buddy zu verschiffen, d.h. wenn man andere Reisende findet, deren Fahrzeug die richtigen Maße hat, um mit Sprinti in einen Container zu passen, dann kann man sich auch hier die Kosten teilen.

Also yippieh, dass nun Container funktioniert!

Zu der Overland Embassy gehört auch ein kleiner Stellplatz mit sanitären Anlagen. Hier campen wir eine ganze Zeit lang, um alles zu organisieren. Sprinti konnte hier auch sicher stehen, als wir zuletzt in Deutschland und Ecuador waren. Auch können wir Räumlicheiten der Overland Embassy nutzen, um dort bei angenehmer Temperatur (dank Klimaanlage!) zu recherchieren, zu organisieren und um Artikel für Euch zu schreiben…sehr angenehm und praktisch obendrein. Auf dem Stellplatz hier ist unter den Reisenden ein ständiges Kommen und Gehen. Viele verschiffen wie wir zu unterschiedlichsten Terminen nach Kolumbien, andere Verschiffen zurück nach Europa oder in die ganze Welt. So treffen wir dort auf Schweizer, Österreicher, Italiener, Franzosen, Kanadier, US-Amerikaner, Brasilianer, Argentinier und andere Deutsche und sitzen oft abends gemeinsam bei einem Bierchen zusammen. Wir tauschen uns über Erlebnisse der Reise, Erfahrungen, Vorhaben und das Leben zu Hause aus und es ist so spannend und bereichernd all diese Geschichten zu hören. Zudem kennt es jeder Reisende, dass irgendetwas am Fahrzeug nicht funktioniert und so steht man sich hier mit Rat und Tat zur Seite.

Auch einen animalischen Kompagnon gibt es hier auf dem Platz…ein Huhn! Ja richtig, ein Huhn! Irgendwelche anderen Reisenden hatten es dabei (warum auch immer man ein Huhn dabei hat?!) und konnten es nicht weiter mitnehmen. So ist es letzendlich auf diesem kleinen Platz hier geblieben. Trotz der Schottersteine und einem nicht wirklich „huhngerechten“ Ambiente scheint es sich hier sehr wohl zu fühlen und entwischt auch nicht, selbst wenn es jederzeit die Gelegenheit dazu hat. Tagsüber stakt es durch die Gegend und abends sucht es sich einen geeigneten Schlafplatz…hoch im Kurs war zuletzt die Stoßstange eines VW-Bullis, mittlerweile ist es eines der Waschbecken im Bad. Vielleicht erinnert Ihr Euch, dass wir in Mexiko das Weltwunder „Chichén Itzá“ besucht haben (s. dazu auch Artikel „Wir besuchen ein Weltwunder #043“). Wir nannten dies unter uns immer „Chicken Itzá“. Dreimal dürft Ihr nun also raten, wir unser Chicken hier heißt…Itzá 🙂 ! Dann irgendwann musste doch ein besserer Platz für das Huhn gefunden werden und so hieß es Itzá Lebewohl zu sagen.

Und neben so manch einem Fahrzeug hier sieht Sprinti übrigens ganz schön klein aus…

Neben all den Vorbereitungen für die Verschiffung nutzen wir die Zeit weiter die Gegend zu erkunden. So statten wir „Panama Viejo“, dem Teil der Stadt, in dem sie ihren Ursprung fand, einen Besuch ab. Die archäologische Stätte, die zum Weltkulturerbe gehört, entspricht dem Sitz, an dem Panama City am 15. August 1519 von Pedrarias Dávila gegründet wurde und umfasst die Ruinen von der ersten europäischen Siedlung an der amerikanischen Pazifikküste sowie die Überreste der ersten indigenen Bewohner Panamas. Als wir durch die Ruinen wandern, brennt die Sonne wieder so dermaßen, dass wir uns sehr über das klimatisierte Museum freuen. Es ist sehr interessant, mehr über die Geschichte des Landes und seiner Hauptstadt zu erfahren und so sinken wir ein in die Vergangenheit der indigenen Völker, in die Besiedlung der Spanier, die Zerstörung durch den Piratenangriff unter Henry Morgan und den anschließenden Wiederaufbau. Nach dem Besuch im Museum genießen wir den Ausblick vom alten Kirchturm auf die heutige Stadt und freuen uns über jedes kleine Lüftchen, was dort oben weht.

An einem anderen Tag wagen wir uns wieder raus in die schwüle Hitze und besuchen den stadtnahen Metropolitan Natural Park, kurz gesagt…ein wenig Dschungel inmitten der Stadt. Glaubt mir, auch das ist eine sehr schweißtreibende Angelegenheit! Aber es macht Spaß mal wieder ein wenig Dschungel zu erleben und wir entdecken neben vielen Vögeln, einer ganze Schildkröten-Familie, einigen Tausendfüßlern, unzähligen Blattschneiderameisen und dutzenden Schmetterlingen wieder ein Faultier und das erste Mal auch ein Aguti. Oben auf dem Hügel haben wir dann auch wieder einen tollen Ausblick auf die Skyline von Panama-Stadt.

Dann sind wieder Vorbereitungen für unser nächstes Vorhaben angesagt. Wir müssen zur Behörde, um unsere Kfz-Versicherung, die hier in Panama immer nur für 30 Tage ausgestellt wird, verlängern zu lassen. Wir sind zwar einen Tag zu früh dran, hoffen aber, dass man uns weiterhilft, weil morgen schon der nächste Behördengang auf dem Plan steht und wir dafür die neue Versicherung benötigen. Wir haben Glück und es klappt und so stehen wir bereits 15 Minuten später mit allen wichtigen Dokumenten in der Hand wieder draußen. Jetzt nur alles wieder kopieren lassen (man braucht hier ständig und für alles Kopien) und dann ist das schon mal erledigt.

Und als wir dann zurück am Stellplatz beim Abendessen sitzen, trifft ein weiterer Reisender ein…Martin aus der Schweiz! Alejandro und seinem Team ist es tatsächlich gelungen, einen Container-Buddy für uns zu finden, dessen Wagen haargenau noch mit Sprinti in den Container passt. Bei Sprintis Maßen von 6,96 m Länge gar nicht mal so einfach, bleiben doch nur 4,63 m übrig. Beim ersten Aufeinandertreffen sagt Martin direkt: „Euch kenne ich doch!“ Und tatsächlich…! So hatten wir uns mit Sprinti in Mexiko an einem ganz abgelegenen Strand mit keiner Menschenseele weit und breit mal festgefahren, als plötzlich irgendwo aus dem Nirgendwo Martin auftauchte und uns seine Hilfe anbot. Da kamen wir ein wenig ins Quatschen bevor sich unsere Wege wieder trennten. Wir hatten weder unsere Kontaktdaten ausgetauscht, noch jemals wieder irgendetwas von einander gehört. Und jetzt sind wir Container-Buddys…so klein ist mal wieder die Welt!

Am nächsten Tag ist die Polizeiinspektion angesagt. Vor der Verschiffung müssen die Fahrzeuge nämlich erst kontrolliert werden. Nicht inhaltlich, aber es werden die Fahrzeugidentifikationsnummer, der Halter, die Versicherung etc. überprüft. Gemeinsam mit Martin, Shelly, Rhuta und Zach (Furthur Off Road) und Judith und Arthur (YODA travels), für die auch alle die Verschiffung nach Kolumbien ansteht, machen wir uns am nächsten Morgen bereits um 6.15 Uhr auf den Weg. Um 7 Uhr öffnet die Kontrollstelle und wie man uns sagte, ist die Anzahl, der zu kontrollierenden Fahrzeuge pro Tag für den Prüfer durchaus variabel…ganz nach dem tagesaktuellen Gemütszustand des Prüfers. Der ganze Vorgang fällt dann wieder unter die Kategorie „speziell“. So landen wir in einer Gegend, die eher einem Ghetto gleicht, da fallen wir als Touristen mit unseren Fahrzeugen natürlich direkt auf. Die sogenannte „Behörde“, sieht von außen eher wie eine etwas heruntergekommene Lagerhalle aus und eine Beschilderung sucht man vergeblich. Das Abstellen der Fahrzeuge ist ebenfalls nicht möglich, weil lediglich ein kleiner Schotterplatz zur Verfügung steht, auf dem bereits sämtliche Fahrzeuge abgestellt sind…vielleicht die, die beschlagnahmt wurden? Wir parken kurzerhand in einer Seitenstraße und auf einem Basketballfeld in der Nachbarschaft. Alles sehr merkwürdig, sage ich Euch! Wir bekommen von Jemandem, der anscheinend zum Amt gehört, eine Nummer in die Hand gedrückt. Dazu muss ich sagen, dass auch nicht jeder von uns eine Nummer erhält (aus welchem Grund auch immer?! ) und diese besagte Nummer auch im weiteren Prozess keine Rolle mehr spielen wird. Also alles mal wieder etwas sinnbefreit, aber so ist das hier auf Reisen. Wir können nur noch darüber schmunzeln und schauen uns das ganze Treiben einfach an. Wir werden einige Male hin und hergeschickt…mal mit, mal ohne Fahrzeug. Hatte ich erwähnt, dass man dort nicht parken konnte? Keiner weiß also wohin. Mit einiger Verspätung taucht dann ein Mann auf, der sich an einem kleinen Holz-Schreibtisch vor dem Amt platziert und somit direkt neben einer viel befahrenen Straße sitzt. Obwohl wir die ersten am Treffpunkt gewesen sind, sind nun andere Leute vor uns. Wir stehen in der prallen Sonne Schlange (bei Behördengängen trägt man aus Respekt eine lange Hose und geschlossene Schuhe), es ist laut und schmutzig. Dann kommen wir mit unsere Gruppe an die Reihe und müssen unsere Unterlagen nach einander vorzeigen. Bei einigen fehlt angeblich noch irgendeine Kopie, andere haben bei der Einreise keinen Stempel im Pass erhalten, den man aber braucht und so nimmt das Ganze seinen Lauf. Immer mehr Leute stellen sich an. Die Autos werden allerdings erst mit den Unterlagen verglichen, wenn alle fertig sind, weil sich eben nur dieser eine Mitarbeiter an diesem Schreibtisch darum kümmert. Also warten wir weiter. Dann irgendwann nach drei Stunden ist alles erledigt. Am nächsten Tag bedarf es wiederum ein erneutes Erscheinen, um die entsprechenden Unterlagen abzuholen. Dies ist dann nach rund zwei Stunden erledigt. Es stellt uns immer wieder vor Herausforderungen, wenn Dinge nicht so ablaufen, wie wir es gewohnt sind, aber letztendlich klappt es irgendwie irgendwann dann doch. Und so liegt es eher an uns, sich den Gegebenheiten anzupassen und daran zu wachsen. Ich gebe zu, nicht immer sooo einfach :). Was zählt ist, wir haben alle Dokumente, die wir für die Verschiffung benötigen…yippieh!

Am Wochenende entscheiden wir uns mit Rhuta und Zach aus den USA Essen und ins Kino zu gehen. Es soll in der Stadt ein hervorragendes asiatisches Restaurant geben und im Kino waren wir durch Corona auch schon Jahre nicht mehr…es wird also mal wieder Zeit 🙂 !

Die nächsten Tage stehen weiter unter dem Motto „Vorbereitung“…der Wagen muss gewaschen und vorbereitet werden. Dazu gehört, dass wir die Markise, die Starlink-Kiste, die Dachluken und den Lüftungspilz abmontieren und alle dadurch entstandenen Öffnungen regen- und fahrsicher verschließen müssen. Dann wird noch einmal gemessen was das Zeug hält, auch um zu schauen, ob gemeinsam mit Martins Fahrzeug nun wirklich alles in den Container passt. Jetzt sollte eigentlich nichts mehr schief gehen! Der Wagen sollte auch von innen einigermaßen sauber sein, die Gasflaschen und der Benzintank dürfen maximal zu Hälfte (besser weniger) gefüllt sein. Dazu kommt, dass wir unsere Wäsche waschen (glücklicherweise gibt es in der Nähe eine sehr nette Wäscherei samt kleinem Café) und auch unsere Sachen packen müssen, denn schließlich werden wir ca. zwei Wochen keinen Zugriff auf Sprinti haben, weil sich der gesamte Prozess der Verschiffung so lange hinzieht. Da kommt es sehr ungünstig, dass wir uns am vorletzten Tag noch eine 5 cm lange Schraube in den Reifen jagen. Also noch schnell einen Abstecher in die Werkstatt nebenan und nach gut einer Stunde ist auch dieses Problem behoben.

Dann ist der Tag gekommen…Sprinti wird verladen! Früh am Morgen fahren wir in Kolonne mit Alejandro, Zach und Rhuta, Shelley und Martin von Panama City ins 75 km entfernte Colon. Colon liegt im Norden am karibischen Meer und von dort aus wird Sprinti nach Cartagena in Kolumbien verschifft werden. Über Nacht hat es zum Glück nicht geregnet und auch auf der Autobahn scheint unsere Konstruktion zur Abdichtung der Dachluken zu halten. Unsere Markise liegt längs im Innenraum unseres Fahrzeugs und bewegt sich glücklicherweise ebenfalls keinen Zentimeter. Als wir am Hafen ankommen, sind wir ein wenig überrascht über die Gegebenheiten vor Ort (unsere Autowäsche von außen hat also nur bedingt Sinn gemacht) als es plötzlich auch noch anfängt zu regnen. Aber Alejandro hat alles im Griff und auch alle Leute vor Ort sind freundlich und scheinen genau zu wissen, was zu tun ist. Als erstes werden die Fahrzeuge von Shelly und Rutha und Zac in einen Container verladen…und selbst das ist schon Zentimeterarbeit!

Und dann sind Martins Land Rover und unser Sprinti an der Reihe. Normalerweise sollten zwischen der Innenwand vom Container (vorne) und dem Fahrzeug, zwischen den beiden Fahrzeugen und zwischen der Innenwand vom Container (hinten) und dem Fahrzeug jeweils 15 cm (also insgesamt 45 Zentimeter Luft) liegen. Bei uns bleiben lediglich 28 cm insgesamt übrig…also alles eine gaaaanz enge Kiste…

(Es gab dieses Mal leider ein Problem bei der Videobearbeitung. Daher haben wir zwei Varianten für Euch zusammengestellt und Ihr könnt schauen, welche bei Euch funktioniert.)

Es passt…Martins Land Rover und Sprinti sind verladen!

Jetzt muss er nur noch komplett und heile in Kolumbien ankommen! Ob das klappt, werden wir in zwei Wochen sehen. Bis dahin werden Peter und ich noch ein paar Tage in Panama-Stadt verbringen, bevor es für uns mit dem Segelboot durch das karibische Meer nach Kolumbien geht!

Wir halten Euch weiter auf dem Laufenden…. 🙂