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Chile

Reiseberichte Chile

Eine neue Windschutzscheibe und der lange Weg eines Stoßdämpfers (#079)

17. März 2024

– Wir verlassen Chile –

Am Tag nach Peters Geburtstag verlassen wir Valdivia wieder und damit quasi auch die wunderschöne Gegend Patagonien, in der wir die letzten zwei Monate zu Gast sein durften. Aus den Nachrichten erfahren wir, dass der ehemalige Präsident Chiles, Sebastián Piñera, bei einem Hubschrauberabsturz in Lago Rancho (rund 100 Kilometer von Valdivia entfernt) ums Leben gekommen ist. Neben den Waldbränden ein weiterer Schicksalschlag für das Land, was hier die Fahnen auf Halbmast hängen lässt.

Wir fahren weiter Richtung Norden und legen in diesen Tagen viele Kilometer zurück. An einem Abend übernachten wir alleine an einem Fluss, den Einheimische tagsüber gerne mit ihren Familien zum Schwimmen nutzen. Wir holen unsere Campingstühle heraus und genehmigen uns ein Feierabendbierchen, was uns namenstechnisch an zu Hause erinnert. Als es dämmert, werden wir von dutzenden Mücken begrüßt und so machen wir es uns den Rest des Abends in Sprinti gemütlich.

Am nächsten Tag erreichen wir die Wasserfälle Salto del Laja, bei denen sich gleich vier Fälle 35 Meter in die Tiefe stürzen. Dieses Schauspiel gilt hier als ziemliche Touristenattraktion und so legen auch wir hier einen kurzen Stop ein.

Tags darauf erreichen wir mit Colchagua die Weinregion Chiles, durch die wir auf dem Weg Richtung Süden vor zwei Monaten nur durchgefahren sind. Dieses Mal ist auch hier Zeit für einen Zwischenstop. Und nachdem wir auf einem Weingut in Mendoza bereits den argentinischen Wein getestet haben, steht heute eine Verkostung auf dem chilenischen Weingut Viu Manent an. Zu dem Gut gehört ein hervorragendes Restaurant und so sitzen wir an einem sommerlichen Nachmittag unter Weinranken, die uns Schatten spenden und genießen das Essen und den Wein…beides sehr köstlich, kann ich Euch sagen!

Was übrigens außerordentlich praktisch ist, ist, dass wir mit Sprinti direkt am Weingut übernachten dürfen. Als Peter und ich am Abend mit unseren Stühlen vor Sprinti sitzen, den lauen Sommerabend genießen (bevor die Mücken kommen) und unseren Wein vom Weingut verkosten, kommt plötzlich eine deutsche Familie, bestehend aus Thomas und Susanne mit ihren Töchtern Stina und Smilla, vorbei. Auch sie reisen derzeit mit ihrem Truck-Camper durch Südamerika und so kommen wir sofort ins Gespräch…verquatschen uns regelrecht. Die Chemie stimmt sofort! Von ihnen erhalten wir auch den Tipp für einen schönen Stellplatz direkt am Meer. Alles klar, den probieren wir dann doch mal aus!

Am nächsten Morgen trennen sich unsere Wege und so müssen wir uns schon wieder von Thomas und Susanne samt ihrer Töchter verabschieden. Wir folgen deren Ratschlag und machen uns auf zum Meer. So erreichen wir La Boca, ein Ort direkt am Pazifik. Hier finden wir tatsächlich einen ruhigen Platz mit Blick auf diesen wunderschönen Ozean…hier lässt es sich definitiv aushalten! Es ist schon unglaublich, dass wir vor rund einem Monat noch bei 0 Grad Celsius in der Antarktis waren und nun hier bei sommerlichen Temperaturen an dem Meer sitzen, dass quasi aus der Antarktis kommt. Und sich vorzustellen, dass Ushuaia schon wieder über 3400 Kilometer von uns entfernt liegt, zeigt einfach nur wir unglaublich groß und abwechslungsreich dieser wunderschöne Kontinent ist.

Nach zwei Tagen am Meer, in denen wir viel für die letzten Wochen auf dieser Reise recherchieren und organisieren konnten, verlassen wir diesen schönen Ort und sagen damit auch dem Pazifik für diese Reise Lebewohl. Es geht nun für uns erneut nach Santiago. Vielleicht fragt Ihr Euch, warum wir nun ein drittes Mal die Hauptstadt Chiles besuchen?! Die Antwort: Wir haben einen Termin! Zur Erklärung hole ich ein wenig aus. Als wir im letzten Frühjahr auf Heimaturlaub in Deutschland waren, haben wir uns von einer sehr renommierten Firma dort neue Stoßdämpfer mitgebracht. Zwar haben wir uns auf dieser Reise schon zweimal neue einbauen lassen, aber die waren entweder gebraucht und nur neu aufgearbeitet (was wir dann erst im Nachhinein erfahren haben) oder sie waren qualitativ nicht so gut, als dass sie Sprintis Karosserie mit all seinem Gewicht bei den nicht immer guten Straßen auch ausreichend abfedern. Also haben wir uns gedacht, nutzen wir den Heimaturlaub doch auch, um uns neue Stoßdämpfer mitzubringen. Ehrlich gesagt waren wir uns gar nicht so sicher, ob man uns die beim Flug nicht konfisziert, sahen sie beim Durchleuchten unserer Reisetaschen doch eher nach Waffenmaterial als nach einem Autoersatzteil aus. Aber abgesehen vom Gewichtsproblem (s. dazu Artikel „Heimaturlaub #052“) hat alles gut funktioniert. Als wir dann circa 8000 Kilometer später in Lima (Peru) neue Bremsklötze angebracht haben, ist uns aufgefallen, dass der Stoßdämpfer vorne rechts ziemlich leckt und Öl verliert.

Daraufhin haben wir Kontakt mit der deutschen Firma aufgenommen, die dies gleich als Produktionsfehler eingestuft und uns kostenlos einen neuen Stoßdämpfer zugeschickt hat. Doch wohin lässt man sich so ein Paket schicken, wenn man auf Reisen ist? Wie lange braucht das Paket und wo sind wir zu dem Zeitpunkt? Viele Unbekannte, die es schwer abzuschätzen gilt. Es ist zu diesem Zeitpunkt Anfang November und wir sind in Chile, genauer gesagt in Santiago…bei Milenko in der Werkstatt, wo Sprinti einen Ölwechsel etc. erhält. Wir sprechen also mit Milenko und der bietet uns an, die Stoßdämpfer zu ihm schicken zu lassen. Perfekt! Mit DHL Express dürfte es ja nur maximal eine Woche dauern und unser „Waffenmaterial“ müsste aus Deutschland hier in Santiago ankommen. Viele Reisende nutzen DHL Express, um sich Ersatzteile aus Europa innerhalb weniger Tage schicken zu lassen und das funktioniert eigentlich immer sehr gut. So bleiben wir im November ein paar Tage in Santiago und warten auf die Stoßdämpfer. In der Sendungsverfolgung sehen wir, dass das Paket umgehend auf die Reise geschickt wurde und nun am Flughafen in Frankfurt zur Prüfung liegt. Nach einigen Tagen, in denen sich laut Sendungsverfolgung so gar nichts getan hat, entscheiden wir, Santiago zu verlassen und unsere Reise schon mal fortzusetzen…mit dem Plan, Santiago einen erneuten Besuch abzustatten. Und so waren wir erstmal in Argentinien und haben dort Mendoza und einige Nationalparks besucht. Zwei Wochen später sind wir dann nach Santiago zurückgekehrt…allerdings lagen unsere Stoßdämpfer noch immer in Frankfurt. Nach mehrmaligem Nachhaken erfahren wir, dass unser Paket nicht mit DHL Express, sondern als DHL Postpaket verschickt wurde…was prioritätenmäßig nicht ganz oben auf der Versandliste steht. Noch immer tut sich nichts bei unserem Paket! Was machen wir jetzt? Es ist Ende November und uns läuft die Zeit davon, wollen wir doch Ende des Jahres unser Reiseziel Ushuaia erreichen! Vor uns liegen noch knapp 4.000 Kilometer und rund fünf Wochen. Die Straßen werden auch hier herausfordernd sein…und das mit dem kaputten Stoßdämpfer? Geht dadurch womöglich auch der Zweite kaputt? Wir haben keine Wahl und so lassen wir Santiago erneut hinter uns…wieder ohne neuen Stoßdämpfer…dieses Mal Richtung Süden.

Ihr als aufmerksame Pedena-Leser wisst, wir haben es geschafft und Ushuaia rechtzeitig erreicht…auch mit dem alten Stoßdämpfer! Quasi täglich haben wir dabei auf unserem Weg in den Süden den Sendungsstatus unseres Pakets überprüft. Und so bekamen wir am Ende der Welt am Ende des Jahres (es war tatsächlich der 31.12.2023) die Nachricht, dass unser Stoßdämpfer Frankfurt nach über sieben Wochen verlassen und Chile erreicht hat…ENDLICH! Jetzt muss das „Waffenmaterial“ nur noch durch den chilenischen Zoll…Moment, sagte ich „nur noch“?

Dieser Prozess dauert weitere vier Wochen bis wir am 31.01.2024 endlich die Mitteilung erhalten, dass unser Paket abholbereit in Santiago in der Postfiliale liegt…und das nach „lediglich“ 11 Wochen!

Das ist der Grund, warum es für uns nun ein drittes Mal in die chilenische Hauptstadt geht. Wir haben erneut einen Termin bei Milenko. Vorher ist es allerdings an der Zeit den Staub und Dreck seit Ushuaia loszuwerden und so gönnen wir Sprinti mal wieder eine Wäsche…

Dann geht es in die Werkstatt…und man glaubt es kaum…der Stoßdämpfer ist da! Wie wir an den beigelegten Dokumenten im Paket erkennen können, hat sowohl der deutsche als auch der chilenische Zoll das Paket geöffnet und den Inhalt überprüft…die dachten wahrscheinlich auch eher an eine Waffenlieferung! Aber nix da…lediglich ein ganz harmloser Stoßdämpfer! 🙂

Und so bekommt Sprinti an diesem Tag nicht nur einen neuen Stoßdämpfer, sondern auch eine neue Windschutzscheibe und einen neuen Scheinwerfer. Die Windschutzscheibe hat auf der Reise so manchen Steinschlag abbekommen, angefangen in Kanada auf unserem Weg zum Polarmeer (s. dazu Artikel „Reifenpanne auf dem Dempster Highway #014“). Da die Preise hier in Südamerika für eine neue Scheibe um einiges günstiger sind als in Deutschland, erledigen wir das gleich mit. Aus diesem Grund lassen wir auch den Scheinwerfer erneuern, der über die Jahre ein wenig blind geworden ist und trotz unserer Aufarbeitung in Mexiko nicht mehr so leistungsstark ist, wie er sein sollte. Bei unserem ersten Besuch bei Milenko hier in Santiago im letzten November haben wir neben einem Filter- auch einen Ölwechsel machen lassen. Jetzt, nur wenige Monate später liegen bereits weitere 10.000 Kilometer hinter uns und es wird wiederum Zeit Sprinti mit neuem Öl etwas Gutes zu tun. Des weiteren hören wir momentan beim Fahren ein merkwürdiges Geräusch…auch diese Ursache ist schnell gefunden…eine Halterung am Auspuff hat sich gelöst. Also schickt man uns kurzerhand in eine benachbarte Werkstatt, die mal eben zum Schweißgerät greift und so ist nach fünf Minuten auch dieses Problem gelöst.

Weil die neue Scheibe eingeklebt wurde und das Ganze erstmal trocknen muss, sollen wir zwei Tage mit Sprinti nicht schnell fahren und schlechte Straßen meiden. Bei den Bedingungen hier heißt das dann wohl…Auto nicht bewegen! Also fahren wir quasi im Schneckentempo weg von der Werkstatt hin zu Matias und seinem Campingplatz, auf dem wir auch bei unserem ersten Besuch in Santiago schon waren. Auch die Hunde dort erkennen uns wieder und freuen sich über Spielkameraden.

Am nächsten Tag nutzen wir die Zeit und fahren mit dem Taxi in das Stadtzentrum, denn so richtig Sightseeing haben wir in Santiago noch immer nicht gemacht, also wird das jetzt mal Zeit! Santiago ist nicht nur die Hauptstadt, sondern mit 5,2 Mio. Einwohnern (7,1 Mio. im Ballungsraum) auch die größte Stadt des Landes. Damit leben etwa 44 Prozent aller Chilenen in der Hauptstadt oder in ihrer direkten Umgebung. Die Stadt ist das unbestrittene politische Zentrum Chiles, auch wenn das chilenische Parlament, der Congreso Nacional, in Valparaíso tagt. An dem ein oder anderen Regierungsgebäude kommen wir hier allerdings auch vorbei. Die Innenstadt ist sehr geprägt von alten Gebäuden, was ihr durchaus einen Charme verleiht, der uns gefällt. Die Mischung aus alt und neu erinnert uns dabei sehr an Panama City.

Zwei Tage später ist Sprintis Scheibe hoffentlich genug getrocknet. Dazu gilt es zu sagen, dass wir andere Reisende getroffen haben, denen ist tatsächlich die neue Windschutzscheibe auf einer ungeteerten Straße wieder herausgefallen…was aber eventuell auch an der falschen Montage gelegen hat. Wir sind also mal ganz zuversichtlich, lassen die blauen Klebestreifen, die zusätzlich dafür sorgen sollen, dass die Scheibe nicht abrutscht, aber vorsichtshalber nochmal ein paar Tage dran. Für uns ist es nun an der Zeit Chile Lebewohl zu sagen…auf dieser Reise nun endgültg! Und so kreuzen wir nun zum neunten und letzten Mal die Grenze von Chile und Argentinien. Chile ist ein tolles Land und gehört neben Kolumbien zu unseren Lieblingsländern hier in Südamerika. Nach Peru und Bolivien, die für uns persönlich anstrengende Länder waren, hat uns Chile quasi ein wenig aufgefangen (wenn man es so nennen mag) und uns ein wenig Ordnung und Struktur zurückgegeben, was uns sehr gutgetan hat, weil es vieles im Alltag erleichtert. Wir haben hier sehr nette und hilfsbereite Menschen kennengelernt und haben uns nie unsicher gefühlt. Die Landschaft in diesem Land ist einfach fantastisch, daher können wir Chile als Reiseland absolut empfehlen!

Und so fahren wir ein drittes und letztes Mal über den 3.000 Meter hohen Pass, der hier Chile und Argentinien verbindet. Es ist mit knapp 40 Grad sehr heiß und auf der Serpentinenstraße quälen sich die LKWs im Schneckentempo den Berg hoch. Auch Sprinti ist bei diesen Temperaturen und dem extremen Anstieg nicht begeistert. Umso mehr freut er sich bei jedem Stillstand über ein wenig Motorkühlung, in dem wir die Motorhaube aufstellen, damit die heiße Luft auch nur irgendwie entweichen kann. Zusätzlich läuft unsere Heizung im Innenraum auf Hochtouren, um auch so dem Motor ein wenig Kühlung zu ermöglichen. Somit bringen uns nicht nur die 40 Grad ordentlich ins Schwitzen, sondern zudem auch noch die Hoffnung, dass die Scheibe hält.

Es klappt…Sprinti und Scheibe halten durch! 🙂

Und so sagen wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Adios Chile, Du schönes Land!“

Reiseberichte Chile

Von Chiloé durch den Norden Patagoniens (#078)

10. März 2024

– Berühmte Holzkirchen, Waldbrände und ein Geburtstag –

Nachdem Sprintis Reifen geflickt wurde, schaffen wir es in Chaitén rechtzeitig zum Fähranleger, von wo aus uns ein Schiff über den Golf von Corcovado zur Insel Chiloé bringen soll. Und während wir so warten, schwimmen kleine Delfine in der Bucht umher…die ehrlich gesagt mal wieder gar nicht so leicht mit der Kamera einzufangen sind.

Dann legt die Fähre an und wir haben Glück, dass wir recht am Anfang der Schlange stehen. Das Verladen fällt durchaus unter die Kategorie „speziell“, muss doch jedes Fahrzeug auf dem Schiff erst einmal wenden, um beim Anlegen auch in Fahrtrichtung zu stehen. Dass dieses Prozedere je nach Größe des Fahrzeugs ein nicht immer ganz so einfaches Unterfangen ist, ist hier Nebensache. Mit unserer Überfahrt verlassen wir nun auch die berühmte Carretera Austral, auf der wir die letzten 10 Tage unterwegs waren. Ganze 1000 Kilometer haben wir auf dieser Straße zurückgelegt, das meiste davon…Schotterpiste! Neben einem platten Reifen hat sie uns aber auch einfach tolle Landschaften bescherrt (s. dazu die beiden Artikel „Wie geht es jetzt weiter? #076“ und „Die Carretera Austral und ihre Abenteuer #077“). Jetzt ziehen wir also weiter!

Chiloé ist nach der Feuerland-Hauptinsel, die ja zur Hälfte zu Argentinien gehört, die zweitgrößte Insel Chiles. Viele ihrer rund 150.000 Einwohner stammen von dem indigenen Volk der Huilliche ab. Das Klima auf der Insel ist mild, aber außerordentlich feucht, was den Boden sehr fruchtbar macht. Und so gilt Chiloé neben Peru als eine der möglichen Urheimaten der Kartoffel. Noch heute werden dort circa zweihundert Kartoffelsorten angebaut.

Nach etwa drei Stunden erreichen wir mit unserer Fähre die Insel Chiloé und mit ihr den Ort Quellon. Da es mittlerweile schon Abend geworden ist, steuern wir ganz in der Nähe den „Hito Cero“ an, den sogenannten „Meilenstein Null“ und damit das chilenische Ende der Panamericana.

Praktischerweise können wir an dem dazugehörigen Parkplatz übernachten und machen es uns in Sprinti gemütlich als es draußen ordentlich anfängt zu schütten (die Kartoffeln hier wird’s freuen!). Auch am nächsten Tag erwischen wir einen Regentag, machen uns aber mit Sprinti dennoch auf den Weg, die Insel ein wenig zu erkunden. Chiloé ist bekannt für seine Holzbauten, insbesondere für seine hölzernen und zum Teil auch bunten Kirchen. So wurden ein Teil dieser typischen Gotteshäuser im Jahr 2000 in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Wir stellen fest, in einigen dieser Kirchen scheint auch Anfang Februar die Weihnachtszeit noch nicht beendet zu sein. Abends finden wir einen Stellplatz am Rande eines Ortes und direkt am Meer. So setzen wir uns in einer Regenpause auf die Steine an der Brandung und genießen den Sonnenuntergang.

Am nächsten Tag werden wir von der Sonne begrüßt (nach all dem Regen tut das den Kartoffeln sicherlich auch mal gut!) und so macht es umso mehr Spaß weiter auf Erkundungstour zu gehen.

Da in den nächsten Tagen ebenfalls wieder nur Regen gemeldet ist, haben wir die Insel im Schnelldurchlauf besucht und man hätte sicherlich noch mehr Zeit hier verbringen können. Für uns geht es nun im Norden Chiloés mit der Fähre zurück aufs Festland. Dieses mal ist die Passage nur sehr kurz und so haben wir nach rund 20 Minuten wieder festen Boden unter den Füßen.

Wir fahren weiter Richtung Norden und kommen vorbei an der Stadt Puerto Montt. Hier bestätigen sich die Warnmeldungen unserer Handys…Waldbrände! Vielleicht habt Ihr es auch aus den Medien entnommen, dass Chile derzeit (es ist zu diesem Zeitpunkt Anfang Februar) mit verheerenden Waldbränden zu kämpfen hat, wodurch mittlerweile mindestens 131 Menschen gestorben sind und mehr als 300 werden vermisst werden. Die Forstbehörde zählte im ganzen Land 153 Brände auf mehr als 28.000 Hektar, das sind etwa 0,3 Prozent der Landesfläche. Nach Angaben des Innenministeriums wurden 15.000 Häuser beschädigt oder zerstört. Die Brände werden als die schlimmste Katastrophe in Chile seit einem Erdbeben im Jahr 2010 eingestuft. Zwar befinden wir uns in Puerto Montt nicht in der „Hauptgegend“ der Brände (das ist weiter im Norden in „Valparaiso“), aber auch hier kreisen Löschhubschrauber in der Nähe, die ihre Wassermassen abwerfen, um den Bränden Herr zu werden. Und auch in den kommenden Tagen werden wir immer wieder Menschen begegnen, die Geld für die Feuerwehr sammeln.

Wir versuchen die Gegend also schnell wieder zu verlassen und checken regelmäßig die Warnmeldungen auf unseren Handys. Etwas weiter nördlich erreichen wir den Touristenort Puerto Varas. Es ist Samstag und zudem noch immer Hauptsaison in Chile. Somit genießen viele Chilenen das schöne Wetter und die wunderschöne Landschaft, umgeben von Vulkanen. Uns knurrt der Magen und es ist schon recht spät. Wir entscheiden uns also kurzerhand nicht selbst zu kochen, sondern eins von den sehr einladend aussehenden Restaurants zu testen. Wir landen den Jackpot…so lecker, sage ich Euch!

Am Ende des Ortes können wir an diesem Abend kostenfrei auf einem Parkplatz übernachten. Hier sind wir zwar nicht die einzigen, aber die Sicht auf den „Lago Llanquihue“ und den „Vulkan Osorno“ ist trotzdem schön.

Am nächsten Tage fahren wir zum Nationalpark Vicente Perez Rosales und laufen zu den „Saltos del Petrohue“ (eine Reihe von spektakulären Stromschnellen und Wasserfällen)…an einem Sonntag ein sehr beliebtes Ausflugsziel für Einheimische, wie wir feststellen. Somit sind wir recht fix mit unserer Besichtigung fertig und schlendern kurz durch den Souvenirladen. Da wir hier in einer Gegend sind, die früher von einigen Deutschen besiedelt wurde, gibt es in dem Laden sogar Kuckucksuhren…und mal wieder eine skurile Schreibweise meines Vornamens. Am Wegesrand finden wir neben deutschen Namen auch immer wieder Gastronomie, die „Kuchen“ anbieten, auch wenn es hier durch das Spanisch eher „Kutschen“ ausgesprochen wird.

Als wir am nächsten Morgen weiterfahren wollen, entdecken wir, dass in Sprintis rechtem Vorderreifen eine kleine Schraube steckt und er scheinbar auch ein wenig Luft verloren hat. Moment mal, wie viele Tage ist es noch gleich her, dass wir den anderen Reifen haben flicken lassen?! Jetzt zwar ein anderer Reifen…aber schon wieder? Eine weitere Parallele zum letzten Mal…es regnet auch heute ordentlich! Also heißt es mal wieder spontan umzuplanen und eine Werkstatt ausfindig zu machen. Die Schraube lassen wir vorerst drin, pumpen den Reifen wieder etwas auf und fahren weiter…immer mit dem Blick darauf, ob sich etwas verändert. Wir wollen heute Valdivia erreichen und das ist noch rund 160 Kilometer entfernt. Noch dazu haben wir heute einen Termin im Waschsalon für unsere Wäsche. Also Daumen drücken!

Der Reifen hält und wir erreichen Valdivia! In der dritten Werkstatt kann man uns dann auch weiterhelfen. Kurzerhand ist Sprintis Reifen abmontiert und die Schraube entfernt. Wie sich herausstellt, ist die aber so winzig, dass sie den Reifen nicht durchstoßen hat. Also gehen wir mit dem Werkstattangestellten weiter auf Fehlersuche…vergebens! Der Reifen scheint tatsächlich dicht zu sein! Langsam wird es knapp mit unserem Termin im Waschsalon. Also fix den Reifen wieder auf die Felge und angeschraubt. Wir verständigen uns mit der Werkstatt darauf, dass wir bei erneuten Luftentweichen wieder kommen können. Bezahlen brauchen wir netterweise heute für deren Hilfe nichts…ja, auch das ist Südamerika!

Wir schaffen es gerade pünktlich zur Wäscherei, bei der man seine Wäsche glücklicherweise selbst waschen darf, es aber feste Termine gibt, um unnötige Wartezeiten zu vermeiden. Kommt man zu spät, sind die Waschmaschinen gegebenenfalls besetzt. Vielleicht kommt Euch die Stadt Valdivia bekannt vor. Vor genau zwei Monaten waren wir auf unserem Weg in den Süden nämlich schon einmal hier. Hier in Valdivia, hier in dieser Wäscherei und auch damals ziemlich spät dran. Aber es klappt, unsere Wäsche ist in den Maschinen und wir nutzen die Zeit vor Ort womit? Na klar, um für Euch zu schreiben und um Sämtliches zu recherchieren und zu organisieren!

Mit sauberer Wäsche geht es dann für uns zu einem stadtnahen kleinen Campingplatz direkt an einem Fluss…auch hier waren wir schon einmal. Als wir alles fertig haben, ist es bereits Abend und so fallen wir totmüde ins Bett.

Tags darauf ist ein ganz besonderer Tag…es ist Peters 43. Geburtstag! Ist Peter doch sonst immer ein „Winterkind“, liegt sein Ehrentag hier auf der Südhalbkugel im Sommer. Erwartet uns heute also ein Geburtstag mit blauem Himmel und Sonnenschein? Nein, leider nicht, es schüttet wie aus Eimern und innerhalb von Sekunden ist man nass bis auf die Haut. Also werfen wir unsere Pläne kurzerhand um und fahren mit dem Taxi zur deutschen Brauerei Kunstmann. Auch hier waren wir zwar schon einmal, aber Gutes geht ja auch öfter 🙂 ! So genießen wir das deutsche Bier (es kommt dem zumindest sehr nahe), einen Jägermeister und den Apfelstrudel…und der ein oder andere Geburtstagsanruf darf natürlich auch nicht fehlen!

Und so erleben wir unseren insgesamt vierten Geburtstag in der Ferne. Auch wenn diese Tage natürlich anders sind, als wenn wir bei Familie und Freunde in der Heimat gewesen wären, so bleiben sie doch als besondere Erlebnisse in unseren Herzen.

Alles Weitere dann beim nächsten Mal!

P.S. Der Reifen hält! 🙂

Reiseberichte Chile

Die Carretera Austral und ihre Abenteuer (#077)

25. Februar 2024

– Von Marmorhöhlen, anstrengenden Wanderungen und einem platten Reifen –

Wie auch zum Teil schon im letzten Artikel („Wie geht es jetzt weiter? #076“) sind wir noch immer auf der Carretera Austral unterwegs und die Landschaft könnte schöner nicht sein…

Wir erreichen Puerto Rio Tranquillo, das dafür bekannt ist, Ausgangsort für einen besonderen Bootstrip zu sein. Und so reiht sich dort eine kleine Holzhütte an die nächste und alle verkaufen den Touristen diese besagte Tour…die Tour zu den hier sehr bekannten Marmorhöhlen! Auch wir wollen uns das nicht entgehen lassen und so stehen wir früh am nächsten Morgen bestens mit Regenkleidung und Schwimmweste ausgestattet am Hafen, von wo die Bootstour losgehen soll.

Und dann ist es soweit! Mit einigen anderen Touristen heizen wir in unserem Bötchen über den See. Apropos See…welcher mag das wohl sein? Genau, der Lago General Carrera…der zweitgrößte See Südamerikas ist mit seinen 1850 km² auch hier anzutreffen. Waren wir doch in den letzten Tagen über Stunden an ihm entlang gefahren (s. dazu unsere Route) und hatten seine Schönheit von Land aus bewundert, so kommen wir ihm nun ganz besonders nah als uns so manche Welle mitten ins Gesicht schwappt…dafür war also die Regenkleidung gedacht! Wir haben tatsächlich Glück mit dem Wetter, so war gestern noch ein recht verregneter Tag und heute hingegen strahlt die Sonne zwischen noch ein paar übrig gebliebenen Wolken hindurch und verleiht dem See damit seinen besonderen Glanz. Nachdem wir zwei alte Schiffswracks passiert haben, die hier früher für die Minenarbeit eingesetzt wurden, erreichen wir die Marmorhöhlen. Diese Marmorhöhlen sind durch Erosion über die letzten 6000 Jahre hinweg entstanden und bilden daher ein besonderes Naturschauspiel, wie es in dieser Form auf der Welt einmalig ist. Wir sind an diesem Morgen allerdings nicht das einzige Boot, was diesen außergewöhnlichen Ort erkunden möchte und so wird es so manches Mal ganz schön wuselig in den Höhlen. Ja genau…“in“ den Höhlen, denn zu unserem Erstaunen, fahren wir mit unserem Boot tatsächlich in die engen, sehr fragil wirkenden Höhlen hinein und so manches Mal ist „Kopfeinziehen“ angesagt.

Das türkisfarbene Wasser, die Sonnenstrahlen, der Marmor…all das lässt es an diesem Vormittag zu einem wunderbaren Farbenspiel werden lassen und so ist auch dieser Besuch ein besonderes Erlebnis.