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Argentinien

Reiseberichte Argentinien

Unsere Reise geht zu Ende (#085)

26. Mai 2024

– Wir kommen nach Hause –

Nachdem wir Sprinti in Montevideo in den Container verfrachtet haben, geht es für Peter und mich noch einmal via Schiff nach Buenos Aires. Uns bleiben noch ein paar Tage in Argentiniens Hauptstadt bevor auch für uns die Reise zu Ende geht und wir mit dem Flugzeug zurück nach Deutschland fliegen. Wir haben uns wieder in ein Airbnb eingebucht, denn es gibt tatsächlich noch viele organisatorische Dinge, die es vor unserer Rückkehr zu erledigen gilt. Anders als bei einem Urlaub von dem man zurückkehrt, ist es bei einer Langzeitreise doch etwas aufwendiger (s. dazu auch Artikel „Auf Langzeitreise…#032“). So benötigen wir einen Wohnsitz bzw. eine Meldeadresse in Deutschland, dann müssen sämtliche Dinge für das Arbeitsamt eingestellt und erledigt werden. In den letzten zwei Jahren besaßen wir außerdem eine Auslandsreisekrankenversicherung, die nun erlischt…wir benötigen also mit dem ersten Fuß auf deutschem Boden wieder eine Krankenversicherung. Zudem müssen unsere Handyverträge und SIM-Karten wieder angepasst werden. Sprinti, der während unserer Reise in Deutschland nur eine Haftpflichtversicherung besaß, braucht nun wieder eine Kaskoversicherung. Außerdem benötigen wir auf kurz oder lang neben Sprinti auch einen PKW in Deutschland, um mobil zu sein. Wie der Zufall es so will, können wir das Auto von unserem Schwager übernehmen. Somit ist auch dafür eine Versicherung und ein Termin beim Straßenverkehrsamt nötig, wobei letzteres momentan gar nicht leicht zu bekommen ist. Also bedarf es einiges an Recherche, Anträge werden gestellt, Versicherungen verglichen und Telefonate mit deutschen Behörden geführt, was aufgrund der Zeitverschiebung auch gar nicht immer so einfach ist.

Neben all diesen Erledigungen wollen wir allerdings auch nicht vergessen, dass wir aktuell in Buenos Aires sind. Bei unserem letzten Besuch haben wir die Stadt bereits erkundet (s. dazu Artikel „Buenos Aires #083“) und somit fällt alles was wir nun hier erleben unter die Kategorie „Bonus“. Und so schlendern wir an einem Vormittag durch unsere Viertel „Palermo Hollywood“, was an sich schon ein lustiger Name ist, wie ich finde. Und so kommen wir auch an dem Restaurant Don Julio vorbei, was zu den besten Restaurants Südamerikas gehört und bei dem wir bei unserem letzten Besuch keinen Tisch mehr bekommen haben. Also versuchen wir es an diesem Vormittag erneut, denn sicherlich ist mittags weniger los als abends. Und wir haben Glück, wir erhalten einen Tisch für 15.30 Uhr…perfekt! Und so laufen wir weiter durch die Straßen von Buenos Aires und genießen das schöne Wetter.

Zu 15.30 Uhr stehen wir dann mit knurrendem Magen wieder vorm Don Julio und bekommen einen Tisch auf der Außenterrasse zugewiesen. Dort läuft alles etwas legerer ab, also genau das Passende für uns. Don Julio ist ein familiengeführtes Restaurant, was im 19. Jahrhundert als kleiner Grill an der Straßenecke gestartet ist und heute einen Michelin-Stern besitzt. Wir sind also gespannt!

Don Julio steht (typisch argentinisch) für gutes Fleisch…vornehmlisch Steak. Schon beim Blick auf die Karte, sehen wir in was für einem Restaurant wir sind, denn natürlich spiegelt sich der Michelin-Stern auch in den Preisen wieder. So kostet das teuerste Stück Fleisch rund 88 Euro und eine Flasche Wein bekommt man für 800 Euro. Glücklicherweise gibt die Speisekarte auch eine etwas niedrigere Preisklasse her, dennoch teilen wir uns unser Glas Wein dann seeehr gut ein. Sowohl das Essen, als auch die Getränke fallen dann unter das Prädikat „köstlich“…einfach der Hammer, sage ich Euch! Und irgendwie auch ein krönender Abschluss unserer Reise.

Jetzt ist es schon einige Tage her, dass wir uns von Sprinti verabschiedet haben und er in seinem Container auf das Schiff „Cap San Sounio“ geladen wurde (s. dazu Artikel „Sprinti macht sich auf den Heimweg…#084“). Quasi täglich schauen wir auf unseren Handys (vesselfinder.com) nach, wo sich Container und Schiff aktuell befinden. Der Container ist noch immer auf der Cap San Sounio…sehr gut! Das Schiff hat sich bereits auf den Weg gemacht und den Hafen von Montevideo verlassen…ebenfalls sehr gut! Aber wir staunen nicht schlecht, als die Cap San Sounio samt Sprinti plötzlich in den Hafen von Buenos Aires einläuft…von diesem Zwischenstopp hatte man uns nämlich nichts erzählt. Leider ist das gesamte Hafengelände riesig groß und darf zudem nicht betreten werden, so dass wir keinen Blick auf das Schiff erhaschen können. Aber letztendlich ändert es ja auch nichts. Wir hoffen einfach, dass die Cap San Sounio mit all ihren Containern heil über den Atlantik kommt und wir Sprinti in etwa 30 Tagen in Hamburg in Empfang nehmen können.

Photo by Jorne Weber

Dann ist auch unser letzter Tag der Reise gekommen. So packen wir ein letztes Mal unsere Rucksäcke und lassen die vergangenen zwei Jahren noch einmal Revue passieren. So fällt auch unsere Entscheidung für unser finales Abendessen hier in Buenos Aires auf mexikanische Tacos, die wir in Mexiko echt lieben gelernt haben.

Am nächsten Morgen ist es dann soweit. Wir verlassen unser Airbnb und ab geht es mit Sack und Pack zum Flughafen von Buenos Aires. Mit der italienischen Fluglinie ITA fliegen wir 13 Stunden bis nach Rom, von dort aus weiter bis nach Frankfurt und letztendlich mit der Lufthansa dann weiter bis zum Flughafen Münster/Osnabrück. Da zum Zeitpunkt unserer Rückreisebuchung ein Bahnstreik den nächsten jagte, haben wir uns auch bei unserer letzten Etappe für einen Flug entschieden…nichtsahnend, dass kurze Zeit später die Lufthansa ihre Arbeit niederlegt.

Wir hoffen also an diesem Tag, dass alles glatt gehen wird. Da Peter mit seinen 1,98 m ja eher zu der etwas größeren Sorte Mensch gehört, haben wir Sitze mit mehr Beinfreiheit gebucht und finden uns somit am Notausgang und direkt vor den Toiletten wieder. Im Laufe des Fluges stellt sich dann heraus, dass vorbei an unseren Sitzen reger Verkehr herrscht, wir immer wieder angerempelt werden und sich Passagiere auch gerne bei uns an Bein, Schulter oder Bildschirm abstützen, wenn sie drohen ihr Gleichgewicht zu verlieren. Was zudem sehr merkwürdig ist, dass ITA auf unserem ersten Flug bereits mittags die Innenbeleuchtung ausstellt und darum bittet die Sonnenblenden zu schließen. So sitzen wir ganze 13 Stunden im Dunkeln, obwohl mindestens 6 davon helligster Tag sind. Dadurch kommen wir irgendwie nicht wirklich in den Schlaf, aber das ist dann halt mal so!

Dann ist es soweit…nach 723 Tagen (abgesehen von unserem zweiwöchigen Heimaturlaub) betreten wir wieder deutschen Boden…wir sind wieder zu Hause!

Am Flughafen werden wir von Familie und einigen Freunden begrüßt und freuen uns total darüber!

Jetzt heißt es erstmal „Ankommen“! Noch immer gibt es einiges zu organisieren und zu erledigen. Freunde und Familie wiederzusehen steht natürlich auch auf dem Programm und wir freuen uns sehr alle wieder in die Arme schließen zu können. War doch bei unserem Abflug vor zwei Jahren noch Covid ein großes Thema.

Und so vergehen die ersten Tage und Wochen wie im Fluge und man kann bei uns definitiv noch nicht von einem geregelten Alltag sprechen. Bei Vesselfinder sehen wir, dass auch die Cap San Sounio immer näher kommt und nach einigen Stopps in Brasilien auch den Atlantik bereits überquert hat. Nach weiteren Stopps in Marokko, Rotterdam und Thames (London) ist es dann soweit…die Cap San Sounio erreicht nach 29 Tagen Deutschland und damit den Hamburger Hafen…mit an Bord Sprinti…das wollen wir zumindest mal hoffen!

Nun heißt es sich noch ein paar Tage zu gedulden, denn wir haben noch kein „Go“ von der Verschiffungsfirma für die Abholung. Zuerst muss der Container vom Schiff geladen werden und dann benötigen wir einen Termin für den Zoll und einen für die Öffnung und damit auch für die Entladung des Containers. Um beides kümmert sich die deutsche Verschiffungsfirma (Overlander Shipping). Durch die derzeitigen Feiertage verschiebt sich der ganze Prozess noch einmal. Zeitlich haben wir damit jetzt gar nicht so einen Stress, aber jeder weitere Tag, an dem sich Sprinti länger auf dem Hafengelände aufhält, kostet uns bares Geld. Derzeit werden 99% der aus Südamerika ankommenden Container vom Zoll gescannt und dadurch auf eventuelle Drogen, Waffen oder andere Gefahrstoffe kontrolliert. Und wie der Zufall es so will, beraten sich am Tag von Sprintis Ankunft sämtliche Innenminister Europas darüber, wie man die illegale Drogeneinfuhr via Schiff aus Südamerika eindämmen kann. Und wo tun sie das? Genau…in Hamburg! Mit Sprinti kommen zwei weitere Container mit Reisefahrzeugen auf der Cap San Sounio aus Montvideo an. Sehr zur Verwunderung unserer Verschiffungsfirma muss nur einer dieser Container gescannt und damit durchleuchtet werden. Und welcher ist das? Genau…Sprintis! Somit verzögert sich die Abholung erneut ein wenig. Tags drauf bekommen wir dann aber endlich das sogenannte „Go“ und dürfen Sprinti in Hamburg aus dem Container holen. Rein zufällig muss auch mein Cousin an diesem Tag beruflich nach Hamburg und kann uns daher mitnehmen…sehr praktisch! Danke Timo!

Mitten auf der Autobahn erhalte ich dann einen Anruf von Ricardo (Verschiffungsfirma), der eine gute und eine schlechte Nachricht für uns hat. Die Schlechte ist, dass der Zoll unseren Container bereits ohne uns geöffnet hat, weil beim Scannen etwas Verdächtiges entdeckt wurde. Sofort ist Peter und mir klar, was das nur sein kann…die „Breckies“ für unsere Trockentrenntoilette! Dabei handelt es sich um vier kleine Pakete mit Kokosfasern, die von Form und Größe tatsächlich Ähnlichkeit mit einem Kokainpäckchen haben können. Daher hatten wir sie extra nicht versteckt, sondern ziemlich offensichtlich in unseren Gaskasten gelegt. Auch Scherze haben wir zuhauf über unsere Päckchen gemacht und müssen daher nun umso mehr schmunzeln, für welch ein Aufsehen unsere Kokosfasern beim Zoll gesorgt haben müssen.

Das heißt also der Container und auch Sprinti wurden bereits vom Zoll geöffnet…da wären wir ja gerne dabei gewesen! Das ist also die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist aber dann, dass es nichts weiter zu beanstanden gab und alle Zoll- und Einreiseformalitäten bereits erledigt sind. Wir brauchen Sprinti also nur noch aus dem Container holen und dürfen uns dann direkt auf den Nachhauseweg machen. Apropos „nichts zu beanstanden“…auch hier fällt uns ein Stein vom Herzen, dass man uns bzw. Sprinti nicht noch etwas untergejubelt hat, als er eine Nacht alleine am Hafen von Montevideo stand. Das sind nämlich durchaus gängige Vorgehensweisen einiger Schmuggler. Also haben wir hier ebenfalls Glück gehabt! 🙂

Dann erreichen wir den Hamburger Hafen und damit auch das Gelände unserer Verschiffungsfirma, auf dem lediglich zwei Container stehen. Der eine ist geöffnet und wird gerade mit zwei Reisefahrzeugen beladen. Davor stehen drei durchaus nervöse Leute, die ganz offensichtlich die Besitzer der Fahrzeuge sind. Sie erzählen uns, dass ihre Autos nun nach Halifax verschifft werden und damit ihre Reise auf der Panamericana beginnt. Wir fühlen uns direkt zwei Jahre zurückversetzt und wissen noch genau, wie nervös wir vor der ersten Verschiffung waren.

Direkt daneben steht ein zweiter Container, dieser allerdings verschlossen. Groß prangen die Buchstaben der Firma „Maersk“ auf den Seitenwänden des Containers…das muss unser sein! Da drin ist Sprinti!

Und dann ist es soweit…wir dürfen den Container öffnen und Sprinti „in Empfang nehmen“…yippieh!

Jetzt heißt es also nur noch Sprinti auch heile aus dem Container herauszubekommen. Bereits beim Beladen des Containers in Montevideo war das ja schon eine sehr knappe Geschichte…gerade was Sprintis Höhe anbetrifft (s. dazu ebenfalls Artikel „Sprinti macht sich auf den Heimweg…#084“)! Hier ergibt sich nun das Problem, dass die Rampe vor dem Container vorne eine kleine Erhebung hat, so dass die Gefahr besteht, dass Sprinti mit unserem Solarpanel schön an der Decke entlangschrammt. Während der Hafenmitarbeiter die Gurte löst, klettert Peter durch Sprintis Hintertüren in den Fahrerbereich und schließt die Starterbatterie wieder an.

Dann kann es losgehen…welcome back, Sprinti!

Das wäre also schonmal geschafft! Jetzt heißt es nur noch Sprintis Reifen wieder aufzupumpen, die ja in Montevideo abgelassen wurden, damit er in den Container passt. Wir checken innen und außen ob Sprinti die vier Wochen im Container gut überstanden hat. Alles sieht einwandfrei aus…unsere aufgestellten Entfeuchter haben ganze Arbeit geleistet und selbst unsere Kokos-Breckies hat man uns gelassen. Womöglich hatten die Zollbeamten sich schon über einen erfolgreichen Drogenfund gefreut und dann war die Enttäuschung groß…nur Toilettenbreckies! Als die Reifen wieder aufgepumpt sind, führt uns unser erster Weg zur Tankstelle…endlich wieder deutsches Benzin! Dann geht es für uns ab nach Hause!

Das war sie dann also unsere Reise…ganze zwei Jahre absolutes Abenteuer! Die Panamericana von Alaska bis Feuerland!

723 Tage, 81.659 Kilometer, drei Kontinente (Nord- und Südamerika plus Antarktis), 20 Länder und 50 Stempel mehr in unserem Reisepass! Wir waren bei den Inuits (die sich zum Teil auch selbst Eskimos nennen) am Polarmeer, sind in Kanada und den USA Bären und Bisonherden begegnet, sind dreimal mit Sprinti liegengeblieben und mussten in der Einöde abgeschleppt werden, haben in Mexiko unseren Tauchschein gemacht und sind mit Wahlhaien im offenen Meer geschwommen, haben in Belize unsere Fortgeschrittenen-Tauchlizenz erhalten und haben uns Haie unter Wasser aus der Nähe angeschaut. Auch haben wir die Kulturen der Mayas und Incas kennengelernt und verschiedene Weltwunder besucht. Wir sind bei einem Orkan durch die Karibik gesegelt, haben Vulkane und Berge bestiegen, sind auf 5100 m Höhe gewandert und sind mit einer kleinen Propellermaschine über die Nazca-Linien geflogen. Wir haben neben dem Äquator auch den nördlichen und südlichen Wendekreis überquert, waren in der Atacamawüste und damit in der trockensten Gegend der Erde, wurden in den Tropen von Brüllaffen geweckt, haben neben Bananenstauden und unter Mango- und Avocado-Bäumen übernachtet und sind so oft von Mosquitos gestochen worden wie noch nie zuvor in unserem Leben. Wir sind Menschen aus über 40 Nationen begegnet und haben ihre unterschiedlichsten Kulturen und Lebensmodelle kennengelernt. Wir waren auf einer ecuadorianischen Hochzeit und haben die einzigartige Tierwelt von Galapagos erlebt. Wir waren in der südlichsten Stadt der Welt und haben in der Antarktis den kältesten, trockensten und windigsten Kontinent der Erde kennengelernt. Ich könnte noch stundenlang so weiterschreiben, weil es einfach so faszinierend, herausfordernd und besonders war, dass es sich auch nur schwer in Worte fassen lässt.

Besonders gefreut hat es uns, dass auch Ihr immer mit dabei wart auf unserer Reise und mitgelesen und mitgefiebert habt. Über 25.000 Mal wurde unser Blog in den letzten zwei Jahren aufgerufen und unzählige Kommentare mit lieben Worten habt Ihr hinterlassen (eine Medaille für die meisten Kommentare geht dabei an Karin und Wolfgang 🙂 ). Wir wissen noch nicht, ob und wie es mit diesem Blog weitergehen wird, aber wenn es etwas Neues geben sollte, dann werdet Ihr es hier automatisch erfahren.

Abschließend gilt es zu sagen, dass wir voller Dankbarkeit zurückblicken auf so eine tolle und einzigartige Zeit und müssen uns so manches Mal kneifen, dass wir das wirklich alles erlebt haben.

Niemals werden wir unser kleines Abenteuer vergessen…damals…zwei Jahre mit Sprinti…auf der Panamericana…von Alaska bis Feuerland!

Reiseberichte Argentinien

Buenos Aires (#083)

5. Mai 2024

– Wir entdecken die Hauptstadt Argentiniens –

Wir machen uns auf nach Buenos Aires! Dafür lassen wir Sprinti auf einem Stellplatz in der Nähe von Colonia del Sacramento in Uruguay stehen (s. dazu Artikel „Uruguay #082“) und machen uns mit der Fähre auf nach Argentinien. Begleitet werden wir dabei von Yannic, einem Schweizer Reisenden, den wir schon öfters getroffen haben, und der nun ein Auto aus dem Norden Argentiniens abholen muss.

Die Fahrt mit der Fähre dauert nur ungefähr 1,5 Stunden, aber da wir dadurch ja Uruguay verlassen und Argentinien betreten, steht auch eine komplette Passkontrolle an. Und als der argentinische Grenzbeamte in unserem Reisepass entdeckt, dass dieser in Düsseldorf ausgestellt worden ist, breitet sich ein Strahlen in seinem Gesicht aus und er ruft begeistert auf Spanisch: „Ah Düsseldorf…Tote Hosen!“ Ja, es ist richtig, dass diese bekannte deutsche Band aus unserer letzten Heimatstadt kommt, aber niemals hätten wir damit gerechnet, dass man das hier auch in Uruguay bzw. Argentinien weiß. Schon des öfteren war es vorgekommen, dass Taxifahrer, wenn sie hören, dass wir aus Deutschland kommen, freudestrahlend das Radio aufdrehen und Rammstein abspielen…was jetzt gar nicht mal so unsere Musikrichung ist, sich aber anscheinend in ganz Amerika großer Bekanntheit erfreut. Nun also Die Toten Hosen! Freudestrahlend scrollt der Beamte in seinem Handy, während die Schlange hinter uns immer länger wird. Dann zeigt er uns stolz ein Foto von ihm und Campino und ist hell auf begeistert…die immer länger werdende Schlange stört ihn dagegen überhaupt nicht. Auch dieser Moment wird sich wohl wieder einreihen in die Liste „So klein ist die Welt“. Wir finden es lustig und verabschieden uns von „unserem“ Grenzbeamten. Auf geht es nach Argentinien!

Dann erreichen wir Buenos Aires, die Hauptstadt Argentiniens und verabschieden uns von Yannic, für den es nun zum Flughafen geht. Die offiziell nur 202 Quadratkilometer große Stadt bildet den Kern einer der größten Metropolregionen Südamerikas, des Gran Buenos Aires mit etwa 13 Millionen Einwohnern. Damit ist sie nach São Paulo (Brasilien) die zweitgrößte Stadt Lateinamerikas. Oft wird Buenos Aires auch als „Wasserkopf“ Argentiniens bezeichnet, da sich hier fast alle wichtigen Institutionen des Landes befinden und in der Stadt und ihrer Umgebung etwa ein Drittel aller Argentinier wohnt. Sie ist ein wichtiges kulturelles Zentrum und wurde 2005 durch die UNESCO mit dem Titel „Stadt des Designs“ ausgezeichnet.

Im Dezember 2023 wurde hier in Argentinien mit Javier Milei ein neuer Präsident gewählt, der das wirtschaftlich stark angeschlagene Argentinien wieder auf Vordermann bringen möchte. Eine seiner ersten Amtshandlungen war es daher tausende Beamte zu entlassen, um so den kostspieligen Staatsapparat zu entlasten. Dies stößt gerade bei den betroffenen Personen auf großen Unmut, weshalb viele Menschen auf den Straßen, besonders in der Hauptstadt Buenos Aires, demonstrieren. Dies bekommen wir direkt am eigenen Leib zu sprüren, als uns ein Taxi vom Hafen zu unserer Airbnb-Unterkunft bringen soll und für knapp 10 Kilometer fast zwei Stunden benötigt, weil sämtliche Straßen aufgrund von Demonstrationen schlichtweg gesperrt sind. Dafür ist unser Taxifahrer total nett und so kommen wir schnell ins Gespräch. Dann erreichen wir endlich unsere Unterkunft und fühlen uns dort auch ganz schnell heimisch.

Die nächsten Tage verbringen wir damit, die Stadt zu erkunden und Buenos Aires auf uns wirken zu lassen. Und was können wir sagen? Wir sind begeistert! Buenos Aires ist voll von alten, prunkvollen Häusern, mit schönsten Verzierungen, aufwendigen Stuckdecken und eindrucksvollen Holztüren. All das verleiht der Stadt einen ganz besonderen Charme und so wird Buenos Aires nicht umsonst „das Paris des Südens“ genannt.

Wenn Argentinien und besonders Buenos Aires für eins steht, dann für Fußball…denn schließlich befinden wir uns gerade im Land des aktuellen Weltmeisters. An jeder Ecke trifft man auf Bilder oder Statuen von Maradona oder Messi und wir können nur erahnen, wie die Stimmung hier gewesen sein muss, als 2022 der Weltmeistertitel gewonnen wurde…die Menschen hier müssen im positiven Sinne schlichtweg ausgerastet sein. Im etwas ärmeren Stadtviertel La Boca, das Ende des 19. Jahrhunderts durch italienische Einwanderer entstand, befindet sich mitten in einem Wohngebiet auch das Stadion La Bombonera (dt. „die Pralinenschachtel“). Ringsum das Stadion befinden sich enge Straßen, die komplett in den Vereinsfarben blau und gelb gehalten sind und die das Fußballfieber absolut wiederspiegeln. Warum gelb und blau die Vereinsfarben sind? Weil im Moment der Vereinsgründung schlicht und einfach ein schwedisches Schiff vorbeifuhr. Im Stadion selbst befindet sich auch ein 2001 eröffnetes Vereinsmuseum, in dem ein ganzer Saal dem größten Sohn des Klubs gewidmet ist… Diego Maradona!

Unweit des Stadions befindet sich der Caminito, eine 100 Meter lange Fußgängerzone, die viele Jahre als Schandfleck La Bocas galt. Dies änderte sich, als der Künstler Benito Quinquela Martín zu Farbeimern griff und die Fassaden entlang der Straße bunt anstrich. 1959 wurde der Caminito so zur Museums-Straße und gilt heute als ein Wahrzeichen der Stadt.

Und wie Ihr schon an manchen Bildern erkennen konntet, steht Buenos Aires nicht nur für Fußball, sondern auch für einen ganz besonderen Tanz…den Tango! Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts hat sich der Tango in verschiedenen Formen von Buenos Aires aus in der gesamten Welt verbreitet. Die Geschichte des „Tango Argentino“ beginnt am Río de la Plata, dem soganannten Mündungstrichter zwischen Argentinien und Uruguay. In den Großräumen Buenos Aires und Montevideo (Uruguay) trafen am Ende des 19. Jahrhunderts die verschiedensten Völker und Kulturen aufeinander. Getrieben von wirtschaftlicher Not in ihren Heimatländern und durch ein groß angelegtes Einwanderungsprogramm der argentinischen Regierung angezogen, erreichten allein zwischen 1880 und 1930 ca. 6 Mio. Neuankömmlinge die Hafenstädte am Unterlauf des Río de la Plata. Der zahlenmäßig größte Anteil der Einwandernden aus der alten Welt kam aus Südeuropa, wie Spanien und Italien, aber auch jüdische Einwandernde waren zahlreich vertreten. Eine weitere große Bevölkerungsgruppe waren die (größtenteils von englischen Händlern entführten) afrikanischen Sklaven.

Die musikalischen Elemente, die zur Entstehung des Tango Argentino beigetragen haben, sind vielfältig. Zwar sind die afroamerikanischen Elemente in Rhythmus und Choreografie des Tangos kaum noch zu erkennen, doch war der Candombe der Kreolen und Afrikaner ein wichtiger Einfluss. Ein ebenfalls wichtiger Einfluss ist die Habanera, die gelegentlich auch „Tango Americano“ genannt wird. Ihre Entstehung wird um 1825 auf Kuba angesetzt und ab 1850 hatte sie in Spanien große Popularität erreicht. Ein noch heute populäres Beispiel für eine Habanera ist die gleichnamige Arie in der Oper Carmen von Georges Bizet. Sie erreichte den Río de la Plata auf dem Wege über Paris, denn die bessere Gesellschaft imitierte alles, was in Frankreich gefiel. Auch der Einfluss mitteleuropäischer Einwanderer ist nicht gering. Aus Polen kam die Mazurka und aus Böhmen die Polka. Aus Deutschland wurde nicht nur das Bandoneon (das später für den Tango typischste Instrument) hinzugefügt. Als Tanz wurde von hier der Walzer und der Ländler mit seinen Drehungen mitgebracht. Ein weiterer, nicht ganz so offensichtlicher Beitrag (ab den 1870er Jahren) stammt von der Maxixe, dem sogenannten brasilianischen Tango, der im Wesentlichen die gleichen Ursprünge hat wie der Argentinische. Sie gilt als der erste städtische Modetanz Brasiliens. Aus diesem Sammelsurium städtischer Musik und Tänze, vermischt mit den ländlichen Payadas der Gauchos, entstand die städtische Milonga. Etwa um 1880 begann man in Buenos Aires und Montevideo zu dieser Musik zu tanzen. Später verlangsamten sich die leichten, fröhlichen Lieder der Milonga zum ernsteren Tango. Und auch wir erleben hier, wie sehr der Tango zur Kultur dazugehört und mit welcher Leidenschaft er zelebriert wird.

In Buenos Aires ebenfalls bekannt, ist der Friedhof La Recoletta, denn dieser ist die Ruhestätte zahlreicher wohlhabender und prominenter Einwohner. Hier wurden argentinische Präsidenten, Profisportler, Wissenschaftler und Schauspieler bestattet. Das wohl bekannteste Grab gehört niemand geringerem als Eva Perón („Evita“), der zweiten Ehefrau des ehemaligen Präsidenten Juan Perón. Eva Duarte wurde am 07. Mai 1919 als eines von fünf unehelichen, aber vom Vater anerkannten Kindern von Juana Ibarguren und dem Großgrundbesitzer Juan Duarte geboren und wuchs in der Nähe von Junín in Argentinien auf. Später heiratete sie Juan Perón und wurde für ihr soziales Engagement und ihren Einsatz für die Frauenrechte in einer Zeit, als Frauen noch nicht einmal ein Wahlrecht besaßen, zum Idol. Als erste an der Staatsspitze eines lateinamerikanischen Landes wirkende Frau, starb Eva Perón im Alter von nur 33 Jahren an Gebärmutterhalskrebs. Nach dem Sturz Juan Peróns im Jahr 1955 verschwand ihre Leiche allerdings für 17 Jahre aus der Öffentlichkeit, da die neuen Machthaber die Erinnerung an sie und ihren Mann bekämpften. Es sollten also noch einige Jahre vergehen, bis sie letztendlich hier in Recoletta ihre letzte Ruhestätte fand. In der Familiengruft der Duartes stehen zwei Särge, doch in keinem liegt Eva Perón. Stattdessen liegt sie einbalsamiert in sechs Metern Tiefe. Der Weg dorthin ist mit einer Stahlplatte verschlossen, denn man ging bei der Grablegung davon aus, dass der Leichnam abermals entführt werden könnte, und entschied sich daher für diese Vorsichtsmaßnahme.

Und so genießen wir unsere Tage in Buenos Aires, dieser bunten und lebendigen Stadt. Unsere Unterkunft liegt im Stadtteil Palermo und damit recht zentral, so dass wir zu Fuß oder mit dem Taxi überall gut hinkommen. Die Sonne scheint und die Termperaturen sind angehnehm…genauso kann es weitergehen! So kommen wir unter anderem vorbei am Nationalkongress, an einer Buchhandlung, die einem alten Theater gleicht und an einem metallernen Kunstwerk in Form einer Blume, die sich je nach Sonneneinstrahlung verändert. Und leckeres Essen ist auch wieder am Start 🙂 .

An Sonntagen findet im Stadtteil San Telmo immer ein Markt statt, der sich tatsächlich durch das ganze Viertel zieht. Egal ob Handwerkskunst, Kleidung oder Lebensmittel…hier gibt es nichts, was es nicht gibt! Und so flanieren auch wir durch die Straßen und Markhallen und lassen uns von dem Flair anstecken.

Wir erwischen in Buenos Aires auch einen Regentag, an dem es so sehr schüttet, dass innerhalb von Minuten alles unter Wasser steht und sich Straßen zu Fuß kaum noch überqueren lassen. Mehrmals haben wir in den letzten Tagen unsere Wetter-App gecheckt…nicht nur für Buenos Aires, sondern auch für das gar nicht so weit entfernte Colonia del Sacramento in Uruguay. Denn dort wartet Sprinti auf uns und war von all den Wassermassen, die auch vor unserer Abreise schon vom Himmel kamen, gar nicht so begeistert (s. dazu ebenfalls Artikel „Uruguay #082“). Umso mehr hoffen wir, dass er dort unversehrt steht und es nicht mehr all zu stark regnet bis wir in wenigen Tagen zurückkehren.

Wir machen uns derweil einen gemütlichen Tag in unserem Airbnb, an dem es mal wieder genug zu erledigen und organisieren gibt, denn unsere Heimreise nach Deutschland rückt immer näher. Was uns an diesem Tag ebenfalls erreicht, ist eine Nachricht von unseren Freunden Judith und Arthur, die sich gerade in Rio de Janeiro befinden. Doch wie der Zufall es so will, haben sie auf ihrem Weg zurück in die Schweiz u.a. einen zweitägigen Zwischenstopp in Buenos Aires und so verabreden wir uns für den nächsten Abend.

Schon früh steuern wir das Restaurant Don Julio an, dass zu den 50 besten Restaurants Lateinamerikas gehören soll und mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet worden ist. Es handelt sich dabei um ein familiengeführtes Restaurant, was im 19. Jahrhundert als kleiner Grill an der Straßenecke gestartet ist. Hier soll es weit und breit das beste argentinische Steak geben und das wollen wir uns nicht entgehen lassen…wenn wir denn dann Glück haben und einen Platz ergattern können. Schon Monate im Voraus sind die Tische bereits ausgebucht, aber täglich gibt es ein paar „Restplätze“, für die man sich anstellen kann. So stehen wir bereits über eine Stunde vor der eigentlichen Öffnungszeit in der Schlange und erfahren dann, dass an diesem Abend für uns noch ein Tisch frei wäre…allerdings erst um 21.45 Uhr! Das ist uns dann doch ein wenig zu spät!

Also Planänderung! Zum Glück gibt es im Stadtteil Palermo jede Menge Restaurants und sicherlich auch welche, in denen man ein gutes Steak bekommt…schließlich sind wir in Argentiniens Hauptstadt! Und so landen wir kurze Zeit später gemeinsam mit Arthur und Judith in eben so einem und lassen es uns schmecken!

Nach dem Essen wollen wir noch auf ein Getränk irgendwo einkehren, als wir plötzlich von einem ordentlichen Regenguss erwischt werden. Also benötigen wir eine Bar in der Nähe, entdecken aber nur ein Sushi-Restaurant. Wir fragen, ob wir dort auch nur für ein Getränk einkehren dürfen. Man bittet uns freundlich herein und fragt uns ob wir schon einmal hier zu Gast waren. Als wir dies verneinen, führt man uns in die hinterste Ecke des Restaurants und plötzlich stehen wir in einem separaten, dunklen und kleinen Raum und die Bedienung faselt etwas von „Zeitmaschine“. Wie bitte? Zeitmaschine? Dann stehen wir ganz alleine in diesem Raum, an dessen Ende sich lediglich ein alter Holzschrank befindet. Wir öffnen die „Schranktür“, hinter der sich plötzlich ein weiterer dunkler Raum anschließt. An den Wänden hängen irgendwelche Apparate mit jeder Menge Knöpfen. Wenn es also eine Zeitmaschine wirklich gibt, dann ist das hier definitiv eine! Wir treten durch eine weitere Tür, die eher an ein U-Boot erinnern lässt. Und plötzlich stehen wir mitten in einer Bar im Stil der 20er Jahre…gedämmtes Licht, eine hohe Decke, verkleidet mit viel Holz, eine ganze Wand voller Spirituosen und ein Barkeeper, der gekleidet wie damals, mit viel Know-how seine Getränke mixt. Andere Gäste, anscheinend alles Einheimische, sitzen an den Tischen und trinken ihre Cocktails. Wir trauen unseren Augen nicht! Was ist das bitte für eine Aktion und wie sind wir hier bitte schön gelandet? Auf unserem Ranking der Kuriositäten auf dieser Reise bekommt dies definitiv einen Platz ziemlich weit oben! Der Barkeeper sagt, dass es sich bei dieser Bar um einen Geheimtipp handelt und da er das auch bleiben soll, bittet er uns keine Fotos zu machen und dieses Geheimnis für uns zu behalten. Und da auch andere Gäste diese Überraschung erleben sollen, wollen wir auch hier nicht zuuu viel verraten. Aufgrund der Dunkelheit in der „Zeitmaschine“ lässt die Qualität der Bilder eh zu wünschen übrig 🙂 …

So verleben wir einen schönen, wenn auch „spooky“ Abend mit Judith und Arthur, für die die Reise bereits kurze Zeit später weiter geht. Auch unsere Woche in Buenos Aires neigt sich langsam dem Ende entgegen und so machen wir uns mit unseren gepackten Rucksäcken mit der Fähre auf zurück nach Uruguay…zurück zu Sprinti!

Buenos Aires ist wirklich eine tolle Stadt und auf jeden Fall eine Reise wert! Daher freuen wir uns umso mehr, dass wir schon in einigen Tagen wieder hier sein werden.

Warum, wieso, weshalb? Das erfahrt Ihr dann beim nächsten Mal! 🙂

Reiseberichte Argentinien Chile

Wie geht es jetzt weiter? (#076)

18. Februar 2024

– Was kommt nach der Panamericana? –

Hiermit melden wir uns nach einer zweiwöchigen Blogpause zurück… 🙂

Nachdem wir aus der Antarktis zurückgekehrt sind, bleiben wir noch zwei Tage in Ushuaia. So besuchen wir auch das alte Gefängnis der Stadt, in dem heute diverse Museen beheimatet sind. Zum einen befindet sich dort das Museo Presidio zur Geschichte des Gefängnisses, zum anderen gibt es ein Museum der regionalen Schifffahrt und eines zur Historie der Antarktisexpeditionen. Hier erfahren wir auch mehr über die Geschichte der Strafgefangenen, die nach hier zwangsversetzt wurden, um am Ende der Welt Ushuaia aufzubauen. Für die Stadtentwicklung war der 1902 begonnene Bau des Presidio (dt. Gefängnis) bedeutsam. Dieses von den Gefangenen selbstgebaute und 1920 fertiggestellte Gefängnis ersetzte jenes auf der Isla de los Estados. Die Sträflinge, überwiegend Gewaltverbrecher, aber auch politische Gefangene, bauten auch die Schmalspurbahn Ferrocarril Austral Fueguino, mit der heute Touristen durch den Nationalpark Tierra del Fuego fahren. Im Museum der Schifffahrt entdecken wir zudem „alte Bekannte“ wie z.B. Ferdinand Magellan oder James Cook (s. dazu auch Artikel „Von Alaska bis Feuerland…wir haben es geschafft! #074“). Und auch als die Antarktis thematisiert wird, kommt uns so Manches bekannt vor. Im Jahr 1947 wurde das Gefängnis letztendlich aufgelöst und dient heute als eben dieses Museum.

Was einem hier in Argentinien, aber besonders in Ushuaia, immer wieder über den Weg läuft, sind Schilder, Grafiken oder Monumente über die „Malvinas“. Gemeint sind damit die nahegelegenen Falklandinseln und den damit verbundenen Auseinandersetzungen zwischen Großbritannien und Argentinien. Dieser Zwist hat bereits eine lange Vergangenheit. Vor der Ankunft europäischer Siedler waren die Falklandinseln unbewohnt. 1592 wurden sie vom englischen Seefahrer John Davis entdeckt, der sie jedoch nur sichtete. Es dauerte weitere 98 Jahre, bis die Inseln erstmals 1690 von John Strong betreten wurden. Die erste Siedlung, Port-Louis auf Ostfalkland, wurde 1764 unter französischer Herrschaft von Louis Antoine de Bougainville gegründet, 1766 etablierten die Briten auf Westfalkland die Siedlung Port Egmont, zogen dort allerdings acht Jahre später wieder ab. Port-Louis wurde schon 1766 an Spanien übergeben. 1811 stellte Spanien den Unterhalt der Kolonie ein, verzichtete aber nicht auf die Souveränität über die Inseln. Seitdem sind die Falklandinseln Gegenstand von Territorialstreitigkeiten, anfangs zwischen Großbritannien und Spanien, danach und bis heute zwischen Großbritannien und Argentinien. Die militärische Besetzung der Inseln durch Argentinien am 2. April 1982 löste den Falklandkrieg aus… Großbritannien reagierte und landete sieben Wochen später mit Truppen auf den Inseln. Nach kurzen, aber blutigen Kämpfen konnten die britischen Truppen Argentinien am 14. Juni 1982 zur Aufgabe bewegen. Es fielen ca. 900 Soldaten, davon 649 Argentinier. Auch heute noch scheint dieses Thema ein wunder Punkt in der argentinischen Geschichte zu sein, so gegenwärtig all die Symbole hier noch sind. So gibt es kaum einen Ort, der kein Monument oder eine Gedenktafel über die „Helden der Malvinas“ besitzt. So begegnen uns hier in Argentinien hunderte Schilder am Straßenrand, die besagen, dass die Falklandinseln trotz allem argentinisch sind.

Dann ist es für uns an der Zeit der südlichsten Stadt der Welt Lebewohl zu sagen. Es geht also nach langer Zeit für uns mal wieder Richtung Norden. Unseren ersten Stopp legen wir allerdings gar nicht so weit entfernt ein. Zuvor steht mal wieder ein Grenzübertritt an…dieses Mal von Argentinien nach Chile. Das gestaltet sich glücklicherweise aber ganz reibungslos. Dann erreichen wir den Parque Pingüino Rey, ein Naturreservat, in dem bis zu 120 wilde Königspinguine leben. Auf dem Parkplatz können wir übernachten und abgesehen von ordentlich Wind (wie immer hier unten), haben wir eine ruhige und angenehme Nacht. Am nächsten Morgen besuchen wir dann das Reservat. Da wir Königspinguine nicht in der Antarktis zu Gesicht bekommen haben, versuchen wir hier mal unser Glück. Königspinguine sind nach den Kaiserpinguinen die zweitgrößte Art und messen bis zu 95 cm. Ihre Art wird als „nicht gefährdet“ eingestuft…das sind doch mal gute Nachrichten! An diesem Vormittag wollen die Pinguine zwar nicht näher zu uns kommen und somit muss für die Fotos zusätzlich ein Fernglas herhalten…was ihre Qualität nicht unbedingt besser macht, uns aber dennoch diese schönen Tiere besser beobachten lässt.

Nach einer kurzen Weiterfahrt erreichen wir die Fähre in Cruce Bahia Azul. Die besagte Fähre, auf die wir auf dem Hinweg geschlagene sieben Stunden gewartet haben, weil sie aufgrund des starken Windes nicht fahren konnte (s. dazu ebenfalls Artikel „Von Alaska bis Feuerland…wir haben es geschafft! #074“). Heute haben wir etwas mehr Glück…es ist nicht ganz so stürmisch und so kommen wir schnell und reibungslos auf die Fähre. Wir müssen tatsächlich ein wenig schmunzeln, als wir Punkt 15 auf der Preisliste sehen, aber daran merkt man mal wieder…wir sind in Südamerika!

Mit der Fähre verlassen wir nun auch wieder Feuerland, die südöstlichste Region Südamerikas. Es geht also wieder Richtung Norden. Vielleicht fragt Ihr Euch, wie unsere Reise nun weitergeht, wo wir doch unser Ziel, die Panamericana von Alaska bis Feuerland zu bereisen und mit Ushuaia die südlichste Stadt der Welt zu besuchen, erreicht haben. Und genau so fühlt es sich für uns auch an…wir haben das Ziel unserer Reise erreicht…alles was jetzt kommt, ist absoluter Bonus! Unser Plan ist es, im März/April dieses Jahres wieder zurück nach Deutschland zu kommen und so stecken wir derzeit auch schon mitten in den Planungen und Vorbereitungen. Sprinti soll wieder mit uns zurück nach Hause kommen und so müssen wir uns um die Rückverschiffung etc. kümmern. Wie auch schon bei der Verschiffung von Panama nach Kolumbien, möchten wir Sprinti gerne wieder in einem Container verschiffen lassen, weil das wesentlich sicherer ist, als wenn das via Roll on Roll off (das Fahrzeug wird ohne Container auf das Schiff gefahren und ist daher vor Einbruch, Diebstahl etc. ungeschützt). Wie Ihr schon im Artikel „Wie kommen wir nach Südamerika? #055“ lesen konntet, ist das bei Sprinti und einem Container eine sehr knappe Geschichte, daher brauchen wir Profis, die sich damit auskennen. Momentan sind wir zudem auf der Suche nach einem Container-Buddy, also nach anderen Reisenden, mit denen wir uns den Container teilen können, so lässt sich das für beide Seiten wesentlich kostengünstiger gestalten. Jetzt ist bei Sprintis Länge von 6,95 m nicht mehr allzu viel Platz im Container, was es für uns nicht leichter macht, ein passendes Fahrzeug zu finden. Daher bedarf es momentan ein wenig Flexibilität unsererseits, wann die Verschiffung und damit auch unsere Rückkehr stattfinden kann. Somit nutzen wir die Zeit nun noch, uns die Dinge anzuschauen und Orte zu besuchen, die wir auf dem Weg Richtung Süden ausgelassen haben oder gerne noch sehen möchten, bevor wir uns dann auf den Weg nach Monteviedeo machen, von wo Sprinti zurück nach Europa verschifft werden soll. Es bleibt also spannend…!

Wie Ihr schon auf unserem Weg in den Süden festgestellt habt, müssen wir hier so manches Mal die Grenzen zwischen Argentinen und Chile überqueren, um voran zu kommen. So auch heute…es geht dieses Mal von Chile nach Argentinien.

Nach zwei weiteren Fahrtagen erreichen wir den zweitgrößten See (der Titicacasee ist der größte) Südamerikas. Da er sich mit seinem enormen Ausmaß tatsächlich über beide Länder erstreckt, heißt der argentinische Teil „Buenos Aires-See“ und der chilenische „Lago General Carrera“. Schon von weitem sehen wir das strahlende Türkis des Wassers und die Landschaft ist einfach unheimlich schön. Hier möchten wir bleiben! Wir haben uns einen kostenlosen Platz der Gemeinde herausgesucht, der sich direkt am See befindet. Der Platz liegt abgelegen in der Natur und ist ausgestattet mit einigen Grillplätzen, die die Einheimischen seeeehr gerne nutzen…da wird spontan auch ein ganzes Lamm gegrillt…herzlich Willkommen in Argentinien 🙂 ! Ansonsten befindet sich an diesem Ort ein Plumpsklo und direkt am See auch ein schönes Duschhäuschen. Uns gefällts hier richtig gut und nach dem kalten Süden, sind die Sonnenstrahlen eine schöne Wohltat.

Nach einigen Tagen geht es für uns weiter, aber was wäre ein Tag ohne Grenzübergang und so heißt es nun wieder „adios Argentinien…hola Chile“! Wir befinden uns noch immer auf dem Weg entlang des Buenos Aires Sees, der nun ja bekanntlich Lago General Carrera heißt und uns traumhafte Landschaften bescherrt. Die Größe des Sees ist einfach der absolute Wahnsinn…hinter jeder Ecke taucht er immer wieder auf. Was ebenfalls auftaucht ist die nächste Schotterpiste und zwar mehrere hundert Kilometer lang. Also heißt es bei Sprinti wieder: „Luft ablassen!“

Auch abends erwischen wir wieder einen wundervollen Platz…ganz für uns allein und mit einer traumhaften Aussicht. Da schmeckt ein kaltes Bierchen zum Sonnenuntergang dann besonders gut…

Am nächsten Tag erreichen wir dann die Carretera Austral…und genau da wollten wir hin! Die Carretera Austral ist eine rund 1350 Kilometer lange Straße in Chile, die von Puerto Montt nach Villa O’Higgins an die Südgrenze der Región de Aysén führt. Die Strecke ist für ihre traumhafte Landschaft bekannt, der Bau der Straße ist allerdings noch nicht vollendet, was bedeutet…vorerst Schotterpiste soweit das Auge reicht! Und der heutige Abschnitt ist von seiner Qualität gelinde gesagt nicht optimal. So bewegen wir uns lediglich schleichend voran. Sprinti ist auch gar nicht mal sooo begeistert. Aber traumhaft ist die Landschaft wirklich…und noch immer fahren wir entlang des zweitgrößten Sees Südamerikas.

Dann erreichen wir den Zusammenfluss der Flüsse Baker und Neff, der deshalb besonders ist, weil die Flüsse mit unterschiedlichen Mineralien gespeist sind, was es zu einem ausgesprochenen Farbenspiel werden lässt. Ich sage nur „türkis, türkiser, am türkisesten“…

Wir fahren weiter…noch immer Schotterpiste…noch immer im Schneckentempo. Plötzlich ertönt beim Fahren ein seltsames Geräusch…das hört sich mal gar nicht gut an! Ok, wir haben verstanden…Sprinti hat keine Lust mehr auf Buckelpiste! Glücklicherweise sind wir nicht weit vom nächsten Ort entfernt, hier in Cochrane wollten wir eh übernachten. Allerdings disponieren wir spontan bei unserem Campingplatz um, denn wir finden in der IOverlander-App einen Campingplatz, der einem Mechaniker gehört…perfekt! Es ist später Nachmittag als wir dort eintreffen und direkt werden wir freundlich von Chispa begrüßt. Wir schildern ihm unser Problem und er bietet uns an, sich Sprinti am Abend anzuschauen, wenn die Werkstatt geschlossen und wieder genug Platz in der Halle ist. Während ich also in den Abendstunden in Sprinti sitze und für Euch schreibe, wird dieser währenddessen aufgebockt und Peter und Chispa gehen auf Fehlersuche. Und dann sind die Übeltäter gefunden…kleine Steinchen, die sich in den Bremsen festgesetzt und dadurch eine Abdeckung verbogen haben.

Vor uns liegen noch weitere 250 Kilometer Schotterpiste, denn eigentlich wollen auf dieser Carretera Austral noch weiter wieder Richtung Süden. Kurzfristig planen wir um…wir lassen die Punkte im Süden aus und fahren direkt weiter Richtung Norden (s. dazu unser Route). Auch hier erwarten uns noch einige Kilometer Schotterpiste, aber diesen Abschnitt müssen wir eh bewältigen und wir wollen Sprinti nicht unnötig herausfordern.

Und so kommt mal wieder alles etwas anders als geplant, aber so ist das hier auf Reisen!

Reiseberichte Argentinien Chile

Von Alaska bis Feuerland…wir haben es geschafft! (#074)

21. Januar 2024

– Am Ende des Jahres am Ende der Welt –

Es ist der 22. Dezember 2023 als wir die chilenische Stadt Punta Arenas erreichen. Zum Jahresende sind wir mit anderen Reisenden, die im Laufe dieses Abenteuers zu Freunden geworden sind, in Ushuaia verabredet. Ushuaia ist tatsächlich die südlichste Stadt der Welt und somit auch das Ende „unserer“ Panamericana. Momentan liegen noch rund 630 Kilometer, ein Grenzübergang und eine Fährübersetzung zwischen uns und Ushuaia.

Aber eins nach dem Anderen…

In Punta Arenas gibt es so vor Weihnachten noch einiges zu erledigen. So bringen wir unsere Wäsche in den Waschsalon und hoffen, dass wir sie rechtzeitig, vollzählig und nicht zu klein oder kaputt (die Waschmaschinen und Trockner sind hier so eine Sache) wiederbekommen. Dann heißt es für die Weihnachtstage einzukaufen und natürlich sind wir da nicht die Einzigen mit diesem Vorhaben. Danach geht es für uns in einen Baumarkt, weil unsere Freunde kurz vor Ushuaia liegengeblieben sind und es vermutlich nur an einer kleinen Schraube liegt. Anschließend erreichen wir einen Campingplatz, der wie so oft in diesem Jahr eigentlich eher einem Garten eines Privathauses gleicht. Bei diesem Exemplar darf man die Dusche in einem der Hostelzimmer benutzen, da gerade allerdings alle Zimmer belegt sind, heißt das für uns keine Dusche…was wir allerdings erst am nächsten Morgen erfahren.

Es ist der 23. Dezember 2023 und unser „Duschproblem“ (was nicht wirklich eines ist, weil wir zur Not auch immer noch im Wagen duschen können) lösen wir, indem wir spontan die Nasszellen einer kleinen und etwas in die Jahre gekommenden Trucker-Raststätte nutzen. Zwar klebt ordentlich der Schimmel an den Wänden, aber dafür ist die Dusche heiß, hat nur selten Temperaturschwankungen und der Wasserdruck stimmt dieses Mal auch. Da haben wir auf dieser Reise schon „schlimmer“ geduscht. Als nächstes wartet unsere Wäsche darauf von uns aus dem Salon abgeholt zu werden und das klappt zum Glück reibungslos. Sollten einige Kleidungsstücke zu eng sein, liegt das eventuell eher an den vor uns liegenden Weihnachtstagen als an dem zu heißen Trockner.

Bevor wir Punta Arenas verlassen, besuchen wir an diesem Tag noch das Museo Nao Victoria (Schiffsmuseum). Dort finden wir die originalgroßen Nachbauten von derzeit drei Schiffen, die zur Entdeckung der Region oder der Kolonisierung des Gebietes beigetragen oder die eine besondere patrimoniale oder historische Bedeutung für die Region Magallanes (Chile) haben. Wir befinden uns hier nämlich gerade an der Magellanstraße. Aber was ist das überhaupt?

Quelle: Wikimedia NordNordWest

Die Magellanstraße ist eine Meerenge mit zahlreichen Inseln und Seitenarmen zwischen dem südamerikanischen Festland und südlichen Inseln, vornehmlich der Insel Feuerland. Sie verbindet nördlich der Südspitze Südamerikas den Atlantischen mit dem Pazifischen Ozean. Der Portugiese Ferdinand Magellan, der 1519 im Dienste der spanischen Krone als Kommandant einer Schiffsflotte zu einer Ostasien-Expedition aufgebrochen war, fand 1520 diese Durchfahrt. Ein schwerer, mehr als einen Tag anhaltender Sturm trieb zwei seiner Schiffe in eine Bucht, die sich schließlich als Durchfahrt vom Atlantischen zum Pazifischen Ozean erwies. Waren zuvor noch viele Schiffe auf der Kap Hoorn Route aufgrund der stürmischen See auf der Drake Passage gesunken, konnte von jetzt an die wesentlich kürzere und geschütztere Route über die Magellanstraße genommen werden. Ihre größte Bedeutung hatte die Magellanstraße vor dem Bau des Panamakanals, aber auch heute noch wird sie von vielen Schiffen befahren.

In dem Museum finden wir den Nachbau der Nao Victoria. Die Nao Victoria war ein 27 Meter langes und 7 Meter breites Schiff. Sie war Teil der von Magellan befehligten Flotte, die den nach ihrem Kommandanten benannten Seeweg durch den amerikanischen Kontinent entdeckte, und sie war zudem das einzige seiner fünf Schiffe, das die erste Weltumseglung vollendete. Des weiteren gehörte sie zu den ersten Schiffen, die die Region (Patagonien, Cabo Vírgenes, die Magellanstraße, Feuerland und der Pazifische Ozean) im Jahr 1520 erforschte und hatte dadurch auch Anteil an der Entdeckung Chiles. Die Nao Victoria ist daher eins der berühmtesten Schiffe in der Weltgeschichte der Seefahrt.

Als zweites Schiff finden wir die HMS Beagle vor. Die HMS Beagle war eine Brigg der Britischen Marine. Nach mehreren Missionen in England am Anfang des 19. Jahrhunderts wurde sie zum Forschungsschiff umgerüstet. Von ihren drei Reisen war die berühmteste die zweite, auf der sie sich unter dem Kommando von Kapitän Fitz Roy und mit dem jungen Charles Darwin an Bord fast drei Jahre in der Region aufhielt.

Auch ein etwas kleineres Schiff ist mit von der Partie…der Ancud. Der „Schoner Ancud“ war das Schiff, das auf Befehl des chilenischen Präsidenten Manuel Bulnes Prieto im Jahr 1843 zur Inbesitznahme der Magellanstraße für Chile beitrug. Wenn man sich dieses kleine Schiff im Gefecht auf diesem großen Gewässer und unter diesen klimatischen Bedingungen vorstellt, dann war das sicherlich kein „Zuckerschlecken“.

Dann ist es an der Zeit Punta Arenas zu verlassen, denn vor Weihnachten wollen wir ja schließlich noch an den Stellplatz gelangen, den wir uns herausgesucht haben. Und wo ist dieser Stellplatz? Genau…direkt an der Magellanstraße! Das muss hier ja auch einfach sein! Was zusätzlich heute noch sein muss, ist ein weiterer kleiner Abstecher…und zwar zum südlichsten Punkt des amerikanischen Kontinents, den man mit dem Auto befahren kann ohne mit einer Fähre überzusetzen. Das Wetter lässt mit Schneeregen zwar zu wünschen übrig (wir haben hier Sommer wohlbemerkt), aber da sind wir nun am Ende dieser besagten Straße…und wir sind nicht die Ersten, wie man an dutzenden Touristen-Aufklebern unschwer erkennen kann. Und auch ein anderer Zeitgenosse schaut vorbei…

Jetzt heißt es unseren Stellplatz für die Feiertage zu finden. Zum Glück ist dieser nicht weit, liegt er doch genau an dieser besagten Schotterstraße. Zwischen Wald und Magellanstraße befinden sich immer wieder kleine Ausbuchtungen an denen man frei und allein stehen kann. Schnell werden wir fündig und erwischen einen für uns perfekten Platz. Wir stehen windgeschützt in der Natur mit Blick auf das Meer…nun kann Weihnachten kommen!

Während wir die letzten Weihnachtsfeiertage noch in kurzen Hosen im warmen Mexiko verbracht haben, so machen wir es uns nun ganz nach „Kanada-Manier“ bei 8 Grad und Regen in Sprinti gemütlich. Wir kochen uns leckeres Essen, genießen bei Kerzenschein einen köstlichen Rotwein aus der Gegend, telefonieren mit unseren Familien zu Hause und schauen tatsächlich mal Weihnachtsfilme. Sehr gemütlich, sage ich Euch!

Und am zweiten Weihnachtstag präsentiert sich die Magellanstraße in ihrer schönsten Pracht…das Wasser glitzert im Sonnenschein, der Himmel ist blau und Delfine schwimmen umher. Was will man mehr?!

Am 27. Dezember ist es für uns an der Zeit diesen schönen Platz zu verlassen, denn noch haben wir das Ziel unserer Reise nicht erreicht. Morgen sind wir mit Freunden in Ushuaia verabredet und das heißt, es liegen noch 700 Kilometer, eine Fährüberfahrt und ein Grenzübergang vor uns. Also los geht’s! Zuerst legen wir nochmal einen Zwischenstopp in Punta Arenas und statten „unserer“ Trucker-Raststätte einen erneuten Besuch ab.

Auf unserem Weg weiter Richtung Feuerland kommen wir an dem teils verlassenen Ort San Gregorio und seinen alten Schiffswracks aus dem 19. Jahrhundert vorbei, bei denen wir kurz Halt machen. Die Betonung liegt hier auf „kurz“, denn der Wind zeigt heute wieder was er kann und bläst uns mit voller Wucht Sand und Staub ins Gesicht.

Dann erreichen wir “Punta Delgada Estrecho De Magallanes”, kurzum die Ablegestelle, an der die Fähre die Magellanstraße überquert. Mir fällt gerade auf, dass es in diesem Artikel ganz schön viel um Schiffe geht…tja, so ist das hier fast am Ende der Welt! Hatte ich schon erwähnt, dass es windig ist? Und zwar so extrem, dass die Fähre nicht fahren kann. Es herrschen Windgeschwindigkeiten von über 80 kmh und wir sehen aus der Ferne, wie das Schiff immer wieder versucht anzulegen, aber jedes Mal abgetrieben wird. Wir stehen mit Sprinti in einer langen Warteschlange, neben uns große LKWs, die zwar viel Wind abhalten, aber dennoch schaukelt Sprinti so extrem, dass uns beim Kochen fast das Wasser aus dem Topf schwappt. Nach den Bildern von durch den Wind umgekippten Fahrzeugen hier im Süden des Kontinents, hoffe ich nicht, dass uns hier so etwas auch noch blüht! So warten wir Stunde um Stunde und der Wind scheint sich nicht zu beruhigen. Langsam dämmert es. Hoffentlich müssen wir nicht über Nacht hier stehen bleiben und kommen dann eventuell nicht pünktlich in Ushuaia an! Das Positive daran ist, ich nutze die Zeit und schreibe für Euch. So warten wir tatsächlich geschlagene 7 Stunden lang. Dann endlich tut sich etwas…die Fähre kann anlegen! Als wir mit Sprinti an der Reihe sind um verladen zu werden, sehen wir wie die Fähre immer wieder droht abzutreiben und die Rampe diverse Male den Bodenkontakt verliert. Wasser schwappt immer wieder über die Rampe. Aber es klappt…wir sind mit Sprinti auf dem Schiff! Die See ist rauh und wir schaukeln ordentlich hin und her. Nach rund 20 Minuten (ja, richtig gelesen…nur 20 Minuten!) erreichen wir die andere Seite und können das Schiff mit Sprinti wieder verlassen. Nun sind wir in Feuerland! Wir fahren nur noch den nächsten Ort an und stehen dort auf einem öffentlichen Platz der Gemeinde. Wie uns geht es vielen anderen Reisenden und so sind wir nicht die Einzigen, die im Dunkeln hier eintreffen und nur noch ihr Nachtlager aufschlagen.

Nun sind wir tatsächlich in Feuerland und haben das erste Ziel unserer Reise „Von Alaska bis Feuerland“ erreicht. Yippieh! Aber was ist Feuerland eigentlich? Feuerland („Tierra del Fuego“) ist eine Inselgruppe an der Südspitze Südamerikas. Vom Festland ist sie durch die Magellanstraße getrennt. Feuerland wurde 1881 in einen östlichen Teil für Argentinien und einen westlichen Teil für Chile aufgeteilt. Im argentinischen Teil leben etwa 127.000 Menschen und im chilenischen Teil nur etwa 8000. Bei der Erkundung der Magellanstraße 1520 fanden Ferdinand Magellan und seine Männer im Norden keine Siedlungen, doch im Süden der Meerenge sahen sie des Nachts vom Schiff aus viele Feuer. Magellan habe das Land daher „Feuerland“ genannt. Und hier sind wir nun…in Feuerland! 🙂

Es ist der 29. Dezember, heute Abend ist das Wiedersehen mit unseren Freunden und es liegen noch rund 400 Kilometer und ein Grenzübertritt vor uns. Also machen wir uns schon früh wieder auf den Weg. Das Gute ist, dass wir mit Sprinti ja auch immer schnell vorankommen…wenn nicht wieder irgendetwas dazwischenkommt. Aber heute läuft es gut. So ist auch der Grenzübergang von Chile nach Argentinien an diesem Tag kein Problem…alle stecken wohl noch im Weihnachtsmodus.

Dann ist es soweit…bei Schneeregen und eisigem Wind (wiedereinmal beneiden wir nicht die Fahrradtouristen, die hier unterwegs sind) überqueren wir den letzten Pass und erreichen dann…

…Ushuaia, die südlichste Stadt der Welt!

Wir haben es geschafft! Hoch oben vom arktischen Ozean sind wir nun hier am südlichsten Punkt des amerikanischen Kontinents…nach 71.731 Kilometern sind wir am Ende der Welt angekommen!

Nun heißt es noch schnell einzukaufen, etwas zu essen und Wasser aufzufüllen…und als das geschafft ist, fahren wir zum Airbnb, in dem sich unsere Freunde Zach und Rhuta eingemietet haben. Ein schnuckeliges kleines Holzhäuschen mit Kamin und toller Sicht auf Ushuaia. Dort treffen wir auch Judith, Arthur, Shelly und Franklin wieder, die nun auch alle dieses Ziel gemeistert haben. So verleben wir einen richtig schönen Abend zusammen.

Am nächsten Tag steht noch eine kleine letzte Etappe an. Unweit von Ushuaia endet nämlich auch „unsere“ Panamericana und da müssen wir natürlich hin! Und dann ist auch das vollbracht! Danke Sprinti!!!

Die nächsten Tage nutzen wir in Ushuaia, um die Stadt zu erkunden und um noch einiges zu erledigen….

Dabei übernachten wir auf Parkplätzen mitten in der Stadt. Gesellschaft bekommen wir dabei von vielen anderen Campern. Langweilig wird es einem hier übrigens nicht, wenn Jungendliche nachts gerne die Lautstärke ihrer Motorräder testen (so ganz ohne Schalldämpfer), direkt hinter Sprinti auf nur einem Rad ihre Pirouetten drehen oder nebenan eine Disco die Musik aufdreht. Also Augen auf bei der Parkplatzwahl! 🙂

Dann ist der 31. Dezember 2023 und nach einigen Erledigungen treffen wir uns wieder mit Shelly bei Zach und Rhuta im Airbnb. Wir sitzen gemütlich am Kaminfeuer und lassen 2023 noch einmal Revue passieren. Peter und ich haben in diesem Jahr 16 Länder, 234 Städte und 728 Orte besucht. Wir haben dabei die unterschiedlichsten Kulturen und Lebensweisen kennengelernt. Viele davon haben uns begeistert, manche auch wahnsinnig gemacht. Wir haben in diesem Jahr quasi 1,3 Mal die Erde umrundet und die Schönheit der Amerikas (Nord-, Mittel- und Südamerika) bestaunt. Wir sind beeindruckt von der Natur mit ihrer Tier- und Pflanzenwelt und durften mit eigenen Augen erkennen, wie kostbar, aber auch fragil dieser einzigartige Planet ist. Wir sind unendlich dankbar für dieses Jahr 2023 und werden es, wie auch schon 2022, immer besonders im Herzen behalten.

Peter und ich wünschen Euch allen (wenn auch ein wenig verspätet) ein wundervolles 2024 und senden die allerliebsten Grüße…wo auch immer Ihr gerade auf der Welt unterwegs seid!

Reiseberichte Argentinien Chile

Patagonien (#073)

14. Januar 2024

– Von Bariloche bis zum Torres del Paine Nationalpark –

Patagonien ist eine recht ausgedehnte Region, die sich über einen Großteil der Südspitze Südamerikas erstreckt und von den Anden durchzogen wird. Der zu Argentinien gehörende Teil Patagoniens ist durch trockene Steppen, Graslandschaften und Wüsten geprägt, im chilenischen Teil finden sich Gletscherfjorde und Regenwälder der gemäßigten Zone. Oftmals wird auch das südlich der Magellanstraße gelegene Feuerland zu Patagonien gerechnet. Patagonien hat eine Größe von 1.061.000 km², ist dabei allerdings sehr dünn besiedelt. Die mittlere Bevölkerungsdichte liegt bei etwa zwei Einwohnern pro Quadratkilometer, in Santa Cruz sogar unter einem Einwohner pro Quadratkilometer. Der Name Patagonien geht auf den portugiesischen Entdecker Ferdinand Magellan zurück. Er gab den einheimischen Tehuelche-Indianern, denen er während seiner Überwinterung im Jahre 1520 in der Region Feuerland begegnete, wahrscheinlich aufgrund ihrer großen Statur den Namen „Patagones“. Hierbei lehnte er sich an eine fiktive Gestalt, den Riesen Pathagón aus den Novelas de Caballería (einer Sammlung von Rittergeschichten), an. Für uns ist klar, Patagonien wird uns mitunter die spektakulärsten Landschaften unserer Reise bescheren, daher sind wir umso gespannter all das zu entdecken. Auf geht’s durch Patagonien!

Als erstes erreichen wir auf der argentinischen Seite Patagoniens die Stadt Bariloche. Sie liegt am Nahuel Huapi, einem großen Gletschersee inmitten der Anden. Bariloche ist für seine alpenländische Architektur nach Schweizer Vorbild und seine Schokolade bekannt…ja, das klingt doch schon mal ganz vielversprechend! Wir finden einen schönen Campingplatz und erkunden tagsüber die Stadt.

Schnell stellen wir fest, wofür Patagonien ebenfalls bekannt ist…Wind! Patagonien befindet sich im Bereich der Westwindzone so wie wir in Mitteleuropa auch. Da es auf der Südhalbkugel kaum Landmassen gibt, die die Winde bremsen, wehen diese viel stärker als bei uns. Die Westwindzone zwischen 40 und 50 Grad südlicher Breite wird daher auch als „Roaring Forties“ (Donnernde Vierziger) bezeichnet. Der Westwind ist in Patagonien das ganze Jahr über kräftig, die höchsten Windgeschwindigkeiten werden im Sommer (Dezember bis Anfang März) gemessen. Ja, alles klar…wir merken es!

Dann geht es für uns auch schon wieder weiter…weiter Richtung Süden entlang der berühmten Ruta 40, die mit 5301 km längste Nationalstraße Argentiniens und gleichzeitig eine der längsten Fernstraßen der Welt. Sie ist zudem Teil „unserer“ Panamericana…wir sind also genau richtig unterwegs!

Und wie wir so weiterfahren, entdecken wir plötzlich kurz vor dem 1000 Seelen-Dorf Cholila ein Hinweisschild…

Wie bitte?! Butch Cassidy? Der Ganove, der im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts gemeinsam mit seinem Kumpel Sundance Kid sein Unwesen getrieben hat und uns seltsamerweise seit Beginn der Reise immer und immer wieder „über den Weg läuft“. Hier also auch?

Tatsächlich! Der amerikanische Gesetzlose Butch Cassidy, sein Partner Sundance Kid und Sundances Freundin Etta Place kauften 1901 eine Ranch in der Nähe von Cholila und lebten dort bis etwa 1905. Auf der 5.000 Hektar großen Ranch züchteten sie Schafe, Rinder und Pferde. Schließlich waren sie offenbar gezwungen, die Ranch zu verkaufen und zu fliehen, weil Ermittler aus Pinkerton ihren Aufenthaltsort entdeckten. Sie wurden allerdings von einem örtlichen Sheriff rechtzeitig darüber informiert, dass Pinkerton-Agenten sie holen würden. Auch heute noch stehen die drei Hütten, die als Wohnhaus, Stall und Heuschober dienten und können besichtigt werden. Wir können kaum glauben, dass uns dieser besagte Herr auch hier wieder „begegnet“ und halten kurzerhand an den Hütten, die über einen verlassenen Feldweg zu erreichen sind. Wir sind ganz allein und als sich die alten knarrenden Türen tatsächlich öffnen lassen, stehen wir plötzlich in den ehemaligen Wohnräumen von Butch Cassidy und Sundance Kid. Ich muss gestehen, mir läuft durchaus ein Schauer über den Rücken.

Am Abend erreichen wir den Nationalpark Los Alerces und landen auf einem Campingplatz mitten im Wald. Tags drauf nutzen wir die Gelegenheit mal wieder wandern zu gehen. Bei dieser traumhaften Landschaft macht das nämlich besonders viel Spaß. Und diese gelben und lilafarbenen Blumen…einfach ein Träumchen, sage ich Euch! Und so kommen wir vorbei an einem über 300 Jahre alten Baum, werden immer wieder vor Pumas in der Gegend gewarnt und fühlen uns landschaftlich so manches Mal an Kanada erinnert.

Am nächsten Tag geht es für uns weiter auf der Ruta 40 und damit weiter Richtung Süden. Dabei werden wir begleitet von jeder Menge Guanacos, Nandus, Flamingos und tatsächlich auch von Millionen von Heuschrecken. Letztere scheinen sich auf dem Asphalt zu wärmen. Und auch jede Menge Schlaglöcher sagen uns „Hallo“…da wissen wir die doch sonst recht guten Straßen mal wieder besonders zu schätzen. Abends erreichen wir einen Stellplatz mit Windschutz-Palisaden, denn der Wind wird tatsächlich immer heftiger je weiter wir Richtung Süden kommen. Zu dem Platz gehört auch ein kleines Häuschen mit Bad, Küche und Wohnzimmer samt Kamin. Wirklich sehr gemütlich! Aber wir haben in Sprinti ja alles, was wir brauchen und so verbringen wir einen geruhsamen Abend, während draußen der Wind über die Landschaft fegt.

Am nächsten Tag erreichen wir den kleinen und recht ausgestorbenen Ort „Tres Lagos“. Laut unserer App bekommen wir dort über Western Union Bargeld an einem Postamt. Doch wie so oft stimmen die Öffnungszeiten bei Google nicht mit den tatsächlichen überein und so stehen wir am Postamt vor verschlossener Tür…wir sind ganze 10 Minuten zu spät! Der nächste Ort mit Western Union Auszahlungsstelle befindet sich über 150 Kilometer entfernt. Aber irgendwie werden wir schon an Geld kommen!

Um unser nächstes Ziel zu erreichen, stehen unter anderem 70 Kilometer Schotterpiste auf dem Programm. Wir lassen vorsichtshalber etwas Luft von Sprintis Reifen. Es ist dabei so windig, dass es fast unmöglich ist, die Türen zu öffnen. Der Wind wirbelt zudem den ganzen Staub und Sand der Schotterpiste auf, was einem das Gefühl eines unfreiwilligen Gesichtspeelings verleiht. Rund zwei Stunden später befinden wir uns dann wieder auf geteertem Untergrund als plötzlich gleich zwei Lampen bei Sprinti aufleuchten…ESP und ABS funktionieren nicht! Laut Handbuch heißt es, wir sollen möglichst schnell eine Werkstatt aufsuchen. Oh nein, das hat uns gerade noch gefehlt…ist hier doch weit und breit nichts als Steppe…und Guanacos, die teilweise tot überm Zaun hängen, weil sie auf der Flucht vor der Straße beim Drüberspringen schlichtweg hängengeblieben sind. Und hier soll irgendwo eine Werkstatt sein? Niemals! Wir rufen also kurzerhand Milenko, unser Mechaniker in Santiago an und schildern ihm unsere Situation. Zum Glück kann er uns schnell beruhigen. Es ist schlichtweg so windig, dass die Elektronik der Autos das Geschaukel nicht ausgleichen kann und nur erkennt, dass irgendetwas mit der Stabilität nicht stimmt. Daher stellt sich das ESP und das ABS ab. Bei Sprinti ist also alles in Ordnung, die Elektronik ist aufgrund des starken Windes nur irritiert. Hört der Wind auf, funktioniert also alles wieder. Puh, also keine Werkstatt nötig und wir können weiterfahren! 🙂

Dann erreichen wir den Ort El Chaltén und stehen auf einem Campingplatz mitten im Zentrum und doch umgeben von einer beeindruckenden Berglandschaft. Hier wechselt man uns Dollar in Pesos und somit sind wir bargeldtechnisch erstmal wieder ganz gut ausgestattet. El Chaltén ist bekannt dafür Ausgangsort vieler Wanderungen zu sein, denn es liegt am Los Glaciares Nationalpark. Vielleicht habt Ihr schon mal von Cerro Torre und Fitz Roy gehört, zwei Granitberge, die hier mit ihren steil aufragenden Gipfeln die Landschaft prägen und einfach wundervoll aussehen. Sie sind Sinnbild für Patagonien und da sie auf der Grenze zwischen Chile und Argentinien liegen, nutzen beide Länder sie, um die Schönheit ihrer Heimat zu repräsentieren. Schon auf dem Weg hierher können wir die imposanten Gipfel kilometerweit erspähen…einfach beeindruckend!

Am nächsten Tag schlüpfen wir also wieder in unsere Wanderschuhe und auf geht’s! In unserer App „All Trails“ haben wir uns eine schöne Strecke herausgesucht und schrecken auch nicht davor zurück, als man uns an der Rezeption unseres Campingplatzes sagt, dass dieser Weg nicht wirklich befestigt und ebenso wenig erkennbar ist. Aber wir haben ja unsere App und damit hat es bislang immer gut funktioniert. Los geht es also! Unser erster Halt ist an einem Wasserfall, der vielen Touristen als Fotomotiv dient. Wir gehen also schnell weiter…ab jetzt geht es für uns bergauf. Ist es anfangs noch ein gut erkennbarer Pfad, verflüchtigt der sich allerdings schnell und wir laufen über Stock und Stein und finden uns letztendlich hoch oben auf dem Hang des Berges wieder…ohne Weg, aber mit viel Wind…und es ist steil…sehr steil! Ich muss zugeben, so ganz ungefährlich ist es tatsächlich nicht, wie wir hier am steilen Abhang stehen und der Wind wieder alles gibt. Aber dafür ist die Aussicht auf den Fitz Roy wirklich toll! Also schießen wir schnell ein paar Bilder bevor wir uns wieder auf den Weg zurück in die Tiefe machen.

Zurück am Campingplatz kommt uns plötzlich ein uns ziemlich bekanntes Auto entgegen…unsere Freundin Shelly mit ihrem Hund Franklin. Also heißt es abends erstmal quatschen was das Zeug hält und das in einem der leckeren Restaurants im Ort. Hach, was fein!

Am nächsten Tag steht für uns nochmal Wandern auf dem Programm, denn nach dem Fitz Roy wollen wir uns nun auch den Cerro Torre aus der Nähe anschauen. Dieses Mal allerdings nehmen wir einen Trail der auch wirklich existiert und nicht nur in unserer App aufgelistet ist. Definitiv die bessere Entscheidung und so führt uns unser Weg durch eine absolut tolle Landschaft, vorbei an Kascaden und Wasserfällen, die sich den Berg hinabstürzen. Die Sicht auf den Cerro Torre ist dann der absolute Wahnsinn…einfach herrlich, dieses Patagonien!

Dann ist es an der Zeit El Chaltén lebewohl zu sagen. Allerdings bleiben wir im Glaciares Nationalpark, denn die nächsten Highlights warten schon auf uns. Zuvor ist aber noch Tanken angesagt…die Tankstelle fällt hier allerdings ein wenig kleiner aus als sonst.

Als nächstes steht der Perito Moreno Gletscher auf unserem Programm. Er ist einer der größten Auslassgletscher des Campo de Hielo Sur, des größten Gletschergebietes der südamerikanischen Anden. Entgegen den meisten Gletschern der Region, zieht sich der Perito Moreno Gletscher nicht zurück. Wir erklimmen den Aussichtspunkt und haben eine beeindruckende Sicht auf diesen immensen Gletscher.

Wir übernachten in der nahegelegenen Stadt El Cafayate, in der es zwar eine Auszahlungsstelle von Western Union gibt, allerdings zahlt diese an Ausländer kein Geld aus. Glücklicherweise sind wir bargeldtechnisch noch gut ausgestattet. Wir stehen zwei Tage auf einem Campingplatz, ohne das wir viel unternehmen, weil Peter eine ordentliche Erkältung erwischt hat. Die Stadt El Cafayate ist in den letzten Jahren ein wenig vom Touristenansturm überrumpelt worden, wodurch eine Wasserknappheit herrscht. So gibt es erst immer ab mittags ausreichend Wasser im Ort, um sich zu duschen.

Nach zwei Tagen verlassen wir El Cafayate wieder und machen uns auf den Weg zum nächsten Nationalpark…dem Torres del Paine Nationalpark. Dieser liegt direkt an der Grenze in Chile, also heißt es erneut…Grenzübertritt. Auch das passiert wieder irgendwo im Nichts, läuft aber relativ easy ab…so gefällt uns das!

Der Torres del Paine Nationalpark gehört wie der Los Glaciares Nationalpark zu DEM Wahrzeichen Patagoniens. So handelt es sich bei dem Titelbild unseres Reiseführers ebenfalls um ein Foto genau aus diesem Nationalpark. „Torres del Paine“ bedeutet in der Sprache der Tehuelche-Indianer „Türme des blauen Himmels“ und ich kann sagen, der Name ist Programm, denn auch hier ragen drei nadelartige Granitberge, die zwischen 2600 und 2850 m hoch sind, majestätisch in den Himmel…Prädikat: Mega! Da Peter durch seine Erkältung noch ordentlich angeschlagen ist, sparen wir uns hier die Wanderungen und fahren einige Aussichtspunkte mit Sprinti an. Hatte ich schon erwähnt, dass es hier in Patagonien sehr windig ist?! Und zwar so sehr, dass auf einigen Parkplätzen Wohnmobile auf die Seite gekippt sind. Wir wollen es erst nicht glauben, bis man uns die entsprechenden Fotos zeigt. Wir schauen nun also sehr genau, wo und wie wir Sprinti parken!

Nach zwei Tagen verlassen wir den Park wieder, finden aber einen Platz in der Wildnis, an dem uns noch die Sicht auf den Torres del Paine bleibt. Und so stehen wir mutterseelenallein an einem Fluß, auf dessen gegenüberliegenden Seite eine Herde Wildpferde grast. Die Sonne geht langsam unter und verschwindet hinter den beeindruckenden Berggipfeln in der Ferne. Der Wind pfeifft und wir machen es uns mit einem heißen Tee in Sprinti gemütlich.

Tags darauf ziehen wir weiter, denn es ist kurz vor Weihnachen und wir haben ein Ziel…

…am Ende des Jahres am Ende der Welt zu sein!

Reiseberichte Argentinien Chile

Von dem höchsten Berg Amerikas, einer Erdbebenregion und deutschem Bier (#072)

31. Dezember 2023

– Viele Kilometer durch Chile und Argentinien –

Nachdem es uns im Ischigualasto Provincial Park und im Talampaya Nationalpark mit knapp 40 Grad Celsius (draußen wohlbemerkt) doch ein wenig heiß war, machen wir uns wieder auf in den etwas kälteren Süden Argentiniens. Auch hier kann sich die Landschaft wieder sehenlassen…

Dann erreichen wir die ca. 100.000 Einwohner-Stadt San Juan, die tatsächlich zu den ältesten Städten Argentiniens gehört. Sie wurde 1561/1562 von Juan Jufré in einem benachbarten Tal gegründet. 1594 wurde die Stadt allerdings wegen eines Hochwassers zum jetzigen Standpunkt verlegt. In der Kolonialzeit gehörte San Juan zeitweise zu Chile, mit der Unabhängigkeit fiel es aber endgültig an Argentinien. Traurige Bekanntschaft erhielt San Juan als 1944 ein verheerendes Erdbeben die Stadt verwüstete, 90 % der Gebäude zum Einsturz brachte und dabei 10.000 Menschen starben. Wir schlendern ein wenig durch die Stadt und besuchen dann auch das Erdbebenmuseum San Juans. Seitdem wir in Argentinien sind und auch in Teilen von Chile, bekommen wir fast täglich neue Erdbebenwarnungen aufs Handy. Teilweise sind sie nur fünf Kilometer entfernt oder erreichen eine 4 auf der Richterskala. Bisher hatten wir Glück, dass die Beben entweder weit genug in der Ferne oder ausreichend tief unter uns stattgefunden haben, so dass wir noch keine Erdbeben spüren konnten. In dem Museum gibt es auch einen Raum, in dem der Boden so wackelt und damit eine Erdbebensituation simuliert. Um eine solche Situation besser einschätzen zu können, hätten wir diesen Raum gerne besucht, allerdings ist er an diesem Tag geschlossen.

Am nächsten Tag fahren wir weiter…auf unserer Route Richtung Süden. Und dann ist es soweit…Sprinti erreicht seine 200.000 Kilometer-Marke! Zugegebenermaßen hätten wir die Anzeige zur Feier des Tages mal putzen können, aber das sah in der Realität gar nicht so dreckig aus wie auf dem Foto und bei diesem ganzen Staub hier auf den Straßen ist das eh ziemlich sinnbefreit 🙂 ! Wenn wir uns überlegen, dass wir den Wagen vor vier Jahren mit 117.858 Kilometern gekauft haben, dann ist da nun doch einiges dazu gekommen. Wir hoffen, dass Sprinti das noch lange mit uns mitmacht!

Dann erreichen wir den Grenzort Uspallata, in dem wir auf dem Campingplatz der Gemeinde für 2 Euro die Nacht stehen dürfen. Auf diesem Platz haben wir alles was wir brauchen und so bleiben wir drei Tage. Dabei treffen wir zufällig auch alte Reisebekannte wieder. Allerdings befindet sich dieser Platz im Wald und der Wind pfeifft ordentlich, so dass durchaus Erinnerungen an unseren Stellplatz in Mendoza aufkommen, wo wir ja nur knapp der herabfallenden Baumkrone entkommen sind (s. dazu Artikel „Jetzt also Argentinien…#071“). Aber wir haben Glück und alles geht gut!

Nach ein paar Tagen geht es für uns dann wieder Richtung chilenische Grenze, allerdings nicht, ohne zuvor noch den ein oder anderen Stopp einzulegen. So erreichen wir auch die „Puente del Inca“, eine durch Wassererosion entstandene natürliche Brücke. Das Thermalmineralwasser zementierte das Gebiet mit einer eisenhaltigen Hülle, die ihm seine merkwürdige Form und Farbe in Orange-, Gelb- und Ockertönen verlieh. In der Kolonialzeit war diese Strecke eine obligatorische Passage für Reisende und Kuriere nach Chile und für die Andenarmee im Feldzug von 1817. Auf der Höhe der Brücke, am rechten Flussufer, befinden sich fünf heiße Quellen gleichen Typs, jedoch mit unterschiedlichen Salzbestandteilen und Temperaturen zwischen 33 und 38 °C. Ihre Namen lauten Venus, Mars, Saturn, Merkur und nicht etwa Pluto oder Jupiter, sondern schlichtweg „Champagner“. Es wird angenommen, dass das Wasser heilende und stresslindernde Eigenschaften hat. Im Jahr 1925 wurde daher auch das „Hotel Puente del Inca“ erbaut, in dem die bedeutendsten Persönlichkeiten der Zeit verkehrten. Jedes Zimmer verfügte über ein eigenes Thermalbad. Im Jahr 1965 wurde das Hotel dann durch die häufigen Lawinen, die einige Zeit zuvor den transandinen Zugverkehr lahmgelegt hatten, vollständig zerstört und nur die kleine Kolonialkapelle, in der sich das Personal und die Besucher vorübergehend niederließen, blieb erhalten.

Dann geht es für uns weiter zum nächsten Hightlight auf dieser Strecke, denn nur ein paar Meter weiter befindet sich der Aconcagua, ein Berg mit bis zu zehn Kilometer langen Gletschern. Der Aconcagua ist mit 6961 m der höchste Berg Amerikas und auch der höchste außerhalb Asiens. Haben wir doch auf dieser Reise in Alaska schon den Denali besucht, mit 6190 m der höchste Berg Nordamerikas (s. dazu Artikel „Alaska…Teil 1 #016“), so erreichen wir nun diesen Giganten.

Zeit zum Wandern nehmen wir uns an diesem Tag allerdings nicht, denn wir wollen heute noch die Grenze nach Chile überqueren. Wenn man es genau nimmt, liegt die Landesgrenze zwischen Chile und Argentinien mitten in einem Tunnel und erst dahinter befinden sich die jeweiligen Grenzstationen. Wir befinden uns nämlich wieder einmal mitten in den Anden und müssen eben diesen Pass überqueren. Es ist der gleiche Grenzübergang wie beim letzten Mal und auch jetzt läuft das Prozedere schnell und reibungslos ab. Noch dazu haben wir Glück, dass wir einen netten Grenzbeamten erwischen, der sich für uns um alles kümmert und die Hunde, die unerlaubte Lebensmittel in den Fahrzeugen erschnüffeln, bleiben als wir an der Reihe sind, in ihren Käfigen. Wenn der Pass über die Anden auch durchaus wieder eine Herausforderung ist, so ist die Landschaft doch umso schöner.

Unser Weg führt uns in Chile direkt wieder in die Hauptstadt Santiago, denn dort gibt es noch das ein oder andere zu erledigen. Dieses Mal haben wir einen Stellplatz etwas außerhalb der Stadt, auf einem Berg gelegen, und treffen dort…na klar…auch wieder alte Bekannte.

Schon nach zwei Tagen machen wir uns wieder auf den Weg und lassen Santiago hinter uns. Es ist bereits Dezember und unser Plan ist es ja Silvester das Ziel unserer Reise zu erreichen…Ushuaia in Feuerland…die südlichste Stadt der Welt! Also heißt es fahren was das Zeug hält, ohne die schönen Dinge, die auf dem Weg liegen, zu vernachlässigen. So fahren wir an einem Tag rund 850 Kilometer und erreichen die Stadt Valdivia…und damit auch Patagonien, der letzte Abschnitt bis zu unserem Ziel. Allerdings liegen bis dahin auch noch ein paar Tausend Kilometer vor uns. Uns fällt auf jeden Fall schon mal auf, dass die Landschaft hier wieder wesentlich grüner wird, es gibt wieder Bäume und viele Blumen blühen. Für uns fühlt es sich nach den vielen Steppen und Wüsten an, als wenn nach dem Winter nun der Frühling innehält und alles wieder zum Leben erweckt. Hach, einfach schön!

Valdivia ist eine Stadt im Süden Chiles, ungefähr 15 Kilometer vom Pazifik entfernt und hat etwa 150.000 Einwohner. Ab 1846 siedelten in der Region vor allem deutsche Einwanderer. Dies verhalf der Stadt seit etwa 1850 zu Bevölkerungswachstum und Wirtschaftsaufschwung. Es entstanden die erste Brauerei Chiles (Cervecería Anwandter), das erste Stahlwerk, Waggonbauindustrie, Holzverarbeitungs- und Lederwarenbetriebe, Werften sowie „Valdivia’s Deutsche Zeitung“. Die Isla Teja bildete dabei das Zentrum der deutschen Einwanderer und erhielt 1939 eine Brücke als feste Verbindung zur Stadt. Und auch wir entdecken im Stadtzentrum eine deutsche Schule, die auch heute noch als Lehranstalt dient. 1909 wurde Valdivia bei einem Großbrand stark zerstört. Weitere Rückschläge erlitt die Stadt durch schwarze Listen gegen die deutschchilenischen Industriellen während beider Weltkriege. Am 22. Mai 1960 wurde die Stadt vom bisher stärksten gemessenen Erdbeben der Welt und von einem Tsunami getroffen (Großes Chile-Erdbeben). Das Beben hatte eine Stärke von 9,5 auf der Momenten-Magnituden-Skala. 40 % der Gebäude der Stadt wurden zerstört. Der Grund Valdivias sank dabei um zwei Meter ab, was zur Aufgabe vieler Industrien am Flussufer und auf der Isla Teja führte.

Wir erwischen einen kleinen Campingplatz, der eigentlich wieder eher dem Garten eines Mehrfamilienhauses gleicht und direkt an den Fluss grenzt. Von hier aus können wir unsere Einkäufe erledigen und auch ein Waschsalon ist nicht weit.

Was aber auch nicht fehlen darf, wenn wir schon mal in Valdivia sind, ist der Besuch der in Chile und Argentinien sehr bekannten Brauerei Kunstmann. Die deutsch-chilenische Familie Kunstmann baute in Valdivia-Collico bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts eine Getreidemühle, eine Brennerei und eine Hefefabrik auf. Nachdem die 1851 gegründete Anwandter-Brauerei beim großen Erdbeben 1960 zerstört worden war, begann die Familie Kunstmann in den 60er Jahren mit der Bierproduktion und das gemäß des Deutschen Reinheitsgebots. Seit 1997 wird das Bier nun auch verkauft. Also ab zur Brauerei Kunstmann, sage ich nur!

Als nächstes wollen wir uns auf den Weg machen zur Insel Chiloé, um die nächsten Tage dort zu verbringen. Aber unsere Pläne werden spontan durchkreuzt, als wir erfahren, dass eine der Fähren kaputt ist und somit alle weiteren restlos überfüllt sind. Also disponieren wir um und entscheiden uns, Patagonien als erstes von der argentinischen Seite zu erkunden. Da Südamerika auf dieser Höhe immer schmaler wird und noch immer die Anden zwischen beiden Ländern liegen, sind nicht alle Gegenden von beiden Seiten erreichbar. Daher ist es normal, dass hier zwischen den Ländern des öfteren hin und her gewechselt wird. Und somit heißt es für uns nach fünf Tagen Chile wieder „Goodbye“ zu sagen. Lief der letzte Grenzübergang doch noch schnell und reibungslos ab, so gestaltet sich das an diesem Tag ein wenig anders. Was wir zuvor nicht wussten, dass am Freitag Feiertag ist und somit den Einheimischen ein langes Wochenende bevorsteht. Heute ist Donnerstag und so verbringen wir 5,5 Stunden an der Grenze bis wir endlich wieder argentinischen Boden betreten.

Nach zehn Minuten Fahrt sind wir dann allerdings schon wieder besänftigt als wir diese wunderbare Landschaft zu Gesicht bekommen…die Landschaft Patagoniens!

Aber dazu beim nächsten Mal mehr!

Kommt gut ins neue Jahr, Ihr Lieben! Auf ein grandioses Jahr 2024!

Reiseberichte Argentinien

Jetzt also Argentinien… (#071)

24. Dezember 2023

– Wein, Vollmond und ein ziemlich dicker Ast –

Nun sind wir also in Argentinien und erreichen damit das 16. Land auf unserer Reise. Der Landesname Argentinien leitet sich von der lateinischen Bezeichnung für Silber („argentum“) ab und stammt aus der spanischen Kolonialzeit, als man hier Edelmetalle zu finden hoffte. Bis zu seiner Unabhängigkeit 1816 war Argentinien Teil des spanischen Kolonialreiches. Mit einer Fläche von knapp 2,8 Mio. km² ist Argentinien der achtgrößte Staat der Erde und der zweitgrößte des südamerikanischen Kontinents. Im Hinblick auf die Einwohnerzahl steht es mit rund 45 Millionen Einwohnern in Südamerika an dritter Stelle (nach Brasilien und Kolumbien), wobei knapp 87% von ihnen in Städten leben. Mehr als 90 % der Bevölkerung stammen nach der offiziellen Statistik zumindest teilweise von eingewanderten Europäern, mehrheitlich Italienern, ab. Die hohe Anzahl von Personen, die zumindest einen europäischen Vorfahren haben, haben einen Mythos des „weißen Argentiniens“ hervorgebracht. Neuere Untersuchungen ergaben zwischen 53 % und 65 % europäisches, 31-40 % indigenes und 4 % afrikanisches Erbgut. Und auch wir nehmen direkt war, dass es hier alles ein wenig mehr „europäisch“ abläuft. Viele Menschen unterscheiden sich tatsächlich in Größe, Körperform, Haar- und Hautfarbe von anderen Südamerikanern und das Spanisch, was hier gesprochen wird, hat in unseren Ohren durchaus einen italienischen Einfluss genossen. Auch bemerken wir, dass hier mehr Freizeitaktivitäten stattfinden. Die Menschen treffen sich z.B. mit Freunden, gehen aus, treiben Sport oder fahren Motorrad. Was uns ebenfalls auffällt, hier wird so viel geraucht, wie in keinem anderen Land auf der Reise. In allen anderen Ländern findet der „Verzehr eines Glimstengels“ quasi nicht mehr statt, so dass wir uns bei unserem Heimaturlaub im Mai in Deutschland tatsächlich gewundert haben, wie viel in Deutschland und Europa noch geraucht wird. Und auch diesbezüglich hat Europa hier in Argentinien Einzug gehalten. Ähnlich ist es mit Tätowierungen, so waren Einheimische bislang nur in den seltensten Fällen tätowiert, hier tragen viele Menschen diesen Körperschmuck. Auch was die Automarken anbelangt, wird es hier wieder eurpäischer, so säumen viele Fiats, aber auch wieder mehr Audi, Mercedes oder Volkswagen die Straßen, letztere vermehrt mit dem Modell „Suran“ (ein etwas kleinerer Tiguan auf Basis eines Fox).

Unser erstes Ziel ist die Stadt Mendoza, bekannt für DIE Weinregion Argentiniens….also genau das Richtige für uns! Wir landen auf einem schönen Campingplatz, der uns ebenfalls an europäische Campingplätze erinnert und umgeben ist von unzähligen gewaltigen Bäumen. Hier lässt es sich aushalten, haben wir doch mittlerweile sommerliche 25-30 Grad Celsius. Nachts kühlt es auf angenehme 15 Grad ab…auch das ist perfekt. Die ersten zwei Tag nutzen wir, um einiges zu erledigen und etwas zur Ruhe zu kommen.

Dann erkunden wir ein wenig die Stadt und lassen uns vom Lebensgefühl der Argentinier anstecken. Mendoza ist die etwa 120.000 Einwohner zählende Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Westen Argentiniens. Es gilt zudem als das Tor zu Chile und ist daher eine wichtige Handelsmetropole.

Der dominierende Wirtschaftszweig in Mendoza ist der Weinanbau und die daraus resultierende verarbeitende Industrie. Die Kellereien generieren 50 % der Exporterlöse Mendozas und stehen für 80 % des gesamten argentinischen Weinexports. Und was heißt das für uns? Na klar…wir müssen uns mal ganz persönlich von der Qualität des Weins überzeugen lassen! Und wo geht das besser als direkt auf einem Weingut?! Wir starten allerdings mit dem Besuch des „Weinmuseums“ der Stadt, was genau genommen zwei alte Wohnhäuser (besser gesagt Villen), der berühmten ersten Weinanbauer Mendozas, sind…umgeben von einer wunderschönen Parklandschaft. Der Schweizer Baptist Geronimo Gargantini und der Italiener Juan Giol gründeten 1896 ein Unternehmen, das zum Stolz des Weinbaus in Mendoza werden sollte. Sie kauften 44 Hektar Land und bauten die ersten Teile des Weinguts. Das Wachstum der Produktion war schwindelerregend und so beschlossen sie, zwischen 1908 und 1910 diese prächtigen Häuser an jenem Ort zu bauen. Nur ein Haus kann heute noch betreten werden, das andere hätte leider eher ein wenig Handwerkerliebe nötig. Vorsichtig betreten wir den Eingangsbereich. Es handelt sich um eine alte Villa mit knarrenden Holzdielen, hohen Decken und einer herrschaftlichen Treppe. Wir scheinen die einzigen Besucher zu sein und so ist niemand dort als wir das alte Haus betreten, was es ein wenig unheimlich macht. Wir wandern von Zimmer zu Zimmer, die teilweise noch einzelne Möbelstücke beheimaten. Einige Zimmer sind leer und durch die schmalen Schlitze der geschlossenen Fensterläden fällt nur ein wenig Sonnenlicht. Es ist merkwürdig an diesem Tag alleine in diesem Haus zu sein, in dem man die Geschichte wortwörtlich spüren kann.

Dann geht es für uns weiter zum Weingut „Bodegas Lopez“, bei dem wir eine Tour gebucht haben. Weil wir früh dran sind, dürfen wir schon mal ein wenig probieren. Aufgrund der enormen Inflation von rund 140% in Argentinien allein im letzten Jahr, sind die Preise hier natürlich auch demensprechend. So zahlen wir pro Glas Wein lediglich 80 Cent, eine Flasche sehr guten Wein bekommt man tatsächlich bereits ab 1,50 Euro.

Dann geht es auf zur Tour. Weil hier die meisten Menschen ausschließlich spanisch sprechen, sind wir gemeinsam mit einer australischen Touristin die einzigen Teilnehmer der englischsprachigen Tour. So werden wir in die Weinkeller und Produktionshallen geführt und erfahren viel über die lange Geschichte des Familienunternehmens. Natürlich darf im Anschluss auch eine kleine Weinprobe nicht fehlen…

Anschließend geht es für uns mit dem Taxi zurück in die Stadt, denn was ist ebenfalls typisch argentinisch? Genau…Steaks! So werden wir in einem der vielen Restaurants fündig und auch wenn ich gar nicht mal sooo der Fleischesser bin, schmeckt es auch mir sehr gut. Allerdings ist es schon ein wenig speziell zu sehen, was für riesige Platten Fleisch an all die Tische gebracht werden. Beilagen sind tatsächlich Nebensache…hier stellt sich nur die Frage…Fleisch, Wurst oder beides?!

In dieser Nacht stürmt es ordentlich und wir werden in Sprinti ganz schön hin und hergeschaukelt…aber was soll’s?! Am nächsten Morgen allerdings wird uns ganz schön mulmig zumute, als wir sehen, was in der Nacht passiert ist! Rund drei Meter neben Sprinti, also genau da, wo wir bis vor zwei Tagen noch geparkt hatten, liegt es riesiger Ast, besser gesagt eine gesamte Baumkrone auf dem Boden. Der Sturm hat also ordentliche Arbeit geleistet und um ein Haar hätte das Ganze auch anders ausgehen können. Auch wir stehen direkt unter dicken Bäumen und als wir die an diesem Morgen genauer unter die Lupe nehmen, sehen wir, dass ein tiefer Spalt durch den Stamm bis hoch in die Baumkrone geht und das bei dem Baum, der sich genau über uns befindet. Eigentlich wollten wir noch einen weiteren Tag auf diesem Platz bleiben, entscheiden uns spontan allerdings weiterzufahren. Man soll sein Glück ja nicht all zu doll herausfordern!

Jetzt noch schnell Sprinti von all dem Vogeldreck befreien…wo Bäume sind, sind oft auch Vögel und die hatten an unserem Campingplatz eine sehr gute Verdauung…sehr zum Leidwesen von Mensch und Wagen.

Von der Stadt geht es dann wieder in die Natur. Wir fahren Richtung Norden. Auf dem Weg versuchen wir noch an Bargeld zu gelangen, das ist nämlich in Argentinien gar nicht so einfach. Die argentinische Wirtschaft hat in den vergangenen Jahrzenten extreme Schwankungen erlebt und dass, obwohl es Anfang des 20. Jahrhunderts zu den reichsten Ländern der Welt gehörte. Die letzte Regierung hat versucht, die Wirtschaft zu stabilisieren, in dem sie einen bestimmten Wechselkurs für den Dollar festgelegt hat. So wollte es die Theorie. In der Praxis hat sich allerdings ein zweier Wechselkurs für den Dollar entwickelt, der sogenannten „Blue-Dollar“, den die Menschen im alltäglichen Leben nutzen. Dieser ist mittlerweile dreimal so hoch wie der von der Regierung gewünschte Kurs, was zur Folge hat, dass der argentische Peso im Verhältnis zum Dollar immer mehr an Wert verliert. Für uns bedeutet das, dass wir versuchen, so viel wie möglich mit Kreditkarte zu bezahlen, da Visa und Mastercard nach dem Blue-Dollar abrechnen. Das funktioniert allerdings nur zu ca. 80%. Wir benötigen also auch Bargeld. Würden wir es am Geldautomaten abheben, würde der offizielle Kurs zu Grunde gelegt, was für uns ein sehr schlechtes Geschäft wäre. Uns bleiben also zwei Möglichkeiten: 1. Wir haben aus den USA, Panama und Ecuador (die alle den Dollar als Zahlungsmittel nutzen) US-Dollar mitgebracht und können den hier in den Wechselstuben in argentinische Pesos tauschen. Dazu sei gesagt, dass 50er und 100er Banknoten einen besseren Kurs bringen als kleinere Scheine. Zudem wird penibel darauf geachtet, dass die Scheine weder beschädigt noch bekritzelt sind, ansonsten werden die dann nämlich gar nicht angenommen. 2. Man kann den weltweiten Bargeldservice der Western Union Bank nutzen, der allerdings sehr kostspielig ist und man eine Ausgabestelle finden muss. Diese Ausgabestelle muss dann zum einen den entsprechenden Betrag in Pesos vorliegen haben (daher besser nicht mehr als 100 Dollar wechseln) und zum anderen auch gewillt sein an Ausländer auszuzahlen. Also alles gar nicht so einfach!

Durch die Präsidentschaftswahl am Tag unserer Einreise haben viele Argentinier die Hoffnung, dass sich dieses wirtschaftliche Auf und Ab beruhigt und der Staat zu seiner wirtschaftlichen Stärke zurückkehrt. Auch wenn wir uns freuen, dass wir für 10 Brötchen lediglich 1 Euro und für einen Liter Benzin (der zudem von der Regierung subventioniert wird) nur 36 Cent bezahlen, so haben wir doch auch Mitleid mit den hart arbeitenden Menschen, die enorm unter dem ständigen Wertverlust ihrer Währung und somit auch ihrer Arbeit leiden.

Dann erreichen wir unser Ziel, den Ischigualasto Provincial Park. Das Naturreservat liegt im Nordwesten Argentiniens und wird wegen seiner extremen Trockenheit auch „Valle de la Luna“ (Mondtal) genannt. Es liegt in unmittelbarer Nähe des Nationalparks Talampaya und wurde gemeinsam mit diesem im Jahr 2000 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. Geologisch gesehen gehören das Naturreservat und der Nationalpark Talampaya zur Ischigualasto-Formation, die sich durch gut erhaltene, etwa 230 Millionen Jahre alte Fossilien auszeichnet. Unter anderem entstammen dieser Formation einige der ältesten bekannten Dinosaurierfunde. Und so statten wir dem Park-Museum als erstes einen Besuch ab.

Dann haben wir Glück, dass kurzerhand auch eine Tour durch den Park stattfindet, den man nämlich nur mit Guide und seit Corona auch nur mit dem eigenen Auto befahren darf. Die argentinische Variante sieht dann so aus, dass der Guide einfach zu dem ersten Privatwagen mit in das Auto steigt und sich die kleine Blechlawine dann durch den Park schängelt. So auch wir mit Sprinti. Das Reservat umfasst 8.000 Quadratkilometer und ist zum Schutz einer wüstenhaften Landschaft eingerichtet worden. Es existieren viele von der Erosion geschaffene skulpturartige, kuriose Gesteinsformationen, die oft an bekannte Objekte erinnern, wie das U-Boot, die Bocciabahn, der Pilz und die 1989 eingestürzte Wunderlampe Aladins, die bis dahin das Wahrzeichen des Parks war. Das Gebiet liegt etwa 1300 Meter über dem Meeresspiegel und beherbergt eine typische Wüstenvegetation, die aus Kakteen und Büschen besteht. Darüber hinaus gibt es starke Temperaturschwankungen von −10 °C bis +45 °C. Wir bekommen an diesem Tag die extreme Hitze zu spüren, zeigt das Thermostat doch „angenehme“ 40 Grad. So ist jeder Windzug herzlich willkommen. Wir legen auf unserer Route verschiedene Zwischenstopps ein und erhalten diverse Erklärungen von unserem Guide. So kommen wir z. B. an Steinformationen vorbei, die durch die Erosion aussehen wir präzise geschliffene Kugeln, die auf der Welt in dieser Form einzigartig sind. Landschaftlich erinnert uns die Gegend total an die USA mit seinen Canyons und bunten Felsen. Besonders beeindruckt sind wir als plötzlich 8 Kondore über uns kreisen, die auf dem Boden sitzend tatsächlich eine Größe von 1,40 m aufweisen und dadurch wirklich majestätisch durch den Himmel gleiten.

Jeden Monat, immer zum Vollmond, ist der Park drei Tage lang auch nachts geöffnet und man kann mit einem Guide eine Nachtwanderung im Mondschein durch diese besondere Landschaft machen. Wir schauen im Kalender nach…der nächste Vollmond ist…HEUTE! Alles klar, das nehmen wir mit! Glücklicherweise bekommen wir noch Karten und so geht es für uns um 23 Uhr noch einmal mit Sprinti los durch den Park. Allerdings sind wir nicht die einzigen mit diesem Plan und so schlängeln sich nun mehr als 50 Autos entlang der staubigen Straßen. Uns beschleicht das schlechte Gewissen, warum man die Landschaft nicht wenigstens in der Nacht in Ruhe lässt oder zumindest statt der vielen einzelnen PKWs besser einen Bus einsetzt. Die Autos werden an einem zentralen Ort geparkt und wir machen uns zu Fuß auf durch den Park. Lampen…Fehlanzeige! Lediglich der Mond schenkt uns gerade genug Licht, um über Stock und Stein zu laufen. Dass man auf den Fotos überhaupt etwas erkennen kann, liegt wohl eher an der Nachtsicht-Einstellung unserer Handy-Kamera. Einen Weg oder Trampelpfad gibt es hier gerade nicht. Und so verleiht es uns auch in dieser großen Gruppe schon das Gefühl ganz allein mit der Natur zu sein und nur der Mond beobachtet uns dabei…

Gegen 2 Uhr in der Nacht kehren wir zurück zum Parkeingang. Der sich dort befindliche Campingplatz ist momentan allerdings geschlossen, weil sich derzeit ein Puma in der Gegend umhertreibt. Gut, dass wir gerade noch durch den Park gewandert sind, sag ich nur! Peter und ich machen uns also mitten in der Nacht auf den Weg, um den ca. eine Stunde entfernten Talampaya Nationalpark zu erreichen, da wir dort übernachten dürfen. Normalerweise vermeiden wir es nachts zu fahren, weil es aufgrund schlechter Straßen, fehlender Beleuchtung, einfach aus Sicherheitsgründen oder auch weil gerne mal Tiere auf der Straße stehen, durchaus gefährlich werden kann. In dieser Nacht kommt zudem die Müdigkeit hinzu, die uns beide mittlerweile quält. Anfangs sind wir nicht die einzigen, die hier auf diesen Straßen noch unterwegs sind, aber immer mehr verlassen unsere Route und so sind wir irgendwann allein unterwegs auf dieser Landstraße, umgeben von dunklem Nichts. Daher sind wir froh und erleichtert, als wir gegen 3 Uhr den Parkplatz erreichen und fallen nur noch todmüde ins Bett.

Rund 3,5 Stunden später werden wir allerdings schon wieder vom Wecker geweckt, denn auch den Talampaya Park wollen wir erkunden. Das Reservat umfasst 215.000 Hektar und schützt die wüstenhafte Landschaft im Tal des „Rio Talampaya“, in der die Erosion vielfarbige Gesteinsformationen hervorgebracht hat. Zudem gibt es auch hier mehrere archäologische Fundstätten in der Gegend. Das im Park anzutreffende, fossilführende Gestein entstand aus Sedimenten, die während der Trias, dem ältesten System des Erdmittelalters, auf dem Festland abgelagert worden sind. Zusammen mit den Gesteinen im nur wenige Kilometer weiter südlich gelegenen Naturreservat Ischigualasto wurde dies dokumentiert. Deshalb ist der darin enthaltene Fossilbericht weltweit einmalig. Zudem sind hier auch frühe Spuren des Menschen sichtbar, was sich unter anderem durch uralte Wandmalereien zeigt.

Auch diesen Park darf man nur mit einem Guide betreten und so startet unsere gewünschte Tour bereits um 9 Uhr. Dieses Mal nicht mit dem eigenen Auto, sondern in einem Bus werden wir durch den Park gefahren und halten an besonders eindrucksvollen Punkten. Auch dieser Park ist faszinierend und beeindruckt uns mit seinen gewaltigen Felsen fast noch mehr als wir durch die Schlucht fahren und im Verhältnis wohl eher der Größe einer Ameisen entsprechen. An einer Stelle werden wir aufgefordert als Gruppe einige Schreie abzulassen, die tatsächlich Sekunden später ein so beeindruckendes Echo wiedergeben, als würde uns eine Gruppe im Tal nebenan antworten. In diesem extremen Ausmaß haben weder Peter noch ich das je erlebt. Echt der Wahnsinn, sage ich Euch! So verleben wir auch hier einen schönen Vormittag, bevor es für uns mal wieder weitergeht…

Jetzt, wo ich hier sitze und diese Zeilen für Euch schreibe, sind bereits ein paar Wochen vergangen und Weihnachten steht vor der Tür. Daher möchten wir das zum Anlass nehmen Euch die liebsten Weihnachtsgrüße nach Hause zu schicken. Habt eine schöne Zeit mit Euren Lieben und genießt ein wenig die Ruhe zum Jahresende. Wir tun dies…am südlichsten Punkt des amerikanischen Kontinents, der mit einem Auto befahren werden kann, ohne das Wasser überqueren zu müssen (schaut dazu gerne mal unter unserer Route).

In diesem Sinne frohe Weihnachten und eine dicke Umarmung aus dem windigen Südchile!