– Yucatán –
Von Campeche aus fahren wir weiter Richtung Norden und erreichen dann auch den nächsten Bundesstaat…Yucatán! Der Staat mit seinen 2,3 Mio. Einwohnern ist bekannt für seine Strände am Golf von Mexiko und für einige der bedeutensten Ruinenstätten der Maya-Kultur. Und beides steht bei uns für diese Woche auf dem Plan…so lange sich Pläne hier überhaupt schmieden lassen!
Als erstes erreichen wir Uxmal. Uxmal bezeichnet die Ruinen einer ehemals großen und kulturell bedeutenden Stadt der Maya. Die Stadt erlebte ihre Blütezeit im 9. und frühen 10. Jahrhundert n. Chr., wurde aber bereits ein bis zwei Jahrhunderte später völlig verlassen. Heute ist Uxmal eine der meistbesuchten Ruinenstätten der Maya und bietet durch Restaurierungen von Gebäuden einen guten Einblick in das originale Aussehen der Stadt. Also nichts wie hin!
Wie wir zuvor herausgefunden haben, kann man auf dem Parkplatz von Uxmal übernachten und das machen wir auch. Da wir die einzigen sind, die diese Möglichkeit in Anspruch nehmen, sind wir morgens auch die ersten am Eingang. So können wir die Ruinen besichtigen bevor Unmengen an anderen Touristen das Areal in Beschlag nehmen. Also genießen wir die Ruhe an diesem frühen Morgen zwischen all den alten Gebäuden und können nur erahnen, wie das Leben für die Menschen hier damals ausgesehen haben muss. Neben all der harten Arbeit, die so ein Alltag damals mit sich brachte, wurde auch einigen Sportveranstaltungen gefrönt. So gab es ein „Mesoamerikanisches Ballspiel“, bei der sich zwei Mannschaften mit dem Ziel gegenüberstanden, einen Ball durch einen im Mittelteil des zentralen Spielfeldbereichs angebrachten Ring hindurch zu befördern oder aber bestimmte (nicht ringförmige, sondern meist vollrunde) Markiersteine, die wahrscheinlich die Sonne symbolisierten, zu treffen. Das Mesoamerikanische Ballspiel wurde somit wohl ein nicht unwichtiger Faktor in der Entwicklung europäischer Ballspiele. Allerdings gibt es Indizien, dass die Verlierer damals als Menschenopfer herhalten mussten…und da muss ich sagen, bin ich äußerst froh, dass das bei unseren derzeitigen Ballspielen nicht mehr so gehandhabt wird!
Was es hier auf dem Gelände neben all den Ruinen ebenfalls gibt, sind Iguanas (dt. Leguane), eine Gattung pflanzenfressender Eidechsen, die in tropischen Gebieten Mexikos, Mittelamerikas, Südamerikas und der Karibik beheimatet sind. Einige Mexikaner hatten uns zuvor schon mal erzählt, dass sie Iguanas auch gerne mal verspeisen…schmecken sie doch wie Hühnchen. Ja gut, da sind wir jetzt nicht so scharf drauf, aber an diesem Morgen bekommen wir sie endlich mal live zu Gesicht. Ihre Tarnung ist allerdings außergewöhnlich gut, so dass sie gar nicht immer so leicht zu entdecken sind. Ihr könnt auf den Fotos ja mal ganz genau hinschauen, ob Ihr sie erspähen könnt. Wer findet die Meisten?
Dann führt uns unser Weg weiter zur nächsten Maya-Stätte nach Ek Balam…Ihr seht schon, die Ruinen häufen sich hier! Die frühesten Spuren der Siedlung reichen bis in die Zeit zwischen etwa 100 und 300 n. Chr. zurück. Ihre Blütezeit erlebte die Stätte in den Jahren 700 bis 1000. Etwa ab dem Jahr 1200 dürfte der Abstieg des Kultzentrums begonnen haben. An dieser Stätte ist das Besondere, dass man sie heute noch besteigen darf und so machen wir uns auf und erklimmen die vielen, doch sehr unebenen, vor allem aber steilen Stufen hoch auf die Spitze einer alten Pyramide. Abgesehen davon, dass man sich hier bei jedem Schritt wirklich konzentrieren muss, um nicht rücklings kehrt zu machen, und froh ist, wenn man oben angekommen ist…so sieht das hölzerne „Geländer“ des Plateaus oben auch nicht wirklich vertrauenserweckend aus. Also oben kurz die Aussicht genossen und ab geht es wieder runter…was bei diesen Stufen auch gar nicht mal so einfach ist…und galant sieht der Abstieg schon mal gar nicht aus…aber das ist glücklicherweise nicht nur bei uns der Fall.
In unmittelbarer Nähe zu der Ruine Ek Balam befindet sich auch die Cenote „Xcanche“. Cenoten sind natürliche Wasserbecken in der Tiefe, die sich über mehrere Jahrtausende gebildet haben. Durch die Auflösung des Kalkgesteins bilden sich Höhlen und unterirdische Wasserläufe. Bricht die Decke einer solchen Höhle ein, so entsteht eine Tagöffnung, die bis zum Grundwasser reichen kann. Die Maya betrachteten diese Bildungen als Eingänge zur Unterwelt und nutzten sie häufig als religiöse Opferstätten. Die gewaltigen Höhlen galten als Sitz von Göttern der Unterwelt. Die Bezeichnung „Cenote“ geht daher ebenfalls auf die Sprache der Maya zurück und bedeutet der „Heiliger Quell“. Insgesamt wird die Zahl an Cenoten auf der Halbinsel Yucatán auf über 6.000 geschätzt. Sie besitzen im Durchschnitt eine Tiefe von etwa 15 Metern, vereinzelt auch von über 100 Metern. Und Xcanche soll an diesem Tag unsere allererste Cenote sein, die wir besichtigen. Und da es wieder unwahrscheinlich warm ist, kommt uns eine Abkühlung gerade recht. Also hüpfen wir auch schnell mal rein und teilen uns die Cenote mit dem ein oder anderen Wels, der um uns herumschwimmt.
Den nächsten Tag starten wir…na klar, mit einer Maya-Stätte. Aber nicht mit irgendeiner, sondern mit Chichén Itzá, eines der sieben neuen Weltwunder (!)…und, na klar auch UNESCO-Weltkulturerbe! Zwischen dem 8. und dem 11. Jahrhundert muss diese Stadt eine überregional bedeutende Rolle gespielt haben. Wie diese genau aussah, konnte bisher jedoch nicht geklärt werden. Einzigartig ist, wie in Chichén Itzá verschiedene Architekturstile nebeneinander auftreten. Neben Bauten in einem modifizierten Puuc-Stil gibt es Bauformen, die toltekische Züge aufweisen. Dies hat man früher oft auf einen direkten Einfluss von Auswanderern aus Zentralmexiko bzw. von Eroberern aus Tula zurückgeführt. Am bekanntesten ist die Pyramide des Kukulcán und obwohl wir morgens die ersten Besucher an der Parkplatzschranke sind, rennen bereits die Massen an Menschen zur Pyramide sofort als die Türen zur Stätte sich öffnen.
Die Pyramide ist der unbestrittene Publikumsmagnet in Chichén Itzá. Es besitzt diesen Rang allerdings nicht nur aufgrund seiner beeindruckenden Bauweise und Größe, sondern auch aus einem weiteren Grund: Zweimal im Jahr, zur Tagundnachtgleiche (19-21.03. & 22.-24.09., wenn Tag und Nacht in etwa gleich lang sind), versinkt bei Sonnenuntergang eine Seite der Pyramide fast vollständig im Schatten. Dann wird nur noch die Treppe von der Sonne angestrahlt und auf sie projizieren sich die Stufen der Pyramide. Dieses aus Licht bestehende Band vereint sich schließlich für kurze Zeit mit einem Schlangenkopf am Fuß der Pyramide und stellt so eine gefiederte Schlange dar. Allerdings sei es nicht nachweisbar, dass dieser beeindruckende Effekt von den Maya gleich interpretiert wurde und noch weniger, dass er beim Bau der Pyramide beabsichtigt war. Einige Quellen sprechen allerdings davon, dass der Effekt errechnet wurde. Wir verpassen die Tagundnachtgleiche nur knapp, geraten am Vorabend unseres Besuchs allerdings in das damit zusammenhängende Verkehrschaos, als über 20.000 Menschen Chichén Itzá wieder verlassen, nachdem sie sich dieses Spektakel angeschaut haben.
Auch das Echo in dieser Stätte ist etwas Besonderes: Steht man vor einer Seite der Pyramide, wird der Schall viele hundert Meter weit zurückgeworfen und verstärkt. Ein Händeklatschen hört sich dabei an wie ein Pistolenschuss. Das Echo entsteht zwangsläufig bei einer hinreichend großen glatten Reflexionsfläche. So sehen wir nicht selten Menschen, die an diesem Tag klatschend neben uns stehen.
Im Laufe des Vormittags wird es tatsächlich immer voller, so dass wir froh sind, wieder so früh am Start gewesen zu sein. So sind wir sogar bereits vor Ort, bevor die ganzen Straßenhändler ihre Waren aufgebaut haben.
Nach den bereits von uns besuchten Maya-Ruinen Teotihuacan, Cholula, Palenque, Uxmal und Ek Balam (s. dazu auch die Artikel „Im Regenwald #042“ und „Jetzt hat es uns auch erwischt #039“) rundet der Besuch in Chichén Itzá das Ganze für uns noch einmal ab und ist als Weltwunder natürlich auch etwas ganz Besonderes.
Dann ist nach all den Ruinen mal wieder Zeit für etwas Strand…und dieser Strand kann sich sehen lassen! So stehen wir hier mutterseelenallein und genießen die Südsee-Atmosphäre (zwar ist es nicht die Südsee, aber dafür der Golf von Mexiko!). Zwar ist im Meer ein wenig zu viel Seegras, so dass wir nicht hineinhüpfen, aber auch so lässt es sich hier bestens aushalten.
Nach einer Übernachtung am Strand geht es für uns am nächsten Tag weiter Richtung Merida, die Hauptstadt Yucatáns. Dort ist es mal wieder an der Zeit Wasser aufzufüllen (hier kann man sich das Wasser in Kanistern abzapfen) und Wäsche zu waschen. Anders als sonst in Mexiko üblich, gibt es hier einen Waschsalon, bei dem man die Wäsche noch selber waschen kann. Was ich gar nicht so schlecht finde…hat man so doch ein wenig mehr Kontrolle :). „Hinter die Kulissen“ der Maschinen zu gucken, ist allerdings auch nicht so reizvoll.
In Merida treffen wir auch Heinz wieder, mit dem wir zuvor ein paar Tage in Oaxaca gewesen waren (s. dazu Artikel „Mit Freunden in Oaxaca #040“). Wir erkunden ein wenig die Stadt, essen auf einem der typischen Märkte typische Tacos und lassen den Tag in einer Bar direkt an unserem Stellplatz ausklingen. Diese Nacht verbringen wir nämlich auf einem großen Parkplatz eines Einkaufszentrums.
Am nächsten Tag verlassen wir Merida auch schon wieder und erreichen einen netten Campingplatz (Xkopek) auf dem wir mit Heinz einen schönen Abend am Lagerfeuer verbringen…ja richtig „Lagerfeuer“…Ihr wisst, wer da wieder vollkommen aus dem Häuschen ist! Am nächsten Morgen starten wir den Tag mit einer „Bienentour“, die vom Betreiber des Campingplatzes angeboten wird und sich mit den vor Ort lebenden Bienen beschäftigt. Direkt am Platz befindet sich eine ausgetrocknete Cenote, dessen Boden noch immer viel Feuchtigkeit besitzt und in der eine spezielle Luftfeuchtigkeit besteht, die uns beim Besuch zwar arg zum Schwitzen bringt, den Bienen aber ein idealen Lebensraum bietet. Es handelt sich hierbei um Bienen unterschiedlichster Art, die keinen Stachel besitzen, somit also nicht stechen können, und nur sehr wenig Honig herstellen, was diesen zu etwas ganz Besonderem macht. In ganz Yucatán gibt es über 1900 verschiedene Bienenarten und alle hatten eine spezielle Bedeutung in der Maya-Kultur. Nachdem wir die trockene Cenote besucht haben und auch einen Blick in den ein oder anderen Bienenstock reinwerfen konnten, geht es weiter mit der Verkostung verschiedener Honigarten, die ihre besondere Nuance auch durch die hier wachsenden Blumen erhalten. Das war doch schon mal ein guter Start in den Tag!
Dann geht es für uns weiter Richtung Osten denn dort wartet eine ganz besondere Gegend auf uns.
Welche Gegend das genau ist, erfahrt Ihr dann in der nächsten Woche…
3 Comments
Die Mexikaner und Ihre Skelette😎😎😂, da sind die ja wohl voll drauf abgefahren.
die Maya-Kulturen sind schon klasse, aber es ist und bleibt sehr mysteriös, aus welchem Grunde dieses Volk plötzlich verschwunden ist und alles verlassen hat.
gab es dafür in Mexiko Erklärungen?
danke für den schönen Bericht und bis zum nächsten Mal.
Liebe Grüße
[…] Karsthöhlen, von denen es in dieser Gegend Mexikos unheimlich viele gibt (s. dazu auch Artikel „Wir besuchen ein Weltwunder #043“). In einer Cenote geschwommen sind wir ja bereits, jetzt wird getaucht! Schon früh am Morgen […]
[…] dass wir in Mexiko das Weltwunder „Chichén Itzá“ besucht haben (s. dazu auch Artikel „Wir besuchen ein Weltwunder #043“). Wir nannten dies unter uns immer „Chicken Itzá“. Dreimal dürft Ihr nun also raten, […]