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Kolumbien

Reiseberichte Kolumbien

Medellin, die einst gefährlichste Stadt der Welt (#060)

3. September 2023

– Und warum das Drogengeschäft in Kolumbien immer noch eine große Rolle spielt –

Wir sind auf dem Weg nach Medellin (s. dazu auch unsere Route) und auf den Straßen begegnet uns mal wieder so einiges…von freilaufenden Pferden, die sich ganz doll lieb haben bis hin zu auf das Autodach geschnallte Schnittblumen…alles dabei!

Dann erreichen wir Medellin, die mit mehr als 2,6 Millionen Einwohnern (4,2 Mio. Einwohner in der Metropolregion) zweitgrößte Stadt Kolumbiens. Die Stadt ist aufgrund ihres ganzjährig sonnigen und warmen Klimas als „Stadt des ewigen Frühlings“ bekannt. Viele Jahre galt Medellin allerdings auch als gefährlichste Stadt der Welt. Die Statistik berichtet von mehr als 45.000 Tötungsdelikten im Zeitraum 1990–1999. Erst nachdem paramilitärische Milizen vertrieben und Ende 2003 auch entwaffnet wurden, sank die Zahl drastisch von 6.658 Fällen (1991) auf 778 Fälle (2004) und lag somit unter dem Durchschnitt anderer lateinamerikanischer Großstädte. Medellin erreichte seinen niedrigsten Stand an Morden im August 2007 und gilt heute tatsächlich als eine Vorzeigestadt Lateinamerikas. Gründe hierfür sind die erfolgreiche Integration der zuvor schwer zugänglichen städtischen Randbezirke, deren Anschluss an die Stadt mit preiswertem kommunalen Nahverkehr und Seilbahnen sichergestellt wurde, die Stärkung von Kunst, Kultur und Sport im öffentlichen Raum sowie breite Investitionen in Bildung und Hochschulen. 2012 wurde Medellin daher vom Wall Street Journal zur innovativsten Stadt der Welt ernannt.

Gemeinsam mit unseren amerikanischen Freunden Rhuta, Zach und Shelly fahren wir zu einem Campingplatz ein wenig außerhalb der Stadt. Hier werden wir von gleich acht Hunden begrüßt und die nächsten Tage stehen voll unter dem Motto: „Vorsicht, Tretminen!“ Nichtsdestotrotz können wir hier mal wieder Wäsche waschen, das ein oder andere erledigen und für Euch Artikel schreiben…Gesellschaft haben wir dabei immer!

Auf dem Platz treffen wir zufällig auch Franzi und Kay wieder, die wir zuletzt in Mexiko getroffen haben…ja, die Reisewelt ist klein! Abends wärmen wir uns am Lagerfeuer auf, denn es ist tatsächlich kalt geworden. Wir befinden uns noch immer in den Anden und mittlerweile auf einer Höhe von ca. 1600 m über dem Meeresspiegel. Da kommt so ein Feuerchen am Abend gerade recht!

Dann machen wir uns endlich auf auch die Stadt zu erkunden. Unweit unseres Campingplatzes startet eine Seilbahn, die uns bis mitten in die Innenstadt bringt…sehr praktisch und die Aussicht ist einfach der Hammer!

Nach der Seilbahn geht es noch kurz in die Metro und dann sind wir auch schon mittendrin im Geschehen. Als erstes erreichen wir den „Plaza Botero“, ein Platz mit 23 Skulpturen des Künstlers Fernando Botero. Wir finden, die ein oder andere ist ja ganz nett anzuschauen, der Rest ist dann wohl eher Geschmackssache. Wir schlendern weiter…durch diese bunte volle Stadt, die so voller Leben steckt und uns mit ihren vielen Eindrücken so manches Mal ein wenig überfordert.

Gemeinsam mit Shelly machen wir uns dann auf den Weg in den Stadtteil San Javier (Comuna 13). Über Jahre hinweg war die Comuna 13 Kriegsgebiet, in dem wechselnde Parteien um die Oberhand kämpften. Mit dem Terrorregime von Drogenkönig Pablo Escobar tobte in Medellin und ganz Kolumbien ein Bürgerkrieg zwischen Sicherheitskräften, rechten Paramilitärs und der linken Farc-Guerilla. Die Comuna 13 zählte mit rund 43,5 Einwohnern auf 1000 m² zu dem am dichtesten besiedelten Gebiet der Stadt Medellin. Die gesamte Anzahl der Bewohner in der Comuna liegt wahrscheinlich jedoch wesentlich höher, da nicht alle Personen amtlich gemeldet sind und registriert wurden. Auf einer Fläche von rund 7 km², die sich überwiegend an steilen Hängen befindet, lebten 2017, zum größten Teil in ärmlichen Verhältnissen, 161.000 Menschen. Heute zeichnet sich dieses Viertel durch seine Kunst und Kultur aus. Beeindruckende Graffitis zieren die Wände und kolumbianische Musik säumt die Straßen. Hier mal ein kleiner Eindruck…

Um in diesem Viertel die unterschiedlichen Höhenlagen einfach überwinden zu können, gibt es seit 2011 eine Riesen-Freiluftrolltreppe. Die Anlage mit einer gesamten Rolltreppenlänge von 348 Metern, die in sechs Abschnitte unterteilt ist, überwindet einen Höhenunterschied von umgerechnet rund 28 Stockwerken. Diese Rolltreppe nehmen wir doch dankend an und kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Überall sind kleine Läden und Bars, hier wird tatsächlich jeder Quadratzentimeter genutzt und alles ist bunt, bunt und nochmals bunt.

Oben angekommen haben wir eine tolle Sicht über das Viertel und die gesamte Stadt. Der Wandel ist schon enorm, wenn man sich überlegt, wie viel Gewalt und welche Tragödien sich noch in den 90er-Jahren auf diesen Straßen abgespielt haben müssen und was für ein buntes und reges Treiben nun hier stattfindet. Wir legen einen Zwischenstopp in einer Bar ein, bei der wir über den Dächern der Stadt ein lokales Bierchen und die Aussicht genießen. Schnell kommen wir dabei auch mit Einheimischen ins Gespräch.

Nach einer schönen, aber auch recht wuseligen Zeit in Medellin geht es für uns weiter. Dabei kommen wir an den Häusern des Clans von Pablo Escobar, dem bekanntesten Drogenbaron der Welt, vorbei. Vielleicht ist dem ein oder anderen von Euch der Name ja ein Begriff. Pablo Emilio Escobar Gaviria (auch „El Doctor“, „El Patrón“ oder „Don Pablo“ genannt, * 1. Dezember 1949 in Rionegro; † 2. Dezember 1993 in Medellin) war ein kolumbianischer Drogenbaron, Drogenschmuggler und Terrorist. Durch groß angelegten und erstmals in der Kriminalgeschichte industrialisierten Drogenhandel, wurde er als Oberhaupt des sogenannten Medellín-Kartells zu einem der reichsten Menschen und auch der bisher mächtigsten und brutalsten Drogenbarone der Welt. Escobars Persönlichkeit und sein Verhalten zeichneten sich dabei stets durch Grausamkeit und Skrupellosigkeit aus, die ihn schnell an die Spitze des Medellín-Kartells brachten.

Mitte der 1970er-Jahre wurde der Marimba-Marihuanahandel durch die Modedroge Kokain abgelöst. Pioniere in diesem neuen Boom-Geschäft waren Escobar, die Ochoa-Brüder, Carlos Lehder und José Rodriguez Gacha. Der intelligente und geschäftstüchtige Escobar erkannte als einer der ersten allerdings das enorme wirtschaftliche Potential des Kokainhandels und begann damit, neuartige Vertriebsstrukturen aufzubauen, so daß diese Ware die Endabnehmer in den Vereinigten Staaten erreichen konnte.

Escobar nutzte diese ungeahnten Verdienstmöglichkeiten für seinen gesellschaftlichen Aufstieg und baute in den 1970er-Jahren ein riesiges Drogenimperium auf. Während seiner besten Jahre soll er bis zu 1,5 Millionen US-Dollar am Tag verdient haben und war als „der“ Drogenbaron Kolumbiens bekannt. Im Widerstand gegen ein von der kolumbianischen Regierung beabsichtigtes Gesetz zur Auslieferung von Drogenhändlern an die USA, führte Escobar an der Spitze der Los Extraditables („Die Auslieferbaren“) einen regelrechten Krieg gegen den Staat. Er ließ Hunderte von Polizisten, Richtern und Staatsanwälten ermorden und überzog die Hauptstadt Bogotá mit Bombenterror. Zahlreiche Entführungen von Angehörigen des öffentlichen Lebens in Kolumbien, häufig mit tödlichem Ausgang, gingen auf Escobars Konto.

Escobar war allerdings auch sozial engagiert. Er finanzierte Krankenhäuser, Sozialwohnungen und Schulen und genoss daher unter dem ärmsten Teil der Bevölkerung seiner Heimatstadt Medellin zum Teil sogar einen guten Ruf. Das Fußballstadion seines Heimatvereins in Envigado wurde mit seinen Geldern erbaut. Escobar gründete in Medellin Büro- und Apartmentkomplexe, Diskotheken und zahlreiche Restaurants, noch heute sind seine Spuren sichtbar.

Escobar starb, als eine US-amerikanisch-kolumbianische Elite-Einheit ihn 1993 bei einer Razzia in Medellin erschoss. Er hatte aus seinem Versteck heraus mit seinem Sohn telefoniert, wobei die Ermittler den Anruf zurückverfolgen konnten. An Escobars Beerdigung nahmen damals über 20.000 Menschen teil.

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, was ist seitdem passiert? Gibt es in Kolumbien noch immer diesen immensen Drogenhandel, die Kartelle und unsagbare Gewalt? Die Antwort ist: „Ja, sicherlich!“ Haben wir als Touristen davon etwas mitbekommen? Nein!

Heutzutage werden 50-60% der gesamten Wirtschaftsleistung Kolumbiens tatsächlich durch den Drogenhandel erzielt. Auch große Unternehmen und Banken sind durch Geldwäsche etc. in diese Geschäfte verwickelt. Zwar wird jede/r Kolumbianer/in ab 18 Jahren mindestens einmal in seinem Leben von den Kartellen angesprochen, ob er/sie nicht für die Kartelle arbeiten möchte, aber dennoch ist ein wenig Frieden in den Alltag der Menschen hier eingekehrt. Ein Taxifahrer erklärt uns, dass man als „normaler“ Bürger ohne Angst und Schrecken leben kann, weil man von den Kartellen in Ruhe gelassen wird. Kolumbien ist seit den 90er-Jahren sicherer geworden und die Lebensqualität ist drastisch gestiegen.

Auch für uns als Tourist fühlt es sich so an. Wir erleben ein wunderschönes Kolumbien mit freundlichen Menschen, die sich, manchmal auch mit einfachen Mitteln, ihr Leben schön gestalten. Die Kolumbianer lieben es übrigens Billard zu spielen und Fahrrad oder Mountainbike zu fahren. Wir haben uns in diesem Land zu jedem Zeitpunkt sicher gefühlt ohne dabei leichtsinnig zu sein.

Immer mal wieder kommen wir auf der Straße auch an Polizeikontrollen vorbei (wie übrigens in den vorherigen Ländern auch), wurden in Kolumbien allerdings nie angehalten. Oft war das Fahrzeug vor oder hinter uns an der Reihe, wir glücklicherweise nicht. Vielleicht deshalb, weil man uns auch in Kolumbien oft für einen öffentlichen Bus hält, die ähnlich wie in Mittelamerika meist weiße Sprinter sind…sehr schön! Apropos Fahrzeug…hier in Kolumbien gibt es übrigens einige Mautstraßen. Wenn wir an den Stationen halten, schauen die Damen und Herren am Schalter gerne auf Sprintis „Hinterteil“. Wir sagen dann „sencilla“, was bedeutet, dass Sprinti hinten nur einfache Bereifung hat und wir somit nur Maut für einen PKW zahlen müssen. Viele der Sprinter-Busse haben nämlich Doppelbereifung und zahlen daher mehr. Ebenfalls sehr schön!

Wenn man all das nun mal zusammenfasst, können wir sagen, dass Kolumbien seine dunkelste Vergangenheit hinter sich gelassen hat, auch wenn es heute sicherlich noch Probleme im Land gibt. Allerdings läuft das Drogengeschäft auch nur so gut, weil es Abnehmer gibt und die sitzen vornehmlich in den USA und in Europa. Wir reden hier also nicht von einer kolumbianischen oder südamerikanischen Problematik, sondern von einer weltweiten. Und es beginnt bei uns vor der Tür…auch in Deutschland!

Wir können Kolumbien, dieses wunderschöne Land, als Urlaubsziel nur empfehlen und würden es jederzeit wieder bereisen.

In der nächsten Woche erfahrt Ihr dann wie unsere Reise weitergeht und was wir ansonsten noch so erleben…in Kolumbien!

Reiseberichte Kolumbien

Kolumbien…was ein schönes Land (#059)

27. August 2023

– Das hätten wir so nicht erwartet –

Wir erreichen das Örtchen Barichara, eine 7000 Einwohner Gemeinde im Bezirk Santander. Es liegt in den Anden auf einer Höhe von 1280 Metern und da es für die gut erhaltene koloniale Architektur aus dem achtzehnten Jahrhundert im Ortskern bekannt ist, gehört es seit 1978 zum nationalen Kulturerbe. Wir haben uns hier ein wenig abseits des Ortes einen kleinen Campingplatz (Guaimaro) herausgesucht, der von den beiden holländischen Auswanderern Julia und Joep geführt wird. Wir sind sofort verliebt in diesen Flecken Erde. So stehen wir mit Sprinti auf einem Berg mit einer traumhaften Aussicht in das Tal. Die Räumlichkeiten wie Küche und Bad sind offen und aus natürlichen Materialien gefertigt. Julia backt uns morgens frisches Brot und wir erhalten selbstgemachte Marmelade…so lecker! Auch unsere Freunde Shelly, Rhuta und Zach aus den USA und ebenso unser Container-Buddy Martin und seine Freundin Lea haben diesen Platz für sich entdeckt. Und so bleiben wir hier für ein paar Tage, erledigen mal wieder Dinge, die schon lange auf der To Do-Liste stehen, waschen Wäsche, schreiben Artikel, recherchieren für die weitere Reise und sitzen abends mit anderen Reisenden gemeinsam am Lagerfeuer. Peter erhält hier auch seinen neuen Spitznamen „Engineer of Fire“, weil seine Art des Feuermachens die ausgeklügeltste zu sein scheint…ist ja schließlich auch nicht sein erstes Feuer 🙂 !  Und so genießen wir hier die Zeit in dieser Abgeschiedenheit, der Ruhe und dieser traumhaften Kulisse.

Ein wenig Arbeit steht allerdings auch an und so widmen wir uns an einem Tag mal unserer hinteren Dachluke, genauer gesagt dem Maxxfan. Wir haben beide Maxxfans vor rund 3,5 Jahren selbst eingebaut und bisher hielt auch alles bombendicht. Jetzt ist uns allerdings an der hinteren Dachluke aufgefallen, dass sich an kleinen Stellen die Abdichtung beginnt zu lösen. Um langfristig einen größeren Schaden zu vermeiden, entschließen wir uns, diese besagte Luke einmal komplett aus- und wieder einzubauen, um sie dann auch völlig neu abzudichten. Zum Glück haben wir alles, was wir dafür benötigen mit an Bord. Der größte Aufwand dabei ist, die alte Abdichtung vollends zu beseitigen. Und so sind wir den ganzen Tag mit dieser Aktion beschäftigt und so viel sei gesagt…es kündigt sich Regen an, was natürlich äußerst unglücklich ist! Aber es passt! Im trockenen Zustand bekommen wir alles wieder dicht und spannen dann gerade noch rechtzeitig eine Plane (sehr praktisch übrigens immer eine Malerfolie dabei zu haben!) bevor es beginnt zu regnen. Es hat funktioniert…die hintere Dachluke ist wieder dicht! 🙂

An einem Tag machen wir uns auf in Richtung Barichara…und wie funktioniert das hier? Genau, mit dem Tuk-Tuk! Die Fahrt über die steinigen und steilen Feldwege gestaltet sich durchaus abenteuerlich. Unser Fahrer weiß hoffentlich was er da tut! Unseren ersten Stopp legen wir an einem schönen Aussichtspunkt ein…hach, was fein!

Anschließend geht es weiter in den Ortskern…mit dabei Zach, Rhuta und Shelly samt Hund Franklin. Wir schlendern durch Barichara, nehmen in einem Straßencafe eine Erfrischung ein und landen letztendlich in einem netten Restaurant. Was ein schöner Nachmittag!

Dann ist es an der Zeit weiterzuziehen, denn es gibt noch so viel zu entdecken hier in Kolumbien. Das Land ist nämlich dreimal so groß wie Deutschland und bevölkerungsmäßig (ca. 51,5 Mio. Einwohner) der zweitgrößte Staat Südamerikas. Es grenzt sowohl an den Pazifischen Ozean als auch an das Karibische Meer und auf dem Festland im Nordwesten an Panama, im Osten an Venezuela, im Südosten an Brasilien, im Süden an Peru und im Südwesten an Ecuador. Die westliche Hälfte Kolumbiens wird von den Anden dominiert, die in drei große Bergketten geteilt sind: die westliche, die zentrale und die östliche Kordillere. Wir befinden uns gerade in der zentralen Kordillere und sind überrascht von dieser landschaftlichen Schönheit…das hatten wir von Kolumbien ehrlich gesagt gar nicht erwartet! Diese Berge, diese vielen grünen Bäume, Palmen und Sträucher…einfach toll! Hinsichtlich der Artenvielfalt belegt Kolumbien in Südamerika den zweiten Platz: Zehn Prozent der weltweit vorhandenen Arten sind tatsächlich auf kolumbianischem Boden vertreten. Mit einer enorm hohen Biodiversität und aufgrund der großen Zahl von endemischen Arten, Gattungen und Familien sowie vielfältigen Ökosystemen gehört Kolumbien zu den Megadiversitätsländern dieser Erde. Der größte natürliche Reichtum des Landes ist seine Flora. Insgesamt gibt es in Kolumbien zwischen 45.000 und 55.000 Pflanzenarten, davon allein 3500 Orchideenarten (das sind immerhin 15 % aller auf der Welt existierenden Orchideenarten). Wir sind begeistert von all den Blumen, die wir hier auf natürlichem Boden zu Gesicht bekommen, kennen wir die meisten davon doch tatsächlich nur aus den Blumenläden zu Hause. Auch das Tierreich ist mit insgesamt 2890 Landwirbeltierarten sehr vielfältig. Mit 1721 Vogelarten sind 20 % und mit 358 Säugetierarten 7% aller der weltweit vorkommenden Arten vertreten. Die Zahl von 819 Amphibienarten ist dazu die weltweit zweitgrößte nach Brasilien. Aufgrund der Gefährdung für die Natur gehört diese Region zu den internationalen Hotspots der Vielfalt.

Dazu sind die meisten Orte sauber und gepflegt und versprühen mit ihren alten Gebäuden absolut ihren Charme. Die Menschen sind sehr offen und so was von freundlich. Und wir sind begeistert!

Nach einigen Stunden Autofahrt erreichen wir das Örtchen Villa de Leyva. Hier stehen wir mit Shelly, Zach und Rhuta in einem Garten eines Hostels. Recht eng, aber es gibt dort eine heiße Dusche, was hier bei weitem nicht selbstverständlich ist. Mittlerweile ist es nämlich doch äußerst frisch (was wir ja durchaus begrüßen), da tut so eine heiße Dusche doch mal ganz gut.

Der nächste Tag verläuft ganz nach meinem Geschmack…es ist mein Geburtstag und somit darf ich mir das heutige Programm aussuchen 🙂 . Wir starten mit einer Videotelefonie mit meinen Eltern und meiner Schwester, allerdings ist der Empfang nicht immer so ganz optimal. Danach machen wir uns auf Villa de Leyva zu erkunden. Die Entstehung des Ortes reicht bis in die erste Zeit der spanischen Eroberung zurück. Es wurde schon früh zum nationalen Denkmal ernannt und so von modernen Bauten wie Büro- und Wohnhochhäusern verschont. Deshalb gibt Villa de Leyva heute einen Eindruck von der Architektur und dem Ambiente der kolonialen Zeit. Die nur einstöckigen Häuser mit ihren Ziegeldächern, die Kirche mit ihren massigen und niederen Türmen und das jahrhundertealte Kopfsteinpflaster der riesigen Plaza waren deshalb immer wieder Kulisse für historische Filme. Und auch dieser Ort gefällt uns mit seinen fröhlichen Menschen, den engen Gassen und den vielen kleinen Läden, die Handwerkskunst verkaufen. Wir entdecken ein französisches Café, in dem wir uns das Gebäck schmecken lassen und finden zudem eine Bäckerei, die tatsächlich Sauerteigbrot verkauft, was unserem deutschen Brot glücklicherweise sehr nahe kommt. Was vermissen wir doch gutes deutsches Brot und „richtige“ Brötchen! Aber das nächste Frühstück ist schon mal gesichert! Tatsächlich erspähen wir an diesem Tag in einem Delikatessen-Geschäft auch noch Dinge wie Sauerkraut und deutsches Bier.

Gut gestärkt geht es für Peter und mich dann noch zu einer ganz bestimmten Sehenswürdigkeit des Ortes…dem Casa Terracotta. Wie der Name schon sagt, ist dieses Haus komplett aus Terracotta gebaut, entworfen vom kolumbianischen Architekten Octavio Mendoza Morales. Das Haus ist nicht nur die „größte Töpferei der Welt“ , sondern soll auch ein einzigartiger Ort sein, an dem Architektur, Design und Kunsthandwerk verschmelzen. Alles klar, das schauen wir uns an!

Dann lassen wir meinen Geburtstag in einem schönen „Freiluft-Restaurant“ ausklingen. Tolle Menschen, tolles Essen, tolle Atmosphäre…was will man mehr?!

Am nächsten Tag geht es für uns mal einmal nicht weiter Richtung Süden, sondern tatsächlich in den Westen (s. dazu auch unsere Route). Wir lassen also die Hauptstadt Bogota aus, da dort zum einen ein ziemliches Verkehrschaos herrschen soll und alleine das Durchqueren der Stadt um die acht Stunden in Anspruch nimmt und weil wir auf dieser Reise auch nicht jede Großstadt besuchen können. Wir fahren also über den Highway 60 Richtung Westen…wobei „Highway“ vielleicht nicht das richtige Wort ist, handelt es sich doch um eine zum Teil ungeteerte Straße mit Löchern, Steinen, weggespülten Abschnitten und engen Kurven. So gestaltet sich diese Fahrt durchaus abenteuerlich. Wir halten so manches Mal den Atem an, wenn wir an Wasserfällen vorbeikommen, die die Straße so weit unter- und überspülen, dass wir zum einen nicht wissen, ob die Straße tatsächlich unsere 3,5 Tonnen hält und zum anderen nicht, wie tief dieses Wasserloch wirklich ist, durch das wir nun fahren. Sprinti ist aufs Äußerste gefordert und wir werden mal wieder belohnt mit der sagenhaften Landschaft Kolumbiens. Stundenlang fahren wir durch diese Gegend und kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus….soooo schön! Bei manch einer „LKW-Ladung“ fragen wir uns allerdings, ob der Fahrer weiß, was er so transportiert…

An diesem Tag übernachten wir auf einer großen Lichtung inmitten des Urwalds und teilen uns den Platz mit diversen Pferden und Ziegen. Die ganze Nacht über regnet es und Peter und ich haben schon Bedenken, dass die Straßen aufgeweicht und für uns unpassierbar sein werden. Wird schon irgendwie werden!

Am nächsten Morgen geht es früh weiter. Der Regen hat glücklicherweise aufgehört, die Straßen sind noch nass, aber Sprinti bekommt alles gut gemeistert. Unser Weg führt uns an diesem Tag zu einer ganz besonderen Attraktion…dem Piedra del Peñol, der Fels von Guatape. Der Fels ist ein auffälliger Inselberg, dessen Formation ca. 70 Millionen Jahre alt und der verbliebene Rest eines Erosionsprozesses ist. Bereits in den 1940er-Jahren wurde der Berg von der kolumbianischen Regierung zum Nationalmonument erklärt. Der Fels misst eine Höhe von 220 m, dazu kommt, dass wir uns bereits auf einer Höhe von 1915 m über dem Meeresspiegel befinden. Die Luft ist also schon um einiges dünner. Der Fels lässt sich mit sage uns schreibe 708 Stufen besteigen. Während sich Shelly, Zach und Rhuta dagegen entscheiden, machen Peter und ich uns auf nach oben…Stufe für Stufe! Während ich voll motiviert bin, ist Peter „schwer begeistert“. Nach rund 20 Minuten sind wir oben und, ich muss gestehen, auch ganz schön aus der Puste. Aber die Aussicht hat schon was…

Danach ist dann erstmal eine Stärkung fällig… 🙂

Bevor es dunkel wird fahren wir noch ein Stückchen weiter und erreichen Medellin, die Stadt, die einst die gefährlichste der Welt gewesen ist.

Wie es uns dort ergangen ist, erfahrt Ihr dann beim nächsten Mal!

Bis dahin macht’s gut!

Reiseberichte Kolumbien

Unterwegs in Kolumbien (#058)

13. August 2023

– Wir erreichen die Anden –

Nachdem wir Sprinti nach der Überfahrt im Container nun endlich wieder haben (s. dazu Artikel „Ein neues Kapitel beginnt…Südamerika! #057“), ist es für uns an der Zeit Kolumbien zu erkunden. So verlassen wir die Hafenstadt Cartagena und selbst das gestaltet sich schon abenteuerlich. Sind doch Unmengen an Motorrädern auf den engen und vollen Straßen unterwegs, die sich entlang der Autorreihen quetschen und waghalsige Manöver veranstalten, um voran zu kommen. Obwohl ich nur Beifahrerin bin, habe ich eine Herzfrequenz von mindestens 120 Schlägen pro Minute und gebe so manch einen Angstschrei von mir bei dieser doch speziellen Fahrweise in Kolumbiens Städten. Peter ist mal wieder der ruhigere Part von uns beiden, hat allerdings einen neuen besten Freund gefunden…die Hupe! Ohne die geht hier nämlich gar nichts! Es wird gehupt, um anderen mitzuteilen „ich komme“, „ich überhole“, „Vorsicht“, „hier bin ich“, „danke“, „bitte“, „ich habe gerade Lust auf die Straße abzubiegen, auch wenn ich Dich dabei schneide“, „ich lasse dich vor“, oder gefühlt auch einfach „was ein schöner Tag heute“…also quasi bei jeder Gelegenheit! Da passen wir uns doch einfach mal an und hupen was das Zeug hält.

Auch das Einkaufen gestaltet sich in Stadtnähe ein wenig kompliziert, gibt es doch kaum größere Geschäfte, in denen man eine gewisse Auswahl hat und Parkmöglichkeiten existieren quasi nicht. So sind wir froh, als wir am ersten Tag den Kühlschrank ein wenig gefüllt bekommen und dann einen Campingplatz in Santa Rosa unweit von Cartagena erreichen. Hierbei handelt es sich um eine große Wiese mit Obstbäumen und guten Sanitäranlagen. Dort treffen wir auch Martin, unseren Container-Buddy wieder und lernen andere Reisende aus Deutschland kennen. Allerdings ist bei Peter und mir erst noch Programm angesagt, denn wir müssen Sprinti erstmal noch wieder in den Ursprungszustand von vor der Verschiffung versetzen. Das bedeutet, wir müssen die Markise, die sich derzeit noch über das gesamte Fahrzeuginnere erstreckt, wieder außen anbringen, auch der Lüftungspilz vom Bad muss wieder aufs Dach und unsere zwei Dachluken erhalten wieder ihr „Haupt“ zurück, denn ansonsten fehlt uns gerade nachts eine entscheidende Möglichkeit der Luftzirkulation…denn es ist heiß, schätzungsweise um die 35 Grad. Allerdings zieht sich der Himmel zu und ein Gewitter kommt auf. Mit den ersten Regentropfen beenden wir unser letztes Projekt für diesen Tag…alles geschafft!

Am nächsten Tag entscheiden wir uns weiterzufahren, denn neben der Hitze quälen uns die Sandflies, kleine schwarze Stechviecher, die besonders Gefallen an uns gefunden haben. Nach über 120 Stichen allein an meinen Beinen, höre ich auf zu zählen und bin dankbar für jegliche räumliche Veränderung…wir fahren also weiter!

Und so verschlägt uns unser Weg Richtung „Santa Marta“ (s. dazu unsere Route), denn dort soll es eine Möglichkeit geben unsere kanadischen Gasflaschen aufzufüllen. Zwar haben wir jede Menge Adapter dabei, aber dennoch herrscht in Kolumbien nochmal ein ganz anderes System und manchmal scheitert es auch einfach an dem nicht ausreichenden Druck, der zum Befüllen benötgt wird. Aber hier Santa Marta soll es angeblich funktionieren, wie wir von anderen Reisenden gelesen haben. Aber auch das gestaltet sich wieder ein wenig „speziell“. So liegt diese kleine „Werkstatt“ inmitten einer Autobahnausfahrt, Parkplätze gibt es nicht und so halten wir auf dem ungeteerten Seitenstreifen, in der Hoffnung, dass uns beim Abfahren auch niemand übersieht. Vielleicht sollten wir unsere Hupe auf Dauereinsatz stellen?! Das Befüllen der Gasflaschen ist dann auch wieder ein Fall für sich. Das Gas ist nicht in einem Tank, sondern in einer anderen Gasflasche und fließt mittels Hochheben durch die Schwerkraft in unsere Gasflasche. Ok, es funktioniert!

Dann geht es weiter zu unserem Stellplatz, bei dem es sich dieses Mal um ein Hostel mit Zimmervermietung handelt, was aber auch ein paar Parkplätze für Camper bereithält. Aus den „paar Parkplätzen“ werden dann allerdings eher zwei kleine Abstellmöglichkeiten im Innenhof und weil Sprinti dafür zu groß ist, bietet man uns eine andere Option. Und so landen wir auf der anderen Seite des Innenhofes, direkt neben Pool und Outdoorküche. Die Inhaber sind sehr freundlich und laden uns abends erstmal auf ein traditionelles Getränk aus Guanabana (Stachelannone), die mit Wasser, Zucker und Zimt versetzt wurde und „Pan de Bono“, einem typisch kolumbianischen Brot aus Maniokstärke, Käse und Eiern (in einigen Regionen des Landes auch mit Guavenmarmelade). Hier bleiben wir zwei Tage, waschen unsere Wäsche, kühlen uns im Pool ab und nutzen das gute Internet, um für Euch Artikel zu schreiben.

Dann zieht es uns weg von der Küste Kolumbiens in Richtung Berge…denn wir sehnen uns mittlerweile definitiv nach kühleren Temperaturen. Der Weg dorthin gestaltet sich durchaus abwechslungsreich…von kleinen armen Fischersiedlungen am Meer, schönen gepflegten Dörfern in den Bergen, ebenen Straßen und riesigen Schlaglöchern, unzähligen Motorrädern und uralten Autos, kleinen Tuktuks und Pferdekarren, von Eseln, Rindern, Hühnern, Enten, Hunden und Pferden auf der Straße, einem heftigen Regenguss samt überschwemmter Straßen…alles ist dabei!

Wir erreichen den Ort „La Playa de Belen“ in den Anden. Wir befinden uns auf einer Höhe von 1450 m als Freude aufkommt…hier oben herrschen angenehme Temperaturen! Momentan sehnen wir uns tatsächlich danach, wohlwissend, dass sich das Blatt sicherlich schnell wieder wenden wird, sobald wir Richtung Süden kommen…denn da warten noch sehr häufig „unsere“ 8 Grad (und weniger!) auf uns. Aber momentan tut ein wenig Abkühlung ganz gut.

Auf einem Parkplatz eines netten kleinen Restaurants („El Portal“) können wir übernachten. Dort stehen wir sicher und ruhig mit dem schönen Nebeneffekt, dass das Essen im Restaurant gut und günstig ist.

Am nächsten Tag machen wir uns auf zu einer kleinen Wanderung in die Area Natural Unica Los Estoraques, ein Naturpark mit einer schönen Berglandschaft. Endlich wieder in der Natur ein wenig wandern…auch da nach sehnen wir uns nach so langer Zeit mal wieder. Der Park ist einer der kleinsten Naturparks Kolumbiens. Sein Höhenprofil reicht von 1400 m bis zu einer Höhe von 2100 m über dem Meer. Die Temperaturen liegen bei angenehmen 17 und 23 °C und das Landschaftsbild ist geprägt durch Erosion entstandene und durch Eisenoxid rötlich gefärbte Steinformationen…kurz gesagt, es sieht richtig schön aus! Zudem dienten diese Felsformationen als Inspiration für den Disney-Film „Encanto“ aus dem Jahr 2021.

Nach der Wanderung durch den Naturpark schlendern wir auch noch ein wenig durch das kleine Örtchen „La Playa de Belen“.