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Reiseberichte Paraguay

Paraguay und ein wenig Wellness für Sprinti (#080)

31. März 2024

– Zu Gast in Hohenau –

Nachdem wir Chile endgültig hinter uns gelassen haben (s. dazu Artikel „Eine neue Windschutzscheibe und der lange Weg eines Stoßdämpfers #079“), sind die nächsten Tage absolute Fahrtage, in denen wir Argentinien fast komplett durchqueren. Je weiter wir dabei Richtung Osten kommen, desto grüner wird die Landschaft und umso feuchter wird auch das Klima. Die Gegend ist nun geprägt von Holzwirtschaft und industriellem Ackerbau und so fahren wir z.B. stundenlang durch Mais- und Teefelder. Es wird wärmer und die schwüle feuchte Luft treibt uns so manche Schweißperle auf die Stirn. Unsere Tage sind also geprägt von frühem Aufstehen, stundenlangem Fahren und auch davon, jeden Abend auf einem anderen Stellplatz zu übernachten. Einige davon sind tatsächlich so schön, dass wir glatt länger bleiben könnten.

Doch warum die ganze Fahrerei überhaupt? Uns bleiben noch rund 6 Wochen auf dieser Reise…6 Wochen, die es mit schönen Dingen zu füllen gilt ohne dass es neben all dem, was es zu organisieren gibt, in totalen Stress ausartet. Noch immer sind wir auf der Suche nach Container-Buddys, mit denen wir uns für Sprintis Rückverschiffung den Container teilen können. Dafür sind wir unter anderem in sämtlichen Traveler-Gruppen bei Social Media vertreten. Dort werden wir eines Tages auch von Melina und David angeschrieben, die mit zwei Motorrädern unterwegs sind und die wir, wie der Zufall es so will, auch schon in Panama und in Kolumbien getroffen haben. Zwei Motorräder würden Sprinti im Container natürlich super ergänzen, weil all zu viel Platz ist ja nicht mehr übrig. Jetzt heißt es also Daumen drücken, dass das was wird!

Bevor wir also die letzten Wochen in den „Chill-Modus“ übergehen (falls das überhaupt was wird?!), gibt es noch einiges zu entdecken und auch Sprintis „Wellness-Programm“ geht in die nächste Runde. Und wo soll all das passieren? In Paraguay!

Und so verlassen wir nach einigen Fahrtagen nun auch Argentinien…aber so viel sei gesagt: „Wir kommen wieder…und zwar noch auf dieser Reise!“ Der Grenzübergang nach Paraguay verläuft recht reibungslos und unkompliziert, wenn auch gleich die Vorgehensweise noch ein wenig „ursprünglicher“ zu sein scheint. Computer sind weit und breit nicht in Sicht und so werden die Menschen, die die Grenze übertreten (so wie wir), handschriftlich in Listen eingetragen, während der Grenzbeamte erstmal hektisch den Schreibtisch frei macht und eine Sahnetorte (die bei diesen Temperaturen wahrscheinlich eh nicht lange hält) zur Seite räumt. Aber man lässt uns und Sprinti ohne weiteres ins Land…sehr schön!

Paraguay ist einer von lediglich zwei Binnenstaaten (kein direkter Zugang zum Meer) in ganz Amerika und wird von Argentinien, Bolivien und Brasilien umschlossen. Mit einem Staatsgebiet von knapp 407.000 km² ist das Land ungefähr so groß wie Deutschland und die Schweiz zusammen, hat dabei aber lediglich 6,7 Mio. Einwohner, wo von 7% der Bevölkerung sogar Einwanderer deutscher Herkunft sind. Wir befinden uns hier mittlerweile wieder im tropischen und subtropischen Klima und die oft dschungelartige Landschaft und rote Erde erinnert uns tatsächlich an Costa Rica. Zur einheimischen Tierwelt gehören hier auch wieder verschiedene Affenarten, Jaguare, Pumas, Ameisenbären, Tapire, Gürteltiere, Wasserschweine, Ozelote sowie Kaimane, Anakondas und andere Schlangenarten. Da schaut man schon zweimal, wo man hintritt! Zu den zahlreichen Fischarten Paraguays gehören sowohl die Lungenfische, die sich während der Trockenzeit im Schlamm eingraben, als auch Piranhas. Es gibt zudem über 700 Vogelarten, darunter Tukane, Kolibris, und verschiedene Sittiche und Papageien sowie die größten Vögel des Landes, Nandus, die wir aus der Ferne zu Gesicht bekommen. Zu dem Schutz all dieser Tiere wurden in Paraguay zahlreiche Nationalparks gegründet.

Es ist Sonntag und so führt uns unsere Weg zu einem Wassersport-Verein direkt am Fluss Paraná, der Argentinien und Paraguay trennt. Hier dürfen wir mit Sprinti direkt am Wasser stehen und auch die Einheimischen nutzen gerade am Wochenende dieses Naherholungsgebiet. Es wird mit Booten oder Jetskis über den Fluss geheizt, es wird gelacht und sich gesonnt…und natürlich…es wird mal wieder gegrillt! So genießen auch wir dieses Plätzchen und springen in den 3200 Kilometer langen Fluss, der gar nicht mal so wenig Strömung hat, uns aber bei rund 38 Grad die nötige Abkühlung verleiht. Kaimane und Piranhas kommen uns zum Glück dabei nicht in die Quere!

Am nächsten Tag geht es schon früh für uns weiter. Wir fahren in das nahegelegene Hohenau, eine Stadt, die viele deutsche Auswanderer ihr Zuhause nennen. Viele Einwohner haben deutsche Vorfahren und einige sind auch der deutschen Sprache noch mächtig. Auf unserem Weg durch die Stadt begegnen uns auf jeden Fall unzählige Namen deutschen Ursprungs, was uns manchmal hier in Südamerika durchaus schmunzeln lässt. Hohenau wurde am 14. März 1900 von Guillermo Closs, Carlos Reverchon und den Brüdern Ambrosio und Esteban Scholler mit der Hilfe von deutschen Kolonisten gegründet. Der deutschstämmige Guillermo (dt. Wilhelm) Closs wurde am 31. Oktober 1841 in Baumschneis (Brasilien) geboren. Im brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul gründete er einen Ort namens Serra Pelada. Später beschloss er, nach Paraguay zu ziehen, wo er Carlos Reverchon traf. Zusammen entwarfen sie einen Plan für die Besiedlung durch deutsche Einwanderer.

Wir erfahren, dass auch gerade zur Corona-Zeit erneut viele Deutsche hierher ausgewandert sind, die mit der ein oder anderen politischen Entscheidung in Deutschland nicht einverstanden waren. Allerdings sind auch knapp 80% davon mittlerweile wieder zurückgekehrt, weil sie sich entweder das Leben in Paraguay einfacher vorgestellt oder die Vorzüge Deutschlands dann doch zu schätzen gelernt haben.

In Hohenau führt uns unser Weg als erstes zu einer „Autowaschanlage“, denn Sprinti hat heute noch einen Termin. Von anderen Reisenden haben wir von Elvio erfahren, der hier eine Werkstatt (Benedix – Welding and Painting) für Beulenbeseitigung und Lackarbeiten hat…und das Ganze auch noch zu einem sehr guten Preis. Um also zu erkennen, an welchen Stellen Sprinti ein wenig „Liebe“ benötigt, ist nun erstmal eine Wäsche dran. Die Löhne sind hier in Paraguay tatsächlich sehr niedrig und so kostet uns die gesamte Autowäsche, bei der zwei Mitarbeiter über eine halbe Stunde an Sprinti schrubben umgerechnet 6,25 EUR (inklusive Trinkgeld).

Dann geht es zu Elvio in die Werkstatt…und wir sind nicht die Einzigen, die seine Hilfe in Anspruch nehmen wollen! So treffen wir mit schoebisontheroad, roadfuxx und bisbald.ch dort tatsächlich alte Reisebekannte wieder, denen wir zum Teil schon in Mexiko, Pananma, Ushuaia und an vielen anderen Orten auf dieser Reise über den Weg gelaufen sind…ja, so klein ist mal wieder die Reisewelt! Alle sind fleißig am Werkeln, denn bei einigen stehen ebenfalls die Verschiffungstermine kurz bevor…egal ob nach Deutschland oder weiter nach Afrika.

Jetzt stellt sich nur noch die Frage, wie lange wird der ganze Prozess mit Sprinti in der Werkstatt dauern und haben wir diese Zeit „übrig“? Elvio schaut sich den Wagen an. Sprinti hat hinten an den Hecktüren einige Beulen, die tatsächlich schon da waren, als wir ihn 2019 gekauft haben. Auf der Motorhaube hat zudem der ein oder andere Steinschlag seine Spuren hinterlassen. Um auf der Reise durch die Amerikas ein möglichst unscheinbares und nicht allzu attraktives Auto („sorry Sprinti!“) zu haben, hatten wir die Beulen damals nicht entfernt. Jetzt allerdings bietet sich das ja geradezu an und etwas Lackpflege hat Sprinti sich zudem absolut verdient. Also überlegen wir gemeinsam mit Elvio, was wie machbar ist…schließlich wollen wir ja nicht Teile des Innenausbaus entfernen müssen, um etwas auszubessern. Dann haben wir einen Plan: Die Hecktüren, die Motorhaube und ein paar winzige Roststellen im Lack (größere hat Sprinti zum Glück nicht) sollen behoben werden. Da wir aufgrund von schlechter Wetterprognose für die nächsten Tage ein wenig unter Zeitdruck stehen, bietet uns Elvio bei all der Arbeit, die er und seine Leute schon haben, tatsächlich an, noch heute bei Sprinti zu beginnen. Ok, alles klar! Also muss für uns schnell ein Plan her, denn wir können für circa 4 Tage nicht im Wagen übernachten. Kurzerhand fahren wir zu einem Hotel in unmittelbarer Nähe und buchen uns dort für die nächsten Tage ein Zimmer, dann fahren wir zum Supermarkt und decken uns mit Trinkwasser und ein paar Snacks ein. Anschließend ist Taschepacken und Autowegbringen angesagt. Und so finden wir uns ein paar Stunden später in einem Hotelzimmer wieder, von dem wir am Morgen noch gar nicht wussten, dass wir dort sein würden. Ja, also ohne Spontanität läuft auf so einer Reise gar nichts!

Und so sehen die kommenden Tage ein wenig anders aus als sonst. Täglich legen wir einen kleinen Spaziergang zur Werkstatt ein und schauen uns Sprintis Fortschritt an. So manches Mal werden wir dabei von einem tropsichen Regenschauer erwischt, der uns in Sekundenschnelle nasswerden lässt bis auf die Haut…immer mit dem Gedanken im Kopf, dass Sprinti jetzt hoffentlich trocken in der Halle steht und nicht nass davor.

Leider erfahren wir in diesen Tagen auch, dass Melina und David ihre Motorräder nun doch mit dem Flugzeug nach Hause schicken werden und so geht unsere Suche nach einem Container-Buddy weiter. Ein wenig Zeit bleibt uns ja noch!

Da wir uns hier im Hotel nicht selbst verpflegen können, ist auswärts essen angesagt…was gar nicht so einfach ist, denn ähnlich wie in Chile und Argentinien essen die Menschen hier erst gegen 21 Uhr und so öffnen auch die Restaurants recht spät, was nicht so ganz mit unserem Rhytmus zusammenpasst. Auf unserem Weg zur Werkstatt kommen wir immer an einem Döner-Restaurant eines deutschen Auswanderers vorbei und statten ihm an einem Abend auch einen Besuch ab. Nach knapp zwei Jahren auf Reisen, in denen man dieses Gericht, in den von uns bereisten Ländern, absolut nicht kannte, lassen wir uns den Döner besonders gut schmecken!

Nach vier Tagen des Ausbeulens, Spachtelns,Schleifens, Lackierens und Trocknens ist Sprinti fertig! Elvio und sein Team haben wirklich super Arbeit geleistet! Wir sind startklar zur Abfahrt…yippieh! Weiter geht’s!

Und so verlassen wir Hohenau und machen uns auf in den Norden Paraguays.

Da das Land gar nicht mal so groß ist, erreichen wir tatsächlich noch am selben Tag die Grenze nach Brasilien.

Und welche Kuriositäten uns dort erwarten, erfahrt Ihr beim nächsten Mal…! 🙂

Wir senden Euch liebe Ostergrüße aus der Ferne!

Reiseberichte Argentinien Chile

Von Alaska bis Feuerland…wir haben es geschafft! (#074)

21. Januar 2024

– Am Ende des Jahres am Ende der Welt –

Es ist der 22. Dezember 2023 als wir die chilenische Stadt Punta Arenas erreichen. Zum Jahresende sind wir mit anderen Reisenden, die im Laufe dieses Abenteuers zu Freunden geworden sind, in Ushuaia verabredet. Ushuaia ist tatsächlich die südlichste Stadt der Welt und somit auch das Ende „unserer“ Panamericana. Momentan liegen noch rund 630 Kilometer, ein Grenzübergang und eine Fährübersetzung zwischen uns und Ushuaia.

Aber eins nach dem Anderen…

In Punta Arenas gibt es so vor Weihnachten noch einiges zu erledigen. So bringen wir unsere Wäsche in den Waschsalon und hoffen, dass wir sie rechtzeitig, vollzählig und nicht zu klein oder kaputt (die Waschmaschinen und Trockner sind hier so eine Sache) wiederbekommen. Dann heißt es für die Weihnachtstage einzukaufen und natürlich sind wir da nicht die Einzigen mit diesem Vorhaben. Danach geht es für uns in einen Baumarkt, weil unsere Freunde kurz vor Ushuaia liegengeblieben sind und es vermutlich nur an einer kleinen Schraube liegt. Anschließend erreichen wir einen Campingplatz, der wie so oft in diesem Jahr eigentlich eher einem Garten eines Privathauses gleicht. Bei diesem Exemplar darf man die Dusche in einem der Hostelzimmer benutzen, da gerade allerdings alle Zimmer belegt sind, heißt das für uns keine Dusche…was wir allerdings erst am nächsten Morgen erfahren.

Es ist der 23. Dezember 2023 und unser „Duschproblem“ (was nicht wirklich eines ist, weil wir zur Not auch immer noch im Wagen duschen können) lösen wir, indem wir spontan die Nasszellen einer kleinen und etwas in die Jahre gekommenden Trucker-Raststätte nutzen. Zwar klebt ordentlich der Schimmel an den Wänden, aber dafür ist die Dusche heiß, hat nur selten Temperaturschwankungen und der Wasserdruck stimmt dieses Mal auch. Da haben wir auf dieser Reise schon „schlimmer“ geduscht. Als nächstes wartet unsere Wäsche darauf von uns aus dem Salon abgeholt zu werden und das klappt zum Glück reibungslos. Sollten einige Kleidungsstücke zu eng sein, liegt das eventuell eher an den vor uns liegenden Weihnachtstagen als an dem zu heißen Trockner.

Bevor wir Punta Arenas verlassen, besuchen wir an diesem Tag noch das Museo Nao Victoria (Schiffsmuseum). Dort finden wir die originalgroßen Nachbauten von derzeit drei Schiffen, die zur Entdeckung der Region oder der Kolonisierung des Gebietes beigetragen oder die eine besondere patrimoniale oder historische Bedeutung für die Region Magallanes (Chile) haben. Wir befinden uns hier nämlich gerade an der Magellanstraße. Aber was ist das überhaupt?

Quelle: Wikimedia NordNordWest

Die Magellanstraße ist eine Meerenge mit zahlreichen Inseln und Seitenarmen zwischen dem südamerikanischen Festland und südlichen Inseln, vornehmlich der Insel Feuerland. Sie verbindet nördlich der Südspitze Südamerikas den Atlantischen mit dem Pazifischen Ozean. Der Portugiese Ferdinand Magellan, der 1519 im Dienste der spanischen Krone als Kommandant einer Schiffsflotte zu einer Ostasien-Expedition aufgebrochen war, fand 1520 diese Durchfahrt. Ein schwerer, mehr als einen Tag anhaltender Sturm trieb zwei seiner Schiffe in eine Bucht, die sich schließlich als Durchfahrt vom Atlantischen zum Pazifischen Ozean erwies. Waren zuvor noch viele Schiffe auf der Kap Hoorn Route aufgrund der stürmischen See auf der Drake Passage gesunken, konnte von jetzt an die wesentlich kürzere und geschütztere Route über die Magellanstraße genommen werden. Ihre größte Bedeutung hatte die Magellanstraße vor dem Bau des Panamakanals, aber auch heute noch wird sie von vielen Schiffen befahren.

In dem Museum finden wir den Nachbau der Nao Victoria. Die Nao Victoria war ein 27 Meter langes und 7 Meter breites Schiff. Sie war Teil der von Magellan befehligten Flotte, die den nach ihrem Kommandanten benannten Seeweg durch den amerikanischen Kontinent entdeckte, und sie war zudem das einzige seiner fünf Schiffe, das die erste Weltumseglung vollendete. Des weiteren gehörte sie zu den ersten Schiffen, die die Region (Patagonien, Cabo Vírgenes, die Magellanstraße, Feuerland und der Pazifische Ozean) im Jahr 1520 erforschte und hatte dadurch auch Anteil an der Entdeckung Chiles. Die Nao Victoria ist daher eins der berühmtesten Schiffe in der Weltgeschichte der Seefahrt.

Als zweites Schiff finden wir die HMS Beagle vor. Die HMS Beagle war eine Brigg der Britischen Marine. Nach mehreren Missionen in England am Anfang des 19. Jahrhunderts wurde sie zum Forschungsschiff umgerüstet. Von ihren drei Reisen war die berühmteste die zweite, auf der sie sich unter dem Kommando von Kapitän Fitz Roy und mit dem jungen Charles Darwin an Bord fast drei Jahre in der Region aufhielt.

Auch ein etwas kleineres Schiff ist mit von der Partie…der Ancud. Der „Schoner Ancud“ war das Schiff, das auf Befehl des chilenischen Präsidenten Manuel Bulnes Prieto im Jahr 1843 zur Inbesitznahme der Magellanstraße für Chile beitrug. Wenn man sich dieses kleine Schiff im Gefecht auf diesem großen Gewässer und unter diesen klimatischen Bedingungen vorstellt, dann war das sicherlich kein „Zuckerschlecken“.

Dann ist es an der Zeit Punta Arenas zu verlassen, denn vor Weihnachten wollen wir ja schließlich noch an den Stellplatz gelangen, den wir uns herausgesucht haben. Und wo ist dieser Stellplatz? Genau…direkt an der Magellanstraße! Das muss hier ja auch einfach sein! Was zusätzlich heute noch sein muss, ist ein weiterer kleiner Abstecher…und zwar zum südlichsten Punkt des amerikanischen Kontinents, den man mit dem Auto befahren kann ohne mit einer Fähre überzusetzen. Das Wetter lässt mit Schneeregen zwar zu wünschen übrig (wir haben hier Sommer wohlbemerkt), aber da sind wir nun am Ende dieser besagten Straße…und wir sind nicht die Ersten, wie man an dutzenden Touristen-Aufklebern unschwer erkennen kann. Und auch ein anderer Zeitgenosse schaut vorbei…

Jetzt heißt es unseren Stellplatz für die Feiertage zu finden. Zum Glück ist dieser nicht weit, liegt er doch genau an dieser besagten Schotterstraße. Zwischen Wald und Magellanstraße befinden sich immer wieder kleine Ausbuchtungen an denen man frei und allein stehen kann. Schnell werden wir fündig und erwischen einen für uns perfekten Platz. Wir stehen windgeschützt in der Natur mit Blick auf das Meer…nun kann Weihnachten kommen!

Während wir die letzten Weihnachtsfeiertage noch in kurzen Hosen im warmen Mexiko verbracht haben, so machen wir es uns nun ganz nach „Kanada-Manier“ bei 8 Grad und Regen in Sprinti gemütlich. Wir kochen uns leckeres Essen, genießen bei Kerzenschein einen köstlichen Rotwein aus der Gegend, telefonieren mit unseren Familien zu Hause und schauen tatsächlich mal Weihnachtsfilme. Sehr gemütlich, sage ich Euch!

Und am zweiten Weihnachtstag präsentiert sich die Magellanstraße in ihrer schönsten Pracht…das Wasser glitzert im Sonnenschein, der Himmel ist blau und Delfine schwimmen umher. Was will man mehr?!

Am 27. Dezember ist es für uns an der Zeit diesen schönen Platz zu verlassen, denn noch haben wir das Ziel unserer Reise nicht erreicht. Morgen sind wir mit Freunden in Ushuaia verabredet und das heißt, es liegen noch 700 Kilometer, eine Fährüberfahrt und ein Grenzübergang vor uns. Also los geht’s! Zuerst legen wir nochmal einen Zwischenstopp in Punta Arenas und statten „unserer“ Trucker-Raststätte einen erneuten Besuch ab.

Auf unserem Weg weiter Richtung Feuerland kommen wir an dem teils verlassenen Ort San Gregorio und seinen alten Schiffswracks aus dem 19. Jahrhundert vorbei, bei denen wir kurz Halt machen. Die Betonung liegt hier auf „kurz“, denn der Wind zeigt heute wieder was er kann und bläst uns mit voller Wucht Sand und Staub ins Gesicht.

Dann erreichen wir “Punta Delgada Estrecho De Magallanes”, kurzum die Ablegestelle, an der die Fähre die Magellanstraße überquert. Mir fällt gerade auf, dass es in diesem Artikel ganz schön viel um Schiffe geht…tja, so ist das hier fast am Ende der Welt! Hatte ich schon erwähnt, dass es windig ist? Und zwar so extrem, dass die Fähre nicht fahren kann. Es herrschen Windgeschwindigkeiten von über 80 kmh und wir sehen aus der Ferne, wie das Schiff immer wieder versucht anzulegen, aber jedes Mal abgetrieben wird. Wir stehen mit Sprinti in einer langen Warteschlange, neben uns große LKWs, die zwar viel Wind abhalten, aber dennoch schaukelt Sprinti so extrem, dass uns beim Kochen fast das Wasser aus dem Topf schwappt. Nach den Bildern von durch den Wind umgekippten Fahrzeugen hier im Süden des Kontinents, hoffe ich nicht, dass uns hier so etwas auch noch blüht! So warten wir Stunde um Stunde und der Wind scheint sich nicht zu beruhigen. Langsam dämmert es. Hoffentlich müssen wir nicht über Nacht hier stehen bleiben und kommen dann eventuell nicht pünktlich in Ushuaia an! Das Positive daran ist, ich nutze die Zeit und schreibe für Euch. So warten wir tatsächlich geschlagene 7 Stunden lang. Dann endlich tut sich etwas…die Fähre kann anlegen! Als wir mit Sprinti an der Reihe sind um verladen zu werden, sehen wir wie die Fähre immer wieder droht abzutreiben und die Rampe diverse Male den Bodenkontakt verliert. Wasser schwappt immer wieder über die Rampe. Aber es klappt…wir sind mit Sprinti auf dem Schiff! Die See ist rauh und wir schaukeln ordentlich hin und her. Nach rund 20 Minuten (ja, richtig gelesen…nur 20 Minuten!) erreichen wir die andere Seite und können das Schiff mit Sprinti wieder verlassen. Nun sind wir in Feuerland! Wir fahren nur noch den nächsten Ort an und stehen dort auf einem öffentlichen Platz der Gemeinde. Wie uns geht es vielen anderen Reisenden und so sind wir nicht die Einzigen, die im Dunkeln hier eintreffen und nur noch ihr Nachtlager aufschlagen.

Nun sind wir tatsächlich in Feuerland und haben das erste Ziel unserer Reise „Von Alaska bis Feuerland“ erreicht. Yippieh! Aber was ist Feuerland eigentlich? Feuerland („Tierra del Fuego“) ist eine Inselgruppe an der Südspitze Südamerikas. Vom Festland ist sie durch die Magellanstraße getrennt. Feuerland wurde 1881 in einen östlichen Teil für Argentinien und einen westlichen Teil für Chile aufgeteilt. Im argentinischen Teil leben etwa 127.000 Menschen und im chilenischen Teil nur etwa 8000. Bei der Erkundung der Magellanstraße 1520 fanden Ferdinand Magellan und seine Männer im Norden keine Siedlungen, doch im Süden der Meerenge sahen sie des Nachts vom Schiff aus viele Feuer. Magellan habe das Land daher „Feuerland“ genannt. Und hier sind wir nun…in Feuerland! 🙂

Es ist der 29. Dezember, heute Abend ist das Wiedersehen mit unseren Freunden und es liegen noch rund 400 Kilometer und ein Grenzübertritt vor uns. Also machen wir uns schon früh wieder auf den Weg. Das Gute ist, dass wir mit Sprinti ja auch immer schnell vorankommen…wenn nicht wieder irgendetwas dazwischenkommt. Aber heute läuft es gut. So ist auch der Grenzübergang von Chile nach Argentinien an diesem Tag kein Problem…alle stecken wohl noch im Weihnachtsmodus.

Dann ist es soweit…bei Schneeregen und eisigem Wind (wiedereinmal beneiden wir nicht die Fahrradtouristen, die hier unterwegs sind) überqueren wir den letzten Pass und erreichen dann…

…Ushuaia, die südlichste Stadt der Welt!

Wir haben es geschafft! Hoch oben vom arktischen Ozean sind wir nun hier am südlichsten Punkt des amerikanischen Kontinents…nach 71.731 Kilometern sind wir am Ende der Welt angekommen!

Nun heißt es noch schnell einzukaufen, etwas zu essen und Wasser aufzufüllen…und als das geschafft ist, fahren wir zum Airbnb, in dem sich unsere Freunde Zach und Rhuta eingemietet haben. Ein schnuckeliges kleines Holzhäuschen mit Kamin und toller Sicht auf Ushuaia. Dort treffen wir auch Judith, Arthur, Shelly und Franklin wieder, die nun auch alle dieses Ziel gemeistert haben. So verleben wir einen richtig schönen Abend zusammen.

Am nächsten Tag steht noch eine kleine letzte Etappe an. Unweit von Ushuaia endet nämlich auch „unsere“ Panamericana und da müssen wir natürlich hin! Und dann ist auch das vollbracht! Danke Sprinti!!!

Die nächsten Tage nutzen wir in Ushuaia, um die Stadt zu erkunden und um noch einiges zu erledigen….

Dabei übernachten wir auf Parkplätzen mitten in der Stadt. Gesellschaft bekommen wir dabei von vielen anderen Campern. Langweilig wird es einem hier übrigens nicht, wenn Jungendliche nachts gerne die Lautstärke ihrer Motorräder testen (so ganz ohne Schalldämpfer), direkt hinter Sprinti auf nur einem Rad ihre Pirouetten drehen oder nebenan eine Disco die Musik aufdreht. Also Augen auf bei der Parkplatzwahl! 🙂

Dann ist der 31. Dezember 2023 und nach einigen Erledigungen treffen wir uns wieder mit Shelly bei Zach und Rhuta im Airbnb. Wir sitzen gemütlich am Kaminfeuer und lassen 2023 noch einmal Revue passieren. Peter und ich haben in diesem Jahr 16 Länder, 234 Städte und 728 Orte besucht. Wir haben dabei die unterschiedlichsten Kulturen und Lebensweisen kennengelernt. Viele davon haben uns begeistert, manche auch wahnsinnig gemacht. Wir haben in diesem Jahr quasi 1,3 Mal die Erde umrundet und die Schönheit der Amerikas (Nord-, Mittel- und Südamerika) bestaunt. Wir sind beeindruckt von der Natur mit ihrer Tier- und Pflanzenwelt und durften mit eigenen Augen erkennen, wie kostbar, aber auch fragil dieser einzigartige Planet ist. Wir sind unendlich dankbar für dieses Jahr 2023 und werden es, wie auch schon 2022, immer besonders im Herzen behalten.

Peter und ich wünschen Euch allen (wenn auch ein wenig verspätet) ein wundervolles 2024 und senden die allerliebsten Grüße…wo auch immer Ihr gerade auf der Welt unterwegs seid!

Reiseberichte Mexiko

Eine Woche voller Aufs und Abs (#041)

19. März 2023

– Es wird nicht langweilig –

Wie am Ende des letzten Artikels erwähnt („Mit Freunden in Oaxaca #040“) verlassen wir gemeinsam mit Michaela, Peter, Marcus und Julie unseren Campingplatz in Tule und wollen weiter Richtung Yucatan-Halbinsel fahren, denn schließlich warten nun die Tropen auf uns. Nach vier Kilometern steuern wir eine große und namhafte Tankstelle (Pemex) an, schließlich haben wir aus unseren Erfahrungen in den USA mit dem verunreinigten und schlechten Benzin gelernt (s. dazu Artikel „Das war anders geplant…#026“) und tanken seitdem nur noch Premium-Benzin großer Tankstellenketten, die hoffentlich einen großen Durchlauf haben. Allerdings darf man hier in Mexiko nicht selbst tanken, sondern es wird für einen getankt. Manchmal machen sie auch gleichzeitig unsere Windschutzscheibe sauber oder bieten an den Ölstand zu prüfen. Bei all dem Staub hier, sieht das Fahrzeug allerdings eh schnell wieder aus, als hätte es schon länger keine Wäsche mehr gesehen. Bei einem Tankvorgang sollte man darauf achten, dass die Zapfsäule auch wirklich auf „0“ steht, wenn die Mitarbeiter anfangen zu tanken, ansonsten wird gerne mal mehr abgerechnet. Zusätzlich sind viele Tankstutzen anscheinend nicht richtig eingestellt und stoppen häufig zu früh, so dass der Tank teilweise nur zu 90% gefüllt ist. Daher sagen wir den Mitarbeitern, dass sie noch etwas „nachdrücken“ sollen. An diesem Morgen meint es die Tankdame daraufhin besonders gut und tankt bis alles überläuft…ja super! Sie schließt den Tankdeckel und spritzt Sprinti (an dem das Benzin herunterläuft) mit etwas Wasser ab. Wir können ja nur froh sein, dass sie den Tankdeckel vorher geschlossen hat und nicht auch noch Wasser in den Tank gelaufen ist!

Dann fahren wir weiter, denn schließlich haben wir an diesem Tag noch einige Kilometer vor uns…dachten wir jedenfalls! Bereits einige Meter nach dem Tanken springt Sprintis Motorleuchte an, wir verlieren an Power (also Sprinti) und der Motor geht in den Notlauf, was bedeutet, dass wir langsamer werden und kaum noch beschleunigen können. Im Schneckentempo fahren wir also rechts ran und überlegen fieberhaft, was wir nun tun können. Unser erster Impuls ist, dass es mit dem „nicht ganz reibungslosen“ Tankvorgang gerade zu tun haben muss, allerdings wird sich hier herausstellen, dass dies nicht der Fall ist und es sich nur um eine Verkettung ungünstiger Zufälle handelt. Schnell ist klar, wir müssen umdrehen und zur Werkstatt. Schließlich liegt nur 10 km hinter uns eine Mercedes-Werkstatt, die nächste allerdings erst in rund 1700 Kilometern.

Bereits in Puebla zwei Wochen zuvor (s. dazu Artikel „Jetzt hat es uns auch erwischt #039“), hatten wir eine Mercedes-Werkstatt aufgesucht, um Fehlercodes bei Sprinti analysieren zu lassen. Diese Besuche gestalten sich gar nicht immer so einfach, kommt es doch bei den Gesprächen mit den Mechanikern auf genaue Beschreibungen und Details an. Das ist auf Englisch für uns kein Problem und na klar, auf Deutsch natürlich auch nicht…auf Spanisch ist das allerdings etwas anderes. Und was sprechen 99,9% der Werkstatt-Angestellten hier? Ausschließlich Spanisch…warum auch nicht?! Auch wenn wir der Sprache immer mehr Herr werden, von verhandlungssicher sind wir dann doch meilenweit entfernt. Erschwerend kommt hinzu, dass man hier keine Service-Untersuchungen am Auto kennt. Solange der Wagen läuft, ist doch alles ok. Wenn etwas kaputt ist, wird es geflickt. Ob er evtl. merkwürdige Geräusche macht oder vielleicht nicht ganz „rund“ läuft, spielt dabei keine Rolle. Der Wagen fährt doch, wo ist also das Problem? Diese Vorgehensweise hilft uns in unserer Situation nur leider nicht weiter. Dazu kommt auch, dass hier niemand einen Mercedes-Sprinter in der Benziner-Variante kennt und sich nicht selten eine Traube an Mechanikern um Sprinti bildet, sobald seine Motorhaube geöffnet ist. Alle wollen einmal diesen Motor sehen…und dass, obwohl es eigentlich ein Motor ist, der unter anderem auch in der C-Klasse verbaut wird. 

In Puebla gab es einen Angestellten, der zwar eigentlich für die Daimler-Schwesterfirma „Freightliner“ (Ansprechpartner für amerikanische Trucks und oft gemeinsam in einer Werkstatt mit Mercedes-Lieferfahrzeugen) zuständig war, aber für uns abgestellt wurde, weil er ganz gutes Englisch spricht und somit zwischen den Mechanikern und uns übersetzt hat…sein Name: Ramses! Wenn auch kein altägyptischer König, so ist er doch sehr bemüht…zumindest so lange wir vor Ort sind. Die Mühlen mahlen hier allerdings ein wenig langsamer…oder vielleicht auch nur anders? So verharren wir fünf Stunden in der Werkstatt bis die Fehler ausgelesen sind, um dann wiederum eine Woche auf den Bericht samt Fehlercodes zu warten, weil der dafür zuständige Mitarbeiter zwei Tage nicht zur Arbeit kommt und anschließend das entsprechende Gerät, das die Analyse durchgeführt hat, plötzlich einige Tage in einer anderen Werkstatt eingesetzt wird. Wir werden also immer wieder vertröstet. Glücklicherweise stehen wir parallel mit der Mercedes-Werkstatt Senger in Deutschland im Austausch und entscheiden uns dann vorerst weiterzufahren, weil Sprinti „eigentlich“ gut funktioniert hat…abgesehen von den Fehlercodes halt.

So landeten wir letztendlich da, wo wir hinwollten…nämlich in Tule bzw. Oaxaca und das ohne irgendwelche Probleme…gut gemacht, Sprinti! Aber um die Fehlercodes müssen wir uns langfristig dann doch kümmern, denn zum einen haben sie ja eine Ursache und zum anderen verlassen wir bald Mexiko und dann wird es in den folgenden Ländern und auch in Südamerika schwieriger mit der Mercedes-Infrastruktur…sowohl was Werkstätten als auch was Ersatzteile anbelangt. Also versuchen wir uns in Tule mit Hilfe von Marcus und Peter, Senger in Deutschland und dem unendlichen Wissen des Internets ein wenig selber zu helfen. Und auch Rob (Out of Ipswich) aus New Hampshire, der mit seiner Frau Mandy und Hund Loki (dem der Schatten unter Sprinti übrigens sehr gut gefällt) ebenfalls in einem Sprinter unterwegs ist, tüftelt mit Peter einige Stunden an den Ursachen für die Fehlercodes. So können wir das ein oder andere säubern oder reparieren, aber zu einer Werkstatt muss Sprinti dann doch…und es muss dann auch wohl eine von Mercedes sein, weil uns Uziel, der Mechaniker, von dem wir die neuen Stoßdämpfer bekommen haben, auch nicht weiterhelfen kann. Alles klar, also dann nochmal zu Mercedes…dieses Mal in Oaxaca. So landen wir bei unserem Ansprechpartner Manuel und unserer “Dolmetscherin” Olivia. Wieder wird für einige Stunden Fehleranalyse betrieben und anfangs sieht es so aus, als sei die Lambdasonde (die hinter dem Katalysator) oder der Kabelbaum Schuld. Diese Ersatzteile zu bestellen dauert bei Mercedes in Mexiko meist über einen Monat, da sie aus Deutschland geliefert werden. So überlegen wir, uns die Teile selber schicken zu lassen. Das ist nicht ganz preisgünstig und kann unter Umständen auch einige Zeit beim Zoll verharren. Also alles nicht so optimal!

Zusätzlich plagt uns die Unruhe und das Gefühl immer mehr Zeit auf unserer Reise zu verlieren…sei es durch unsere Werkstatt-Besuche in den USA, bei denen wir viele Tage zurückgeworfen wurden und immer wieder warten mussten oder unsere Corona-Erkrankung vor ein paar Wochen, die Warterei auf Ramses in Puebla und nun in Oaxaca. Aber das gehört wohl auch zum Reisen dazu und uns war auch vorher schon bewusst, dass eben solche Dinge auf so einer langen Strecke einfach passieren! Man kann planen so viel man will, es kommt immer anders als man denkt! Wie sagte uns eine Reisende aus Berlin: „Man verliert keine Zeit, man gewinnt Inhalt!“ In diesem Sinne…weiter geht’s mit Inhalt!

Tags darauf können wir Sprinti erneut in die Werkstatt bringen, wo man dann der ganzen Sache genauer auf den Grund gehen möchte. Das Ganze soll zwei Tage dauern, also buchen wir uns für genau diesen Zeitraum ein Hotel in Oaxaca, weil wir nicht im Wagen übernachten dürfen, so lange er auf dem Werkstattgelände steht. Das ist zwar auch wieder mit Geld und Aufwand verbunden, aber eine andere Möglichkeit haben wir nicht und so versuchen wir das Beste daraus zu machen. So entscheiden wir uns für das Hotel „Casa las Mercedes“, in der Hoffnung, dass das ein gutes Omen für Sprinti ist. Wir schlendern also noch einmal durch die historische Altstadt Oaxacas, haben dieses Mal aber Glück, dass die Kathedrale geöffnet ist und wir einen Blick in das prunkvolle Innere werfen können. Wir werden Zeuge einer Polizei- und Militärpatrouille (die hier gar nicht so selten vorkommt), besuchen erneut die gute Bäckerei Boulenc und lassen uns in dem dazugehörigen Restaurant verwöhnen. Beides befindet sich in einem von außen recht heruntergekommenen blauen Gebäude, von innen allerdings ist es wie ein versteckter Schatz mit den leckersten Speisen von dazu noch sehr guter Qualität…so lässt es sich aushalten!

Abends bekommen wir Bescheid von Olivia, dass man den Fehler anscheinend doch schon gefunden hat und die Fehlermeldungen durch eine korrodierte Leitung und einem damit verbundenen Kurzschluss zustandegekommen sind. So ganz trauen wir dem Braten zwar noch nicht, verabreden uns aber für den nächsten Mittag in der Werkstatt. Also heißt es nach einer Übernachtung doch schon wieder Tasche packen (das Geld für die zweite Übernachtung bekommen wir leider nicht erstattet, aber wer weiß, ob wir die nicht doch noch in Anspruch nehmen müssen?!). Zurück in der Werkstatt versuchen wir genau herauszubekommen, was die wirkliche Ursache war und wie sehr wahrscheinlich es ist, dass so etwas in Kürze noch einmal auftritt, denn schließlich müssen wir uns auf Sprinti verlassen können. Aus unserer Sicht bekommen wir daraufhin unterschiedliche und nicht ganz logische Antworten (vielleicht typisch mexikanisch?) und ich glaube, wir gehen denen ganz schön auf den Keks, als wir immer wieder nachhaken (sicherlich typisch deutsch) und so prallen da auch mal wieder zwei Welten aufeinander. Aber gut, so ist das in anderen Ländern! Schließlich haben wir die Weisheit ja auch nicht mit Löffeln gegessen. Nachdem Peter mit dem Mechaniker eine Probefahrt gemacht hat und alles soweit in Ordnung zu sein scheint, verlassen wir die Werkstatt mit Sprinti, fahren noch schnell etwas einkaufen und dann zurück zum Campingplatz in Tule, denn der Tag neigt sich bereits wieder dem Ende entgegen.

Am nächsten Morgen soll es dann weiter gehen…neuer Versuch – neues Glück! Ursprünglich wollten wir Richtung Südosten weiterfahren, doch wir erfahren von Michaela und Peter, dass es dort Straßensperrungen gibt, weil “Demonstranten” eine Regionsbürgermeisterin absetzen wollen und somit einfach mal ein paar Tage die Straßen blockieren, so dass kein Durchkommen mehr ist. Also ändern wir spontan unsere Pläne (darin sind wir mittlerweile ja geübt) und schlagen besser eine andere Richtung ein. So fahren wir erst einige Kilometer in der Nähe der Stadt umher und überprüfen mit unserem OBD2-Stecker Sprintis Daten…keine Fehlercodes zu erkennen…yippieh! Dennoch sind wir vorsichtig und hören (oder meinen zu hören) teilweise Geräusche aus dem Motorraum, die wir sonst nicht vernommen haben. Da aber alle Daten normal zu sein scheinen, wagen wir es und verlassen die Stadt Richtung Norden…nur um dann nach sieben Kilometern wieder gestoppt zu werden. Dieses Mal allerdings (und glücklicherweise) nicht durch Sprinti, sondern durch eine Straßensperre (hier nicht wegen der Bürgermeisterin), sondern weil vor uns eine Brücke gebaut wird. Es ist weder eine Umleitung ausgewiesen noch ist klar, wie lange das dauern wird. Nach ca. 30 Minuten erfahren wir von einem anderen Wartenden, dass es wohl noch zwei Stunden dauern könnte, bis die Straße wieder frei ist. Das hat uns nun auch noch gefehlt! Es gibt laut Google eine kleinere Straße, die wir nehmen könnten, allerdings geht es für uns als nächstes durch die Berge und wenn doch noch mal was mit Sprinti sein sollte, wäre eine kleinere und verlassenere Straße äußerst unglücklich. Alternativ gibt es eine Strecke zurück, die aber einen Umweg von 1,5 Stunden bedeuten würde. Als plötzlich mehrere Fahrzeuge in der Schlange umdrehen, machen auch wir kehrt und als wir dann entdecken, dass selbst LKWs und auch andere PKWs in einen kleinen sandigen und huckeligen Weg abbiegen, fahren wir einfach hinterher und hoffen, dass wir mit Sprinti überall durchkommen. Es klappt! Nach ca. 15 Minuten Buckelpiste haben wir die Baustelle tatsächlich umfahren und erreichen wieder die geteerte Straße. Beim Blick nach links allerdings sehen wir plötzlich eine freie Straße, da der Baustellen-LKW soeben den Weg geräumt hat. Ja das läuft ja super gerade…es scheint unsere Woche zu sein! Egal, wir sind da, wo wir hinwollen und das ohne einen riesigen Umweg, also alles fein!

Was als nächstes folgt, ist eine 5-stündige Autofahrt durch die Berge, bei der wir mehrere Pässe auf einer Höhe von bis zu 3000 m und eine Länge von insgesamt 220 km bewältigen…und Sprinti macht gut mit (s. dazu unsere Route)! Schließich landen wir nach Wochen das erste Mal wieder auf einer Höhe von „nur noch“ 100 m über Null (was sich nach der langen Zeit in der Höhe richtig gut anfühlt) und merken auch, wie sich die Vegetation ändert…wir erreichen den Regenwald! Die Flussbetten enthalten plötzlich wieder Wasser, die Lianen hängen knapp über der Straße, alles ist dicht und grün bewachsen, wir fahren nun vorbei an Mangobäumen und Bananenstauden. Draußen riecht es nicht mehr nach Abgasen, sondern nach Bäumen und Blumen…da atmen wir doch mal tief durch! Auch die Temperatur und Luftfeuchtigkeit ändern sich…hatten wir doch zuletzt um die 20-25 Grad und eine sehr trockene Luft, liegen wir nun bei 30-40 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von bis zu 95%…ohne jegliche Abkühlung in der Nacht. Aber es ist lange nicht mehr so staubig wie in den letzten Monaten und das gefällt uns schon mal sehr gut!

Und nun, am Abend dieses aufregenden Tages und nach den nervenaufreibenden Tagen zuvor, sitze ich nun hier im Sprinter und schreibe diese Zeilen für Euch, während mir der Schweiß von der Stirn läuft und die Musik der benachbarten Bar zu uns herüberschallt. Warum wir nicht draußen sitzen, fragt Ihr Euch? Die Antwort lautet: Kleine schwarze Viecher, die nur halb so groß sind wie Mücken und beißen als wären sie doppelt so groß. Unabhängig von der Temperatur (von den 8 Grad sind wir gerade wirklich meilenweit entfernt!) haben Mexiko und Kanada also auch ihre Gemeinsamkeiten.

Morgen geht es dann für uns weiter…also drückt uns und Sprinti die Daumen, dass weiterhin alles reibungslos läuft!

Habt eine schöne Woche!

Reiseberichte Mexiko

Jetzt hat es uns auch erwischt (#039)

5. März 2023

– Von der Sonnenpyramide zum Popocatepétl bis hin nach Puebla –

Mit einer ordentlichen Grippe kehren wir aus Mexiko City zurück nach Teotihuacan, wo Sprinti auf dem Campingplatz auf uns wartet. Aus Kanada besitzen wir noch eine Packung mit Corona-Schnelltests, insgesamt vier Stück. Weil wir ein mulmiges Gefühl haben, kramen wir diese Tests hervor und führen beide einen durch…und schon nach ein paar Sekunden ist klar: Wir haben beide Corona! Eindeutiger geht es fast nicht! Also hat es uns nach rund drei Jahren Pandemie auch erwischt. Kamen wir uns doch schon fast wie eine absolute Rarität vor, weil es um uns herum gefühlt jeder schon gehabt hat. Jetzt also auch wir! Na immerhin geht es meinem Handgelenk und meiner Rippe nach meinem Rollersturz wieder besser.

So verbringen wir die nächsten Tage quasi in Selbstisolation auf dem Campingplatz und halten uns lediglich in oder um Sprinti herum auf. Die Platzbesitzerin Mina, eine ältere mexikanische Dame, weiß Bescheid und ist ganz lieb und fürsorglich. Glücklicherweise haben wir beide keinen schweren Verlauf, sondern eher eine ordentliche Grippe mit Gliederschmerzen und verstopften Nasennebenhöhlen…das allerdings über einen recht langen Zeitraum von 14 Tagen. Aber gut, dann haben wir das auch hinter uns! Hier ein paar wenige Bilder, von dem netten Städtchen, in dem wir uns gerade aufhalten (die Fotos hatten wir bereits vor Corona geschossen)…

Als es uns wieder einigermaßen gut geht, ziehen wir weiter und verlassen Mina und unseren kleinen Campingplatz. Nicht weit davon erntfernt liegen nämlich die alten Pyramiden von Teotihuacan. Sie sind eine der bedeutendsten prähistorischen Ruinenmetropolen Amerikas, die vor allem für ihre Stufentempel wie die große Sonnenpyramide bekannt sind und seit 1987 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehören. Das Gebiet von Teotihuacán war bereits seit dem sechsten Jahrhundert v. Chr. permanent bewohnt. Zwischen 100 und 650 n. Chr. bildete die Stadt das dominierende kulturelle, wirtschaftliche und militärische Zentrum Mesoamerikas. Auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung hatte sie bis zu 200.000 Einwohner und war zu ihrer Zeit die mit Abstand größte Stadt auf dem amerikanischen Kontinent und somit auch eine der größten der Welt. Ab etwa 650 n. Chr. schwand ihre Bedeutung bis sie um 750, aus nicht vollständig geklärten Gründen, weitgehend verlassen wurde. Ihre kulturellen Einflüsse prägten Zentralmexiko aber noch bis zur spanischen Eroberung Mexikos. Die Azteken fanden Teotihuacan bei ihrer Einwanderung ins Hochland von Mexiko bereits als Ruinenstadt vor, die seit Jahrhunderten verlassen war. Sie sahen in ihr einen mystischen Ort und gaben ihr den bis heute fortlebenden Namen „Teotihuacan“, der so viel bedeutet wie „Wo man zu einem Gott wird“.

Das schauen wir uns doch einmal näher an…

Anschließend geht es für uns weiter zum nahegelegenen Popocatepétl, ein Vulkan am Rande des Hochlands. Er gilt als einer der aktivsten Vulkane Mexikos und auch wir sehen, wie weißer Rauch aus ihm emporsteigt. Und während ich hier so sitze und den Artikel für Euch schreibe (also ein paar Tage später), erhalten wir auf unserem Handy den Warnhinweis, dass der Vulkan nun eine erhöhte Aktivität aufzeigt, Lava spuckt und ein Ascheregen zu erwarten ist. Glücklicherweise zieht der in die andere Richtung, so dass wir momentan nichts zu befürchten haben. Der Popocatepétl hat eine derzeitige Höhe von bis zu 5452 m, damit ist er der zweithöchste Vulkan Nordamerikas sowie der zweithöchste Berg Mexikos. Daneben befindet sich der Schwestervulkan Iztaccíhuatl, der mit 5230 m den dritthöchsten Berg Mexikos darstellt. Auch zu der Entstehung und Namensgebung beider Vulkane gibt es, typisch mexikanisch, eine Geschichte:

Einer aztekischen Sage zufolge lebten früher ein Häuptling und seine Frau in Tenochtitlan. Der Häuptling war ein berühmter Eroberer, der von allen Azteken geliebt wurde. Er und seine Frau waren besorgt, dass sie kein Kind mehr bekommen würden. Doch eines Tages gebar die Ehefrau ein Mädchen, das so schön war wie seine Mutter. Das Mädchen wurde „Iztaccíhuatl“ genannt, was auf Náhuatl „Weiße Dame“ bedeutet. Alle Ureinwohner liebten Iztaccíhuatl und ihre Eltern. Das Mädchen wurde darauf vorbereitet, eines Tages die Rolle ihres Vaters als Anführerin zu übernehmen. Als Iztaccíhuatl älter wurde, verliebte sie sich in den Anführer eines anderen Stammes, Popocatépetl. Eines Tages brach ein Krieg aus und die Kämpfer mussten mit ihren Truppen in den Süden ziehen, um den Feind zu besiegen. Der Häuptling erzählte Popocatépetl, dass er seine Tochter heiraten könne, wenn er ihm den Kopf des Feindes bringe. Popocatépetl zog in den Krieg, Iztaccíhuatl blieb zurück.

Nach mehreren Monaten kehrte ein Krieger zurück, der Popocatépetl hasste. Er überbrachte die falsche Nachricht, dass seine Armee gewonnen hätte, aber Popocatépetl gefallen wäre. Der Häuptling war traurig als er das hörte und Iztaccíhuatl konnte nicht aufhören zu weinen. Sie verließ das Haus nicht mehr, aß und trank nichts, sodass sie nach wenigen Tagen an ihrem Kummer starb. Als der Häuptling die Beerdigung seiner Tochter vorbereitete, kehrte Popocatépetl mit seinen Truppen erfolgreich aus dem Krieg zurück. Popocatépetl sah seine tote Geliebte und verfiel in Trauer. Er trug Iztaccíhuatl in seinen Armen aus der Stadt hinaus einen weiten Weg bis zu einem Berg. Dort befahl er seinen Kriegern, ein Grabmal zu errichten, und legte seine Geliebte behutsam darauf. Dann kniete er sich neben sie und blieb bei ihr, bis auch er an seinem Kummer starb.

Die Götter waren berührt von Popocatépetls Opfer. Sie verwandelten das Grabmal und die beiden Verstorbenen in einen Berg bzw. in einen Vulkan. Der Berg, der nach Iztaccíhuatl benannt wurde, sieht aus wie eine schlafende Frau. Der Name „Popocatépetl“ bedeutet auf Náhuatl „Rauchender Berg“, da aus dem Vulkan ab und zu Rauch aufsteigt. Damit zeigt Popocatépetl, dass er immer über Iztaccíhuatl wacht, die an seiner Seite schläft.

Die Vulkane Popocatepétl (links) und Iztaccíhuatl (rechts)

Glücklicherweise ist zu diesem Zeitpunkt von erhöhter Aktivität des Vulkans noch nicht die Rede und so fahren wir mit Sprinti hoch zum Aussichtspunkt auf 3700 m. Allerdings merken wir bei dieser dünnen Luft schnell, dass wir doch noch nicht wieder so ganz fit sind und so machen wir uns recht fix wieder auf den Weg abwärts…und dieser Weg hat es in sich! Ist er doch die schlechteste Straße, die wir bisher auf unserer Reise gefahren sind. Es handelt sich um einen kurvigen, ungeteerten und sandigen Weg mit tiefen Spurrillen und vielen herausstehenden Steinen. Wir werden ordentlich durchgerüttelt…und Sprinti erst! So benötigen wir für 15 Kilometer sage und schreibe mehr als eine Stunde Fahrzeit! Währenddessen erreichen wir auch den nächsten Bundesstaat…Puebla (s. dazu auch unsere Route).

Als wir diesen Weg endlich hinter uns haben (dennoch bleiben wir auf einer Höhe von 2300 m), erreichen wir kurz darauf das Städtchen Cholula de Rivadavia (kurz: Cholula). Dieser Ort ist ebenfalls bekannt für seine Pyramiden…Ihr seht schon, wir sind gerade auf dem Pyramiden-Trip! Und zwar ist die Pyramide von Cholula dem Volumen nach die größte bekannte Pyramide der Welt. Das vorhispanische Bauwerk hat nämlich ein Volumen von etwa 4,45 Mio. Kubikmetern mit einer Grundfläche von 450 × 450 m. Allerdings ist es mit der jetzigen Höhe von 66 m deutlich kleiner als die Cheops-Pyramide in Ägypten und auch 4 m niedriger als die Sonnenpyramide in Teotihuacán. Die Ausgrabungen zeigen jedoch, dass sie früher höher gewesen sein muss. Das Besondere an dieser Pyramide ist zudem, dass sie vollkommen überwuchert ist und daher eher einem natürlichen Berg als einer Pyramide gleicht. Nur Teile der Pyramide sind freigelegt und lassen weitere Ruinen unter unseren Füßen vermuten. Leider ist der Tunnel in die Pyramide derzeit gesperrt, so dass wir keinen Blick „hinein“ werfen können. Nach der spanischen Eroberung wurde im 16. Jahrhundert zudem auf der Pyramidenspitze die Kirche „Iglesia de Nuestra Señora de los Remedios“ errichtet. 1804 bestimmte Alexander von Humboldt vor Ort die Höhe und geographische Position der mehrfach überbauten Anlage. Dort kraxeln Peter und ich hoch und haben einen tollen Blick auf die beiden Vulkane und über die gesamte Stadt, die für ihre vielen Kirchen und Kapellen (insgesamt 159) bekannt ist.

Anschließend schlendern wir weiter durch den Ort und kehren in ein Restaurant namens „Milli“ ein (diesen Tipp hatten wir vor einigen Wochen von dem schweizer Pärchen Claudia und Thomas bekommen), bei dem alle Speisen (und selbst das Bier) hauptsächlich aus Mais hergestellt werden…sehr lecker! Es gibt hier in Mexiko nämlich nicht nur den gelben Mais, den wir aus Deutschland kennen, sondern z.B. auch bunten oder fast schwarzen Mais.

Dann laufen wir zurück zu unserem Campingplatz am Rande von Cholula. Bereits den gesamten Tag und auch in der Nacht wundern wir uns über unzählige laute Knallgeräusche, quasi wir Feuerwerkskörper, und erschrecken so manchses Mal, scheinen sie doch aus sämtlichen Richtungen zu kommen. Auch in der folgenden Nacht lassen sie uns immer wieder aufschrecken, klingt es teilweise so, als würden sie direkt neben Sprinti gezündet. Wie wir dann erfahren, wird so in Mexiko die Fastenzeit eingeläutet und das angeblich vier Tage lang…ich hoffe ja, das „Böllern“ hat schneller ein Ende! Wir müssen schmunzeln bei dem Gedanken daran, dass zum Jahreswechsel in Tecolote vor knapp zwei Monaten ja nicht eine Feuerwerksrakete oder ähnliches gezündet wurde (s. dazu Artikel „Ein etwas anderer Jahreswechsel #031“) und jetzt gleich vier Tage lang…allerdings leider nur der Knall ohne schöne Figuren am Firmament…schade eigentlich! Letztendlich werden aus den vier Tagen sogar sechs Tage inkl. Dauerbeschallung am Wochenende mit ca. 30 Detonationen pro Stunde und einem Musikkonzert bis morgens um 5 Uhr. Nun ja, mit der Zeit gewöhnt man sich daran! Trotzdem freuen wir uns als wieder ein wenig Ruhe einkehrt…ja, man wird ja doch älter!

Eigentlich wollten wir Cholula auch schon viel schneller wieder verlassen, aber dann nutzen wir doch nochmal die Mercedes-Werkstatt im benachbarten Puebla, um einen Fehlercode auszulesen und zu beheben. Es ist schon enorm, welchen Belastungen die Fahrzeuge hier ausgesetzt sind, aber dazu wird voraussichtlich nochmal ein getrennter Artikel erscheinen. Weil sich der ganze Vorgang etwas hinzieht, bleiben wir also etwas länger als geplant auf dem Campingplatz in Cholula und nutzen die Zeit für einen Besuch der historischen Altstadt von Puebla, denn die kann sich wirklich sehen lassen und ist seit 1987 bei der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt. Puebla ist mit 1,5 Mio. Einwohnern die Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates und ist tatsächlich eine für ihre Schönheit berühmte Stadt, in der das alte und das neue Mexiko aufeinandertreffen…die Werkstätten der Talavera-Keramik und anderer kunsthandwerklicher Erzeugnisse, die vier Jahrhunderte alten Gebäude der Kolonialzeit und moderne Industrie. So wurde die Altstadt von Puebla 2013 (analog zu Veracruz) der vierfache Heldentitel verliehen, der offizielle Name lautet seitdem „Cuatro Veces Heroica Puebla de Zaragoza“ („Viermal Heroische Stadt Puebla de Zaragoza“).

Und die Stadt hält, was sie verspricht…

Wir schlendern durch die Straßen, besuchen die prunkvolle Kathedrale von Puebla, beobachten Straßenkünstler, entdecken die vielen kleinen Läden mit wirklich schönen Sachen (bei dem ein oder anderen antiken Möbelstück würden wir am liebsten zuschlagen…was in Sprinti allerdings mehr als unpraktisch wäre) und stöbern auch hier wieder auf den Märkten der Stadt.

Auch diese Stadt ist wieder so schön bunt, was sich durch farbenfrohe Häuser und Wandmalereien bemerkbar macht. Neben der Sonne und dem strahlendblauen Himmel sorgt es sofort für eine positive Stimmung, was man auch den Menschen hier vor Ort anmerkt. Alle haben Spaß und genießen den Tag…so wie wir!

Dann irgendwann packt uns der Hunger und so landen wir, dieses Mal allerdings mehr oder weniger zufällig, erneut in einem Restaurant („Maiz Criollo“), das sich auf die Verarbeitung von Mais spezialisiert hat. So gibt es für uns neben Mais-Bier auch Mais-Tortillas und einen Mais-Käsekuchen. Peter bestellt zudem eine weitere Spezialität…Mole! Mole ist ein Name für verschiedene Saucen der mexikanischen Küche, deren Gemeinsamkeit die Chilischoten sind und die Tatsache, dass sie immer gekocht werden. Das Wort „Mole“ kommt von dem Wort „Molli“ der indigenen Sprache Nahuatl und bedeutet so viel wie „Mischung“ oder „Gebräu“. Ihre braune Farbe erhält die Mole durch die Bitterschokolade, mit der sie zubereitet wird. Um die 35 verschiedene Zutaten, darunter Chilis, Gewürze, Nüsse und eben die ungesüßte Schokolade, bilden die Mole. Je nach Rezept kann eine Mole aber auch aus bis zu 75 verschiedenen Zutaten bestehen. Und was können wir sagen…es schmeckt lecker!

Dann machen wir uns wieder auf den Weg zurück zum Campingplatz. Was uns dabei erneut auffällt ist, dass es sich quasi bei jedem zweiten Auto hier um einen Volkswagen handelt und schnell wird auch klar warum…sitzt hier in Puebla doch ein riesiges VW-Werk, es handelt sich hierbei tatsächlich um die Zentrale Nordamerikas mit rund 14.000 Mitarbeitern. Es ist dadurch auch der größte Arbeitgeber Pueblas und bis 2003 lief hier auch wirklich noch der „alte“ VW-Käfer vom Band…auf den Straßen Mexikos gibt es übrigens auch heute noch sehr viele davon (ähnlich wie den VW-Bulli). Ungefähr 90% der in Puebla gefertigten Autos werden exportiert…und das in weltweit 100 Länder. Wir sind zudem erstaunt, welche Modelle es von Volkswagen hier alles gibt. Neben den auch bei uns bekannten Fabrikaten wie Passat, Jetta, Vento, Polo, Golf, Amaroc, Caddy, Crafter, Tiguan, T-Roc, Käfer, Beetle, Bulli, Lupo und Up, gibt es hier zusätzlich auch einen Gol (nein, ich habe hinten kein „f“ vergessen!), einen Pointer (sieht aus wie ein Polo), einen Derby (sieht ebenfalls aus wie ein Polo), einen Classico (Ähnlichkeit mit Jetta), einen Virtus (Ähnlichkeit mit Passat), einen Tao (ebenfalls Ähnlichkeit mit Passat), einen Teramont (Ähnlichkeit mit Tiguan), einen Nivus (SUV), einen T-Cross (sieht aus wie ein T-Roc), einen Taigun (Ähnlichkeit mit Golf), einen Cross Sport (sieht aus wie ein Tiguan), einen Saveiro und einen Robust (beide mit Ladefläche). Und jeden Tag entdecken wir neue Modelle…das ist echt verrückt! Von einigen konnten wir auch schon ein Bild erhaschen…

Das war es dann erstmal wieder für diese Woche…alles weitere dann beim nächsten Mal!

Macht’s gut!

Reiseberichte USA

Das war anders geplant…(#026)

6. November 2022

– New Mexico, Colorado und Arizona –

Nach Texas erreichen wir den Staat New Mexico…und wie der Name schon sagt, bekommen wir hier auch einen Vorgeschmack auf das Land Mexiko, das auf unserer Reise als nächstes Ziel ja unmittelbar bevorsteht. Das Essen, die Menschen, die Landschaft, alles erinnert sehr an Mexiko, was auch wenig verwundert, wenn man sich überlegt, dass 42,1 % der Bewohner hispanischer Abstammung sind. Wegen seiner südlichen Lage und dem Umstand, dass es auf der windabgewandten Seite der Rocky Mountains liegt, ist das Klima New Mexicos durchweg sehr trocken und besonders im Sommer sehr heiß. Im Winter kann es aufgrund der Höhenlage aber auch frostig kalt werden, besonders im Norden, wo es in den Bergen nördlich von Santa Fe ein ausgesprochenes Wintersportgebiet gibt.

Nachdem wir zuletzt die NASA (s. Artikel „Houston, wir haben (k)ein Problem #025“) besucht haben, gibt Peter keine Ruhe…er möchte gerne einen Abstecher nach Roswell machen…aber dieser Stop liegt ja thematisch quasi auch auf der Hand. Also ab nach Roswell! Dort gibt es nämlich das internationale UFO-Museum, das sich hauptsächlich auf den Roswell-Absturz von 1947 und weitere angebliche UFO-Vorfälle in den Vereinigten Staaten und anderswo konzentriert. Als „Roswell-Zwischenfall“ oder „Roswell-(UFO-)Ereignis“ wird nämlich dieser besagte Absturz eines angeblich außerirdischen unidentifizierten Flugobjekts (UFO) im Juni oder Juli 1947 in der Nähe von eben dieser Stadt namens Roswell bezeichnet. Skeptiker sprechen auch gerne vom „Roswell-Mythos“ oder der „Roswell-Legende“. So war am besagten Tag im Sommer 1947 erst ein großes glühendes Objekt am Himmel gesehen worden, gefolgt von Trümmerteilen auf einem Feld eines Farmers sowie Leichen, die nicht von dieser Erde stammen können. Seitdem werden Aliens übrigens in Filmen so dargestellt, wie wir sie kennen. Dies beruht auf den Bildern des Roswell-Absturzes. Die US-Army erklärte dazu allerdings, die damals gefundenen Trümmer gehörten zu einem abgestürzten Wetterballon mit einem Radarreflektor. Die Autoren Charles Berlitz und William L. Moore machten den vergessenen Vorfall mit ihrem Buch „Roswell-Zwischenfall“ 1980 weltweit bekannt. Sie verbreiteten die Verschwörungstheorie, die US-Regierung habe damals ein außerirdisches Raumschiff und Leichen außerirdischer Lebewesen gefunden, diese heimlich untersucht und halte sie bis heute versteckt.

Davon machen wir uns doch jetzt selber mal ein Bild…

Dann geht es für uns mal wieder in die Natur, wir besuchen den White Sands Nationalpark am nördlichen Ende der Chihuahua-Wüste. Wie der Name des Parks schon sagt, gibt es dort jede Menge Sand. Wenn man es genau nimmt, handelt es sich um abgelagerten Gips, deren Kristalle zerbrachen und durch den Wind zu riesigen weißen, staubigen Dünen aufgetürmt wurden. Für den Zeitpunkt unserer Ankunft hatten wir allerdings nicht die besten Voraussetzungen…zum einen waren wir spät dran und es sollte bald dunkel werden, zum anderen hatte sich ein Gewitter angekündigt…dessen Vorboten letztendlich aber für die besondere Note auf den Bildern gesorgt haben…wie ich finde.

Dann erreichen wir Albuquerque…die mit ca. 565.000 Einwohnern größte Stadt in New Mexico, deren Besuch auf meiner To-Do-Liste ziemlich weit oben stand, weil sie mir in Filmen, Büchern, ja selbst auf dem Titelbild unseres Reiseführers immer wieder begegnet ist. Jetzt musste ich da mal hin! Die Stadt liegt am Rio Grande, an der Pan Americana und auch an der berühmten Route 66. Besonders bekannt ist Albuquerque für sein jährliches Ballon-Festival, was das größte weltweit ist und sich zudem in diesem Oktober zum 50. Mal jährt. Daher wird in diesem Jahr ganze 9 Tage auf einem Gelände, was so groß ist wie 54 Football-Felder mit Ligthshows, Feuerwerken, Ballon-Glühen, Massenstarts von über 500 Ballons und so vielem mehr ordentlich gefeiert…das ist zumindest der Plan! Wir schaffen es passend zum zweiten Fest-Wochenende (genauer gesagt an einem Donnerstag) in Albuquerque anzukommen…yippieh! Zur Abenddämmerung machen wir uns auf den Weg, zahlen 20 Dollar Parkgebühr und 50 Dollar Eintritt und sind ganz gespannt, was uns nun bei dem Ballon-Glühen etc. erwartet. Es ist ein Wahnsinnstrubel und mehrere 10.000 Menschen tummeln sich auf dem Gelände, haben Decken, Stühle und ganze Bollerwagen dabei und warten wir wir auf das Spektakel. Schnell stellen wir allerdings auch fest, dass noch nicht ein einziger Ballon ausgepackt ist (hallo?!) und der Stadionsprecher sagt durch, dass man derzeit noch auf die Wetterfreigabe warte. Oh oh…das sieht allerdings gar nicht gut aus! Albuquerque ist umgeben von Bergen und liegt im sogenannten „Becken“, was das Ballonfahren für Fahrer aus der ganzen Welt zu etwas ganz Besonderem macht. An diesem Abend können wie in diesem besagten Becken bestens erkennen, dass mittlerweile um uns herum ein Gewitter das nächste jagt und der ordentliche Wind macht das alles auch nicht einfacher. Also wird kurzerhand alles, was mit den Ballons zu tun hat, für diesen Abend abgesagt. Wir vertrösten uns mit der Lichtershow und mit einem anschließenden Feuerwerk…die Amerikaner lieben ja Feuerwerk…und ich mag es ja auch ganz gerne 🙂

Kurzerhand verlängern wir unseren Aufenthalt in Albuquerque um zwei Tage…weil einfach unverrichteter Dinge, also ohne richtige Balloon-Fiesta wieder zu fahren, das geht ja wohl auch nicht! Wir essen also mal in einem originalgetreuen Diner, fahren über die Route 66 und nutzen die Zeit für einige Erledigungen. Ein paar Ballons, die über der Stadt kreisen, bekommen wir währenddessen aus der Ferne auch zu Gesicht.

Für das Wochenende ist dann wieder volles Programm in Sachen Ballon-Feierlichkeiten angesagt, also heißt es am Samstag Morgen für uns dann: „Zweiter Versuch: Balloon-Fiesta!“ So klingelt unser Wecker schon um 4 Uhr, weil die über 500 Ballons bereits zum Sonnenaufgang starten sollen. Wir zahlen wieder 20 Dollar Parkgebühr und 50 Dollar Eintritt und sind zusätzlich warm angezogen, weil es draußen richtig kalt ist. Wieder sind unwahrscheinlich viele Menschen unterwegs, die alle das Gleiche sehen möchten wie wir…und das bereits um diese Uhrzeit…es ist noch dunkel wohlgemerkt. Dann kommen die Durchsagen des Stadionsprechers…es gibt noch keine Wetterfreigabe. Ja super, das kommt uns doch irgendwie bekannt vor! Und so warten wir eine ganze Weile…langsam wird es allerdings auch schon hell. Peter „versüßt“ sich die Wartezeit mit einem typischen „Breakfast-Burrito“, den es dort an einigen Ständen zu kaufen gibt und der mit seinen grünen Chilis schon mal ein guter Vorgeschmack auf Mexiko ist. Die Schärfe treibt Peter schon am frühen Morgen die Tränen in die Augen und er beschreibt seinen Zustand als „kurz vorm Schluckauf“…was für ihn schon einen absolut grenzwertigen Schärfegrad darstellt…gut, dass ich den Burrito nicht probiert habe! Dann nach gut zwei Stunden (Peter hat sich wieder akklimatisiert und der drohende Schluckauf ist in weite Ferne gerückt) kommt die Durchsage, dass für diesen Tag aufgrund des Wetters alle Ballonaktivitäten abgesagt werden müssen…läuft bei uns, würde ich sagen! Stattdessen gibt es wieder eine Lightshow und ein Feuerwerk…dann schauen wir uns das halt noch einmal an. Ein paar wenige Ballonbesitzer möchten den Besuchern dennoch etwas bieten und heizen ihre Ballons am Boden für kurze Zeit an. Das wars dann leider aber auch schon. „Balloon-Fiesta“, immerhin eins der meist fotografierten Events weltweit, und „Pedena“ das soll zusammen wohl nicht sein! Ok, dann ist das halt so! Ein paar wenige, leider nicht so spektakuläre Fotos haben wir dann aber doch für Euch…

Noch am gleichen Tag (wir sind ja früh dran) heißt es für uns „auf Wiedersehen Albuquerque“! Wir fahren weiter zum Mesa Verde Nationalpark im südwestlichen Teil des US-Bundesstaates Colorado. Der Park schützt rund 4000 archäologische Stätten, insbesondere die erst Ende des 19. Jahrhunderts vollständig erforschten und gut erhaltenen Felsbehausungen vorkolumbischer Anasazi-Stämme. Mesa Verde ist ein dicht bewaldeter und zerklüfteter Tafelberg, der sich von der umliegenden Landschaft des südwestlichen Colorado-Rivers um mehr als 600 Meter abhebt und damit eine maximale Höhe von fast 2600 Metern erreicht. Somit bietet sich uns auch eine tolle Aussicht als wir diesen Park durchqueren. Dann erreichen wir auch zwei Pueblo-Dörfer, die ca. 550 n. Chr. unter Felsvorsprüngen in den Canyons errichtet wurden. Dies bot besonderen Schutz vor Witterung jeglicher Art wie Hitze und Stürme und so lebten damals ungefähr 60-90 Bewohner in ca. 130 Räumen. Und was für Wassermassen hier herunterkommen können, erleben wir am eigenen Leib als plötzlich ein Gewitter aufzieht und uns bei unseren Besichtigungen ganz schön erwischt.

Dann führt uns unser Weg zu den „Four Corners“, der einzige Punkt in den USA, an dem vier Bundesstaaten aufeinandertreffen: Colorado, Utah, Arizona und New Mexiko.

Und wie wir so weiterfahren durch Amerikas Weiten…wir befinden uns mittlerweile in einem riesigen Reservat der Navajo-Indianer und sind kilometerweit entfernt von Zivilisation und Handyempfang, ruft Peter plötzlich: „Oh nein!“ Dieses „oh nein“ kenne ich! Wir werden langsamer und rollen am Straßenrand aus. Wir bekommen den Motor noch einmal angestellt und schleppen uns zu einer kleiner Reservaten-Tankstelle, die glücklicherweise nur ein paar Meter weiter liegt. Sprintis Motorlampe leuchtet…verdammte Axt! Das war anders geplant…!

Hatte ich nicht beim letzten Mal geschrieben (s. dazu Artikel „Liegengebliegen #023“), dass wir ja immer nur vor großen Städten liegen bleiben? Pustekuchen! Dieses Mal ist es anders! Wir stehen in Teec Nos Pos, einem Apachen-Gebiet und wiedermal irgendwo im Nirgendwo. Um uns herum liegen Städte wie Las Vegas (715 km Entfernung), Denver (685 km), Phoenix (590 km) und Albuquerque (380 km)….und wir mittendrin im Nix. In der Tankstelle arbeiten zwei Damen, die uns nicht weiterhelfen können oder wollen (gerade auch in Sachen Internetempfang). Hin und wieder kommen mal ein paar Kunden vorbei, die uns aber unmöglich mit ihrem PKW (auch wenn es Trucks sind) über so eine lange Strecke abschleppen könnten und unsere Handys haben Probleme selbst einen Telefonempfang aufzubauen. Ja super! Glücklicherweise haben wir von Troy, unserem Mercedes-Mann des Vertrauens aus Sioux Falls, noch die Mercedes-Hotline-Nummer für Notfälle. Mit Ach und Krach erreichen wir dort jemanden…ich muss dazusagen, es ist 13.30 Uhr an einem Sonntag! Nur soviel…um 17 Uhr haben sie in der Hotline dann endlich verstanden, was unser Problem ist, dass wir nach Albuquerque abgeschleppt werden möchten und wo wir letztendlich überhaupt gerade gestrandet sind…und die Verständigungsprobleme liegen nicht an der englischen Sprache! Dann will man sich auf die Suche nach einem Abschlepper machen, die äußeren Bedingungen machen dies allerdings nicht leichter. Auch bei der Preisgestaltung ist man sich in der Hotline uneinig…von kostenlos bis hin zu 900 Dollar fürs Abschleppen ist alles dabei. Um 21 Uhr bekommen wir ein „go“, allerdings ist diesem Abschlepper nicht mitgeteilt worden, dass Peter und ich zu zweit sind und somit hat er in seinem Wagen zu wenig Sitzplätze…380 km zu zweit auf dem Beifahrersitz ist vielleicht eine nicht soooo gute Idee. Also startet die Suche in der Hotline erneut. Um 22 Uhr werden sie dann fündig. Wir vereinbaren einen Termin für den nächsten Morgen um 8 Uhr.

Und dann nach 18,5 Stunden des Wartens (zum Glück haben wir in Sprinti ja alles dabei) an der Tankstelle im Indianer-Reservat in Teec Nos Pos kommt José, unser Retter! Die erste Herausforderung, die sich darstellt…Sprinti auf den Anhänger zu bekommen, ohne dass er unten aufsitzt, die zweite Herausforderung…Sprinti so zu befestigen, dass er auch oben auf dem Hänger bleibt…und das für die nächsten 380 km durch bergische Landschaften mit nicht immer 1A-Straßenverhältnissen (Schlaglöcher und andere Unebenheiten lassen grüßen). Für Herausforderung eins finden wir schnell eine Lösung, bei Herausforderung zwei war ich mir bis zur Ankunft nicht sicher, als José beim Festzurren Sprintis direkt die erste Kette gerissen ist…ja das kann ja was werden!

Aber es klappt…nach 380 Kilometern und 4,5 Stunden erreichen wir wieder Albuquerque…so habe ich das mit meinem „auf Wiedersehen“ nicht gemeint! Hatte ich nicht erwähnt, dass Albuquerque mir immer wieder über den Weg läuft?! Da sind wie also wieder! Bei strahlendblauem Himmel (das Wetter hätten wir mal für die Balloon-Fiesta brauchen können…die ist mittlerweile übrigens vorbei, wenn auch der ein oder andere Ballonfahrer noch vor Ort zu sein scheint) verbringen wir die nächsten Tage bei Mercedes (zum Glück liegt die Sprinter-Abteilung dieses Mal nicht an einem Autobahnkreuz), erweitern unsere USA-Mercedeskontakte um Robert und Lionel und überbrücken die Wartezeit in einem netten Café und schreiben für Euch Artikel.

Dann steht fest woran es bei Sprinti liegt…es ist der Katalysator! Wenn Ihr Euch fragt, warum Sprinti nun innerhalb von kurzer Zeit dreimal abgeschleppt werden musste, haben wir auch darauf nun eine Antwort…es liegt an der US-amerikanischen Qualiät des Benzins, was wir hier vor Ort erhalten. Zudem sind die Tanks, gerade bei kleineren Tankstellen, oft stark verschmutzt und haben einen zu geringen Durchlauf.

In Deutschland ist die Oktanzahl (ROZ) für Normalbenzin auf mindestens 91, für Super auf mindestens 95 und für Super Plus auf 98 Oktan festgelegt. Hier in den USA liegt Regular (normal) bei 87, Plus (Super) bei 89 und Supreme (Super Plus) bei 91…wenn es letzters überhaupt gibt. Unser deutscher Motor ist standardmäßig auf die Oktananzahl (mindestens 91) für Super eingestellt, kann aber bis zu einem gewissen Grad auch niedrigere Oktanzahl händeln, d.h. bei der Benzinverbrennung im Motor kann ein Klopfen auftreten, wenn die Oktanzahl zu niedrig ist. Dabei handelt es sich um eine unkontrollierte Verbrennung oder Verpuffung, die die Motorleistung reduziert und im schlimmsten Fall zu einem Motorschaden führt. Bei Sprinti hat dieses qualitativ schlechtere und zum Teil auch sehr verunreinigte Benzin bereits bei den ersten beiden Malen zum Ausfall der Einspritzpumpe und nun letztendlich auch zum verstopften und durch die Verpuffung auch zum Schmelzen des Katalysators geführt. Uns war durchaus bewusst, dass die Spritqualität auf unserer Reise zum Problem werden könnte, daher hatten wir uns auch für einen Benziner und nicht für einen Diesel entschieden, allerdings hatten wir damit erst in Südamerika gerechnet und nicht bereits im Norden des Kontinents. Wie wir aber erfahren, scheint es qualitativ eher genau andersherum zu sein.

Also gönnen wir Sprinti einen neuen Katalysator, die Motoreinstellungen werden für eine niedrigere Oktanzahl optimiert und die Leitungen und der Tank werden gereinigt (heraus kam schwarzer Schlick und anderer Dreck). Die Abschleppkosten für die 380 km hat übrigens Mercedes übernommen 🙂

Dann verlassen wir erneut Albuquerque (und ich sage dieses Mal besser nicht „auf Wiedersehen“!) und trotz des letzten Vorfalls haben uns die Stadt, die Menschen, die Landschaft und eigentlich ganz New Mexico äußerst gut gefallen…es hat einfach einen ganz besonderen Charme.

Nun geht es für uns weiter, denn all zu viel Zeit bleibt uns nun auch gar nicht mehr, bis unser USA-Visum ausläuft…also auf zur letzten Etappe in den Vereinigten Staaten von Amerika!

Heute beenden wir den Artikel doch einfach mal mit einem Feuerwerk (dem Finale) aus Albuquerque…