– Und warum es manchmal ganz schön kompliziert sein kann –
Von Nazca führt uns unser Weg zurück in die Anden. Die Fahrt dorthin gestaltet sich äußerst idyllisch, fahren wir doch durch schöne Berglandschaften, vorbei an blauen Lagunen und unzähligen Lama-, Alpaka- und Vikunja-Herden. Vikunjas, die etwas zierlicher als ihre Artgenossen sind und im Gegensatz zu diesen nie domestiziert wurden, gehören wie Alpakas zu der Gattung der höckerlosen Neuweltkamele und ihre Wolle ist noch feiner als Kaschmirwolle.
Für die Nacht finden wir einen Stellplatz etwas abgelegen vom Straßenrand. Wir stehen einsam neben einer kleinen Ruine und außer uns und einem Esel ist hier niemand (abgesehen von mal wieder jeder Menge Müll), so dass wir ungestört an diesem Ort stehen können.
Am nächsten Tag erreichen wir die Stadt Cusco. Sie liegt in 3416 m Höhe und hat etwa 112.000 Einwohner im Stadtgebiet sowie rund 428.000 Einwohner im Ballungsraum. Cusco war damals die Hauptstadt des Inkareichs und ihr Name stammt von dem Wort „Quechua“, dessen Bedeutung oft „Nabel der Welt“ oder „Mitte der Welt“ zugeschrieben wird. Also ein interessanter Ort, den es zu entdecken gilt. Auf dem Campingplatz („Quinta Lala“) hoch über der Stadt treffen wir auch unsere Freunde Shelly, Zach, Rhuta, Judith und Arthur wieder. Na klar, muss dann zur Feier des Tages auch ein Lagerfeuer her, was wir kurzerhand in einer alten Wanne einer Schubkarre entzünden dürfen. In dieser Runde schmeckt das Bierchen umso besser, auch wenn es hier in der Höhe wieder ordentlich kalt ist.
Am nächsten Tag erkunden wir die Innenstadt Cuscos und lassen den „Inka-Vibe“ mal auf uns wirken. Wir sind tatsächlich positiv überrascht, gefällt uns Cusco mit seiner Architektur und seinem Charme in Peru als Stadt bisher am besten.
Typisch für die Bauten der Inka-Zeit sind die exakt aufeinander passenden Steine, zwischen die kein Grashalm passt. Man weiß bis heute nicht, wie und mit welchen Hilfsmitteln die Inkas diese Steine so exakt formen konnten. Fakt ist allerdings, dass sie ohne jeglichen Zement, Lehm oder Mörtel gehalten und im Gegensatz zu anderen Gebäuden auch bis heute jegliche Erdbeben überdauert haben. Auch wir finden in der Stadt immer wieder alte Inka-Mauern. Oft wurden von den Spaniern auf den alten Gebäuden der Inkas zur Machtdemonstration neue Häuser errichtet und damit alte zerstört.
Tags darauf sind wir ebenfalls auf den Spuren der Inkas unterwegs als wir nur ein paar Meter von unserem Campingplatz entfernt die historische Stätte der Saqsaywaman besuchen. Die Ruine der Inka-Festung Saqsaywaman, ist heute eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten aus der Inkazeit. Sie sollte als Repräsentationsort und als militärische Befestigung dienen, um die Stadt zu schützen. Während der 70-jährigen Bauzeit in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts sollen nach Angaben von Pedro Cieza de León rund 20.000 Menschen daran gearbeitet haben. Zum Bau der Mauern wurden riesige Steine von 20 km entfernten Steinbrüchen herantransportiert und dann bearbeitet, bis sie fugenlos aneinander passten. Der größte Stein ist 9 m hoch, 5 m breit, 4 m dick und wiegt über 200 Tonnen…da fragt man sich schon, wie so ein Bau damals überhaupt möglich war?!
Wir bleiben noch ein paar Tage in Cusco, allerdings halten wir uns lediglich am Campingplatz auf. Peter kränkelt ein wenig und insgesamt fühlen wir uns etwas erschöpft…Peru zerrt tatsächlich ganz schön an unseren Nerven…befindet sich hier doch gefühlt alles außerhalb unserer Komfortzone.
Dann geht es aber weiter…unser Weg führt uns nach Ollantaytambo (s. dazu unsere Route). Dort stellen wir Sprinti auf einem kleinen bewachten Parkplatz ab, packen unsere Rucksäcke, nehmen noch ein hervorragendes Mittagessen zu uns und machen uns dann auf zum Bahnhof. Von dort aus bringt uns ein Zug ins fast zwei Stunden entfernte Aguas Calientes. Auf der Fahrt werden wir Zeuge einer traditionellen musikalischen Darbietung mit ganz viel Herz-Schmerz…das Zugpersonal muss hier also vielseitig begabt sein.
Warum wir eigentlich nach Aguas Calientes fahren? Wir wollen zum berühmten Machu Picchu, eines der neuen Weltwunder! Das Prozedere zum Ticketverkauf gestaltet sich, typisch peruanisch, sehr abenteuerlich, aber dazu gleich mehr! Da man nicht direkt zum Machu Picchu hinkommt, sondern das nur mit Bussen von Aguas Calientes funktioniert, haben wir uns dort für drei Tage ein Hotelzimmer gebucht. Als wir am Abend dort ankommen, regnet es in Strömen und wir erreichen das Hotel ziemlich durchnässt. Der Herr an der Rezeption ist sehr freundlich und gibt uns den Tipp, dass, wenn wir in den nächsten Tagen zum Machu Picchu wollen, was hier im Ort das Ziel eines jeden Touristen ist, sollten wir jetzt noch zum Touristenamt gehen und uns für eine Nummer anstellen. Ja, das mit den Tickets hier ist tatsächlich so eine Sache…wo fange ich an? Wenn man lange im Voraus weiß, an welchem Tag genau man zum Machu Picchu möchte, kann man online Tickets reservieren, was mal mehr mal weniger gut funktioniert. Weiß man das nicht genau, so wie wir und hunderte andere Touristen pro Tag, muss man sich bereits morgens um 6 Uhr für eine Nummer am Touristenamt anstellen. Hat man die nach einigen Stunden Wartezeit erhalten, ist man seinem Eintrittsticket zwar ein Stückchen näher gekommen, aber noch lange nicht am Ziel. Mit dieser Nummer erhält man zudem eine Uhrzeit, wann man nachmittags oder am Folgetag wiederkommen darf, um sich dann für das Ticket anzusstellen. Es gibt in Machu Pichhu vier verschiedene Routen, die man besichtigen kann, es gibt allerdings nur eine begrenzte Anzahl an Tickets für jede Route, um so die Besucherzahlen pro Tag ein wenig zu regulieren. So kann es also sein, dass man stundenlang ansteht und dann keine Nummer, keine Tickets oder nur Tickets für die nicht favourisierte Tour bekommt. Zudem stellt sich die Frage, für welchen Tag man die Tickets erhält. Also alles etwas kompliziert und seeeehhr umständlich, sage ich Euch! Wir erhalten von unserem Herrn an der Hotelrezeption also die Info, dass wir für die Nummer nicht bis morgen früh um 6 Uhr warten sollen, sondern uns heute Abend (es ist mittlerweile 19 Uhr, es ist dunkel und regnet immer noch in Strömen) noch anstellen sollen. Also bringen wir nur schnell das Gepäck auf unser Zimmer und laufen dann zum Touristenamt. Dort herrscht absolutes Chaos. In langen Schlangen stehen die Menschen an, aber niemand weiß, ob er in der richtigen Schlange etwa für die Tickets oder lediglich für die Nummern ansteht. Für alles gibt es nur einen Eingang, man darf das Gebäude aber nur nacheinander betreten. Alles gerät ein wenig außer Kontrolle, als keiner mehr weiß wer wann dran ist. Eine Frau spricht durch ein Megafon, das allerdings ausschließlich auf Spanisch und so schnell und leise, dass sie niemand versteht. Wir stehen in der Schlange und es scheint auch die Richtige zu sein. Es regnet noch immer und so sind wir froh, dass der Hotelportier uns noch einen Schirm mitgegeben hat. Da es hier an den Häusern keine Regenrinnen gibt, klatscht das Wasser nur so von den Häusern herunter. Aber wir kommen der Sache näher, die Schlange vor uns verkürzt sich regelmäßig. Jetzt hoffen wir nur, dass wir noch drankommen, eine Nummer erhalten, die uns ein Ticket für übermorgen verspricht und idealerweise auch noch für die Routen 1 & 2, unsere Wunschrouten. Langsam erreichen wir den Eingang und das Chaos spitzt sich zu. Irgendwelche Leute drängeln sich von hinten an uns vorbei und stecken Angestellten Geld zu, die dann im Gebäude verschwinden. Mich wundert echt, wie ruhig die Menschen hier bleiben, ich glaube so viel Geduld hätte man in Deutschland nicht. Und auch mein Geduldsfaden ist zum zerbersten gespannt, fällt es uns doch schwer zu glauben, dass man sich für diese Vorgehensweise bezüglich des Ticketverkaufs entschieden hat…für uns echt nicht nachvollziehbar. Alles ist so kurios, dass man sich mal wieder fragt, wo die versteckte Kamera abgeblieben ist…die dürfte sich ganau jetzt zu erkennen geben!
Dann erreichen wir endlich den Eingang. Dort sitzt ein junger Mann auf seinem Klappstuhl an einem kleinen Holztisch und verteilt nach Vorlage des Reisepasses pro Person je einen kleinen Zettel mit einer Nummer darauf, auf den er handschriftlich eine Uhrzeit hinzufügt. Wir erhalten die Nummern 384 und 385 und dürfen am Folgetag um 16.30 Uhr erneut wiederkommen, um uns dann für das Ticket anzustellen. Welche Route wir erhalten, erfahren wir erst morgen, je nachdem, wie viele Tickets dann noch übrig sind.
Nach gut einer Stunde halten wir die Nummern also in unseren Händen und freuen uns, dass es „so schnell“ gegangen ist, stehen einige doch durchaus vier oder fünf Stunden an…auch wenn sich so ein Chaos nervlich durchaus nach dieser Zeitspanne angefühlt hat. Wir laufen zurück zum Hotel und fallen an diesem Abend todmüde ins Bett. Zum Glück brauchen wir uns am nächsten Morgen ja nun nicht mehr um 6 Uhr anstellen, sondern können ein wenig länger schlafen…wobei das Frühstücksbuffet im Hotel endet bereits um 9 Uhr.
Bevor wir wieder zum Touristenamt laufen, gehen wir noch am Busschalter vorbei, denn für die Fahrt zum Machu Picchu brauchen wir Busfahrkarten, die man nur erhält, wenn man bereits Machu Picchu-Tickets oder zumindest die Nummer dafür hat. Das klappt alles relativ reibungslos und somit fehlen jetzt nur noch die Eintrittstickets.
Zu 16 Uhr stehen wir dann bereits erneut am Touristenamt, um darauf zu warten, dass unsere Nummern aufgerufen werden. Und na klar, auch heute erleben wir wieder Chaos pur! Warum sollte es auch anders sein?! Es gibt wieder diverse Schlangen, an denen Leute anstehen…für was auch immer! Dieses Mal spricht eine andere Dame durch das Megafon, allerdings genauso leise und undeutlich wie am Tag zuvor. Sie sagt die Nummern durch…natürlich nur auf Spanisch und so dass sie niemand versteht. Wir drängeln uns also an den Eingang und somit nah an die Megafon-Dame, um unsere Nummern nicht zu verpassen. Mittlerweile regnet es wieder und wir werden nass…was das generelle Chaos nur verschlimmert. Ganze Gruppen drängen sich in das Gebäude, nur um dann wieder abgewiesen zu werden. Dann ist es soweit…Nummer 384 und 385 sind an der Reihe! Bekommen wir jetzt endlich unser Ticket? Man schickt uns allerdings am Ticketschalter vorbei, die Treppe hoch…wo tatsächlich noch eine weitere Schlange auf uns wartet. In einem großen Raum stehen allerhand Stühle nebeneinander…auf ihnen sitzen wartende Leute, die alle paar Minuten aufstehen, um sich der Reihe nach einen Stuhl weiterzusetzen, wenn es mal wieder ein Stückchen voran geht. Zwischendurch kommen immer wieder Leute, die laut ihrer Nummer ein wenig zu spät gekommen sind, aber nun dazwischen in die Reihe wollen. Nach dem Raum zieht sich die Reihe durch die Vorhalle und dann die Treppe runter zum Ticketschalter am Eingang. In der Vorhalle sind einige Stühle nicht benutzbar, weil es durch das Dach reinregnet und alles nass ist. Fragt nicht nach meinem Geduldsfaden! Wir versuchen uns beide ein wenig abzulenken und daddeln am Handy herum, ich nutze die Zeit, um ganz unkonventionell am Mobiltelefon meinen Artikel für Euch weiterzuschreiben, aber so wirklich konzentriert funktioniert das hier auch nicht. Während wir warten, sehen wir auf einem Bildschirm (wir fragen uns, warum man nicht auch die Nummern auf einem Bildschirm anzeigt), wie die Anzahl der Tickets (besonders für unsere Wunschroute 1 & 2) immer weiter abnimmt. Die Route 3 ist derzeit übrigens gesperrt, so dass es uns nicht weiterhilft, dass dafür noch 300 Tickets zu haben sind. Werden wir also noch welche abbekommen?
Nach über 2,5 Stunden des erneuten Wartens stehen wir endlich am Ticketschalter und erhalten unsere Eintrittskarten für Route 1 & 2. Auch die Uhrzeiten für den Besuch sind genau geregelt, so dürfen wir am Folgetag um 10 Uhr zum Machu Picchu. Hoffentlich regnet es dann noch nicht, ziehen doch derzeit ab Mittag gerne mal die Wolken auf.
Egal…erstmal haben wir nun die Tickets für den darauffolgenden Tag und da so langsam auch unser Magen knurrt, gönnen wir uns auf dieses Chaos erstmal eine leckere Pizza. Die soll hier nämlich nah an das italienische Original herankommen und diesen Umstand hatten wir auf unserer Reise quasi noch gar nicht. Und wir können sagen: „Lecker war’s!“
Es ist mittlerweile 19.30 Uhr als wir zufällig entdecken, dass der Ticketschalter für unseren Zug zurück nach Aguas Calientes (übermorgen soll es ja zurück gehen) noch geöffnet hat. Da wir ja morgen unterwegs sind, ist es vielleicht ganz praktisch das jetzt noch eben zu erledigen. Wir laufen also zum Bahnhof. Dort gibt es zwei unterschiedliche Züge von unterschiedlichen Gesellschaften, mit unterschiedlichen Preisen und unterschiedlichen Abfahrtszeiten…auch hier würde ich ein wenig Chaos nicht ausschließen. Zum Glück ist es leer, als wir am Schalter ankommen und schnell finden wir unsere gewünschte Zugverbindung. Die Dame lockt alles ein, wir bezahlen per Handy und warten auf unsere ausgedruckten Tickets. Zu früh gefreut! Plötzlich scheint das System abgestürzt zu sein, man könne keine Tickets ausdrucken…in 30 Minuten funktioniere es vielleicht wieder. Hatte ich Euch eigentlich schonmal von meinem Geduldsfaden erzählt?! Lange Rede kurzer Sinn…wir erhalten an diesem Abend (weil auch nach 30 Minuten noch nichts wieder funktioniert) keine Tickets mehr von der Dame, sie storniert unsere Buchung und damit auch unsere Zahlung (was hoffentlich auch funktioniert). Letztendlich buchen wir unsere Tickets dann online, was vielleicht auch direkt der bessere Weg gewesen wäre.
Am nächsten Tag ist es dann endlich soweit…es geht zum Machu Picchu! Schon früh stehen wir wiedermal in einer Schlange…dieses Mal für den Bus. Es gibt je nach Uhrzeit für den Eintritt verschiedene Busschlangen, aber nirgendwo steht die entsprechende Uhrzeit angeschlagen. Während wir warten, werden wir (mal wieder) von einem Guide angesprochen, der uns durch das besagte Weltwunder führen und uns dazu einiges erklären möchte. Eugenia macht einen freundlichen und kompetenten Eindruck und weil wir möglichst viel über Machu Picchu erfahren möchten (Informationstafeln o.ä. gibt es dort nämlich nicht), sagen wir zu. So fahren wir gemeinsam mit Eugenia im Bus hoch auf die auf 2430 m Höhe erbaute Bergstadt. Machu Picchu ist eine gut erhaltene Ruinenstadt, die die Inka im 15. Jahrhundert auf einem Bergrücken zwischen den Gipfeln des Huayna Picchu („junger Berg“) und eben des gleichnamigen Bergs Machu Picchu („alter Berg“) erbauten.
Die Stadt umfasste 216 steinerne Bauten, die auf Terrassen gelegen und mit einem System von Treppen verbunden waren. Die meisten Terrassen sind mit ihren in die Mauern eingebauten kleinen Wasserablauföffnungen und etwa 3000 Stufen ebenso bis heute erhalten, wie auch die Kanalverbindung von der außerhalb der Stadtanlage befindlichen Wasserquelle zu den kaskadenförmig gestaffelten Brunnenbecken, dazu die Außenmauern der Tempel und die zum Teil mehrgeschossigen Wohnbauten. Sie sind voll funktionsfähig und zum Teil in den letzten Jahren nach und nach in inkatypischer Bauweise rekonstruiert worden.
Durch diese clever angelegte Stadt mit ihren Terrassen, die der Landwirtschaft dienten und dem damit verbundenen Wassersystem, geht die Forschung heute davon aus, dass die Stadt in ihrer Hochblüte bis zu 1000 Menschen beherbergen und versorgen konnte. Über den Sinn und Zweck von Machu Picchu wurden verschiedene Theorien entwickelt. Tatsächlich existieren über sie keine Überlieferungen, weshalb auf der Grundlage archäologischer Funde nur mehr oder weniger gut begründete Vermutungen angestellt werden können. Da sich die Stadt schwer zugänglich in den Bergen befindet, wurde sie offiziell erst 1911 von dem Amerikaner Hiram Bingham wiederentdeckt. Im Juli 2007 wurde Machu Picchu dann in die Liste der neuen sieben Weltwunder aufgenommen.
Diese Stätte live zu erleben, umgeben von dieser wundervollen Landschaft, ist schon beeindruckend. Und so genießen wir die wunderbare Aussicht und lassen uns von ein paar wenigen Regentropfen nicht stören. Die Wolken, die sich um die Berggipfel legen, verleihen dem Ganzen sogar noch etwas Mystisches.
Als wir mit dem Bus wieder in die Stadt zurückkommen, knurrt unser Magen und so kehren wir noch in ein Restaurant ein, denn hier gibt es oft für wenig Geld sehr leckeres Essen. Peter probiert das erste Mal das hier sehr typische Alpaka-Fleisch und beschreibt es als äußerst schmackhaft. Wir lassen den Tag noch einmmal Revue passieren…natürlich waren die Anreise, die Übernachtungen im Hotel, die Ticketbeschaffung usw. ein ganz schöner Aufwand und nervenaufreibend dazu, aber wir würden all das noch einmal in Kauf nehmen, um dieses Weltwunder aus der Nähe bestaunen zu können.
Am nächsten Tag geht es dann mit dem Zug (und unserem Online-Ticket) wieder zurück nach Ollantaytambo, wo Sprinti glücklicherweise wohlbehalten auf uns wartet 🙂 . So schlendern wir noch ein wenig durch den niedlichen Ort, indem es ebenfalls historische Inka-Stätten zu bestaunen gibt, und machen uns dann mit Sprinti wieder auf den Weg.
Wir bleiben weiter auf den Spuren der Inkas und so fahren wir in das Urubamba-Tal („das heilige Tal der Inkas“). Dort stehen wir auf einem kleinen Campingplatz, bei dem eine Mitarbeiterin auch Touren vermittelt und so werden wir am nächsten Morgen von unserem Taxifahrer Dino abgeholt, der uns an diesem Vormittag zu den Sehenswürdigkeiten des Tals fährt. Wir starten an der historischen Inka-Stätte von Moray. Die Anlage, bestehend aus mehreren Terrassen in verschiedenen Höhen, wurde in drei größeren natürlichen Dolinen verschiedener Tiefe errichtet. Bis vor 50 Jahren wurden auf dem Gelände sogar noch Kartoffeln und Gerste angebaut. Durch die Terrassierung und die Anordnung in runder Form ergibt sich eine Überlagerung des Makroklimas mit etlichen, für jede Terrasse verschiedenen, Mikroklimaten. Möglicherweise diente Moray den Inka als Agrarversuchsfeld zum Studium des Einflusses dieser Mikroklimate auf den Pflanzenwuchs. Und wieder einmal wird uns bewusst, wie intelligent und für diese Zeit besonders fortschrittlich die Inka agiert und ihren Lebensraum nahezu perfekt genutzt haben. So sind z.B. die Steine, die aus den Mauern herausragen, nichts anderes als Stufen, um bequem die nächste Ebene zu erreichen. An diesem Tag ist auch eine peruanische Schulklasse vor Ort, die sich freuen, als der „große weiße Mann“, ich nenne ihn mal Peter, auf ihr Bitten hin ein Foto von ihnen schießt.
Wir fahren weiter in die Inka-Stadt Chinchero…als Dino plötzlich vor einem Gebäude anhält und sagt, wir sollen uns das mal von innen anschauen. Es handelt sich dabei, um eine der vielen Textilfabriken, die traditionelle Kleidung herstellen. Wobei „Fabrik“ nicht das richtige Wort ist, findet doch alles eher im kleineren Rahmen statt und die Textilien werden ausschließlich per Hand hergestellt. Am Eingang befindet sich ein Tisch mit den typischen Produkten, die in dieser Gegend angebaut werden…jede Menge Kartoffeln und Mais in den buntesten Varianten. Direkt daneben befindet sich ein kleiner Stall mit Meerschweinchen…ja, wir sind noch immer in einer Gegend, in der diese Tiere als günstiges Fleisch zum Verzehr dienen, brauchen sie doch von der Geburt nur 8 Wochen bis sie „verzehrfertig“ sind. Wir gehen lieber weiter…und werden von einer netten jungen Dame begrüßt, die uns in der nächsten halben Stunde zeigt, wie hier Wolle mit natürlichen Materialien gefärbt und verarbeitet wird, wie Stoffe gewebt und ein natürlicher Lippenstift hergestellt werden. Sie zeigt uns ihre Handarbeit und was sie alles hergestellt hat und freut sich natürlich als Peter davon einen neuen Pullover und ich eine neue Mütze kaufen…beides aus Baby-Alpaka-Wolle…und sehr flauschig. Und zum Abschluss muss natürlich auch noch ein traditionelles Foto her…
In Chinchero laufen wir dann durch enge Gassen, vorbei an kleinen Läden bis hoch zu einer alten Kirche, die von den Spaniern auf den Ruinen der Inkas gebaut wurde.
Unsere letzte Station mit Dino führt uns zu den Salinen von Maras…auf 3380 Metern Höhe die höchstgelegene Salzfarm der Welt. Hierbei handelt es sich um 4000 Salzfelder, alle terrassenförmig angeordnet. Dieses Labyrinth aus Salzbecken und Salzterrassen wurde von den Inkas mit Menschenhand erschaffen und ist inzwischen ca. 1.000 Jahre alt. Das wertvolle Salz wurde als weißes Gold der Inkas oder weißes Gold der Anden gehandelt. Im 16. Jahrhundert plünderten jedoch die spanischen Eroberer die Silber- und Salzvorkommen Perus. Auch heute noch erfolgt die Salzgewinnung wie zu Zeiten der Inkas. Das stark salzhaltige Wasser kommt dabei aus dem umliegenden Gebirgsmassiv und fließt in extra dafür angelegten und ausgeklügelten Kanalsystemen in kleinen Rinnsalen in sehr flache Becken. Die Sonne und die trockene Luft sorgen dafür, dass der Großteil des Wassers schnell verdunstet und so bleiben in den Becken eine breiige Salzmasse, die Sole und die kostbare Kruste mit weißen Salzkristalle zurück.
Nach dem Trip mit Dino machen wir uns mit Sprinti auf in Richtung Grenze, allerdings nicht ohne noch einen Stopp an einer weiteren Besonderheit einzulegen…am Titicacasee! Der Titicacasee ist mit einer Fläche von 8372 Quadratkilometern der größte Süßwassersee Südamerikas. Er befindet sich auf der Altiplano-Hochebene in den Anden, wobei rund 60% des Titicacasees zu Peru gehören, während die anderen 40% zu Bolivien zählen. Gemessen an seiner Fläche ist er der achtzehntgrößte natürliche See der Welt…seine Fläche ist etwa 15,5-mal so groß wie die des Bodensees und fast so groß wie Korsika. Noch dazu ist der Titicacasee das höchstgelegene kommerziell schiffbare Gewässer der Erde. Er liegt auf einer Höhe von 3812 m über dem Meeresspiegel, ist 178 km lang und bis 67,4 km breit und hat eine durchschnittliche Tiefe von 107 m. Wir übernachten an einem Hotel, direkt am See, wo wir den Parkplatz nutzen dürfen. Am nächsten Morgen machen wir uns zu Fuß auf den Weg zum Ufer des Titicacasees. Dort empfängt uns Yordi, bei dem wir eine Tour gebucht haben. Gemeinsam mit ihm besteigen wir ein kleines Boot, was uns auf den See bringt. Yordi lebt mit seiner Familie tatsächlich auf dem Tititcacasee…auf schwimmenden Inseln. Diese Inseln bestehen aus mehreren Schichten Schilf, was wöchentlich neu aufgelegt werden muss, während es unten zerfällt. Auf dem Titicacasee leben tatsächlich 2500 Menschen auf 120 künstlich hergestellten Inseln und das seit rund 200 Jahren. Yordi zeigt uns die diverse Inseln, darunter auch seine Heimatinsel, auf der er mit seinen vier Kindern, seiner Frau und seine Schwiegermutter in kleinen Hütten lebt. Ehe wir uns versehen, sitzen wir in der Hütte der Oma und man bittet uns auf ihrem Bett Platz zu nehmen, während sie uns von ihrem Leben erzählt. Stolz zeigt man uns auch ihre Webereien, die sie natürlich auch verkaufen wollen. Das alles passiert allerdings ohne Druck oder dass wir uns genötigt fühlen, etwas zu kaufen. Natürlich leben sie von den Einnahmen der Touristen und ebenfalls natürlich gab es während Covid enorme Einbußen und so lassen wir uns mit gutem Gewissen hinreißen das ein oder andere zu kaufen. So haben wir für zu Hause Erinnerungen an diesen Tag auf dem Titicacasee und zum anderen dieser Familie weitergeholfen, die unter einfachsten Bedinugungen hier lebt. Stolz zeigt uns Yordi die Schule, die die Kinder hier auf dem See von der ersten bis zur vierten Klasse besuchen. Yordi erzählt uns auch, dass die Mädchen hier mit 12 bereits Mutter werden und Peter und ich wissen beide, dass ihr Leben damit vorbestimmt ist und es keine Alternative zu dem Leben auf dem Titicacasee gibt. Yordi zeigt uns mit voller Hingabe und Stolz seine Heimat und wir sind dankbar an diesem Vormittag in dieses Leben eintauchen zu dürfen.
Als wir zurück sind, schnappen wir uns Sprinti und machen uns auf den Weg entlang des Titicacasees bis wir schließlich die Grenze erreichen…
…die Grenze nach Bolivien!
4 Comments
Diesmal war es ein sehr schöner, informativer und motivierender Bericht über tolle Stellen und Orte in Südamerika und es kam nur einmal Müll vor….
Ihr habt gut gegessen und viel eingekauft; zusätzlich viel erlebt und Einblicke in eine andere Welt (Inseln auf dem See oder die alte Stadt auf dem Berg) bekommen, die Euch niemand mehr nehmen kann.
Allein das lohnt offenbar schon die eine oder andere Wartezeit.
Viel Freude in Bolivien und möget Ihr da weniger lange warten und weniger Bürokratie ertragen müssen.
Liebe Grüße
Ich hoffe, nicht nur dieses Mal…😅
Wieder eine schöne Geschichte. Eure Bilder ( mit der Peruanische Kleidung)von euch sind super. Auch die Inka-Stadt ist sehr interessant . Weiter gute Fahrt nach Bolivien. LG Karin
Hallo, ihr beiden, herzlichen Dank für den tollen Bericht. Ich bewundere diese Andenbewohner, wie sie in der kargen Bergwelt ihren Lebensunterhalt bestreiten. Die Marktbilder mit den wunderbaren Früchten weisen darauf hin, dass sie wohl sehr geschickte Anbaumethoden praktizieren. Für den Besuch in Machu Picchu habt ihr euch ja viel gefallen lassen. Ich kann mir vorstellen, wie beeindruckend der Besuch war. Die Baukunst in allen Ehren; wenn ich an die zahlreichen Menschenopfer denke, mit denen die Inka ihre Götter besänftigen wollten, bin ich doch recht zwiespältig gestimmt.
Alle Achtung vor der enormen Geschicklichkeit der Peruaner in Chinchero, wo die bunten traditionellen Textilien hergestellt werden, Die neuen Sachen stehen euch gut. Mit Alpaka-Wolle Hergestelltes kann euch der nächste Winter ja nichts mehr anhaben.
Viel Glück auf eurer Weiterreise, und bleibt behütet! Hildegard