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Reiseberichte Paraguay

Paraguay und ein wenig Wellness für Sprinti (#080)

31. März 2024

– Zu Gast in Hohenau –

Nachdem wir Chile endgültig hinter uns gelassen haben (s. dazu Artikel „Eine neue Windschutzscheibe und der lange Weg eines Stoßdämpfers #079“), sind die nächsten Tage absolute Fahrtage, in denen wir Argentinien fast komplett durchqueren. Je weiter wir dabei Richtung Osten kommen, desto grüner wird die Landschaft und umso feuchter wird auch das Klima. Die Gegend ist nun geprägt von Holzwirtschaft und industriellem Ackerbau und so fahren wir z.B. stundenlang durch Mais- und Teefelder. Es wird wärmer und die schwüle feuchte Luft treibt uns so manche Schweißperle auf die Stirn. Unsere Tage sind also geprägt von frühem Aufstehen, stundenlangem Fahren und auch davon, jeden Abend auf einem anderen Stellplatz zu übernachten. Einige davon sind tatsächlich so schön, dass wir glatt länger bleiben könnten.

Doch warum die ganze Fahrerei überhaupt? Uns bleiben noch rund 6 Wochen auf dieser Reise…6 Wochen, die es mit schönen Dingen zu füllen gilt ohne dass es neben all dem, was es zu organisieren gibt, in totalen Stress ausartet. Noch immer sind wir auf der Suche nach Container-Buddys, mit denen wir uns für Sprintis Rückverschiffung den Container teilen können. Dafür sind wir unter anderem in sämtlichen Traveler-Gruppen bei Social Media vertreten. Dort werden wir eines Tages auch von Melina und David angeschrieben, die mit zwei Motorrädern unterwegs sind und die wir, wie der Zufall es so will, auch schon in Panama und in Kolumbien getroffen haben. Zwei Motorräder würden Sprinti im Container natürlich super ergänzen, weil all zu viel Platz ist ja nicht mehr übrig. Jetzt heißt es also Daumen drücken, dass das was wird!

Bevor wir also die letzten Wochen in den „Chill-Modus“ übergehen (falls das überhaupt was wird?!), gibt es noch einiges zu entdecken und auch Sprintis „Wellness-Programm“ geht in die nächste Runde. Und wo soll all das passieren? In Paraguay!

Und so verlassen wir nach einigen Fahrtagen nun auch Argentinien…aber so viel sei gesagt: „Wir kommen wieder…und zwar noch auf dieser Reise!“ Der Grenzübergang nach Paraguay verläuft recht reibungslos und unkompliziert, wenn auch gleich die Vorgehensweise noch ein wenig „ursprünglicher“ zu sein scheint. Computer sind weit und breit nicht in Sicht und so werden die Menschen, die die Grenze übertreten (so wie wir), handschriftlich in Listen eingetragen, während der Grenzbeamte erstmal hektisch den Schreibtisch frei macht und eine Sahnetorte (die bei diesen Temperaturen wahrscheinlich eh nicht lange hält) zur Seite räumt. Aber man lässt uns und Sprinti ohne weiteres ins Land…sehr schön!

Paraguay ist einer von lediglich zwei Binnenstaaten (kein direkter Zugang zum Meer) in ganz Amerika und wird von Argentinien, Bolivien und Brasilien umschlossen. Mit einem Staatsgebiet von knapp 407.000 km² ist das Land ungefähr so groß wie Deutschland und die Schweiz zusammen, hat dabei aber lediglich 6,7 Mio. Einwohner, wo von 7% der Bevölkerung sogar Einwanderer deutscher Herkunft sind. Wir befinden uns hier mittlerweile wieder im tropischen und subtropischen Klima und die oft dschungelartige Landschaft und rote Erde erinnert uns tatsächlich an Costa Rica. Zur einheimischen Tierwelt gehören hier auch wieder verschiedene Affenarten, Jaguare, Pumas, Ameisenbären, Tapire, Gürteltiere, Wasserschweine, Ozelote sowie Kaimane, Anakondas und andere Schlangenarten. Da schaut man schon zweimal, wo man hintritt! Zu den zahlreichen Fischarten Paraguays gehören sowohl die Lungenfische, die sich während der Trockenzeit im Schlamm eingraben, als auch Piranhas. Es gibt zudem über 700 Vogelarten, darunter Tukane, Kolibris, und verschiedene Sittiche und Papageien sowie die größten Vögel des Landes, Nandus, die wir aus der Ferne zu Gesicht bekommen. Zu dem Schutz all dieser Tiere wurden in Paraguay zahlreiche Nationalparks gegründet.

Es ist Sonntag und so führt uns unsere Weg zu einem Wassersport-Verein direkt am Fluss Paraná, der Argentinien und Paraguay trennt. Hier dürfen wir mit Sprinti direkt am Wasser stehen und auch die Einheimischen nutzen gerade am Wochenende dieses Naherholungsgebiet. Es wird mit Booten oder Jetskis über den Fluss geheizt, es wird gelacht und sich gesonnt…und natürlich…es wird mal wieder gegrillt! So genießen auch wir dieses Plätzchen und springen in den 3200 Kilometer langen Fluss, der gar nicht mal so wenig Strömung hat, uns aber bei rund 38 Grad die nötige Abkühlung verleiht. Kaimane und Piranhas kommen uns zum Glück dabei nicht in die Quere!

Am nächsten Tag geht es schon früh für uns weiter. Wir fahren in das nahegelegene Hohenau, eine Stadt, die viele deutsche Auswanderer ihr Zuhause nennen. Viele Einwohner haben deutsche Vorfahren und einige sind auch der deutschen Sprache noch mächtig. Auf unserem Weg durch die Stadt begegnen uns auf jeden Fall unzählige Namen deutschen Ursprungs, was uns manchmal hier in Südamerika durchaus schmunzeln lässt. Hohenau wurde am 14. März 1900 von Guillermo Closs, Carlos Reverchon und den Brüdern Ambrosio und Esteban Scholler mit der Hilfe von deutschen Kolonisten gegründet. Der deutschstämmige Guillermo (dt. Wilhelm) Closs wurde am 31. Oktober 1841 in Baumschneis (Brasilien) geboren. Im brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul gründete er einen Ort namens Serra Pelada. Später beschloss er, nach Paraguay zu ziehen, wo er Carlos Reverchon traf. Zusammen entwarfen sie einen Plan für die Besiedlung durch deutsche Einwanderer.

Wir erfahren, dass auch gerade zur Corona-Zeit erneut viele Deutsche hierher ausgewandert sind, die mit der ein oder anderen politischen Entscheidung in Deutschland nicht einverstanden waren. Allerdings sind auch knapp 80% davon mittlerweile wieder zurückgekehrt, weil sie sich entweder das Leben in Paraguay einfacher vorgestellt oder die Vorzüge Deutschlands dann doch zu schätzen gelernt haben.

In Hohenau führt uns unser Weg als erstes zu einer „Autowaschanlage“, denn Sprinti hat heute noch einen Termin. Von anderen Reisenden haben wir von Elvio erfahren, der hier eine Werkstatt (Benedix – Welding and Painting) für Beulenbeseitigung und Lackarbeiten hat…und das Ganze auch noch zu einem sehr guten Preis. Um also zu erkennen, an welchen Stellen Sprinti ein wenig „Liebe“ benötigt, ist nun erstmal eine Wäsche dran. Die Löhne sind hier in Paraguay tatsächlich sehr niedrig und so kostet uns die gesamte Autowäsche, bei der zwei Mitarbeiter über eine halbe Stunde an Sprinti schrubben umgerechnet 6,25 EUR (inklusive Trinkgeld).

Dann geht es zu Elvio in die Werkstatt…und wir sind nicht die Einzigen, die seine Hilfe in Anspruch nehmen wollen! So treffen wir mit schoebisontheroad, roadfuxx und bisbald.ch dort tatsächlich alte Reisebekannte wieder, denen wir zum Teil schon in Mexiko, Pananma, Ushuaia und an vielen anderen Orten auf dieser Reise über den Weg gelaufen sind…ja, so klein ist mal wieder die Reisewelt! Alle sind fleißig am Werkeln, denn bei einigen stehen ebenfalls die Verschiffungstermine kurz bevor…egal ob nach Deutschland oder weiter nach Afrika.

Jetzt stellt sich nur noch die Frage, wie lange wird der ganze Prozess mit Sprinti in der Werkstatt dauern und haben wir diese Zeit „übrig“? Elvio schaut sich den Wagen an. Sprinti hat hinten an den Hecktüren einige Beulen, die tatsächlich schon da waren, als wir ihn 2019 gekauft haben. Auf der Motorhaube hat zudem der ein oder andere Steinschlag seine Spuren hinterlassen. Um auf der Reise durch die Amerikas ein möglichst unscheinbares und nicht allzu attraktives Auto („sorry Sprinti!“) zu haben, hatten wir die Beulen damals nicht entfernt. Jetzt allerdings bietet sich das ja geradezu an und etwas Lackpflege hat Sprinti sich zudem absolut verdient. Also überlegen wir gemeinsam mit Elvio, was wie machbar ist…schließlich wollen wir ja nicht Teile des Innenausbaus entfernen müssen, um etwas auszubessern. Dann haben wir einen Plan: Die Hecktüren, die Motorhaube und ein paar winzige Roststellen im Lack (größere hat Sprinti zum Glück nicht) sollen behoben werden. Da wir aufgrund von schlechter Wetterprognose für die nächsten Tage ein wenig unter Zeitdruck stehen, bietet uns Elvio bei all der Arbeit, die er und seine Leute schon haben, tatsächlich an, noch heute bei Sprinti zu beginnen. Ok, alles klar! Also muss für uns schnell ein Plan her, denn wir können für circa 4 Tage nicht im Wagen übernachten. Kurzerhand fahren wir zu einem Hotel in unmittelbarer Nähe und buchen uns dort für die nächsten Tage ein Zimmer, dann fahren wir zum Supermarkt und decken uns mit Trinkwasser und ein paar Snacks ein. Anschließend ist Taschepacken und Autowegbringen angesagt. Und so finden wir uns ein paar Stunden später in einem Hotelzimmer wieder, von dem wir am Morgen noch gar nicht wussten, dass wir dort sein würden. Ja, also ohne Spontanität läuft auf so einer Reise gar nichts!

Und so sehen die kommenden Tage ein wenig anders aus als sonst. Täglich legen wir einen kleinen Spaziergang zur Werkstatt ein und schauen uns Sprintis Fortschritt an. So manches Mal werden wir dabei von einem tropsichen Regenschauer erwischt, der uns in Sekundenschnelle nasswerden lässt bis auf die Haut…immer mit dem Gedanken im Kopf, dass Sprinti jetzt hoffentlich trocken in der Halle steht und nicht nass davor.

Leider erfahren wir in diesen Tagen auch, dass Melina und David ihre Motorräder nun doch mit dem Flugzeug nach Hause schicken werden und so geht unsere Suche nach einem Container-Buddy weiter. Ein wenig Zeit bleibt uns ja noch!

Da wir uns hier im Hotel nicht selbst verpflegen können, ist auswärts essen angesagt…was gar nicht so einfach ist, denn ähnlich wie in Chile und Argentinien essen die Menschen hier erst gegen 21 Uhr und so öffnen auch die Restaurants recht spät, was nicht so ganz mit unserem Rhytmus zusammenpasst. Auf unserem Weg zur Werkstatt kommen wir immer an einem Döner-Restaurant eines deutschen Auswanderers vorbei und statten ihm an einem Abend auch einen Besuch ab. Nach knapp zwei Jahren auf Reisen, in denen man dieses Gericht, in den von uns bereisten Ländern, absolut nicht kannte, lassen wir uns den Döner besonders gut schmecken!

Nach vier Tagen des Ausbeulens, Spachtelns,Schleifens, Lackierens und Trocknens ist Sprinti fertig! Elvio und sein Team haben wirklich super Arbeit geleistet! Wir sind startklar zur Abfahrt…yippieh! Weiter geht’s!

Und so verlassen wir Hohenau und machen uns auf in den Norden Paraguays.

Da das Land gar nicht mal so groß ist, erreichen wir tatsächlich noch am selben Tag die Grenze nach Brasilien.

Und welche Kuriositäten uns dort erwarten, erfahrt Ihr beim nächsten Mal…! 🙂

Wir senden Euch liebe Ostergrüße aus der Ferne!

Reiseberichte Argentinien Chile

Von Alaska bis Feuerland…wir haben es geschafft! (#074)

21. Januar 2024

– Am Ende des Jahres am Ende der Welt –

Es ist der 22. Dezember 2023 als wir die chilenische Stadt Punta Arenas erreichen. Zum Jahresende sind wir mit anderen Reisenden, die im Laufe dieses Abenteuers zu Freunden geworden sind, in Ushuaia verabredet. Ushuaia ist tatsächlich die südlichste Stadt der Welt und somit auch das Ende „unserer“ Panamericana. Momentan liegen noch rund 630 Kilometer, ein Grenzübergang und eine Fährübersetzung zwischen uns und Ushuaia.

Aber eins nach dem Anderen…

In Punta Arenas gibt es so vor Weihnachten noch einiges zu erledigen. So bringen wir unsere Wäsche in den Waschsalon und hoffen, dass wir sie rechtzeitig, vollzählig und nicht zu klein oder kaputt (die Waschmaschinen und Trockner sind hier so eine Sache) wiederbekommen. Dann heißt es für die Weihnachtstage einzukaufen und natürlich sind wir da nicht die Einzigen mit diesem Vorhaben. Danach geht es für uns in einen Baumarkt, weil unsere Freunde kurz vor Ushuaia liegengeblieben sind und es vermutlich nur an einer kleinen Schraube liegt. Anschließend erreichen wir einen Campingplatz, der wie so oft in diesem Jahr eigentlich eher einem Garten eines Privathauses gleicht. Bei diesem Exemplar darf man die Dusche in einem der Hostelzimmer benutzen, da gerade allerdings alle Zimmer belegt sind, heißt das für uns keine Dusche…was wir allerdings erst am nächsten Morgen erfahren.

Es ist der 23. Dezember 2023 und unser „Duschproblem“ (was nicht wirklich eines ist, weil wir zur Not auch immer noch im Wagen duschen können) lösen wir, indem wir spontan die Nasszellen einer kleinen und etwas in die Jahre gekommenden Trucker-Raststätte nutzen. Zwar klebt ordentlich der Schimmel an den Wänden, aber dafür ist die Dusche heiß, hat nur selten Temperaturschwankungen und der Wasserdruck stimmt dieses Mal auch. Da haben wir auf dieser Reise schon „schlimmer“ geduscht. Als nächstes wartet unsere Wäsche darauf von uns aus dem Salon abgeholt zu werden und das klappt zum Glück reibungslos. Sollten einige Kleidungsstücke zu eng sein, liegt das eventuell eher an den vor uns liegenden Weihnachtstagen als an dem zu heißen Trockner.

Bevor wir Punta Arenas verlassen, besuchen wir an diesem Tag noch das Museo Nao Victoria (Schiffsmuseum). Dort finden wir die originalgroßen Nachbauten von derzeit drei Schiffen, die zur Entdeckung der Region oder der Kolonisierung des Gebietes beigetragen oder die eine besondere patrimoniale oder historische Bedeutung für die Region Magallanes (Chile) haben. Wir befinden uns hier nämlich gerade an der Magellanstraße. Aber was ist das überhaupt?

Quelle: Wikimedia NordNordWest

Die Magellanstraße ist eine Meerenge mit zahlreichen Inseln und Seitenarmen zwischen dem südamerikanischen Festland und südlichen Inseln, vornehmlich der Insel Feuerland. Sie verbindet nördlich der Südspitze Südamerikas den Atlantischen mit dem Pazifischen Ozean. Der Portugiese Ferdinand Magellan, der 1519 im Dienste der spanischen Krone als Kommandant einer Schiffsflotte zu einer Ostasien-Expedition aufgebrochen war, fand 1520 diese Durchfahrt. Ein schwerer, mehr als einen Tag anhaltender Sturm trieb zwei seiner Schiffe in eine Bucht, die sich schließlich als Durchfahrt vom Atlantischen zum Pazifischen Ozean erwies. Waren zuvor noch viele Schiffe auf der Kap Hoorn Route aufgrund der stürmischen See auf der Drake Passage gesunken, konnte von jetzt an die wesentlich kürzere und geschütztere Route über die Magellanstraße genommen werden. Ihre größte Bedeutung hatte die Magellanstraße vor dem Bau des Panamakanals, aber auch heute noch wird sie von vielen Schiffen befahren.

In dem Museum finden wir den Nachbau der Nao Victoria. Die Nao Victoria war ein 27 Meter langes und 7 Meter breites Schiff. Sie war Teil der von Magellan befehligten Flotte, die den nach ihrem Kommandanten benannten Seeweg durch den amerikanischen Kontinent entdeckte, und sie war zudem das einzige seiner fünf Schiffe, das die erste Weltumseglung vollendete. Des weiteren gehörte sie zu den ersten Schiffen, die die Region (Patagonien, Cabo Vírgenes, die Magellanstraße, Feuerland und der Pazifische Ozean) im Jahr 1520 erforschte und hatte dadurch auch Anteil an der Entdeckung Chiles. Die Nao Victoria ist daher eins der berühmtesten Schiffe in der Weltgeschichte der Seefahrt.

Als zweites Schiff finden wir die HMS Beagle vor. Die HMS Beagle war eine Brigg der Britischen Marine. Nach mehreren Missionen in England am Anfang des 19. Jahrhunderts wurde sie zum Forschungsschiff umgerüstet. Von ihren drei Reisen war die berühmteste die zweite, auf der sie sich unter dem Kommando von Kapitän Fitz Roy und mit dem jungen Charles Darwin an Bord fast drei Jahre in der Region aufhielt.

Auch ein etwas kleineres Schiff ist mit von der Partie…der Ancud. Der „Schoner Ancud“ war das Schiff, das auf Befehl des chilenischen Präsidenten Manuel Bulnes Prieto im Jahr 1843 zur Inbesitznahme der Magellanstraße für Chile beitrug. Wenn man sich dieses kleine Schiff im Gefecht auf diesem großen Gewässer und unter diesen klimatischen Bedingungen vorstellt, dann war das sicherlich kein „Zuckerschlecken“.

Dann ist es an der Zeit Punta Arenas zu verlassen, denn vor Weihnachten wollen wir ja schließlich noch an den Stellplatz gelangen, den wir uns herausgesucht haben. Und wo ist dieser Stellplatz? Genau…direkt an der Magellanstraße! Das muss hier ja auch einfach sein! Was zusätzlich heute noch sein muss, ist ein weiterer kleiner Abstecher…und zwar zum südlichsten Punkt des amerikanischen Kontinents, den man mit dem Auto befahren kann ohne mit einer Fähre überzusetzen. Das Wetter lässt mit Schneeregen zwar zu wünschen übrig (wir haben hier Sommer wohlbemerkt), aber da sind wir nun am Ende dieser besagten Straße…und wir sind nicht die Ersten, wie man an dutzenden Touristen-Aufklebern unschwer erkennen kann. Und auch ein anderer Zeitgenosse schaut vorbei…

Jetzt heißt es unseren Stellplatz für die Feiertage zu finden. Zum Glück ist dieser nicht weit, liegt er doch genau an dieser besagten Schotterstraße. Zwischen Wald und Magellanstraße befinden sich immer wieder kleine Ausbuchtungen an denen man frei und allein stehen kann. Schnell werden wir fündig und erwischen einen für uns perfekten Platz. Wir stehen windgeschützt in der Natur mit Blick auf das Meer…nun kann Weihnachten kommen!

Während wir die letzten Weihnachtsfeiertage noch in kurzen Hosen im warmen Mexiko verbracht haben, so machen wir es uns nun ganz nach „Kanada-Manier“ bei 8 Grad und Regen in Sprinti gemütlich. Wir kochen uns leckeres Essen, genießen bei Kerzenschein einen köstlichen Rotwein aus der Gegend, telefonieren mit unseren Familien zu Hause und schauen tatsächlich mal Weihnachtsfilme. Sehr gemütlich, sage ich Euch!

Und am zweiten Weihnachtstag präsentiert sich die Magellanstraße in ihrer schönsten Pracht…das Wasser glitzert im Sonnenschein, der Himmel ist blau und Delfine schwimmen umher. Was will man mehr?!

Am 27. Dezember ist es für uns an der Zeit diesen schönen Platz zu verlassen, denn noch haben wir das Ziel unserer Reise nicht erreicht. Morgen sind wir mit Freunden in Ushuaia verabredet und das heißt, es liegen noch 700 Kilometer, eine Fährüberfahrt und ein Grenzübergang vor uns. Also los geht’s! Zuerst legen wir nochmal einen Zwischenstopp in Punta Arenas und statten „unserer“ Trucker-Raststätte einen erneuten Besuch ab.

Auf unserem Weg weiter Richtung Feuerland kommen wir an dem teils verlassenen Ort San Gregorio und seinen alten Schiffswracks aus dem 19. Jahrhundert vorbei, bei denen wir kurz Halt machen. Die Betonung liegt hier auf „kurz“, denn der Wind zeigt heute wieder was er kann und bläst uns mit voller Wucht Sand und Staub ins Gesicht.

Dann erreichen wir “Punta Delgada Estrecho De Magallanes”, kurzum die Ablegestelle, an der die Fähre die Magellanstraße überquert. Mir fällt gerade auf, dass es in diesem Artikel ganz schön viel um Schiffe geht…tja, so ist das hier fast am Ende der Welt! Hatte ich schon erwähnt, dass es windig ist? Und zwar so extrem, dass die Fähre nicht fahren kann. Es herrschen Windgeschwindigkeiten von über 80 kmh und wir sehen aus der Ferne, wie das Schiff immer wieder versucht anzulegen, aber jedes Mal abgetrieben wird. Wir stehen mit Sprinti in einer langen Warteschlange, neben uns große LKWs, die zwar viel Wind abhalten, aber dennoch schaukelt Sprinti so extrem, dass uns beim Kochen fast das Wasser aus dem Topf schwappt. Nach den Bildern von durch den Wind umgekippten Fahrzeugen hier im Süden des Kontinents, hoffe ich nicht, dass uns hier so etwas auch noch blüht! So warten wir Stunde um Stunde und der Wind scheint sich nicht zu beruhigen. Langsam dämmert es. Hoffentlich müssen wir nicht über Nacht hier stehen bleiben und kommen dann eventuell nicht pünktlich in Ushuaia an! Das Positive daran ist, ich nutze die Zeit und schreibe für Euch. So warten wir tatsächlich geschlagene 7 Stunden lang. Dann endlich tut sich etwas…die Fähre kann anlegen! Als wir mit Sprinti an der Reihe sind um verladen zu werden, sehen wir wie die Fähre immer wieder droht abzutreiben und die Rampe diverse Male den Bodenkontakt verliert. Wasser schwappt immer wieder über die Rampe. Aber es klappt…wir sind mit Sprinti auf dem Schiff! Die See ist rauh und wir schaukeln ordentlich hin und her. Nach rund 20 Minuten (ja, richtig gelesen…nur 20 Minuten!) erreichen wir die andere Seite und können das Schiff mit Sprinti wieder verlassen. Nun sind wir in Feuerland! Wir fahren nur noch den nächsten Ort an und stehen dort auf einem öffentlichen Platz der Gemeinde. Wie uns geht es vielen anderen Reisenden und so sind wir nicht die Einzigen, die im Dunkeln hier eintreffen und nur noch ihr Nachtlager aufschlagen.

Nun sind wir tatsächlich in Feuerland und haben das erste Ziel unserer Reise „Von Alaska bis Feuerland“ erreicht. Yippieh! Aber was ist Feuerland eigentlich? Feuerland („Tierra del Fuego“) ist eine Inselgruppe an der Südspitze Südamerikas. Vom Festland ist sie durch die Magellanstraße getrennt. Feuerland wurde 1881 in einen östlichen Teil für Argentinien und einen westlichen Teil für Chile aufgeteilt. Im argentinischen Teil leben etwa 127.000 Menschen und im chilenischen Teil nur etwa 8000. Bei der Erkundung der Magellanstraße 1520 fanden Ferdinand Magellan und seine Männer im Norden keine Siedlungen, doch im Süden der Meerenge sahen sie des Nachts vom Schiff aus viele Feuer. Magellan habe das Land daher „Feuerland“ genannt. Und hier sind wir nun…in Feuerland! 🙂

Es ist der 29. Dezember, heute Abend ist das Wiedersehen mit unseren Freunden und es liegen noch rund 400 Kilometer und ein Grenzübertritt vor uns. Also machen wir uns schon früh wieder auf den Weg. Das Gute ist, dass wir mit Sprinti ja auch immer schnell vorankommen…wenn nicht wieder irgendetwas dazwischenkommt. Aber heute läuft es gut. So ist auch der Grenzübergang von Chile nach Argentinien an diesem Tag kein Problem…alle stecken wohl noch im Weihnachtsmodus.

Dann ist es soweit…bei Schneeregen und eisigem Wind (wiedereinmal beneiden wir nicht die Fahrradtouristen, die hier unterwegs sind) überqueren wir den letzten Pass und erreichen dann…

…Ushuaia, die südlichste Stadt der Welt!

Wir haben es geschafft! Hoch oben vom arktischen Ozean sind wir nun hier am südlichsten Punkt des amerikanischen Kontinents…nach 71.731 Kilometern sind wir am Ende der Welt angekommen!

Nun heißt es noch schnell einzukaufen, etwas zu essen und Wasser aufzufüllen…und als das geschafft ist, fahren wir zum Airbnb, in dem sich unsere Freunde Zach und Rhuta eingemietet haben. Ein schnuckeliges kleines Holzhäuschen mit Kamin und toller Sicht auf Ushuaia. Dort treffen wir auch Judith, Arthur, Shelly und Franklin wieder, die nun auch alle dieses Ziel gemeistert haben. So verleben wir einen richtig schönen Abend zusammen.

Am nächsten Tag steht noch eine kleine letzte Etappe an. Unweit von Ushuaia endet nämlich auch „unsere“ Panamericana und da müssen wir natürlich hin! Und dann ist auch das vollbracht! Danke Sprinti!!!

Die nächsten Tage nutzen wir in Ushuaia, um die Stadt zu erkunden und um noch einiges zu erledigen….

Dabei übernachten wir auf Parkplätzen mitten in der Stadt. Gesellschaft bekommen wir dabei von vielen anderen Campern. Langweilig wird es einem hier übrigens nicht, wenn Jungendliche nachts gerne die Lautstärke ihrer Motorräder testen (so ganz ohne Schalldämpfer), direkt hinter Sprinti auf nur einem Rad ihre Pirouetten drehen oder nebenan eine Disco die Musik aufdreht. Also Augen auf bei der Parkplatzwahl! 🙂

Dann ist der 31. Dezember 2023 und nach einigen Erledigungen treffen wir uns wieder mit Shelly bei Zach und Rhuta im Airbnb. Wir sitzen gemütlich am Kaminfeuer und lassen 2023 noch einmal Revue passieren. Peter und ich haben in diesem Jahr 16 Länder, 234 Städte und 728 Orte besucht. Wir haben dabei die unterschiedlichsten Kulturen und Lebensweisen kennengelernt. Viele davon haben uns begeistert, manche auch wahnsinnig gemacht. Wir haben in diesem Jahr quasi 1,3 Mal die Erde umrundet und die Schönheit der Amerikas (Nord-, Mittel- und Südamerika) bestaunt. Wir sind beeindruckt von der Natur mit ihrer Tier- und Pflanzenwelt und durften mit eigenen Augen erkennen, wie kostbar, aber auch fragil dieser einzigartige Planet ist. Wir sind unendlich dankbar für dieses Jahr 2023 und werden es, wie auch schon 2022, immer besonders im Herzen behalten.

Peter und ich wünschen Euch allen (wenn auch ein wenig verspätet) ein wundervolles 2024 und senden die allerliebsten Grüße…wo auch immer Ihr gerade auf der Welt unterwegs seid!

Reiseberichte Argentinien Chile

Patagonien (#073)

14. Januar 2024

– Von Bariloche bis zum Torres del Paine Nationalpark –

Patagonien ist eine recht ausgedehnte Region, die sich über einen Großteil der Südspitze Südamerikas erstreckt und von den Anden durchzogen wird. Der zu Argentinien gehörende Teil Patagoniens ist durch trockene Steppen, Graslandschaften und Wüsten geprägt, im chilenischen Teil finden sich Gletscherfjorde und Regenwälder der gemäßigten Zone. Oftmals wird auch das südlich der Magellanstraße gelegene Feuerland zu Patagonien gerechnet. Patagonien hat eine Größe von 1.061.000 km², ist dabei allerdings sehr dünn besiedelt. Die mittlere Bevölkerungsdichte liegt bei etwa zwei Einwohnern pro Quadratkilometer, in Santa Cruz sogar unter einem Einwohner pro Quadratkilometer. Der Name Patagonien geht auf den portugiesischen Entdecker Ferdinand Magellan zurück. Er gab den einheimischen Tehuelche-Indianern, denen er während seiner Überwinterung im Jahre 1520 in der Region Feuerland begegnete, wahrscheinlich aufgrund ihrer großen Statur den Namen „Patagones“. Hierbei lehnte er sich an eine fiktive Gestalt, den Riesen Pathagón aus den Novelas de Caballería (einer Sammlung von Rittergeschichten), an. Für uns ist klar, Patagonien wird uns mitunter die spektakulärsten Landschaften unserer Reise bescheren, daher sind wir umso gespannter all das zu entdecken. Auf geht’s durch Patagonien!

Als erstes erreichen wir auf der argentinischen Seite Patagoniens die Stadt Bariloche. Sie liegt am Nahuel Huapi, einem großen Gletschersee inmitten der Anden. Bariloche ist für seine alpenländische Architektur nach Schweizer Vorbild und seine Schokolade bekannt…ja, das klingt doch schon mal ganz vielversprechend! Wir finden einen schönen Campingplatz und erkunden tagsüber die Stadt.

Schnell stellen wir fest, wofür Patagonien ebenfalls bekannt ist…Wind! Patagonien befindet sich im Bereich der Westwindzone so wie wir in Mitteleuropa auch. Da es auf der Südhalbkugel kaum Landmassen gibt, die die Winde bremsen, wehen diese viel stärker als bei uns. Die Westwindzone zwischen 40 und 50 Grad südlicher Breite wird daher auch als „Roaring Forties“ (Donnernde Vierziger) bezeichnet. Der Westwind ist in Patagonien das ganze Jahr über kräftig, die höchsten Windgeschwindigkeiten werden im Sommer (Dezember bis Anfang März) gemessen. Ja, alles klar…wir merken es!

Dann geht es für uns auch schon wieder weiter…weiter Richtung Süden entlang der berühmten Ruta 40, die mit 5301 km längste Nationalstraße Argentiniens und gleichzeitig eine der längsten Fernstraßen der Welt. Sie ist zudem Teil „unserer“ Panamericana…wir sind also genau richtig unterwegs!

Und wie wir so weiterfahren, entdecken wir plötzlich kurz vor dem 1000 Seelen-Dorf Cholila ein Hinweisschild…

Wie bitte?! Butch Cassidy? Der Ganove, der im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts gemeinsam mit seinem Kumpel Sundance Kid sein Unwesen getrieben hat und uns seltsamerweise seit Beginn der Reise immer und immer wieder „über den Weg läuft“. Hier also auch?

Tatsächlich! Der amerikanische Gesetzlose Butch Cassidy, sein Partner Sundance Kid und Sundances Freundin Etta Place kauften 1901 eine Ranch in der Nähe von Cholila und lebten dort bis etwa 1905. Auf der 5.000 Hektar großen Ranch züchteten sie Schafe, Rinder und Pferde. Schließlich waren sie offenbar gezwungen, die Ranch zu verkaufen und zu fliehen, weil Ermittler aus Pinkerton ihren Aufenthaltsort entdeckten. Sie wurden allerdings von einem örtlichen Sheriff rechtzeitig darüber informiert, dass Pinkerton-Agenten sie holen würden. Auch heute noch stehen die drei Hütten, die als Wohnhaus, Stall und Heuschober dienten und können besichtigt werden. Wir können kaum glauben, dass uns dieser besagte Herr auch hier wieder „begegnet“ und halten kurzerhand an den Hütten, die über einen verlassenen Feldweg zu erreichen sind. Wir sind ganz allein und als sich die alten knarrenden Türen tatsächlich öffnen lassen, stehen wir plötzlich in den ehemaligen Wohnräumen von Butch Cassidy und Sundance Kid. Ich muss gestehen, mir läuft durchaus ein Schauer über den Rücken.

Am Abend erreichen wir den Nationalpark Los Alerces und landen auf einem Campingplatz mitten im Wald. Tags drauf nutzen wir die Gelegenheit mal wieder wandern zu gehen. Bei dieser traumhaften Landschaft macht das nämlich besonders viel Spaß. Und diese gelben und lilafarbenen Blumen…einfach ein Träumchen, sage ich Euch! Und so kommen wir vorbei an einem über 300 Jahre alten Baum, werden immer wieder vor Pumas in der Gegend gewarnt und fühlen uns landschaftlich so manches Mal an Kanada erinnert.

Am nächsten Tag geht es für uns weiter auf der Ruta 40 und damit weiter Richtung Süden. Dabei werden wir begleitet von jeder Menge Guanacos, Nandus, Flamingos und tatsächlich auch von Millionen von Heuschrecken. Letztere scheinen sich auf dem Asphalt zu wärmen. Und auch jede Menge Schlaglöcher sagen uns „Hallo“…da wissen wir die doch sonst recht guten Straßen mal wieder besonders zu schätzen. Abends erreichen wir einen Stellplatz mit Windschutz-Palisaden, denn der Wind wird tatsächlich immer heftiger je weiter wir Richtung Süden kommen. Zu dem Platz gehört auch ein kleines Häuschen mit Bad, Küche und Wohnzimmer samt Kamin. Wirklich sehr gemütlich! Aber wir haben in Sprinti ja alles, was wir brauchen und so verbringen wir einen geruhsamen Abend, während draußen der Wind über die Landschaft fegt.

Am nächsten Tag erreichen wir den kleinen und recht ausgestorbenen Ort „Tres Lagos“. Laut unserer App bekommen wir dort über Western Union Bargeld an einem Postamt. Doch wie so oft stimmen die Öffnungszeiten bei Google nicht mit den tatsächlichen überein und so stehen wir am Postamt vor verschlossener Tür…wir sind ganze 10 Minuten zu spät! Der nächste Ort mit Western Union Auszahlungsstelle befindet sich über 150 Kilometer entfernt. Aber irgendwie werden wir schon an Geld kommen!

Um unser nächstes Ziel zu erreichen, stehen unter anderem 70 Kilometer Schotterpiste auf dem Programm. Wir lassen vorsichtshalber etwas Luft von Sprintis Reifen. Es ist dabei so windig, dass es fast unmöglich ist, die Türen zu öffnen. Der Wind wirbelt zudem den ganzen Staub und Sand der Schotterpiste auf, was einem das Gefühl eines unfreiwilligen Gesichtspeelings verleiht. Rund zwei Stunden später befinden wir uns dann wieder auf geteertem Untergrund als plötzlich gleich zwei Lampen bei Sprinti aufleuchten…ESP und ABS funktionieren nicht! Laut Handbuch heißt es, wir sollen möglichst schnell eine Werkstatt aufsuchen. Oh nein, das hat uns gerade noch gefehlt…ist hier doch weit und breit nichts als Steppe…und Guanacos, die teilweise tot überm Zaun hängen, weil sie auf der Flucht vor der Straße beim Drüberspringen schlichtweg hängengeblieben sind. Und hier soll irgendwo eine Werkstatt sein? Niemals! Wir rufen also kurzerhand Milenko, unser Mechaniker in Santiago an und schildern ihm unsere Situation. Zum Glück kann er uns schnell beruhigen. Es ist schlichtweg so windig, dass die Elektronik der Autos das Geschaukel nicht ausgleichen kann und nur erkennt, dass irgendetwas mit der Stabilität nicht stimmt. Daher stellt sich das ESP und das ABS ab. Bei Sprinti ist also alles in Ordnung, die Elektronik ist aufgrund des starken Windes nur irritiert. Hört der Wind auf, funktioniert also alles wieder. Puh, also keine Werkstatt nötig und wir können weiterfahren! 🙂

Dann erreichen wir den Ort El Chaltén und stehen auf einem Campingplatz mitten im Zentrum und doch umgeben von einer beeindruckenden Berglandschaft. Hier wechselt man uns Dollar in Pesos und somit sind wir bargeldtechnisch erstmal wieder ganz gut ausgestattet. El Chaltén ist bekannt dafür Ausgangsort vieler Wanderungen zu sein, denn es liegt am Los Glaciares Nationalpark. Vielleicht habt Ihr schon mal von Cerro Torre und Fitz Roy gehört, zwei Granitberge, die hier mit ihren steil aufragenden Gipfeln die Landschaft prägen und einfach wundervoll aussehen. Sie sind Sinnbild für Patagonien und da sie auf der Grenze zwischen Chile und Argentinien liegen, nutzen beide Länder sie, um die Schönheit ihrer Heimat zu repräsentieren. Schon auf dem Weg hierher können wir die imposanten Gipfel kilometerweit erspähen…einfach beeindruckend!

Am nächsten Tag schlüpfen wir also wieder in unsere Wanderschuhe und auf geht’s! In unserer App „All Trails“ haben wir uns eine schöne Strecke herausgesucht und schrecken auch nicht davor zurück, als man uns an der Rezeption unseres Campingplatzes sagt, dass dieser Weg nicht wirklich befestigt und ebenso wenig erkennbar ist. Aber wir haben ja unsere App und damit hat es bislang immer gut funktioniert. Los geht es also! Unser erster Halt ist an einem Wasserfall, der vielen Touristen als Fotomotiv dient. Wir gehen also schnell weiter…ab jetzt geht es für uns bergauf. Ist es anfangs noch ein gut erkennbarer Pfad, verflüchtigt der sich allerdings schnell und wir laufen über Stock und Stein und finden uns letztendlich hoch oben auf dem Hang des Berges wieder…ohne Weg, aber mit viel Wind…und es ist steil…sehr steil! Ich muss zugeben, so ganz ungefährlich ist es tatsächlich nicht, wie wir hier am steilen Abhang stehen und der Wind wieder alles gibt. Aber dafür ist die Aussicht auf den Fitz Roy wirklich toll! Also schießen wir schnell ein paar Bilder bevor wir uns wieder auf den Weg zurück in die Tiefe machen.

Zurück am Campingplatz kommt uns plötzlich ein uns ziemlich bekanntes Auto entgegen…unsere Freundin Shelly mit ihrem Hund Franklin. Also heißt es abends erstmal quatschen was das Zeug hält und das in einem der leckeren Restaurants im Ort. Hach, was fein!

Am nächsten Tag steht für uns nochmal Wandern auf dem Programm, denn nach dem Fitz Roy wollen wir uns nun auch den Cerro Torre aus der Nähe anschauen. Dieses Mal allerdings nehmen wir einen Trail der auch wirklich existiert und nicht nur in unserer App aufgelistet ist. Definitiv die bessere Entscheidung und so führt uns unser Weg durch eine absolut tolle Landschaft, vorbei an Kascaden und Wasserfällen, die sich den Berg hinabstürzen. Die Sicht auf den Cerro Torre ist dann der absolute Wahnsinn…einfach herrlich, dieses Patagonien!

Dann ist es an der Zeit El Chaltén lebewohl zu sagen. Allerdings bleiben wir im Glaciares Nationalpark, denn die nächsten Highlights warten schon auf uns. Zuvor ist aber noch Tanken angesagt…die Tankstelle fällt hier allerdings ein wenig kleiner aus als sonst.

Als nächstes steht der Perito Moreno Gletscher auf unserem Programm. Er ist einer der größten Auslassgletscher des Campo de Hielo Sur, des größten Gletschergebietes der südamerikanischen Anden. Entgegen den meisten Gletschern der Region, zieht sich der Perito Moreno Gletscher nicht zurück. Wir erklimmen den Aussichtspunkt und haben eine beeindruckende Sicht auf diesen immensen Gletscher.

Wir übernachten in der nahegelegenen Stadt El Cafayate, in der es zwar eine Auszahlungsstelle von Western Union gibt, allerdings zahlt diese an Ausländer kein Geld aus. Glücklicherweise sind wir bargeldtechnisch noch gut ausgestattet. Wir stehen zwei Tage auf einem Campingplatz, ohne das wir viel unternehmen, weil Peter eine ordentliche Erkältung erwischt hat. Die Stadt El Cafayate ist in den letzten Jahren ein wenig vom Touristenansturm überrumpelt worden, wodurch eine Wasserknappheit herrscht. So gibt es erst immer ab mittags ausreichend Wasser im Ort, um sich zu duschen.

Nach zwei Tagen verlassen wir El Cafayate wieder und machen uns auf den Weg zum nächsten Nationalpark…dem Torres del Paine Nationalpark. Dieser liegt direkt an der Grenze in Chile, also heißt es erneut…Grenzübertritt. Auch das passiert wieder irgendwo im Nichts, läuft aber relativ easy ab…so gefällt uns das!

Der Torres del Paine Nationalpark gehört wie der Los Glaciares Nationalpark zu DEM Wahrzeichen Patagoniens. So handelt es sich bei dem Titelbild unseres Reiseführers ebenfalls um ein Foto genau aus diesem Nationalpark. „Torres del Paine“ bedeutet in der Sprache der Tehuelche-Indianer „Türme des blauen Himmels“ und ich kann sagen, der Name ist Programm, denn auch hier ragen drei nadelartige Granitberge, die zwischen 2600 und 2850 m hoch sind, majestätisch in den Himmel…Prädikat: Mega! Da Peter durch seine Erkältung noch ordentlich angeschlagen ist, sparen wir uns hier die Wanderungen und fahren einige Aussichtspunkte mit Sprinti an. Hatte ich schon erwähnt, dass es hier in Patagonien sehr windig ist?! Und zwar so sehr, dass auf einigen Parkplätzen Wohnmobile auf die Seite gekippt sind. Wir wollen es erst nicht glauben, bis man uns die entsprechenden Fotos zeigt. Wir schauen nun also sehr genau, wo und wie wir Sprinti parken!

Nach zwei Tagen verlassen wir den Park wieder, finden aber einen Platz in der Wildnis, an dem uns noch die Sicht auf den Torres del Paine bleibt. Und so stehen wir mutterseelenallein an einem Fluß, auf dessen gegenüberliegenden Seite eine Herde Wildpferde grast. Die Sonne geht langsam unter und verschwindet hinter den beeindruckenden Berggipfeln in der Ferne. Der Wind pfeifft und wir machen es uns mit einem heißen Tee in Sprinti gemütlich.

Tags darauf ziehen wir weiter, denn es ist kurz vor Weihnachen und wir haben ein Ziel…

…am Ende des Jahres am Ende der Welt zu sein!

Reiseberichte Argentinien Chile

Von dem höchsten Berg Amerikas, einer Erdbebenregion und deutschem Bier (#072)

31. Dezember 2023

– Viele Kilometer durch Chile und Argentinien –

Nachdem es uns im Ischigualasto Provincial Park und im Talampaya Nationalpark mit knapp 40 Grad Celsius (draußen wohlbemerkt) doch ein wenig heiß war, machen wir uns wieder auf in den etwas kälteren Süden Argentiniens. Auch hier kann sich die Landschaft wieder sehenlassen…

Dann erreichen wir die ca. 100.000 Einwohner-Stadt San Juan, die tatsächlich zu den ältesten Städten Argentiniens gehört. Sie wurde 1561/1562 von Juan Jufré in einem benachbarten Tal gegründet. 1594 wurde die Stadt allerdings wegen eines Hochwassers zum jetzigen Standpunkt verlegt. In der Kolonialzeit gehörte San Juan zeitweise zu Chile, mit der Unabhängigkeit fiel es aber endgültig an Argentinien. Traurige Bekanntschaft erhielt San Juan als 1944 ein verheerendes Erdbeben die Stadt verwüstete, 90 % der Gebäude zum Einsturz brachte und dabei 10.000 Menschen starben. Wir schlendern ein wenig durch die Stadt und besuchen dann auch das Erdbebenmuseum San Juans. Seitdem wir in Argentinien sind und auch in Teilen von Chile, bekommen wir fast täglich neue Erdbebenwarnungen aufs Handy. Teilweise sind sie nur fünf Kilometer entfernt oder erreichen eine 4 auf der Richterskala. Bisher hatten wir Glück, dass die Beben entweder weit genug in der Ferne oder ausreichend tief unter uns stattgefunden haben, so dass wir noch keine Erdbeben spüren konnten. In dem Museum gibt es auch einen Raum, in dem der Boden so wackelt und damit eine Erdbebensituation simuliert. Um eine solche Situation besser einschätzen zu können, hätten wir diesen Raum gerne besucht, allerdings ist er an diesem Tag geschlossen.

Am nächsten Tag fahren wir weiter…auf unserer Route Richtung Süden. Und dann ist es soweit…Sprinti erreicht seine 200.000 Kilometer-Marke! Zugegebenermaßen hätten wir die Anzeige zur Feier des Tages mal putzen können, aber das sah in der Realität gar nicht so dreckig aus wie auf dem Foto und bei diesem ganzen Staub hier auf den Straßen ist das eh ziemlich sinnbefreit 🙂 ! Wenn wir uns überlegen, dass wir den Wagen vor vier Jahren mit 117.858 Kilometern gekauft haben, dann ist da nun doch einiges dazu gekommen. Wir hoffen, dass Sprinti das noch lange mit uns mitmacht!

Dann erreichen wir den Grenzort Uspallata, in dem wir auf dem Campingplatz der Gemeinde für 2 Euro die Nacht stehen dürfen. Auf diesem Platz haben wir alles was wir brauchen und so bleiben wir drei Tage. Dabei treffen wir zufällig auch alte Reisebekannte wieder. Allerdings befindet sich dieser Platz im Wald und der Wind pfeifft ordentlich, so dass durchaus Erinnerungen an unseren Stellplatz in Mendoza aufkommen, wo wir ja nur knapp der herabfallenden Baumkrone entkommen sind (s. dazu Artikel „Jetzt also Argentinien…#071“). Aber wir haben Glück und alles geht gut!

Nach ein paar Tagen geht es für uns dann wieder Richtung chilenische Grenze, allerdings nicht, ohne zuvor noch den ein oder anderen Stopp einzulegen. So erreichen wir auch die „Puente del Inca“, eine durch Wassererosion entstandene natürliche Brücke. Das Thermalmineralwasser zementierte das Gebiet mit einer eisenhaltigen Hülle, die ihm seine merkwürdige Form und Farbe in Orange-, Gelb- und Ockertönen verlieh. In der Kolonialzeit war diese Strecke eine obligatorische Passage für Reisende und Kuriere nach Chile und für die Andenarmee im Feldzug von 1817. Auf der Höhe der Brücke, am rechten Flussufer, befinden sich fünf heiße Quellen gleichen Typs, jedoch mit unterschiedlichen Salzbestandteilen und Temperaturen zwischen 33 und 38 °C. Ihre Namen lauten Venus, Mars, Saturn, Merkur und nicht etwa Pluto oder Jupiter, sondern schlichtweg „Champagner“. Es wird angenommen, dass das Wasser heilende und stresslindernde Eigenschaften hat. Im Jahr 1925 wurde daher auch das „Hotel Puente del Inca“ erbaut, in dem die bedeutendsten Persönlichkeiten der Zeit verkehrten. Jedes Zimmer verfügte über ein eigenes Thermalbad. Im Jahr 1965 wurde das Hotel dann durch die häufigen Lawinen, die einige Zeit zuvor den transandinen Zugverkehr lahmgelegt hatten, vollständig zerstört und nur die kleine Kolonialkapelle, in der sich das Personal und die Besucher vorübergehend niederließen, blieb erhalten.

Dann geht es für uns weiter zum nächsten Hightlight auf dieser Strecke, denn nur ein paar Meter weiter befindet sich der Aconcagua, ein Berg mit bis zu zehn Kilometer langen Gletschern. Der Aconcagua ist mit 6961 m der höchste Berg Amerikas und auch der höchste außerhalb Asiens. Haben wir doch auf dieser Reise in Alaska schon den Denali besucht, mit 6190 m der höchste Berg Nordamerikas (s. dazu Artikel „Alaska…Teil 1 #016“), so erreichen wir nun diesen Giganten.

Zeit zum Wandern nehmen wir uns an diesem Tag allerdings nicht, denn wir wollen heute noch die Grenze nach Chile überqueren. Wenn man es genau nimmt, liegt die Landesgrenze zwischen Chile und Argentinien mitten in einem Tunnel und erst dahinter befinden sich die jeweiligen Grenzstationen. Wir befinden uns nämlich wieder einmal mitten in den Anden und müssen eben diesen Pass überqueren. Es ist der gleiche Grenzübergang wie beim letzten Mal und auch jetzt läuft das Prozedere schnell und reibungslos ab. Noch dazu haben wir Glück, dass wir einen netten Grenzbeamten erwischen, der sich für uns um alles kümmert und die Hunde, die unerlaubte Lebensmittel in den Fahrzeugen erschnüffeln, bleiben als wir an der Reihe sind, in ihren Käfigen. Wenn der Pass über die Anden auch durchaus wieder eine Herausforderung ist, so ist die Landschaft doch umso schöner.

Unser Weg führt uns in Chile direkt wieder in die Hauptstadt Santiago, denn dort gibt es noch das ein oder andere zu erledigen. Dieses Mal haben wir einen Stellplatz etwas außerhalb der Stadt, auf einem Berg gelegen, und treffen dort…na klar…auch wieder alte Bekannte.

Schon nach zwei Tagen machen wir uns wieder auf den Weg und lassen Santiago hinter uns. Es ist bereits Dezember und unser Plan ist es ja Silvester das Ziel unserer Reise zu erreichen…Ushuaia in Feuerland…die südlichste Stadt der Welt! Also heißt es fahren was das Zeug hält, ohne die schönen Dinge, die auf dem Weg liegen, zu vernachlässigen. So fahren wir an einem Tag rund 850 Kilometer und erreichen die Stadt Valdivia…und damit auch Patagonien, der letzte Abschnitt bis zu unserem Ziel. Allerdings liegen bis dahin auch noch ein paar Tausend Kilometer vor uns. Uns fällt auf jeden Fall schon mal auf, dass die Landschaft hier wieder wesentlich grüner wird, es gibt wieder Bäume und viele Blumen blühen. Für uns fühlt es sich nach den vielen Steppen und Wüsten an, als wenn nach dem Winter nun der Frühling innehält und alles wieder zum Leben erweckt. Hach, einfach schön!

Valdivia ist eine Stadt im Süden Chiles, ungefähr 15 Kilometer vom Pazifik entfernt und hat etwa 150.000 Einwohner. Ab 1846 siedelten in der Region vor allem deutsche Einwanderer. Dies verhalf der Stadt seit etwa 1850 zu Bevölkerungswachstum und Wirtschaftsaufschwung. Es entstanden die erste Brauerei Chiles (Cervecería Anwandter), das erste Stahlwerk, Waggonbauindustrie, Holzverarbeitungs- und Lederwarenbetriebe, Werften sowie „Valdivia’s Deutsche Zeitung“. Die Isla Teja bildete dabei das Zentrum der deutschen Einwanderer und erhielt 1939 eine Brücke als feste Verbindung zur Stadt. Und auch wir entdecken im Stadtzentrum eine deutsche Schule, die auch heute noch als Lehranstalt dient. 1909 wurde Valdivia bei einem Großbrand stark zerstört. Weitere Rückschläge erlitt die Stadt durch schwarze Listen gegen die deutschchilenischen Industriellen während beider Weltkriege. Am 22. Mai 1960 wurde die Stadt vom bisher stärksten gemessenen Erdbeben der Welt und von einem Tsunami getroffen (Großes Chile-Erdbeben). Das Beben hatte eine Stärke von 9,5 auf der Momenten-Magnituden-Skala. 40 % der Gebäude der Stadt wurden zerstört. Der Grund Valdivias sank dabei um zwei Meter ab, was zur Aufgabe vieler Industrien am Flussufer und auf der Isla Teja führte.

Wir erwischen einen kleinen Campingplatz, der eigentlich wieder eher dem Garten eines Mehrfamilienhauses gleicht und direkt an den Fluss grenzt. Von hier aus können wir unsere Einkäufe erledigen und auch ein Waschsalon ist nicht weit.

Was aber auch nicht fehlen darf, wenn wir schon mal in Valdivia sind, ist der Besuch der in Chile und Argentinien sehr bekannten Brauerei Kunstmann. Die deutsch-chilenische Familie Kunstmann baute in Valdivia-Collico bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts eine Getreidemühle, eine Brennerei und eine Hefefabrik auf. Nachdem die 1851 gegründete Anwandter-Brauerei beim großen Erdbeben 1960 zerstört worden war, begann die Familie Kunstmann in den 60er Jahren mit der Bierproduktion und das gemäß des Deutschen Reinheitsgebots. Seit 1997 wird das Bier nun auch verkauft. Also ab zur Brauerei Kunstmann, sage ich nur!

Als nächstes wollen wir uns auf den Weg machen zur Insel Chiloé, um die nächsten Tage dort zu verbringen. Aber unsere Pläne werden spontan durchkreuzt, als wir erfahren, dass eine der Fähren kaputt ist und somit alle weiteren restlos überfüllt sind. Also disponieren wir um und entscheiden uns, Patagonien als erstes von der argentinischen Seite zu erkunden. Da Südamerika auf dieser Höhe immer schmaler wird und noch immer die Anden zwischen beiden Ländern liegen, sind nicht alle Gegenden von beiden Seiten erreichbar. Daher ist es normal, dass hier zwischen den Ländern des öfteren hin und her gewechselt wird. Und somit heißt es für uns nach fünf Tagen Chile wieder „Goodbye“ zu sagen. Lief der letzte Grenzübergang doch noch schnell und reibungslos ab, so gestaltet sich das an diesem Tag ein wenig anders. Was wir zuvor nicht wussten, dass am Freitag Feiertag ist und somit den Einheimischen ein langes Wochenende bevorsteht. Heute ist Donnerstag und so verbringen wir 5,5 Stunden an der Grenze bis wir endlich wieder argentinischen Boden betreten.

Nach zehn Minuten Fahrt sind wir dann allerdings schon wieder besänftigt als wir diese wunderbare Landschaft zu Gesicht bekommen…die Landschaft Patagoniens!

Aber dazu beim nächsten Mal mehr!

Kommt gut ins neue Jahr, Ihr Lieben! Auf ein grandioses Jahr 2024!

Reiseberichte Argentinien

Jetzt also Argentinien… (#071)

24. Dezember 2023

– Wein, Vollmond und ein ziemlich dicker Ast –

Nun sind wir also in Argentinien und erreichen damit das 16. Land auf unserer Reise. Der Landesname Argentinien leitet sich von der lateinischen Bezeichnung für Silber („argentum“) ab und stammt aus der spanischen Kolonialzeit, als man hier Edelmetalle zu finden hoffte. Bis zu seiner Unabhängigkeit 1816 war Argentinien Teil des spanischen Kolonialreiches. Mit einer Fläche von knapp 2,8 Mio. km² ist Argentinien der achtgrößte Staat der Erde und der zweitgrößte des südamerikanischen Kontinents. Im Hinblick auf die Einwohnerzahl steht es mit rund 45 Millionen Einwohnern in Südamerika an dritter Stelle (nach Brasilien und Kolumbien), wobei knapp 87% von ihnen in Städten leben. Mehr als 90 % der Bevölkerung stammen nach der offiziellen Statistik zumindest teilweise von eingewanderten Europäern, mehrheitlich Italienern, ab. Die hohe Anzahl von Personen, die zumindest einen europäischen Vorfahren haben, haben einen Mythos des „weißen Argentiniens“ hervorgebracht. Neuere Untersuchungen ergaben zwischen 53 % und 65 % europäisches, 31-40 % indigenes und 4 % afrikanisches Erbgut. Und auch wir nehmen direkt war, dass es hier alles ein wenig mehr „europäisch“ abläuft. Viele Menschen unterscheiden sich tatsächlich in Größe, Körperform, Haar- und Hautfarbe von anderen Südamerikanern und das Spanisch, was hier gesprochen wird, hat in unseren Ohren durchaus einen italienischen Einfluss genossen. Auch bemerken wir, dass hier mehr Freizeitaktivitäten stattfinden. Die Menschen treffen sich z.B. mit Freunden, gehen aus, treiben Sport oder fahren Motorrad. Was uns ebenfalls auffällt, hier wird so viel geraucht, wie in keinem anderen Land auf der Reise. In allen anderen Ländern findet der „Verzehr eines Glimstengels“ quasi nicht mehr statt, so dass wir uns bei unserem Heimaturlaub im Mai in Deutschland tatsächlich gewundert haben, wie viel in Deutschland und Europa noch geraucht wird. Und auch diesbezüglich hat Europa hier in Argentinien Einzug gehalten. Ähnlich ist es mit Tätowierungen, so waren Einheimische bislang nur in den seltensten Fällen tätowiert, hier tragen viele Menschen diesen Körperschmuck. Auch was die Automarken anbelangt, wird es hier wieder eurpäischer, so säumen viele Fiats, aber auch wieder mehr Audi, Mercedes oder Volkswagen die Straßen, letztere vermehrt mit dem Modell „Suran“ (ein etwas kleinerer Tiguan auf Basis eines Fox).

Unser erstes Ziel ist die Stadt Mendoza, bekannt für DIE Weinregion Argentiniens….also genau das Richtige für uns! Wir landen auf einem schönen Campingplatz, der uns ebenfalls an europäische Campingplätze erinnert und umgeben ist von unzähligen gewaltigen Bäumen. Hier lässt es sich aushalten, haben wir doch mittlerweile sommerliche 25-30 Grad Celsius. Nachts kühlt es auf angenehme 15 Grad ab…auch das ist perfekt. Die ersten zwei Tag nutzen wir, um einiges zu erledigen und etwas zur Ruhe zu kommen.

Dann erkunden wir ein wenig die Stadt und lassen uns vom Lebensgefühl der Argentinier anstecken. Mendoza ist die etwa 120.000 Einwohner zählende Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Westen Argentiniens. Es gilt zudem als das Tor zu Chile und ist daher eine wichtige Handelsmetropole.

Der dominierende Wirtschaftszweig in Mendoza ist der Weinanbau und die daraus resultierende verarbeitende Industrie. Die Kellereien generieren 50 % der Exporterlöse Mendozas und stehen für 80 % des gesamten argentinischen Weinexports. Und was heißt das für uns? Na klar…wir müssen uns mal ganz persönlich von der Qualität des Weins überzeugen lassen! Und wo geht das besser als direkt auf einem Weingut?! Wir starten allerdings mit dem Besuch des „Weinmuseums“ der Stadt, was genau genommen zwei alte Wohnhäuser (besser gesagt Villen), der berühmten ersten Weinanbauer Mendozas, sind…umgeben von einer wunderschönen Parklandschaft. Der Schweizer Baptist Geronimo Gargantini und der Italiener Juan Giol gründeten 1896 ein Unternehmen, das zum Stolz des Weinbaus in Mendoza werden sollte. Sie kauften 44 Hektar Land und bauten die ersten Teile des Weinguts. Das Wachstum der Produktion war schwindelerregend und so beschlossen sie, zwischen 1908 und 1910 diese prächtigen Häuser an jenem Ort zu bauen. Nur ein Haus kann heute noch betreten werden, das andere hätte leider eher ein wenig Handwerkerliebe nötig. Vorsichtig betreten wir den Eingangsbereich. Es handelt sich um eine alte Villa mit knarrenden Holzdielen, hohen Decken und einer herrschaftlichen Treppe. Wir scheinen die einzigen Besucher zu sein und so ist niemand dort als wir das alte Haus betreten, was es ein wenig unheimlich macht. Wir wandern von Zimmer zu Zimmer, die teilweise noch einzelne Möbelstücke beheimaten. Einige Zimmer sind leer und durch die schmalen Schlitze der geschlossenen Fensterläden fällt nur ein wenig Sonnenlicht. Es ist merkwürdig an diesem Tag alleine in diesem Haus zu sein, in dem man die Geschichte wortwörtlich spüren kann.

Dann geht es für uns weiter zum Weingut „Bodegas Lopez“, bei dem wir eine Tour gebucht haben. Weil wir früh dran sind, dürfen wir schon mal ein wenig probieren. Aufgrund der enormen Inflation von rund 140% in Argentinien allein im letzten Jahr, sind die Preise hier natürlich auch demensprechend. So zahlen wir pro Glas Wein lediglich 80 Cent, eine Flasche sehr guten Wein bekommt man tatsächlich bereits ab 1,50 Euro.

Dann geht es auf zur Tour. Weil hier die meisten Menschen ausschließlich spanisch sprechen, sind wir gemeinsam mit einer australischen Touristin die einzigen Teilnehmer der englischsprachigen Tour. So werden wir in die Weinkeller und Produktionshallen geführt und erfahren viel über die lange Geschichte des Familienunternehmens. Natürlich darf im Anschluss auch eine kleine Weinprobe nicht fehlen…

Anschließend geht es für uns mit dem Taxi zurück in die Stadt, denn was ist ebenfalls typisch argentinisch? Genau…Steaks! So werden wir in einem der vielen Restaurants fündig und auch wenn ich gar nicht mal sooo der Fleischesser bin, schmeckt es auch mir sehr gut. Allerdings ist es schon ein wenig speziell zu sehen, was für riesige Platten Fleisch an all die Tische gebracht werden. Beilagen sind tatsächlich Nebensache…hier stellt sich nur die Frage…Fleisch, Wurst oder beides?!

In dieser Nacht stürmt es ordentlich und wir werden in Sprinti ganz schön hin und hergeschaukelt…aber was soll’s?! Am nächsten Morgen allerdings wird uns ganz schön mulmig zumute, als wir sehen, was in der Nacht passiert ist! Rund drei Meter neben Sprinti, also genau da, wo wir bis vor zwei Tagen noch geparkt hatten, liegt es riesiger Ast, besser gesagt eine gesamte Baumkrone auf dem Boden. Der Sturm hat also ordentliche Arbeit geleistet und um ein Haar hätte das Ganze auch anders ausgehen können. Auch wir stehen direkt unter dicken Bäumen und als wir die an diesem Morgen genauer unter die Lupe nehmen, sehen wir, dass ein tiefer Spalt durch den Stamm bis hoch in die Baumkrone geht und das bei dem Baum, der sich genau über uns befindet. Eigentlich wollten wir noch einen weiteren Tag auf diesem Platz bleiben, entscheiden uns spontan allerdings weiterzufahren. Man soll sein Glück ja nicht all zu doll herausfordern!

Jetzt noch schnell Sprinti von all dem Vogeldreck befreien…wo Bäume sind, sind oft auch Vögel und die hatten an unserem Campingplatz eine sehr gute Verdauung…sehr zum Leidwesen von Mensch und Wagen.

Von der Stadt geht es dann wieder in die Natur. Wir fahren Richtung Norden. Auf dem Weg versuchen wir noch an Bargeld zu gelangen, das ist nämlich in Argentinien gar nicht so einfach. Die argentinische Wirtschaft hat in den vergangenen Jahrzenten extreme Schwankungen erlebt und dass, obwohl es Anfang des 20. Jahrhunderts zu den reichsten Ländern der Welt gehörte. Die letzte Regierung hat versucht, die Wirtschaft zu stabilisieren, in dem sie einen bestimmten Wechselkurs für den Dollar festgelegt hat. So wollte es die Theorie. In der Praxis hat sich allerdings ein zweier Wechselkurs für den Dollar entwickelt, der sogenannten „Blue-Dollar“, den die Menschen im alltäglichen Leben nutzen. Dieser ist mittlerweile dreimal so hoch wie der von der Regierung gewünschte Kurs, was zur Folge hat, dass der argentische Peso im Verhältnis zum Dollar immer mehr an Wert verliert. Für uns bedeutet das, dass wir versuchen, so viel wie möglich mit Kreditkarte zu bezahlen, da Visa und Mastercard nach dem Blue-Dollar abrechnen. Das funktioniert allerdings nur zu ca. 80%. Wir benötigen also auch Bargeld. Würden wir es am Geldautomaten abheben, würde der offizielle Kurs zu Grunde gelegt, was für uns ein sehr schlechtes Geschäft wäre. Uns bleiben also zwei Möglichkeiten: 1. Wir haben aus den USA, Panama und Ecuador (die alle den Dollar als Zahlungsmittel nutzen) US-Dollar mitgebracht und können den hier in den Wechselstuben in argentinische Pesos tauschen. Dazu sei gesagt, dass 50er und 100er Banknoten einen besseren Kurs bringen als kleinere Scheine. Zudem wird penibel darauf geachtet, dass die Scheine weder beschädigt noch bekritzelt sind, ansonsten werden die dann nämlich gar nicht angenommen. 2. Man kann den weltweiten Bargeldservice der Western Union Bank nutzen, der allerdings sehr kostspielig ist und man eine Ausgabestelle finden muss. Diese Ausgabestelle muss dann zum einen den entsprechenden Betrag in Pesos vorliegen haben (daher besser nicht mehr als 100 Dollar wechseln) und zum anderen auch gewillt sein an Ausländer auszuzahlen. Also alles gar nicht so einfach!

Durch die Präsidentschaftswahl am Tag unserer Einreise haben viele Argentinier die Hoffnung, dass sich dieses wirtschaftliche Auf und Ab beruhigt und der Staat zu seiner wirtschaftlichen Stärke zurückkehrt. Auch wenn wir uns freuen, dass wir für 10 Brötchen lediglich 1 Euro und für einen Liter Benzin (der zudem von der Regierung subventioniert wird) nur 36 Cent bezahlen, so haben wir doch auch Mitleid mit den hart arbeitenden Menschen, die enorm unter dem ständigen Wertverlust ihrer Währung und somit auch ihrer Arbeit leiden.

Dann erreichen wir unser Ziel, den Ischigualasto Provincial Park. Das Naturreservat liegt im Nordwesten Argentiniens und wird wegen seiner extremen Trockenheit auch „Valle de la Luna“ (Mondtal) genannt. Es liegt in unmittelbarer Nähe des Nationalparks Talampaya und wurde gemeinsam mit diesem im Jahr 2000 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. Geologisch gesehen gehören das Naturreservat und der Nationalpark Talampaya zur Ischigualasto-Formation, die sich durch gut erhaltene, etwa 230 Millionen Jahre alte Fossilien auszeichnet. Unter anderem entstammen dieser Formation einige der ältesten bekannten Dinosaurierfunde. Und so statten wir dem Park-Museum als erstes einen Besuch ab.

Dann haben wir Glück, dass kurzerhand auch eine Tour durch den Park stattfindet, den man nämlich nur mit Guide und seit Corona auch nur mit dem eigenen Auto befahren darf. Die argentinische Variante sieht dann so aus, dass der Guide einfach zu dem ersten Privatwagen mit in das Auto steigt und sich die kleine Blechlawine dann durch den Park schängelt. So auch wir mit Sprinti. Das Reservat umfasst 8.000 Quadratkilometer und ist zum Schutz einer wüstenhaften Landschaft eingerichtet worden. Es existieren viele von der Erosion geschaffene skulpturartige, kuriose Gesteinsformationen, die oft an bekannte Objekte erinnern, wie das U-Boot, die Bocciabahn, der Pilz und die 1989 eingestürzte Wunderlampe Aladins, die bis dahin das Wahrzeichen des Parks war. Das Gebiet liegt etwa 1300 Meter über dem Meeresspiegel und beherbergt eine typische Wüstenvegetation, die aus Kakteen und Büschen besteht. Darüber hinaus gibt es starke Temperaturschwankungen von −10 °C bis +45 °C. Wir bekommen an diesem Tag die extreme Hitze zu spüren, zeigt das Thermostat doch „angenehme“ 40 Grad. So ist jeder Windzug herzlich willkommen. Wir legen auf unserer Route verschiedene Zwischenstopps ein und erhalten diverse Erklärungen von unserem Guide. So kommen wir z. B. an Steinformationen vorbei, die durch die Erosion aussehen wir präzise geschliffene Kugeln, die auf der Welt in dieser Form einzigartig sind. Landschaftlich erinnert uns die Gegend total an die USA mit seinen Canyons und bunten Felsen. Besonders beeindruckt sind wir als plötzlich 8 Kondore über uns kreisen, die auf dem Boden sitzend tatsächlich eine Größe von 1,40 m aufweisen und dadurch wirklich majestätisch durch den Himmel gleiten.

Jeden Monat, immer zum Vollmond, ist der Park drei Tage lang auch nachts geöffnet und man kann mit einem Guide eine Nachtwanderung im Mondschein durch diese besondere Landschaft machen. Wir schauen im Kalender nach…der nächste Vollmond ist…HEUTE! Alles klar, das nehmen wir mit! Glücklicherweise bekommen wir noch Karten und so geht es für uns um 23 Uhr noch einmal mit Sprinti los durch den Park. Allerdings sind wir nicht die einzigen mit diesem Plan und so schlängeln sich nun mehr als 50 Autos entlang der staubigen Straßen. Uns beschleicht das schlechte Gewissen, warum man die Landschaft nicht wenigstens in der Nacht in Ruhe lässt oder zumindest statt der vielen einzelnen PKWs besser einen Bus einsetzt. Die Autos werden an einem zentralen Ort geparkt und wir machen uns zu Fuß auf durch den Park. Lampen…Fehlanzeige! Lediglich der Mond schenkt uns gerade genug Licht, um über Stock und Stein zu laufen. Dass man auf den Fotos überhaupt etwas erkennen kann, liegt wohl eher an der Nachtsicht-Einstellung unserer Handy-Kamera. Einen Weg oder Trampelpfad gibt es hier gerade nicht. Und so verleiht es uns auch in dieser großen Gruppe schon das Gefühl ganz allein mit der Natur zu sein und nur der Mond beobachtet uns dabei…

Gegen 2 Uhr in der Nacht kehren wir zurück zum Parkeingang. Der sich dort befindliche Campingplatz ist momentan allerdings geschlossen, weil sich derzeit ein Puma in der Gegend umhertreibt. Gut, dass wir gerade noch durch den Park gewandert sind, sag ich nur! Peter und ich machen uns also mitten in der Nacht auf den Weg, um den ca. eine Stunde entfernten Talampaya Nationalpark zu erreichen, da wir dort übernachten dürfen. Normalerweise vermeiden wir es nachts zu fahren, weil es aufgrund schlechter Straßen, fehlender Beleuchtung, einfach aus Sicherheitsgründen oder auch weil gerne mal Tiere auf der Straße stehen, durchaus gefährlich werden kann. In dieser Nacht kommt zudem die Müdigkeit hinzu, die uns beide mittlerweile quält. Anfangs sind wir nicht die einzigen, die hier auf diesen Straßen noch unterwegs sind, aber immer mehr verlassen unsere Route und so sind wir irgendwann allein unterwegs auf dieser Landstraße, umgeben von dunklem Nichts. Daher sind wir froh und erleichtert, als wir gegen 3 Uhr den Parkplatz erreichen und fallen nur noch todmüde ins Bett.

Rund 3,5 Stunden später werden wir allerdings schon wieder vom Wecker geweckt, denn auch den Talampaya Park wollen wir erkunden. Das Reservat umfasst 215.000 Hektar und schützt die wüstenhafte Landschaft im Tal des „Rio Talampaya“, in der die Erosion vielfarbige Gesteinsformationen hervorgebracht hat. Zudem gibt es auch hier mehrere archäologische Fundstätten in der Gegend. Das im Park anzutreffende, fossilführende Gestein entstand aus Sedimenten, die während der Trias, dem ältesten System des Erdmittelalters, auf dem Festland abgelagert worden sind. Zusammen mit den Gesteinen im nur wenige Kilometer weiter südlich gelegenen Naturreservat Ischigualasto wurde dies dokumentiert. Deshalb ist der darin enthaltene Fossilbericht weltweit einmalig. Zudem sind hier auch frühe Spuren des Menschen sichtbar, was sich unter anderem durch uralte Wandmalereien zeigt.

Auch diesen Park darf man nur mit einem Guide betreten und so startet unsere gewünschte Tour bereits um 9 Uhr. Dieses Mal nicht mit dem eigenen Auto, sondern in einem Bus werden wir durch den Park gefahren und halten an besonders eindrucksvollen Punkten. Auch dieser Park ist faszinierend und beeindruckt uns mit seinen gewaltigen Felsen fast noch mehr als wir durch die Schlucht fahren und im Verhältnis wohl eher der Größe einer Ameisen entsprechen. An einer Stelle werden wir aufgefordert als Gruppe einige Schreie abzulassen, die tatsächlich Sekunden später ein so beeindruckendes Echo wiedergeben, als würde uns eine Gruppe im Tal nebenan antworten. In diesem extremen Ausmaß haben weder Peter noch ich das je erlebt. Echt der Wahnsinn, sage ich Euch! So verleben wir auch hier einen schönen Vormittag, bevor es für uns mal wieder weitergeht…

Jetzt, wo ich hier sitze und diese Zeilen für Euch schreibe, sind bereits ein paar Wochen vergangen und Weihnachten steht vor der Tür. Daher möchten wir das zum Anlass nehmen Euch die liebsten Weihnachtsgrüße nach Hause zu schicken. Habt eine schöne Zeit mit Euren Lieben und genießt ein wenig die Ruhe zum Jahresende. Wir tun dies…am südlichsten Punkt des amerikanischen Kontinents, der mit einem Auto befahren werden kann, ohne das Wasser überqueren zu müssen (schaut dazu gerne mal unter unserer Route).

In diesem Sinne frohe Weihnachten und eine dicke Umarmung aus dem windigen Südchile!

Reiseberichte Chile

Chile…alles eine Frage der Einreise (#070)

10. Dezember 2023

– Wir freuen uns auf ein neues Land –

Nachdem man uns nur auf Biegen und Brechen erlaubt hat mit Sprinti aus Bolivien auszureisen (s. dazu Artikel „In der größten Salzwüste der Welt #069“), erreichen wir nun die chilenische Grenzstation, die sich ebenfalls irgendwo im Nirgendwo befindet. Als wir dort ankommen, erfahren wir, dass hier seit einigen Stunden Stromausfall herrscht und in Sachen Grenzkontrolle gerade mal so gar nichts funktioniert. Wir müssen also warten…und das mit dem Gedanken, ob man uns nach unseren Problemen an der bolivianischen Aduana überhaupt nach Chile einreisen lässt…mit Sprinti wohlgemerkt! Außerdem sollen die Kontrollen in Sachen Lebensmittel, Holz etc. nirgends so streng sein, wie an der chilenischen Grenze. Wir haben das ein oder andere also ein wenig versteckt und hoffen, dass wir damit durchkommen…und keine Hunde zur Kontrolle eingesetzt werden, die soll es nämlich an einigen Grenzübergängen ebenfalls geben. Jetzt erstmal heißt es also warten und wir hoffen inständig, dass das hier vor dem Wochenende noch etwas wird und wir nicht tagelang hier verharren müssen…so im Nichts…auf 4600 Metern! Erstmal vertreiben wir uns die Zeit, indem wir an unseren Autos die Reifen wieder aufpumpen, die wir aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse auf der Lagunen-Route etwas abgelassen hatten.

Nach weiteren 1,5 Stunden des Wartens, kehrt der Strom dann wieder zurück und der Einreise-Prozess kann starten. Jetzt heißt es Daumendrücken…sowohl für die Einreise als auch für die Lebensmittelkontrolle!

Dann sind wir an der Reihe…

Relativ schnell erhalten Peter und ich unsere Stempel in unseren Reisepässen…wir dürfen also schon mal 90 Tage im Land bleiben. Jetzt stellt sich nur noch die Frage für Sprinti und ob uns das „Gemauschel“ an der bolivianischen Grenze nun zum Verhängnis wird. Hoffentlich möchte der Grenzbeamte also nicht das bolivianische TIP (Dokument zur Ein- und Ausfuhr von Sprinti) sehen, dann wird es kompliziert. Der Beamte schaut auf Sprintis Fahrzeugschein und schüttelt mit dem Kopf. „Oh nein“…denken Peter und ich gleichzeitig. Dann stellt sich allerdings heraus, dass er nur die Fahrzeugidentifikationsnummer auf dem Fahrzeugschein nicht gefunden hat. Aber da können wir schnell Abhilfe schaffen. Wir bekommen für Sprinti ein neues TIP für Chile und erhalten ein neues Dokument, ohne dass das alte aus Bolivien noch irgendeine Rolle spielt…puh, das wäre also geschafft!

Jetzt nur noch die Lebensmittelkontrolle! Als erstes betritt ein Herr der Drogenfandung unseren Wagen, der glücklicherweise eher davon beeindruckt ist, dass wir Sprinti selber ausgebaut haben, als dass er sich für unseren Alkoholvorrat interessiert. Dann kommt die Dame von der Kontrolle, lässt uns ein Dokument ausfüllen und fragt nach frischem Obst und Gemüse. Da es immer besser ist, zuzugeben dass man etwas mit sich führt und das dann auch freiwillig abzugeben, als wenn sie selbst etwas finden, offenbare ich die obligatorischen zwei Äpfel und drei Limetten, die sie dann auch direkt einsammelt. So ist sie schon mal gut gestimmt. Anschließend schaut sie noch in sämtliche Schubladen und gibt uns dann mit einem Lächeln zu verstehen, dass alles in Ordnung ist und wir nach Chile einreisen dürfen. Puuuuuuhhhhhhhh, auch das wäre also geschafft!

Jetzt also ab in das neue Land, ab nach Chile! Unser erstes Ziel ist auch gleich der erste Ort im Land…San Pedro de Atacama! Ja genau, „Atacama“…wir befinden uns also in der Atacama-Wüste und kommen so von einem Extrem ins Nächste. Als erstes müssen wir aber noch das Altiplano verlassen. Als Altiplano wird das ausgedehnte Plateau bezeichnet, das sich über 1800 km entlang der Anden von Süd-Peru, über West-Bolivien bis nach Nord-Chile und Nord-Argentinien erstreckt und auf einer durchschnittlichen Höhe von 3600 m liegt. Wir befinden uns nach der Grenze sogar auf 4600 Metern, San Pedro de Atacama liegt allerdings wesentlich tiefer und so führt uns die Straße, die aufgrund der extremen Bedingungen von vielen internationalen Autoherstellern auch als Teststrecke genutzt wird, auf nicht einmal 30 Kilometer rund 2400 m bergab. Sprintis Bremsen geben mal wieder alles! Die Sicht auf die Wüste ist toll und die endlich wieder geteerten Straßen sind in einem top Zustand…und so ganz ohne Müll. Peter und ich feiern das so richtig! Von uns fällt die Anspannung der letzten beiden Länder und so freuen wir uns auf alles was da kommt! Wir freuen uns auf Chile!

Der moderne souveräne Staat Chile gehört mit seinen rund 19,1 Millionen Einwohnern zu den wirtschaftlich und sozial stabilsten und auch wohlhabendsten Ländern Südamerikas mit einer einkommensstarken Wirtschaft und einem hohen Lebensstandard. Es führt die lateinamerikanischen Nationen in Bezug auf menschliche Entwicklung, Wettbewerbsfähigkeit, Pro-Kopf-Einkommen, Globalisierung, Friedenszustand, wirtschaftliche Freiheit und geringes Korruptionsempfinden an. Chile weist nach Kanada die niedrigste Mordrate in Amerika auf und ist Gründungsmitglied der Vereinten Nationen, der Union der Südamerikanischen Nationen (UNASUR), der Gemeinschaft Lateinamerikanischer und Karibischer Staaten (CELAC) und der Pazifik-Allianz. Chile ist allerdings durch die globale Erwärmung ernsthaft gefährdet und hat seit Anfang der 1990er Jahre mindestens 37 % seiner Wasserressourcen verloren. Durch seine besondere geographische Form erstreckt es sich ganze 4200 Kilometer entlang des Pazifischen Ozeans, was auf Europa und Afrika übertragen in etwa der Entfernung zwischen der Mitte Dänemarks und der Sahara darstellt. Dagegen ist Chile durchschnittlich nur circa 180 Kilometer breit. Die engste Stelle im kontinentalen Chile (ohne Antarktis) beträgt dabei lediglich 90 Kilometer, die breiteste Stelle etwa 440 Kilometer. Und dieses Land gilt es nun von uns zu entdecken…wir sind mehr als gespannt!

Als erstes halten wir an einer Tankstelle und bekommen endlich wieder ganz regulär und ohne irgendwelche Verhandlungen unser Benzin…und dann sogar die gute Qualität von 98 Oktan! Wir freuen uns…und Sprinti sich auch! Dann geht es weiter zum nächsten Campingplatz, an dem wir gemeinsam mit unserer Freundin Shelly ein paar Tage bleiben. Jetzt ist erstmal Ausspannen angesagt! Aber es gibt auch das ein oder andere zu erledigen…so hat Sprinti nach der Lagunenroute sowohl von innen also auch von Außen eine Wäsche dringend nötig. All der Staub der unbefestigten Straßen ist in den letzten Tagen wirklich in jede Ritze gekrochen. Auch unsere Kleidung will gewaschen werden und chilenisches Bargeld benötigen wir ebenfalls. Im Supermarkt gibt es plötzlich wieder viel mehr Auswahl und Produkte, die wir seit Monaten nicht mehr bekommen haben. Auch das feiern wir ab 🙂 ! Nach den Minusgraden der letzten Tage, herrscht hier nun eine sommerliche Temperatur und die angenehme Höhe von „nur“ noch 1200 m über dem Meeresspiegel, lässt uns endlich wieder normal atmen und gut schlafen. Hach, was fein! Der Ort San Pedro de Atacama fühlt sich nach einem Hippie-Touristenort an, versprüht aber unheimlich viel Charme und gefällt uns daher ebenfalls gut. So kann es also weitergehen…hier in Chile!

Wie eben schon erwähnt, befinden wir uns jetzt in der Atacama-Wüste. Die Atacama ist eine Küstenwüste und die trockenste Wüste der Erde außerhalb der Polargebiete. In ihrem zentralen Bereich besteht schon seit wenigstens 15 Millionen Jahren ein hyperarides Klima. Es gibt Orte, an denen jahrzehntelang kein Regen registriert wurde, mit durchschnittlichen jährlichen Niederschlagshöhen von tatsächlich 0,0. Die Atacama erstreckt sich über 139.860 km2 und liegt im Regenschatten der Anden, d.h. auftretende Ostwinde sind trocken und bringen keine Niederschläge. Nahe der Küste verhindert eine kalte Meeresströmung, der Humboldtstrom, die Entwicklung von Regenwolken, so dass, anders als weiter nördlich oder südlich, kein Steigungsregen fällt. Das kalte Meerwasser bedingt allerdings, dass die Atacama kühl ist und insbesondere in Küstennähe oft Nebel vorherrscht, weshalb die Atacama auch zu den Nebelwüsten gehört. Die Trockenheit der Wüste bekommen auch wir am eigenen Leib zu spüren, so ist unsere Haut komplett ausgetrocknet und an Händen und Füßen bereits rissig. Unsere Schleimhäute sind so ausgetrocknet, dass wir oft Nasenbluten bekommen. Aber egal, wir freuen uns einfach so in dieser anderen Umgebung zu sein!

Nach ein paar Tagen machen wir uns dann gemeinsam mit Shelly auf Richtung Süden. Unser Weg führt uns weiter durch die Wüste, die hier in dieser kargen, aber dennoch sehr schönen Landschaft, ihrem Namen alle Ehre macht.

Dann ist es plötzlich so weit und wir überqueren einen weiteren Meilenstein auf unserer Reise…den südlichen Wendekreis (s. dazu auch unsere Route)! Vor rund 1,5 Jahren haben wir bereits in Kanada den Polarkreis, vor einem Jahr in Mexiko dann den nördlichen Wendekreis („Wendekreis des Krebses“) und vor ein paar Monaten in Ecuador den Äquator überquert und nun also auch den südlichen Wendekreis („Wendekreis des Steinbocks“). Dies bedeutet auch, dass wir nun wieder Jahreszeiten erleben und nicht mehr nur Regen- oder Trockenzeit. Da wir uns in der südlichen Hemisphäre befinden, ist es hier also gerade Frühling und der Sommer steht in den Startlöchern, was für uns sehr gut passt, wenn es weiter Richtung Süden in kältere Gefilde geht.

Danach erreichen wir inmitten der Wüste ein Kunstobjekt, was als beliebtes Fotomotiv bekannt ist. Es handelt sich um eine riesige Hand aus Stein, die aus dem Boden emporragt.

Hinter der Hand fahren wir etwas abseits der Straße die Hügel herunter, um einen möglichst windstillen Platz für die Nacht auszumachen. Wir werden fündig, auch wenn wir dem Wind nicht ganz entfliehen können. Aber hier können wir umsonst, sicher und ruhig stehen und verleben somit eine gute Nacht.

Am nächsten Tag geht es für uns weiter Richtung Südwesten und dann erreichen wir…das Meer! Auch hier finden wir einen einsamen Stellplatz, dieses Mal direkt am Strand…hach, was fein! Zwar ist der Pazifik zu kalt, um darin zu schwimmen, aber die Sonne bescherrt uns angenehme Temperaturen, so dass wir bis abends draußen sitzen und den Blick auf das Meer genießen.

Nach zwei Tagen am Meer heißt es für uns „Weiterziehen“, denn wir haben einen Termin…was auf unserer Reise ja eine absolute Seltenheit ist. Für diesen Termin geht es wieder ein kleines Stück Richtung Norden, bis wir Paranal erreichen. Auch hier stehen wir wieder einsam und kostenlos inmitten der Natur.

Am nächsten Morgen geht es für uns schon früh weiter…der Termin steht an. Wir fahren zum 5 Minuten entfernten Paranal-Observatorium und dem „Very large Telescope“ der ESO, wo wir uns für eine Führung angemeldet haben. Das Paranal-Observatorium ist eine astronomische Beobachtungsstation in der Atacamawüste . Das Observatorium wird von der Europäischen Südsternwarte (ESO) betrieben und ist Standort des Very Large Telescope (VLT), des Very Large Telescope Interferometer (VLTI) sowie der Survey Telescopes VISTA und VST. Neben der geringen Lichtverschmutzung hier in der Wüste, zeichnet sich auch die Atmosphäre über dem Gipfel durch eine trockene und außergewöhnlich ruhige Luftströmung aus, die den Berg zu einem sehr attraktiven Standort für eine Sternwarte macht. Die riesigen sensiblen Teleskope wurden in Deutschland hergestellt und kamen über den Seeweg nach Chile. Jeden Abend öffnen sich die Tore der Teleskope und geben den Blick in das Universum frei. So konnten hier z.B. neue Planeten oder auch die Distanz zur Galaxie NGC 300 genauer als zu jeder anderen Galaxie außerhalb der unmittelbaren Nachbarschaft der Milchstraße bestimmt werden. Ihr könnt Euch vorstellen, Peter ist Feuer und Flamme als wir uns so ein Teleskop von innen anschauen und ich muss zugeben, auch mich beeindruckt das enorme Ausmaß und was damit astronomisch alles möglich ist.

Auf dem Berg gegenüber sehen wir zudem das Extremely Large Telescope (ELT), zuvor European Extremely Large Telescope (E-ELT), eines sich im Bau befindlichen optischen Teleskops der nächsten Generation, ebenfalls für die Europäische Südsternwarte (ESO). Es erhält einen Hauptspiegel mit 39 Metern Durchmesser, der aus 798 sechseckigen Spiegelelementen zusammengesetzt sein wird. Damit soll es das weltweit größte optische Teleskop werden.

Als nächstes ist unser Plan wieder zurück in den Norden nach San Pedro de Atacama zu fahren, um dort auf dem Altiplano den Pass zu nehmen, dann die Grenze nach Argentinien zu überqueren und auf der argentinischen Seite weiter Richtung Süden zu fahren. In den letzten Wochen hatte es dort kleine Unruhen gegeben. Kurz vor der Präsidentschaftswahl kam es zu Lieferengpässen bei Diesel und Benzin, so dass es teilweise unmöglich war an Sprit zu kommen, weil die Tankstellen schlichtweg nichts hatten. Aus diesem Grund haben wir die letzten Tage in Chile verbracht und zudem die Zeit mit unserer Fahrt entlang der chilenischen Küste ein wenig überbrückt. Jetzt scheint sich das Sprit-Problem ein wenig zu legen und Peter und ich haben vor, die Grenze im Norden am Folgetag zu überqueren. Als wir bei unserer Teleskop-Tour mit unserem Guide zufällig ins Gespräch kommen, erzählt sie uns, dass es im Norden Argentiniens einen Wintereinbruch gegeben hat und die Straßen vereist sind. Daher ist die Grenze auf dem Altiplano auf einer Höhe von rund 4000 Metern auch geschlossen! Wir kommen also dort gar nicht rüber! Also…Planänderung! Wenn man auf dieser Reise eins sein muss, dann flexibel! Wir fahren also gemeinsam mit Shelly auf der chilenischen Seite weiter Richtung Süden und werden dann auf Höhe von Santiago de Chile die Grenze nach Argentinien passieren. Bis dahin hat sich das Wetter dann hoffentlich beruhigt!

Gesagt…getan! In den folgenden zwei Tagen legen wir viele Kilometer zurück, setzen unsere Fahrt in der Atacama-Wüste entlang der Küste fort und sind beeindruckt von der Schönheit des Landes. So kreuzen Füchse, wilde Esel und Guanacos, die nach Lamas, Alpakas und Vikunjas vierte Art aus der Familie der Neuweltkamele, die nur hier in Südamerika anzufinden ist, unseren Weg. Auch kommen wir an unzähligen Minen vorbei, denn Chile gehört zu den weltweit größten Rohstoffproduzenten. Es verfügt über die größten bekannten Kupfervorkommen der Welt (etwa 40 Prozent) und somit befinden sich hier auch die größten Kupferminen der Erde. Und auch wenn die Landschaft oft karg erscheint, so versprüht sie doch eine besondere Atmosphäre. Die Nächte verbringen wir freistehend oder auch auf einem Campingplatz (da die Saison noch nicht begonnen hat, sind wir die einzigen Gäste), aber immer direkt am Meer. Der Wind pfeift ordentlich oder so verziehen wir uns am Abend in unseren gemütlichen Sprinti.

Dann erreichen wir Santiago de Chile, die Hauptstadt des Landes. Im städtischen Siedlungsgebiet wohnen in Santiago rund 5,2 Millionen Menschen, in der gesamten Metropolregion sind es sogar 7,1 Millionen. Damit leben etwa 44 Prozent aller Chilenen in der Hauptstadt oder in ihrer direkten Umgebung. Ein paar Tage sind nun auch wir Teil davon. Wir erreichen einen kleinen Campingplatz unweit der Stadt und werden von dem Gastgeber Matias mit offenen Armen empfangen. In seiner privaten Waschmaschine dürfen wir sogar unsere Wäsche waschen…der Vorteil bei dieser trockenen Luft ist ja, dass alles in Nullkommanichts trocken ist. Auch nutzen wir Santiago für viele Erledigungen und einen Werkstattbesuch, um Sprinti mal durchchecken zu lassen und ihm unter anderem auch einen Ölwechsel zu gönnen. In der Werkstatt treffen wir auf den Chef Milenko, der gut Englisch spricht und sich direkt um uns und Sprinti kümmert. So fühlen wir uns dort gut aufgehoben und freuen uns, dass neben dem Ölwechsel (gleichzeitig tauschen wir auch noch sämtliche Filter aus) Sprinti nur vorne neue Bremsbeläge benötigt. Die hinten hatten wir ja bereits in La Paz in Peru ausgetauscht…nun sind auch die vorne dran. Innerhalb von kürzester Zeit hat Milenko die richtigen Beläge besorgt und auch die Halterungen für das Getriebe und den Auspuff sind erneuert. Alles in allem kostet uns das Prozedere 5 Stunden Zeit und lediglich EUR 160 inklusive Material- und Arbeitslohn. Wir sind uns sicher, damit wären wir in Deutschland „nicht so ganz“ ausgekommen!

An einem Tag machen wir uns dann auf in die Stadt und genießen vom größten Wolkenkratzer Südamerikas dem Gran Torre Santiago in 300 Metern Höhe den 360 Grad-Ausblick auf die Stadt und auf die dahinterliegenden schneebedeckten Berge. Oben gibt es Live-Musik und eine kostenlose Weinprobe (ein Glas Rot- oder Weißwein), an dessen Stand ich prompt mein Glas verschütte und sich Rotwein seinen Weg zwischen all den anderen drappierten Gläsern bahnt. Netterweise reicht man mir mit einem Lächeln allerdings ein neues Glas, mit dem ich dann vorsichtiger untewegs bin. Am Fuße des Turms liegt eine riesige Einkaufsmall, unter anderem mit einem Kino. Ja genau, Kino! Wir haben recherchiert, dass es hier auch Filme in Originalfassung (also Englisch) mit spanischem Untertitel gibt…das ist doch was für uns! In Deutschland kann ich Peter meist nur schwer für Kino begeistern, hier ist das aber mal eine willkommende Abwechslung und da es dann auch noch der neue Marvel-Streifen ist, ist auch Peter einverstanden. Generell ja nicht so mein Genre, aber ich freue mich auf die Kinoatmosphäre und vor allem auf süßes Popcorn…außerhalb Deutschlands ist das ja auch gerne mal gesalzen und damit nicht ganz so mein Fall. Nach einer ordentlichen Stärkung mit Burger und Pommes (die Menge an Kalorien an diesem Tag verdrängen wir am besten ganz schnell!) geht es also für uns ins Kino. Und wir werden nicht enttäuscht…wir sitzen in riesigen bequemen Sesseln, die einen quasi in Schlafposition versetzen und auf Knopfdruck gibt es alles was das Herz begehrt…selbst warme Speisen (was das abelangt, sind wir ja bereits gesättigt!). Uns „reicht“ also unser Popcorn…und ja, es ist süß 🙂 !

Dann verlassen wir Santiago wieder und verabschieden uns somit auch von Shelly, die weiter auf der chilenischen Seite Richtung Süden fährt, während wir uns nun auf den Weg nach Argentinien machen…am Tag der Präsidentschaftwahl im Land. Allerdings heißt es vorher nochmal den Kühlschrank aufzufüllen, mit Produkten, die anderswo schwer zu bekommen sind. So halten wir noch an einer großen Supermarktkette und ich traue meinen Augen kaum, als ich plötzlich neben anderen deutschen Produkten auch Christstollen, Marzipan und Lebkuchen in den Regalen sehe. Im letzten Jahr waren wir um diese Zeit in Mexiko, wo es keinerlei weihnachtliche Spezialitäten oder Süßigkeiten gab, zumindest nicht das, was wir in Deutschland darunter verstehen. Also mussten dann Schnapspralinen herhalten. Und jetzt liegt hier ein Stollen und Lebkuchen vor uns und löst bei uns (zugegebenermaßen besonders bei mir) eine Runde Glücksgefühle aus 🙂 !

Mit vollem Kühlschrank geht es dann Richtung argentinische Grenze. Glücklicherweise ist der Wintereinbruch überstanden und die sommerlichen Temperaturen sind zurückgekehrt. Auch das „Sprit-Problem“ hat sich zum Glück wieder gelegt. Da auch an diesem besonderen Tag der Präsidentschaftswahl keine Tumulte zu befürchten und die Grenzen dennoch geöffnet sind, steht unserer Reise nach Argentinen nichts mehr im Wege. So führt uns unsere Route zur Grenze vorbei an unzähligen Weinbergen (die hier gar nicht unbedingt „Berge“sind) und durch die schneebedeckten Berge, die uns einen traumhaften Blick bescheren.

Dann erreichen wir die Grenze und eins kann ich Euch sagen…dieses Mal läuft es ganz einfach und unkompliziertab . So ist dies quasi unsere erste „Drive through-Grenze“, bei der wir mit Sprinti in ein Gebäude hineinfahren, in dem in unterschiedlichen kleinen Glashäuschen direkt der komplette Vorgang abgewickelt wird..sowohl für die chilenische, als auch für die argentinische Seite. Somit ist das ganze Prozedere nach 15 Minuten erledigt…und nach unseren letzten Erfahrungen kommt uns das nun seeehr gelegen 🙂 !

Weil auf dieser Höhe des südamerikanischen Kontinents die Berge, die Nationalparks und all das, was es zu entdecken gilt auf chilenischer und argentinischer Seite auf dem Weg nach Süden nah bei einander liegen oder es teilweise nur eine Straße nach unten gibt, werden wir in den nächsten Wochen des öfteren zwischen beiden Ländern hin und her reisen.

Und so heißt es heute: „Hallo Argentinien!“…aber auch: „Chile, wir kommen ganz bald wieder!“