Browsing Tag

Vulkane

Reiseberichte Guatemala

Guatemala Teil 2 (#048)

7. Mai 2023

– Wir wären gerne länger geblieben –

Als nächstes geht es für uns weiter Richtung Westen…vorbei an der Hauptstadt Guatemala-City bis hin nach Antigua. Auch heute ist wieder einiges los auf den Straßen Guatemalas…so fahren wir durch die Berge und stehen bei Temperaturen um die 40 Grad ziemlich lange im Stau, als an zwei Stellen jeweils ein LKW umgekippt ist und die Straße versperrt. Der Stau wird von vielen Händlern genutzt, die ihre Waren nun zwischen den Autos mitten auf der Straße verkaufen. Das ist ein gar nicht mal so ungefährliches Unterfangen, flitzen doch immer mal wieder auch Motorräder durch die engen Gassen oder Fahrzeuge versuchen wild die Spur zu wechseln. Apropos „Gassen“…an eine Rettungsgasse ist hier übrigens überhaupt nicht zu denken, stehen doch alle ein wenig kreuz und quer, so dass der Krankenwagen letztendlich die Gegenfahrbahn benutzen muss. Peter und ich staunen auch nicht schlecht, als wir in einem ganz normalen PKW neben uns tatsächlich 11 Insassen zählen (s. Foto Nr. 1)…fünf vorne (je ein Kind unangeschnallt auf dem Schoß des Fahrers und des Beifahrers, eine Person sitzt quasi auf der Handbremse, denn einen Sitz in der Mitte vorne gibt es nicht) und sechs Personen sitzen hinten (drei Leute haben jeweils ein Kind, ebenfalls unangeschnallt, auf dem Schoß). Passt doch… 🙂 !

Dann erreichen wir Antigua. Antigua ist eine von Vulkanen umgebene Kleinstadt (ca. 35.000 Einwohner) im Süden Guatemalas, die für ihre Gebäude aus der spanischen Kolonialzeit bekannt ist. Vom 16.-18. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt zum politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum Mittelamerikas, das Mexiko-Stadt oder Lima (Peru) in nichts nachstand. Erdbeben richteten im Laufe der Zeit allerdings mehrmals schwere Schäden an, doch blieben die negativen Auswirkungen auf die städtebauliche Entwicklung nur von kurzer Dauer. Mitte des 18. Jahrhunderts hatte Antigua mehr als 50.000 Einwohner, über 50 Kirchen und Kapellen, Krankenhäuser, Schulen, eine Druckerei und auch eine Hochschule. Im Jahr 1773 wurde Antigua dann durch ein weiteres schweres Erdbeben völlig zerstört. Obwohl es als Stadt nie aufgegeben wurde, erholte es sich davon jedoch nur sehr langsam. Bevor Antigua dann im Jahr 1979 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt wurde, richtete 1976 ein weiteres Erdbeben in Antigua, wie auch in anderen Städten Guatemalas, erneut schwere Schäden an. Zahlreiche Ruinen erinnern noch heute an die verschiedenen Naturkatastrophen, die die Stadt im Laufe der Zeit heimgesucht haben.

Diesen Ort wollen wir uns daher mal genauer anschauen! Sofort fällt uns auf, welchen Charme diese Stadt versprüht, so sind die Straßen mit altem und unebenem Kopfsteinpflaster versehen (die sogenannten Bodenschwellen gibt es allerdings auch hier), die Häuser sind bunt und viele alte Gebäude und Ruinen prägen das Stadtbild. Wir erwischen mitten in der Stadt einen schönen und gepflegten Campingplatz (Verde Eventos), dessen Areal am Wochenende oft als Location für Hochzeiten genutzt wird und könnnen so alles fußläufig erreichen…sehr gut! Direkt neben unserem Stellplatz befindet sich auch schon die erste Ruine. Es handelt sich dabei um „La Recolección“ , ein Kloster, in dem um 1700 einige sehr arme Missionare lebten. Heute ist nur noch eine Ruine übrig… zugegebenermaßen eine, die mir besonders gut gefällt.

Dann geht es für uns weiter durch dieses niedliche Städtchen und wir finden wirklich Gefallen an den kleinen Gassen, den alten Häusern, den schönen Kirchen und den Menschen, die hier ihrem Alltag nachgehen. So sehen wir Frauen und Männer, die am Straßenrand inmitten von Holzbergen Feuerholz hacken und Holzkohle herstellen. Die meisten Frauen tragen zudem traditionelle bunte Kleidung und viele verkaufen ihre Waren in kleinen Läden oder auf der Straße. Auch sehen wir, wie Frauen oft Dinge auf dem Kopf transportieren, als wäre es das Normalste der Welt…was es hier wahrscheinlich auch ist. Es ist kurz nach Ostern und so entdecken wir hinter alten Mauern noch „Überbleibsel“ der heiligen Woche („Semana Santa“) in Form von religiösen Figuren, die für die Prozession verwendet werden. Ganz Antigua ist in der Semana Santa mit Blumen und bunten Verzierungen geschmückt. Für die Semana Santa sind wir zwar ein wenig zu spät dran, aber dafür werden wir Zeuge anderer religiöser Feierlichkeiten. Und immer wieder entdecken wir ringsum die Vulkane, die die Stadt umgeben…was ein beeindruckenes Bild!

Dann erreichen wir die nächste Ruine. Wie auch schon bei der ersten, handelt es sich hierbei ebenfalls um ein altes Kloster, in diesem Fall um das Kloster der „Heiligen Klara“. Es wurde ab 1700 von Nonnen des zweiten Franziskanerordens oder armen Schwestern der heiligen Klara bewohnt, bevor es ebenfalls den zahlreichen Erdbeben zum Opfer fiel.

Bevor wir nun die nächste Ruine erkunden, ist erstmal eine kleine Stärkung angesagt und so landen wir auf einer Dachterrasse einer kleinen lokalen Brauerei („Antigua Brewing“). Dort weht bei der Hitze ein kleines Lüftchen und so lassen wir uns bei einer kleinen Bierprobe das Kaltgetränk schmecken.

Dann ist wieder Ruinen-Erkundung angesagt…dieses Mal handelt es sich ebenfalls um ein altes Kloster, genauer gesagt, ein altes Kapuziner-Kloster, in dem seit 1728 dreißig Nonnen aus Madrid lebten. Wir sehen viele kleine Kammern, ausgehend von einem runden Vorplatz, in denen sich die Nonnen aufhalten und schlafen konnten. Bei dem Erdbeben 1773 wurde auch dieses Gebäude stark beschädigt und konnte seitdem nicht mehr als Kloster genutzt werden.

Nach so viel Erkundung macht sich dann doch mal ein kleines Hüngerchen breit und so landen wir in einer Art „Open Air-Restaurant“ („El Bosque“) inmitten einer großen Gartenanlage, in der Menschen flanieren und kleinen Freizeitaktivitäten nachgehen. Das gefällt uns…und das Essen schmeckt auch köstlich 🙂 .

Bevor wir am nächsten Tag Antigua verlassen, machen wir noch einen Abstecher zu einem Aussichtspunkt, der einen fantastischen Blick auf die Stadt und die umliegenden Vulkane „De Agua“, „Acatenango“ und „De Fuego“ bietet. Letzterer spuckt dann sogar Asche und Rauchwolken steigen auf, ausgerechnet als wir an der Aussichtsplattform stehen.

Dann lassen wir Antigua hinter uns und fahren durch die Berge Richtung Westen (s. dazu auch unsere Route)…und dabei sind wir auf einer Straße unterwegs mit keinem geringeren Namen als „Pan American Highway“…unsere Panamericana…da ist sie wieder! Auch heute erleben wir auf den Straßen und in den Dörfern, die wir durchqueren wieder allerhand…

Weil ein bewegtes Bild manchmal mehr erzählen kann als ein Foto, haben wir mal versucht, die Stimmung auf den Straßen ein wenig einzufangen…

Anschließend fahren wir weiter durch die Berge, auf einer Straße, die unter anderem von der EU finanziert wurde. An einem Fluss allerdings hat es vor einiger Zeit wohl ordentlich Überschwemmungen gegeben, die die gesamte Brücke weggespült haben. Wir hatten vorher von dieser besagten Stelle gehört, wussten vorab allerdings nicht, wie tief das Wasser dort sein wird und ob wir mit Sprinti dadurch kommen. Falls nicht, müssen wir die gesamte Strecke zurück und einen Weg fahren, der insgesamt wesentlich herausfordernder ist. Ein paar Bauarbeiter vor Ort versichern uns, dass wir da schon durchkommen.

Dann also mal los…

Ja das hat doch schon mal super geklappt…und Sprintis Unterboden ist nun auch wieder sauber 🙂 !

Dann erreichen wir den Lago de Atitlán, den zweitgrößten See Guatemalas, und erwischen mit Sprinti einen Platz quasi direkt am Ufer. Von hier soll man eine grandiose Sicht auf weitere Vulkane haben, die den See umgeben…Ihr merkt schon, hier ist Vulkan-Gegend! Unsere angeblich grandiose Sicht ist allerdings zwei Tag lang gar nicht mal so grandios, weil es die ganze Zeit diesig und bewölkt ist. Generell haben wir seit Belize keinen blauen Himmel mehr gesehen. Auch wenn es noch so heiß war, so war es doch seitdem immer bedeckt. Liegt es am Smog oder an der Regenzeit oder hat es vielleicht einen ganz anderen Grund? Wir verbringen zwei Tage an diesem Ort, hoffen auf besseres Wetter, was leider nicht kommt, recherchieren für unsere nächsten Etappenziele und schlendern ein wenig durch den Ort. Da in dieser Gegend sehr viel Kakao geerntet wird, statten wir auch dem kleinen Schokoladenladen (lustiges Wort) einen Besuch ab…und ja, auch zwei Tafeln der lokalen Schokolade wandern in unseren Einkaufskorb…das muss ja auch sein 🙂 !

Als wir merken, dass sich das Wetter so schnell nicht bessern wird, verlassen wir den Lago de Atitlán wieder Richtung Osten…und auch an diesem Abend übernachten wir wieder an einem See bzw. an einer Lagune, der „Laguna El Pino“. Auf dem Stellplatz sind wir, wie die Tage zuvor auch, die einzigen Gäste (es gibt hier wirklich nicht viele Camper…schon gar nicht Europäer)…bzw. die einzigen Gäste sind wir dann doch nicht, findet doch an der Lokalität eine Geburstagsfeier statt, bei der der Sänger voller Inbrunst und Leidenschaft sein Bestes gibt…das Wort „Leiden-schaf(f)t“ ist hier allerdings wörtlich zu nehmen, so dass Peter und ich uns ein Schmunzeln nicht verkneifen können und den Abend lieber im Wagen verbringen als davor.

Umso schöner ist am nächsten Morgen das Bild der Lagune…

Dann neigt sich unsere Zeit in Guatemala auch schon dem Ende zu…schade eigentlich! Wir haben Guatemala als ein sehr interessantes Land kennengelernt mit freundlichen Menschen, die uns immer willkommen geheißen haben. Leider haben wir in Guatemala aber auch unheimlich viel Müll am Straßenrand vorgefunden und es hat immer und immer wieder nach giftigem Feuer und Rauch gestunken, weil hier vieles einfach und überall verbrannt wird. Auf den Straßen sind uns allerhand Kuriositäten begegnet, wie Ihr auf den Fotos wahrscheinlich erkennen könnt, und man musste stets mit allem rechnen…egal ob Cowboys mit einer ganzen Reihe an Pferden plötzlich die Autobahn kreuzen, Menschen mitten auf der Straßen ihre Waren anbieten oder doch mal die ein oder andere Bodenschwelle auftaucht. Auch haben wir hier in der Natur Unmengen an Pflanzen entdeckt, die wir zu Hause nur als Zimmerpflanzen kennen und ebenso die besondere Tierwelt Guatemalas hat uns sehr gefallen. So können wir sagen…vieles machte Lust auf mehr!

Guatemala, wir wären gerne länger geblieben!

Reiseberichte Mexiko

¡Hasta luego México! (#045)

16. April 2023

– Wir verlassen Land Nr. 3 –

Nach 5 Monaten, 1 Woche und 4 Tagen (oder kurzgesagt nach 162 Tagen) und 9.394 Kilometern ist es an der Zeit Mexiko „adiós“ zu sagen. Es ist das Land, in dem wir uns auf unserer Reise bisher tatsächlich am längsten aufgehalten haben, obwohl eigentlich nur maximal vier Monate hier eingeplant waren. Es ist das Land, in dem wir das erste Mal zur Ruhe kommen und auch mal in den Tag hineinleben konnten. Es ist das Land, in dem wir die meisten anderen Reisenden kennengelernt haben und das obwohl wir in vielen Gegenden die einzigen Touristen gewesen sind. Es ist das Land, vor dem uns viele Menschen gewarnt hatten und doch haben wir uns hier sehr sicher gefühlt. Es ist bisher das ärmste Land auf unserer Reise und doch hatten die Menschen hier so viel zu geben. Es ist das Land, das weniger Luxus braucht als andere und umso mehr zeigt, dass auch dies mehr als ausreichend sein kann. Es ist das Land, dass so manches Mal chaotisch wirkt, aber dennoch irgendwie funktioniert. Es ist das Land, was ihre Einwohner vor besondere Herausforderungen stellt und doch sind die Menschen hier fröhlich und ihr Lachen hat uns immer wieder aufs Neue angesteckt.

Wir haben hier in den letzten Monaten 18 der insgesamt 31 Bundesstaaten Mexikos besucht (s. dazu unser Route)…angefangen bei der Baja California mit ihren Stränden, dann die Berge in Durango und Chihuahua, die faszinierende Weltstadt Mexiko-Stadt, die Maya-Ruinen in Teotihuacan, Cholula, Palenque, Uxmal und Chichén Itzá (und viele mehr 🙂 ), die Cenoten auf der Yucatán-Halbinsel und die atemberaubene Unterwasserwelt in La Paz und Quintana Roo. Wir haben im Norden die Wüsten und Berge, im Zentrum die Hochebene mit Vulkanen wie dem Popocatepetl und im Osten den tropischen Regenwald und die karibischen Strände besucht.

Wir haben erlebt, wie Menschen hier ihr Leben gestalten…immer ein Lächeln auf den Lippen, wie gewisse Regeln einfach nicht existieren, wie Autos, die aus dem letzten Loch pfeiffen, die Straßen säumen, wie die Menschen trotz oder mit Korruption und mächtigen Kartellen ihren Alltag meistern, wie Geldscheine zwar den gleichen Wert haben, aber unterschiedlich aussehen, wie Firmenschilder an Außenfassaden oder Wahlplakate hier nicht gedruckt, sondern gemalt werden (ist die Wahl dann vorbei, wird die Wand einfach übergestrichen), wie Bahnschienen als Gehweg genutzt werden, weil einfach kein offizieller Gehweg vorhanden ist, wie Bürgersteige (wenn es denn dann welche gibt) nicht zum Gehen geeignet sind, wie Fußgänger zusehen müssen über die Straßen zu kommen, weil es nur Ampeln für Autos gibt, wie Garagen genutzt werden, um kleine Läden, Werkstätten oder Nagelstudios darin zu betreiben oder wie dutzende Stände und Läden nebeneinander schlichtweg genau die gleichen Produkte verkaufen. Wir erleben bunte Häuser und Städte, ein farbenfrohes Wandbild folgt hier dem nächsten und Kleidung und Dekoration strotzen nur so vor Farben. Wir haben in Mexiko Feiertage wie den „Dia de los Muertos“, bei dem die Verstorbenen gefeiert werden (s. dazu Artikel „Endlich Strand und der „Dia de los Muertos“… #029“), und auch Weihnachten (s. dazu Artikel „Ein etwas anderer Jahreswechsel #031“) erlebt und wissen wie wichtig den Mexikanern der Glaube und ihre Familien sind. Wir haben hineinschnuppern können in die Geschichte Mexikos und viel über das Leben der Maya in der Vergangenheit und heute kennengelernt. Auch sind wir eingetaucht in die Esskultur Mexikos und haben erlebt, wie sie auf den Straßen die totale Leidenschaft wiederspiegelt. Wir haben uns von den großen Märkten hier verzaubern lassen und Dinge wie Skorpione, Käfer und frittierte Schweinehaut probiert (s. dazu Artikel „Mexiko City #038“). Aber nicht nur das stand auf unserem Speiseplan, sondern auch „Unmengen“ an köstlichen Tacos, Quesadillas, Tamales, Burritos oder Empanadas. Einfach lecker!

Auch sind wir im Straßenverkehr zurechtgekommen, was gar nicht immer sooo einfach war. So gibt es hier sogenannte „Topes“, die die Geschwindigkeit auf den Straßen reduzieren sollen. Topes sind quasi „Bodenschwellen“, die in unterschiedlichster Form, Höhe, Material und Zustand plötzlich und oft unerwartet (meist ohne Hinweisschild) auftauchen und einen in 90 Prozent der Fälle zum kompletten Abbremsen des Fahrzeugs zwingen, um diesen dann auch gaaaanz langsam zu überwinden. Da schreien Bremsen, Stoßdämpfer, Fahrwerk und Insassen nicht gerade „Juhuu“, besonders wenn es sich um Strecken handelt, bei denen man eigentlich 80 kmh fahren darf und plötzlich wie aus dem Nichts Topes auftauchen. Es gibt hier einfach soooooo viele davon (inner- und außerorts), dass das schon auch sehr nervig sein kann, besonders, wenn diese bereits kaputt sind. Es schauen dann auch gerne mal Schrauben oder Eisenstangen oben heraus. Besonders schön ist es auch, wenn die Topes schon so abgefahren und damit noch unebener sind, dass wir zusätzlich durchgerüttelt werden oder aber sie sind so hoch und schräg konstruiert, dass sämtliche Autos sich den gesamten Unterboden zerstören. Das ist uns bei Sprinti zum Glück erspart geblieben, auch wenn wir manchmal den Atem angehalten haben.

Besonders schön sind auch Löcher in den Straßen oder Gullis, bei denen der Gullideckel fehlt…dieses Loch ist dann nicht sooo unerheblich. Für uns chaotisch wird es auch (Peter hat es dennoch super gemeistert), wenn der gesamte Verkehr nicht mit Ampeln, sondern lediglich mit Stoppschildern (hier heißen sie „Alto“) gemanaged wird. Denn hier gibt es an Kreuzungen ein Stoppschild an jeder auf die Kreuzung einfahrenden Straße und der Fahrer, der als erstes da ist und stoppt, darf auch als erstes weiterfahren. Das wird bei einer sechsspurigen Straße, bei der womöglich auch jemand von ganz rechts nach links hin abbiegen möchte, durchaus kompliziert und hat mich so manchen „Angstschrei“ gekostet. Irgendwie kommen dann doch alle klar, aber ich sage Euch, das kostet Nerven! Wenn man uns fragt, auf was wir uns u.a. in Deutschland freuen, wenn wir zurück sind, dann ist das auch tatsächlich so etwas lapidares wir Straßenmarkierungen (ja wirklich!), denn hier wird meist komplett darauf verzichtet, so dass die Leute oft kreuz und quer fahren und man nur selten weiß, wie viele Spuren diese Straße überhaupt hat. Gerne stehen auch spontan Rinder, Esel, Pferde oder Ziegen an oder auf der Straße und erfordern besondere Aufmerksamkeit.

Wie auch schon in vorherigen Artikeln erwähnt, wird hier transportiert, was das Zeug hält und das meist nicht in einem Anhänger sondern einfach auf der Ladefläche eines PKWs oder gar auf dem Dach…Kühlschränke und Matratzen sind dabei ganz hoch im Kurs, aber auch Esel, Pferde oder Ziegen. Auch Menschen werden ohne Sitz oder Anschnallgurt auf der Ladefläche transportiert. Oft stehen sie auch auf eben dieser und genießen anscheinend den Wind in Fahrtrichtung…ich frage mich, was die mit all den Insekten machen, die einem so entgegenkommen, denn laut unserer Windschutzscheibe sind das gar nicht mal so wenige. Auch viele „Tuk Tuks“ findet man hier, die individuell für die entsprechenden Bedürfnisse angepasst sind und manchmal die lustigsten Sachen herumkutschieren. So war bei einem ein kleiner Hühnerkäfig auf Höhe des Vorderrades montiert…das Huhn wird da vorne direkt am Reifen wahrscheinlich wahnsinnig. Motorräder werden hier ebenfalls als Transportmittel genutzt, oft von mindestens zwei oder drei Personen gleichzeitig…mit Handy in der Hand und Baby auf dem Arm. Der Helm wird dabei nur selten auf den Kopf gesetzt, sondern lediglich über den Arm gehängt. So sind wir die 9.394 Kilometer durch dieses Land eigentlich immer „zu zweit“ gefahren, d.h. Peter und ich haben gleichzeitig auf den Verkehr geachtet, egal wer gefahren ist, weil einfach so viel passiert auf diesen Straßen. Abgesehen davon, dass wir mit Sprinti ja durchaus die ein oder andere Mercedes-Werkstatt in Mexiko kennengelernt haben, sind wir zum Glück unfalltechnisch verschont geblieben!

Oft hat man uns mit Sprinti auch für einen Bus des öffentlichen Nahverkehrs gehalten, weil hier so einige weiße Transporter dieser Größe durch die Gegend fahren. So sind die Menschen nicht selten zum Straßenrand gelaufen, wenn sie uns gesehen haben, wir wurden so manches Mal gar nicht erst von Tourguides angesprochen, die uns etwas verkaufen wollten (sehr praktisch) und entgegenkommende Busse samt Fahrer haben uns stets winkend und mit Lichthupe gegrüßt. Das hatte oft schon eine gewisse Komik.

Leider ist an Mexikos Straßenrändern und in der Natur oft auch noch etwas anderes zu finden…Müll! Plastik, Plastik und noch einmal Plastik. Öffentliche Mülleimer sucht man meist vergebens und so wird Müll oft einfach weggeworfen…selbst Industriemüll und Baustellenschutt finden wir nicht all zu selten LKW-weise einfach an den Straßenrand oder in die Natur gekippt. Wir haben in Mexiko auch unwahrscheinlich viele Feuer gesehen (und gerochen), weil entweder kleine Landstriche gerodet wurden oder einfach Müll verbrannt worden ist. Am Horizont hat man es also immer irgendwo Qualmen gesehen.

Nichtsdestotrotz haben wir in diesem Land eine tolle Natur mit einer wundervollen Tierwelt kennengelernt. So wurden wir z.B. von Pelikanen, Kolibris, Greifvögeln (wir haben noch nie so viele Geier gesehen), Schmetterlingen, Riesen-Libellen, Brüllaffen, Delfinen und unzähligen Straßenhunden begleitet. Unter Wasser sind wir mit Walhaien, Seelöwen, Kormoranen und Meeresschildkröten getaucht und haben einzigartige Korallenriffe bestaunen können. Wir sind vorbeigekommen an hunderten Baumwollbäumen (hier waren es tatsächlich oft Bäume und keine Sträucher) sowie Chili-, Mais-, Zuckerrohr- und Limettenfeldern und haben so manche Nacht mit Sprinti inmitten von Kokosnusspalmen, Papaya- und Jackfruitbäumen, Ananaspflanzen und Bananenstauden verbracht.

Wenn wir nun also zurückblicken auf die letzten fünf Monate, so hatten wir eine tolle, herausfordernde, abwechslungsreiche, spannende, aber auch entspannende Zeit in Mexiko. Wir haben hier unseren Tauchschein absolviert und die Unterwasserwelt besser kennengelernt, ich hatte meinen ersten (und hoffentlich auch einzigen) Rollerunfall und nach fast drei Jahren der Pandemie hat uns das erste (und hoffentlich auch einzige) Mal Corona erwischt. Wir haben in die Lebensart der Mexikaner hineinschnuppern können und sind freundlich und mit offenen Armen empfangen worden. Wir haben mit kleinen Vorkenntnissen angefangen eine neue Sprache zu lernen (und nein, wir sind darin noch nicht perfekt!) und unseren Horizont haben wir ein weiteres Mal erweitern können. So werden wir dieses Land und die Zeit, die wir hier hatten, immer in ganz besonderer Erinnerung behalten! Das war schon toll!

Muchas gracias, México!