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Kolumbien

Reiseberichte Ecuador

Von Wachspalmen, Kaffeeplantagen und einem zu tiefen Graben (#061)

10. September 2023

– Weitere Abenteuer aus Kolumbien –

Nachdem wir die Stadt Medellin verlassen haben, fahren wir weiter Richtung Süden. Nach ca. 134 Kilometern, was hier in Kolumbien gleich um die vier Stunden Fahrt bedeutet, erreichen wir das kleine Bergstädtchen Jardin. Jardin hat etwa 15.000 Einwohner und ist nur wenig touristisch. Alles wirkt sehr ursprünglich und traditionell. Von der Bauweise der Häuser erinnert es uns ein wenig an den Ort Barichara, den wir hier vor kurzer Zeit besucht haben (mehr dazu findest Du unter „Kolumbien…was ein schönes Land #059“) und was mittlerweile ca. 620 Kilometer (direkter Weg) hinter uns liegt.

Gemeinsam mit Zach, Rhuta und Shelly fahren wir zu unserem herausgesuchten Campingplatz, um dann schnell festzustellen, dass die Einfahrt für uns schlichtweg zu klein ist. Kurzerhand überlegen wir uns auf einem Parkplatz vor einer Lagerhalle, was zu tun ist, als wir an der Halle das Schild „Nespresso“ entdecken. Ja, mittlerweile befinden wir uns in DER Kaffeeregion Kolumbiens!

Kolumbien ist eines der traditionsreichsten und größten Kaffeeanbauländer weltweit. 1723 wurde Arabica-Kaffee von den Jesuiten nach Kolumbien gebracht und bis heute wird aufgrund der guten Anbaubedingung auch ausschließlich Arabica-Kaffee angepflanzt. Momentan liegt Kolumbien bei der Kaffeeproduktion weltweit an dritter Stelle (nach Brasilien und Vietnam), was daran liegt, dass die Produktion in Kolumbien von 2008 bis 2012 rückläufig war. Grund für den Rückgang war einerseits die Kaffeerost-Krankheit und andererseits die generell sinkende Produktivität, was vermutlich an den Folgen der Klimaerwärmung liegt. Seit 2013 steigen die Exporte allerdings wieder merkbar an. Es wird geschätzt, dass Kaffee derzeit die Haupteinnahmequelle für 500.000 Menschen in Kolumbien darstellt. Das Spannende an Kolumbien ist, dass die Landschaft und die Klimazonen, aufgrund der hohen Berge und den Ausläufern der Anden, sehr unterschiedlich ist, so dass es viele Kaffeeernte-Zonen mit ganz unterschiedlichen Geschmacksprofilen gibt. Und jetzt stehen wir tatsächlich hier in Kolumbien vor einem Nespresso-Lager, wo man doch sonst nur den fertig abgepackten Kaffee im Laden kennt.

Aber ich schweife ab. Wo waren wir stehengeblieben? Ach ja, wir brauchen einen Stellplatz für die Nacht! Wir bekommen einen Tipp für einen weiteren Campingplatz (ecoaventurax) am anderen Ende des Ortes…und der ist tatsächlich perfekt! Wir stehen auf einer großen Wiese mit Blick auf die Berge und Kaffeeplantagen und auch die sanitären Anlagen sind sauber und gepflegt. Noch dazu sind wir die einzigen Gäste, was ebenfalls sehr angenehm ist. Hier lässt es sich also aushalten!

In den letzten Tagen ist uns aufgefallen, dass der Druck unserer Wasserpumpe im Wagen immer weiter abnimmt…mittlerweile tröpfelt es nur noch. Alle bisher getätigten Maßnahmen waren nicht erfolgreich, also nutzen wir hier die Zeit und bauen eine neue Wasserpumpe ein. Glücklicherweise haben wir bei unserem Heimaturlaub im Mai (s. dazu Artikel „Heimaturlaub #052“) eine Neue aus Deutschland mitgebracht. Eingebaut haben wir die alte Pumpe damals vor gut drei Jahren. Wenn man überlegt, dass so eine Pumpe im „normalen“ Betrieb, bei dem man vielleicht vier Wochen im Jahr mit dem Fahrzeug im Urlaub unterwegs ist, gut 10 Jahre hält, so hat sie bei unserem tagtäglichen Betrieb die 10 Jahre quasi schon lange überschritten. Da wir unser Wasser nicht nur zum Spülen und Waschen, sondern auch zum Trinken (dank dreier Wasserfilter) nutzen, sind wir ohne funktionierende Wassserpumpe natürlich aufgeschmissen. Peter, der schlaue Fuchs, hat also gut mitgedacht und vorsorglich eine Ersatzpumpe aus Deutschland mitgebracht. Und was kann ich sagen? „Läuft!“ 🙂

Am nächsten Tag machen Peter und ich uns auf, das Städtchen und die Umgebung zu erkunden. Wir laufen in den niedlichen Ortskern und treffen dort zufällig die beiden Holländer Emmy und Anton wieder, die sich ihre Reise mit Freiwilligenarbeit finanzieren und die zuletzt auf unserem Campingplatz Guaimaro in Barichara gearbeitet haben. Mittlerweile treffen wir echt überall uns bekannte Menschen wieder. Hatte ich bereits erwähnt, dass die Reisewelt wirklich klein ist?!

Nachdem wir Jardin erkundet haben, machen wir uns auf und wandern in die umliegenden Berge. Wir befinden uns mittlerweile eh auf einer Höhe von ca. 1750 m über dem Meeresspiegel, da wird die Luft schon ein wenig dünner, was sich beim recht steilen Aufstieg durchaus bemerkbar macht. Aber wir genießen die Natur und die Ruhe und laufen inmitten von Bananen- und Kaffeeplantagen, vorbei an Limetten- und Mandarinenbäumen. Dabei erhalten wir eine immer bessere Aussicht auf das Tal und das Städtchen Jardin. Jardin bedeutet übrigens Garten…was passender nicht sein könnte! Auch kommen wir vorbei an kleinen Wasserfällen und bekommen Gesellschaft von einem freilaufenden Pferd…immer mal was Neues!

Dann erreichen wir ein kleines Häuschen, bei dem Getränke angeboten werden. Wir legen einen Zwischenstopp ein und entdecken dann, welch fantastische Aussicht man von hier oben hat. Umgeben von Schmetterlingen und umherfliegenden Kolibris sitzen wir auf der Terrasse und schauen bei unserem Kaltgetränk ins wunderschöne Tal und auf die dahinterliegenden Berge. Einfach toll! Kolumbien, was bist Du doch für ein schönes Fleckchen Erde!

Am folgenden Tag ziehen wir mit unserem „Colombian Convoy“, bestehend aus Zach und Rhuta in ihrem Toyota Tacoma, Shelly mit ihrem Hund Franklin in ihrem Ford Ranger und wir mit unserem Sprinti, weiter. Es kommt uns vor als ob wir an diesem Tag die ganze Welt bereisen, kommen wir doch an Orten wie Armenien, Montenegro, Sevilla, Verdun, Andalusien und Florida vorbei.

Dann aber erreichen wir das Cocora Tal, was für seine Wachspalmen bekannt ist. Die Quindio-Wachspalme wurde 1801 von Alexander von Humboldt entdeckt und ist in Kolumbien heimisch. Sie gilt als höchste Palmenart der Welt, denn die Stämme erreichen Wuchshöhen von 15 bis 50 Metern mit einem Durchmesser von 20 bis 40 Zentimetern. Die Quindio-Wachspalme hat ein sehr langsames Wachstum und kann mehrere hundert Jahre alt werden. Seit 1985 ist sie übringes der Nationalbaum Kolumbiens.

Ja und genau da wollen wir hin!

Wir erwischen einen zu einem Restaurant (das an diesem Tag im Übrigen keinen Strom hat) gehörenden Campingplatz (Donde Juan B Bosques de Cocora) inmitten von Wachpalmen und sind erneut die einzigen Campinggäste. Die Aussicht ist mal wieder herrlich!

Peter und ich machen uns am nächsten Tag auf, uns diese Wachspalmen mal genauer anzuschauen. Also rauf auf die Berge! Mittlerweile befinden wir uns auf einer Höhe von ca. 2500 m über dem Meeresspiegel, was körperliche Anstrengungen nicht unbedingt einfacher macht. Dann galoppiert plötzlich auch noch wie aus dem Nichts eine Herde Wildpferde an uns vorbei…alles klar, lasst Euch von uns nicht aufhalten! An verschiedenen Aussichtspunkten, an denen wir definitv nicht die Einzigen sind, die ein Foto von der spektakulären Aussicht erhaschen wollen, machen wir Halt. Als wir an einem gerade einen Zwischenstopp einlegen, um ein wenig Luft zu schnappen, kreist plötzlich ein riesiger Kondor über uns.

Kondore, genauer gesagt „Andenkondore“, sind mit bis zu 15 Kilogramm die schwersten Greifvögel und zählen zu den wenigen Vögeln, deren Spannweite über 300 Zentimeter betragen kann. Die Art ist in der Andenregion Südamerikas von Venezuela bis Feuerland verbreitet. Im Norden dieses großen, sich in Nord-Süd-Richtung über 8000 Kilometer erstreckenden Gebietes sind die Vorkommen gering, regional auch völlig erloschen, nach Süden hin wird die Art häufiger. Die IUCN schätzt den Gesamtbestand auf etwa 6.700 erwachsene Vögel und listet die Art als gefährdet. Vor allem durch intensive Bejagung seit der spanischen Conquista hat der Bestand der Art stark abgenommen. Insbesondere in den nördlichen Andenstaaten ist der Andenkondor weitgehend verschwunden oder nur mehr in kleinen, voneinander isolierten Restbeständen existent. Wie wir erfahren, gibt es in ganz Kolumbien nur noch 70 Exemplare dieser Art. Und einer davon kreist nun über uns, wobei das Kreisen eher einem majestätischen durch die Luft gleiten ähnelt.

Das rundet unseren Trip doch schön ab! Als wir von unserer Wanderung zurückkehren, gibt es erstmal einen heißen Kakao und ein Stückchen Kuchen in unserem Restaurant am Campingplatz (yippieh, der Strom dort ist auch wieder da!). Das haben wir uns jetzt auch verdient 🙂 ! Irgendwann fängt es an zu regnen und so ziehen wir uns in Sprinti zurück, gucken Serie und lassen den Tag dann noch ganz gemütlich ausklingen.

Dann geht es für uns weiter Richtung Süden (Kolumbien ist aber auch einfach ein riesiges Land!). Die Landschaft ändert sich ein wenig…es wird trockener und nun werden Unmengen an Zuckerrohr angebaut.

Kurz vor der Stadt Popayan haben wir uns einen kleinen Campingplatz herausgesucht. Als wir dort ankommen, sagt man uns allerdings harsch, dass wir nicht bleiben dürfen und drei knurrende und laut bellende Hunde machen erst kurz vor uns halt. Das hat uns nun gerade noch gefehlt! Nach einem langen Fahrtag mit schlechten Straßen, viel Verkehr und wieder einmal viel zu vielen neuen Eindrücken, wollen wir eigentlich nur noch ankommen und unser Lager aufschlagen. Also heißt es nun weiterfahren! Dann erhaschen wir in der IOverlander-App doch noch einen Platz (Villa Lolita) nicht all zu weit entfernt. Wir haben Glück, dort dürfen wir bleiben! Wenn auch gleich der Platz ein wenig anders ist, als wir uns das vorgestellt haben. Wir stehen mit unseren Fahrzeugen bei einer Familie schlichtweg im Garten. Links davon befindet sich ein kleines Toilettenhäuschen samt Dusche…kalt natürlich, aber mittlerweile sind wir abgehärtet. Wir werden von der Familie feundlich begrüßt und mit offenen Armen empfangen.

Am nächsten Morgen werden wir von Hundegebell (es gibt hier in Kolumbien übrigens unwahrscheinlich viele deutsche Schäferhunde) und Hahnengekrähe geweckt, aber auch das ist seit Mexiko Standard. Nach einer kalten Dusche sind wir topfit um weiterzufahren als Olga mit einem vollen Tablett selbstgemachter kolumbianischer Kekse und frischgepresstem Mangosaft aus dem Haus kommt und uns freudestrahlend einen guten Morgen wünscht. Sie bittet uns in ihr Gästebuch zu schreiben, denn Deutsche waren hier noch nie. Das machen wir doch gerne, liebe Olga!

Auch dieser Tag wird wieder ein langer Fahrtag…aber wir sind ja gestärkt von Olgas Verpflegung 🙂 ! Am späten Nachmittag sind wir allerdings froh, als wir unseren Stellplatz für diese Nacht erreichen. Leider befindet sich dieser direkt an einer viel befahrenen Straße und ist lediglich ein Parkplatz, der zu einem Hostal (Hostal Padua) gehört. Egal, wir machen es uns schön…holen unsere Lichterkette heraus, fahren unsere Markisen aus und machen uns mit Shelly, Zach und Rhuta unser eigenes kleines Camp an diesem Abend auf. Die Besitzer sind schon ganz nervös, soll doch am nächsten Tag der 80. Geburtstag der Oma hier stattfinden. Also wird bis in den späten Abend alles geschmückt und tonnenweise Luftballons werden aufgeblasen. Auch die steile Einfahrt ist mit Wimpeln geschmückt, die wir mit Sprinti fast abgerissen hätten, wäre der Besitzer beim Einfahren nicht zur Hilfe geeilt und hätte sie hochgehalten.

Um die Feierlichkeiten nicht zu stören, machen wir uns am nächsten Morgen früh wieder auf den Weg. Shelly ist mit Franklin eh schon früh auf den Beinen, hat sie doch einen Termin beim Tierarzt, um für Franklin alle erforderlichen Unterlagen ausgestellt zu bekommen…denn unsere nächste Grenze steht bereits unmittelbar bevor.

Ecuador wartet auf uns…oder vielleicht doch nicht?

Es ist der 19.08.2023 und am nächsten Tag sollen die Präsidentschaftwahlen in Ecuador stattfinden. Wenn man betrachtet, dass erst vor einigen Tagen ein Präsidentschaftskandidat, der den Kartellen im Land den Kampf angesagt hat, schlichtweg erschossen wurde, ein durchaus heikles Thema. Da wir nicht wissen, ob die Wahl also eventuell für weitere Eskalationen in Ecuador sorgen wird, entscheiden wir uns die Wahl abzuwarten und noch ein paar Tage länger in Kolumbien zu bleiben.

Daher ist es für uns heute nur ein sehr kurzer Fahrtag, hin zu einem Platz in der Nähe mit hoffentlich ein wenig mehr Ruhe. So legen wir nur einen Stopp am Supermarkt ein und freuen uns dann auf einen angenehmen Chill-Tag.

Wir sich Pläne manchmal doch innerhalb von kürzester Zeit ändern können! Gemeinsam mit Zach und Rhuta (Shelly ist mit Franklin noch beim Tierarzt), stehen wir vor einer sehr steilen ungepflasterten Auffahrt zu unserem nächsten Stellplatz (Villa Margarita). Per WhatsApp erfahren wir, dass die Besitzer Jose Fernando und Diana erst in einer Stunde zurück sind. Also warten wir mitsamt unserer Autos unten am seitlichen Rand der ebenfalls ungeteerten Straße. Dann endlich sind sie da und wir können die steile Auffahrt hochfahren. Wir setzen zurück…und dann passiert es! Das Auto von Zach und Rhuta rutscht seitlich in den kaum ersichtlichen, aber dennoch sehr tiefen Graben. Sie stecken fest! Es geht nichts mehr! Schnell holt Jose Fernando sein Auto (ein kleiner SUV) und versucht sie mit der Winsch (Schleppwinde) herauszuziehen. Doch Zachs Truck ist einfach zu schwer und rutscht weiter ab. Mittlerweile hängt der Wagen in einem ca. 20 Grad Winkel im Graben und liegt nur noch mit dem Differential unten auf dem Boden auf. Dies bohrt sich gefährlich in den harten Untergrund. Mit Sprinti haben wir ebenfalls keine Chance den Truck herauszuziehen. Für dieses Gewicht ist er definitiv nicht ausgelegt. Wir brauchen Shelly mit ihrem schweren Ford! Glücklicherweise ist sie 15 Minuten später da.

Mittlerweile kommen immer mehr Menschen an dieser, wie wir dachten, doch recht abgelegenen Straße vorbei und wollen helfen oder einfach nur die Straße passieren. Alle haben irgendwelche Ideen, die letztendlich nicht den gewünschten Erfolg bringen oder sich schlichtweg nicht umsetzen lassen. Die Stimmung ist zum zerbersten gespannt…besonders bei Zach und Rhuta, die schon befürchten, ihre Reise sei hier und jetzt beendet. Trägt das Differential derzeit doch das gesamte Gewicht des Wagens und wenn das zerstört wird, bewegt sich „Pete“, wie sie ihren Wagen nennen, danach keinen Zentimeter mehr. Dann war es das wohl mit der Weiterreise auf der Panamericana! Wir brauchen also ganz schnell eine Lösung! Wir haben die Hoffnung, dass Shelly den Wagen seitlich hochziehen kann, während Jose Fernando von vorne zieht. Aber vergebens! Das Differential gräbt sich immer weiter in den Boden ein, die Räder bekommen keinen Halt. Wir brauchen etwas, was den Wagen hochhebt…wir brauchen einen Kran! Plötzlich kennt jemand von den umherstehenden Einheimischen jemanden mit einem Kran. 30 Minuten später ist er da. Allerdings sieht dieser Kran hier ein wenig anders aus als erwartet…

Dann heißt es Schwerstarbeit für Kran und Fahrzeug…die Winsch qualmt, der Motor heult auf und der Wagen bewegt sich so sehr auf die Seite, dass ich Bedenken habe, der Kran liegt gleich neben Pete im Graben. Nach dem Hochheben kommt das nach hinten Herausziehen. Der Kran ist auch dabei so überfordert, dass bei seinem Wagen die beiden Vorderräder in der Luft stehen und es fühlt sich mal wieder wie bei der „Versteckten Kamera“ an. Das glaubt einem doch kein Mensch, was sich an diesem Nachmittag hier im Süden Kolumbiens so abspielt!

Aber es funktioniert…Zach und Rhutas Truck erhebt sich aus dem Graben und findet seinen Weg zurück auf die Straße. Das Differential bleibt heile, allerdings ist die Eisenhalterung für das Ersatzrad hinten am Fahrzeug komplett verbogen. Daran sieht man, welche Kräfte dort gewirkt haben.

Nach über drei Stunden ist es also geschafft und wir erreichen dann doch noch unseren Platz bei Diana und Jose Fernando. Es handelt sich überraschenderweise wieder um einen Garten eines Privathauses…nur dieses Mal ist es noch ein wenig enger…erst Recht, als tagsdrauf Anne und Christian (van.we.bike), zwei deutsche Reisende, die von Süd nach Nord unterwegs sind, eintreffen. Wir sitzen bei einem netten Grillabend zusammen und tauschen uns über unsere bisherigen Reiseerlebnisse aus. Besonders interessant ist es von Reisenden zu hören, die die Panamericana von der Gegenrichtung befahren. So wird das ein richtig schöner Abend und wir senden auf diesem Weg liebe Grüße an die Beiden!

Dann verabschieden wir uns kurzzeitig von Zach und Rhuta, die noch einen Tag länger bleiben, um die Halterung des Ersatzreifens wieder repariert zu bekommen…Jose Fernando kennt da wen. Gemeinsam mit Shelly und Franklin machen wir uns im „Zweier-Konvoy“ auf den Weg Richtung Grenze. Allerdings legen wir vorher noch einen Abstecher ein…Las Lajas (s. dazu auch unsere Route)! Hierbei handelt es sich um eine imposante Kirche, die mitten in eine Schlucht gebaut wurde. Wir halten an einem Parkplatz der Teleférico, zu deutsch „Seilbahn“, denn hier dürfen wir auch übernachten. Sehr praktisch!

Gemeinsam mit Shelly und Franklin steigen wir in die Seilbahn und fahren durch die Berge in das Tal. Wir kommen vorbei an einem Wasserfall und sehen wie die Menschen hier auf den Feldern per Hand das Gemüse ernten. Dann sehen wir aus der Ferne die Basilika. Das Gebäude ist echt atemberaubend, wie es da so aus der Schlucht emporsteigt. Das Santuario de Nuestra Señora de las Lajas ist eine römisch-katholische Pilgerstätte zu Ehren der Marienanrufung Nuestra Señora de las Lajas, einer auf einen Stein gemalten Rosenkranzmadonna. Dort angekommen, erkunden wir das Areal und bringen unsere Handykameras zum Glühen.

Zurück geht es dann ebenfalls per Seilbahn. Bei Sprinti und Dolly (so nennt Shelly ihr Fahrzeug) angekommen, ist auf dem Parkplatz kaum noch etwas los. Ein paar Schafe grasen noch dort, als plötzlich eine Fahranfängerin mit ihrem Freund um die Ecke kommt und anscheinend ihre Fahrkünste ein wenig verbessern möchte. Von „Fahrkünsten“ zu sprechen ist eventuell ein wenig zu hochgegriffen. Sagen wir mal so…der Nachbar bringt irgendwann seine Schafe in Sicherheit und wir haben bei so manchem Einparkmanöver auf dieser großen Wiese Angst um Dolly und Sprinti. Dazu sei gesagt, dass man bis vor wenigen Jahren in Kolumbien weder eine Theorie- noch eine Praxisprüfung benötigte, um seine Fahrerlaubnis zu erhalten, sondern sie lediglich gegen eine Bearbeitungsgebühr beim Amt kaufen konnte. Als die Dunkelheit eintritt, hat allerdings auch das Fahrtraining ein Ende und so lassen wir auch diesen Abend ganz ruhig ausklingen.

Denn am nächsten Morgen geht es schon früh weiter…wir erreichen Ecuador!

Reiseberichte Kolumbien

Medellin, die einst gefährlichste Stadt der Welt (#060)

3. September 2023

– Und warum das Drogengeschäft in Kolumbien immer noch eine große Rolle spielt –

Wir sind auf dem Weg nach Medellin (s. dazu auch unsere Route) und auf den Straßen begegnet uns mal wieder so einiges…von freilaufenden Pferden, die sich ganz doll lieb haben bis hin zu auf das Autodach geschnallte Schnittblumen…alles dabei!

Dann erreichen wir Medellin, die mit mehr als 2,6 Millionen Einwohnern (4,2 Mio. Einwohner in der Metropolregion) zweitgrößte Stadt Kolumbiens. Die Stadt ist aufgrund ihres ganzjährig sonnigen und warmen Klimas als „Stadt des ewigen Frühlings“ bekannt. Viele Jahre galt Medellin allerdings auch als gefährlichste Stadt der Welt. Die Statistik berichtet von mehr als 45.000 Tötungsdelikten im Zeitraum 1990–1999. Erst nachdem paramilitärische Milizen vertrieben und Ende 2003 auch entwaffnet wurden, sank die Zahl drastisch von 6.658 Fällen (1991) auf 778 Fälle (2004) und lag somit unter dem Durchschnitt anderer lateinamerikanischer Großstädte. Medellin erreichte seinen niedrigsten Stand an Morden im August 2007 und gilt heute tatsächlich als eine Vorzeigestadt Lateinamerikas. Gründe hierfür sind die erfolgreiche Integration der zuvor schwer zugänglichen städtischen Randbezirke, deren Anschluss an die Stadt mit preiswertem kommunalen Nahverkehr und Seilbahnen sichergestellt wurde, die Stärkung von Kunst, Kultur und Sport im öffentlichen Raum sowie breite Investitionen in Bildung und Hochschulen. 2012 wurde Medellin daher vom Wall Street Journal zur innovativsten Stadt der Welt ernannt.

Gemeinsam mit unseren amerikanischen Freunden Rhuta, Zach und Shelly fahren wir zu einem Campingplatz ein wenig außerhalb der Stadt. Hier werden wir von gleich acht Hunden begrüßt und die nächsten Tage stehen voll unter dem Motto: „Vorsicht, Tretminen!“ Nichtsdestotrotz können wir hier mal wieder Wäsche waschen, das ein oder andere erledigen und für Euch Artikel schreiben…Gesellschaft haben wir dabei immer!

Auf dem Platz treffen wir zufällig auch Franzi und Kay wieder, die wir zuletzt in Mexiko getroffen haben…ja, die Reisewelt ist klein! Abends wärmen wir uns am Lagerfeuer auf, denn es ist tatsächlich kalt geworden. Wir befinden uns noch immer in den Anden und mittlerweile auf einer Höhe von ca. 1600 m über dem Meeresspiegel. Da kommt so ein Feuerchen am Abend gerade recht!

Dann machen wir uns endlich auf auch die Stadt zu erkunden. Unweit unseres Campingplatzes startet eine Seilbahn, die uns bis mitten in die Innenstadt bringt…sehr praktisch und die Aussicht ist einfach der Hammer!

Nach der Seilbahn geht es noch kurz in die Metro und dann sind wir auch schon mittendrin im Geschehen. Als erstes erreichen wir den „Plaza Botero“, ein Platz mit 23 Skulpturen des Künstlers Fernando Botero. Wir finden, die ein oder andere ist ja ganz nett anzuschauen, der Rest ist dann wohl eher Geschmackssache. Wir schlendern weiter…durch diese bunte volle Stadt, die so voller Leben steckt und uns mit ihren vielen Eindrücken so manches Mal ein wenig überfordert.

Gemeinsam mit Shelly machen wir uns dann auf den Weg in den Stadtteil San Javier (Comuna 13). Über Jahre hinweg war die Comuna 13 Kriegsgebiet, in dem wechselnde Parteien um die Oberhand kämpften. Mit dem Terrorregime von Drogenkönig Pablo Escobar tobte in Medellin und ganz Kolumbien ein Bürgerkrieg zwischen Sicherheitskräften, rechten Paramilitärs und der linken Farc-Guerilla. Die Comuna 13 zählte mit rund 43,5 Einwohnern auf 1000 m² zu dem am dichtesten besiedelten Gebiet der Stadt Medellin. Die gesamte Anzahl der Bewohner in der Comuna liegt wahrscheinlich jedoch wesentlich höher, da nicht alle Personen amtlich gemeldet sind und registriert wurden. Auf einer Fläche von rund 7 km², die sich überwiegend an steilen Hängen befindet, lebten 2017, zum größten Teil in ärmlichen Verhältnissen, 161.000 Menschen. Heute zeichnet sich dieses Viertel durch seine Kunst und Kultur aus. Beeindruckende Graffitis zieren die Wände und kolumbianische Musik säumt die Straßen. Hier mal ein kleiner Eindruck…

Um in diesem Viertel die unterschiedlichen Höhenlagen einfach überwinden zu können, gibt es seit 2011 eine Riesen-Freiluftrolltreppe. Die Anlage mit einer gesamten Rolltreppenlänge von 348 Metern, die in sechs Abschnitte unterteilt ist, überwindet einen Höhenunterschied von umgerechnet rund 28 Stockwerken. Diese Rolltreppe nehmen wir doch dankend an und kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Überall sind kleine Läden und Bars, hier wird tatsächlich jeder Quadratzentimeter genutzt und alles ist bunt, bunt und nochmals bunt.

Oben angekommen haben wir eine tolle Sicht über das Viertel und die gesamte Stadt. Der Wandel ist schon enorm, wenn man sich überlegt, wie viel Gewalt und welche Tragödien sich noch in den 90er-Jahren auf diesen Straßen abgespielt haben müssen und was für ein buntes und reges Treiben nun hier stattfindet. Wir legen einen Zwischenstopp in einer Bar ein, bei der wir über den Dächern der Stadt ein lokales Bierchen und die Aussicht genießen. Schnell kommen wir dabei auch mit Einheimischen ins Gespräch.

Nach einer schönen, aber auch recht wuseligen Zeit in Medellin geht es für uns weiter. Dabei kommen wir an den Häusern des Clans von Pablo Escobar, dem bekanntesten Drogenbaron der Welt, vorbei. Vielleicht ist dem ein oder anderen von Euch der Name ja ein Begriff. Pablo Emilio Escobar Gaviria (auch „El Doctor“, „El Patrón“ oder „Don Pablo“ genannt, * 1. Dezember 1949 in Rionegro; † 2. Dezember 1993 in Medellin) war ein kolumbianischer Drogenbaron, Drogenschmuggler und Terrorist. Durch groß angelegten und erstmals in der Kriminalgeschichte industrialisierten Drogenhandel, wurde er als Oberhaupt des sogenannten Medellín-Kartells zu einem der reichsten Menschen und auch der bisher mächtigsten und brutalsten Drogenbarone der Welt. Escobars Persönlichkeit und sein Verhalten zeichneten sich dabei stets durch Grausamkeit und Skrupellosigkeit aus, die ihn schnell an die Spitze des Medellín-Kartells brachten.

Mitte der 1970er-Jahre wurde der Marimba-Marihuanahandel durch die Modedroge Kokain abgelöst. Pioniere in diesem neuen Boom-Geschäft waren Escobar, die Ochoa-Brüder, Carlos Lehder und José Rodriguez Gacha. Der intelligente und geschäftstüchtige Escobar erkannte als einer der ersten allerdings das enorme wirtschaftliche Potential des Kokainhandels und begann damit, neuartige Vertriebsstrukturen aufzubauen, so daß diese Ware die Endabnehmer in den Vereinigten Staaten erreichen konnte.

Escobar nutzte diese ungeahnten Verdienstmöglichkeiten für seinen gesellschaftlichen Aufstieg und baute in den 1970er-Jahren ein riesiges Drogenimperium auf. Während seiner besten Jahre soll er bis zu 1,5 Millionen US-Dollar am Tag verdient haben und war als „der“ Drogenbaron Kolumbiens bekannt. Im Widerstand gegen ein von der kolumbianischen Regierung beabsichtigtes Gesetz zur Auslieferung von Drogenhändlern an die USA, führte Escobar an der Spitze der Los Extraditables („Die Auslieferbaren“) einen regelrechten Krieg gegen den Staat. Er ließ Hunderte von Polizisten, Richtern und Staatsanwälten ermorden und überzog die Hauptstadt Bogotá mit Bombenterror. Zahlreiche Entführungen von Angehörigen des öffentlichen Lebens in Kolumbien, häufig mit tödlichem Ausgang, gingen auf Escobars Konto.

Escobar war allerdings auch sozial engagiert. Er finanzierte Krankenhäuser, Sozialwohnungen und Schulen und genoss daher unter dem ärmsten Teil der Bevölkerung seiner Heimatstadt Medellin zum Teil sogar einen guten Ruf. Das Fußballstadion seines Heimatvereins in Envigado wurde mit seinen Geldern erbaut. Escobar gründete in Medellin Büro- und Apartmentkomplexe, Diskotheken und zahlreiche Restaurants, noch heute sind seine Spuren sichtbar.

Escobar starb, als eine US-amerikanisch-kolumbianische Elite-Einheit ihn 1993 bei einer Razzia in Medellin erschoss. Er hatte aus seinem Versteck heraus mit seinem Sohn telefoniert, wobei die Ermittler den Anruf zurückverfolgen konnten. An Escobars Beerdigung nahmen damals über 20.000 Menschen teil.

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, was ist seitdem passiert? Gibt es in Kolumbien noch immer diesen immensen Drogenhandel, die Kartelle und unsagbare Gewalt? Die Antwort ist: „Ja, sicherlich!“ Haben wir als Touristen davon etwas mitbekommen? Nein!

Heutzutage werden 50-60% der gesamten Wirtschaftsleistung Kolumbiens tatsächlich durch den Drogenhandel erzielt. Auch große Unternehmen und Banken sind durch Geldwäsche etc. in diese Geschäfte verwickelt. Zwar wird jede/r Kolumbianer/in ab 18 Jahren mindestens einmal in seinem Leben von den Kartellen angesprochen, ob er/sie nicht für die Kartelle arbeiten möchte, aber dennoch ist ein wenig Frieden in den Alltag der Menschen hier eingekehrt. Ein Taxifahrer erklärt uns, dass man als „normaler“ Bürger ohne Angst und Schrecken leben kann, weil man von den Kartellen in Ruhe gelassen wird. Kolumbien ist seit den 90er-Jahren sicherer geworden und die Lebensqualität ist drastisch gestiegen.

Auch für uns als Tourist fühlt es sich so an. Wir erleben ein wunderschönes Kolumbien mit freundlichen Menschen, die sich, manchmal auch mit einfachen Mitteln, ihr Leben schön gestalten. Die Kolumbianer lieben es übrigens Billard zu spielen und Fahrrad oder Mountainbike zu fahren. Wir haben uns in diesem Land zu jedem Zeitpunkt sicher gefühlt ohne dabei leichtsinnig zu sein.

Immer mal wieder kommen wir auf der Straße auch an Polizeikontrollen vorbei (wie übrigens in den vorherigen Ländern auch), wurden in Kolumbien allerdings nie angehalten. Oft war das Fahrzeug vor oder hinter uns an der Reihe, wir glücklicherweise nicht. Vielleicht deshalb, weil man uns auch in Kolumbien oft für einen öffentlichen Bus hält, die ähnlich wie in Mittelamerika meist weiße Sprinter sind…sehr schön! Apropos Fahrzeug…hier in Kolumbien gibt es übrigens einige Mautstraßen. Wenn wir an den Stationen halten, schauen die Damen und Herren am Schalter gerne auf Sprintis „Hinterteil“. Wir sagen dann „sencilla“, was bedeutet, dass Sprinti hinten nur einfache Bereifung hat und wir somit nur Maut für einen PKW zahlen müssen. Viele der Sprinter-Busse haben nämlich Doppelbereifung und zahlen daher mehr. Ebenfalls sehr schön!

Wenn man all das nun mal zusammenfasst, können wir sagen, dass Kolumbien seine dunkelste Vergangenheit hinter sich gelassen hat, auch wenn es heute sicherlich noch Probleme im Land gibt. Allerdings läuft das Drogengeschäft auch nur so gut, weil es Abnehmer gibt und die sitzen vornehmlich in den USA und in Europa. Wir reden hier also nicht von einer kolumbianischen oder südamerikanischen Problematik, sondern von einer weltweiten. Und es beginnt bei uns vor der Tür…auch in Deutschland!

Wir können Kolumbien, dieses wunderschöne Land, als Urlaubsziel nur empfehlen und würden es jederzeit wieder bereisen.

In der nächsten Woche erfahrt Ihr dann wie unsere Reise weitergeht und was wir ansonsten noch so erleben…in Kolumbien!

Reiseberichte Kolumbien

Kolumbien…was ein schönes Land (#059)

27. August 2023

– Das hätten wir so nicht erwartet –

Wir erreichen das Örtchen Barichara, eine 7000 Einwohner Gemeinde im Bezirk Santander. Es liegt in den Anden auf einer Höhe von 1280 Metern und da es für die gut erhaltene koloniale Architektur aus dem achtzehnten Jahrhundert im Ortskern bekannt ist, gehört es seit 1978 zum nationalen Kulturerbe. Wir haben uns hier ein wenig abseits des Ortes einen kleinen Campingplatz (Guaimaro) herausgesucht, der von den beiden holländischen Auswanderern Julia und Joep geführt wird. Wir sind sofort verliebt in diesen Flecken Erde. So stehen wir mit Sprinti auf einem Berg mit einer traumhaften Aussicht in das Tal. Die Räumlichkeiten wie Küche und Bad sind offen und aus natürlichen Materialien gefertigt. Julia backt uns morgens frisches Brot und wir erhalten selbstgemachte Marmelade…so lecker! Auch unsere Freunde Shelly, Rhuta und Zach aus den USA und ebenso unser Container-Buddy Martin und seine Freundin Lea haben diesen Platz für sich entdeckt. Und so bleiben wir hier für ein paar Tage, erledigen mal wieder Dinge, die schon lange auf der To Do-Liste stehen, waschen Wäsche, schreiben Artikel, recherchieren für die weitere Reise und sitzen abends mit anderen Reisenden gemeinsam am Lagerfeuer. Peter erhält hier auch seinen neuen Spitznamen „Engineer of Fire“, weil seine Art des Feuermachens die ausgeklügeltste zu sein scheint…ist ja schließlich auch nicht sein erstes Feuer 🙂 !  Und so genießen wir hier die Zeit in dieser Abgeschiedenheit, der Ruhe und dieser traumhaften Kulisse.

Ein wenig Arbeit steht allerdings auch an und so widmen wir uns an einem Tag mal unserer hinteren Dachluke, genauer gesagt dem Maxxfan. Wir haben beide Maxxfans vor rund 3,5 Jahren selbst eingebaut und bisher hielt auch alles bombendicht. Jetzt ist uns allerdings an der hinteren Dachluke aufgefallen, dass sich an kleinen Stellen die Abdichtung beginnt zu lösen. Um langfristig einen größeren Schaden zu vermeiden, entschließen wir uns, diese besagte Luke einmal komplett aus- und wieder einzubauen, um sie dann auch völlig neu abzudichten. Zum Glück haben wir alles, was wir dafür benötigen mit an Bord. Der größte Aufwand dabei ist, die alte Abdichtung vollends zu beseitigen. Und so sind wir den ganzen Tag mit dieser Aktion beschäftigt und so viel sei gesagt…es kündigt sich Regen an, was natürlich äußerst unglücklich ist! Aber es passt! Im trockenen Zustand bekommen wir alles wieder dicht und spannen dann gerade noch rechtzeitig eine Plane (sehr praktisch übrigens immer eine Malerfolie dabei zu haben!) bevor es beginnt zu regnen. Es hat funktioniert…die hintere Dachluke ist wieder dicht! 🙂

An einem Tag machen wir uns auf in Richtung Barichara…und wie funktioniert das hier? Genau, mit dem Tuk-Tuk! Die Fahrt über die steinigen und steilen Feldwege gestaltet sich durchaus abenteuerlich. Unser Fahrer weiß hoffentlich was er da tut! Unseren ersten Stopp legen wir an einem schönen Aussichtspunkt ein…hach, was fein!

Anschließend geht es weiter in den Ortskern…mit dabei Zach, Rhuta und Shelly samt Hund Franklin. Wir schlendern durch Barichara, nehmen in einem Straßencafe eine Erfrischung ein und landen letztendlich in einem netten Restaurant. Was ein schöner Nachmittag!

Dann ist es an der Zeit weiterzuziehen, denn es gibt noch so viel zu entdecken hier in Kolumbien. Das Land ist nämlich dreimal so groß wie Deutschland und bevölkerungsmäßig (ca. 51,5 Mio. Einwohner) der zweitgrößte Staat Südamerikas. Es grenzt sowohl an den Pazifischen Ozean als auch an das Karibische Meer und auf dem Festland im Nordwesten an Panama, im Osten an Venezuela, im Südosten an Brasilien, im Süden an Peru und im Südwesten an Ecuador. Die westliche Hälfte Kolumbiens wird von den Anden dominiert, die in drei große Bergketten geteilt sind: die westliche, die zentrale und die östliche Kordillere. Wir befinden uns gerade in der zentralen Kordillere und sind überrascht von dieser landschaftlichen Schönheit…das hatten wir von Kolumbien ehrlich gesagt gar nicht erwartet! Diese Berge, diese vielen grünen Bäume, Palmen und Sträucher…einfach toll! Hinsichtlich der Artenvielfalt belegt Kolumbien in Südamerika den zweiten Platz: Zehn Prozent der weltweit vorhandenen Arten sind tatsächlich auf kolumbianischem Boden vertreten. Mit einer enorm hohen Biodiversität und aufgrund der großen Zahl von endemischen Arten, Gattungen und Familien sowie vielfältigen Ökosystemen gehört Kolumbien zu den Megadiversitätsländern dieser Erde. Der größte natürliche Reichtum des Landes ist seine Flora. Insgesamt gibt es in Kolumbien zwischen 45.000 und 55.000 Pflanzenarten, davon allein 3500 Orchideenarten (das sind immerhin 15 % aller auf der Welt existierenden Orchideenarten). Wir sind begeistert von all den Blumen, die wir hier auf natürlichem Boden zu Gesicht bekommen, kennen wir die meisten davon doch tatsächlich nur aus den Blumenläden zu Hause. Auch das Tierreich ist mit insgesamt 2890 Landwirbeltierarten sehr vielfältig. Mit 1721 Vogelarten sind 20 % und mit 358 Säugetierarten 7% aller der weltweit vorkommenden Arten vertreten. Die Zahl von 819 Amphibienarten ist dazu die weltweit zweitgrößte nach Brasilien. Aufgrund der Gefährdung für die Natur gehört diese Region zu den internationalen Hotspots der Vielfalt.

Dazu sind die meisten Orte sauber und gepflegt und versprühen mit ihren alten Gebäuden absolut ihren Charme. Die Menschen sind sehr offen und so was von freundlich. Und wir sind begeistert!

Nach einigen Stunden Autofahrt erreichen wir das Örtchen Villa de Leyva. Hier stehen wir mit Shelly, Zach und Rhuta in einem Garten eines Hostels. Recht eng, aber es gibt dort eine heiße Dusche, was hier bei weitem nicht selbstverständlich ist. Mittlerweile ist es nämlich doch äußerst frisch (was wir ja durchaus begrüßen), da tut so eine heiße Dusche doch mal ganz gut.

Der nächste Tag verläuft ganz nach meinem Geschmack…es ist mein Geburtstag und somit darf ich mir das heutige Programm aussuchen 🙂 . Wir starten mit einer Videotelefonie mit meinen Eltern und meiner Schwester, allerdings ist der Empfang nicht immer so ganz optimal. Danach machen wir uns auf Villa de Leyva zu erkunden. Die Entstehung des Ortes reicht bis in die erste Zeit der spanischen Eroberung zurück. Es wurde schon früh zum nationalen Denkmal ernannt und so von modernen Bauten wie Büro- und Wohnhochhäusern verschont. Deshalb gibt Villa de Leyva heute einen Eindruck von der Architektur und dem Ambiente der kolonialen Zeit. Die nur einstöckigen Häuser mit ihren Ziegeldächern, die Kirche mit ihren massigen und niederen Türmen und das jahrhundertealte Kopfsteinpflaster der riesigen Plaza waren deshalb immer wieder Kulisse für historische Filme. Und auch dieser Ort gefällt uns mit seinen fröhlichen Menschen, den engen Gassen und den vielen kleinen Läden, die Handwerkskunst verkaufen. Wir entdecken ein französisches Café, in dem wir uns das Gebäck schmecken lassen und finden zudem eine Bäckerei, die tatsächlich Sauerteigbrot verkauft, was unserem deutschen Brot glücklicherweise sehr nahe kommt. Was vermissen wir doch gutes deutsches Brot und „richtige“ Brötchen! Aber das nächste Frühstück ist schon mal gesichert! Tatsächlich erspähen wir an diesem Tag in einem Delikatessen-Geschäft auch noch Dinge wie Sauerkraut und deutsches Bier.