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Reiseberichte Argentinien

Unsere Reise geht zu Ende (#085)

26. Mai 2024

– Wir kommen nach Hause –

Nachdem wir Sprinti in Montevideo in den Container verfrachtet haben, geht es für Peter und mich noch einmal via Schiff nach Buenos Aires. Uns bleiben noch ein paar Tage in Argentiniens Hauptstadt bevor auch für uns die Reise zu Ende geht und wir mit dem Flugzeug zurück nach Deutschland fliegen. Wir haben uns wieder in ein Airbnb eingebucht, denn es gibt tatsächlich noch viele organisatorische Dinge, die es vor unserer Rückkehr zu erledigen gilt. Anders als bei einem Urlaub von dem man zurückkehrt, ist es bei einer Langzeitreise doch etwas aufwendiger (s. dazu auch Artikel „Auf Langzeitreise…#032“). So benötigen wir einen Wohnsitz bzw. eine Meldeadresse in Deutschland, dann müssen sämtliche Dinge für das Arbeitsamt eingestellt und erledigt werden. In den letzten zwei Jahren besaßen wir außerdem eine Auslandsreisekrankenversicherung, die nun erlischt…wir benötigen also mit dem ersten Fuß auf deutschem Boden wieder eine Krankenversicherung. Zudem müssen unsere Handyverträge und SIM-Karten wieder angepasst werden. Sprinti, der während unserer Reise in Deutschland nur eine Haftpflichtversicherung besaß, braucht nun wieder eine Kaskoversicherung. Außerdem benötigen wir auf kurz oder lang neben Sprinti auch einen PKW in Deutschland, um mobil zu sein. Wie der Zufall es so will, können wir das Auto von unserem Schwager übernehmen. Somit ist auch dafür eine Versicherung und ein Termin beim Straßenverkehrsamt nötig, wobei letzteres momentan gar nicht leicht zu bekommen ist. Also bedarf es einiges an Recherche, Anträge werden gestellt, Versicherungen verglichen und Telefonate mit deutschen Behörden geführt, was aufgrund der Zeitverschiebung auch gar nicht immer so einfach ist.

Neben all diesen Erledigungen wollen wir allerdings auch nicht vergessen, dass wir aktuell in Buenos Aires sind. Bei unserem letzten Besuch haben wir die Stadt bereits erkundet (s. dazu Artikel „Buenos Aires #083“) und somit fällt alles was wir nun hier erleben unter die Kategorie „Bonus“. Und so schlendern wir an einem Vormittag durch unsere Viertel „Palermo Hollywood“, was an sich schon ein lustiger Name ist, wie ich finde. Und so kommen wir auch an dem Restaurant Don Julio vorbei, was zu den besten Restaurants Südamerikas gehört und bei dem wir bei unserem letzten Besuch keinen Tisch mehr bekommen haben. Also versuchen wir es an diesem Vormittag erneut, denn sicherlich ist mittags weniger los als abends. Und wir haben Glück, wir erhalten einen Tisch für 15.30 Uhr…perfekt! Und so laufen wir weiter durch die Straßen von Buenos Aires und genießen das schöne Wetter.

Zu 15.30 Uhr stehen wir dann mit knurrendem Magen wieder vorm Don Julio und bekommen einen Tisch auf der Außenterrasse zugewiesen. Dort läuft alles etwas legerer ab, also genau das Passende für uns. Don Julio ist ein familiengeführtes Restaurant, was im 19. Jahrhundert als kleiner Grill an der Straßenecke gestartet ist und heute einen Michelin-Stern besitzt. Wir sind also gespannt!

Don Julio steht (typisch argentinisch) für gutes Fleisch…vornehmlisch Steak. Schon beim Blick auf die Karte, sehen wir in was für einem Restaurant wir sind, denn natürlich spiegelt sich der Michelin-Stern auch in den Preisen wieder. So kostet das teuerste Stück Fleisch rund 88 Euro und eine Flasche Wein bekommt man für 800 Euro. Glücklicherweise gibt die Speisekarte auch eine etwas niedrigere Preisklasse her, dennoch teilen wir uns unser Glas Wein dann seeehr gut ein. Sowohl das Essen, als auch die Getränke fallen dann unter das Prädikat „köstlich“…einfach der Hammer, sage ich Euch! Und irgendwie auch ein krönender Abschluss unserer Reise.

Jetzt ist es schon einige Tage her, dass wir uns von Sprinti verabschiedet haben und er in seinem Container auf das Schiff „Cap San Sounio“ geladen wurde (s. dazu Artikel „Sprinti macht sich auf den Heimweg…#084“). Quasi täglich schauen wir auf unseren Handys (vesselfinder.com) nach, wo sich Container und Schiff aktuell befinden. Der Container ist noch immer auf der Cap San Sounio…sehr gut! Das Schiff hat sich bereits auf den Weg gemacht und den Hafen von Montevideo verlassen…ebenfalls sehr gut! Aber wir staunen nicht schlecht, als die Cap San Sounio samt Sprinti plötzlich in den Hafen von Buenos Aires einläuft…von diesem Zwischenstopp hatte man uns nämlich nichts erzählt. Leider ist das gesamte Hafengelände riesig groß und darf zudem nicht betreten werden, so dass wir keinen Blick auf das Schiff erhaschen können. Aber letztendlich ändert es ja auch nichts. Wir hoffen einfach, dass die Cap San Sounio mit all ihren Containern heil über den Atlantik kommt und wir Sprinti in etwa 30 Tagen in Hamburg in Empfang nehmen können.

Photo by Jorne Weber

Dann ist auch unser letzter Tag der Reise gekommen. So packen wir ein letztes Mal unsere Rucksäcke und lassen die vergangenen zwei Jahren noch einmal Revue passieren. So fällt auch unsere Entscheidung für unser finales Abendessen hier in Buenos Aires auf mexikanische Tacos, die wir in Mexiko echt lieben gelernt haben.

Am nächsten Morgen ist es dann soweit. Wir verlassen unser Airbnb und ab geht es mit Sack und Pack zum Flughafen von Buenos Aires. Mit der italienischen Fluglinie ITA fliegen wir 13 Stunden bis nach Rom, von dort aus weiter bis nach Frankfurt und letztendlich mit der Lufthansa dann weiter bis zum Flughafen Münster/Osnabrück. Da zum Zeitpunkt unserer Rückreisebuchung ein Bahnstreik den nächsten jagte, haben wir uns auch bei unserer letzten Etappe für einen Flug entschieden…nichtsahnend, dass kurze Zeit später die Lufthansa ihre Arbeit niederlegt.

Wir hoffen also an diesem Tag, dass alles glatt gehen wird. Da Peter mit seinen 1,98 m ja eher zu der etwas größeren Sorte Mensch gehört, haben wir Sitze mit mehr Beinfreiheit gebucht und finden uns somit am Notausgang und direkt vor den Toiletten wieder. Im Laufe des Fluges stellt sich dann heraus, dass vorbei an unseren Sitzen reger Verkehr herrscht, wir immer wieder angerempelt werden und sich Passagiere auch gerne bei uns an Bein, Schulter oder Bildschirm abstützen, wenn sie drohen ihr Gleichgewicht zu verlieren. Was zudem sehr merkwürdig ist, dass ITA auf unserem ersten Flug bereits mittags die Innenbeleuchtung ausstellt und darum bittet die Sonnenblenden zu schließen. So sitzen wir ganze 13 Stunden im Dunkeln, obwohl mindestens 6 davon helligster Tag sind. Dadurch kommen wir irgendwie nicht wirklich in den Schlaf, aber das ist dann halt mal so!

Dann ist es soweit…nach 723 Tagen (abgesehen von unserem zweiwöchigen Heimaturlaub) betreten wir wieder deutschen Boden…wir sind wieder zu Hause!

Am Flughafen werden wir von Familie und einigen Freunden begrüßt und freuen uns total darüber!

Jetzt heißt es erstmal „Ankommen“! Noch immer gibt es einiges zu organisieren und zu erledigen. Freunde und Familie wiederzusehen steht natürlich auch auf dem Programm und wir freuen uns sehr alle wieder in die Arme schließen zu können. War doch bei unserem Abflug vor zwei Jahren noch Covid ein großes Thema.

Und so vergehen die ersten Tage und Wochen wie im Fluge und man kann bei uns definitiv noch nicht von einem geregelten Alltag sprechen. Bei Vesselfinder sehen wir, dass auch die Cap San Sounio immer näher kommt und nach einigen Stopps in Brasilien auch den Atlantik bereits überquert hat. Nach weiteren Stopps in Marokko, Rotterdam und Thames (London) ist es dann soweit…die Cap San Sounio erreicht nach 29 Tagen Deutschland und damit den Hamburger Hafen…mit an Bord Sprinti…das wollen wir zumindest mal hoffen!

Nun heißt es sich noch ein paar Tage zu gedulden, denn wir haben noch kein „Go“ von der Verschiffungsfirma für die Abholung. Zuerst muss der Container vom Schiff geladen werden und dann benötigen wir einen Termin für den Zoll und einen für die Öffnung und damit auch für die Entladung des Containers. Um beides kümmert sich die deutsche Verschiffungsfirma (Overlander Shipping). Durch die derzeitigen Feiertage verschiebt sich der ganze Prozess noch einmal. Zeitlich haben wir damit jetzt gar nicht so einen Stress, aber jeder weitere Tag, an dem sich Sprinti länger auf dem Hafengelände aufhält, kostet uns bares Geld. Derzeit werden 99% der aus Südamerika ankommenden Container vom Zoll gescannt und dadurch auf eventuelle Drogen, Waffen oder andere Gefahrstoffe kontrolliert. Und wie der Zufall es so will, beraten sich am Tag von Sprintis Ankunft sämtliche Innenminister Europas darüber, wie man die illegale Drogeneinfuhr via Schiff aus Südamerika eindämmen kann. Und wo tun sie das? Genau…in Hamburg! Mit Sprinti kommen zwei weitere Container mit Reisefahrzeugen auf der Cap San Sounio aus Montvideo an. Sehr zur Verwunderung unserer Verschiffungsfirma muss nur einer dieser Container gescannt und damit durchleuchtet werden. Und welcher ist das? Genau…Sprintis! Somit verzögert sich die Abholung erneut ein wenig. Tags drauf bekommen wir dann aber endlich das sogenannte „Go“ und dürfen Sprinti in Hamburg aus dem Container holen. Rein zufällig muss auch mein Cousin an diesem Tag beruflich nach Hamburg und kann uns daher mitnehmen…sehr praktisch! Danke Timo!

Mitten auf der Autobahn erhalte ich dann einen Anruf von Ricardo (Verschiffungsfirma), der eine gute und eine schlechte Nachricht für uns hat. Die Schlechte ist, dass der Zoll unseren Container bereits ohne uns geöffnet hat, weil beim Scannen etwas Verdächtiges entdeckt wurde. Sofort ist Peter und mir klar, was das nur sein kann…die „Breckies“ für unsere Trockentrenntoilette! Dabei handelt es sich um vier kleine Pakete mit Kokosfasern, die von Form und Größe tatsächlich Ähnlichkeit mit einem Kokainpäckchen haben können. Daher hatten wir sie extra nicht versteckt, sondern ziemlich offensichtlich in unseren Gaskasten gelegt. Auch Scherze haben wir zuhauf über unsere Päckchen gemacht und müssen daher nun umso mehr schmunzeln, für welch ein Aufsehen unsere Kokosfasern beim Zoll gesorgt haben müssen.

Das heißt also der Container und auch Sprinti wurden bereits vom Zoll geöffnet…da wären wir ja gerne dabei gewesen! Das ist also die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist aber dann, dass es nichts weiter zu beanstanden gab und alle Zoll- und Einreiseformalitäten bereits erledigt sind. Wir brauchen Sprinti also nur noch aus dem Container holen und dürfen uns dann direkt auf den Nachhauseweg machen. Apropos „nichts zu beanstanden“…auch hier fällt uns ein Stein vom Herzen, dass man uns bzw. Sprinti nicht noch etwas untergejubelt hat, als er eine Nacht alleine am Hafen von Montevideo stand. Das sind nämlich durchaus gängige Vorgehensweisen einiger Schmuggler. Also haben wir hier ebenfalls Glück gehabt! 🙂

Dann erreichen wir den Hamburger Hafen und damit auch das Gelände unserer Verschiffungsfirma, auf dem lediglich zwei Container stehen. Der eine ist geöffnet und wird gerade mit zwei Reisefahrzeugen beladen. Davor stehen drei durchaus nervöse Leute, die ganz offensichtlich die Besitzer der Fahrzeuge sind. Sie erzählen uns, dass ihre Autos nun nach Halifax verschifft werden und damit ihre Reise auf der Panamericana beginnt. Wir fühlen uns direkt zwei Jahre zurückversetzt und wissen noch genau, wie nervös wir vor der ersten Verschiffung waren.

Direkt daneben steht ein zweiter Container, dieser allerdings verschlossen. Groß prangen die Buchstaben der Firma „Maersk“ auf den Seitenwänden des Containers…das muss unser sein! Da drin ist Sprinti!

Und dann ist es soweit…wir dürfen den Container öffnen und Sprinti „in Empfang nehmen“…yippieh!

Jetzt heißt es also nur noch Sprinti auch heile aus dem Container herauszubekommen. Bereits beim Beladen des Containers in Montevideo war das ja schon eine sehr knappe Geschichte…gerade was Sprintis Höhe anbetrifft (s. dazu ebenfalls Artikel „Sprinti macht sich auf den Heimweg…#084“)! Hier ergibt sich nun das Problem, dass die Rampe vor dem Container vorne eine kleine Erhebung hat, so dass die Gefahr besteht, dass Sprinti mit unserem Solarpanel schön an der Decke entlangschrammt. Während der Hafenmitarbeiter die Gurte löst, klettert Peter durch Sprintis Hintertüren in den Fahrerbereich und schließt die Starterbatterie wieder an.

Dann kann es losgehen…welcome back, Sprinti!

Das wäre also schonmal geschafft! Jetzt heißt es nur noch Sprintis Reifen wieder aufzupumpen, die ja in Montevideo abgelassen wurden, damit er in den Container passt. Wir checken innen und außen ob Sprinti die vier Wochen im Container gut überstanden hat. Alles sieht einwandfrei aus…unsere aufgestellten Entfeuchter haben ganze Arbeit geleistet und selbst unsere Kokos-Breckies hat man uns gelassen. Womöglich hatten die Zollbeamten sich schon über einen erfolgreichen Drogenfund gefreut und dann war die Enttäuschung groß…nur Toilettenbreckies! Als die Reifen wieder aufgepumpt sind, führt uns unser erster Weg zur Tankstelle…endlich wieder deutsches Benzin! Dann geht es für uns ab nach Hause!

Das war sie dann also unsere Reise…ganze zwei Jahre absolutes Abenteuer! Die Panamericana von Alaska bis Feuerland!

723 Tage, 81.659 Kilometer, drei Kontinente (Nord- und Südamerika plus Antarktis), 20 Länder und 50 Stempel mehr in unserem Reisepass! Wir waren bei den Inuits (die sich zum Teil auch selbst Eskimos nennen) am Polarmeer, sind in Kanada und den USA Bären und Bisonherden begegnet, sind dreimal mit Sprinti liegengeblieben und mussten in der Einöde abgeschleppt werden, haben in Mexiko unseren Tauchschein gemacht und sind mit Wahlhaien im offenen Meer geschwommen, haben in Belize unsere Fortgeschrittenen-Tauchlizenz erhalten und haben uns Haie unter Wasser aus der Nähe angeschaut. Auch haben wir die Kulturen der Mayas und Incas kennengelernt und verschiedene Weltwunder besucht. Wir sind bei einem Orkan durch die Karibik gesegelt, haben Vulkane und Berge bestiegen, sind auf 5100 m Höhe gewandert und sind mit einer kleinen Propellermaschine über die Nazca-Linien geflogen. Wir haben neben dem Äquator auch den nördlichen und südlichen Wendekreis überquert, waren in der Atacamawüste und damit in der trockensten Gegend der Erde, wurden in den Tropen von Brüllaffen geweckt, haben neben Bananenstauden und unter Mango- und Avocado-Bäumen übernachtet und sind so oft von Mosquitos gestochen worden wie noch nie zuvor in unserem Leben. Wir sind Menschen aus über 40 Nationen begegnet und haben ihre unterschiedlichsten Kulturen und Lebensmodelle kennengelernt. Wir waren auf einer ecuadorianischen Hochzeit und haben die einzigartige Tierwelt von Galapagos erlebt. Wir waren in der südlichsten Stadt der Welt und haben in der Antarktis den kältesten, trockensten und windigsten Kontinent der Erde kennengelernt. Ich könnte noch stundenlang so weiterschreiben, weil es einfach so faszinierend, herausfordernd und besonders war, dass es sich auch nur schwer in Worte fassen lässt.

Besonders gefreut hat es uns, dass auch Ihr immer mit dabei wart auf unserer Reise und mitgelesen und mitgefiebert habt. Über 25.000 Mal wurde unser Blog in den letzten zwei Jahren aufgerufen und unzählige Kommentare mit lieben Worten habt Ihr hinterlassen (eine Medaille für die meisten Kommentare geht dabei an Karin und Wolfgang 🙂 ). Wir wissen noch nicht, ob und wie es mit diesem Blog weitergehen wird, aber wenn es etwas Neues geben sollte, dann werdet Ihr es hier automatisch erfahren.

Abschließend gilt es zu sagen, dass wir voller Dankbarkeit zurückblicken auf so eine tolle und einzigartige Zeit und müssen uns so manches Mal kneifen, dass wir das wirklich alles erlebt haben.

Niemals werden wir unser kleines Abenteuer vergessen…damals…zwei Jahre mit Sprinti…auf der Panamericana…von Alaska bis Feuerland!

Reiseberichte Uruguay

Sprinti macht sich auf den Heimweg… (#084)

12. Mai 2024

– …und wir erkunden Montevideo –

Nachdem wir Buenos Aires verlassen und die letzten Tage am Strand von Uruguay verbracht haben, ist es nun an der Zeit alles für unsere Heimreise vorzubereiten. Nun ist es also soweit, nach zwei Jahren unterwegs in den Amerikas (Nord-, Mittel- und Südamerika) neigt sich unsere Reise tatsächlich dem Ende entgegen. Für Peter und mich fühlt es sich tatsächlich merkwürdig an…einerseits können das doch niemals zwei Jahre gewesen sein, die wir nun unterwegs sind, andererseits liegt der Beginn unserer Reise in Halifax (Kanada) auch schon so weit zurück, weil dazwischen einfach unwahrscheinlich viel passiert ist. Aber wir sind sehr dankbar für dieses unglaubliche Abenteuer!

Um Sprinti nun für den Container vorzubereiten, machen wir uns auf den Weg zu dem Campingplatz des holländischen Auswandererpärchens Marieke und Jan, bei denen wir schon vor ein paar Wochen zu Gast waren. Hier haben wir den Platz und die Möglichkeiten Sprinti „reisefertig“ zu machen. Sprinti wird nämlich ohne uns mit dem Schiff von Montevideo zurück nach Europa, genauergesagt nach Hamburg, zurückkehren. Dazu werden wir ihn in Uruguays Hauptstadt am Hafen in einen Container verladen, der dann mit einem Kran auf das 333 Meter lange Container-Schiff „Cap San Sounio“ verfrachtet wird.

Photo by Jorne Weber

Unser Container ist ein 40 Fuß High Cube Container, d.h. einer der größten, die man so bekommen kann. Dennoch wird es für Sprinti mal wieder eine knappe Kiste, denn die Tür- und damit Durchfahrtshöhe ist entscheidend. Die liegt bei 2,33m x 2,58m (BxH). Sprinti misst allerdings eine Breite von 2,16 m (mit eingeklappten Außenspiegeln) und eine Höhe von 3 m. Ihr seht, da muss oben noch einiges weg! Wie auch schon bei unserer Verschiffung von Panama nach Kolumbien (s. dazu Artikel „Wie kommen wir nach Südamerika? #055“) heißt es für uns, die Dachkiste, die Dachluken, der Lüftungspilz und die Markise müssen abgebaut werden und zusätzlich werden wir mit abgelassenen Reifen in den Container einfahren müssen…und selbst dann bleibt uns gerade mal ein Zentimeter Luft. Also alles seeehhr knapp!

Bei Jan und Marieke angekommen, treffen wir auch einige holländische Gäste wieder, die wir zum Teil schon bei unserem letzten Aufenthalt hier kennengelernt haben. Leider spielt das Wetter nicht ganz so mit…regnet es doch immer und immer wieder, was ziemlich ungünstig ist, müssen wir doch die Dachluken abbauen. Also kümmern wir uns erst einmal um alles, was wir im Wagen schonmal erledigen können. Dazu gehört auch unsere Kleidung zu sortieren…was davon benötigen wir noch bis zu unserer Abreise, welche Kleidungsstücke dann in den nächsten vier Wochen in Deutschland und welche Klamotten bleiben in Sprinti? Für unseren Rückflug haben wir zudem nur Handgepäck gebucht, was es besonders bei dem Thema „Flüssigkeiten“ auch nicht gerade einfacher macht. Wir sortieren auch unsere Lebensmittel, denn längst nicht alles darf im Continer mit auf die Reise und verkochen anschließend unsere letzten Vorräte. Unsere zwei kanadischen Gasflaschen verschenken wir an Jan, denn um diese im Container mittransportieren zu dürfen, müssen sie komplett entleert sein und man benötigt ein spezielles Dokument, was dies auch belegt. Das zu bekommen, kostet Zeit und Geld und daher sparen wir uns das einfach. Zu Hause warten eh noch unsere zwei deutschen Gasflaschen mit den richtigen Anschlüssen auf uns. Unsere Wasser- und Abwassertanks müssen während der Überfahrt ebenfalls komplett entleert, der Benzintank darf maximal ein Viertel gefüllt sein. Zusätzlich säubern wir alles, was irgendwie anfällig sein könnte und stellen vorsichtshalber sechs Entfeuchter im Innenraum auf, damit es die circa fünf Wochen im nur geringfügig belüfteten Container nicht zu Schimmelproblemen kommt.

In einer kurzen Regenpause starten wir dann mit dem Abbau der Dachutensilien. Der wichtigste Part dabei ist, dass wir die Dachluken auch ohne Deckel wieder so verschlossen bekommen, dass es uns nicht reinregnet. Unsere Konstruktion aus Pappe, Folie und jeder Menge Tapeband hat sich auch schon bei der Verschiffung von Panama nach Kolumbien bewährt, also wissen wir jetzt, wie es funktionert…hoffentlich! Zeitaufwendig und wackelig auf unseren Leitern ist das Ganze dennoch, schließlich ist es nicht nur regnerisch, sondern auch extrem windig an diesem Tag…in Uruguay.

Nach getaner Arbeit sitzen wir dann auf ein Weinchen mit den Anderen zusammen, quatschen, lachen und genießen unseren letzten Abend mit Sprinti auf dieser wundervollen Reise.

Am nächsten Morgen sind wir schon früh wieder auf den Beinen, denn heute geht es für uns zum Hafen nach Montevideo, wo wir Sprinti abgeben müssen. Unsere Containerbeladung verschiebt sich derweil um einen Tag, aber man bietet uns an Sprinti sicher („hoffentlich“) auf dem Hafengelände zu parken. In Sprinti ist alles gut verstaut, die Markise ist rutschsicher untergebracht, unsere Rucksäcke sind gepackt, der Kühlschrank ist aus und über Nacht hat unsere Konstruktion für die Dachluken gut gehalten…also ab nach Montvideo!

Nach rund einer Stunde erreichen wir Uruguays Hauptstadt. Nah am Hafen, in Montevideos Altstadt, haben wir unser Hotel für die nächsten Tage gebucht. Da nur der Halter des Fahrzeugs mit auf das Hafengelände darf, ist unser Plan, dass Peter mich mit Sack und Pack am Hotel absetzt und allein weiter zum Hafen fährt. Doch so ganz geht unser Plan nicht auf, als die direkte Zufahrtsstraße aufgrund einer Baustelle gesperrt ist. So kurven wir durch die engen Gassen der Altstadt und verzweifeln an all den Einbahnstraßen…die Zeit rennt! Also mal wieder Planänderung! Kurzerhand springe ich voll bepackt aus dem Wagen und laufe zum Hotel, durchaus mit einem mulmigen Gefühl im Bauch, weil ich ja sämtliche Wertsachen, die sonst ja immer sicher in Sprinti verstaut sind, dabei habe. Mit so vielen Taschen auf dem Rücken, an den Schultern oder in den Händen wäre es so gar nicht so leicht einen eventuellen Dieb in die Flucht zu schlagen. Aber ich erreiche ohne weitere Vorkommnisse das Hotel und checke schonmal ein.

Peter erreicht derweil das Hafengelände und trifft dort auf Juan Pablo von Wave Logistics (einem Subunternehmer unserer panamaischen Freunde der Overland Embassy), der die Verschiffung auf der urugayischen Seite für uns abwickelt. Wie auch bei unseren bisherigen Grenzübergängen muss am Zoll als erstes unser TIP-Dokument (Temporary Import Papers) abgegeben werden, was bestätigt, dass Sprinti nun aus Uruguay ausgereist ist. Alles weitere in Sachen Containerverladung wird dann morgen passieren. Somit parkt Peter Sprinti auf dem Hafengelände und gibt den Autoschlüssel an den Hafenmitarbeiter…was ehrlich gesagt immer ein merkwürdiges Gefühl ist…das Auto samt Schlüssel einfach so abzugeben.

In der Nacht regnet es dann noch einmal ordentlich und wir hoffen inständig, dass unsere Dachlukenkontruktionen dicht halten! Uns bleibt nichts anderes übrig als die Daumen zu drücken!

Am nächsten Tag ist es dann soweit…Sprinti kommt in den Container! Wieder darf nur Peter auf das Hafengelände, während ich im Hotel warte und hoffe, dass alles glatt läuft. Es bleibt uns nur ein ziemlich knappes Zeitfenster, in denen die Beladung stattfindet, denn gerade hier am Hafen, an dem tagtäglich in die ganze Welt verschifft wird, merkt man „Zeit ist Geld“! Schnell checkt Peter Sprintis Innenraum und zum Glück scheint alles trocken geblieben zu sein…unsere Konstruktion hat gehalten 🙂 ! Nun ist die Verladung angesagt. Alle Mitarbeiter sind sehr freundlich und helfen tatkräftig mit, Sprinti gut in den Container zu bekommen. Sprintis Reifen werden auf 0,5 bar abgelassen, um weiter an Höhe einzusparen. In den Wochen zuvor haben wir über die Verschiffungsfirmen eine Rampe besorgenl lassen, die möglichst seicht ist, so dass Sprinti leicht und ohne viel Gewackel in den Container einfahren kann, denn jeder Ausschlag nach oben bedeutet, dass wir an den Container stoßen. Die Rampe ist da, der Container ist da…es kann also losgehen! Juan Pablo filmt das Ganze, während Peter Sprinti in den Container fährt. Ob’s erfolgreich war…seht selbst!

Das wäre also geschafft…Sprinti ist im Container…und so wie es aussieht auch ohne Macken! Jetzt heißt es für Peter nur noch die Starter- und Verbraucherbatterie abzuklemmen und über die Hecktür aus dem Wagen zu klettern. Sprinti wird von den Hafenarbeitern noch ordentlich am Boden befestigt (wie die Mitarbeiter sich von vorne an Sprinti vorbeigequetscht haben ist uns dabei noch immer schleierhaft), die Containertüren werden verschlossen und verplombt und dann war’s das auch schon! Wie Ihr seht, haben wir trotz intensiver Suche keinen passenden „Container Buddy“ (ein weiteres Fahrzeug, mit dem wir uns den Container hätten teilen können) für Sprinti mehr gefunden, was bei Sprintis Länge eh kein leichtes Unterfangen war. Nun gut, so macht sich Sprinti nun alleine auf den Weg nach Europa…und so lange er da heile ankommt, ist alles gut!

Für uns ist es ein merkwürdiges Gefühl Sprinti nun alleine auf den Weg zu schicken. Unser treuer Begleiter, der uns in den letzten zwei Jahren ganze 81.659 Kilometer durch 19 Länder chauffiert hat (s. dazu auch unsere Route). Der sich manchmal über den schlechten Sprit geärgert hat, uns aber dennoch über endloslange Schotterpisten, sandige Wege, riesige Löcher in den Straßen, starken Sand-und Staubverwehungen und so extremen Winden, dass sich sein ESP und ABS abgestellt hat, gefahren hat. Mit Sprinti haben wir Wüsten und Eisfelder besucht, sind auf dem weltweit größten Salzfeld unterwegs gewesen, waren auf 5000 Metern Höhe und haben den Äquator überquert. Umso schwerer fällt es uns nun, dass sich unsere Wege jetzt hier trennen…wenn auch hoffentlich nur für kurze Zeit. Je nach Wetterlage und der Anzahl an Zwischenstopps wird es circa 30 Tage dauern, bis die Cap San Sounio, mit Sprinti an Bord, Hamburg erreichen wird. Dass jährlich etwa 10.000 Container von den Schiffen ins Meer fallen, blenden wir an dieser Stelle mal gedanklich aus!

Während wir Sprinti nun gut verstaut wissen, machen wir uns in den folgenden Tagen auf, Montevideo zu erkunden. Montevideo ist mit seinen 1,3 Mio. Einwohnern nicht nur die Hauptstadt Uruguays, sondern auch das wirtschaftliche, administrative und kulturelle Zentrum des Landes. Bereits seit dem 18. Jahrhundert galt die Stadt immer wieder als Konkurrent des quasi gegenüberliegenden und nur durch den Mündungstrichter des Río de la Plata getrennten Buenos Aires in Argentinien. Dadurch wurde Montevideo und auch ganz Uruguay in der Geschichte immer wieder von Brasilien oder Argentinien eingenommen. Heutzutage gilt Montevideo laut einer Studie als die südamerikanische Stadt mit der höchsten Lebensqualität. Und so schlendern wir durch Montevideos Straßen. Wie in Buenos Aires ist auch hier das Stadtbild von vielen alten und prunkvollen Häusern geprägt, wobei das ein oder andere durchaus ein wenig „Liebe“ gebrauchen könnte. Dennoch versprüht es ein besonderes Flair und ich könnte die ganze Zeit nur Gebäude und ihre riesigen Holztüren fotografieren.

Auf dem Rathaus der Stadt befindet sich eine riesige Dachterrasse, die einem einen Ausblick über ganz Montevideo verleiht und zudem Bilder zeigt, wie es hier früher ausgesehen hat. So ist dargestellt, wie Freizeit und Alltagsleben damals stattfanden und dass es am Strand zum Beispiel unterschiedliche Abschnitte für Frauen und Männer gab.

Ebenfalls kommen wir vorbei am Palacio Legislativo, dem Parlament Uruguays, mit seinem imposanten Gebäude und auch den Palacio Salvo, dem Wahrzeichen Montevideos, schauen wir uns aus der Nähe an. Zudem machen wir einen Abstecher zum Büro unserer Verschiffungsfirma, um da alle weiteren Formalitäten zu klären.

Ebenso wie in Argentinien wird auch hier in Uruguay sehr viel Fleisch gegessen, allen voran das Steak. Also besuchen wir die typischen Markthallen, in denen sich ein Restaurant an das nächste reiht, und probieren die traditionellen Speisen. Auch wenn ich eigentlich gar nicht so ein Fleischfan bin, kann ich sagen, dass die Menschen hier durchaus ihr Handwerk verstehen und so lassen wir es uns schmecken.

Am nächsten Tag heißt es nun unsere Rucksäcke zu packen und dann geht es auch für Peter und mich zum Hafen, denn wir nehmen die Fähre rüber nach Buenos Aires, Argentinien.

Vor uns liegen noch ein paar Tage in Buenos Aires, in denen es noch einiges für unsere Rückkehr zu organisieren gibt. Und so sagen wir: „Adios Montevideo, adios Uruguay und adios Sprinti!“

Photo by Jorne Weber

Und dann macht sich auch Sprinti auf den Weg…in seinem Container auf der Cap San Sounio…über den Atlantik…zurück nach Europa!

„Danke für dieses wundervolle Abenteuer, Sprinti! Wir sehen uns in Hamburg wieder und bis dahin…mach’s gut!“

P.S. Ihr wollt wissen, wie unsere Reise zu Ende geht und ob Sprinti heile überkommt? Wir werden Euch hier auf dem Laufenden halten! 🙂

Reiseberichte Kolumbien

Ein neues Kapitel beginnt…Südamerika! (#057)

6. August 2023

– Auch Sprinti erreicht den neuen Kontinent –

Da sind wir nun…in Südamerika…genauer gesagt in Kolumbien! Und damit beginnt ein neues Kapitel unserer Reise. Seit nunmehr 15 Monaten sind Peter und ich mit Sprinti unterwegs. Hinter uns liegen 53.695 Kilometer und 10 Länder. Wir haben den nordamerikanischen Kontinent nicht nur von Nord nach Süd, sondern auch von Ost nach West durchquert, haben unsere Füße ins Polarmeer gehalten, waren am Atlantik und am Golf von Mexiko, sind im Pazifik mit Walhaien geschnorchelt und in der Karibik mit Haien getaucht, sind bei 50 Knoten Wind über das offene Meer gesegelt, haben bei 8 Grad gefroren und bei fast 40 Grad geschwitzt. Jeden Tag galt es andere Herausforderungen zu meistern und sich auf neue Gegebenheiten einzustellen. Immer mit dabei…Sprinti! Unser 10 Jahre alter Mercedes Sprinter, der zwar überhaupt keine Lust auf das US-amerikanische Benzin hatte, sich aber ansonsten mehr als bewährt hat.

Vielen Dank auch an Euch „Mitreisende“, die jede Woche treu die neuesten Artikel lesen und jeden „“Pedena-Sonntag“ abfeiern. Wie toll, dass Ihr mit uns auf Reisen seid, wo auch immer in der Welt Ihr Euch gerade aufhaltet. Seitdem wir mit diesem Blog im Mai 2022 gestartet sind, gab es bereits rund 15.000 Aufrufe, was uns sehr freut und auch ein wenig stolz macht, war er doch als kleiner Blog für Familie und Freunde gestartet. Umso mehr Spaß macht es uns, all unsere Reiseerlebnisse auch weiterhin für Euch festzuhallten. Vielen lieben Dank also für Eure Treue und wir freuen uns, wenn Ihr auch weiter mit dabei seid…denn es gibt noch sooo viel zu erkunden!

Nun also ein neuer Kontinent! Südamerika ist der südliche Teil des amerikanischen Doppelkontinents, hat eine Bevölkerungszahl von über 441 Millionen Menschen und ist mit einer Fläche von 17.843.000 km² die viertgrößte kontinentale Landfläche der Erde. Diese gilt es nun für uns zu entdecken!

Nachdem Peter und ich mit dem Segelboot von Panama nach Kolumbien gereist sind (näheres zu unserer abenteuerlichen Fahrt findest Du unter „Ein Segelboot, ein Sturm und wir mittendrin #056“), warten wir nun auf Sprinti, der uns mit dem Containerschiff (auch das haben wir schriftlich unter „Wie kommen wir nach Südamerika? #055“ festgehalten) dicht auf den Fersen ist…hoffentlich!

Sprinti befindet sich in einem Container auf dem Schiff „Crystal A“

Zuerst gilt es aber noch auf die Ankunft Sprintis zu warten. Cartagena ist allerdings ein interessantes Städtchen, mit einer schönen Altstadt und so nutzen wir die Zeit, um schon mal einen ersten Eindruck von Kolumbien zu gewinnen. Wir wohnen in einem kleinen Hotel inmitten der Altstadt, bei dem Fenster und Türen durchaus ein gewisses Spaltmaß aufweisen, was dadurch aber auch seinen ganz eigenen Charme versprüht.

Am ersten Abend treffen wir uns mit unserer Segelcrew, da uns u.a. eins noch fehlt…unsere Reisepässe, denn um die Einreisestempel für Kolumbien hat sich unser Kapitän Yonatan gekümmert. So verleben wir einen schönen Abend zusammen und sind sofort positiv überrascht vom abendlichen Treiben in Cartagenas Altstadt. Es ist voll, es ist bunt und aus jeder Ecke ertönt Musik. Noch dazu ist es der Vorabend zu einem Feiertag…dem Unabhängigkeitstag Kolumbiens. Bei so vielen Farben und Motiven komme ich aus dem Fotografieren gar nicht mehr heraus…

In den folgenden Tagen erkunden wir weiter die Stadt. Cartagena hat ca. 1 Mio. Einwohner (1,4 Mio. in der Metropolregion) und ist benannt nach dem spanischen Cartagena. Die Stadt wurde im Zuge der Kolonialisierung Südamerikas am 1. Juni 1533 von Pedro de Heredia gegründet. Cartagena gilt in der Geschichte als eine der ersten spanischen Stadtgründungen im Norden Südamerikas und erlebte ein schnelles Wachstum als wichtiger Hafen für die Schifffahrt des Kontinents. Cartagena war somit auch eine wichtige Zwischenstation der spanischen Silberflotte, die zweimal jährlich von Sevilla (Spanien) hierher kam, um spanische Waren wie Waffen, Rüstungen, Werkzeuge, Textilien und Pferde zu vermarkten und um viele Schätze wie Gold, Silber, Perlen und Edelsteine aus Kolumbien mitzunehmen. Auch die niederländischen und englischen Sklavenschiffe, soweit sie überhaupt in spanische Häfen in Amerika einlaufen durften, mussten in Cartagena einen Stopp einlegen. Aus diesem Grund wurde die Stadt häufig von Piraten attackiert und geplündert.

Auch tagsüber versprüht Cartagena mit seinen alten Gebäuden, den vielen Straßenhändlern und bunten Wandmalereien seinen Charme. Allerdings ist es unsagbar heiß, so dass es im Freien kaum auszuhalten ist und schätzungsweise jedes Gebäude mit einer Klimaanlage ausgestattet ist.

Dann bekommen wir die Nachricht, dass das Containerschiff „Crystal A“ samt Sprinti (hoffentlich) in den Hafen von Cartagena eingelaufen ist. Die Abfahrt aus Panama City hatte sich nämlich ein wenig verzögert…womöglich ja auch aufgrund des Sturmes, den wir auf unserem Segeltrip ja voll mitgenommen haben. Ist ja vielleicht auch besser so, fallen doch jährlich um die 10.000 Container vom Schiff ins Meer. Das brauchen wir nun nicht unbedingt…dann also schon lieber so! Bevor wir Sprinti wiederbekommen, muss allerdings noch so einiges an Formalitäten für Zoll, Versicherung etc. geregelt werden und somit dürfen wir derzeit noch nicht aufs Hafengelände. Es ist Freitag und so hoffen wir, dass bereits am Montag dieser ganze Prozess starten kann.

Allerdings sind wir dann aber doch ein wenig neugierig und so machen wir uns auf den Weg zumindest in Richtung Hafen, um aus der Ferne vielleicht die Crystal A erspähen zu können…mit Erfolg! Zusätzlich entdecken wir, wie weitere Kriegsschiffe und große Segelyachten in den Hafen von Cartagena einlaufen, da an diesem Wochenende die Zweihundertjahrfeier der Marine stattfindet.

Wir nutzen die Tage des Wartens zudem, um uns mit unseren Reisefreunden Judith und Arthur (YODA travels) und unserem Container-Buddy Martin, die wir bereits alle aus Panama kennen und die nun ebenfalls auf ihr Fahrzeug warten, zu treffen und verleben einen sehr schönen Abend zusammen.

Und während wir so den Sonntag Abend mit Martin, Judith und Arthur genießen, erhalten wir plötzlich die Nachricht, dass es am Montag Morgen losgeht…der Container mit unseren beiden Fahrzeugen (von Martin und uns) wird geöffnet!

Also geht es am Montag Morgen für Peter und Martin auf zum Hafen. Ich halte währenddessen Stellung im Hotel, weil immer nur der Fahrzeughalter auf das Hafengelände darf. Im Hafen treffen sie auch auf Shelly und Zach, deren Fahrzeuge zeitgleich in Panama mit Sprinti in den Container verfrachtet wurden und die nun auch zur Öffnung ihres Containers kommen. Ausgestattet mit Warnweste, Helm und Zugangsausweis geht es ab aufs Hafengelände.

Nachdem die jeweiligen Plomben an den Containern geöffnet, die Spanngurte gelöst und die Blöcke entfernt sind, ist es an der Zeit Sprinti nach 12 Tagen aus dem Container zu „befreien“…

Allerdings dürfen wir Sprinti an diesem Tag noch nicht mitnehmen, weil erst noch weitere Formalitäten erledigt werden müssen. Aber wir können zumindest schon mal auf die Schnelle Sprintis Reifen wieder aufpumpen, die bei der Einfahrt ja bis auf 0,5 bar abgelassen wurden, damit der Wagen überhaupt in den Container passt. Dann wird Sprinti, wie die Fahrzeuge der Anderen auch, vor dem Container geparkt, wir müssen den Schlüssel an den Hafenmitarbeiter übergeben (der hoffentlich gut darauf aufpasst) und dann ist für diesen Tag am Hafen auch schon alles erledigt. Peter muss das Hafengelände vorerst also ohne Sprinti wieder verlassen.

Nachmittags geht es dann für Peter zum Zoll, wo die Dokumente unterschrieben und verglichen werden. Danach heißt es für uns „weiter warten“.

Zwei Tage später ist es dann endlich soweit! Wir checken früh am Morgen aus dem Hotel aus und fahren mit Sack und Pack zu Anas Büro (Cortes Rodriguez Asesores S.A.S.). Ana ist unsere Kontaktadresse hier in Kolumbien, die wir von der Overland Embassy in Panama erhalten haben. Sie hat sich hier um die gesamte Abwicklung samt neuer KFZ-Versicherung gekümmert und war uns daher eine große Hilfe. Danach geht es zum Hafen, wo wir Sprinti endlich und tatsächlich ausgehändigt bekommen…yippieh!

Nun sind wir wieder komplett…es kann also weitergehen!

Lasst uns den nächsten Kontinent erkunden!

Wir freuen uns drauf!

Reiseberichte Panama

Wie kommen wir nach Südamerika? (#055)

16. Juli 2023

– Und was ist eigentlich der Darién Gap? –

So langsam beginnen unsere Vorbereitungen für einen neuen Kontinent…Südamerika! Es ist nämlich gar nicht so einfach dorthin zu kommen. Zwar verbindet das Land Panama Nord- und Südamerika, aber es gibt keine Straße! Ja, richtig gelesen! Es gibt keine Straße, die die beiden Kontinente miteinander verbindet…wir sprechen vom Darién Gap! Die Panamericana ist im Gebiet des Darién Gap tatsächlich unterbrochen.

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Es gibt verschiedene Gründe, warum die Strecke bisher noch nicht fertiggestellt wurde, schließlich reden wir hier lediglich von 100 km Straße, die fehlen. Zum einen erfordert die Durchführung des Baus in dieser Gegend einen relativ hohen finanziellen Aufwand, da das Terrain bergig ist und zudem von zahlreichen Wasserläufen und Sumpfgebieten durchzogen wird, was viele Brücken benötigen würde. Außerdem wäre der Bau einer Straßenverbindung schädlich für die Umwelt und Naturschützer fordern, das von Regenwald bedeckte Gebiet weiterhin als Wildnis zu erhalten. Eine Straßenverbindung würde demnach dazu führen, dass mehr Regenwald abgeholzt wird. Zudem wird eine Wiedereinschleppung der dort seit Jahrzehnten ausgerotteten Maul- und Klauenseuche nach Nord- und Mittelamerika befürchtet, wenn durch eine Straßenverbindung unkontrollierte Viehtransporte möglich werden.

Auch die Bewohner des Gebiets, zum großen Teil Chocó– und Kuna-Ureinwohner, lehnen den Bau einer Straße zum Großteil ab. Sie sehen ihre traditionelle Lebensweise gefährdet und befürchten eine „kulturelle Kolonisierung“ der Gegend. Durch das Fehlen einer Landverbindung zwischen Nord- und Südamerika wurde der Golf von Urabá in der Vergangenheit allerdings zum Hotspot des Drogenhandels. Mit Flugzeugen, Schnell- und U-Booten versuchen Schmuggler die Ware zu transportieren. In dieser Gegend gibt es zwar bis heute keine Straßenverbindung, dafür aber ein weitreichendes Netz von Wegen und Pfaden. Bis 2021 durchwanderten etwa 10.000 Menschen jährlich den Darién-Urwald in Richtung Norden, im Jahr 2022 waren es aufgrund einer Flüchtlingswelle sogar bis zu 90.000 Menschen. Auf ihrer Route werden die Migranten oft von Verbrecherbanden überfallen (Raub, Vergewaltigung, Mord). Da das nicht unser Plan ist, müssen wir Sprinti wohl oder übel ein weiteres Mal verschiffen lassen…nun nach Kolumbien. Es ist schon paradox, wenn man sich überlegt, dass Sprinti nur einen Tag auf See sein wird, wir aber fast genauso viel bezahlen (viele andere Reisende zahlen teilweise doppelt oder dreimal so viel) wie bei der zweiwöchigen Verschiffung von Hamburg nach Halifax/Kanada. Aber man ist nun mal darauf angewiesen, wenn man diese Reise von Nord nach Süd weiter durchführen möchte. Also Augen zu und durch!

Bereits einige Wochen vor unserer Ankunft in Panama City haben wir uns mit der Overland Embassy in Verbindung gesetzt, die die Verschiffung und alles weitere für uns organisieren sollen. Seitdem stehen uns Alejandro, Darwin und Maria mit Rat und Tat zur Seite und machen wirklich einen tollen Job!

Anfangs haben wir uns allerdings schon gewundert, warum wir von ihnen immer nur Angebote für eine Container-Verschiffung erhalten haben, denn da passt Sprinti mit seiner Höhe von 3 Metern (Container-Einfahrthöhe 2,56 m) nun mal nicht rein. Wir müssen also vor Ort mit Alejandro sprechen. Gesagt, getan! Mit einem Augenzwinkern bittet uns Alejandro mit Sprinti vorbeizukommen…jetzt wird gemessen! Mit einem Laser auf Container-Einfahrthöhe sehen wir, da fehlt noch einiges, dass es passt. Eins ist klar, die Markise, unsere Starlink-Kiste und auch die Dachluken müssten abgeschraubt werden. Das Solarpanel ist allerdings aufgeklebt und würde sich daher nicht so einfach entfernen, geschweige denn danach auch wieder anbringen lassen. Alejandros Antwort: „Lasst mal Luft aus den Reifen!“ Auch hier…gesagt, getan! Selbst mit lediglich 0,5 bar in den Reifen, sieht es zwar schon wesentlich besser aus, aber es ist zu knapp…Sprinti ist zu hoch! Dann plötzlich fällt bei mir der Groschen…unsere Luftfederung! Als wir auch dort die Luft ablassen, dann das Ergebnis…es passt! Sprinti kann tatsächlich um Haaresbreite im Container verschifft werden!

Aber warum denn überhaupt Container, schließlich ist Sprinti über den Atlantik auch via Roll on Roll off verschifft worden?! Zum einen ist eine Verschiffung im Container wesentlich sicherer. Wir fahren Sprinti hinein, der Container wird verschlossen und verplombt, kommt aufs Schiff und wird in Kolumbien wieder abgeladen. Bei der Öffnung des Containers sind wir dann vor Ort, so dass in der Zwischenzeit niemand an oder in den Wagen kommt…was schon einmal seeeeehr viel wert ist. Bei Roll on Roll off wird der Wagen von einem Hafenmitarbeiter auf das Schiff gefahren und steht dann während der Überfahrt für jeden „frei zugänglich“ dort. Also lieber Container!

Zum anderen kostet eine Container-Verschiffung weniger als pdie Hälfte…und wir reden hier immerhin von mehreren Tausend Euro. Zudem haben wir die Möglichkeit mit einem Container-Buddy zu verschiffen, d.h. wenn man andere Reisende findet, deren Fahrzeug die richtigen Maße hat, um mit Sprinti in einen Container zu passen, dann kann man sich auch hier die Kosten teilen.

Also yippieh, dass nun Container funktioniert!

Zu der Overland Embassy gehört auch ein kleiner Stellplatz mit sanitären Anlagen. Hier campen wir eine ganze Zeit lang, um alles zu organisieren. Sprinti konnte hier auch sicher stehen, als wir zuletzt in Deutschland und Ecuador waren. Auch können wir Räumlicheiten der Overland Embassy nutzen, um dort bei angenehmer Temperatur (dank Klimaanlage!) zu recherchieren, zu organisieren und um Artikel für Euch zu schreiben…sehr angenehm und praktisch obendrein. Auf dem Stellplatz hier ist unter den Reisenden ein ständiges Kommen und Gehen. Viele verschiffen wie wir zu unterschiedlichsten Terminen nach Kolumbien, andere Verschiffen zurück nach Europa oder in die ganze Welt. So treffen wir dort auf Schweizer, Österreicher, Italiener, Franzosen, Kanadier, US-Amerikaner, Brasilianer, Argentinier und andere Deutsche und sitzen oft abends gemeinsam bei einem Bierchen zusammen. Wir tauschen uns über Erlebnisse der Reise, Erfahrungen, Vorhaben und das Leben zu Hause aus und es ist so spannend und bereichernd all diese Geschichten zu hören. Zudem kennt es jeder Reisende, dass irgendetwas am Fahrzeug nicht funktioniert und so steht man sich hier mit Rat und Tat zur Seite.

Auch einen animalischen Kompagnon gibt es hier auf dem Platz…ein Huhn! Ja richtig, ein Huhn! Irgendwelche anderen Reisenden hatten es dabei (warum auch immer man ein Huhn dabei hat?!) und konnten es nicht weiter mitnehmen. So ist es letzendlich auf diesem kleinen Platz hier geblieben. Trotz der Schottersteine und einem nicht wirklich „huhngerechten“ Ambiente scheint es sich hier sehr wohl zu fühlen und entwischt auch nicht, selbst wenn es jederzeit die Gelegenheit dazu hat. Tagsüber stakt es durch die Gegend und abends sucht es sich einen geeigneten Schlafplatz…hoch im Kurs war zuletzt die Stoßstange eines VW-Bullis, mittlerweile ist es eines der Waschbecken im Bad. Vielleicht erinnert Ihr Euch, dass wir in Mexiko das Weltwunder „Chichén Itzá“ besucht haben (s. dazu auch Artikel „Wir besuchen ein Weltwunder #043“). Wir nannten dies unter uns immer „Chicken Itzá“. Dreimal dürft Ihr nun also raten, wir unser Chicken hier heißt…Itzá 🙂 ! Dann irgendwann musste doch ein besserer Platz für das Huhn gefunden werden und so hieß es Itzá Lebewohl zu sagen.

Und neben so manch einem Fahrzeug hier sieht Sprinti übrigens ganz schön klein aus…

Neben all den Vorbereitungen für die Verschiffung nutzen wir die Zeit weiter die Gegend zu erkunden. So statten wir „Panama Viejo“, dem Teil der Stadt, in dem sie ihren Ursprung fand, einen Besuch ab. Die archäologische Stätte, die zum Weltkulturerbe gehört, entspricht dem Sitz, an dem Panama City am 15. August 1519 von Pedrarias Dávila gegründet wurde und umfasst die Ruinen von der ersten europäischen Siedlung an der amerikanischen Pazifikküste sowie die Überreste der ersten indigenen Bewohner Panamas. Als wir durch die Ruinen wandern, brennt die Sonne wieder so dermaßen, dass wir uns sehr über das klimatisierte Museum freuen. Es ist sehr interessant, mehr über die Geschichte des Landes und seiner Hauptstadt zu erfahren und so sinken wir ein in die Vergangenheit der indigenen Völker, in die Besiedlung der Spanier, die Zerstörung durch den Piratenangriff unter Henry Morgan und den anschließenden Wiederaufbau. Nach dem Besuch im Museum genießen wir den Ausblick vom alten Kirchturm auf die heutige Stadt und freuen uns über jedes kleine Lüftchen, was dort oben weht.

An einem anderen Tag wagen wir uns wieder raus in die schwüle Hitze und besuchen den stadtnahen Metropolitan Natural Park, kurz gesagt…ein wenig Dschungel inmitten der Stadt. Glaubt mir, auch das ist eine sehr schweißtreibende Angelegenheit! Aber es macht Spaß mal wieder ein wenig Dschungel zu erleben und wir entdecken neben vielen Vögeln, einer ganze Schildkröten-Familie, einigen Tausendfüßlern, unzähligen Blattschneiderameisen und dutzenden Schmetterlingen wieder ein Faultier und das erste Mal auch ein Aguti. Oben auf dem Hügel haben wir dann auch wieder einen tollen Ausblick auf die Skyline von Panama-Stadt.