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Abenteuer

Reiseberichte Argentinien

Unsere Reise geht zu Ende (#085)

26. Mai 2024

– Wir kommen nach Hause –

Nachdem wir Sprinti in Montevideo in den Container verfrachtet haben, geht es für Peter und mich noch einmal via Schiff nach Buenos Aires. Uns bleiben noch ein paar Tage in Argentiniens Hauptstadt bevor auch für uns die Reise zu Ende geht und wir mit dem Flugzeug zurück nach Deutschland fliegen. Wir haben uns wieder in ein Airbnb eingebucht, denn es gibt tatsächlich noch viele organisatorische Dinge, die es vor unserer Rückkehr zu erledigen gilt. Anders als bei einem Urlaub von dem man zurückkehrt, ist es bei einer Langzeitreise doch etwas aufwendiger (s. dazu auch Artikel „Auf Langzeitreise…#032“). So benötigen wir einen Wohnsitz bzw. eine Meldeadresse in Deutschland, dann müssen sämtliche Dinge für das Arbeitsamt eingestellt und erledigt werden. In den letzten zwei Jahren besaßen wir außerdem eine Auslandsreisekrankenversicherung, die nun erlischt…wir benötigen also mit dem ersten Fuß auf deutschem Boden wieder eine Krankenversicherung. Zudem müssen unsere Handyverträge und SIM-Karten wieder angepasst werden. Sprinti, der während unserer Reise in Deutschland nur eine Haftpflichtversicherung besaß, braucht nun wieder eine Kaskoversicherung. Außerdem benötigen wir auf kurz oder lang neben Sprinti auch einen PKW in Deutschland, um mobil zu sein. Wie der Zufall es so will, können wir das Auto von unserem Schwager übernehmen. Somit ist auch dafür eine Versicherung und ein Termin beim Straßenverkehrsamt nötig, wobei letzteres momentan gar nicht leicht zu bekommen ist. Also bedarf es einiges an Recherche, Anträge werden gestellt, Versicherungen verglichen und Telefonate mit deutschen Behörden geführt, was aufgrund der Zeitverschiebung auch gar nicht immer so einfach ist.

Neben all diesen Erledigungen wollen wir allerdings auch nicht vergessen, dass wir aktuell in Buenos Aires sind. Bei unserem letzten Besuch haben wir die Stadt bereits erkundet (s. dazu Artikel „Buenos Aires #083“) und somit fällt alles was wir nun hier erleben unter die Kategorie „Bonus“. Und so schlendern wir an einem Vormittag durch unsere Viertel „Palermo Hollywood“, was an sich schon ein lustiger Name ist, wie ich finde. Und so kommen wir auch an dem Restaurant Don Julio vorbei, was zu den besten Restaurants Südamerikas gehört und bei dem wir bei unserem letzten Besuch keinen Tisch mehr bekommen haben. Also versuchen wir es an diesem Vormittag erneut, denn sicherlich ist mittags weniger los als abends. Und wir haben Glück, wir erhalten einen Tisch für 15.30 Uhr…perfekt! Und so laufen wir weiter durch die Straßen von Buenos Aires und genießen das schöne Wetter.

Zu 15.30 Uhr stehen wir dann mit knurrendem Magen wieder vorm Don Julio und bekommen einen Tisch auf der Außenterrasse zugewiesen. Dort läuft alles etwas legerer ab, also genau das Passende für uns. Don Julio ist ein familiengeführtes Restaurant, was im 19. Jahrhundert als kleiner Grill an der Straßenecke gestartet ist und heute einen Michelin-Stern besitzt. Wir sind also gespannt!

Don Julio steht (typisch argentinisch) für gutes Fleisch…vornehmlisch Steak. Schon beim Blick auf die Karte, sehen wir in was für einem Restaurant wir sind, denn natürlich spiegelt sich der Michelin-Stern auch in den Preisen wieder. So kostet das teuerste Stück Fleisch rund 88 Euro und eine Flasche Wein bekommt man für 800 Euro. Glücklicherweise gibt die Speisekarte auch eine etwas niedrigere Preisklasse her, dennoch teilen wir uns unser Glas Wein dann seeehr gut ein. Sowohl das Essen, als auch die Getränke fallen dann unter das Prädikat „köstlich“…einfach der Hammer, sage ich Euch! Und irgendwie auch ein krönender Abschluss unserer Reise.

Jetzt ist es schon einige Tage her, dass wir uns von Sprinti verabschiedet haben und er in seinem Container auf das Schiff „Cap San Sounio“ geladen wurde (s. dazu Artikel „Sprinti macht sich auf den Heimweg…#084“). Quasi täglich schauen wir auf unseren Handys (vesselfinder.com) nach, wo sich Container und Schiff aktuell befinden. Der Container ist noch immer auf der Cap San Sounio…sehr gut! Das Schiff hat sich bereits auf den Weg gemacht und den Hafen von Montevideo verlassen…ebenfalls sehr gut! Aber wir staunen nicht schlecht, als die Cap San Sounio samt Sprinti plötzlich in den Hafen von Buenos Aires einläuft…von diesem Zwischenstopp hatte man uns nämlich nichts erzählt. Leider ist das gesamte Hafengelände riesig groß und darf zudem nicht betreten werden, so dass wir keinen Blick auf das Schiff erhaschen können. Aber letztendlich ändert es ja auch nichts. Wir hoffen einfach, dass die Cap San Sounio mit all ihren Containern heil über den Atlantik kommt und wir Sprinti in etwa 30 Tagen in Hamburg in Empfang nehmen können.

Photo by Jorne Weber

Dann ist auch unser letzter Tag der Reise gekommen. So packen wir ein letztes Mal unsere Rucksäcke und lassen die vergangenen zwei Jahren noch einmal Revue passieren. So fällt auch unsere Entscheidung für unser finales Abendessen hier in Buenos Aires auf mexikanische Tacos, die wir in Mexiko echt lieben gelernt haben.

Am nächsten Morgen ist es dann soweit. Wir verlassen unser Airbnb und ab geht es mit Sack und Pack zum Flughafen von Buenos Aires. Mit der italienischen Fluglinie ITA fliegen wir 13 Stunden bis nach Rom, von dort aus weiter bis nach Frankfurt und letztendlich mit der Lufthansa dann weiter bis zum Flughafen Münster/Osnabrück. Da zum Zeitpunkt unserer Rückreisebuchung ein Bahnstreik den nächsten jagte, haben wir uns auch bei unserer letzten Etappe für einen Flug entschieden…nichtsahnend, dass kurze Zeit später die Lufthansa ihre Arbeit niederlegt.

Wir hoffen also an diesem Tag, dass alles glatt gehen wird. Da Peter mit seinen 1,98 m ja eher zu der etwas größeren Sorte Mensch gehört, haben wir Sitze mit mehr Beinfreiheit gebucht und finden uns somit am Notausgang und direkt vor den Toiletten wieder. Im Laufe des Fluges stellt sich dann heraus, dass vorbei an unseren Sitzen reger Verkehr herrscht, wir immer wieder angerempelt werden und sich Passagiere auch gerne bei uns an Bein, Schulter oder Bildschirm abstützen, wenn sie drohen ihr Gleichgewicht zu verlieren. Was zudem sehr merkwürdig ist, dass ITA auf unserem ersten Flug bereits mittags die Innenbeleuchtung ausstellt und darum bittet die Sonnenblenden zu schließen. So sitzen wir ganze 13 Stunden im Dunkeln, obwohl mindestens 6 davon helligster Tag sind. Dadurch kommen wir irgendwie nicht wirklich in den Schlaf, aber das ist dann halt mal so!

Dann ist es soweit…nach 723 Tagen (abgesehen von unserem zweiwöchigen Heimaturlaub) betreten wir wieder deutschen Boden…wir sind wieder zu Hause!

Am Flughafen werden wir von Familie und einigen Freunden begrüßt und freuen uns total darüber!

Jetzt heißt es erstmal „Ankommen“! Noch immer gibt es einiges zu organisieren und zu erledigen. Freunde und Familie wiederzusehen steht natürlich auch auf dem Programm und wir freuen uns sehr alle wieder in die Arme schließen zu können. War doch bei unserem Abflug vor zwei Jahren noch Covid ein großes Thema.

Und so vergehen die ersten Tage und Wochen wie im Fluge und man kann bei uns definitiv noch nicht von einem geregelten Alltag sprechen. Bei Vesselfinder sehen wir, dass auch die Cap San Sounio immer näher kommt und nach einigen Stopps in Brasilien auch den Atlantik bereits überquert hat. Nach weiteren Stopps in Marokko, Rotterdam und Thames (London) ist es dann soweit…die Cap San Sounio erreicht nach 29 Tagen Deutschland und damit den Hamburger Hafen…mit an Bord Sprinti…das wollen wir zumindest mal hoffen!

Nun heißt es sich noch ein paar Tage zu gedulden, denn wir haben noch kein „Go“ von der Verschiffungsfirma für die Abholung. Zuerst muss der Container vom Schiff geladen werden und dann benötigen wir einen Termin für den Zoll und einen für die Öffnung und damit auch für die Entladung des Containers. Um beides kümmert sich die deutsche Verschiffungsfirma (Overlander Shipping). Durch die derzeitigen Feiertage verschiebt sich der ganze Prozess noch einmal. Zeitlich haben wir damit jetzt gar nicht so einen Stress, aber jeder weitere Tag, an dem sich Sprinti länger auf dem Hafengelände aufhält, kostet uns bares Geld. Derzeit werden 99% der aus Südamerika ankommenden Container vom Zoll gescannt und dadurch auf eventuelle Drogen, Waffen oder andere Gefahrstoffe kontrolliert. Und wie der Zufall es so will, beraten sich am Tag von Sprintis Ankunft sämtliche Innenminister Europas darüber, wie man die illegale Drogeneinfuhr via Schiff aus Südamerika eindämmen kann. Und wo tun sie das? Genau…in Hamburg! Mit Sprinti kommen zwei weitere Container mit Reisefahrzeugen auf der Cap San Sounio aus Montvideo an. Sehr zur Verwunderung unserer Verschiffungsfirma muss nur einer dieser Container gescannt und damit durchleuchtet werden. Und welcher ist das? Genau…Sprintis! Somit verzögert sich die Abholung erneut ein wenig. Tags drauf bekommen wir dann aber endlich das sogenannte „Go“ und dürfen Sprinti in Hamburg aus dem Container holen. Rein zufällig muss auch mein Cousin an diesem Tag beruflich nach Hamburg und kann uns daher mitnehmen…sehr praktisch! Danke Timo!

Mitten auf der Autobahn erhalte ich dann einen Anruf von Ricardo (Verschiffungsfirma), der eine gute und eine schlechte Nachricht für uns hat. Die Schlechte ist, dass der Zoll unseren Container bereits ohne uns geöffnet hat, weil beim Scannen etwas Verdächtiges entdeckt wurde. Sofort ist Peter und mir klar, was das nur sein kann…die „Breckies“ für unsere Trockentrenntoilette! Dabei handelt es sich um vier kleine Pakete mit Kokosfasern, die von Form und Größe tatsächlich Ähnlichkeit mit einem Kokainpäckchen haben können. Daher hatten wir sie extra nicht versteckt, sondern ziemlich offensichtlich in unseren Gaskasten gelegt. Auch Scherze haben wir zuhauf über unsere Päckchen gemacht und müssen daher nun umso mehr schmunzeln, für welch ein Aufsehen unsere Kokosfasern beim Zoll gesorgt haben müssen.

Das heißt also der Container und auch Sprinti wurden bereits vom Zoll geöffnet…da wären wir ja gerne dabei gewesen! Das ist also die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist aber dann, dass es nichts weiter zu beanstanden gab und alle Zoll- und Einreiseformalitäten bereits erledigt sind. Wir brauchen Sprinti also nur noch aus dem Container holen und dürfen uns dann direkt auf den Nachhauseweg machen. Apropos „nichts zu beanstanden“…auch hier fällt uns ein Stein vom Herzen, dass man uns bzw. Sprinti nicht noch etwas untergejubelt hat, als er eine Nacht alleine am Hafen von Montevideo stand. Das sind nämlich durchaus gängige Vorgehensweisen einiger Schmuggler. Also haben wir hier ebenfalls Glück gehabt! 🙂

Dann erreichen wir den Hamburger Hafen und damit auch das Gelände unserer Verschiffungsfirma, auf dem lediglich zwei Container stehen. Der eine ist geöffnet und wird gerade mit zwei Reisefahrzeugen beladen. Davor stehen drei durchaus nervöse Leute, die ganz offensichtlich die Besitzer der Fahrzeuge sind. Sie erzählen uns, dass ihre Autos nun nach Halifax verschifft werden und damit ihre Reise auf der Panamericana beginnt. Wir fühlen uns direkt zwei Jahre zurückversetzt und wissen noch genau, wie nervös wir vor der ersten Verschiffung waren.

Direkt daneben steht ein zweiter Container, dieser allerdings verschlossen. Groß prangen die Buchstaben der Firma „Maersk“ auf den Seitenwänden des Containers…das muss unser sein! Da drin ist Sprinti!

Und dann ist es soweit…wir dürfen den Container öffnen und Sprinti „in Empfang nehmen“…yippieh!

Jetzt heißt es also nur noch Sprinti auch heile aus dem Container herauszubekommen. Bereits beim Beladen des Containers in Montevideo war das ja schon eine sehr knappe Geschichte…gerade was Sprintis Höhe anbetrifft (s. dazu ebenfalls Artikel „Sprinti macht sich auf den Heimweg…#084“)! Hier ergibt sich nun das Problem, dass die Rampe vor dem Container vorne eine kleine Erhebung hat, so dass die Gefahr besteht, dass Sprinti mit unserem Solarpanel schön an der Decke entlangschrammt. Während der Hafenmitarbeiter die Gurte löst, klettert Peter durch Sprintis Hintertüren in den Fahrerbereich und schließt die Starterbatterie wieder an.

Dann kann es losgehen…welcome back, Sprinti!

Das wäre also schonmal geschafft! Jetzt heißt es nur noch Sprintis Reifen wieder aufzupumpen, die ja in Montevideo abgelassen wurden, damit er in den Container passt. Wir checken innen und außen ob Sprinti die vier Wochen im Container gut überstanden hat. Alles sieht einwandfrei aus…unsere aufgestellten Entfeuchter haben ganze Arbeit geleistet und selbst unsere Kokos-Breckies hat man uns gelassen. Womöglich hatten die Zollbeamten sich schon über einen erfolgreichen Drogenfund gefreut und dann war die Enttäuschung groß…nur Toilettenbreckies! Als die Reifen wieder aufgepumpt sind, führt uns unser erster Weg zur Tankstelle…endlich wieder deutsches Benzin! Dann geht es für uns ab nach Hause!

Das war sie dann also unsere Reise…ganze zwei Jahre absolutes Abenteuer! Die Panamericana von Alaska bis Feuerland!

723 Tage, 81.659 Kilometer, drei Kontinente (Nord- und Südamerika plus Antarktis), 20 Länder und 50 Stempel mehr in unserem Reisepass! Wir waren bei den Inuits (die sich zum Teil auch selbst Eskimos nennen) am Polarmeer, sind in Kanada und den USA Bären und Bisonherden begegnet, sind dreimal mit Sprinti liegengeblieben und mussten in der Einöde abgeschleppt werden, haben in Mexiko unseren Tauchschein gemacht und sind mit Wahlhaien im offenen Meer geschwommen, haben in Belize unsere Fortgeschrittenen-Tauchlizenz erhalten und haben uns Haie unter Wasser aus der Nähe angeschaut. Auch haben wir die Kulturen der Mayas und Incas kennengelernt und verschiedene Weltwunder besucht. Wir sind bei einem Orkan durch die Karibik gesegelt, haben Vulkane und Berge bestiegen, sind auf 5100 m Höhe gewandert und sind mit einer kleinen Propellermaschine über die Nazca-Linien geflogen. Wir haben neben dem Äquator auch den nördlichen und südlichen Wendekreis überquert, waren in der Atacamawüste und damit in der trockensten Gegend der Erde, wurden in den Tropen von Brüllaffen geweckt, haben neben Bananenstauden und unter Mango- und Avocado-Bäumen übernachtet und sind so oft von Mosquitos gestochen worden wie noch nie zuvor in unserem Leben. Wir sind Menschen aus über 40 Nationen begegnet und haben ihre unterschiedlichsten Kulturen und Lebensmodelle kennengelernt. Wir waren auf einer ecuadorianischen Hochzeit und haben die einzigartige Tierwelt von Galapagos erlebt. Wir waren in der südlichsten Stadt der Welt und haben in der Antarktis den kältesten, trockensten und windigsten Kontinent der Erde kennengelernt. Ich könnte noch stundenlang so weiterschreiben, weil es einfach so faszinierend, herausfordernd und besonders war, dass es sich auch nur schwer in Worte fassen lässt.

Besonders gefreut hat es uns, dass auch Ihr immer mit dabei wart auf unserer Reise und mitgelesen und mitgefiebert habt. Über 25.000 Mal wurde unser Blog in den letzten zwei Jahren aufgerufen und unzählige Kommentare mit lieben Worten habt Ihr hinterlassen (eine Medaille für die meisten Kommentare geht dabei an Karin und Wolfgang 🙂 ). Wir wissen noch nicht, ob und wie es mit diesem Blog weitergehen wird, aber wenn es etwas Neues geben sollte, dann werdet Ihr es hier automatisch erfahren.

Abschließend gilt es zu sagen, dass wir voller Dankbarkeit zurückblicken auf so eine tolle und einzigartige Zeit und müssen uns so manches Mal kneifen, dass wir das wirklich alles erlebt haben.

Niemals werden wir unser kleines Abenteuer vergessen…damals…zwei Jahre mit Sprinti…auf der Panamericana…von Alaska bis Feuerland!

Reiseberichte Ecuador

Von Wachspalmen, Kaffeeplantagen und einem zu tiefen Graben (#061)

10. September 2023

– Weitere Abenteuer aus Kolumbien –

Nachdem wir die Stadt Medellin verlassen haben, fahren wir weiter Richtung Süden. Nach ca. 134 Kilometern, was hier in Kolumbien gleich um die vier Stunden Fahrt bedeutet, erreichen wir das kleine Bergstädtchen Jardin. Jardin hat etwa 15.000 Einwohner und ist nur wenig touristisch. Alles wirkt sehr ursprünglich und traditionell. Von der Bauweise der Häuser erinnert es uns ein wenig an den Ort Barichara, den wir hier vor kurzer Zeit besucht haben (mehr dazu findest Du unter „Kolumbien…was ein schönes Land #059“) und was mittlerweile ca. 620 Kilometer (direkter Weg) hinter uns liegt.

Gemeinsam mit Zach, Rhuta und Shelly fahren wir zu unserem herausgesuchten Campingplatz, um dann schnell festzustellen, dass die Einfahrt für uns schlichtweg zu klein ist. Kurzerhand überlegen wir uns auf einem Parkplatz vor einer Lagerhalle, was zu tun ist, als wir an der Halle das Schild „Nespresso“ entdecken. Ja, mittlerweile befinden wir uns in DER Kaffeeregion Kolumbiens!

Kolumbien ist eines der traditionsreichsten und größten Kaffeeanbauländer weltweit. 1723 wurde Arabica-Kaffee von den Jesuiten nach Kolumbien gebracht und bis heute wird aufgrund der guten Anbaubedingung auch ausschließlich Arabica-Kaffee angepflanzt. Momentan liegt Kolumbien bei der Kaffeeproduktion weltweit an dritter Stelle (nach Brasilien und Vietnam), was daran liegt, dass die Produktion in Kolumbien von 2008 bis 2012 rückläufig war. Grund für den Rückgang war einerseits die Kaffeerost-Krankheit und andererseits die generell sinkende Produktivität, was vermutlich an den Folgen der Klimaerwärmung liegt. Seit 2013 steigen die Exporte allerdings wieder merkbar an. Es wird geschätzt, dass Kaffee derzeit die Haupteinnahmequelle für 500.000 Menschen in Kolumbien darstellt. Das Spannende an Kolumbien ist, dass die Landschaft und die Klimazonen, aufgrund der hohen Berge und den Ausläufern der Anden, sehr unterschiedlich ist, so dass es viele Kaffeeernte-Zonen mit ganz unterschiedlichen Geschmacksprofilen gibt. Und jetzt stehen wir tatsächlich hier in Kolumbien vor einem Nespresso-Lager, wo man doch sonst nur den fertig abgepackten Kaffee im Laden kennt.

Aber ich schweife ab. Wo waren wir stehengeblieben? Ach ja, wir brauchen einen Stellplatz für die Nacht! Wir bekommen einen Tipp für einen weiteren Campingplatz (ecoaventurax) am anderen Ende des Ortes…und der ist tatsächlich perfekt! Wir stehen auf einer großen Wiese mit Blick auf die Berge und Kaffeeplantagen und auch die sanitären Anlagen sind sauber und gepflegt. Noch dazu sind wir die einzigen Gäste, was ebenfalls sehr angenehm ist. Hier lässt es sich also aushalten!

In den letzten Tagen ist uns aufgefallen, dass der Druck unserer Wasserpumpe im Wagen immer weiter abnimmt…mittlerweile tröpfelt es nur noch. Alle bisher getätigten Maßnahmen waren nicht erfolgreich, also nutzen wir hier die Zeit und bauen eine neue Wasserpumpe ein. Glücklicherweise haben wir bei unserem Heimaturlaub im Mai (s. dazu Artikel „Heimaturlaub #052“) eine Neue aus Deutschland mitgebracht. Eingebaut haben wir die alte Pumpe damals vor gut drei Jahren. Wenn man überlegt, dass so eine Pumpe im „normalen“ Betrieb, bei dem man vielleicht vier Wochen im Jahr mit dem Fahrzeug im Urlaub unterwegs ist, gut 10 Jahre hält, so hat sie bei unserem tagtäglichen Betrieb die 10 Jahre quasi schon lange überschritten. Da wir unser Wasser nicht nur zum Spülen und Waschen, sondern auch zum Trinken (dank dreier Wasserfilter) nutzen, sind wir ohne funktionierende Wassserpumpe natürlich aufgeschmissen. Peter, der schlaue Fuchs, hat also gut mitgedacht und vorsorglich eine Ersatzpumpe aus Deutschland mitgebracht. Und was kann ich sagen? „Läuft!“ 🙂

Am nächsten Tag machen Peter und ich uns auf, das Städtchen und die Umgebung zu erkunden. Wir laufen in den niedlichen Ortskern und treffen dort zufällig die beiden Holländer Emmy und Anton wieder, die sich ihre Reise mit Freiwilligenarbeit finanzieren und die zuletzt auf unserem Campingplatz Guaimaro in Barichara gearbeitet haben. Mittlerweile treffen wir echt überall uns bekannte Menschen wieder. Hatte ich bereits erwähnt, dass die Reisewelt wirklich klein ist?!

Nachdem wir Jardin erkundet haben, machen wir uns auf und wandern in die umliegenden Berge. Wir befinden uns mittlerweile eh auf einer Höhe von ca. 1750 m über dem Meeresspiegel, da wird die Luft schon ein wenig dünner, was sich beim recht steilen Aufstieg durchaus bemerkbar macht. Aber wir genießen die Natur und die Ruhe und laufen inmitten von Bananen- und Kaffeeplantagen, vorbei an Limetten- und Mandarinenbäumen. Dabei erhalten wir eine immer bessere Aussicht auf das Tal und das Städtchen Jardin. Jardin bedeutet übrigens Garten…was passender nicht sein könnte! Auch kommen wir vorbei an kleinen Wasserfällen und bekommen Gesellschaft von einem freilaufenden Pferd…immer mal was Neues!

Dann erreichen wir ein kleines Häuschen, bei dem Getränke angeboten werden. Wir legen einen Zwischenstopp ein und entdecken dann, welch fantastische Aussicht man von hier oben hat. Umgeben von Schmetterlingen und umherfliegenden Kolibris sitzen wir auf der Terrasse und schauen bei unserem Kaltgetränk ins wunderschöne Tal und auf die dahinterliegenden Berge. Einfach toll! Kolumbien, was bist Du doch für ein schönes Fleckchen Erde!

Am folgenden Tag ziehen wir mit unserem „Colombian Convoy“, bestehend aus Zach und Rhuta in ihrem Toyota Tacoma, Shelly mit ihrem Hund Franklin in ihrem Ford Ranger und wir mit unserem Sprinti, weiter. Es kommt uns vor als ob wir an diesem Tag die ganze Welt bereisen, kommen wir doch an Orten wie Armenien, Montenegro, Sevilla, Verdun, Andalusien und Florida vorbei.

Dann aber erreichen wir das Cocora Tal, was für seine Wachspalmen bekannt ist. Die Quindio-Wachspalme wurde 1801 von Alexander von Humboldt entdeckt und ist in Kolumbien heimisch. Sie gilt als höchste Palmenart der Welt, denn die Stämme erreichen Wuchshöhen von 15 bis 50 Metern mit einem Durchmesser von 20 bis 40 Zentimetern. Die Quindio-Wachspalme hat ein sehr langsames Wachstum und kann mehrere hundert Jahre alt werden. Seit 1985 ist sie übringes der Nationalbaum Kolumbiens.

Ja und genau da wollen wir hin!

Wir erwischen einen zu einem Restaurant (das an diesem Tag im Übrigen keinen Strom hat) gehörenden Campingplatz (Donde Juan B Bosques de Cocora) inmitten von Wachpalmen und sind erneut die einzigen Campinggäste. Die Aussicht ist mal wieder herrlich!

Peter und ich machen uns am nächsten Tag auf, uns diese Wachspalmen mal genauer anzuschauen. Also rauf auf die Berge! Mittlerweile befinden wir uns auf einer Höhe von ca. 2500 m über dem Meeresspiegel, was körperliche Anstrengungen nicht unbedingt einfacher macht. Dann galoppiert plötzlich auch noch wie aus dem Nichts eine Herde Wildpferde an uns vorbei…alles klar, lasst Euch von uns nicht aufhalten! An verschiedenen Aussichtspunkten, an denen wir definitv nicht die Einzigen sind, die ein Foto von der spektakulären Aussicht erhaschen wollen, machen wir Halt. Als wir an einem gerade einen Zwischenstopp einlegen, um ein wenig Luft zu schnappen, kreist plötzlich ein riesiger Kondor über uns.

Kondore, genauer gesagt „Andenkondore“, sind mit bis zu 15 Kilogramm die schwersten Greifvögel und zählen zu den wenigen Vögeln, deren Spannweite über 300 Zentimeter betragen kann. Die Art ist in der Andenregion Südamerikas von Venezuela bis Feuerland verbreitet. Im Norden dieses großen, sich in Nord-Süd-Richtung über 8000 Kilometer erstreckenden Gebietes sind die Vorkommen gering, regional auch völlig erloschen, nach Süden hin wird die Art häufiger. Die IUCN schätzt den Gesamtbestand auf etwa 6.700 erwachsene Vögel und listet die Art als gefährdet. Vor allem durch intensive Bejagung seit der spanischen Conquista hat der Bestand der Art stark abgenommen. Insbesondere in den nördlichen Andenstaaten ist der Andenkondor weitgehend verschwunden oder nur mehr in kleinen, voneinander isolierten Restbeständen existent. Wie wir erfahren, gibt es in ganz Kolumbien nur noch 70 Exemplare dieser Art. Und einer davon kreist nun über uns, wobei das Kreisen eher einem majestätischen durch die Luft gleiten ähnelt.

Das rundet unseren Trip doch schön ab! Als wir von unserer Wanderung zurückkehren, gibt es erstmal einen heißen Kakao und ein Stückchen Kuchen in unserem Restaurant am Campingplatz (yippieh, der Strom dort ist auch wieder da!). Das haben wir uns jetzt auch verdient 🙂 ! Irgendwann fängt es an zu regnen und so ziehen wir uns in Sprinti zurück, gucken Serie und lassen den Tag dann noch ganz gemütlich ausklingen.

Dann geht es für uns weiter Richtung Süden (Kolumbien ist aber auch einfach ein riesiges Land!). Die Landschaft ändert sich ein wenig…es wird trockener und nun werden Unmengen an Zuckerrohr angebaut.

Kurz vor der Stadt Popayan haben wir uns einen kleinen Campingplatz herausgesucht. Als wir dort ankommen, sagt man uns allerdings harsch, dass wir nicht bleiben dürfen und drei knurrende und laut bellende Hunde machen erst kurz vor uns halt. Das hat uns nun gerade noch gefehlt! Nach einem langen Fahrtag mit schlechten Straßen, viel Verkehr und wieder einmal viel zu vielen neuen Eindrücken, wollen wir eigentlich nur noch ankommen und unser Lager aufschlagen. Also heißt es nun weiterfahren! Dann erhaschen wir in der IOverlander-App doch noch einen Platz (Villa Lolita) nicht all zu weit entfernt. Wir haben Glück, dort dürfen wir bleiben! Wenn auch gleich der Platz ein wenig anders ist, als wir uns das vorgestellt haben. Wir stehen mit unseren Fahrzeugen bei einer Familie schlichtweg im Garten. Links davon befindet sich ein kleines Toilettenhäuschen samt Dusche…kalt natürlich, aber mittlerweile sind wir abgehärtet. Wir werden von der Familie feundlich begrüßt und mit offenen Armen empfangen.

Am nächsten Morgen werden wir von Hundegebell (es gibt hier in Kolumbien übrigens unwahrscheinlich viele deutsche Schäferhunde) und Hahnengekrähe geweckt, aber auch das ist seit Mexiko Standard. Nach einer kalten Dusche sind wir topfit um weiterzufahren als Olga mit einem vollen Tablett selbstgemachter kolumbianischer Kekse und frischgepresstem Mangosaft aus dem Haus kommt und uns freudestrahlend einen guten Morgen wünscht. Sie bittet uns in ihr Gästebuch zu schreiben, denn Deutsche waren hier noch nie. Das machen wir doch gerne, liebe Olga!

Auch dieser Tag wird wieder ein langer Fahrtag…aber wir sind ja gestärkt von Olgas Verpflegung 🙂 ! Am späten Nachmittag sind wir allerdings froh, als wir unseren Stellplatz für diese Nacht erreichen. Leider befindet sich dieser direkt an einer viel befahrenen Straße und ist lediglich ein Parkplatz, der zu einem Hostal (Hostal Padua) gehört. Egal, wir machen es uns schön…holen unsere Lichterkette heraus, fahren unsere Markisen aus und machen uns mit Shelly, Zach und Rhuta unser eigenes kleines Camp an diesem Abend auf. Die Besitzer sind schon ganz nervös, soll doch am nächsten Tag der 80. Geburtstag der Oma hier stattfinden. Also wird bis in den späten Abend alles geschmückt und tonnenweise Luftballons werden aufgeblasen. Auch die steile Einfahrt ist mit Wimpeln geschmückt, die wir mit Sprinti fast abgerissen hätten, wäre der Besitzer beim Einfahren nicht zur Hilfe geeilt und hätte sie hochgehalten.

Um die Feierlichkeiten nicht zu stören, machen wir uns am nächsten Morgen früh wieder auf den Weg. Shelly ist mit Franklin eh schon früh auf den Beinen, hat sie doch einen Termin beim Tierarzt, um für Franklin alle erforderlichen Unterlagen ausgestellt zu bekommen…denn unsere nächste Grenze steht bereits unmittelbar bevor.

Ecuador wartet auf uns…oder vielleicht doch nicht?

Es ist der 19.08.2023 und am nächsten Tag sollen die Präsidentschaftwahlen in Ecuador stattfinden. Wenn man betrachtet, dass erst vor einigen Tagen ein Präsidentschaftskandidat, der den Kartellen im Land den Kampf angesagt hat, schlichtweg erschossen wurde, ein durchaus heikles Thema. Da wir nicht wissen, ob die Wahl also eventuell für weitere Eskalationen in Ecuador sorgen wird, entscheiden wir uns die Wahl abzuwarten und noch ein paar Tage länger in Kolumbien zu bleiben.

Daher ist es für uns heute nur ein sehr kurzer Fahrtag, hin zu einem Platz in der Nähe mit hoffentlich ein wenig mehr Ruhe. So legen wir nur einen Stopp am Supermarkt ein und freuen uns dann auf einen angenehmen Chill-Tag.

Wir sich Pläne manchmal doch innerhalb von kürzester Zeit ändern können! Gemeinsam mit Zach und Rhuta (Shelly ist mit Franklin noch beim Tierarzt), stehen wir vor einer sehr steilen ungepflasterten Auffahrt zu unserem nächsten Stellplatz (Villa Margarita). Per WhatsApp erfahren wir, dass die Besitzer Jose Fernando und Diana erst in einer Stunde zurück sind. Also warten wir mitsamt unserer Autos unten am seitlichen Rand der ebenfalls ungeteerten Straße. Dann endlich sind sie da und wir können die steile Auffahrt hochfahren. Wir setzen zurück…und dann passiert es! Das Auto von Zach und Rhuta rutscht seitlich in den kaum ersichtlichen, aber dennoch sehr tiefen Graben. Sie stecken fest! Es geht nichts mehr! Schnell holt Jose Fernando sein Auto (ein kleiner SUV) und versucht sie mit der Winsch (Schleppwinde) herauszuziehen. Doch Zachs Truck ist einfach zu schwer und rutscht weiter ab. Mittlerweile hängt der Wagen in einem ca. 20 Grad Winkel im Graben und liegt nur noch mit dem Differential unten auf dem Boden auf. Dies bohrt sich gefährlich in den harten Untergrund. Mit Sprinti haben wir ebenfalls keine Chance den Truck herauszuziehen. Für dieses Gewicht ist er definitiv nicht ausgelegt. Wir brauchen Shelly mit ihrem schweren Ford! Glücklicherweise ist sie 15 Minuten später da.

Mittlerweile kommen immer mehr Menschen an dieser, wie wir dachten, doch recht abgelegenen Straße vorbei und wollen helfen oder einfach nur die Straße passieren. Alle haben irgendwelche Ideen, die letztendlich nicht den gewünschten Erfolg bringen oder sich schlichtweg nicht umsetzen lassen. Die Stimmung ist zum zerbersten gespannt…besonders bei Zach und Rhuta, die schon befürchten, ihre Reise sei hier und jetzt beendet. Trägt das Differential derzeit doch das gesamte Gewicht des Wagens und wenn das zerstört wird, bewegt sich „Pete“, wie sie ihren Wagen nennen, danach keinen Zentimeter mehr. Dann war es das wohl mit der Weiterreise auf der Panamericana! Wir brauchen also ganz schnell eine Lösung! Wir haben die Hoffnung, dass Shelly den Wagen seitlich hochziehen kann, während Jose Fernando von vorne zieht. Aber vergebens! Das Differential gräbt sich immer weiter in den Boden ein, die Räder bekommen keinen Halt. Wir brauchen etwas, was den Wagen hochhebt…wir brauchen einen Kran! Plötzlich kennt jemand von den umherstehenden Einheimischen jemanden mit einem Kran. 30 Minuten später ist er da. Allerdings sieht dieser Kran hier ein wenig anders aus als erwartet…

Dann heißt es Schwerstarbeit für Kran und Fahrzeug…die Winsch qualmt, der Motor heult auf und der Wagen bewegt sich so sehr auf die Seite, dass ich Bedenken habe, der Kran liegt gleich neben Pete im Graben. Nach dem Hochheben kommt das nach hinten Herausziehen. Der Kran ist auch dabei so überfordert, dass bei seinem Wagen die beiden Vorderräder in der Luft stehen und es fühlt sich mal wieder wie bei der „Versteckten Kamera“ an. Das glaubt einem doch kein Mensch, was sich an diesem Nachmittag hier im Süden Kolumbiens so abspielt!

Aber es funktioniert…Zach und Rhutas Truck erhebt sich aus dem Graben und findet seinen Weg zurück auf die Straße. Das Differential bleibt heile, allerdings ist die Eisenhalterung für das Ersatzrad hinten am Fahrzeug komplett verbogen. Daran sieht man, welche Kräfte dort gewirkt haben.

Nach über drei Stunden ist es also geschafft und wir erreichen dann doch noch unseren Platz bei Diana und Jose Fernando. Es handelt sich überraschenderweise wieder um einen Garten eines Privathauses…nur dieses Mal ist es noch ein wenig enger…erst Recht, als tagsdrauf Anne und Christian (van.we.bike), zwei deutsche Reisende, die von Süd nach Nord unterwegs sind, eintreffen. Wir sitzen bei einem netten Grillabend zusammen und tauschen uns über unsere bisherigen Reiseerlebnisse aus. Besonders interessant ist es von Reisenden zu hören, die die Panamericana von der Gegenrichtung befahren. So wird das ein richtig schöner Abend und wir senden auf diesem Weg liebe Grüße an die Beiden!

Dann verabschieden wir uns kurzzeitig von Zach und Rhuta, die noch einen Tag länger bleiben, um die Halterung des Ersatzreifens wieder repariert zu bekommen…Jose Fernando kennt da wen. Gemeinsam mit Shelly und Franklin machen wir uns im „Zweier-Konvoy“ auf den Weg Richtung Grenze. Allerdings legen wir vorher noch einen Abstecher ein…Las Lajas (s. dazu auch unsere Route)! Hierbei handelt es sich um eine imposante Kirche, die mitten in eine Schlucht gebaut wurde. Wir halten an einem Parkplatz der Teleférico, zu deutsch „Seilbahn“, denn hier dürfen wir auch übernachten. Sehr praktisch!

Gemeinsam mit Shelly und Franklin steigen wir in die Seilbahn und fahren durch die Berge in das Tal. Wir kommen vorbei an einem Wasserfall und sehen wie die Menschen hier auf den Feldern per Hand das Gemüse ernten. Dann sehen wir aus der Ferne die Basilika. Das Gebäude ist echt atemberaubend, wie es da so aus der Schlucht emporsteigt. Das Santuario de Nuestra Señora de las Lajas ist eine römisch-katholische Pilgerstätte zu Ehren der Marienanrufung Nuestra Señora de las Lajas, einer auf einen Stein gemalten Rosenkranzmadonna. Dort angekommen, erkunden wir das Areal und bringen unsere Handykameras zum Glühen.

Zurück geht es dann ebenfalls per Seilbahn. Bei Sprinti und Dolly (so nennt Shelly ihr Fahrzeug) angekommen, ist auf dem Parkplatz kaum noch etwas los. Ein paar Schafe grasen noch dort, als plötzlich eine Fahranfängerin mit ihrem Freund um die Ecke kommt und anscheinend ihre Fahrkünste ein wenig verbessern möchte. Von „Fahrkünsten“ zu sprechen ist eventuell ein wenig zu hochgegriffen. Sagen wir mal so…der Nachbar bringt irgendwann seine Schafe in Sicherheit und wir haben bei so manchem Einparkmanöver auf dieser großen Wiese Angst um Dolly und Sprinti. Dazu sei gesagt, dass man bis vor wenigen Jahren in Kolumbien weder eine Theorie- noch eine Praxisprüfung benötigte, um seine Fahrerlaubnis zu erhalten, sondern sie lediglich gegen eine Bearbeitungsgebühr beim Amt kaufen konnte. Als die Dunkelheit eintritt, hat allerdings auch das Fahrtraining ein Ende und so lassen wir auch diesen Abend ganz ruhig ausklingen.

Denn am nächsten Morgen geht es schon früh weiter…wir erreichen Ecuador!

Reiseberichte Costa Rica

„Pura Vida“ in Costa Rica (#050)

21. Mai 2023

– Neues Land…neue Abenteuer –

Wir erreichen Costa Rica! Die Grenzformalitäten zur Einreise sind schnell erledigt und zack sind wir auch schon im nächsten Land (s. dazu auch unsere Route).

Costa Rica hat etwa 5,1 Mio. Einwohner, die umgangssprachlich „Ticos“ und „Ticas“ genannt werden. Das Land gilt als eines der fortschrittlichsten Lateinamerikas. So wurde die Armee bereits 1948 zugunsten der Förderung von Bildungs- und Gesundheitsprogrammen abgeschafft, das Land gewinnt knapp 100 % seines Strombedarfs aus regenerativen Quellen und der Ökotourismus wird stark gefördert. Rund 27 % der Landesfläche stehen unter Naturschutz. 2011 bezeichnete der ehemalige deutsche Bundespräsident Christian Wulff bei seinem Staatsbesuch in Costa Rica das Land als „ökologisches Vorbild“. Und tatsächlich sehen wir hier seit Kanada das erste Mal so gut wie keinen Müll an den Straßenrändern, alles ist sauber und geordnet (sowas gefällt mir ja!). Im internationalen Vergleich zeichnet sich Costa Rica durch eine erfolgreiche politische und wirtschaftliche Transformation aus. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern der Region ist es seit den 1950er Jahren eine stabile Demokratie und blieb durch frühzeitige sozialpolitische Maßnahmen, von der in Lateinamerika des 20. Jahrhunderts weit verbreiteten Problematik der sozialen Unruhen, Bürgerkriege und Diktaturen, verschont. Angesichts damaliger bewaffneter Konflikte in benachbarten Ländern, erklärte es 1983 seine „dauerhafte und aktive unbewaffnete Neutralität“ und wird auch als „die Schweiz Zentralamerikas“ bezeichnet. Die Presse des Landes zählt tatsächlich zu den freiesten der Welt und ist, vor Jamaika, die freieste des amerikanischen Kontinents.

Unser erstes Ziel ist Tamarindo, ein recht touristischer Ort, der allerdings den Vorteil hat, dass wir von hier aus tauchen gehen können und einen Stellplatz direkt am Strand haben. Das klingt doch schon mal gut! Der Campingplatz ist kein Campingplatz im klassischen europäischen Sinne, sondern einfach ein Ort am Strand, für den man bezahlen muss, an dem es eine Dusche und eine offene Küche gibt. Auch lässt sich hier unsere Wäsche waschen, wenn auch gleich die Waschmaschine schon ein wenig speziell ist. So genießen wir hier unsere Zeit am Strand, während Brüllaffen über uns auf Bäumen umherspringen und Leguane unsere Wäscheleine kreuzen. Zwischendurch „kühlen“ wir uns im Meer ab…wobei „kühlen“ hier nicht der passende Ausdruck ist…hat der Pazifik doch gerade eine Wassertemperatur von rund 28 Grad. Ja, richtig gelesen…28 Grad und damit wärmer als jede Dusche, die wir in den letzten sechs Monaten hatten! Aber hey, es könnte definitiv schlimmer sein! Aber so was von! Schwer angesagt ist es hier am Strand übrigens auf dem Pferd in den Sonnenuntergang zu reiten…und nein, wir haben uns nicht dazu hinreißenlassen, wollen wir das Pferd doch nicht zu sehr quälen, wenn Peter auf ihm sitzt und seine Beine fast über den Boden schleifen. Die Rettungsschwimmer patroullieren hier übrigens auch oft hoch zu Ross. Pura Vida…(was es damit auf sich hat, erfahrt Ihr gleich)!

Am nächsten Tag steht für uns wieder Tauchen auf dem Plan. Mit der Tauchbasis Diving Nomads fahren wir schon früh am Morgen mit dem Boot raus aufs Meer. Wir wollen an den Islas Catalinas tauchen, ein Archipel geformt aus sieben Inseln, was zu den schönsten Tauchspots des Landes gehört.

Gemeinsam mit anderen Tauchgruppen fahren wir zum besagten Ort. Glücklicherweise haben Peter und ich unseren Tauch-Guide Gaspar ganz für uns alleine und können so ganz entspannt hinabgleiten in die Tiefe des Ozeans. Zwar haben wir mit ordentlich Strömung zu kämpfen, aber auch das hat seinen Charme, wenn man mit den Meeresbewohnern gleichzeitig hin und her gewogen wird. Wir entdecken wieder eine faszinierende Unterwasserwelt und kommen einigen Meeresbewohnern näher als gedacht. Das Schöne ist, wir können es einfach nur genießen und sind doch entspannter als erwartet als wir sie so aus der Nähe beobachten können…Haialarm also mal anders! Pura Vida!

Am nächsten Tag verlassen wir unseren Platz am Meer und fahren weiter ins Landesinnere. An dem Wasserfall “Catarata Llanos del Cortes” legen wir einen Stopp ein und kühlen uns dort ein wenig ab, der ist nämlich definitiv kälter als der Pazifik. Pura Vida!

Anschließend führt uns unser Weg weiter durch die Berge bis wir am späten Nachmittag einen Campingplatz erreichen, der für uns mit zu den schönsten auf dieser ganzen Reise zählt…Mirador La Armonia. So stehen wir auf einem herrlichen Plateau mit Blick auf die Lagune und den Vulkan Arenal, der aktivste und jüngste Vulkan Costa Ricas und einer der aktivsten Vulkane der Welt…einfach traumhaft! So haben wir seit Belize auch das erste Mal wieder blauen Himmel. Wir genießen absolut die Ruhe und diese Aussicht, an der wir uns einfach nicht satt sehen können. So wird ein Foto nach dem nächsten geknippst, um diese Idylle irgendwie festzuhalten. Pura Vida!

Zu dem Platz gehört auch eine kleine Farm (was man glücklicherweise nicht riecht und kaum hört 🙂 ) und während Peter ganz fasziniert ist von den Ameisen, die allerhand hin und her tragen, haben es mir diese Kühe und Rinder angetan, die ich stundenlang beobachten kann. Sind sie nicht unheimlich fotogen?