– Und jede Menge Wildlife –
Nachdem wir unsere Tour durch den Nationalpark Manuel Antonio (s. dazu Artikel „Pura Vida Costa Rica #050“) hinter uns haben, ist eine Abkühlung im Meer nötig. Also fahren wir weiter südlich zum Dominicalito Beach. Dort stehen wir schön idyllisch unter Palmen und das direkt am Strand…besser geht’s nicht! Oder doch? Wir springen ins Meer (wir reden von einer Wassertemperatur von „nur“ 28 Grad), genießen die Ruhe und Abgeschiedenheit und lassen die Seele baumeln. Peter nutzt zudem die Gelegenheit für einen neuen Haarschnitt…er schneidet sich seine Haare ja stets selbst und mir ist noch immer schleierhaft, wie er das so gut hinbekommt.
Hier wollen wir für zwei Übernachtungen bleiben, so ist zumindest der Plan. Zwar sind wir hier durch die Palmen abgschnitten von jeglichem Handyempfang, aber das werden wir zwei Tage lang wohl auch überstehen! Wir verleben eine warme Nacht, aber hier in der Abgeschiedenheit lassen wir die Fenster lieber geschlossen…man weiß ja nie! Unsere Dachluken samt Ventilatoren geben dafür alles. So haben wir eine ruhige Nacht und werden nur kurz geweckt, als wir ein Geräusch auf dem Dach hören…das war wahrscheinlich ein Vogel oder so. Als wir dann am nächsten Morgen frohen Mutes aufstehen und Sprintis Tür öffnen, sehen wir das…
Wir trauen unseren Augen kaum! Da hatten sich nachts tatsächlich Menschen mit einem alten Kühlschrank (woher auch immer sie den haben?!) und einem Baumstumpf ein Türmchen gebaut und versucht oben an unsere Kiste auf dem Dach zu kommen…das Geräusch war also alles andere als ein Vogel!!! Dadurch dass Peter und ich wach geworden sind und einen kurzen Toilettengang eingelegt haben, hat Sprinti vermutlich ein wenig geschaukelt und die mutmaßlichen Diebe womöglich verscheucht. Nicht auszudenken, was gewesen wäre, hätten wir die Fenster geöffnet gehabt, schließlich waren sie nur Zentimeter von mir entfernt, liege ich doch direkt hinten genau an diesem Fenster! Das war also ganz schön knapp…
Also verkürzen wir unseren Aufenthalt dort spontan und fahren weiter. Hier mögen wir unter diesen Umständen dann doch nicht bleiben…schade eigentlich!
So fahren wir vorbei an einer Herde Wasserbüffel, die sich im Fluss abkühlen, passieren riesige Palmöl- und Bananenplantagen und es ist unverkennbar…wir sind noch immer im Urwald! Letztendlich landen wir auf einer kleinen Ziegenfarm, die auch einen recht überschaubaren Stellplatz anbietet. Wir treffen eine junge Französin, die dort für zwei Wochen Freiwilligenarbeit leistet und auf eine Costa Ricanische Familie, die unter sehr einfachen Verhältnissen ihren Farm-Alltag bestreitet. Wir sind an diesem Tag die einzigen Gäste und kämpfen uns ein wenig durch den dichten Dschungel-Garten bis hin zu unserem Plätzchen.
Am nächsten Tag machen wir uns im archäologischen Museum Finca 6 mit der Geschichte der Gegend vertraut und auch was es mit den Steinkugeln hier auf sich hat. Diese Kugeln stammen aus den Jahren 800-1500 n. Chr., es gibt sie nur in dieser Umgebung, sie wurden von Menschenhand gefertigt und dienten u.a. als Dekoration von Hauseingängen, sie galten also als Statussymbol. Ihre Größe variiert von ein paar Zentimetern bis hin zu einem Durchmesser von 2,66 m und einem Gewicht von bis zu 24 Tonnen. Bis heute ist weder klar, wie die Kugeln mit den damals zur Verfügung stehenden Werkzeugen so akorat gemeißelt und bearbeitet werden konnten, noch wie sie mit so einem immensen Gewicht überhaupt bewegt werden konnten. Durch Erosion und Überschwemmungen verschwanden die Kugeln in der Tiefe des Erdbodens und wurden erst Jahrhunderte später zufällig, als die großen Produzenten Bananenplantagen errichteten, entdeckt und zum Teil ausgegraben. So tauchten hier in dieser Gegend ca. 350 dieser Kugeln wieder auf.
Nach unserem Ausflug zu den Steinen geht es für uns weiter nach Sierpe, denn dort ist ein weiterer Ausflug geplant…dieses Mal geht es durch die Mangroven. Auf unserem Campingplatz lernen wir den Berliner Michael kennen, der uns spontan begleitet. So schippern wir zu dritt samt Kapitän und unserem Guide Carlos den Fluß hinunter und entdecken im Wasser, am Ufer, auf hohen Bäumen oder im dichten Gebüsch eine Vielzahl von exotischen und einzigartigen Tieren. So sehen wir u.a. einen ganzen Schwarm roter Aras hoch oben in den Baumwipfeln, beobachten umherspringende Totenkopfäffchen, Kapuziner- und Brüllaffen, entdecken einen seltenen weißen Morelets Laubfrosch, eine Schlange, die sich auf einem Baum versteckt hat, Vögel, wie Schneesichler, Spechte, Fregattvögel und Kahnschnabel sowie Echsen und Schildkröten, die die Nachmittagssonne genießen. Und obwohl die Tiere in diesem Gebiet unter besonderem Schutz stehen und Jagen strengstens verboten ist, entdecken wir auch einen Krokodilkadaver, der ohne Kopf und Schwanz auf dem Fluß treibt und anscheinend von Menschen getötet wurde. Carlos verrät uns traurig, dass der Schwanz vermutlich gegessen und der Kopf für rund 5000 US-Dollar verkauft wurde. Abgesehen von diesem Vorfall, verleben wir schöne und wirklich interessante Stunden inmitten der Mangroven und sind ein weiteres Mal ganz begeistert von dieser vielfältigen Natur.
Am nächsten Tag machen wir uns auf nach Puerto Jiménez, ein Ort auf der Osa Halbinsel, in dem alles noch etwas einfacher und ursprünglicher zu sein scheint. Wir landen dort auf einem Campingplatz und lernen auch sofort seinen Betreiber Adonis kennen. Adonis lebt mit seiner Familie unter sehr einfachen Verhältnissen auf diesem Grundstück nah am Meer, zu dem einige Obstbäume, eine kleine Lagune und ein wenig Land gehört. Adonis empfängt uns freudestrahlend und bietet uns eine Tour über sein Grundstück an…eine Krokodiltour wohlgemerkt! Denn in seiner kleinen Lagune lebt tatsächlich eine Krokodildame samt ihrer zwei Jungtiere sowie ein Kaimanmännchen. Also stapfen wir durch das Gebüsch und während Peter und mich doch ein mulmiges Gefühl beschleicht, läuft Adonis barfuß und freudestrahlend vor uns. Er erklärt uns, dass die Tiere ihm nichts tun, weil sie ihn kennen, wir sollten ihnen aber nicht zu nah kommen. Wir entdecken die beiden Baby-Krokodile auf einem Baumstamm im Wasser, die Mutter allerdings sitzt in ihrem Bau und zeigt uns mit einem drohenden Fauchen, dass sie auf Peter und mich gar keine Lust hat. So überlassen wir Adonis kurzerhand mein Handy, um ein paar Fotos zu knipsen. Während wir ein paar Schritte entfernt sind, steht Adonis mit seinen nackten Füßen direkt vor den Bau und hält ganz entspannt die Kamera in Richtung Krokodildame, die immer noch faucht. Ihm tut sie tatsächlich nichts und wir sind froh über ein klein wenig Abstand. Wir ziehen gemeinsam weiter und entdecken dann auch den Kaiman, der sich noch in einer der letzten großen Pfützen der Lagune aufhält. Jene ist nämlich fast ausgetrocknet, so dass Adonis bereits viele Fische umsiedeln musste. Es ist Regenzeit, aber der Regen lässt ungewöhnlich lange auf sich warten. Wie schon viele Einheimische zuvor, erzählt uns auch Adonis, dass es in diesem Jahr so heiß ist wie lange nicht mehr, es ist so trocken wie noch nie zuvor und der Regen lässt ungewöhnlich lange auf sich warten…und dabei wird er so dringend benötigt. Als wir wieder zurück am Wagen sind, entdecken wir erneut zahlreiche Aras und sogar Tukane über uns in den Bäumen. Idylle pur…wenn uns die Krokodildame dann nur nicht zu nahe kommt, sind wir doch lediglich ein paar Schritte von der Lagune entfernt. Aber so viel vorweg…wir leben noch! 🙂
Am nächsten Morgen klingelt unser Wecker schon um 3.30 Uhr, denn um 5 Uhr sitzen wir bereits im Boot, dass uns gemeinsam mit anderen Touristen und ihren Guides in den Corcovado Nationalpark bringt, denn der Eingang des Dschungels ist am besten über den Seeweg erreichbar. So düsen wir mit recht ordentlichem Speed der Sonne entgegen als es plötzlich einen lauten Knall gibt und wir abrupt abbremsen…der Motor ist aus und wir dümpeln auf dem Meer. Oh nein, nicht schon wieder! Kaputtes Boot auf offenem Ozean…das kommt uns doch irgendwie bekannt vor (s. dazu auch Artikel „Belize #046“)! Dann kommt auch schon der Übeltäter zum Vorscheinen…ein ordentlicher Baumstamm ist wohl in die Bootsschraube gelangt und hat den Motor lahmgelegt. Glücklicherweise ist dieses Mal kein Wechsel unseres fahrbaren Untersatzes von Nöten…wir können weiterfahren.
Kurze Zeit später dann ein erneuter Aufschrei der Crew, dieses Mal aber aus einem weitaus schöneren Grund…Delfine…und noch so viele! Minutenlang werden wir daraufhin von mindestens 50 Delfinen begleitet…ein tolles Bild (was ich auch irgendwie versucht habe einzufangen)!
Da es gar nicht mal so leicht ist, diese flinken Tiere auf einem Foto zu erhaschen, hier noch einmal der Versuch per Video etwas mehr Glück zu haben…
Nach gut 1,5 Stunden Bootsfahrt haben wir dann das Ziel erreicht und starten unseren Fußweg durch den Dschungel. Unser Guide an diesem Tag heißt Melvin und gemeinsam mit drei anderen Touristen führt er uns durch den Nationalpark. Auch er ist ausgestattet mit einem Teleskop, so dass wir die Tiere nah zu Gesicht bekommen. Wir staunen allerdings nicht schlecht, als direkt an uns ein Ameisenbär ganz entspannt vorbeistapft. Auch eine Tapirmama mit ihrem Jungen entdecken wir im Gestrüpp, aber auch die lassen sich nicht von uns stören…so soll es sein! So bekommen wir an diesem Tag noch Nasenbären, eine Fledermaus, Klammeraffen, Totenkopfäffchen und Brüllaffen zu Gesicht. Dazu noch jede Menge Vögel wie Tuberkelhokko (ja, so einen gibt es wirklich!), Marmorreiher, Aras und andere Papageien, Falken, Spechte und Weißhals-Puffbirds (ja, auch die gibt es!). Ich brauche sicherlich nicht zu erwähnen, dass es wieder unwahrscheinlich warm ist, als wir da so durch den Dschungel wandern und bei einer Luftfeuchtigkeit von über 90 % schwitzen wir wieder was das Zeug hält und so freuen wir uns umso mehr, als uns auf der Rückfahrt wieder eine frische Meeresbrise um die Nase weht. Noch dazu halten sich sämtliche Baumstämme fern von unserem Boot, so dass wir heile, aber ganz schön geschafft, wieder an Land ankommen. Es war ein toller Ausflug, bei dem wir wieder ganz wunderbare Tiere zu Gesicht bekommen haben. Toll, toll, toll!
Am nächsten Tag verlassen wir Adonis und seine Familie und fahren weiter durch das Land (s. dazu auch unsere Route)…
Auch wenn Costa Rica ein touristischeres und damit hochpreisigeres Land ist als die letzten Ländern es gewesen sind, so gefällt es uns doch richtig gut. Die Menschen sind offen und freundlich und die Natur ist einfach toll!
Costa Rica…auf jeden Fall eine Reise wert! 🙂