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Bolivien

Reiseberichte Bolivien

In der größten Salzwüste der Welt (#069)

26. November 2023

– Und warum wir Probleme an der Grenze bekommen –

An diesem Tag erreichen wir einen besonderen Ort…die Salar de Uyuni, mit mehr als 10.000 Quadrat­kilometern die größte Salzpfanne der Erde. Die Salar de Uyuni liegt im Südwesten Boliviens auf einer Höhe von 3653 m und gehört zu den Landschaften des Altiplano. Mit einer Fläche von 10.582 km² hat das Becken eine größere Flächenausdehnung als beispielsweise Niederbayern. Die unter der Oberfläche liegende Sole reicht bis zu 72 Meter oder sogar mindestens 121 Meter in die Tiefe und ist damit die größte Salzfläche der Welt. Mit gleißender Helligkeit am Tag und sehr kalten Nächten ähnelt die Salar de Uyuni äußerlich einem zugefrorenen See. Sie ist so gut wie frei von jeglicher Art von Lebewesen, aber Brutplatz einiger nur in Südamerika vorkommender Flamingo-Arten. Die Salzmenge der Salar wird auf ungefähr zehn Milliarden Tonnen geschätzt. Jährlich werden davon etwa 25.000 Tonnen abgebaut und in die Städte transportiert. Die Salar de Uyuni beherbergt zudem eines der weltweit größten Lithiumvorkommen, was laut „U.S. Geological Survey“ auf etwa 5,4 Millionen Tonnen geschätzt wird. Und weil man diese Salzwüste besuchen und befahren kann, schauen wir uns das Ganze mal aus der Nähe an.

Da es auf dieser riesigen Salzfläche natürlich keine abgesteckten Straßen gibt, kann man nur den Spuren anderer Fahrzeuge folgen. Weil aus einer Spur gerne auch mal drei Spuren werden und die Wege sich somit trennen und dazu sämtliche Navigations-Apps hier ihre Arbeit quittieren, kann man sich auch gerne mal verirren. Auf dieser strahlend weißen Eisfläche, auf der man sich ohne eine ordentliche Sonnenbrille wenn man nicht aufpasst das Augenlicht ruiniert, verliert sich schnell der Horizont, was eine Orientierung nicht unbedingt leichter macht. Daher richten wir uns nach Himmelsrichtungen. Auch gilt es die Struktur der Salzfläche zu beachten (solange die Salzwaben sechs Ecken aufweisen ist das schon mal ein gutes Zeichen), die nicht überall gleich fest ist. So sind Freunde von uns mit ihrem Wagen eingesackt und konnten erst nach vier Tagen von einheimischen Helfern befreit werden…und 1000 Euro hat der Spaß zudem gekostet. Ne, das brauchen wir jetzt nicht so! Also alles ganz vorsichtig und bedacht, in der Hoffnung, dass alles gut geht!

Neben einem alten Hotel, das ausschließlich aus Salz besteht, einer Insel mit 1200 Jahre alten Kakteen und einem Wahrzeichen der Rallye Dakar, die auch gerne durch diese Salzwüste führt, ergibt sich eine traumhafte Kulisse. Nachts haben wir Vollmond und dieser scheint durch die Reflektion so hell, dass man meinen mag, es sei die Sonne.

Wir bleiben zwei Nächte in der Salar, in der es zwar ordentlich kalt wird, wir aber auch die Ruhe und Abgeschiedenheit genießen. Bereits zum Sonnenaufgang zeigt uns diese Wüste die schönsten und beeindruckensten Bilder…

Und zu dem ein oder anderen Foto mit einer besonderen Perspektive in dieser Umgebung lassen wir uns natürlich auch hinreißen…

Dann verlassen wir die Salzwüste wieder und machen uns auf den Weg ins naheliegende Uyuni. Als erstes steht eine ordentliche Autowäsche für Sprinti an, ist doch das ganze Salz eher ungünstig für Fahrzeuge. Das wissen natürlich auch die Leute vor Ort und so reiht sich eine „Waschanlage“ an die nächste. Allerdings nicht in dem Stil, wie wir eine Waschanlage kennen, sondern doch um einiges spatanischer. Wir haben gelesen, dass zur Reinigung gerne mal Salzwasser genommen wird, weil das halt vorhanden ist…was ja sehr sinnbefreit ist, wenn man damit das Salz am Auto beseitigen möchte. Sollte es einen Hochdruckreiniger geben, haben die gerne mal so viel Druck, dass sie Solarpanele und Fensterscheiben beschädigen. Das brauchen wir nun beides nicht! Die erste Waschanlage weist uns ab, weil dort gerade Mittag gegessen wird, bei der zweiten haben wir Erfolg.

Als nächstes steht Tanken auf dem Programm, was hier in Bolivien ja ein nicht so leichtes Unterfangen ist (s. dazu Artikel „Neue Abenteuer…dieses Mal aus Bolivien #068“). Noch dazu kommt, dass gerade Diesel- und Benzin-Knappheit herrscht. Wenn wir Pech haben, bekommen wir einfach nichts. Wir fahren verschiedene Tankstellen an und landen letztendlich bei einer, vor der sich lange Schlangen an Fahrzeugen gebildet haben…eine für Diesel, zwei für Benzin. Jetzt können wir nur hoffen, dass auch noch etwas Benzin für Sprinti übrig ist, bis wir an der Reihe sind. Das ganze Unterfangen dauert zum Glück „nur“ eine Stunde und wir erhalten unseren Sprit. Da wir natürlich auch hier wieder nicht den subventionierten Preis erhalten, läuft das ganze Geschäft wieder „sin factura“ und damit unter der Hand ab. Aber so läuft das hier in Bolivien halt!

Jetzt benötigen wir noch Wasser für unseren Tank. An einer angeblichen Auffüllstation öffnet man uns nicht die Tür, also versuchen wir unser Glück an einer Tankstelle, an der der Wasser-Zapfhahn recht zugeparkt ist (allerdings nicht mit Fahrzeugen, die Wasser tanken wollen) und wir einen Anpfiff kassieren, als wir dort befüllen wollen und es enger für den ein oder anderen LKW wird. Warum diese anderen Fahrzeuge dort parken und somit alles versperren ist mir schleierhaft. Da eine Diskussion hier keinen Sinn macht, versuchen wir unser Glück auf einem anderen Wege und haben damit Erfolg. Jetzt ist es Zeit für eine Dusche…wir haben eine Öffentliche in der iOverlander-App entdeckt und machen uns auf den Weg. Allerdings soll dort auch gerne mal das Auto aufgebrochen werden. Wir laufen durch einen dunklen Flur und stehen plötzlich in einer Art Innenhof, von dem Türen abgehen, hinter denen sich Duschen und Toiletten befinden. Alles nicht so super fancy, aber der Wasserdruck ist ok und die Duschen sind warm. 15 Minuten später sitzen wir beide frisch geduscht wieder in Sprinti, der zum Glück von jeglichen Gewalttaten verschont geblieben ist, und fahren weiter.

Zu Uyuni gehört ein weiterer skuriler Ort…ein Eisenbahnfriedhof. Im Jahr 1872 wurde mit dem Bau der Ferrocarril de Antofagasta a Bolivia, der ersten Eisenbahnstrecke Boliviens, begonnen. Sie diente dazu, Rohstoffe wie Natriumnitrat und andere Salze, aber auch Metalle wie Kupfer, Silber und Gold aus den Minen im Landesinneren in die Hafenstädte am Pazifischen Ozean zu transportieren. Als die Bahnstrecke am Ende des 19. Jahrhunderts Uyuni erreichte, wurde in der Stadt ein Eisenbahnbetriebswerk errichtet. Uyuni entwickelte sich dadurch zu einem wichtigen Eisenbahnknoten. Etwa in den 1940er Jahren brach die örtliche Industrie zusammen, die meisten der Edelmetallminen wurden von den Betreibern aufgegeben. Dies führte dazu, dass auch die dafür angelegten Versorgungstraßen sowie die meisten der Lokomotiven und Wagen nicht mehr benötigt, stillgelegt und dem Verfall preisgegeben wurden. So entstand letztendlich dieser Eisenbahnfriedhof. Im Ortskern, der etwa 16 Kilometer nordöstlich gelegenen Minensiedlung Pulacayo existiert ein weiterer, kleinerer Eisenbahnfriedhof mit US-amerikanischen Lokomotiven. Ein Exemplar dort ist eine Dampflokomotive namens „La Unión“, die 1908 einen Zug zog, der von den Gesetzlosen Butch Cassidy und Sundance Kid ausgeraubt wurde. Und diesen beiden Kandidaten sind wir ja bereits in den USA begegnet und seltsamerweise kreuzen ihre Geschichten immer wieder unseren Weg (s. dazu Artikel „Der Wilde Westen #022“ und „Goodbye USA #027“).

Am Eisenbahnfriedhof treffen wir auch unsere amerikanische Freundin Shelly wieder, die mit ihrem Hund Franklin unterwegs ist. Unser Plan ist es die nächsten Tage gemeinsam weiterzureisen, wartet doch eine sehr anspruchsvolle nächste Etappe auf uns, da ist es durchaus hilfreich nicht alleine unterwegs zu sein. Aber heute nutzen wir erstmal noch die Gelegenheit, dass wir auf dem Parkplatz des Eisenbahnfriedhofs kostenfrei und sicher übernachten können. Auch das ein oder andere Kunstwerk gibt es hier zu begutachten…

Nachdem Shelly am nächsten Morgen alle Formalitäten für ihren Hund erledigt hat (immer wenn ein Grenzübergang ansteht, brauchen Hunde nämlich ein Zertifikat vom ortsansässigen Tierarzt), machen wir uns gegen Mittag auf, die Lagunenroute zu bestreiten. Die Lagunenroute ist eine Strecke von rund 239 Kilometern ungeteerter Buckelpiste, die durch wunderschöne Landschaften führt und somit zu einer der schönsten Strecken der Welt zählt. Zuvor hatten wir schon diverse Horrorstorys gehört, was diese Strecke alles beim Auto anrichtet und da Sprinti zwar vieles mitmacht, aber auch kein Offroad-Fahrzeug ist, haben wir schon überlegt, ob diese Strecke für uns überhaupt machbar ist oder nicht. Allerdings haben wir damals in Kanada auch den Dempster Highway zum Polarmeer gemeistert (zwar nicht ganz unbeschadet, aber siehe dazu Artikel „Reifenpanne auf dem Dempster Highway #014“), also schaffen wir das jetzt auch! Wir lassen etwas Luft aus Sprintis Reifen und auf geht’s!

Und die Lagunenroute hält was sie verspricht…die Straßenbedingungen sind unterirdisch und so kommen wir so manches Mal nur in Schrittgeschwindigkeit vorwärts, aber die Natur ist dafür traumhaft. So legen wir unseren ersten Stop an der „Laguna Negra“ ein, zu der wir einen kleinen Spaziergang zurücklegen, vorbei an unzähligen Lamas, die uns alle nur verdutzt anschauen. Auch begegnen wir einem Viscacha, einer soganannten „Hasenmaus“ aus der Gattung der Chinchillas.

Abends übernachten wir inmitten von Felsformationen, den „Rocas Volcanicas“, die sich ganz wunderbar in diese Landschaft einfügen und uns einen ganz besonderen Sonnenuntergang bescheren. Dafür pfeifft der Wind und nachts wird es eisig kalt. Wir sind auf 4200 Metern Höhe und erleben für diese Verhältnisse eine recht geruhsame Nacht.

Am nächsten Morgen geht es weiter und der Tag beginnt direkt mit einem sehr sandigen Abschnitt, den wir manchmal nur mit Schwung und Augen zu meistern. Aber es klappt! Wir wollen zur „Laguna Colorada“, aufgrund ihrer vielen Farben, eines der Highlights der Route. Für die nur knapp 25 Kilometer brauchen wir bei diesen Straßen tatsächlich wieder Stunden. Aus der Ferne können wir bereits die Farben der Lagune schimmern sehen, müssen uns aber geschlagen geben, ganz an sie heranzukommen. Dieser Teil der Strecke ist selbst für Shelly und ihren Ford Ranger mit Allrad zu viel. Wir fahren weiter und müssen zum Glück nicht umkehren, denn bergauf hätten wir diesen Rückweg wahrscheinlich mit all dem Sand nicht geschafft. Aber es führt uns ein anderer Weg heraus aus diesem Tal und damit funktioniert es.

Auch an weiteren Lagunen kommen wir vorbei…eine schöner als die andere…

Dann brechen wir Sprintis neuen Höhenrekord als wir die 4933 Meter erreichen. Lamas, Alpakas und Vikunjas säumen immer wieder unseren Weg und wir fragen uns erneut, wovon die sich eigentlich in dieser teils doch sehr kargen Landschaft ernähren. Wir erreichen das Geothermalgebiet „Sol de Mañana“, an dem es aus großen Löchern in der Erde brodelt und Schwefel-Dampf emporsteigt. Da es bereits dämmert, können wir nicht mehr weiterfahren und müssen die Nacht hier auf diesem Parkplatz verbringen. Außer uns ist niemand dort, so dass wir hier ungestört stehen können.

Allerdings befinden wir uns auf sage und schreibe 4800 Metern Höhe…für uns ein absoluter „Schlaf-Höhenrekord“. Auch hier pfeifft wieder der Wind und es ist kalt, so dass wir unser Abendessen mit Shelly und Franklin kurzerhand in unserem Sprinter zu uns nehmen. Nachts erreichen wir draußen Temperaturen von -8 Grad und in Sprinti wird es „warme“ 2,5 Grad. Aufgrund der Höhe können wir unsere Standheizung nicht nutzen, also ist es Zeit für Thermounterwäsche, Schlafsocken und jeder Menge Decken. Und damit funktioniert es ganz gut. Allerdings machen uns andere Dinge Sorgen. So hoffen wir doch, dass uns unser Wassersystem nicht einfriert. Vorsorglich haben wir uns extra Wasserflaschen aus dem Supermarkt besorgt, um nicht ohne Trinkwasser dazustehen….Geschäfte oder Tankstellen gibt es auf der gesamten Lagunenroute nämlich nicht. Sollten uns aber die Pumpe oder die Filter kaputtfrieren, haben wir ein ganz schönes Problem. Auch unser Kühlschrank und der Backofen verhalten sich unter diesen Bedingungen anders. Der Kühlschrank ist ausgelegt auf eine Raumtemperatur von mindestens 16 Grad. Jetzt gibt er, sobald er anspringt, laute Geräusche von sich, was sich nicht so gut anhört. Beim Backofen, den wir mit Gas betreiben, geht auf dieser Höhe ständig die Flamme aus, weil zu wenig Sauerstoff in der Luft ist. Vorm Schlafengehen nehmen wir vorsichtshalber eine Tablette gegen Höhenkrankheit, die zwar als Nebenwirkung für Kribbeln im Gesicht und in den Händen und Füßen sorgt, uns aber eine einigermaßen geruhsame Nacht bescherrt.

Am nächsten Morgen geht es für uns bereits um 7 Uhr weiter, denn wir wollen heute das Ende der Lagunenroute und die Grenze nach Chile erreichen. Unser Weg führt uns weiter über Waschbrettpisten, vorbei an schönen Lagunen mit unzähligen Flamingos. Auch ein kleiner Fuchs kreuzt in dieser zum Teil wieder kargen Landschaft unseren Weg, die uns manchmal durchaus glauben lässt, wir seien auf dem Mond oder gar auf dem Mars. Dann erreichen wir Thermalpools, in denen man auch ein heißes Bad zu sich nehmen kann, aber wir verzichten darauf und wollen lieber voran kommen.

Dann ändert sich die Landschaft ein wenig und wir kommen vorbei an der „Salvador Dali’s Desert“, eine Umgebung die Dali als Motiv für seine Bilder gedient hat. Aber die Landschaft ist auch wirklich malerisch, spiegeln sich die Berge doch in der Sonne und die Mineralien ergeben ein wunderschönes Farbenspiel…einfach toll und auf den Fotos gar nicht so richtig darstellbar.

Als letztes erreichen wir dann noch die „Laguna Blanca“ bevor wir sagen können…nach drei Tagen und 239 Kilometern haben wir die Lagunenroute gemeinsam mit Shelly und Franklin geschafft! Sprinti war von der Strecke bei weitem nicht begeistert, aber er hat sie mit Bravour gemeistert…yippieh! Auch wenn wir die ein oder andere Schraube im Innenraum nach diesem ganzen Geruckel wieder werden andrehen müssen!

Unmittelbar an der Lagunenroute, also irgendwo im Nirgendwo befindet sich plötzlich ein Gebäude…die bolivianische Aduana-Stelle, d.h. der Ort, an dem wir Sprinti abmelden müssen, wenn wir Bolivien verlassen wollen. Wir befinden uns unmittelbar an der Grenze zu Chile, also ist das unser Plan. Uns abmelden müssen wir dann an einem anderen Gebäude 5 km weiter.

Aber eins nach dem Anderen…als erstes Sprinti abmelden. Bei Shelly und ihrem Wagen ist das Prozedere nach fünf Minuten erledigt…nicht so bei uns! Der Grenzbeamte Manolo setzt ein verdutztes Gesicht auf als er in seinen PC schaut und schüttelt mit dem Kopf als er sagt, dass er keinen Vorgang unter unserer Vorgangsnummer (die auf dem entsprechenden Einfuhrdokument versehen ist) findet. Wie kann das sein? Wir haben Sprinti doch ordnungsgemäß an der Grenze im Norden Boliviens eingeführt und dann dieses Dokument erhalten. Haben wir doch diesen Grenzübertritt noch so gelobt, weil alles so schnell und unkompliziert funktioniert hat (s. dazu Artikel „Neue Abenteuer…dieses Mal aus Bolivien #068“). Nach einigen Telefonaten Manolos taucht Sprinti dann doch im System auf…jetzt allerdings mit zwei Einträgen. Es ist ersichtlich, dass Sprinti am besagten Tag die Grenze nach Bolivien übertreten hat…also alles richtig! Der zweite Eintrag besagt allerdings (angeblich), dass Sprinti am gleichen Tag abends wieder ausgereist ist und damit die letzten Wochen illegal mit uns im Land war…also alles gar nicht mehr richtig! Wie kann das sein? Anscheinend hat irgendeiner der Grenzbeamten im Norden den falschen Wagen bei einer Ausreise eines anderen Fahrzeugs abgemeldet…nämlich Sprinti! Also nicht unser Fehler, sondern von einer der Grenzbeamten. Das interessiert hier allerdings niemanden und Manolo schon mal gar nicht. Das Fahrzeug ist illegal im Land und fertig! Von anderen Reisenden, die Probleme an der Grenze hatten, haben wir gehört, dass sie zur Ursprungsgrenze zurückfahren mussten, um das Problem zu klären. Das wäre bei uns äußerst suboptimal, müssten wir doch zurück durch das ganze Land und das bedeutet auch zurück auf der Lagunenroute, die wir doch nur mit Mühe gemeistert haben. Das wollen wir Sprinti wirklich nicht nochmal antun. Wir fordern Manolo auf, mit der Grenze im Norden Kontakt aufzunehmen. Er bittet uns dafür in einen separaten Raum, in dem wir alleine mit ihm sind und wir ahnen, dass das nicht ohne Grund passiert. Manolo nimmt den Hörer zur Hand, wählt irgendeine Nummer, wartet bis auf der anderen Seite eine elektronische Ansage ertönt und legt dann wieder auf. Wir vermuten, dies war nicht die Nummer der anderen Grenzstation. Wir kommen uns extrem veräppelt vor und mein Geduldsfaden hat auch keine Lust mehr, aber unseren Unmut dürfen wir gegenüber Manolo nicht zeigen, droht er doch damit unseren Wagen zu kofiszieren, da er ja illegal im Land sei. Noch dazu ist Freitag Nachmittag und Manolo kann uns hier ohne weiteres auch übers Wochenende festhalten und uns auf Montag vertrösten. Dann ständen wir hier im Nichts ohne jegliche Infrastruktur und müssten einfach nur warten. Das ist ebenfalls so gar nicht unser Plan und so heißt es notgedrungen, dass wir die Füße stillhalten und gute Miene zum bösen Spiel machen müssen. Dann macht uns Manolo einen Vorschlag…er könne ein neues Dokument ausstellen, dass besagt, dass wir heute eingereist und auch wieder ausgereist sind. Damit wäre der Vorgang dann abgeschlossen und wir könnten nach Chile fahren. Das sei allerdings illegal und so müssten wir uns „erkenntlich zeigen“, was nicht anderes heißt als…er will Geld…Schmiergeld! Deshalb also der abgetrennte Raum!

In der Hoffnung, dass uns das an der chilenischen Grenze nicht zum Verhängnis wird, stimmen wir zu und Monolo erstellt das neue Dokument. Als wir dieses in den Händen halten, möchte Manolo Geld sehen. Ich ziehe ein wenig versteckt 300 Bolivianos (das entspricht in etwa 40 EUR) aus meinem Portemonaie und sage, das sei alles was wir noch übrig hätten. Schließlich wollen wir ja heute das Land verlassen, da hätten wir alles andere in dieser Währung schon ausgegeben. Manolo möchte mehr, aber ich bleibe hartnäckig. Damit muss er sich also geschlagen geben! Wir haben das Dokument und fertig! Jetzt heißt es nur noch reibungslos unseren Ausreisestempel für Bolivien zu erhalten und dann ohne weitere Zwischenfälle auch nach Chile einreisen zu können! Unsere Nerven sind noch immer zum Zerbersten gespannt, als wir wieder in Sprinti sitzen und die Schranke passieren dürfen. Auf geht es fünf Kilometer weiter durch das Nichts bis plötzlich ein weiteres einsames Gebäude auftaucht.

Alles ist verlassen, niemand ist dort. Wir klopfen und plötzlich erscheint dann doch ein Grenzbeamter, der unsere Pässe begutachtet. Nach nicht mal zwei Minuten haben wir unsere Ausreisestempel im Pass und sind damit aus Bolivien ausgereist…puh, das war ein hartes Stück Arbeit und spiegelt irgendwie auch unseren gesamten Aufenthalt der letzten beiden Länder wieder. Rückblickend haben uns Peru und Bolivien wirklich Nerven und Energie gekostet. Die schlechten Straßen, die Höhe, all der Müll, die oft fehlende oder schlechte Infrastruktur haben uns immer wieder vor neue Herausforderung gestellt und das Reisen zu einem recht kräftezehrenden Prozedere werden lassen. Da ist dieses Ereignis an der Aduana nur der krönende Abschluss. Wir hoffen nun mit Chile wieder etwas mehr Leichtigkeit und Reiselust zurückzubekommen, wo es Spaß macht, neue Dinge zu erkunden und die Welt zu entdecken.

Als erstes hoffen wir jetzt allerdings mal, dass wir nach unserem kleinen „Intermezzo“ mit Manolo heute überhaupt nach Chile einreisen dürfen…

Reiseberichte Bolivien

Neue Abenteuer…dieses Mal aus Bolivien (#068)

19. November 2023

– Und warum tanken hier durchaus eine Herausforderung ist –

Wir erreichen die Grenze nach Bolivien. Es ist Sonntag Nachmittag und an diesem Grenzübergang sind wir tatsächlich gerade die Einzigen, die Peru verlassen und Bolivien betreten wollen. So plauschen wir ein wenig mit den Grenzbeamten und erleben mit ca. 30 Minuten für die Ein- und Ausreise unseren bisher schnellsten und reibungslosesten Grenzübertritt…nicht ahnend, dass uns dieser noch zum Verhängnis werden kann.

Jetzt also auf in ein neues Land…das mittlerweile 14. auf unserer Reise! Bolivien hat rund 12,1 Millionen Einwohner, wo von ca. 50% der indigenen Bevölkerung angehören. Trotz hoher wirtschaftlicher Wachstumsraten von durchschnittlich 4,5% zwischen 2006 und 2019 gilt Bolivien noch immer als eins der ärmsten Länder Lateinamerikas. Zwar ist Bolivien reich an Bodenschätzen, aber vieles davon ist privatisiert und sowohl Firmen als auch Privatperson drücken sich davor Steuern zu zahlen. Außerdem leiden immer mehr kleinbäuerliche Familien sowie die indigene Bevölkerung unter Armut und Mangelernährung, denn durch den illegalen Bergbau und die Abholzung des Regenwalds für den Palmen-, Avocado- und Soja-Anbau verlieren sie ihre Lebensgrundlage. Viele von ihnen ziehen in die Städte, wo sie dann allerdings keine Arbeit finden. Die Lebenserwartung der Einwohner Boliviens lag 2021 bei 63,6 Jahren (Frauen: 66,8, Männer: 60,9).

Unsere erste Nacht verbringen wir in der Nähe der Grenze auf einem Parkplatz vor einem Militärgelände, auf dem wir sicher und ruhig stehen können. Am nächsten Tag geht es dann weiter und so erhalten wir einen ersten Eindruck von diesem für uns neuen Land. Wir erleben ein recht armes Bolivien, in dem uns tatsächlich viel an Peru erinnert. Auch hier stapeln sich Müllberge am Straßenrand, viele Straßen sind in einem desaströsen Zustand und alles scheint ein wenig chaotisch zu sein. Vor uns fährt ein LKW, der mit Ziegelsteinen beladen ist…diese sind allerdings ungesichert und so fallen ihm regelmäßig Steine von der Ladefläche auf die Straße…und das genau vor uns! Ein durchaus gefährliches Unterfangen, was hier aber niemanden zu interessieren scheint.

Dann erreichen wir die Hauptstadt La Paz (nach La Paz in Mexiko nun schon die zweite Stadt in der wir uns aufhalten mit diesem Namen). Wenn man es genau nimmt, hat Bolivien sogar zwei Hauptstädte. Die offizielle Hauptstadt Boliviens ist Sucre, der Sitz der Regierung befindet sich jedoch in La Paz, dessen Stadtgebiet auf Höhen zwischen 3200 m und 4100 m liegt. Damit gilt La Paz als der höchstgelegene Regierungssitz der Erde. Wir sind also immer noch in der Höhe unterwegs…und das nicht zu knapp! Unser Campingplatz („Las Lomas“) liegt zudem noch über den Dächern der Stadt auf einem der unzähligen Hügel, die La Paz umgeben. Dieser besagte Campingplatz gehört Marcos und seiner Familie, der uns zum einen sehr freundlich empfängt und zum anderen auch Mechaniker ist und sich mit Autos auskennt. Für Reisende ist das seeehhr praktisch und so treffen wir hier auf viele andere Weltenbummler. Weil einige davon bereits am nächsten Tag weiterziehen, sitzen wir am ersten Abend gemeinsam am Lagerfeuer und riesige T-Bone Steaks werden gegrillt. So hören wir wieder spannende Geschichten aus der ganzen Welt und verleben einen schönen Abend.

Am nächsten Tag stehen dann Wäsche waschen, Artikel schreiben und einige Erledigungen auf dem Programm, bevor am Folgetag Sprinti einmal von Marcos und Peter unter die Lupe genommen wird. Wir wollen mal genauer wissen, ob Sprinti die schlechten Straßen Perus und vor allen Dingen den riesen „Wumms“ vor kurzem (s. dazu Artikel Abenteuerliche Straßen, eine sehr heikle Brücke und ein ordentlicher „Wumms“ #065″) gut verkraftet hat. Glücklicherweise sieht alles soweit ganz gut aus…es wird nur mal Zeit für neue Bremsscheiben…alles klar Sprinti, die sollst Du haben!

Wir verbringen noch zwei weitere Tag in La Paz, in denen wir uns die Stadt mal etwas genauer anschauen. Mit einem dieser kleinen Busse, die hier Colectivos heißen und zu Hauf unterwegs sind, fahren wir in die Innenstadt. Es wird mal wieder Zeit für neue SIM-Karten, die wir hier glücklicherweise recht unkompliziert bekommen und auch ein Geldautomat wartet auf uns, läuft doch hier in Bolivien das meiste noch mit Bargeld ab. Aber auch das ist schnell erledigt. In La Paz gibt es ein ganzes Seilbahn-System, das über die Dächer der Stadt führt und somit ein wenig den Straßenverkehr entlastet. Und so schauen wir uns La Paz erstmal von oben an.

Wir schlendern noch ein wenig durch diese große wuselige Stadt, bis uns irgendwann der Hunger packt. Aus hygienischen Gründen (unser europäischer Magen kann vielleicht nicht ganz so viel ab) verzichten wir hier auf Speisen von Straßenständen und suchen uns daher ein Restaurant. Bei dem ersten werden wir abgewiesen, weil denen sämtliche Zutaten ausgegangen sind, aber dann entdecken wir ein niedliches kleines Restaurant, in dem wir essenstechnisch fündig werden. Als wir so da sitzen werden wir plötzlich von einer netten jungen Dame in sehr gutem Englisch angesprochen und kommen ein wenig ins Plaudern. Es stellt sich irgendwann heraus, dass Diana auch deutsch spricht und sich gerade ein Business aufbaut, indem sie Touren in ihrer Heimatstadt anbietet. Wir verabreden uns also für den nächsten Tag, um mit ihr La Paz noch einmal von einer anderen Seite kennenzulernen.

Gesagt, getan! Mit Diana laufen wir durch die engen und vollen Straßen der Stadt, vorbei an unzähligen Märkten und Verkaufsständen. Wir kommen vorbei am kleinsten und am schmalsten Haus der Stadt, die sich zufällig genau nebeneinander befinden. Außerdem schlendern wir vorbei am Parlamentsgebäude und besuchen die Galerie von dem bolivianischen Künstler Roberto Mamani Mamani. Diana zeigt uns zudem, wie Händler Diebe warnen die Finger von ihrer Ware zu lassen. Wenn sie es doch tun, passiert mit ihnen das (s. erstes Bild)…

Es ist Ende Oktober und so steht auch hier steht das Fest der Allerheiligen bevor. Im letzten Jahr haben wir den „Dia de los Muertos“ noch in Mexiko verbracht (s. dazu Artikel „Endlich Strand und der „Dia de los Muertos“…#029“). Hier ist es zwar nicht so bunt und es handelt sich weniger um ein freudiges Fest, aber auch hier gedenkt man den verstorbenen der Familie. So zeigt uns eine Dame auf dem Markt einen Stand, der zum Gedenken aufgebaut wurde. Es sieht aus wie ein Opferaltar, bei dem jede Menge Gebäck und Obst drappiert wurde. Verspeist werden dürfen diese erst nach dem Feiertag, um Unglück abzuwenden.

Dann erreichen wir einen belebten Platz inmitten der Stadt, an den auch ein Gefängnis grenzt. Diana erzählt uns, dass in diesem Gefängnis eigentlich nur Platz für 700 Gefangene ist, in ihm leben aber 3000. Die Inhaftierten „wohnen“ hier gemeinsam mit ihren Familien und müssen für ihre „Räumlichkeiten“ Miete bezahlen, umgerechnet etwa 3000 Euro pro Monat. Jetzt mag man sich fragen, woher sie so viel Geld besitzen…es gibt ja einen Grund, warum sie sich im Gefängnis befinden und schließlich sind wir in einem Land, in dem das Drogengeschäft eine nicht all zu kleine Rolle spielt. Die Tage hier laufen so ab, dass die Kinder die Schule, außerhalb des Gefängnisgeländes und ebenfalls an den belebten Plaz angrenzend, besuchen und auch die Frauen verlassen morgens das Areal, um außerhalb zur Arbeit zu gehen. Die Insassen hingegen, dürfen das Gefängnis ebenfalls für einige Stunden verlassen, wenn sie einen „wichtigen Grund“ vorweisen können und dafür bezahlen. Alles in allem ist das Leben für die Inhaftierten und ihre Familien also gar nicht sooo schlecht innerhalb der Gefängnismauern und vor allem ist es sicher. Und so kommt es nicht selten vor, dass die Gefangenen diese Räumlichkeiten gar nicht mehr verlassen wollen und „länger bleiben“ als geplant. Diana erzählt uns auch von einem britischen Staatsbürger aus Afrika stammend, der nach Bolivien kam und zum Drogenschmuggel überredet wurde…sein Name Thomas McFadden. Nach seinem dritten Einsatz wird er geschnappt und landet in eben diesem Gefängnis, was innerhalb der Mauern übrigens auch keine Wärter hat. Thomas merkt schnell, dass dieses kein gewöhnliches Gefängnis ist und als „eingefleischter Businessman“ überlegt er sich, dass diese Lokalität auch Touristen anlocken könnte. So bietet er kurzerhand Touristen an, sie durch das Gefängnis zu führen (sicherlich war dies nur möglich, in dem auch Gelder in gewisse Hände geflossen sind). Der Touristenandrang ist so groß, dass sich draußen auf dem Platz lange Schlangen bildeten und die Menschen stundenlang anstanden, um sich das Gebäude von innen anzuschauen. Also überlegte sich Thomas, dass doch Partys im Gefängnis wahrscheinlich auch gut funktionieren würden. Kurzerhand wird auch diese Idee in die Tat umgesetzt und so feierten Touristen und Inhaftierte gemeinsam ausschweifende Partys innerhalb der Gefängnismauern. Aber Thomas war mit seinen Ideen noch nicht am Ende und eröffnete zusätzlich ein Hostel, ebenfalls für Touristen, die mal ganz stilecht im Gefängnis übernachten wollen. Irgendwann verließ Thomas, nachdem er seinen Aufenthalt freiwillig bereits verlängert hatte, das Gefängnis und damit endeten auch diese „speziellen Geschäftsideen“ hier hinter diesen Mauern. Als ein australischer Journalist auf seiner Südamerikareise von dieser Geschichte hört, fasst er den Entschluss, über diese „Lokalität“ ein Buch zu schreiben. Und wo geht das besser als vor Ort? Also bat er das Gefängnis freiwillig für eine gewisse Zeit dort leben zu dürfen. Auch diesem wurde stattgegeben und so existiert heute ein Buch über diesen Ort und auch ein Film ist in Produktion. Wir kommen aus dem Schmunzeln nicht mehr heraus, als Diana uns diese wahre Geschichte erzählt…ja, dieses Bolivien!

Als nächstes gelangen wir zum „The Witches Market“, dem sogenannten Hexenmarkt, eine Straße, die sich durch ihre bunten Farben auszeichnet und in der es jede Menge traditionelle Handwerkskunst und Textilien zu kaufen gibt. Allerdings nicht nur das…so gibt es auch einige Mittelchen für oder gegen alles und zudem sehen wir viele kleine Alpaka-Babys, die von der Decke hängen und in der Auslage drappiert sind. Sie sehen aus wie niedliche Kuscheltiere…beim genauen Betrachten, wird allerdings deutlich, dass es sich um echte, tote Alpaka-Babys handelt, die von den Einheimischen als Opfergabe gekauft werden. Wenn ein besonderes Ereingnis ansteht, man für Schutz oder Erfolg bittet, baut man einen Schrein mit allen Dingen auf, die man sich wünscht und als Opfergabe dient dann dieses Alpaka-Junge. Auch wenn es interessant ist, in fremde Kulturen einzutauchen und sie näher kennenzulernen, so fühlt sich diese Vorgehensweise für uns doch sehr befremdlich an.

Aus den geplanten 2,5 werden fast 6 Stunden mit Diana, weil wir uns verquatschen, gemeinsam etwas essen gehen und uns an der ein oder anderen Stelle etwas mehr Zeit lassen, um diese Stadt zu erkunden. Und so kehren wir ziemlich geschafft zum Campingplatz zurück…im Gepäck einen total interessanten Einblick von dieser auf den ersten Blick gar nicht so bunten Stadt. Vielen Dank dafür, liebe Diana! (Wer auch mal eine Tour bei Diana buchen möchte, hier findet Ihr die entsprechenden Kontaktdaten.)

Dann verlassen wir La Paz wieder. Unser Plan ist es, in die „zweite“ Hauptstadt Boliviens, nach Sucre zu fahren. Die Stadt soll wunderschön sein, allerdings bedeutet sie für uns auch einen Umweg von rund acht Stunden. Als wir dann wieder auf den schlechten Straßen Boliviens unterwegs sind, entscheiden wir uns spontan um, lassen Sucre aus und machen uns direkt auf den Weg Richtung Süden. Noch dazu kommt in diesem Land, dass sich die Benzinbeschaffung durchaus abenteuerlich gestaltet. Der Sprit wird nämlich vom Staat subventioniert…das natürlich nur für die Einheimischen und nicht für die Touristen. Die Touristen erhalten also einen separaten, viel höheren Preis (der allerdings immer noch niedriger ist als der Spritpreis in Deutschland). Viele Tankstellen haben allerdings keine Lust, das Benzin anders abzurechnen und verkaufen schlichtweg keinen Sprit an Touristen. So ist es nicht selten, dass man vier, fünf oder mehr Tankstellen anfahren muss, um fündig zu werden…wenn man überhaupt etwas bekommt. Bei der doch recht schlechten Infrastruktur im Land, ist das durchaus eine Herausforderung und man sollte definitiv nicht auf den letzten Drücker versuchen zu tanken! Da das Benzin zudem noch von sehr schlechter Qualität ist, haben wir uns nach unserer kleinen“Flugstunde“ mit Sprinti vor kurzem einen neuen Kanister besorgt und ihn mit peruanischen Sprit hinten im Auto. Damit kommen wir allerdings nur etwa 100 Kilometer weit und in Sachen Sicherheit ist das sicherlich auch nicht optimal, befindet sich der Kanister doch innerhalb unseres Wagens. Dann allerdings wird es auch bei uns Zeit…wir müssen tanken. Wir erreichen den etwas größeren Ort Oruro, der mehrere Tankstellen haben sollen…Google hilft hier übrigns nur bedingt weiter, weil es schlichtweg nicht gepflegt wird und somit stimmen oft weder Ortsangaben noch Öffnungszeiten. Die Straßen sind wie sehr oft ungeteert und alles ist staubig, so dass wir die Fenster nicht öffnen können und dennoch findet der Staub seinen Weg durch gefühlt jede Ritze. An den Tanstellen bilden sich lange Schlange, weil gerade der Diesel momentan knapp ist, jetzt brauchen wir mit Sprinti glücklicherweise Benzin, aber den gibt man uns nicht. Erst an der vierten Tankstelle haben wir Glück und erhalten zwar qualitativ sehr schlechten Sprit (sorry Sprinti!), aber immerhin wird unser Tank gefüllt, als wir „sin factura“ anbieten und sagen, wir würden es „zu schätzen“ wissen, was bedeutet, dass das ganze inoffiziell abgerechnet wird. Das wiederum heißt, dass wir bar bezahlen und unser Preis zwar niedriger ist als der Touristenpreis, aber dennoch höher als der für die Einheimischen. Die Differenz steckt sich der Tankwart ein…ja, dieses Bolivien!

Unser Weg führt uns weiter Richtung Süden. Wir fahren durch die Wüste und so manche Windhose peitscht Unmengen an Sand und Staub über die Straße. Dann ändert sich die Landschaft plötzlich erneut und wird ein wenig grüner. Kurz vor der Dämmerung erreichen wir schließlich einen Aussichtspunkt etwas abgelegen der Straße, an dem wir sicher und kostenfrei stehen können. Zwar pfeifft der Wind auch hier auf dieser Anhöhe ordentlich, aber dafür werden wir am nächsten Morgen von einer Herde Lamas begrüßt, die hier den Weg kreuzen. Und auch Vikunjas sind nicht weit.