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Oaxaca

Reiseberichte Mexiko

Eine Woche voller Aufs und Abs (#041)

19. März 2023

– Es wird nicht langweilig –

Wie am Ende des letzten Artikels erwähnt („Mit Freunden in Oaxaca #040“) verlassen wir gemeinsam mit Michaela, Peter, Marcus und Julie unseren Campingplatz in Tule und wollen weiter Richtung Yucatan-Halbinsel fahren, denn schließlich warten nun die Tropen auf uns. Nach vier Kilometern steuern wir eine große und namhafte Tankstelle (Pemex) an, schließlich haben wir aus unseren Erfahrungen in den USA mit dem verunreinigten und schlechten Benzin gelernt (s. dazu Artikel „Das war anders geplant…#026“) und tanken seitdem nur noch Premium-Benzin großer Tankstellenketten, die hoffentlich einen großen Durchlauf haben. Allerdings darf man hier in Mexiko nicht selbst tanken, sondern es wird für einen getankt. Manchmal machen sie auch gleichzeitig unsere Windschutzscheibe sauber oder bieten an den Ölstand zu prüfen. Bei all dem Staub hier, sieht das Fahrzeug allerdings eh schnell wieder aus, als hätte es schon länger keine Wäsche mehr gesehen. Bei einem Tankvorgang sollte man darauf achten, dass die Zapfsäule auch wirklich auf „0“ steht, wenn die Mitarbeiter anfangen zu tanken, ansonsten wird gerne mal mehr abgerechnet. Zusätzlich sind viele Tankstutzen anscheinend nicht richtig eingestellt und stoppen häufig zu früh, so dass der Tank teilweise nur zu 90% gefüllt ist. Daher sagen wir den Mitarbeitern, dass sie noch etwas „nachdrücken“ sollen. An diesem Morgen meint es die Tankdame daraufhin besonders gut und tankt bis alles überläuft…ja super! Sie schließt den Tankdeckel und spritzt Sprinti (an dem das Benzin herunterläuft) mit etwas Wasser ab. Wir können ja nur froh sein, dass sie den Tankdeckel vorher geschlossen hat und nicht auch noch Wasser in den Tank gelaufen ist!

Dann fahren wir weiter, denn schließlich haben wir an diesem Tag noch einige Kilometer vor uns…dachten wir jedenfalls! Bereits einige Meter nach dem Tanken springt Sprintis Motorleuchte an, wir verlieren an Power (also Sprinti) und der Motor geht in den Notlauf, was bedeutet, dass wir langsamer werden und kaum noch beschleunigen können. Im Schneckentempo fahren wir also rechts ran und überlegen fieberhaft, was wir nun tun können. Unser erster Impuls ist, dass es mit dem „nicht ganz reibungslosen“ Tankvorgang gerade zu tun haben muss, allerdings wird sich hier herausstellen, dass dies nicht der Fall ist und es sich nur um eine Verkettung ungünstiger Zufälle handelt. Schnell ist klar, wir müssen umdrehen und zur Werkstatt. Schließlich liegt nur 10 km hinter uns eine Mercedes-Werkstatt, die nächste allerdings erst in rund 1700 Kilometern.

Bereits in Puebla zwei Wochen zuvor (s. dazu Artikel „Jetzt hat es uns auch erwischt #039“), hatten wir eine Mercedes-Werkstatt aufgesucht, um Fehlercodes bei Sprinti analysieren zu lassen. Diese Besuche gestalten sich gar nicht immer so einfach, kommt es doch bei den Gesprächen mit den Mechanikern auf genaue Beschreibungen und Details an. Das ist auf Englisch für uns kein Problem und na klar, auf Deutsch natürlich auch nicht…auf Spanisch ist das allerdings etwas anderes. Und was sprechen 99,9% der Werkstatt-Angestellten hier? Ausschließlich Spanisch…warum auch nicht?! Auch wenn wir der Sprache immer mehr Herr werden, von verhandlungssicher sind wir dann doch meilenweit entfernt. Erschwerend kommt hinzu, dass man hier keine Service-Untersuchungen am Auto kennt. Solange der Wagen läuft, ist doch alles ok. Wenn etwas kaputt ist, wird es geflickt. Ob er evtl. merkwürdige Geräusche macht oder vielleicht nicht ganz „rund“ läuft, spielt dabei keine Rolle. Der Wagen fährt doch, wo ist also das Problem? Diese Vorgehensweise hilft uns in unserer Situation nur leider nicht weiter. Dazu kommt auch, dass hier niemand einen Mercedes-Sprinter in der Benziner-Variante kennt und sich nicht selten eine Traube an Mechanikern um Sprinti bildet, sobald seine Motorhaube geöffnet ist. Alle wollen einmal diesen Motor sehen…und dass, obwohl es eigentlich ein Motor ist, der unter anderem auch in der C-Klasse verbaut wird. 

In Puebla gab es einen Angestellten, der zwar eigentlich für die Daimler-Schwesterfirma „Freightliner“ (Ansprechpartner für amerikanische Trucks und oft gemeinsam in einer Werkstatt mit Mercedes-Lieferfahrzeugen) zuständig war, aber für uns abgestellt wurde, weil er ganz gutes Englisch spricht und somit zwischen den Mechanikern und uns übersetzt hat…sein Name: Ramses! Wenn auch kein altägyptischer König, so ist er doch sehr bemüht…zumindest so lange wir vor Ort sind. Die Mühlen mahlen hier allerdings ein wenig langsamer…oder vielleicht auch nur anders? So verharren wir fünf Stunden in der Werkstatt bis die Fehler ausgelesen sind, um dann wiederum eine Woche auf den Bericht samt Fehlercodes zu warten, weil der dafür zuständige Mitarbeiter zwei Tage nicht zur Arbeit kommt und anschließend das entsprechende Gerät, das die Analyse durchgeführt hat, plötzlich einige Tage in einer anderen Werkstatt eingesetzt wird. Wir werden also immer wieder vertröstet. Glücklicherweise stehen wir parallel mit der Mercedes-Werkstatt Senger in Deutschland im Austausch und entscheiden uns dann vorerst weiterzufahren, weil Sprinti „eigentlich“ gut funktioniert hat…abgesehen von den Fehlercodes halt.

So landeten wir letztendlich da, wo wir hinwollten…nämlich in Tule bzw. Oaxaca und das ohne irgendwelche Probleme…gut gemacht, Sprinti! Aber um die Fehlercodes müssen wir uns langfristig dann doch kümmern, denn zum einen haben sie ja eine Ursache und zum anderen verlassen wir bald Mexiko und dann wird es in den folgenden Ländern und auch in Südamerika schwieriger mit der Mercedes-Infrastruktur…sowohl was Werkstätten als auch was Ersatzteile anbelangt. Also versuchen wir uns in Tule mit Hilfe von Marcus und Peter, Senger in Deutschland und dem unendlichen Wissen des Internets ein wenig selber zu helfen. Und auch Rob (Out of Ipswich) aus New Hampshire, der mit seiner Frau Mandy und Hund Loki (dem der Schatten unter Sprinti übrigens sehr gut gefällt) ebenfalls in einem Sprinter unterwegs ist, tüftelt mit Peter einige Stunden an den Ursachen für die Fehlercodes. So können wir das ein oder andere säubern oder reparieren, aber zu einer Werkstatt muss Sprinti dann doch…und es muss dann auch wohl eine von Mercedes sein, weil uns Uziel, der Mechaniker, von dem wir die neuen Stoßdämpfer bekommen haben, auch nicht weiterhelfen kann. Alles klar, also dann nochmal zu Mercedes…dieses Mal in Oaxaca. So landen wir bei unserem Ansprechpartner Manuel und unserer “Dolmetscherin” Olivia. Wieder wird für einige Stunden Fehleranalyse betrieben und anfangs sieht es so aus, als sei die Lambdasonde (die hinter dem Katalysator) oder der Kabelbaum Schuld. Diese Ersatzteile zu bestellen dauert bei Mercedes in Mexiko meist über einen Monat, da sie aus Deutschland geliefert werden. So überlegen wir, uns die Teile selber schicken zu lassen. Das ist nicht ganz preisgünstig und kann unter Umständen auch einige Zeit beim Zoll verharren. Also alles nicht so optimal!

Zusätzlich plagt uns die Unruhe und das Gefühl immer mehr Zeit auf unserer Reise zu verlieren…sei es durch unsere Werkstatt-Besuche in den USA, bei denen wir viele Tage zurückgeworfen wurden und immer wieder warten mussten oder unsere Corona-Erkrankung vor ein paar Wochen, die Warterei auf Ramses in Puebla und nun in Oaxaca. Aber das gehört wohl auch zum Reisen dazu und uns war auch vorher schon bewusst, dass eben solche Dinge auf so einer langen Strecke einfach passieren! Man kann planen so viel man will, es kommt immer anders als man denkt! Wie sagte uns eine Reisende aus Berlin: „Man verliert keine Zeit, man gewinnt Inhalt!“ In diesem Sinne…weiter geht’s mit Inhalt!

Tags darauf können wir Sprinti erneut in die Werkstatt bringen, wo man dann der ganzen Sache genauer auf den Grund gehen möchte. Das Ganze soll zwei Tage dauern, also buchen wir uns für genau diesen Zeitraum ein Hotel in Oaxaca, weil wir nicht im Wagen übernachten dürfen, so lange er auf dem Werkstattgelände steht. Das ist zwar auch wieder mit Geld und Aufwand verbunden, aber eine andere Möglichkeit haben wir nicht und so versuchen wir das Beste daraus zu machen. So entscheiden wir uns für das Hotel „Casa las Mercedes“, in der Hoffnung, dass das ein gutes Omen für Sprinti ist. Wir schlendern also noch einmal durch die historische Altstadt Oaxacas, haben dieses Mal aber Glück, dass die Kathedrale geöffnet ist und wir einen Blick in das prunkvolle Innere werfen können. Wir werden Zeuge einer Polizei- und Militärpatrouille (die hier gar nicht so selten vorkommt), besuchen erneut die gute Bäckerei Boulenc und lassen uns in dem dazugehörigen Restaurant verwöhnen. Beides befindet sich in einem von außen recht heruntergekommenen blauen Gebäude, von innen allerdings ist es wie ein versteckter Schatz mit den leckersten Speisen von dazu noch sehr guter Qualität…so lässt es sich aushalten!

Abends bekommen wir Bescheid von Olivia, dass man den Fehler anscheinend doch schon gefunden hat und die Fehlermeldungen durch eine korrodierte Leitung und einem damit verbundenen Kurzschluss zustandegekommen sind. So ganz trauen wir dem Braten zwar noch nicht, verabreden uns aber für den nächsten Mittag in der Werkstatt. Also heißt es nach einer Übernachtung doch schon wieder Tasche packen (das Geld für die zweite Übernachtung bekommen wir leider nicht erstattet, aber wer weiß, ob wir die nicht doch noch in Anspruch nehmen müssen?!). Zurück in der Werkstatt versuchen wir genau herauszubekommen, was die wirkliche Ursache war und wie sehr wahrscheinlich es ist, dass so etwas in Kürze noch einmal auftritt, denn schließlich müssen wir uns auf Sprinti verlassen können. Aus unserer Sicht bekommen wir daraufhin unterschiedliche und nicht ganz logische Antworten (vielleicht typisch mexikanisch?) und ich glaube, wir gehen denen ganz schön auf den Keks, als wir immer wieder nachhaken (sicherlich typisch deutsch) und so prallen da auch mal wieder zwei Welten aufeinander. Aber gut, so ist das in anderen Ländern! Schließlich haben wir die Weisheit ja auch nicht mit Löffeln gegessen. Nachdem Peter mit dem Mechaniker eine Probefahrt gemacht hat und alles soweit in Ordnung zu sein scheint, verlassen wir die Werkstatt mit Sprinti, fahren noch schnell etwas einkaufen und dann zurück zum Campingplatz in Tule, denn der Tag neigt sich bereits wieder dem Ende entgegen.

Am nächsten Morgen soll es dann weiter gehen…neuer Versuch – neues Glück! Ursprünglich wollten wir Richtung Südosten weiterfahren, doch wir erfahren von Michaela und Peter, dass es dort Straßensperrungen gibt, weil “Demonstranten” eine Regionsbürgermeisterin absetzen wollen und somit einfach mal ein paar Tage die Straßen blockieren, so dass kein Durchkommen mehr ist. Also ändern wir spontan unsere Pläne (darin sind wir mittlerweile ja geübt) und schlagen besser eine andere Richtung ein. So fahren wir erst einige Kilometer in der Nähe der Stadt umher und überprüfen mit unserem OBD2-Stecker Sprintis Daten…keine Fehlercodes zu erkennen…yippieh! Dennoch sind wir vorsichtig und hören (oder meinen zu hören) teilweise Geräusche aus dem Motorraum, die wir sonst nicht vernommen haben. Da aber alle Daten normal zu sein scheinen, wagen wir es und verlassen die Stadt Richtung Norden…nur um dann nach sieben Kilometern wieder gestoppt zu werden. Dieses Mal allerdings (und glücklicherweise) nicht durch Sprinti, sondern durch eine Straßensperre (hier nicht wegen der Bürgermeisterin), sondern weil vor uns eine Brücke gebaut wird. Es ist weder eine Umleitung ausgewiesen noch ist klar, wie lange das dauern wird. Nach ca. 30 Minuten erfahren wir von einem anderen Wartenden, dass es wohl noch zwei Stunden dauern könnte, bis die Straße wieder frei ist. Das hat uns nun auch noch gefehlt! Es gibt laut Google eine kleinere Straße, die wir nehmen könnten, allerdings geht es für uns als nächstes durch die Berge und wenn doch noch mal was mit Sprinti sein sollte, wäre eine kleinere und verlassenere Straße äußerst unglücklich. Alternativ gibt es eine Strecke zurück, die aber einen Umweg von 1,5 Stunden bedeuten würde. Als plötzlich mehrere Fahrzeuge in der Schlange umdrehen, machen auch wir kehrt und als wir dann entdecken, dass selbst LKWs und auch andere PKWs in einen kleinen sandigen und huckeligen Weg abbiegen, fahren wir einfach hinterher und hoffen, dass wir mit Sprinti überall durchkommen. Es klappt! Nach ca. 15 Minuten Buckelpiste haben wir die Baustelle tatsächlich umfahren und erreichen wieder die geteerte Straße. Beim Blick nach links allerdings sehen wir plötzlich eine freie Straße, da der Baustellen-LKW soeben den Weg geräumt hat. Ja das läuft ja super gerade…es scheint unsere Woche zu sein! Egal, wir sind da, wo wir hinwollen und das ohne einen riesigen Umweg, also alles fein!

Was als nächstes folgt, ist eine 5-stündige Autofahrt durch die Berge, bei der wir mehrere Pässe auf einer Höhe von bis zu 3000 m und eine Länge von insgesamt 220 km bewältigen…und Sprinti macht gut mit (s. dazu unsere Route)! Schließich landen wir nach Wochen das erste Mal wieder auf einer Höhe von „nur noch“ 100 m über Null (was sich nach der langen Zeit in der Höhe richtig gut anfühlt) und merken auch, wie sich die Vegetation ändert…wir erreichen den Regenwald! Die Flussbetten enthalten plötzlich wieder Wasser, die Lianen hängen knapp über der Straße, alles ist dicht und grün bewachsen, wir fahren nun vorbei an Mangobäumen und Bananenstauden. Draußen riecht es nicht mehr nach Abgasen, sondern nach Bäumen und Blumen…da atmen wir doch mal tief durch! Auch die Temperatur und Luftfeuchtigkeit ändern sich…hatten wir doch zuletzt um die 20-25 Grad und eine sehr trockene Luft, liegen wir nun bei 30-40 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von bis zu 95%…ohne jegliche Abkühlung in der Nacht. Aber es ist lange nicht mehr so staubig wie in den letzten Monaten und das gefällt uns schon mal sehr gut!

Und nun, am Abend dieses aufregenden Tages und nach den nervenaufreibenden Tagen zuvor, sitze ich nun hier im Sprinter und schreibe diese Zeilen für Euch, während mir der Schweiß von der Stirn läuft und die Musik der benachbarten Bar zu uns herüberschallt. Warum wir nicht draußen sitzen, fragt Ihr Euch? Die Antwort lautet: Kleine schwarze Viecher, die nur halb so groß sind wie Mücken und beißen als wären sie doppelt so groß. Unabhängig von der Temperatur (von den 8 Grad sind wir gerade wirklich meilenweit entfernt!) haben Mexiko und Kanada also auch ihre Gemeinsamkeiten.

Morgen geht es dann für uns weiter…also drückt uns und Sprinti die Daumen, dass weiterhin alles reibungslos läuft!

Habt eine schöne Woche!

Reiseberichte Mexiko

Mit Freunden in Oaxaca (#040)

12. März 2023

– Wellness für Sprinti –

Wir verlassen Cholula und fahren durch die Berge Richtung Oaxaca (s. dazu unsere Route). Auch hier tragen Staat und Hauptstadt wieder den gleichen Namen. Und dieser setzt sich aus zwei Begriffen zusammen: huāxin bedeutet „Weißkopfmimose“, eine Pflanze, die in dieser Region sehr verbreitet ist (ich hätte zugegebenermaßen bei „Mimose“ eher an etwas anderes gedacht) und dem Wort yacatl, was wörtlich „Nase“bedeutet. Demnach würde der Name „der Ort an der Spitze der Weißkopfmimose“ bedeuten. Eine sprachliche Anpassung der spanischen Eroberer hat dann letztendlich zum aktuellen „Oaxaca“ geführt.

Alles klar, dann wissen wir da jetzt also auch Bescheid!

Schon der Weg dorthin, hält die ein oder andere Überaschung für uns bereit. So geht es auf einer Höhe von 1500-2000 m immer wieder auf und ab und vor uns liegt eine durchaus schöne Landschaft. Es wird auf der Straße wieder einmal überholt was das Zeug hält (egal ob mit Gegenverkehr oder bei Überholverbot) und so manch ein Fahrzeug hat auch wieder eine ganz besondere Ladung an Bord…so wie der Pick-Up vor uns, der sage und schreibe acht Mulis auf seiner dann doch recht kleinen Ladefläche transportiert. Die sind davon übrigens glaube ich auch nicht so begeistert.

An diesem Tag führt uns unser Weg in ein Nachbardorf der Stadt Oaxaca, das den Namen trägt „Santa Maria del Tule“ (kurz: El Tule oder einfach nur Tule) und das laut der Vereinten Nationen zu den Orten mit der höchsten Lebensqualität in Mexiko gehört. Ja, das klingt doch schon mal hervorragend! Wir steuern den Campingplatz „El Rancho“ an und finden dort ein schönes Plätzchen, auf dem es sich sehr gut verweilen lässt. Besonders gefällt uns, dass wir dort auch Michaela und Peter (exploring509) wiedertreffen und wir lernen dort auch deren Freunde Julie und Marcus (Tuck’s Truck) aus England sowie Heinz (Keine Wohnung in Deutschland) aus der Nähe von Cloppenburg kennen. So verleben wir dort eine wirklich schöne Zeit zusammen.

Der Ort Tule ist auch bekannt für etwas ganz Besonderes…nämlich den Arbol de Tule…der Tule-Baum. Der Tule-Baum hat den größten Stammdurchmesser der Welt und ist somit auch eines der größten Lebewesen der Erde. Sein wahres Alter ist unbekannt, aber Schätzungen zufolge beträgt es mehr als 2000 Jahre. Es handelt sich um eine „Ahuehuete“ (eine mexikanische Sumpfzypresse) mit einem Kronenumfang von etwa 58 Metern und einer Höhe von 42 Metern. Bei einem Stamm mit einem Durchmesser von 14 Metern wären schätzungsweise mindestens 30 Personen mit ausgebreiteten Armen nötig, um ihn umfassen zu können und etwa 500 Personen passen in seinen Schatten. Sein Volumen wird auf etwa 816.829 m³ geschätzt, bei einem Gewicht von etwa 636 Tonnen. Jeden zweiten Montag im Oktober wird hier der „Tag des Tule-Baums“ gefeiert, denn dieser Tag ist ausschließlich diesem gewaltigen Stück Natur gewidmet und somit hat dieser Baum, der ebenfalls zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, sogar sein eigenes Fest. Wir schlendern durch das schön angelegte Örtchen, vorbei an der Kirche, bei der die Glocken noch von Hand geläutet werden und erreichen dann auch den gigantischen Tule-Baum…

Auch der Stadt Oaxaca statten wir einen Besuch ab. Oaxaca, genauer gesagt „Oaxaca de Juárez“, ist wie erwähnt, die Hauptstadt des mexikanischen Bundesstaates Oaxaca und liegt in einem Tal der Sierra Madre del Sur, rund 1550 Meter über dem Meeresspiegel…zum Glück nicht mehr „ganz so hoch“. Hier bekommen wir nach Covid definitiv wieder besser Luft zum Atmen…sehr gut! Oaxaca hat rund 259.000 Einwohner und ist ebenfalls im spanischen Kolonialstil erbaut.

Wir können so viel verraten…es wird wieder bunt!

Auch Musik und Tanz wird hier mal wieder großgeschrieben…

Wir schlendern durch die Straßen, gönnen uns ein Eis (was zugegebenermaßen nicht so lecker schmeckt), finden uns auf Märkten wieder, kaufen Brot in einer Bäckerei, die es mit einer Europäischen wirklich aufnehmen kann (yippieh, endlich mal wieder gutes Brot!) und lassen uns vom Treiben der Stadt mitreißen. Obgleich mehrere Erdbeben die Stadt in den vergangenen Jahrhunderten trafen und dadurch auch viele ältere Gebäude zerstört wurden, macht das Zentrum einen relativ unversehrten Eindruck und gehört auch heute noch zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Dann geht es für uns ins „Museum der Kulturen“, das inmitten der Stadt und direkt an der Kathedrale liegt (die ist an diesem Tag leider geschlossen). Aber auch das Museum befindet sich in einem schönen Gebäude mit einem besonderen Innenhof. So flanieren wir dadurch und lassen erneut die mexikanische Geschichte auf uns wirken.

Dann packt uns der Hunger! Also suchen wir uns ein schönes Restaurant (Zandunga), was in einem Innenhof gelegen ist. Dort stoßen wir auf unseren heutigen 20. Jahrestag an…der absolute Wahnsinn, wie die Zeit vergeht…20 Jahre! Was waren wir doch noch jung damals, auch wenn man sich ja schon sooo erwachsen gefühlt hat mit Anfang 20. Wenn man darüber nachdenkt, was seitdem alles passiert ist und was man gemeinsam erlebt hat, dann ist das schon enorm. Also auf die nächsten 20 Jahre…mindestens!

Dann geht es für uns mit dem Bus zurück zum Campingplatz und selbst das ist schon ein Abenteuer. So hält der Bus an Haltestellen auch nur an, wenn man am Straßenrand stehend die Hand hebt, währenddessen er teilweise auch an Stellen anhält, an denen sich keine Bushaltestelle befindet, dort aber evtl. ein paar Leute stehen, die mitfahren wollen. Zusätzlich sind die Türen während der Fahrt meist geöffnet, damit ein kleines Lüftchen weht, was allerdings gar nicht mal so ungefährlich ist, wenn man die Straßenverhältnisse und den Fahrstil der Busfahrer betrachtet. Glücklicherweise kommen wir aber heil und auch an der richtigen Stelle (tatsächlich ohne Bushaltestelle) an.

Unsere nächsten Tage sind ebenfalls voll ausgebucht. So bleiben wir zwar am Campingplatz, haben aber jede Menge zu tun. Denn auch Sprinti bekommt mal wieder ein wenig Pflege. Wir reinigen den Luftfilter, die Lambdasonde und die Drosselklappe, tauschen einmal alle Reifen durch, damit sie gleichmäßiger abgefahren werden und es wird tatsächlich erneut Zeit für neue Stoßdämpfer. Ja, richtig gelesen…Stoßdämpfer! Hatten wir doch die letzten erst vor vier Wochen in Teotihuacan bekommen (s. dazu auch Artikel „Von Mumien, Silberminen und Schmetterlingen #037“). Wie sich jetzt herausgestellt hat, waren die allerdings nicht neu (wie man uns gesagt hat), sondern lediglich aufgearbeitet (auch das kann einem hier in Mexiko passieren) und dies hat sich auf den letzten Kilometern durch die Berge auch ordentlich bemerkbar gemacht…sind wir doch nach jeder Bodenwelle (und davon gibt es hier einige) ordentlich nachgewippt. Also statten wir hier in Tule einer Werkstatt, die glücklicherweise viele gute Bewertungen von anderen Reisenden hat, einen Besuch ab und bekommen ein paar Tage später andere Stoßdämpfer…und ja, dieses Mal sind sie neu und auch passender für Sprintis Gewicht (wir haben dieses Mal vorsichtshalber großzügiger kalkuliert). Es handelt sich zwar nicht um original Mercedes-Stoßdämpfer, aber die bekommen wir hier auf die Schnelle auch nicht. Sämtliche Ersatzteile sind hier zum einen wesentlich teurer als in Deutschland, zum anderen hängen die Pakete oft wochenlang im Zoll fest. Auch das ist eine Herausforderung auf Reisen…man muss sich den Gegebenheiten und auch den Gepflogenheiten anpassen bzw. mit ihnen klarkommen. So kann man den Menschen oftmals nur Vertrauen schenken und meistens hat man Glück…manchmal aber auch nicht. Also jetzt diese Variante…und ich freue mich tatsächlich, als ich auf der Verpackung das deutsche Wort „Stoßdämpfer“ lese. Ich hoffe jetzt mal, das spricht für Qualität!

Mit der Hilfe von Peter (Michaelas Peter) und Marcus pimpen wir zusätzlich noch unser Starlink auf und montieren es aufs Dach. Ohne Starlink wäre es hier fast unmöglich regelmäßig Artikel für Euch zu erstellen und hochzuladen, daher hatten wir uns das auf der Baja angeschafft. Hier auf der Reise gibt es quasi kaum jemanden, der sich nicht auch über diesen Weg Zugang zur Welt des Internets beschafft. Die Herausforderungen für unsere Montage auf dem Dach sind allerdings: wir benötigen ein Behältnis für den Empfänger, dieser muss sicher und fest angebracht sein, er darf sich nicht mehr selbst ausrichten, da der Empfänger ja fest verbaut ist, die Oberfläche darf nicht abgeschirmt sein, damit wir auch Empfang haben (und das auch während der Fahrt und egal wo wir stehen), wir benötigen eine wasserdichte Kabeldurchführung (schließlich bohren wir durch Sprintis Dach) und die zu bekommen, gestaltet sich hier in Mexiko durchaus schwierig…Ihr seht schon, alles gar nicht so einfach! Dank Peter und Marcus, die ihr Starlink bereits ebenfalls aufs Dach montiert haben, bekommen wir es aber hin…yippieh! Zukünftig wird also einem einwandfreien Internetempfang, egal wann und wo, hoffentlich nichts mehr im Wege stehen. Einen riesen Dank nochmals an Peter und Marcus für Eure Hilfe!!!

Am nächsten Tag steht Michaelas Geburtstag an und so verleben wir einen schönen Tag ganz im Sinne des Wiegenfestes. Wir starten den Tag mit selbstgemachten Pancakes (danke Julie!) und beenden ihn mit dem ein oder anderen Tequila (der aus Tequila natürlich!). Es könnte also definitiv schlechter sein!

Die letzten Tage sind tatsächlich wie im Fluge vergangen, waren sie doch vollgestopft mit diversen Dingen, die es zu erledigen galt…aber was sein muss muss sein! Und wir hatten auch eine wirklich sehr schöne Zeit mit Heinz, Michaela, Peter, Julie und Marcus! Bis hoffentlich ganz bald, Ihr Lieben!

Dann heißt es auch schon wieder Abschied nehmen von unserem Campingplatz hier in Tule…das ist zumindest der Plan.

Aber wie heißt es so schön: „Während Du Pläne schmiedest, fällt Dein Schicksal lachend vom Stuhl!“

Fortsetzung folgt…