Browsing Tag

Creel

Reiseberichte Mexiko

Das nennt man dann wohl Glück im Unglück (#034)

29. Januar 2023

– Kupfercanyon, Chihuahua –

Wie schon im letzten Artikel erwähnt, ist der Ort El Fuerte auch Ausgangspunkt für eine ganz besondere Tour, die wir nun vorhaben. Unser Plan ist es mit dem Zug „El Chepe“ weiter ins Landesinnere zu fahren, genauer gesagt in den Staat Chihuahua, denn dort liegt der „Barranca del Cobre“ (die „Kupferschlucht“ oder auf Englisch auch „Copper Canyon“). Ein Canyon, der etwa 25.000 km² Fläche, 1800 m Tiefe und 50 km Länge bemisst, ist eines der größten Schluchtsysteme Nordamerikas und damit sage und schreibe viermal so groß wie der bekannte Grand Canyon in den USA…und der war ja schon ordentlich! Zudem ist er Teil des traditionellen Lebensraums des indigenen Volks der Tarahumara, die für ihre Fähigkeiten berühmt sind, Langstreckenläufe durch Wüsten, Schluchten und Berge zu unternehmen. Die Tarahumara, die Apachen und ca. 90 andere Stämme lebten einst in der Region des heutigen Staates Chihuahua. Doch als die spanischen Eroberer in Batopilas Silberminen entdeckten, wurden die Tarahumara zur Arbeit in den Minen gezwungen und flüchteten daraufhin in die versteckten Täler der Barrancas. Daraufhin ereigneten sich die schlimmsten Kämpfe und blutigsten Aufstände der mexikanischen Geschichte auf ihrem Land. Ab 1607 versuchten die Jesuiten und Franziskaner, die Tarahumara zu bekehren. Einer der ersten Jesuiten dort versuchte, sie mit Gewalt zu missionieren, worauf sie sich bewaffnet zur Wehr setzten. Man sagt von ihnen, dass sie wahrscheinlich die einzige Gruppe von Indigenas sind, die nie unterworfen wurde. Durch ihre isolierte Lebensweise konnten die Tarahumara ihre Traditionen erhalten, so wohnen viele noch immer in Höhlen und bauen Mais und Bohnen an.

Diesen besagten Kupfercanyon wollen wir uns nun mal genauer anschauen und der Grund, dass wir überhaupt nach El Fuerte gekommen sind, war nicht etwa El Zorro (s. dazu auch Artikel „Wir erreichen das mexikanische Festland #033“), sondern, dass dort ein ganz besonderer Zug vorbeikommt, der uns zum Canyon bringt. Dieser Zug nennt sich „Ferrocarril Chihuahua al Pacifico“ (kurz genannt „El Chepe“). Die Zugstrecke ist eingleisig, nicht elektrifiziert und gilt als eine der spektakulärsten weltweit. Sie wurde zwischen 1861 und 1961 für den Güterverkehr gebaut, um Mais, Getreide und Kupfer zu den Häfen zu transportieren. 1940 wurde dann der Reiseverkehr aufgenommen und somit stellt El Chepe heute den einzig regulären Reisezug in ganz Mexiko dar. Es gibt zwei Arten des El Chepe-Zuges…einmal den rustikaleren „El Chepe Regional“ und den luxuriöseren „El Chepe Express“, die jeweils nur dreimal die Woche fahren. Hier Tickets zu bekommen war also gar nicht so einfach, erst Recht, da der Verkauf nur in wenigen Orten stattfindet und der Online-Vertrieb nicht wirklich gut funktioniert. Nach stundenlangem Email-Verkehr mit der Ticket-Firma, haben wir dann aber endlich Glück. Wir werden die Strecke also von El Fuerte nach Creel befahren, wo wir vier Tage bleiben werden. Dabei nehmen wir auf dem Hinweg den Regional-Zug und auf dem Rückweg den Express. Sprinti wartet also am Campingplatz und für uns bedeutet das nach langer Zeit mal wieder vier Übernachtungen in einem Hotel… und dies heißt zudem: Wir müssen Tasche packen…weil wir dieses Mal unser rollendes Zuhause nicht dabei haben werden. 

Am nächsten Morgen ist also frühes Aufstehen angesagt, da El Chepe bereits um 8 Uhr in El Fuerte einlaufen soll. Maria, die Besitzerin unseres Campingplatzes, ist so lieb und bringt uns bereits um 7.15h zum Bahnhof. Da das mit Pünktlichkeit in Mexiko so eine Sache ist (hier kann es auch durchaus sein, dass der Zug einfach vor der geplanten Uhrzeit weiterfährt), wollen wir bloß nicht zu spät sein. Und so stehen wir mit Sack und Pack bei Temperaturen um den Gefrierpunkt (und dabei wird es hier tagsüber um die 25 Grad) morgens am Bahnhof…aber wir sind nicht allein, die große Gruppe Kanadier und US-Amerikaner von unserem Campingplatz ist ebenfalls mit an Bord. Mit ihnen hatten wir bereits in den letzten Tagen Kontakt geknüpft. Dann rollt er ein der El Chepe und das sogar pünktlicher als gedacht. Wir haben feste Sitzplatzreservierungen in Wagen Nummer 1 und teilen unsere Wagon mit nur rund sechs anderen Gästen. So können wir uns nach rund 15 Minuten umsetzen, da unser reservierter Platz zur einen Hälfte zwischen zwei Fenstern liegt und zur anderen Hälfte eine milchig beschlagene Scheibe hat…was definitiv nicht optimal ist, wenn man sich auf einer der schönsten Bahnstrecken der Welt befindet. Aber mit dem neuen Platz ist es besser. Mit uns im Wagon befinden sich ebenfalls ein Schaffner, ein Bauarbeiter für Schienen & Co und ein Sicherheitsmann, der mit einer Pistole und einem Sturmgewehr ausgestattet ist. Letzteres legt er übrigens auch gerne unbeobachtet oben auf die Ablage wenn er mal das Abteil verlässt (während der Umhägegurt fröhlich herunterbaumelt)…ja Prost Mahlzeit! 

So vergehen die nächsten Stunden, in denen wir einen Höhenunterschied von rund 2400 m bewältigen (also zum Glück nicht wir, sondern El Chepe!) sowie 37 Brücken und 87 Tunnel passieren. Um gute Fotos zu erhaschen, halten sich viele Passagiere auch immer wieder an den Ausgängen zwischen den Abteilen auf, da dort die oberen 60% der Tür einfach aufgeklappt sind (quasi wie bei einem Pferdestall) und somit eine freie Sicht nach draußen gewährleistet ist. Man muss zwar aufpassen, wenn man an Bäumen, Sträuchern etc. vorbeifährt, damit man keine unliebsamen Bekanntschaften macht und der untere Teil der Tür ist übrigens nur mit einem einfachen Schieberegler verschlossen, aber glücklicherweise öffnet sich die Tür Richtung Wageninneres…viva México! So treffen wir auch immer wieder unsere amerikanischen Camperfreunde, die sich in Wagen 2 aufhalten. Wir fahren durch tolle bergige Landschaften, die definitiv jedes Foto wert sind…

Nach ca. 6 Stunden erreichen wir den Ort Divisadero, an dem man einen ersten Blick in den Canyon erhaschen kann. Damit die Passagiere dort ca. 200 m zum Abgrund laufen und diese riesige Schlucht bewundern können, hält der Zug dort ganze 10 Minuten. Während Peter im Wagen wartet und auf unsere Taschen aufpasst, renne ich mit dem Handy bewaffnet raus. Ich quetsche mich durch die Menschenmassen am Bahnsteig…viele Leute steigen aus und ein und andere möchten, wie ich, zum Canyon. Dazu laufen Straßenhunde neben und unter dem Zug her, viele Essensstände sind aufgebaut, an denen die Menschen für Tacos oder Tamales Schlange stehen. Auch Tarahumaras verkaufen dort ihre Kleinhandwerkskunst. Ich schlängel mich also durch die Massen, renne eine unebene alte Steintreppe hinunter, überquere eine Straße und erreiche dann den wunderschönen Canyon. Nach einigen wenigen Fotos renne ich dann lieber wieder zurück Richtung Zug, als Peter mich auch noch anruft, wo ich denn bleiben würde…es ist einfach immer noch alles proppevoll. Proppevoll ist nun übrigens auch unser Abteil, so dass Peter zwischzeitlich samt Gepäck wieder zu unseren Ursprungsplätzen zurück wandern musste. Ziemlich abgehetzt kehre ich zu ihm zurück. Nur kurze Zeit später ertönt das laute Signalgeräusch von El Chepe und dann setzt er sich auch schon wieder in Bewegung. 

Nach rund 8,5 Stunden Zugfahrt und über 300 Kilometern erreichen wir unser Ziel…das Städtchen Creel, was ebenfalls als Pueblo Mágico (magischer Ort) geführt wird. Creel liegt auf einer Höhe von ca. 2330 m und besitzt etwa 5.000 Einwohner. Als wir aus dem Zug aussteigen, fühlt es sich direkt an als wäre man in einem Ort in den Alpen…mit mexikanischem Touch natürlich. Es herrschen Temperaturen knapp über 0 Grad und jeder ist in eine dicke Jacke, Mütze und Handschuhe gehüllt…zum Glück haben wir das auch alles dabei. Unser Hotel ist fußläufig zu erreichen und so führt unser Weg uns über eine relativ kleine Hauptstraße mit vielen bunten Häusern. Auf den Straßen tummeln sich dutzende Straßenhunde, die alle sehr freundlich und nicht aufdringlich sind. Bisher sind wir in Mexiko schon sehr vielen Straßenhunden begegnet…egal ob in den Städten, an vielbefahrenden Straßen oder am Strand…die gehören hier einfach dazu. Es handelt sich oftmals um wirklich sehr schöne und liebe Tiere, die zum Teil gut, manchmal auch weniger gut genährt aussehen. In einigen Gegenden gibt es spezielle Hilfsorganisationen, die sich um die Gesundheit und die Kastration der Hunde kümmern, um alles in gesunde Bahnen zu führen. Wir erfahren, dass es hier in Creel und Umgebung gar keinen Tierarzt gibt, was sich auch im Stadtbild wiederspiegelt. Wir kennen viele Reisende, die im Laufe ihrer Tour plötzlich einen Reisebegleiter haben…weil dann doch das Herz weich wird, beim Anblick dieser schönen und evtl. hilfsbedürftigen Tiere. Peter hat mich vor der Reise immer damit geneckt: „Wie wäre es mit einem Chihuahua aus Chihuahua?“ Jetzt sind wir zwar in Chihuahua…aber da wäre mir ein Neufundländer aus Neufundland oder ein Labrador aus Labrador lieber gewesen…schließlich sind wir in Kanada an beiden Zielen fast vorbeigekommen. 

Dann erreichen wir unser Hotel, checken ein, erkunden ein wenig den Ort und gehen etwas essen. Glücklicherweise hat unser Hotelzimmer eine Klimaanlage, die auch heizen kann, denn hier besitzen die meisten Häuser einfach keine Heizung. So erreichen wir nach einigen Stunden eine einigermaßen angenehme Temperatur im Zimmer, bei der es sich gut schlafen lässt, während draußen Temperaturen unter dem Gefrierpunkt herrschen. 

Am nächsten Morgen machen wir uns mit unserem Guide Ana auf eine Quad-Tour (wir waren zuvor noch nie mit einem gefahren) und erkunden die Gegend um Creel. So fahren wir durch die Heimat vieler Tarahumaras und kommen dabei in das „Valley of Mushrooms“ und in das „Valle de las Ranas“, die gemäß ihres Namens Felsformationen vorweisen, die an einen Pilz oder einen Frosch erinnern. Diese Felsformationen sind vor langer Zeit durch Lavaströme entstanden. Einen weiteren Stopp legen wir an der San Ignacio Mission ein, die im 18. Jahrhundert von Jesuiten erbaut und von den spanischen Eroberern übernommen worden ist. Dann führt uns Ana auch zum See Arareco, der viele Jahre auch der Versorgung Creels diente. Weiter geht’s zum „Valle de la Montura“. Dort entdecken wir ebenfalls Felsformationen, aber eine beeindruckender als die andere. Ihren Namen haben sie erhalten, weil sie an betende Mönche erinnern. Wie uns Ana verrät, erinnert die Einheimischen die Form eher an etwas anderes, auf das ich hier allerdings nicht näher eingehen möchte :). Wir erklimmen den Berg und genießen die tolle Aussicht umgeben von gewaltigen Felsen. Da es an diesem Tag, trotz strahlendem Sonnenschein, so extrem windig ist, können wir (wie auf den Fotos unschwer zu erkennen ist) unsere „Skibrillen“ nur selten abnehmen. Der Wind pfeift und der Staub wirbelt umher, so dass ich mich auf dem Quad so manches Mal hinter Peter verstecke…wie praktisch, dass er so groß ist! Ansonsten ist es auf jeden Fall ratsam den Mund geschlossen zu halten. Ich versuche somit unter erschwerten Bedingungen und jede Menge Geruckel möglichst gute Fotos für Euch zu schießen, während Peter uns sicher durch die Gegend kutschiert. Nach einigen Stunden kehren wir nach Creel zurück, gehen etwas Leckeres essen und lassen den Tag im warmen Hotelzimmer ausklingen, schließlich ist für den nächsten Tag eine Tour mit dem Motorroller in den Canyon geplant. 

Aber zu früh gefreut…über Nacht hat es doch tatsächlich geschneit…und das in einer Gegend, die eigentlich keinen Schnee kennt, da Niederschläge hier nur in der Regenzeit im Mai/Juni vorkommen. Also werden die Straßen hier weder geräumt noch gestreut und so sind Straßen und Bürgersteige die reinste Rutschpartie. Also heute besser keine Tour mit dem Motorroller! Wir erhalten den Tipp, dass wir unser Ziel vielleicht auch mit dem Bus erreichen könnten, also ab zum Busbahnhof. Dort erfahren wir dann, dass aufgrund der Glätte die Straße für den Bus nicht befahrbar ist. Ein Taxifahrer zeigt uns ein Bild von einem querstehenden LKW, der ins Schlittern geraten ist und nun die gesamte Straße versperrt. Wir haben also keine Chance…dann soll es wohl nicht sein! Vielleicht sieht es morgen ja schon wieder anders aus! 

Und es sieht anders aus…nach einer Nacht mit Temperaturen von -4 Grad, ist am nächsten Vormittag der Schnee und das Eis dennoch so gut wie weggetaut und so mieten wir uns bei strahlendem Sonnenschein zwei Motorroller, um in den Canyon zu fahren. Dieses Mal sind wir ohne Guide unterwegs…nur Peter und ich…und die zwei Motorroller. Ich muss gestehen, ein wenig nervös bin ich schon. Ich besitze zwar einen Motorradführerschein, aber gefahren bin ich das letzte Mal vor über 20 Jahren und auf einem Motorroller habe ich tatsächlich noch nie gesessen. Aber das wird schon „schiefgehen“! Da man in Mexiko nur in großen Städten einen Motorradhelm haben muss und die Mexikaner ansonsten beim Fahren einfach nichts auf dem Kopf tragen, erhalten auch wir keinen „regulären“ Helm. Stattdessen bekommen wir aus Sicherheitsgründen einen Fahrrad- und einen Skihelm (na ja, besser als nichts!). Zusätzlich leihe ich mir auch wieder die Skibrille von der Quad-Tour aus (die hat sich bei all dem Staub hier bewährt) und Fahrrad-Handschuhe erhalten wir ebenfalls. Dann geht es los…und ich muss sagen, ich finde mich schnell mit dem Roller zurecht…und Peter tut das ja sowieso…er kann sowas einfach. Wir fahren durch Berg und Tal und die Straße schlängelt sich durch den Canyon. Wir kommen vorbei an riesigen Felsformationen und tollen Landschaften. Freilaufende Rinder, Esel, Pferde und Schweine kreuzen unseren Weg, wir kommen vorbei an ausgebrannten Autos am Wegesrand und beobachten wie Tarahumara-Frauen im Fluss auf einem Waschbrett Wäsche waschen. Schon aus der Ferne erkennt man sie an ihrer traditionellen farbenfrohen Kleidung. Ich könnte unentwegt Fotos machen, um Euch an all dem teilhaben lassen zu können, aber auf dem Roller bietet sich das nun mal nicht so an. Wir nehmen uns für den Rückweg vor Foto-Stopps einzulegen. 

Gesagt…getan! Oder sagen wir mal so…es war zumindest geplant! 

Wir befinden uns gerade auf dem besagten Rückweg als ich rechts ein schönes Fotomotiv mit tollen Felsen in der Ferne entdecke und Peter ein Zeichen zum Anhalten gebe. Ich blinke rechts und bremse ab…allerdings nicht mit der Hinterrad-, sondern tatsächlich mit der Vorderradbremse. Und dann passiert es! Auf sandigem Schotteruntergrund rutscht das Vorderrad weg und ich mache eine ordentliche Bruchlandung. Ich falle auf die rechte Seite und ramme mir meinen Arm in die Rippen, so dass ich zuerst keine Luft mehr bekomme. Zum Glück spüre ich nirgends einen Schmerz, so dass schon alles gut sein wird. Das nennt man dann wohl Glück im Unglück, würde ich sagen! Mein Handy allerdings ist schrott und somit auch alle Fotos, die ich bis dato an diesem Tag gemacht habe…was ein Mist aber auch! Wenn wir Glück haben, ist nur das Display (was so richtig schön zersplittert ist) kaputt und das Handy an sich funktioniert noch…dann ließen sich die Fotos vielleicht noch retten. Auch für alles weitere wäre das gut, läuft doch z.B. WhatsApp, mein Banking, Korrespondenz mit Versicherungen etc. oder Sämtliches, bei dem man eine Bestätigungs-Sms erhält, um sich zu legitimieren, über dieses Handy. Dies alles neu zu beantragen und zu ändern und das hier aus dem Ausland, wäre nicht nur nervenaufreibend, sondern auch extrem zeitaufwendig…und sicherlich auch kostspielig. Da das Handy reagiert, wenn ich Tasten betätige (auch wenn man nichts sehen kann) hoffen wir, dass tatsächlich nur das Display kaputt ist. Das wäre dann wohl wieder Glück im Unglück. Nur wo finden wir jemanden, der ein Display für mein Pixel-Handy vorrätig hat, welches hier in Mexiko absolut kein gängiges Modell ist?! Na ja, Hauptsache mir ist nicht mehr passiert! Beim Roller ist am Lenkrad eine Stange verbogen, an dem der Blinker befestigt ist. Dieser wiederum funktioniert aber einwandfrei. Auf der rechten Seite hat der Roller gefühlt die 57. und 58. Schramme erhalten, aber das fällt bei dieser Anzahl gar nicht mehr auf. Wir hoffen dennoch, dass man uns nichts oder nur wenig in Rechnung stellt, weil auch das kann ganz schön teuer werden. Das muss jetzt nicht auch noch sein!

Nachdem der Schock ein wenig verdaut ist, schwingen wir uns wieder auf unsere Roller, damit ich auch gar nicht erst dazukomme Angst zu entwickeln. Ich muss aber gestehen, in meinem Kopf rast es, während wir uns auf den Heimweg machen. Ich werde dann aus meinen Gedanken gerissen als uns plötzlich Wachhunde laut bellend verfolgen. Ich bremse ab (dieses Mal mit der Hinterradbremse), aber als ich entdecke, dass einer der Hunde zähnefletschend fast meinen linken Unterschenkel erwischt, gebe ich Gas…aber so was von! Im Rückspiegel sehe ich, dass glücklicherweise auch Peter heil davonkommt. Hatte ich nicht gestern noch gesagt, die Hunde hier seien total lieb und unaufdringlich?! Das scheint wohl nur auf die Straßenhunde zuzutreffen…oder vielleicht hatten die Wachhunde aber auch einfach nur einen schlechten Tag heute.

Wir fahren weiter…und ich merke langsam, wie meine Rippe und mein rechtes Handgelenk anfangen zu schmerzen, was sehr unpraktisch ist, wenn man mit der rechten Hand Gas geben muss. Egal…Augen zu und durch! Nur noch kurze Zeit und wir erreichen unseren Ausgangsort Creel. 

Aber auch hier wieder…zu früh gefreut!

Plötzlich wird mein Roller immer langsamer und ich kann kein Gas mehr geben. Ich „rolle“ (hat man die Dinger deswegen so genannt?) am Straßenrand aus…ganze drei Kilometer vorm Ziel! Der Motor springt auch nicht mehr an…keine Chance! Es ist wohl wieder Glück im Unglück, dass Peter hier Handyempfang hat, denn das war im gesamten Canyon nämlich nicht der Fall gewesen. So können wir unseren Tourguide Ana, bei der wir auch die Roller gemietet hatten, anrufen. Etwa 15 Minuten später kommen uns Ana und Sebastian abholen. Und so endet unser heutiger Ausflug in den mexikanischen Kupfercanyon im Bundesstaat Chihuahua. Da die Roller-Panne nicht unsere Schuld war, ist auch von der verbogenen Eisenstange durch meinen Sturz keine Rede mehr, so dass wir finanziell nicht dafür aufkommen müssen. Glück im Unglück Nr. 35 (mindestens)! Und so verbringen wir einen ruhigen Abend im Hotel und unser Tagesfazit lautet…eine leicht geprellte Rippe, eine gestauchte Hand, ein aufgeschlagenes Knie (die Kleidung hat zum Glück gehalten und Schlimmeres verhindert) und ein kaputtes Handy…aber auch wunderschönes Winterwetter mit Wind, der einem um die Nase pfeift und einem das Gefühl von Freiheit vermittelt, viele neue Eindrücke, eine tolle Landschaft, jede Menge Abenteuer und ganz ganz viel Glück im Unglück. Eines steht fest, mein Schutzengel hatte heute einiges zu tun…aber er hat seine Sache gut gemacht! Hier die paar wenigen Fotos, die den Tag überstanden haben, da sie mit Peters Handy gemacht worden sind:

Am nächsten Morgen geht es mit El Chepe dann wieder auf den Rückweg…zurück zu Sprinti! So stehen wir bereits morgens um 7 Uhr bei -4 Grad am Bahnsteig…und das für eine geschlagene Stunde! Weil wir den Zug auf keinen Fall verpassen wollen (ansonsten müssten wir evtl. zwei Tage auf den nächsten warten), sind wir überpünktlich…und frieren uns ganz schön einen ab. Die Nacht war nicht berauschend gewesen, so hatten mich meine Wehwehchen vom Vortag ganz schön geärgert (allen voran das Handgelenk) und mich somit vom Schlaf abgehalten…so komme ich insgesamt auf ca. eine Stunde in dieser Nacht. Aber nun gut! Im Laufe des Tages bessern sich die Schmerzen ein wenig, auch wenn die Hand noch geschwollen ist. Aber ich bin optimistisch, dass wir um einen Arztbesuch drumherum kommen. Und so genießen wir ein wenig lädiert die Rückfahrt in unserem luxuriösen Chepe Express…

Acht Stunden später erreichen wir dann wieder El Fuerte und kehren „nach Hause“ zurück…zurück zu Sprinti, der sicher und wohlbehalten auf uns am Campingplatz gewartet hat. Es waren schöne Tage im Kupfercanyon und wir haben Mexiko noch einmal von einer ganz anderen Seite kennengelernt. Teilweise haben uns die Landschaften sogar an Teile von Kanada oder der USA erinnert. Gerne hätten wir Euch von der Roller-Tour noch mehr schöne Bilder gezeigt, aber das hat wohl nicht sollen sein!

So ist das halt mit dem Glück im Unglück…