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Cabo San Lucas

Reiseberichte Mexiko

Wir entdecken die Unterwasserwelt Mexikos (#030)

18. Dezember 2022

– Plötzlich Tauchscheinbesitzer –

Wir verlassen den Strand von Tecolote und fahren die Baja weiter Richtung Südwesten. So erreichen wir den 5000-Seelen-Ort Todos Santos an der Pazifikküste. Wir schlendern durch dieses schöne Dörfchen, was durch seine vielen kleinen Läden und Verkaufsstände unwahrscheinlich farbenfroh ist. Als der Hunger aufkommt, fahren wir ein Stückchen weiter zu dem Restaurant  „Hierbabuena“ etwas außerhalb, das fast alles, was es zubereitet zuvor im eigenen Garten selbst angebaut hat. Dort essen wir in einer traumhaften Gartenkulisse mit richtig leckerem (und nach den USA auch endlich wieder gesundem) Essen. Hach, so etwas gefällt uns (besonders mir)! Gut gestärkt fahren wir zu unserem Stellplatz für diese Nacht, zum Cerritos Beach, der besonders bei Surfern sehr beliebt ist. Peter hat zuletzt vor 17 Jahren (oh Gott, wir werden alt!) in Australien gesurft und spielt kurz mit dem Gedanken sich noch einmal aufs Brett zu schwingen. Da es aber dämmert und der Tag sich langsam dem Ende zuneigt, belassen wir es dabei, den anderen Surfern einfach vom Strand aus zuzuschauen.

Dann fahren wir zum südlichsten Zipfel der Baja, dort liegt der, besonders bei amerikanischen Touristen beliebte, Ort Cabo San Lucas. Mit einem Wassertaxi fahren wir entlang der Küste, vorbei an belebten und weniger belebten Stränden, hin zum „Pelican Rock“. Wie der Name schon sagt, befindet sich dort ein Felsen, der besonders bei Pelikanen (und auch Seelöwen sind mit von der Partie) beliebt ist…aber deswegen sind wir nicht hier, schließlich haben wir zuletzt unzählige Pelikane am Strand von Tecolote gesehen (s. dazu Artikel „Endlich Strand und der „Dia de los Muertos“ #029“). Was uns interessiert, ist die Unterwasserwelt um diesen besagten Felsen drumherum, da sich dort dutzende Fische im glasklaren Wasser tummeln. Allerdings tummeln sich dort nicht nur Fische, sondern auch jede Menge Menschen, die sich ebenfalls schnorchelnd anschauen wollen, was da unter Wasser so abgeht. So ist es schon irgendwie eine überlaufene Touristenattraktion, was wir ja eigentlich nicht so mögen, aber hey, so haben wir das auch mal gesehen und waren immerhin am südlichsten Punkt der Baja California. Leider besitzen wir zu diesem Zeitpunkt noch keine Unterwasserkamera, um das vernünftig für Euch filmen und fotografieren zu können, aber dazu sei gesagt…die ist bereits unterwegs! Falls jemand von Euch vorhat, ebenfalls so eine Tour zu machen, dem können wir nur den Tipp geben, dass der Boden dieser Wassertaxis durchaus nass und rutschig sein kann…ich spreche da aus Erfahrung und mein Steißbein weiß auch Wochen später noch wovon ich rede. Abends essen wir wieder in einem hervorragenden Restaurant, dem „Los Tres Gallos“…einfach der absolute Hammer!

Tags darauf verlassen wir Cabo San Lucas wieder Richtung Norden. Eigentlich wollen wir dabei am Meer entlang fahren, allerdings kommen wir, was die Offroad-Fähigkeiten anbelangt, an Sprintis und meine Grenzen (ich sage nur…was ein Schei…mit dem Steiß!) und fahren kurzerhand durch das Landesinnere zurück. So kommen wir auf dem Weg auch am „Trópico de Cáncer“, dem nördlichen Wendekreis, vorbei. Dort steht die Sonne am Mittag des Tages der jeweiligen Sonnenwende (21.06.) im Zenit. Ein Tag hat dann 13,5 Stunden, während der gleiche Tag am gegenüberliegenden Wendekreis nur 10,5 Stunden dauert. Die Wendekreise haben vom Äquator je einen Abstand von 2.609 km und sind jeweils rund 36.700 km lang. Nach dem Erreichen des Polarkreises vor ein paar Monaten in Kanada (auf dem direkten Weg ist das von hier nun rund 7.000 km entfernt), ist das nun ein weiterer Meilenstein auf unserer Reise und es wird uns bewusst, wie weit wir bereits gekommen sind…auch wenn noch sooo viel vor uns liegt. So haben wir im Norden die arktische Zone und dann weiter südlich die gemäßigte Zone durchquert und erreichen nun die Tropen. Ihr könnt Euch vorstellen, besonders Peter ist schwer begeistert 🙂

Dann erreichen wir wieder La Paz und unser Plan ist es, erneut ein paar Tage in Tecolote am Strand zu verweilen. Also ist vorher ein Großeinkauf angesagt. Spätestens im Supermarkt fällt einem auf, dass es tatsächlich kurz vor Weihnachten ist, denn bei 25 Grad und umgeben von Palmen, kommt nur bedingt Weihnachtsstimmung auf…zumindest so wie wir sie kennen mit kalten Temperaturen, Lichtern, Weihnachtsmärkten und Glühwein. Ansonsten entdecken wir im Supermarkt durchaus das ein oder andere merkwürdige oder auch bekannte Produkt…

Am Strand von Tecolote ist dann, wie man sieht und hört, gute Stimmung…

Wir lernen dort auch immer mehr Leute kennen, so z.B. Martina und Steve aus Essen mit ihrer fünfjährigen Tochter Amelie und ihrem Wohnmobil Hildegard, die seit Juli unterwegs sind und sich für die Panamericana zwei Jahre Zeit lassen wollen. Oder Olli aus Berlin, der seit einem Jahr mit seinem roten Mercedes Bremer hier in Mexiko unterwegs ist. Auch lernen wir den Holländer Kaj kennen, der seit 18 Jahren in Mexiko lebt und am Strand Schmuck verkauft. Wir sind immer wieder erstaunt, wie unterschiedlich Lebensmodelle aussehen können und auf wie viele interessante Menschen wir treffen.

Dann stellen wir dort am Strand fest, dass sich das Wasser bei Ebbe mehr zurückzieht als sonst und sich dadurch plötzlich Sandbänke auftürmen, die zuvor noch nicht da waren. Als wir am nächsten Morgen gegen 7 Uhr aufwachen und aus reiner Neugier das Rollo unseres Fensters heruntermachen, um aufs Meer zu schauen, hat sich nicht nur das Verhalten des Meeres bei Ebbe verändert, sondern auch bei Flut…die Wellen machen plötzlich erst kurz vor Sprinti halt. Wir springen aus dem Bett und schaffen es in letzter Minute Sprinti wegzufahren, ohne dass wir im Sand bzw. im Meer steckenbleiben. Auch bei anderen Campern sieht es heikel aus, aber alle scheinen rauszukommen. Die Bars am Anfang des Strands sind allerdings ziemlich überspült, aber so wie das aussieht, sind die das gewohnt, da das Hochwasser einfach mit den Mondphasen zu tun hat und somit monatlich wiederkehrt.

Wir schaffen es also noch rechtzeitig weg vom Strand zu kommen, aber das hatten wir eh vor, denn wir haben einen neuen Plan…wir lernen tauchen! Von Martina und Steve haben wir viel über das Tauchen gehört und weil es hier einfach so viele Tiere live zu erleben gibt, bietet es sich in Mexiko absolut an die Unterwasserwelt zu erkunden. Sie empfehlen uns die Tauchbasis „Sea Lions Dive Center“ in La Paz und wir wollen uns da erstmal nur erkundigen. Also nichts wie hin! Von wegen „erkundigen“…nach einer Stunde vor Ort haben wir für uns beide den „Open Water-Tauchkurs“ gebucht. Es ist Montag und weil die Wetterverhältnisse in dieser Woche gut sind, soll es bereits am Mittwoch losgehen (also das geht jetzt aber fix!). Die Theorie können wir über die App lernen und müssen anschließend dafür eine schriftliche Prüfung in der Tauchschule ablegen. Also pauken Peter und ich den kompletten Dienstag was das Zeug hält. Wir lernen u.a. zu berechnen wie sich der Wasserdruck bei steigender Tiefe verhält, was beim Ab- und Auftauchen zu beachten ist, welche Gefahren auch von körperlicher Seite her beim Tauchen drohen und noch so einiges mehr. Inhaltlich also durchaus anspruchsvoll. Am nächsten Tag geht es für uns dann schon früh am Morgen zur Tauchbasis, unsere erste Praxiseinheit steht an. Bevor wir damit starten, wollen Peter und ich allerdings erst noch den theoretischen Teil abschließen und bitten um die Prüfungsbögen. Das scheint nicht Usus zu sein und so ernten wir erstaunte Blicke von den Tauchlehrern, dass wir schon soweit sind. Wir bekommen die Bögen und nach 15 Minuten und jeweils 50 Fragen später gratuliert man uns beiden zur bestandenen Theorieprüfung mit je 100%…yippieh! So kann es weitergehen! Für uns heißt es jetzt: Ab in den Pool! Dort findet mit unserer bezaubernen Tauchlehrerin Carmen unsere erste Praxiseinheit statt. Wir haben das Glück, dass es in diesem Kurs keine anderen Tauchschüler gibt und so haben wir Carmen ganz für uns alleine. Schnell lernen wir wie wir unser Equipment selbstständig prüfen und zusammenbauen und schon kurze Zeit später finden wir uns in voller Montur mit Tauchanzug, Weste, Gürtel, Gewichten, Tauchflasche, Atemgeräten, Schwimmflossen und Taucherbrille im Pool eines benachbarten Hotels wieder. Und los geht´s! Es ist durchaus gewöhnungsbedürftig unter Wasser mit den Atemgeräten zu atmen. Wir hatten zuvor schon öfter mal geschnorchelt, aber das ist doch irgendwie etwas anderes. Auch die rund 25 kg Gewicht, die man zusätzlich mit sich trägt (als ob das so nicht schon genug wäre!) muss man lernen zu handeln, aber im Wasser geht das ja schon mal leichter. Die folgenden Stunden verbringen wir damit, unter Wasser sicherer zu werden und führen auch viele Übungen durch, die uns im Ernstfall weiterhelfen. So z.B. wenn Wasser in die Brille gerät oder wir diese kurzzeitig sogar verlieren, wie wir uns unter Wasser verständigen und uns gegenseitig mit Luft versorgen können, wenn dem Anderen, aus welchem Grund auch immer, keine Luft mehr zur Verfügung steht und wie mit dem Druckausgleich umzugehen ist oder wie wir zur Not auch ohne Luft wieder an die Wasseroberfläche gelangen können.

Am nächsten Tag heißt es für uns dann: Ab ins Meer! Wir fahren mit einem Boot raus und haben noch eine andere Tauchgruppe mit an Bord, die aber schon einige Tauchgänge auf dem Buckel hat und daher mit ihrem eigenen Guide unterwegs ist. Wir haben unsere Carmen also wieder ganz für uns. Ich muss zugeben, anfangs ist es durchaus gewöhnungsbedürftig in die Tiefe des Meeres abzutauchen wohlwissentlich, dass man aufgrund des Druckunterschieds nicht einfach so schnell wieder auftauchen kann wenn irgendetwas ist, sondern dass dies nur mit etwas Zeit und ganz gemächlich passieren darf. Wir können uns aber beide darauf einlassen und auch mit dem Druckausgleich in den Ohren funktioniert es in der Tiefe gut. Wir wiederholen die Übungen vom Vortag und auch das ist im Meer noch mal eine andere Nummer. Aber wir bekommen es gut hin und können so die Tierwelt in der Tiefe genießen. Atemberaubende Fische in unterschiedichster Form und Farbe schwimmen um uns herum und auch Seelöwen flitzen an uns vorbei. Wir machen an diesem Tag zwei Tauchgänge und kommen auf eine Tiefe von 9,9 m.

Auf dem Rückweg dann ein weiteres Highlight…unser Boot wird begleitet von einem ganzen Schwarm an Delfinen. Ich bin total aus dem Häuschen, weil ich immer schon mal Delfine sehen wollte, es aber bisher nie geklappt hat. Yippieh!

Tags darauf geht es erneut für zwei weitere Tauchgänge raus aufs Meer. Und was wir da erleben, ist der absolute Wahnsinn! In einer Tiefe von 20,2 Metern stoßen wir auf ein altes Schiffswrack, dass in den 70er Jahren als chinesisches Flüchtlingsschiff diente und dann dort versenkt wurde. Es ist beeindruckend zu sehen, wie das Schiff vom Meer vereinnahmt wurde und wie dort neuer Lebensraum entstanden ist. Wir sehen, wie es sich eine Schildkröte „an Deck“ gemütlich macht und es flitzen Seelöwen, Kormorane oder auch TromPETERfische um uns herum. Hier hat Peter mal einen kleinen Film für Euch zusammengestellt…taucht also mit uns ab in die Unterwasserwelt Mexikos! (Unser Tipp: Am großen Bildschirm und mit ordentlicher Lautstärke könnt Ihr es noch besser auf Euch wirken lassen.)

Am Ende dieses Tauchgangs und nach weiteren Übungen im Wasser haben wir ihn dann…unseren Tauchschein! Vor einer Woche war noch nicht einmal klar, dass wir das überhaupt machen werden und nun, ein paar Tage später, stehen wir hier und halten unseren Schein in den Händen. Natürlich gibt es noch so viel mehr über das Tauchen zu lernen und es gilt weitere Praxiserfahrung zu sammeln, aber das ist schon mal ein guter Anfang.

Am nächsten Tag belohnen wir uns selbst mit einer weiteren Erfahrung im Meer…wir schnorcheln mit Walhaien! Ein Walhai  ist der größte Hai und zugleich der größte Fisch der Gegenwart. Er wird bis zu 14,5 m lang und sein Gewicht beträgt bis zu 12 Tonnen. Ja das kann ja was werden! Walhaie bevorzugen eine Wassertemperatur von 21 bis 25 °C und sind weltweit in fast allen warmen, tropischen und subtropischen Gewässern anzutreffen, was ich übrigens durchaus nachvollziehen kann. In der Regel handelt es sich hierbei um Gebiete mit saisonaler Planktonblüte oder um Regionen, in denen planktonreiches kälteres Auftriebswasser zu beobachten ist. Hier vor La Paz ist so eine Gegend und so kehren die Walhaie jährlich ab Mitte November in die Bucht zurück. Gemeinsam mit Martina, Steve, ihrer Tochter Amelie, vier anderen Erwachsenen und einem weiteren Kind starten wir zusammen mit unserem Guide Omar und dem Captain die Bootstour. Wir fahren raus in die Bucht und halten zunächst an einer Kontrollstelle, die genau überwacht wie viele und welches Boot zu den Walhaien fahren darf. Alles unterliegt genauen Bestimmungen, um so die Tiere zu schützen und sie nicht zu stressen, was wir übrigens sehr befürworten, wenn wir schon so eine Tour machen. Es ist genau geregelt, wie weit und wie schnell sich die Boote nähern dürfen und ab wann der Motor gänzlich abgeschaltet werden muss. Die Tiere werden nicht angefüttert, so dass sie ihr natürliches „Fress- und Wanderverhalten“ beibehalten. Da auch genau geregelt ist, wie viele Personen einem Tier wie nah kommen dürfen, werden wir in zwei Gruppen eingeteilt und dürfen nur nacheinander ins Wasser. Nur zu Beginn ist noch ein weiteres Boot vor Ort, das ist aber schnell verschwunden und so sind wir an diesem Tag ganz alleine mit 5 Walhaien in dieser Bucht vor La Paz in Mexiko. Da wir wie gesagt nur in Gruppen nacheinander in die Nähe der Tiere dürfen, bereiten wir uns auf dem Boot mit Tauchanzug, Schwimmflossen, Taucherbrille und Schnorchel vor und als wir das Zeichen erhalten hopsen Martina, Steve, Amelie, Peter und ich ins Wasser.

Und dann ziehen sie auch schon an uns vorbei, diese gewaltigen Tiere, die so sanft durch das Wasser gleiten und mit nur einem ruhigen Flossenschlag eine Entfernung zurücklegen, die es einem Menschen nicht immer so einfach macht ihnen zu folgen. Natürlich dürfen wir die Tiere nicht berühren und sollen einen Abstand von mind. 3 Metern halten…was gar nicht so einfach ist, wenn das Tier spontan einen Richtungswechsel einschlägt. So wird mir ganz anders, als ein Walhai plötzlich direkt auf mich zuschwimmt und ja, ich kann sagen, dass wir uns tief in die Augen geschaut haben. Nur…wohin so schnell?! Im Video erkennt Ihr vielleicht, wie ich dann die Flucht ergreife. Nicht dass sich noch die Geschichte aus der Bibel wiederholt, bei der Jona von einem Fisch gefressen wird…schließlich möchte ich ja nicht, dass das arme Tier hier noch erstickt! Glücklicherweise steht ja nur Plankton auf seinem Speiseplan und ich bin mir sicher, dass ich mich davon doch sehr unterscheide!

Es ist beeindruckend die Tiere so zu erleben, die sich glücklicherweise auch gar nicht an uns stören. Die tollen Aufnahmen unserer Walhai-Tour haben uns übrigens Martina und Steve zur Verfügung gestellt (Lieben Dank nochmal dafür!), die auch unter Wasser mit dem besten Equipment ausgestattet sind. Wer weitere tolle Fotos und Videos sehen möchte, schaut gerne mal auf ihrem Instagram naturwunderer_ und photografnix vorbei.

Und so erleben wir an diesem Tag ein weiteres unvergessliches Abenteuer, was definitv ein krönender Abschluss für unsere Woche „unter Wasser“ ist.

Wir sind schon gespannt, was noch so auf uns wartet und senden sonnige Adventsgrüße in die Heimat…