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Caraz

Reiseberichte Peru

Abenteuerliche Straßen, eine sehr heikle Brücke und ein ordentlicher „Wumms“ (#065)

22. Oktober 2023

– Und leider auch sehr viel Müll –

Wir befinden uns an der Grenze von Ecuador nach Peru und abgesehen davon, dass der Grenzbeamte auf der peruanischen Seite uns kurzzeitig weismachen will, dass Peter mit seinem Führerschein ja gar nicht so ein „großes“ Fahrzeug fahren darf, ist das Grenzprozedere glücklicherweise schnell erledigt.

Jetzt sind wir also in Peru, das nach Brasilien und Argentinien flächenmäßig drittgrößte Land Südamerikas. Peru hat ca. 33,7 Millionen Einwohner und ist neben Bolivien und Guatemala eines der drei Länder Lateinamerikas mit einem großen Anteil indigener Bevölkerungsgruppen. Im Oktober 2015 tagten die Weltbank und der IMF in Lima, der Hauptstadt Perus. Auf diesen Anlass hin erstellte die Weltbank eine Analyse der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung des Landes, welches als Vorzeigeland bei Entwicklungsorganisationen gilt. So ist die Wirtschaft während der letzten zehn Jahre durchschnittlich um 6,4 % gewachsen, das zweitbeste Resultat aller Länder in Lateinamerika und der Karibik. Im selben Zeitraum verdoppelte sich das Pro-Kopf-Einkommen pro Jahr auf 6370 USD. Dabei sind die Einkommen der ärmsten 40 % aller Haushalte stärker gestiegen als der Durchschnitt. 

Doch dann kam Covid! Im August 2020 war Peru der Flächenstaat, der, gemessen an der Bevölkerungszahl, die meisten Toten in Verbindung mit COVID-19 zu beklagen hatte: 90 Tote pro 100.000 Einwohner registrierte das südamerikanische Land zu Beginn. Am 22. September 2020 hatte Peru die weltweit höchste Infektionsrate. Im Dezember 2020 begann eine neue Welle mit hohen Neuinfektionszahlen, wodurch der Flüssigsauerstoff knapp wurde. Vermutet wurde, dass die brasilianische Variante mit für den Anstieg verantwortlich war, die im März 2021 zunehmend dominant wurde. Auf dem Höhepunkt der Pandemie ließen zahlreiche Politiker Impfstoffe für ihre Familien und ihre ”Günstlinge” reservieren. Als das bekannt wurde, mussten mehrere Minister zurücktreten. Am 1. Juni 2021 korrigierte das Land seine Todeszahlen deutlich nach oben. Anstatt mit bisher 70.000 Toten wurde die Zahl nun mit mehr als 180.000 angegeben, wodurch Peru die weltweit mit Abstand höchste Sterberate aufweist, denn mit 5.500 Toten auf 1 Million Einwohner übertrifft dieser Wert den von Ungarn (um 3.000 Tote je Million Einwohner) bei weitem.

Unser erster Weg führt entlang der Küste, vorbei an Reis- und Zuckerrohrfeldern und wir merken schnell, dass es hier wieder etwas wuseliger vonstatten geht. Viele Straßen sind ungeteert oder haben große Schlaglöcher. Und mag die Straße auch noch so schlecht sein, Bodenschwellen (wir sagen „Drempels“) zur Geschwindigkeitsbegrenzung gibt es dennoch…und zwar zuhauf und gerne auch mal ohne Ankündigung! Ich frage mich tatsächlich warum, erlauben es die Straßenverhältnisse doch eh nicht, auch nur annähernd schnell zu fahren. In Peru kommen auf 1000 Einwohner lediglich 70 Autos, was sich auch im Straßenverkehr bemerkbar macht…Tuktuks soweit das Auge reicht. Von vorne, von hinten, von links von rechts…wir sind regelmäßig umzingelt von diesen kleinen, wendigen Fahrzeugen, die sich in jede noch so kleine Lücke quetschen.

Am ersten Tag fahren wir bis nach Zorritos, wo wir einen kleinen Campingplatz („Swiss Wassi“) finden, bei dem wir direkt am Meer stehen können. Das brauchen wir jetzt auch erstmal…ein paar Tage abschalten (und das auf Meeresspiegelhöhe…sooo angenehm, sage ich Euch!), denn in der letzten Zeit war einiges los. Langweilig wird uns hier dennoch nicht, so gibt es doch immer etwas zu tun. Unser Kühlschrank macht seit ein paar Tagen merkwürdige Geräusche und wird daher von uns mal genauer unter die Lupe genommen. Die Bits von unserem Akkuschrauber, die in Panama aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit einiges an Rost angesetzt haben, freuen sich auch über eine Spezialbehandlung. Dann gilt es die Reise weiter zu recherchieren und zu planen, ein Kassensturz ist auch mal wieder fällig und für Euch zu schreiben gibt es auch immer etwas. Aber es bleibt auch Zeit mal ins Meer (wir sind am Pazifik und der hat hier ordentlich Wellen und Strömung) oder in den Pool zu hüpfen und im Sonnenuntergang die Wale zu beobachten…ich weiß, das klingt ganz schön kitschig, ist aber sooo schön 🙂 .

Dann geht es für uns weiter die Küste entlang Richtung Süden und leider bestätigt sich auch hier unser erster Eindruck von vor ein paar Tagen….Müll, Müll und nochmals Müll! Die Straßen, die Städte, die Natur…alles ist voll davon. Wir sind geschockt! Bereits in Mittelamerika hatten wir, je nach Reichtum des Landes, vermüllte Straßenränder vorgefunden, aber das toppt hier leider alles! Teilweise befinden sich ganze LKW-Ladungen mit Schutt und Müll bergeweise am Straßenrand und auch in Flüssen, in der Natur und selbst als wir durch die Wüste fahren, sehen wir nichts als Plastik. Oft wird der Müll auch schlichtweg angezündet…einfach am Straßenrand, unmittelbar neben Büschen und Bäumen und vernebelt uns so manches Mal die Sicht…vom Gestank mal ganz zu schweigen!

Wir erreichen den westlichsten Punkt Südamerikas. Wie wir gehört haben, kann man dort ruhig und kostenlos am Meer stehen…nicht so an diesem Wochenende, findet doch dort ein Surfevent statt. Wir müssen Eintritt bezahlen und es ist einiges los. Wir sind zugegebenermaßen nur semi begeistert, fahren aber aufs Gelände. Als die Dame, die am Eingang die Parkgebühr einsammelt, absolut kein Wechselgeld hat, vermisse ich gerade mal wieder ein wenig die deutsche Struktur. Das ist mir echt schleierhaft, läuft doch seit geraumer Zeit sehr vieles nur mit Bargeld, aber die Damen und Herren an der Kasse können nie wechseln. Nach einigen Diskussionen, schießen wir schnell unser Foto vom westlichsten Punkt Südamerikas und machen uns dann wieder auf den Weg…dann wird das heute also noch ein längerer Fahrtag!

Und wie wir so durch die Einöde fahren, vorbei an unzähligen Ölfeldern, befinden wir uns mal einmal auf einer scheinbar gut geteerten Straße, die einfach nur geradeaus führt. Es kehrt bei uns ein wenig Ruhe ein, als es plötzlich knallt und wir mit einem riesen „Wumms“ (nur dieses Wort beschreibt es annähernd!) etwa 30 cm herunterknallen, nur um Sekunden später wiederum 30 cm wieder hochzuwemmsen (ja, auch nur dieses Wort beschreibt es!)…und das bei einer Geschwindigkeit von rund 70 kmh! In der Zwischenzeit mutiert Sprinti vom Fahrzeug zum Flugzeug, frei nach dem Motto: „Halten Sie sich fest, wir heben ab!“ Zur Erklärung…es fehlt plötzlich Teer auf der Straße, besser gesagt ein Teil der Straße ist einfach um 30 cm abgesackt, was weder zu erkennen, noch was irgendwie markiert oder abgesperrt ist. Wie in Zeitlupe fliegt gefühlt alles im Wagen umher und wir kommen uns vor wie diese Crash-Test-Dummies, die bei den Autotests eingesetzt werden. Wir sind zum Glück wie immer angeschnallt, so passiert uns nichts, aber was ist mit Sprinti? Ich springe auf und laufe in den „Südflügel“ unseres Wagens. Alles liegt auf dem Boden verstreut…selbst Dinge, die eigentlich gesichert sind. Es riecht nach Benzin und direkt geht auch unser Warnmelder los, der gefährliche Gase meldet. Im Kofferraum erkennen wir dann auch den Grund…unser extra Benzinkanister ist am Boden aufgerissen und Benzin tritt aus. Zum Glück ist ein Handtuch darumgeschlagen, so dass nicht sofort alles überallhin oder gar in die gesamte Technik gelaufen ist. Schnell füllen wir das übrige Benzin in Sprintis großen Tank, wickeln den Kanister in einen großen Müllbeutel und packen ihn bis zum nächsten Mülleimer in unser Badezimmer, das sich leicht säubern lässt, falls doch nochmal was austreten sollte. Stinken tut es dennoch ordentlich. Dann gilt es den Innenraum aufzuräumen und Sprinti zu checken…wenn sich da nach diesem „Wumms“ nicht mal alles verzogen hat! Das können wir gerade so gar nicht gebrauchen! Auf den ersten Blick scheint alles in Ordnung, aber wir stehen auch mitten auf der Straße, da ist genaueres Hinschauen auch gerade nicht möglich. Wir fahren erstmal weiter, aber der Schock steckt uns in den Knochen. So sind wir doch schon sehr aufmerksam und fahren immer mit vier Augen statt nur mit zweien, weil die Straßenbedingungen dies bereits seit Mexiko erfordern. Wie konnte das nur passieren? Zukünftig also noch ’ne Nummer vorsichtiger!

Dann erreichen wir einen kleinen Campingplatz („Conzulado96“), besser gesagt einen Innenhof, bei dem wir mit offenen Armen von einem netten Herren namens Carlos begrüßt werden. Wir sind an diesem Tag die einzigen Gäste. Wir drücken Carlos unseren kaputten Kanister in die Hand und selbst den nimmt er freudestrahlend entgegen. Auch das „Benzinhandtuch“ können wir bei ihm waschen. Stolz führt Carlos uns über sein Grundstück und als er uns einen schmalen Gang am Haus entlangführt (wir denken, es geht zu den Toiletten), öffnet er eine quieschtende Tür und direkt vor uns liegt tatsächlich der Pazifik. Schnell holt er von irgendwoher zwei Plastikstühle samt Tisch, „pflanzt“ uns dorthin, öffnet uns zwei Bier und ist auch schon wieder verschwunden. So sitzen wir recht verdattert allein auf Carlos‘ Terrasse, mit dem Bier in der Hand. Die Terrassentür zum Haus ist geöffnet und drinnen sitzt ein alter Mann schlafend auf dem Sofa, bei dessen Anblick wir zuerst vermuten, dass er nicht nur schläft. Wir versuchen unser Bier und den Ausblick zu genießen und den Geruch zu verdrängen…es stinkt nämlich, wie an vielen Küstenabschnitten Perus, nach altem Fisch. Was ist das bitte für ein absurder Moment?!

Auch am nächsten Tag nehmen die Absurditäten ihren Lauf. Unser Weg führt uns weiter Richtung Süden, weiter durch die Wüste Perus. Das Land ist karg und der starke Wind peitscht den Sand und den Staub über die Straßen. Neben wieder einmal viel Müll staunen wir nicht schlecht, als wir plötzlich diesen Gegenstand auf dem Seitenstreifen im absoluten Nichts vorfinden…einen offenen Sarg! Der Moment ist viel zu kurz, um zu erspähen, ob da auch jemand drinliegt, aber vielleicht wollen wir das auch einfach gar nicht wissen! Und nein, wir haben davon natürlich kein Foto gemacht!

An diesem Abend übernachten wir im Garten eines Hostals („Casa de Campo Aramburu“), bei dem die Besitzerfamilie sehr gerne Musik hört und wir mit Sprinti inmitten von Truthähnen, Pfauen, Hunden, Hühnern, Katzen und Pferden stehen. Alles gackert und kräht…aber uns schockt in diesen Tagen auch gar nichts mehr!

Unser Weg führt uns nun wieder ins Landesinnere, es geht zurück in die Anden, genauer gesagt zur Cordillera Blanca (s. dazu auch unsere Route). Die Cordillera Blanca ist mit einer Länge von 180 km und mit über 50 Bergen über 5700 m die höchste Gebirgskette des amerikanischen Kontinents und zugleich die höchste in den Tropen. Ein großer Teil der Cordillera Blanca wurde 1975 zum Huascarán-Nationalpark und 1985 wegen seiner besonderen landschaftlichen Schönheit und seiner geologischen Merkmale zum UNESCO-Welterbe erklärt und steht komplett unter Schutz. Der Weg dorthin gestaltet sich allerdings mal wieder abenteuerlich. Im März dieses Jahres ist der Zyklon Yaku über Peru gefegt und hat für sintflutartige Regenfälle gesorgt, die zu schweren Überschwemmungen, Erdrutschen und Schäden an Häusern und der Infrastruktur führten. Dabei kamen mehrere Menschen ums Leben. Auch wir bekommen an diesem Tag die Zerstörungen zu spüren, als wir mit Sprinti durch die Berge fahren, die eh schon nur sehr schlechte Straßen säumen. So legen wir in 8 Stunden lediglich 275 Kilometer Schotterpiste zurück. Steine, Steine und nochmals Steine, sag ich nur! Teilweise muss ich die Straße freiräumen, damit wir weiterkommen, teilweise ist die Straße auch schlichtweg weggespült oder verschüttet. Wir fahren an steilen Abhängen entlang, an denen das Geröll nur so herunterrieselt, fahren durch Tunnel, die einfach in den Berg geschlagen wurden, stehen vor Kurven an denen man hupen muss, damit der Gegenverkehr Bescheid weiß, weil unmöglich Platz für ein entgegenkommendes Fahrzeug ist. Wir fahren stundenlang an Felsen vorbei und an Überhängen drunterher, an denen die Risse schon deutlich zu erkennen sind…kurzum, an diesem Tag halten wir beide so manches Mal die Luft an.

So auch an dieser Brücke, die nun wirklich schon bessere Tage gesehen hat!

Die Brücke besteht aus einem Eisengestell, auf das lediglich ein paar Bretter gelegt sind. Ein Mann und ein Polizist legen immer wieder Bretter nach und geben uns das Gefühl, alles im Griff zu haben…oder doch nicht?! Vor uns fährt ein amerikanischer Truck, der die gesamte Ladefläche voll hat mit Wassermelonen hat. Ok, denken wir uns, der wird mit seiner Ladung auch auf die 3,5 Tonnen Gewicht kommen, genau wie wir mit Sprinti. Wenn der da also gut rüber kommt, dann schaffen wir das auch! Bei dem Truck klappt es und zum Dank erhalten der Mann und der Polizist zwei Wassermelonen. Jetzt sind wir an der Reihe! Ich steige aus, um das Ganze mal zu checken und stelle schnell fest, dass meine Birkenstock-Latschen, nicht das beste Schuhwerk für diese Brücke sind. Die Bretter wackeln, ich schaue durch sie hindurch und sehe den Fluß unter mir herrauschen. Ich bin zwar absolut schwindelfrei, sehe mich aber schon im Fluß treiben. Mit einer Hand halte ich mich am Geländer fest, mit der anderen umklammere ich mein Handy…das fehlt mir jetzt auch noch, dass mir das runter in den Fluß fällt! Und dann geht es los…Peter und Sprinti starten den Weg über die Brücke…man beachte das Knacken am Reifen hinten rechts…

An meinem „lieblichen und engelsgleichen“ Lachen im Video (ich weiß schon, dass mein Vater das imitieren wird) lässt sich erkennen, dass mir durchaus ein Stein vom Herzen fällt. Erst später sehen wir Fotos von Autos, die in diesen Tagen an der Brücke komplett eingebrochen sind und mit den Reifen im Eisengestänge festhängen. Gut, dass uns das erspart geblieben ist!!!

Wir schaffen an diesem Tag nur den ersten Teil der gesamten Strecke durch die Berge und das bedeutet, wir benötigen einen Stellplatz für die Nacht. In unserer App IOverlander finden wir einige wenige Plätze, an denen vor uns bereits Reisende an Ausbuchtungen am Straßenrand übernachtet haben. So etwas suchen wir nun auch. Unsere Kriterien dabei sind: Nicht zu nah am Berg, nicht am Abhang, möglichst ebenerdig und idealerweise so, dass unsere Starlink-Antenne noch Internet-Empfang hat. Es schadet ja nicht, wenn der Kontakt zur Außenwelt hier nicht ganz abbricht…wer weiß was uns heute Nacht hier noch so blüht?! Wir finden einen Platz, der alle Kriterien zu erfüllen scheint und so kochen wir uns noch schnell etwas zu essen, bevor die Sonne untergeht und wir ins Bettchen hüpfen. Und während wir einschlafen, hören wir draußen die Steine vom Berg rieseln…

Auch der zweite Fahrtag durch die Berge gestaltet sich ähnlich abenteuerlich, aber irgendwie bekommen wir es mit Sprinti hin.

Dann erreichen wir endlich den Ort Caraz und damit auch unseren Campingplatz (”Guadalupe Jaime Veliz Caraz”). Dort treffen wir auch Franzi und Kay wieder, die wir das erste Mal in Mexiko getroffen haben und die uns seitdem immer wieder zufällig über den Weg laufen. Da wir mittlerweile wieder auf einer Höhe von 2263 m angekommen sind, ist nun erstmal wieder Akklimatisieren angesagt (s. dazu auch Artikel „Herzlich Willkommen auf 5100 Metern #063“).

Also nutzen wir den kommenden Tag mal wieder für allerhand Erledigungen, bevor wir uns am darauffolgenden Tag aufmachen, die „Laguna Paron“ auf über 4000 m zu erkunden. Da sich auch dieser Weg wieder sehr abenteuerlich gestaltet, lassen wir Sprinti dieses Mal am Campingplatz stehen und teilen uns mit Kay und Franzi samt ihrem Hund Bonny ein Taxi. Und das ist auch definitv die richtige Entscheidung, handelt es sich doch um eine steile Buckelpiste, bei der mir selbst das Fahrzeug unseres Taxifahrers (der übrigens absolut kein Erbarmen kennt), leid tut. Kurz vorm Erreichen der Lagune heißt es dann: Aussteigen! Ja, dann fehlt halt einfach mal wieder ein Stück Straße, weggespült von einem Wasserfall, der sich hier in die Tiefe stürzt. Und das sollen wir jetzt zu Fuß überqueren? Durch den Fluß? Ohne dass man sieht, wo man hintritt? Ab Abhang? Ja, genau das…herzlich willkommen in Peru! Langsam tasten wir uns vor ohne zu sehen, wo wir unter Wasser hintreten. Die Steine wackeln und sind rutschig. Links geht es steil bergab…

Irgendwie klappt es dann aber doch…zum Glück!

Also so viel Nervenkitzel brauchen wir eigentlich nicht. Peter und ich haben glücklicherweise unsere Wanderschuhe an und so kommen wir mit leicht feuchten Füßen davon! Wenn man sich überlegt, dass das eine der Haupttouristenattraktionen hier im Nationalpark ist, fragt man sich schon, warum die gesamte Strecke nicht in einem besseren Zustand ist, aber da ist meine Sichtweise vielleicht zu sehr deutsch und zu wenig peruanisch. Die Lagune kann sich auf jeden Fall sehenlassen, auch wenn uns das Hochstapfen auf die Felsen ganz schön Puste kostet…denn auch hier machen sich die über 4000 m wieder einmal bemerkbar. Dafür ist die Aussicht dann wirklich traumhaft!

Erst als wir zurück sind am Campingplatz (auf 2263 m), bekomme ich Kopfschmerzen und fühle mich unwohl. Schnell ist klar, das ist die Höhenkrankheit! Die zwei Tage Fahrt vom Meer hier in die Berge plus einen Tages Pause haben anscheinend nicht ausgereicht, um sich anständig zu akklimatisieren. Das Gute ist, dass wir uns nicht mehr auf den über 4000 m vom Vormittag befinden und so geht es mir von Stunde zu Stunde besser. Vorsichtshalber bleiben wir aber auch am nächsten Tag noch an diesem Platz, bevor es dann für uns weitergeht. Es gibt noch zwei weitere Lagunen, die wir aber nur mit Sprinti erkunden können. Wieder geht es auf einer Schotterpiste steil berghoch. Die Straße ist schmal, die Kurven sind eng und der nasse Grund ist rutschig und matschig. Sprinti läuft auf Hochtouren bis irgendwann die Lampe fürs Kühlmittel aufleuchtet. Auf dieser Strecke anzuhalten ist gar nicht so leicht, aber es macht einfach keinen Sinn…wir stellen den Motor ab. Nach ein paar Minuten, der erneute Versuch…die Lampe leuchtet noch immer! Wir stellen den Motor wieder ab. Nach weiteren Minuten dann Versuch Nummer zwei…die Lampe ist aus! Wir entscheiden uns dennoch umzukehren, denn einen Motorschaden können wir jetzt gar nicht gebrauchen! Es gibt noch einen zweiten Weg. Auch den probieren wir aus, stellen aber auch hier fest, dass das für uns und für Sprinti keinen Sinn macht. Der Preis wäre einfach zu hoch!

Und nach dem ordentlichen „Wumms“ in dieser Woche, nach der abenteuerlichen Fahrt durch die Berge und der doch recht heiklen Brücke, streichen wir die zwei weiteren Lagunen von unserer Liste und gönnen Sprinti und uns etwas seichtere Straßen…

…wenn es die hier in Peru überhaupt gibt!