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Reiseberichte USA

Auf dem Weg zum Yellowstone Nationalpark (#021)

2. Oktober 2022

– Roadtrip durch Nevada, Utah, Idaho, Wyoming und Montana –

Nachdem wir San Francisco verlassen haben, geht es für uns weiter Richtung Nordosten. Es stehen einige Fahrtage an, in denen wir diverse Staaten durchkreuzen werden (s. dazu auch unter unserer „Route“)…unser Ziel: der berühmte Yellowstone Nationalpark!

Wir fahren vorbei an der kalifornischen Hauptstatdt Sacramento, überqueren dann die Staatsgrenze nach Nevada und fahren u.a. durch das für sein Glückspiel bekannte Reno (quasi „Klein-Las Vegas“). Vor uns erstrecken sich auch hier wieder unheimliche Weiten und die Landschaft wird felsiger, aber auch trockener. Dennoch spielt Viehwirtschaft eine große Rolle und so kommen auch die Rinder-Farmen nicht zu kurz. Die Temperaturen steigen…kein Wunder, schließlich kommen wir der Wüste immer näher. Wir überqueren die Grenze nach Utah, was auch bedeutet, dass wir wieder eine andere Zeitzone betreten und somit „nur“ noch 8 Stunden hinter Deutschland liegen. Unser Weg führt uns zur Hauptstadt Utahs, nach Salt Lake City. Sie wurde 1847 von Mormonen gegründet und gilt auch heute noch als Zentrum dieser Glaubensgemeinschaft. Die Stadt hat ihren Namen vom Great Salt Lake, bei dem es sich, wie sich schon vermuten lässt, um einen Salzsee handelt. Allerdings ist zum Teil nur noch wenig Wasser im See vorhanden und das bedeutet, wir sind in der Wüste angekommen…in der Salzwüste. Der See, dessen Salzgehalt den des Meeres weit übersteigt, liegt auf etwa 1280 Metern Höhe, bei einer Länge von etwa 120 Kilometern und 48 bis 80 Kilometern Breite. Er bedeckt dabei eine Fläche von etwa 4400 Quadratkilometern. Die Tiefe des Sees liegt bei etwa durchschnittlich 4,5 Metern, die tiefste Stelle bei etwa 10 Metern. Hauptbestandteil der gelösten Salze ist Natriumchlorid, also Kochsalz, das in flachen künstlichen Teichen zu Handelszwecken gewonnen wird. Schätzungen haben ergeben, dass der See etwa fünf Milliarden Tonnen Natriumchlorid in gelöster Form enthält. Die durch den Salzgehalt hervorgerufene Färbung ist sogar aus dem Weltall sichtbar.

Wir sehen auch Fußgänger und Autos, die über den ausgetrockneten Salzsee spazieren bzw. fahren. Wir verzichten mit Sprinti darauf, weil das Salz ja schnell den Unterboden etc. angreift…also lieber nicht. Aber wir passieren den See trotzdem…via Straße, die darüber führt. Die bringt uns auch gleich zu unserem Schlafplatz für diesen Abend…ein abgelegener Platz inmitten der Salzwüste, umgeben von friedlicher Natur. Oder doch nicht so friedlich? Die gesamte Gegend ist unter den Einheimischen auch bekannt als Schießübungsplatz. Das erkennen wir auch an sämtlichen Straßenschildern, die durchaus schon mal als Zielscheibe herhalten mussten. Und so erleben wir den Sonnenuntergang mit einem Hall von Schüssen in unseren Ohren…zum Glück kommen sie uns nicht zuuuu nah.

Am nächsten Tag geht es für uns dann weiter nach Idaho und wieder ändert sich die Landschaft. Es wird grüner und bergiger. Auch wenn wir immer noch fasziniert sind von den Weiten und der schönen Sicht, so wird letztere nun ein wenig getrübt. Es hängt ein nebliger Schleier über den Bergen und die Sonne färbt sich bereits ab dem späten Nachmittag rot. Wie wir im Nachhinein erfahren, sind der Grund dafür die Waldbrände, die z.T. hunderte Kilometer von uns entfernt sind. Glücklicherweise können wir die Brände weder riechen, noch machen sie uns irgendwelche Atemprobleme. Dann streifen wir kurz den Bundesstaat Montana und erreichen dann Wyoming (in dieser Ecke liegen alle drei Staaten sehr dicht beieinander).

Und schließlich sind wir da…am Yellowstone Nationalpark! Dieser wurde am 1. März 1872 gegründet, was ihn damit zum ältesten Nationalpark der Welt macht. Er liegt mit 96 Prozent der Fläche beinahe vollständig im US-Bundesstaat Wyoming, 3 Prozent liegen in Montana sowie 1 Prozent in Idaho. Mit 8987 km² Fläche gehört er zu den größten Nationalparks der USA, denn die Fläche des Nationalparks entspricht in etwa der Größe Korsikas. Eine indianische Besiedelung dort ist seit über 11.000 Jahren nachgewiesen. Um 1807 bekam der Trapper John Colter das Gebiet des heutigen Nationalparks vermutlich als erster Weißer zu Gesicht. Auch zu Colters Zeit waren Nördliche Shoshonen dort anzutreffen.

Wir erleben in den zwei Tagen vor Ort wieder einmal eine atemberaubene Natur und einen Park mit so einer geologischen Vielfalt, wie wir sie noch nie zuvor erlebt haben. So stoßen wir auf Geysire, heiße Quellen, Vulkanformationen, Wasserfälle, Canyons und so vieles mehr. Und das hat auch einen besonderen Grund, denn der Nationalpark liegt zu weiten Teilen in der vor rund 640.000 Jahren entstandenen Caldera des Yellowstone-Vulkans, also über der Magmakammer, die in mehr als 8 Kilometern Tiefe liegt. Diese Magmakammer ist rund 80 Kilometer lang, 40 Kilometer breit und 10 Kilometer tief. Damit zählt der Yellowstone-Vulkan zur Gruppe der Supervulkane. Er ist der größte Supervulkan auf dem amerikanischen Kontinent.

Daher ist der Park auch berühmt für seine vulkanogene Landschaft mit GeysirenFumarolenSchlammtöpfen und heißen Quellen. 62 Prozent sämtlicher weltweit existierenden heißen Quellen liegen im Yellowstone-Gebiet. Dies sind etwa 10.000 an der Zahl und davon sind über 500 Geysire, was den Yellowstone-Nationalpark zum Ort mit der höchste Geysiren-Dichte macht.

Aber jetzt genug gequatscht! Manchmal sagen Bilder auch mehr als 1000 Worte…hier also unser Tag 1 im Yellowstone Nationalpark…

Wir haben an beiden Tagen wirklich Glück mit dem Wetter. Normalerweise läuft man auch im Sommer oft mit Winterkleidung durch den Park. Wir erwischen tagsüber tatsächlich sommerliche Temperaturen, was die Landschaft in ein noch schöneres Licht hüllt. So beenden wir Tag 1 mit einer ganz besonderen „Wanderung“…

An Tag Nr. 2 ist es ein wenig abgekühlt und morgens pfeifft ein ordentlicher Wind durch den Park. So werden wir Zeuge, wie drei Autos vor uns ein Baum auf die Straße kracht…zum Glück aber niemand zu Schaden kommt. Schnell sind die Ranger vor Ort, schieben den Baum mit ihren Trucks halbwegs von der Straße und sägen, was das Zeug hält, so dass die Straße nach kurzer Zeit wieder passierbar ist. Dann klart es wettertechnisch wieder etwas auf und auch an diesem Tag kommen wir aus dem Staunen was die Landschaft und die Tierwelt anbelangt, nicht mehr heraus. Einfach der absolute Hammer, was wir hier erleben! Aber wir wollen Euch gar nicht auf die Folter spannen, hier Tag Nr. 2…

An diesem Tag besuchen wir auch den „Old Faithful“ (der alte Getreue), einer der bekanntesten Geysire der Erde. Offiziell hatten ihn Mitglieder der Washburn-Langford-Doane-Expedition 1870 als erste Weiße entdeckt. Seit seiner Entdeckung ist er bereits über eine Million Mal ausgebrochen. Heutzutage liegen zwischen zwei Eruptionen 30 bis 120 Minuten; momentan meist zwischen 65 und 92 Minuten. Entgegen manchen Behauptungen kann man – trotz einer gewissen Regelmäßigkeit – nach Old Faithful allerdings nicht die Uhr stellen. Die Eruptionssäule erreicht eine Höhe von ca. 30 bis 55 m. Eine Eruption dauert meistens zwischen 1,5 und 5 Minuten und es werden zwischen 14.000 und 32.000 Liter Wasser pro Eruption ausgestoßen. Der Old Faithful gehört damit zu den großen Geysiren. Aber seht selbst…

Und so endet auch dieser Tag für uns voller schöner Eindrücke. Etwas fehlt uns allerdings noch…wir wollen noch einmal nach Grizzlys und Wölfen Ausschau halten, die haben sich bisher nämlich ganz schön versteckt. Also stellen wir uns für den nächsten Morgen den Wecker auf 5 Uhr, weil man zum Sonnenaufgang (oder zum Sonnenuntergang) besonders gute Chancen haben soll wenn sie gerade auf Futtersuche sind. Mittlerweile ist es ganz schön abgekühlt und so stehen wir morgens um 5.30 Uhr bei 0 Grad Außentemperatur auf einem Parkplatz, den man uns für unser Vorhaben empfohlen hatte…und es ist doch tatsächlich noch stockduster. Verdammte Axt, da geht die Sonne in der Tat doch erst später auf und wir hätten letztendlich noch ein paar Minuten länger in unserem warmen Bettchen liegen bleiben können! Aber so ohne jeglichen Handyempfang (es gibt im gesamten Park keinen und somit waren wir seit zwei Tagen quasi von der Außenwelt abgeschnitten), konnten wir noch nicht mal abchecken, wann Sonnenauf- bzw. Sonnenuntergang ist. Also kochen wir uns einen heißen Tee und warten, bis es zumindest ein bisschen hell wird. Dann kraxeln wir hoch auf einen Berg und werden Zeuge von diesem kleinen Spektakel hier…am frühen Morgen im Yellowstone Nationalpark…

Auch wenn ich im Video immer von Elchen spreche, wenn wir es genau nehmen, handelt es sich hier um Wapiti-Hirsche. Wölfe und Bären bekommen wir an diesem Morgen nicht mehr zu Gesicht und trotzdem war es schön, so in den Tag zu starten…wenn auch komplett durchgefroren. Egal!

Und dann heißt es für uns auch schon wieder Abschied nehmen vom Yellowstone Nationalpark. Hinter uns liegen zwei wundervolle Tage, in denen wir so manches Mal nicht aus dem Staunen herauskamen.

„Natur…was für ein großartiges Geschenk du doch bist!“