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Vulkan

Reiseberichte Chile

Die Carretera Austral und ihre Abenteuer (#077)

25. Februar 2024

– Von Marmorhöhlen, anstrengenden Wanderungen und einem platten Reifen –

Wie auch zum Teil schon im letzten Artikel („Wie geht es jetzt weiter? #076“) sind wir noch immer auf der Carretera Austral unterwegs und die Landschaft könnte schöner nicht sein…

Wir erreichen Puerto Rio Tranquillo, das dafür bekannt ist, Ausgangsort für einen besonderen Bootstrip zu sein. Und so reiht sich dort eine kleine Holzhütte an die nächste und alle verkaufen den Touristen diese besagte Tour…die Tour zu den hier sehr bekannten Marmorhöhlen! Auch wir wollen uns das nicht entgehen lassen und so stehen wir früh am nächsten Morgen bestens mit Regenkleidung und Schwimmweste ausgestattet am Hafen, von wo die Bootstour losgehen soll.

Und dann ist es soweit! Mit einigen anderen Touristen heizen wir in unserem Bötchen über den See. Apropos See…welcher mag das wohl sein? Genau, der Lago General Carrera…der zweitgrößte See Südamerikas ist mit seinen 1850 km² auch hier anzutreffen. Waren wir doch in den letzten Tagen über Stunden an ihm entlang gefahren (s. dazu unsere Route) und hatten seine Schönheit von Land aus bewundert, so kommen wir ihm nun ganz besonders nah als uns so manche Welle mitten ins Gesicht schwappt…dafür war also die Regenkleidung gedacht! Wir haben tatsächlich Glück mit dem Wetter, so war gestern noch ein recht verregneter Tag und heute hingegen strahlt die Sonne zwischen noch ein paar übrig gebliebenen Wolken hindurch und verleiht dem See damit seinen besonderen Glanz. Nachdem wir zwei alte Schiffswracks passiert haben, die hier früher für die Minenarbeit eingesetzt wurden, erreichen wir die Marmorhöhlen. Diese Marmorhöhlen sind durch Erosion über die letzten 6000 Jahre hinweg entstanden und bilden daher ein besonderes Naturschauspiel, wie es in dieser Form auf der Welt einmalig ist. Wir sind an diesem Morgen allerdings nicht das einzige Boot, was diesen außergewöhnlichen Ort erkunden möchte und so wird es so manches Mal ganz schön wuselig in den Höhlen. Ja genau…“in“ den Höhlen, denn zu unserem Erstaunen, fahren wir mit unserem Boot tatsächlich in die engen, sehr fragil wirkenden Höhlen hinein und so manches Mal ist „Kopfeinziehen“ angesagt.

Das türkisfarbene Wasser, die Sonnenstrahlen, der Marmor…all das lässt es an diesem Vormittag zu einem wunderbaren Farbenspiel werden lassen und so ist auch dieser Besuch ein besonderes Erlebnis.

Nach unserem Bootstrip geht es mit Sprinti weiter entlang der Carretera Austral und dann endlich ist es soweit….nach hunderten Kilometern Schotterpiste erreichen wir wieder geteerte Straße…yippieh! Schon so ein bisschen Asphalt kann uns Freude bereiten…und Sprinti erst! Also heißt es jetzt wieder…Reifen aufpumpen!

Nach einem Zwischenstopp in der Stadt Coyhaique mit Wäschewaschen, Recherchieren, Organisieren & Co erreichen wir den Nationalpark Queulat, einer der schönsten Nationalparks in ganz Chile. Bekannt ist er vor allem für seinen gewaltigen Hängegletscher Ventisquero Colgante. Kurz vor Mittag kommen wir dort an und legen gleich mit unserer Wanderung los, die uns zum besten Aussichtspunkt für den Gletscher bringen soll. Wir sehen zwar ein paar Hinweisschilder, dass der Wanderweg ab 13:30 Uhr geschlossen sein soll, aber der Weg ist ja nicht weit und so „übersehen“ wir die Schilder einfach mal dezent. Was wir allerdings nicht bedacht haben, dass der Trail nicht sehr gut ausgebaut und auch recht steil ist…somit dauert’s dann doch ein wenig länger. Es geht über Felsen und Baumwurzeln, was uns bei Temperaturen von rund 30 Grad ordentlich ins Schwitzen bringt. Irgendwann ist niemand mehr in unserer Richtung unterwegs, sondern es kommen uns immer mehr Leute entgegen, die sich bereits auf dem Rückweg befinden. Einige Wanderer sagen uns dann, der Aussichtspunkt wäre bereits geschlossen…och nö! Wir laufen weiter, schließlich sind wir kurz vor unserem Ziel. Als wir nur noch 300 Meter vom Aussichtspunkt entfernt sind (den Gletscher sehen wir allerdings vor lauter Wald noch nicht), kommt uns eine Rangerin (Nicole) entgegen, die uns mitteilt, dass wir zu spät dran sind und mit ihr den Weg wieder runter und zurück zum Ausgang müssen…aber so was von nö! Nach einigen Diskussionen müssen wir uns geschlagen geben und wandern ziemlich geknickt gemeinsam mit Nicole die 1,5 Stunden bergabwärts. Wie heißt es so schön: „Wer nicht hören will, muss fühlen!“ Also sind wir selbst Schuld und kommen letztendlich schnell mit Nicole ist Gespräch…jetzt haben wir ja Zeit auf unserem Weg nach unten. Am Ausgangspunkt angekommen erlaubt uns Nicole schnell noch einen Abstecher zu einem anderen Aussichtspunkt einzulegen und somit doch noch einen Blick auf den Hängegletscher werfen zu können. Wir verabschieden uns von ihr und laufen im Eiltempo zur besagten Plattform, die in nur wenigen hundert Metern erreichbar ist, allerdings etwas weiter entfernt vom Gletscher liegt als unser Ursprungsaussichtspunkt. Wir sind tatsächlich mutterseelenallein im Park, niemand ist mehr hier. Und dann plötzlich lichtet sich der Wald und vor uns liegt ein türkisfarbender See und hoch empor ragt der Gletscher, von dem sich ein Wasserfall in die Tiefe stürzt…einfach toll, sage ich Euch!

Dann heißt es allerdings schnell zurück zum Wagen, denn der Park schließt seine Tore in wenigen Minuten. Andere Menschen haben wir schon lange nicht mehr gesehen…wir sind die letzten Besucher im Nationalpark an diesem Tag. Und auch Sprinti steht mutterseelenallein auf dem Parkplatz…jetzt also nichts wie weg hier!

An diesem Abend finden wir einen Stellplatz direkt an einem See und werden am nächsten Tag vom Hahnengekrähe geweckt…was wir jetzt tatsächlich schon länger nicht mehr hatten.

Wir fahren weiter und erreichen Chaitén, eine kleine Hafenstadt mit rund 5000 Einwohnern. Dort stehen wir auf einem wunderschönen Campingplatz direkt am Meer. Und wie der Zufall es so will, treffen wir dort auch Maya und Adi wieder, ein Schweizer Pärchen, das wir in Panama kennengelernt und in Kolumbien ebenfalls zufällig wiedergetroffen haben. Auf diesem Platz lässt es sich aushalten…wenn auch gleich riesige Bremsen (in einigen Regionen Deutschlands auch Bliesen genannt) hier ihr Unwesen treiben.

Chaitén ist umgeben von vielen Vulkanen, einer davon ist der gleichnamige Chaitén. Und da wollen wir hoch! Also schlüpfen wir am nächsten Tag erneut in unsere Wanderschuhe und auf geht’s! Auch wenn wir hier nur über eine 4,83 Kilometer (insgesamt) lange Wanderung reden, hat die es wirklich in sich und fällt damit unter die Kategorie „schwer“. Es müssen auf dieser kurzen Strecke ordentlich Höhenmeter zurückgelegt werden…wir sind also gespannt. Direkt geht es mit der Überquerung eines kleinen Baches los, also eigentlich halb so wild. Galant läuft Peter über die Steine und steht im Nu auf der anderen Seite. Jetzt bin ich an der Reihe und wir wissen beide, dass das nicht zu meinen Top-Spezialitäten gehört. Dennoch betrete ich selbstbewusst den ersten Stein…jetzt noch zwei oder drei Schritte und ich bin ebenfalls auf der anderen Seite.

„Platsch“…und da liege ich! Bin ich doch nichts ahnend auf einen wackeligen Stein getreten, der heute anscheinend nicht so viel Lust auf mich hatte und sich dann spontan weggedreht hat. Peter eilt mir zur Hilfe und tritt dabei auf mein Handy, was ich zum einen umgebunden habe und was zum anderen im Wasser liegt. Ich komme dadurch nicht schnell genug wieder hoch…die Hose ist nass und das Handyband reißt. Ja, das fängt ja gut an! Der anstrengende Part kommt doch noch und ich habe bereits nach zweihundert Metern ’ne nasse Hose und ein abgerissenes Handy! Aber letzeres hat den Sturz und das Wasser zum Glück heile überstanden und die Hose wird bei diesen Temperaturen eh schnell wieder trocken sein. Peter und ich müssen beide ein wenig schmunzeln, ist das doch typisch ich! So kommt es durchaus vor, dass ich beim Wandern stolpere, ausrutsche, hinfalle oder mir einen Splitter in die Hand ramme beim Versuch mich noch irgendwo festzuhalten. Ja, das hat man davon, wenn man wild in der Weltgeschichte umherschaut, immer neugierig etwas Neues zu entdecken und plötzlich Steine oder Baumwurzeln den Weg kreuzen. Aber wie heißt das so schön: „Hinfallen, aufstehen, Krone richten und weiter geht’s!“ Also nehmen wir das heute mal wörtlich!

Und dann merken wir schnell, was „steil“ bedeutet! 621 Höhenmeter gilt es auf den nur knapp 2,4 Kilometern zu bewältigen und die Wege sind mehr schlecht als recht prepariert. Puh! Wir keuchen und schwitzen was das Zeug hält und so manches Mal kommt die Frage auf: „Warum machen wir das überhaupt?“ Aber genauso simpel ist auch die Antwort: „Weil es sich lohnt!“ Was zusätzlich ein wenig hilft, ist zu sehen, dass es allen Anderen genauso ergeht wie uns. Und so quälen wir uns Meter für Meter den Vulkan hoch und kämpfen zusätzlich mit den Unmengen an Bremsen, die auch hier noch nichts von „Abstandsregelung“ o.ä. gehört haben und in Scharen um uns fliegen. So besorgen auch wir uns kleine „Palmwedel“, nur um die Bremsen wenigstens ein wenig von uns abzuhalten…gestochen werden wir trotzdem…und das nicht nur einmal!

Dann endlich haben wir es geschafft! Wir sind am Krater des Vulkans angekommen! Der Krater bemisst sich auf einen maximalen Durchmesser von sagenhaften 3,53 Kilometern. Mittendrin befindet sich eine Lavakuppel, also ein Hügel der durch die Eruptionen entstanden ist. Am 2. Mai 2008 brach Chaitén, den man schon für erloschen gehalten hatte, überraschend wieder aus. Eine bis zu 20 Kilometer hohe Aschewolke erhob sich über dem Krater und innerhalb von vier Tagen wurden mehr als 60 vulkanische Erdbeben ausgelöst. Über 4000 Menschen in der Umgebung mussten damals evakuiert werden und eine ältere Dame verlor ihr Leben. Gemäß einer Radiokohlenstoffdatierung des letzten Lavastroms hatte die vorletzte Eruption vor ca. 9450 Jahren stattgefunden. Die letzten Eruptionen fanden dann von 2008 bis 2011 mehr oder minder kontinuierlich statt. Seit 2013 gilt die Eruption als beendet. Und dennoch sehen wir, wie auch an diesem Tag Rauch aus der Lavakuppel hervorsteigt. Die Aussicht hier oben ist zudem ganz fantastisch und lässt uns den beschwerlichen Aufstieg ein wenig vergessen…wenn sich auch gleich die Bremsen selbst in dieser Höhe immer wieder in Erinnerung rufen. Aber dafür ist meine Hose mittlerweile wieder getrocknet!

An diesem Tag sind wir besonders froh wieder zurück bei Sprinti zu sein…der Muskelkater wird sicherlich nicht lange auf sich warten lassen.

Tags drauf regnet es in Strömen, was wir ehrlich gesagt gar nicht so schlimm finden, bietet es sich doch geradezu an, es sich in Sprinti mal wieder gemütlich zu machen…und ja, der Muskelkater ist tatsächlich mit an Bord…und was für einer! Plötzlich stellen wir allerdings fest, dass wir mit Sprinti irgendwie schiefer stehen als zuvor. Schnell ist der Grund dafür klar…ein platter Reifen! Da hat die Carretera Austral mit ihrer kilometerlangen Schotterpiste wohl ihr Opfer gefordert. Es hilft nichts, wir müssen raus und den Reifen wechseln. Der Regen, der Muskelkater…alles keine optimalen Voraussetzungen, aber zum einen haben wir immer einen fünften gleichwertigen Reifen dabei und zum anderen sind wir mittlerweile auch schon im Reifenwechseln geübt und so ist auch dieses Problem nach etwa 30 Minuten gelöst. 🙂

Nun heißt es allerdings den kaputten Reifen schnellstmöglich flicken zu lassen, um im Falle einer erneuten Reifenpanne wiederum einen intakten Ersatzreifen dabei zu haben. Also verlassen wir am nächsten Tag schon morgens den Campingplatz und fahren in den Ort Chaitén. Dort fragen wir uns ein wenig durch und landen letztendlich in einer „Gomeria“, die es hier in Südamerika zuhauf gibt. Zwar sind die Werkstätten meist sehr einfach und spartanisch eingerichtet, aber die Menschen verstehen ihr Handwerk und so sind wir nach 20 Minuten und 7,63 EUR startklar zur Weiterfahrt.

Und so schaffen wir es mit Sprinti an diesem Tag auch noch rechtzeitig zur Fähre.

Wohin es damit geht und was wir dort erleben, erfahrt Ihr dann beim nächsten Mal…

Reiseberichte Costa Rica

„Pura Vida“ in Costa Rica (#050)

21. Mai 2023

– Neues Land…neue Abenteuer –

Wir erreichen Costa Rica! Die Grenzformalitäten zur Einreise sind schnell erledigt und zack sind wir auch schon im nächsten Land (s. dazu auch unsere Route).

Costa Rica hat etwa 5,1 Mio. Einwohner, die umgangssprachlich „Ticos“ und „Ticas“ genannt werden. Das Land gilt als eines der fortschrittlichsten Lateinamerikas. So wurde die Armee bereits 1948 zugunsten der Förderung von Bildungs- und Gesundheitsprogrammen abgeschafft, das Land gewinnt knapp 100 % seines Strombedarfs aus regenerativen Quellen und der Ökotourismus wird stark gefördert. Rund 27 % der Landesfläche stehen unter Naturschutz. 2011 bezeichnete der ehemalige deutsche Bundespräsident Christian Wulff bei seinem Staatsbesuch in Costa Rica das Land als „ökologisches Vorbild“. Und tatsächlich sehen wir hier seit Kanada das erste Mal so gut wie keinen Müll an den Straßenrändern, alles ist sauber und geordnet (sowas gefällt mir ja!). Im internationalen Vergleich zeichnet sich Costa Rica durch eine erfolgreiche politische und wirtschaftliche Transformation aus. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern der Region ist es seit den 1950er Jahren eine stabile Demokratie und blieb durch frühzeitige sozialpolitische Maßnahmen, von der in Lateinamerika des 20. Jahrhunderts weit verbreiteten Problematik der sozialen Unruhen, Bürgerkriege und Diktaturen, verschont. Angesichts damaliger bewaffneter Konflikte in benachbarten Ländern, erklärte es 1983 seine „dauerhafte und aktive unbewaffnete Neutralität“ und wird auch als „die Schweiz Zentralamerikas“ bezeichnet. Die Presse des Landes zählt tatsächlich zu den freiesten der Welt und ist, vor Jamaika, die freieste des amerikanischen Kontinents.

Unser erstes Ziel ist Tamarindo, ein recht touristischer Ort, der allerdings den Vorteil hat, dass wir von hier aus tauchen gehen können und einen Stellplatz direkt am Strand haben. Das klingt doch schon mal gut! Der Campingplatz ist kein Campingplatz im klassischen europäischen Sinne, sondern einfach ein Ort am Strand, für den man bezahlen muss, an dem es eine Dusche und eine offene Küche gibt. Auch lässt sich hier unsere Wäsche waschen, wenn auch gleich die Waschmaschine schon ein wenig speziell ist. So genießen wir hier unsere Zeit am Strand, während Brüllaffen über uns auf Bäumen umherspringen und Leguane unsere Wäscheleine kreuzen. Zwischendurch „kühlen“ wir uns im Meer ab…wobei „kühlen“ hier nicht der passende Ausdruck ist…hat der Pazifik doch gerade eine Wassertemperatur von rund 28 Grad. Ja, richtig gelesen…28 Grad und damit wärmer als jede Dusche, die wir in den letzten sechs Monaten hatten! Aber hey, es könnte definitiv schlimmer sein! Aber so was von! Schwer angesagt ist es hier am Strand übrigens auf dem Pferd in den Sonnenuntergang zu reiten…und nein, wir haben uns nicht dazu hinreißenlassen, wollen wir das Pferd doch nicht zu sehr quälen, wenn Peter auf ihm sitzt und seine Beine fast über den Boden schleifen. Die Rettungsschwimmer patroullieren hier übrigens auch oft hoch zu Ross. Pura Vida…(was es damit auf sich hat, erfahrt Ihr gleich)!

Am nächsten Tag steht für uns wieder Tauchen auf dem Plan. Mit der Tauchbasis Diving Nomads fahren wir schon früh am Morgen mit dem Boot raus aufs Meer. Wir wollen an den Islas Catalinas tauchen, ein Archipel geformt aus sieben Inseln, was zu den schönsten Tauchspots des Landes gehört.

Gemeinsam mit anderen Tauchgruppen fahren wir zum besagten Ort. Glücklicherweise haben Peter und ich unseren Tauch-Guide Gaspar ganz für uns alleine und können so ganz entspannt hinabgleiten in die Tiefe des Ozeans. Zwar haben wir mit ordentlich Strömung zu kämpfen, aber auch das hat seinen Charme, wenn man mit den Meeresbewohnern gleichzeitig hin und her gewogen wird. Wir entdecken wieder eine faszinierende Unterwasserwelt und kommen einigen Meeresbewohnern näher als gedacht. Das Schöne ist, wir können es einfach nur genießen und sind doch entspannter als erwartet als wir sie so aus der Nähe beobachten können…Haialarm also mal anders! Pura Vida!

Am nächsten Tag verlassen wir unseren Platz am Meer und fahren weiter ins Landesinnere. An dem Wasserfall “Catarata Llanos del Cortes” legen wir einen Stopp ein und kühlen uns dort ein wenig ab, der ist nämlich definitiv kälter als der Pazifik. Pura Vida!

Anschließend führt uns unser Weg weiter durch die Berge bis wir am späten Nachmittag einen Campingplatz erreichen, der für uns mit zu den schönsten auf dieser ganzen Reise zählt…Mirador La Armonia. So stehen wir auf einem herrlichen Plateau mit Blick auf die Lagune und den Vulkan Arenal, der aktivste und jüngste Vulkan Costa Ricas und einer der aktivsten Vulkane der Welt…einfach traumhaft! So haben wir seit Belize auch das erste Mal wieder blauen Himmel. Wir genießen absolut die Ruhe und diese Aussicht, an der wir uns einfach nicht satt sehen können. So wird ein Foto nach dem nächsten geknippst, um diese Idylle irgendwie festzuhalten. Pura Vida!

Zu dem Platz gehört auch eine kleine Farm (was man glücklicherweise nicht riecht und kaum hört 🙂 ) und während Peter ganz fasziniert ist von den Ameisen, die allerhand hin und her tragen, haben es mir diese Kühe und Rinder angetan, die ich stundenlang beobachten kann. Sind sie nicht unheimlich fotogen?

Nach drei Tagen verlassen wir diesen Platz schweren Herzens wieder und machen einen Abstecher zum Vulkan. Leider ist an diesem Tag die Sicht nicht ganz so gut und Peter dazu noch etwas erkältet, so dass wir uns die Wanderung am Vulkan sparen und recht fix weiterfahren. Es geht weiter durch die Berge und die haben es in sich. So fangen Sprintis Bremsen wortwörtlich an zu qualmen als wir weiter ins Tal fahren. Man muss sich das so vorstellen, dass es hier Straßen mit Steigungen und Neigungen gibt, die in Deutschland wahrscheinlich niemals gebaut würden, weil sie jedes Auto absolut an ihre Grenze bringen. So treffen wir in den Serpentinen auf ein Auto, was seitlich quer auf der Straße liegt. Es qualmt, Öl läuft aus und wir sehen wir eine Person oben aus dem Auto klettert. Schnell laufen wir hin. Vor dem Auto sitzt eine ganze Gruppe Inder, die zum Glück bis auf ein paar Kratzer unverletzt zu sein scheinen. Aber der Schock steht ihnen noch immer ins Gesicht geschrieben…kleine Kinder weinen, die Erwachsenen zittern. Einer von ihnen telefoniert bereits mit der Polizei. Wie man uns erzählt, haben am Mietwagen beim Bergabfahren plötzlich die Bremsen versagt und sich das Auto dann überschlagen. Auch uns geht es durch Mark und Bein das zu sehen. Was haben sie doch für ein Glück gehabt! Als Hilfe da ist, fahren wir weiter bis wir letztendlich wieder das Meer erreichen. Wir haben uns dort einen Campingplatz für die Nacht herausgesucht, aber als wir dort ankommen, stellen wir fest, dass der Weg dorthin zu bewachsen ist und wir mit Sprinti dort gar nicht durchkommen, also Kehrtwende! In der Nähe finden wir dann ein Plätzchen direkt am Strand, wo es sich auch ganz gut aushalten lässt…Pura Vida!

Am nächsten Morgen sind wir auch schon wieder früh auf den Beinen und machen uns auf den Weg weiter südlich nach Quepos. Dort startet unsere Tour durch den Nationalpark Manuel Antonio. Unser Guide Francisco führt uns gemeinsam mit ein paar weiteren Touristen durch den Urwald, immer auf der Suche das nächste Tier zu erspähen. Praktischerweise hat Francisco ein super Teleskop dabei, so dass wir auch aus der Ferne einen besonders guten Blick auf die Tiere haben ohne sie zu stören. So entdecken wir Faultiere, Riesentagschläfer (eine Vogelart, die aussieht wie ein Ast), Schlangen, Affen, Riesenameisen, Leguane und Basilisken (ebenfalls eine Echsenart). So macht die Tour richtig Spaß, lässt uns bei einer Luffeuchtigkeit von über 90 % aber auch ordentlich schwitzen. Da schmeckt die kalte Kokosnuss danach umso besser…genau, Pura Vida!

Wenn Ihr Euch nun fragt, was „Pura Vida“ eigentlich bedeutet, dann hier die Auflösung: Wenn man „Pura Vida“ übersetzen möchte, bedeutet es „einfaches Leben“ oder „reines Leben“, aber hier in Costa Rica ist es mehr als nur ein Sprichwort – es ist eine Lebensweise. Costa-Ricaner (Ticos) verwenden diesen Begriff, um „Hallo“, „Auf Wiedersehen“, „Alles ist großartig und alles ist cool“ oder auch die Dinge zu sagen, die nicht so toll, aber eben passiert sind, frei nach dem Motto: „So ist es halt…das ist das Leben!“

In diesem Sinne bis nächste Woche!

Pura Vida!

Reiseberichte El Salvador - Honduras - Nicaragua

El Salvador, Honduras & Nicaragua (#049)

14. Mai 2023

– Seit einem Jahr auf Reisen –

Wir verlassen Guatemala und erreichen El Salvador. Die Grenzformalitäten sind auf beiden Seiten dieses Mal vollkommen unkompliziert (für mittelamerikanische Verhältnisse) und so haben wir in gut einer Stunde alle Formalitäten erledigt. Samt Sprinti sind wir erneut in einem neuen Land…wir sind in El Salvador.

El Salvador ist mit rund 6,5 Mio. Einwohnern das kleinste Land der Region Zentralamerika, weist aber zugleich deren höchste Bevölkerungsdichte auf. Mit einer Fläche von 21.041 km² ist El Salvador ungefähr so groß wie das Bundesland Hessen und ist geprägt durch eine Kette von Vulkanen. 48 % der Bevölkerung El Salvadors leben unterhalb der Armutsgrenze, dennoch zählten (gemäß einer Umfrage des US-amerikanischen Meinungsforschungsinstitutes „Gallup“ vom Dezember 2012) die Einwohner des Landes mit zu den glücklichsten Menschen der Welt. Dagegen ergab eine in der Zeitung „La prensa grafica“ veröffentlichte Umfrage aus dem Jahr 2014, dass jeder vierte Salvadorianer, insbesondere wegen der ausufernden Kriminalität, auswandern möchte. El Salvador weist weltweit die höchste Rate gewaltsamer Tötungen auf und liegt dabei seit 2014 vor Honduras. Im Jahr 2015 kamen 105 Menschen pro 100.000 Einwohner durch Tötungsdelikte ums Leben. Zum Vergleich: Die weltweite Rate liegt bei 6,2 pro 100.000. Die Gefahr von Gewaltverbrechen ist überaus hoch, die Hemmschwelle beim Gebrauch von Schuss- oder Stichwaffen ist niedrig. El Salvador hat zudem eine sehr hohe organisierte Bandenkriminalität. Der 2019 ins Amt gekommene Präsident Nayib Bukele erklärte daher den Kampf gegen die Bandenkriminalität zu einem seiner wichtigsten Ziele. Nach anfänglichen Erfolgen und einem Rückgang der Mordrate verhängte er aufgrund neuer Gewalteskalationen im März 2022 den Ausnahmezustand, wodurch Verhaftungen ohne Haftbefehl durchgeführt werden konnten. Bukele setzte auch das Militär für Razzien ein und beschränkte, Menschenrechtsorganisationen zufolge, die Grundrechte. Bis Ende 2022 wurden 58.000 Bandenmitglieder verhaftet.

Diese Kriminalität und auch die anstehende Regenzeit sind u.a. Gründe dafür, warum wir dieses Land sowie auch Honduras und Nicaragua ein wenig schneller bereisen werden.

Also los geht´s!

Als erstes erreichen wir die Stadt Santa Ana, mit rund 227.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt und nach der Hauptstadt San Salvador angeblich auch die zweitwichtigste Stadt des Landes. Wir spazieren ein wenig durch die doch recht kleine Innenstadt und stärken uns mit dem typischen Nationalgericht El Salvadors…Pupusas! Eine Pupusa ist eine Tortilla mit eingebackener Füllung. Die Tortilla besteht aus Maismehl, die Füllung meist aus Bohnenmus, Käse oder einer Mischung aus beidem. Varianten können auch mit Fisch, Huhn, Avocado, Wurst oder Käse samt Schweineschwarte gefüllt sein. Pupusas werden meistens mit „Curtido“, einem eingelegten Krautsalat mit Chili, sowie einer Tomatensoße serviert. Alles klar, das schmeckt schon mal gut!