Browsing Tag

Unterwasserwelt

Reiseberichte Mexiko

¡Hasta luego México! (#045)

16. April 2023

– Wir verlassen Land Nr. 3 –

Nach 5 Monaten, 1 Woche und 4 Tagen (oder kurzgesagt nach 162 Tagen) und 9.394 Kilometern ist es an der Zeit Mexiko „adiós“ zu sagen. Es ist das Land, in dem wir uns auf unserer Reise bisher tatsächlich am längsten aufgehalten haben, obwohl eigentlich nur maximal vier Monate hier eingeplant waren. Es ist das Land, in dem wir das erste Mal zur Ruhe kommen und auch mal in den Tag hineinleben konnten. Es ist das Land, in dem wir die meisten anderen Reisenden kennengelernt haben und das obwohl wir in vielen Gegenden die einzigen Touristen gewesen sind. Es ist das Land, vor dem uns viele Menschen gewarnt hatten und doch haben wir uns hier sehr sicher gefühlt. Es ist bisher das ärmste Land auf unserer Reise und doch hatten die Menschen hier so viel zu geben. Es ist das Land, das weniger Luxus braucht als andere und umso mehr zeigt, dass auch dies mehr als ausreichend sein kann. Es ist das Land, dass so manches Mal chaotisch wirkt, aber dennoch irgendwie funktioniert. Es ist das Land, was ihre Einwohner vor besondere Herausforderungen stellt und doch sind die Menschen hier fröhlich und ihr Lachen hat uns immer wieder aufs Neue angesteckt.

Wir haben hier in den letzten Monaten 18 der insgesamt 31 Bundesstaaten Mexikos besucht (s. dazu unser Route)…angefangen bei der Baja California mit ihren Stränden, dann die Berge in Durango und Chihuahua, die faszinierende Weltstadt Mexiko-Stadt, die Maya-Ruinen in Teotihuacan, Cholula, Palenque, Uxmal und Chichén Itzá (und viele mehr 🙂 ), die Cenoten auf der Yucatán-Halbinsel und die atemberaubene Unterwasserwelt in La Paz und Quintana Roo. Wir haben im Norden die Wüsten und Berge, im Zentrum die Hochebene mit Vulkanen wie dem Popocatepetl und im Osten den tropischen Regenwald und die karibischen Strände besucht.

Wir haben erlebt, wie Menschen hier ihr Leben gestalten…immer ein Lächeln auf den Lippen, wie gewisse Regeln einfach nicht existieren, wie Autos, die aus dem letzten Loch pfeiffen, die Straßen säumen, wie die Menschen trotz oder mit Korruption und mächtigen Kartellen ihren Alltag meistern, wie Geldscheine zwar den gleichen Wert haben, aber unterschiedlich aussehen, wie Firmenschilder an Außenfassaden oder Wahlplakate hier nicht gedruckt, sondern gemalt werden (ist die Wahl dann vorbei, wird die Wand einfach übergestrichen), wie Bahnschienen als Gehweg genutzt werden, weil einfach kein offizieller Gehweg vorhanden ist, wie Bürgersteige (wenn es denn dann welche gibt) nicht zum Gehen geeignet sind, wie Fußgänger zusehen müssen über die Straßen zu kommen, weil es nur Ampeln für Autos gibt, wie Garagen genutzt werden, um kleine Läden, Werkstätten oder Nagelstudios darin zu betreiben oder wie dutzende Stände und Läden nebeneinander schlichtweg genau die gleichen Produkte verkaufen. Wir erleben bunte Häuser und Städte, ein farbenfrohes Wandbild folgt hier dem nächsten und Kleidung und Dekoration strotzen nur so vor Farben. Wir haben in Mexiko Feiertage wie den „Dia de los Muertos“, bei dem die Verstorbenen gefeiert werden (s. dazu Artikel „Endlich Strand und der „Dia de los Muertos“… #029“), und auch Weihnachten (s. dazu Artikel „Ein etwas anderer Jahreswechsel #031“) erlebt und wissen wie wichtig den Mexikanern der Glaube und ihre Familien sind. Wir haben hineinschnuppern können in die Geschichte Mexikos und viel über das Leben der Maya in der Vergangenheit und heute kennengelernt. Auch sind wir eingetaucht in die Esskultur Mexikos und haben erlebt, wie sie auf den Straßen die totale Leidenschaft wiederspiegelt. Wir haben uns von den großen Märkten hier verzaubern lassen und Dinge wie Skorpione, Käfer und frittierte Schweinehaut probiert (s. dazu Artikel „Mexiko City #038“). Aber nicht nur das stand auf unserem Speiseplan, sondern auch „Unmengen“ an köstlichen Tacos, Quesadillas, Tamales, Burritos oder Empanadas. Einfach lecker!

Auch sind wir im Straßenverkehr zurechtgekommen, was gar nicht immer sooo einfach war. So gibt es hier sogenannte „Topes“, die die Geschwindigkeit auf den Straßen reduzieren sollen. Topes sind quasi „Bodenschwellen“, die in unterschiedlichster Form, Höhe, Material und Zustand plötzlich und oft unerwartet (meist ohne Hinweisschild) auftauchen und einen in 90 Prozent der Fälle zum kompletten Abbremsen des Fahrzeugs zwingen, um diesen dann auch gaaaanz langsam zu überwinden. Da schreien Bremsen, Stoßdämpfer, Fahrwerk und Insassen nicht gerade „Juhuu“, besonders wenn es sich um Strecken handelt, bei denen man eigentlich 80 kmh fahren darf und plötzlich wie aus dem Nichts Topes auftauchen. Es gibt hier einfach soooooo viele davon (inner- und außerorts), dass das schon auch sehr nervig sein kann, besonders, wenn diese bereits kaputt sind. Es schauen dann auch gerne mal Schrauben oder Eisenstangen oben heraus. Besonders schön ist es auch, wenn die Topes schon so abgefahren und damit noch unebener sind, dass wir zusätzlich durchgerüttelt werden oder aber sie sind so hoch und schräg konstruiert, dass sämtliche Autos sich den gesamten Unterboden zerstören. Das ist uns bei Sprinti zum Glück erspart geblieben, auch wenn wir manchmal den Atem angehalten haben.

Besonders schön sind auch Löcher in den Straßen oder Gullis, bei denen der Gullideckel fehlt…dieses Loch ist dann nicht sooo unerheblich. Für uns chaotisch wird es auch (Peter hat es dennoch super gemeistert), wenn der gesamte Verkehr nicht mit Ampeln, sondern lediglich mit Stoppschildern (hier heißen sie „Alto“) gemanaged wird. Denn hier gibt es an Kreuzungen ein Stoppschild an jeder auf die Kreuzung einfahrenden Straße und der Fahrer, der als erstes da ist und stoppt, darf auch als erstes weiterfahren. Das wird bei einer sechsspurigen Straße, bei der womöglich auch jemand von ganz rechts nach links hin abbiegen möchte, durchaus kompliziert und hat mich so manchen „Angstschrei“ gekostet. Irgendwie kommen dann doch alle klar, aber ich sage Euch, das kostet Nerven! Wenn man uns fragt, auf was wir uns u.a. in Deutschland freuen, wenn wir zurück sind, dann ist das auch tatsächlich so etwas lapidares wir Straßenmarkierungen (ja wirklich!), denn hier wird meist komplett darauf verzichtet, so dass die Leute oft kreuz und quer fahren und man nur selten weiß, wie viele Spuren diese Straße überhaupt hat. Gerne stehen auch spontan Rinder, Esel, Pferde oder Ziegen an oder auf der Straße und erfordern besondere Aufmerksamkeit.

Wie auch schon in vorherigen Artikeln erwähnt, wird hier transportiert, was das Zeug hält und das meist nicht in einem Anhänger sondern einfach auf der Ladefläche eines PKWs oder gar auf dem Dach…Kühlschränke und Matratzen sind dabei ganz hoch im Kurs, aber auch Esel, Pferde oder Ziegen. Auch Menschen werden ohne Sitz oder Anschnallgurt auf der Ladefläche transportiert. Oft stehen sie auch auf eben dieser und genießen anscheinend den Wind in Fahrtrichtung…ich frage mich, was die mit all den Insekten machen, die einem so entgegenkommen, denn laut unserer Windschutzscheibe sind das gar nicht mal so wenige. Auch viele „Tuk Tuks“ findet man hier, die individuell für die entsprechenden Bedürfnisse angepasst sind und manchmal die lustigsten Sachen herumkutschieren. So war bei einem ein kleiner Hühnerkäfig auf Höhe des Vorderrades montiert…das Huhn wird da vorne direkt am Reifen wahrscheinlich wahnsinnig. Motorräder werden hier ebenfalls als Transportmittel genutzt, oft von mindestens zwei oder drei Personen gleichzeitig…mit Handy in der Hand und Baby auf dem Arm. Der Helm wird dabei nur selten auf den Kopf gesetzt, sondern lediglich über den Arm gehängt. So sind wir die 9.394 Kilometer durch dieses Land eigentlich immer „zu zweit“ gefahren, d.h. Peter und ich haben gleichzeitig auf den Verkehr geachtet, egal wer gefahren ist, weil einfach so viel passiert auf diesen Straßen. Abgesehen davon, dass wir mit Sprinti ja durchaus die ein oder andere Mercedes-Werkstatt in Mexiko kennengelernt haben, sind wir zum Glück unfalltechnisch verschont geblieben!

Oft hat man uns mit Sprinti auch für einen Bus des öffentlichen Nahverkehrs gehalten, weil hier so einige weiße Transporter dieser Größe durch die Gegend fahren. So sind die Menschen nicht selten zum Straßenrand gelaufen, wenn sie uns gesehen haben, wir wurden so manches Mal gar nicht erst von Tourguides angesprochen, die uns etwas verkaufen wollten (sehr praktisch) und entgegenkommende Busse samt Fahrer haben uns stets winkend und mit Lichthupe gegrüßt. Das hatte oft schon eine gewisse Komik.

Leider ist an Mexikos Straßenrändern und in der Natur oft auch noch etwas anderes zu finden…Müll! Plastik, Plastik und noch einmal Plastik. Öffentliche Mülleimer sucht man meist vergebens und so wird Müll oft einfach weggeworfen…selbst Industriemüll und Baustellenschutt finden wir nicht all zu selten LKW-weise einfach an den Straßenrand oder in die Natur gekippt. Wir haben in Mexiko auch unwahrscheinlich viele Feuer gesehen (und gerochen), weil entweder kleine Landstriche gerodet wurden oder einfach Müll verbrannt worden ist. Am Horizont hat man es also immer irgendwo Qualmen gesehen.

Nichtsdestotrotz haben wir in diesem Land eine tolle Natur mit einer wundervollen Tierwelt kennengelernt. So wurden wir z.B. von Pelikanen, Kolibris, Greifvögeln (wir haben noch nie so viele Geier gesehen), Schmetterlingen, Riesen-Libellen, Brüllaffen, Delfinen und unzähligen Straßenhunden begleitet. Unter Wasser sind wir mit Walhaien, Seelöwen, Kormoranen und Meeresschildkröten getaucht und haben einzigartige Korallenriffe bestaunen können. Wir sind vorbeigekommen an hunderten Baumwollbäumen (hier waren es tatsächlich oft Bäume und keine Sträucher) sowie Chili-, Mais-, Zuckerrohr- und Limettenfeldern und haben so manche Nacht mit Sprinti inmitten von Kokosnusspalmen, Papaya- und Jackfruitbäumen, Ananaspflanzen und Bananenstauden verbracht.

Wenn wir nun also zurückblicken auf die letzten fünf Monate, so hatten wir eine tolle, herausfordernde, abwechslungsreiche, spannende, aber auch entspannende Zeit in Mexiko. Wir haben hier unseren Tauchschein absolviert und die Unterwasserwelt besser kennengelernt, ich hatte meinen ersten (und hoffentlich auch einzigen) Rollerunfall und nach fast drei Jahren der Pandemie hat uns das erste (und hoffentlich auch einzige) Mal Corona erwischt. Wir haben in die Lebensart der Mexikaner hineinschnuppern können und sind freundlich und mit offenen Armen empfangen worden. Wir haben mit kleinen Vorkenntnissen angefangen eine neue Sprache zu lernen (und nein, wir sind darin noch nicht perfekt!) und unseren Horizont haben wir ein weiteres Mal erweitern können. So werden wir dieses Land und die Zeit, die wir hier hatten, immer in ganz besonderer Erinnerung behalten! Das war schon toll!

Muchas gracias, México!

Reiseberichte Mexiko

Wir entdecken die Unterwasserwelt Mexikos (#030)

18. Dezember 2022

– Plötzlich Tauchscheinbesitzer –

Wir verlassen den Strand von Tecolote und fahren die Baja weiter Richtung Südwesten. So erreichen wir den 5000-Seelen-Ort Todos Santos an der Pazifikküste. Wir schlendern durch dieses schöne Dörfchen, was durch seine vielen kleinen Läden und Verkaufsstände unwahrscheinlich farbenfroh ist. Als der Hunger aufkommt, fahren wir ein Stückchen weiter zu dem Restaurant  „Hierbabuena“ etwas außerhalb, das fast alles, was es zubereitet zuvor im eigenen Garten selbst angebaut hat. Dort essen wir in einer traumhaften Gartenkulisse mit richtig leckerem (und nach den USA auch endlich wieder gesundem) Essen. Hach, so etwas gefällt uns (besonders mir)! Gut gestärkt fahren wir zu unserem Stellplatz für diese Nacht, zum Cerritos Beach, der besonders bei Surfern sehr beliebt ist. Peter hat zuletzt vor 17 Jahren (oh Gott, wir werden alt!) in Australien gesurft und spielt kurz mit dem Gedanken sich noch einmal aufs Brett zu schwingen. Da es aber dämmert und der Tag sich langsam dem Ende zuneigt, belassen wir es dabei, den anderen Surfern einfach vom Strand aus zuzuschauen.

Dann fahren wir zum südlichsten Zipfel der Baja, dort liegt der, besonders bei amerikanischen Touristen beliebte, Ort Cabo San Lucas. Mit einem Wassertaxi fahren wir entlang der Küste, vorbei an belebten und weniger belebten Stränden, hin zum „Pelican Rock“. Wie der Name schon sagt, befindet sich dort ein Felsen, der besonders bei Pelikanen (und auch Seelöwen sind mit von der Partie) beliebt ist…aber deswegen sind wir nicht hier, schließlich haben wir zuletzt unzählige Pelikane am Strand von Tecolote gesehen (s. dazu Artikel „Endlich Strand und der „Dia de los Muertos“ #029“). Was uns interessiert, ist die Unterwasserwelt um diesen besagten Felsen drumherum, da sich dort dutzende Fische im glasklaren Wasser tummeln. Allerdings tummeln sich dort nicht nur Fische, sondern auch jede Menge Menschen, die sich ebenfalls schnorchelnd anschauen wollen, was da unter Wasser so abgeht. So ist es schon irgendwie eine überlaufene Touristenattraktion, was wir ja eigentlich nicht so mögen, aber hey, so haben wir das auch mal gesehen und waren immerhin am südlichsten Punkt der Baja California. Leider besitzen wir zu diesem Zeitpunkt noch keine Unterwasserkamera, um das vernünftig für Euch filmen und fotografieren zu können, aber dazu sei gesagt…die ist bereits unterwegs! Falls jemand von Euch vorhat, ebenfalls so eine Tour zu machen, dem können wir nur den Tipp geben, dass der Boden dieser Wassertaxis durchaus nass und rutschig sein kann…ich spreche da aus Erfahrung und mein Steißbein weiß auch Wochen später noch wovon ich rede. Abends essen wir wieder in einem hervorragenden Restaurant, dem „Los Tres Gallos“…einfach der absolute Hammer!

Tags darauf verlassen wir Cabo San Lucas wieder Richtung Norden. Eigentlich wollen wir dabei am Meer entlang fahren, allerdings kommen wir, was die Offroad-Fähigkeiten anbelangt, an Sprintis und meine Grenzen (ich sage nur…was ein Schei…mit dem Steiß!) und fahren kurzerhand durch das Landesinnere zurück. So kommen wir auf dem Weg auch am „Trópico de Cáncer“, dem nördlichen Wendekreis, vorbei. Dort steht die Sonne am Mittag des Tages der jeweiligen Sonnenwende (21.06.) im Zenit. Ein Tag hat dann 13,5 Stunden, während der gleiche Tag am gegenüberliegenden Wendekreis nur 10,5 Stunden dauert. Die Wendekreise haben vom Äquator je einen Abstand von 2.609 km und sind jeweils rund 36.700 km lang. Nach dem Erreichen des Polarkreises vor ein paar Monaten in Kanada (auf dem direkten Weg ist das von hier nun rund 7.000 km entfernt), ist das nun ein weiterer Meilenstein auf unserer Reise und es wird uns bewusst, wie weit wir bereits gekommen sind…auch wenn noch sooo viel vor uns liegt. So haben wir im Norden die arktische Zone und dann weiter südlich die gemäßigte Zone durchquert und erreichen nun die Tropen. Ihr könnt Euch vorstellen, besonders Peter ist schwer begeistert 🙂

Dann erreichen wir wieder La Paz und unser Plan ist es, erneut ein paar Tage in Tecolote am Strand zu verweilen. Also ist vorher ein Großeinkauf angesagt. Spätestens im Supermarkt fällt einem auf, dass es tatsächlich kurz vor Weihnachten ist, denn bei 25 Grad und umgeben von Palmen, kommt nur bedingt Weihnachtsstimmung auf…zumindest so wie wir sie kennen mit kalten Temperaturen, Lichtern, Weihnachtsmärkten und Glühwein. Ansonsten entdecken wir im Supermarkt durchaus das ein oder andere merkwürdige oder auch bekannte Produkt…

Am Strand von Tecolote ist dann, wie man sieht und hört, gute Stimmung…

Wir lernen dort auch immer mehr Leute kennen, so z.B. Martina und Steve aus Essen mit ihrer fünfjährigen Tochter Amelie und ihrem Wohnmobil Hildegard, die seit Juli unterwegs sind und sich für die Panamericana zwei Jahre Zeit lassen wollen. Oder Olli aus Berlin, der seit einem Jahr mit seinem roten Mercedes Bremer hier in Mexiko unterwegs ist. Auch lernen wir den Holländer Kaj kennen, der seit 18 Jahren in Mexiko lebt und am Strand Schmuck verkauft. Wir sind immer wieder erstaunt, wie unterschiedlich Lebensmodelle aussehen können und auf wie viele interessante Menschen wir treffen.

Dann stellen wir dort am Strand fest, dass sich das Wasser bei Ebbe mehr zurückzieht als sonst und sich dadurch plötzlich Sandbänke auftürmen, die zuvor noch nicht da waren. Als wir am nächsten Morgen gegen 7 Uhr aufwachen und aus reiner Neugier das Rollo unseres Fensters heruntermachen, um aufs Meer zu schauen, hat sich nicht nur das Verhalten des Meeres bei Ebbe verändert, sondern auch bei Flut…die Wellen machen plötzlich erst kurz vor Sprinti halt. Wir springen aus dem Bett und schaffen es in letzter Minute Sprinti wegzufahren, ohne dass wir im Sand bzw. im Meer steckenbleiben. Auch bei anderen Campern sieht es heikel aus, aber alle scheinen rauszukommen. Die Bars am Anfang des Strands sind allerdings ziemlich überspült, aber so wie das aussieht, sind die das gewohnt, da das Hochwasser einfach mit den Mondphasen zu tun hat und somit monatlich wiederkehrt.

Wir schaffen es also noch rechtzeitig weg vom Strand zu kommen, aber das hatten wir eh vor, denn wir haben einen neuen Plan…wir lernen tauchen! Von Martina und Steve haben wir viel über das Tauchen gehört und weil es hier einfach so viele Tiere live zu erleben gibt, bietet es sich in Mexiko absolut an die Unterwasserwelt zu erkunden. Sie empfehlen uns die Tauchbasis „Sea Lions Dive Center“ in La Paz und wir wollen uns da erstmal nur erkundigen. Also nichts wie hin! Von wegen „erkundigen“…nach einer Stunde vor Ort haben wir für uns beide den „Open Water-Tauchkurs“ gebucht. Es ist Montag und weil die Wetterverhältnisse in dieser Woche gut sind, soll es bereits am Mittwoch losgehen (also das geht jetzt aber fix!). Die Theorie können wir über die App lernen und müssen anschließend dafür eine schriftliche Prüfung in der Tauchschule ablegen. Also pauken Peter und ich den kompletten Dienstag was das Zeug hält. Wir lernen u.a. zu berechnen wie sich der Wasserdruck bei steigender Tiefe verhält, was beim Ab- und Auftauchen zu beachten ist, welche Gefahren auch von körperlicher Seite her beim Tauchen drohen und noch so einiges mehr. Inhaltlich also durchaus anspruchsvoll. Am nächsten Tag geht es für uns dann schon früh am Morgen zur Tauchbasis, unsere erste Praxiseinheit steht an. Bevor wir damit starten, wollen Peter und ich allerdings erst noch den theoretischen Teil abschließen und bitten um die Prüfungsbögen. Das scheint nicht Usus zu sein und so ernten wir erstaunte Blicke von den Tauchlehrern, dass wir schon soweit sind. Wir bekommen die Bögen und nach 15 Minuten und jeweils 50 Fragen später gratuliert man uns beiden zur bestandenen Theorieprüfung mit je 100%…yippieh! So kann es weitergehen! Für uns heißt es jetzt: Ab in den Pool! Dort findet mit unserer bezaubernen Tauchlehrerin Carmen unsere erste Praxiseinheit statt. Wir haben das Glück, dass es in diesem Kurs keine anderen Tauchschüler gibt und so haben wir Carmen ganz für uns alleine. Schnell lernen wir wie wir unser Equipment selbstständig prüfen und zusammenbauen und schon kurze Zeit später finden wir uns in voller Montur mit Tauchanzug, Weste, Gürtel, Gewichten, Tauchflasche, Atemgeräten, Schwimmflossen und Taucherbrille im Pool eines benachbarten Hotels wieder. Und los geht´s! Es ist durchaus gewöhnungsbedürftig unter Wasser mit den Atemgeräten zu atmen. Wir hatten zuvor schon öfter mal geschnorchelt, aber das ist doch irgendwie etwas anderes. Auch die rund 25 kg Gewicht, die man zusätzlich mit sich trägt (als ob das so nicht schon genug wäre!) muss man lernen zu handeln, aber im Wasser geht das ja schon mal leichter. Die folgenden Stunden verbringen wir damit, unter Wasser sicherer zu werden und führen auch viele Übungen durch, die uns im Ernstfall weiterhelfen. So z.B. wenn Wasser in die Brille gerät oder wir diese kurzzeitig sogar verlieren, wie wir uns unter Wasser verständigen und uns gegenseitig mit Luft versorgen können, wenn dem Anderen, aus welchem Grund auch immer, keine Luft mehr zur Verfügung steht und wie mit dem Druckausgleich umzugehen ist oder wie wir zur Not auch ohne Luft wieder an die Wasseroberfläche gelangen können.

Am nächsten Tag heißt es für uns dann: Ab ins Meer! Wir fahren mit einem Boot raus und haben noch eine andere Tauchgruppe mit an Bord, die aber schon einige Tauchgänge auf dem Buckel hat und daher mit ihrem eigenen Guide unterwegs ist. Wir haben unsere Carmen also wieder ganz für uns. Ich muss zugeben, anfangs ist es durchaus gewöhnungsbedürftig in die Tiefe des Meeres abzutauchen wohlwissentlich, dass man aufgrund des Druckunterschieds nicht einfach so schnell wieder auftauchen kann wenn irgendetwas ist, sondern dass dies nur mit etwas Zeit und ganz gemächlich passieren darf. Wir können uns aber beide darauf einlassen und auch mit dem Druckausgleich in den Ohren funktioniert es in der Tiefe gut. Wir wiederholen die Übungen vom Vortag und auch das ist im Meer noch mal eine andere Nummer. Aber wir bekommen es gut hin und können so die Tierwelt in der Tiefe genießen. Atemberaubende Fische in unterschiedichster Form und Farbe schwimmen um uns herum und auch Seelöwen flitzen an uns vorbei. Wir machen an diesem Tag zwei Tauchgänge und kommen auf eine Tiefe von 9,9 m.

Auf dem Rückweg dann ein weiteres Highlight…unser Boot wird begleitet von einem ganzen Schwarm an Delfinen. Ich bin total aus dem Häuschen, weil ich immer schon mal Delfine sehen wollte, es aber bisher nie geklappt hat. Yippieh!

Tags darauf geht es erneut für zwei weitere Tauchgänge raus aufs Meer. Und was wir da erleben, ist der absolute Wahnsinn! In einer Tiefe von 20,2 Metern stoßen wir auf ein altes Schiffswrack, dass in den 70er Jahren als chinesisches Flüchtlingsschiff diente und dann dort versenkt wurde. Es ist beeindruckend zu sehen, wie das Schiff vom Meer vereinnahmt wurde und wie dort neuer Lebensraum entstanden ist. Wir sehen, wie es sich eine Schildkröte „an Deck“ gemütlich macht und es flitzen Seelöwen, Kormorane oder auch TromPETERfische um uns herum. Hier hat Peter mal einen kleinen Film für Euch zusammengestellt…taucht also mit uns ab in die Unterwasserwelt Mexikos! (Unser Tipp: Am großen Bildschirm und mit ordentlicher Lautstärke könnt Ihr es noch besser auf Euch wirken lassen.)

Am Ende dieses Tauchgangs und nach weiteren Übungen im Wasser haben wir ihn dann…unseren Tauchschein! Vor einer Woche war noch nicht einmal klar, dass wir das überhaupt machen werden und nun, ein paar Tage später, stehen wir hier und halten unseren Schein in den Händen. Natürlich gibt es noch so viel mehr über das Tauchen zu lernen und es gilt weitere Praxiserfahrung zu sammeln, aber das ist schon mal ein guter Anfang.

Am nächsten Tag belohnen wir uns selbst mit einer weiteren Erfahrung im Meer…wir schnorcheln mit Walhaien! Ein Walhai  ist der größte Hai und zugleich der größte Fisch der Gegenwart. Er wird bis zu 14,5 m lang und sein Gewicht beträgt bis zu 12 Tonnen. Ja das kann ja was werden! Walhaie bevorzugen eine Wassertemperatur von 21 bis 25 °C und sind weltweit in fast allen warmen, tropischen und subtropischen Gewässern anzutreffen, was ich übrigens durchaus nachvollziehen kann. In der Regel handelt es sich hierbei um Gebiete mit saisonaler Planktonblüte oder um Regionen, in denen planktonreiches kälteres Auftriebswasser zu beobachten ist. Hier vor La Paz ist so eine Gegend und so kehren die Walhaie jährlich ab Mitte November in die Bucht zurück. Gemeinsam mit Martina, Steve, ihrer Tochter Amelie, vier anderen Erwachsenen und einem weiteren Kind starten wir zusammen mit unserem Guide Omar und dem Captain die Bootstour. Wir fahren raus in die Bucht und halten zunächst an einer Kontrollstelle, die genau überwacht wie viele und welches Boot zu den Walhaien fahren darf. Alles unterliegt genauen Bestimmungen, um so die Tiere zu schützen und sie nicht zu stressen, was wir übrigens sehr befürworten, wenn wir schon so eine Tour machen. Es ist genau geregelt, wie weit und wie schnell sich die Boote nähern dürfen und ab wann der Motor gänzlich abgeschaltet werden muss. Die Tiere werden nicht angefüttert, so dass sie ihr natürliches „Fress- und Wanderverhalten“ beibehalten. Da auch genau geregelt ist, wie viele Personen einem Tier wie nah kommen dürfen, werden wir in zwei Gruppen eingeteilt und dürfen nur nacheinander ins Wasser. Nur zu Beginn ist noch ein weiteres Boot vor Ort, das ist aber schnell verschwunden und so sind wir an diesem Tag ganz alleine mit 5 Walhaien in dieser Bucht vor La Paz in Mexiko. Da wir wie gesagt nur in Gruppen nacheinander in die Nähe der Tiere dürfen, bereiten wir uns auf dem Boot mit Tauchanzug, Schwimmflossen, Taucherbrille und Schnorchel vor und als wir das Zeichen erhalten hopsen Martina, Steve, Amelie, Peter und ich ins Wasser.

Und dann ziehen sie auch schon an uns vorbei, diese gewaltigen Tiere, die so sanft durch das Wasser gleiten und mit nur einem ruhigen Flossenschlag eine Entfernung zurücklegen, die es einem Menschen nicht immer so einfach macht ihnen zu folgen. Natürlich dürfen wir die Tiere nicht berühren und sollen einen Abstand von mind. 3 Metern halten…was gar nicht so einfach ist, wenn das Tier spontan einen Richtungswechsel einschlägt. So wird mir ganz anders, als ein Walhai plötzlich direkt auf mich zuschwimmt und ja, ich kann sagen, dass wir uns tief in die Augen geschaut haben. Nur…wohin so schnell?! Im Video erkennt Ihr vielleicht, wie ich dann die Flucht ergreife. Nicht dass sich noch die Geschichte aus der Bibel wiederholt, bei der Jona von einem Fisch gefressen wird…schließlich möchte ich ja nicht, dass das arme Tier hier noch erstickt! Glücklicherweise steht ja nur Plankton auf seinem Speiseplan und ich bin mir sicher, dass ich mich davon doch sehr unterscheide!

Es ist beeindruckend die Tiere so zu erleben, die sich glücklicherweise auch gar nicht an uns stören. Die tollen Aufnahmen unserer Walhai-Tour haben uns übrigens Martina und Steve zur Verfügung gestellt (Lieben Dank nochmal dafür!), die auch unter Wasser mit dem besten Equipment ausgestattet sind. Wer weitere tolle Fotos und Videos sehen möchte, schaut gerne mal auf ihrem Instagram naturwunderer_ und photografnix vorbei.

Und so erleben wir an diesem Tag ein weiteres unvergessliches Abenteuer, was definitv ein krönender Abschluss für unsere Woche „unter Wasser“ ist.

Wir sind schon gespannt, was noch so auf uns wartet und senden sonnige Adventsgrüße in die Heimat…