– Wellness für Sprinti –
Wir verlassen Cholula und fahren durch die Berge Richtung Oaxaca (s. dazu unsere Route). Auch hier tragen Staat und Hauptstadt wieder den gleichen Namen. Und dieser setzt sich aus zwei Begriffen zusammen: huāxin bedeutet „Weißkopfmimose“, eine Pflanze, die in dieser Region sehr verbreitet ist (ich hätte zugegebenermaßen bei „Mimose“ eher an etwas anderes gedacht) und dem Wort yacatl, was wörtlich „Nase“bedeutet. Demnach würde der Name „der Ort an der Spitze der Weißkopfmimose“ bedeuten. Eine sprachliche Anpassung der spanischen Eroberer hat dann letztendlich zum aktuellen „Oaxaca“ geführt.
Alles klar, dann wissen wir da jetzt also auch Bescheid!
Schon der Weg dorthin, hält die ein oder andere Überaschung für uns bereit. So geht es auf einer Höhe von 1500-2000 m immer wieder auf und ab und vor uns liegt eine durchaus schöne Landschaft. Es wird auf der Straße wieder einmal überholt was das Zeug hält (egal ob mit Gegenverkehr oder bei Überholverbot) und so manch ein Fahrzeug hat auch wieder eine ganz besondere Ladung an Bord…so wie der Pick-Up vor uns, der sage und schreibe acht Mulis auf seiner dann doch recht kleinen Ladefläche transportiert. Die sind davon übrigens glaube ich auch nicht so begeistert.
An diesem Tag führt uns unser Weg in ein Nachbardorf der Stadt Oaxaca, das den Namen trägt „Santa Maria del Tule“ (kurz: El Tule oder einfach nur Tule) und das laut der Vereinten Nationen zu den Orten mit der höchsten Lebensqualität in Mexiko gehört. Ja, das klingt doch schon mal hervorragend! Wir steuern den Campingplatz „El Rancho“ an und finden dort ein schönes Plätzchen, auf dem es sich sehr gut verweilen lässt. Besonders gefällt uns, dass wir dort auch Michaela und Peter (exploring509) wiedertreffen und wir lernen dort auch deren Freunde Julie und Marcus (Tuck’s Truck) aus England sowie Heinz (Keine Wohnung in Deutschland) aus der Nähe von Cloppenburg kennen. So verleben wir dort eine wirklich schöne Zeit zusammen.
Der Ort Tule ist auch bekannt für etwas ganz Besonderes…nämlich den Arbol de Tule…der Tule-Baum. Der Tule-Baum hat den größten Stammdurchmesser der Welt und ist somit auch eines der größten Lebewesen der Erde. Sein wahres Alter ist unbekannt, aber Schätzungen zufolge beträgt es mehr als 2000 Jahre. Es handelt sich um eine „Ahuehuete“ (eine mexikanische Sumpfzypresse) mit einem Kronenumfang von etwa 58 Metern und einer Höhe von 42 Metern. Bei einem Stamm mit einem Durchmesser von 14 Metern wären schätzungsweise mindestens 30 Personen mit ausgebreiteten Armen nötig, um ihn umfassen zu können und etwa 500 Personen passen in seinen Schatten. Sein Volumen wird auf etwa 816.829 m³ geschätzt, bei einem Gewicht von etwa 636 Tonnen. Jeden zweiten Montag im Oktober wird hier der „Tag des Tule-Baums“ gefeiert, denn dieser Tag ist ausschließlich diesem gewaltigen Stück Natur gewidmet und somit hat dieser Baum, der ebenfalls zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, sogar sein eigenes Fest. Wir schlendern durch das schön angelegte Örtchen, vorbei an der Kirche, bei der die Glocken noch von Hand geläutet werden und erreichen dann auch den gigantischen Tule-Baum…
Auch der Stadt Oaxaca statten wir einen Besuch ab. Oaxaca, genauer gesagt „Oaxaca de Juárez“, ist wie erwähnt, die Hauptstadt des mexikanischen Bundesstaates Oaxaca und liegt in einem Tal der Sierra Madre del Sur, rund 1550 Meter über dem Meeresspiegel…zum Glück nicht mehr „ganz so hoch“. Hier bekommen wir nach Covid definitiv wieder besser Luft zum Atmen…sehr gut! Oaxaca hat rund 259.000 Einwohner und ist ebenfalls im spanischen Kolonialstil erbaut.
Wir können so viel verraten…es wird wieder bunt!
Auch Musik und Tanz wird hier mal wieder großgeschrieben…
Wir schlendern durch die Straßen, gönnen uns ein Eis (was zugegebenermaßen nicht so lecker schmeckt), finden uns auf Märkten wieder, kaufen Brot in einer Bäckerei, die es mit einer Europäischen wirklich aufnehmen kann (yippieh, endlich mal wieder gutes Brot!) und lassen uns vom Treiben der Stadt mitreißen. Obgleich mehrere Erdbeben die Stadt in den vergangenen Jahrhunderten trafen und dadurch auch viele ältere Gebäude zerstört wurden, macht das Zentrum einen relativ unversehrten Eindruck und gehört auch heute noch zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Dann geht es für uns ins „Museum der Kulturen“, das inmitten der Stadt und direkt an der Kathedrale liegt (die ist an diesem Tag leider geschlossen). Aber auch das Museum befindet sich in einem schönen Gebäude mit einem besonderen Innenhof. So flanieren wir dadurch und lassen erneut die mexikanische Geschichte auf uns wirken.
Dann packt uns der Hunger! Also suchen wir uns ein schönes Restaurant (Zandunga), was in einem Innenhof gelegen ist. Dort stoßen wir auf unseren heutigen 20. Jahrestag an…der absolute Wahnsinn, wie die Zeit vergeht…20 Jahre! Was waren wir doch noch jung damals, auch wenn man sich ja schon sooo erwachsen gefühlt hat mit Anfang 20. Wenn man darüber nachdenkt, was seitdem alles passiert ist und was man gemeinsam erlebt hat, dann ist das schon enorm. Also auf die nächsten 20 Jahre…mindestens!
Dann geht es für uns mit dem Bus zurück zum Campingplatz und selbst das ist schon ein Abenteuer. So hält der Bus an Haltestellen auch nur an, wenn man am Straßenrand stehend die Hand hebt, währenddessen er teilweise auch an Stellen anhält, an denen sich keine Bushaltestelle befindet, dort aber evtl. ein paar Leute stehen, die mitfahren wollen. Zusätzlich sind die Türen während der Fahrt meist geöffnet, damit ein kleines Lüftchen weht, was allerdings gar nicht mal so ungefährlich ist, wenn man die Straßenverhältnisse und den Fahrstil der Busfahrer betrachtet. Glücklicherweise kommen wir aber heil und auch an der richtigen Stelle (tatsächlich ohne Bushaltestelle) an.
Unsere nächsten Tage sind ebenfalls voll ausgebucht. So bleiben wir zwar am Campingplatz, haben aber jede Menge zu tun. Denn auch Sprinti bekommt mal wieder ein wenig Pflege. Wir reinigen den Luftfilter, die Lambdasonde und die Drosselklappe, tauschen einmal alle Reifen durch, damit sie gleichmäßiger abgefahren werden und es wird tatsächlich erneut Zeit für neue Stoßdämpfer. Ja, richtig gelesen…Stoßdämpfer! Hatten wir doch die letzten erst vor vier Wochen in Teotihuacan bekommen (s. dazu auch Artikel „Von Mumien, Silberminen und Schmetterlingen #037“). Wie sich jetzt herausgestellt hat, waren die allerdings nicht neu (wie man uns gesagt hat), sondern lediglich aufgearbeitet (auch das kann einem hier in Mexiko passieren) und dies hat sich auf den letzten Kilometern durch die Berge auch ordentlich bemerkbar gemacht…sind wir doch nach jeder Bodenwelle (und davon gibt es hier einige) ordentlich nachgewippt. Also statten wir hier in Tule einer Werkstatt, die glücklicherweise viele gute Bewertungen von anderen Reisenden hat, einen Besuch ab und bekommen ein paar Tage später andere Stoßdämpfer…und ja, dieses Mal sind sie neu und auch passender für Sprintis Gewicht (wir haben dieses Mal vorsichtshalber großzügiger kalkuliert). Es handelt sich zwar nicht um original Mercedes-Stoßdämpfer, aber die bekommen wir hier auf die Schnelle auch nicht. Sämtliche Ersatzteile sind hier zum einen wesentlich teurer als in Deutschland, zum anderen hängen die Pakete oft wochenlang im Zoll fest. Auch das ist eine Herausforderung auf Reisen…man muss sich den Gegebenheiten und auch den Gepflogenheiten anpassen bzw. mit ihnen klarkommen. So kann man den Menschen oftmals nur Vertrauen schenken und meistens hat man Glück…manchmal aber auch nicht. Also jetzt diese Variante…und ich freue mich tatsächlich, als ich auf der Verpackung das deutsche Wort „Stoßdämpfer“ lese. Ich hoffe jetzt mal, das spricht für Qualität!
Mit der Hilfe von Peter (Michaelas Peter) und Marcus pimpen wir zusätzlich noch unser Starlink auf und montieren es aufs Dach. Ohne Starlink wäre es hier fast unmöglich regelmäßig Artikel für Euch zu erstellen und hochzuladen, daher hatten wir uns das auf der Baja angeschafft. Hier auf der Reise gibt es quasi kaum jemanden, der sich nicht auch über diesen Weg Zugang zur Welt des Internets beschafft. Die Herausforderungen für unsere Montage auf dem Dach sind allerdings: wir benötigen ein Behältnis für den Empfänger, dieser muss sicher und fest angebracht sein, er darf sich nicht mehr selbst ausrichten, da der Empfänger ja fest verbaut ist, die Oberfläche darf nicht abgeschirmt sein, damit wir auch Empfang haben (und das auch während der Fahrt und egal wo wir stehen), wir benötigen eine wasserdichte Kabeldurchführung (schließlich bohren wir durch Sprintis Dach) und die zu bekommen, gestaltet sich hier in Mexiko durchaus schwierig…Ihr seht schon, alles gar nicht so einfach! Dank Peter und Marcus, die ihr Starlink bereits ebenfalls aufs Dach montiert haben, bekommen wir es aber hin…yippieh! Zukünftig wird also einem einwandfreien Internetempfang, egal wann und wo, hoffentlich nichts mehr im Wege stehen. Einen riesen Dank nochmals an Peter und Marcus für Eure Hilfe!!!
Am nächsten Tag steht Michaelas Geburtstag an und so verleben wir einen schönen Tag ganz im Sinne des Wiegenfestes. Wir starten den Tag mit selbstgemachten Pancakes (danke Julie!) und beenden ihn mit dem ein oder anderen Tequila (der aus Tequila natürlich!). Es könnte also definitiv schlechter sein!
Die letzten Tage sind tatsächlich wie im Fluge vergangen, waren sie doch vollgestopft mit diversen Dingen, die es zu erledigen galt…aber was sein muss muss sein! Und wir hatten auch eine wirklich sehr schöne Zeit mit Heinz, Michaela, Peter, Julie und Marcus! Bis hoffentlich ganz bald, Ihr Lieben!
Dann heißt es auch schon wieder Abschied nehmen von unserem Campingplatz hier in Tule…das ist zumindest der Plan.
Aber wie heißt es so schön: „Während Du Pläne schmiedest, fällt Dein Schicksal lachend vom Stuhl!“
Fortsetzung folgt…