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Reiseberichte Costa Rica

„Pura Vida“ in Costa Rica (#050)

21. Mai 2023

– Neues Land…neue Abenteuer –

Wir erreichen Costa Rica! Die Grenzformalitäten zur Einreise sind schnell erledigt und zack sind wir auch schon im nächsten Land (s. dazu auch unsere Route).

Costa Rica hat etwa 5,1 Mio. Einwohner, die umgangssprachlich „Ticos“ und „Ticas“ genannt werden. Das Land gilt als eines der fortschrittlichsten Lateinamerikas. So wurde die Armee bereits 1948 zugunsten der Förderung von Bildungs- und Gesundheitsprogrammen abgeschafft, das Land gewinnt knapp 100 % seines Strombedarfs aus regenerativen Quellen und der Ökotourismus wird stark gefördert. Rund 27 % der Landesfläche stehen unter Naturschutz. 2011 bezeichnete der ehemalige deutsche Bundespräsident Christian Wulff bei seinem Staatsbesuch in Costa Rica das Land als „ökologisches Vorbild“. Und tatsächlich sehen wir hier seit Kanada das erste Mal so gut wie keinen Müll an den Straßenrändern, alles ist sauber und geordnet (sowas gefällt mir ja!). Im internationalen Vergleich zeichnet sich Costa Rica durch eine erfolgreiche politische und wirtschaftliche Transformation aus. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern der Region ist es seit den 1950er Jahren eine stabile Demokratie und blieb durch frühzeitige sozialpolitische Maßnahmen, von der in Lateinamerika des 20. Jahrhunderts weit verbreiteten Problematik der sozialen Unruhen, Bürgerkriege und Diktaturen, verschont. Angesichts damaliger bewaffneter Konflikte in benachbarten Ländern, erklärte es 1983 seine „dauerhafte und aktive unbewaffnete Neutralität“ und wird auch als „die Schweiz Zentralamerikas“ bezeichnet. Die Presse des Landes zählt tatsächlich zu den freiesten der Welt und ist, vor Jamaika, die freieste des amerikanischen Kontinents.

Unser erstes Ziel ist Tamarindo, ein recht touristischer Ort, der allerdings den Vorteil hat, dass wir von hier aus tauchen gehen können und einen Stellplatz direkt am Strand haben. Das klingt doch schon mal gut! Der Campingplatz ist kein Campingplatz im klassischen europäischen Sinne, sondern einfach ein Ort am Strand, für den man bezahlen muss, an dem es eine Dusche und eine offene Küche gibt. Auch lässt sich hier unsere Wäsche waschen, wenn auch gleich die Waschmaschine schon ein wenig speziell ist. So genießen wir hier unsere Zeit am Strand, während Brüllaffen über uns auf Bäumen umherspringen und Leguane unsere Wäscheleine kreuzen. Zwischendurch „kühlen“ wir uns im Meer ab…wobei „kühlen“ hier nicht der passende Ausdruck ist…hat der Pazifik doch gerade eine Wassertemperatur von rund 28 Grad. Ja, richtig gelesen…28 Grad und damit wärmer als jede Dusche, die wir in den letzten sechs Monaten hatten! Aber hey, es könnte definitiv schlimmer sein! Aber so was von! Schwer angesagt ist es hier am Strand übrigens auf dem Pferd in den Sonnenuntergang zu reiten…und nein, wir haben uns nicht dazu hinreißenlassen, wollen wir das Pferd doch nicht zu sehr quälen, wenn Peter auf ihm sitzt und seine Beine fast über den Boden schleifen. Die Rettungsschwimmer patroullieren hier übrigens auch oft hoch zu Ross. Pura Vida…(was es damit auf sich hat, erfahrt Ihr gleich)!

Am nächsten Tag steht für uns wieder Tauchen auf dem Plan. Mit der Tauchbasis Diving Nomads fahren wir schon früh am Morgen mit dem Boot raus aufs Meer. Wir wollen an den Islas Catalinas tauchen, ein Archipel geformt aus sieben Inseln, was zu den schönsten Tauchspots des Landes gehört.

Gemeinsam mit anderen Tauchgruppen fahren wir zum besagten Ort. Glücklicherweise haben Peter und ich unseren Tauch-Guide Gaspar ganz für uns alleine und können so ganz entspannt hinabgleiten in die Tiefe des Ozeans. Zwar haben wir mit ordentlich Strömung zu kämpfen, aber auch das hat seinen Charme, wenn man mit den Meeresbewohnern gleichzeitig hin und her gewogen wird. Wir entdecken wieder eine faszinierende Unterwasserwelt und kommen einigen Meeresbewohnern näher als gedacht. Das Schöne ist, wir können es einfach nur genießen und sind doch entspannter als erwartet als wir sie so aus der Nähe beobachten können…Haialarm also mal anders! Pura Vida!

Am nächsten Tag verlassen wir unseren Platz am Meer und fahren weiter ins Landesinnere. An dem Wasserfall “Catarata Llanos del Cortes” legen wir einen Stopp ein und kühlen uns dort ein wenig ab, der ist nämlich definitiv kälter als der Pazifik. Pura Vida!

Anschließend führt uns unser Weg weiter durch die Berge bis wir am späten Nachmittag einen Campingplatz erreichen, der für uns mit zu den schönsten auf dieser ganzen Reise zählt…Mirador La Armonia. So stehen wir auf einem herrlichen Plateau mit Blick auf die Lagune und den Vulkan Arenal, der aktivste und jüngste Vulkan Costa Ricas und einer der aktivsten Vulkane der Welt…einfach traumhaft! So haben wir seit Belize auch das erste Mal wieder blauen Himmel. Wir genießen absolut die Ruhe und diese Aussicht, an der wir uns einfach nicht satt sehen können. So wird ein Foto nach dem nächsten geknippst, um diese Idylle irgendwie festzuhalten. Pura Vida!

Zu dem Platz gehört auch eine kleine Farm (was man glücklicherweise nicht riecht und kaum hört 🙂 ) und während Peter ganz fasziniert ist von den Ameisen, die allerhand hin und her tragen, haben es mir diese Kühe und Rinder angetan, die ich stundenlang beobachten kann. Sind sie nicht unheimlich fotogen?

Nach drei Tagen verlassen wir diesen Platz schweren Herzens wieder und machen einen Abstecher zum Vulkan. Leider ist an diesem Tag die Sicht nicht ganz so gut und Peter dazu noch etwas erkältet, so dass wir uns die Wanderung am Vulkan sparen und recht fix weiterfahren. Es geht weiter durch die Berge und die haben es in sich. So fangen Sprintis Bremsen wortwörtlich an zu qualmen als wir weiter ins Tal fahren. Man muss sich das so vorstellen, dass es hier Straßen mit Steigungen und Neigungen gibt, die in Deutschland wahrscheinlich niemals gebaut würden, weil sie jedes Auto absolut an ihre Grenze bringen. So treffen wir in den Serpentinen auf ein Auto, was seitlich quer auf der Straße liegt. Es qualmt, Öl läuft aus und wir sehen wir eine Person oben aus dem Auto klettert. Schnell laufen wir hin. Vor dem Auto sitzt eine ganze Gruppe Inder, die zum Glück bis auf ein paar Kratzer unverletzt zu sein scheinen. Aber der Schock steht ihnen noch immer ins Gesicht geschrieben…kleine Kinder weinen, die Erwachsenen zittern. Einer von ihnen telefoniert bereits mit der Polizei. Wie man uns erzählt, haben am Mietwagen beim Bergabfahren plötzlich die Bremsen versagt und sich das Auto dann überschlagen. Auch uns geht es durch Mark und Bein das zu sehen. Was haben sie doch für ein Glück gehabt! Als Hilfe da ist, fahren wir weiter bis wir letztendlich wieder das Meer erreichen. Wir haben uns dort einen Campingplatz für die Nacht herausgesucht, aber als wir dort ankommen, stellen wir fest, dass der Weg dorthin zu bewachsen ist und wir mit Sprinti dort gar nicht durchkommen, also Kehrtwende! In der Nähe finden wir dann ein Plätzchen direkt am Strand, wo es sich auch ganz gut aushalten lässt…Pura Vida!

Am nächsten Morgen sind wir auch schon wieder früh auf den Beinen und machen uns auf den Weg weiter südlich nach Quepos. Dort startet unsere Tour durch den Nationalpark Manuel Antonio. Unser Guide Francisco führt uns gemeinsam mit ein paar weiteren Touristen durch den Urwald, immer auf der Suche das nächste Tier zu erspähen. Praktischerweise hat Francisco ein super Teleskop dabei, so dass wir auch aus der Ferne einen besonders guten Blick auf die Tiere haben ohne sie zu stören. So entdecken wir Faultiere, Riesentagschläfer (eine Vogelart, die aussieht wie ein Ast), Schlangen, Affen, Riesenameisen, Leguane und Basilisken (ebenfalls eine Echsenart). So macht die Tour richtig Spaß, lässt uns bei einer Luffeuchtigkeit von über 90 % aber auch ordentlich schwitzen. Da schmeckt die kalte Kokosnuss danach umso besser…genau, Pura Vida!

Wenn Ihr Euch nun fragt, was „Pura Vida“ eigentlich bedeutet, dann hier die Auflösung: Wenn man „Pura Vida“ übersetzen möchte, bedeutet es „einfaches Leben“ oder „reines Leben“, aber hier in Costa Rica ist es mehr als nur ein Sprichwort – es ist eine Lebensweise. Costa-Ricaner (Ticos) verwenden diesen Begriff, um „Hallo“, „Auf Wiedersehen“, „Alles ist großartig und alles ist cool“ oder auch die Dinge zu sagen, die nicht so toll, aber eben passiert sind, frei nach dem Motto: „So ist es halt…das ist das Leben!“

In diesem Sinne bis nächste Woche!

Pura Vida!

Reiseberichte Belize

Belize (#046)

23. April 2023

– Haie, Seepferdchen und ein Stückchen Paradies –

Nach einer tollen Zeit in Mexiko heißt es für uns jetzt: „Auf in das nächste Land…auf nach Belize!“

Belize ist ein Staat in Zentralamerika, der 1981 aus der Kolonie Britisch-Honduras entstand, wodurch Belize auch der einzige zentralamerikanische Staat ist, in dem tatsächlich Englisch gesprochen wird…auch mal wieder schön! Als Belize 1981 seine Unabhängigkeit erhielt, wurde es Mitglied des Commonwealth of Nations, dennoch gilt hier das Rechtsfahrgebot…auch das gefällt uns! Belize liegt zudem im Südosten der Halbinsel Yucatán und befindet sich preislich gesehen in einer wesentlich höheren Kategorie als Mexiko. Es grenzt im Norden an eben dieses Land, im Westen an Guatemala und im Osten an das Karibische Meer. Als einziges Land Zentralamerikas hat es allerdings keinen Zugang zum Pazifik. Das Land von der Größe von Mecklenburg-Vorpommern ist nach El Salvador der zweitkleinste Staat des amerikanischen Kontinents und besitzt gerade mal rund 400.000 Einwohner.

Die größte Bevölkerungsgruppe mit knapp 53 % bilden die „Mestizen“, die europäische und indigene Vorfahren haben und aus den umliegenden Ländern eingewandert sind. Die sogenannten „Kreolen“ in Belize sind mehr oder minder dunkelhäutig und haben Afrikaner und Weiße als Vorfahren, die von den Kleinen Antillen als Sklaven nach Belize kamen oder als Saisonarbeiter einwanderten. Sie stellen einen Bevölkerungsanteil von rund 26 % dar.

Die „Maya“ bilden etwa 11 % der Bevölkerung und stammen ursprünglich nicht aus Belize, sondern sind aus Mexiko und Guatemala eingewandert.

Eine Besonderheit in der Bevölkerungsvielfalt stellen die „Garifuna“ oder „schwarzen Kariben“ dar, eine auf St. Vincent entstandene Kultur aus gestrandeten westafrikanischen Sklaven, die sich damals mit „Kariben“ und „Arawak“ vermischt haben. Später wurden sie von den britischen Kolonialherren, auf die zu dieser Zeit zu Jamaika gehörenden Bay Islands vor Honduras, zwangsumgesiedelt und verbreiteten sich von dort aus an der Ostküste Mittelamerikas. Sie stellen etwa 6 % der Bevölkerung.

Eine weitere Volksgruppe mit etwa 4 % bilden tatsächlich deutschstämmige „Mennoniten“. Die meisten sind „Russlandmennoniten“, die 1958 aus Mexiko einwanderten. Diese sprechen Plautdietsch, eine niederpreußische Varietät des Ostniederdeutschen.  Eine kleinere Untergruppe, die ursprünglich aus den USA stammte, wanderte Ende der 1960er Jahre ein und spricht hingegen Pennsylvania-Deutsch. 2010 gab es um die 11.600 Mennoniten in Belize.

Der Rest der Bevölkerung sind eingewanderte Araber (meist Libanesen), aber auch Palästinenser und Syrer, die alle überwiegend Christen sind, sowie Chinesen und Inder. Daneben gibt es auch Weiße, die meist aus englischsprachigen Ländern eingewandert sind.

Für uns heißt es also als erstes, wir müssen die Grenze von Mexiko nach Belize überqueren. Das bedeutet an einem kleinen Hüttchen unsere Reisepässe vorzuzeigen, um ausgetragen zu werden. Dann ins nächste Gebäude, um Sprinti abzumelden, denn der hätte ja sogar 10 Jahre in Mexiko bleiben dürfen. Als das erledigt ist, sind wir quasi aus Mexiko ausgereist und müssen nun nach Belize einreisen. Dazu gehört, dass wir ein paar hundert Meter weiter mit Sprinti über einen Spalt in der Straße fahren müssen, damit der Unterboden des Autos desinfiziert werden kann…dafür wird dann natürlich auch eine Gebühr fällig. Der Witz an der Sache ist allerdings, dass aus dem Spalt nichts, aber auch absolut gar nichts herauskommt…also nix Desinfektion! Auf eine Diskussion lassen wir uns aber lieber nicht ein, sondern zahlen die Gebühr und weiter gehts zur „Immigration“ (Einwanderungsbehörde). Danach dann zu Sprintis Anmeldung, dann zur Stelle für die Straßengebühr, danach zur Einfuhrkontrolle, bei der zum Glück nicht wirklich etwas kontrolliert wird und dann weiter zur Versicherungsstelle, die sich einige Meter hinter der Grenze befindet. KFZ-Versicherungen sind in Belize nämlich Pflicht, was wir durchaus befürworten, weil man so bei einem Unfall wenigstens weiß, dass auch die Gegenseite eine Versicherung besitzt. Das war in den bisherigen Ländern nämlich oft nicht der Fall. Nach ca. 1,5 Stunden haben wir dann alles erledigt und sind bereit das nächste Land zu entdecken!

Gemeinsam mit Michaela und Peter (exploring509) machen wir uns auf den Weg Richtung Belize-Stadt. Schon bei der Fahrt über Land stellen wir fest, dass Belize ein wenig anders ist als Mexiko. Die Landschaft wirkt grüner und tropischer, das Leben scheint weniger auf oder an den Straßen stattzufinden, wir sehen keine für Mexiko typischen Straßenstände, an denen Speisen zubereitet werden. Wesentlich seltener finden sich auch Obst- und Gemüsestände am Straßenrand. Alles wirkt ein wenig verschlafener, aber auch wesentlich sauberer.

Belize-Stadt ist zwar die größte Stadt des Landes mit den meisten Einwohnern (ca. 61.400), ist aber dennoch nicht dessen Hauptstadt…denn das ist tatsächlich Belmopan mit lediglich ca. 13.300 Einwohnern. Als wir Belize-City erreichen, schlendern wir gemeinsam mit Michaela und Peter durch die Straßen, um sich in diesem Land erst einmal zu akklimatisieren und die neuen Eindrücke zu verabeiten (auch hier scheint man übrigens bunte Wandbilder zu mögen). Apropos „akklimatisieren“…es ist heiß…unwahrscheinlich heiß (> 35 Grad) und in der Sonne ist es nicht auszuhalten. So ist jedes kühle Getränk, jeder Luftzug und jeder klimatisierte Raum herzlich willkommen. Unsere Fahrzeuge parken wir direkt am Pier, wo man auch kostenlos übernachten kann…sehr praktisch.

Am nächsten Morgen sind wir schon früh auf den Beinen, denn es soll für uns mit der Fähre für ein paar Tage rüber auf die Insel Caye Caulker gehen. Über Nacht hat der Wind ordentlich zugenommen, so dass die Gischt bis an unsere Fahrzeuge gespritzt ist und diese morgens in einer ordentlichen Pfütze stehen. Aber es ist immer noch heiß, so dass Peter morgens direkt Fenster und Türen aufreißt und es dadurch ordentlich durch Sprinti weht…leider zu ordentlich, denn prompt fliegt mir eine meiner Kontaktlinsen beim Einsetzen vom Finger und es beginnt eine 45-minütige verzweifelte Suche, bei der wir alles in Sprinti auseinandernehmen. Oder ist sie vielleicht doch draußen in die Pfütze geweht? Auch da schauen wir nach…nichts! Da ich harte Kontaktlinsen trage, kann ich diese auch nicht einfach austauschen und habe somit eben nur dieses Paar dabei. Da wir in den nächsten Tagen unbedingt tauchen gehen möchten, ist das halb blind natürlich suboptimal! Ja, der Tag fängt ja schon mal super an! Als wir die Suche aufgeben und die Situation dann halt so hinnehmen wollen, entdeckt Peter plötzlich etwas Glänzendes am Boden…und tadaaa…da ist sie…meine Kontaktlinse! Durchgeschwitzt, aufgewühlt und mit ordentlich Zeitverlust, fällt uns ein riesen Stein vom Herzen und wir schaffen es noch rechtzeitig Sprinti am entsprechenden Parkplatz, wo er die nächsten Tage bewacht stehen kann, abzustellen und die Fähre, besser gesagt das Boot, zu erreichen.

Unser Kapitän ist motiviert bis in die Haarspitzen, kann ich Euch sagen! So „ballern“ (besser kann man es einfach nicht ausdrücken) wir mit einem Affenzahn über die Wellen, so dass wir mit so einer Wucht auf das steinharte Wasser aufknallen, dass man sich eher vorkommt wie in einem Fahrgeschäft auf der Kirmes. Wenn das so weitergeht, befürchte ich, dass der ein oder andere Insasse sein Frühstück nicht bei sich behalten wird. Ja, das kann ja was geben! Das Video gibt die Intensität nur bedingt wieder, aber hier mal ein kleiner Eindruck…

Ein paar Minuten später hat es dann ein jähes Ende mit unserer „gemütlichen“ Bootstour…der Motor streikt und wir bleiben tatsächlich auf offenem Meer liegen…ich glaube, das ist echt unser Tag heute! Und nun?

Glücklicherweise kommt nach einiger Zeit ein Ersatzboot und es heißt…“Umsteigen“ und zwar alles…Passagiere, Gepäck und sämtliches an Fracht, was das Boot für die Insel dabei hat. Ich sehe mich schon samt Rucksack im Meer schwimmen! Aber die Crew hat es dann doch ganz gut im Griff und so wird das eine Boot an das andere gebunden und alle steigen mit Sack und Pack rüber aufs Ersatzboot…und das trotz ordentlichen Wellengangs. Und wie wir so im neuen Boot sitzen und aus dem Fenster schauen, schwimmen doch tatsächlich Delfine an uns vorbei…ja kitschiger geht es ja schon fast nicht mehr!

Der Rest der Fahrt verläuft dann glücklicherweise ohne weitere Zwischenfälle ab, so dass wir heil und unversehrt auf Caye Caulker ankommen. Wir sind direkt „geflasht“ von dem Vibe der Insel…das Licht, die Farben, das türkisfarbene Meer, der blaue Himmel, der weiße Sand und die riesigen Palmen lassen bei uns direkt Urlaubsfeeling aufkommen! Das ist tatsächlich Karibik pur! Auf Caye Caulker sind Autos verboten, daher wird der Weg entweder zu Fuß zurückgelegt, sich aufs Fahrrad geschwungen oder es wird mit Golf Carts über die Insel geheizt, die letztendlich nur 8 km lang und 2 km breit ist und neben vielen Urlaubern rund 1300 Einwohner beheimatet. Seit 1961 besteht die früher vereinte Insel aus zwei Inseln. Damals hinterließ Hurrikan „Hattie“ einen Graben und teilte die Insel in einen Nord- und einen Südteil. Wir befinden uns auf der südlichen Hauptinsel und genießen erstmal das Feeling vor Ort, heißt doch das Motto der Insel: „Go slow!“ Schnell merken wir, dass hier tatsächlich alles langsamer abläuft und man Touristen, die neu auf der Insel ankommen, direkt an ihrer noch hektischen und gestressten Art erkennt. Alles klar, dann probieren wir das mal mit dem „Go slow“ und bestellen uns erstmal einen Cocktail mit Blick auf das wunderschöne türkisfarbene Meer. So gefällt uns das!

Am nächsten Tag geht es für uns raus aufs Meer…wir wollen schnorcheln! Gemeinsam mit unseren Schnorchel-Guides Omar und seinem Bruder „Big-Vic“ sowie drei weiteren Touristen (zufällig auch Deutsche), geht es also bereits morgens los. Alles läuft ein wenig chaotisch und unkoordiniert ab auf diesem Trip…so sprechen wir hier von einem Boot, was quasi nicht größer ist als eine Nussschale, ohne Sonnenschutz wohlgemerkt (es gibt zwar einen, aber der wird trotz Nachfrage nicht aufgespannt)…und das bei 5 Stunden praller Sonne auf offenem Meer. Unsere Haut ist begeistert! Außerdem ist es ziemlich windig und Omar, der einen recht konfusen Eindruck macht, peitscht unsere Nussschale über die Wellen. Moment mal, ist Omar vielleicht mit unserem Kapitän vom Vortag verwandt? Hinten landet so viel Wasser im Boot, dass Big-Vic mit dem Schippen gar nicht hinterherkommt. Dieser Tag fällt also mal wieder unter die Kategorie „Abenteuer“!

So passieren auf diesem Trip so einige Dinge, bei denen man das Gefühl hat bei der versteckten Kamera zu sein. Zum Glück geht alles gut, so dass wir es mit einem Schmunzeln hinnehmen können. Außerdem werden wir mit einer tollen Unterwasserwelt belohnt. Als wir in das Wasser springen, tauchen plötzlich Haie unter uns her…Ammenhaie! Es handelt sich dabei um Haie, die eine Länge von 75 cm bis 4,30 m erreichen können. Egal ob klein oder groß, ich bekomme fast Schnappatmung als ich sie sehe, während Peter ganz neugierig in ihre Richtung schwimmt. Es werden dann immer mehr, so dass sich irgendwann bis zu acht Tiere in unserer Nähe aufhalten, sich aber eher ängstlich als aggressiv verhalten. Wie man uns versichert, sind sie rein essenstechnisch nicht an uns interessiert…ja, das ist doch schon mal was! Ich bin dann allerdings doch ganz froh, irgendwann wieder in unserer Nussschale zu sitzen.

Außerdem schnorcheln wir an diesem Tag noch an einem alten Schiffswrack, sehen Rochen, wie sie unter uns hergleiten und beobachten eine gewaltige Rundschwanzseekuh, die trotz ihrer Größe (2,5-4,5 m lang, bis 500 kg schwer) durchs Wasser zu schweben scheint. Einfach toll!

Abends lassen wir den Tag noch einmal Revue passieren und genießen den Sonnenuntergang bei einem Kaltgetränk…

Am nächsten Tag heißt es für uns Abschied nehmen von Michaela und Peter, die wieder zurück aufs Festland fahren. Peter und ich hängen allerdings noch ein paar Tage dran, weil wir unseren „Advanced Open Water Diver“ (Fortgeschrittenen-Kurs im Tauchen) absolvieren wollen (s. dazu auch Artikel „Wir entdecken die Unterwasserwelt Mexikos #030“). Unser Tauchlehrer heißt Mike, kommt aus den USA und lebt seit einigen Jahren auf Caye Caulker. Für unseren Schein müssen wir in zwei Tagen weitere fünf Tauchgänge absolvieren, bei denen wir bestimmte Übungen bewerkstelligen müssen. Bei uns ist das das Tieftauchen (30 Meter), die tiefengerechte Tarierung (das richtige Gleichgewicht unter Wasser), die Navigation unter Wasser, die Fischbestimmung und die Unterwasserfotografie.

Hier mal ein kleiner Eindruck…vielleicht entdeckt Ihr ja auch Peter und mein Lieblingstier auf diesen Tauchgängen.

Ihr seht, dieses Mal ist es keine Nussschale, wir haben einen Sonnenschutz und Wasser schippen braucht man bei diesem Boot auch nicht…und auch der Wind hat sich gelegt, so dass wir die optimalen Voraussetzungen haben…yippieh! So laufen unsere Tauchgänge auch reibungslos und wir bekommen erneut die Möglichkeit zusätzlich ein wenig zu schnorcheln. An die Haie haben wir uns ja mittlerweile „gewöhnt“ (Vorsicht, Ironie!)…

Nach bestandenem Kurs besuchen wir ein weiteres Highlight der Insel und laufen zu einem Strandabschnitt, an dem wir tatsächlich Seepferdchen zu Gesicht bekommen und Rochen sogar bis vorne an den Strand schwimmen. So genießen wir die letzten Tage auf Caye Caulker…und das fällt uns ehrlich gesagt gar nicht schwer…so hat die Insel doch einfach ihren ganz eigenen Charme. Gerne wären wir auch noch am weltbekannten Great Blue Hole getaucht, was nicht weit von der Insel entfernt liegt, aber leider war dies komplett ausgebucht. Na ja, vielleicht müssen wir dann einfach noch einmal wiederkommen 🙂 !

Dann heißt es auch für uns Abschied zu nehmen von Caye Caulker und so bringt uns ein Boot, dieses Mal ganz ohne Zwischenfall, aber wieder mit dem ein oder anderen Delfin an der Seite, wohlbehalten zurück aufs Festland, wo Sprinti (ebenfalls wohlbehalten) auf uns wartet.

Dann machen wir uns weiter auf ins Landesinnere zu den „Big Rock Falls“, treffen dort Michaela und Peter wieder und kühlen uns in den natürlichen Pools eines Flusses ab…und anschließend geht es unter die Outdoor-Dusche. Hach, was fein!

Die nächsten zwei Tage verbringen wir dann auf einem Campingplatz im nahegelegenen „San Ignacio“, bei dem wir umringt sind von Bananen-Stauden…und auch Iguanas (Leguane) lassen sich blicken.

Dann ist sie auch schon wieder vorbei unsere Zeit in diesem doch recht kleinen Land namens Belize und die nächste Grenze wartet auf uns (s. dazu unsere Route). Auch wenn wir nicht so lange hier waren, so hat uns Belize mit offenen Armen empfangen. Die Menschen haben uns immer mit einer ausgesprochenen Freundlichkeit und einem riesigen Lächeln begrüßt. Durch seine wahnsinnige Kulturenvielfalt ist Belize sehr bunt und alle scheinen miteinander im Einklang zu leben. Wir haben uns hier sehr wohl gefühlt und gerade unsere Zeit auf Caye Caulker fühlte sich wie Urlaub an…es war toll!

Danke Belize, für die schöne Zeit!!!

Reiseberichte Mexiko

¡Hasta luego México! (#045)

16. April 2023

– Wir verlassen Land Nr. 3 –

Nach 5 Monaten, 1 Woche und 4 Tagen (oder kurzgesagt nach 162 Tagen) und 9.394 Kilometern ist es an der Zeit Mexiko „adiós“ zu sagen. Es ist das Land, in dem wir uns auf unserer Reise bisher tatsächlich am längsten aufgehalten haben, obwohl eigentlich nur maximal vier Monate hier eingeplant waren. Es ist das Land, in dem wir das erste Mal zur Ruhe kommen und auch mal in den Tag hineinleben konnten. Es ist das Land, in dem wir die meisten anderen Reisenden kennengelernt haben und das obwohl wir in vielen Gegenden die einzigen Touristen gewesen sind. Es ist das Land, vor dem uns viele Menschen gewarnt hatten und doch haben wir uns hier sehr sicher gefühlt. Es ist bisher das ärmste Land auf unserer Reise und doch hatten die Menschen hier so viel zu geben. Es ist das Land, das weniger Luxus braucht als andere und umso mehr zeigt, dass auch dies mehr als ausreichend sein kann. Es ist das Land, dass so manches Mal chaotisch wirkt, aber dennoch irgendwie funktioniert. Es ist das Land, was ihre Einwohner vor besondere Herausforderungen stellt und doch sind die Menschen hier fröhlich und ihr Lachen hat uns immer wieder aufs Neue angesteckt.

Wir haben hier in den letzten Monaten 18 der insgesamt 31 Bundesstaaten Mexikos besucht (s. dazu unser Route)…angefangen bei der Baja California mit ihren Stränden, dann die Berge in Durango und Chihuahua, die faszinierende Weltstadt Mexiko-Stadt, die Maya-Ruinen in Teotihuacan, Cholula, Palenque, Uxmal und Chichén Itzá (und viele mehr 🙂 ), die Cenoten auf der Yucatán-Halbinsel und die atemberaubene Unterwasserwelt in La Paz und Quintana Roo. Wir haben im Norden die Wüsten und Berge, im Zentrum die Hochebene mit Vulkanen wie dem Popocatepetl und im Osten den tropischen Regenwald und die karibischen Strände besucht.

Wir haben erlebt, wie Menschen hier ihr Leben gestalten…immer ein Lächeln auf den Lippen, wie gewisse Regeln einfach nicht existieren, wie Autos, die aus dem letzten Loch pfeiffen, die Straßen säumen, wie die Menschen trotz oder mit Korruption und mächtigen Kartellen ihren Alltag meistern, wie Geldscheine zwar den gleichen Wert haben, aber unterschiedlich aussehen, wie Firmenschilder an Außenfassaden oder Wahlplakate hier nicht gedruckt, sondern gemalt werden (ist die Wahl dann vorbei, wird die Wand einfach übergestrichen), wie Bahnschienen als Gehweg genutzt werden, weil einfach kein offizieller Gehweg vorhanden ist, wie Bürgersteige (wenn es denn dann welche gibt) nicht zum Gehen geeignet sind, wie Fußgänger zusehen müssen über die Straßen zu kommen, weil es nur Ampeln für Autos gibt, wie Garagen genutzt werden, um kleine Läden, Werkstätten oder Nagelstudios darin zu betreiben oder wie dutzende Stände und Läden nebeneinander schlichtweg genau die gleichen Produkte verkaufen. Wir erleben bunte Häuser und Städte, ein farbenfrohes Wandbild folgt hier dem nächsten und Kleidung und Dekoration strotzen nur so vor Farben. Wir haben in Mexiko Feiertage wie den „Dia de los Muertos“, bei dem die Verstorbenen gefeiert werden (s. dazu Artikel „Endlich Strand und der „Dia de los Muertos“… #029“), und auch Weihnachten (s. dazu Artikel „Ein etwas anderer Jahreswechsel #031“) erlebt und wissen wie wichtig den Mexikanern der Glaube und ihre Familien sind. Wir haben hineinschnuppern können in die Geschichte Mexikos und viel über das Leben der Maya in der Vergangenheit und heute kennengelernt. Auch sind wir eingetaucht in die Esskultur Mexikos und haben erlebt, wie sie auf den Straßen die totale Leidenschaft wiederspiegelt. Wir haben uns von den großen Märkten hier verzaubern lassen und Dinge wie Skorpione, Käfer und frittierte Schweinehaut probiert (s. dazu Artikel „Mexiko City #038“). Aber nicht nur das stand auf unserem Speiseplan, sondern auch „Unmengen“ an köstlichen Tacos, Quesadillas, Tamales, Burritos oder Empanadas. Einfach lecker!

Auch sind wir im Straßenverkehr zurechtgekommen, was gar nicht immer sooo einfach war. So gibt es hier sogenannte „Topes“, die die Geschwindigkeit auf den Straßen reduzieren sollen. Topes sind quasi „Bodenschwellen“, die in unterschiedlichster Form, Höhe, Material und Zustand plötzlich und oft unerwartet (meist ohne Hinweisschild) auftauchen und einen in 90 Prozent der Fälle zum kompletten Abbremsen des Fahrzeugs zwingen, um diesen dann auch gaaaanz langsam zu überwinden. Da schreien Bremsen, Stoßdämpfer, Fahrwerk und Insassen nicht gerade „Juhuu“, besonders wenn es sich um Strecken handelt, bei denen man eigentlich 80 kmh fahren darf und plötzlich wie aus dem Nichts Topes auftauchen. Es gibt hier einfach soooooo viele davon (inner- und außerorts), dass das schon auch sehr nervig sein kann, besonders, wenn diese bereits kaputt sind. Es schauen dann auch gerne mal Schrauben oder Eisenstangen oben heraus. Besonders schön ist es auch, wenn die Topes schon so abgefahren und damit noch unebener sind, dass wir zusätzlich durchgerüttelt werden oder aber sie sind so hoch und schräg konstruiert, dass sämtliche Autos sich den gesamten Unterboden zerstören. Das ist uns bei Sprinti zum Glück erspart geblieben, auch wenn wir manchmal den Atem angehalten haben.

Besonders schön sind auch Löcher in den Straßen oder Gullis, bei denen der Gullideckel fehlt…dieses Loch ist dann nicht sooo unerheblich. Für uns chaotisch wird es auch (Peter hat es dennoch super gemeistert), wenn der gesamte Verkehr nicht mit Ampeln, sondern lediglich mit Stoppschildern (hier heißen sie „Alto“) gemanaged wird. Denn hier gibt es an Kreuzungen ein Stoppschild an jeder auf die Kreuzung einfahrenden Straße und der Fahrer, der als erstes da ist und stoppt, darf auch als erstes weiterfahren. Das wird bei einer sechsspurigen Straße, bei der womöglich auch jemand von ganz rechts nach links hin abbiegen möchte, durchaus kompliziert und hat mich so manchen „Angstschrei“ gekostet. Irgendwie kommen dann doch alle klar, aber ich sage Euch, das kostet Nerven! Wenn man uns fragt, auf was wir uns u.a. in Deutschland freuen, wenn wir zurück sind, dann ist das auch tatsächlich so etwas lapidares wir Straßenmarkierungen (ja wirklich!), denn hier wird meist komplett darauf verzichtet, so dass die Leute oft kreuz und quer fahren und man nur selten weiß, wie viele Spuren diese Straße überhaupt hat. Gerne stehen auch spontan Rinder, Esel, Pferde oder Ziegen an oder auf der Straße und erfordern besondere Aufmerksamkeit.

Wie auch schon in vorherigen Artikeln erwähnt, wird hier transportiert, was das Zeug hält und das meist nicht in einem Anhänger sondern einfach auf der Ladefläche eines PKWs oder gar auf dem Dach…Kühlschränke und Matratzen sind dabei ganz hoch im Kurs, aber auch Esel, Pferde oder Ziegen. Auch Menschen werden ohne Sitz oder Anschnallgurt auf der Ladefläche transportiert. Oft stehen sie auch auf eben dieser und genießen anscheinend den Wind in Fahrtrichtung…ich frage mich, was die mit all den Insekten machen, die einem so entgegenkommen, denn laut unserer Windschutzscheibe sind das gar nicht mal so wenige. Auch viele „Tuk Tuks“ findet man hier, die individuell für die entsprechenden Bedürfnisse angepasst sind und manchmal die lustigsten Sachen herumkutschieren. So war bei einem ein kleiner Hühnerkäfig auf Höhe des Vorderrades montiert…das Huhn wird da vorne direkt am Reifen wahrscheinlich wahnsinnig. Motorräder werden hier ebenfalls als Transportmittel genutzt, oft von mindestens zwei oder drei Personen gleichzeitig…mit Handy in der Hand und Baby auf dem Arm. Der Helm wird dabei nur selten auf den Kopf gesetzt, sondern lediglich über den Arm gehängt. So sind wir die 9.394 Kilometer durch dieses Land eigentlich immer „zu zweit“ gefahren, d.h. Peter und ich haben gleichzeitig auf den Verkehr geachtet, egal wer gefahren ist, weil einfach so viel passiert auf diesen Straßen. Abgesehen davon, dass wir mit Sprinti ja durchaus die ein oder andere Mercedes-Werkstatt in Mexiko kennengelernt haben, sind wir zum Glück unfalltechnisch verschont geblieben!

Oft hat man uns mit Sprinti auch für einen Bus des öffentlichen Nahverkehrs gehalten, weil hier so einige weiße Transporter dieser Größe durch die Gegend fahren. So sind die Menschen nicht selten zum Straßenrand gelaufen, wenn sie uns gesehen haben, wir wurden so manches Mal gar nicht erst von Tourguides angesprochen, die uns etwas verkaufen wollten (sehr praktisch) und entgegenkommende Busse samt Fahrer haben uns stets winkend und mit Lichthupe gegrüßt. Das hatte oft schon eine gewisse Komik.

Leider ist an Mexikos Straßenrändern und in der Natur oft auch noch etwas anderes zu finden…Müll! Plastik, Plastik und noch einmal Plastik. Öffentliche Mülleimer sucht man meist vergebens und so wird Müll oft einfach weggeworfen…selbst Industriemüll und Baustellenschutt finden wir nicht all zu selten LKW-weise einfach an den Straßenrand oder in die Natur gekippt. Wir haben in Mexiko auch unwahrscheinlich viele Feuer gesehen (und gerochen), weil entweder kleine Landstriche gerodet wurden oder einfach Müll verbrannt worden ist. Am Horizont hat man es also immer irgendwo Qualmen gesehen.

Nichtsdestotrotz haben wir in diesem Land eine tolle Natur mit einer wundervollen Tierwelt kennengelernt. So wurden wir z.B. von Pelikanen, Kolibris, Greifvögeln (wir haben noch nie so viele Geier gesehen), Schmetterlingen, Riesen-Libellen, Brüllaffen, Delfinen und unzähligen Straßenhunden begleitet. Unter Wasser sind wir mit Walhaien, Seelöwen, Kormoranen und Meeresschildkröten getaucht und haben einzigartige Korallenriffe bestaunen können. Wir sind vorbeigekommen an hunderten Baumwollbäumen (hier waren es tatsächlich oft Bäume und keine Sträucher) sowie Chili-, Mais-, Zuckerrohr- und Limettenfeldern und haben so manche Nacht mit Sprinti inmitten von Kokosnusspalmen, Papaya- und Jackfruitbäumen, Ananaspflanzen und Bananenstauden verbracht.

Wenn wir nun also zurückblicken auf die letzten fünf Monate, so hatten wir eine tolle, herausfordernde, abwechslungsreiche, spannende, aber auch entspannende Zeit in Mexiko. Wir haben hier unseren Tauchschein absolviert und die Unterwasserwelt besser kennengelernt, ich hatte meinen ersten (und hoffentlich auch einzigen) Rollerunfall und nach fast drei Jahren der Pandemie hat uns das erste (und hoffentlich auch einzige) Mal Corona erwischt. Wir haben in die Lebensart der Mexikaner hineinschnuppern können und sind freundlich und mit offenen Armen empfangen worden. Wir haben mit kleinen Vorkenntnissen angefangen eine neue Sprache zu lernen (und nein, wir sind darin noch nicht perfekt!) und unseren Horizont haben wir ein weiteres Mal erweitern können. So werden wir dieses Land und die Zeit, die wir hier hatten, immer in ganz besonderer Erinnerung behalten! Das war schon toll!

Muchas gracias, México!

Reiseberichte Mexiko

Willkommen in der Karibik (#044)

9. April 2023

– Eine Cenote, eine Lagune und ganz viel Meer –

Wir erreichen den im Osten der Yucatán-Halbinsel liegenden Bundesstaat Quintana Roo (s. dazu auch unsere Route) und damit auch erneut eine andere Zeitzone (7 Std. hinter Deutschland). Was wir damit allerdings auch erreichen ist die Karibik…yippie ya yeah! Strahlendblauer Himmel, Palmen ohne Ende und etwas andere Straßenschilder als wir sie sonst vielleicht gewohnt sind…gibt es hier doch u.a. Krokodile und Jaguare, die den Weg kreuzen können. Gemeinsam mit Heinz legen wir einen Übernachtungsstop in Cancún ein, stellen aber fest, dass die Gegend eines der Hauptziele amerikanischer Touristen und somit vollkommen überfüllt ist. An den Stränden reiht sich ein Hotel an das Nächste, so dass man oft auch nur als Hotelgast die Strandabschnitte besuchen kann…also nicht so unser Ding. Ein weiterer Wermutstropfen ist das Seegras, das vom Meer an den Strand gespült und jeden Morgen schubkarrenweise weggeräumt wird. In den letzten zehn Jahren hat sich dieses Phänomen massiv verstärkt und führt zu regelrechten Algenplagen in Mexiko und der Karibik. Schuld daran sind vor allem die Erwärmung der Weltmeere, die Verschmutzungen der Ozeane und die Lebensmittelindustrie. Denn sie spülen, neben Düngemitteln mit giftigen Substanzen und Nitrat, jährlich tonnenweise Soja und Mais aus dem Tierfutter ins Meer. Diese sogenannte Algenblüte ist vor allem in den Sommermonaten an der Ostküste der Yukatán-Halbinsel zu finden.

Wir fahren somit weiter und legen einen kurzen Stop in dem Örtchen Puerto Morelos ein. Dort gönnen wir uns erstmal ein leckeres Eis…das muss bei 35-40 Grad auch einfach sein! Nachts „kühlt“ es übrigens auf sage und schreibe 25-30 Grad ab.

Auch Playa del Carmen statten wir einen Besuch ab und schlendern ein wenig durch die Straßen. Allerdings ist auch dieser Ort ein absoluter Touristen-Hotspot, so dass es quasi unmöglich ist, durch die Straßen zu laufen ohne von Händlern, Tourverkäufern oder Barbetreibern unentwegt angesprochen zu werden.

Also bleibt es bei unserem Trip lediglich bei einem kurzen Abstecher.

Anschließend finden wir südlich von Playa del Carmen in Paa Mul einen schönen Campingplatz direkt am Meer und genießen das karibische Flair…es könnte also definitv schlimmer sein! 🙂

In den kommenden Tagen nutzen wir diesen Ort als Ausgangspunkt für verschiedene Touren. So steht an einem Tag „Cenote-Tauchen“ auf dem Programm. Cenoten sind unterirdische, mit Süßwasser gefüllte Karsthöhlen, von denen es in dieser Gegend Mexikos unheimlich viele gibt (s. dazu auch Artikel „Wir besuchen ein Weltwunder #043“). In einer Cenote geschwommen sind wir ja bereits, jetzt wird getaucht! Schon früh am Morgen stehen wir mit Sack und Pack am Highway (ja, hier steht man einfach am Straßenrand…auch auf der „Autobahn“) und werden dort von unserem Tauch-Guide Jonathan und einem weiteren Tauchkumpanen (Mark aus Los Angeles) eingesammelt. Nach einer kurzen Fahrt erreichen wir auch schon die Cenote „Dos Ojos“, erhalten von Jonathan alle nötigen Instruktionen, schlüpfen in unsere Tauchausrüstung und los geht’s!

Und dann tauchen wir ab in eine vollkommen andere Welt. Die Cenoten sind unter Wasser miteinander verbunden und so tauchen wir durch höhlenartige Gewölbe in bis zu 8 Metern Tiefe, geformt durch unzählige Stalagmiten und Stalaktiten. Ein Stalagmit ist der vom Boden einer Höhle emporwachsende Tropfstein, sein Gegenstück ist der von der Decke hängende Stalaktit. Je nachdem wie die Erdoberfläche beschaffen ist, wie viel Wasser hinuntertropft und wie viel Kalk gelöst werden kann, müssen 1000 – 10.000 Jahre vergehen bis ein Stalaktit 50 Zentimeter lang gewachsen ist. Es ist also der absolute Wahnsinn durch wie viel Jahre Geschichte wir hier gerade tauchen!

In den Höhlen ist es recht dunkel, so dass wir mit Taschenlampen ausgestattet sind. Teilweise fällt von oben Sonnenlicht herein und bietet uns ein wunderschönes Bild voller Farben und Formen. Einmal tauchen wir auch in einer Höhle auf, bei der unzählige Fledermäuse von der Decke hängen. Glücklicherweise ist auch dort das Wasser glasklar und im Austausch mit anderen Cenoten bzw. letztendlich auch mit dem Meer, ansonsten wäre das wahrscheinlich nicht so ein angenehmes Auftauchen. So bewältigen wir an diesem Tag zwei Tauchgänge in zwei verschiedenen Teilen der Cenote und kommen aus dem Staunen über diese einzigartige Natur nicht mehr heraus. Wirklich ein ganz besonderes Erlebnis!

Aufgrund der Dunkelheit in der Cenote, war es gar nicht so einfach gutes Filmmaterial für Euch zu erstellen, aber hier bekommt Ihr vielleicht einen kleinen Eindruck. Ihr erkennt mich an meinen gelben Schwimmflossen, Peter filmt größtenteils. Vielen Dank auch an Heinz für seine Aufnahmen!

Zwei Tage später geht es für Peter und mich dann auf zu einem weiteren Tauchgang…und zwar zu dem Riff vor der Insel Cozumel. Die Personenfähre startet am Morgen von Playa del Carmen. Also sind wir mit Sprinti an diesem Tag besonders früh unterwegs. Wir finden zum Glück auch schnell einen Parkplatz, was tagsüber hier fast ausgeschlossen ist, und wollen uns schon auf dem Weg zur Fähre machen, als plötzlich vier seltsame Gestalten in den ansonsten noch sehr leeren Straßen auftauchen, an Sprinti vorbeilaufen und sich zurufen, dass wir ja darin leben würden. Was uns besonders stutzig macht, ist, das einer von ihnen einen Hammer in der Hand hält…besonders praktisch, um damit eine Scheibe einzuschlagen. Oh oh! Wir warten einen Moment, bis die Männer weitergezogen sind und verlassen Sprinti dann mit einem durchaus mulmigen Gefühl Richtung Fähre. Die hat dann auch noch ein wenig Verspätung, so dass wir uns ganz schön sputen müssen die Tauchbasis rechtzeitig zu erreichen. Dort geht es dann auch hoppla hopp, denn alle anderen Taucher sind schon startklar und sitzen bereits im kleinen Transporter, der uns zum Boot bringt. Schnell Tauchmontur anprobiert, unseren Tauchlehrer Marcos kennengelernt und los geht’s!

An diesem Tag fahren wir mit dem Boot und weiteren 15 Tauchern raus aufs Meer…bis wir das Mesoamerikanische Riff erreichen. Dies ist nämlich das längste grenzüberschreitende Korallenriff der Welt und nach dem Great Barrier Reef in Australien das zweitgrößte Korallenriff überhaupt. Das über 1.000 Kilometer lange Riffsystem erstreckt sich in der Karibik vor den Küsten von Mexiko, Belize, Honduras und Guatemala. Am Great Barrier Reef in Australien waren Peter und ich vor Jahren bereits schnorcheln, jetzt ist also das Mesoamerikanische Riff an der Reihe. Wir sind gespannt! Glücklicherweise haben wir unseren Tauchguide Marcos ganz für uns alleine und so tauchen wir gemeinsam ein in die wunderbare Welt des Meeres. Auf einer Tiefe von 22 Metern und ordentlicher Strömung erleben wir in zwei Tauchgängen die Gebiete des Chankanaab Balones und des Columbia Deep. Wir tauchen vorbei an gewaltigen Riffen in wunderschönen Farben und Formen. Viele abermals farbenfrohe Fische kreuzen unseren Weg und wir genießen die Ruhe und Entschleunigung wie man sie nur beim Tauchen erleben kann. Kurios wird es als plötzlich ein riesiges Touristen-U-Boot in der Tiefe an uns vorbeizieht und wir durch die Bullaugen sehen können, wie man uns zuwinkt. Auch diese Tauchgänge sind wieder absolut faszinierend und so langsam bekommen wir immer mehr Sicherheit in der Tiefe, umgeben von dem Element Wasser mit all seinen wunderbaren Geschöpfen.

So kehren wir nach einem langen und schönen Tauchtag zurück zu Sprinti und tadaa…keine eingeschlagene Scheibe oder sonst irgendetwas Unerwünschtes! Also rundum ein gelungener Tag…sehr schön!

Dann geht es für uns weiter Richtung Süden, wir erreichen die Stadt Tulum…besser gesagt die „Archäologische Zone“ von Tulum. Ja genau…Maya-Ruinen…dieses Mal aber am Strand. Diese Stätte wurde unter anderem zur Beobachtung des Sternenhimmels, insbesondere der Venus, errichtet. Der Maya-Kalender wurde an eben solchen Plätzen erstellt. Am Tag unseres Besuches ist es allerdings tierisch warm und die Sonne brennt. Selbst im Schatten ist es nur schwer zu ertragen und so fällt unsere Besichtigung dieser Stätte ein wenig zügiger aus als sonst.

Dann suchen wir in der Umgebung ein Postamt, weil ich eine Postkarte verschicken möchte, allerdings stellt sich das als gar nicht mal so einfach heraus. Nicht nur, dass der gesamte Versand von Postkarten zu einer ausgestorbenen Spezies zu gehören scheint (ich behaupte mal, das ist in Deutschland auch nicht anders), auch Postämter für den Briefverkehr scheint es hier nur noch seeehr vereinzelt zu geben. Nach einer aufwendigen Suche werden wir letztendlich dennoch fündig, wenn auch gleich das Postamt ein wenig anders aussieht als zu Hause…

Dann erreichen wir die Lagune von Bacalar im Süden der Yucatán-Halbinsel. Hier treffen wir auch Michaela, Peter und Heinz wieder und lernen andere Reisende kennen. So stehen wir gemeinsam auf einem Stellplatz direkt am See, der auch vielen Mexikanern mit ihren Familien ein willkommenes Ausflugsziel bietet. Auch wir hüpfen ins Wasser, um uns ein wenig abzukühlen. Die Krokodile, die hier „mal“ gesichtet wurden, scheinen zum Glück in weiter Ferne zu sein und so verleben wir dort ein paar schöne Tage.

Und die Farben des Wassers sowie die unzähligen Palmen zeigen uns erneut…wir sind angekommen in der Karibik! 🙂

Wir senden ein paar Sonnenstrahlen nach Hause und wünschen Euch ein frohes Osterfest!

Reiseberichte Mexiko

Wir entdecken die Unterwasserwelt Mexikos (#030)

18. Dezember 2022

– Plötzlich Tauchscheinbesitzer –

Wir verlassen den Strand von Tecolote und fahren die Baja weiter Richtung Südwesten. So erreichen wir den 5000-Seelen-Ort Todos Santos an der Pazifikküste. Wir schlendern durch dieses schöne Dörfchen, was durch seine vielen kleinen Läden und Verkaufsstände unwahrscheinlich farbenfroh ist. Als der Hunger aufkommt, fahren wir ein Stückchen weiter zu dem Restaurant  „Hierbabuena“ etwas außerhalb, das fast alles, was es zubereitet zuvor im eigenen Garten selbst angebaut hat. Dort essen wir in einer traumhaften Gartenkulisse mit richtig leckerem (und nach den USA auch endlich wieder gesundem) Essen. Hach, so etwas gefällt uns (besonders mir)! Gut gestärkt fahren wir zu unserem Stellplatz für diese Nacht, zum Cerritos Beach, der besonders bei Surfern sehr beliebt ist. Peter hat zuletzt vor 17 Jahren (oh Gott, wir werden alt!) in Australien gesurft und spielt kurz mit dem Gedanken sich noch einmal aufs Brett zu schwingen. Da es aber dämmert und der Tag sich langsam dem Ende zuneigt, belassen wir es dabei, den anderen Surfern einfach vom Strand aus zuzuschauen.

Dann fahren wir zum südlichsten Zipfel der Baja, dort liegt der, besonders bei amerikanischen Touristen beliebte, Ort Cabo San Lucas. Mit einem Wassertaxi fahren wir entlang der Küste, vorbei an belebten und weniger belebten Stränden, hin zum „Pelican Rock“. Wie der Name schon sagt, befindet sich dort ein Felsen, der besonders bei Pelikanen (und auch Seelöwen sind mit von der Partie) beliebt ist…aber deswegen sind wir nicht hier, schließlich haben wir zuletzt unzählige Pelikane am Strand von Tecolote gesehen (s. dazu Artikel „Endlich Strand und der „Dia de los Muertos“ #029“). Was uns interessiert, ist die Unterwasserwelt um diesen besagten Felsen drumherum, da sich dort dutzende Fische im glasklaren Wasser tummeln. Allerdings tummeln sich dort nicht nur Fische, sondern auch jede Menge Menschen, die sich ebenfalls schnorchelnd anschauen wollen, was da unter Wasser so abgeht. So ist es schon irgendwie eine überlaufene Touristenattraktion, was wir ja eigentlich nicht so mögen, aber hey, so haben wir das auch mal gesehen und waren immerhin am südlichsten Punkt der Baja California. Leider besitzen wir zu diesem Zeitpunkt noch keine Unterwasserkamera, um das vernünftig für Euch filmen und fotografieren zu können, aber dazu sei gesagt…die ist bereits unterwegs! Falls jemand von Euch vorhat, ebenfalls so eine Tour zu machen, dem können wir nur den Tipp geben, dass der Boden dieser Wassertaxis durchaus nass und rutschig sein kann…ich spreche da aus Erfahrung und mein Steißbein weiß auch Wochen später noch wovon ich rede. Abends essen wir wieder in einem hervorragenden Restaurant, dem „Los Tres Gallos“…einfach der absolute Hammer!

Tags darauf verlassen wir Cabo San Lucas wieder Richtung Norden. Eigentlich wollen wir dabei am Meer entlang fahren, allerdings kommen wir, was die Offroad-Fähigkeiten anbelangt, an Sprintis und meine Grenzen (ich sage nur…was ein Schei…mit dem Steiß!) und fahren kurzerhand durch das Landesinnere zurück. So kommen wir auf dem Weg auch am „Trópico de Cáncer“, dem nördlichen Wendekreis, vorbei. Dort steht die Sonne am Mittag des Tages der jeweiligen Sonnenwende (21.06.) im Zenit. Ein Tag hat dann 13,5 Stunden, während der gleiche Tag am gegenüberliegenden Wendekreis nur 10,5 Stunden dauert. Die Wendekreise haben vom Äquator je einen Abstand von 2.609 km und sind jeweils rund 36.700 km lang. Nach dem Erreichen des Polarkreises vor ein paar Monaten in Kanada (auf dem direkten Weg ist das von hier nun rund 7.000 km entfernt), ist das nun ein weiterer Meilenstein auf unserer Reise und es wird uns bewusst, wie weit wir bereits gekommen sind…auch wenn noch sooo viel vor uns liegt. So haben wir im Norden die arktische Zone und dann weiter südlich die gemäßigte Zone durchquert und erreichen nun die Tropen. Ihr könnt Euch vorstellen, besonders Peter ist schwer begeistert 🙂

Dann erreichen wir wieder La Paz und unser Plan ist es, erneut ein paar Tage in Tecolote am Strand zu verweilen. Also ist vorher ein Großeinkauf angesagt. Spätestens im Supermarkt fällt einem auf, dass es tatsächlich kurz vor Weihnachten ist, denn bei 25 Grad und umgeben von Palmen, kommt nur bedingt Weihnachtsstimmung auf…zumindest so wie wir sie kennen mit kalten Temperaturen, Lichtern, Weihnachtsmärkten und Glühwein. Ansonsten entdecken wir im Supermarkt durchaus das ein oder andere merkwürdige oder auch bekannte Produkt…

Am Strand von Tecolote ist dann, wie man sieht und hört, gute Stimmung…

Wir lernen dort auch immer mehr Leute kennen, so z.B. Martina und Steve aus Essen mit ihrer fünfjährigen Tochter Amelie und ihrem Wohnmobil Hildegard, die seit Juli unterwegs sind und sich für die Panamericana zwei Jahre Zeit lassen wollen. Oder Olli aus Berlin, der seit einem Jahr mit seinem roten Mercedes Bremer hier in Mexiko unterwegs ist. Auch lernen wir den Holländer Kaj kennen, der seit 18 Jahren in Mexiko lebt und am Strand Schmuck verkauft. Wir sind immer wieder erstaunt, wie unterschiedlich Lebensmodelle aussehen können und auf wie viele interessante Menschen wir treffen.

Dann stellen wir dort am Strand fest, dass sich das Wasser bei Ebbe mehr zurückzieht als sonst und sich dadurch plötzlich Sandbänke auftürmen, die zuvor noch nicht da waren. Als wir am nächsten Morgen gegen 7 Uhr aufwachen und aus reiner Neugier das Rollo unseres Fensters heruntermachen, um aufs Meer zu schauen, hat sich nicht nur das Verhalten des Meeres bei Ebbe verändert, sondern auch bei Flut…die Wellen machen plötzlich erst kurz vor Sprinti halt. Wir springen aus dem Bett und schaffen es in letzter Minute Sprinti wegzufahren, ohne dass wir im Sand bzw. im Meer steckenbleiben. Auch bei anderen Campern sieht es heikel aus, aber alle scheinen rauszukommen. Die Bars am Anfang des Strands sind allerdings ziemlich überspült, aber so wie das aussieht, sind die das gewohnt, da das Hochwasser einfach mit den Mondphasen zu tun hat und somit monatlich wiederkehrt.

Wir schaffen es also noch rechtzeitig weg vom Strand zu kommen, aber das hatten wir eh vor, denn wir haben einen neuen Plan…wir lernen tauchen! Von Martina und Steve haben wir viel über das Tauchen gehört und weil es hier einfach so viele Tiere live zu erleben gibt, bietet es sich in Mexiko absolut an die Unterwasserwelt zu erkunden. Sie empfehlen uns die Tauchbasis „Sea Lions Dive Center“ in La Paz und wir wollen uns da erstmal nur erkundigen. Also nichts wie hin! Von wegen „erkundigen“…nach einer Stunde vor Ort haben wir für uns beide den „Open Water-Tauchkurs“ gebucht. Es ist Montag und weil die Wetterverhältnisse in dieser Woche gut sind, soll es bereits am Mittwoch losgehen (also das geht jetzt aber fix!). Die Theorie können wir über die App lernen und müssen anschließend dafür eine schriftliche Prüfung in der Tauchschule ablegen. Also pauken Peter und ich den kompletten Dienstag was das Zeug hält. Wir lernen u.a. zu berechnen wie sich der Wasserdruck bei steigender Tiefe verhält, was beim Ab- und Auftauchen zu beachten ist, welche Gefahren auch von körperlicher Seite her beim Tauchen drohen und noch so einiges mehr. Inhaltlich also durchaus anspruchsvoll. Am nächsten Tag geht es für uns dann schon früh am Morgen zur Tauchbasis, unsere erste Praxiseinheit steht an. Bevor wir damit starten, wollen Peter und ich allerdings erst noch den theoretischen Teil abschließen und bitten um die Prüfungsbögen. Das scheint nicht Usus zu sein und so ernten wir erstaunte Blicke von den Tauchlehrern, dass wir schon soweit sind. Wir bekommen die Bögen und nach 15 Minuten und jeweils 50 Fragen später gratuliert man uns beiden zur bestandenen Theorieprüfung mit je 100%…yippieh! So kann es weitergehen! Für uns heißt es jetzt: Ab in den Pool! Dort findet mit unserer bezaubernen Tauchlehrerin Carmen unsere erste Praxiseinheit statt. Wir haben das Glück, dass es in diesem Kurs keine anderen Tauchschüler gibt und so haben wir Carmen ganz für uns alleine. Schnell lernen wir wie wir unser Equipment selbstständig prüfen und zusammenbauen und schon kurze Zeit später finden wir uns in voller Montur mit Tauchanzug, Weste, Gürtel, Gewichten, Tauchflasche, Atemgeräten, Schwimmflossen und Taucherbrille im Pool eines benachbarten Hotels wieder. Und los geht´s! Es ist durchaus gewöhnungsbedürftig unter Wasser mit den Atemgeräten zu atmen. Wir hatten zuvor schon öfter mal geschnorchelt, aber das ist doch irgendwie etwas anderes. Auch die rund 25 kg Gewicht, die man zusätzlich mit sich trägt (als ob das so nicht schon genug wäre!) muss man lernen zu handeln, aber im Wasser geht das ja schon mal leichter. Die folgenden Stunden verbringen wir damit, unter Wasser sicherer zu werden und führen auch viele Übungen durch, die uns im Ernstfall weiterhelfen. So z.B. wenn Wasser in die Brille gerät oder wir diese kurzzeitig sogar verlieren, wie wir uns unter Wasser verständigen und uns gegenseitig mit Luft versorgen können, wenn dem Anderen, aus welchem Grund auch immer, keine Luft mehr zur Verfügung steht und wie mit dem Druckausgleich umzugehen ist oder wie wir zur Not auch ohne Luft wieder an die Wasseroberfläche gelangen können.

Am nächsten Tag heißt es für uns dann: Ab ins Meer! Wir fahren mit einem Boot raus und haben noch eine andere Tauchgruppe mit an Bord, die aber schon einige Tauchgänge auf dem Buckel hat und daher mit ihrem eigenen Guide unterwegs ist. Wir haben unsere Carmen also wieder ganz für uns. Ich muss zugeben, anfangs ist es durchaus gewöhnungsbedürftig in die Tiefe des Meeres abzutauchen wohlwissentlich, dass man aufgrund des Druckunterschieds nicht einfach so schnell wieder auftauchen kann wenn irgendetwas ist, sondern dass dies nur mit etwas Zeit und ganz gemächlich passieren darf. Wir können uns aber beide darauf einlassen und auch mit dem Druckausgleich in den Ohren funktioniert es in der Tiefe gut. Wir wiederholen die Übungen vom Vortag und auch das ist im Meer noch mal eine andere Nummer. Aber wir bekommen es gut hin und können so die Tierwelt in der Tiefe genießen. Atemberaubende Fische in unterschiedichster Form und Farbe schwimmen um uns herum und auch Seelöwen flitzen an uns vorbei. Wir machen an diesem Tag zwei Tauchgänge und kommen auf eine Tiefe von 9,9 m.

Auf dem Rückweg dann ein weiteres Highlight…unser Boot wird begleitet von einem ganzen Schwarm an Delfinen. Ich bin total aus dem Häuschen, weil ich immer schon mal Delfine sehen wollte, es aber bisher nie geklappt hat. Yippieh!

Tags darauf geht es erneut für zwei weitere Tauchgänge raus aufs Meer. Und was wir da erleben, ist der absolute Wahnsinn! In einer Tiefe von 20,2 Metern stoßen wir auf ein altes Schiffswrack, dass in den 70er Jahren als chinesisches Flüchtlingsschiff diente und dann dort versenkt wurde. Es ist beeindruckend zu sehen, wie das Schiff vom Meer vereinnahmt wurde und wie dort neuer Lebensraum entstanden ist. Wir sehen, wie es sich eine Schildkröte „an Deck“ gemütlich macht und es flitzen Seelöwen, Kormorane oder auch TromPETERfische um uns herum. Hier hat Peter mal einen kleinen Film für Euch zusammengestellt…taucht also mit uns ab in die Unterwasserwelt Mexikos! (Unser Tipp: Am großen Bildschirm und mit ordentlicher Lautstärke könnt Ihr es noch besser auf Euch wirken lassen.)

Am Ende dieses Tauchgangs und nach weiteren Übungen im Wasser haben wir ihn dann…unseren Tauchschein! Vor einer Woche war noch nicht einmal klar, dass wir das überhaupt machen werden und nun, ein paar Tage später, stehen wir hier und halten unseren Schein in den Händen. Natürlich gibt es noch so viel mehr über das Tauchen zu lernen und es gilt weitere Praxiserfahrung zu sammeln, aber das ist schon mal ein guter Anfang.

Am nächsten Tag belohnen wir uns selbst mit einer weiteren Erfahrung im Meer…wir schnorcheln mit Walhaien! Ein Walhai  ist der größte Hai und zugleich der größte Fisch der Gegenwart. Er wird bis zu 14,5 m lang und sein Gewicht beträgt bis zu 12 Tonnen. Ja das kann ja was werden! Walhaie bevorzugen eine Wassertemperatur von 21 bis 25 °C und sind weltweit in fast allen warmen, tropischen und subtropischen Gewässern anzutreffen, was ich übrigens durchaus nachvollziehen kann. In der Regel handelt es sich hierbei um Gebiete mit saisonaler Planktonblüte oder um Regionen, in denen planktonreiches kälteres Auftriebswasser zu beobachten ist. Hier vor La Paz ist so eine Gegend und so kehren die Walhaie jährlich ab Mitte November in die Bucht zurück. Gemeinsam mit Martina, Steve, ihrer Tochter Amelie, vier anderen Erwachsenen und einem weiteren Kind starten wir zusammen mit unserem Guide Omar und dem Captain die Bootstour. Wir fahren raus in die Bucht und halten zunächst an einer Kontrollstelle, die genau überwacht wie viele und welches Boot zu den Walhaien fahren darf. Alles unterliegt genauen Bestimmungen, um so die Tiere zu schützen und sie nicht zu stressen, was wir übrigens sehr befürworten, wenn wir schon so eine Tour machen. Es ist genau geregelt, wie weit und wie schnell sich die Boote nähern dürfen und ab wann der Motor gänzlich abgeschaltet werden muss. Die Tiere werden nicht angefüttert, so dass sie ihr natürliches „Fress- und Wanderverhalten“ beibehalten. Da auch genau geregelt ist, wie viele Personen einem Tier wie nah kommen dürfen, werden wir in zwei Gruppen eingeteilt und dürfen nur nacheinander ins Wasser. Nur zu Beginn ist noch ein weiteres Boot vor Ort, das ist aber schnell verschwunden und so sind wir an diesem Tag ganz alleine mit 5 Walhaien in dieser Bucht vor La Paz in Mexiko. Da wir wie gesagt nur in Gruppen nacheinander in die Nähe der Tiere dürfen, bereiten wir uns auf dem Boot mit Tauchanzug, Schwimmflossen, Taucherbrille und Schnorchel vor und als wir das Zeichen erhalten hopsen Martina, Steve, Amelie, Peter und ich ins Wasser.

Und dann ziehen sie auch schon an uns vorbei, diese gewaltigen Tiere, die so sanft durch das Wasser gleiten und mit nur einem ruhigen Flossenschlag eine Entfernung zurücklegen, die es einem Menschen nicht immer so einfach macht ihnen zu folgen. Natürlich dürfen wir die Tiere nicht berühren und sollen einen Abstand von mind. 3 Metern halten…was gar nicht so einfach ist, wenn das Tier spontan einen Richtungswechsel einschlägt. So wird mir ganz anders, als ein Walhai plötzlich direkt auf mich zuschwimmt und ja, ich kann sagen, dass wir uns tief in die Augen geschaut haben. Nur…wohin so schnell?! Im Video erkennt Ihr vielleicht, wie ich dann die Flucht ergreife. Nicht dass sich noch die Geschichte aus der Bibel wiederholt, bei der Jona von einem Fisch gefressen wird…schließlich möchte ich ja nicht, dass das arme Tier hier noch erstickt! Glücklicherweise steht ja nur Plankton auf seinem Speiseplan und ich bin mir sicher, dass ich mich davon doch sehr unterscheide!

Es ist beeindruckend die Tiere so zu erleben, die sich glücklicherweise auch gar nicht an uns stören. Die tollen Aufnahmen unserer Walhai-Tour haben uns übrigens Martina und Steve zur Verfügung gestellt (Lieben Dank nochmal dafür!), die auch unter Wasser mit dem besten Equipment ausgestattet sind. Wer weitere tolle Fotos und Videos sehen möchte, schaut gerne mal auf ihrem Instagram naturwunderer_ und photografnix vorbei.

Und so erleben wir an diesem Tag ein weiteres unvergessliches Abenteuer, was definitv ein krönender Abschluss für unsere Woche „unter Wasser“ ist.

Wir sind schon gespannt, was noch so auf uns wartet und senden sonnige Adventsgrüße in die Heimat…