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Strand

Reiseberichte Uruguay

Uruguay (#082)

14. April 2024

– Strand, Wein, Regen und Rodeo –

An dem kleinen Grenzübergang Chuy verlassen wir Brasilien und betreten Uruguay.

Chuy ist dabei der Ort, der durch die Grenze getrennt ist. Der brasilianische Ortsteil schreibt sich dabei „Chui“, der uruguayische hingegen „Chuy“. So trennt lediglich eine Straße den Ort und somit auch die beiden Länder. Die Straße hat in jede Richtung nur eine Spur. Die eine liegt in Brasilien und heißt „Avenida Uruguay“ und die andere Spur liegt in Uruguay und heißt „Avenida Brasil“. Als wir durch den Ort fahren, um Geld zu wechseln und uns mal wieder neue SIM-Karten zu besorgen, überqueren wir fast versehentlich diese besagte Grenzstraße und hätten beinahe wieder in Brasilien gestanden. Die Einheimischen Chuys scheinen hier hingegen eine spezielle Regelung zu haben, denn auf dieser Straße mitten im Zentrum fährt und läuft alles hin und her…ein ziemliches Gewusel, sag ich Euch!

Uruguay ist mit seinen knapp 3,44 Mio. Einwohner das kleinste spanischsprachige Land in Südamerika. Mit einer Fläche von 176.215 Quadratkilometern (davon rund 2.600 Quadratkilometer Wasserfläche) ist es dabei etwa halb so groß wie Deutschland und grenzt im Norden an Brasilien, im Osten an den Atlantischen Ozean, im Süden an den Río de la Plata und im Westen (durch den Río Uruguay getrennt) an Argentinien. Die Küste Uruguays erstreckt sich über 660 km und genau die fahren wir erstmal entlang. Direkt im Nationalpark Santa Teresa begrüßt uns das Land mit traumhaften Stränden. So finden wir auch schnell ein schönes Plätzchen, an dem es sich gut aushalten lässt. Auch Capybaras, sogenannte Wasserschweine und die größten Nagetiere der Welt, sind in dieser Gegend mit von der Partie.

Und so hangeln wir uns in den nächsten Tagen immer weiter die Küste entlang und entdecken einen schönen Strand nach dem anderen. Dabei stellen wir fest, dass auch die Uruguayer ihre Strände lieben und sich gerade viele ältere Menschen unter der Woche am Strand aufhalten und ihre Zeit dort genießen. Auch das Surfen ist hier hoch im Kurs…das allerdings eher bei den jüngeren Menschen. Neben all den schönen Stränden ist bei uns auch Arbeit angesagt, denn irgendetwas fällt ja immer an und so greift Peter mal wieder zu seinem Lötkolben (ich muss gestehen, dass hört sich durchaus merkwürdig an, wenn ich das so schreibe). So zum Ende unserer Reise liegen auch viele organisatorische Dinge an, die es zu erledigen gilt. So ist es an der Zeit nun unseren Container, indem Sprinti per Schiff nach Hause transportiert werden soll, fest zu buchen. Noch immer suchen wir zwar nach Container-Buddys, aber somit haben wir den Container und damit auch den Termin für die Verschiffung schon einmal sicher. Danach können wir somit auch unsere Rückflüge buchen. All das ist durchaus zeitintensiv, weil viele Faktoren und Eventualitäten eine Rolle spielen und berücksichtigt werden müssen. Das allerdings in dieser Umgebung zu erledigen, entschädigt einfach für alles!

Nach einigen Tagen verlassen wir den Nationalpark Santa Teresa wieder, allerdings nicht ohne vorher noch unseren Wassertank bei der Park-Feuerwehr aufzufüllen.

Unser erster Eindruck von Uruguay ist wirklich positiv. Alle sind sehr freundlich und hilfsbereit, die Infrastruktur und die Straßen sind sehr gut und wir freuen uns, dass wir nun wieder Spanisch und nicht mehr Portugiesisch sprechen können. Nach der Ankunft europäischer Siedler (ab dem 17. Jahrhundert) entwickelten sich die von den Spaniern ausgesetzten Pferde und Rinder auf den weiten Grasfluren der Pampa (ja, hier im Südosten des Kontinents liegt sie wirklich, DIE Pampa) zu großen Herden, die die Grundlage für den wirtschaftlichen Reichtum des Landes bildeten. Die indianischen, Guaraní sprechenden Ureinwohner (Charrúas, Guanaes, Yaros, Chanaes), die als Jäger und Sammler lebten, sind seit Mitte des 18. Jahrhunderts innerhalb weniger Jahrzehnte ausgerottet worden. Das frühe 19. Jahrhundert war vor allem von Kämpfen gegen die Argentinier und Brasilianer geprägt, die das Land diverse Male annektieren wollten. Uruguay gehört heute zu den stabilsten, demokratischsten und wohlhabendsten Ländern in Lateinamerika. Die politische und wirtschaftliche Transformation hat in den letzten Jahren beträchtliche Fortschritte gemacht. Von lokalen Leuten erfahren wir allerdings auch, dass in den letzten Jahren die Preise im Land z.B. für Lebensmittel ziemlich angestiegen sind, nicht aber die Löhne, was es für die Menschen im Alltag schwieriger werden lässt. Auch uns fällt der Preisanstieg im Gegensatz zu den Ländern Argentinien und Brasilien beim Einkaufen auf, befinden wir uns doch fast auf dem deutschen Preisniveau. Auch der Sprit ist hier um einiges teuerer als in den vorherigen Ländern. Dennoch machen die Menschen hier einen glücklichen Eindruck und profitieren von einer politischen Stabilität.

In den nächsten Tagen fahren wir weiter die Küste entlang Richtung Südwesten (s. dazu unsere Route) und entdecken weitere Strände und Orte Uruguays. Wir stellen dabei fest, dass Uruguay ein sehr grünes Land ist…hier grasen die Kühe auf Wiesen unter Palmen und überall wächst tatsächlich Schilf. Letzteres erklärt auch, warum wir viele Häuser mit Reetdächern sehen. So langsam kommen wir Sprintis Ziel, Montevideo, immer näher. Glücklicherweise hat sich Sprintis Motorleuchte bislang nicht noch einmal gemeldet (s. dazu Artikel „Brasilien und die größten Wasserfälle der Welt #081“) und so sind wir ganz optimistisch, dass wir die restlichen Kilometer nun auch noch ohne weiteres gemeinsam schaffen! Die letzte Etappe unserer Reise hat begonnen!

Wir machen uns auf nach Atlantida, ein Ort etwa 50 Kilometer vor Montevideo. Etwas außerhalb fahren wir zum Platz La Chacra Holandesa, ein kleines Stück Land, auf dem sich zwei holländische Auswanderer niedergelassen haben. Neben Jan und Marieke, fünf Hunden, Rindern, Pferden und Hühnern, treffen wir auch auf deutsche Auswanderer und holländische Reisende. Hier auf dem Platz ist es an der Tagesordnung, dass um 17 Uhr Feierabend ist, d.h. dann lassen alle ihre Arbeit ruhen und setzen sich auf ein Weinchen zusammen. Nachdem wir den ganzen Tag über Wäsche gewaschen und erste Vorkehrungen für die Verschiffung getroffen haben, wohnen auch wir der geselligen Runde bei….und das Weinchen schmeckt auch ganz gut 🙂 .

Apropos Weinchen…Uruguay hat tatsächlich einige Weinanbaugebiete und gilt als „aufsteigender Stern im weltweiten Weinanbau“. Und so machen wir uns nach zwei Tagen bei Jan und Marieke auf zum Pizzorno Weingut nördlich von Montevideo. Es ist Montag und als wir das Weingut erreichen, schüttet es wie aus Eimern und alles sieht irgendwie geschlossen aus. Und ja, es ist tatsächlich montags geschlossen (auch hier kann man sich nicht so auf Google verlassen)! Aber wir treffen auf einen netten Mitarbeiter, der uns für den nächsten Tag eine Weintour bucht und uns erlaubt auf deren Parkplatz zu übernachten. Ja, das klingt doch perfekt! Allerdings regnet und gewittert es noch immer, so dass wir uns an diesem Montag tatsächlich nur in Sprinti verkriechen können.

Am nächsten Morgen ist es dann soweit. Wir sind die einzigen englischsprachigen Gäste an diesem Tag und so bekommen wir eine Einzelführung…Joaquin ist dabei unser Guide. Wir laufen durch die Weinkeller und erfahren neben der Geschichte des Weinguts auch viel über die Weinproduktion und Ernte an sich. Jetzt kennen wir uns also aus…im Weinbusiness 🙂 ! Und auch das dazugehörgige 3-Gänge-Menü lässt keine Wünsche offen…soooo lecker!

Noch immer regnet und gewittert es ununterbrochen. Was wir da noch nicht ahnen…es wird auch noch die nächsten vier Tage so weitergehen. Peter und ich haben beide noch nie Regen und Gewitter in diesem Ausmaß erlebt, die Blitze kommen im Sekundentakt und das stundenlang, bzw. tagelang.

Als wir tags darauf weiterfahren, sind viele Straßen wegen Überschwemmungen gesperrt und einige Flüsse treten über die Ufer. Auch unser nächster Platz (Posada Casa Vieja) in der Nähe der Stadt Colonia del Sacramento ist ordentlich durchgeweicht. Wir landen bei Ruedi und Susanna…zufällig wieder Auswanderer…dieses Mal aus der Schweiz. Ihr seht schon, viele Auswanderer hat es nach Uruguay verschlagen! Die beiden haben sich hier auf ihrem Grundstück ein Wohnhaus und Ferienwohnungen aufgebaut und haben so viel Platz, dass dort mittlerweile auch Camper stehen können. So treffen wir hier zufällig mit Sandra und Yannic auch alte Reisebekannte wieder, die wir zuletzt in Elvios Werkstatt in Paraguay getroffen haben (s. dazu Artikel „Paraguay und ein wenig Wellness für Sprinti #080“). Noch immer dieser extreme Regen, der in diesem Ausmaß absolut untypisch für die Region ist! Die dadurch entstehende hohe Luftfeuchtigkeit, lässt alles im Wagen klamm erscheinen. Lüften ist bei diesen Wetterbedingungen schlichtweg nicht möglich, weil wir aufgrund der Wassermassen die Fenster oder Dachluken einfach nicht öffnen können. Dieser Regen kommt uns mittlerweile echt ungelegen, weil wir Sprinti eigentlich eine Woche bei Ruedi und Susanna stehen lassen wollen, um mit der Fähre nach Buenos Aires überzusetzen und uns die Hauptstadt Argentiniens genauer anzuschauen. Es hilft nichts, Fähre und Hotel in Buenos Aires sind bereits gebucht! Also packen wir unsere Rucksäcke und hoffen, dass Sprinti dem Regen und der Luftfeuchtigkeit weiter standhält so lange wir nicht da sind. Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg und lassen Sprinti bei Ruedi und Susanna zurück…“aber nur für eine Woche, Sprinti!“

Was wir während unserer Zeit in Buenos Aires alles erleben, werde ich Euch in einem separaten Artikel schreiben. Nur so viel sei gesagt: Buenos Aires ist echt eine tolle Stadt!

Nach einer Woche kehren wir zurück nach Uruguay…zurück nach Colonia del Sacramento…zurück zu Sprinti! Zwar hat es in unserer Abwesenheit noch heftigst geregnet, aber mittlerweile herrscht wieder Sonnenschein. Sprinti hat die Tage gut überstanden und trotz der hohen Luftfeuchtigkeit (und ohne eine Lüftungsmöglichkeit) ist im Wagen nichts feucht oder womöglich noch angeschimmelt. Sehr gut!

Und so geht es am nächsten Tag auch schon wieder weiter. Wir verlassen Ruedi und Susanna und fahren in das Zentrum von Colonia del Sacramento, denn die Altstadt fällt unter das UNESCO-Weltkulturerbe. Colonia, wie man hier kurz sagt, wurde bereits 1680 gegründet und ist damit die älteste Stadt Uruguays. Wir schlendern durch die mit Kopfstein gepflasterten Straßen und sind ganz angetan von diesem schönen Örtchen. Hier könnten wir glatt länger verweilen und die schöne Atmosphäre der zahlreichen Restaurants und Cafés genießen. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau und von irgendwoher tönt südamerikanische Livemusik. Einfach herrlich!

Aber leider müssen wir weiter, denn an diesem Wochenende findet nördlich von Montevideo ein traditionelles Rodeo der urugayanischen Gauchos statt und das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Gauchos nennt man in Argentinien, Bolivien, Brasilien, Paraguay und Uruguay vorwiegend Nachkommen iberischer Einwanderer und Indigenas, die ihren Lebensunterhalt als Arbeiter in der Viehhaltung verdienen. Eines der wichtigsten wirtschaftlichen Erzeugnisse der Gauchos war Rindsleder und später auch Trockenfleisch. Für die Kultur der Gauchos ist insbesondere die Pampasregion, das argentinische Patagonien und der Gran Chaco im zentralen Südamerika bekannt. Ihre Blütezeit hatten die Gauchos im 19. Jahrhundert. Die Folklore hat sie allerdings romantisiert, vergleichbar mit den nordamerikanischen Cowboys. Vor allem in Argentinien und Uruguay hat die „Gaucho-Kultur“ eine tragende Bedeutung für das Nationalgefühl und so nennen sich viele Land- und Viehbesitzer auch heute noch stolz „Gauchos“. Auf unserem Weg durch Uruguay ist uns bereits aufgefallen, wie viele Pferde es hier gibt. Tatsächlich sind es über 400.000 in diesem doch recht kleinen Land.

Oft finden an den Wochenenden in der Umgebung Rodeo-Veranstaltungen statt. Werbung dafür gemacht wird bewusst nicht, denn die Informationen werden unter den lokalen Leuten weitergegeben. So soll die Veranstaltung auch weiterhin ein geschützter Raum für die Einheimischen in der Umgebung bleiben. Daher verirren sich auch nur in den seltensten Fällen Touristen hierher. Wir haben von Jan und Marieke von diesem Wochenende erfahren, die uns zudem versichert haben, dass Touristen gern dort gesehen sind, so lange es keine Überhand nimmt. Und genauso ist es auch! Schon als wir auf dem Gelände ankommen, werden wir freudestrahlend begrüßt und man ist total interessiert daran, woher wir denn kommen. Allerdings fallen wir natürlich auch direkt auf, sind wir doch die einzigen nicht Einheimischen an diesem Wochenende. Auf den Wiesen stehen einige Zelte und auch wir dürfen mit Sprinti über Nacht bleiben. Sprinti ist umringt von Pferdestärken…wenn auch etwas anders als sonst.

Überall Pferde, Pferde und nochmals Pferde. Schnell wird klar, dass „Gaucho sein“ ein absolutes Lebensgefühl ist. Schon die ganz Kleinen sitzen in voller Montur auf den verhältnismäßig riesigen Pferden und galoppieren über die Wiesen.

Die gesamte Veranstaltung geht über zwei Tage und für die Menschen hier ist der Besuch ein normaler, aber traditioneller Familienausflug am Wochenende. Alle haben ihre Klappstühle und große Kühltaschen dabei und so wird sich die Zeit beim Rodeo vertrieben. Auch gibt es ein paar Stände, die Reitstiefel, Hemden oder Gaucho-Hüte verkaufen und auch Essens- und Getränkestände sind vertreten. Viele bringen aus Kostengründen aber auch ihre eigenen Speisen und Getränke mit. So ist es ein buntes und reges Treiben hier auf dem Gelände und wir spüren, was dieses Lebensgefühl für die Menschen hier bedeutet.

Für den Samstag steht als erstes ein Wettreiten auf dem Programm, bei dem zwei Reiter gleichzeitig im Slalom um Metalltonnen reiten. Hier treten auch durchaus Erwachsene gegen Kinder an…mit Leidenschaft sind alle dabei! Davor, dass man hier mit den Pferden nicht zimperlich umgeht, hatten Jan und Marieke uns bereits gewarnt und so wird das Tier mit so manchem Peitschenschlag noch weiter angetrieben.

Danach ist Rodeo auf Kühen und Rindern angesagt und auch hier sind alle mit Herzblut dabei. Der Moderator spricht dabei nicht seine Kommentare, er singt sie einfach.

Dann wird es Abend und wer meint, jetzt würde es ruhiger, der irrt! Nun beginnt der „Party-Teil“! Auf der Bühne geben nationale Künstler alles und schmettern voller Leidenschaft uruguayische Lieder und das bis nachts um 2 Uhr. Danach geht es mit Musik „vom Band“ weiter und das bis 5.30 Uhr. Wir verziehen uns schon deutlich früher in unseren Wagen und lauschen zum Einschlafen der uruguayischen Musik.

Am nächsten Morgen geht es schon früh weiter. Der Tag startet wieder mit einem Wettreiten um die Tonnen. Dann kommt das Pferde-Rodeo, für viele anscheinend das Highlight des Wochenendes. Dutzende junge Pferde werden auf Anhängern und einfachen Truck-Ladeflächen herangekarrt. Die jungen Pferde sind weder eingeritten noch haben sie je einen Menschen auf ihrem Rücken getragen. Das soll also heute passieren und wie wir feststellen, sorgt die Art und Weise womöglich eher für eine größere Hemmschwelle als dass sie diese abbaut…bei den Pferden zumindest. Jan und Marieke haben uns zuvor erzählt, dass selbst viele Einheimische die Vorgensweise aus Tierschutzgründen mittlerweile ablehnen und wir verstehen auch absolut warum. Es handelt sich bei diesem Rodeo-Spektakel um eine jahrelange Tradition, die bei den Gauchos absolut zum Kulturgut gehört und auch wir spüren ihre Leidenschaft für all dies. Vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit gewisse Übungen nach heutigen Maßstäben ein wenig anzupassen, so dass Mensch und Tier dieses Event genießen können.

Als wir uns dann wieder auf den Weg machen wollen, stellen wir fest…man hat uns zugeparkt!

Irgendwie scheint das die Leute überhaupt nicht zu interessieren, parken sie doch einfach kreuz und quer. Außerdem werden ständig Autos ausgerufen, die anscheinend ebenfalls ungünstig geparkt haben und niemanden störts. Also bleiben wir einfach noch ein Weilchen, derjenige wird schon wegfahren. Doch nichts da, auch nach ein paar Stunden hat sich dieser PKW noch kein Stückchen wegbewegt! Ich bin schon fast auf dem Weg zur Bühne, um das entsprechende Nummernschild ebenfalls ausrufen zu lassen, als Peter plötzlich der Meinung ist, dass Sprinti zwischen das dunkle Auto und Baumstamm passen könnte.

Ich bin davon so gar nicht überzeugt und denke nur an neue Schrammen, wo wir doch gerade erst bei Elvio haben den Lack ausbessern lassen. Aber Peter hat meist ein besseres Raumgefühl als ich (typisch Mann und Frau halt!) und so liegt er auch heute richtig…es passt! Wir quetschen uns mit Sprinti durch die enge Lücke. Dann das nächste Problem…die Wiese ist so vollgeparkt, dass wir an entsprechender Stelle nicht zurück auf den Weg gelangen können. Außerdem parken auf dem Weg ebenfalls Fahrzeuge, die unseren Winkel so verkürzen, dass wir unten am Boden aufsetzen. Wie sollen wir nun hier raus kommen? Schnell entdecken auch ein paar Gauchos unser Problem und eilen uns zur Hilfe. Und wie macht man das hier in Uruguay? Man öffnet einfach die Tür des im Weg stehenden Autos (die scheinen hier alle nicht abgeschlossen zu sein), löst die Handbremse und eh ich mich versehe, schiebe ich gemeinsam mit den Gauchos das fremde Auto zur Seite. Das wäre bei dem silbernen PKW, der uns zugeparkt hat, vielleicht auch eine Variante gewesen. Na ja egal, wieder etwas dazugelernt! Was zählt ist, dass der Winkel nun passt und wir so von der Wiese auf den Weg gelangen können. So bedanken wir uns bei unseren Helfern und machen uns happy auf den Weg. Es war schön, dieses Wochenende hier zu erleben, denn mehr Tradition und Kultur in Uruguay geht glaube ich nicht.

Für uns geht es nun wieder zurück an die Küste, denn es bleibt uns noch eine Woche. Eine Woche bevor wir Sprinti für die Verschiffung vorbereiten müssen. Da es bei Sprintis Höhe ja durchaus wieder eine knappe Geschichte mit der Verladung in den Container wird, müssen wir also einige Vorkehrungen treffen. All das werden wir bei Jan und Marieke erledigen können. Somit bleibt uns jetzt noch eine Woche, um mit Sprinti frei am Strand stehen zu können und wir versuchen sie, trotz aller Vorbereitungen, zu genießen.

Es ist ein merkwürdiges Gefühl, dass unsere Reise sich nun dem Ende zuneigt und so ganz scheint es auch noch nicht bei uns angekommen zu sein.

Reiseberichte Brasilien

Brasilien und die größten Wasserfälle der Welt (#081)

7. April 2024

– Iguazú, Blumenau und Caipirinhas am Strand –

Wir befinden uns an der Grenze von Paraguay nach Brasilien und es herrscht absolutes Chaos. Beide Länder werden durch den Fluss Paraná (in dem wir vor ein paar Tagen noch schwimmen waren) getrennt und über eine Brücke miteinander verbunden. Am jeweiligen Ende der Brücke befinden sich die Grenzstädte Ciudad del Este, die zweitgrößte Stadt Paraguays, und Foz do Iguaçu auf der brasilianischen Seite. Und weil die Brücke eng und schmal ist und wir an diesem Tag nicht die Einzigen sind, die sie passieren wollen, herrscht absolutes Chaos…sowohl vor ihr, auf ihr und auch nach ihr. Alles staut sich, niemand scheint zu wissen wohin, überall wird gehupt und nicht ganz so vertrauenswürdig aussehende Menschen laufen umher. Nirgends ist ausgeschildert, wo wir hinmüssen, um uns aus Paraguay abzumelden. In dieser Gegend Sprinti zu parken und auszusteigen, gehört ebenfalls gerade nicht zu unserer Lieblingsaufgabe, aber uns bleibt nichts anderes übrig. In all dem Gewusel und Gehupe quetschen wir uns rechts an den Rand, ich springe aus dem Auto und verstelle einfach die Verkehrshütchen, so dass Peter Sprinti irgendwie am Rand hinquetschen kann. Hauptsache da fährt uns in diesem Chaos niemand dran! Wenn wir auf der Reise eins gelernt haben, dann ist es zu improvisieren. Und so stellen wir Sprinti schnell ab, nehmen weiteres Gehupe anderer Fahrzeuge in Kauf und fragen uns bei einem Polizisten durch, bis wir letztendlich da sind, wo wir hinmüssen.

Glücklicherweise funktioniert die bürokratische Ausreise dann schnell und reibungslos. Jetzt nichts wie hin zurück zu Sprinti und hoffen, dass er noch heile und unaufgebrochen dort steht. Wir haben Glück…alles ist gutgegangen! Jetzt nur noch über die Brücke und dann auf der anderen Seite nach Brasilien einreisen. Wie gesagt, die Brücke ist eng und so dauert der Weg ebenfalls ein Weilchen, aber dann ist auch das geschafft! Jetzt also noch der brasilianische Papierkram. Seit über einem Jahr sind wir nun in spanischsprachigen Ländern unterwegs, in denen man mit Englisch nur selten weiterkam. So haben wir immer mehr Spanisch dazugelernt und kommen, trotz verschiedenster Dialekte in den unterschiedlichen Ländern, in unserem Reisealltag mittlerweile sprachlich ganz gut klar. Das ist nun allerdings vorbei, spricht man hier in Brasilien doch Portugiesisch! Und schon hier an der Grenze war es das zum größten Teil mit Spanisch! Zwar sind beide Sprachen ja durchaus miteinander verwandt, aber dann doch irgendwie unterschiedlich. Und so kommt es wie es kommen muss…bereits mit der Einreise entsteht auch gleich das erste Missverständnis als wir ein Formular ausfüllen müssen. Wir tragen in einem Feld den monetären Wert Sprintis ein, die brasilianische Behörde allerdings denkt, wir wollen diesen Betrag bar in das Land einführen. Und so finden wir uns in einer Halle wieder, in denen Mitarbeiter beschlagnahmte Kartons und haufenweise Müllsäcke durchkramen. Fotos mache ich hier mal lieber nicht, denn da sind die Beamten ganz empfindlich und ich denke, dass wäre kein besonders guter Start in einem neuen Land. Die Zeit verstreicht und wir warten. Irgendwann können wir dann einem Mitarbeiter in einem Kauderwelsch aus Englisch, Spanisch und Portugiesisch verdeutlichen, dass es sich um ein Missverständnis handelt und wir nicht so viel Bargeld mit uns führen. Also muss unser Vorgang abgeändert werden, was die Zustimmung der Vorgesetzten bedarf und die ist…gerade in der Mittagspause! So warten wir weiter! Das fängt ja schon mal gut an, hier in Brasilien! Zum Glück sind aber alle sehr freundlich und als die entsprechende Vorgesetzte die Änderung endlich genehmigt, geht auch alles ganz fix und wir können weiter.

Jetzt noch ab zum Supermarkt und den Kühlschrank auffüllen und in einem Handyladen brasilianische SIM-Karten besorgen. Auch dies dauert hier in Südamerika immer ein wenig länger, aber irgendwann ist das ebenfalls erledigt und wir erreichen unseren Campingplatz inmitten des brasilianischen Dschungels. Direkt neben uns steht ein Baum mit seltsamen Früchten und wir finden heraus, dass es sich dabei um die südamerikanische Pomelo handelt, die sich doch ein wenig von der Pampelmuse, wie wir sie in Deutschland kennen, unterscheidet. Auch begrüßen uns wieder Affen in den Bäumen und spätestens nach Sonnenuntergang auch wieder jede Menge Moskitos. Da es durch ihre Stiche hier in Südamerika auch gerne zu Dengue-Infektionen kommt (momentan sind die Zahlen besonders hoch), versuchen wir uns bestmöglichst davor zu schützen, was nicht so wirklich funktioniert. Dengue ist eine durch Mücken übertragbare Virusinfektion, die sich oftmals als akute fiebrige Erkrankung äußert und einen tödlichen Verlauf nehmen kann. Durch den Klimawandel ist die weltweite Verbreitung von Dengue-Fieber in den letzten Jahrzehnten dramatisch angestiegen und auch wir hören von einigen Fällen anderer Reisender.

Am nächsten Morgen machen wir uns schon früh zu Fuß auf den Weg, denn direkt neben unserem Campingplatz liegt eine der Hauptattraktionen Südamerikas, die unter anderem zu den Sieben Weltwundern der Natur gehört…die Iguazú-Wasserfälle…das größte Wasserfallsystem der Welt! Die Wasserfälle erstrecken sich über fast 3 km entlang der Grenze zwischen Argentinien und Brasilien und bestehen aus etwa 275 verschiedenen vertikalen Abstürzen mit Höhen zwischen 60 und 82 Metern. Dadurch sind die Iguazú-Wasserfälle höher als die Niagarafälle, die wir ja bereits in Kanada besucht haben (s. dazu Artikel „Die Niagarafälle und weiter geht’s in den Nordwesten #006“), und auch doppelt so breit. Die Wassermenge an den Fällen schwankt von 1.500 m³ bis 10.500 m³ pro Sekunde. Durch die Wasserfälle verläuft in Längsrichtung die Grenze zwischen Argentinien und Brasilien. Da die meisten Fälle in Argentinien liegen, ist der größere Panoramablick von der brasilianischen Seite aus möglich. Und genau deshalb sind wir hier! Was wir dabei zu Gesicht bekommen, ist tatsächlich der absolute Wahnsinn, sage ich Euch!

Wir spazieren durch den Urwald und können den Wasserfällen auf verschiedenen Ebenen näher kommen…natürlich auch nicht, ohne von der Gischt klatschnass zu werden, aber das gehört bei diesem Besuch auch einfach dazu!

Nachdem wir die Wasserfälle bestaunt haben, geht es für uns in den benachbarten Tierpark, der hauptsächlich die hier in Brasilien lebenden Vögel zeigt und kranke Tiere wieder aufpeppelt. Da viele von ihnen nicht mehr ausgewildert werden können, finden sie hier ihre neue Heimat. Auch wenn es etwas Gutes ist, wenn man den Tieren hilft, so ist es doch für uns immer eher bedrückend, Tiere eingesperrt zu sehen. Mittlerweile ist es Mittag und das Thermometer zeigt über 35 Grad…noch dazu kommt eine Luftfeuchtigkeit von fast 100 %, da ist es gar nicht so leicht, so viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen, wie man ausschwitzt. Besonders Peter ist schwer begeistert!

So geht es am nächsten Tag auch schon weiter für uns…wir wollen nach Rio de Janeiro! Lange haben wir hin und her überlegt, ob wir die zusätzlichen 3000 Kilometer kurz vorm Ende der Reise noch auf uns nehmen wollen, oder ob das vielleicht einfach alles ein wenig zu viel wird. Aber hey, ein paar Wochen bleiben uns noch und Rio ist doch auf jeden Fall eine Reise wert! Also auf geht’s!

So war zumindest der Plan! Doch als wir gerade erst ein paar Kilometer gefahren sind, leuchtet plötzlich Sprintis Motorleuchte auf. Sofort kommen alte Erinnerungen an unsere Abschleppabentuer in den USA (s. dazu die Artikel „Liegengeblieben…#023“ und „Das war anders geplant…#026“) wieder hoch. Das fehlt uns jetzt ja noch so kurz vorm Ende der Reise! Noch dazu ist heute Sonntag, da hat jegliche Werkstatt geschlosssen. Wir fahren rechts ran und schließen erstmal unser Fehlerlesegerät an. Dann schauen wir mal weiter! Es stellt sich heraus, dass es sich um eine Fehlzündung der ersten Zündkerze handelt…auch das kommt uns bekannt vor! Was nun? Anscheinend hat Sprinti keine Lust auf Rio und vielleicht wollen wir auch gerade einfach wieder zu viel?! Wir planen also um! Als erstes löschen wir den Fehler aus dem System und ändern unsere Route. Wir fahren nicht nach Rio, sondern machen uns auf Richtung Osten, um dann an der Küste entlang südwärts den Weg nach Montevideo zu nehmen, denn von dort aus wird Sprinti zurück nach Hause verschifft werden. Also lieber keine Umwege mehr! Auf der Fahrt lesen wir weiter Sprintis Werte aus…alles einwandfrei! Wir hangeln uns auf dem Weg von Stadt zu Stadt und recherchieren nach Mercedes-Werkstätten. Zusätzlich gucken wir jede Menge Youtube-Videos darüber, wie man Zündkerzen selber austauschen kann, denn die haben wir als Ersatz tatsächlich dabei. Allerdings nicht all das Spezialwerkzeug, was man dafür benötigt, um nicht noch mehr beschädigen zu wollen. Nach einigen Stunden Fahrt läuft Sprinti noch immer einwandfrei und die Motorlampe ist nicht erneut angegangen. Haben wir vielleicht nur schlechten Sprit erwischt? Uns fällt ein kleiner Stein vom Herzen, angespannt sind wir allerdings immer noch. Die Nacht verbringen wir auf einem Parkplatz eines Hostals, bei dem wir an diesem Tag die einzigen Gäste sind und sofort umringt werden von freilaufenden Hühnern. Dann zieht ein Gewitter auf und ein tropischer Regenschauer setzt alles unter Wasser. Wir sitzen hinten im Wagen und recherchieren und planen weiter bis wir irgendwann todmüde einschlafen.

Am nächsten Tag fahren wir weiter und erreichen nach einigen Stunden die Stadt Blumenau, in der es ebenfalls eine Mercedes-Werkstatt gibt…zu Sicherheit! Aber Sprinti schlägt sich weiter wacker…keine Motorleuchte…keine Fehlzündung! Dafür gehen uns die Autofahrer hier in Brasilien ganz schön auf den Keks, denn deren Fahrstil ist nichts für schlechte Nerven und so begegnen uns hier nicht gerade wenig brenzlige Situationen auf den Straßen. So können wir Sprinti gut verstehen, dass er keine Lust auf Rio und weitere tausende Kilometer auf Brasiliens Straßen hatte. „Alles klar, Sprinti, wir haben den Hinweis verstanden!“

Nach Hohenau in Paraguay (s. dazu Artikel „Paraguay und ein wenig Wellness für Sprinti #080“) erreichen wir nun mit Blumenau in Brasilien erneut eine Stadt mit einer deutschen Geschichte hier in Südamerika. Blumenau hat rund 310.000 Einwohner und liegt etwa 50 Kilometer von der Atlantikküste entfernt. Die Stadt wurde 1850 von deutschen Einwanderern unter Leitung des Apothekers Hermann Blumenau in der damaligen Provinz Santa Catarina gegründet. Sie ist neben Joinville und Brusque eines der drei Zentren der deutschen Kolonisation in Santa Catarina.

In etwa den ersten 100 Jahren nach der Gründung der Kolonie war Deutsch die vorherrschende Sprache in Blumenau. Sie wurde zunächst als einzige Sprache verwendet, da die ersten Kolonisten ausschließlich aus Deutschland kamen. Mit zunehmender Einwanderung aus anderen europäischen Ländern und brasilianischer Binnenwanderung, wurden in Blumenau auch andere Sprachen, insbesondere Italienisch und Polnisch, vermehrt gesprochen. Zwischen 1937 und 1954 wurde von dem, mit diktatorischen Vollmachten ausgestattete Präsident Getúlio Vargas, in Brasilien eine Nationalisierungskampagne durchgeführt, die auch die deutschsprachige Gemeinschaft betraf als der Staat den Assimilierungsprozess forcierte. Als Brasilien am 22. August 1942 auf Seiten der Alliierten in den Zweiten Weltkrieg eintrat, verschärfte sich die Situation für die deutschsprachige Bevölkerung nochmals. Schulen, in denen auf Deutsch unterrichtet wurde, wurden geschlossen, die Verwendung der deutschen Sprache wurde verboten und das Portugiesische hielt auch in Blumenau Einzug. Obwohl heute Portugiesisch die vorherrschende Sprache in Blumenau ist, hat sich in kleinen Teilen der Bevölkerung Deutsch als Umgangssprache erhalten.

Wir übernachten auf dem Parkplatz des deutschen Kulturzentrums (Centro Cultural 25 de Julho), dass sich zur Aufgabe gemacht hat, die Kultur in Blumenau weiter aufrecht zu erhalten. Wir werden dort freudestrahlend von Josimeri, die gemeinsam mit ihrem Mann Ingo das Zentrum betreibt, begrüsst und kommen ins Plaudern (praktischerweise spricht Josimeri deutsch). Sie erzählt, dass es immer schwieriger wird sowohl das Zentrum als auch die deutsche Kultur aufrechtzuerhalten, weil die jungen Menschen immer weniger Interesse an Gemeinschaft, z.B. in Form von Gesangsabenden oder Sportveranstaltungen haben. Die jungen Generationen haben keinen Bezug mehr zu einer deutschen Geschichte ihrer Vorfahren, sie sind einfach Brasilianer. Wer soll es ihnen auch verübeln!

Was sich dahingegen noch allergrößter Beliebtheit erfreut, ist das alljährliche Oktoberfest hier in Blumenau, was tatsächlich das Größte außerhalb Deutschlands und zudem, nach dem Karneval in Rio, auch das größte brasilianische Volksfest ist. Doch anders als beim Münchener Oktoberfest, stehen hier die Gebäude das ganze Jahr über, wenn auch gleich alles eher einer Filmkulisse gleicht. Wir schlendern durch die enge Gasse und schmunzeln als wir durch die Souvenirläden stöbern und uns aus einem Biergarten deutsche Musik in Form von „Tote Enten“ des Partysängers Tim Toupet entgegenhallt.

Dann kommt bei uns der Hunger auf und so landen wir in einem wundervollen Restaurant, indem wir auch das erste Mal brasilianische Cocktails testen…und ja, die können sich sehenlassen!

Am nächsten Tag regnet es in Strömen (was die Luftfeuchtigkeit bis ins Unermessliche in die Höhe treibt) und so nutzen wir den Tag in Sprinti, um für die nächsten Wochen weiter zu recherchieren und zu organisieren. Abends erwischen wir eine trockene Phase und springen in ein Taxi, dass uns zu einem der bekanntesten Restaurants in Blumenau bringt, das Norden, ein uriges Brauhaus samt Biergarten.

Und so gibt es an diesem Abend für uns nicht nur Essen und Trinken, was uns die Heimat ein Stückchen näher bringt, sondern auch „Chopp der Vinho“ (Bier mit Rotwein) und einen „Brasilberg“, was eigentlich dem Kräuterlikör „Underberg“ entspricht, der sich aber aufgrund eines Zwists um die Namensrechte „Brasilberg“ nennt und von der Tochterfirma „Underberg do Brasil Ltda.“ vertrieben wird. Livemusik darf an diesem Abend ebenfalls nicht fehlen, wenn es sich auch gleich ein wenig lustig anhört, wenn Brasilianer, die kein Deutsch sprechen, deutsche Volkslieder singen…

Am nächsten Tag verlassen wir Blumenau wieder und fahren ans Meer, gnauergesagt auf die Halbinsel Florianopolis, die immer mehr zum bekannten Urlaubsziel hier in Brasilien wird. Allerdings ist es uns dort schnell zu voll und so springt der Florianopolis-Hype nicht wirklich auf uns über. Nach einer Nacht auf der Halbinsel geht es für uns also schon wieder weiter.

Wir fahren die Küste weiter Richtung Süden und machen Halt an einem Campingplatz direkt am Strand. Es erinnert uns ein wenig an einen europäischen Campingplatz und so kommt direkt auch irgendwie Urlaubsfeeling auf. Tatsächlich sind wir hier auf dem ganzen Platz aber die einzigen Gäste aus Europa, denn die Brasilianer lieben Camping. Und die Brasilianer lieben auch Strand…was ja durchaus nachvollziehbar ist! Dazu lieben sie knappe Bedebekleidung…egal ob sie es tragen können oder nicht…und so manches Mal wünsche ich mir durchaus dieses Selbstbewusstsein. Wir bleiben ein paar Tage an diesem Ort und es fühlt sich schon ein wenig unwirklich an, dass wir vor nicht einmal drei Wochen noch auf der anderen Seite des Kontinents am Pazifik standen und nun hier zurück am Atlantik sind, wo unsere Reise vor knapp zwei Jahren in Halifax begann.

Wir sind hier an unserem Stellplatz auch live dabei, als anderthalb Tage lang direkt vor uns am Strand bzw. im Meer ein Schwimmwettkampf ausgetragen wird, der zudem von einem sehr enthusiastischen und leidenschaftlichen „Stadionsprecher“ kommentiert wird…gerne auch bereits morgens ab 5.30 Uhr. Egal, wir sind im Urlaubsmodus und lassen uns nicht stören! Stattdessen genießen wir das Strandfeeling, springen hin und wieder ins Meer und besuchen auch die ein oder andere Strandbar. Hier in Brasilien gehören Cocktails ja quasi zur Kultur, allen voran der Caipirinha, den es in diversen Varianten gibt. So probieren wir uns da ein wenig durch… 🙂

Nach ein paar Tagen verlassen wir unseren Platz am Strand wieder und fahren Richtung Süden. Sprinti macht weiter gut mit und die Motorleuchte bleibt glücklicherweise aus.

Und dann erreichen wir das letztes Land, in dem wir gemeinsam mit Sprinti auf dieser Reise unterwegs sind…Land Nummer 19..Uruguay!

Reiseberichte Costa Rica

„Pura Vida“ in Costa Rica (#050)

21. Mai 2023

– Neues Land…neue Abenteuer –

Wir erreichen Costa Rica! Die Grenzformalitäten zur Einreise sind schnell erledigt und zack sind wir auch schon im nächsten Land (s. dazu auch unsere Route).

Costa Rica hat etwa 5,1 Mio. Einwohner, die umgangssprachlich „Ticos“ und „Ticas“ genannt werden. Das Land gilt als eines der fortschrittlichsten Lateinamerikas. So wurde die Armee bereits 1948 zugunsten der Förderung von Bildungs- und Gesundheitsprogrammen abgeschafft, das Land gewinnt knapp 100 % seines Strombedarfs aus regenerativen Quellen und der Ökotourismus wird stark gefördert. Rund 27 % der Landesfläche stehen unter Naturschutz. 2011 bezeichnete der ehemalige deutsche Bundespräsident Christian Wulff bei seinem Staatsbesuch in Costa Rica das Land als „ökologisches Vorbild“. Und tatsächlich sehen wir hier seit Kanada das erste Mal so gut wie keinen Müll an den Straßenrändern, alles ist sauber und geordnet (sowas gefällt mir ja!). Im internationalen Vergleich zeichnet sich Costa Rica durch eine erfolgreiche politische und wirtschaftliche Transformation aus. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern der Region ist es seit den 1950er Jahren eine stabile Demokratie und blieb durch frühzeitige sozialpolitische Maßnahmen, von der in Lateinamerika des 20. Jahrhunderts weit verbreiteten Problematik der sozialen Unruhen, Bürgerkriege und Diktaturen, verschont. Angesichts damaliger bewaffneter Konflikte in benachbarten Ländern, erklärte es 1983 seine „dauerhafte und aktive unbewaffnete Neutralität“ und wird auch als „die Schweiz Zentralamerikas“ bezeichnet. Die Presse des Landes zählt tatsächlich zu den freiesten der Welt und ist, vor Jamaika, die freieste des amerikanischen Kontinents.

Unser erstes Ziel ist Tamarindo, ein recht touristischer Ort, der allerdings den Vorteil hat, dass wir von hier aus tauchen gehen können und einen Stellplatz direkt am Strand haben. Das klingt doch schon mal gut! Der Campingplatz ist kein Campingplatz im klassischen europäischen Sinne, sondern einfach ein Ort am Strand, für den man bezahlen muss, an dem es eine Dusche und eine offene Küche gibt. Auch lässt sich hier unsere Wäsche waschen, wenn auch gleich die Waschmaschine schon ein wenig speziell ist. So genießen wir hier unsere Zeit am Strand, während Brüllaffen über uns auf Bäumen umherspringen und Leguane unsere Wäscheleine kreuzen. Zwischendurch „kühlen“ wir uns im Meer ab…wobei „kühlen“ hier nicht der passende Ausdruck ist…hat der Pazifik doch gerade eine Wassertemperatur von rund 28 Grad. Ja, richtig gelesen…28 Grad und damit wärmer als jede Dusche, die wir in den letzten sechs Monaten hatten! Aber hey, es könnte definitiv schlimmer sein! Aber so was von! Schwer angesagt ist es hier am Strand übrigens auf dem Pferd in den Sonnenuntergang zu reiten…und nein, wir haben uns nicht dazu hinreißenlassen, wollen wir das Pferd doch nicht zu sehr quälen, wenn Peter auf ihm sitzt und seine Beine fast über den Boden schleifen. Die Rettungsschwimmer patroullieren hier übrigens auch oft hoch zu Ross. Pura Vida…(was es damit auf sich hat, erfahrt Ihr gleich)!

Am nächsten Tag steht für uns wieder Tauchen auf dem Plan. Mit der Tauchbasis Diving Nomads fahren wir schon früh am Morgen mit dem Boot raus aufs Meer. Wir wollen an den Islas Catalinas tauchen, ein Archipel geformt aus sieben Inseln, was zu den schönsten Tauchspots des Landes gehört.

Gemeinsam mit anderen Tauchgruppen fahren wir zum besagten Ort. Glücklicherweise haben Peter und ich unseren Tauch-Guide Gaspar ganz für uns alleine und können so ganz entspannt hinabgleiten in die Tiefe des Ozeans. Zwar haben wir mit ordentlich Strömung zu kämpfen, aber auch das hat seinen Charme, wenn man mit den Meeresbewohnern gleichzeitig hin und her gewogen wird. Wir entdecken wieder eine faszinierende Unterwasserwelt und kommen einigen Meeresbewohnern näher als gedacht. Das Schöne ist, wir können es einfach nur genießen und sind doch entspannter als erwartet als wir sie so aus der Nähe beobachten können…Haialarm also mal anders! Pura Vida!

Am nächsten Tag verlassen wir unseren Platz am Meer und fahren weiter ins Landesinnere. An dem Wasserfall “Catarata Llanos del Cortes” legen wir einen Stopp ein und kühlen uns dort ein wenig ab, der ist nämlich definitiv kälter als der Pazifik. Pura Vida!

Anschließend führt uns unser Weg weiter durch die Berge bis wir am späten Nachmittag einen Campingplatz erreichen, der für uns mit zu den schönsten auf dieser ganzen Reise zählt…Mirador La Armonia. So stehen wir auf einem herrlichen Plateau mit Blick auf die Lagune und den Vulkan Arenal, der aktivste und jüngste Vulkan Costa Ricas und einer der aktivsten Vulkane der Welt…einfach traumhaft! So haben wir seit Belize auch das erste Mal wieder blauen Himmel. Wir genießen absolut die Ruhe und diese Aussicht, an der wir uns einfach nicht satt sehen können. So wird ein Foto nach dem nächsten geknippst, um diese Idylle irgendwie festzuhalten. Pura Vida!

Zu dem Platz gehört auch eine kleine Farm (was man glücklicherweise nicht riecht und kaum hört 🙂 ) und während Peter ganz fasziniert ist von den Ameisen, die allerhand hin und her tragen, haben es mir diese Kühe und Rinder angetan, die ich stundenlang beobachten kann. Sind sie nicht unheimlich fotogen?

Nach drei Tagen verlassen wir diesen Platz schweren Herzens wieder und machen einen Abstecher zum Vulkan. Leider ist an diesem Tag die Sicht nicht ganz so gut und Peter dazu noch etwas erkältet, so dass wir uns die Wanderung am Vulkan sparen und recht fix weiterfahren. Es geht weiter durch die Berge und die haben es in sich. So fangen Sprintis Bremsen wortwörtlich an zu qualmen als wir weiter ins Tal fahren. Man muss sich das so vorstellen, dass es hier Straßen mit Steigungen und Neigungen gibt, die in Deutschland wahrscheinlich niemals gebaut würden, weil sie jedes Auto absolut an ihre Grenze bringen. So treffen wir in den Serpentinen auf ein Auto, was seitlich quer auf der Straße liegt. Es qualmt, Öl läuft aus und wir sehen wir eine Person oben aus dem Auto klettert. Schnell laufen wir hin. Vor dem Auto sitzt eine ganze Gruppe Inder, die zum Glück bis auf ein paar Kratzer unverletzt zu sein scheinen. Aber der Schock steht ihnen noch immer ins Gesicht geschrieben…kleine Kinder weinen, die Erwachsenen zittern. Einer von ihnen telefoniert bereits mit der Polizei. Wie man uns erzählt, haben am Mietwagen beim Bergabfahren plötzlich die Bremsen versagt und sich das Auto dann überschlagen. Auch uns geht es durch Mark und Bein das zu sehen. Was haben sie doch für ein Glück gehabt! Als Hilfe da ist, fahren wir weiter bis wir letztendlich wieder das Meer erreichen. Wir haben uns dort einen Campingplatz für die Nacht herausgesucht, aber als wir dort ankommen, stellen wir fest, dass der Weg dorthin zu bewachsen ist und wir mit Sprinti dort gar nicht durchkommen, also Kehrtwende! In der Nähe finden wir dann ein Plätzchen direkt am Strand, wo es sich auch ganz gut aushalten lässt…Pura Vida!

Am nächsten Morgen sind wir auch schon wieder früh auf den Beinen und machen uns auf den Weg weiter südlich nach Quepos. Dort startet unsere Tour durch den Nationalpark Manuel Antonio. Unser Guide Francisco führt uns gemeinsam mit ein paar weiteren Touristen durch den Urwald, immer auf der Suche das nächste Tier zu erspähen. Praktischerweise hat Francisco ein super Teleskop dabei, so dass wir auch aus der Ferne einen besonders guten Blick auf die Tiere haben ohne sie zu stören. So entdecken wir Faultiere, Riesentagschläfer (eine Vogelart, die aussieht wie ein Ast), Schlangen, Affen, Riesenameisen, Leguane und Basilisken (ebenfalls eine Echsenart). So macht die Tour richtig Spaß, lässt uns bei einer Luffeuchtigkeit von über 90 % aber auch ordentlich schwitzen. Da schmeckt die kalte Kokosnuss danach umso besser…genau, Pura Vida!

Wenn Ihr Euch nun fragt, was „Pura Vida“ eigentlich bedeutet, dann hier die Auflösung: Wenn man „Pura Vida“ übersetzen möchte, bedeutet es „einfaches Leben“ oder „reines Leben“, aber hier in Costa Rica ist es mehr als nur ein Sprichwort – es ist eine Lebensweise. Costa-Ricaner (Ticos) verwenden diesen Begriff, um „Hallo“, „Auf Wiedersehen“, „Alles ist großartig und alles ist cool“ oder auch die Dinge zu sagen, die nicht so toll, aber eben passiert sind, frei nach dem Motto: „So ist es halt…das ist das Leben!“

In diesem Sinne bis nächste Woche!

Pura Vida!

Reiseberichte Mexiko

Ein etwas anderer Jahreswechsel (#031)

8. Januar 2023

– ¡Adiós 2022…hola 2023! –

Wir melden uns zurück nach unserer kleinen Weihnachtspause und hoffen, Ihr hattet alle ein wundervolles Fest mit lieben Menschen, gutem Essen (und Trinken natürlich), tollen Gesprächen und herzhaftem Lachen.

Peter und mein Weihnachtsfest war in diesem Jahr etwas anders als sonst. Feiern wir doch normalerweise mit unserer Familie, so waren wir dieses Mal nur zu zweit…mit blauem Himmel, Sonnenschein (um die 25 Grad) und Palmen. Auch wenn das natürlich ebenfalls seinen Reiz hat und für uns in diesem Jahr etwas Besonderes ist, so haben wir doch so manches Mal an die Kälte zu Hause gedacht und an die Gemütlichkeit eines Kamins, den leuchtenden Weihnachtsbaum, den Glühwein, das Essen und die wundervollen Menschen, die wir Freunde und Familie nennen dürfen. Apropos „Essen“…besonders sehnen wir uns in diesem Jahr nach einem Braten oder Rouladen mit Rotkohl und Klößen oder richtig guten Kartoffeln….mhmm lecker! Mal schauen, was die mexikanische Kulinarik an Weihnachten so zu bieten hat. Auch die Weihnachtsdeko fällt in diesem Jahr übrigens etwas anders aus…

Zuvor haben wir schon mitbekommen, dass viele Mexikaner am 24.12. abends mit ihren Familien feiern, da hier der Heiligabend als „Hauptweihnachtstag“ gilt und nicht wie bei den US-Amerikanern erst der 25.12. So wird abends ab ca. 22 Uhr mit der ganzen mexikanischen Familie gegessen und gefeiert…oft bis tief in die Nacht. Der erste Weihnachtstag wird zum Teil auch noch im Kreise der Familie begangen, dient aber zusätzlich auch der „Regeneration“ nach dem ausschweifenden Vorabend. Den zweiten Weihnachtstag als Feiertag gibt es übrigens auf diesem Kontinent gar nicht und so kehren an diesem Tag bereits alle wieder zur Arbeit zurück.

Nach einigen Videotelefonaten mit Teilen der Familie gibt es bei Peter und mir an Heiligabend auch eine Bescherung. Eigentlich schenken wir uns auf der Reise nichts, weil die Reise schon Geschenk genug ist und wir ja im Grunde auch alles haben, was wir brauchen. Da in diesem Jahr allerdings so einiges anders ist, entscheiden wir uns spontan, dass ein wenig Tradition doch ganz schön ist. So sind wir kurzerhand am 23.12. zu Walmart gefahren. Zum einen, weil wir eh noch dort einkaufen mussten und zum anderen, weil das Geschäft wirklich riesig ist und man dort weit mehr als nur Lebensmittel bekommt. Also haben wir uns dann beide einen Weihnachtsbeutel geschnappt und sind getrennt voneinander durch den Laden marschiert. So haben wir für den jeweils Anderen einen Weihnachtsbeutel gepackt, immer auf der Lauer, um nicht von ihm entdeckt zu werden. Jetzt muss ich dazu sagen, dass es hier klassische Weihnachtsschmankerl, wie Spekulatius, Lebkuchen, Schokoladennikoläuse, Dominosteine, Marzipan, Schokoladenkugeln oder Blätterkrokant (schon beim Schreiben läuft mir das Wasser im Mund zusammen) nicht gibt. Die normale Schokolade, von der die Auswahl hier nicht sehr groß ist, erhält anscheinend einfach nur eine weihnachtliche Verpackung. So ist unsere „Schmankerl-Auswahl“ tatsächlich ein wenig begrenzt und somit landen letztendlich u.a. ein neuer USB-Stick, ein Küchenmesser, Gesichtsmasken oder auch Schnapspralinen in unseren Beuteln.

Nach unserer kleinen Bescherung machen wir uns auf den Weg nach La Paz. Zum einen, um das Weihnachtsflair der Stadt mitzubekommen und zum anderen, weil der Magen knurrt und wir uns etwas Besonderes gönnen wollen…vielleicht geschieht ja ein Weihnachtswunder und es regnet Rotkohl, Rouladen und Klöße. Allerdings muss ich gestehen, geregnet hat es hier schon lange nicht mehr! Als uns das Taxi am gewünschten Restaurant absetzt, werden wir schnell Zeuge davon, was Weihnachten hier auch bedeutet, nämlich „geschlossene Restaurants“. Auch das ganze „Drumherum“ in dieser Gegend sieht ungewohnt verlassen aus. Wohlwissend, dass jetzt alle Mexikaner zu Hause mit ihren Familien eine gute Zeit verleben, haben wir dafür vollstes Verständnis und machen uns zu Fuß auf den Weg zum „Malecon“, der Strandpromenade von La Paz. Dort ist normalerweise der Bär los und es reiht sich ein Restaurant an das Nächste. Doch auch hier ist heute vieles geschlossen, aber letztendlich finden wir rein zufällig ein Restaurant, was für uns schon quasi einem Weihnachtswunder gleicht (na ja, nicht ganz, aber das Essen ist großartig!). So erhalten wir im Land der Tacos tatsächlich u.a. grandioses Fleisch, Spargel und Kartoffeln, was den Rouladen und dem Rotkohl schon seeehr nahe kommt und uns ein Gefühl von Heimat schenkt. Begleitet wird das Ganze zudem von weihnachtlicher Straßenmusik. Auch die Polizei fährt an diesem Abend öfter Patrouille als sonst. Eine gewisse Komik kommt auf, als ein ziemlich altes vermackeltes Auto (was hier bei weitem nichts außergewöhnliches ist) mit einem kleinen leuchtenden Tannenbaum, senkrecht auf dem Autodach montiert, an uns vorbei fährt und wir bei genauem Hinsehen einen vollkommen abgehetzten Fahrer in einem Nikolauskostüm entdecken…ich glaube, der hatte an diesem Tag noch ein paar Termine vor sich. Auch andere Fahrzeuge mit durchaus lustiger Dekoration kreuzen an diesem Abend unseren Weg…

Dann machen wir uns auf den Weg zurück zum Campingplatz, gönnen uns noch ein Schnapspralinchen und schlafen ein.

Geweckt werden wir am nächsten Morgen von dem lieblichen Geräusch einer Kreissäge…unsere französischen Campingnachbarn scheinen die Ruhe der Weihnachtsfeiertage nicht zu kennen und so wird gesägt, was das Zeug hält. Es kommt uns fast vor, als hätten die den gesamten Innenausbau ihres Wohnmobils auf diese Tage gelegt. Na ja! Wir hingegen verleben die weiteren Weihnachtstage weiter recht entspannt (mal abgesehen von dem Geräusch der Kreissäge).

Dann machen wir uns auf zu unserem „Heimatstrand“ Tecolote (s. dazu Artikel „Endlich Strand und der „Dia de los Muertos“… #029“), nur wenige Kilometer nördlich von La Paz, denn wir wollen Silvester am Strand erleben! Schon beim Fahren durch die Stadt stellen wir fest, dass, anders als an Weihnachten, es überall proppevoll und gefühlt jeder unterwegs ist. Wir haben keine Ahnung, was uns in Tecolote an diesem Silvesterabend erwarten wird…schließlich lieben die US-Amerikaner ihr Feuerwerk und mittlerweile sind sehr viele von ihnen hier zu Besuch, da sie u.a. auch vor der Kälte in ihrem Land geflüchtet sind. Bereits seit ein paar Tagen werden immer wieder mal Feuerwerkskörper vereinzelt gezündet. Und auch die Mexikaner feiern ebenfalls gut und gerne. Ja, das kann ja was werden :)!

Am Strand angekommen, sind wie gewohnt einige Camper vor Ort, aber nicht übertrieben viele, was man an so einem Silvestertag vielleicht vermuten mag. Wir sind dort mit Olli verabredet, ebenfalls ein deutscher Reisender, den wir bereits zuvor ein paar Mal getroffen haben. Da es an diesem Tag ein wenig windig ist, stellen wir uns nicht direkt ans Meer, sondern parken etwas weiter hinten…zwar immer noch mit Blick auf das Wasser, aber etwas windgeschützter zwischen kleinen Sandhügeln. So sitzen wir abends bei Meeresrauschen am Lagerfeuer…und das, obwohl es hier gar nicht so leicht ist Holz zu finden (Anmerkung der Redaktion: Olli und Peter zeigen vollen Einsatz), schließlich gibt es in dieser Gegend keine Bäume, sondern nur Sträucher und Kakteen. Aber unser Feuerchen brennt und das auch bis nach Mitternacht (man beachte, dass es bereits um 18 Uhr dunkel wird, also ist das schon ein Zeitchen). Auch Brigitte und Bernhard, ein weiteres Camperpärchen aus Deutschland, gesellen sich zu uns. Und so vergehen die Stunden und der Jahreswechsel rückt immer näher. Dann ist es soweit …0 Uhr…(ich bitte Euch nun beim Lesen um einen imaginären Trommelwirbel!)! Ihr fragt Euch vielleicht, warum wir das besagte Meeresrauschen an unserem Platz überhaupt hören? Weil wir, man mag es kaum glauben, am ganzen Strand die Einzigen sind, die den Jahreswechsel wach überhaupt erleben und dadurch an diesem Silvesterabend wider Erwarten in Tecolote die vollkommene Stille herrscht (Ende imaginärer Trommelwirbel). Es ist tatsächlich absolut nichts los und bei all den Diskussionen, die es in Deutschland über Feuerwerksraketen etc. gibt, kann ich sagen, dass es an jenem langen weiten Strand in dieser Silvesternacht um 0 Uhr nicht einen kleinen Knall, nicht ein Aufheulen und nicht ein kleines Raketenlichtchen am Sternenhimmel gegeben hat. Ich muss zugeben, so ein ganz kleines bisschen hätte ich das doch ganz schön gefunden. Aber gut, so werden neben all den Campern auch die dutzenden Pelikane hier nicht aus dem Schlaf gerissen. Dann irgendwann sind das Feuerchen aus und „unsere Lampen an“ und so schlafen auch wir das erste Mal in 2023 selig ein.

Auch wenn das neue Jahr nun schon ein paar Tage alt ist, so wünschen Peter und ich Euch für 2023 von Herzen nur das Allerbeste! Lasst es uns zu einem grandiosen Jahr werden lassen!

Alles Liebe in die Heimat!

Reiseberichte Mexiko

Endlich Strand und der „Dia de los Muertos“… (#029)

11. Dezember 2022

– Baja California Sur –

Für uns geht es die Baja California weiter Richtung Süden und so erreichen wir den nächsten Staat des Landes…Baja California Sur (also die südliche Baja). Erneut ändert sich unsere Zeitzone und wir liegen nicht mehr neun, sondern „nur“ noch acht Stunden hinter Deutschland. Allerdings wundern wir uns, weil uns im Wagen dennoch eine andere Uhrzeit angezeigt wird als auf unseren Handys. Nach zwei Tagen erfahren wir zufällig, dass man hier in Mexiko die Uhr auf Winterzeit umgestellt hat (dies allerdings zum letzten Mal, da Mexiko zukünftig die Winterzeit behalten wird) und so haben wir stumpf zwei Tage nach der falschen Uhrzeit gelebt. Zum Glück spielt Zeit auf dieser Etappe der Reise gerade nicht so eine große Rolle (was wir als absoluten Luxus empfinden), so dass wir letztendlich nichts verpasst haben. In den folgenden Tagen kommen wir an vielen Stränden vorbei, bei denen wir mit Sprinti bis ans Wasser heranfahren und dort auch frei stehen können. Auch die Mexikaner nutzen die Gelegenheit…besonders am Wochenende. So wird die ganze Familie ins Auto gepackt, dazu ein wenig Verpflegung, der ein oder andere Pavillon und los geht es an den Strand. Dort wird dann kurzerhand ein Fisch gefangen, ausgenommen (die Möwen freuen sich) und direkt verarbeitet…meist eingelegt in einem Sud aus Limettensaft, Zwiebeln und Gewürzen, was den Fisch quasi gart. Das Ganze nennt sich Ceviche, ein ursprünglich peruanisches Gericht, was mittlerweile in ganz Südamerika weit verbreitet ist. Wir haben dies auch in Kroatien schon einmal kennengelernt. So verbringen die Mexikaner gerne ihre Wochenenden am Strand mit der ganzen Familie…und wir können gut verstehen warum, es ist echt chillig.

Dann erreichen wir Loreto, ein kleines Hafenstädtchen mit 12.000 Einwohnern, was 1697, als erste und somit älteste spanische Siedlung in ganz Kalifornien von den Jesuiten als Mission gegründet wurde. Wir finden einen kleinen Stellplatz mitten in der Stadt und schlendern erstmal durch die Straßen. Loreto ist echt ein süßes Städtchen, was auch für viele Kreuzfahrtschiffe einen Stopp wert ist. In einem kleinen Restaurant bekommen wir für ein paar Pesos original mexikanisches Essen…Tacos, Guacamole & Co…einfach lecker!

Weiter südlich erreichen wir die Stadt La Paz (s. auch unter unsere Route), mit 215.000 Einwohnern die Hauptstadt des Bundesstaates Baja California Sur. Dort finden wir den schönen Campingplatz „Maranatha“ und genießen es, auch mal in den Tag hineinleben zu können. Auch wenn wir schon seit nun sieben Monaten unterwegs sind und vermeintlich „Urlaub“ haben, so sind wir doch mit einem straffen Programm durch Kanada und die USA gereist. Unsere Tage waren recht durchgetaktet und viele Kilometer mussten, neben all den Sehenswürdigkeiten und Nationalparks, bewältigt werden. So waren wir selten länger als einen Tag an einem Ort. Jetzt ist daher eher Chill-Modus angesagt und wir freuen uns richtig darauf. Aber so leicht fällt es uns gar nicht zur Ruhe zu kommen. Wir lernen unsere Camping-Nachbarn Claudia und Thomas aus der Schweiz kennen (ihren Blog findet Ihr unter dubu-and-more), die bereits seit 4 Jahren durch Mexiko reisen und von denen wir uns einiges abschauen. Wir verlängern unseren Aufenthalt auf dem Campingplatz um ein paar Tage und kommen tatsächlich langsam zur Ruhe. Hach, fein! Wir erledigen ein paar Dinge am Fahrzeug (putzen muss ja auch mal sein), schreiben für Euch Artikel, waschen Wäsche, genießen das Wetter (25-30 Grad), schauen abends einfach mal Netflix und leben in den Tag hinein…es könnte definitiv schlimmer sein!

Dann ist der 01. November, der „Dia de los Muertos“, also der Tag der Toten, quasi unser Allerheiligen. Es ist einer der wichtigsten mexikanischen Feiertage und es wird traditionell den Verstorbenen gedacht. Die Vorbereitungszeit für die Feierlichkeiten beginnt bereits Mitte Oktober und gefeiert wird vom Vorabend von Allerheiligen (31. Oktober) bis zum Gedächtnis Allerseelen am 2. November. Dabei wird der Tag der Toten je nach Region auf verschiedene Weise gefeiert. Das Brauchtum zu diesem Feiertag wurde 2003 von der UNESCO zum „Meisterwerk des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit“ ernannt. Die Feierlichkeiten in ihrer traditionellen Form gelten allerdings als bedroht, da sie nach und nach von dem eher kommerziell ausgerichteten Halloween-Brauch aus Nordamerika überschattet werden. Nach altmexikanischem Glauben kommen die Toten einmal im Jahr zum Ende der Erntezeit zu Besuch aus dem Jenseits und feiern gemeinsam mit den Lebenden ein fröhliches Wiedersehen mit Musik, Tanz und gutem Essen. Der Tag der Toten ist also keine Trauerveranstaltung, sondern ein farbenprächtiges Volksfest zu Ehren der Toten. Die Straßen werden mit Blumen geschmückt, Symbole des Todes und der Vergänglichkeit, Skelette und Schädel in den unterschiedlichsten Ausführungen stehen in den Schaufenstern und überall sieht man Abbildungen der „Calavera Catrina“, die symbolisch für den Tag der Toten geworden ist.

Wir fahren in die Stadt und erleben hautnah wie dieser Tag hier gefeiert wird. In Gedenken an die Toten sind kleine mit Blumen geschmückte Altäre mit Fotos der Verstorbenen aufgebaut (und das sogar in Supermärkten), auf einer Bühne wird getanzt und Musik gespielt. Es gibt einen Kostümwettbewerb, wer die schönste Calavera Catrina ist und selbst kleine Kinder sind verkleidet…sehr süß übrigens. Aufgebaut sind zudem viele Stände mit Kleinkunst und auch Speis und Trank kommen nicht zu kurz (also ohne Alkohol, denn der ist in der Öffentlichkeit untersagt). Alle sind ausgelassen und fröhlich…abgesehen von den Catrinas natürlich, die gemäß ihrer Verkleidung eher düster dreinblicken.

Dann fahren wir weiter nach Tecolote, ein Strand nördlich von La Paz und verbringen dort ein paar Tage. Wie viele andere Reisende oder auch Einheimische stehen wir mit Sprinti wieder unmittelbar am Meer (dem Golf von Kalifornien). Bei rund 25-30 Grad (was mindestens dreimal 8 Grad entspricht…yippieh!), einer leichten und auch mal stärkeren Brise lässt es sich dort seeehr gut aushalten. Und auch den Pelikanen, die sich zu Dutzenden dort aufhalten und jagen, scheint es zu gefallen. Stundenlang können wir diese Vögel beobachten, wie sie sich immer und immer wieder ins Meer stürzen bis sie endlich erfolgreich Fische gefangen haben.

Einziger Wermutstropfen an diesem schönen Plätzchen…kein Handyempfang. Wie wir von anderen Reisenden erfahren, gibt es ein paar hundert Meter entlang des Strands auf einem kleinen Hügel, wenn man Glück hat, ein wenig Kontakt zur Außenwelt. So wandern wir alle paar Tage dorthin und erreichen zumindest für einen kurzen Moment mal H+…immerhin reicht es, um die wichtigsten Nachrichten zu erhalten bzw. abzusenden. So verbringen wir die Tage am Strand von Tecolote mit Schwimmen, Podcasts hören, Sport machen, Spanisch lernen, Ukulele spielen (also Peter) und chillen…und wir genießen es total die Seele baumeln zu lassen.

Baja…we love it!

Euch einen schönen dritten Advent…