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Strand

Reiseberichte Costa Rica

„Pura Vida“ in Costa Rica (#050)

21. Mai 2023

– Neues Land…neue Abenteuer –

Wir erreichen Costa Rica! Die Grenzformalitäten zur Einreise sind schnell erledigt und zack sind wir auch schon im nächsten Land (s. dazu auch unsere Route).

Costa Rica hat etwa 5,1 Mio. Einwohner, die umgangssprachlich „Ticos“ und „Ticas“ genannt werden. Das Land gilt als eines der fortschrittlichsten Lateinamerikas. So wurde die Armee bereits 1948 zugunsten der Förderung von Bildungs- und Gesundheitsprogrammen abgeschafft, das Land gewinnt knapp 100 % seines Strombedarfs aus regenerativen Quellen und der Ökotourismus wird stark gefördert. Rund 27 % der Landesfläche stehen unter Naturschutz. 2011 bezeichnete der ehemalige deutsche Bundespräsident Christian Wulff bei seinem Staatsbesuch in Costa Rica das Land als „ökologisches Vorbild“. Und tatsächlich sehen wir hier seit Kanada das erste Mal so gut wie keinen Müll an den Straßenrändern, alles ist sauber und geordnet (sowas gefällt mir ja!). Im internationalen Vergleich zeichnet sich Costa Rica durch eine erfolgreiche politische und wirtschaftliche Transformation aus. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern der Region ist es seit den 1950er Jahren eine stabile Demokratie und blieb durch frühzeitige sozialpolitische Maßnahmen, von der in Lateinamerika des 20. Jahrhunderts weit verbreiteten Problematik der sozialen Unruhen, Bürgerkriege und Diktaturen, verschont. Angesichts damaliger bewaffneter Konflikte in benachbarten Ländern, erklärte es 1983 seine „dauerhafte und aktive unbewaffnete Neutralität“ und wird auch als „die Schweiz Zentralamerikas“ bezeichnet. Die Presse des Landes zählt tatsächlich zu den freiesten der Welt und ist, vor Jamaika, die freieste des amerikanischen Kontinents.

Unser erstes Ziel ist Tamarindo, ein recht touristischer Ort, der allerdings den Vorteil hat, dass wir von hier aus tauchen gehen können und einen Stellplatz direkt am Strand haben. Das klingt doch schon mal gut! Der Campingplatz ist kein Campingplatz im klassischen europäischen Sinne, sondern einfach ein Ort am Strand, für den man bezahlen muss, an dem es eine Dusche und eine offene Küche gibt. Auch lässt sich hier unsere Wäsche waschen, wenn auch gleich die Waschmaschine schon ein wenig speziell ist. So genießen wir hier unsere Zeit am Strand, während Brüllaffen über uns auf Bäumen umherspringen und Leguane unsere Wäscheleine kreuzen. Zwischendurch „kühlen“ wir uns im Meer ab…wobei „kühlen“ hier nicht der passende Ausdruck ist…hat der Pazifik doch gerade eine Wassertemperatur von rund 28 Grad. Ja, richtig gelesen…28 Grad und damit wärmer als jede Dusche, die wir in den letzten sechs Monaten hatten! Aber hey, es könnte definitiv schlimmer sein! Aber so was von! Schwer angesagt ist es hier am Strand übrigens auf dem Pferd in den Sonnenuntergang zu reiten…und nein, wir haben uns nicht dazu hinreißenlassen, wollen wir das Pferd doch nicht zu sehr quälen, wenn Peter auf ihm sitzt und seine Beine fast über den Boden schleifen. Die Rettungsschwimmer patroullieren hier übrigens auch oft hoch zu Ross. Pura Vida…(was es damit auf sich hat, erfahrt Ihr gleich)!

Am nächsten Tag steht für uns wieder Tauchen auf dem Plan. Mit der Tauchbasis Diving Nomads fahren wir schon früh am Morgen mit dem Boot raus aufs Meer. Wir wollen an den Islas Catalinas tauchen, ein Archipel geformt aus sieben Inseln, was zu den schönsten Tauchspots des Landes gehört.

Gemeinsam mit anderen Tauchgruppen fahren wir zum besagten Ort. Glücklicherweise haben Peter und ich unseren Tauch-Guide Gaspar ganz für uns alleine und können so ganz entspannt hinabgleiten in die Tiefe des Ozeans. Zwar haben wir mit ordentlich Strömung zu kämpfen, aber auch das hat seinen Charme, wenn man mit den Meeresbewohnern gleichzeitig hin und her gewogen wird. Wir entdecken wieder eine faszinierende Unterwasserwelt und kommen einigen Meeresbewohnern näher als gedacht. Das Schöne ist, wir können es einfach nur genießen und sind doch entspannter als erwartet als wir sie so aus der Nähe beobachten können…Haialarm also mal anders! Pura Vida!

Am nächsten Tag verlassen wir unseren Platz am Meer und fahren weiter ins Landesinnere. An dem Wasserfall “Catarata Llanos del Cortes” legen wir einen Stopp ein und kühlen uns dort ein wenig ab, der ist nämlich definitiv kälter als der Pazifik. Pura Vida!

Anschließend führt uns unser Weg weiter durch die Berge bis wir am späten Nachmittag einen Campingplatz erreichen, der für uns mit zu den schönsten auf dieser ganzen Reise zählt…Mirador La Armonia. So stehen wir auf einem herrlichen Plateau mit Blick auf die Lagune und den Vulkan Arenal, der aktivste und jüngste Vulkan Costa Ricas und einer der aktivsten Vulkane der Welt…einfach traumhaft! So haben wir seit Belize auch das erste Mal wieder blauen Himmel. Wir genießen absolut die Ruhe und diese Aussicht, an der wir uns einfach nicht satt sehen können. So wird ein Foto nach dem nächsten geknippst, um diese Idylle irgendwie festzuhalten. Pura Vida!

Zu dem Platz gehört auch eine kleine Farm (was man glücklicherweise nicht riecht und kaum hört 🙂 ) und während Peter ganz fasziniert ist von den Ameisen, die allerhand hin und her tragen, haben es mir diese Kühe und Rinder angetan, die ich stundenlang beobachten kann. Sind sie nicht unheimlich fotogen?

Nach drei Tagen verlassen wir diesen Platz schweren Herzens wieder und machen einen Abstecher zum Vulkan. Leider ist an diesem Tag die Sicht nicht ganz so gut und Peter dazu noch etwas erkältet, so dass wir uns die Wanderung am Vulkan sparen und recht fix weiterfahren. Es geht weiter durch die Berge und die haben es in sich. So fangen Sprintis Bremsen wortwörtlich an zu qualmen als wir weiter ins Tal fahren. Man muss sich das so vorstellen, dass es hier Straßen mit Steigungen und Neigungen gibt, die in Deutschland wahrscheinlich niemals gebaut würden, weil sie jedes Auto absolut an ihre Grenze bringen. So treffen wir in den Serpentinen auf ein Auto, was seitlich quer auf der Straße liegt. Es qualmt, Öl läuft aus und wir sehen wir eine Person oben aus dem Auto klettert. Schnell laufen wir hin. Vor dem Auto sitzt eine ganze Gruppe Inder, die zum Glück bis auf ein paar Kratzer unverletzt zu sein scheinen. Aber der Schock steht ihnen noch immer ins Gesicht geschrieben…kleine Kinder weinen, die Erwachsenen zittern. Einer von ihnen telefoniert bereits mit der Polizei. Wie man uns erzählt, haben am Mietwagen beim Bergabfahren plötzlich die Bremsen versagt und sich das Auto dann überschlagen. Auch uns geht es durch Mark und Bein das zu sehen. Was haben sie doch für ein Glück gehabt! Als Hilfe da ist, fahren wir weiter bis wir letztendlich wieder das Meer erreichen. Wir haben uns dort einen Campingplatz für die Nacht herausgesucht, aber als wir dort ankommen, stellen wir fest, dass der Weg dorthin zu bewachsen ist und wir mit Sprinti dort gar nicht durchkommen, also Kehrtwende! In der Nähe finden wir dann ein Plätzchen direkt am Strand, wo es sich auch ganz gut aushalten lässt…Pura Vida!

Am nächsten Morgen sind wir auch schon wieder früh auf den Beinen und machen uns auf den Weg weiter südlich nach Quepos. Dort startet unsere Tour durch den Nationalpark Manuel Antonio. Unser Guide Francisco führt uns gemeinsam mit ein paar weiteren Touristen durch den Urwald, immer auf der Suche das nächste Tier zu erspähen. Praktischerweise hat Francisco ein super Teleskop dabei, so dass wir auch aus der Ferne einen besonders guten Blick auf die Tiere haben ohne sie zu stören. So entdecken wir Faultiere, Riesentagschläfer (eine Vogelart, die aussieht wie ein Ast), Schlangen, Affen, Riesenameisen, Leguane und Basilisken (ebenfalls eine Echsenart). So macht die Tour richtig Spaß, lässt uns bei einer Luffeuchtigkeit von über 90 % aber auch ordentlich schwitzen. Da schmeckt die kalte Kokosnuss danach umso besser…genau, Pura Vida!

Wenn Ihr Euch nun fragt, was „Pura Vida“ eigentlich bedeutet, dann hier die Auflösung: Wenn man „Pura Vida“ übersetzen möchte, bedeutet es „einfaches Leben“ oder „reines Leben“, aber hier in Costa Rica ist es mehr als nur ein Sprichwort – es ist eine Lebensweise. Costa-Ricaner (Ticos) verwenden diesen Begriff, um „Hallo“, „Auf Wiedersehen“, „Alles ist großartig und alles ist cool“ oder auch die Dinge zu sagen, die nicht so toll, aber eben passiert sind, frei nach dem Motto: „So ist es halt…das ist das Leben!“

In diesem Sinne bis nächste Woche!

Pura Vida!

Reiseberichte Mexiko

Ein etwas anderer Jahreswechsel (#031)

8. Januar 2023

– ¡Adiós 2022…hola 2023! –

Wir melden uns zurück nach unserer kleinen Weihnachtspause und hoffen, Ihr hattet alle ein wundervolles Fest mit lieben Menschen, gutem Essen (und Trinken natürlich), tollen Gesprächen und herzhaftem Lachen.

Peter und mein Weihnachtsfest war in diesem Jahr etwas anders als sonst. Feiern wir doch normalerweise mit unserer Familie, so waren wir dieses Mal nur zu zweit…mit blauem Himmel, Sonnenschein (um die 25 Grad) und Palmen. Auch wenn das natürlich ebenfalls seinen Reiz hat und für uns in diesem Jahr etwas Besonderes ist, so haben wir doch so manches Mal an die Kälte zu Hause gedacht und an die Gemütlichkeit eines Kamins, den leuchtenden Weihnachtsbaum, den Glühwein, das Essen und die wundervollen Menschen, die wir Freunde und Familie nennen dürfen. Apropos „Essen“…besonders sehnen wir uns in diesem Jahr nach einem Braten oder Rouladen mit Rotkohl und Klößen oder richtig guten Kartoffeln….mhmm lecker! Mal schauen, was die mexikanische Kulinarik an Weihnachten so zu bieten hat. Auch die Weihnachtsdeko fällt in diesem Jahr übrigens etwas anders aus…

Zuvor haben wir schon mitbekommen, dass viele Mexikaner am 24.12. abends mit ihren Familien feiern, da hier der Heiligabend als „Hauptweihnachtstag“ gilt und nicht wie bei den US-Amerikanern erst der 25.12. So wird abends ab ca. 22 Uhr mit der ganzen mexikanischen Familie gegessen und gefeiert…oft bis tief in die Nacht. Der erste Weihnachtstag wird zum Teil auch noch im Kreise der Familie begangen, dient aber zusätzlich auch der „Regeneration“ nach dem ausschweifenden Vorabend. Den zweiten Weihnachtstag als Feiertag gibt es übrigens auf diesem Kontinent gar nicht und so kehren an diesem Tag bereits alle wieder zur Arbeit zurück.

Nach einigen Videotelefonaten mit Teilen der Familie gibt es bei Peter und mir an Heiligabend auch eine Bescherung. Eigentlich schenken wir uns auf der Reise nichts, weil die Reise schon Geschenk genug ist und wir ja im Grunde auch alles haben, was wir brauchen. Da in diesem Jahr allerdings so einiges anders ist, entscheiden wir uns spontan, dass ein wenig Tradition doch ganz schön ist. So sind wir kurzerhand am 23.12. zu Walmart gefahren. Zum einen, weil wir eh noch dort einkaufen mussten und zum anderen, weil das Geschäft wirklich riesig ist und man dort weit mehr als nur Lebensmittel bekommt. Also haben wir uns dann beide einen Weihnachtsbeutel geschnappt und sind getrennt voneinander durch den Laden marschiert. So haben wir für den jeweils Anderen einen Weihnachtsbeutel gepackt, immer auf der Lauer, um nicht von ihm entdeckt zu werden. Jetzt muss ich dazu sagen, dass es hier klassische Weihnachtsschmankerl, wie Spekulatius, Lebkuchen, Schokoladennikoläuse, Dominosteine, Marzipan, Schokoladenkugeln oder Blätterkrokant (schon beim Schreiben läuft mir das Wasser im Mund zusammen) nicht gibt. Die normale Schokolade, von der die Auswahl hier nicht sehr groß ist, erhält anscheinend einfach nur eine weihnachtliche Verpackung. So ist unsere „Schmankerl-Auswahl“ tatsächlich ein wenig begrenzt und somit landen letztendlich u.a. ein neuer USB-Stick, ein Küchenmesser, Gesichtsmasken oder auch Schnapspralinen in unseren Beuteln.

Nach unserer kleinen Bescherung machen wir uns auf den Weg nach La Paz. Zum einen, um das Weihnachtsflair der Stadt mitzubekommen und zum anderen, weil der Magen knurrt und wir uns etwas Besonderes gönnen wollen…vielleicht geschieht ja ein Weihnachtswunder und es regnet Rotkohl, Rouladen und Klöße. Allerdings muss ich gestehen, geregnet hat es hier schon lange nicht mehr! Als uns das Taxi am gewünschten Restaurant absetzt, werden wir schnell Zeuge davon, was Weihnachten hier auch bedeutet, nämlich „geschlossene Restaurants“. Auch das ganze „Drumherum“ in dieser Gegend sieht ungewohnt verlassen aus. Wohlwissend, dass jetzt alle Mexikaner zu Hause mit ihren Familien eine gute Zeit verleben, haben wir dafür vollstes Verständnis und machen uns zu Fuß auf den Weg zum „Malecon“, der Strandpromenade von La Paz. Dort ist normalerweise der Bär los und es reiht sich ein Restaurant an das Nächste. Doch auch hier ist heute vieles geschlossen, aber letztendlich finden wir rein zufällig ein Restaurant, was für uns schon quasi einem Weihnachtswunder gleicht (na ja, nicht ganz, aber das Essen ist großartig!). So erhalten wir im Land der Tacos tatsächlich u.a. grandioses Fleisch, Spargel und Kartoffeln, was den Rouladen und dem Rotkohl schon seeehr nahe kommt und uns ein Gefühl von Heimat schenkt. Begleitet wird das Ganze zudem von weihnachtlicher Straßenmusik. Auch die Polizei fährt an diesem Abend öfter Patrouille als sonst. Eine gewisse Komik kommt auf, als ein ziemlich altes vermackeltes Auto (was hier bei weitem nichts außergewöhnliches ist) mit einem kleinen leuchtenden Tannenbaum, senkrecht auf dem Autodach montiert, an uns vorbei fährt und wir bei genauem Hinsehen einen vollkommen abgehetzten Fahrer in einem Nikolauskostüm entdecken…ich glaube, der hatte an diesem Tag noch ein paar Termine vor sich. Auch andere Fahrzeuge mit durchaus lustiger Dekoration kreuzen an diesem Abend unseren Weg…

Dann machen wir uns auf den Weg zurück zum Campingplatz, gönnen uns noch ein Schnapspralinchen und schlafen ein.

Geweckt werden wir am nächsten Morgen von dem lieblichen Geräusch einer Kreissäge…unsere französischen Campingnachbarn scheinen die Ruhe der Weihnachtsfeiertage nicht zu kennen und so wird gesägt, was das Zeug hält. Es kommt uns fast vor, als hätten die den gesamten Innenausbau ihres Wohnmobils auf diese Tage gelegt. Na ja! Wir hingegen verleben die weiteren Weihnachtstage weiter recht entspannt (mal abgesehen von dem Geräusch der Kreissäge).

Dann machen wir uns auf zu unserem „Heimatstrand“ Tecolote (s. dazu Artikel „Endlich Strand und der „Dia de los Muertos“… #029“), nur wenige Kilometer nördlich von La Paz, denn wir wollen Silvester am Strand erleben! Schon beim Fahren durch die Stadt stellen wir fest, dass, anders als an Weihnachten, es überall proppevoll und gefühlt jeder unterwegs ist. Wir haben keine Ahnung, was uns in Tecolote an diesem Silvesterabend erwarten wird…schließlich lieben die US-Amerikaner ihr Feuerwerk und mittlerweile sind sehr viele von ihnen hier zu Besuch, da sie u.a. auch vor der Kälte in ihrem Land geflüchtet sind. Bereits seit ein paar Tagen werden immer wieder mal Feuerwerkskörper vereinzelt gezündet. Und auch die Mexikaner feiern ebenfalls gut und gerne. Ja, das kann ja was werden :)!

Am Strand angekommen, sind wie gewohnt einige Camper vor Ort, aber nicht übertrieben viele, was man an so einem Silvestertag vielleicht vermuten mag. Wir sind dort mit Olli verabredet, ebenfalls ein deutscher Reisender, den wir bereits zuvor ein paar Mal getroffen haben. Da es an diesem Tag ein wenig windig ist, stellen wir uns nicht direkt ans Meer, sondern parken etwas weiter hinten…zwar immer noch mit Blick auf das Wasser, aber etwas windgeschützter zwischen kleinen Sandhügeln. So sitzen wir abends bei Meeresrauschen am Lagerfeuer…und das, obwohl es hier gar nicht so leicht ist Holz zu finden (Anmerkung der Redaktion: Olli und Peter zeigen vollen Einsatz), schließlich gibt es in dieser Gegend keine Bäume, sondern nur Sträucher und Kakteen. Aber unser Feuerchen brennt und das auch bis nach Mitternacht (man beachte, dass es bereits um 18 Uhr dunkel wird, also ist das schon ein Zeitchen). Auch Brigitte und Bernhard, ein weiteres Camperpärchen aus Deutschland, gesellen sich zu uns. Und so vergehen die Stunden und der Jahreswechsel rückt immer näher. Dann ist es soweit …0 Uhr…(ich bitte Euch nun beim Lesen um einen imaginären Trommelwirbel!)! Ihr fragt Euch vielleicht, warum wir das besagte Meeresrauschen an unserem Platz überhaupt hören? Weil wir, man mag es kaum glauben, am ganzen Strand die Einzigen sind, die den Jahreswechsel wach überhaupt erleben und dadurch an diesem Silvesterabend wider Erwarten in Tecolote die vollkommene Stille herrscht (Ende imaginärer Trommelwirbel). Es ist tatsächlich absolut nichts los und bei all den Diskussionen, die es in Deutschland über Feuerwerksraketen etc. gibt, kann ich sagen, dass es an jenem langen weiten Strand in dieser Silvesternacht um 0 Uhr nicht einen kleinen Knall, nicht ein Aufheulen und nicht ein kleines Raketenlichtchen am Sternenhimmel gegeben hat. Ich muss zugeben, so ein ganz kleines bisschen hätte ich das doch ganz schön gefunden. Aber gut, so werden neben all den Campern auch die dutzenden Pelikane hier nicht aus dem Schlaf gerissen. Dann irgendwann sind das Feuerchen aus und „unsere Lampen an“ und so schlafen auch wir das erste Mal in 2023 selig ein.

Auch wenn das neue Jahr nun schon ein paar Tage alt ist, so wünschen Peter und ich Euch für 2023 von Herzen nur das Allerbeste! Lasst es uns zu einem grandiosen Jahr werden lassen!

Alles Liebe in die Heimat!

Reiseberichte Mexiko

Endlich Strand und der „Dia de los Muertos“… (#029)

11. Dezember 2022

– Baja California Sur –

Für uns geht es die Baja California weiter Richtung Süden und so erreichen wir den nächsten Staat des Landes…Baja California Sur (also die südliche Baja). Erneut ändert sich unsere Zeitzone und wir liegen nicht mehr neun, sondern „nur“ noch acht Stunden hinter Deutschland. Allerdings wundern wir uns, weil uns im Wagen dennoch eine andere Uhrzeit angezeigt wird als auf unseren Handys. Nach zwei Tagen erfahren wir zufällig, dass man hier in Mexiko die Uhr auf Winterzeit umgestellt hat (dies allerdings zum letzten Mal, da Mexiko zukünftig die Winterzeit behalten wird) und so haben wir stumpf zwei Tage nach der falschen Uhrzeit gelebt. Zum Glück spielt Zeit auf dieser Etappe der Reise gerade nicht so eine große Rolle (was wir als absoluten Luxus empfinden), so dass wir letztendlich nichts verpasst haben. In den folgenden Tagen kommen wir an vielen Stränden vorbei, bei denen wir mit Sprinti bis ans Wasser heranfahren und dort auch frei stehen können. Auch die Mexikaner nutzen die Gelegenheit…besonders am Wochenende. So wird die ganze Familie ins Auto gepackt, dazu ein wenig Verpflegung, der ein oder andere Pavillon und los geht es an den Strand. Dort wird dann kurzerhand ein Fisch gefangen, ausgenommen (die Möwen freuen sich) und direkt verarbeitet…meist eingelegt in einem Sud aus Limettensaft, Zwiebeln und Gewürzen, was den Fisch quasi gart. Das Ganze nennt sich Ceviche, ein ursprünglich peruanisches Gericht, was mittlerweile in ganz Südamerika weit verbreitet ist. Wir haben dies auch in Kroatien schon einmal kennengelernt. So verbringen die Mexikaner gerne ihre Wochenenden am Strand mit der ganzen Familie…und wir können gut verstehen warum, es ist echt chillig.

Dann erreichen wir Loreto, ein kleines Hafenstädtchen mit 12.000 Einwohnern, was 1697, als erste und somit älteste spanische Siedlung in ganz Kalifornien von den Jesuiten als Mission gegründet wurde. Wir finden einen kleinen Stellplatz mitten in der Stadt und schlendern erstmal durch die Straßen. Loreto ist echt ein süßes Städtchen, was auch für viele Kreuzfahrtschiffe einen Stopp wert ist. In einem kleinen Restaurant bekommen wir für ein paar Pesos original mexikanisches Essen…Tacos, Guacamole & Co…einfach lecker!

Weiter südlich erreichen wir die Stadt La Paz (s. auch unter unsere Route), mit 215.000 Einwohnern die Hauptstadt des Bundesstaates Baja California Sur. Dort finden wir den schönen Campingplatz „Maranatha“ und genießen es, auch mal in den Tag hineinleben zu können. Auch wenn wir schon seit nun sieben Monaten unterwegs sind und vermeintlich „Urlaub“ haben, so sind wir doch mit einem straffen Programm durch Kanada und die USA gereist. Unsere Tage waren recht durchgetaktet und viele Kilometer mussten, neben all den Sehenswürdigkeiten und Nationalparks, bewältigt werden. So waren wir selten länger als einen Tag an einem Ort. Jetzt ist daher eher Chill-Modus angesagt und wir freuen uns richtig darauf. Aber so leicht fällt es uns gar nicht zur Ruhe zu kommen. Wir lernen unsere Camping-Nachbarn Claudia und Thomas aus der Schweiz kennen (ihren Blog findet Ihr unter dubu-and-more), die bereits seit 4 Jahren durch Mexiko reisen und von denen wir uns einiges abschauen. Wir verlängern unseren Aufenthalt auf dem Campingplatz um ein paar Tage und kommen tatsächlich langsam zur Ruhe. Hach, fein! Wir erledigen ein paar Dinge am Fahrzeug (putzen muss ja auch mal sein), schreiben für Euch Artikel, waschen Wäsche, genießen das Wetter (25-30 Grad), schauen abends einfach mal Netflix und leben in den Tag hinein…es könnte definitiv schlimmer sein!

Dann ist der 01. November, der „Dia de los Muertos“, also der Tag der Toten, quasi unser Allerheiligen. Es ist einer der wichtigsten mexikanischen Feiertage und es wird traditionell den Verstorbenen gedacht. Die Vorbereitungszeit für die Feierlichkeiten beginnt bereits Mitte Oktober und gefeiert wird vom Vorabend von Allerheiligen (31. Oktober) bis zum Gedächtnis Allerseelen am 2. November. Dabei wird der Tag der Toten je nach Region auf verschiedene Weise gefeiert. Das Brauchtum zu diesem Feiertag wurde 2003 von der UNESCO zum „Meisterwerk des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit“ ernannt. Die Feierlichkeiten in ihrer traditionellen Form gelten allerdings als bedroht, da sie nach und nach von dem eher kommerziell ausgerichteten Halloween-Brauch aus Nordamerika überschattet werden. Nach altmexikanischem Glauben kommen die Toten einmal im Jahr zum Ende der Erntezeit zu Besuch aus dem Jenseits und feiern gemeinsam mit den Lebenden ein fröhliches Wiedersehen mit Musik, Tanz und gutem Essen. Der Tag der Toten ist also keine Trauerveranstaltung, sondern ein farbenprächtiges Volksfest zu Ehren der Toten. Die Straßen werden mit Blumen geschmückt, Symbole des Todes und der Vergänglichkeit, Skelette und Schädel in den unterschiedlichsten Ausführungen stehen in den Schaufenstern und überall sieht man Abbildungen der „Calavera Catrina“, die symbolisch für den Tag der Toten geworden ist.

Wir fahren in die Stadt und erleben hautnah wie dieser Tag hier gefeiert wird. In Gedenken an die Toten sind kleine mit Blumen geschmückte Altäre mit Fotos der Verstorbenen aufgebaut (und das sogar in Supermärkten), auf einer Bühne wird getanzt und Musik gespielt. Es gibt einen Kostümwettbewerb, wer die schönste Calavera Catrina ist und selbst kleine Kinder sind verkleidet…sehr süß übrigens. Aufgebaut sind zudem viele Stände mit Kleinkunst und auch Speis und Trank kommen nicht zu kurz (also ohne Alkohol, denn der ist in der Öffentlichkeit untersagt). Alle sind ausgelassen und fröhlich…abgesehen von den Catrinas natürlich, die gemäß ihrer Verkleidung eher düster dreinblicken.

Dann fahren wir weiter nach Tecolote, ein Strand nördlich von La Paz und verbringen dort ein paar Tage. Wie viele andere Reisende oder auch Einheimische stehen wir mit Sprinti wieder unmittelbar am Meer (dem Golf von Kalifornien). Bei rund 25-30 Grad (was mindestens dreimal 8 Grad entspricht…yippieh!), einer leichten und auch mal stärkeren Brise lässt es sich dort seeehr gut aushalten. Und auch den Pelikanen, die sich zu Dutzenden dort aufhalten und jagen, scheint es zu gefallen. Stundenlang können wir diese Vögel beobachten, wie sie sich immer und immer wieder ins Meer stürzen bis sie endlich erfolgreich Fische gefangen haben.

Einziger Wermutstropfen an diesem schönen Plätzchen…kein Handyempfang. Wie wir von anderen Reisenden erfahren, gibt es ein paar hundert Meter entlang des Strands auf einem kleinen Hügel, wenn man Glück hat, ein wenig Kontakt zur Außenwelt. So wandern wir alle paar Tage dorthin und erreichen zumindest für einen kurzen Moment mal H+…immerhin reicht es, um die wichtigsten Nachrichten zu erhalten bzw. abzusenden. So verbringen wir die Tage am Strand von Tecolote mit Schwimmen, Podcasts hören, Sport machen, Spanisch lernen, Ukulele spielen (also Peter) und chillen…und wir genießen es total die Seele baumeln zu lassen.

Baja…we love it!

Euch einen schönen dritten Advent…