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Reiseberichte Kolumbien Panama

Ein Segelboot, ein Sturm und wir mittendrin (#056)

30. Juli 2023

– Auf dem Weg nach Südamerika –

Nachdem wir Sprinti erfolgreich in den Container verfrachtet haben (s. dazu Artikel „Wie kommen wir nach Südamerika? #055“), bleiben uns noch drei Tage in Panama-Stadt. Also ziehen wir mit Sack und Pack ins Hotel, erledigen noch ein paar Besorgungen und erleben noch einmal live, was Regenzeit in Panama bedeutet als wir mitten in einen Starkregen geraten, der die Straßen innerhalb von Minuten überflutet und uns so mancher Weg plötzlich abgeschnitten wird.

Jetzt sind wir schon seit knapp zwei Monaten in Panama und was darf da natürlich auch nicht fehlen?! Genau, ein Besuch des Panamakanals! Und für Peter als Logistik-Ingenieur ist es erst Recht etwas ganz Besonderes. Schon oft hatten wir es vor, aber immer kam etwas dazwischen. Jetzt wird es also Zeit!

Der Panamakanal ist eine künstliche, rund 82 km lange Wasserstraße mit Schleusen, die die Landenge von Panama in Mittelamerika durchschneidet, den Atlantik mit dem Pazifik für die Schifffahrt verbindet und ihr damit die Fahrt um das Kap Hoorn oder durch die Magellanstraße an der Südspitze Südamerikas erspart. Der Kanal verläuft zwischen den Städten Colón an der Atlantikküste und Balboa, einem Vorort von Panama-Stadt an der Pazifikküste und wird von den Schiffen innerhalb von 10 Stunden durchquert. Die Arbeiten für den Panamakanal durch verschiedene Aktiengesellschaften und schließlich durch die Vereinigten Staaten begannen 1881 bzw. 1894. Der aufwendige Bau kostete rund 20.000 Menschen das Leben bis der Kanal schließlich 1914 eröffnet wurde. Allerdings wurde der Durchfahrt des ersten Schiffes kaum Aufmerksamkeit geschenkt, da es an dem Tag ein anderes Ereignis gab…der Beginn des ersten Weltkriegs. Durch einen weiteren Ausbau können seit 2016 auch die ganz großen Schiffe (13.000 Kontainer pro Schiff) den Kanal passieren. So werden jährlich über 300 Mio. Tonnen durch den Kanal transportiert, was ihn damit zu einer der wichtigsten Wasserstraßen der Welt macht. Das schauen wir uns doch jetzt einfach mal aus der Nähe an. Auch haben wir das Glück, live dabei zu sein als ein Schiff die Schleuse des Kanals passiert…

Dann ist es an der Zeit Panama und somit auch Nord- und Mittelamerika Lebewohl zu sagen. Da es zwischen Panama und Kolumbien keine Straßenverbindung gibt, muss Sprinti verschifft werden und wir steigen entweder ins Flugzeug oder ebenfalls auf ein Boot. Weil wir beide kleine Segler sind, entscheiden wir uns für den Segeltrip. Mit dem Boot durch die Karibik hat ja schließlich auch seinen Reiz! Schon früh am Morgen klingelt unser Wecker und bereits um 5 Uhr werden wir am Hotel von einem Fahrer abgeholt. Wir sammeln in der Stadt noch vier weitere Personen ein. Dabei passt all das Gepäck schon lange nicht mehr ins Auto und wird daher kurzerhand aufs Dach gebunden. Drei Stunden lang fahren wir über schlechte Straßen Richtung Nordosten und kommen dabei an merkwürdigen Kontrollen auf Feldwegen vorbei, an denen ernst dreinschauende Menschen unsere Pässe sehen wollen (wir machen also lieber keine Fotos). Andere Autos scheinen komplett beschlagnahmt zu werden und haben definitiv bessere Zeiten hinter sich. Dann erreichen wir die Gegend Barsukan (s. dazu auch unsere Route). Dort führt uns ein matschiger Feldweg zum „Hafen“, wobei das Wort Hafen eher etwas anderes vermuten lässt…reden wir doch hier eher von der Abbruchkante einer Uferböschung des Rio Grande de Carti („grande“ ist hier allerdings so gar nichts). Gemeinsam mit unseren zwei Mitseglern Jana aus Deutschland und Kieran aus England stehen wir nun mit Sack und Pack dort und werden von Mücken zerstochen.

Man hatte uns als Vorbereitung auf diesen Trip gesagt, dass wir unsere Kleidung in den Reisetaschen in Plastiktüten einpacken sollten, weil sie ansonsten bei der Überfahrt nass werden könnte. Als wir sehen, wie unsere Taschen ins Boot verfrachtet werden (bitte nicht fallenlassen!), hoffen wir das erste Mal, dass unsere Plastiktüten auch dicht sind. Dann springen auch wir galant (nicht wirklich) ins Boot und ich sehe mich schon im Rio Grande treiben. Unsere Boote sind übrigens auch ein Fall für sich und ihre Flaggen machen uns schon stutzig. Das was auf den ersten Blick an eine dunkle Zeit der deutschen Geschichte erinnern lässt, ist letztendlich das seit 1925 gebräuchliche Symbol dieser Gegend und der einheimischen Bewohner (Stamm der Kuna) und symbolisiert tatsächlich eine Krake (wer hätte das gedacht?!). Auch wenn es seit 2010 durch ein anderes Symbol abgelöst wurde, so ist das Alte noch immer sehr präsent. Dann geht es los mit unserem Bötchen, was tatsächlich unter die Kategorie „Speedboat“ fällt. Wir fahren den Fluß entlang bis wir auf das offene Meer gelangen. Allerdings scheint es dort einige Sandbänke zu geben…wir sitzen auf! Unsere zwei Bootsführer bringt allerdings gar nichts aus der Ruhe. Mit Stöckern und Brettern versuchen sie uns abzustoßen und irgendwann springt dann auch der Motor wieder an.

Auf dem Meer kommen wir an vielen kleinen Inseln vorbei, die von Angehörigen des Kuna Yala-Stammes bewohnt werden. Die Comarca Guna Yala (früherer Name: San Blas, danach Kuna Yala) ist ein Gebiet an der Nordküste Panamas am Atlantischen Ozean. Die Indigenen des Kuna-Stammes haben damals der Unterwerfung durch die Zentralregierung in blutigen Auseinandersetzungen getrotzt, die schließlich 1925 in einem Aufstand, der Dule-Revolution, gipfelte. Obwohl 1930 ein politischer Vergleich geschlossen wurde, mussten die Indigenen noch jahrzehntelang kämpfen bis schließlich das semiautonome Gebiet Kuna Yala etabliert war. Eine Kette aus etwa 365 Inseln (von denen nur etwa 50 dauerhaft bewohnt werden), die in der karibischen See vor der nördlichen Küste Panamas liegt und sich rund 180 km bis zur kolumbianischen Grenze erstreckt, bildet den Archipel San Blas. Wir erleben schnell, dass hier alles noch ein wenig anders abläuft als bei uns. Ein Einkauf z.B. geht so vonstatten, dass wir an verschiedenen Inseln kurz anlegen, man uns Eier in die Hand drückt, riesen Eisblöcke ins Boot geladen werden und die Tankstelle das Benzin einfach in Plastik-Saftflaschen zur Verfügung stellt. Dann geht es weiter zu unserem Treffpunkt mit unserem Segelboot, das uns in den nächsten Tagen nach Kolumbien bringen soll. Doch kein Segelboot ist bei unserer Ankunft in Sicht und so dümpeln wir eine ganze Zeit auf dem karibischen Meer umher. Auch unsere zwei Bootsführer schauen etwas ratlos aus der Wäsche. Wenn wir uns die letzten fünf Stunden mal Revue passieren lassen, so gebe es mindestens 10 Situationen, bei der jede einzelne eine abendfüllende Szene der Sendung „Die versteckter Kamera“ sein könnte. Alles ist so paradox, dass wir mal wieder nur darüber schmunzeln können.

Dann, am Horizont taucht endlich ein Mast auf…die Kontiki 3…unser Segelboot (eine Beneteau Oceanis 47.3)! Auf dem Boot empfängt uns unser Kapitän Yonatan (aus Kolumbien) mit seiner Crew Tiffany (aus Deutschland) und Lenny (ebenfalls aus Kolumbien). Dann nehmen die Kuriositäten weiter ihren Lauf. So müssen wir uns ja noch aus Panama ausklarieren, d.h. wir brauchen in unserem Pass einen Stempel, dass wir aus Panama ausgereist sind. Und wo macht man das hier? Auf einer kleinen Insel, auf der sich neben einer Landebahn nur drei Häuser befinden, eines davon ein Regierungsgebäude…auch stellt Ihr Euch wahrscheinlich etwas anderes unter einem Regierungsgebäude vor. Und wie macht man hier so einen Behördengang? Richtig, barfuß! Bereits auf dem Segelboot mussten wir unsere Schuhe abgeben und die bekommen wir bis Kolumbien auch nicht zurück. Hier „läuft“ wortwörtlich alles barfuß und so finden wir uns ohne Schuhe im Amt wieder…das ist ja was für mich! Nach einer halben Stunde ist der Vorgang erledigt und wir haben unsere Stempel. Aus Panama ausgereist, in Kolumbien noch nicht eingereist…die nächsten vier Tage befinden wir uns also irgendwie dazwischen.

Dann segeln wir weiter entlang der sogenannten San Blas-Inseln, bekommen von einigen Fischern „von Boot zu Boot“ frischen Hummer verkauft und ankern letztendlich zwischen zwei Inseln, die ein absolutes Karibik-Feeling versprühen. Den Nachmittag und Abend verbringen wir auf der größeren (etwa 3000 qm) Insel. Auf ihr lebt eine Familie in einer kleinen Hütte, die Bier verkauft. Wir treffen dort auch auf andere Segler, gehen schwimmen, spielen Volleyball, grillen und genießen die Atmosphäre…barfuß natürlich!

Nachts liegen Peter und ich in unserer Koje als wir von hellen Blitzen und starkem Donnern geweckt werden. Letzteres knallt in einer ohrenbetäubenen Lautstärke und lässt dabei das gesamte Boot vibrieren. Das Gewitter ist genau über uns und in diesem Ausmaß haben wir beide dieses Naturspektakel zuvor noch nicht erlebt. Im Sekundentakt wechseln sich Blitz und Donner ab und es ist beeindruckend zu spüren mit welcher Wucht die Natur zuschlägt, während wir hier machtlos in unserer kleinen Koje liegen. Dann irgendwann zieht das Gewitter glücklicherweise weiter und wir schlafen wieder ein.

Am nächsten Tag segeln wir ein Stück weiter und ankern erneut zwischen zwei der hunderten Insel…diese Mal allerdings andere als am Vortag. Hier befindet sich auch ein Riff, an dem man gut schnorcheln kann…so sagt man. In der Ferne kündigt sich bereits das nächste Gewitter an, aber Yonatan versichert uns, dass wir noch ausreichend Zeit haben und Lenny uns direkt zurück zum Boot bringt, sobald sich das Wetter verschlechtert. Alles klar! So fahren Lenny, Kieran, Jana, Peter und ich im Dingi (ein Schlauchboot, das übrigens Luft verliert und ständig nachgepumpt werden muss) zum Riff. Dann geht es mit Taucherbrille und Schnorchel gewappnet ins Wasser. Die Bedingungen sind allerdings wahrlich nicht die besten, zieht uns die Strömung doch immer wieder raus aufs Meer. Dann plötzlich schlägt das Wetter um…der Himmel ist dunkel, es stürmt, die Wellen schlagen hoch und es regnet in Strömen. Niemand außer uns ist im Wasser. Lenny versucht das Dingi zu erreichen. Als es ihm endlich gelingt und er uns schließlich einsammeln kann, springt der Motor nicht an. Der Sturm wird stärker. Dann klappt es und wir erreichen nach einiger Zeit wieder das Segelboot, wo Tiffany und Yonatan schon auf uns warten.

Im Laufe des Nachmittags beruhigt sich das Wetter wieder ein wenig, so dass wir bei Sonnenschein zu einer der beiden Inseln rüberfahren. Sie hat eine Größe, dass man sie innerhalb von 15 Minuten zu Fuß (auch barfuß natürlich) einmal umrundet hat und wieder beschleicht uns bei all den Palmen, dem weißen Sand und dem türkisfarbenen Meer das Karibik-Feeling. Hier lässt es sich definitiv aushalten!

Gegen Abend fahren wir rüber zur anderen Insel, treffen erneut andere Segler und schauen uns bei einem Bierchen und mit den Füßen im Meer den Sonnenuntergang an…der sich allerdings an diesem Abend ein wenig hinter den Wolken versteckt. Gut allerdings ist die Sicht auf ein riesiges Schiffswrack, was vor sechs Jahren auf dem Riff aufgelaufen ist und seitdem dort feststeckt. Weil es dem Besitzer zu teuer war es zu beseitigen, ist es dort geblieben…ja, so läuft das hier!

Am nächsten Tag segeln wir erneut ein Stück weiter und ankern an einer Stelle, die sich gut zum Schnorcheln eignet. Dieses Mal macht uns das Wetter auch keinen Strich durch die Rechnung und so können wir die Zeit unter der Wasseroberfläche schön genießen.

Für das Mittagessen steuern wir eine weitere der kleinen Inseln an, auf der sich eben nur dieses eine Restaurant befindet…und wir sind an diesem Mittag auch die einzigen Gäste.

Zurück auf dem Segelboot heißt es sich von den San Blas-Inseln zu verabschieden, denn nun steht die Überfahrt nach Kolumbien an. Je nach Wetterlage bedeutet das 30-50 Stunden auf dem offenen Meer, ohne Land in Sicht. Die Wettervorhersage lässt allerdings nichts Gutes erwarten, ist doch ein ordentlicher Sturm gemeldet. Schon draußen auf dem Meer merken wir schnell, dass hier wortwörtlich ein anderer Wind weht. Die Wellen werden höher, das Wasser unruhiger. Bei dieser Vorhersage hatte man uns empfohlen Tabletten gegen Seekrankheit einzunehmen. Gesagt, getan! Peter und ich besitzen beide einen Bootsführerschein und waren auch schon einige Male segeln. Glücklicherweise hat uns der Wellengang in der Magengegend noch nie etwas ausgemacht. Mal schauen, wie es bei diesen Wetterprognosen so aussehen wird?!

Gegen 2 Uhr in der Nacht werden wir wach, als wir im Bett hin und hergeschaukelt werden. Dinge fliegen umher und draußen peitscht der Wind. Unsere Luken werden zugeschlagen und wir hören, wie Yonatan, Lenny und Tiffany an Deck alle Hände voll zu tun haben, dass Boot unter Kontrolle zu bekommen. Wir fragen uns, was dort oben wohl abgehen mag, wir wissen aber, die Situation ist durchaus ernst. Da wir das Deck unter diesen Umständen nicht betreten dürfen, verharren wir in unserer Koje und sind dennoch mittendrin in diesem Geschehen, was erneut zeigt wie gewaltig die Natur sein kann und wie machtlos wir im Ernstfall sind.

Am nächsten Morgen, als der Sturm größtenteils abgeklungen ist, erfahren wir von Yonatan, dass dieser Sturm zu den drei schlimmsten in seiner 10-jährigen Karriere gehört. Die Messgeräte haben in der letzten Nacht 50 Knoten Wind angezeigt, das fällt unter die Kategorie „schwerer Sturm“, bildet auf der Beaufort-Skala eine 10 und bedeutet Windgeschwindigkeiten von 89-102 kmh. Auf offenem Meer ist das erst Recht kein Zuckerschlecken! Auf dem folgenden Bild seht Ihr unseren Streckenverlauf während des Sturms und wie unser Captain versucht hat, das Boot auf Kurs zu halten, aber vom Wind immer wieder deutlich versetzt wurde.

Auch am nächsten Tag sind Kieran und Jana magentechnisch noch ordentlich angeschlagen, Peter und mir geht es glücklicherweise noch immer gut. Wir verbringen den ganzen Tag mit der Überfahrt, noch immer ist kein Land in Sicht und nur selten zeigen sich andere Boote in weiter Ferne. Die nächste Nacht gestaltet sich ruhiger und langsam kommen wir unserem Ziel immer näher.

Um 2.15 Uhr werden Peter und ich von Yonatan geweckt und können so live miterleben, wie wir in die Bucht von Cartagena einlaufen. Alles ist still, die Lichter der Stadt leuchten und wir genießen einfach nur den Moment…da ist es…Kolumbien!

Ein neues Land…ein neuer Kontinent…ein neues Kapitel auf unserer Reise!

Jetzt fehlt nur noch Sprinti!

Reiseberichte Belize

Belize (#046)

23. April 2023

– Haie, Seepferdchen und ein Stückchen Paradies –

Nach einer tollen Zeit in Mexiko heißt es für uns jetzt: „Auf in das nächste Land…auf nach Belize!“

Belize ist ein Staat in Zentralamerika, der 1981 aus der Kolonie Britisch-Honduras entstand, wodurch Belize auch der einzige zentralamerikanische Staat ist, in dem tatsächlich Englisch gesprochen wird…auch mal wieder schön! Als Belize 1981 seine Unabhängigkeit erhielt, wurde es Mitglied des Commonwealth of Nations, dennoch gilt hier das Rechtsfahrgebot…auch das gefällt uns! Belize liegt zudem im Südosten der Halbinsel Yucatán und befindet sich preislich gesehen in einer wesentlich höheren Kategorie als Mexiko. Es grenzt im Norden an eben dieses Land, im Westen an Guatemala und im Osten an das Karibische Meer. Als einziges Land Zentralamerikas hat es allerdings keinen Zugang zum Pazifik. Das Land von der Größe von Mecklenburg-Vorpommern ist nach El Salvador der zweitkleinste Staat des amerikanischen Kontinents und besitzt gerade mal rund 400.000 Einwohner.

Die größte Bevölkerungsgruppe mit knapp 53 % bilden die „Mestizen“, die europäische und indigene Vorfahren haben und aus den umliegenden Ländern eingewandert sind. Die sogenannten „Kreolen“ in Belize sind mehr oder minder dunkelhäutig und haben Afrikaner und Weiße als Vorfahren, die von den Kleinen Antillen als Sklaven nach Belize kamen oder als Saisonarbeiter einwanderten. Sie stellen einen Bevölkerungsanteil von rund 26 % dar.

Die „Maya“ bilden etwa 11 % der Bevölkerung und stammen ursprünglich nicht aus Belize, sondern sind aus Mexiko und Guatemala eingewandert.

Eine Besonderheit in der Bevölkerungsvielfalt stellen die „Garifuna“ oder „schwarzen Kariben“ dar, eine auf St. Vincent entstandene Kultur aus gestrandeten westafrikanischen Sklaven, die sich damals mit „Kariben“ und „Arawak“ vermischt haben. Später wurden sie von den britischen Kolonialherren, auf die zu dieser Zeit zu Jamaika gehörenden Bay Islands vor Honduras, zwangsumgesiedelt und verbreiteten sich von dort aus an der Ostküste Mittelamerikas. Sie stellen etwa 6 % der Bevölkerung.

Eine weitere Volksgruppe mit etwa 4 % bilden tatsächlich deutschstämmige „Mennoniten“. Die meisten sind „Russlandmennoniten“, die 1958 aus Mexiko einwanderten. Diese sprechen Plautdietsch, eine niederpreußische Varietät des Ostniederdeutschen.  Eine kleinere Untergruppe, die ursprünglich aus den USA stammte, wanderte Ende der 1960er Jahre ein und spricht hingegen Pennsylvania-Deutsch. 2010 gab es um die 11.600 Mennoniten in Belize.

Der Rest der Bevölkerung sind eingewanderte Araber (meist Libanesen), aber auch Palästinenser und Syrer, die alle überwiegend Christen sind, sowie Chinesen und Inder. Daneben gibt es auch Weiße, die meist aus englischsprachigen Ländern eingewandert sind.

Für uns heißt es also als erstes, wir müssen die Grenze von Mexiko nach Belize überqueren. Das bedeutet an einem kleinen Hüttchen unsere Reisepässe vorzuzeigen, um ausgetragen zu werden. Dann ins nächste Gebäude, um Sprinti abzumelden, denn der hätte ja sogar 10 Jahre in Mexiko bleiben dürfen. Als das erledigt ist, sind wir quasi aus Mexiko ausgereist und müssen nun nach Belize einreisen. Dazu gehört, dass wir ein paar hundert Meter weiter mit Sprinti über einen Spalt in der Straße fahren müssen, damit der Unterboden des Autos desinfiziert werden kann…dafür wird dann natürlich auch eine Gebühr fällig. Der Witz an der Sache ist allerdings, dass aus dem Spalt nichts, aber auch absolut gar nichts herauskommt…also nix Desinfektion! Auf eine Diskussion lassen wir uns aber lieber nicht ein, sondern zahlen die Gebühr und weiter gehts zur „Immigration“ (Einwanderungsbehörde). Danach dann zu Sprintis Anmeldung, dann zur Stelle für die Straßengebühr, danach zur Einfuhrkontrolle, bei der zum Glück nicht wirklich etwas kontrolliert wird und dann weiter zur Versicherungsstelle, die sich einige Meter hinter der Grenze befindet. KFZ-Versicherungen sind in Belize nämlich Pflicht, was wir durchaus befürworten, weil man so bei einem Unfall wenigstens weiß, dass auch die Gegenseite eine Versicherung besitzt. Das war in den bisherigen Ländern nämlich oft nicht der Fall. Nach ca. 1,5 Stunden haben wir dann alles erledigt und sind bereit das nächste Land zu entdecken!

Gemeinsam mit Michaela und Peter (exploring509) machen wir uns auf den Weg Richtung Belize-Stadt. Schon bei der Fahrt über Land stellen wir fest, dass Belize ein wenig anders ist als Mexiko. Die Landschaft wirkt grüner und tropischer, das Leben scheint weniger auf oder an den Straßen stattzufinden, wir sehen keine für Mexiko typischen Straßenstände, an denen Speisen zubereitet werden. Wesentlich seltener finden sich auch Obst- und Gemüsestände am Straßenrand. Alles wirkt ein wenig verschlafener, aber auch wesentlich sauberer.

Belize-Stadt ist zwar die größte Stadt des Landes mit den meisten Einwohnern (ca. 61.400), ist aber dennoch nicht dessen Hauptstadt…denn das ist tatsächlich Belmopan mit lediglich ca. 13.300 Einwohnern. Als wir Belize-City erreichen, schlendern wir gemeinsam mit Michaela und Peter durch die Straßen, um sich in diesem Land erst einmal zu akklimatisieren und die neuen Eindrücke zu verabeiten (auch hier scheint man übrigens bunte Wandbilder zu mögen). Apropos „akklimatisieren“…es ist heiß…unwahrscheinlich heiß (> 35 Grad) und in der Sonne ist es nicht auszuhalten. So ist jedes kühle Getränk, jeder Luftzug und jeder klimatisierte Raum herzlich willkommen. Unsere Fahrzeuge parken wir direkt am Pier, wo man auch kostenlos übernachten kann…sehr praktisch.

Am nächsten Morgen sind wir schon früh auf den Beinen, denn es soll für uns mit der Fähre für ein paar Tage rüber auf die Insel Caye Caulker gehen. Über Nacht hat der Wind ordentlich zugenommen, so dass die Gischt bis an unsere Fahrzeuge gespritzt ist und diese morgens in einer ordentlichen Pfütze stehen. Aber es ist immer noch heiß, so dass Peter morgens direkt Fenster und Türen aufreißt und es dadurch ordentlich durch Sprinti weht…leider zu ordentlich, denn prompt fliegt mir eine meiner Kontaktlinsen beim Einsetzen vom Finger und es beginnt eine 45-minütige verzweifelte Suche, bei der wir alles in Sprinti auseinandernehmen. Oder ist sie vielleicht doch draußen in die Pfütze geweht? Auch da schauen wir nach…nichts! Da ich harte Kontaktlinsen trage, kann ich diese auch nicht einfach austauschen und habe somit eben nur dieses Paar dabei. Da wir in den nächsten Tagen unbedingt tauchen gehen möchten, ist das halb blind natürlich suboptimal! Ja, der Tag fängt ja schon mal super an! Als wir die Suche aufgeben und die Situation dann halt so hinnehmen wollen, entdeckt Peter plötzlich etwas Glänzendes am Boden…und tadaaa…da ist sie…meine Kontaktlinse! Durchgeschwitzt, aufgewühlt und mit ordentlich Zeitverlust, fällt uns ein riesen Stein vom Herzen und wir schaffen es noch rechtzeitig Sprinti am entsprechenden Parkplatz, wo er die nächsten Tage bewacht stehen kann, abzustellen und die Fähre, besser gesagt das Boot, zu erreichen.

Unser Kapitän ist motiviert bis in die Haarspitzen, kann ich Euch sagen! So „ballern“ (besser kann man es einfach nicht ausdrücken) wir mit einem Affenzahn über die Wellen, so dass wir mit so einer Wucht auf das steinharte Wasser aufknallen, dass man sich eher vorkommt wie in einem Fahrgeschäft auf der Kirmes. Wenn das so weitergeht, befürchte ich, dass der ein oder andere Insasse sein Frühstück nicht bei sich behalten wird. Ja, das kann ja was geben! Das Video gibt die Intensität nur bedingt wieder, aber hier mal ein kleiner Eindruck…

Ein paar Minuten später hat es dann ein jähes Ende mit unserer „gemütlichen“ Bootstour…der Motor streikt und wir bleiben tatsächlich auf offenem Meer liegen…ich glaube, das ist echt unser Tag heute! Und nun?

Glücklicherweise kommt nach einiger Zeit ein Ersatzboot und es heißt…“Umsteigen“ und zwar alles…Passagiere, Gepäck und sämtliches an Fracht, was das Boot für die Insel dabei hat. Ich sehe mich schon samt Rucksack im Meer schwimmen! Aber die Crew hat es dann doch ganz gut im Griff und so wird das eine Boot an das andere gebunden und alle steigen mit Sack und Pack rüber aufs Ersatzboot…und das trotz ordentlichen Wellengangs. Und wie wir so im neuen Boot sitzen und aus dem Fenster schauen, schwimmen doch tatsächlich Delfine an uns vorbei…ja kitschiger geht es ja schon fast nicht mehr!

Der Rest der Fahrt verläuft dann glücklicherweise ohne weitere Zwischenfälle ab, so dass wir heil und unversehrt auf Caye Caulker ankommen. Wir sind direkt „geflasht“ von dem Vibe der Insel…das Licht, die Farben, das türkisfarbene Meer, der blaue Himmel, der weiße Sand und die riesigen Palmen lassen bei uns direkt Urlaubsfeeling aufkommen! Das ist tatsächlich Karibik pur! Auf Caye Caulker sind Autos verboten, daher wird der Weg entweder zu Fuß zurückgelegt, sich aufs Fahrrad geschwungen oder es wird mit Golf Carts über die Insel geheizt, die letztendlich nur 8 km lang und 2 km breit ist und neben vielen Urlaubern rund 1300 Einwohner beheimatet. Seit 1961 besteht die früher vereinte Insel aus zwei Inseln. Damals hinterließ Hurrikan „Hattie“ einen Graben und teilte die Insel in einen Nord- und einen Südteil. Wir befinden uns auf der südlichen Hauptinsel und genießen erstmal das Feeling vor Ort, heißt doch das Motto der Insel: „Go slow!“ Schnell merken wir, dass hier tatsächlich alles langsamer abläuft und man Touristen, die neu auf der Insel ankommen, direkt an ihrer noch hektischen und gestressten Art erkennt. Alles klar, dann probieren wir das mal mit dem „Go slow“ und bestellen uns erstmal einen Cocktail mit Blick auf das wunderschöne türkisfarbene Meer. So gefällt uns das!

Am nächsten Tag geht es für uns raus aufs Meer…wir wollen schnorcheln! Gemeinsam mit unseren Schnorchel-Guides Omar und seinem Bruder „Big-Vic“ sowie drei weiteren Touristen (zufällig auch Deutsche), geht es also bereits morgens los. Alles läuft ein wenig chaotisch und unkoordiniert ab auf diesem Trip…so sprechen wir hier von einem Boot, was quasi nicht größer ist als eine Nussschale, ohne Sonnenschutz wohlgemerkt (es gibt zwar einen, aber der wird trotz Nachfrage nicht aufgespannt)…und das bei 5 Stunden praller Sonne auf offenem Meer. Unsere Haut ist begeistert! Außerdem ist es ziemlich windig und Omar, der einen recht konfusen Eindruck macht, peitscht unsere Nussschale über die Wellen. Moment mal, ist Omar vielleicht mit unserem Kapitän vom Vortag verwandt? Hinten landet so viel Wasser im Boot, dass Big-Vic mit dem Schippen gar nicht hinterherkommt. Dieser Tag fällt also mal wieder unter die Kategorie „Abenteuer“!

So passieren auf diesem Trip so einige Dinge, bei denen man das Gefühl hat bei der versteckten Kamera zu sein. Zum Glück geht alles gut, so dass wir es mit einem Schmunzeln hinnehmen können. Außerdem werden wir mit einer tollen Unterwasserwelt belohnt. Als wir in das Wasser springen, tauchen plötzlich Haie unter uns her…Ammenhaie! Es handelt sich dabei um Haie, die eine Länge von 75 cm bis 4,30 m erreichen können. Egal ob klein oder groß, ich bekomme fast Schnappatmung als ich sie sehe, während Peter ganz neugierig in ihre Richtung schwimmt. Es werden dann immer mehr, so dass sich irgendwann bis zu acht Tiere in unserer Nähe aufhalten, sich aber eher ängstlich als aggressiv verhalten. Wie man uns versichert, sind sie rein essenstechnisch nicht an uns interessiert…ja, das ist doch schon mal was! Ich bin dann allerdings doch ganz froh, irgendwann wieder in unserer Nussschale zu sitzen.

Außerdem schnorcheln wir an diesem Tag noch an einem alten Schiffswrack, sehen Rochen, wie sie unter uns hergleiten und beobachten eine gewaltige Rundschwanzseekuh, die trotz ihrer Größe (2,5-4,5 m lang, bis 500 kg schwer) durchs Wasser zu schweben scheint. Einfach toll!

Abends lassen wir den Tag noch einmal Revue passieren und genießen den Sonnenuntergang bei einem Kaltgetränk…

Am nächsten Tag heißt es für uns Abschied nehmen von Michaela und Peter, die wieder zurück aufs Festland fahren. Peter und ich hängen allerdings noch ein paar Tage dran, weil wir unseren „Advanced Open Water Diver“ (Fortgeschrittenen-Kurs im Tauchen) absolvieren wollen (s. dazu auch Artikel „Wir entdecken die Unterwasserwelt Mexikos #030“). Unser Tauchlehrer heißt Mike, kommt aus den USA und lebt seit einigen Jahren auf Caye Caulker. Für unseren Schein müssen wir in zwei Tagen weitere fünf Tauchgänge absolvieren, bei denen wir bestimmte Übungen bewerkstelligen müssen. Bei uns ist das das Tieftauchen (30 Meter), die tiefengerechte Tarierung (das richtige Gleichgewicht unter Wasser), die Navigation unter Wasser, die Fischbestimmung und die Unterwasserfotografie.

Hier mal ein kleiner Eindruck…vielleicht entdeckt Ihr ja auch Peter und mein Lieblingstier auf diesen Tauchgängen.

Ihr seht, dieses Mal ist es keine Nussschale, wir haben einen Sonnenschutz und Wasser schippen braucht man bei diesem Boot auch nicht…und auch der Wind hat sich gelegt, so dass wir die optimalen Voraussetzungen haben…yippieh! So laufen unsere Tauchgänge auch reibungslos und wir bekommen erneut die Möglichkeit zusätzlich ein wenig zu schnorcheln. An die Haie haben wir uns ja mittlerweile „gewöhnt“ (Vorsicht, Ironie!)…

Nach bestandenem Kurs besuchen wir ein weiteres Highlight der Insel und laufen zu einem Strandabschnitt, an dem wir tatsächlich Seepferdchen zu Gesicht bekommen und Rochen sogar bis vorne an den Strand schwimmen. So genießen wir die letzten Tage auf Caye Caulker…und das fällt uns ehrlich gesagt gar nicht schwer…so hat die Insel doch einfach ihren ganz eigenen Charme. Gerne wären wir auch noch am weltbekannten Great Blue Hole getaucht, was nicht weit von der Insel entfernt liegt, aber leider war dies komplett ausgebucht. Na ja, vielleicht müssen wir dann einfach noch einmal wiederkommen 🙂 !

Dann heißt es auch für uns Abschied zu nehmen von Caye Caulker und so bringt uns ein Boot, dieses Mal ganz ohne Zwischenfall, aber wieder mit dem ein oder anderen Delfin an der Seite, wohlbehalten zurück aufs Festland, wo Sprinti (ebenfalls wohlbehalten) auf uns wartet.

Dann machen wir uns weiter auf ins Landesinnere zu den „Big Rock Falls“, treffen dort Michaela und Peter wieder und kühlen uns in den natürlichen Pools eines Flusses ab…und anschließend geht es unter die Outdoor-Dusche. Hach, was fein!

Die nächsten zwei Tage verbringen wir dann auf einem Campingplatz im nahegelegenen „San Ignacio“, bei dem wir umringt sind von Bananen-Stauden…und auch Iguanas (Leguane) lassen sich blicken.

Dann ist sie auch schon wieder vorbei unsere Zeit in diesem doch recht kleinen Land namens Belize und die nächste Grenze wartet auf uns (s. dazu unsere Route). Auch wenn wir nicht so lange hier waren, so hat uns Belize mit offenen Armen empfangen. Die Menschen haben uns immer mit einer ausgesprochenen Freundlichkeit und einem riesigen Lächeln begrüßt. Durch seine wahnsinnige Kulturenvielfalt ist Belize sehr bunt und alle scheinen miteinander im Einklang zu leben. Wir haben uns hier sehr wohl gefühlt und gerade unsere Zeit auf Caye Caulker fühlte sich wie Urlaub an…es war toll!

Danke Belize, für die schöne Zeit!!!

Reiseberichte Mexiko

Wir entdecken die Unterwasserwelt Mexikos (#030)

18. Dezember 2022

– Plötzlich Tauchscheinbesitzer –

Wir verlassen den Strand von Tecolote und fahren die Baja weiter Richtung Südwesten. So erreichen wir den 5000-Seelen-Ort Todos Santos an der Pazifikküste. Wir schlendern durch dieses schöne Dörfchen, was durch seine vielen kleinen Läden und Verkaufsstände unwahrscheinlich farbenfroh ist. Als der Hunger aufkommt, fahren wir ein Stückchen weiter zu dem Restaurant  „Hierbabuena“ etwas außerhalb, das fast alles, was es zubereitet zuvor im eigenen Garten selbst angebaut hat. Dort essen wir in einer traumhaften Gartenkulisse mit richtig leckerem (und nach den USA auch endlich wieder gesundem) Essen. Hach, so etwas gefällt uns (besonders mir)! Gut gestärkt fahren wir zu unserem Stellplatz für diese Nacht, zum Cerritos Beach, der besonders bei Surfern sehr beliebt ist. Peter hat zuletzt vor 17 Jahren (oh Gott, wir werden alt!) in Australien gesurft und spielt kurz mit dem Gedanken sich noch einmal aufs Brett zu schwingen. Da es aber dämmert und der Tag sich langsam dem Ende zuneigt, belassen wir es dabei, den anderen Surfern einfach vom Strand aus zuzuschauen.