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Roswell

Reiseberichte USA

Das war anders geplant…(#026)

6. November 2022

– New Mexico, Colorado und Arizona –

Nach Texas erreichen wir den Staat New Mexico…und wie der Name schon sagt, bekommen wir hier auch einen Vorgeschmack auf das Land Mexiko, das auf unserer Reise als nächstes Ziel ja unmittelbar bevorsteht. Das Essen, die Menschen, die Landschaft, alles erinnert sehr an Mexiko, was auch wenig verwundert, wenn man sich überlegt, dass 42,1 % der Bewohner hispanischer Abstammung sind. Wegen seiner südlichen Lage und dem Umstand, dass es auf der windabgewandten Seite der Rocky Mountains liegt, ist das Klima New Mexicos durchweg sehr trocken und besonders im Sommer sehr heiß. Im Winter kann es aufgrund der Höhenlage aber auch frostig kalt werden, besonders im Norden, wo es in den Bergen nördlich von Santa Fe ein ausgesprochenes Wintersportgebiet gibt.

Nachdem wir zuletzt die NASA (s. Artikel „Houston, wir haben (k)ein Problem #025“) besucht haben, gibt Peter keine Ruhe…er möchte gerne einen Abstecher nach Roswell machen…aber dieser Stop liegt ja thematisch quasi auch auf der Hand. Also ab nach Roswell! Dort gibt es nämlich das internationale UFO-Museum, das sich hauptsächlich auf den Roswell-Absturz von 1947 und weitere angebliche UFO-Vorfälle in den Vereinigten Staaten und anderswo konzentriert. Als „Roswell-Zwischenfall“ oder „Roswell-(UFO-)Ereignis“ wird nämlich dieser besagte Absturz eines angeblich außerirdischen unidentifizierten Flugobjekts (UFO) im Juni oder Juli 1947 in der Nähe von eben dieser Stadt namens Roswell bezeichnet. Skeptiker sprechen auch gerne vom „Roswell-Mythos“ oder der „Roswell-Legende“. So war am besagten Tag im Sommer 1947 erst ein großes glühendes Objekt am Himmel gesehen worden, gefolgt von Trümmerteilen auf einem Feld eines Farmers sowie Leichen, die nicht von dieser Erde stammen können. Seitdem werden Aliens übrigens in Filmen so dargestellt, wie wir sie kennen. Dies beruht auf den Bildern des Roswell-Absturzes. Die US-Army erklärte dazu allerdings, die damals gefundenen Trümmer gehörten zu einem abgestürzten Wetterballon mit einem Radarreflektor. Die Autoren Charles Berlitz und William L. Moore machten den vergessenen Vorfall mit ihrem Buch „Roswell-Zwischenfall“ 1980 weltweit bekannt. Sie verbreiteten die Verschwörungstheorie, die US-Regierung habe damals ein außerirdisches Raumschiff und Leichen außerirdischer Lebewesen gefunden, diese heimlich untersucht und halte sie bis heute versteckt.

Davon machen wir uns doch jetzt selber mal ein Bild…

Dann geht es für uns mal wieder in die Natur, wir besuchen den White Sands Nationalpark am nördlichen Ende der Chihuahua-Wüste. Wie der Name des Parks schon sagt, gibt es dort jede Menge Sand. Wenn man es genau nimmt, handelt es sich um abgelagerten Gips, deren Kristalle zerbrachen und durch den Wind zu riesigen weißen, staubigen Dünen aufgetürmt wurden. Für den Zeitpunkt unserer Ankunft hatten wir allerdings nicht die besten Voraussetzungen…zum einen waren wir spät dran und es sollte bald dunkel werden, zum anderen hatte sich ein Gewitter angekündigt…dessen Vorboten letztendlich aber für die besondere Note auf den Bildern gesorgt haben…wie ich finde.

Dann erreichen wir Albuquerque…die mit ca. 565.000 Einwohnern größte Stadt in New Mexico, deren Besuch auf meiner To-Do-Liste ziemlich weit oben stand, weil sie mir in Filmen, Büchern, ja selbst auf dem Titelbild unseres Reiseführers immer wieder begegnet ist. Jetzt musste ich da mal hin! Die Stadt liegt am Rio Grande, an der Pan Americana und auch an der berühmten Route 66. Besonders bekannt ist Albuquerque für sein jährliches Ballon-Festival, was das größte weltweit ist und sich zudem in diesem Oktober zum 50. Mal jährt. Daher wird in diesem Jahr ganze 9 Tage auf einem Gelände, was so groß ist wie 54 Football-Felder mit Ligthshows, Feuerwerken, Ballon-Glühen, Massenstarts von über 500 Ballons und so vielem mehr ordentlich gefeiert…das ist zumindest der Plan! Wir schaffen es passend zum zweiten Fest-Wochenende (genauer gesagt an einem Donnerstag) in Albuquerque anzukommen…yippieh! Zur Abenddämmerung machen wir uns auf den Weg, zahlen 20 Dollar Parkgebühr und 50 Dollar Eintritt und sind ganz gespannt, was uns nun bei dem Ballon-Glühen etc. erwartet. Es ist ein Wahnsinnstrubel und mehrere 10.000 Menschen tummeln sich auf dem Gelände, haben Decken, Stühle und ganze Bollerwagen dabei und warten wir wir auf das Spektakel. Schnell stellen wir allerdings auch fest, dass noch nicht ein einziger Ballon ausgepackt ist (hallo?!) und der Stadionsprecher sagt durch, dass man derzeit noch auf die Wetterfreigabe warte. Oh oh…das sieht allerdings gar nicht gut aus! Albuquerque ist umgeben von Bergen und liegt im sogenannten „Becken“, was das Ballonfahren für Fahrer aus der ganzen Welt zu etwas ganz Besonderem macht. An diesem Abend können wie in diesem besagten Becken bestens erkennen, dass mittlerweile um uns herum ein Gewitter das nächste jagt und der ordentliche Wind macht das alles auch nicht einfacher. Also wird kurzerhand alles, was mit den Ballons zu tun hat, für diesen Abend abgesagt. Wir vertrösten uns mit der Lichtershow und mit einem anschließenden Feuerwerk…die Amerikaner lieben ja Feuerwerk…und ich mag es ja auch ganz gerne 🙂

Kurzerhand verlängern wir unseren Aufenthalt in Albuquerque um zwei Tage…weil einfach unverrichteter Dinge, also ohne richtige Balloon-Fiesta wieder zu fahren, das geht ja wohl auch nicht! Wir essen also mal in einem originalgetreuen Diner, fahren über die Route 66 und nutzen die Zeit für einige Erledigungen. Ein paar Ballons, die über der Stadt kreisen, bekommen wir währenddessen aus der Ferne auch zu Gesicht.

Für das Wochenende ist dann wieder volles Programm in Sachen Ballon-Feierlichkeiten angesagt, also heißt es am Samstag Morgen für uns dann: „Zweiter Versuch: Balloon-Fiesta!“ So klingelt unser Wecker schon um 4 Uhr, weil die über 500 Ballons bereits zum Sonnenaufgang starten sollen. Wir zahlen wieder 20 Dollar Parkgebühr und 50 Dollar Eintritt und sind zusätzlich warm angezogen, weil es draußen richtig kalt ist. Wieder sind unwahrscheinlich viele Menschen unterwegs, die alle das Gleiche sehen möchten wie wir…und das bereits um diese Uhrzeit…es ist noch dunkel wohlgemerkt. Dann kommen die Durchsagen des Stadionsprechers…es gibt noch keine Wetterfreigabe. Ja super, das kommt uns doch irgendwie bekannt vor! Und so warten wir eine ganze Weile…langsam wird es allerdings auch schon hell. Peter „versüßt“ sich die Wartezeit mit einem typischen „Breakfast-Burrito“, den es dort an einigen Ständen zu kaufen gibt und der mit seinen grünen Chilis schon mal ein guter Vorgeschmack auf Mexiko ist. Die Schärfe treibt Peter schon am frühen Morgen die Tränen in die Augen und er beschreibt seinen Zustand als „kurz vorm Schluckauf“…was für ihn schon einen absolut grenzwertigen Schärfegrad darstellt…gut, dass ich den Burrito nicht probiert habe! Dann nach gut zwei Stunden (Peter hat sich wieder akklimatisiert und der drohende Schluckauf ist in weite Ferne gerückt) kommt die Durchsage, dass für diesen Tag aufgrund des Wetters alle Ballonaktivitäten abgesagt werden müssen…läuft bei uns, würde ich sagen! Stattdessen gibt es wieder eine Lightshow und ein Feuerwerk…dann schauen wir uns das halt noch einmal an. Ein paar wenige Ballonbesitzer möchten den Besuchern dennoch etwas bieten und heizen ihre Ballons am Boden für kurze Zeit an. Das wars dann leider aber auch schon. „Balloon-Fiesta“, immerhin eins der meist fotografierten Events weltweit, und „Pedena“ das soll zusammen wohl nicht sein! Ok, dann ist das halt so! Ein paar wenige, leider nicht so spektakuläre Fotos haben wir dann aber doch für Euch…

Noch am gleichen Tag (wir sind ja früh dran) heißt es für uns „auf Wiedersehen Albuquerque“! Wir fahren weiter zum Mesa Verde Nationalpark im südwestlichen Teil des US-Bundesstaates Colorado. Der Park schützt rund 4000 archäologische Stätten, insbesondere die erst Ende des 19. Jahrhunderts vollständig erforschten und gut erhaltenen Felsbehausungen vorkolumbischer Anasazi-Stämme. Mesa Verde ist ein dicht bewaldeter und zerklüfteter Tafelberg, der sich von der umliegenden Landschaft des südwestlichen Colorado-Rivers um mehr als 600 Meter abhebt und damit eine maximale Höhe von fast 2600 Metern erreicht. Somit bietet sich uns auch eine tolle Aussicht als wir diesen Park durchqueren. Dann erreichen wir auch zwei Pueblo-Dörfer, die ca. 550 n. Chr. unter Felsvorsprüngen in den Canyons errichtet wurden. Dies bot besonderen Schutz vor Witterung jeglicher Art wie Hitze und Stürme und so lebten damals ungefähr 60-90 Bewohner in ca. 130 Räumen. Und was für Wassermassen hier herunterkommen können, erleben wir am eigenen Leib als plötzlich ein Gewitter aufzieht und uns bei unseren Besichtigungen ganz schön erwischt.

Dann führt uns unser Weg zu den „Four Corners“, der einzige Punkt in den USA, an dem vier Bundesstaaten aufeinandertreffen: Colorado, Utah, Arizona und New Mexiko.

Und wie wir so weiterfahren durch Amerikas Weiten…wir befinden uns mittlerweile in einem riesigen Reservat der Navajo-Indianer und sind kilometerweit entfernt von Zivilisation und Handyempfang, ruft Peter plötzlich: „Oh nein!“ Dieses „oh nein“ kenne ich! Wir werden langsamer und rollen am Straßenrand aus. Wir bekommen den Motor noch einmal angestellt und schleppen uns zu einer kleiner Reservaten-Tankstelle, die glücklicherweise nur ein paar Meter weiter liegt. Sprintis Motorlampe leuchtet…verdammte Axt! Das war anders geplant…!

Hatte ich nicht beim letzten Mal geschrieben (s. dazu Artikel „Liegengebliegen #023“), dass wir ja immer nur vor großen Städten liegen bleiben? Pustekuchen! Dieses Mal ist es anders! Wir stehen in Teec Nos Pos, einem Apachen-Gebiet und wiedermal irgendwo im Nirgendwo. Um uns herum liegen Städte wie Las Vegas (715 km Entfernung), Denver (685 km), Phoenix (590 km) und Albuquerque (380 km)….und wir mittendrin im Nix. In der Tankstelle arbeiten zwei Damen, die uns nicht weiterhelfen können oder wollen (gerade auch in Sachen Internetempfang). Hin und wieder kommen mal ein paar Kunden vorbei, die uns aber unmöglich mit ihrem PKW (auch wenn es Trucks sind) über so eine lange Strecke abschleppen könnten und unsere Handys haben Probleme selbst einen Telefonempfang aufzubauen. Ja super! Glücklicherweise haben wir von Troy, unserem Mercedes-Mann des Vertrauens aus Sioux Falls, noch die Mercedes-Hotline-Nummer für Notfälle. Mit Ach und Krach erreichen wir dort jemanden…ich muss dazusagen, es ist 13.30 Uhr an einem Sonntag! Nur soviel…um 17 Uhr haben sie in der Hotline dann endlich verstanden, was unser Problem ist, dass wir nach Albuquerque abgeschleppt werden möchten und wo wir letztendlich überhaupt gerade gestrandet sind…und die Verständigungsprobleme liegen nicht an der englischen Sprache! Dann will man sich auf die Suche nach einem Abschlepper machen, die äußeren Bedingungen machen dies allerdings nicht leichter. Auch bei der Preisgestaltung ist man sich in der Hotline uneinig…von kostenlos bis hin zu 900 Dollar fürs Abschleppen ist alles dabei. Um 21 Uhr bekommen wir ein „go“, allerdings ist diesem Abschlepper nicht mitgeteilt worden, dass Peter und ich zu zweit sind und somit hat er in seinem Wagen zu wenig Sitzplätze…380 km zu zweit auf dem Beifahrersitz ist vielleicht eine nicht soooo gute Idee. Also startet die Suche in der Hotline erneut. Um 22 Uhr werden sie dann fündig. Wir vereinbaren einen Termin für den nächsten Morgen um 8 Uhr.

Und dann nach 18,5 Stunden des Wartens (zum Glück haben wir in Sprinti ja alles dabei) an der Tankstelle im Indianer-Reservat in Teec Nos Pos kommt José, unser Retter! Die erste Herausforderung, die sich darstellt…Sprinti auf den Anhänger zu bekommen, ohne dass er unten aufsitzt, die zweite Herausforderung…Sprinti so zu befestigen, dass er auch oben auf dem Hänger bleibt…und das für die nächsten 380 km durch bergische Landschaften mit nicht immer 1A-Straßenverhältnissen (Schlaglöcher und andere Unebenheiten lassen grüßen). Für Herausforderung eins finden wir schnell eine Lösung, bei Herausforderung zwei war ich mir bis zur Ankunft nicht sicher, als José beim Festzurren Sprintis direkt die erste Kette gerissen ist…ja das kann ja was werden!

Aber es klappt…nach 380 Kilometern und 4,5 Stunden erreichen wir wieder Albuquerque…so habe ich das mit meinem „auf Wiedersehen“ nicht gemeint! Hatte ich nicht erwähnt, dass Albuquerque mir immer wieder über den Weg läuft?! Da sind wie also wieder! Bei strahlendblauem Himmel (das Wetter hätten wir mal für die Balloon-Fiesta brauchen können…die ist mittlerweile übrigens vorbei, wenn auch der ein oder andere Ballonfahrer noch vor Ort zu sein scheint) verbringen wir die nächsten Tage bei Mercedes (zum Glück liegt die Sprinter-Abteilung dieses Mal nicht an einem Autobahnkreuz), erweitern unsere USA-Mercedeskontakte um Robert und Lionel und überbrücken die Wartezeit in einem netten Café und schreiben für Euch Artikel.

Dann steht fest woran es bei Sprinti liegt…es ist der Katalysator! Wenn Ihr Euch fragt, warum Sprinti nun innerhalb von kurzer Zeit dreimal abgeschleppt werden musste, haben wir auch darauf nun eine Antwort…es liegt an der US-amerikanischen Qualiät des Benzins, was wir hier vor Ort erhalten. Zudem sind die Tanks, gerade bei kleineren Tankstellen, oft stark verschmutzt und haben einen zu geringen Durchlauf.

In Deutschland ist die Oktanzahl (ROZ) für Normalbenzin auf mindestens 91, für Super auf mindestens 95 und für Super Plus auf 98 Oktan festgelegt. Hier in den USA liegt Regular (normal) bei 87, Plus (Super) bei 89 und Supreme (Super Plus) bei 91…wenn es letzters überhaupt gibt. Unser deutscher Motor ist standardmäßig auf die Oktananzahl (mindestens 91) für Super eingestellt, kann aber bis zu einem gewissen Grad auch niedrigere Oktanzahl händeln, d.h. bei der Benzinverbrennung im Motor kann ein Klopfen auftreten, wenn die Oktanzahl zu niedrig ist. Dabei handelt es sich um eine unkontrollierte Verbrennung oder Verpuffung, die die Motorleistung reduziert und im schlimmsten Fall zu einem Motorschaden führt. Bei Sprinti hat dieses qualitativ schlechtere und zum Teil auch sehr verunreinigte Benzin bereits bei den ersten beiden Malen zum Ausfall der Einspritzpumpe und nun letztendlich auch zum verstopften und durch die Verpuffung auch zum Schmelzen des Katalysators geführt. Uns war durchaus bewusst, dass die Spritqualität auf unserer Reise zum Problem werden könnte, daher hatten wir uns auch für einen Benziner und nicht für einen Diesel entschieden, allerdings hatten wir damit erst in Südamerika gerechnet und nicht bereits im Norden des Kontinents. Wie wir aber erfahren, scheint es qualitativ eher genau andersherum zu sein.

Also gönnen wir Sprinti einen neuen Katalysator, die Motoreinstellungen werden für eine niedrigere Oktanzahl optimiert und die Leitungen und der Tank werden gereinigt (heraus kam schwarzer Schlick und anderer Dreck). Die Abschleppkosten für die 380 km hat übrigens Mercedes übernommen 🙂

Dann verlassen wir erneut Albuquerque (und ich sage dieses Mal besser nicht „auf Wiedersehen“!) und trotz des letzten Vorfalls haben uns die Stadt, die Menschen, die Landschaft und eigentlich ganz New Mexico äußerst gut gefallen…es hat einfach einen ganz besonderen Charme.

Nun geht es für uns weiter, denn all zu viel Zeit bleibt uns nun auch gar nicht mehr, bis unser USA-Visum ausläuft…also auf zur letzten Etappe in den Vereinigten Staaten von Amerika!

Heute beenden wir den Artikel doch einfach mal mit einem Feuerwerk (dem Finale) aus Albuquerque…