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Rocky Mountains

Kanada Reiseberichte

Beautiful Canada (#010)

10. Juli 2022

– Icefields Parkway und Jasper Nationalpark –

Dann ist es für uns an der Zeit den Banff Nationalpark hinter uns zu lassen. Wir fahren Richtung Norden und verlassen damit nicht nur den Park sondern auch unsere obligatorischen 8 Grad Celsius…allerdings nicht nach oben, sondern Mitte Juni tatsächlich nach unten…es schneit! Und das ausgerechnet an dem Tag, an dem wir den Icefields Parkway fahren wollen, der vom Banff in den Jasper Nationalpark führt und zu den schönsten Straßen der Welt gehört. Der Icefilelds Parkway ist ein Abschnitt des Alberta Highway 93 und auf knapp 230 km wechseln sich hierbei schneebedeckte Bergspitzen, Wasserfälle, Wälder und mit dem Columbus Icefield auch die größte Gletschermasse in den kanadischen Rocky Mountains ab. Theoretisch…

Praktisch allerdings fahren wir durch Nebel, Schnee und wolkenverhangene Berge, die sich zum Großteil nur erahnen lassen. Wir sind ein wenig enttäuscht, besonders Peter, für den diese Strecke eines der Highlights in ganz Kanada sein sollte. Also entscheiden wir uns kurzerhand den Weg in den kommenden Tagen, wenn besseres Wetter gemeldet ist, noch einmal hin und zurück zu fahren.

Und wir werden belohnt…zwei Tage später fahren wir bei strahlend blauem Himmel den Parkway erneut entlang und kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Massive Bergketten mit tatsächlich schneebedeckten Gipfeln, eine schöner als die andere, türmen sich links und rechts am Wegesrand auf. Zum weißen Schnee, der blaue Himmel, die grüne Flora und die vielen türkisfarbenen Seen und Flüsse…einfach traumhaft und tatsächlich ein absolutes Highlight. Wir sind total begeistert und können nur jedem, der nach Kanada reist, empfehlen, diesen Parkway live zu erleben. Es ist schwer zu glauben, dass wir diesen Weg bereits zwei Tage zuvor gefahren sind und welche Schönheit uns dabei verborgen geblieben war. Weil wir uns bei so vielen schönen Bildern nicht entscheiden konnten, bekommt Ihr nun die volle Dröhnung an Fotos…:)

Wunderschön war auch der Athabascar Gletscher. Er ist eine der sechs Hauptzungen des Columbia-Eisfelds in den kanadischen Rocky Mountains. Durch die klimatische Erwärmung hat sich der Gletscher in den letzten 125 Jahren leider um 1,5 km zurückgezogen und mehr als die Hälfte seines Volumens verloren. Aufgrund seiner Nähe zum Icefields Parkway ist er einer der meistbesuchten Gletscher in Nordamerika.

Als wir am Abend wieder zu unserem Campingplatz in Jasper zurückkehren sind wir ganz beseelt von unseren Eindrücken am Tag. Da hilft nur noch Feuer machen und grillen :). Wir haben einen tollen Campingplatz in der Natur erwischt, der einem absolut nicht das Gefühl gibt, auf einem Campingplatz zu sein…richtig schön. Nicht nur uns, sondern auch einer Herde Elks (was sich am besten mit „Wapiti-Hirschen“ übersetzen lässt) gefällt es sehr gut. So ziehen eine ganze Reihe von Elk-Kühen mit ihren Kitzen auf dem Platz umher und grasen ganz entspannt. Besonders schön zu sehen ist, dass die Menschen auf dem Platz zwar interessiert sind und auch mal Fotos machen, aber genügend Abstand halten und die Tiere in Ruhe lassen. Die Elks scheinen auch nicht all zu sehr an Menschen gewöhnt zu sein, sind da aber unter diesen Umständen „ganz fein“ mit…oder vielleicht doch nicht?

Als die Zeltbesitzer irgendwann zu ihrem Platz zurückkehren und aufgrund der sich darstellenden Lage ziemlich beschränkt aus der Wäsche schauen, schildern wir ihnen was passiert ist. Es stellt sich heraus, dass die Zeltbesitzer wohl irgendetwas duftendes, vielleicht auch Lebensmittel, im Zelt zurückgelassen hatten, was diese Reaktion der Wapiti-Dame hervorgerufen hat. Daher ist es auch verboten, Lebensmittel offen oder im Zelt herumliegen zu lassen. Aber das Zelt ist glücklicherweise unverseht geblieben und war nach 10 Minuten wieder aufgebaut. Wir sitzen an dem Abend noch länger gemütlich am Feuer und genießen das „Drumherum“. Als es gegen 23.30 Uhr dunkel wird (es wird hier derzeit erst sehr spät dunkel) und in der Abenddämmerung ein Koyote an uns vorbeiflitzt, wird es dann aber ganz dringend Zeit, dass wir uns in Sprinti verkriechen. Aber so was von dringend!

Am nächsten Tag steht für uns noch einmal Wandern auf dem Pragramm. Wir entscheiden uns für eine kleine Tour, den „Valley of five lakes“-Trail, der wie der Name schon sagt, an 5 Seen vorbeiführt…alle mit türkisblauem Wasser…ach was fein.

Dann heißt es für uns „weiterziehen“ und so machen wir uns auf den Weg Richtung Vancouver. Dabei überschreiten wir wiedermal eine Zeitzone und liegen nun 9 Stunden hinter Deutschland. Auch lassen wir die Rocky Mountains hinter uns und überqueren erneut die Grenze zum Staat British Columbia. Der Name der Provinz leitet sich vom Fluss Columbia ab. Im Nordwesten grenzt die Provinz an den US-Bundesstaat Alaska, im Norden an die kanadischen Territorien Yukon und die Nordwest-Territorien, im Osten an die Provinz Alberta und im Süden an die US-Bundesstaaten Washington, Idaho und Montana. Insgesamt weist Britisch Columbia eine Bevölkerung von 5 Mio. Einwohnern auf und Hauptstadt ist Victoria. Die ersten Spuren menschlicher Besiedlung reichen knapp 13.000 Jahre zurück. Bei den Ureinwohnern, den First Nations,  unterscheidet man derzeit rund 200 Stämme, zu denen rund 130.000 „Indianer“ gehören. Die große Mehrheit der Bevölkerung von British Columbia ist europäischer Abstammung, im Südwesten leben außerdem rund eine halbe Million Chinesen.

Wie wundern uns sehr, wie sich auf unserem Weg innerhalb von kürzester Zeit die Natur und die Landschaft ändert. Von hohen schneebedeckten Bergen und dichtem Mischwald fahren wir plötzlich durch karge Hügellandschaften…nur um kurze Zeit später wieder durch grüne und dicht bewaldete Täler zu fahren…echt verrückt. Was uns allerdings die ganze Strecke treu begleitet, sind Flüsse (der Thompson River und der Fraser River) und wieder einmal Bahnschienen mit endlos langen Zügen.

Dieses Land bringt uns ein weiteres Mal zum Staunen! Oh beautiful Canada!

Und dann erreichen wir Vancouver…aber dazu beim nächsten Mal mehr!

Kanada Reiseberichte

Der frühe Vogel…(#009)

3. Juli 2022

– Yoho, Glacier und Mount Revelstoke Nationalpark –

Nachdem wir Calgary zum zweiten Mal hinter uns gelassen hatten (s. dazu auch Reisebericht #008 „Calgary – Banff Nationalpark – und zurück“), ging es für uns wieder zurück in den Banff Nationalpark, denn auf unserer “da-möchten-wir-hin-Liste” waren noch ein paar Dinge offen. Wir übernachten am Lake Louise Campground, der sogar so sehr in der Wildnis liegt, dass er von elektrischen Zäunen umgeben ist, um die wilden Tiere (besonders Grizzlies) abzuhalten. Er dient dem Schutz von Mensch und Tier. Die Bären sollen gar nicht erst die Erfahrung machen, dass es in der Nähe von Menschen Futter gibt. Außerdem ist Menschen-Futter (auch mit all seinen Verpackungen) noch lange kein gutes Bären-Futter.

Es regnet und wir haben wieder mal unsere obligatorischen 8 Grad.

Für den nächsten Morgen soll es laut Wetter-App von 4-7 Uhr trocken sein. Das trifft sich gut, denn wir wollen uns den Lake Moraine anschauen. Der Lake Moraine ist ein von Gletschern gespeister See, der sich auf einer Höhe von 1884 m befindet und von zehn Berggipfeln umgeben ist. Seine milchige, smaragdgrüne Färbung hat ihre Ursache in feinen Gesteinspartikeln, die mit dem Schmelzwasser in den See gelangen und vor allem die blaugrünen Anteile des Lichts reflektieren. Aufgrund der Touristenanstürme wird empfohlen bereits vor 6 Uhr morgens da zu sein, um noch einen Parkplatz zu ergattern.

Unser Wecker klingelt also um 4, um 4.50 Uhr schmeißen wir den Motor an (also Sprintis) und um 5.15 Uhr treffen wir am Lake Moraine ein. Auch wenn wir auf unserem Campingplatz noch die einzigen waren, die sich zu dieser Nachtzeit rausgetraut haben, so wundern wir uns doch, wie viel am See schon los ist. Es ist ein typischer Touristen-Hotspot, an dem viele die ideale Filmaufnahme vom Lake Moraine oder dem Sonnenaufgang machen wollen. Mit Sonnenaufgang ist allerdings an diesem Morgen nicht viel los, denn es ist bewölkt. Dennoch tut sich vor uns eine malerische Berg- und Seekulisse auf. Wir wandern zum Aussichtspunkt und auch wir schießen ein paar Fotos (…wenn man schon mal hier ist). Zurück am Campingplatz wird erstmal gefrühstückt und Schlaf nachgeholt. Dann verleben wir noch einen gemütlichen Tag während der Regen draußen aufs Dach prasselt.

Auch am nächsten Morgen klingelt unser Wecker um 4 Uhr, denn der nächste Spot ist ebenfalls ein Touristen-Magnet…wir wollen zum Lake Louise. Der See liegt auf einer Höhe von 1600 m und auch er ist für sein türkisfarbenes Wasser und die schöne Bergkulisse bekannt. Benannt wurde der Lake nach Prinzessin Louise Caroline Alberta, einer Tochter von Königin Victoria (war ja eigentlich klar, dass “Vicky” hier wieder die Finger im Spiel hat). Zusätzlich ist die Gegend Lake Louise mit rund 17 Quadratkilometern auch das größte Skigebiet der kanadischen Rocky Mountains. Im Internet heißt es, dass man am See bereits um 6.30 Uhr Pech haben kann, keinen Parkplatz mehr zu bekommen und die Menschenmassen sich auf den Wanderwegen in der Umgebung tummeln. Bereits um 5.15 Uhr erreichen wir den besagten Parkplatz, noch nicht einmal die Ordner sind vor Ort. Wir sind das dritte Auto! Yippieh! Auch heute haben wir nur ein knappes Zeitfenster von 4 Stunden, in denen es nicht regnen soll und entgegen aller Wettervorhersagen haben wir tatsächlich einen fast wolkenfreien Himmel. Zweites Yippieh! Die Sonne geht langsam auf und hüllt die Umgebung in ein tolles Licht. Nachdem wir uns den See angeschaut haben, machen wir uns auf, die Gegend zu Fuß zu erkunden und wandern hoch auf 2220 m. Und, wir können es kaum glauben, wir tun das tatsächlich ganz allein…keine Menschenseele ist in Sicht. Drittes Yippieh! Wir genießen die Stille und die Natur, auch im Bewusstsein, dass wir uns mitten im Lebensraum vieler wilder Tiere wie Bären, Berglöwen, Schneeziegen (Gruß an meine Familie: Schneeziegen gibt es wirklich und es sind Tiere :)), Luchse, Vielfraßen etc. aufhalten. Peter hatte zuvor noch gesagt, dass wir bei so vielen Touristen nur eins unserer Bärensprays (wir besitzen mittlerweile zwei) mitnehmen müssen, weil sich bei so viel Trubel eh kein Tier trauen würde hervor zu kommen. Ooops! Wir erinnern uns an diesem Morgen an unsere Tour 2019 in Südafrika als wir frühmorgens mit zwei Rangern zu Fuss durch den Krüger Nationalpark gewandert sind…durch kniehohes Gras, vorbei an Büschen und Sträuchern. Neben vielen Tierspuren waren wir dabei auch einem Nashornmännchen begegnet, dass uns genau im Blick behielt. Auf meine Frage, ob an diesem Morgen noch weitere wilde, vielleicht auch gefährliche, Tiere in unserer Nähe waren, die sich uns nur nicht gezeigt haben, antwortete der Ranger: “Ihr glaubt nicht, wie viele Augenpaare Euch soeben beobachtet haben”. Da wurde uns klar, dass die Tiere einem (in den meisten Fällen) nichts tun, wenn man sie in Ruhe lässt und ihren Lebensraum respektiert. Diese Erfahrung machen wir auch an diesem Morgen wieder in dieser traumhaften Umgebung. Wir können unser Glück kaum fassen, mutterseelenallein an einem Ort, an dem sich sonst die Touristen gegenseitig die Füße platttrampeln.

Auf unserer Wanderung kommen wir auch vorbei am Mirror Lake (der heißt so, weil sich dort die Berge im Wasser spiegeln) und am Lake Agnes (diesmal nicht benannt nach einer von “Vickys” Töchtern, sondern nach Susan Agnes Macdonald, der Ehefrau des ersten kanadischen Premierministers, die den See 1890 besuchte). Am Lake Agnes befindet sich auch ein Teehaus, das dort 1905 erbaut und 1981 restauriert wurde und ebenfalls ein Touristenmagnet ist. Dieses öffnet jeden Morgen um 8 Uhr und ist nur über jene Wanderung erreichbar. Da wir bereits um 6.30 Uhr dort eintreffen und es noch geschlossen ist, wandern wir kurzerhand auf einen der umliegenden Gipfel, dem Little Beehive, und kehren pünktlich zur Öffnungszeit wieder zum Teehaus zurück. Mittlerweile trudeln hier auch auch andere Wanderer ein (die ersten Menschen, denen wir heute begegnen) und wir spüren was mit Touristenansturm gemeint es…schon um 8.15 Uhr sind alle Plätze besetzt und es gibt bereits eine Warteschlange. Langsam ändert sich auch das Wetter und der Himmel zieht sich zu. Wir hatten also wirklich Glück, dass wir zuvor noch eine Aussicht mit Sonne und blauem Himmel genießen konnten, davon ist nun nichts mehr zu sehen…es kommt ein wenig Schadenfreude auf…wirklich nur ein klein wenig.

Wir trinken unseren Tee, essen unser Sandwich und machen uns auf zum Abstieg. Auf dem Weg kommen uns hunderte Wanderer entgegen, die alle das gleiche Ziel haben wie wir ein paar Stunden zuvor. Wir ernten den ein oder anderen neidischen Blick, als wir beschwingt den steilen Weg hinunterlaufen, während wir so manchen mächtig schnaufen hören. Wir sind zu dem Zeitpunkt tatsächlich die einzigen, die bergab laufen. Hat auch was :)! Wieder ein klein wenig Schadenfreude. Was wir allerdings verpasst haben, ist eine Grizzly-Mutter mit ihren drei Jungen, die sich unten am Weg gezeigt hat und wovon uns einige Wanderer berichteten. Tja, das haben wir jetzt von unserer Schadenfreude! Zurück am Lake Louise angekommen, wissen wir nun, was das Wort “Besucheransturm” bedeutet…alles ist proppevoll und jeder möchte das schönste Foto erhaschen. Ein Selfie jagt das nächste und gefühlt ist jede Nation vertreten. Und wir reden hier von 9.15 Uhr am Morgen! Wir machen uns schnell aus dem Staub und fahren geschafft und zufrieden zurück zum Campingplatz. Nach einer heißen Dusche hören wir, wie wieder langsam der Regen aufs Dach prasselt. Mit diesem Geräusch schlafen wir ein.

In den nächsten Tagen verlassen wir den Banff Nationalpark Richtung Westen und erreichen nach kurzer Zeit den Yoho Nationalpark in der Provinz British Columbia. Der Yoho ist ein 1310 km² großer Nationalpark und gehört seit 1984 zusammen mit dem Banff-Nationalpark, dem Jasper-Nationalpark und dem Kootenay-Nationalpark zum Weltnaturerbe der UNESCO. Zwischen seinen Bergen Mount Field und Mount Wapta, liegt die Formation des Burgess-Schiefers, eine der bedeutendsten Fossillagerstätten aus der Zeit des mittleren Kambriums (eine Zeitspanne der Erdgeschichte, die dem Zeitraum von vor 541 bis vor 485,4 Millionen Jahren entspricht). Im Burgess-Schiefer wurden Fossilien von über 120 verschiedenen Meerestieren aus der Zeit vor 515 Millionen Jahren gefunden.

Gerne hätten wir im Yoho auch die Takakkaw Falls besucht, die mit einer Höhe von 381,1 m zweithöchsten Wasserfälle Westkanadas. Diese sind aber aufgrund der Witterungsverhältnisse (man sinkt derzeit noch bis zur Hüfte in den Schnee ein) bis Ende Juni geschlossen und so verpassen wir sie ganz knapp. Stattdessen besuchen wir den Emerald Lake und die Natural Bridge, eine aus Felsformationen durch Risse entstandene „Brücke“.

In dem Ort Field (mit lediglich 230 Einwohnern die einzige Gemeinde im Park) werden wir Zeuge davon, wie Mensch und Tier hier in Kanada zusammenleben und sind live dabei, als ein Schwarzbär (wir nennen ihn kurzerhand Bärtie…keine Angst, bei uns bekommt nicht alles einen Namen!) fast den Highway lahmlegt. Aber seht selbst…

Das Verjagen mit den Gummipatronen hat übrigens nur bedingt geholfen, denn bereits ein paar Stunden später und auch an den zwei Folgetagen, sehen wir Bärtie an dieser Stelle noch weitere fünf Mal.

Am nächsten Tag fahren wir für einige Stunden in eine andere Zeitzone und erkunden zwei weitere Nationalparks, den Glacier und den Mount Revelstoke. Im Glacier Nationalpark liegt über 50 % der Parkfläche oberhalb der Baumgrenze von 2000 Metern, zwölf Prozent des Parks sind ganzjährig von Eis und Gletschern bedeckt und im Park fallen bis zu 17 Meter Neuschnee pro Jahr. Diese Schneemengen gehören zu den ergiebigsten der Welt und speisen die über 400 Gletscher. Mitten durch den Park führt der Trans-Canada-Highway über den Rogers Pass, der wegen seiner Bedeutung beim Bau der ersten transkontinentalen Eisenbahn durch die Canadian Pacific Railway als National Historic Site of Canada geschützt ist. Und genau diesen Pass fahren wir und begegnen dabei u.a. Schwarzbären, Schneeziegen und Dickhornschafen.

Auch erleben wir wieder einmal eine wunderschöne Landschaft mit atemberaubenen Bergketten, da kann auch die ein oder andere Wolke das Bild nicht trüben…manchmal sogar ganz im Gegenteil. 

Der Mount Revelstoke Nationalpark gehört mit einer Fläche von 260 km² zu den kleineren Nationalparks in Kanada und ist wegen seiner Lage im Hochgebirge nur in den Sommermonaten Juli bis September voll zugänglich. Erschlossen wird der Park im Wesentlichen durch eine Stichstraße, der Mount Revelstoke Summit Road, die auf 26 km Länge durch drei Vegetationsstufen bis fast auf den Gipfel des Mount Revelstoke (1860 m) führt. Die unterste kolline Höhenstufe bis etwa 1300 m, liegt im weltweit größten Regenwald der gemäßigten Breiten im Binnenland. Dieses Ökosystem ist auf Niederschläge von mehr als 1000 mm im Jahr angewiesen – ein Wert, der vor allem an Meeresküsten erreicht wird. Dank der wasserreichen Ebene vor den Columbia Mountains führen Westwinde hier ausreichend Feuchtigkeit mit sich, so dass sie beim Aufsteigen an der ersten Bergkette genug Steigungsregen für einen Regenwald abregnen. Und das bekommen wir auf dem Rückweg auch hautnah mit…die Wolken hängen regelrecht in den Bergen fest und am Himmel lässt sich die gesamte Farbskala von hellgrau bis dunkelschwarz (jawohl, die “Farbe” existiert!) ablesen. Dann bricht es heraus und es gießt wie aus Eimern…ich habe noch nie so große Hagelkörner gesehen und äußere Peter gegenüber meine Bedenken bezüglich eines möglichen Hagelschadens für Sprinti. Der hingegen antwortet nur, unsere Dachluken seien viel mehr in Gefahr…ja super, das beruhigt mich ja jetzt!

Letztendlich geht zum Glück aber alles gut und wir erreichen heil und unversehrt wieder unseren Campingplatz…was ein schöner Tag!

Bis nächste Woche!

Kanada Reiseberichte

Calgary, Banff Nationalpark…und zurück (#008)

19. Juni 2022

– Wenn es mal wieder anders läuft als geplant… –

Nachdem wir den Waterton Nationalpark hinter uns gelassen hatten, ging es für uns weiter Richtung Calgary…wir brauchten nämlich dringend einen Campingplatz an dem wir unsere Wäsche waschen konnten. Gesagt – getan. Calgary, was im schottisch-gälischen „Strand an der Wiese“ bedeutet, ist mit 1,2 Mio. Einwohnern die viertgrößte Stadt Kanadas und trug 1988 als erste kanadische Stadt die Olympische Winterspiele aus. Ihr schnelles Wachstum verdankt Calgary ihrem Status als Zentrum der kanadischen Ölindustrie. Daneben pflegt sie aber auch ihre Western-Kultur, vor allem mit der jährlichen Calgary Stampede im Juli, die sich von einer einfachen Landwirtschaftsausstellung zu einem riesigen Festival mit zahlreichen Rodeoveranstaltungen entwickelt hat. Leider werden wir das zeitlich verpassen.

Da uns momentan noch nicht wirklich wieder nach einer Großtstadt ist, lassen wir Calgary (mit sauberer Wäsche) relativ schnell hinter uns…nicht ahnend, dass wir schon sehr bald wieder hier sein würden. Dieses Mal besuchen wir lediglich den „Heritage Park“, um noch mehr über die kanadische Geschichte zu erfahren. Wie wir während unseres Besuchs dort schnell feststellen, ist der Park doch sehr für Kinder ausgelegt, aber ein paar geschichtliche Infos erhalten wir dann doch. Es sind viele alte Gebäude des 19./20. Jahrhunderts rekonstruiert worden, zum Teil sogar noch aus dem Originalholz. Die Angestellten des Parks sind gekleidet wie zu dieser Zeit und erläutern einem näheres zu dem damaligen Leben. In einer alten Bar treffen wir den „Thekenwirt“, der auch wissen möchte, woher wir denn kommen. Als wir Deutschland sagen, zückt er eine detaillierte deutsche Landkarte, die tatsächlich auch unsere Heimatdörfer im Münsterland, Havixbeck und Neuenkirchen, aufzeigt. Da sind wir wieder beim Thema „so klein ist die Welt“.

Dann verlassen wir Calgary auch schon wieder und fahren weiter entlang der Rocky Mountains in den Banff Nationalpark…ein Ziel auf das Peter übrigens schon sehr lange hinfiebert. Wir haben einen schönen (mein Vater würde sagen: „idyllischen“) Campingplatz mitten im Wald und sind trotzdem gar nicht so weit weg von dem Örtchen Banff, das einen irgendwie an einen Skiort in den Alpen erinnert. Am nächsten Tag steht dann wieder Wandern auf dem Programm…rauf auf den Tunnel Mountain. Eigentlich gar keine so schwierige Wanderung, aber wir sind unmotiviert und die Beine sind schwer. Uns wird mal wieder bewusst, dass es uns so manches Mal nicht so einfach gelingt einen Gang herunterzuschalten…unsere Tage sind oft recht vollgepackt, so dass wir machmal schlecht zur Ruhe kommen. Das ist vielleicht schwer nachzuvollziehen, weil wir doch im Urlaub sind und eigentlich frei haben. Einerseits stimmt das, andererseits sind wir nicht im Urlaub, sondern auf Reisen. Neben dem Fahren, und der Organisation von tagtäglichen Dingen, wie einkaufen, kochen etc. kostet uns auch die Recherche nach unseren nächsten Zielorten und Übernachtungsmöglichkeiten, dazu das schlechte oder teils gar nicht vorhandene Internet, viel Zeit. Außerdem gilt es auch die Wettervorhersage, Dusch- und Waschmöglikeiten, Wasserauf- und Ablassorte zu berücksichtigen. Zusätzlich gibt es natürlich wahnsinnig viel zu sehen und zu entdecken. Alles in allem wird uns also nicht langweilig und wir sind auch noch nicht wirklich dazugekommen, mal ein Buch zur Hand zu nehmen. Aber wir wollen uns gar nicht beschweren, schließlich haben wir es selber in der Hand! So entscheiden wir uns deshalb, es zukünftig ein wenig ruhiger angehen zu lassen…und damit fangen wir auch direkt mal an. Auf dem Rückweg verkürzen wir unsere Wanderung und kehren in dem Örtchen Banff bei einer Brauerei ein. Bei strahlendem Sonnenschein sitzen wir draußen und machen bei einer großen Portion Käse-Nachos eine Bierprobe (das haben wir uns ja auch verdient!) Und welches Bier schmeckte uns wohl am besten? Peter mochte am liebsten das „holländisch angehauchte“, ich das Belgische…ich will nicht wissen, welches unser Favorit gewesen wäre, hätte es dort Rolinck gegeben :). Wir verleben dort einen wunderschönen Nachmittag…so lässt es sich aushalten!

Und mit dem ruhiger angehen lassen, machen wir auch direkt am nächsten Tag weiter…den nächsten Berg „besteigen“ wir mit der Gondel…hach, was fein! Es ist der 2451m hohe Sulphur-Mountain, der uns wieder eine wunderschöne 360 Grad-Aussicht beschert.

Dann geht es für uns weiter Richtung Norden. Wir bleiben im Banff-Nationalpark und sind wieder an einem Campingplatz im Wald. Da es in den Nationalparks viele wilde Tiere wie Grizzlys, Schwarzbären, Wölfe, Moose (kanadische Elche), Wapiti-Hirsche etc. gibt, darf man nur auf Campingplätzen übernachten. Man steht meist mitten in der Natur, nicht überall gibt es Duschen und nur selten die Möglichkeit seine Wäsche zu waschen. Sein Essen darf man nicht draußen oder im Fahrzeug sichtbar liegen lassen, da dies die Tiere anlockt. Wir haben auch eine Kühlbox gesehen, die von einem Bären zerstört wurde…das ist dann kein Spaß, sag ich Euch! Auch die öffentlichen Mülleimer haben hier eine spezielle Vorrichtung, damit Bären sie nicht aufbekommen. Besonders in den Parks wird sehr auf den Schutz der Natur und den Lebensraum der Tiere geachtet…was wir sehr begrüßen. Nachdem wir an unserem Plätzchen angekommen sind, nutzen wir die letzten Sonnenstrahlen und machen einen auf Kanadier…wir machen Feuer (natürlich nur in speziellen Feuerschalen)! Ihr wisst, wer da wortwörtlich wieder „Feuer und Flamme“ war! Für die nächsten Tage ist Regen gemeldet. Trotzdem haben wir wettermäßig mal wieder Glück, dass wir bereits in den Rocky Mountains sind, denn die halten gerade die Unwetter und starken Regenfälle zurück, die sich in den Gegenden davor ergießen und für ziemliche Überflutungen in der Region sorgen. Bei uns sind nur leichtere Regenfälle angesagt, aber wir nutzen die Gelegenheit frei nach dem Motto: „Heute nichts erlebt…auch schön!“ und buchen uns an dem Campingplatz sofort für drei Übernachtungen ein. Es wird gechillt bis der Arzt kommt…das ist zumindest unser „Plan“. Am ersten Tag klappt das auch ganz gut. Draußen regnet es bei 8 Grad (ja, wiedermal „unsere“ 8 Grad) und wir haben es in unserem Sprinti richtig gemütlich.

Allerdings ist es schon am nächsten Tag vorbei mit „schön gemütlich“, als um die Mittagszeit plötzlich unsere Heizung eine Fehlermeldung aufzeigt und sich ausstellt. Die nächsten Stunden verbringen wir also damit den Fehler zu finden und zwar mit offener Hecktür (sonst kommt man an die Heizung ja nicht dran), offener Seitentür (ansonsten wird man drinnen durch die Abgase (es ist ja eine Benzin-Standheizung und unser Warnmelder schlägt schon Alarm) vergast, im Regen und unter ständigem Hoch- und Runterfahren der Heizung. Aus dem Abgasrohr steigt schwarzer und weißer Rauch (nein, es gibt keinen neuen Papst) auf und nach merkwürdigen Geräuschen und einer Stichflamme geben wir nach Stunden auf…die Heizung bleibt also aus. Im Wagen ist es mittlerweile echt kalt…auch dank der zuvor offenen Türen. Trotzdem riecht es auch immer noch nach Abgasen, als wir uns abends mit je drei Decken, langem Schlafanzug und Socken ins Bett kuscheln…ja gute Nacht! Ob Ihr es glaubt oder nicht, Peter friert ja immer an den Augäpfeln, wie er sagt! Da hilft laut Peter noch nicht mal „Augen zu und durch!“

Am nächsten Morgen rufen wir direkt Waldemar, unser Heizungsfachmann in Deutschland (s. dazu auch den Artikel „Sprinter – Der Ausbau beginnt“) an, denn das war am Vortag aufgrund der Zeitverschiebung nicht mehr möglich gewesen. Er hat eine Vermutung, woran es liegen könnte. Unser nächster Schritt ist also, jemanden zu finden, der sich hier in Kanada mit unserer Heizung auskennt. Wir haben Glück im Unglück…es gibt eine Firma in Calgary…was für uns mit 120km Entfernung immer noch die nächst größere Stadt ist. Wir bekommen an dem darauffolgenden Tag einen Termin. Also heißt es für uns: „vorbei mit chillen“ (das war es am Vortag ja eigentlich auch schon) und wir machen uns auf zurück nach Calgary. Eigentlich sollte es für uns an dem Tag weiter in den Norden zum Lake Louise gegangen sein, aber den Campingplatz sagen wir kurzerhand wieder ab. Wir nutzen den Nachmittag in den Vororten von Calgary, um unseren Kühlschrank wieder aufzufüllen und fahren mit Sprinti in die Waschanlage…das wurde auch Zeit nach dem ganzen Prärie-Staub! Leider darf man hier nicht auf einem Walmart-Parkplatz übernachten, aber wir finden einen Parkplatz einer Einkaufsmall, bei dem man sich nur registrieren muss und fertig. So stehen wir hier mit zwei weiteren Campern und haben somit dank Internet (wohlgemerkt sehr langsamen Internet) die Möglichkeit einen Beitrag zu schreiben…das hätte im Wald im Nationalpark nämlich gar nicht funktioniert. Am nächsten Tag geht es dann für uns zur Werkstatt. Savannah und Joe kümmern sich um uns und um Sprinti. Alle sind sehr freundlich und kompetent. Wir nutzen die Wartezeit und das schnelle Internet (yippieh!), um den Artikel weiter fertigzustellen und um Dinge zu recherchieren. Eine Lösung für die Heizung haben wir auch. Aufgrund der Höhenluft in den Rocky Mountains konnte die Verbrennung nicht richtig funktionieren, was dann zu den Problemen geführt hat. Peter wird in einem der zukünftigen Ausbau-Artikel noch einmal näher auf das Thema Heizung eingehen. Wir freuen uns jetzt erstmal, dass wir auch gegen Kälte wieder gut gerüstet sind….die 8 Grad oder weniger machen uns also nichts mehr aus! 🙂

Ja, so ist das manchmal mit den Plänen…aber hey, dann ist das halt so! Wir behalten unsere „Chill-Life-Balance“ weiter im Blick und freuen uns auf alles, was da noch so kommt.

Ende gut, alles gut!

P.S. Für uns geht es jetzt wieder zurück in die Rocky Mountains (in die Nationalparks Banff und Jasper) mit vermutlich wenig Chancen auf gutes Internet. Daher können wir noch nicht versprechen, wann der nächste Artikel erscheinen wird. Unter unserer Rubrik „Route“ könnt Ihr aber regelmäßig sehen, wo wir uns gerade aufhalten.

Kanada Reiseberichte

Von der Prärie bis in die Rocky Mountains (#007)

12. Juni 2022

Manitoba – Saskatchewan – Alberta

Weil Kanada so groß ist (wir reden hier schließlich vom zweitgrößten Land der Erde) und wir nur drei Monate hier bleiben können (was eher mit unserer KFZ-Versicherung als mit unserem Visum zusammenhängt), müssen wir uns entscheiden, was wir sehen und wo wir hinfahren wollen. Weil es in den Staaten Alberta, British Columbia und Yukon noch so viele Nationalparks und beeindruckende Natur zu entdecken gibt, entscheiden wir uns, die Provinzen (Staaten) Manitoba und Saskatchewan ein wenig zu vernachlässigen. So durchkreuzen wir in zwei Tagen zwei Zeitzonen und drei Provinzen. Wir fahren auch durch die Hauptstädte Winnipeg und Regina. Letztere ist die Stadt, die geographisch am ehesten dem Mittelpunkt Nordamerikas entspricht. Ganz in der Nähe, in Moose Jaw, machen wir kurz halt, weil ich auf Nummer sicher gehen will, ein Moose (kanadischer Elch) auch mal im Nahen vor die Kamera zu bekommen :).

Dann geht es seeehhhrr viel geradeaus (durchaus auch mal 400km am Stück). So weit, dass unsere Kommunikation im Auto sich wie folgt anhört: „Peter, bereite Dich darauf vor, in 10km müssen wir rechts!“ oder „Denise guck mal, da ist eine Kurve!“ Klingt alles sehr langweilig, ist es aber gar nicht, denn es gibt einiges zu gucken und zu bestaunen. Wir fahren vorbei an Zügen mit sage und schreibe über 150 Wagons. Füchse, Schlangen, Präriehunde, Rehe, Antilopen, Weißwedelhirsche (die waren mir zuvor auch unbekannt), Rostbrachvögel (die kannte ich natürlich), Kanadakraniche und viele Greifvögel säumen unseren Weg. Die Landschaft hat sich mittlerweile verändert und so gibt es hier anstatt von Bäumen und Wäldern, unendliche Weite und Graslandschaften…wir sind angekommen in der Prärie. Der Wind peitscht unwahrscheinlich auf dieser freien Fläche und es ist gar nicht immer so einfach Sprinti in der Spur zu halten. Peter macht das übrigens super, auch bei teilweise sehr schlechten Straßen mit Löchern, die so tief sind als würde man fast den Mittelpunkt der Erde erreichen. Peter übernimmt momentan einen Hauptteil des Fahrens, weil er gerne fährt und ich gerne gucke. Außerdem ist so ein Beifahrer-Job auch nicht zu unterschätzen…Navi im Blick halten, für die Verpflegung des Fahrers sorgen, sich um das richtige Entertainmentprogramm in Sachen Radio, Spotify (oder was es sonst noch gibt) kümmern, Augen offen halten und den Fahrer warnen bei Schlaglöchern, Bahnschienen oder Hindernissen auf der Straße, einen Blick haben für die Schönheiten der Natur und der Tierwelt und blitzschnell reagieren, um es fotografisch auch festzuhalten…was nicht immer so einfach ist, weil sich die Foto-App oder das Fenster nicht schnell genug öffnen lassen, ich aufpassen muss, dass mir vor lauter Schlaglöchern oder Gegenwind das Handy nicht aus der Hand und somit nach draußen fliegt und weil sich auch Leitplanken und Strommasten gerne mal mit aufs Bild schmuggeln. Ihr seht, ein guter Beifahrer zu sein, ist ein Fulltime-Job!

Das Problem mit dem peitschenden Wind erkennen wir auch bei den riesigen Trucks, die hier unterwegs sind und manchmal ganz schön ins Schlingern geraten. Wir haben teilweise so starken Gegenwind, dass wir an einem Tag durchaus auch schon zweimal die Tankstelle anfahren mussten, weil es den Spritverbrauch so arg in die Höhe getrieben hat. Sprinti gibt alles!

Wir fahren weiter in den Süden und erreichen kurz vor der US-Grenze den Grassland Nationalpark, in dem im Jahr 1874 die ersten Fossilien von Dinosauriern in Kanada entdeckt wurden. Vor allem ist es heute aber auch wieder die Gegend freilaufender Bisons. Über 120 Jahre lang waren sie hier ausgerottet, bevor sie 2006 wieder angesiedelt wurden und in diesem Nationalpark mittlerweile eine Population von 500-650 Tieren aufweisen.

Und einen besonders tollen Sternenhimmel soll es hier auch geben, weil die Lichtverschmutzung so gering ist, dass dieser Ort zu den dunkelsten Kanadas gehört. Und für Astronomie und „Sterne gucken“ ist Peter immer zu haben…sogar so sehr, dass er unter einem romantischen Sternenhimmel sein Handy zückt und mit Hilfe einer App damit beschäftigt ist, zu schauen, wo sich denn z.B. der „Ursa Major“ (der große Bär) oder irgenwelche Planeten befinden. In voller Hoffnung auf diesen „romantischen“ Moment, stellen wir uns nachts um 2.30 Uhr den Wecker, um den Himmel in voller Pracht zu betrachten. Und es ist wirklich stockduster. Ich bin mal wieder ungeduldig und werfe mir nur schnell eine Jacke über (Socken werden auch angzogen, ich möchte ja nicht wieder eine Nierenbeckenentzündung bekommen) und dann will ich raus und gucken. Und während ich die große Schiebetür von Sprinti öffne, fällt mir plötzlich ein, dass wir hier vor nachtaktiven Koyoten gewarnt wurden…oops! Ich stelle mir vor, da steht (mindestens) einer direkt vor der Tür und der hat sich nun so erschreckt, dass er sich zähneflätschend vor mir aufbäumt. Ich gucke, erkenne aber nichts…ob der überhaupt Lust auf eine Anfang 40-jährige, mit zerzausten Haaren, im Schlafanzug und mit Birkenstock-Latschen hat? Ich denke nicht und trete heraus. Ach ja, es gibt hier übrigens auch Klapperschlangen…aber ich habe ja zum Glück Socken an :)! Peter ist mittlerweile auch soweit. Über uns erstreckt sich ein wahnsinnig schöner Sternenhimmel, wie wir ihn zuletzt in Neuseeland gesehen haben, und auch die Milchstraße ist gut zu erkennen. Weil wir dies irgendwie auch bildlich festhalten wollen, aber ja auch nur mit unseren Handykameras ausgestattet sind, versuchen wir unser Glück mit Stativ, dem Sternenmodus und einer Belichtungszeit von je 4 Minuten. Das probieren wir ganze dreimal und so langsam wird es echt kalt…den Koyoten und Klapperschlangen anscheinend auch, weil die lassen sich nicht blicken. Wir reden hier immerhin auch von 6 Grad Außentemperatur…gut, dass sie in ihrem Bau bleiben. Als wir recht durchgefroren mit unserem Fotoergebnis zufrieden sind (also ich, Peter hätte es gerne noch perfekter gehabt), huschen wir schnell wieder in unseren „Bau“ und schlafen sofort wieder ein. Ich soll von Peter noch ergänzen, dass er sich nochmal genauer mit dem Thema „Astrofotografie“ auseinandersetzen will, weil man die Milchstraße und alle Feinheiten auf den Fotos ja gar nicht genau erkennen könnte. Hier also die Ergebnisse von unserem ersten kanadischen Sternenhimmel (samt Sternschnuppe)…bitte einzeln anklicken!

Am nächsten Tag erkunden wir weiter den Park mit seiner schönen Landschaft und der beeindruckenden Natur. Es fasziniert uns zu erfahren, wie es für die Menschen damals vor über 100 Jahren war als sie sich hier niedergelassen haben. Voller Hoffnung wollten sie hier neu beginnen, weil man ihnen ein Stück Land versprochen hatte. Und dann fanden sie sich teils in dieser Einöde wieder, in dem die äußeren Bedingungen ein Leben fast unmöglich machten. Wir lesen, dass z.B. eine Familie, die Land auf einem Berg erhalten hatte, täglich mehrere Male je einen Kilometer hoch unter runter laufen musste, nur um an Wasser im Tal zu gelangen. Auch die harten und langen Winter- , dazu die trockenen und heißen Sommermonate sorgten dafür, dass viele Neuankömmlinge aus Europa die Prärie wieder verlassen haben. Auch heute ist hier lediglich Viehhaltung möglich.

Auf einem einsamen Hügel inmitten der Prärie treffen wir an diesem Tag auf eine deutsche Frau, die gemeinsam mit ihren zwei Teenager-Söhnen seit 10 Monaten durch die USA und Kanada reist. Sie ist Lehrerin und ihr Sabbatjahr endet am 06.08.2022, d.h. sie treten langsam den Rückweg an. Uns wird bewusst, dass wir, auch nach 6 Wochen unterwegs, immer noch am Anfang unserer Reise stehen und wie schön und wertvoll es ist, wie viel Zeit noch vor uns liegt.

Am darauffolgenden Tag wollen wir eigentlich Wandern gehen, um die Bisons aus der Nähe zu beobachten. Die Kühe sind kurz vorm Kalben und halten sich derzeit zusammen an einem Ort im Park auf…die lassen wir lieber in Ruhe. Die Bullen haben ihre Arbeit vollbracht und sind daher momentan recht entspannt in Gruppen von 2-3 Tieren unterwegs. Am Vorabend hatten wir bereits eine solche Gruppe aus der Ferne entdeckt. Doch leider ist für diesen Tag ordentlich Regen gemeldet, so dass eine Wanderung im Park auch aus Sicherheitsgründen keinen Sinn macht. Also fahren wir schweren Herzens und in der Hoffnung, dass wir in anderen Parks nochmal die Gelegenheit haben werden freilaufende Bisons zu sehen, weiter. Auf unserem Weg raus aus dem Park begegnen uns Koyoten…es gibt sie also wirklich! Zusätzlich säumen die nächsten Stunden tausende (wirklich tausende) Ground Squirrels unseren Weg und kreuzen voller Panik die Straße. Leider gelingt es uns bei zweien nicht, ihnen auszuweichen. Es gibt hier die unterschiedlichsten Arten von Präriehunden. Wir begegnen hauptsächlich dem „Black-tailed Prairie Dog“ und dem „Ground Squirrel“ (Ground=Boden, Squirrel= Eichhörnchen → wir nennen sie also „Bodenhörnchen“). Letztere sind ungefähr so groß wie Hamster oder Eichhörnchen und flitzen auch in den Tagen zuvor schon zu hunderten über unseren Campingplatz. Wer mich kennt weiß, dass ich eine Abneigung habe gegen alle Nager, die kleiner sind als ein Kaninchen (außer Eichhörnchen vielleicht). Aber diese kleinen „Bodenhörnchen“ sind eigentlich ganz sympathisch, wie sie schnell in ihre Löcher zurückflitzen, wenn man in ihre Nähe kommt. Sie sind nicht aufdringlich und lassen einen in Ruhe, was ich sehr begrüße. Also alles gut.

Für uns geht es weiter Richtung Westen und wir erreichen den nächsten Staat Alberta. Alberta ist die westlichste Prärieprovinz Kanadas und aufgrund umfangreicher Ölvorkommen auch Kanadas reichste. Ihre Hauptstadt ist Edmonton, die größte Stadt hingegen ist Calgary.

Und wie wir so einen Südwest-Kurs einschlagen sind sie plötzlich da…die Rocky Mountains! Mit ihren schneebedeckten Gipfeln türmen sie sich vor uns auf. Die Rocky Mountains sind Teil der von Alaska bis Feuerland reichenden Kordilleren und werden uns also unsere ganze Reise bis in den Süden begleiten. Für uns sind sie zudem ein Meilenstein, weil wir nach knapp 8000 km nun wirklich im Westen Kanadas angekommen sind. Wir übenachten im Waterton Lake Nationalpark und machen uns am nächsten Tag auf, um in die Berge zu wandern. Es scheint hier vor einiger Zeit gebrannt zu haben, weil ein großer Teil der Bergkette vom Feuer gezeichnet ist. Auch wenn viele Bäume zerstört worden sind, sieht man, wie die Natur sich das Land langsam zurückerobert. Wir haben uns einen Wanderweg der Kategorie „schwer“ ausgesucht, der hier „Bertha“ genannt wird. Und die Bertha hat es wirklich in sich! Sonne, Wind, Regen, Schnee…alles dabei. Aber wir sind gut vorbereitet und ausgestattet. So erleben wir auch nochmal etwas Winter (in den vergangen Wochen hatten sich Winter, Frühling und Sommer regelmäßig abgewechselt und wir finden uns immer wieder bei unseren obligatorischen 8 Grad Celsius wieder…ob am Tag oder in der Nacht).

Auch auf dieser Wanderung erleben wir gefühlt drei Jahreszeiten, einige Wasserfälle und viele Leute, die uns entgegen kommen, weil sie den Aufstieg nicht geschafft haben. Aber wir halten durch und werden zu guter Letzt mit einem Blick auf einen zum Teil noch zugefrorenen Bergsee belohnt. Der Wind pfeift zwar und wir stehen mitten im Schnee, aber wir sind umgeben von den Rocky Mountains und es sind beeindruckende Bilder…danke Bertha!

Als wir wieder zurück am Sprinter sind, hilft uns ein heißer Tee, um sich wieder aufzuwärmen. Wir kochen uns noch etwas zu essen und fallen dann hundemüde ins Bett…der Muskelkater kommt garantiert!

Viele Grüße und bis zum nächsten Mal…