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Rio Dulce

Reiseberichte Guatemala

Guatemala Teil 1 (#047)

30. April 2023

– Was ein interessantes Land –

Von Belize aus erreichen wir das Land Guatemala. Guatemala ist mit etwa 16,9 Mio. Einwohnern der bevölkerungsreichste Staat in Zentralamerika. Es grenzt im Südosten an Honduras, im Süden an El Salvador, im Norden an Mexiko und im Osten an Belize. Das Land grenzt zudem auch an zwei Ozeane…im Osten an den Atlantischen Ozean (Golf von Honduras und Teil des Karibischen Meeres) und im Südwesten an den Pazifischen Ozean. Wir sind also gespannt!

Als erstes heißt es wieder „Grenze überqueren“…dieses Mal von Belize nach Guatemala (s. dazu auch unsere Route). Auch Michaela und Peter sind mit von der Partie. Starten wir also an der Belize-Grenze…dort in Gebäude Nr. 1 an Schalter Nr. 1, um die Gebühr für den gesamten Abmeldevorgang zu bezahlen, dann weiter zu Schalter Nr. 2, dort erhalten wir den Ausreise-Stempel in unseren Reisepass. Danach geht es ins Gebäude Nr. 2, wo wir Sprintis Ausreise dokumentieren lassen müssen. Das geht alles relaitv fix und damit ist die Ausreise aus Belize auch schon besiegelt…weiter geht’s!

Mit Unterlagen und Pässen gewappnet, fahren wir auf das Grenzgelände von Guatemala und noch bevor wir aussteigen können, „kleben“ junge „Männer“ (den Jüngsten schätze ich auf 12) an uns (man nennt sie hier „Pusher“) und wollen uns helfen reibungslos durch die Grenzkontrolle zu kommen. Das ist ja was für mich, wittere ich doch direkt wieder das Schlimmste! Allerdings muss ich auch gestehen, ist an dieser Grenze eine Hilfe gar nicht mal so schlecht…ist das ganze Prozedere doch so ein unkoordiniertes Hin- und Her, dass man da ansonsten absolut den Überblick verliert. Wir starten mit der Desinfizierung unseres Wagens…dieses Mal ist es kein Spalt im Boden aus dem nichts herauskommt (s. dazu Artikel „Belize #046“), sondern eine Art Waschanlage, die uns seitlich leicht „bedampft“, als wir durch sie hindurch fahren. In Gebäude Nr. 1 an Schalter Nr. 1 (dieses Mal nur eben halt einige hundert Meter weiter auf der guatemaltekischen Seite), erhalten wir unseren Einreisestempel im Reisepass und werden von unserem Pusher auf die andere Straßenseite geführt, wo in einer Holzhütte (ja, Ihr habt richtig gelesen…in einer „Holzhütte“! s. Foto) ein Kopierer steht und eine freundliche Dame den Einreisestempel im Pass für uns kopiert. Damit gehen wir wieder in das Gebäude Nr. 1 und stellen uns an Schalter Nr. 2 an, bei dem nach ca. 30 Minuten ein Grenzbeamter die Kopien unserer Dokumente entgegennimmt und mit uns rausgeht, um Sprintis Fahrzeugidentifikationsnummer zu prüfen. Was wir an Lebensmitteln etc. mit uns führen, interessiert hier übrigens niemanden. Dann betreut dieser besagte Grenzbeamte zwischenzeitlich noch andere Einreisende, ist dann plötzlich verschwunden und händigt uns zu guter Letzt doch noch den benötgten Zahlschein aus. Mit diesem laufen wir erneut rüber zur Kopier-Hütte, und bezahlen den Zahlschein bar bei der nette Dame, die daraufhin per ihrem privaten Online-Banking (ja genau, „ihrem privaten Online-Banking“) gegen eine kleine Gebühr die Rechnung begleicht. Nach vollendeter Zahlung führt uns unser Pusher (während des ganzen Prozesses kleben diverse Pusher noch immer an uns) zurück ins Gebäude, wo wir dann an Schalter Nr. 2 unser Dokument für Sprintis-Einreise erhalten. Nachdem der Pusher von uns einen kleinen Obolus für seine Dienste erhält, soll es das dann eigentlich auch gewesen sein. Doch nach Überqueren der Grenzbrücke stoppt uns eine doch recht energische Gemeindemitarbeiterin, um eine kleine Gebühr für das Überqueren der Brücke einzuziehen. Dann haben wir es aber wirklich geschafft! Reicht aber auch! Allerdings haben wir uns sagen lassen, dass uns da noch ganz andere Grenzübergänge erwarten werden. Juhuu, sag ich da nur!

Dann ist es für uns an der Zeit Guatemala zu entdecken…wir hatten zuvor von katastrophalen Straßenverhältnissen gehört und kurz nach der Grenze schwant uns auch schon Böses, als wir eine ganze Zeit auf einer huckeligen, sandigen und ungeteerten Straße unterwegs sind. Doch das ändert sich dann schnell und rückblickend muss ich sagen, dass wir in Guatemala oft auf neu geteerten Straßen (da hatten wir wohl Glück) unterwegs waren. Daher können wir uns, was die Straßenverhältnisse (zumindest auf den Straßen, auf denen wir unterwegs waren) in Guatemala absolut nicht beschweren. Eine Gemeinsamkeit mit Mexiko stellen wir allerdings schnell fest…auch hier wird wieder allerhand transportiert…egal auf welchem Wege. Ganz hoch im Kurs ist erneut das Transportieren von Menschen auf Ladeflächen und mit mindestens drei Personen (ohne Helm wohlgemerkt) auf Motorrädern. Auch ganze Familien auf einem Roller haben wir entdeckt, bei dem die Mutter ihren Säugling auf dem Arm seelenruhig stillt…wir müssen gestehen, hier läuft alles etwas anders ab als zu Hause. Ach ja, auch hier gibt es übrigens „Topes“ (Bodenschwellen), die sich hier „Tumulos“ nennen, zum Glück nicht so häufig vorkommen wie in Mexiko und meist auch beschildert sind. Mögen tun wir sie trotzdem nicht 🙂 ! Die Autos, die hier unterwegs sind, scheinen generell ein wenig neuer zu sein als zuletzt, wenn auch gleich noch unendlich viele alte amerikanische Schulbusse unterwegs sind, die gemeinsam mit den alten LKWs um die Wette schwarze Rauchwolken ausstoßen…hinter denen herzufahren ist auch geruchsmäßig gar nicht mal sooo schön. Deutsche Autos spielen hier übrigens absolut keine Rolle mehr, denn die sucht man hier auf den guatemaltekischen Straßen vergeblich. Was Peter und ich allerdings absolut abfeiern ist, dass es an den Tankstellen Super-Benzin mit 95 Oktan und teilweise sogar Super Plus mit 98 Oktan gibt! Yippieh, Sprinti freut sich! Allerdings wird hier wieder in Gallonen abgerechnet, aber dafür bleiben wir zumindest bei der Geschwindigkeit und bei der Entfernung bei kmh.

Nach der Aufregung des Grenzübergangs und der ersten Fahretappe knurrt unser Magen und so halten wir am Straßenrand an einem kleinen „Draußenrestaurant“ und werden dort von einer guatemaltekischen Familie mit traditionellem (und sehr leckerem) Essen bekocht. Und ein Kaltgetränk tut ebenfalls gut, ist es doch um die 35 Grad.

Dann erreichen wir auch schon unser nächstes Ziel…Tikal! Tikal ist eine antike Stadt der Maya in den Regenwäldern im nördlichen Guatemala mit bemerkenswerten Stufentempeln (das ist voraussichtlich auch eine der letzten archäologischen Stätten der Maya, mit der wir Euch behelligen werden). Sie war eine der bedeutendsten Städte der klassischen Maya-Periode (3. bis 9. Jahrhundert) und ist heute eine der am besten erforschten Maya-Stätte, denn ihre ersten Siedlungsspuren reichen bereits ins frühe 1. Jahrtausend v. Chr. zurück.

Der Weg dorthin führt uns durch den Regenwald und schon die Straßenschilder verraten, wer hier u.a. zu Hause ist…

Am nächsten Morgen werden wir vom „lieblichen“ Geräusch der Brüllaffen geweckt und das ist in diesem Fall auch gut so, denn wir wollen früh in den Park, um die Maya-Stätte zu besichtigen, bevor es dort zu heiß wird. So sind wir bereits um 6 Uhr als einige der ersten Besucher unterwegs. Über uns hängen die Affen in den Bäumen, die Nasenbären kreuzen unseren Weg und die Geräusche der weiteren Tiere, ob auf dem Boden, in den Bäumen oder in der Luft, lassen kein Zweifel daran, wo wir uns gerade befinden…im Urwald!

Tikal erstreckt sich über ein Gebiet von etwa 65 Quadratkilometern, wovon der zentrale Bereich rund 16 Quadratkilometer einnimmt und über 3.000 Bauten aufweist. Schätzungsweise an die 10.000 Gebäude, insbesondere in den Außenbereichen, sind bisher noch immer nicht ausgegraben und erforscht worden. Man schätzt, dass die Einwohnerzahl des Stadtzentrums auf dem Höhepunkt der Macht in der klassischen Periode (8. Jahrhundert) mindestens 50.000 Menschen betrug und das unmittelbare Umfeld der Metropole sogar eine Einwohnerzahl von bis zu 200.000 erreicht haben soll. Seit 2018 gehen Forscher allerdings davon aus, dass die Umgebung von Tikal mindestens eine Million Menschen zählte. Die beiden den Großen Platz flankierenden Tempel I und II gehören mit ihren Höhen von 47 m und 40 m zu den höchsten Stufentempeln Mittelamerikas. Zum Heiligtum des Tempels I (auch bekannt als Tempel von Ah Cacao oder Tempel des Großen Jaguars) in etwa 35 m Höhe führen genau 100 Stufen empor. Auch wir stapfen da hoch und glaubt mir, sogar am frühen Morgen ist das bei der Luftfeuchtigkeit dennoch schweißtreibend! Aber die Stätte ist es definitiv wert, so sind diese riesigen Tempel, die selbst die Bäume überragen, doch äußerst imposant…auch wenn sich die Sonne an diesem Morgen nicht heraus traut…was temperaturtechnisch vielleicht auch gar nicht mal sooo schlimm ist. Wir können tatsächlich kaum erahnen, wie viel dieser gesamten Stätte unter unseren Füßen noch im Verborgenen liegt.

Dann geht es weiter Richtung Flores, wo wir einen kleinen Zwischenstopp einlegen und in unsagbarer Hitze die kleine dazugehörige Insel im „Lago Petén Itzá“ zu Fuß erkunden. Sie ist über eine Straße mit der eigentlichen Stadt verbunden und so können wir einfach rüberlaufen. Aufgrund der Temperaturen landen wir allerdings recht schnell auf einer Dachterrasse eines Restaurants und freuen uns über jedes kleine Lüftchen, was weht.

Abends übernachten wir auf einem Campingplatz mitten in der Idylle…umringt von Ziegen, Pferden und….Brüllaffen! Hier mal ein kleiner Eindruck…pssssst, jetzt gut die Ohren spitzen!

Am nächsten Morgen ist es dann leider endgültig Zeit sich von Michaela und Peter zu verabschieden, da sich unsere Reiserouten in unterschiedliche Richtungen entwickeln werden.

Für uns heißt es nun recht fix weiter…so ist zumindest der Plan, aber dann kommt uns ein wenig der guatemaltekische Alltag dazwischen. So geraten wir in einen Autokorso einer Demo (im Juni finden hier die Präsidentschaftswahlen statt) und hängen außerdem eine ganze Zeit an einer Baustelle fest, bei der unter anderem die Straßenmarkierung neu gemacht wird…auch das geschieht hier auf eine ganz spezielle Art. Am späten Nachmittag landen wir letztendlich auf einem Stellplatz am Marine-Hafen von „Rio Dulce“ inmitten von Motor- und Segelbooten. Andere Camper sind hingegen nicht zu finden und so nutzen wir erstmal den Pool vor Ort für ein wenig Abkühlung.

Hier aber erstmal ein Eindruck von unserem heutigen Fahrtag…

Abends gewittert es draußen ordentlich und wir sitzen „gemütlich“ bei immer noch 29 Grad und einer Luftfeuchtigkeit, die einem die Schweißperlen auf die Stirn treibt, in unserem trauten Heim und lassen unseren ersten Eindruck von Guatemala einmal Revue passieren. Uns gefällt dieses Land irgendwie. Die Menschen sind freundlich und hilfsbereit. Uns fällt auf, dass die Einwohner auch in diesem Land wieder anders aussehen als im Land zuvor und es ist schon erstaunlich, wie sehr hier eine einfache Landesgrenze den Unterschied macht. Vor allem aber fällt uns auf, die Menschen sind wesentlich kleiner als in den bisher von uns bereisten Ländern. Da sind die Größenunterschiede, gerade zwischen Peter und den Einheimischen, teilweise schon enorm…wie man unschwer am Titelbild dieses Artikels erkennen kann 🙂 .

Guatemala hatte 2020 etwa 16,9 Millionen Einwohner. Das jährliche Bevölkerungswachstum lag bei 1,5 %, wozu ein Geburtenüberschuss (Geburtenziffer: 23,9 pro 1000 Einwohner vs. Sterbeziffer: 4,7 pro 1000 Einwohner) beitrug. Die Anzahl der Geburten pro Frau lag 2020 statistisch bei 2,8, die der Region Lateinamerika und der Karibik betrug lediglich nur 2,0…gefühlt ist hier aber auch jede zweite Frau in anderen Umständen. Die Lebenserwartung der Einwohner Guatemalas ab der Geburt lag 2020 bei 74,4 Jahren (Frauen: 77,4, Männer: 71,6). Guatemala ist allerdings tatsächlich ein Auswanderungsland und viele Menschen haben das Land in den letzten Jahren verlassen (Emigrantenquote von ca. 5 %). Guatemala selbst erhält nur wenige Einwanderer und gehört zu den Ländern mit einem der niedrigsten Ausländeranteile weltweit. Daher bietet sich uns ein recht homogenes Bild, was die Bevölkerung anbelangt. Eins haben sie aber wieder alle gemeinsam…ein großes Lächeln!

Am nächsten Tag geht es für uns dann weiter Richtung Westen…vorbei an der Hauptstadt Guatemala-City bis hin nach Antigua.

Und was wir da so erleben, erfahrt Ihr dann in der nächsten Woche…

Bis dahin, macht’s gut!