Browsing Tag

reiseberichte

Kanada Reiseberichte

Ab jetzt unterwegs mit Sprinti (#003)

15. Mai 2022

Nova Scotia – Prince Edward Island – New Brunswick

Seit nunmehr einer Woche sind wir mit Sprinti unterwegs und ich kann schon jetzt sagen, die Zeit vergeht wie im Fluge…wenn man sich überlegt, dass wir auch schon seit drei Wochen hier in Kanada sind! Wenn Peter und ich dann aber mal Revue passieren lassen, was wir in der Zeit hier alles schon erlebt haben, kommt es uns aber auch irgendwie viel länger vor. Egal, es ist wie es ist und es ist sehr schön! Wir genießen es!

Die letzte Woche haben wir genutzt, um uns einzugrooven…wir haben herausgefunden, wie es so läuft mit freien Stellplätzen, mit den Campingplätzen vor der Saison (ja, wir sind hier noch vor der Saison), mit den Einkaufsmöglichkeiten (Lieblingssupermarkt von mir “Atlantic Superstore”), mit den Baumärkten (Peters Lieblingsbaumarkt “Canadian Tire”), mit den Tankstellen (die Benzinpreise liegen hier gerade bei 1,99CAD (ca. 1,48€) pro Liter) und letztendlich haben wir auch herausgefunden, wie “der Kanadier” so tickt….es sind alle übrigens sehr freundlich und zuvorkommend und wir können das Gerücht, dass sich Kanadier ständig und für alles entschuldigen, nur bestätigen.

Wir sind in der letzten Woche auch von Halifax aus weiter in den Nordosten Nova Scotias gefahren und haben den Nationalpark “Cape Breton Island” erkundet.

Wir waren im Nationalpark viel wandern und haben ursprüngliche Wälder und Natur kennengelernt, wie wir sie in Deutschland gar nicht mehr vorfinden. 

Es ist schon ein mulmiges Gefühl, wenn man weiß, dass man sich unmittelbar in dem Lebensraum von wilden Bären, Koyoten und Elchen (die immerhin auch eine Kopf-Rumpf-Länge von bis 3 Metern und eine maximale Schulterhöhe von 2,3 Meter aufweisen und zudem bis zu 800 Kilogramm wiegen). Was hilft ist, sich lautstark bewegen (wir wollten doch eigentlich die Ruhe der Natur genießen), kein loses Essen dabei zu haben (das riechen die Bären direkt), ja selbst mit dem Gebrauch von Deo und Sonnencreme soll man vorsichtig sein. Das Ende von Lied…der Schweiß hat seine Duftnoten hinterlassen und ich habe meinen ersten Sonnenbrand für 2022. Ganz richtig gehört…Sonnenbrand! Wir haben noch immer unter 10 Grad, teilweise liegt auch noch Schnee, aber immer strahlenden Sonnenschein. Da wir noch vor der Saison sind, war ein Bärenspray doch nicht so leicht zu bekommen wie gedacht und wir waren so manches Mal auch die einzigen Wanderer unterwegs….beste Voraussetzungen sage ich Euch! Also erste Wanderung ohne Bärenspray, aber dafür mit detaillierter Absprache zwischen Peter und mir, wer welche Aufgaben übernimmt, wenn eines dieser besagten Tiere unseren Weg kreuzt. Es soll ja nicht heißen, wir wären nicht vorbereitet! Wir erfuhren, dass man sich bei defensiven Bärattacken (Bären verteidigen ihre Jungen oder Futter) „groß machen“ soll (schon mal gut, ich habe Peter dabei), man soll niemals dem Tier den Rücken zudrehen und greift der Bär doch an…totstellen. Bei Jagdattacken (heißt Bär will uns fressen), sich ebenfalls „groß machen“ (Peter, bleib bloß an meiner Seite!), aber nicht totstellen……ja das kann ja was werden!

Bei Koyoten ebenfalls „groß machen“ bzw. „groß bleiben“, Steine werfen (also war klar, ICH bücke mich für die Steine, NICHT Peter!) und bei einer Attacke ebenfalls nicht tot stellen. Alles klar, das haben wir nun verinnerlicht!

Und dann waren es wunderschöne Wanderungen durch Wälder und Wiesen über Berge und Seen…einfach traumhaft! Wir haben auch tatsächlich einen Bären gesichtet…den aber glücklicherweise noch vom Auto aus. Wir sind Füchsen, einem Kragenhuhn, Streifen- und unzähligen Eichhörnchen begegnet. Zudem haben Schlangen (hallo, von denen hatte hier aber niemand gesprochen!) unseren Weg gekreuzt. Eine ist mir auch noch genau durch die Beine gesprungen, als sie so gut getarnt auf dem Pfad lag und ich vor lauter “Kuck-in-die-Luft” (ich war ja bereit für den großen Kampfeinsatz) fast auf sie draufgetreten bin. Aber ich kann Entwarnung geben, die Schlagen hier sind alle ungiftig! Zusätzlich sind wir Zeuge von unwahrscheinlich viel Elch-Exkrementen in unterschiedlichsten Frischegraden geworden und ich kann Euch sagen, weit weg können sie nicht gewesen sein!

Wir sind mittlerweile in der dritten Provinz (s. unsere Reiseroute) unterwegs, in New Brunswick (ursprünglich Neubraunschweig). Neubraunschweig hat seinen Namen von dem welfischen Fürstenhaus Braunschweig und war ursprünglich , wie auch schon Nova Scotia, ein Gebiet der First Nations (was dem umstrittenen Begriff der “Indianer” gleichzusetzen ist). Seit dem 16. Jahrhundert kämpften die Briten und  Franzosen immer wieder um diese Gegend Kanadas. Mittlerweile hat die Provinz mehr als 750.000 Einwohner auf knapp 73.000km² und ist die einzig offiziell zweisprachige (Englisch & Französisch). Hier angekommen sind wir heute, nachdem wir über die Confederation Bridge, mit 12,88km eine der längsten Brücken der Welt, von Prince Edward Island gekommen sind. Prince Edward Island ist eine der ostkanadischen Atlantikprovinzen und liegt vor New Brunswick und Nova Scotia im Sankt-Lorenz-Golf. Charakteristisch für die große Insel sind rote Sandstrände, Leuchttürme und fruchtbares Ackerland sowie Meeresfrüchte wie Hummer und Muscheln. Auch viele Wale ziehen jedes Jahr durch den Sankt-Lorenz-Golf. Wir hatten uns mit der Fähre auf die Insel übersetzen lassen und haben dort zwei Nächte direkt am Meer übernachtet. Sehr schöne Plätze, an denen man frei stehen konnte, die allerdings auch die Insekten für sich entdeckt hatten (ich möchte nicht wissen, was hier im Sommer diesbezüglich los ist).

Wir sehen sehr sehr selten mal andere Wohnmobile, was sich evtl. innerhalb der Saison auch noch ändern wird. Momentan ist es aber noch eine totale Rarität, umso mehr, wenn sie aus Deutschland kommen. Als wir an einem der besagten Stellplätze ankamen, war dort wirklich gähnende Leere…außer ein anderes Fahrzeug…mit großem Deutschland-Aufkleber vorne auf der Motorhaube. Es stellte sich heraus, dieses Fahrzeug war mit Sprinti auch auf der „Atlantic Sky“ hierher gekommen und “der Deutsche” (wir kennen seinen Namen nicht) ist ein Freund von Adolf (s. Video 2 beim Artikel “Unser Sprinter erreicht Amerika„). Ja, so klein ist nicht nur die Welt, sondern auch Kanada!

Seit zwei Tagen benötigen wir nachts im Camper auch keine Heizung mehr, da die Temperatur draußen nicht mehr auf unter 5 Grad sinkt. Durch unsere 1A-Dämmung (s. auch Peters neuen Artikel zum Sprinter-Ausbau) klappt das alles sehr gut. Und dann heute plötzlich das…..30 Grad Außentemperatur! Wir haben erstmal einen auf Kanadier gemacht und unsere T-Shirts herausgeholt. Jetzt stehen wir auch am Meer und der Wind pfeifft uns kalt um die Ohren (mittlerweile sind es draußen wieder 16 Grad -> 20 Uhr abends). Somit haben wir uns in den Sprinter zurückgezogen und schreiben weiter am Blog.

Mercedes Sprinter mit Meerblick am Blog arbeiten

Wir werden versuchen die Artikel immer zeitnah hochzuladen, das geht allerdings nur wenn wir WLAN haben. Dies ist auf dem Parkplatz des ein oder anderen Einkaufzentrums mal mehr mal weniger der Fall. Aber wir hoffen, die neuesten Neuigkeiten von uns und unserer Reise lassen nicht all zu lange auf sich warten. 

Wir werden in den nächsten Tagen auch Quebec erreichen und dort auf einem Campingplatz stehen, was dieses Thema hoffentlich leichter macht.

Bis dahin erstmal liebe Grüße in die Heimat …