Browsing Tag

Puebla

Reiseberichte Mexiko

Eine Woche voller Aufs und Abs (#041)

19. März 2023

– Es wird nicht langweilig –

Wie am Ende des letzten Artikels erwähnt („Mit Freunden in Oaxaca #040“) verlassen wir gemeinsam mit Michaela, Peter, Marcus und Julie unseren Campingplatz in Tule und wollen weiter Richtung Yucatan-Halbinsel fahren, denn schließlich warten nun die Tropen auf uns. Nach vier Kilometern steuern wir eine große und namhafte Tankstelle (Pemex) an, schließlich haben wir aus unseren Erfahrungen in den USA mit dem verunreinigten und schlechten Benzin gelernt (s. dazu Artikel „Das war anders geplant…#026“) und tanken seitdem nur noch Premium-Benzin großer Tankstellenketten, die hoffentlich einen großen Durchlauf haben. Allerdings darf man hier in Mexiko nicht selbst tanken, sondern es wird für einen getankt. Manchmal machen sie auch gleichzeitig unsere Windschutzscheibe sauber oder bieten an den Ölstand zu prüfen. Bei all dem Staub hier, sieht das Fahrzeug allerdings eh schnell wieder aus, als hätte es schon länger keine Wäsche mehr gesehen. Bei einem Tankvorgang sollte man darauf achten, dass die Zapfsäule auch wirklich auf „0“ steht, wenn die Mitarbeiter anfangen zu tanken, ansonsten wird gerne mal mehr abgerechnet. Zusätzlich sind viele Tankstutzen anscheinend nicht richtig eingestellt und stoppen häufig zu früh, so dass der Tank teilweise nur zu 90% gefüllt ist. Daher sagen wir den Mitarbeitern, dass sie noch etwas „nachdrücken“ sollen. An diesem Morgen meint es die Tankdame daraufhin besonders gut und tankt bis alles überläuft…ja super! Sie schließt den Tankdeckel und spritzt Sprinti (an dem das Benzin herunterläuft) mit etwas Wasser ab. Wir können ja nur froh sein, dass sie den Tankdeckel vorher geschlossen hat und nicht auch noch Wasser in den Tank gelaufen ist!

Dann fahren wir weiter, denn schließlich haben wir an diesem Tag noch einige Kilometer vor uns…dachten wir jedenfalls! Bereits einige Meter nach dem Tanken springt Sprintis Motorleuchte an, wir verlieren an Power (also Sprinti) und der Motor geht in den Notlauf, was bedeutet, dass wir langsamer werden und kaum noch beschleunigen können. Im Schneckentempo fahren wir also rechts ran und überlegen fieberhaft, was wir nun tun können. Unser erster Impuls ist, dass es mit dem „nicht ganz reibungslosen“ Tankvorgang gerade zu tun haben muss, allerdings wird sich hier herausstellen, dass dies nicht der Fall ist und es sich nur um eine Verkettung ungünstiger Zufälle handelt. Schnell ist klar, wir müssen umdrehen und zur Werkstatt. Schließlich liegt nur 10 km hinter uns eine Mercedes-Werkstatt, die nächste allerdings erst in rund 1700 Kilometern.

Bereits in Puebla zwei Wochen zuvor (s. dazu Artikel „Jetzt hat es uns auch erwischt #039“), hatten wir eine Mercedes-Werkstatt aufgesucht, um Fehlercodes bei Sprinti analysieren zu lassen. Diese Besuche gestalten sich gar nicht immer so einfach, kommt es doch bei den Gesprächen mit den Mechanikern auf genaue Beschreibungen und Details an. Das ist auf Englisch für uns kein Problem und na klar, auf Deutsch natürlich auch nicht…auf Spanisch ist das allerdings etwas anderes. Und was sprechen 99,9% der Werkstatt-Angestellten hier? Ausschließlich Spanisch…warum auch nicht?! Auch wenn wir der Sprache immer mehr Herr werden, von verhandlungssicher sind wir dann doch meilenweit entfernt. Erschwerend kommt hinzu, dass man hier keine Service-Untersuchungen am Auto kennt. Solange der Wagen läuft, ist doch alles ok. Wenn etwas kaputt ist, wird es geflickt. Ob er evtl. merkwürdige Geräusche macht oder vielleicht nicht ganz „rund“ läuft, spielt dabei keine Rolle. Der Wagen fährt doch, wo ist also das Problem? Diese Vorgehensweise hilft uns in unserer Situation nur leider nicht weiter. Dazu kommt auch, dass hier niemand einen Mercedes-Sprinter in der Benziner-Variante kennt und sich nicht selten eine Traube an Mechanikern um Sprinti bildet, sobald seine Motorhaube geöffnet ist. Alle wollen einmal diesen Motor sehen…und dass, obwohl es eigentlich ein Motor ist, der unter anderem auch in der C-Klasse verbaut wird. 

In Puebla gab es einen Angestellten, der zwar eigentlich für die Daimler-Schwesterfirma „Freightliner“ (Ansprechpartner für amerikanische Trucks und oft gemeinsam in einer Werkstatt mit Mercedes-Lieferfahrzeugen) zuständig war, aber für uns abgestellt wurde, weil er ganz gutes Englisch spricht und somit zwischen den Mechanikern und uns übersetzt hat…sein Name: Ramses! Wenn auch kein altägyptischer König, so ist er doch sehr bemüht…zumindest so lange wir vor Ort sind. Die Mühlen mahlen hier allerdings ein wenig langsamer…oder vielleicht auch nur anders? So verharren wir fünf Stunden in der Werkstatt bis die Fehler ausgelesen sind, um dann wiederum eine Woche auf den Bericht samt Fehlercodes zu warten, weil der dafür zuständige Mitarbeiter zwei Tage nicht zur Arbeit kommt und anschließend das entsprechende Gerät, das die Analyse durchgeführt hat, plötzlich einige Tage in einer anderen Werkstatt eingesetzt wird. Wir werden also immer wieder vertröstet. Glücklicherweise stehen wir parallel mit der Mercedes-Werkstatt Senger in Deutschland im Austausch und entscheiden uns dann vorerst weiterzufahren, weil Sprinti „eigentlich“ gut funktioniert hat…abgesehen von den Fehlercodes halt.

So landeten wir letztendlich da, wo wir hinwollten…nämlich in Tule bzw. Oaxaca und das ohne irgendwelche Probleme…gut gemacht, Sprinti! Aber um die Fehlercodes müssen wir uns langfristig dann doch kümmern, denn zum einen haben sie ja eine Ursache und zum anderen verlassen wir bald Mexiko und dann wird es in den folgenden Ländern und auch in Südamerika schwieriger mit der Mercedes-Infrastruktur…sowohl was Werkstätten als auch was Ersatzteile anbelangt. Also versuchen wir uns in Tule mit Hilfe von Marcus und Peter, Senger in Deutschland und dem unendlichen Wissen des Internets ein wenig selber zu helfen. Und auch Rob (Out of Ipswich) aus New Hampshire, der mit seiner Frau Mandy und Hund Loki (dem der Schatten unter Sprinti übrigens sehr gut gefällt) ebenfalls in einem Sprinter unterwegs ist, tüftelt mit Peter einige Stunden an den Ursachen für die Fehlercodes. So können wir das ein oder andere säubern oder reparieren, aber zu einer Werkstatt muss Sprinti dann doch…und es muss dann auch wohl eine von Mercedes sein, weil uns Uziel, der Mechaniker, von dem wir die neuen Stoßdämpfer bekommen haben, auch nicht weiterhelfen kann. Alles klar, also dann nochmal zu Mercedes…dieses Mal in Oaxaca. So landen wir bei unserem Ansprechpartner Manuel und unserer “Dolmetscherin” Olivia. Wieder wird für einige Stunden Fehleranalyse betrieben und anfangs sieht es so aus, als sei die Lambdasonde (die hinter dem Katalysator) oder der Kabelbaum Schuld. Diese Ersatzteile zu bestellen dauert bei Mercedes in Mexiko meist über einen Monat, da sie aus Deutschland geliefert werden. So überlegen wir, uns die Teile selber schicken zu lassen. Das ist nicht ganz preisgünstig und kann unter Umständen auch einige Zeit beim Zoll verharren. Also alles nicht so optimal!

Zusätzlich plagt uns die Unruhe und das Gefühl immer mehr Zeit auf unserer Reise zu verlieren…sei es durch unsere Werkstatt-Besuche in den USA, bei denen wir viele Tage zurückgeworfen wurden und immer wieder warten mussten oder unsere Corona-Erkrankung vor ein paar Wochen, die Warterei auf Ramses in Puebla und nun in Oaxaca. Aber das gehört wohl auch zum Reisen dazu und uns war auch vorher schon bewusst, dass eben solche Dinge auf so einer langen Strecke einfach passieren! Man kann planen so viel man will, es kommt immer anders als man denkt! Wie sagte uns eine Reisende aus Berlin: „Man verliert keine Zeit, man gewinnt Inhalt!“ In diesem Sinne…weiter geht’s mit Inhalt!

Tags darauf können wir Sprinti erneut in die Werkstatt bringen, wo man dann der ganzen Sache genauer auf den Grund gehen möchte. Das Ganze soll zwei Tage dauern, also buchen wir uns für genau diesen Zeitraum ein Hotel in Oaxaca, weil wir nicht im Wagen übernachten dürfen, so lange er auf dem Werkstattgelände steht. Das ist zwar auch wieder mit Geld und Aufwand verbunden, aber eine andere Möglichkeit haben wir nicht und so versuchen wir das Beste daraus zu machen. So entscheiden wir uns für das Hotel „Casa las Mercedes“, in der Hoffnung, dass das ein gutes Omen für Sprinti ist. Wir schlendern also noch einmal durch die historische Altstadt Oaxacas, haben dieses Mal aber Glück, dass die Kathedrale geöffnet ist und wir einen Blick in das prunkvolle Innere werfen können. Wir werden Zeuge einer Polizei- und Militärpatrouille (die hier gar nicht so selten vorkommt), besuchen erneut die gute Bäckerei Boulenc und lassen uns in dem dazugehörigen Restaurant verwöhnen. Beides befindet sich in einem von außen recht heruntergekommenen blauen Gebäude, von innen allerdings ist es wie ein versteckter Schatz mit den leckersten Speisen von dazu noch sehr guter Qualität…so lässt es sich aushalten!

Abends bekommen wir Bescheid von Olivia, dass man den Fehler anscheinend doch schon gefunden hat und die Fehlermeldungen durch eine korrodierte Leitung und einem damit verbundenen Kurzschluss zustandegekommen sind. So ganz trauen wir dem Braten zwar noch nicht, verabreden uns aber für den nächsten Mittag in der Werkstatt. Also heißt es nach einer Übernachtung doch schon wieder Tasche packen (das Geld für die zweite Übernachtung bekommen wir leider nicht erstattet, aber wer weiß, ob wir die nicht doch noch in Anspruch nehmen müssen?!). Zurück in der Werkstatt versuchen wir genau herauszubekommen, was die wirkliche Ursache war und wie sehr wahrscheinlich es ist, dass so etwas in Kürze noch einmal auftritt, denn schließlich müssen wir uns auf Sprinti verlassen können. Aus unserer Sicht bekommen wir daraufhin unterschiedliche und nicht ganz logische Antworten (vielleicht typisch mexikanisch?) und ich glaube, wir gehen denen ganz schön auf den Keks, als wir immer wieder nachhaken (sicherlich typisch deutsch) und so prallen da auch mal wieder zwei Welten aufeinander. Aber gut, so ist das in anderen Ländern! Schließlich haben wir die Weisheit ja auch nicht mit Löffeln gegessen. Nachdem Peter mit dem Mechaniker eine Probefahrt gemacht hat und alles soweit in Ordnung zu sein scheint, verlassen wir die Werkstatt mit Sprinti, fahren noch schnell etwas einkaufen und dann zurück zum Campingplatz in Tule, denn der Tag neigt sich bereits wieder dem Ende entgegen.

Am nächsten Morgen soll es dann weiter gehen…neuer Versuch – neues Glück! Ursprünglich wollten wir Richtung Südosten weiterfahren, doch wir erfahren von Michaela und Peter, dass es dort Straßensperrungen gibt, weil “Demonstranten” eine Regionsbürgermeisterin absetzen wollen und somit einfach mal ein paar Tage die Straßen blockieren, so dass kein Durchkommen mehr ist. Also ändern wir spontan unsere Pläne (darin sind wir mittlerweile ja geübt) und schlagen besser eine andere Richtung ein. So fahren wir erst einige Kilometer in der Nähe der Stadt umher und überprüfen mit unserem OBD2-Stecker Sprintis Daten…keine Fehlercodes zu erkennen…yippieh! Dennoch sind wir vorsichtig und hören (oder meinen zu hören) teilweise Geräusche aus dem Motorraum, die wir sonst nicht vernommen haben. Da aber alle Daten normal zu sein scheinen, wagen wir es und verlassen die Stadt Richtung Norden…nur um dann nach sieben Kilometern wieder gestoppt zu werden. Dieses Mal allerdings (und glücklicherweise) nicht durch Sprinti, sondern durch eine Straßensperre (hier nicht wegen der Bürgermeisterin), sondern weil vor uns eine Brücke gebaut wird. Es ist weder eine Umleitung ausgewiesen noch ist klar, wie lange das dauern wird. Nach ca. 30 Minuten erfahren wir von einem anderen Wartenden, dass es wohl noch zwei Stunden dauern könnte, bis die Straße wieder frei ist. Das hat uns nun auch noch gefehlt! Es gibt laut Google eine kleinere Straße, die wir nehmen könnten, allerdings geht es für uns als nächstes durch die Berge und wenn doch noch mal was mit Sprinti sein sollte, wäre eine kleinere und verlassenere Straße äußerst unglücklich. Alternativ gibt es eine Strecke zurück, die aber einen Umweg von 1,5 Stunden bedeuten würde. Als plötzlich mehrere Fahrzeuge in der Schlange umdrehen, machen auch wir kehrt und als wir dann entdecken, dass selbst LKWs und auch andere PKWs in einen kleinen sandigen und huckeligen Weg abbiegen, fahren wir einfach hinterher und hoffen, dass wir mit Sprinti überall durchkommen. Es klappt! Nach ca. 15 Minuten Buckelpiste haben wir die Baustelle tatsächlich umfahren und erreichen wieder die geteerte Straße. Beim Blick nach links allerdings sehen wir plötzlich eine freie Straße, da der Baustellen-LKW soeben den Weg geräumt hat. Ja das läuft ja super gerade…es scheint unsere Woche zu sein! Egal, wir sind da, wo wir hinwollen und das ohne einen riesigen Umweg, also alles fein!

Was als nächstes folgt, ist eine 5-stündige Autofahrt durch die Berge, bei der wir mehrere Pässe auf einer Höhe von bis zu 3000 m und eine Länge von insgesamt 220 km bewältigen…und Sprinti macht gut mit (s. dazu unsere Route)! Schließich landen wir nach Wochen das erste Mal wieder auf einer Höhe von „nur noch“ 100 m über Null (was sich nach der langen Zeit in der Höhe richtig gut anfühlt) und merken auch, wie sich die Vegetation ändert…wir erreichen den Regenwald! Die Flussbetten enthalten plötzlich wieder Wasser, die Lianen hängen knapp über der Straße, alles ist dicht und grün bewachsen, wir fahren nun vorbei an Mangobäumen und Bananenstauden. Draußen riecht es nicht mehr nach Abgasen, sondern nach Bäumen und Blumen…da atmen wir doch mal tief durch! Auch die Temperatur und Luftfeuchtigkeit ändern sich…hatten wir doch zuletzt um die 20-25 Grad und eine sehr trockene Luft, liegen wir nun bei 30-40 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von bis zu 95%…ohne jegliche Abkühlung in der Nacht. Aber es ist lange nicht mehr so staubig wie in den letzten Monaten und das gefällt uns schon mal sehr gut!

Und nun, am Abend dieses aufregenden Tages und nach den nervenaufreibenden Tagen zuvor, sitze ich nun hier im Sprinter und schreibe diese Zeilen für Euch, während mir der Schweiß von der Stirn läuft und die Musik der benachbarten Bar zu uns herüberschallt. Warum wir nicht draußen sitzen, fragt Ihr Euch? Die Antwort lautet: Kleine schwarze Viecher, die nur halb so groß sind wie Mücken und beißen als wären sie doppelt so groß. Unabhängig von der Temperatur (von den 8 Grad sind wir gerade wirklich meilenweit entfernt!) haben Mexiko und Kanada also auch ihre Gemeinsamkeiten.

Morgen geht es dann für uns weiter…also drückt uns und Sprinti die Daumen, dass weiterhin alles reibungslos läuft!

Habt eine schöne Woche!

Reiseberichte Mexiko

Jetzt hat es uns auch erwischt (#039)

5. März 2023

– Von der Sonnenpyramide zum Popocatepétl bis hin nach Puebla –

Mit einer ordentlichen Grippe kehren wir aus Mexiko City zurück nach Teotihuacan, wo Sprinti auf dem Campingplatz auf uns wartet. Aus Kanada besitzen wir noch eine Packung mit Corona-Schnelltests, insgesamt vier Stück. Weil wir ein mulmiges Gefühl haben, kramen wir diese Tests hervor und führen beide einen durch…und schon nach ein paar Sekunden ist klar: Wir haben beide Corona! Eindeutiger geht es fast nicht! Also hat es uns nach rund drei Jahren Pandemie auch erwischt. Kamen wir uns doch schon fast wie eine absolute Rarität vor, weil es um uns herum gefühlt jeder schon gehabt hat. Jetzt also auch wir! Na immerhin geht es meinem Handgelenk und meiner Rippe nach meinem Rollersturz wieder besser.

So verbringen wir die nächsten Tage quasi in Selbstisolation auf dem Campingplatz und halten uns lediglich in oder um Sprinti herum auf. Die Platzbesitzerin Mina, eine ältere mexikanische Dame, weiß Bescheid und ist ganz lieb und fürsorglich. Glücklicherweise haben wir beide keinen schweren Verlauf, sondern eher eine ordentliche Grippe mit Gliederschmerzen und verstopften Nasennebenhöhlen…das allerdings über einen recht langen Zeitraum von 14 Tagen. Aber gut, dann haben wir das auch hinter uns! Hier ein paar wenige Bilder, von dem netten Städtchen, in dem wir uns gerade aufhalten (die Fotos hatten wir bereits vor Corona geschossen)…

Als es uns wieder einigermaßen gut geht, ziehen wir weiter und verlassen Mina und unseren kleinen Campingplatz. Nicht weit davon erntfernt liegen nämlich die alten Pyramiden von Teotihuacan. Sie sind eine der bedeutendsten prähistorischen Ruinenmetropolen Amerikas, die vor allem für ihre Stufentempel wie die große Sonnenpyramide bekannt sind und seit 1987 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehören. Das Gebiet von Teotihuacán war bereits seit dem sechsten Jahrhundert v. Chr. permanent bewohnt. Zwischen 100 und 650 n. Chr. bildete die Stadt das dominierende kulturelle, wirtschaftliche und militärische Zentrum Mesoamerikas. Auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung hatte sie bis zu 200.000 Einwohner und war zu ihrer Zeit die mit Abstand größte Stadt auf dem amerikanischen Kontinent und somit auch eine der größten der Welt. Ab etwa 650 n. Chr. schwand ihre Bedeutung bis sie um 750, aus nicht vollständig geklärten Gründen, weitgehend verlassen wurde. Ihre kulturellen Einflüsse prägten Zentralmexiko aber noch bis zur spanischen Eroberung Mexikos. Die Azteken fanden Teotihuacan bei ihrer Einwanderung ins Hochland von Mexiko bereits als Ruinenstadt vor, die seit Jahrhunderten verlassen war. Sie sahen in ihr einen mystischen Ort und gaben ihr den bis heute fortlebenden Namen „Teotihuacan“, der so viel bedeutet wie „Wo man zu einem Gott wird“.

Das schauen wir uns doch einmal näher an…

Anschließend geht es für uns weiter zum nahegelegenen Popocatepétl, ein Vulkan am Rande des Hochlands. Er gilt als einer der aktivsten Vulkane Mexikos und auch wir sehen, wie weißer Rauch aus ihm emporsteigt. Und während ich hier so sitze und den Artikel für Euch schreibe (also ein paar Tage später), erhalten wir auf unserem Handy den Warnhinweis, dass der Vulkan nun eine erhöhte Aktivität aufzeigt, Lava spuckt und ein Ascheregen zu erwarten ist. Glücklicherweise zieht der in die andere Richtung, so dass wir momentan nichts zu befürchten haben. Der Popocatepétl hat eine derzeitige Höhe von bis zu 5452 m, damit ist er der zweithöchste Vulkan Nordamerikas sowie der zweithöchste Berg Mexikos. Daneben befindet sich der Schwestervulkan Iztaccíhuatl, der mit 5230 m den dritthöchsten Berg Mexikos darstellt. Auch zu der Entstehung und Namensgebung beider Vulkane gibt es, typisch mexikanisch, eine Geschichte:

Einer aztekischen Sage zufolge lebten früher ein Häuptling und seine Frau in Tenochtitlan. Der Häuptling war ein berühmter Eroberer, der von allen Azteken geliebt wurde. Er und seine Frau waren besorgt, dass sie kein Kind mehr bekommen würden. Doch eines Tages gebar die Ehefrau ein Mädchen, das so schön war wie seine Mutter. Das Mädchen wurde „Iztaccíhuatl“ genannt, was auf Náhuatl „Weiße Dame“ bedeutet. Alle Ureinwohner liebten Iztaccíhuatl und ihre Eltern. Das Mädchen wurde darauf vorbereitet, eines Tages die Rolle ihres Vaters als Anführerin zu übernehmen. Als Iztaccíhuatl älter wurde, verliebte sie sich in den Anführer eines anderen Stammes, Popocatépetl. Eines Tages brach ein Krieg aus und die Kämpfer mussten mit ihren Truppen in den Süden ziehen, um den Feind zu besiegen. Der Häuptling erzählte Popocatépetl, dass er seine Tochter heiraten könne, wenn er ihm den Kopf des Feindes bringe. Popocatépetl zog in den Krieg, Iztaccíhuatl blieb zurück.

Nach mehreren Monaten kehrte ein Krieger zurück, der Popocatépetl hasste. Er überbrachte die falsche Nachricht, dass seine Armee gewonnen hätte, aber Popocatépetl gefallen wäre. Der Häuptling war traurig als er das hörte und Iztaccíhuatl konnte nicht aufhören zu weinen. Sie verließ das Haus nicht mehr, aß und trank nichts, sodass sie nach wenigen Tagen an ihrem Kummer starb. Als der Häuptling die Beerdigung seiner Tochter vorbereitete, kehrte Popocatépetl mit seinen Truppen erfolgreich aus dem Krieg zurück. Popocatépetl sah seine tote Geliebte und verfiel in Trauer. Er trug Iztaccíhuatl in seinen Armen aus der Stadt hinaus einen weiten Weg bis zu einem Berg. Dort befahl er seinen Kriegern, ein Grabmal zu errichten, und legte seine Geliebte behutsam darauf. Dann kniete er sich neben sie und blieb bei ihr, bis auch er an seinem Kummer starb.

Die Götter waren berührt von Popocatépetls Opfer. Sie verwandelten das Grabmal und die beiden Verstorbenen in einen Berg bzw. in einen Vulkan. Der Berg, der nach Iztaccíhuatl benannt wurde, sieht aus wie eine schlafende Frau. Der Name „Popocatépetl“ bedeutet auf Náhuatl „Rauchender Berg“, da aus dem Vulkan ab und zu Rauch aufsteigt. Damit zeigt Popocatépetl, dass er immer über Iztaccíhuatl wacht, die an seiner Seite schläft.

Die Vulkane Popocatepétl (links) und Iztaccíhuatl (rechts)

Glücklicherweise ist zu diesem Zeitpunkt von erhöhter Aktivität des Vulkans noch nicht die Rede und so fahren wir mit Sprinti hoch zum Aussichtspunkt auf 3700 m. Allerdings merken wir bei dieser dünnen Luft schnell, dass wir doch noch nicht wieder so ganz fit sind und so machen wir uns recht fix wieder auf den Weg abwärts…und dieser Weg hat es in sich! Ist er doch die schlechteste Straße, die wir bisher auf unserer Reise gefahren sind. Es handelt sich um einen kurvigen, ungeteerten und sandigen Weg mit tiefen Spurrillen und vielen herausstehenden Steinen. Wir werden ordentlich durchgerüttelt…und Sprinti erst! So benötigen wir für 15 Kilometer sage und schreibe mehr als eine Stunde Fahrzeit! Währenddessen erreichen wir auch den nächsten Bundesstaat…Puebla (s. dazu auch unsere Route).

Als wir diesen Weg endlich hinter uns haben (dennoch bleiben wir auf einer Höhe von 2300 m), erreichen wir kurz darauf das Städtchen Cholula de Rivadavia (kurz: Cholula). Dieser Ort ist ebenfalls bekannt für seine Pyramiden…Ihr seht schon, wir sind gerade auf dem Pyramiden-Trip! Und zwar ist die Pyramide von Cholula dem Volumen nach die größte bekannte Pyramide der Welt. Das vorhispanische Bauwerk hat nämlich ein Volumen von etwa 4,45 Mio. Kubikmetern mit einer Grundfläche von 450 × 450 m. Allerdings ist es mit der jetzigen Höhe von 66 m deutlich kleiner als die Cheops-Pyramide in Ägypten und auch 4 m niedriger als die Sonnenpyramide in Teotihuacán. Die Ausgrabungen zeigen jedoch, dass sie früher höher gewesen sein muss. Das Besondere an dieser Pyramide ist zudem, dass sie vollkommen überwuchert ist und daher eher einem natürlichen Berg als einer Pyramide gleicht. Nur Teile der Pyramide sind freigelegt und lassen weitere Ruinen unter unseren Füßen vermuten. Leider ist der Tunnel in die Pyramide derzeit gesperrt, so dass wir keinen Blick „hinein“ werfen können. Nach der spanischen Eroberung wurde im 16. Jahrhundert zudem auf der Pyramidenspitze die Kirche „Iglesia de Nuestra Señora de los Remedios“ errichtet. 1804 bestimmte Alexander von Humboldt vor Ort die Höhe und geographische Position der mehrfach überbauten Anlage. Dort kraxeln Peter und ich hoch und haben einen tollen Blick auf die beiden Vulkane und über die gesamte Stadt, die für ihre vielen Kirchen und Kapellen (insgesamt 159) bekannt ist.

Anschließend schlendern wir weiter durch den Ort und kehren in ein Restaurant namens „Milli“ ein (diesen Tipp hatten wir vor einigen Wochen von dem schweizer Pärchen Claudia und Thomas bekommen), bei dem alle Speisen (und selbst das Bier) hauptsächlich aus Mais hergestellt werden…sehr lecker! Es gibt hier in Mexiko nämlich nicht nur den gelben Mais, den wir aus Deutschland kennen, sondern z.B. auch bunten oder fast schwarzen Mais.

Dann laufen wir zurück zu unserem Campingplatz am Rande von Cholula. Bereits den gesamten Tag und auch in der Nacht wundern wir uns über unzählige laute Knallgeräusche, quasi wir Feuerwerkskörper, und erschrecken so manchses Mal, scheinen sie doch aus sämtlichen Richtungen zu kommen. Auch in der folgenden Nacht lassen sie uns immer wieder aufschrecken, klingt es teilweise so, als würden sie direkt neben Sprinti gezündet. Wie wir dann erfahren, wird so in Mexiko die Fastenzeit eingeläutet und das angeblich vier Tage lang…ich hoffe ja, das „Böllern“ hat schneller ein Ende! Wir müssen schmunzeln bei dem Gedanken daran, dass zum Jahreswechsel in Tecolote vor knapp zwei Monaten ja nicht eine Feuerwerksrakete oder ähnliches gezündet wurde (s. dazu Artikel „Ein etwas anderer Jahreswechsel #031“) und jetzt gleich vier Tage lang…allerdings leider nur der Knall ohne schöne Figuren am Firmament…schade eigentlich! Letztendlich werden aus den vier Tagen sogar sechs Tage inkl. Dauerbeschallung am Wochenende mit ca. 30 Detonationen pro Stunde und einem Musikkonzert bis morgens um 5 Uhr. Nun ja, mit der Zeit gewöhnt man sich daran! Trotzdem freuen wir uns als wieder ein wenig Ruhe einkehrt…ja, man wird ja doch älter!

Eigentlich wollten wir Cholula auch schon viel schneller wieder verlassen, aber dann nutzen wir doch nochmal die Mercedes-Werkstatt im benachbarten Puebla, um einen Fehlercode auszulesen und zu beheben. Es ist schon enorm, welchen Belastungen die Fahrzeuge hier ausgesetzt sind, aber dazu wird voraussichtlich nochmal ein getrennter Artikel erscheinen. Weil sich der ganze Vorgang etwas hinzieht, bleiben wir also etwas länger als geplant auf dem Campingplatz in Cholula und nutzen die Zeit für einen Besuch der historischen Altstadt von Puebla, denn die kann sich wirklich sehen lassen und ist seit 1987 bei der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt. Puebla ist mit 1,5 Mio. Einwohnern die Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates und ist tatsächlich eine für ihre Schönheit berühmte Stadt, in der das alte und das neue Mexiko aufeinandertreffen…die Werkstätten der Talavera-Keramik und anderer kunsthandwerklicher Erzeugnisse, die vier Jahrhunderte alten Gebäude der Kolonialzeit und moderne Industrie. So wurde die Altstadt von Puebla 2013 (analog zu Veracruz) der vierfache Heldentitel verliehen, der offizielle Name lautet seitdem „Cuatro Veces Heroica Puebla de Zaragoza“ („Viermal Heroische Stadt Puebla de Zaragoza“).

Und die Stadt hält, was sie verspricht…

Wir schlendern durch die Straßen, besuchen die prunkvolle Kathedrale von Puebla, beobachten Straßenkünstler, entdecken die vielen kleinen Läden mit wirklich schönen Sachen (bei dem ein oder anderen antiken Möbelstück würden wir am liebsten zuschlagen…was in Sprinti allerdings mehr als unpraktisch wäre) und stöbern auch hier wieder auf den Märkten der Stadt.

Auch diese Stadt ist wieder so schön bunt, was sich durch farbenfrohe Häuser und Wandmalereien bemerkbar macht. Neben der Sonne und dem strahlendblauen Himmel sorgt es sofort für eine positive Stimmung, was man auch den Menschen hier vor Ort anmerkt. Alle haben Spaß und genießen den Tag…so wie wir!

Dann irgendwann packt uns der Hunger und so landen wir, dieses Mal allerdings mehr oder weniger zufällig, erneut in einem Restaurant („Maiz Criollo“), das sich auf die Verarbeitung von Mais spezialisiert hat. So gibt es für uns neben Mais-Bier auch Mais-Tortillas und einen Mais-Käsekuchen. Peter bestellt zudem eine weitere Spezialität…Mole! Mole ist ein Name für verschiedene Saucen der mexikanischen Küche, deren Gemeinsamkeit die Chilischoten sind und die Tatsache, dass sie immer gekocht werden. Das Wort „Mole“ kommt von dem Wort „Molli“ der indigenen Sprache Nahuatl und bedeutet so viel wie „Mischung“ oder „Gebräu“. Ihre braune Farbe erhält die Mole durch die Bitterschokolade, mit der sie zubereitet wird. Um die 35 verschiedene Zutaten, darunter Chilis, Gewürze, Nüsse und eben die ungesüßte Schokolade, bilden die Mole. Je nach Rezept kann eine Mole aber auch aus bis zu 75 verschiedenen Zutaten bestehen. Und was können wir sagen…es schmeckt lecker!

Dann machen wir uns wieder auf den Weg zurück zum Campingplatz. Was uns dabei erneut auffällt ist, dass es sich quasi bei jedem zweiten Auto hier um einen Volkswagen handelt und schnell wird auch klar warum…sitzt hier in Puebla doch ein riesiges VW-Werk, es handelt sich hierbei tatsächlich um die Zentrale Nordamerikas mit rund 14.000 Mitarbeitern. Es ist dadurch auch der größte Arbeitgeber Pueblas und bis 2003 lief hier auch wirklich noch der „alte“ VW-Käfer vom Band…auf den Straßen Mexikos gibt es übrigens auch heute noch sehr viele davon (ähnlich wie den VW-Bulli). Ungefähr 90% der in Puebla gefertigten Autos werden exportiert…und das in weltweit 100 Länder. Wir sind zudem erstaunt, welche Modelle es von Volkswagen hier alles gibt. Neben den auch bei uns bekannten Fabrikaten wie Passat, Jetta, Vento, Polo, Golf, Amaroc, Caddy, Crafter, Tiguan, T-Roc, Käfer, Beetle, Bulli, Lupo und Up, gibt es hier zusätzlich auch einen Gol (nein, ich habe hinten kein „f“ vergessen!), einen Pointer (sieht aus wie ein Polo), einen Derby (sieht ebenfalls aus wie ein Polo), einen Classico (Ähnlichkeit mit Jetta), einen Virtus (Ähnlichkeit mit Passat), einen Tao (ebenfalls Ähnlichkeit mit Passat), einen Teramont (Ähnlichkeit mit Tiguan), einen Nivus (SUV), einen T-Cross (sieht aus wie ein T-Roc), einen Taigun (Ähnlichkeit mit Golf), einen Cross Sport (sieht aus wie ein Tiguan), einen Saveiro und einen Robust (beide mit Ladefläche). Und jeden Tag entdecken wir neue Modelle…das ist echt verrückt! Von einigen konnten wir auch schon ein Bild erhaschen…

Das war es dann erstmal wieder für diese Woche…alles weitere dann beim nächsten Mal!

Macht’s gut!