Seit April 2024 sind wir nun wieder zu Hause und es dauerte gar nicht lange, bis wir danach hier über diesen Blog eine Email erhalten haben. Eine Email vom rheinlandpfälzischen Radiosender RPR1! Man schrieb uns, dass es dort eine Rubrik mit Reise-Abenteuern gibt und da würden wir mit unserer Panamericana-Reise doch perfekt reinpassen. Einige Emails und ein Telefonat später stand es fest…Peter und ich sind dabei…dabei bei unserem Reise-Podcast! Auf ging es für uns zum Radiosender nach Koblenz. Am letzten Sonntag war es dann soweit und unser Podcast wurde ausgestrahlt. Interviewt wurden wir dabei von Reiner Meutsch, einem „Radio-Urgestein“, der mit seiner großartigen Stiftung Fly & Help in den letzten 16 Jahren schon über 900 Schulen in Entwicklungsländern auf der ganzen Welt erbaut hat und für sein Engagement auch mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde. Selbst Weltenbummler hat er zudem „so ganz nebenbei“ fürs Radio in den letzten Jahren sämtliche Reise-Interviews geführt.
Auch wenn es schon merkwürdig ist, seine eigene Stimme im Radio zu hören, so hat es uns doch richtig Spaß gemacht bei diesem Podcast dabei zu sein. Wer es live im Radio verpasst hat, findet hier nochmal die Kurzversion ohne Nachrichten, Werbung und Musik zwischendurch. Viel Spaß also beim Reinhören, wenn „Pedda“ und „Dennies“ von ihrer Reise erzählen…:)
– Berühmte Holzkirchen, Waldbrände und ein Geburtstag –
Nachdem Sprintis Reifen geflickt wurde, schaffen wir es in Chaitén rechtzeitig zum Fähranleger, von wo aus uns ein Schiff über den Golf von Corcovado zur Insel Chiloé bringen soll. Und während wir so warten, schwimmen kleine Delfine in der Bucht umher…die ehrlich gesagt mal wieder gar nicht so leicht mit der Kamera einzufangen sind.
Dann legt die Fähre an und wir haben Glück, dass wir recht am Anfang der Schlange stehen. Das Verladen fällt durchaus unter die Kategorie „speziell“, muss doch jedes Fahrzeug auf dem Schiff erst einmal wenden, um beim Anlegen auch in Fahrtrichtung zu stehen. Dass dieses Prozedere je nach Größe des Fahrzeugs ein nicht immer ganz so einfaches Unterfangen ist, ist hier Nebensache. Mit unserer Überfahrt verlassen wir nun auch die berühmte Carretera Austral, auf der wir die letzten 10 Tage unterwegs waren. Ganze 1000 Kilometer haben wir auf dieser Straße zurückgelegt, das meiste davon…Schotterpiste! Neben einem platten Reifen hat sie uns aber auch einfach tolle Landschaften bescherrt (s. dazu die beiden Artikel „Wie geht es jetzt weiter? #076“ und „Die Carretera Austral und ihre Abenteuer #077“). Jetzt ziehen wir also weiter!
Chiloé ist nach der Feuerland-Hauptinsel, die ja zur Hälfte zu Argentinien gehört, die zweitgrößte Insel Chiles. Viele ihrer rund 150.000 Einwohner stammen von dem indigenen Volk der Huilliche ab. Das Klima auf der Insel ist mild, aber außerordentlich feucht, was den Boden sehr fruchtbar macht. Und so gilt Chiloé neben Peru als eine der möglichen Urheimaten der Kartoffel. Noch heute werden dort circa zweihundert Kartoffelsorten angebaut.
Nach etwa drei Stunden erreichen wir mit unserer Fähre die Insel Chiloé und mit ihr den Ort Quellon. Da es mittlerweile schon Abend geworden ist, steuern wir ganz in der Nähe den „Hito Cero“ an, den sogenannten „Meilenstein Null“ und damit das chilenische Ende der Panamericana.
Praktischerweise können wir an dem dazugehörigen Parkplatz übernachten und machen es uns in Sprinti gemütlich als es draußen ordentlich anfängt zu schütten (die Kartoffeln hier wird’s freuen!). Auch am nächsten Tag erwischen wir einen Regentag, machen uns aber mit Sprinti dennoch auf den Weg, die Insel ein wenig zu erkunden. Chiloé ist bekannt für seine Holzbauten, insbesondere für seine hölzernen und zum Teil auch bunten Kirchen. So wurden ein Teil dieser typischen Gotteshäuser im Jahr 2000 in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Wir stellen fest, in einigen dieser Kirchen scheint auch Anfang Februar die Weihnachtszeit noch nicht beendet zu sein. Abends finden wir einen Stellplatz am Rande eines Ortes und direkt am Meer. So setzen wir uns in einer Regenpause auf die Steine an der Brandung und genießen den Sonnenuntergang.
Am nächsten Tag werden wir von der Sonne begrüßt (nach all dem Regen tut das den Kartoffeln sicherlich auch mal gut!) und so macht es umso mehr Spaß weiter auf Erkundungstour zu gehen.
Da in den nächsten Tagen ebenfalls wieder nur Regen gemeldet ist, haben wir die Insel im Schnelldurchlauf besucht und man hätte sicherlich noch mehr Zeit hier verbringen können. Für uns geht es nun im Norden Chiloés mit der Fähre zurück aufs Festland. Dieses mal ist die Passage nur sehr kurz und so haben wir nach rund 20 Minuten wieder festen Boden unter den Füßen.
Wir fahren weiter Richtung Norden und kommen vorbei an der Stadt Puerto Montt. Hier bestätigen sich die Warnmeldungen unserer Handys…Waldbrände! Vielleicht habt Ihr es auch aus den Medien entnommen, dass Chile derzeit (es ist zu diesem Zeitpunkt Anfang Februar) mit verheerenden Waldbränden zu kämpfen hat, wodurch mittlerweile mindestens 131 Menschen gestorben sind und mehr als 300 werden vermisst werden. Die Forstbehörde zählte im ganzen Land 153 Brände auf mehr als 28.000 Hektar, das sind etwa 0,3 Prozent der Landesfläche. Nach Angaben des Innenministeriums wurden 15.000 Häuser beschädigt oder zerstört. Die Brände werden als die schlimmste Katastrophe in Chile seit einem Erdbeben im Jahr 2010 eingestuft. Zwar befinden wir uns in Puerto Montt nicht in der „Hauptgegend“ der Brände (das ist weiter im Norden in „Valparaiso“), aber auch hier kreisen Löschhubschrauber in der Nähe, die ihre Wassermassen abwerfen, um den Bränden Herr zu werden. Und auch in den kommenden Tagen werden wir immer wieder Menschen begegnen, die Geld für die Feuerwehr sammeln.
Wir versuchen die Gegend also schnell wieder zu verlassen und checken regelmäßig die Warnmeldungen auf unseren Handys. Etwas weiter nördlich erreichen wir den Touristenort Puerto Varas. Es ist Samstag und zudem noch immer Hauptsaison in Chile. Somit genießen viele Chilenen das schöne Wetter und die wunderschöne Landschaft, umgeben von Vulkanen. Uns knurrt der Magen und es ist schon recht spät. Wir entscheiden uns also kurzerhand nicht selbst zu kochen, sondern eins von den sehr einladend aussehenden Restaurants zu testen. Wir landen den Jackpot…so lecker, sage ich Euch!
Am Ende des Ortes können wir an diesem Abend kostenfrei auf einem Parkplatz übernachten. Hier sind wir zwar nicht die einzigen, aber die Sicht auf den „Lago Llanquihue“ und den „Vulkan Osorno“ ist trotzdem schön.
Am nächsten Tage fahren wir zum Nationalpark Vicente Perez Rosales und laufen zu den „Saltos del Petrohue“ (eine Reihe von spektakulären Stromschnellen und Wasserfällen)…an einem Sonntag ein sehr beliebtes Ausflugsziel für Einheimische, wie wir feststellen. Somit sind wir recht fix mit unserer Besichtigung fertig und schlendern kurz durch den Souvenirladen. Da wir hier in einer Gegend sind, die früher von einigen Deutschen besiedelt wurde, gibt es in dem Laden sogar Kuckucksuhren…und mal wieder eine skurile Schreibweise meines Vornamens. Am Wegesrand finden wir neben deutschen Namen auch immer wieder Gastronomie, die „Kuchen“ anbieten, auch wenn es hier durch das Spanisch eher „Kutschen“ ausgesprochen wird.
Als wir am nächsten Morgen weiterfahren wollen, entdecken wir, dass in Sprintis rechtem Vorderreifen eine kleine Schraube steckt und er scheinbar auch ein wenig Luft verloren hat. Moment mal, wie viele Tage ist es noch gleich her, dass wir den anderen Reifen haben flicken lassen?! Jetzt zwar ein anderer Reifen…aber schon wieder? Eine weitere Parallele zum letzten Mal…es regnet auch heute ordentlich! Also heißt es mal wieder spontan umzuplanen und eine Werkstatt ausfindig zu machen. Die Schraube lassen wir vorerst drin, pumpen den Reifen wieder etwas auf und fahren weiter…immer mit dem Blick darauf, ob sich etwas verändert. Wir wollen heute Valdivia erreichen und das ist noch rund 160 Kilometer entfernt. Noch dazu haben wir heute einen Termin im Waschsalon für unsere Wäsche. Also Daumen drücken!
Der Reifen hält und wir erreichen Valdivia! In der dritten Werkstatt kann man uns dann auch weiterhelfen. Kurzerhand ist Sprintis Reifen abmontiert und die Schraube entfernt. Wie sich herausstellt, ist die aber so winzig, dass sie den Reifen nicht durchstoßen hat. Also gehen wir mit dem Werkstattangestellten weiter auf Fehlersuche…vergebens! Der Reifen scheint tatsächlich dicht zu sein! Langsam wird es knapp mit unserem Termin im Waschsalon. Also fix den Reifen wieder auf die Felge und angeschraubt. Wir verständigen uns mit der Werkstatt darauf, dass wir bei erneuten Luftentweichen wieder kommen können. Bezahlen brauchen wir netterweise heute für deren Hilfe nichts…ja, auch das ist Südamerika!
Wir schaffen es gerade pünktlich zur Wäscherei, bei der man seine Wäsche glücklicherweise selbst waschen darf, es aber feste Termine gibt, um unnötige Wartezeiten zu vermeiden. Kommt man zu spät, sind die Waschmaschinen gegebenenfalls besetzt. Vielleicht kommt Euch die Stadt Valdivia bekannt vor. Vor genau zwei Monaten waren wir auf unserem Weg in den Süden nämlich schon einmal hier. Hier in Valdivia, hier in dieser Wäscherei und auch damals ziemlich spät dran. Aber es klappt, unsere Wäsche ist in den Maschinen und wir nutzen die Zeit vor Ort womit? Na klar, um für Euch zu schreiben und um Sämtliches zu recherchieren und zu organisieren!
Mit sauberer Wäsche geht es dann für uns zu einem stadtnahen kleinen Campingplatz direkt an einem Fluss…auch hier waren wir schon einmal. Als wir alles fertig haben, ist es bereits Abend und so fallen wir totmüde ins Bett.
Tags darauf ist ein ganz besonderer Tag…es ist Peters 43. Geburtstag! Ist Peter doch sonst immer ein „Winterkind“, liegt sein Ehrentag hier auf der Südhalbkugel im Sommer. Erwartet uns heute also ein Geburtstag mit blauem Himmel und Sonnenschein? Nein, leider nicht, es schüttet wie aus Eimern und innerhalb von Sekunden ist man nass bis auf die Haut. Also werfen wir unsere Pläne kurzerhand um und fahren mit dem Taxi zur deutschen Brauerei Kunstmann. Auch hier waren wir zwar schon einmal, aber Gutes geht ja auch öfter 🙂 ! So genießen wir das deutsche Bier (es kommt dem zumindest sehr nahe), einen Jägermeister und den Apfelstrudel…und der ein oder andere Geburtstagsanruf darf natürlich auch nicht fehlen!
Und so erleben wir unseren insgesamt vierten Geburtstag in der Ferne. Auch wenn diese Tage natürlich anders sind, als wenn wir bei Familie und Freunde in der Heimat gewesen wären, so bleiben sie doch als besondere Erlebnisse in unseren Herzen.
Hiermit melden wir uns nach einer zweiwöchigen Blogpause zurück… 🙂
Nachdem wir aus der Antarktis zurückgekehrt sind, bleiben wir noch zwei Tage in Ushuaia. So besuchen wir auch das alte Gefängnis der Stadt, in dem heute diverse Museen beheimatet sind. Zum einen befindet sich dort das Museo Presidio zur Geschichte des Gefängnisses, zum anderen gibt es ein Museum der regionalen Schifffahrt und eines zur Historie der Antarktisexpeditionen. Hier erfahren wir auch mehr über die Geschichte der Strafgefangenen, die nach hier zwangsversetzt wurden, um am Ende der Welt Ushuaia aufzubauen. Für die Stadtentwicklung war der 1902 begonnene Bau des Presidio (dt. Gefängnis) bedeutsam. Dieses von den Gefangenen selbstgebaute und 1920 fertiggestellte Gefängnis ersetzte jenes auf der Isla de los Estados. Die Sträflinge, überwiegend Gewaltverbrecher, aber auch politische Gefangene, bauten auch die Schmalspurbahn Ferrocarril Austral Fueguino, mit der heute Touristen durch den Nationalpark Tierra del Fuego fahren. Im Museum der Schifffahrt entdecken wir zudem „alte Bekannte“ wie z.B. Ferdinand Magellan oder James Cook (s. dazu auch Artikel „Von Alaska bis Feuerland…wir haben es geschafft! #074“). Und auch als die Antarktis thematisiert wird, kommt uns so Manches bekannt vor. Im Jahr 1947 wurde das Gefängnis letztendlich aufgelöst und dient heute als eben dieses Museum.
Was einem hier in Argentinien, aber besonders in Ushuaia, immer wieder über den Weg läuft, sind Schilder, Grafiken oder Monumente über die „Malvinas“. Gemeint sind damit die nahegelegenen Falklandinseln und den damit verbundenen Auseinandersetzungen zwischen Großbritannien und Argentinien. Dieser Zwist hat bereits eine lange Vergangenheit. Vor der Ankunft europäischer Siedler waren die Falklandinseln unbewohnt. 1592 wurden sie vom englischen Seefahrer John Davis entdeckt, der sie jedoch nur sichtete. Es dauerte weitere 98 Jahre, bis die Inseln erstmals 1690 von John Strong betreten wurden. Die erste Siedlung, Port-Louis auf Ostfalkland, wurde 1764 unter französischer Herrschaft von Louis Antoine de Bougainville gegründet, 1766 etablierten die Briten auf Westfalkland die Siedlung Port Egmont, zogen dort allerdings acht Jahre später wieder ab. Port-Louis wurde schon 1766 an Spanien übergeben. 1811 stellte Spanien den Unterhalt der Kolonie ein, verzichtete aber nicht auf die Souveränität über die Inseln. Seitdem sind die Falklandinseln Gegenstand von Territorialstreitigkeiten, anfangs zwischen Großbritannien und Spanien, danach und bis heute zwischen Großbritannien und Argentinien. Die militärische Besetzung der Inseln durch Argentinien am 2. April 1982 löste den Falklandkrieg aus… Großbritannien reagierte und landete sieben Wochen später mit Truppen auf den Inseln. Nach kurzen, aber blutigen Kämpfen konnten die britischen Truppen Argentinien am 14. Juni 1982 zur Aufgabe bewegen. Es fielen ca. 900 Soldaten, davon 649 Argentinier. Auch heute noch scheint dieses Thema ein wunder Punkt in der argentinischen Geschichte zu sein, so gegenwärtig all die Symbole hier noch sind. So gibt es kaum einen Ort, der kein Monument oder eine Gedenktafel über die „Helden der Malvinas“ besitzt. So begegnen uns hier in Argentinien hunderte Schilder am Straßenrand, die besagen, dass die Falklandinseln trotz allem argentinisch sind.
Dann ist es für uns an der Zeit der südlichsten Stadt der Welt Lebewohl zu sagen. Es geht also nach langer Zeit für uns mal wieder Richtung Norden. Unseren ersten Stopp legen wir allerdings gar nicht so weit entfernt ein. Zuvor steht mal wieder ein Grenzübertritt an…dieses Mal von Argentinien nach Chile. Das gestaltet sich glücklicherweise aber ganz reibungslos. Dann erreichen wir den Parque Pingüino Rey, ein Naturreservat, in dem bis zu 120 wilde Königspinguine leben. Auf dem Parkplatz können wir übernachten und abgesehen von ordentlich Wind (wie immer hier unten), haben wir eine ruhige und angenehme Nacht. Am nächsten Morgen besuchen wir dann das Reservat. Da wir Königspinguine nicht in der Antarktis zu Gesicht bekommen haben, versuchen wir hier mal unser Glück. Königspinguine sind nach den Kaiserpinguinen die zweitgrößte Art und messen bis zu 95 cm. Ihre Art wird als „nicht gefährdet“ eingestuft…das sind doch mal gute Nachrichten! An diesem Vormittag wollen die Pinguine zwar nicht näher zu uns kommen und somit muss für die Fotos zusätzlich ein Fernglas herhalten…was ihre Qualität nicht unbedingt besser macht, uns aber dennoch diese schönen Tiere besser beobachten lässt.
Nach einer kurzen Weiterfahrt erreichen wir die Fähre in Cruce Bahia Azul. Die besagte Fähre, auf die wir auf dem Hinweg geschlagene sieben Stunden gewartet haben, weil sie aufgrund des starken Windes nicht fahren konnte (s. dazu ebenfalls Artikel „Von Alaska bis Feuerland…wir haben es geschafft! #074“). Heute haben wir etwas mehr Glück…es ist nicht ganz so stürmisch und so kommen wir schnell und reibungslos auf die Fähre. Wir müssen tatsächlich ein wenig schmunzeln, als wir Punkt 15 auf der Preisliste sehen, aber daran merkt man mal wieder…wir sind in Südamerika!
Mit der Fähre verlassen wir nun auch wieder Feuerland, die südöstlichste Region Südamerikas. Es geht also wieder Richtung Norden. Vielleicht fragt Ihr Euch, wie unsere Reise nun weitergeht, wo wir doch unser Ziel, die Panamericana von Alaska bis Feuerland zu bereisen und mit Ushuaia die südlichste Stadt der Welt zu besuchen, erreicht haben. Und genau so fühlt es sich für uns auch an…wir haben das Ziel unserer Reise erreicht…alles was jetzt kommt, ist absoluter Bonus! Unser Plan ist es, im März/April dieses Jahres wieder zurück nach Deutschland zu kommen und so stecken wir derzeit auch schon mitten in den Planungen und Vorbereitungen. Sprinti soll wieder mit uns zurück nach Hause kommen und so müssen wir uns um die Rückverschiffung etc. kümmern. Wie auch schon bei der Verschiffung von Panama nach Kolumbien, möchten wir Sprinti gerne wieder in einem Container verschiffen lassen, weil das wesentlich sicherer ist, als wenn das via Roll on Roll off (das Fahrzeug wird ohne Container auf das Schiff gefahren und ist daher vor Einbruch, Diebstahl etc. ungeschützt). Wie Ihr schon im Artikel „Wie kommen wir nach Südamerika? #055“ lesen konntet, ist das bei Sprinti und einem Container eine sehr knappe Geschichte, daher brauchen wir Profis, die sich damit auskennen. Momentan sind wir zudem auf der Suche nach einem Container-Buddy, also nach anderen Reisenden, mit denen wir uns den Container teilen können, so lässt sich das für beide Seiten wesentlich kostengünstiger gestalten. Jetzt ist bei Sprintis Länge von 6,95 m nicht mehr allzu viel Platz im Container, was es für uns nicht leichter macht, ein passendes Fahrzeug zu finden. Daher bedarf es momentan ein wenig Flexibilität unsererseits, wann die Verschiffung und damit auch unsere Rückkehr stattfinden kann. Somit nutzen wir die Zeit nun noch, uns die Dinge anzuschauen und Orte zu besuchen, die wir auf dem Weg Richtung Süden ausgelassen haben oder gerne noch sehen möchten, bevor wir uns dann auf den Weg nach Monteviedeo machen, von wo Sprinti zurück nach Europa verschifft werden soll. Es bleibt also spannend…!
Wie Ihr schon auf unserem Weg in den Süden festgestellt habt, müssen wir hier so manches Mal die Grenzen zwischen Argentinen und Chile überqueren, um voran zu kommen. So auch heute…es geht dieses Mal von Chile nach Argentinien.
Nach zwei weiteren Fahrtagen erreichen wir den zweitgrößten See (der Titicacasee ist der größte) Südamerikas. Da er sich mit seinem enormen Ausmaß tatsächlich über beide Länder erstreckt, heißt der argentinische Teil „Buenos Aires-See“ und der chilenische „Lago General Carrera“. Schon von weitem sehen wir das strahlende Türkis des Wassers und die Landschaft ist einfach unheimlich schön. Hier möchten wir bleiben! Wir haben uns einen kostenlosen Platz der Gemeinde herausgesucht, der sich direkt am See befindet. Der Platz liegt abgelegen in der Natur und ist ausgestattet mit einigen Grillplätzen, die die Einheimischen seeeehr gerne nutzen…da wird spontan auch ein ganzes Lamm gegrillt…herzlich Willkommen in Argentinien 🙂 ! Ansonsten befindet sich an diesem Ort ein Plumpsklo und direkt am See auch ein schönes Duschhäuschen. Uns gefällts hier richtig gut und nach dem kalten Süden, sind die Sonnenstrahlen eine schöne Wohltat.
Nach einigen Tagen geht es für uns weiter, aber was wäre ein Tag ohne Grenzübergang und so heißt es nun wieder „adios Argentinien…hola Chile“! Wir befinden uns noch immer auf dem Weg entlang des Buenos Aires Sees, der nun ja bekanntlich Lago General Carrera heißt und uns traumhafte Landschaften bescherrt. Die Größe des Sees ist einfach der absolute Wahnsinn…hinter jeder Ecke taucht er immer wieder auf. Was ebenfalls auftaucht ist die nächste Schotterpiste und zwar mehrere hundert Kilometer lang. Also heißt es bei Sprinti wieder: „Luft ablassen!“
Auch abends erwischen wir wieder einen wundervollen Platz…ganz für uns allein und mit einer traumhaften Aussicht. Da schmeckt ein kaltes Bierchen zum Sonnenuntergang dann besonders gut…
Am nächsten Tag erreichen wir dann die Carretera Austral…und genau da wollten wir hin! Die Carretera Austral ist eine rund 1350 Kilometer lange Straße in Chile, die von Puerto Montt nach Villa O’Higgins an die Südgrenze der Región de Aysén führt. Die Strecke ist für ihre traumhafte Landschaft bekannt, der Bau der Straße ist allerdings noch nicht vollendet, was bedeutet…vorerst Schotterpiste soweit das Auge reicht! Und der heutige Abschnitt ist von seiner Qualität gelinde gesagt nicht optimal. So bewegen wir uns lediglich schleichend voran. Sprinti ist auch gar nicht mal sooo begeistert. Aber traumhaft ist die Landschaft wirklich…und noch immer fahren wir entlang des zweitgrößten Sees Südamerikas.
Dann erreichen wir den Zusammenfluss der Flüsse Baker und Neff, der deshalb besonders ist, weil die Flüsse mit unterschiedlichen Mineralien gespeist sind, was es zu einem ausgesprochenen Farbenspiel werden lässt. Ich sage nur „türkis, türkiser, am türkisesten“…
Wir fahren weiter…noch immer Schotterpiste…noch immer im Schneckentempo. Plötzlich ertönt beim Fahren ein seltsames Geräusch…das hört sich mal gar nicht gut an! Ok, wir haben verstanden…Sprinti hat keine Lust mehr auf Buckelpiste! Glücklicherweise sind wir nicht weit vom nächsten Ort entfernt, hier in Cochrane wollten wir eh übernachten. Allerdings disponieren wir spontan bei unserem Campingplatz um, denn wir finden in der IOverlander-App einen Campingplatz, der einem Mechaniker gehört…perfekt! Es ist später Nachmittag als wir dort eintreffen und direkt werden wir freundlich von Chispa begrüßt. Wir schildern ihm unser Problem und er bietet uns an, sich Sprinti am Abend anzuschauen, wenn die Werkstatt geschlossen und wieder genug Platz in der Halle ist. Während ich also in den Abendstunden in Sprinti sitze und für Euch schreibe, wird dieser währenddessen aufgebockt und Peter und Chispa gehen auf Fehlersuche. Und dann sind die Übeltäter gefunden…kleine Steinchen, die sich in den Bremsen festgesetzt und dadurch eine Abdeckung verbogen haben.
Vor uns liegen noch weitere 250 Kilometer Schotterpiste, denn eigentlich wollen auf dieser Carretera Austral noch weiter wieder Richtung Süden. Kurzfristig planen wir um…wir lassen die Punkte im Süden aus und fahren direkt weiter Richtung Norden (s. dazu unser Route). Auch hier erwarten uns noch einige Kilometer Schotterpiste, aber diesen Abschnitt müssen wir eh bewältigen und wir wollen Sprinti nicht unnötig herausfordern.
Und so kommt mal wieder alles etwas anders als geplant, aber so ist das hier auf Reisen!
Nachdem man uns nur auf Biegen und Brechen erlaubt hat mit Sprinti aus Bolivien auszureisen (s. dazu Artikel „In der größten Salzwüste der Welt #069“), erreichen wir nun die chilenische Grenzstation, die sich ebenfalls irgendwo im Nirgendwo befindet. Als wir dort ankommen, erfahren wir, dass hier seit einigen Stunden Stromausfall herrscht und in Sachen Grenzkontrolle gerade mal so gar nichts funktioniert. Wir müssen also warten…und das mit dem Gedanken, ob man uns nach unseren Problemen an der bolivianischen Aduana überhaupt nach Chile einreisen lässt…mit Sprinti wohlgemerkt! Außerdem sollen die Kontrollen in Sachen Lebensmittel, Holz etc. nirgends so streng sein, wie an der chilenischen Grenze. Wir haben das ein oder andere also ein wenig versteckt und hoffen, dass wir damit durchkommen…und keine Hunde zur Kontrolle eingesetzt werden, die soll es nämlich an einigen Grenzübergängen ebenfalls geben. Jetzt erstmal heißt es also warten und wir hoffen inständig, dass das hier vor dem Wochenende noch etwas wird und wir nicht tagelang hier verharren müssen…so im Nichts…auf 4600 Metern! Erstmal vertreiben wir uns die Zeit, indem wir an unseren Autos die Reifen wieder aufpumpen, die wir aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse auf der Lagunen-Route etwas abgelassen hatten.
Nach weiteren 1,5 Stunden des Wartens, kehrt der Strom dann wieder zurück und der Einreise-Prozess kann starten. Jetzt heißt es Daumendrücken…sowohl für die Einreise als auch für die Lebensmittelkontrolle!
Dann sind wir an der Reihe…
Relativ schnell erhalten Peter und ich unsere Stempel in unseren Reisepässen…wir dürfen also schon mal 90 Tage im Land bleiben. Jetzt stellt sich nur noch die Frage für Sprinti und ob uns das „Gemauschel“ an der bolivianischen Grenze nun zum Verhängnis wird. Hoffentlich möchte der Grenzbeamte also nicht das bolivianische TIP (Dokument zur Ein- und Ausfuhr von Sprinti) sehen, dann wird es kompliziert. Der Beamte schaut auf Sprintis Fahrzeugschein und schüttelt mit dem Kopf. „Oh nein“…denken Peter und ich gleichzeitig. Dann stellt sich allerdings heraus, dass er nur die Fahrzeugidentifikationsnummer auf dem Fahrzeugschein nicht gefunden hat. Aber da können wir schnell Abhilfe schaffen. Wir bekommen für Sprinti ein neues TIP für Chile und erhalten ein neues Dokument, ohne dass das alte aus Bolivien noch irgendeine Rolle spielt…puh, das wäre also geschafft!
Jetzt nur noch die Lebensmittelkontrolle! Als erstes betritt ein Herr der Drogenfandung unseren Wagen, der glücklicherweise eher davon beeindruckt ist, dass wir Sprinti selber ausgebaut haben, als dass er sich für unseren Alkoholvorrat interessiert. Dann kommt die Dame von der Kontrolle, lässt uns ein Dokument ausfüllen und fragt nach frischem Obst und Gemüse. Da es immer besser ist, zuzugeben dass man etwas mit sich führt und das dann auch freiwillig abzugeben, als wenn sie selbst etwas finden, offenbare ich die obligatorischen zwei Äpfel und drei Limetten, die sie dann auch direkt einsammelt. So ist sie schon mal gut gestimmt. Anschließend schaut sie noch in sämtliche Schubladen und gibt uns dann mit einem Lächeln zu verstehen, dass alles in Ordnung ist und wir nach Chile einreisen dürfen. Puuuuuuhhhhhhhh, auch das wäre also geschafft!
Jetzt also ab in das neue Land, ab nach Chile! Unser erstes Ziel ist auch gleich der erste Ort im Land…San Pedro de Atacama! Ja genau, „Atacama“…wir befinden uns also in der Atacama-Wüste und kommen so von einem Extrem ins Nächste. Als erstes müssen wir aber noch das Altiplano verlassen. Als Altiplano wird das ausgedehnte Plateau bezeichnet, das sich über 1800 km entlang der Anden von Süd-Peru, über West-Bolivien bis nach Nord-Chile und Nord-Argentinien erstreckt und auf einer durchschnittlichen Höhe von 3600 m liegt. Wir befinden uns nach der Grenze sogar auf 4600 Metern, San Pedro de Atacama liegt allerdings wesentlich tiefer und so führt uns die Straße, die aufgrund der extremen Bedingungen von vielen internationalen Autoherstellern auch als Teststrecke genutzt wird, auf nicht einmal 30 Kilometer rund 2400 m bergab. Sprintis Bremsen geben mal wieder alles! Die Sicht auf die Wüste ist toll und die endlich wieder geteerten Straßen sind in einem top Zustand…und so ganz ohne Müll. Peter und ich feiern das so richtig! Von uns fällt die Anspannung der letzten beiden Länder und so freuen wir uns auf alles was da kommt! Wir freuen uns auf Chile!
Der moderne souveräne Staat Chile gehört mit seinen rund 19,1 Millionen Einwohnern zu den wirtschaftlich und sozial stabilsten und auch wohlhabendsten Ländern Südamerikas mit einer einkommensstarken Wirtschaft und einem hohen Lebensstandard. Es führt die lateinamerikanischen Nationen in Bezug auf menschliche Entwicklung, Wettbewerbsfähigkeit, Pro-Kopf-Einkommen, Globalisierung, Friedenszustand, wirtschaftliche Freiheit und geringes Korruptionsempfinden an. Chile weist nach Kanada die niedrigste Mordrate in Amerika auf und ist Gründungsmitglied der Vereinten Nationen, der Union der Südamerikanischen Nationen (UNASUR), der Gemeinschaft Lateinamerikanischer und Karibischer Staaten (CELAC) und der Pazifik-Allianz. Chile ist allerdings durch die globale Erwärmung ernsthaft gefährdet und hat seit Anfang der 1990er Jahre mindestens 37 % seiner Wasserressourcen verloren. Durch seine besondere geographische Form erstreckt es sich ganze 4200 Kilometer entlang des Pazifischen Ozeans, was auf Europa und Afrika übertragen in etwa der Entfernung zwischen der Mitte Dänemarks und der Sahara darstellt. Dagegen ist Chile durchschnittlich nur circa 180 Kilometer breit. Die engste Stelle im kontinentalen Chile (ohne Antarktis) beträgt dabei lediglich 90 Kilometer, die breiteste Stelle etwa 440 Kilometer. Und dieses Land gilt es nun von uns zu entdecken…wir sind mehr als gespannt!
Als erstes halten wir an einer Tankstelle und bekommen endlich wieder ganz regulär und ohne irgendwelche Verhandlungen unser Benzin…und dann sogar die gute Qualität von 98 Oktan! Wir freuen uns…und Sprinti sich auch! Dann geht es weiter zum nächsten Campingplatz, an dem wir gemeinsam mit unserer Freundin Shelly ein paar Tage bleiben. Jetzt ist erstmal Ausspannen angesagt! Aber es gibt auch das ein oder andere zu erledigen…so hat Sprinti nach der Lagunenroute sowohl von innen also auch von Außen eine Wäsche dringend nötig. All der Staub der unbefestigten Straßen ist in den letzten Tagen wirklich in jede Ritze gekrochen. Auch unsere Kleidung will gewaschen werden und chilenisches Bargeld benötigen wir ebenfalls. Im Supermarkt gibt es plötzlich wieder viel mehr Auswahl und Produkte, die wir seit Monaten nicht mehr bekommen haben. Auch das feiern wir ab 🙂 ! Nach den Minusgraden der letzten Tage, herrscht hier nun eine sommerliche Temperatur und die angenehme Höhe von „nur“ noch 1200 m über dem Meeresspiegel, lässt uns endlich wieder normal atmen und gut schlafen. Hach, was fein! Der Ort San Pedro de Atacama fühlt sich nach einem Hippie-Touristenort an, versprüht aber unheimlich viel Charme und gefällt uns daher ebenfalls gut. So kann es also weitergehen…hier in Chile!
Wie eben schon erwähnt, befinden wir uns jetzt in der Atacama-Wüste. Die Atacama ist eine Küstenwüste und die trockenste Wüste der Erde außerhalb der Polargebiete. In ihrem zentralen Bereich besteht schon seit wenigstens 15 Millionen Jahren ein hyperarides Klima. Es gibt Orte, an denen jahrzehntelang kein Regen registriert wurde, mit durchschnittlichen jährlichen Niederschlagshöhen von tatsächlich 0,0. Die Atacama erstreckt sich über 139.860 km2 und liegt im Regenschatten der Anden, d.h. auftretende Ostwinde sind trocken und bringen keine Niederschläge. Nahe der Küste verhindert eine kalte Meeresströmung, der Humboldtstrom, die Entwicklung von Regenwolken, so dass, anders als weiter nördlich oder südlich, kein Steigungsregen fällt. Das kalte Meerwasser bedingt allerdings, dass die Atacama kühl ist und insbesondere in Küstennähe oft Nebel vorherrscht, weshalb die Atacama auch zu den Nebelwüsten gehört. Die Trockenheit der Wüste bekommen auch wir am eigenen Leib zu spüren, so ist unsere Haut komplett ausgetrocknet und an Händen und Füßen bereits rissig. Unsere Schleimhäute sind so ausgetrocknet, dass wir oft Nasenbluten bekommen. Aber egal, wir freuen uns einfach so in dieser anderen Umgebung zu sein!
Nach ein paar Tagen machen wir uns dann gemeinsam mit Shelly auf Richtung Süden. Unser Weg führt uns weiter durch die Wüste, die hier in dieser kargen, aber dennoch sehr schönen Landschaft, ihrem Namen alle Ehre macht.
Dann ist es plötzlich so weit und wir überqueren einen weiteren Meilenstein auf unserer Reise…den südlichen Wendekreis (s. dazu auch unsere Route)! Vor rund 1,5 Jahren haben wir bereits in Kanada den Polarkreis, vor einem Jahr in Mexiko dann den nördlichen Wendekreis („Wendekreis des Krebses“) und vor ein paar Monaten in Ecuador den Äquator überquert und nun also auch den südlichen Wendekreis („Wendekreis des Steinbocks“). Dies bedeutet auch, dass wir nun wieder Jahreszeiten erleben und nicht mehr nur Regen- oder Trockenzeit. Da wir uns in der südlichen Hemisphäre befinden, ist es hier also gerade Frühling und der Sommer steht in den Startlöchern, was für uns sehr gut passt, wenn es weiter Richtung Süden in kältere Gefilde geht.
Danach erreichen wir inmitten der Wüste ein Kunstobjekt, was als beliebtes Fotomotiv bekannt ist. Es handelt sich um eine riesige Hand aus Stein, die aus dem Boden emporragt.
Hinter der Hand fahren wir etwas abseits der Straße die Hügel herunter, um einen möglichst windstillen Platz für die Nacht auszumachen. Wir werden fündig, auch wenn wir dem Wind nicht ganz entfliehen können. Aber hier können wir umsonst, sicher und ruhig stehen und verleben somit eine gute Nacht.
Am nächsten Tag geht es für uns weiter Richtung Südwesten und dann erreichen wir…das Meer! Auch hier finden wir einen einsamen Stellplatz, dieses Mal direkt am Strand…hach, was fein! Zwar ist der Pazifik zu kalt, um darin zu schwimmen, aber die Sonne bescherrt uns angenehme Temperaturen, so dass wir bis abends draußen sitzen und den Blick auf das Meer genießen.
Nach zwei Tagen am Meer heißt es für uns „Weiterziehen“, denn wir haben einen Termin…was auf unserer Reise ja eine absolute Seltenheit ist. Für diesen Termin geht es wieder ein kleines Stück Richtung Norden, bis wir Paranal erreichen. Auch hier stehen wir wieder einsam und kostenlos inmitten der Natur.
Am nächsten Morgen geht es für uns schon früh weiter…der Termin steht an. Wir fahren zum 5 Minuten entfernten Paranal-Observatorium und dem „Very large Telescope“ der ESO, wo wir uns für eine Führung angemeldet haben. Das Paranal-Observatorium ist eine astronomische Beobachtungsstation in der Atacamawüste . Das Observatorium wird von der Europäischen Südsternwarte (ESO) betrieben und ist Standort des Very Large Telescope (VLT), des Very Large Telescope Interferometer (VLTI) sowie der Survey Telescopes VISTA und VST. Neben der geringen Lichtverschmutzung hier in der Wüste, zeichnet sich auch die Atmosphäre über dem Gipfel durch eine trockene und außergewöhnlich ruhige Luftströmung aus, die den Berg zu einem sehr attraktiven Standort für eine Sternwarte macht. Die riesigen sensiblen Teleskope wurden in Deutschland hergestellt und kamen über den Seeweg nach Chile. Jeden Abend öffnen sich die Tore der Teleskope und geben den Blick in das Universum frei. So konnten hier z.B. neue Planeten oder auch die Distanz zur Galaxie NGC 300 genauer als zu jeder anderen Galaxie außerhalb der unmittelbaren Nachbarschaft der Milchstraße bestimmt werden. Ihr könnt Euch vorstellen, Peter ist Feuer und Flamme als wir uns so ein Teleskop von innen anschauen und ich muss zugeben, auch mich beeindruckt das enorme Ausmaß und was damit astronomisch alles möglich ist.
Auf dem Berg gegenüber sehen wir zudem das Extremely Large Telescope (ELT), zuvor European Extremely Large Telescope (E-ELT), eines sich im Bau befindlichen optischen Teleskops der nächsten Generation, ebenfalls für die Europäische Südsternwarte (ESO). Es erhält einen Hauptspiegel mit 39 Metern Durchmesser, der aus 798 sechseckigen Spiegelelementen zusammengesetzt sein wird. Damit soll es das weltweit größte optische Teleskop werden.
Als nächstes ist unser Plan wieder zurück in den Norden nach San Pedro de Atacama zu fahren, um dort auf dem Altiplano den Pass zu nehmen, dann die Grenze nach Argentinien zu überqueren und auf der argentinischen Seite weiter Richtung Süden zu fahren. In den letzten Wochen hatte es dort kleine Unruhen gegeben. Kurz vor der Präsidentschaftswahl kam es zu Lieferengpässen bei Diesel und Benzin, so dass es teilweise unmöglich war an Sprit zu kommen, weil die Tankstellen schlichtweg nichts hatten. Aus diesem Grund haben wir die letzten Tage in Chile verbracht und zudem die Zeit mit unserer Fahrt entlang der chilenischen Küste ein wenig überbrückt. Jetzt scheint sich das Sprit-Problem ein wenig zu legen und Peter und ich haben vor, die Grenze im Norden am Folgetag zu überqueren. Als wir bei unserer Teleskop-Tour mit unserem Guide zufällig ins Gespräch kommen, erzählt sie uns, dass es im Norden Argentiniens einen Wintereinbruch gegeben hat und die Straßen vereist sind. Daher ist die Grenze auf dem Altiplano auf einer Höhe von rund 4000 Metern auch geschlossen! Wir kommen also dort gar nicht rüber! Also…Planänderung! Wenn man auf dieser Reise eins sein muss, dann flexibel! Wir fahren also gemeinsam mit Shelly auf der chilenischen Seite weiter Richtung Süden und werden dann auf Höhe von Santiago de Chile die Grenze nach Argentinien passieren. Bis dahin hat sich das Wetter dann hoffentlich beruhigt!
Gesagt…getan! In den folgenden zwei Tagen legen wir viele Kilometer zurück, setzen unsere Fahrt in der Atacama-Wüste entlang der Küste fort und sind beeindruckt von der Schönheit des Landes. So kreuzen Füchse, wilde Esel und Guanacos, die nach Lamas, Alpakas und Vikunjas vierte Art aus der Familie der Neuweltkamele, die nur hier in Südamerika anzufinden ist, unseren Weg. Auch kommen wir an unzähligen Minen vorbei, denn Chile gehört zu den weltweit größten Rohstoffproduzenten. Es verfügt über die größten bekannten Kupfervorkommen der Welt (etwa 40 Prozent) und somit befinden sich hier auch die größten Kupferminen der Erde. Und auch wenn die Landschaft oft karg erscheint, so versprüht sie doch eine besondere Atmosphäre. Die Nächte verbringen wir freistehend oder auch auf einem Campingplatz (da die Saison noch nicht begonnen hat, sind wir die einzigen Gäste), aber immer direkt am Meer. Der Wind pfeift ordentlich oder so verziehen wir uns am Abend in unseren gemütlichen Sprinti.
Dann erreichen wir Santiago de Chile, die Hauptstadt des Landes. Im städtischen Siedlungsgebiet wohnen in Santiago rund 5,2 Millionen Menschen, in der gesamten Metropolregion sind es sogar 7,1 Millionen. Damit leben etwa 44 Prozent aller Chilenen in der Hauptstadt oder in ihrer direkten Umgebung. Ein paar Tage sind nun auch wir Teil davon. Wir erreichen einen kleinen Campingplatz unweit der Stadt und werden von dem Gastgeber Matias mit offenen Armen empfangen. In seiner privaten Waschmaschine dürfen wir sogar unsere Wäsche waschen…der Vorteil bei dieser trockenen Luft ist ja, dass alles in Nullkommanichts trocken ist. Auch nutzen wir Santiago für viele Erledigungen und einen Werkstattbesuch, um Sprinti mal durchchecken zu lassen und ihm unter anderem auch einen Ölwechsel zu gönnen. In der Werkstatt treffen wir auf den Chef Milenko, der gut Englisch spricht und sich direkt um uns und Sprinti kümmert. So fühlen wir uns dort gut aufgehoben und freuen uns, dass neben dem Ölwechsel (gleichzeitig tauschen wir auch noch sämtliche Filter aus) Sprinti nur vorne neue Bremsbeläge benötigt. Die hinten hatten wir ja bereits in La Paz in Peru ausgetauscht…nun sind auch die vorne dran. Innerhalb von kürzester Zeit hat Milenko die richtigen Beläge besorgt und auch die Halterungen für das Getriebe und den Auspuff sind erneuert. Alles in allem kostet uns das Prozedere 5 Stunden Zeit und lediglich EUR 160 inklusive Material- und Arbeitslohn. Wir sind uns sicher, damit wären wir in Deutschland „nicht so ganz“ ausgekommen!
An einem Tag machen wir uns dann auf in die Stadt und genießen vom größten Wolkenkratzer Südamerikas dem Gran Torre Santiago in 300 Metern Höhe den 360 Grad-Ausblick auf die Stadt und auf die dahinterliegenden schneebedeckten Berge. Oben gibt es Live-Musik und eine kostenlose Weinprobe (ein Glas Rot- oder Weißwein), an dessen Stand ich prompt mein Glas verschütte und sich Rotwein seinen Weg zwischen all den anderen drappierten Gläsern bahnt. Netterweise reicht man mir mit einem Lächeln allerdings ein neues Glas, mit dem ich dann vorsichtiger untewegs bin. Am Fuße des Turms liegt eine riesige Einkaufsmall, unter anderem mit einem Kino. Ja genau, Kino! Wir haben recherchiert, dass es hier auch Filme in Originalfassung (also Englisch) mit spanischem Untertitel gibt…das ist doch was für uns! In Deutschland kann ich Peter meist nur schwer für Kino begeistern, hier ist das aber mal eine willkommende Abwechslung und da es dann auch noch der neue Marvel-Streifen ist, ist auch Peter einverstanden. Generell ja nicht so mein Genre, aber ich freue mich auf die Kinoatmosphäre und vor allem auf süßes Popcorn…außerhalb Deutschlands ist das ja auch gerne mal gesalzen und damit nicht ganz so mein Fall. Nach einer ordentlichen Stärkung mit Burger und Pommes (die Menge an Kalorien an diesem Tag verdrängen wir am besten ganz schnell!) geht es also für uns ins Kino. Und wir werden nicht enttäuscht…wir sitzen in riesigen bequemen Sesseln, die einen quasi in Schlafposition versetzen und auf Knopfdruck gibt es alles was das Herz begehrt…selbst warme Speisen (was das abelangt, sind wir ja bereits gesättigt!). Uns „reicht“ also unser Popcorn…und ja, es ist süß 🙂 !
Dann verlassen wir Santiago wieder und verabschieden uns somit auch von Shelly, die weiter auf der chilenischen Seite Richtung Süden fährt, während wir uns nun auf den Weg nach Argentinien machen…am Tag der Präsidentschaftwahl im Land. Allerdings heißt es vorher nochmal den Kühlschrank aufzufüllen, mit Produkten, die anderswo schwer zu bekommen sind. So halten wir noch an einer großen Supermarktkette und ich traue meinen Augen kaum, als ich plötzlich neben anderen deutschen Produkten auch Christstollen, Marzipan und Lebkuchen in den Regalen sehe. Im letzten Jahr waren wir um diese Zeit in Mexiko, wo es keinerlei weihnachtliche Spezialitäten oder Süßigkeiten gab, zumindest nicht das, was wir in Deutschland darunter verstehen. Also mussten dann Schnapspralinen herhalten. Und jetzt liegt hier ein Stollen und Lebkuchen vor uns und löst bei uns (zugegebenermaßen besonders bei mir) eine Runde Glücksgefühle aus 🙂 !
Mit vollem Kühlschrank geht es dann Richtung argentinische Grenze. Glücklicherweise ist der Wintereinbruch überstanden und die sommerlichen Temperaturen sind zurückgekehrt. Auch das „Sprit-Problem“ hat sich zum Glück wieder gelegt. Da auch an diesem besonderen Tag der Präsidentschaftswahl keine Tumulte zu befürchten und die Grenzen dennoch geöffnet sind, steht unserer Reise nach Argentinen nichts mehr im Wege. So führt uns unsere Route zur Grenze vorbei an unzähligen Weinbergen (die hier gar nicht unbedingt „Berge“sind) und durch die schneebedeckten Berge, die uns einen traumhaften Blick bescheren.
Dann erreichen wir die Grenze und eins kann ich Euch sagen…dieses Mal läuft es ganz einfach und unkompliziertab . So ist dies quasi unsere erste „Drive through-Grenze“, bei der wir mit Sprinti in ein Gebäude hineinfahren, in dem in unterschiedlichen kleinen Glashäuschen direkt der komplette Vorgang abgewickelt wird..sowohl für die chilenische, als auch für die argentinische Seite. Somit ist das ganze Prozedere nach 15 Minuten erledigt…und nach unseren letzten Erfahrungen kommt uns das nun seeehr gelegen 🙂 !
Weil auf dieser Höhe des südamerikanischen Kontinents die Berge, die Nationalparks und all das, was es zu entdecken gilt auf chilenischer und argentinischer Seite auf dem Weg nach Süden nah bei einander liegen oder es teilweise nur eine Straße nach unten gibt, werden wir in den nächsten Wochen des öfteren zwischen beiden Ländern hin und her reisen.
Und so heißt es heute: „Hallo Argentinien!“…aber auch: „Chile, wir kommen ganz bald wieder!“
– Ab jetzt sind wir in der südlichen Hemisphäre unterwegs –
Es ist Montag Morgen um 7.30 Uhr…und wir erreichen das nächste Land…Ecuador (s. dazu auch unsere Route)! Unsere amerikanische Freundin Shelley ist ebenfalls mit von der Partie. Der Grenzübergang funktioniert auch hier wieder nicht immer logisch, aber doch recht reibungslos. So müssen wir uns auf der kolumbianischen Seite abmelden, d.h. wir erhalten einen Stempel im Pass und unser TIP („Temporary Import Paper“) für Sprinti wird ebenfalls ausgetragen. Dann geht es rüber auf die ecuadorianische Seite. Auch hier geht es zu „Migration“, wo wir einen Einreisestempel in den Pass bekommen. Dann ab zur „Aduana“, wo wir Sprinti anmelden und ein neues TIP erhalten. Ecuador ist tatsächlich das erste Land, in dem wir keine KFZ-Versicherung benötigen. Das kann jetzt gut oder schlecht sein. Gut, weil wir uns das Geld sparen können…schlecht, weil wir keine Absicherung haben. Wobei man hier auf der Reise eh nie weiß, ob die Versicherungsgesellschaft im Schadensfall auch zahlen würde. Außerdem sind die Leistungen, anders als in Deutschland, doch sehr reduziert. Nach rund 1,5 Stunden an der Grenze ist alles erledigt und wir können weiterfahren. Shelley hingegen braucht ein wenig länger, weil es noch etwas Bürokratie für ihren Hund Franklin zu erledigen gibt. Auf geht es nun für uns Ecuador weiter zu erkunden, hatten wir doch im Juni bereits einen kleinen Einblick in das Land bekommen (s. dazu Artikel „Ein Abstecher nach Ecuador…#053“).
Unseren ersten Stopp legen wir in der Nähe von Ibarra bei Hans und seiner Finca Sommerwind ein. Hans ist ein deutscher Auswanderer und kennt hier quasi jeden. Und jeder kennt Hans! Dadurch ist seine Finca Sommerwind ein absoluter Treffpunkt für viele Reisende. So landen auch wir dort und treffen neben Shelley, Zach und Rhuta auch einige andere bekannte Gesichter wieder…ja, die kleine Reisewelt!
Hans hat neben einem deutschen Restaurant mit Currywurst, Wiener Schnitzel, Klößen und Rotkohl, auch deutsches Bier, frischgebackenen Kuchen und einige aus Deutschland importierte Produkte im Angebot. Da müssen wir einfach zugreifen und so landen tatsächlich Gewürzgurken und Doppelkekse in unserem Einkaufskorb…und das ein oder andere Bierchen und Stückchen Kuchen natürlich auch.
Tagsüber nutzen wir die Zeit um Wäsche zu waschen und vieles zu erledigen (an sämtlichen Wagen wird hier geschraubt und repariert was das Zeug hält). Abends sitzen wir alle beim gemeinsamen Lagerfeuer zusammen und das ein oder andere Stückchen Fleisch landet auf dem Grill.
Hier bei Hans können wir auch ein wenig die Entwicklungen im Land abwarten. So hat doch vor ein paar Tagen die Präsidentschaftswahl in Ecuador stattgefunden. Während des Wahlkampfes war zuvor ein Präsidentschaftskandidat, der den Kartellen den Kampf angesagt hatte, erschossen worden, was zu einigen Unruhen im Land geführt hat.
Das politische Leben in Ecuador, insbesondere auf nationaler Ebene, ist derzeit von starker Instabilität geprägt, im Nationalkongress bilden sich nur selten stabile Koalitionen. So genießen die Parteien und Parlamente im Land aufgrund der häufig notwendigen Zugeständnisse und ständigen Verhandlungen zwischen den Parteien und einzelnen Abgeordneten ein relativ geringes Ansehen. Es kommt somit häufig zu „Paketlösungen“ unter Verdacht individueller Bereicherung und öffentlicher Diffamierungen.
Das spezielle Wahlrecht Ecuadors führte 2006 sogar dazu, dass der gewählte Präsident Rafael Correa die Wahlen gewann, ohne dass ihn seine politische Bewegung PAÍS als Kandidaten bei den Parlamentswahlen aufgestellt hatte.
Das ecuadorianische Militär hat ebenfalls einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Politik, zum einen durch die Präsenz ehemaliger Militärs in Führungspositionen, zum anderen dadurch, dass es dem regierenden Präsidenten bei Protesten und Aufständen die Unterstützung entziehen kann, wie es in den Fällen der gestürzten Jamil Mahuad (2000) und Lucio Gutiérrez (2005) geschehen ist.
In diesem Jahr erreichte das Land nun aufgrund der aktiven Drogenkartelle, die Ecuador als Transitland benutzen, eine Welle der Gewalt. Die Mordrate in Ecuador übertrifft diejenige von Mexiko. So ist es auch zu den vorgezogenen Neuwahlen des Parlaments gekommen. Abseits der großen Städte wie Quito oder Guayaquil bekommen wir von den Wahlen und eventuellen Eskalationen nicht viel mit, so dass wir uns nach einigen Tagen wieder auf den Weg machen können.
Gar nicht weit entfernt von Ibarra und der Finca Sommerwind liegt Otavalo, ein Ort, der für seinen traditionellen Artisanenmarkt bekannt ist. Es handelt sich tatsächlich um den größten Markt Südamerikas. Wir stöbern durch die engen Gassen, vorbei an Unmengen an Marktständen und bewundern die detaillierte Handwerkskunst, die bunten Farben und die wundervollen Stoffe. Weil wir nun in die kalte Andengegend kommen, können wir bei einer warmen Alpaka-Decke, einem kuscheligen Wollpullover, einem dicken Schal und diversen anderen kleinen Dingen nicht widerstehen. So verleben wir einen tollen Nachmittag mit Rhuta, Zach und Shelley auf diesem Markt in Otavalo und runden dies mit einem Besuch in einem traditionellen Restaurant ab…lecker war’s!
Anschließend geht es für uns weiter zur Laguna Cuicocha, einem über 3100 Jahre alten Kratersee. Dort finden wir einen schönen kleinen Campingplatz (Paradero Ucshapungo) bei einer sehr freundlichen Familie. Nachts erreichen wir mittlerweile die 5-0 Grad Celsius, da kommt der Abend am Kamin gerade recht. Zu dem Stellplatz gehört neben einer Küche auch ein gemütlicher Aufenthaltsraum, den wir gerne nutzen. Gerade Zach, Rhuta und Shelley wird in ihren Dachzelten nämlich ganz schön frisch. Wir sind wieder einmal sehr froh, dass wir Sprinti so ordentlich gedämmt haben. Unsere Heizung ist in diesen Höhen (3284 m) nämlich keine Hilfe mehr, da sie schlichtweg nicht mehr funktioniert. Und dabei haben wir doch extra das „Höhen-Kit“ eingebaut, was allerdings nur bis 1400 m reicht…das sind dann wohl eher europäische Höhenlagen, weniger aber Südamerikanische…hier lacht man schlichtweg über 1400 m. Aber wir haben ja auch unsere neue Alpaka-Decke…also alles kein Problem!
Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg zur benachbarten Lagune…ein absolutes Träumchen, sage ich Euch!
Dann heißt es nach rund vier Wochen Abschied zu nehmen von Zach, Rhuta, Shelley und ihrem Hund Franklin, da nun unterschiedliche Routen vor uns liegen. Wir hatten eine wirklich schöne Zeit mit unserem „Colombian Convoy“ und freuen uns schon auf’s Wiedersehen!
Anschließend machen Peter und ich uns auf, die Lagune zum umwandern…na ja, zumindest ein Stück davon. Hatte ich erwähnt, dass die Luft auf knapp 3300 m ganz schön dünn wird?! Die Aussicht ist allerdings fantastisch und wir können uns gar nicht satt sehen.
Noch am selben Tag fahren wir die Panamericana ein Stückchen weiter, denn wir haben noch ein ganz besonderes Ziel…den Äquator! Offiziell nennt sich dieser Punkt hier La Mitad del Mundo Reloj Solar. Die Erdoberfläche wird vom Äquator in eine Nord- und eine Südhälfte unterteilt, woher der lateinische Name Äquator („Gleichmacher“, veraltet „Gleicher“) stammt. Deutschland ist vom Äquator übrigens 47,4° bis 55,0°, also etwa 5300 bis 6100 km, entfernt. Wir befinden uns somit von Nord nach Süd genau in der Mitte der Erdkugel, auf der geographischen Breite 0. Hier steht die Sonne jedes Jahr am 21. Juni im Zenit. Beidseits des Äquators befindet sich die Klimazone der Tropen. Durch den während des ganzen Jahres hohen Sonnenstand am Äquator ist die Einstrahlung hoch (oh ja!) und nahezu gleich bleibend. Charakteristisch für das sogenannte Äquatorialklima ist eine das Jahr über anhaltende Milde, Jahreszeiten wie Sommer oder Winter, so wie wir sie in Deutschland haben, gibt es nicht. Der Umfang des Äquators beträgt 40.075,017 Kilometer und durchquert die Kontinente Afrika, Asien (Indonesien) und Amerika (Südamerika) sowie die drei Ozeane Atlantik, Pazifik und Indischer Ozean. Er erreicht an der Südflanke des Vulkans Cayambe in Ecuador auf über 4500 Metern seinen höchsten Punkt. Und genau hier stehen wir nun…am höchsten Punkt des Äquators mit Blick auf den Cayambe. So viel sei gesagt…für uns ein ganz besonderer Moment auf dieser Reise. So waren wir doch schon oben am Polarmeer, haben den nördlichen Polarkreis in Kanada und den nördlichen Wendekreis in Mexiko überquert…und jetzt den Äquator! Immer mit am Start…Sprinti!
Wir machen an diesem Nachmittag eine Tour durch das Museum und den angrenzenden botanischen Garten und holen uns (na klar!) auch einen Äquator-Stempel für unseren Reisepass ab.
Auch nach dem Äquator geht es an diesem Tag für uns noch weiter…nächstes Ziel: Ecuadors Hauptstadt Quito! Wir haben uns einen Stellplatz mit Aussicht herausgesucht und landen bei dem kanadischen Auswanderer Andy (CoDa Vista), der uns gleich mit offenen Armen empfängt. Und die Sicht auf Quito ist echt phantastisch!
Am nächsten Tag machen wir uns dann mit dem Taxi auf in die Stadt. Ecuadors Großstädte sind, was die Sicherheit anbelangt, durchaus ein Fall für sich und so sind wir besonders vorsichtig. Daher fühlt es sich auch direkt merkwürdig an, als an dem Hauptplatz der Stadt alles abgesperrt ist und er von vielen bewaffneten Polizisten bewacht wird. Sollten wir eventuell schnell das Weite suchen? Wir fragen einen Polizisten, was das Ganze hier auf sich hat. Und so stellt sich heraus, dass lediglich die Frau des Präsidenten zum Dinner geladen hat und das natürlich hier am Präsidentenpalast. Also alles halb so wild!
Nachdem wir uns an einem kleinen Laden mit neuen SIM-Karten für Ecuador eingedeckt haben (ja, auch solche Dinge müssen auf der Reise erledigt werden), schlendern wir weiter durch die Straßen. Wobei „schlendern“ zum Teil ein wenig hochgegriffen ist, so liegt Quito doch inmitten von Hügeln. Es geht also bergauf und bergab. Dazu kommt die Höhe von 2850 m. Damit ist Quito, nach der bolivianischen Hauptstadt La Paz, die zweithöchstgelegene Hauptstadt der Welt. Sie ist zudem mit rund 2,7 Millionen Einwohnern neben Guayaquil eine der beiden größten Städte des Landes und ihre Altstadt gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Besonders aus der Puste sind wir als wir die Basilika erklimmen und bis oben in die Türme klettern. Auch diese Aussicht kann sich wortwörtlich sehen lassen. Dann ist Zeit für eine Stärkung angesagt uns so landen wir in dem von Andy empfohlenen Restaurant “Villa Hermosa”. Hier genießen wir, neben der erneut schönen Aussicht, auch das ganz wunderbare Essen.
Dann machen wir uns mit dem Taxi auf zu einem riesig großen Einkaufsmarkt, der hoffentlich so spezielle Dinge, wie eine elektrische Zahnbürste, eine SD-Karte, einen Fingerhut und Nähnadeln hat. Neben einigen Lebensmitteln bekommen wir dort allerdings nur die SIM-Karte und trotzdem ist es schon stockduster draußen als wir den Laden wieder verlassen. Jetzt aber schnell zurück zum Stellplatz! Im Dunkeln hier herumzulaufen ist jetzt eine vielleicht nicht so gute Idee! Nach einer aufregenden Taxifahrt, bei der der Taxifahrer kein Navi besitzt und wir ihm versuchen mit Händen und Füßen den Weg und Google Maps zu erklären, haben wir es dann geschafft…wir sind zurück bei Sprinti! Todmüde fallen wir ins Bett und wachen erst wieder auf, als wir am nächsten Morgen vom Hahnengekrähe geweckt werden.
Wir verlassen Guatemala und erreichen El Salvador. Die Grenzformalitäten sind auf beiden Seiten dieses Mal vollkommen unkompliziert (für mittelamerikanische Verhältnisse) und so haben wir in gut einer Stunde alle Formalitäten erledigt. Samt Sprinti sind wir erneut in einem neuen Land…wir sind in El Salvador.
El Salvador ist mit rund 6,5 Mio. Einwohnern das kleinste Land der Region Zentralamerika, weist aber zugleich deren höchste Bevölkerungsdichte auf. Mit einer Fläche von 21.041 km² ist El Salvador ungefähr so groß wie das Bundesland Hessen und ist geprägt durch eine Kette von Vulkanen. 48 % der Bevölkerung El Salvadors leben unterhalb der Armutsgrenze, dennoch zählten (gemäß einer Umfrage des US-amerikanischen Meinungsforschungsinstitutes „Gallup“ vom Dezember 2012) die Einwohner des Landes mit zu den glücklichsten Menschen der Welt. Dagegen ergab eine in der Zeitung „La prensa grafica“ veröffentlichte Umfrage aus dem Jahr 2014, dass jeder vierte Salvadorianer, insbesondere wegen der ausufernden Kriminalität, auswandern möchte. El Salvador weist weltweit die höchste Rate gewaltsamer Tötungen auf und liegt dabei seit 2014 vor Honduras. Im Jahr 2015 kamen 105 Menschen pro 100.000 Einwohner durch Tötungsdelikte ums Leben. Zum Vergleich: Die weltweite Rate liegt bei 6,2 pro 100.000. Die Gefahr von Gewaltverbrechen ist überaus hoch, die Hemmschwelle beim Gebrauch von Schuss- oder Stichwaffen ist niedrig. El Salvador hat zudem eine sehr hohe organisierte Bandenkriminalität. Der 2019 ins Amt gekommene Präsident Nayib Bukele erklärte daher den Kampf gegen die Bandenkriminalität zu einem seiner wichtigsten Ziele. Nach anfänglichen Erfolgen und einem Rückgang der Mordrate verhängte er aufgrund neuer Gewalteskalationen im März 2022 den Ausnahmezustand, wodurch Verhaftungen ohne Haftbefehl durchgeführt werden konnten. Bukele setzte auch das Militär für Razzien ein und beschränkte, Menschenrechtsorganisationen zufolge, die Grundrechte. Bis Ende 2022 wurden 58.000 Bandenmitglieder verhaftet.
Diese Kriminalität und auch die anstehende Regenzeit sind u.a. Gründe dafür, warum wir dieses Land sowie auch Honduras und Nicaragua ein wenig schneller bereisen werden.
Also los geht´s!
Als erstes erreichen wir die Stadt Santa Ana, mit rund 227.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt und nach der Hauptstadt San Salvador angeblich auch die zweitwichtigste Stadt des Landes. Wir spazieren ein wenig durch die doch recht kleine Innenstadt und stärken uns mit dem typischen Nationalgericht El Salvadors…Pupusas! Eine Pupusa ist eine Tortilla mit eingebackener Füllung. Die Tortilla besteht aus Maismehl, die Füllung meist aus Bohnenmus, Käse oder einer Mischung aus beidem. Varianten können auch mit Fisch, Huhn, Avocado, Wurst oder Käse samt Schweineschwarte gefüllt sein. Pupusas werden meistens mit „Curtido“, einem eingelegten Krautsalat mit Chili, sowie einer Tomatensoße serviert. Alles klar, das schmeckt schon mal gut!
Nach diesem kurzen Abstecher geht es für uns auch schon weiter. Uns fällt auf, dass die Menschen auch hier wieder anders aussehen als im Land davor…so werden Haut und Haare heller und die Menschen sind um einiges größer als die Guatemalteken. Die Autos wirken moderner, aber generell scheint die Spanne zwischen arm und reich größer zu sein. Die Busse und LKWs allerdings sind immer noch sehr in die Jahre gekommene Exemplare, die unwahrscheinlich laut und weit entfernt von irgendeiner Abgas-Norm sind. Leider finden wir auch hier wieder unwahrscheinlich viel Müll, der in der Natur oder am Straßenrand liegt. Der US-Dollar ist hier übrigens gesetzliches Zahlungsmittel. Der „El-Salvador-Colón“ ist zwar ebenfalls noch gültiges Zahlungsmittel, ist aber kaum noch in Umlauf, da die Währung seit 2001 nicht mehr von der Zentralbank herausgegeben wird.
Dann erreichen wir den Lago de Coatepeque, ein 24,5 km² großer Kratersee, der zu den schönsten Naturseen Mittelamerikas zählt. Dort können wir auf einem Parkplatz eines Restaurants übernachten, wenn wir im Restaurant etwas verzehren. Alles klar, wird gemacht! Praktischerweise liegt es wie einige andere auch, direkt am See und so genießen wir nicht nur die Aussicht, sondern auch das kleine Lüftchen…ist es doch immer noch über 30 Grad bei einer Luftfeuchtigkeit, die kaum zu überbieten ist.
Außerdem gibt es noch etwas, worauf es sich anstoßen lässt, so sind wir doch heute seit einem Jahr auf unserer Reise entlang der Panamericana unterwegs. Umso besonderer ist es, dass wir uns bei unserer momentanen Route auch auf der Original-Panamericana befinden, was uns die Dame unseres Navis stets freundlich ansagt.
Ein Jahr auf Reisen…der absolute Wahnsinn!
Was war das für ein Jahr?! Angefangen über Kanada, die USA, Mexiko, Belize, Guatemala und jetzt El Salvador…ganze 50.703 Kilometer und unzählige Abenteuer liegen hinter uns (s. dazu unsere Route)! Wir sind dankbar diese Reise machen zu können und wissen schon jetzt, dass wir Dinge für uns mitnehmen werden, die uns ein Leben lang prägen uns begleiten werden (s. dazu auch Artikel „Auf Langzeitreise… #032“). Seit nun mehr 12 Monaten leben wir auf rund 9 qm, die allerdings so viel größer sind, sobald wir auch nur unsere Tür öffnen. Immer an unserer Seite…Sprinti! Unser treuer Begleiter, dem das Benzin aus den USA nicht so gut getan hat, der uns aber bisher stets über Stock und Stein, auf Meereshöhe oder in die Berge chauffiert hat, der uns bei Kälte warmgehalten und in der Hitze Schatten gespendet hat. Unser rollendes Zuhause, wodurch wir immer und überall ein Dach über dem Kopf hatten und uns immer sicher fühlen konnten. Toi toi toi, dass wir auch die nächsten Länder gut zusammen meistern werden! Bisher hierher schon mal: „Danke, Sprinti!“
Den restlichen Abend verbringen wir dann im Wagen, denn auch in diesem Restaurant gibt ein Sänger wieder alles…er scheint übrigens, was die Qualität seines Gesangs anbelangt, Verwandtschaft in Guatemala zu haben (s. dazu Artikel „Guatemala Teil 2 #048“). Nachdem wir nachts noch von ein paar betrunkenen Jungendlichen geweckt werden, die sich lautstark in unserer Nähe aufhalten und uns einen Badelatschen an den Wagen werfen, bevor sie dann tatsächlich noch mit ihren Motorrädern davon düsen, machen auch wir uns am nächsten Morgen früh auf den Weg. Unser Ziel: Honduras!
Honduras
Auch der Grenzübergang von El Salvador nach Honduras läuft relativ reibungslos vonstatten, wenn man davon absieht, dass nicht immer alles logisch sein muss. Also wäre das auch geschafft…wir sind in Honduras!
Honduras hat rund 9,9 Mio. Einwohner und ist neben Haiti eines der ärmsten Länder Mittelamerikas. Die Elendsviertel der Städte wachsen aufgrund der Landflucht stetig. Mehr als die Hälfte der Einwohner lebt unterhalb der Armutsgrenze, ein Fünftel sind Analphabeten. Unter- und Fehlernährung sind weit verbreitet und dazu ist die medizinische Versorgung auf dem Land miserabel. Der Anteil der Analphabeten wurde zwar in den Städten auf unter 20 Prozent gesenkt, liegt aber auf dem Land noch immer bei über 50 Prozent. Der schlechte schulische und berufliche Ausbildungsstand der Bevölkerung ist wiederum ein Grund für den Mangel an Fachkräften, der die Entwicklung in allen Gesellschaftsbereichen behindert. Honduras ist daher ein Auswanderungsland, ca. 720.000 Menschen haben das Land bereits verlassen. 600.000 davon leben z.B. in den Vereinigten Staaten, ca. 40.000 in Spanien und ca. 20.000 in Mexiko. Honduras selbst verzeichnet hingegen nur eine sehr geringe Einwanderungsrate. Problematisch sind auch die aus Armut und Hoffnungslosigkeit entstandenen Jugendbanden wie Barrio 18 (auch als „Mara 18“ bekannt) oder Mara salvatrucha, die teilweise ganze Viertel und Städte terrorisieren. Schätzungen gehen davon aus, dass beide rivalisierenden Jugendbanden jeweils bis zu 40.000 Mitglieder haben. Ähnliche Banden sind auch in anderen benachbarten Staaten ein Problem. Die Regierung geht hart dagegen vor. Seit 2003 gibt es bereits ein Gesetz, das allein die Mitgliedschaft in einer Bande mit mindestens drei Jahren Gefängnis bestraft. Weltweit gesehen lag Honduras nach den Zahlen der UNODC im Jahr 2015 bei der weltweit zweithöchsten Zahl an Tötungsdelikten pro Einwohner, nämlich 63,7 je 100.000 (in Deutschland waren es 0,8).
Auch uns fällt schnell auf, dass die Menschen hier wesentlich ärmer sind als in den Ländern zuvor. Gab es dort noch größtenteils Autos oder Tuk Tuks, kommen hier auch Pferde- und Rinderkarren zum Einsatz. Viele Rinder, Ziegen, Schweine oder Pferde grasen übrigens einfach unangebunden am Straßenrand. So sehen wir dort auch ein Pferd, was überfahren worden ist und einmal rennt uns ein kleiner Hundewelpe auf der Suche nach seiner Mutter fast vors Auto.
Was uns ebenfalls auffällt, ist der Müll, der überall herumliegt. Auch in den vorherigen Ländern war dies schon ein trauriger Anblick und leider wird dies hier in Honduras noch einmal übertroffen. So haben wir so manches Mal das Gefühl an Müllhalden vorbei zu fahren, stattdessen ist es aber „nur der normale Straßenrand“. Blinker, Bremslichter oder auch generell Lampen werden an Autos oder LKWs bei uns anscheinend komplett überbewertet…oder vielleicht doch nicht?! Hier stellen wir fest, dass nicht unbedingt jedes Kraftfahrzeug damit ausgestattet ist…was das Fahren für uns nicht unbedingt einfacher macht.
Einmal kommen wir auch in eine Polizeikontrolle, bei der uns schon Böses schwant, man uns aber vom Gegenteil überzeugt. Wir werden sehr freundlich begrüßt, man möchte unsere Ausweise sehen und wir werden gefragt, woher wir denn kommen. Als wir sagen, dass wir aus Deutschland sind, hat sich das auch mit unseren Ausweisen erledigt und wir werden mit einem Lächeln weitergewunken. Man wünscht uns einen schönen Tag und wir dürfen weiterfahren. Ja, sehr schön!
Weil es nahe unserer Route tatsächlich keine Campingplätze gibt, übernachten wir auf einem Parkplatz einer Einkaufsmall, von der wir in der App IOverlander gelesen hatten, dass es dort sicher sein soll. Allerdings sind die Parkbuchten zu klein für Sprinti…und dabei hatten wir uns schon fast an die Parkplätze amerikanischen Ausmaßes gewöhnt. Ein Security Guide bietet uns stattdessen den Schotterplatz daneben an, auf dem wir kostenlos und ohne weiteres für die Nacht stehen dürfen. Dort befindet sich auch ein Wachtürmchen samt eines weiteren Security Guides. Ebenfalls sehr schön!
So haben wir eine ruhige Nacht ohne etwaige Zwischenfälle…allerdings ist es heiß…nachts noch ganze 29 Grad (draußen wohlbemerkt) und es weht kein Lüftchen. Nicht ganz so schön, aber wir wollen uns nicht beschweren! Am nächsten Morgen machen wir uns schon früh wieder auf den Weg…unser nächstes Ziel: Nicaragua!
Nicaragua
Hatte ich erwähnt, dass die letzten Grenzübertritte relativ reibungslos vonstattengegangen sind? In Nicaragua ist alles anders! Hier erhalten wir die volle Dröhnung an Dingen, die keinen Sinn machen, stattdessen aber gesamte Abläufe unnötig in die Länge ziehen. So steht am frühen Morgen bereits eine 4,6 km (ohne Witz!) lange Schlange ausschließlich an LKWs vor der Grenze und alle wollen nach Nicaragua. Weil wir nicht als LKW zählen, fahren wir an der Schlange vorbei bis zum Grenzposten. Dort herrscht das absolute Chaos! Da, wo wir eigentlich hin müssen, lässt man uns nicht hinfahren, stattdessen bittet man uns äußerst unfreundlich auf einer kleinen ungeteerten Ecke mit einer riesen Kante kurz zu parken. Dafür müssen wir wenden, wenden darf man aber nicht. Wir setzen uns darüber hinweg und parken Sprinti letztendlich dort. An anderen Stellen gibt es ebenfalls kein vor und zurück mehr. Dann müssen wir mit unseren Impfpässen zu zwei Damen, die vor einem kleinen Hüttchen sitzen. Sie tragen Arbeitskleidung aus dem Gesundheitsbereich (inklusive Bärchen-Jacke), schauen genervt drein und sind äußerst unfreundlich. Zusätzlich sprechen sie sehr schnell und undeutlich. Als ich ihre Aussagen nicht direkt verstehe, sagt die eine genervt zur anderen: „Oah, die sprechen kein Spanisch!“ Daraufhin antworte ich im fließenden Spanisch, dass wir dieser Sprache doch ein wenig mächtig sind, ernten daraufhin erstaunte Blicke und die Gnade, es doch noch einmal mit uns zu versuchen. Fachmännisch (Vorsicht Ironie!) werden unsere Impfpässe inspiziert und man drückt uns einen Zettel in die Hand, den wir gefälligst auszufüllen haben. Dann dürfen wir weiter. Inzwischen bekommen wir Sprinti kaum noch aus dieser Parkposition befreit und reißen uns bei dieser hohen Kante fast noch den Unterboden auf (also Sprintis 🙂 ).
Dann geht es weiter zur Einreise. Dazu ab ins nächste Gebäude, in dem von fünf Schaltern zwei geöffnet sind bis eine der Damen den zweiten Schalter ebenfalls schließt und erstmal Mittagspause macht. Als wir dann an dem letzten verbliebenen Schalter an der Reihe sind, werden wir von einer unfreundlichen Dame begrüßt und harsch darauf aufmerksam gemacht, dass wir uns online hätten anmelden müssen. Wir versuchen ihr mit unseren Brocken Spanisch klarzumachen, dass wir dies bereits versucht haben, das Programm allerdings immer abbricht, weil wir keine Person in Nicaragua samt Passnummer angeben können, zu der wir reisen. Die reizende Dame schüttelt daraufhin abschätzig den Kopf, verschwindet eine ganze Weile mit unseren Pässen (somit ist auch der letzte Schalter nicht mehr besetzt) und kehrt dann irgendwann einfach an einen anderen Schalter zurück, um dort die Angelegenheiten anderer Touristen abzuwickeln. Als wir darauf reagieren, erhalten wir die Antwort, dass wir gefälligst einen Moment warten sollen. Nach einiger Zeit ruft uns ein älterer Herr unwirsch zu sich hinten in die Katakomben und füllt irgendetwas in seinem Handy für uns aus. Anschließend gibt er ein paar Unterlagen an eine andere Dame weiter, die unseren Prozess dann abschließt und auf Spanisch über uns lästert…so viel verstehen wir dann immerhin schon! Fällig wird für uns dann eine Gebühr von 26 US-Dollar, wir erhalten allerdings nur eine Quittung über 6 US-Dollar (da weiß man dann auch, dass die Differenz wohl in andere Taschen fließt). Wir sind mittlerweile ziemlich auf 180, versuchen dies allerdings zu verbergen…was Peter definitiv besser gelingt als mir.
Danach muss Sprinti noch ins Land eingeführt werden. Also schickt man uns in einem anderen Gebäude zwischen sämtlichen Schaltern hin und her, an denen entweder mit dem Handy herumgespielt oder sich die Fingernägel lackiert wird. Endlich finden wir dann jemanden, der den Wagen inspiziert…plötzlich stehen wohlgemerkt fünf Leute in und um Sprinti herum. Aber wir erhalten das benötigte Formular, müssen an zwei weiteren Stellen eine Gebühr bezahlen und dürfen dann endlich durch die sogenannte „Fumigation“ („Waschanlage“, in der Sprinti einen Hauch von Desinfektion erhält) fahren.
Dann…endlich…nach fast zwei Stunden (nur auf nicaraguanischer Seite wohlgemerkt) ist es vollbracht und wir sind im Land…wir sind in Nicaragua!
Nicaragua hat rund 6,6 Millionen Einwohner, doch aufgrund der Armut im Land zieht es viele Menschen ins Ausland, wo sie Arbeit suchen. Schätzungen zufolge lebt rund jeder fünfte Bürger Nicaraguas im Ausland, hauptsächlich in Costa Rica und in den USA. Dort leben und arbeiten sie meist illegal und sind durch ihre Überweisungen an Freunde und Verwandte die Hauptdeviseneinbringer des Landes. Nicaragua gehört tatsächlich zu den ärmsten Ländern Lateinamerikas und gilt als Entwicklungsland. 50 % der Bevölkerung leben in Armut, in der Landbevölkerung steigt dieser Anteil bis auf 70 %. In Lateinamerika ist Nicaragua heute nach Haiti das zweitärmste Land. In einem „Null-Hunger-Programm“ erhalten hunderttausende Schulkinder täglich eine unentgeltliche Mahlzeit. Gesundheitsvorsorge und Bildung sind wieder kostenlos. Um die Abhängigkeit Nicaraguas von Nahrungsmittelimporten zu senken, erhalten kleine und mittlere Produzenten außerdem zu sehr niedrigen Zinsen Ackerland von der Regierung. Die Gründe der schlechten Wirtschaftslage sind vielfältig, neben geschichtlichen Faktoren, einseitiger Wirtschaftsstruktur und jahrzehntelanger Oligarchiewirtschaft spielen auch häufige Naturkatastrophen wie Erdbeben, Vulkanausbrüche und Wirbelstürme eine gewichtige Rolle. Korruption ist ebenfalls ein Problem. Staatspräsident José Daniel Ortega Saavedra kam bei einer umstrittenen Wahl 2006 an die Macht und hält seitdem mit diktatorischen Mitteln an ihr fest. Vizepräsidentin wurde Ortegas Ehefrau Rosario Murillo. Ferner besetzen sieben Kinder des Paares in Nicaragua wichtige Positionen in Politik, Wirtschaft und den Medien. Aufgrund der zahlreichen Menschenrechtsverletzungen sanktionieren die EU und die USA Mitglieder der nicaraguanischen Regierung um Ortega. Neben Mali, Eritrea, Nordkorea, Syrien und Belarus unterstützt im Übrigen auch Nicaragua Russland im Krieg gegen die Ukraine.
Auch wir stellen fest, dass die Bewohner hier noch einmal um einiges ärmer sind und viele Menschen und Tiere sind tatsächlich erschreckend abgemagert. Einige Häuser gleichen eher Hütten und vieles passiert auf den Straßen ausschließlich mit Pferde- oder Rinderkarren.
Das gesamte Straßennetz Nicaraguas umfasste 2014 etwa 23.897 km, wovon lediglich 3.346 km asphaltiert sind…eine Straße davon ist tatsächlich „unsere“ Panamericana. Und wie wir so auf dieser Straße durch das Land fahren, passiert plötzlich das…eine Polizeikontrolle! An sich ist das ja kein Problem…es ist ja schließlich nicht unsere Erste! Aber diese gestaltet sich dann doch ein wenig anders…
Wir werden aufgefordert rechts ran zu fahren, dann sollen wir Reisepass, Führerschein und unsere KFZ-Versicherung für Nicaragua vorzeigen. Die nette Dame mit Hut ist dann der Meinung, dass unsere Versicherung nicht richtig ist…das ist sie aber! Wir hatten von derartigen Kontrollen korrupter Polizisten gehört, bei denen es wichtig ist, standhaft zu bleiben. Die Polizistin bittet Peter auszusteigen und geht mit ihm hinter den Wagen, wahrscheinlich weil es einfacher ist eine Person über den Tisch zu ziehen als zwei. Ich bleibe im Auto sitzen, weil aus Sicherheitsgründen nie beide Personen gleichzeitig den Wagen verlassen sollten. Peter bleibt hartnäckig und als die Polizistin merkt, dass sie auf Granit beißt, überlegt sie sich spontan etwas Neues. Jetzt wirft sie uns vor, wir seien über die Mittellinie gefahren…auch das haben wir nicht getan! Dank unserer Dashcam an der Windschutzscheibe, die die gesamte Fahrt über mitfilmt, können wir dies auch belegen. So zeigen wir ihr das Video…sie glaubt uns allerdings nicht und will uns unsere Papiere nicht zurückgeben! Für Mexiko war uns bekannt, dass man nie die Original-Dokumente aus der Hand geben sollte und das haben wir dort auch nie getan. Für Nicaragua hatten wir das irgendwie nicht auf dem Schirm, aber gut, man lernt nie aus! Wir sollen nun Geld bezahlen…1500 Cordoba (37,58 €). Weil wir noch nicht weit von der Grenze weg sind, besitzen wir noch keine Cordoba, zwar haben wir US-Dollar, was auch immer gerne genommen wird, aber das verraten wir nicht. Dann sollen wir Geld in einer Bank einzahlen, ansonsten würde sie unsere Papiere für die nächsten zwei Wochen behalten. Wir sagen ihr, dass wir deutsche Konten hätten, mit denen das in einer nicaraguanischen Bank nicht funktionieren würde, was totaler Quatsch ist, aber wir bleiben hartnäckig und wiederholen erneut, dass wir nichts falsch gemacht haben. Nach einer halben Stunde der Diskussion und des Wartens, erhalten wir die Dokumente dann plötzlich doch zurück und man fordert uns auf gefälligst weiterzufahren. Erst als unsere Fensterscheiben wieder hoch und wir einige hundert Meter weitergefahren sind, stoßen wir aus Erleichterung einen Freundenschrei aus, ärgern uns aber gleichzeitig über diese Vorgehensweise der Polizei, die ganz offensichtlich Betrug ist und wohl dazu dient, das eigene Gehalt ein wenig aufzubessern. Puh, das wäre also geschafft! Wir müssen gestehen, Nicaragua hat sich an unserem ersten Tag nicht von der besten Seite präsentiert.
Aber das Land kann nichts dafür, also weiter geht’s!
Wir erreichen San Jorge, ein kleiner Ort direkt am Lago Cocibolca („Nicaraguasee“). Dort finden wir einen kleinen Campingplatz, der von dem amerikanischen Auswanderer Mike betrieben wird. Hier kann Sprinti auch sicher stehen, als wir am nächsten Tag eine Tour zur Insel Ometepe starten. Diese liegt im Nicaraguasee und ist mit etwa 270 km² weltweit die größte vulkanische Insel in einem Süßwassersee und somit auch die Größte innerhalb eines Landes. Angeblich ist Ometepe auch die einzige Insel, die zwei Vulkane (Concepción und Maderas) besitzt…sie ist quasi eine Insel mit zwei Bergen. Eine Besonderheit ist zudem die unterschiedliche Art von Sandstränden…zum einen begegnet man schwarzem Sand aus Vulkangestein, zum anderen kann man den typischen Charakter karibischer Sandstrände genießen. Auf Ometepe leben rund 30.000 Menschen und es werden dort vornehmlich Kochbananen, Sesam, Wassermelonen und Tabak angebaut.
Am nächsten Morgen geht es für uns schon früh aufs Boot, dass teilweise einen durchaus diffusen Eindruck macht und uns mit sage und schreibe 17 kmh eine Stunde lang hin zur Insel schippert. Dort leihen wir uns dann ein Quad und erkunden die Gegend. Vorsichtshalber entscheiden wir uns gegen Motorroller (s. dazu Artikel „Das nennt man dann wohl Glück im Unglück #034“)…so kann ich dann während der Fahrt auch das ein oder andere Foto knipsen, auch wenn wir das nur mit äußerster Vorsicht tun, habe ich doch nicht vor auch mein Ersatzhandy zu schrotten. So cruisen wir über die Insel, machen Halt an dem Strand, wo sich schwarzer Sand aus Vulkangestein und weißer Sandstrand treffen, kühlen uns in einem natürlichen Pool, der durch Vulkangestein gefiltertes Wasser gespeist wird, ab und tauchen ein wenig in das Leben auf dieser Insel ein…immer in Sichtweite…mindestens einer der beiden Vulkane. Abends fahren (oder ich sage besser „tuckern“) wir mit dem Boot bei Sonnenuntergang zurück aufs Festland. Das war doch ein gelungener Tagesausflug!
Dann verlassen wir Nicaragua auch schon wieder…allerdings stellt sich auch das Ausreisen an der Grenze um einiges komplizierter dar als bei den Ländern zuvor. Eigentlich interessieren sich die Ausreiseländer weder für uns noch für Sprinti, weil wir das Land ja schließlich verlassen. Hier allerdings zahlen wir schon für das Betreten des Grenzgebäudes eine Gebühr, werden wiederum von einem Schalter zum nächsten geschickt, erhalten erneut nur eine Quittung über 6 US-Dollar, obwohl wir wieder 26 US-Dollar (in den meisten Ländern ist die Ausreise nicht mit Kosten verbunden) bezahlen müssen und man inspiziert tatsächlich ein weiteres Mal unseren Wagen (das ist uns bei einer Ausreise auch noch nicht passiert). Somit dauert allein das Verlassen Nicaraguas fast zwei Stunden und nicht wie sonst teilweise 10 Minuten. Aber nun ja, so ist das halt!
In allen drei Ländern (El Salvador, Honduras und Nicaragua) konnten wir während unserer Reise nur einen ersten Eindruck gewinnen, weil wir sie einfach viel zu kurz besucht haben. Wir sind uns sicher, dass sie noch so viel mehr zu bieten haben!
Auf uns wartet nun Costa Rica, wo wir uns ein wenig mehr Zeit lassen wollen!
Als nächstes geht es für uns weiter Richtung Westen…vorbei an der Hauptstadt Guatemala-City bis hin nach Antigua. Auch heute ist wieder einiges los auf den Straßen Guatemalas…so fahren wir durch die Berge und stehen bei Temperaturen um die 40 Grad ziemlich lange im Stau, als an zwei Stellen jeweils ein LKW umgekippt ist und die Straße versperrt. Der Stau wird von vielen Händlern genutzt, die ihre Waren nun zwischen den Autos mitten auf der Straße verkaufen. Das ist ein gar nicht mal so ungefährliches Unterfangen, flitzen doch immer mal wieder auch Motorräder durch die engen Gassen oder Fahrzeuge versuchen wild die Spur zu wechseln. Apropos „Gassen“…an eine Rettungsgasse ist hier übrigens überhaupt nicht zu denken, stehen doch alle ein wenig kreuz und quer, so dass der Krankenwagen letztendlich die Gegenfahrbahn benutzen muss. Peter und ich staunen auch nicht schlecht, als wir in einem ganz normalen PKW neben uns tatsächlich 11 Insassen zählen (s. Foto Nr. 1)…fünf vorne (je ein Kind unangeschnallt auf dem Schoß des Fahrers und des Beifahrers, eine Person sitzt quasi auf der Handbremse, denn einen Sitz in der Mitte vorne gibt es nicht) und sechs Personen sitzen hinten (drei Leute haben jeweils ein Kind, ebenfalls unangeschnallt, auf dem Schoß). Passt doch… 🙂 !
Dann erreichen wir Antigua. Antigua ist eine von Vulkanen umgebene Kleinstadt (ca. 35.000 Einwohner) im Süden Guatemalas, die für ihre Gebäude aus der spanischen Kolonialzeit bekannt ist. Vom 16.-18. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt zum politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum Mittelamerikas, das Mexiko-Stadt oder Lima (Peru) in nichts nachstand. Erdbeben richteten im Laufe der Zeit allerdings mehrmals schwere Schäden an, doch blieben die negativen Auswirkungen auf die städtebauliche Entwicklung nur von kurzer Dauer. Mitte des 18. Jahrhunderts hatte Antigua mehr als 50.000 Einwohner, über 50 Kirchen und Kapellen, Krankenhäuser, Schulen, eine Druckerei und auch eine Hochschule. Im Jahr 1773 wurde Antigua dann durch ein weiteres schweres Erdbeben völlig zerstört. Obwohl es als Stadt nie aufgegeben wurde, erholte es sich davon jedoch nur sehr langsam. Bevor Antigua dann im Jahr 1979 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt wurde, richtete 1976 ein weiteres Erdbeben in Antigua, wie auch in anderen Städten Guatemalas, erneut schwere Schäden an. Zahlreiche Ruinen erinnern noch heute an die verschiedenen Naturkatastrophen, die die Stadt im Laufe der Zeit heimgesucht haben.
Diesen Ort wollen wir uns daher mal genauer anschauen! Sofort fällt uns auf, welchen Charme diese Stadt versprüht, so sind die Straßen mit altem und unebenem Kopfsteinpflaster versehen (die sogenannten Bodenschwellen gibt es allerdings auch hier), die Häuser sind bunt und viele alte Gebäude und Ruinen prägen das Stadtbild. Wir erwischen mitten in der Stadt einen schönen und gepflegten Campingplatz (Verde Eventos), dessen Areal am Wochenende oft als Location für Hochzeiten genutzt wird und könnnen so alles fußläufig erreichen…sehr gut! Direkt neben unserem Stellplatz befindet sich auch schon die erste Ruine. Es handelt sich dabei um „La Recolección“ , ein Kloster, in dem um 1700 einige sehr arme Missionare lebten. Heute ist nur noch eine Ruine übrig… zugegebenermaßen eine, die mir besonders gut gefällt.
Dann geht es für uns weiter durch dieses niedliche Städtchen und wir finden wirklich Gefallen an den kleinen Gassen, den alten Häusern, den schönen Kirchen und den Menschen, die hier ihrem Alltag nachgehen. So sehen wir Frauen und Männer, die am Straßenrand inmitten von Holzbergen Feuerholz hacken und Holzkohle herstellen. Die meisten Frauen tragen zudem traditionelle bunte Kleidung und viele verkaufen ihre Waren in kleinen Läden oder auf der Straße. Auch sehen wir, wie Frauen oft Dinge auf dem Kopf transportieren, als wäre es das Normalste der Welt…was es hier wahrscheinlich auch ist. Es ist kurz nach Ostern und so entdecken wir hinter alten Mauern noch „Überbleibsel“ der heiligen Woche („Semana Santa“) in Form von religiösen Figuren, die für die Prozession verwendet werden. Ganz Antigua ist in der Semana Santa mit Blumen und bunten Verzierungen geschmückt. Für die Semana Santa sind wir zwar ein wenig zu spät dran, aber dafür werden wir Zeuge anderer religiöser Feierlichkeiten. Und immer wieder entdecken wir ringsum die Vulkane, die die Stadt umgeben…was ein beeindruckenes Bild!
Dann erreichen wir die nächste Ruine. Wie auch schon bei der ersten, handelt es sich hierbei ebenfalls um ein altes Kloster, in diesem Fall um das Kloster der „Heiligen Klara“. Es wurde ab 1700 von Nonnen des zweiten Franziskanerordens oder armen Schwestern der heiligen Klara bewohnt, bevor es ebenfalls den zahlreichen Erdbeben zum Opfer fiel.
Bevor wir nun die nächste Ruine erkunden, ist erstmal eine kleine Stärkung angesagt und so landen wir auf einer Dachterrasse einer kleinen lokalen Brauerei („Antigua Brewing“). Dort weht bei der Hitze ein kleines Lüftchen und so lassen wir uns bei einer kleinen Bierprobe das Kaltgetränk schmecken.
Dann ist wieder Ruinen-Erkundung angesagt…dieses Mal handelt es sich ebenfalls um ein altes Kloster, genauer gesagt, ein altes Kapuziner-Kloster, in dem seit 1728 dreißig Nonnen aus Madrid lebten. Wir sehen viele kleine Kammern, ausgehend von einem runden Vorplatz, in denen sich die Nonnen aufhalten und schlafen konnten. Bei dem Erdbeben 1773 wurde auch dieses Gebäude stark beschädigt und konnte seitdem nicht mehr als Kloster genutzt werden.
Nach so viel Erkundung macht sich dann doch mal ein kleines Hüngerchen breit und so landen wir in einer Art „Open Air-Restaurant“ („El Bosque“) inmitten einer großen Gartenanlage, in der Menschen flanieren und kleinen Freizeitaktivitäten nachgehen. Das gefällt uns…und das Essen schmeckt auch köstlich 🙂 .
Bevor wir am nächsten Tag Antigua verlassen, machen wir noch einen Abstecher zu einem Aussichtspunkt, der einen fantastischen Blick auf die Stadt und die umliegenden Vulkane „De Agua“, „Acatenango“ und „De Fuego“ bietet. Letzterer spuckt dann sogar Asche und Rauchwolken steigen auf, ausgerechnet als wir an der Aussichtsplattform stehen.
Dann lassen wir Antigua hinter uns und fahren durch die Berge Richtung Westen (s. dazu auch unsere Route)…und dabei sind wir auf einer Straße unterwegs mit keinem geringeren Namen als „Pan American Highway“…unsere Panamericana…da ist sie wieder! Auch heute erleben wir auf den Straßen und in den Dörfern, die wir durchqueren wieder allerhand…
Weil ein bewegtes Bild manchmal mehr erzählen kann als ein Foto, haben wir mal versucht, die Stimmung auf den Straßen ein wenig einzufangen…
Anschließend fahren wir weiter durch die Berge, auf einer Straße, die unter anderem von der EU finanziert wurde. An einem Fluss allerdings hat es vor einiger Zeit wohl ordentlich Überschwemmungen gegeben, die die gesamte Brücke weggespült haben. Wir hatten vorher von dieser besagten Stelle gehört, wussten vorab allerdings nicht, wie tief das Wasser dort sein wird und ob wir mit Sprinti dadurch kommen. Falls nicht, müssen wir die gesamte Strecke zurück und einen Weg fahren, der insgesamt wesentlich herausfordernder ist. Ein paar Bauarbeiter vor Ort versichern uns, dass wir da schon durchkommen.
Dann also mal los…
Ja das hat doch schon mal super geklappt…und Sprintis Unterboden ist nun auch wieder sauber 🙂 !
Dann erreichen wir den Lago de Atitlán, den zweitgrößten See Guatemalas, und erwischen mit Sprinti einen Platz quasi direkt am Ufer. Von hier soll man eine grandiose Sicht auf weitere Vulkane haben, die den See umgeben…Ihr merkt schon, hier ist Vulkan-Gegend! Unsere angeblich grandiose Sicht ist allerdings zwei Tag lang gar nicht mal so grandios, weil es die ganze Zeit diesig und bewölkt ist. Generell haben wir seit Belize keinen blauen Himmel mehr gesehen. Auch wenn es noch so heiß war, so war es doch seitdem immer bedeckt. Liegt es am Smog oder an der Regenzeit oder hat es vielleicht einen ganz anderen Grund? Wir verbringen zwei Tage an diesem Ort, hoffen auf besseres Wetter, was leider nicht kommt, recherchieren für unsere nächsten Etappenziele und schlendern ein wenig durch den Ort. Da in dieser Gegend sehr viel Kakao geerntet wird, statten wir auch dem kleinen Schokoladenladen (lustiges Wort) einen Besuch ab…und ja, auch zwei Tafeln der lokalen Schokolade wandern in unseren Einkaufskorb…das muss ja auch sein 🙂 !
Als wir merken, dass sich das Wetter so schnell nicht bessern wird, verlassen wir den Lago de Atitlán wieder Richtung Osten…und auch an diesem Abend übernachten wir wieder an einem See bzw. an einer Lagune, der „Laguna El Pino“. Auf dem Stellplatz sind wir, wie die Tage zuvor auch, die einzigen Gäste (es gibt hier wirklich nicht viele Camper…schon gar nicht Europäer)…bzw. die einzigen Gäste sind wir dann doch nicht, findet doch an der Lokalität eine Geburstagsfeier statt, bei der der Sänger voller Inbrunst und Leidenschaft sein Bestes gibt…das Wort „Leiden-schaf(f)t“ ist hier allerdings wörtlich zu nehmen, so dass Peter und ich uns ein Schmunzeln nicht verkneifen können und den Abend lieber im Wagen verbringen als davor.
Umso schöner ist am nächsten Morgen das Bild der Lagune…
Dann neigt sich unsere Zeit in Guatemala auch schon dem Ende zu…schade eigentlich! Wir haben Guatemala als ein sehr interessantes Land kennengelernt mit freundlichen Menschen, die uns immer willkommen geheißen haben. Leider haben wir in Guatemala aber auch unheimlich viel Müll am Straßenrand vorgefunden und es hat immer und immer wieder nach giftigem Feuer und Rauch gestunken, weil hier vieles einfach und überall verbrannt wird. Auf den Straßen sind uns allerhand Kuriositäten begegnet, wie Ihr auf den Fotos wahrscheinlich erkennen könnt, und man musste stets mit allem rechnen…egal ob Cowboys mit einer ganzen Reihe an Pferden plötzlich die Autobahn kreuzen, Menschen mitten auf der Straßen ihre Waren anbieten oder doch mal die ein oder andere Bodenschwelle auftaucht. Auch haben wir hier in der Natur Unmengen an Pflanzen entdeckt, die wir zu Hause nur als Zimmerpflanzen kennen und ebenso die besondere Tierwelt Guatemalas hat uns sehr gefallen. So können wir sagen…vieles machte Lust auf mehr!
Nova Scotia – Prince Edward Island – New Brunswick
Seit nunmehr einer Woche sind wir mit Sprinti unterwegs und ich kann schon jetzt sagen, die Zeit vergeht wie im Fluge…wenn man sich überlegt, dass wir auch schon seit drei Wochen hier in Kanada sind! Wenn Peter und ich dann aber mal Revue passieren lassen, was wir in der Zeit hier alles schon erlebt haben, kommt es uns aber auch irgendwie viel länger vor. Egal, es ist wie es ist und es ist sehr schön! Wir genießen es!
Die letzte Woche haben wir genutzt, um uns einzugrooven…wir haben herausgefunden, wie es so läuft mit freien Stellplätzen, mit den Campingplätzen vor der Saison (ja, wir sind hier noch vor der Saison), mit den Einkaufsmöglichkeiten (Lieblingssupermarkt von mir “Atlantic Superstore”), mit den Baumärkten (Peters Lieblingsbaumarkt “Canadian Tire”), mit den Tankstellen (die Benzinpreise liegen hier gerade bei 1,99CAD (ca. 1,48€) pro Liter) und letztendlich haben wir auch herausgefunden, wie “der Kanadier” so tickt….es sind alle übrigens sehr freundlich und zuvorkommend und wir können das Gerücht, dass sich Kanadier ständig und für alles entschuldigen, nur bestätigen.
Wir sind in der letzten Woche auch von Halifax aus weiter in den Nordosten Nova Scotias gefahren und haben den Nationalpark “Cape Breton Island” erkundet.
Wir waren im Nationalpark viel wandern und haben ursprüngliche Wälder und Natur kennengelernt, wie wir sie in Deutschland gar nicht mehr vorfinden.
Es ist schon ein mulmiges Gefühl, wenn man weiß, dass man sich unmittelbar in dem Lebensraum von wilden Bären, Koyoten und Elchen (die immerhin auch eine Kopf-Rumpf-Länge von bis 3 Metern und eine maximale Schulterhöhe von 2,3 Meter aufweisen und zudem bis zu 800 Kilogramm wiegen). Was hilft ist, sich lautstark bewegen (wir wollten doch eigentlich die Ruhe der Natur genießen), kein loses Essen dabei zu haben (das riechen die Bären direkt), ja selbst mit dem Gebrauch von Deo und Sonnencreme soll man vorsichtig sein. Das Ende von Lied…der Schweiß hat seine Duftnoten hinterlassen und ich habe meinen ersten Sonnenbrand für 2022. Ganz richtig gehört…Sonnenbrand! Wir haben noch immer unter 10 Grad, teilweise liegt auch noch Schnee, aber immer strahlenden Sonnenschein. Da wir noch vor der Saison sind, war ein Bärenspray doch nicht so leicht zu bekommen wie gedacht und wir waren so manches Mal auch die einzigen Wanderer unterwegs….beste Voraussetzungen sage ich Euch! Also erste Wanderung ohne Bärenspray, aber dafür mit detaillierter Absprache zwischen Peter und mir, wer welche Aufgaben übernimmt, wenn eines dieser besagten Tiere unseren Weg kreuzt. Es soll ja nicht heißen, wir wären nicht vorbereitet! Wir erfuhren, dass man sich bei defensiven Bärattacken (Bären verteidigen ihre Jungen oder Futter) „groß machen“ soll (schon mal gut, ich habe Peter dabei), man soll niemals dem Tier den Rücken zudrehen und greift der Bär doch an…totstellen. Bei Jagdattacken (heißt Bär will uns fressen), sich ebenfalls „groß machen“ (Peter, bleib bloß an meiner Seite!), aber nicht totstellen……ja das kann ja was werden!
Bei Koyoten ebenfalls „groß machen“ bzw. „groß bleiben“, Steine werfen (also war klar, ICH bücke mich für die Steine, NICHT Peter!) und bei einer Attacke ebenfalls nicht tot stellen. Alles klar, das haben wir nun verinnerlicht!
Und dann waren es wunderschöne Wanderungen durch Wälder und Wiesen über Berge und Seen…einfach traumhaft! Wir haben auch tatsächlich einen Bären gesichtet…den aber glücklicherweise noch vom Auto aus. Wir sind Füchsen, einem Kragenhuhn, Streifen- und unzähligen Eichhörnchen begegnet. Zudem haben Schlangen (hallo, von denen hatte hier aber niemand gesprochen!) unseren Weg gekreuzt. Eine ist mir auch noch genau durch die Beine gesprungen, als sie so gut getarnt auf dem Pfad lag und ich vor lauter “Kuck-in-die-Luft” (ich war ja bereit für den großen Kampfeinsatz) fast auf sie draufgetreten bin. Aber ich kann Entwarnung geben, die Schlagen hier sind alle ungiftig! Zusätzlich sind wir Zeuge von unwahrscheinlich viel Elch-Exkrementen in unterschiedlichsten Frischegraden geworden und ich kann Euch sagen, weit weg können sie nicht gewesen sein!
Wir sind mittlerweile in der dritten Provinz (s. unsere Reiseroute) unterwegs, in New Brunswick (ursprünglich Neubraunschweig). Neubraunschweig hat seinen Namen von dem welfischen Fürstenhaus Braunschweig und war ursprünglich , wie auch schon Nova Scotia, ein Gebiet der First Nations (was dem umstrittenen Begriff der “Indianer” gleichzusetzen ist). Seit dem 16. Jahrhundert kämpften die Briten und Franzosen immer wieder um diese Gegend Kanadas. Mittlerweile hat die Provinz mehr als 750.000 Einwohner auf knapp 73.000km² und ist die einzig offiziell zweisprachige (Englisch & Französisch). Hier angekommen sind wir heute, nachdem wir über die Confederation Bridge, mit 12,88km eine der längsten Brücken der Welt, von Prince Edward Island gekommen sind. Prince Edward Island ist eine der ostkanadischen Atlantikprovinzen und liegt vor New Brunswick und Nova Scotia im Sankt-Lorenz-Golf. Charakteristisch für die große Insel sind rote Sandstrände, Leuchttürme und fruchtbares Ackerland sowie Meeresfrüchte wie Hummer und Muscheln. Auch viele Wale ziehen jedes Jahr durch den Sankt-Lorenz-Golf. Wir hatten uns mit der Fähre auf die Insel übersetzen lassen und haben dort zwei Nächte direkt am Meer übernachtet. Sehr schöne Plätze, an denen man frei stehen konnte, die allerdings auch die Insekten für sich entdeckt hatten (ich möchte nicht wissen, was hier im Sommer diesbezüglich los ist).
Wir sehen sehr sehr selten mal andere Wohnmobile, was sich evtl. innerhalb der Saison auch noch ändern wird. Momentan ist es aber noch eine totale Rarität, umso mehr, wenn sie aus Deutschland kommen. Als wir an einem der besagten Stellplätze ankamen, war dort wirklich gähnende Leere…außer ein anderes Fahrzeug…mit großem Deutschland-Aufkleber vorne auf der Motorhaube. Es stellte sich heraus, dieses Fahrzeug war mit Sprinti auch auf der „Atlantic Sky“ hierher gekommen und “der Deutsche” (wir kennen seinen Namen nicht) ist ein Freund von Adolf (s. Video 2 beim Artikel “Unser Sprinter erreicht Amerika„). Ja, so klein ist nicht nur die Welt, sondern auch Kanada!
Seit zwei Tagen benötigen wir nachts im Camper auch keine Heizung mehr, da die Temperatur draußen nicht mehr auf unter 5 Grad sinkt. Durch unsere 1A-Dämmung (s. auch Peters neuen Artikel zum Sprinter-Ausbau) klappt das alles sehr gut. Und dann heute plötzlich das…..30 Grad Außentemperatur! Wir haben erstmal einen auf Kanadier gemacht und unsere T-Shirts herausgeholt. Jetzt stehen wir auch am Meer und der Wind pfeifft uns kalt um die Ohren (mittlerweile sind es draußen wieder 16 Grad -> 20 Uhr abends). Somit haben wir uns in den Sprinter zurückgezogen und schreiben weiter am Blog.
Wir werden versuchen die Artikel immer zeitnah hochzuladen, das geht allerdings nur wenn wir WLAN haben. Dies ist auf dem Parkplatz des ein oder anderen Einkaufzentrums mal mehr mal weniger der Fall. Aber wir hoffen, die neuesten Neuigkeiten von uns und unserer Reise lassen nicht all zu lange auf sich warten.
Wir werden in den nächsten Tagen auch Quebec erreichen und dort auf einem Campingplatz stehen, was dieses Thema hoffentlich leichter macht.