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Nördlicher Wendekreis

Reiseberichte Mexiko

Auf den Spuren von John Wayne (#035)

5. Februar 2023

– Durango –

Wir verlassen El Fuerte und machen uns auf Richtung Süden. Dabei passieren wir das erste Mal in Mexiko Mautstraßen. Zum Glück geht Sprinti als „Auto“ durch, da er hinten keine Zwillingsbereifung hat. So kostet uns die Maut oft nur bis zu 5 EUR, was sich aber durchaus läppert, wenn alle paar Kilometer eine neue Mautstation auf uns wartet. Unsere kürzeste Distanz zwischen zwei Stationen war bisher lediglich die Länge einer Ausfahrt, d.h. wir wurden am Anfang der Ausfahrt und ein paar Meter weiter am Ende der Ausfahrt erneut abkassiert. Nun ja! Da die Mautstraßen oft „besser“ ausgebaut, schneller und sicherer sind, haben wir uns in diesem Fall dafür entschieden. Denn wir kommen auch an Culiacán vorbei, der Hauptstadt Sinaloas, in der es bis vor kurzem noch Krawalle gegeben hat (s. dazu Artikel „Wir erreichen das mexikanische Festland #033“). Glücklicherweise klappt alles reibungslos und wir erreichen Mazatlan, bzw. einen Campingplatz kurz vor Mazatlan, der von amerikanischen Dauercampern in Beschlag genommen worden ist. Wir sind auf dem ganzen Stellplatz tatsächlich die einzigen Europäer und gefühlt auch die einzigen, die sich hier kürzer als drei Monate aufhalten. Der Platz ist direkt am Meer und umgeben von Bettenhochburgen, wie wir es sonst nur aus europäischen Touristenorten kennen. Auch wenn der Strand eigentlich ganz schön ist, unser Fall ist es nicht so mit all den Hochhäusern. Wir ergattern noch einen Platz für Sprinti, stehen allerdings wie viele andere auch, unter Kokospalmen und so manche Kokosnuss hat auch schon den Weg Richtung Boden hinter sich. Hauptsache uns knallt hier nichts auf unsere Dachluken oder aufs Solarpanel! Wie war das noch…es sterben jährlich mehr Menschen durch herabfallende Kokosnüsse als durch Haiangriffe? Wir können gerade beides nicht gebrauchen, ehrlich gesagt! Erst Recht nicht nach meinem Sturz mit dem Motorroller in der letzten Woche (s. dazu Artikel „Das nennt man dann wohl Glück im Unglück #034“). Mein gestauchtes Handgelenk macht übrigens gute Fortschritte und schwillt langsam ab, meine geprellte Rippe zwickt und zwackt im Alltag noch ordentlich, aber hier heißt es wohl…Geduld, Geduld! Jetzt müssen wir also nur noch eine Lösung für mein kaputtes Handy finden!

Wir bleiben eine Nacht auf diesem besagten Campingplatz, die Kokosnüsse bleiben glücklicherweise am Baum und am nächsten Morgen starten wir unseren Tag mit einer kalten Dusche, bei der das Wasser aus einem simplen Rohr herausplätschert (immerhin „plätschert“ es) und die Toilette nebendran verstopft ist…auf so einer Reise härtet man ab, sage ich Euch! Aber besser als nichts!

Dann führt uns unser Weg weiter Richtung Durango, eine Stadt in den Bergen (Sierra Madre Occidental-Gebirge) des gleichnamigen Bundesstaates. Und diese Strecke hat es in sich. So führt sie hoch bis auf 2000 m und ein Tunnel folgt dem Nächsten, eine Brücke ist höher als die Andere. So überqueren wir auch die Puente Baluarte (die weiße Brücke, die auf den Fotos oben quasi schräg zusammenläuft), die mit 1142 m Länge und mit einer Höhe von 403 Metern (Höhenunterschied zwischen Talsohle und Fahrbahn), die höchste Schrägseilbrücke Amerikas ist und bis 2016 sogar die höchste Brücke weltweit war. Auch überqueren wir, wie schon auf der Baja California (s. dazu Artikel „Wir entdecken die Unterwasserwelt Mexikos #030“), erneut den nördlichen Wendekreis…was uns ehrlich gesagt aber nur auffällt, weil zwischen zwei Tunneln (die nur ca. 50 Meter auseinanderliegen) plötzlich ein kleines Schild mit der Aufschrift „Trópico de Cáncer“ (Wendekreis des Krebses) auftaucht. Auf unserer Route sehen wir zudem, wie Menschen am Straßenrand Chilis aufsammeln, die anscheinend von einem LKW gefallen sind oder wie sie mit bloßen Händen und einer Spitzhacke Steine aus Felsen meißeln, um sie für das Bauen von Gebäuden (womöglich ihrem Zuhause) nutzen zu können. Wie in Mexiko üblich verkaufen einige Straßenhändler ihre Waren und Speisen, entweder mit einem Stand am Straßenrand oder etwa voll bepackt mitten auf der Straße stehend. Auch finden sich immer wieder Fußgänger am Straßenrand der „Autobahn“, bei denen man sich fragt, woher sie kommen und wohin sie gehen. Überholverbote und durchgezogene Linien werden hier und anscheinend in ganz Mexiko übrigens nur bedingt beachtet bzw. eingehalten. So bedeutet es, wenn das Fahrzeug vor einem links blinkt, dass einem gerade niemand entgegenkommt und man überholen kann. Es wird also überholt was das Zeug hält, egal ob vor Kurven, in Tunneln (die teilweise keine Lichter haben) oder auch bei Gegenverkehr (der muss dann halt auf den Seitenstreifen ausweichen). Sehr lustig zu beobachten ist auch, dass viele Sprinti für ein öffentliches Verkehrsmittel halten, weil hier viele Busse weiße Sprinterfahrzeuge o.ä. sind. So haben wir uns anfangs gewundert, dass alle zum Straßenrand laufen, wenn wir angefahren kommen.

Dann erreichen wir Durango (eigentlich „Victoria de Durango“), die ca. 520.000 Einwohnern zählende Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates Durango sowie Sitz des Erzbistums. Durango liegt im waldreichen „Valle de Guadiana“ etwa 875 km nordwestlich von Mexiko-Stadt in einer Höhe von ca. 1880 m. Das Klima ist trocken und warm (Steppenklima) und Regen fällt nahezu ausschließlich im Sommerhalbjahr (ca. 465 mm/Jahr). Die Landwirtschaft (v. a. Maisanbau) und der Bergbau (Gold, Silber, Blei etc.) bilden die Lebensgrundlagen der Stadt, die aber auch von der Industrie und vom Handel lebt. Als wir in Durango ankommen, suchen wir als erstes einen Mobilfunk-Shop auf, um möglichst schnell eine Lösung für mein defektes Handy zu finden…leider ohne Erfolg. Aber man schickt uns zu einem Handy-Repair-Shop, der in den engen Gassen Durangos liegt. Zum Glück ist Sprinti nicht allzu breit, so dass wir gut dorthin gelangen. Besonders vorsichtig muss man allerdings bei dem Kabelgewirr sein, denn da in Mexiko sämtliche Kabel nicht unterirdisch verlegt werden, bleibt man oben auch gerne mal hängen…wir sprechen aus Erfahrung! Leider haben wir auch im Repair-Shop kein Glück, da das Bestellen eines neuen Displays mindestens zwei Wochen in Anspruch nehmen würde und die Zeit haben wir nicht. Also belassen wir es dabei und hoffen darauf, in Mexiko-Stadt erfolgreicher zu sein. Nächstes ToDo auf unserer Liste: Wir benötigen Frischwasser, das gibt es hier bei sogenannten „Agua Purificada-Läden“, die das Wasser so aufbereiten, dass es Trinkwasserqualität erhält. Leider haben alle drei Läden, die wir ansteuern, geschlossen…es ist Samstag! Also heißt es, die nächsten 1,5 Tage besonders sparsam mit unserem Wasser umzugehen und am Montag dann einen neuen Anlauf zu starten. Es ist mittlerweile spät und so wollen wir nur noch zu unserem Stellplatz für diese Nacht. Allerdings stellt sich heraus, der eigentlich anvisierte überwachte Parkplatz ist ebenfalls geschlossen und so entdecken wir letztendlich einen Stellplatz an einem gut besuchten Park, der einen sicheren Eindruck macht.

Am nächsten Tag machen wir uns dann auf Durango zu erkunden. Wir laufen durch den Park, an dessen Parkplatz wir übernachtet haben und der anscheinend an jedem Wochenende zu einer Art Freizeitpark mutiert. So kann man auf einem See Tretboot fahren und es sind jede Menge Fahrgeschäfte für Kinder und unzählige Buden aufgebaut. Nicht jedes Fahrgeschäft sieht funktionstüchtig aus und die, die in Betrieb sind, quietschen auch ordentlich, aber das wird einfach von der lauten Musik übertönt. Die Kinder sind happy! Wir laufen weiter Richtung Zentrum. Durango ist ein wirklich schönes Städtchen mit vielen alten Gebäuden und Kirchen, die ein besonderes Flair versprühen. So schlendern wir bei Sonnenschein durch die Gassen der Stadt und beobachten die mexikanischen Familien, die überall gemeinsam den freien Sonntag verbringen. Auf den Plätzen gibt es wieder unzählige Buden mit mexikanischen Speisen, man kann sich an nostalgischen Ständen nach alter Manier die Schuhe putzen lassen, es rennen Kinder umher, die die Tauben verjagen und viele genießen einfach auf den Parkbänken sitzend die Sonne und das Beisammensein.

Tags darauf wartet etwas außerhalb von Durango (s. dazu unsere Route) ein ganz besonderes Ziel auf uns…die „John Wayne-Ranch“ (im Original „La Joya-Ranch“), die so heißt, weil hier die Dreharbeiten zu vielen John Wayne-Filmen stattgefunden haben. John Wayne selbst war damals von der Gegend so angetan, dass er 1969 das Areal kaufte und die „Western-Stadt“ für seine Filme erbauen ließ. Diese steht noch immer und dient jeher als Kulisse sämtlicher Hollywood-Filme im Western-Style. Das Gründstück gehört mittlerweile dem mexikanischen Farmer Armando, der uns freudestrahlend begrüßt und uns stolz die Fotos von sich und dem Schauspieler Viggo Mortensen zeigt, als dieser bis Dezember letzten Jahres seinen neuen Film hier gedreht hat. Armando besitzt vier Hektar Land, auf dem Rinder, Pferde, Esel, Hühner und Schweine meist ohne Zäune umherrennen und wir müssen vorsichtig sein in keine der Hinterlassenschaften zu treten. Das Land ist sehr trocken und so sind die Tiere in der gesamten Gegend nicht gerade übergewichtig. Da werden die Gelder für die Dreharbeiten sehr willkommen sein. Armando strahlt uns an und zeigt uns stolz sein Land. Er selbst wohnt mit seiner Familie in einem alten Bahnhofsgebäude, dessen Fenster oben mit Holzbrettern abgedichtet sind. Wir sind an diesem Tag die einzigen Gäste und für 100 Pesos (5 EUR) dürfen wir auf seinem Land mit Sprinti für die Nacht stehen wo wir wollen. Zu allererst schauen wir uns in der Western-Stadt um und sehen auch, wie es wortwörtlich „hinter den Kulissen“ so aussieht. Während wir so durch die Katakomben des Sets laufen, erschrecken wir plötzlich als uns ein laut quiekendes Schwein entgegenrennt…sich aber zum Glück rechtzeitig vor uns wieder beruhigt und „abdackelt“. Also hier bei Armando laufen wirklich alle Tiere kreuz und quer…langweilig wird es hier definitiv nicht!

Dann machen wir uns auf in den Canyon (ebenfalls auf Armandos Grundstück), denn dort wollen wir übernachten. Wir fahren also ein Stück raus und sind sofort umgeben von schöner Natur und totaler Stille…herrlich! Vor den „Bio-Tretminen“ müssen wir uns allerdings auch hier in Acht nehmen.

Am nächsten Morgen geht es für uns weiter und so fahren wir zurück zur John Wayne-Ranch, um uns von Armando zu verabschieden. Wir erwischen ihn, wie er gerade mit einigen Helfern dabei ist, seine Kühe und Rinder zu brandmarken bzw. deren Hörner zu stutzen. Wieder begrüßt er uns freudestrahlend und bittet uns näherzutreten. Und so stehen wir, ehe wir uns versehen, mittendrin und bekommen hautnah mit, wie ein Farm-Leben in Mexiko anscheinend so abläuft. Den Tieren gegenüber ist man wenig zimperlich und so werden sie in den viel zu engen Gittergang gepfercht, so dass sie der Reihe nach „behandelt“ werden können. Wir sehen, wie einige Tiere bereits bluten, während sich ihnen das Gitter in den Hals rammt, einge können sich schon gar nicht mehr bewegen. Als eine blutende Kuh hinfällt und nicht mehr aufstehen kann, wird sie zu erst mit Sporen getreten und erhält dann Elektroschocks bis sie sich letztendlich vor Schmerzen brüllend erhebt. Auch der kleine Junge, der ebenfalls stolz seinen Cowboy-Hut trägt, bekommt direkt beigebracht, wie der Umgang funktioniert. Die ganze Situation macht besonders mich sehr nachdenklich und auch später im Auto sprechen wir noch darüber. Es ist irgendwie paradox, dass wir und z.B. die Menschen auf dieser Ranch zu selben Zeit auf jener Erde leben und unser Alltag und Lebensinhalt doch so unterschiedlich ist. Während wir uns vielleicht fragen, wo der nächste Urlaub hingeht oder welchen Luxusartikel wir uns als nächstes kaufen möchten, geht es bei Armando, wie auch bei vielen anderen darum, wie Mensch und Tier ernährt werden können und ob die Regenzeit ausreicht, um das Land fruchtbar genug zu machen. Tut sie das nicht (und es gab auf den Feldern, auf denen Kühe und Pferde grasten nicht einen grünen Halm), bricht alles wie eine Kartenhaus zusammen. Natürlich werden auch Landwirte bei uns diese Problematik kennen, gerade in Zeiten des Klimawandels, aber hier wirkte es noch weit fragiler und dennoch waren die Menschen so glücklich und zufrieden auf dieser Ranch…allen voran Armando.

Und so verlassen wir zwar Armando und die Ranch, nehmen aber diese vielen Eindrücke und Gedanken mit.

Reiseberichte Mexiko

Wir entdecken die Unterwasserwelt Mexikos (#030)

18. Dezember 2022

– Plötzlich Tauchscheinbesitzer –

Wir verlassen den Strand von Tecolote und fahren die Baja weiter Richtung Südwesten. So erreichen wir den 5000-Seelen-Ort Todos Santos an der Pazifikküste. Wir schlendern durch dieses schöne Dörfchen, was durch seine vielen kleinen Läden und Verkaufsstände unwahrscheinlich farbenfroh ist. Als der Hunger aufkommt, fahren wir ein Stückchen weiter zu dem Restaurant  „Hierbabuena“ etwas außerhalb, das fast alles, was es zubereitet zuvor im eigenen Garten selbst angebaut hat. Dort essen wir in einer traumhaften Gartenkulisse mit richtig leckerem (und nach den USA auch endlich wieder gesundem) Essen. Hach, so etwas gefällt uns (besonders mir)! Gut gestärkt fahren wir zu unserem Stellplatz für diese Nacht, zum Cerritos Beach, der besonders bei Surfern sehr beliebt ist. Peter hat zuletzt vor 17 Jahren (oh Gott, wir werden alt!) in Australien gesurft und spielt kurz mit dem Gedanken sich noch einmal aufs Brett zu schwingen. Da es aber dämmert und der Tag sich langsam dem Ende zuneigt, belassen wir es dabei, den anderen Surfern einfach vom Strand aus zuzuschauen.

Dann fahren wir zum südlichsten Zipfel der Baja, dort liegt der, besonders bei amerikanischen Touristen beliebte, Ort Cabo San Lucas. Mit einem Wassertaxi fahren wir entlang der Küste, vorbei an belebten und weniger belebten Stränden, hin zum „Pelican Rock“. Wie der Name schon sagt, befindet sich dort ein Felsen, der besonders bei Pelikanen (und auch Seelöwen sind mit von der Partie) beliebt ist…aber deswegen sind wir nicht hier, schließlich haben wir zuletzt unzählige Pelikane am Strand von Tecolote gesehen (s. dazu Artikel „Endlich Strand und der „Dia de los Muertos“ #029“). Was uns interessiert, ist die Unterwasserwelt um diesen besagten Felsen drumherum, da sich dort dutzende Fische im glasklaren Wasser tummeln. Allerdings tummeln sich dort nicht nur Fische, sondern auch jede Menge Menschen, die sich ebenfalls schnorchelnd anschauen wollen, was da unter Wasser so abgeht. So ist es schon irgendwie eine überlaufene Touristenattraktion, was wir ja eigentlich nicht so mögen, aber hey, so haben wir das auch mal gesehen und waren immerhin am südlichsten Punkt der Baja California. Leider besitzen wir zu diesem Zeitpunkt noch keine Unterwasserkamera, um das vernünftig für Euch filmen und fotografieren zu können, aber dazu sei gesagt…die ist bereits unterwegs! Falls jemand von Euch vorhat, ebenfalls so eine Tour zu machen, dem können wir nur den Tipp geben, dass der Boden dieser Wassertaxis durchaus nass und rutschig sein kann…ich spreche da aus Erfahrung und mein Steißbein weiß auch Wochen später noch wovon ich rede. Abends essen wir wieder in einem hervorragenden Restaurant, dem „Los Tres Gallos“…einfach der absolute Hammer!

Tags darauf verlassen wir Cabo San Lucas wieder Richtung Norden. Eigentlich wollen wir dabei am Meer entlang fahren, allerdings kommen wir, was die Offroad-Fähigkeiten anbelangt, an Sprintis und meine Grenzen (ich sage nur…was ein Schei…mit dem Steiß!) und fahren kurzerhand durch das Landesinnere zurück. So kommen wir auf dem Weg auch am „Trópico de Cáncer“, dem nördlichen Wendekreis, vorbei. Dort steht die Sonne am Mittag des Tages der jeweiligen Sonnenwende (21.06.) im Zenit. Ein Tag hat dann 13,5 Stunden, während der gleiche Tag am gegenüberliegenden Wendekreis nur 10,5 Stunden dauert. Die Wendekreise haben vom Äquator je einen Abstand von 2.609 km und sind jeweils rund 36.700 km lang. Nach dem Erreichen des Polarkreises vor ein paar Monaten in Kanada (auf dem direkten Weg ist das von hier nun rund 7.000 km entfernt), ist das nun ein weiterer Meilenstein auf unserer Reise und es wird uns bewusst, wie weit wir bereits gekommen sind…auch wenn noch sooo viel vor uns liegt. So haben wir im Norden die arktische Zone und dann weiter südlich die gemäßigte Zone durchquert und erreichen nun die Tropen. Ihr könnt Euch vorstellen, besonders Peter ist schwer begeistert 🙂

Dann erreichen wir wieder La Paz und unser Plan ist es, erneut ein paar Tage in Tecolote am Strand zu verweilen. Also ist vorher ein Großeinkauf angesagt. Spätestens im Supermarkt fällt einem auf, dass es tatsächlich kurz vor Weihnachten ist, denn bei 25 Grad und umgeben von Palmen, kommt nur bedingt Weihnachtsstimmung auf…zumindest so wie wir sie kennen mit kalten Temperaturen, Lichtern, Weihnachtsmärkten und Glühwein. Ansonsten entdecken wir im Supermarkt durchaus das ein oder andere merkwürdige oder auch bekannte Produkt…

Am Strand von Tecolote ist dann, wie man sieht und hört, gute Stimmung…

Wir lernen dort auch immer mehr Leute kennen, so z.B. Martina und Steve aus Essen mit ihrer fünfjährigen Tochter Amelie und ihrem Wohnmobil Hildegard, die seit Juli unterwegs sind und sich für die Panamericana zwei Jahre Zeit lassen wollen. Oder Olli aus Berlin, der seit einem Jahr mit seinem roten Mercedes Bremer hier in Mexiko unterwegs ist. Auch lernen wir den Holländer Kaj kennen, der seit 18 Jahren in Mexiko lebt und am Strand Schmuck verkauft. Wir sind immer wieder erstaunt, wie unterschiedlich Lebensmodelle aussehen können und auf wie viele interessante Menschen wir treffen.

Dann stellen wir dort am Strand fest, dass sich das Wasser bei Ebbe mehr zurückzieht als sonst und sich dadurch plötzlich Sandbänke auftürmen, die zuvor noch nicht da waren. Als wir am nächsten Morgen gegen 7 Uhr aufwachen und aus reiner Neugier das Rollo unseres Fensters heruntermachen, um aufs Meer zu schauen, hat sich nicht nur das Verhalten des Meeres bei Ebbe verändert, sondern auch bei Flut…die Wellen machen plötzlich erst kurz vor Sprinti halt. Wir springen aus dem Bett und schaffen es in letzter Minute Sprinti wegzufahren, ohne dass wir im Sand bzw. im Meer steckenbleiben. Auch bei anderen Campern sieht es heikel aus, aber alle scheinen rauszukommen. Die Bars am Anfang des Strands sind allerdings ziemlich überspült, aber so wie das aussieht, sind die das gewohnt, da das Hochwasser einfach mit den Mondphasen zu tun hat und somit monatlich wiederkehrt.

Wir schaffen es also noch rechtzeitig weg vom Strand zu kommen, aber das hatten wir eh vor, denn wir haben einen neuen Plan…wir lernen tauchen! Von Martina und Steve haben wir viel über das Tauchen gehört und weil es hier einfach so viele Tiere live zu erleben gibt, bietet es sich in Mexiko absolut an die Unterwasserwelt zu erkunden. Sie empfehlen uns die Tauchbasis „Sea Lions Dive Center“ in La Paz und wir wollen uns da erstmal nur erkundigen. Also nichts wie hin! Von wegen „erkundigen“…nach einer Stunde vor Ort haben wir für uns beide den „Open Water-Tauchkurs“ gebucht. Es ist Montag und weil die Wetterverhältnisse in dieser Woche gut sind, soll es bereits am Mittwoch losgehen (also das geht jetzt aber fix!). Die Theorie können wir über die App lernen und müssen anschließend dafür eine schriftliche Prüfung in der Tauchschule ablegen. Also pauken Peter und ich den kompletten Dienstag was das Zeug hält. Wir lernen u.a. zu berechnen wie sich der Wasserdruck bei steigender Tiefe verhält, was beim Ab- und Auftauchen zu beachten ist, welche Gefahren auch von körperlicher Seite her beim Tauchen drohen und noch so einiges mehr. Inhaltlich also durchaus anspruchsvoll. Am nächsten Tag geht es für uns dann schon früh am Morgen zur Tauchbasis, unsere erste Praxiseinheit steht an. Bevor wir damit starten, wollen Peter und ich allerdings erst noch den theoretischen Teil abschließen und bitten um die Prüfungsbögen. Das scheint nicht Usus zu sein und so ernten wir erstaunte Blicke von den Tauchlehrern, dass wir schon soweit sind. Wir bekommen die Bögen und nach 15 Minuten und jeweils 50 Fragen später gratuliert man uns beiden zur bestandenen Theorieprüfung mit je 100%…yippieh! So kann es weitergehen! Für uns heißt es jetzt: Ab in den Pool! Dort findet mit unserer bezaubernen Tauchlehrerin Carmen unsere erste Praxiseinheit statt. Wir haben das Glück, dass es in diesem Kurs keine anderen Tauchschüler gibt und so haben wir Carmen ganz für uns alleine. Schnell lernen wir wie wir unser Equipment selbstständig prüfen und zusammenbauen und schon kurze Zeit später finden wir uns in voller Montur mit Tauchanzug, Weste, Gürtel, Gewichten, Tauchflasche, Atemgeräten, Schwimmflossen und Taucherbrille im Pool eines benachbarten Hotels wieder. Und los geht´s! Es ist durchaus gewöhnungsbedürftig unter Wasser mit den Atemgeräten zu atmen. Wir hatten zuvor schon öfter mal geschnorchelt, aber das ist doch irgendwie etwas anderes. Auch die rund 25 kg Gewicht, die man zusätzlich mit sich trägt (als ob das so nicht schon genug wäre!) muss man lernen zu handeln, aber im Wasser geht das ja schon mal leichter. Die folgenden Stunden verbringen wir damit, unter Wasser sicherer zu werden und führen auch viele Übungen durch, die uns im Ernstfall weiterhelfen. So z.B. wenn Wasser in die Brille gerät oder wir diese kurzzeitig sogar verlieren, wie wir uns unter Wasser verständigen und uns gegenseitig mit Luft versorgen können, wenn dem Anderen, aus welchem Grund auch immer, keine Luft mehr zur Verfügung steht und wie mit dem Druckausgleich umzugehen ist oder wie wir zur Not auch ohne Luft wieder an die Wasseroberfläche gelangen können.

Am nächsten Tag heißt es für uns dann: Ab ins Meer! Wir fahren mit einem Boot raus und haben noch eine andere Tauchgruppe mit an Bord, die aber schon einige Tauchgänge auf dem Buckel hat und daher mit ihrem eigenen Guide unterwegs ist. Wir haben unsere Carmen also wieder ganz für uns. Ich muss zugeben, anfangs ist es durchaus gewöhnungsbedürftig in die Tiefe des Meeres abzutauchen wohlwissentlich, dass man aufgrund des Druckunterschieds nicht einfach so schnell wieder auftauchen kann wenn irgendetwas ist, sondern dass dies nur mit etwas Zeit und ganz gemächlich passieren darf. Wir können uns aber beide darauf einlassen und auch mit dem Druckausgleich in den Ohren funktioniert es in der Tiefe gut. Wir wiederholen die Übungen vom Vortag und auch das ist im Meer noch mal eine andere Nummer. Aber wir bekommen es gut hin und können so die Tierwelt in der Tiefe genießen. Atemberaubende Fische in unterschiedichster Form und Farbe schwimmen um uns herum und auch Seelöwen flitzen an uns vorbei. Wir machen an diesem Tag zwei Tauchgänge und kommen auf eine Tiefe von 9,9 m.

Auf dem Rückweg dann ein weiteres Highlight…unser Boot wird begleitet von einem ganzen Schwarm an Delfinen. Ich bin total aus dem Häuschen, weil ich immer schon mal Delfine sehen wollte, es aber bisher nie geklappt hat. Yippieh!

Tags darauf geht es erneut für zwei weitere Tauchgänge raus aufs Meer. Und was wir da erleben, ist der absolute Wahnsinn! In einer Tiefe von 20,2 Metern stoßen wir auf ein altes Schiffswrack, dass in den 70er Jahren als chinesisches Flüchtlingsschiff diente und dann dort versenkt wurde. Es ist beeindruckend zu sehen, wie das Schiff vom Meer vereinnahmt wurde und wie dort neuer Lebensraum entstanden ist. Wir sehen, wie es sich eine Schildkröte „an Deck“ gemütlich macht und es flitzen Seelöwen, Kormorane oder auch TromPETERfische um uns herum. Hier hat Peter mal einen kleinen Film für Euch zusammengestellt…taucht also mit uns ab in die Unterwasserwelt Mexikos! (Unser Tipp: Am großen Bildschirm und mit ordentlicher Lautstärke könnt Ihr es noch besser auf Euch wirken lassen.)

Am Ende dieses Tauchgangs und nach weiteren Übungen im Wasser haben wir ihn dann…unseren Tauchschein! Vor einer Woche war noch nicht einmal klar, dass wir das überhaupt machen werden und nun, ein paar Tage später, stehen wir hier und halten unseren Schein in den Händen. Natürlich gibt es noch so viel mehr über das Tauchen zu lernen und es gilt weitere Praxiserfahrung zu sammeln, aber das ist schon mal ein guter Anfang.

Am nächsten Tag belohnen wir uns selbst mit einer weiteren Erfahrung im Meer…wir schnorcheln mit Walhaien! Ein Walhai  ist der größte Hai und zugleich der größte Fisch der Gegenwart. Er wird bis zu 14,5 m lang und sein Gewicht beträgt bis zu 12 Tonnen. Ja das kann ja was werden! Walhaie bevorzugen eine Wassertemperatur von 21 bis 25 °C und sind weltweit in fast allen warmen, tropischen und subtropischen Gewässern anzutreffen, was ich übrigens durchaus nachvollziehen kann. In der Regel handelt es sich hierbei um Gebiete mit saisonaler Planktonblüte oder um Regionen, in denen planktonreiches kälteres Auftriebswasser zu beobachten ist. Hier vor La Paz ist so eine Gegend und so kehren die Walhaie jährlich ab Mitte November in die Bucht zurück. Gemeinsam mit Martina, Steve, ihrer Tochter Amelie, vier anderen Erwachsenen und einem weiteren Kind starten wir zusammen mit unserem Guide Omar und dem Captain die Bootstour. Wir fahren raus in die Bucht und halten zunächst an einer Kontrollstelle, die genau überwacht wie viele und welches Boot zu den Walhaien fahren darf. Alles unterliegt genauen Bestimmungen, um so die Tiere zu schützen und sie nicht zu stressen, was wir übrigens sehr befürworten, wenn wir schon so eine Tour machen. Es ist genau geregelt, wie weit und wie schnell sich die Boote nähern dürfen und ab wann der Motor gänzlich abgeschaltet werden muss. Die Tiere werden nicht angefüttert, so dass sie ihr natürliches „Fress- und Wanderverhalten“ beibehalten. Da auch genau geregelt ist, wie viele Personen einem Tier wie nah kommen dürfen, werden wir in zwei Gruppen eingeteilt und dürfen nur nacheinander ins Wasser. Nur zu Beginn ist noch ein weiteres Boot vor Ort, das ist aber schnell verschwunden und so sind wir an diesem Tag ganz alleine mit 5 Walhaien in dieser Bucht vor La Paz in Mexiko. Da wir wie gesagt nur in Gruppen nacheinander in die Nähe der Tiere dürfen, bereiten wir uns auf dem Boot mit Tauchanzug, Schwimmflossen, Taucherbrille und Schnorchel vor und als wir das Zeichen erhalten hopsen Martina, Steve, Amelie, Peter und ich ins Wasser.

Und dann ziehen sie auch schon an uns vorbei, diese gewaltigen Tiere, die so sanft durch das Wasser gleiten und mit nur einem ruhigen Flossenschlag eine Entfernung zurücklegen, die es einem Menschen nicht immer so einfach macht ihnen zu folgen. Natürlich dürfen wir die Tiere nicht berühren und sollen einen Abstand von mind. 3 Metern halten…was gar nicht so einfach ist, wenn das Tier spontan einen Richtungswechsel einschlägt. So wird mir ganz anders, als ein Walhai plötzlich direkt auf mich zuschwimmt und ja, ich kann sagen, dass wir uns tief in die Augen geschaut haben. Nur…wohin so schnell?! Im Video erkennt Ihr vielleicht, wie ich dann die Flucht ergreife. Nicht dass sich noch die Geschichte aus der Bibel wiederholt, bei der Jona von einem Fisch gefressen wird…schließlich möchte ich ja nicht, dass das arme Tier hier noch erstickt! Glücklicherweise steht ja nur Plankton auf seinem Speiseplan und ich bin mir sicher, dass ich mich davon doch sehr unterscheide!

Es ist beeindruckend die Tiere so zu erleben, die sich glücklicherweise auch gar nicht an uns stören. Die tollen Aufnahmen unserer Walhai-Tour haben uns übrigens Martina und Steve zur Verfügung gestellt (Lieben Dank nochmal dafür!), die auch unter Wasser mit dem besten Equipment ausgestattet sind. Wer weitere tolle Fotos und Videos sehen möchte, schaut gerne mal auf ihrem Instagram naturwunderer_ und photografnix vorbei.

Und so erleben wir an diesem Tag ein weiteres unvergessliches Abenteuer, was definitv ein krönender Abschluss für unsere Woche „unter Wasser“ ist.

Wir sind schon gespannt, was noch so auf uns wartet und senden sonnige Adventsgrüße in die Heimat…