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La Paz

Reiseberichte Bolivien

Neue Abenteuer…dieses Mal aus Bolivien (#068)

19. November 2023

– Und warum tanken hier durchaus eine Herausforderung ist –

Wir erreichen die Grenze nach Bolivien. Es ist Sonntag Nachmittag und an diesem Grenzübergang sind wir tatsächlich gerade die Einzigen, die Peru verlassen und Bolivien betreten wollen. So plauschen wir ein wenig mit den Grenzbeamten und erleben mit ca. 30 Minuten für die Ein- und Ausreise unseren bisher schnellsten und reibungslosesten Grenzübertritt…nicht ahnend, dass uns dieser noch zum Verhängnis werden kann.

Jetzt also auf in ein neues Land…das mittlerweile 14. auf unserer Reise! Bolivien hat rund 12,1 Millionen Einwohner, wo von ca. 50% der indigenen Bevölkerung angehören. Trotz hoher wirtschaftlicher Wachstumsraten von durchschnittlich 4,5% zwischen 2006 und 2019 gilt Bolivien noch immer als eins der ärmsten Länder Lateinamerikas. Zwar ist Bolivien reich an Bodenschätzen, aber vieles davon ist privatisiert und sowohl Firmen als auch Privatperson drücken sich davor Steuern zu zahlen. Außerdem leiden immer mehr kleinbäuerliche Familien sowie die indigene Bevölkerung unter Armut und Mangelernährung, denn durch den illegalen Bergbau und die Abholzung des Regenwalds für den Palmen-, Avocado- und Soja-Anbau verlieren sie ihre Lebensgrundlage. Viele von ihnen ziehen in die Städte, wo sie dann allerdings keine Arbeit finden. Die Lebenserwartung der Einwohner Boliviens lag 2021 bei 63,6 Jahren (Frauen: 66,8, Männer: 60,9).

Unsere erste Nacht verbringen wir in der Nähe der Grenze auf einem Parkplatz vor einem Militärgelände, auf dem wir sicher und ruhig stehen können. Am nächsten Tag geht es dann weiter und so erhalten wir einen ersten Eindruck von diesem für uns neuen Land. Wir erleben ein recht armes Bolivien, in dem uns tatsächlich viel an Peru erinnert. Auch hier stapeln sich Müllberge am Straßenrand, viele Straßen sind in einem desaströsen Zustand und alles scheint ein wenig chaotisch zu sein. Vor uns fährt ein LKW, der mit Ziegelsteinen beladen ist…diese sind allerdings ungesichert und so fallen ihm regelmäßig Steine von der Ladefläche auf die Straße…und das genau vor uns! Ein durchaus gefährliches Unterfangen, was hier aber niemanden zu interessieren scheint.

Dann erreichen wir die Hauptstadt La Paz (nach La Paz in Mexiko nun schon die zweite Stadt in der wir uns aufhalten mit diesem Namen). Wenn man es genau nimmt, hat Bolivien sogar zwei Hauptstädte. Die offizielle Hauptstadt Boliviens ist Sucre, der Sitz der Regierung befindet sich jedoch in La Paz, dessen Stadtgebiet auf Höhen zwischen 3200 m und 4100 m liegt. Damit gilt La Paz als der höchstgelegene Regierungssitz der Erde. Wir sind also immer noch in der Höhe unterwegs…und das nicht zu knapp! Unser Campingplatz („Las Lomas“) liegt zudem noch über den Dächern der Stadt auf einem der unzähligen Hügel, die La Paz umgeben. Dieser besagte Campingplatz gehört Marcos und seiner Familie, der uns zum einen sehr freundlich empfängt und zum anderen auch Mechaniker ist und sich mit Autos auskennt. Für Reisende ist das seeehhr praktisch und so treffen wir hier auf viele andere Weltenbummler. Weil einige davon bereits am nächsten Tag weiterziehen, sitzen wir am ersten Abend gemeinsam am Lagerfeuer und riesige T-Bone Steaks werden gegrillt. So hören wir wieder spannende Geschichten aus der ganzen Welt und verleben einen schönen Abend.

Am nächsten Tag stehen dann Wäsche waschen, Artikel schreiben und einige Erledigungen auf dem Programm, bevor am Folgetag Sprinti einmal von Marcos und Peter unter die Lupe genommen wird. Wir wollen mal genauer wissen, ob Sprinti die schlechten Straßen Perus und vor allen Dingen den riesen „Wumms“ vor kurzem (s. dazu Artikel Abenteuerliche Straßen, eine sehr heikle Brücke und ein ordentlicher „Wumms“ #065″) gut verkraftet hat. Glücklicherweise sieht alles soweit ganz gut aus…es wird nur mal Zeit für neue Bremsscheiben…alles klar Sprinti, die sollst Du haben!

Wir verbringen noch zwei weitere Tag in La Paz, in denen wir uns die Stadt mal etwas genauer anschauen. Mit einem dieser kleinen Busse, die hier Colectivos heißen und zu Hauf unterwegs sind, fahren wir in die Innenstadt. Es wird mal wieder Zeit für neue SIM-Karten, die wir hier glücklicherweise recht unkompliziert bekommen und auch ein Geldautomat wartet auf uns, läuft doch hier in Bolivien das meiste noch mit Bargeld ab. Aber auch das ist schnell erledigt. In La Paz gibt es ein ganzes Seilbahn-System, das über die Dächer der Stadt führt und somit ein wenig den Straßenverkehr entlastet. Und so schauen wir uns La Paz erstmal von oben an.

Wir schlendern noch ein wenig durch diese große wuselige Stadt, bis uns irgendwann der Hunger packt. Aus hygienischen Gründen (unser europäischer Magen kann vielleicht nicht ganz so viel ab) verzichten wir hier auf Speisen von Straßenständen und suchen uns daher ein Restaurant. Bei dem ersten werden wir abgewiesen, weil denen sämtliche Zutaten ausgegangen sind, aber dann entdecken wir ein niedliches kleines Restaurant, in dem wir essenstechnisch fündig werden. Als wir so da sitzen werden wir plötzlich von einer netten jungen Dame in sehr gutem Englisch angesprochen und kommen ein wenig ins Plaudern. Es stellt sich irgendwann heraus, dass Diana auch deutsch spricht und sich gerade ein Business aufbaut, indem sie Touren in ihrer Heimatstadt anbietet. Wir verabreden uns also für den nächsten Tag, um mit ihr La Paz noch einmal von einer anderen Seite kennenzulernen.

Gesagt, getan! Mit Diana laufen wir durch die engen und vollen Straßen der Stadt, vorbei an unzähligen Märkten und Verkaufsständen. Wir kommen vorbei am kleinsten und am schmalsten Haus der Stadt, die sich zufällig genau nebeneinander befinden. Außerdem schlendern wir vorbei am Parlamentsgebäude und besuchen die Galerie von dem bolivianischen Künstler Roberto Mamani Mamani. Diana zeigt uns zudem, wie Händler Diebe warnen die Finger von ihrer Ware zu lassen. Wenn sie es doch tun, passiert mit ihnen das (s. erstes Bild)…

Es ist Ende Oktober und so steht auch hier steht das Fest der Allerheiligen bevor. Im letzten Jahr haben wir den „Dia de los Muertos“ noch in Mexiko verbracht (s. dazu Artikel „Endlich Strand und der „Dia de los Muertos“…#029“). Hier ist es zwar nicht so bunt und es handelt sich weniger um ein freudiges Fest, aber auch hier gedenkt man den verstorbenen der Familie. So zeigt uns eine Dame auf dem Markt einen Stand, der zum Gedenken aufgebaut wurde. Es sieht aus wie ein Opferaltar, bei dem jede Menge Gebäck und Obst drappiert wurde. Verspeist werden dürfen diese erst nach dem Feiertag, um Unglück abzuwenden.

Dann erreichen wir einen belebten Platz inmitten der Stadt, an den auch ein Gefängnis grenzt. Diana erzählt uns, dass in diesem Gefängnis eigentlich nur Platz für 700 Gefangene ist, in ihm leben aber 3000. Die Inhaftierten „wohnen“ hier gemeinsam mit ihren Familien und müssen für ihre „Räumlichkeiten“ Miete bezahlen, umgerechnet etwa 3000 Euro pro Monat. Jetzt mag man sich fragen, woher sie so viel Geld besitzen…es gibt ja einen Grund, warum sie sich im Gefängnis befinden und schließlich sind wir in einem Land, in dem das Drogengeschäft eine nicht all zu kleine Rolle spielt. Die Tage hier laufen so ab, dass die Kinder die Schule, außerhalb des Gefängnisgeländes und ebenfalls an den belebten Plaz angrenzend, besuchen und auch die Frauen verlassen morgens das Areal, um außerhalb zur Arbeit zu gehen. Die Insassen hingegen, dürfen das Gefängnis ebenfalls für einige Stunden verlassen, wenn sie einen „wichtigen Grund“ vorweisen können und dafür bezahlen. Alles in allem ist das Leben für die Inhaftierten und ihre Familien also gar nicht sooo schlecht innerhalb der Gefängnismauern und vor allem ist es sicher. Und so kommt es nicht selten vor, dass die Gefangenen diese Räumlichkeiten gar nicht mehr verlassen wollen und „länger bleiben“ als geplant. Diana erzählt uns auch von einem britischen Staatsbürger aus Afrika stammend, der nach Bolivien kam und zum Drogenschmuggel überredet wurde…sein Name Thomas McFadden. Nach seinem dritten Einsatz wird er geschnappt und landet in eben diesem Gefängnis, was innerhalb der Mauern übrigens auch keine Wärter hat. Thomas merkt schnell, dass dieses kein gewöhnliches Gefängnis ist und als „eingefleischter Businessman“ überlegt er sich, dass diese Lokalität auch Touristen anlocken könnte. So bietet er kurzerhand Touristen an, sie durch das Gefängnis zu führen (sicherlich war dies nur möglich, in dem auch Gelder in gewisse Hände geflossen sind). Der Touristenandrang ist so groß, dass sich draußen auf dem Platz lange Schlangen bildeten und die Menschen stundenlang anstanden, um sich das Gebäude von innen anzuschauen. Also überlegte sich Thomas, dass doch Partys im Gefängnis wahrscheinlich auch gut funktionieren würden. Kurzerhand wird auch diese Idee in die Tat umgesetzt und so feierten Touristen und Inhaftierte gemeinsam ausschweifende Partys innerhalb der Gefängnismauern. Aber Thomas war mit seinen Ideen noch nicht am Ende und eröffnete zusätzlich ein Hostel, ebenfalls für Touristen, die mal ganz stilecht im Gefängnis übernachten wollen. Irgendwann verließ Thomas, nachdem er seinen Aufenthalt freiwillig bereits verlängert hatte, das Gefängnis und damit endeten auch diese „speziellen Geschäftsideen“ hier hinter diesen Mauern. Als ein australischer Journalist auf seiner Südamerikareise von dieser Geschichte hört, fasst er den Entschluss, über diese „Lokalität“ ein Buch zu schreiben. Und wo geht das besser als vor Ort? Also bat er das Gefängnis freiwillig für eine gewisse Zeit dort leben zu dürfen. Auch diesem wurde stattgegeben und so existiert heute ein Buch über diesen Ort und auch ein Film ist in Produktion. Wir kommen aus dem Schmunzeln nicht mehr heraus, als Diana uns diese wahre Geschichte erzählt…ja, dieses Bolivien!

Als nächstes gelangen wir zum „The Witches Market“, dem sogenannten Hexenmarkt, eine Straße, die sich durch ihre bunten Farben auszeichnet und in der es jede Menge traditionelle Handwerkskunst und Textilien zu kaufen gibt. Allerdings nicht nur das…so gibt es auch einige Mittelchen für oder gegen alles und zudem sehen wir viele kleine Alpaka-Babys, die von der Decke hängen und in der Auslage drappiert sind. Sie sehen aus wie niedliche Kuscheltiere…beim genauen Betrachten, wird allerdings deutlich, dass es sich um echte, tote Alpaka-Babys handelt, die von den Einheimischen als Opfergabe gekauft werden. Wenn ein besonderes Ereingnis ansteht, man für Schutz oder Erfolg bittet, baut man einen Schrein mit allen Dingen auf, die man sich wünscht und als Opfergabe dient dann dieses Alpaka-Junge. Auch wenn es interessant ist, in fremde Kulturen einzutauchen und sie näher kennenzulernen, so fühlt sich diese Vorgehensweise für uns doch sehr befremdlich an.

Aus den geplanten 2,5 werden fast 6 Stunden mit Diana, weil wir uns verquatschen, gemeinsam etwas essen gehen und uns an der ein oder anderen Stelle etwas mehr Zeit lassen, um diese Stadt zu erkunden. Und so kehren wir ziemlich geschafft zum Campingplatz zurück…im Gepäck einen total interessanten Einblick von dieser auf den ersten Blick gar nicht so bunten Stadt. Vielen Dank dafür, liebe Diana! (Wer auch mal eine Tour bei Diana buchen möchte, hier findet Ihr die entsprechenden Kontaktdaten.)

Dann verlassen wir La Paz wieder. Unser Plan ist es, in die „zweite“ Hauptstadt Boliviens, nach Sucre zu fahren. Die Stadt soll wunderschön sein, allerdings bedeutet sie für uns auch einen Umweg von rund acht Stunden. Als wir dann wieder auf den schlechten Straßen Boliviens unterwegs sind, entscheiden wir uns spontan um, lassen Sucre aus und machen uns direkt auf den Weg Richtung Süden. Noch dazu kommt in diesem Land, dass sich die Benzinbeschaffung durchaus abenteuerlich gestaltet. Der Sprit wird nämlich vom Staat subventioniert…das natürlich nur für die Einheimischen und nicht für die Touristen. Die Touristen erhalten also einen separaten, viel höheren Preis (der allerdings immer noch niedriger ist als der Spritpreis in Deutschland). Viele Tankstellen haben allerdings keine Lust, das Benzin anders abzurechnen und verkaufen schlichtweg keinen Sprit an Touristen. So ist es nicht selten, dass man vier, fünf oder mehr Tankstellen anfahren muss, um fündig zu werden…wenn man überhaupt etwas bekommt. Bei der doch recht schlechten Infrastruktur im Land, ist das durchaus eine Herausforderung und man sollte definitiv nicht auf den letzten Drücker versuchen zu tanken! Da das Benzin zudem noch von sehr schlechter Qualität ist, haben wir uns nach unserer kleinen“Flugstunde“ mit Sprinti vor kurzem einen neuen Kanister besorgt und ihn mit peruanischen Sprit hinten im Auto. Damit kommen wir allerdings nur etwa 100 Kilometer weit und in Sachen Sicherheit ist das sicherlich auch nicht optimal, befindet sich der Kanister doch innerhalb unseres Wagens. Dann allerdings wird es auch bei uns Zeit…wir müssen tanken. Wir erreichen den etwas größeren Ort Oruro, der mehrere Tankstellen haben sollen…Google hilft hier übrigns nur bedingt weiter, weil es schlichtweg nicht gepflegt wird und somit stimmen oft weder Ortsangaben noch Öffnungszeiten. Die Straßen sind wie sehr oft ungeteert und alles ist staubig, so dass wir die Fenster nicht öffnen können und dennoch findet der Staub seinen Weg durch gefühlt jede Ritze. An den Tanstellen bilden sich lange Schlange, weil gerade der Diesel momentan knapp ist, jetzt brauchen wir mit Sprinti glücklicherweise Benzin, aber den gibt man uns nicht. Erst an der vierten Tankstelle haben wir Glück und erhalten zwar qualitativ sehr schlechten Sprit (sorry Sprinti!), aber immerhin wird unser Tank gefüllt, als wir „sin factura“ anbieten und sagen, wir würden es „zu schätzen“ wissen, was bedeutet, dass das ganze inoffiziell abgerechnet wird. Das wiederum heißt, dass wir bar bezahlen und unser Preis zwar niedriger ist als der Touristenpreis, aber dennoch höher als der für die Einheimischen. Die Differenz steckt sich der Tankwart ein…ja, dieses Bolivien!

Unser Weg führt uns weiter Richtung Süden. Wir fahren durch die Wüste und so manche Windhose peitscht Unmengen an Sand und Staub über die Straße. Dann ändert sich die Landschaft plötzlich erneut und wird ein wenig grüner. Kurz vor der Dämmerung erreichen wir schließlich einen Aussichtspunkt etwas abgelegen der Straße, an dem wir sicher und kostenfrei stehen können. Zwar pfeifft der Wind auch hier auf dieser Anhöhe ordentlich, aber dafür werden wir am nächsten Morgen von einer Herde Lamas begrüßt, die hier den Weg kreuzen. Und auch Vikunjas sind nicht weit.

An diesem Tag erreichen wir einen besonderen Ort…die Salar de Uyuni, die größte Salzwüste der Erde…

…aber davon erzähle ich Euch dann beim nächsten Mal mehr.

Wir senden die liebsten Grüße in die Heimat!

Reiseberichte Mexiko

Ein etwas anderer Jahreswechsel (#031)

8. Januar 2023

– ¡Adiós 2022…hola 2023! –

Wir melden uns zurück nach unserer kleinen Weihnachtspause und hoffen, Ihr hattet alle ein wundervolles Fest mit lieben Menschen, gutem Essen (und Trinken natürlich), tollen Gesprächen und herzhaftem Lachen.

Peter und mein Weihnachtsfest war in diesem Jahr etwas anders als sonst. Feiern wir doch normalerweise mit unserer Familie, so waren wir dieses Mal nur zu zweit…mit blauem Himmel, Sonnenschein (um die 25 Grad) und Palmen. Auch wenn das natürlich ebenfalls seinen Reiz hat und für uns in diesem Jahr etwas Besonderes ist, so haben wir doch so manches Mal an die Kälte zu Hause gedacht und an die Gemütlichkeit eines Kamins, den leuchtenden Weihnachtsbaum, den Glühwein, das Essen und die wundervollen Menschen, die wir Freunde und Familie nennen dürfen. Apropos „Essen“…besonders sehnen wir uns in diesem Jahr nach einem Braten oder Rouladen mit Rotkohl und Klößen oder richtig guten Kartoffeln….mhmm lecker! Mal schauen, was die mexikanische Kulinarik an Weihnachten so zu bieten hat. Auch die Weihnachtsdeko fällt in diesem Jahr übrigens etwas anders aus…

Zuvor haben wir schon mitbekommen, dass viele Mexikaner am 24.12. abends mit ihren Familien feiern, da hier der Heiligabend als „Hauptweihnachtstag“ gilt und nicht wie bei den US-Amerikanern erst der 25.12. So wird abends ab ca. 22 Uhr mit der ganzen mexikanischen Familie gegessen und gefeiert…oft bis tief in die Nacht. Der erste Weihnachtstag wird zum Teil auch noch im Kreise der Familie begangen, dient aber zusätzlich auch der „Regeneration“ nach dem ausschweifenden Vorabend. Den zweiten Weihnachtstag als Feiertag gibt es übrigens auf diesem Kontinent gar nicht und so kehren an diesem Tag bereits alle wieder zur Arbeit zurück.

Nach einigen Videotelefonaten mit Teilen der Familie gibt es bei Peter und mir an Heiligabend auch eine Bescherung. Eigentlich schenken wir uns auf der Reise nichts, weil die Reise schon Geschenk genug ist und wir ja im Grunde auch alles haben, was wir brauchen. Da in diesem Jahr allerdings so einiges anders ist, entscheiden wir uns spontan, dass ein wenig Tradition doch ganz schön ist. So sind wir kurzerhand am 23.12. zu Walmart gefahren. Zum einen, weil wir eh noch dort einkaufen mussten und zum anderen, weil das Geschäft wirklich riesig ist und man dort weit mehr als nur Lebensmittel bekommt. Also haben wir uns dann beide einen Weihnachtsbeutel geschnappt und sind getrennt voneinander durch den Laden marschiert. So haben wir für den jeweils Anderen einen Weihnachtsbeutel gepackt, immer auf der Lauer, um nicht von ihm entdeckt zu werden. Jetzt muss ich dazu sagen, dass es hier klassische Weihnachtsschmankerl, wie Spekulatius, Lebkuchen, Schokoladennikoläuse, Dominosteine, Marzipan, Schokoladenkugeln oder Blätterkrokant (schon beim Schreiben läuft mir das Wasser im Mund zusammen) nicht gibt. Die normale Schokolade, von der die Auswahl hier nicht sehr groß ist, erhält anscheinend einfach nur eine weihnachtliche Verpackung. So ist unsere „Schmankerl-Auswahl“ tatsächlich ein wenig begrenzt und somit landen letztendlich u.a. ein neuer USB-Stick, ein Küchenmesser, Gesichtsmasken oder auch Schnapspralinen in unseren Beuteln.

Nach unserer kleinen Bescherung machen wir uns auf den Weg nach La Paz. Zum einen, um das Weihnachtsflair der Stadt mitzubekommen und zum anderen, weil der Magen knurrt und wir uns etwas Besonderes gönnen wollen…vielleicht geschieht ja ein Weihnachtswunder und es regnet Rotkohl, Rouladen und Klöße. Allerdings muss ich gestehen, geregnet hat es hier schon lange nicht mehr! Als uns das Taxi am gewünschten Restaurant absetzt, werden wir schnell Zeuge davon, was Weihnachten hier auch bedeutet, nämlich „geschlossene Restaurants“. Auch das ganze „Drumherum“ in dieser Gegend sieht ungewohnt verlassen aus. Wohlwissend, dass jetzt alle Mexikaner zu Hause mit ihren Familien eine gute Zeit verleben, haben wir dafür vollstes Verständnis und machen uns zu Fuß auf den Weg zum „Malecon“, der Strandpromenade von La Paz. Dort ist normalerweise der Bär los und es reiht sich ein Restaurant an das Nächste. Doch auch hier ist heute vieles geschlossen, aber letztendlich finden wir rein zufällig ein Restaurant, was für uns schon quasi einem Weihnachtswunder gleicht (na ja, nicht ganz, aber das Essen ist großartig!). So erhalten wir im Land der Tacos tatsächlich u.a. grandioses Fleisch, Spargel und Kartoffeln, was den Rouladen und dem Rotkohl schon seeehr nahe kommt und uns ein Gefühl von Heimat schenkt. Begleitet wird das Ganze zudem von weihnachtlicher Straßenmusik. Auch die Polizei fährt an diesem Abend öfter Patrouille als sonst. Eine gewisse Komik kommt auf, als ein ziemlich altes vermackeltes Auto (was hier bei weitem nichts außergewöhnliches ist) mit einem kleinen leuchtenden Tannenbaum, senkrecht auf dem Autodach montiert, an uns vorbei fährt und wir bei genauem Hinsehen einen vollkommen abgehetzten Fahrer in einem Nikolauskostüm entdecken…ich glaube, der hatte an diesem Tag noch ein paar Termine vor sich. Auch andere Fahrzeuge mit durchaus lustiger Dekoration kreuzen an diesem Abend unseren Weg…

Dann machen wir uns auf den Weg zurück zum Campingplatz, gönnen uns noch ein Schnapspralinchen und schlafen ein.

Geweckt werden wir am nächsten Morgen von dem lieblichen Geräusch einer Kreissäge…unsere französischen Campingnachbarn scheinen die Ruhe der Weihnachtsfeiertage nicht zu kennen und so wird gesägt, was das Zeug hält. Es kommt uns fast vor, als hätten die den gesamten Innenausbau ihres Wohnmobils auf diese Tage gelegt. Na ja! Wir hingegen verleben die weiteren Weihnachtstage weiter recht entspannt (mal abgesehen von dem Geräusch der Kreissäge).

Dann machen wir uns auf zu unserem „Heimatstrand“ Tecolote (s. dazu Artikel „Endlich Strand und der „Dia de los Muertos“… #029“), nur wenige Kilometer nördlich von La Paz, denn wir wollen Silvester am Strand erleben! Schon beim Fahren durch die Stadt stellen wir fest, dass, anders als an Weihnachten, es überall proppevoll und gefühlt jeder unterwegs ist. Wir haben keine Ahnung, was uns in Tecolote an diesem Silvesterabend erwarten wird…schließlich lieben die US-Amerikaner ihr Feuerwerk und mittlerweile sind sehr viele von ihnen hier zu Besuch, da sie u.a. auch vor der Kälte in ihrem Land geflüchtet sind. Bereits seit ein paar Tagen werden immer wieder mal Feuerwerkskörper vereinzelt gezündet. Und auch die Mexikaner feiern ebenfalls gut und gerne. Ja, das kann ja was werden :)!

Am Strand angekommen, sind wie gewohnt einige Camper vor Ort, aber nicht übertrieben viele, was man an so einem Silvestertag vielleicht vermuten mag. Wir sind dort mit Olli verabredet, ebenfalls ein deutscher Reisender, den wir bereits zuvor ein paar Mal getroffen haben. Da es an diesem Tag ein wenig windig ist, stellen wir uns nicht direkt ans Meer, sondern parken etwas weiter hinten…zwar immer noch mit Blick auf das Wasser, aber etwas windgeschützter zwischen kleinen Sandhügeln. So sitzen wir abends bei Meeresrauschen am Lagerfeuer…und das, obwohl es hier gar nicht so leicht ist Holz zu finden (Anmerkung der Redaktion: Olli und Peter zeigen vollen Einsatz), schließlich gibt es in dieser Gegend keine Bäume, sondern nur Sträucher und Kakteen. Aber unser Feuerchen brennt und das auch bis nach Mitternacht (man beachte, dass es bereits um 18 Uhr dunkel wird, also ist das schon ein Zeitchen). Auch Brigitte und Bernhard, ein weiteres Camperpärchen aus Deutschland, gesellen sich zu uns. Und so vergehen die Stunden und der Jahreswechsel rückt immer näher. Dann ist es soweit …0 Uhr…(ich bitte Euch nun beim Lesen um einen imaginären Trommelwirbel!)! Ihr fragt Euch vielleicht, warum wir das besagte Meeresrauschen an unserem Platz überhaupt hören? Weil wir, man mag es kaum glauben, am ganzen Strand die Einzigen sind, die den Jahreswechsel wach überhaupt erleben und dadurch an diesem Silvesterabend wider Erwarten in Tecolote die vollkommene Stille herrscht (Ende imaginärer Trommelwirbel). Es ist tatsächlich absolut nichts los und bei all den Diskussionen, die es in Deutschland über Feuerwerksraketen etc. gibt, kann ich sagen, dass es an jenem langen weiten Strand in dieser Silvesternacht um 0 Uhr nicht einen kleinen Knall, nicht ein Aufheulen und nicht ein kleines Raketenlichtchen am Sternenhimmel gegeben hat. Ich muss zugeben, so ein ganz kleines bisschen hätte ich das doch ganz schön gefunden. Aber gut, so werden neben all den Campern auch die dutzenden Pelikane hier nicht aus dem Schlaf gerissen. Dann irgendwann sind das Feuerchen aus und „unsere Lampen an“ und so schlafen auch wir das erste Mal in 2023 selig ein.

Auch wenn das neue Jahr nun schon ein paar Tage alt ist, so wünschen Peter und ich Euch für 2023 von Herzen nur das Allerbeste! Lasst es uns zu einem grandiosen Jahr werden lassen!

Alles Liebe in die Heimat!

Reiseberichte Mexiko

Wir entdecken die Unterwasserwelt Mexikos (#030)

18. Dezember 2022

– Plötzlich Tauchscheinbesitzer –

Wir verlassen den Strand von Tecolote und fahren die Baja weiter Richtung Südwesten. So erreichen wir den 5000-Seelen-Ort Todos Santos an der Pazifikküste. Wir schlendern durch dieses schöne Dörfchen, was durch seine vielen kleinen Läden und Verkaufsstände unwahrscheinlich farbenfroh ist. Als der Hunger aufkommt, fahren wir ein Stückchen weiter zu dem Restaurant  „Hierbabuena“ etwas außerhalb, das fast alles, was es zubereitet zuvor im eigenen Garten selbst angebaut hat. Dort essen wir in einer traumhaften Gartenkulisse mit richtig leckerem (und nach den USA auch endlich wieder gesundem) Essen. Hach, so etwas gefällt uns (besonders mir)! Gut gestärkt fahren wir zu unserem Stellplatz für diese Nacht, zum Cerritos Beach, der besonders bei Surfern sehr beliebt ist. Peter hat zuletzt vor 17 Jahren (oh Gott, wir werden alt!) in Australien gesurft und spielt kurz mit dem Gedanken sich noch einmal aufs Brett zu schwingen. Da es aber dämmert und der Tag sich langsam dem Ende zuneigt, belassen wir es dabei, den anderen Surfern einfach vom Strand aus zuzuschauen.

Dann fahren wir zum südlichsten Zipfel der Baja, dort liegt der, besonders bei amerikanischen Touristen beliebte, Ort Cabo San Lucas. Mit einem Wassertaxi fahren wir entlang der Küste, vorbei an belebten und weniger belebten Stränden, hin zum „Pelican Rock“. Wie der Name schon sagt, befindet sich dort ein Felsen, der besonders bei Pelikanen (und auch Seelöwen sind mit von der Partie) beliebt ist…aber deswegen sind wir nicht hier, schließlich haben wir zuletzt unzählige Pelikane am Strand von Tecolote gesehen (s. dazu Artikel „Endlich Strand und der „Dia de los Muertos“ #029“). Was uns interessiert, ist die Unterwasserwelt um diesen besagten Felsen drumherum, da sich dort dutzende Fische im glasklaren Wasser tummeln. Allerdings tummeln sich dort nicht nur Fische, sondern auch jede Menge Menschen, die sich ebenfalls schnorchelnd anschauen wollen, was da unter Wasser so abgeht. So ist es schon irgendwie eine überlaufene Touristenattraktion, was wir ja eigentlich nicht so mögen, aber hey, so haben wir das auch mal gesehen und waren immerhin am südlichsten Punkt der Baja California. Leider besitzen wir zu diesem Zeitpunkt noch keine Unterwasserkamera, um das vernünftig für Euch filmen und fotografieren zu können, aber dazu sei gesagt…die ist bereits unterwegs! Falls jemand von Euch vorhat, ebenfalls so eine Tour zu machen, dem können wir nur den Tipp geben, dass der Boden dieser Wassertaxis durchaus nass und rutschig sein kann…ich spreche da aus Erfahrung und mein Steißbein weiß auch Wochen später noch wovon ich rede. Abends essen wir wieder in einem hervorragenden Restaurant, dem „Los Tres Gallos“…einfach der absolute Hammer!

Tags darauf verlassen wir Cabo San Lucas wieder Richtung Norden. Eigentlich wollen wir dabei am Meer entlang fahren, allerdings kommen wir, was die Offroad-Fähigkeiten anbelangt, an Sprintis und meine Grenzen (ich sage nur…was ein Schei…mit dem Steiß!) und fahren kurzerhand durch das Landesinnere zurück. So kommen wir auf dem Weg auch am „Trópico de Cáncer“, dem nördlichen Wendekreis, vorbei. Dort steht die Sonne am Mittag des Tages der jeweiligen Sonnenwende (21.06.) im Zenit. Ein Tag hat dann 13,5 Stunden, während der gleiche Tag am gegenüberliegenden Wendekreis nur 10,5 Stunden dauert. Die Wendekreise haben vom Äquator je einen Abstand von 2.609 km und sind jeweils rund 36.700 km lang. Nach dem Erreichen des Polarkreises vor ein paar Monaten in Kanada (auf dem direkten Weg ist das von hier nun rund 7.000 km entfernt), ist das nun ein weiterer Meilenstein auf unserer Reise und es wird uns bewusst, wie weit wir bereits gekommen sind…auch wenn noch sooo viel vor uns liegt. So haben wir im Norden die arktische Zone und dann weiter südlich die gemäßigte Zone durchquert und erreichen nun die Tropen. Ihr könnt Euch vorstellen, besonders Peter ist schwer begeistert 🙂

Dann erreichen wir wieder La Paz und unser Plan ist es, erneut ein paar Tage in Tecolote am Strand zu verweilen. Also ist vorher ein Großeinkauf angesagt. Spätestens im Supermarkt fällt einem auf, dass es tatsächlich kurz vor Weihnachten ist, denn bei 25 Grad und umgeben von Palmen, kommt nur bedingt Weihnachtsstimmung auf…zumindest so wie wir sie kennen mit kalten Temperaturen, Lichtern, Weihnachtsmärkten und Glühwein. Ansonsten entdecken wir im Supermarkt durchaus das ein oder andere merkwürdige oder auch bekannte Produkt…

Am Strand von Tecolote ist dann, wie man sieht und hört, gute Stimmung…

Wir lernen dort auch immer mehr Leute kennen, so z.B. Martina und Steve aus Essen mit ihrer fünfjährigen Tochter Amelie und ihrem Wohnmobil Hildegard, die seit Juli unterwegs sind und sich für die Panamericana zwei Jahre Zeit lassen wollen. Oder Olli aus Berlin, der seit einem Jahr mit seinem roten Mercedes Bremer hier in Mexiko unterwegs ist. Auch lernen wir den Holländer Kaj kennen, der seit 18 Jahren in Mexiko lebt und am Strand Schmuck verkauft. Wir sind immer wieder erstaunt, wie unterschiedlich Lebensmodelle aussehen können und auf wie viele interessante Menschen wir treffen.

Dann stellen wir dort am Strand fest, dass sich das Wasser bei Ebbe mehr zurückzieht als sonst und sich dadurch plötzlich Sandbänke auftürmen, die zuvor noch nicht da waren. Als wir am nächsten Morgen gegen 7 Uhr aufwachen und aus reiner Neugier das Rollo unseres Fensters heruntermachen, um aufs Meer zu schauen, hat sich nicht nur das Verhalten des Meeres bei Ebbe verändert, sondern auch bei Flut…die Wellen machen plötzlich erst kurz vor Sprinti halt. Wir springen aus dem Bett und schaffen es in letzter Minute Sprinti wegzufahren, ohne dass wir im Sand bzw. im Meer steckenbleiben. Auch bei anderen Campern sieht es heikel aus, aber alle scheinen rauszukommen. Die Bars am Anfang des Strands sind allerdings ziemlich überspült, aber so wie das aussieht, sind die das gewohnt, da das Hochwasser einfach mit den Mondphasen zu tun hat und somit monatlich wiederkehrt.

Wir schaffen es also noch rechtzeitig weg vom Strand zu kommen, aber das hatten wir eh vor, denn wir haben einen neuen Plan…wir lernen tauchen! Von Martina und Steve haben wir viel über das Tauchen gehört und weil es hier einfach so viele Tiere live zu erleben gibt, bietet es sich in Mexiko absolut an die Unterwasserwelt zu erkunden. Sie empfehlen uns die Tauchbasis „Sea Lions Dive Center“ in La Paz und wir wollen uns da erstmal nur erkundigen. Also nichts wie hin! Von wegen „erkundigen“…nach einer Stunde vor Ort haben wir für uns beide den „Open Water-Tauchkurs“ gebucht. Es ist Montag und weil die Wetterverhältnisse in dieser Woche gut sind, soll es bereits am Mittwoch losgehen (also das geht jetzt aber fix!). Die Theorie können wir über die App lernen und müssen anschließend dafür eine schriftliche Prüfung in der Tauchschule ablegen. Also pauken Peter und ich den kompletten Dienstag was das Zeug hält. Wir lernen u.a. zu berechnen wie sich der Wasserdruck bei steigender Tiefe verhält, was beim Ab- und Auftauchen zu beachten ist, welche Gefahren auch von körperlicher Seite her beim Tauchen drohen und noch so einiges mehr. Inhaltlich also durchaus anspruchsvoll. Am nächsten Tag geht es für uns dann schon früh am Morgen zur Tauchbasis, unsere erste Praxiseinheit steht an. Bevor wir damit starten, wollen Peter und ich allerdings erst noch den theoretischen Teil abschließen und bitten um die Prüfungsbögen. Das scheint nicht Usus zu sein und so ernten wir erstaunte Blicke von den Tauchlehrern, dass wir schon soweit sind. Wir bekommen die Bögen und nach 15 Minuten und jeweils 50 Fragen später gratuliert man uns beiden zur bestandenen Theorieprüfung mit je 100%…yippieh! So kann es weitergehen! Für uns heißt es jetzt: Ab in den Pool! Dort findet mit unserer bezaubernen Tauchlehrerin Carmen unsere erste Praxiseinheit statt. Wir haben das Glück, dass es in diesem Kurs keine anderen Tauchschüler gibt und so haben wir Carmen ganz für uns alleine. Schnell lernen wir wie wir unser Equipment selbstständig prüfen und zusammenbauen und schon kurze Zeit später finden wir uns in voller Montur mit Tauchanzug, Weste, Gürtel, Gewichten, Tauchflasche, Atemgeräten, Schwimmflossen und Taucherbrille im Pool eines benachbarten Hotels wieder. Und los geht´s! Es ist durchaus gewöhnungsbedürftig unter Wasser mit den Atemgeräten zu atmen. Wir hatten zuvor schon öfter mal geschnorchelt, aber das ist doch irgendwie etwas anderes. Auch die rund 25 kg Gewicht, die man zusätzlich mit sich trägt (als ob das so nicht schon genug wäre!) muss man lernen zu handeln, aber im Wasser geht das ja schon mal leichter. Die folgenden Stunden verbringen wir damit, unter Wasser sicherer zu werden und führen auch viele Übungen durch, die uns im Ernstfall weiterhelfen. So z.B. wenn Wasser in die Brille gerät oder wir diese kurzzeitig sogar verlieren, wie wir uns unter Wasser verständigen und uns gegenseitig mit Luft versorgen können, wenn dem Anderen, aus welchem Grund auch immer, keine Luft mehr zur Verfügung steht und wie mit dem Druckausgleich umzugehen ist oder wie wir zur Not auch ohne Luft wieder an die Wasseroberfläche gelangen können.

Am nächsten Tag heißt es für uns dann: Ab ins Meer! Wir fahren mit einem Boot raus und haben noch eine andere Tauchgruppe mit an Bord, die aber schon einige Tauchgänge auf dem Buckel hat und daher mit ihrem eigenen Guide unterwegs ist. Wir haben unsere Carmen also wieder ganz für uns. Ich muss zugeben, anfangs ist es durchaus gewöhnungsbedürftig in die Tiefe des Meeres abzutauchen wohlwissentlich, dass man aufgrund des Druckunterschieds nicht einfach so schnell wieder auftauchen kann wenn irgendetwas ist, sondern dass dies nur mit etwas Zeit und ganz gemächlich passieren darf. Wir können uns aber beide darauf einlassen und auch mit dem Druckausgleich in den Ohren funktioniert es in der Tiefe gut. Wir wiederholen die Übungen vom Vortag und auch das ist im Meer noch mal eine andere Nummer. Aber wir bekommen es gut hin und können so die Tierwelt in der Tiefe genießen. Atemberaubende Fische in unterschiedichster Form und Farbe schwimmen um uns herum und auch Seelöwen flitzen an uns vorbei. Wir machen an diesem Tag zwei Tauchgänge und kommen auf eine Tiefe von 9,9 m.

Auf dem Rückweg dann ein weiteres Highlight…unser Boot wird begleitet von einem ganzen Schwarm an Delfinen. Ich bin total aus dem Häuschen, weil ich immer schon mal Delfine sehen wollte, es aber bisher nie geklappt hat. Yippieh!

Tags darauf geht es erneut für zwei weitere Tauchgänge raus aufs Meer. Und was wir da erleben, ist der absolute Wahnsinn! In einer Tiefe von 20,2 Metern stoßen wir auf ein altes Schiffswrack, dass in den 70er Jahren als chinesisches Flüchtlingsschiff diente und dann dort versenkt wurde. Es ist beeindruckend zu sehen, wie das Schiff vom Meer vereinnahmt wurde und wie dort neuer Lebensraum entstanden ist. Wir sehen, wie es sich eine Schildkröte „an Deck“ gemütlich macht und es flitzen Seelöwen, Kormorane oder auch TromPETERfische um uns herum. Hier hat Peter mal einen kleinen Film für Euch zusammengestellt…taucht also mit uns ab in die Unterwasserwelt Mexikos! (Unser Tipp: Am großen Bildschirm und mit ordentlicher Lautstärke könnt Ihr es noch besser auf Euch wirken lassen.)

Am Ende dieses Tauchgangs und nach weiteren Übungen im Wasser haben wir ihn dann…unseren Tauchschein! Vor einer Woche war noch nicht einmal klar, dass wir das überhaupt machen werden und nun, ein paar Tage später, stehen wir hier und halten unseren Schein in den Händen. Natürlich gibt es noch so viel mehr über das Tauchen zu lernen und es gilt weitere Praxiserfahrung zu sammeln, aber das ist schon mal ein guter Anfang.

Am nächsten Tag belohnen wir uns selbst mit einer weiteren Erfahrung im Meer…wir schnorcheln mit Walhaien! Ein Walhai  ist der größte Hai und zugleich der größte Fisch der Gegenwart. Er wird bis zu 14,5 m lang und sein Gewicht beträgt bis zu 12 Tonnen. Ja das kann ja was werden! Walhaie bevorzugen eine Wassertemperatur von 21 bis 25 °C und sind weltweit in fast allen warmen, tropischen und subtropischen Gewässern anzutreffen, was ich übrigens durchaus nachvollziehen kann. In der Regel handelt es sich hierbei um Gebiete mit saisonaler Planktonblüte oder um Regionen, in denen planktonreiches kälteres Auftriebswasser zu beobachten ist. Hier vor La Paz ist so eine Gegend und so kehren die Walhaie jährlich ab Mitte November in die Bucht zurück. Gemeinsam mit Martina, Steve, ihrer Tochter Amelie, vier anderen Erwachsenen und einem weiteren Kind starten wir zusammen mit unserem Guide Omar und dem Captain die Bootstour. Wir fahren raus in die Bucht und halten zunächst an einer Kontrollstelle, die genau überwacht wie viele und welches Boot zu den Walhaien fahren darf. Alles unterliegt genauen Bestimmungen, um so die Tiere zu schützen und sie nicht zu stressen, was wir übrigens sehr befürworten, wenn wir schon so eine Tour machen. Es ist genau geregelt, wie weit und wie schnell sich die Boote nähern dürfen und ab wann der Motor gänzlich abgeschaltet werden muss. Die Tiere werden nicht angefüttert, so dass sie ihr natürliches „Fress- und Wanderverhalten“ beibehalten. Da auch genau geregelt ist, wie viele Personen einem Tier wie nah kommen dürfen, werden wir in zwei Gruppen eingeteilt und dürfen nur nacheinander ins Wasser. Nur zu Beginn ist noch ein weiteres Boot vor Ort, das ist aber schnell verschwunden und so sind wir an diesem Tag ganz alleine mit 5 Walhaien in dieser Bucht vor La Paz in Mexiko. Da wir wie gesagt nur in Gruppen nacheinander in die Nähe der Tiere dürfen, bereiten wir uns auf dem Boot mit Tauchanzug, Schwimmflossen, Taucherbrille und Schnorchel vor und als wir das Zeichen erhalten hopsen Martina, Steve, Amelie, Peter und ich ins Wasser.

Und dann ziehen sie auch schon an uns vorbei, diese gewaltigen Tiere, die so sanft durch das Wasser gleiten und mit nur einem ruhigen Flossenschlag eine Entfernung zurücklegen, die es einem Menschen nicht immer so einfach macht ihnen zu folgen. Natürlich dürfen wir die Tiere nicht berühren und sollen einen Abstand von mind. 3 Metern halten…was gar nicht so einfach ist, wenn das Tier spontan einen Richtungswechsel einschlägt. So wird mir ganz anders, als ein Walhai plötzlich direkt auf mich zuschwimmt und ja, ich kann sagen, dass wir uns tief in die Augen geschaut haben. Nur…wohin so schnell?! Im Video erkennt Ihr vielleicht, wie ich dann die Flucht ergreife. Nicht dass sich noch die Geschichte aus der Bibel wiederholt, bei der Jona von einem Fisch gefressen wird…schließlich möchte ich ja nicht, dass das arme Tier hier noch erstickt! Glücklicherweise steht ja nur Plankton auf seinem Speiseplan und ich bin mir sicher, dass ich mich davon doch sehr unterscheide!

Es ist beeindruckend die Tiere so zu erleben, die sich glücklicherweise auch gar nicht an uns stören. Die tollen Aufnahmen unserer Walhai-Tour haben uns übrigens Martina und Steve zur Verfügung gestellt (Lieben Dank nochmal dafür!), die auch unter Wasser mit dem besten Equipment ausgestattet sind. Wer weitere tolle Fotos und Videos sehen möchte, schaut gerne mal auf ihrem Instagram naturwunderer_ und photografnix vorbei.

Und so erleben wir an diesem Tag ein weiteres unvergessliches Abenteuer, was definitv ein krönender Abschluss für unsere Woche „unter Wasser“ ist.

Wir sind schon gespannt, was noch so auf uns wartet und senden sonnige Adventsgrüße in die Heimat…

Reiseberichte Mexiko

Endlich Strand und der „Dia de los Muertos“… (#029)

11. Dezember 2022

– Baja California Sur –

Für uns geht es die Baja California weiter Richtung Süden und so erreichen wir den nächsten Staat des Landes…Baja California Sur (also die südliche Baja). Erneut ändert sich unsere Zeitzone und wir liegen nicht mehr neun, sondern „nur“ noch acht Stunden hinter Deutschland. Allerdings wundern wir uns, weil uns im Wagen dennoch eine andere Uhrzeit angezeigt wird als auf unseren Handys. Nach zwei Tagen erfahren wir zufällig, dass man hier in Mexiko die Uhr auf Winterzeit umgestellt hat (dies allerdings zum letzten Mal, da Mexiko zukünftig die Winterzeit behalten wird) und so haben wir stumpf zwei Tage nach der falschen Uhrzeit gelebt. Zum Glück spielt Zeit auf dieser Etappe der Reise gerade nicht so eine große Rolle (was wir als absoluten Luxus empfinden), so dass wir letztendlich nichts verpasst haben. In den folgenden Tagen kommen wir an vielen Stränden vorbei, bei denen wir mit Sprinti bis ans Wasser heranfahren und dort auch frei stehen können. Auch die Mexikaner nutzen die Gelegenheit…besonders am Wochenende. So wird die ganze Familie ins Auto gepackt, dazu ein wenig Verpflegung, der ein oder andere Pavillon und los geht es an den Strand. Dort wird dann kurzerhand ein Fisch gefangen, ausgenommen (die Möwen freuen sich) und direkt verarbeitet…meist eingelegt in einem Sud aus Limettensaft, Zwiebeln und Gewürzen, was den Fisch quasi gart. Das Ganze nennt sich Ceviche, ein ursprünglich peruanisches Gericht, was mittlerweile in ganz Südamerika weit verbreitet ist. Wir haben dies auch in Kroatien schon einmal kennengelernt. So verbringen die Mexikaner gerne ihre Wochenenden am Strand mit der ganzen Familie…und wir können gut verstehen warum, es ist echt chillig.

Dann erreichen wir Loreto, ein kleines Hafenstädtchen mit 12.000 Einwohnern, was 1697, als erste und somit älteste spanische Siedlung in ganz Kalifornien von den Jesuiten als Mission gegründet wurde. Wir finden einen kleinen Stellplatz mitten in der Stadt und schlendern erstmal durch die Straßen. Loreto ist echt ein süßes Städtchen, was auch für viele Kreuzfahrtschiffe einen Stopp wert ist. In einem kleinen Restaurant bekommen wir für ein paar Pesos original mexikanisches Essen…Tacos, Guacamole & Co…einfach lecker!

Weiter südlich erreichen wir die Stadt La Paz (s. auch unter unsere Route), mit 215.000 Einwohnern die Hauptstadt des Bundesstaates Baja California Sur. Dort finden wir den schönen Campingplatz „Maranatha“ und genießen es, auch mal in den Tag hineinleben zu können. Auch wenn wir schon seit nun sieben Monaten unterwegs sind und vermeintlich „Urlaub“ haben, so sind wir doch mit einem straffen Programm durch Kanada und die USA gereist. Unsere Tage waren recht durchgetaktet und viele Kilometer mussten, neben all den Sehenswürdigkeiten und Nationalparks, bewältigt werden. So waren wir selten länger als einen Tag an einem Ort. Jetzt ist daher eher Chill-Modus angesagt und wir freuen uns richtig darauf. Aber so leicht fällt es uns gar nicht zur Ruhe zu kommen. Wir lernen unsere Camping-Nachbarn Claudia und Thomas aus der Schweiz kennen (ihren Blog findet Ihr unter dubu-and-more), die bereits seit 4 Jahren durch Mexiko reisen und von denen wir uns einiges abschauen. Wir verlängern unseren Aufenthalt auf dem Campingplatz um ein paar Tage und kommen tatsächlich langsam zur Ruhe. Hach, fein! Wir erledigen ein paar Dinge am Fahrzeug (putzen muss ja auch mal sein), schreiben für Euch Artikel, waschen Wäsche, genießen das Wetter (25-30 Grad), schauen abends einfach mal Netflix und leben in den Tag hinein…es könnte definitiv schlimmer sein!

Dann ist der 01. November, der „Dia de los Muertos“, also der Tag der Toten, quasi unser Allerheiligen. Es ist einer der wichtigsten mexikanischen Feiertage und es wird traditionell den Verstorbenen gedacht. Die Vorbereitungszeit für die Feierlichkeiten beginnt bereits Mitte Oktober und gefeiert wird vom Vorabend von Allerheiligen (31. Oktober) bis zum Gedächtnis Allerseelen am 2. November. Dabei wird der Tag der Toten je nach Region auf verschiedene Weise gefeiert. Das Brauchtum zu diesem Feiertag wurde 2003 von der UNESCO zum „Meisterwerk des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit“ ernannt. Die Feierlichkeiten in ihrer traditionellen Form gelten allerdings als bedroht, da sie nach und nach von dem eher kommerziell ausgerichteten Halloween-Brauch aus Nordamerika überschattet werden. Nach altmexikanischem Glauben kommen die Toten einmal im Jahr zum Ende der Erntezeit zu Besuch aus dem Jenseits und feiern gemeinsam mit den Lebenden ein fröhliches Wiedersehen mit Musik, Tanz und gutem Essen. Der Tag der Toten ist also keine Trauerveranstaltung, sondern ein farbenprächtiges Volksfest zu Ehren der Toten. Die Straßen werden mit Blumen geschmückt, Symbole des Todes und der Vergänglichkeit, Skelette und Schädel in den unterschiedlichsten Ausführungen stehen in den Schaufenstern und überall sieht man Abbildungen der „Calavera Catrina“, die symbolisch für den Tag der Toten geworden ist.

Wir fahren in die Stadt und erleben hautnah wie dieser Tag hier gefeiert wird. In Gedenken an die Toten sind kleine mit Blumen geschmückte Altäre mit Fotos der Verstorbenen aufgebaut (und das sogar in Supermärkten), auf einer Bühne wird getanzt und Musik gespielt. Es gibt einen Kostümwettbewerb, wer die schönste Calavera Catrina ist und selbst kleine Kinder sind verkleidet…sehr süß übrigens. Aufgebaut sind zudem viele Stände mit Kleinkunst und auch Speis und Trank kommen nicht zu kurz (also ohne Alkohol, denn der ist in der Öffentlichkeit untersagt). Alle sind ausgelassen und fröhlich…abgesehen von den Catrinas natürlich, die gemäß ihrer Verkleidung eher düster dreinblicken.

Dann fahren wir weiter nach Tecolote, ein Strand nördlich von La Paz und verbringen dort ein paar Tage. Wie viele andere Reisende oder auch Einheimische stehen wir mit Sprinti wieder unmittelbar am Meer (dem Golf von Kalifornien). Bei rund 25-30 Grad (was mindestens dreimal 8 Grad entspricht…yippieh!), einer leichten und auch mal stärkeren Brise lässt es sich dort seeehr gut aushalten. Und auch den Pelikanen, die sich zu Dutzenden dort aufhalten und jagen, scheint es zu gefallen. Stundenlang können wir diese Vögel beobachten, wie sie sich immer und immer wieder ins Meer stürzen bis sie endlich erfolgreich Fische gefangen haben.

Einziger Wermutstropfen an diesem schönen Plätzchen…kein Handyempfang. Wie wir von anderen Reisenden erfahren, gibt es ein paar hundert Meter entlang des Strands auf einem kleinen Hügel, wenn man Glück hat, ein wenig Kontakt zur Außenwelt. So wandern wir alle paar Tage dorthin und erreichen zumindest für einen kurzen Moment mal H+…immerhin reicht es, um die wichtigsten Nachrichten zu erhalten bzw. abzusenden. So verbringen wir die Tage am Strand von Tecolote mit Schwimmen, Podcasts hören, Sport machen, Spanisch lernen, Ukulele spielen (also Peter) und chillen…und wir genießen es total die Seele baumeln zu lassen.

Baja…we love it!

Euch einen schönen dritten Advent…