– Icefields Parkway und Jasper Nationalpark –
Dann ist es für uns an der Zeit den Banff Nationalpark hinter uns zu lassen. Wir fahren Richtung Norden und verlassen damit nicht nur den Park sondern auch unsere obligatorischen 8 Grad Celsius…allerdings nicht nach oben, sondern Mitte Juni tatsächlich nach unten…es schneit! Und das ausgerechnet an dem Tag, an dem wir den Icefields Parkway fahren wollen, der vom Banff in den Jasper Nationalpark führt und zu den schönsten Straßen der Welt gehört. Der Icefilelds Parkway ist ein Abschnitt des Alberta Highway 93 und auf knapp 230 km wechseln sich hierbei schneebedeckte Bergspitzen, Wasserfälle, Wälder und mit dem Columbus Icefield auch die größte Gletschermasse in den kanadischen Rocky Mountains ab. Theoretisch…
Praktisch allerdings fahren wir durch Nebel, Schnee und wolkenverhangene Berge, die sich zum Großteil nur erahnen lassen. Wir sind ein wenig enttäuscht, besonders Peter, für den diese Strecke eines der Highlights in ganz Kanada sein sollte. Also entscheiden wir uns kurzerhand den Weg in den kommenden Tagen, wenn besseres Wetter gemeldet ist, noch einmal hin und zurück zu fahren.
Und wir werden belohnt…zwei Tage später fahren wir bei strahlend blauem Himmel den Parkway erneut entlang und kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Massive Bergketten mit tatsächlich schneebedeckten Gipfeln, eine schöner als die andere, türmen sich links und rechts am Wegesrand auf. Zum weißen Schnee, der blaue Himmel, die grüne Flora und die vielen türkisfarbenen Seen und Flüsse…einfach traumhaft und tatsächlich ein absolutes Highlight. Wir sind total begeistert und können nur jedem, der nach Kanada reist, empfehlen, diesen Parkway live zu erleben. Es ist schwer zu glauben, dass wir diesen Weg bereits zwei Tage zuvor gefahren sind und welche Schönheit uns dabei verborgen geblieben war. Weil wir uns bei so vielen schönen Bildern nicht entscheiden konnten, bekommt Ihr nun die volle Dröhnung an Fotos…:)
Wunderschön war auch der Athabascar Gletscher. Er ist eine der sechs Hauptzungen des Columbia-Eisfelds in den kanadischen Rocky Mountains. Durch die klimatische Erwärmung hat sich der Gletscher in den letzten 125 Jahren leider um 1,5 km zurückgezogen und mehr als die Hälfte seines Volumens verloren. Aufgrund seiner Nähe zum Icefields Parkway ist er einer der meistbesuchten Gletscher in Nordamerika.
Als wir am Abend wieder zu unserem Campingplatz in Jasper zurückkehren sind wir ganz beseelt von unseren Eindrücken am Tag. Da hilft nur noch Feuer machen und grillen :). Wir haben einen tollen Campingplatz in der Natur erwischt, der einem absolut nicht das Gefühl gibt, auf einem Campingplatz zu sein…richtig schön. Nicht nur uns, sondern auch einer Herde Elks (was sich am besten mit „Wapiti-Hirschen“ übersetzen lässt) gefällt es sehr gut. So ziehen eine ganze Reihe von Elk-Kühen mit ihren Kitzen auf dem Platz umher und grasen ganz entspannt. Besonders schön zu sehen ist, dass die Menschen auf dem Platz zwar interessiert sind und auch mal Fotos machen, aber genügend Abstand halten und die Tiere in Ruhe lassen. Die Elks scheinen auch nicht all zu sehr an Menschen gewöhnt zu sein, sind da aber unter diesen Umständen „ganz fein“ mit…oder vielleicht doch nicht?
Als die Zeltbesitzer irgendwann zu ihrem Platz zurückkehren und aufgrund der sich darstellenden Lage ziemlich beschränkt aus der Wäsche schauen, schildern wir ihnen was passiert ist. Es stellt sich heraus, dass die Zeltbesitzer wohl irgendetwas duftendes, vielleicht auch Lebensmittel, im Zelt zurückgelassen hatten, was diese Reaktion der Wapiti-Dame hervorgerufen hat. Daher ist es auch verboten, Lebensmittel offen oder im Zelt herumliegen zu lassen. Aber das Zelt ist glücklicherweise unverseht geblieben und war nach 10 Minuten wieder aufgebaut. Wir sitzen an dem Abend noch länger gemütlich am Feuer und genießen das „Drumherum“. Als es gegen 23.30 Uhr dunkel wird (es wird hier derzeit erst sehr spät dunkel) und in der Abenddämmerung ein Koyote an uns vorbeiflitzt, wird es dann aber ganz dringend Zeit, dass wir uns in Sprinti verkriechen. Aber so was von dringend!
Am nächsten Tag steht für uns noch einmal Wandern auf dem Pragramm. Wir entscheiden uns für eine kleine Tour, den „Valley of five lakes“-Trail, der wie der Name schon sagt, an 5 Seen vorbeiführt…alle mit türkisblauem Wasser…ach was fein.
Dann heißt es für uns „weiterziehen“ und so machen wir uns auf den Weg Richtung Vancouver. Dabei überschreiten wir wiedermal eine Zeitzone und liegen nun 9 Stunden hinter Deutschland. Auch lassen wir die Rocky Mountains hinter uns und überqueren erneut die Grenze zum Staat British Columbia. Der Name der Provinz leitet sich vom Fluss Columbia ab. Im Nordwesten grenzt die Provinz an den US-Bundesstaat Alaska, im Norden an die kanadischen Territorien Yukon und die Nordwest-Territorien, im Osten an die Provinz Alberta und im Süden an die US-Bundesstaaten Washington, Idaho und Montana. Insgesamt weist Britisch Columbia eine Bevölkerung von 5 Mio. Einwohnern auf und Hauptstadt ist Victoria. Die ersten Spuren menschlicher Besiedlung reichen knapp 13.000 Jahre zurück. Bei den Ureinwohnern, den First Nations, unterscheidet man derzeit rund 200 Stämme, zu denen rund 130.000 „Indianer“ gehören. Die große Mehrheit der Bevölkerung von British Columbia ist europäischer Abstammung, im Südwesten leben außerdem rund eine halbe Million Chinesen.
Wie wundern uns sehr, wie sich auf unserem Weg innerhalb von kürzester Zeit die Natur und die Landschaft ändert. Von hohen schneebedeckten Bergen und dichtem Mischwald fahren wir plötzlich durch karge Hügellandschaften…nur um kurze Zeit später wieder durch grüne und dicht bewaldete Täler zu fahren…echt verrückt. Was uns allerdings die ganze Strecke treu begleitet, sind Flüsse (der Thompson River und der Fraser River) und wieder einmal Bahnschienen mit endlos langen Zügen.
Dieses Land bringt uns ein weiteres Mal zum Staunen! Oh beautiful Canada!
Und dann erreichen wir Vancouver…aber dazu beim nächsten Mal mehr!