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Reiseberichte Argentinien Chile

Von dem höchsten Berg Amerikas, einer Erdbebenregion und deutschem Bier (#072)

31. Dezember 2023

– Viele Kilometer durch Chile und Argentinien –

Nachdem es uns im Ischigualasto Provincial Park und im Talampaya Nationalpark mit knapp 40 Grad Celsius (draußen wohlbemerkt) doch ein wenig heiß war, machen wir uns wieder auf in den etwas kälteren Süden Argentiniens. Auch hier kann sich die Landschaft wieder sehenlassen…

Dann erreichen wir die ca. 100.000 Einwohner-Stadt San Juan, die tatsächlich zu den ältesten Städten Argentiniens gehört. Sie wurde 1561/1562 von Juan Jufré in einem benachbarten Tal gegründet. 1594 wurde die Stadt allerdings wegen eines Hochwassers zum jetzigen Standpunkt verlegt. In der Kolonialzeit gehörte San Juan zeitweise zu Chile, mit der Unabhängigkeit fiel es aber endgültig an Argentinien. Traurige Bekanntschaft erhielt San Juan als 1944 ein verheerendes Erdbeben die Stadt verwüstete, 90 % der Gebäude zum Einsturz brachte und dabei 10.000 Menschen starben. Wir schlendern ein wenig durch die Stadt und besuchen dann auch das Erdbebenmuseum San Juans. Seitdem wir in Argentinien sind und auch in Teilen von Chile, bekommen wir fast täglich neue Erdbebenwarnungen aufs Handy. Teilweise sind sie nur fünf Kilometer entfernt oder erreichen eine 4 auf der Richterskala. Bisher hatten wir Glück, dass die Beben entweder weit genug in der Ferne oder ausreichend tief unter uns stattgefunden haben, so dass wir noch keine Erdbeben spüren konnten. In dem Museum gibt es auch einen Raum, in dem der Boden so wackelt und damit eine Erdbebensituation simuliert. Um eine solche Situation besser einschätzen zu können, hätten wir diesen Raum gerne besucht, allerdings ist er an diesem Tag geschlossen.

Am nächsten Tag fahren wir weiter…auf unserer Route Richtung Süden. Und dann ist es soweit…Sprinti erreicht seine 200.000 Kilometer-Marke! Zugegebenermaßen hätten wir die Anzeige zur Feier des Tages mal putzen können, aber das sah in der Realität gar nicht so dreckig aus wie auf dem Foto und bei diesem ganzen Staub hier auf den Straßen ist das eh ziemlich sinnbefreit 🙂 ! Wenn wir uns überlegen, dass wir den Wagen vor vier Jahren mit 117.858 Kilometern gekauft haben, dann ist da nun doch einiges dazu gekommen. Wir hoffen, dass Sprinti das noch lange mit uns mitmacht!

Dann erreichen wir den Grenzort Uspallata, in dem wir auf dem Campingplatz der Gemeinde für 2 Euro die Nacht stehen dürfen. Auf diesem Platz haben wir alles was wir brauchen und so bleiben wir drei Tage. Dabei treffen wir zufällig auch alte Reisebekannte wieder. Allerdings befindet sich dieser Platz im Wald und der Wind pfeifft ordentlich, so dass durchaus Erinnerungen an unseren Stellplatz in Mendoza aufkommen, wo wir ja nur knapp der herabfallenden Baumkrone entkommen sind (s. dazu Artikel „Jetzt also Argentinien…#071“). Aber wir haben Glück und alles geht gut!

Nach ein paar Tagen geht es für uns dann wieder Richtung chilenische Grenze, allerdings nicht, ohne zuvor noch den ein oder anderen Stopp einzulegen. So erreichen wir auch die „Puente del Inca“, eine durch Wassererosion entstandene natürliche Brücke. Das Thermalmineralwasser zementierte das Gebiet mit einer eisenhaltigen Hülle, die ihm seine merkwürdige Form und Farbe in Orange-, Gelb- und Ockertönen verlieh. In der Kolonialzeit war diese Strecke eine obligatorische Passage für Reisende und Kuriere nach Chile und für die Andenarmee im Feldzug von 1817. Auf der Höhe der Brücke, am rechten Flussufer, befinden sich fünf heiße Quellen gleichen Typs, jedoch mit unterschiedlichen Salzbestandteilen und Temperaturen zwischen 33 und 38 °C. Ihre Namen lauten Venus, Mars, Saturn, Merkur und nicht etwa Pluto oder Jupiter, sondern schlichtweg „Champagner“. Es wird angenommen, dass das Wasser heilende und stresslindernde Eigenschaften hat. Im Jahr 1925 wurde daher auch das „Hotel Puente del Inca“ erbaut, in dem die bedeutendsten Persönlichkeiten der Zeit verkehrten. Jedes Zimmer verfügte über ein eigenes Thermalbad. Im Jahr 1965 wurde das Hotel dann durch die häufigen Lawinen, die einige Zeit zuvor den transandinen Zugverkehr lahmgelegt hatten, vollständig zerstört und nur die kleine Kolonialkapelle, in der sich das Personal und die Besucher vorübergehend niederließen, blieb erhalten.

Dann geht es für uns weiter zum nächsten Hightlight auf dieser Strecke, denn nur ein paar Meter weiter befindet sich der Aconcagua, ein Berg mit bis zu zehn Kilometer langen Gletschern. Der Aconcagua ist mit 6961 m der höchste Berg Amerikas und auch der höchste außerhalb Asiens. Haben wir doch auf dieser Reise in Alaska schon den Denali besucht, mit 6190 m der höchste Berg Nordamerikas (s. dazu Artikel „Alaska…Teil 1 #016“), so erreichen wir nun diesen Giganten.

Zeit zum Wandern nehmen wir uns an diesem Tag allerdings nicht, denn wir wollen heute noch die Grenze nach Chile überqueren. Wenn man es genau nimmt, liegt die Landesgrenze zwischen Chile und Argentinien mitten in einem Tunnel und erst dahinter befinden sich die jeweiligen Grenzstationen. Wir befinden uns nämlich wieder einmal mitten in den Anden und müssen eben diesen Pass überqueren. Es ist der gleiche Grenzübergang wie beim letzten Mal und auch jetzt läuft das Prozedere schnell und reibungslos ab. Noch dazu haben wir Glück, dass wir einen netten Grenzbeamten erwischen, der sich für uns um alles kümmert und die Hunde, die unerlaubte Lebensmittel in den Fahrzeugen erschnüffeln, bleiben als wir an der Reihe sind, in ihren Käfigen. Wenn der Pass über die Anden auch durchaus wieder eine Herausforderung ist, so ist die Landschaft doch umso schöner.

Unser Weg führt uns in Chile direkt wieder in die Hauptstadt Santiago, denn dort gibt es noch das ein oder andere zu erledigen. Dieses Mal haben wir einen Stellplatz etwas außerhalb der Stadt, auf einem Berg gelegen, und treffen dort…na klar…auch wieder alte Bekannte.

Schon nach zwei Tagen machen wir uns wieder auf den Weg und lassen Santiago hinter uns. Es ist bereits Dezember und unser Plan ist es ja Silvester das Ziel unserer Reise zu erreichen…Ushuaia in Feuerland…die südlichste Stadt der Welt! Also heißt es fahren was das Zeug hält, ohne die schönen Dinge, die auf dem Weg liegen, zu vernachlässigen. So fahren wir an einem Tag rund 850 Kilometer und erreichen die Stadt Valdivia…und damit auch Patagonien, der letzte Abschnitt bis zu unserem Ziel. Allerdings liegen bis dahin auch noch ein paar Tausend Kilometer vor uns. Uns fällt auf jeden Fall schon mal auf, dass die Landschaft hier wieder wesentlich grüner wird, es gibt wieder Bäume und viele Blumen blühen. Für uns fühlt es sich nach den vielen Steppen und Wüsten an, als wenn nach dem Winter nun der Frühling innehält und alles wieder zum Leben erweckt. Hach, einfach schön!

Valdivia ist eine Stadt im Süden Chiles, ungefähr 15 Kilometer vom Pazifik entfernt und hat etwa 150.000 Einwohner. Ab 1846 siedelten in der Region vor allem deutsche Einwanderer. Dies verhalf der Stadt seit etwa 1850 zu Bevölkerungswachstum und Wirtschaftsaufschwung. Es entstanden die erste Brauerei Chiles (Cervecería Anwandter), das erste Stahlwerk, Waggonbauindustrie, Holzverarbeitungs- und Lederwarenbetriebe, Werften sowie „Valdivia’s Deutsche Zeitung“. Die Isla Teja bildete dabei das Zentrum der deutschen Einwanderer und erhielt 1939 eine Brücke als feste Verbindung zur Stadt. Und auch wir entdecken im Stadtzentrum eine deutsche Schule, die auch heute noch als Lehranstalt dient. 1909 wurde Valdivia bei einem Großbrand stark zerstört. Weitere Rückschläge erlitt die Stadt durch schwarze Listen gegen die deutschchilenischen Industriellen während beider Weltkriege. Am 22. Mai 1960 wurde die Stadt vom bisher stärksten gemessenen Erdbeben der Welt und von einem Tsunami getroffen (Großes Chile-Erdbeben). Das Beben hatte eine Stärke von 9,5 auf der Momenten-Magnituden-Skala. 40 % der Gebäude der Stadt wurden zerstört. Der Grund Valdivias sank dabei um zwei Meter ab, was zur Aufgabe vieler Industrien am Flussufer und auf der Isla Teja führte.

Wir erwischen einen kleinen Campingplatz, der eigentlich wieder eher dem Garten eines Mehrfamilienhauses gleicht und direkt an den Fluss grenzt. Von hier aus können wir unsere Einkäufe erledigen und auch ein Waschsalon ist nicht weit.

Was aber auch nicht fehlen darf, wenn wir schon mal in Valdivia sind, ist der Besuch der in Chile und Argentinien sehr bekannten Brauerei Kunstmann. Die deutsch-chilenische Familie Kunstmann baute in Valdivia-Collico bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts eine Getreidemühle, eine Brennerei und eine Hefefabrik auf. Nachdem die 1851 gegründete Anwandter-Brauerei beim großen Erdbeben 1960 zerstört worden war, begann die Familie Kunstmann in den 60er Jahren mit der Bierproduktion und das gemäß des Deutschen Reinheitsgebots. Seit 1997 wird das Bier nun auch verkauft. Also ab zur Brauerei Kunstmann, sage ich nur!

Als nächstes wollen wir uns auf den Weg machen zur Insel Chiloé, um die nächsten Tage dort zu verbringen. Aber unsere Pläne werden spontan durchkreuzt, als wir erfahren, dass eine der Fähren kaputt ist und somit alle weiteren restlos überfüllt sind. Also disponieren wir um und entscheiden uns, Patagonien als erstes von der argentinischen Seite zu erkunden. Da Südamerika auf dieser Höhe immer schmaler wird und noch immer die Anden zwischen beiden Ländern liegen, sind nicht alle Gegenden von beiden Seiten erreichbar. Daher ist es normal, dass hier zwischen den Ländern des öfteren hin und her gewechselt wird. Und somit heißt es für uns nach fünf Tagen Chile wieder „Goodbye“ zu sagen. Lief der letzte Grenzübergang doch noch schnell und reibungslos ab, so gestaltet sich das an diesem Tag ein wenig anders. Was wir zuvor nicht wussten, dass am Freitag Feiertag ist und somit den Einheimischen ein langes Wochenende bevorsteht. Heute ist Donnerstag und so verbringen wir 5,5 Stunden an der Grenze bis wir endlich wieder argentinischen Boden betreten.

Nach zehn Minuten Fahrt sind wir dann allerdings schon wieder besänftigt als wir diese wunderbare Landschaft zu Gesicht bekommen…die Landschaft Patagoniens!

Aber dazu beim nächsten Mal mehr!

Kommt gut ins neue Jahr, Ihr Lieben! Auf ein grandioses Jahr 2024!

Reiseberichte Chile

Chile…alles eine Frage der Einreise (#070)

10. Dezember 2023

– Wir freuen uns auf ein neues Land –

Nachdem man uns nur auf Biegen und Brechen erlaubt hat mit Sprinti aus Bolivien auszureisen (s. dazu Artikel „In der größten Salzwüste der Welt #069“), erreichen wir nun die chilenische Grenzstation, die sich ebenfalls irgendwo im Nirgendwo befindet. Als wir dort ankommen, erfahren wir, dass hier seit einigen Stunden Stromausfall herrscht und in Sachen Grenzkontrolle gerade mal so gar nichts funktioniert. Wir müssen also warten…und das mit dem Gedanken, ob man uns nach unseren Problemen an der bolivianischen Aduana überhaupt nach Chile einreisen lässt…mit Sprinti wohlgemerkt! Außerdem sollen die Kontrollen in Sachen Lebensmittel, Holz etc. nirgends so streng sein, wie an der chilenischen Grenze. Wir haben das ein oder andere also ein wenig versteckt und hoffen, dass wir damit durchkommen…und keine Hunde zur Kontrolle eingesetzt werden, die soll es nämlich an einigen Grenzübergängen ebenfalls geben. Jetzt erstmal heißt es also warten und wir hoffen inständig, dass das hier vor dem Wochenende noch etwas wird und wir nicht tagelang hier verharren müssen…so im Nichts…auf 4600 Metern! Erstmal vertreiben wir uns die Zeit, indem wir an unseren Autos die Reifen wieder aufpumpen, die wir aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse auf der Lagunen-Route etwas abgelassen hatten.

Nach weiteren 1,5 Stunden des Wartens, kehrt der Strom dann wieder zurück und der Einreise-Prozess kann starten. Jetzt heißt es Daumendrücken…sowohl für die Einreise als auch für die Lebensmittelkontrolle!

Dann sind wir an der Reihe…

Relativ schnell erhalten Peter und ich unsere Stempel in unseren Reisepässen…wir dürfen also schon mal 90 Tage im Land bleiben. Jetzt stellt sich nur noch die Frage für Sprinti und ob uns das „Gemauschel“ an der bolivianischen Grenze nun zum Verhängnis wird. Hoffentlich möchte der Grenzbeamte also nicht das bolivianische TIP (Dokument zur Ein- und Ausfuhr von Sprinti) sehen, dann wird es kompliziert. Der Beamte schaut auf Sprintis Fahrzeugschein und schüttelt mit dem Kopf. „Oh nein“…denken Peter und ich gleichzeitig. Dann stellt sich allerdings heraus, dass er nur die Fahrzeugidentifikationsnummer auf dem Fahrzeugschein nicht gefunden hat. Aber da können wir schnell Abhilfe schaffen. Wir bekommen für Sprinti ein neues TIP für Chile und erhalten ein neues Dokument, ohne dass das alte aus Bolivien noch irgendeine Rolle spielt…puh, das wäre also geschafft!

Jetzt nur noch die Lebensmittelkontrolle! Als erstes betritt ein Herr der Drogenfandung unseren Wagen, der glücklicherweise eher davon beeindruckt ist, dass wir Sprinti selber ausgebaut haben, als dass er sich für unseren Alkoholvorrat interessiert. Dann kommt die Dame von der Kontrolle, lässt uns ein Dokument ausfüllen und fragt nach frischem Obst und Gemüse. Da es immer besser ist, zuzugeben dass man etwas mit sich führt und das dann auch freiwillig abzugeben, als wenn sie selbst etwas finden, offenbare ich die obligatorischen zwei Äpfel und drei Limetten, die sie dann auch direkt einsammelt. So ist sie schon mal gut gestimmt. Anschließend schaut sie noch in sämtliche Schubladen und gibt uns dann mit einem Lächeln zu verstehen, dass alles in Ordnung ist und wir nach Chile einreisen dürfen. Puuuuuuhhhhhhhh, auch das wäre also geschafft!

Jetzt also ab in das neue Land, ab nach Chile! Unser erstes Ziel ist auch gleich der erste Ort im Land…San Pedro de Atacama! Ja genau, „Atacama“…wir befinden uns also in der Atacama-Wüste und kommen so von einem Extrem ins Nächste. Als erstes müssen wir aber noch das Altiplano verlassen. Als Altiplano wird das ausgedehnte Plateau bezeichnet, das sich über 1800 km entlang der Anden von Süd-Peru, über West-Bolivien bis nach Nord-Chile und Nord-Argentinien erstreckt und auf einer durchschnittlichen Höhe von 3600 m liegt. Wir befinden uns nach der Grenze sogar auf 4600 Metern, San Pedro de Atacama liegt allerdings wesentlich tiefer und so führt uns die Straße, die aufgrund der extremen Bedingungen von vielen internationalen Autoherstellern auch als Teststrecke genutzt wird, auf nicht einmal 30 Kilometer rund 2400 m bergab. Sprintis Bremsen geben mal wieder alles! Die Sicht auf die Wüste ist toll und die endlich wieder geteerten Straßen sind in einem top Zustand…und so ganz ohne Müll. Peter und ich feiern das so richtig! Von uns fällt die Anspannung der letzten beiden Länder und so freuen wir uns auf alles was da kommt! Wir freuen uns auf Chile!

Der moderne souveräne Staat Chile gehört mit seinen rund 19,1 Millionen Einwohnern zu den wirtschaftlich und sozial stabilsten und auch wohlhabendsten Ländern Südamerikas mit einer einkommensstarken Wirtschaft und einem hohen Lebensstandard. Es führt die lateinamerikanischen Nationen in Bezug auf menschliche Entwicklung, Wettbewerbsfähigkeit, Pro-Kopf-Einkommen, Globalisierung, Friedenszustand, wirtschaftliche Freiheit und geringes Korruptionsempfinden an. Chile weist nach Kanada die niedrigste Mordrate in Amerika auf und ist Gründungsmitglied der Vereinten Nationen, der Union der Südamerikanischen Nationen (UNASUR), der Gemeinschaft Lateinamerikanischer und Karibischer Staaten (CELAC) und der Pazifik-Allianz. Chile ist allerdings durch die globale Erwärmung ernsthaft gefährdet und hat seit Anfang der 1990er Jahre mindestens 37 % seiner Wasserressourcen verloren. Durch seine besondere geographische Form erstreckt es sich ganze 4200 Kilometer entlang des Pazifischen Ozeans, was auf Europa und Afrika übertragen in etwa der Entfernung zwischen der Mitte Dänemarks und der Sahara darstellt. Dagegen ist Chile durchschnittlich nur circa 180 Kilometer breit. Die engste Stelle im kontinentalen Chile (ohne Antarktis) beträgt dabei lediglich 90 Kilometer, die breiteste Stelle etwa 440 Kilometer. Und dieses Land gilt es nun von uns zu entdecken…wir sind mehr als gespannt!

Als erstes halten wir an einer Tankstelle und bekommen endlich wieder ganz regulär und ohne irgendwelche Verhandlungen unser Benzin…und dann sogar die gute Qualität von 98 Oktan! Wir freuen uns…und Sprinti sich auch! Dann geht es weiter zum nächsten Campingplatz, an dem wir gemeinsam mit unserer Freundin Shelly ein paar Tage bleiben. Jetzt ist erstmal Ausspannen angesagt! Aber es gibt auch das ein oder andere zu erledigen…so hat Sprinti nach der Lagunenroute sowohl von innen also auch von Außen eine Wäsche dringend nötig. All der Staub der unbefestigten Straßen ist in den letzten Tagen wirklich in jede Ritze gekrochen. Auch unsere Kleidung will gewaschen werden und chilenisches Bargeld benötigen wir ebenfalls. Im Supermarkt gibt es plötzlich wieder viel mehr Auswahl und Produkte, die wir seit Monaten nicht mehr bekommen haben. Auch das feiern wir ab 🙂 ! Nach den Minusgraden der letzten Tage, herrscht hier nun eine sommerliche Temperatur und die angenehme Höhe von „nur“ noch 1200 m über dem Meeresspiegel, lässt uns endlich wieder normal atmen und gut schlafen. Hach, was fein! Der Ort San Pedro de Atacama fühlt sich nach einem Hippie-Touristenort an, versprüht aber unheimlich viel Charme und gefällt uns daher ebenfalls gut. So kann es also weitergehen…hier in Chile!

Wie eben schon erwähnt, befinden wir uns jetzt in der Atacama-Wüste. Die Atacama ist eine Küstenwüste und die trockenste Wüste der Erde außerhalb der Polargebiete. In ihrem zentralen Bereich besteht schon seit wenigstens 15 Millionen Jahren ein hyperarides Klima. Es gibt Orte, an denen jahrzehntelang kein Regen registriert wurde, mit durchschnittlichen jährlichen Niederschlagshöhen von tatsächlich 0,0. Die Atacama erstreckt sich über 139.860 km2 und liegt im Regenschatten der Anden, d.h. auftretende Ostwinde sind trocken und bringen keine Niederschläge. Nahe der Küste verhindert eine kalte Meeresströmung, der Humboldtstrom, die Entwicklung von Regenwolken, so dass, anders als weiter nördlich oder südlich, kein Steigungsregen fällt. Das kalte Meerwasser bedingt allerdings, dass die Atacama kühl ist und insbesondere in Küstennähe oft Nebel vorherrscht, weshalb die Atacama auch zu den Nebelwüsten gehört. Die Trockenheit der Wüste bekommen auch wir am eigenen Leib zu spüren, so ist unsere Haut komplett ausgetrocknet und an Händen und Füßen bereits rissig. Unsere Schleimhäute sind so ausgetrocknet, dass wir oft Nasenbluten bekommen. Aber egal, wir freuen uns einfach so in dieser anderen Umgebung zu sein!

Nach ein paar Tagen machen wir uns dann gemeinsam mit Shelly auf Richtung Süden. Unser Weg führt uns weiter durch die Wüste, die hier in dieser kargen, aber dennoch sehr schönen Landschaft, ihrem Namen alle Ehre macht.

Dann ist es plötzlich so weit und wir überqueren einen weiteren Meilenstein auf unserer Reise…den südlichen Wendekreis (s. dazu auch unsere Route)! Vor rund 1,5 Jahren haben wir bereits in Kanada den Polarkreis, vor einem Jahr in Mexiko dann den nördlichen Wendekreis („Wendekreis des Krebses“) und vor ein paar Monaten in Ecuador den Äquator überquert und nun also auch den südlichen Wendekreis („Wendekreis des Steinbocks“). Dies bedeutet auch, dass wir nun wieder Jahreszeiten erleben und nicht mehr nur Regen- oder Trockenzeit. Da wir uns in der südlichen Hemisphäre befinden, ist es hier also gerade Frühling und der Sommer steht in den Startlöchern, was für uns sehr gut passt, wenn es weiter Richtung Süden in kältere Gefilde geht.

Danach erreichen wir inmitten der Wüste ein Kunstobjekt, was als beliebtes Fotomotiv bekannt ist. Es handelt sich um eine riesige Hand aus Stein, die aus dem Boden emporragt.

Hinter der Hand fahren wir etwas abseits der Straße die Hügel herunter, um einen möglichst windstillen Platz für die Nacht auszumachen. Wir werden fündig, auch wenn wir dem Wind nicht ganz entfliehen können. Aber hier können wir umsonst, sicher und ruhig stehen und verleben somit eine gute Nacht.

Am nächsten Tag geht es für uns weiter Richtung Südwesten und dann erreichen wir…das Meer! Auch hier finden wir einen einsamen Stellplatz, dieses Mal direkt am Strand…hach, was fein! Zwar ist der Pazifik zu kalt, um darin zu schwimmen, aber die Sonne bescherrt uns angenehme Temperaturen, so dass wir bis abends draußen sitzen und den Blick auf das Meer genießen.

Nach zwei Tagen am Meer heißt es für uns „Weiterziehen“, denn wir haben einen Termin…was auf unserer Reise ja eine absolute Seltenheit ist. Für diesen Termin geht es wieder ein kleines Stück Richtung Norden, bis wir Paranal erreichen. Auch hier stehen wir wieder einsam und kostenlos inmitten der Natur.

Am nächsten Morgen geht es für uns schon früh weiter…der Termin steht an. Wir fahren zum 5 Minuten entfernten Paranal-Observatorium und dem „Very large Telescope“ der ESO, wo wir uns für eine Führung angemeldet haben. Das Paranal-Observatorium ist eine astronomische Beobachtungsstation in der Atacamawüste . Das Observatorium wird von der Europäischen Südsternwarte (ESO) betrieben und ist Standort des Very Large Telescope (VLT), des Very Large Telescope Interferometer (VLTI) sowie der Survey Telescopes VISTA und VST. Neben der geringen Lichtverschmutzung hier in der Wüste, zeichnet sich auch die Atmosphäre über dem Gipfel durch eine trockene und außergewöhnlich ruhige Luftströmung aus, die den Berg zu einem sehr attraktiven Standort für eine Sternwarte macht. Die riesigen sensiblen Teleskope wurden in Deutschland hergestellt und kamen über den Seeweg nach Chile. Jeden Abend öffnen sich die Tore der Teleskope und geben den Blick in das Universum frei. So konnten hier z.B. neue Planeten oder auch die Distanz zur Galaxie NGC 300 genauer als zu jeder anderen Galaxie außerhalb der unmittelbaren Nachbarschaft der Milchstraße bestimmt werden. Ihr könnt Euch vorstellen, Peter ist Feuer und Flamme als wir uns so ein Teleskop von innen anschauen und ich muss zugeben, auch mich beeindruckt das enorme Ausmaß und was damit astronomisch alles möglich ist.

Auf dem Berg gegenüber sehen wir zudem das Extremely Large Telescope (ELT), zuvor European Extremely Large Telescope (E-ELT), eines sich im Bau befindlichen optischen Teleskops der nächsten Generation, ebenfalls für die Europäische Südsternwarte (ESO). Es erhält einen Hauptspiegel mit 39 Metern Durchmesser, der aus 798 sechseckigen Spiegelelementen zusammengesetzt sein wird. Damit soll es das weltweit größte optische Teleskop werden.

Als nächstes ist unser Plan wieder zurück in den Norden nach San Pedro de Atacama zu fahren, um dort auf dem Altiplano den Pass zu nehmen, dann die Grenze nach Argentinien zu überqueren und auf der argentinischen Seite weiter Richtung Süden zu fahren. In den letzten Wochen hatte es dort kleine Unruhen gegeben. Kurz vor der Präsidentschaftswahl kam es zu Lieferengpässen bei Diesel und Benzin, so dass es teilweise unmöglich war an Sprit zu kommen, weil die Tankstellen schlichtweg nichts hatten. Aus diesem Grund haben wir die letzten Tage in Chile verbracht und zudem die Zeit mit unserer Fahrt entlang der chilenischen Küste ein wenig überbrückt. Jetzt scheint sich das Sprit-Problem ein wenig zu legen und Peter und ich haben vor, die Grenze im Norden am Folgetag zu überqueren. Als wir bei unserer Teleskop-Tour mit unserem Guide zufällig ins Gespräch kommen, erzählt sie uns, dass es im Norden Argentiniens einen Wintereinbruch gegeben hat und die Straßen vereist sind. Daher ist die Grenze auf dem Altiplano auf einer Höhe von rund 4000 Metern auch geschlossen! Wir kommen also dort gar nicht rüber! Also…Planänderung! Wenn man auf dieser Reise eins sein muss, dann flexibel! Wir fahren also gemeinsam mit Shelly auf der chilenischen Seite weiter Richtung Süden und werden dann auf Höhe von Santiago de Chile die Grenze nach Argentinien passieren. Bis dahin hat sich das Wetter dann hoffentlich beruhigt!

Gesagt…getan! In den folgenden zwei Tagen legen wir viele Kilometer zurück, setzen unsere Fahrt in der Atacama-Wüste entlang der Küste fort und sind beeindruckt von der Schönheit des Landes. So kreuzen Füchse, wilde Esel und Guanacos, die nach Lamas, Alpakas und Vikunjas vierte Art aus der Familie der Neuweltkamele, die nur hier in Südamerika anzufinden ist, unseren Weg. Auch kommen wir an unzähligen Minen vorbei, denn Chile gehört zu den weltweit größten Rohstoffproduzenten. Es verfügt über die größten bekannten Kupfervorkommen der Welt (etwa 40 Prozent) und somit befinden sich hier auch die größten Kupferminen der Erde. Und auch wenn die Landschaft oft karg erscheint, so versprüht sie doch eine besondere Atmosphäre. Die Nächte verbringen wir freistehend oder auch auf einem Campingplatz (da die Saison noch nicht begonnen hat, sind wir die einzigen Gäste), aber immer direkt am Meer. Der Wind pfeift ordentlich oder so verziehen wir uns am Abend in unseren gemütlichen Sprinti.

Dann erreichen wir Santiago de Chile, die Hauptstadt des Landes. Im städtischen Siedlungsgebiet wohnen in Santiago rund 5,2 Millionen Menschen, in der gesamten Metropolregion sind es sogar 7,1 Millionen. Damit leben etwa 44 Prozent aller Chilenen in der Hauptstadt oder in ihrer direkten Umgebung. Ein paar Tage sind nun auch wir Teil davon. Wir erreichen einen kleinen Campingplatz unweit der Stadt und werden von dem Gastgeber Matias mit offenen Armen empfangen. In seiner privaten Waschmaschine dürfen wir sogar unsere Wäsche waschen…der Vorteil bei dieser trockenen Luft ist ja, dass alles in Nullkommanichts trocken ist. Auch nutzen wir Santiago für viele Erledigungen und einen Werkstattbesuch, um Sprinti mal durchchecken zu lassen und ihm unter anderem auch einen Ölwechsel zu gönnen. In der Werkstatt treffen wir auf den Chef Milenko, der gut Englisch spricht und sich direkt um uns und Sprinti kümmert. So fühlen wir uns dort gut aufgehoben und freuen uns, dass neben dem Ölwechsel (gleichzeitig tauschen wir auch noch sämtliche Filter aus) Sprinti nur vorne neue Bremsbeläge benötigt. Die hinten hatten wir ja bereits in La Paz in Peru ausgetauscht…nun sind auch die vorne dran. Innerhalb von kürzester Zeit hat Milenko die richtigen Beläge besorgt und auch die Halterungen für das Getriebe und den Auspuff sind erneuert. Alles in allem kostet uns das Prozedere 5 Stunden Zeit und lediglich EUR 160 inklusive Material- und Arbeitslohn. Wir sind uns sicher, damit wären wir in Deutschland „nicht so ganz“ ausgekommen!

An einem Tag machen wir uns dann auf in die Stadt und genießen vom größten Wolkenkratzer Südamerikas dem Gran Torre Santiago in 300 Metern Höhe den 360 Grad-Ausblick auf die Stadt und auf die dahinterliegenden schneebedeckten Berge. Oben gibt es Live-Musik und eine kostenlose Weinprobe (ein Glas Rot- oder Weißwein), an dessen Stand ich prompt mein Glas verschütte und sich Rotwein seinen Weg zwischen all den anderen drappierten Gläsern bahnt. Netterweise reicht man mir mit einem Lächeln allerdings ein neues Glas, mit dem ich dann vorsichtiger untewegs bin. Am Fuße des Turms liegt eine riesige Einkaufsmall, unter anderem mit einem Kino. Ja genau, Kino! Wir haben recherchiert, dass es hier auch Filme in Originalfassung (also Englisch) mit spanischem Untertitel gibt…das ist doch was für uns! In Deutschland kann ich Peter meist nur schwer für Kino begeistern, hier ist das aber mal eine willkommende Abwechslung und da es dann auch noch der neue Marvel-Streifen ist, ist auch Peter einverstanden. Generell ja nicht so mein Genre, aber ich freue mich auf die Kinoatmosphäre und vor allem auf süßes Popcorn…außerhalb Deutschlands ist das ja auch gerne mal gesalzen und damit nicht ganz so mein Fall. Nach einer ordentlichen Stärkung mit Burger und Pommes (die Menge an Kalorien an diesem Tag verdrängen wir am besten ganz schnell!) geht es also für uns ins Kino. Und wir werden nicht enttäuscht…wir sitzen in riesigen bequemen Sesseln, die einen quasi in Schlafposition versetzen und auf Knopfdruck gibt es alles was das Herz begehrt…selbst warme Speisen (was das abelangt, sind wir ja bereits gesättigt!). Uns „reicht“ also unser Popcorn…und ja, es ist süß 🙂 !

Dann verlassen wir Santiago wieder und verabschieden uns somit auch von Shelly, die weiter auf der chilenischen Seite Richtung Süden fährt, während wir uns nun auf den Weg nach Argentinien machen…am Tag der Präsidentschaftwahl im Land. Allerdings heißt es vorher nochmal den Kühlschrank aufzufüllen, mit Produkten, die anderswo schwer zu bekommen sind. So halten wir noch an einer großen Supermarktkette und ich traue meinen Augen kaum, als ich plötzlich neben anderen deutschen Produkten auch Christstollen, Marzipan und Lebkuchen in den Regalen sehe. Im letzten Jahr waren wir um diese Zeit in Mexiko, wo es keinerlei weihnachtliche Spezialitäten oder Süßigkeiten gab, zumindest nicht das, was wir in Deutschland darunter verstehen. Also mussten dann Schnapspralinen herhalten. Und jetzt liegt hier ein Stollen und Lebkuchen vor uns und löst bei uns (zugegebenermaßen besonders bei mir) eine Runde Glücksgefühle aus 🙂 !

Mit vollem Kühlschrank geht es dann Richtung argentinische Grenze. Glücklicherweise ist der Wintereinbruch überstanden und die sommerlichen Temperaturen sind zurückgekehrt. Auch das „Sprit-Problem“ hat sich zum Glück wieder gelegt. Da auch an diesem besonderen Tag der Präsidentschaftswahl keine Tumulte zu befürchten und die Grenzen dennoch geöffnet sind, steht unserer Reise nach Argentinen nichts mehr im Wege. So führt uns unsere Route zur Grenze vorbei an unzähligen Weinbergen (die hier gar nicht unbedingt „Berge“sind) und durch die schneebedeckten Berge, die uns einen traumhaften Blick bescheren.

Dann erreichen wir die Grenze und eins kann ich Euch sagen…dieses Mal läuft es ganz einfach und unkompliziertab . So ist dies quasi unsere erste „Drive through-Grenze“, bei der wir mit Sprinti in ein Gebäude hineinfahren, in dem in unterschiedlichen kleinen Glashäuschen direkt der komplette Vorgang abgewickelt wird..sowohl für die chilenische, als auch für die argentinische Seite. Somit ist das ganze Prozedere nach 15 Minuten erledigt…und nach unseren letzten Erfahrungen kommt uns das nun seeehr gelegen 🙂 !

Weil auf dieser Höhe des südamerikanischen Kontinents die Berge, die Nationalparks und all das, was es zu entdecken gilt auf chilenischer und argentinischer Seite auf dem Weg nach Süden nah bei einander liegen oder es teilweise nur eine Straße nach unten gibt, werden wir in den nächsten Wochen des öfteren zwischen beiden Ländern hin und her reisen.

Und so heißt es heute: „Hallo Argentinien!“…aber auch: „Chile, wir kommen ganz bald wieder!“

Reiseberichte Bolivien

In der größten Salzwüste der Welt (#069)

26. November 2023

– Und warum wir Probleme an der Grenze bekommen –

An diesem Tag erreichen wir einen besonderen Ort…die Salar de Uyuni, mit mehr als 10.000 Quadrat­kilometern die größte Salzpfanne der Erde. Die Salar de Uyuni liegt im Südwesten Boliviens auf einer Höhe von 3653 m und gehört zu den Landschaften des Altiplano. Mit einer Fläche von 10.582 km² hat das Becken eine größere Flächenausdehnung als beispielsweise Niederbayern. Die unter der Oberfläche liegende Sole reicht bis zu 72 Meter oder sogar mindestens 121 Meter in die Tiefe und ist damit die größte Salzfläche der Welt. Mit gleißender Helligkeit am Tag und sehr kalten Nächten ähnelt die Salar de Uyuni äußerlich einem zugefrorenen See. Sie ist so gut wie frei von jeglicher Art von Lebewesen, aber Brutplatz einiger nur in Südamerika vorkommender Flamingo-Arten. Die Salzmenge der Salar wird auf ungefähr zehn Milliarden Tonnen geschätzt. Jährlich werden davon etwa 25.000 Tonnen abgebaut und in die Städte transportiert. Die Salar de Uyuni beherbergt zudem eines der weltweit größten Lithiumvorkommen, was laut „U.S. Geological Survey“ auf etwa 5,4 Millionen Tonnen geschätzt wird. Und weil man diese Salzwüste besuchen und befahren kann, schauen wir uns das Ganze mal aus der Nähe an.

Da es auf dieser riesigen Salzfläche natürlich keine abgesteckten Straßen gibt, kann man nur den Spuren anderer Fahrzeuge folgen. Weil aus einer Spur gerne auch mal drei Spuren werden und die Wege sich somit trennen und dazu sämtliche Navigations-Apps hier ihre Arbeit quittieren, kann man sich auch gerne mal verirren. Auf dieser strahlend weißen Eisfläche, auf der man sich ohne eine ordentliche Sonnenbrille wenn man nicht aufpasst das Augenlicht ruiniert, verliert sich schnell der Horizont, was eine Orientierung nicht unbedingt leichter macht. Daher richten wir uns nach Himmelsrichtungen. Auch gilt es die Struktur der Salzfläche zu beachten (solange die Salzwaben sechs Ecken aufweisen ist das schon mal ein gutes Zeichen), die nicht überall gleich fest ist. So sind Freunde von uns mit ihrem Wagen eingesackt und konnten erst nach vier Tagen von einheimischen Helfern befreit werden…und 1000 Euro hat der Spaß zudem gekostet. Ne, das brauchen wir jetzt nicht so! Also alles ganz vorsichtig und bedacht, in der Hoffnung, dass alles gut geht!

Neben einem alten Hotel, das ausschließlich aus Salz besteht, einer Insel mit 1200 Jahre alten Kakteen und einem Wahrzeichen der Rallye Dakar, die auch gerne durch diese Salzwüste führt, ergibt sich eine traumhafte Kulisse. Nachts haben wir Vollmond und dieser scheint durch die Reflektion so hell, dass man meinen mag, es sei die Sonne.

Wir bleiben zwei Nächte in der Salar, in der es zwar ordentlich kalt wird, wir aber auch die Ruhe und Abgeschiedenheit genießen. Bereits zum Sonnenaufgang zeigt uns diese Wüste die schönsten und beeindruckensten Bilder…

Und zu dem ein oder anderen Foto mit einer besonderen Perspektive in dieser Umgebung lassen wir uns natürlich auch hinreißen…

Dann verlassen wir die Salzwüste wieder und machen uns auf den Weg ins naheliegende Uyuni. Als erstes steht eine ordentliche Autowäsche für Sprinti an, ist doch das ganze Salz eher ungünstig für Fahrzeuge. Das wissen natürlich auch die Leute vor Ort und so reiht sich eine „Waschanlage“ an die nächste. Allerdings nicht in dem Stil, wie wir eine Waschanlage kennen, sondern doch um einiges spatanischer. Wir haben gelesen, dass zur Reinigung gerne mal Salzwasser genommen wird, weil das halt vorhanden ist…was ja sehr sinnbefreit ist, wenn man damit das Salz am Auto beseitigen möchte. Sollte es einen Hochdruckreiniger geben, haben die gerne mal so viel Druck, dass sie Solarpanele und Fensterscheiben beschädigen. Das brauchen wir nun beides nicht! Die erste Waschanlage weist uns ab, weil dort gerade Mittag gegessen wird, bei der zweiten haben wir Erfolg.

Als nächstes steht Tanken auf dem Programm, was hier in Bolivien ja ein nicht so leichtes Unterfangen ist (s. dazu Artikel „Neue Abenteuer…dieses Mal aus Bolivien #068“). Noch dazu kommt, dass gerade Diesel- und Benzin-Knappheit herrscht. Wenn wir Pech haben, bekommen wir einfach nichts. Wir fahren verschiedene Tankstellen an und landen letztendlich bei einer, vor der sich lange Schlangen an Fahrzeugen gebildet haben…eine für Diesel, zwei für Benzin. Jetzt können wir nur hoffen, dass auch noch etwas Benzin für Sprinti übrig ist, bis wir an der Reihe sind. Das ganze Unterfangen dauert zum Glück „nur“ eine Stunde und wir erhalten unseren Sprit. Da wir natürlich auch hier wieder nicht den subventionierten Preis erhalten, läuft das ganze Geschäft wieder „sin factura“ und damit unter der Hand ab. Aber so läuft das hier in Bolivien halt!

Jetzt benötigen wir noch Wasser für unseren Tank. An einer angeblichen Auffüllstation öffnet man uns nicht die Tür, also versuchen wir unser Glück an einer Tankstelle, an der der Wasser-Zapfhahn recht zugeparkt ist (allerdings nicht mit Fahrzeugen, die Wasser tanken wollen) und wir einen Anpfiff kassieren, als wir dort befüllen wollen und es enger für den ein oder anderen LKW wird. Warum diese anderen Fahrzeuge dort parken und somit alles versperren ist mir schleierhaft. Da eine Diskussion hier keinen Sinn macht, versuchen wir unser Glück auf einem anderen Wege und haben damit Erfolg. Jetzt ist es Zeit für eine Dusche…wir haben eine Öffentliche in der iOverlander-App entdeckt und machen uns auf den Weg. Allerdings soll dort auch gerne mal das Auto aufgebrochen werden. Wir laufen durch einen dunklen Flur und stehen plötzlich in einer Art Innenhof, von dem Türen abgehen, hinter denen sich Duschen und Toiletten befinden. Alles nicht so super fancy, aber der Wasserdruck ist ok und die Duschen sind warm. 15 Minuten später sitzen wir beide frisch geduscht wieder in Sprinti, der zum Glück von jeglichen Gewalttaten verschont geblieben ist, und fahren weiter.

Zu Uyuni gehört ein weiterer skuriler Ort…ein Eisenbahnfriedhof. Im Jahr 1872 wurde mit dem Bau der Ferrocarril de Antofagasta a Bolivia, der ersten Eisenbahnstrecke Boliviens, begonnen. Sie diente dazu, Rohstoffe wie Natriumnitrat und andere Salze, aber auch Metalle wie Kupfer, Silber und Gold aus den Minen im Landesinneren in die Hafenstädte am Pazifischen Ozean zu transportieren. Als die Bahnstrecke am Ende des 19. Jahrhunderts Uyuni erreichte, wurde in der Stadt ein Eisenbahnbetriebswerk errichtet. Uyuni entwickelte sich dadurch zu einem wichtigen Eisenbahnknoten. Etwa in den 1940er Jahren brach die örtliche Industrie zusammen, die meisten der Edelmetallminen wurden von den Betreibern aufgegeben. Dies führte dazu, dass auch die dafür angelegten Versorgungstraßen sowie die meisten der Lokomotiven und Wagen nicht mehr benötigt, stillgelegt und dem Verfall preisgegeben wurden. So entstand letztendlich dieser Eisenbahnfriedhof. Im Ortskern, der etwa 16 Kilometer nordöstlich gelegenen Minensiedlung Pulacayo existiert ein weiterer, kleinerer Eisenbahnfriedhof mit US-amerikanischen Lokomotiven. Ein Exemplar dort ist eine Dampflokomotive namens „La Unión“, die 1908 einen Zug zog, der von den Gesetzlosen Butch Cassidy und Sundance Kid ausgeraubt wurde. Und diesen beiden Kandidaten sind wir ja bereits in den USA begegnet und seltsamerweise kreuzen ihre Geschichten immer wieder unseren Weg (s. dazu Artikel „Der Wilde Westen #022“ und „Goodbye USA #027“).

Am Eisenbahnfriedhof treffen wir auch unsere amerikanische Freundin Shelly wieder, die mit ihrem Hund Franklin unterwegs ist. Unser Plan ist es die nächsten Tage gemeinsam weiterzureisen, wartet doch eine sehr anspruchsvolle nächste Etappe auf uns, da ist es durchaus hilfreich nicht alleine unterwegs zu sein. Aber heute nutzen wir erstmal noch die Gelegenheit, dass wir auf dem Parkplatz des Eisenbahnfriedhofs kostenfrei und sicher übernachten können. Auch das ein oder andere Kunstwerk gibt es hier zu begutachten…

Nachdem Shelly am nächsten Morgen alle Formalitäten für ihren Hund erledigt hat (immer wenn ein Grenzübergang ansteht, brauchen Hunde nämlich ein Zertifikat vom ortsansässigen Tierarzt), machen wir uns gegen Mittag auf, die Lagunenroute zu bestreiten. Die Lagunenroute ist eine Strecke von rund 239 Kilometern ungeteerter Buckelpiste, die durch wunderschöne Landschaften führt und somit zu einer der schönsten Strecken der Welt zählt. Zuvor hatten wir schon diverse Horrorstorys gehört, was diese Strecke alles beim Auto anrichtet und da Sprinti zwar vieles mitmacht, aber auch kein Offroad-Fahrzeug ist, haben wir schon überlegt, ob diese Strecke für uns überhaupt machbar ist oder nicht. Allerdings haben wir damals in Kanada auch den Dempster Highway zum Polarmeer gemeistert (zwar nicht ganz unbeschadet, aber siehe dazu Artikel „Reifenpanne auf dem Dempster Highway #014“), also schaffen wir das jetzt auch! Wir lassen etwas Luft aus Sprintis Reifen und auf geht’s!

Und die Lagunenroute hält was sie verspricht…die Straßenbedingungen sind unterirdisch und so kommen wir so manches Mal nur in Schrittgeschwindigkeit vorwärts, aber die Natur ist dafür traumhaft. So legen wir unseren ersten Stop an der „Laguna Negra“ ein, zu der wir einen kleinen Spaziergang zurücklegen, vorbei an unzähligen Lamas, die uns alle nur verdutzt anschauen. Auch begegnen wir einem Viscacha, einer soganannten „Hasenmaus“ aus der Gattung der Chinchillas.

Abends übernachten wir inmitten von Felsformationen, den „Rocas Volcanicas“, die sich ganz wunderbar in diese Landschaft einfügen und uns einen ganz besonderen Sonnenuntergang bescheren. Dafür pfeifft der Wind und nachts wird es eisig kalt. Wir sind auf 4200 Metern Höhe und erleben für diese Verhältnisse eine recht geruhsame Nacht.

Am nächsten Morgen geht es weiter und der Tag beginnt direkt mit einem sehr sandigen Abschnitt, den wir manchmal nur mit Schwung und Augen zu meistern. Aber es klappt! Wir wollen zur „Laguna Colorada“, aufgrund ihrer vielen Farben, eines der Highlights der Route. Für die nur knapp 25 Kilometer brauchen wir bei diesen Straßen tatsächlich wieder Stunden. Aus der Ferne können wir bereits die Farben der Lagune schimmern sehen, müssen uns aber geschlagen geben, ganz an sie heranzukommen. Dieser Teil der Strecke ist selbst für Shelly und ihren Ford Ranger mit Allrad zu viel. Wir fahren weiter und müssen zum Glück nicht umkehren, denn bergauf hätten wir diesen Rückweg wahrscheinlich mit all dem Sand nicht geschafft. Aber es führt uns ein anderer Weg heraus aus diesem Tal und damit funktioniert es.

Auch an weiteren Lagunen kommen wir vorbei…eine schöner als die andere…

Dann brechen wir Sprintis neuen Höhenrekord als wir die 4933 Meter erreichen. Lamas, Alpakas und Vikunjas säumen immer wieder unseren Weg und wir fragen uns erneut, wovon die sich eigentlich in dieser teils doch sehr kargen Landschaft ernähren. Wir erreichen das Geothermalgebiet „Sol de Mañana“, an dem es aus großen Löchern in der Erde brodelt und Schwefel-Dampf emporsteigt. Da es bereits dämmert, können wir nicht mehr weiterfahren und müssen die Nacht hier auf diesem Parkplatz verbringen. Außer uns ist niemand dort, so dass wir hier ungestört stehen können.

Allerdings befinden wir uns auf sage und schreibe 4800 Metern Höhe…für uns ein absoluter „Schlaf-Höhenrekord“. Auch hier pfeifft wieder der Wind und es ist kalt, so dass wir unser Abendessen mit Shelly und Franklin kurzerhand in unserem Sprinter zu uns nehmen. Nachts erreichen wir draußen Temperaturen von -8 Grad und in Sprinti wird es „warme“ 2,5 Grad. Aufgrund der Höhe können wir unsere Standheizung nicht nutzen, also ist es Zeit für Thermounterwäsche, Schlafsocken und jeder Menge Decken. Und damit funktioniert es ganz gut. Allerdings machen uns andere Dinge Sorgen. So hoffen wir doch, dass uns unser Wassersystem nicht einfriert. Vorsorglich haben wir uns extra Wasserflaschen aus dem Supermarkt besorgt, um nicht ohne Trinkwasser dazustehen….Geschäfte oder Tankstellen gibt es auf der gesamten Lagunenroute nämlich nicht. Sollten uns aber die Pumpe oder die Filter kaputtfrieren, haben wir ein ganz schönes Problem. Auch unser Kühlschrank und der Backofen verhalten sich unter diesen Bedingungen anders. Der Kühlschrank ist ausgelegt auf eine Raumtemperatur von mindestens 16 Grad. Jetzt gibt er, sobald er anspringt, laute Geräusche von sich, was sich nicht so gut anhört. Beim Backofen, den wir mit Gas betreiben, geht auf dieser Höhe ständig die Flamme aus, weil zu wenig Sauerstoff in der Luft ist. Vorm Schlafengehen nehmen wir vorsichtshalber eine Tablette gegen Höhenkrankheit, die zwar als Nebenwirkung für Kribbeln im Gesicht und in den Händen und Füßen sorgt, uns aber eine einigermaßen geruhsame Nacht bescherrt.

Am nächsten Morgen geht es für uns bereits um 7 Uhr weiter, denn wir wollen heute das Ende der Lagunenroute und die Grenze nach Chile erreichen. Unser Weg führt uns weiter über Waschbrettpisten, vorbei an schönen Lagunen mit unzähligen Flamingos. Auch ein kleiner Fuchs kreuzt in dieser zum Teil wieder kargen Landschaft unseren Weg, die uns manchmal durchaus glauben lässt, wir seien auf dem Mond oder gar auf dem Mars. Dann erreichen wir Thermalpools, in denen man auch ein heißes Bad zu sich nehmen kann, aber wir verzichten darauf und wollen lieber voran kommen.

Dann ändert sich die Landschaft ein wenig und wir kommen vorbei an der „Salvador Dali’s Desert“, eine Umgebung die Dali als Motiv für seine Bilder gedient hat. Aber die Landschaft ist auch wirklich malerisch, spiegeln sich die Berge doch in der Sonne und die Mineralien ergeben ein wunderschönes Farbenspiel…einfach toll und auf den Fotos gar nicht so richtig darstellbar.

Als letztes erreichen wir dann noch die „Laguna Blanca“ bevor wir sagen können…nach drei Tagen und 239 Kilometern haben wir die Lagunenroute gemeinsam mit Shelly und Franklin geschafft! Sprinti war von der Strecke bei weitem nicht begeistert, aber er hat sie mit Bravour gemeistert…yippieh! Auch wenn wir die ein oder andere Schraube im Innenraum nach diesem ganzen Geruckel wieder werden andrehen müssen!

Unmittelbar an der Lagunenroute, also irgendwo im Nirgendwo befindet sich plötzlich ein Gebäude…die bolivianische Aduana-Stelle, d.h. der Ort, an dem wir Sprinti abmelden müssen, wenn wir Bolivien verlassen wollen. Wir befinden uns unmittelbar an der Grenze zu Chile, also ist das unser Plan. Uns abmelden müssen wir dann an einem anderen Gebäude 5 km weiter.

Aber eins nach dem Anderen…als erstes Sprinti abmelden. Bei Shelly und ihrem Wagen ist das Prozedere nach fünf Minuten erledigt…nicht so bei uns! Der Grenzbeamte Manolo setzt ein verdutztes Gesicht auf als er in seinen PC schaut und schüttelt mit dem Kopf als er sagt, dass er keinen Vorgang unter unserer Vorgangsnummer (die auf dem entsprechenden Einfuhrdokument versehen ist) findet. Wie kann das sein? Wir haben Sprinti doch ordnungsgemäß an der Grenze im Norden Boliviens eingeführt und dann dieses Dokument erhalten. Haben wir doch diesen Grenzübertritt noch so gelobt, weil alles so schnell und unkompliziert funktioniert hat (s. dazu Artikel „Neue Abenteuer…dieses Mal aus Bolivien #068“). Nach einigen Telefonaten Manolos taucht Sprinti dann doch im System auf…jetzt allerdings mit zwei Einträgen. Es ist ersichtlich, dass Sprinti am besagten Tag die Grenze nach Bolivien übertreten hat…also alles richtig! Der zweite Eintrag besagt allerdings (angeblich), dass Sprinti am gleichen Tag abends wieder ausgereist ist und damit die letzten Wochen illegal mit uns im Land war…also alles gar nicht mehr richtig! Wie kann das sein? Anscheinend hat irgendeiner der Grenzbeamten im Norden den falschen Wagen bei einer Ausreise eines anderen Fahrzeugs abgemeldet…nämlich Sprinti! Also nicht unser Fehler, sondern von einer der Grenzbeamten. Das interessiert hier allerdings niemanden und Manolo schon mal gar nicht. Das Fahrzeug ist illegal im Land und fertig! Von anderen Reisenden, die Probleme an der Grenze hatten, haben wir gehört, dass sie zur Ursprungsgrenze zurückfahren mussten, um das Problem zu klären. Das wäre bei uns äußerst suboptimal, müssten wir doch zurück durch das ganze Land und das bedeutet auch zurück auf der Lagunenroute, die wir doch nur mit Mühe gemeistert haben. Das wollen wir Sprinti wirklich nicht nochmal antun. Wir fordern Manolo auf, mit der Grenze im Norden Kontakt aufzunehmen. Er bittet uns dafür in einen separaten Raum, in dem wir alleine mit ihm sind und wir ahnen, dass das nicht ohne Grund passiert. Manolo nimmt den Hörer zur Hand, wählt irgendeine Nummer, wartet bis auf der anderen Seite eine elektronische Ansage ertönt und legt dann wieder auf. Wir vermuten, dies war nicht die Nummer der anderen Grenzstation. Wir kommen uns extrem veräppelt vor und mein Geduldsfaden hat auch keine Lust mehr, aber unseren Unmut dürfen wir gegenüber Manolo nicht zeigen, droht er doch damit unseren Wagen zu kofiszieren, da er ja illegal im Land sei. Noch dazu ist Freitag Nachmittag und Manolo kann uns hier ohne weiteres auch übers Wochenende festhalten und uns auf Montag vertrösten. Dann ständen wir hier im Nichts ohne jegliche Infrastruktur und müssten einfach nur warten. Das ist ebenfalls so gar nicht unser Plan und so heißt es notgedrungen, dass wir die Füße stillhalten und gute Miene zum bösen Spiel machen müssen. Dann macht uns Manolo einen Vorschlag…er könne ein neues Dokument ausstellen, dass besagt, dass wir heute eingereist und auch wieder ausgereist sind. Damit wäre der Vorgang dann abgeschlossen und wir könnten nach Chile fahren. Das sei allerdings illegal und so müssten wir uns „erkenntlich zeigen“, was nicht anderes heißt als…er will Geld…Schmiergeld! Deshalb also der abgetrennte Raum!

In der Hoffnung, dass uns das an der chilenischen Grenze nicht zum Verhängnis wird, stimmen wir zu und Monolo erstellt das neue Dokument. Als wir dieses in den Händen halten, möchte Manolo Geld sehen. Ich ziehe ein wenig versteckt 300 Bolivianos (das entspricht in etwa 40 EUR) aus meinem Portemonaie und sage, das sei alles was wir noch übrig hätten. Schließlich wollen wir ja heute das Land verlassen, da hätten wir alles andere in dieser Währung schon ausgegeben. Manolo möchte mehr, aber ich bleibe hartnäckig. Damit muss er sich also geschlagen geben! Wir haben das Dokument und fertig! Jetzt heißt es nur noch reibungslos unseren Ausreisestempel für Bolivien zu erhalten und dann ohne weitere Zwischenfälle auch nach Chile einreisen zu können! Unsere Nerven sind noch immer zum Zerbersten gespannt, als wir wieder in Sprinti sitzen und die Schranke passieren dürfen. Auf geht es fünf Kilometer weiter durch das Nichts bis plötzlich ein weiteres einsames Gebäude auftaucht.

Alles ist verlassen, niemand ist dort. Wir klopfen und plötzlich erscheint dann doch ein Grenzbeamter, der unsere Pässe begutachtet. Nach nicht mal zwei Minuten haben wir unsere Ausreisestempel im Pass und sind damit aus Bolivien ausgereist…puh, das war ein hartes Stück Arbeit und spiegelt irgendwie auch unseren gesamten Aufenthalt der letzten beiden Länder wieder. Rückblickend haben uns Peru und Bolivien wirklich Nerven und Energie gekostet. Die schlechten Straßen, die Höhe, all der Müll, die oft fehlende oder schlechte Infrastruktur haben uns immer wieder vor neue Herausforderung gestellt und das Reisen zu einem recht kräftezehrenden Prozedere werden lassen. Da ist dieses Ereignis an der Aduana nur der krönende Abschluss. Wir hoffen nun mit Chile wieder etwas mehr Leichtigkeit und Reiselust zurückzubekommen, wo es Spaß macht, neue Dinge zu erkunden und die Welt zu entdecken.

Als erstes hoffen wir jetzt allerdings mal, dass wir nach unserem kleinen „Intermezzo“ mit Manolo heute überhaupt nach Chile einreisen dürfen…

Reiseberichte Ecuador

Wir erreichen den Äquator (#062)

24. September 2023

– Ab jetzt sind wir in der südlichen Hemisphäre unterwegs –

Es ist Montag Morgen um 7.30 Uhr…und wir erreichen das nächste Land…Ecuador (s. dazu auch unsere Route)! Unsere amerikanische Freundin Shelley ist ebenfalls mit von der Partie. Der Grenzübergang funktioniert auch hier wieder nicht immer logisch, aber doch recht reibungslos. So müssen wir uns auf der kolumbianischen Seite abmelden, d.h. wir erhalten einen Stempel im Pass und unser TIP („Temporary Import Paper“) für Sprinti wird ebenfalls ausgetragen. Dann geht es rüber auf die ecuadorianische Seite. Auch hier geht es zu „Migration“, wo wir einen Einreisestempel in den Pass bekommen. Dann ab zur „Aduana“, wo wir Sprinti anmelden und ein neues TIP erhalten. Ecuador ist tatsächlich das erste Land, in dem wir keine KFZ-Versicherung benötigen. Das kann jetzt gut oder schlecht sein. Gut, weil wir uns das Geld sparen können…schlecht, weil wir keine Absicherung haben. Wobei man hier auf der Reise eh nie weiß, ob die Versicherungsgesellschaft im Schadensfall auch zahlen würde. Außerdem sind die Leistungen, anders als in Deutschland, doch sehr reduziert. Nach rund 1,5 Stunden an der Grenze ist alles erledigt und wir können weiterfahren. Shelley hingegen braucht ein wenig länger, weil es noch etwas Bürokratie für ihren Hund Franklin zu erledigen gibt. Auf geht es nun für uns Ecuador weiter zu erkunden, hatten wir doch im Juni bereits einen kleinen Einblick in das Land bekommen (s. dazu Artikel „Ein Abstecher nach Ecuador…#053“).

Unseren ersten Stopp legen wir in der Nähe von Ibarra bei Hans und seiner Finca Sommerwind ein. Hans ist ein deutscher Auswanderer und kennt hier quasi jeden. Und jeder kennt Hans! Dadurch ist seine Finca Sommerwind ein absoluter Treffpunkt für viele Reisende. So landen auch wir dort und treffen neben Shelley, Zach und Rhuta auch einige andere bekannte Gesichter wieder…ja, die kleine Reisewelt!

Hans hat neben einem deutschen Restaurant mit Currywurst, Wiener Schnitzel, Klößen und Rotkohl, auch deutsches Bier, frischgebackenen Kuchen und einige aus Deutschland importierte Produkte im Angebot. Da müssen wir einfach zugreifen und so landen tatsächlich Gewürzgurken und Doppelkekse in unserem Einkaufskorb…und das ein oder andere Bierchen und Stückchen Kuchen natürlich auch.

Tagsüber nutzen wir die Zeit um Wäsche zu waschen und vieles zu erledigen (an sämtlichen Wagen wird hier geschraubt und repariert was das Zeug hält). Abends sitzen wir alle beim gemeinsamen Lagerfeuer zusammen und das ein oder andere Stückchen Fleisch landet auf dem Grill.

Hier bei Hans können wir auch ein wenig die Entwicklungen im Land abwarten. So hat doch vor ein paar Tagen die Präsidentschaftswahl in Ecuador stattgefunden. Während des Wahlkampfes war zuvor ein Präsidentschaftskandidat, der den Kartellen den Kampf angesagt hatte, erschossen worden, was zu einigen Unruhen im Land geführt hat.

Das politische Leben in Ecuador, insbesondere auf nationaler Ebene, ist derzeit von starker Instabilität geprägt, im Nationalkongress bilden sich nur selten stabile Koalitionen. So genießen die Parteien und Parlamente im Land aufgrund der häufig notwendigen Zugeständnisse und ständigen Verhandlungen zwischen den Parteien und einzelnen Abgeordneten ein relativ geringes Ansehen. Es kommt somit häufig zu „Paketlösungen“ unter Verdacht individueller Bereicherung und öffentlicher Diffamierungen.

Das spezielle Wahlrecht Ecuadors führte 2006 sogar dazu, dass der gewählte Präsident Rafael Correa die Wahlen gewann, ohne dass ihn seine politische Bewegung PAÍS als Kandidaten bei den Parlamentswahlen aufgestellt hatte.

Das ecuadorianische Militär hat ebenfalls einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Politik, zum einen durch die Präsenz ehemaliger Militärs in Führungspositionen, zum anderen dadurch, dass es dem regierenden Präsidenten bei Protesten und Aufständen die Unterstützung entziehen kann, wie es in den Fällen der gestürzten Jamil Mahuad (2000) und Lucio Gutiérrez (2005) geschehen ist.

In diesem Jahr erreichte das Land nun aufgrund der aktiven Drogenkartelle, die Ecuador als Transitland benutzen, eine Welle der Gewalt. Die Mordrate in Ecuador übertrifft diejenige von Mexiko. So ist es auch zu den vorgezogenen Neuwahlen des Parlaments gekommen. Abseits der großen Städte wie Quito oder Guayaquil bekommen wir von den Wahlen und eventuellen Eskalationen nicht viel mit, so dass wir uns nach einigen Tagen wieder auf den Weg machen können.

Gar nicht weit entfernt von Ibarra und der Finca Sommerwind liegt Otavalo, ein Ort, der für seinen traditionellen Artisanenmarkt bekannt ist. Es handelt sich tatsächlich um den größten Markt Südamerikas. Wir stöbern durch die engen Gassen, vorbei an Unmengen an Marktständen und bewundern die detaillierte Handwerkskunst, die bunten Farben und die wundervollen Stoffe. Weil wir nun in die kalte Andengegend kommen, können wir bei einer warmen Alpaka-Decke, einem kuscheligen Wollpullover, einem dicken Schal und diversen anderen kleinen Dingen nicht widerstehen. So verleben wir einen tollen Nachmittag mit Rhuta, Zach und Shelley auf diesem Markt in Otavalo und runden dies mit einem Besuch in einem traditionellen Restaurant ab…lecker war’s!

Anschließend geht es für uns weiter zur Laguna Cuicocha, einem über 3100 Jahre alten Kratersee. Dort finden wir einen schönen kleinen Campingplatz (Paradero Ucshapungo) bei einer sehr freundlichen Familie. Nachts erreichen wir mittlerweile die 5-0 Grad Celsius, da kommt der Abend am Kamin gerade recht. Zu dem Stellplatz gehört neben einer Küche auch ein gemütlicher Aufenthaltsraum, den wir gerne nutzen. Gerade Zach, Rhuta und Shelley wird in ihren Dachzelten nämlich ganz schön frisch. Wir sind wieder einmal sehr froh, dass wir Sprinti so ordentlich gedämmt haben. Unsere Heizung ist in diesen Höhen (3284 m) nämlich keine Hilfe mehr, da sie schlichtweg nicht mehr funktioniert. Und dabei haben wir doch extra das „Höhen-Kit“ eingebaut, was allerdings nur bis 1400 m reicht…das sind dann wohl eher europäische Höhenlagen, weniger aber Südamerikanische…hier lacht man schlichtweg über 1400 m. Aber wir haben ja auch unsere neue Alpaka-Decke…also alles kein Problem!

Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg zur benachbarten Lagune…ein absolutes Träumchen, sage ich Euch!

Dann heißt es nach rund vier Wochen Abschied zu nehmen von Zach, Rhuta, Shelley und ihrem Hund Franklin, da nun unterschiedliche Routen vor uns liegen. Wir hatten eine wirklich schöne Zeit mit unserem „Colombian Convoy“ und freuen uns schon auf’s Wiedersehen!

Anschließend machen Peter und ich uns auf, die Lagune zum umwandern…na ja, zumindest ein Stück davon. Hatte ich erwähnt, dass die Luft auf knapp 3300 m ganz schön dünn wird?! Die Aussicht ist allerdings fantastisch und wir können uns gar nicht satt sehen.

Noch am selben Tag fahren wir die Panamericana ein Stückchen weiter, denn wir haben noch ein ganz besonderes Ziel…den Äquator! Offiziell nennt sich dieser Punkt hier La Mitad del Mundo Reloj Solar. Die Erdoberfläche wird vom Äquator in eine Nord- und eine Südhälfte unterteilt, woher der lateinische Name Äquator („Gleichmacher“, veraltet „Gleicher“) stammt. Deutschland ist vom Äquator übrigens 47,4° bis 55,0°, also etwa 5300 bis 6100 km, entfernt. Wir befinden uns somit von Nord nach Süd genau in der Mitte der Erdkugel, auf der geographischen Breite 0. Hier steht die Sonne jedes Jahr am 21. Juni im Zenit. Beidseits des Äquators befindet sich die Klimazone der Tropen. Durch den während des ganzen Jahres hohen Sonnenstand am Äquator ist die Einstrahlung hoch (oh ja!) und nahezu gleich bleibend.  Charakteristisch für das sogenannte Äquatorialklima ist eine das Jahr über anhaltende Milde, Jahreszeiten wie Sommer oder Winter, so wie wir sie in Deutschland haben, gibt es nicht. Der Umfang des Äquators beträgt 40.075,017 Kilometer und durchquert die Kontinente Afrika, Asien (Indonesien) und Amerika (Südamerika) sowie die drei Ozeane Atlantik, Pazifik und Indischer Ozean. Er erreicht an der Südflanke des Vulkans Cayambe in Ecuador auf über 4500 Metern seinen höchsten Punkt. Und genau hier stehen wir nun…am höchsten Punkt des Äquators mit Blick auf den Cayambe. So viel sei gesagt…für uns ein ganz besonderer Moment auf dieser Reise. So waren wir doch schon oben am Polarmeer, haben den nördlichen Polarkreis in Kanada und den nördlichen Wendekreis in Mexiko überquert…und jetzt den Äquator! Immer mit am Start…Sprinti!

Wir machen an diesem Nachmittag eine Tour durch das Museum und den angrenzenden botanischen Garten und holen uns (na klar!) auch einen Äquator-Stempel für unseren Reisepass ab.

Auch nach dem Äquator geht es an diesem Tag für uns noch weiter…nächstes Ziel: Ecuadors Hauptstadt Quito! Wir haben uns einen Stellplatz mit Aussicht herausgesucht und landen bei dem kanadischen Auswanderer Andy (CoDa Vista), der uns gleich mit offenen Armen empfängt. Und die Sicht auf Quito ist echt phantastisch!

Am nächsten Tag machen wir uns dann mit dem Taxi auf in die Stadt. Ecuadors Großstädte sind, was die Sicherheit anbelangt, durchaus ein Fall für sich und so sind wir besonders vorsichtig. Daher fühlt es sich auch direkt merkwürdig an, als an dem Hauptplatz der Stadt alles abgesperrt ist und er von vielen bewaffneten Polizisten bewacht wird. Sollten wir eventuell schnell das Weite suchen? Wir fragen einen Polizisten, was das Ganze hier auf sich hat. Und so stellt sich heraus, dass lediglich die Frau des Präsidenten zum Dinner geladen hat und das natürlich hier am Präsidentenpalast. Also alles halb so wild!

Nachdem wir uns an einem kleinen Laden mit neuen SIM-Karten für Ecuador eingedeckt haben (ja, auch solche Dinge müssen auf der Reise erledigt werden), schlendern wir weiter durch die Straßen. Wobei „schlendern“ zum Teil ein wenig hochgegriffen ist, so liegt Quito doch inmitten von Hügeln. Es geht also bergauf und bergab. Dazu kommt die Höhe von 2850 m. Damit ist Quito, nach der bolivianischen Hauptstadt La Paz, die zweithöchstgelegene Hauptstadt der Welt. Sie ist zudem mit rund 2,7 Millionen Einwohnern neben Guayaquil eine der beiden größten Städte des Landes und ihre Altstadt gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Besonders aus der Puste sind wir als wir die Basilika erklimmen und bis oben in die Türme klettern. Auch diese Aussicht kann sich wortwörtlich sehen lassen. Dann ist Zeit für eine Stärkung angesagt uns so landen wir in dem von Andy empfohlenen Restaurant  “Villa Hermosa”. Hier genießen wir, neben der erneut schönen Aussicht, auch das ganz wunderbare Essen.

Dann machen wir uns mit dem Taxi auf zu einem riesig großen Einkaufsmarkt, der hoffentlich so spezielle Dinge, wie eine elektrische Zahnbürste, eine SD-Karte, einen Fingerhut und Nähnadeln hat. Neben einigen Lebensmitteln bekommen wir dort allerdings nur die SIM-Karte und trotzdem ist es schon stockduster draußen als wir den Laden wieder verlassen. Jetzt aber schnell zurück zum Stellplatz! Im Dunkeln hier herumzulaufen ist jetzt eine vielleicht nicht so gute Idee! Nach einer aufregenden Taxifahrt, bei der der Taxifahrer kein Navi besitzt und wir ihm versuchen mit Händen und Füßen den Weg und Google Maps zu erklären, haben wir es dann geschafft…wir sind zurück bei Sprinti! Todmüde fallen wir ins Bett und wachen erst wieder auf, als wir am nächsten Morgen vom Hahnengekrähe geweckt werden.

Ja, so ist das hier!

Reiseberichte El Salvador - Honduras - Nicaragua

El Salvador, Honduras & Nicaragua (#049)

14. Mai 2023

– Seit einem Jahr auf Reisen –

Wir verlassen Guatemala und erreichen El Salvador. Die Grenzformalitäten sind auf beiden Seiten dieses Mal vollkommen unkompliziert (für mittelamerikanische Verhältnisse) und so haben wir in gut einer Stunde alle Formalitäten erledigt. Samt Sprinti sind wir erneut in einem neuen Land…wir sind in El Salvador.

El Salvador ist mit rund 6,5 Mio. Einwohnern das kleinste Land der Region Zentralamerika, weist aber zugleich deren höchste Bevölkerungsdichte auf. Mit einer Fläche von 21.041 km² ist El Salvador ungefähr so groß wie das Bundesland Hessen und ist geprägt durch eine Kette von Vulkanen. 48 % der Bevölkerung El Salvadors leben unterhalb der Armutsgrenze, dennoch zählten (gemäß einer Umfrage des US-amerikanischen Meinungsforschungsinstitutes „Gallup“ vom Dezember 2012) die Einwohner des Landes mit zu den glücklichsten Menschen der Welt. Dagegen ergab eine in der Zeitung „La prensa grafica“ veröffentlichte Umfrage aus dem Jahr 2014, dass jeder vierte Salvadorianer, insbesondere wegen der ausufernden Kriminalität, auswandern möchte. El Salvador weist weltweit die höchste Rate gewaltsamer Tötungen auf und liegt dabei seit 2014 vor Honduras. Im Jahr 2015 kamen 105 Menschen pro 100.000 Einwohner durch Tötungsdelikte ums Leben. Zum Vergleich: Die weltweite Rate liegt bei 6,2 pro 100.000. Die Gefahr von Gewaltverbrechen ist überaus hoch, die Hemmschwelle beim Gebrauch von Schuss- oder Stichwaffen ist niedrig. El Salvador hat zudem eine sehr hohe organisierte Bandenkriminalität. Der 2019 ins Amt gekommene Präsident Nayib Bukele erklärte daher den Kampf gegen die Bandenkriminalität zu einem seiner wichtigsten Ziele. Nach anfänglichen Erfolgen und einem Rückgang der Mordrate verhängte er aufgrund neuer Gewalteskalationen im März 2022 den Ausnahmezustand, wodurch Verhaftungen ohne Haftbefehl durchgeführt werden konnten. Bukele setzte auch das Militär für Razzien ein und beschränkte, Menschenrechtsorganisationen zufolge, die Grundrechte. Bis Ende 2022 wurden 58.000 Bandenmitglieder verhaftet.

Diese Kriminalität und auch die anstehende Regenzeit sind u.a. Gründe dafür, warum wir dieses Land sowie auch Honduras und Nicaragua ein wenig schneller bereisen werden.

Also los geht´s!

Als erstes erreichen wir die Stadt Santa Ana, mit rund 227.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt und nach der Hauptstadt San Salvador angeblich auch die zweitwichtigste Stadt des Landes. Wir spazieren ein wenig durch die doch recht kleine Innenstadt und stärken uns mit dem typischen Nationalgericht El Salvadors…Pupusas! Eine Pupusa ist eine Tortilla mit eingebackener Füllung. Die Tortilla besteht aus Maismehl, die Füllung meist aus Bohnenmus, Käse oder einer Mischung aus beidem. Varianten können auch mit Fisch, Huhn, Avocado, Wurst oder Käse samt Schweineschwarte gefüllt sein. Pupusas werden meistens mit „Curtido“, einem eingelegten Krautsalat mit Chili, sowie einer Tomatensoße serviert. Alles klar, das schmeckt schon mal gut!

Nach diesem kurzen Abstecher geht es für uns auch schon weiter. Uns fällt auf, dass die Menschen auch hier wieder anders aussehen als im Land davor…so werden Haut und Haare heller und die Menschen sind um einiges größer als die Guatemalteken. Die Autos wirken moderner, aber generell scheint die Spanne zwischen arm und reich größer zu sein. Die Busse und LKWs allerdings sind immer noch sehr in die Jahre gekommene Exemplare, die unwahrscheinlich laut und weit entfernt von irgendeiner Abgas-Norm sind. Leider finden wir auch hier wieder unwahrscheinlich viel Müll, der in der Natur oder am Straßenrand liegt. Der US-Dollar ist hier übrigens gesetzliches Zahlungsmittel. Der „El-Salvador-Colón“ ist zwar ebenfalls noch gültiges Zahlungsmittel, ist aber kaum noch in Umlauf, da die Währung seit 2001 nicht mehr von der Zentralbank herausgegeben wird. 

Dann erreichen wir den Lago de Coatepeque, ein 24,5 km² großer Kratersee, der zu den schönsten Naturseen Mittelamerikas zählt. Dort können wir auf einem Parkplatz eines Restaurants übernachten, wenn wir im Restaurant etwas verzehren. Alles klar, wird gemacht! Praktischerweise liegt es wie einige andere auch, direkt am See und so genießen wir nicht nur die Aussicht, sondern auch das kleine Lüftchen…ist es doch immer noch über 30 Grad bei einer Luftfeuchtigkeit, die kaum zu überbieten ist.

Außerdem gibt es noch etwas, worauf es sich anstoßen lässt, so sind wir doch heute seit einem Jahr auf unserer Reise entlang der Panamericana unterwegs. Umso besonderer ist es, dass wir uns bei unserer momentanen Route auch auf der Original-Panamericana befinden, was uns die Dame unseres Navis stets freundlich ansagt.

Ein Jahr auf Reisen…der absolute Wahnsinn!

Was war das für ein Jahr?! Angefangen über Kanada, die USA, Mexiko, Belize, Guatemala und jetzt El Salvador…ganze 50.703 Kilometer und unzählige Abenteuer liegen hinter uns (s. dazu unsere Route)! Wir sind dankbar diese Reise machen zu können und wissen schon jetzt, dass wir Dinge für uns mitnehmen werden, die uns ein Leben lang prägen uns begleiten werden (s. dazu auch Artikel „Auf Langzeitreise… #032“). Seit nun mehr 12 Monaten leben wir auf rund 9 qm, die allerdings so viel größer sind, sobald wir auch nur unsere Tür öffnen. Immer an unserer Seite…Sprinti! Unser treuer Begleiter, dem das Benzin aus den USA nicht so gut getan hat, der uns aber bisher stets über Stock und Stein, auf Meereshöhe oder in die Berge chauffiert hat, der uns bei Kälte warmgehalten und in der Hitze Schatten gespendet hat. Unser rollendes Zuhause, wodurch wir immer und überall ein Dach über dem Kopf hatten und uns immer sicher fühlen konnten. Toi toi toi, dass wir auch die nächsten Länder gut zusammen meistern werden! Bisher hierher schon mal: „Danke, Sprinti!“

Den restlichen Abend verbringen wir dann im Wagen, denn auch in diesem Restaurant gibt ein Sänger wieder alles…er scheint übrigens, was die Qualität seines Gesangs anbelangt, Verwandtschaft in Guatemala zu haben (s. dazu Artikel „Guatemala Teil 2 #048“). Nachdem wir nachts noch von ein paar betrunkenen Jungendlichen geweckt werden, die sich lautstark in unserer Nähe aufhalten und uns einen Badelatschen an den Wagen werfen, bevor sie dann tatsächlich noch mit ihren Motorrädern davon düsen, machen auch wir uns am nächsten Morgen früh auf den Weg. Unser Ziel: Honduras!

Honduras

Auch der Grenzübergang von El Salvador nach Honduras läuft relativ reibungslos vonstatten, wenn man davon absieht, dass nicht immer alles logisch sein muss. Also wäre das auch geschafft…wir sind in Honduras!

Honduras hat rund 9,9 Mio. Einwohner und ist neben Haiti eines der ärmsten Länder Mittelamerikas. Die Elendsviertel der Städte wachsen aufgrund der Landflucht stetig. Mehr als die Hälfte der Einwohner lebt unterhalb der Armutsgrenze, ein Fünftel sind Analphabeten. Unter- und Fehlernährung sind weit verbreitet und dazu ist die medizinische Versorgung auf dem Land miserabel. Der Anteil der Analphabeten wurde zwar in den Städten auf unter 20 Prozent gesenkt, liegt aber auf dem Land noch immer bei über 50 Prozent. Der schlechte schulische und berufliche Ausbildungsstand der Bevölkerung ist wiederum ein Grund für den Mangel an Fachkräften, der die Entwicklung in allen Gesellschaftsbereichen behindert. Honduras ist daher ein Auswanderungsland, ca. 720.000 Menschen haben das Land bereits verlassen. 600.000 davon leben z.B. in den Vereinigten Staaten, ca. 40.000 in Spanien und ca. 20.000 in Mexiko. Honduras selbst verzeichnet hingegen nur eine sehr geringe Einwanderungsrate. Problematisch sind auch die aus Armut und Hoffnungslosigkeit entstandenen Jugendbanden wie Barrio 18 (auch als „Mara 18“ bekannt) oder Mara salvatrucha, die teilweise ganze Viertel und Städte terrorisieren. Schätzungen gehen davon aus, dass beide rivalisierenden Jugendbanden jeweils bis zu 40.000 Mitglieder haben. Ähnliche Banden sind auch in anderen benachbarten Staaten ein Problem. Die Regierung geht hart dagegen vor. Seit 2003 gibt es bereits ein Gesetz, das allein die Mitgliedschaft in einer Bande mit mindestens drei Jahren Gefängnis bestraft. Weltweit gesehen lag Honduras nach den Zahlen der UNODC im Jahr 2015 bei der weltweit zweithöchsten Zahl an Tötungsdelikten pro Einwohner, nämlich 63,7 je 100.000 (in Deutschland waren es 0,8).

Auch uns fällt schnell auf, dass die Menschen hier wesentlich ärmer sind als in den Ländern zuvor. Gab es dort noch größtenteils Autos oder Tuk Tuks, kommen hier auch Pferde- und Rinderkarren zum Einsatz. Viele Rinder, Ziegen, Schweine oder Pferde grasen übrigens einfach unangebunden am Straßenrand. So sehen wir dort auch ein Pferd, was überfahren worden ist und einmal rennt uns ein kleiner Hundewelpe auf der Suche nach seiner Mutter fast vors Auto.

Was uns ebenfalls auffällt, ist der Müll, der überall herumliegt. Auch in den vorherigen Ländern war dies schon ein trauriger Anblick und leider wird dies hier in Honduras noch einmal übertroffen. So haben wir so manches Mal das Gefühl an Müllhalden vorbei zu fahren, stattdessen ist es aber „nur der normale Straßenrand“. Blinker, Bremslichter oder auch generell Lampen werden an Autos oder LKWs bei uns anscheinend komplett überbewertet…oder vielleicht doch nicht?! Hier stellen wir fest, dass nicht unbedingt jedes Kraftfahrzeug damit ausgestattet ist…was das Fahren für uns nicht unbedingt einfacher macht.

Einmal kommen wir auch in eine Polizeikontrolle, bei der uns schon Böses schwant, man uns aber vom Gegenteil überzeugt. Wir werden sehr freundlich begrüßt, man möchte unsere Ausweise sehen und wir werden gefragt, woher wir denn kommen. Als wir sagen, dass wir aus Deutschland sind, hat sich das auch mit unseren Ausweisen erledigt und wir werden mit einem Lächeln weitergewunken. Man wünscht uns einen schönen Tag und wir dürfen weiterfahren. Ja, sehr schön!

Weil es nahe unserer Route tatsächlich keine Campingplätze gibt, übernachten wir auf einem Parkplatz einer Einkaufsmall, von der wir in der App IOverlander gelesen hatten, dass es dort sicher sein soll. Allerdings sind die Parkbuchten zu klein für Sprinti…und dabei hatten wir uns schon fast an die Parkplätze amerikanischen Ausmaßes gewöhnt. Ein Security Guide bietet uns stattdessen den Schotterplatz daneben an, auf dem wir kostenlos und ohne weiteres für die Nacht stehen dürfen. Dort befindet sich auch ein Wachtürmchen samt eines weiteren Security Guides. Ebenfalls sehr schön!

So haben wir eine ruhige Nacht ohne etwaige Zwischenfälle…allerdings ist es heiß…nachts noch ganze 29 Grad (draußen wohlbemerkt) und es weht kein Lüftchen. Nicht ganz so schön, aber wir wollen uns nicht beschweren! Am nächsten Morgen machen wir uns schon früh wieder auf den Weg…unser nächstes Ziel: Nicaragua!

Nicaragua

Hatte ich erwähnt, dass die letzten Grenzübertritte relativ reibungslos vonstattengegangen sind? In Nicaragua ist alles anders! Hier erhalten wir die volle Dröhnung an Dingen, die keinen Sinn machen, stattdessen aber gesamte Abläufe unnötig in die Länge ziehen. So steht am frühen Morgen bereits eine 4,6 km (ohne Witz!) lange Schlange ausschließlich an LKWs vor der Grenze und alle wollen nach Nicaragua. Weil wir nicht als LKW zählen, fahren wir an der Schlange vorbei bis zum Grenzposten. Dort herrscht das absolute Chaos! Da, wo wir eigentlich hin müssen, lässt man uns nicht hinfahren, stattdessen bittet man uns äußerst unfreundlich auf einer kleinen ungeteerten Ecke mit einer riesen Kante kurz zu parken. Dafür müssen wir wenden, wenden darf man aber nicht. Wir setzen uns darüber hinweg und parken Sprinti letztendlich dort. An anderen Stellen gibt es ebenfalls kein vor und zurück mehr. Dann müssen wir mit unseren Impfpässen zu zwei Damen, die vor einem kleinen Hüttchen sitzen. Sie tragen Arbeitskleidung aus dem Gesundheitsbereich (inklusive Bärchen-Jacke), schauen genervt drein und sind äußerst unfreundlich. Zusätzlich sprechen sie sehr schnell und undeutlich. Als ich ihre Aussagen nicht direkt verstehe, sagt die eine genervt zur anderen: „Oah, die sprechen kein Spanisch!“ Daraufhin antworte ich im fließenden Spanisch, dass wir dieser Sprache doch ein wenig mächtig sind, ernten daraufhin erstaunte Blicke und die Gnade, es doch noch einmal mit uns zu versuchen. Fachmännisch (Vorsicht Ironie!) werden unsere Impfpässe inspiziert und man drückt uns einen Zettel in die Hand, den wir gefälligst auszufüllen haben. Dann dürfen wir weiter. Inzwischen bekommen wir Sprinti kaum noch aus dieser Parkposition befreit und reißen uns bei dieser hohen Kante fast noch den Unterboden auf (also Sprintis 🙂 ).

Dann geht es weiter zur Einreise. Dazu ab ins nächste Gebäude, in dem von fünf Schaltern zwei geöffnet sind bis eine der Damen den zweiten Schalter ebenfalls schließt und erstmal Mittagspause macht. Als wir dann an dem letzten verbliebenen Schalter an der Reihe sind, werden wir von einer unfreundlichen Dame begrüßt und harsch darauf aufmerksam gemacht, dass wir uns online hätten anmelden müssen. Wir versuchen ihr mit unseren Brocken Spanisch klarzumachen, dass wir dies bereits versucht haben, das Programm allerdings immer abbricht, weil wir keine Person in Nicaragua samt Passnummer angeben können, zu der wir reisen. Die reizende Dame schüttelt daraufhin abschätzig den Kopf, verschwindet eine ganze Weile mit unseren Pässen (somit ist auch der letzte Schalter nicht mehr besetzt) und kehrt dann irgendwann einfach an einen anderen Schalter zurück, um dort die Angelegenheiten anderer Touristen abzuwickeln. Als wir darauf reagieren, erhalten wir die Antwort, dass wir gefälligst einen Moment warten sollen. Nach einiger Zeit ruft uns ein älterer Herr unwirsch zu sich hinten in die Katakomben und füllt irgendetwas in seinem Handy für uns aus. Anschließend gibt er ein paar Unterlagen an eine andere Dame weiter, die unseren Prozess dann abschließt und auf Spanisch über uns lästert…so viel verstehen wir dann immerhin schon! Fällig wird für uns dann eine Gebühr von 26 US-Dollar, wir erhalten allerdings nur eine Quittung über 6 US-Dollar (da weiß man dann auch, dass die Differenz wohl in andere Taschen fließt). Wir sind mittlerweile ziemlich auf 180, versuchen dies allerdings zu verbergen…was Peter definitiv besser gelingt als mir.

Danach muss Sprinti noch ins Land eingeführt werden. Also schickt man uns in einem anderen Gebäude zwischen sämtlichen Schaltern hin und her, an denen entweder mit dem Handy herumgespielt oder sich die Fingernägel lackiert wird. Endlich finden wir dann jemanden, der den Wagen inspiziert…plötzlich stehen wohlgemerkt fünf Leute in und um Sprinti herum. Aber wir erhalten das benötigte Formular, müssen an zwei weiteren Stellen eine Gebühr bezahlen und dürfen dann endlich durch die sogenannte „Fumigation“ („Waschanlage“, in der Sprinti einen Hauch von Desinfektion erhält) fahren.

Dann…endlich…nach fast zwei Stunden (nur auf nicaraguanischer Seite wohlgemerkt) ist es vollbracht und wir sind im Land…wir sind in Nicaragua!

Nicaragua hat rund 6,6 Millionen Einwohner, doch aufgrund der Armut im Land zieht es viele Menschen ins Ausland, wo sie Arbeit suchen. Schätzungen zufolge lebt rund jeder fünfte Bürger Nicaraguas im Ausland, hauptsächlich in Costa Rica und in den USA. Dort leben und arbeiten sie meist illegal und sind durch ihre Überweisungen an Freunde und Verwandte die Hauptdeviseneinbringer des Landes. Nicaragua gehört tatsächlich zu den ärmsten Ländern Lateinamerikas und gilt als Entwicklungsland. 50 % der Bevölkerung leben in Armut, in der Landbevölkerung steigt dieser Anteil bis auf 70 %. In Lateinamerika ist Nicaragua heute nach Haiti das zweitärmste Land. In einem „Null-Hunger-Programm“ erhalten hunderttausende Schulkinder täglich eine unentgeltliche Mahlzeit. Gesundheitsvorsorge und Bildung sind wieder kostenlos. Um die Abhängigkeit Nicaraguas von Nahrungsmittelimporten zu senken, erhalten kleine und mittlere Produzenten außerdem zu sehr niedrigen Zinsen Ackerland von der Regierung. Die Gründe der schlechten Wirtschaftslage sind vielfältig, neben geschichtlichen Faktoren, einseitiger Wirtschaftsstruktur und jahrzehntelanger Oligarchiewirtschaft spielen auch häufige Naturkatastrophen wie Erdbeben, Vulkanausbrüche und Wirbelstürme eine gewichtige Rolle. Korruption ist ebenfalls ein Problem. Staatspräsident José Daniel Ortega Saavedra kam bei einer umstrittenen Wahl 2006 an die Macht und hält seitdem mit diktatorischen Mitteln an ihr fest. Vizepräsidentin wurde Ortegas Ehefrau Rosario Murillo. Ferner besetzen sieben Kinder des Paares in Nicaragua wichtige Positionen in Politik, Wirtschaft und den Medien. Aufgrund der zahlreichen Menschenrechtsverletzungen sanktionieren die EU und die USA Mitglieder der nicaraguanischen Regierung um Ortega. Neben Mali, Eritrea, Nordkorea, Syrien und Belarus unterstützt im Übrigen auch Nicaragua Russland im Krieg gegen die Ukraine.

Auch wir stellen fest, dass die Bewohner hier noch einmal um einiges ärmer sind und viele Menschen und Tiere sind tatsächlich erschreckend abgemagert. Einige Häuser gleichen eher Hütten und vieles passiert auf den Straßen ausschließlich mit Pferde- oder Rinderkarren.

Das gesamte Straßennetz Nicaraguas umfasste 2014 etwa 23.897 km, wovon lediglich 3.346 km asphaltiert sind…eine Straße davon ist tatsächlich „unsere“ Panamericana. Und wie wir so auf dieser Straße durch das Land fahren, passiert plötzlich das…eine Polizeikontrolle! An sich ist das ja kein Problem…es ist ja schließlich nicht unsere Erste! Aber diese gestaltet sich dann doch ein wenig anders…

Wir werden aufgefordert rechts ran zu fahren, dann sollen wir Reisepass, Führerschein und unsere KFZ-Versicherung für Nicaragua vorzeigen. Die nette Dame mit Hut ist dann der Meinung, dass unsere Versicherung nicht richtig ist…das ist sie aber! Wir hatten von derartigen Kontrollen korrupter Polizisten gehört, bei denen es wichtig ist, standhaft zu bleiben. Die Polizistin bittet Peter auszusteigen und geht mit ihm hinter den Wagen, wahrscheinlich weil es einfacher ist eine Person über den Tisch zu ziehen als zwei. Ich bleibe im Auto sitzen, weil aus Sicherheitsgründen nie beide Personen gleichzeitig den Wagen verlassen sollten. Peter bleibt hartnäckig und als die Polizistin merkt, dass sie auf Granit beißt, überlegt sie sich spontan etwas Neues. Jetzt wirft sie uns vor, wir seien über die Mittellinie gefahren…auch das haben wir nicht getan! Dank unserer Dashcam an der Windschutzscheibe, die die gesamte Fahrt über mitfilmt, können wir dies auch belegen. So zeigen wir ihr das Video…sie glaubt uns allerdings nicht und will uns unsere Papiere nicht zurückgeben! Für Mexiko war uns bekannt, dass man nie die Original-Dokumente aus der Hand geben sollte und das haben wir dort auch nie getan. Für Nicaragua hatten wir das irgendwie nicht auf dem Schirm, aber gut, man lernt nie aus! Wir sollen nun Geld bezahlen…1500 Cordoba (37,58 €). Weil wir noch nicht weit von der Grenze weg sind, besitzen wir noch keine Cordoba, zwar haben wir US-Dollar, was auch immer gerne genommen wird, aber das verraten wir nicht. Dann sollen wir Geld in einer Bank einzahlen, ansonsten würde sie unsere Papiere für die nächsten zwei Wochen behalten. Wir sagen ihr, dass wir deutsche Konten hätten, mit denen das in einer nicaraguanischen Bank nicht funktionieren würde, was totaler Quatsch ist, aber wir bleiben hartnäckig und wiederholen erneut, dass wir nichts falsch gemacht haben. Nach einer halben Stunde der Diskussion und des Wartens, erhalten wir die Dokumente dann plötzlich doch zurück und man fordert uns auf gefälligst weiterzufahren. Erst als unsere Fensterscheiben wieder hoch und wir einige hundert Meter weitergefahren sind, stoßen wir aus Erleichterung einen Freundenschrei aus, ärgern uns aber gleichzeitig über diese Vorgehensweise der Polizei, die ganz offensichtlich Betrug ist und wohl dazu dient, das eigene Gehalt ein wenig aufzubessern. Puh, das wäre also geschafft! Wir müssen gestehen, Nicaragua hat sich an unserem ersten Tag nicht von der besten Seite präsentiert.

Aber das Land kann nichts dafür, also weiter geht’s!

Wir erreichen San Jorge, ein kleiner Ort direkt am Lago Cocibolca („Nicaraguasee“). Dort finden wir einen kleinen Campingplatz, der von dem amerikanischen Auswanderer Mike betrieben wird. Hier kann Sprinti auch sicher stehen, als wir am nächsten Tag eine Tour zur Insel Ometepe starten. Diese liegt im Nicaraguasee und ist mit etwa 270 km² weltweit die größte vulkanische Insel in einem Süßwassersee und somit auch die Größte innerhalb eines Landes. Angeblich ist Ometepe auch die einzige Insel, die zwei Vulkane (Concepción und Maderas) besitzt…sie ist quasi eine Insel mit zwei Bergen. Eine Besonderheit ist zudem die unterschiedliche Art von Sandstränden…zum einen begegnet man schwarzem Sand aus Vulkangestein, zum anderen kann man den typischen Charakter karibischer Sandstrände genießen. Auf Ometepe leben rund 30.000 Menschen und es werden dort vornehmlich Kochbananen, Sesam, Wassermelonen und Tabak angebaut.

Am nächsten Morgen geht es für uns schon früh aufs Boot, dass teilweise einen durchaus diffusen Eindruck macht und uns mit sage und schreibe 17 kmh eine Stunde lang hin zur Insel schippert. Dort leihen wir uns dann ein Quad und erkunden die Gegend. Vorsichtshalber entscheiden wir uns gegen Motorroller (s. dazu Artikel „Das nennt man dann wohl Glück im Unglück #034“)…so kann ich dann während der Fahrt auch das ein oder andere Foto knipsen, auch wenn wir das nur mit äußerster Vorsicht tun, habe ich doch nicht vor auch mein Ersatzhandy zu schrotten. So cruisen wir über die Insel, machen Halt an dem Strand, wo sich schwarzer Sand aus Vulkangestein und weißer Sandstrand treffen, kühlen uns in einem natürlichen Pool, der durch Vulkangestein gefiltertes Wasser gespeist wird, ab und tauchen ein wenig in das Leben auf dieser Insel ein…immer in Sichtweite…mindestens einer der beiden Vulkane. Abends fahren (oder ich sage besser „tuckern“) wir mit dem Boot bei Sonnenuntergang zurück aufs Festland. Das war doch ein gelungener Tagesausflug!

Dann verlassen wir Nicaragua auch schon wieder…allerdings stellt sich auch das Ausreisen an der Grenze um einiges komplizierter dar als bei den Ländern zuvor. Eigentlich interessieren sich die Ausreiseländer weder für uns noch für Sprinti, weil wir das Land ja schließlich verlassen. Hier allerdings zahlen wir schon für das Betreten des Grenzgebäudes eine Gebühr, werden wiederum von einem Schalter zum nächsten geschickt, erhalten erneut nur eine Quittung über 6 US-Dollar, obwohl wir wieder 26 US-Dollar (in den meisten Ländern ist die Ausreise nicht mit Kosten verbunden) bezahlen müssen und man inspiziert tatsächlich ein weiteres Mal unseren Wagen (das ist uns bei einer Ausreise auch noch nicht passiert). Somit dauert allein das Verlassen Nicaraguas fast zwei Stunden und nicht wie sonst teilweise 10 Minuten. Aber nun ja, so ist das halt!

In allen drei Ländern (El Salvador, Honduras und Nicaragua) konnten wir während unserer Reise nur einen ersten Eindruck gewinnen, weil wir sie einfach viel zu kurz besucht haben. Wir sind uns sicher, dass sie noch so viel mehr zu bieten haben!

Auf uns wartet nun Costa Rica, wo wir uns ein wenig mehr Zeit lassen wollen!

Seid also gespannt!

Reiseberichte Guatemala

Guatemala Teil 1 (#047)

30. April 2023

– Was ein interessantes Land –

Von Belize aus erreichen wir das Land Guatemala. Guatemala ist mit etwa 16,9 Mio. Einwohnern der bevölkerungsreichste Staat in Zentralamerika. Es grenzt im Südosten an Honduras, im Süden an El Salvador, im Norden an Mexiko und im Osten an Belize. Das Land grenzt zudem auch an zwei Ozeane…im Osten an den Atlantischen Ozean (Golf von Honduras und Teil des Karibischen Meeres) und im Südwesten an den Pazifischen Ozean. Wir sind also gespannt!

Als erstes heißt es wieder „Grenze überqueren“…dieses Mal von Belize nach Guatemala (s. dazu auch unsere Route). Auch Michaela und Peter sind mit von der Partie. Starten wir also an der Belize-Grenze…dort in Gebäude Nr. 1 an Schalter Nr. 1, um die Gebühr für den gesamten Abmeldevorgang zu bezahlen, dann weiter zu Schalter Nr. 2, dort erhalten wir den Ausreise-Stempel in unseren Reisepass. Danach geht es ins Gebäude Nr. 2, wo wir Sprintis Ausreise dokumentieren lassen müssen. Das geht alles relaitv fix und damit ist die Ausreise aus Belize auch schon besiegelt…weiter geht’s!

Mit Unterlagen und Pässen gewappnet, fahren wir auf das Grenzgelände von Guatemala und noch bevor wir aussteigen können, „kleben“ junge „Männer“ (den Jüngsten schätze ich auf 12) an uns (man nennt sie hier „Pusher“) und wollen uns helfen reibungslos durch die Grenzkontrolle zu kommen. Das ist ja was für mich, wittere ich doch direkt wieder das Schlimmste! Allerdings muss ich auch gestehen, ist an dieser Grenze eine Hilfe gar nicht mal so schlecht…ist das ganze Prozedere doch so ein unkoordiniertes Hin- und Her, dass man da ansonsten absolut den Überblick verliert. Wir starten mit der Desinfizierung unseres Wagens…dieses Mal ist es kein Spalt im Boden aus dem nichts herauskommt (s. dazu Artikel „Belize #046“), sondern eine Art Waschanlage, die uns seitlich leicht „bedampft“, als wir durch sie hindurch fahren. In Gebäude Nr. 1 an Schalter Nr. 1 (dieses Mal nur eben halt einige hundert Meter weiter auf der guatemaltekischen Seite), erhalten wir unseren Einreisestempel im Reisepass und werden von unserem Pusher auf die andere Straßenseite geführt, wo in einer Holzhütte (ja, Ihr habt richtig gelesen…in einer „Holzhütte“! s. Foto) ein Kopierer steht und eine freundliche Dame den Einreisestempel im Pass für uns kopiert. Damit gehen wir wieder in das Gebäude Nr. 1 und stellen uns an Schalter Nr. 2 an, bei dem nach ca. 30 Minuten ein Grenzbeamter die Kopien unserer Dokumente entgegennimmt und mit uns rausgeht, um Sprintis Fahrzeugidentifikationsnummer zu prüfen. Was wir an Lebensmitteln etc. mit uns führen, interessiert hier übrigens niemanden. Dann betreut dieser besagte Grenzbeamte zwischenzeitlich noch andere Einreisende, ist dann plötzlich verschwunden und händigt uns zu guter Letzt doch noch den benötgten Zahlschein aus. Mit diesem laufen wir erneut rüber zur Kopier-Hütte, und bezahlen den Zahlschein bar bei der nette Dame, die daraufhin per ihrem privaten Online-Banking (ja genau, „ihrem privaten Online-Banking“) gegen eine kleine Gebühr die Rechnung begleicht. Nach vollendeter Zahlung führt uns unser Pusher (während des ganzen Prozesses kleben diverse Pusher noch immer an uns) zurück ins Gebäude, wo wir dann an Schalter Nr. 2 unser Dokument für Sprintis-Einreise erhalten. Nachdem der Pusher von uns einen kleinen Obolus für seine Dienste erhält, soll es das dann eigentlich auch gewesen sein. Doch nach Überqueren der Grenzbrücke stoppt uns eine doch recht energische Gemeindemitarbeiterin, um eine kleine Gebühr für das Überqueren der Brücke einzuziehen. Dann haben wir es aber wirklich geschafft! Reicht aber auch! Allerdings haben wir uns sagen lassen, dass uns da noch ganz andere Grenzübergänge erwarten werden. Juhuu, sag ich da nur!

Dann ist es für uns an der Zeit Guatemala zu entdecken…wir hatten zuvor von katastrophalen Straßenverhältnissen gehört und kurz nach der Grenze schwant uns auch schon Böses, als wir eine ganze Zeit auf einer huckeligen, sandigen und ungeteerten Straße unterwegs sind. Doch das ändert sich dann schnell und rückblickend muss ich sagen, dass wir in Guatemala oft auf neu geteerten Straßen (da hatten wir wohl Glück) unterwegs waren. Daher können wir uns, was die Straßenverhältnisse (zumindest auf den Straßen, auf denen wir unterwegs waren) in Guatemala absolut nicht beschweren. Eine Gemeinsamkeit mit Mexiko stellen wir allerdings schnell fest…auch hier wird wieder allerhand transportiert…egal auf welchem Wege. Ganz hoch im Kurs ist erneut das Transportieren von Menschen auf Ladeflächen und mit mindestens drei Personen (ohne Helm wohlgemerkt) auf Motorrädern. Auch ganze Familien auf einem Roller haben wir entdeckt, bei dem die Mutter ihren Säugling auf dem Arm seelenruhig stillt…wir müssen gestehen, hier läuft alles etwas anders ab als zu Hause. Ach ja, auch hier gibt es übrigens „Topes“ (Bodenschwellen), die sich hier „Tumulos“ nennen, zum Glück nicht so häufig vorkommen wie in Mexiko und meist auch beschildert sind. Mögen tun wir sie trotzdem nicht 🙂 ! Die Autos, die hier unterwegs sind, scheinen generell ein wenig neuer zu sein als zuletzt, wenn auch gleich noch unendlich viele alte amerikanische Schulbusse unterwegs sind, die gemeinsam mit den alten LKWs um die Wette schwarze Rauchwolken ausstoßen…hinter denen herzufahren ist auch geruchsmäßig gar nicht mal sooo schön. Deutsche Autos spielen hier übrigens absolut keine Rolle mehr, denn die sucht man hier auf den guatemaltekischen Straßen vergeblich. Was Peter und ich allerdings absolut abfeiern ist, dass es an den Tankstellen Super-Benzin mit 95 Oktan und teilweise sogar Super Plus mit 98 Oktan gibt! Yippieh, Sprinti freut sich! Allerdings wird hier wieder in Gallonen abgerechnet, aber dafür bleiben wir zumindest bei der Geschwindigkeit und bei der Entfernung bei kmh.

Nach der Aufregung des Grenzübergangs und der ersten Fahretappe knurrt unser Magen und so halten wir am Straßenrand an einem kleinen „Draußenrestaurant“ und werden dort von einer guatemaltekischen Familie mit traditionellem (und sehr leckerem) Essen bekocht. Und ein Kaltgetränk tut ebenfalls gut, ist es doch um die 35 Grad.

Dann erreichen wir auch schon unser nächstes Ziel…Tikal! Tikal ist eine antike Stadt der Maya in den Regenwäldern im nördlichen Guatemala mit bemerkenswerten Stufentempeln (das ist voraussichtlich auch eine der letzten archäologischen Stätten der Maya, mit der wir Euch behelligen werden). Sie war eine der bedeutendsten Städte der klassischen Maya-Periode (3. bis 9. Jahrhundert) und ist heute eine der am besten erforschten Maya-Stätte, denn ihre ersten Siedlungsspuren reichen bereits ins frühe 1. Jahrtausend v. Chr. zurück.

Der Weg dorthin führt uns durch den Regenwald und schon die Straßenschilder verraten, wer hier u.a. zu Hause ist…

Am nächsten Morgen werden wir vom „lieblichen“ Geräusch der Brüllaffen geweckt und das ist in diesem Fall auch gut so, denn wir wollen früh in den Park, um die Maya-Stätte zu besichtigen, bevor es dort zu heiß wird. So sind wir bereits um 6 Uhr als einige der ersten Besucher unterwegs. Über uns hängen die Affen in den Bäumen, die Nasenbären kreuzen unseren Weg und die Geräusche der weiteren Tiere, ob auf dem Boden, in den Bäumen oder in der Luft, lassen kein Zweifel daran, wo wir uns gerade befinden…im Urwald!

Tikal erstreckt sich über ein Gebiet von etwa 65 Quadratkilometern, wovon der zentrale Bereich rund 16 Quadratkilometer einnimmt und über 3.000 Bauten aufweist. Schätzungsweise an die 10.000 Gebäude, insbesondere in den Außenbereichen, sind bisher noch immer nicht ausgegraben und erforscht worden. Man schätzt, dass die Einwohnerzahl des Stadtzentrums auf dem Höhepunkt der Macht in der klassischen Periode (8. Jahrhundert) mindestens 50.000 Menschen betrug und das unmittelbare Umfeld der Metropole sogar eine Einwohnerzahl von bis zu 200.000 erreicht haben soll. Seit 2018 gehen Forscher allerdings davon aus, dass die Umgebung von Tikal mindestens eine Million Menschen zählte. Die beiden den Großen Platz flankierenden Tempel I und II gehören mit ihren Höhen von 47 m und 40 m zu den höchsten Stufentempeln Mittelamerikas. Zum Heiligtum des Tempels I (auch bekannt als Tempel von Ah Cacao oder Tempel des Großen Jaguars) in etwa 35 m Höhe führen genau 100 Stufen empor. Auch wir stapfen da hoch und glaubt mir, sogar am frühen Morgen ist das bei der Luftfeuchtigkeit dennoch schweißtreibend! Aber die Stätte ist es definitiv wert, so sind diese riesigen Tempel, die selbst die Bäume überragen, doch äußerst imposant…auch wenn sich die Sonne an diesem Morgen nicht heraus traut…was temperaturtechnisch vielleicht auch gar nicht mal sooo schlimm ist. Wir können tatsächlich kaum erahnen, wie viel dieser gesamten Stätte unter unseren Füßen noch im Verborgenen liegt.

Dann geht es weiter Richtung Flores, wo wir einen kleinen Zwischenstopp einlegen und in unsagbarer Hitze die kleine dazugehörige Insel im „Lago Petén Itzá“ zu Fuß erkunden. Sie ist über eine Straße mit der eigentlichen Stadt verbunden und so können wir einfach rüberlaufen. Aufgrund der Temperaturen landen wir allerdings recht schnell auf einer Dachterrasse eines Restaurants und freuen uns über jedes kleine Lüftchen, was weht.

Abends übernachten wir auf einem Campingplatz mitten in der Idylle…umringt von Ziegen, Pferden und….Brüllaffen! Hier mal ein kleiner Eindruck…pssssst, jetzt gut die Ohren spitzen!

Am nächsten Morgen ist es dann leider endgültig Zeit sich von Michaela und Peter zu verabschieden, da sich unsere Reiserouten in unterschiedliche Richtungen entwickeln werden.

Für uns heißt es nun recht fix weiter…so ist zumindest der Plan, aber dann kommt uns ein wenig der guatemaltekische Alltag dazwischen. So geraten wir in einen Autokorso einer Demo (im Juni finden hier die Präsidentschaftswahlen statt) und hängen außerdem eine ganze Zeit an einer Baustelle fest, bei der unter anderem die Straßenmarkierung neu gemacht wird…auch das geschieht hier auf eine ganz spezielle Art. Am späten Nachmittag landen wir letztendlich auf einem Stellplatz am Marine-Hafen von „Rio Dulce“ inmitten von Motor- und Segelbooten. Andere Camper sind hingegen nicht zu finden und so nutzen wir erstmal den Pool vor Ort für ein wenig Abkühlung.

Hier aber erstmal ein Eindruck von unserem heutigen Fahrtag…

Abends gewittert es draußen ordentlich und wir sitzen „gemütlich“ bei immer noch 29 Grad und einer Luftfeuchtigkeit, die einem die Schweißperlen auf die Stirn treibt, in unserem trauten Heim und lassen unseren ersten Eindruck von Guatemala einmal Revue passieren. Uns gefällt dieses Land irgendwie. Die Menschen sind freundlich und hilfsbereit. Uns fällt auf, dass die Einwohner auch in diesem Land wieder anders aussehen als im Land zuvor und es ist schon erstaunlich, wie sehr hier eine einfache Landesgrenze den Unterschied macht. Vor allem aber fällt uns auf, die Menschen sind wesentlich kleiner als in den bisher von uns bereisten Ländern. Da sind die Größenunterschiede, gerade zwischen Peter und den Einheimischen, teilweise schon enorm…wie man unschwer am Titelbild dieses Artikels erkennen kann 🙂 .

Guatemala hatte 2020 etwa 16,9 Millionen Einwohner. Das jährliche Bevölkerungswachstum lag bei 1,5 %, wozu ein Geburtenüberschuss (Geburtenziffer: 23,9 pro 1000 Einwohner vs. Sterbeziffer: 4,7 pro 1000 Einwohner) beitrug. Die Anzahl der Geburten pro Frau lag 2020 statistisch bei 2,8, die der Region Lateinamerika und der Karibik betrug lediglich nur 2,0…gefühlt ist hier aber auch jede zweite Frau in anderen Umständen. Die Lebenserwartung der Einwohner Guatemalas ab der Geburt lag 2020 bei 74,4 Jahren (Frauen: 77,4, Männer: 71,6). Guatemala ist allerdings tatsächlich ein Auswanderungsland und viele Menschen haben das Land in den letzten Jahren verlassen (Emigrantenquote von ca. 5 %). Guatemala selbst erhält nur wenige Einwanderer und gehört zu den Ländern mit einem der niedrigsten Ausländeranteile weltweit. Daher bietet sich uns ein recht homogenes Bild, was die Bevölkerung anbelangt. Eins haben sie aber wieder alle gemeinsam…ein großes Lächeln!

Am nächsten Tag geht es für uns dann weiter Richtung Westen…vorbei an der Hauptstadt Guatemala-City bis hin nach Antigua.

Und was wir da so erleben, erfahrt Ihr dann in der nächsten Woche…

Bis dahin, macht’s gut!

Reiseberichte Belize

Belize (#046)

23. April 2023

– Haie, Seepferdchen und ein Stückchen Paradies –

Nach einer tollen Zeit in Mexiko heißt es für uns jetzt: „Auf in das nächste Land…auf nach Belize!“

Belize ist ein Staat in Zentralamerika, der 1981 aus der Kolonie Britisch-Honduras entstand, wodurch Belize auch der einzige zentralamerikanische Staat ist, in dem tatsächlich Englisch gesprochen wird…auch mal wieder schön! Als Belize 1981 seine Unabhängigkeit erhielt, wurde es Mitglied des Commonwealth of Nations, dennoch gilt hier das Rechtsfahrgebot…auch das gefällt uns! Belize liegt zudem im Südosten der Halbinsel Yucatán und befindet sich preislich gesehen in einer wesentlich höheren Kategorie als Mexiko. Es grenzt im Norden an eben dieses Land, im Westen an Guatemala und im Osten an das Karibische Meer. Als einziges Land Zentralamerikas hat es allerdings keinen Zugang zum Pazifik. Das Land von der Größe von Mecklenburg-Vorpommern ist nach El Salvador der zweitkleinste Staat des amerikanischen Kontinents und besitzt gerade mal rund 400.000 Einwohner.

Die größte Bevölkerungsgruppe mit knapp 53 % bilden die „Mestizen“, die europäische und indigene Vorfahren haben und aus den umliegenden Ländern eingewandert sind. Die sogenannten „Kreolen“ in Belize sind mehr oder minder dunkelhäutig und haben Afrikaner und Weiße als Vorfahren, die von den Kleinen Antillen als Sklaven nach Belize kamen oder als Saisonarbeiter einwanderten. Sie stellen einen Bevölkerungsanteil von rund 26 % dar.

Die „Maya“ bilden etwa 11 % der Bevölkerung und stammen ursprünglich nicht aus Belize, sondern sind aus Mexiko und Guatemala eingewandert.

Eine Besonderheit in der Bevölkerungsvielfalt stellen die „Garifuna“ oder „schwarzen Kariben“ dar, eine auf St. Vincent entstandene Kultur aus gestrandeten westafrikanischen Sklaven, die sich damals mit „Kariben“ und „Arawak“ vermischt haben. Später wurden sie von den britischen Kolonialherren, auf die zu dieser Zeit zu Jamaika gehörenden Bay Islands vor Honduras, zwangsumgesiedelt und verbreiteten sich von dort aus an der Ostküste Mittelamerikas. Sie stellen etwa 6 % der Bevölkerung.

Eine weitere Volksgruppe mit etwa 4 % bilden tatsächlich deutschstämmige „Mennoniten“. Die meisten sind „Russlandmennoniten“, die 1958 aus Mexiko einwanderten. Diese sprechen Plautdietsch, eine niederpreußische Varietät des Ostniederdeutschen.  Eine kleinere Untergruppe, die ursprünglich aus den USA stammte, wanderte Ende der 1960er Jahre ein und spricht hingegen Pennsylvania-Deutsch. 2010 gab es um die 11.600 Mennoniten in Belize.

Der Rest der Bevölkerung sind eingewanderte Araber (meist Libanesen), aber auch Palästinenser und Syrer, die alle überwiegend Christen sind, sowie Chinesen und Inder. Daneben gibt es auch Weiße, die meist aus englischsprachigen Ländern eingewandert sind.

Für uns heißt es also als erstes, wir müssen die Grenze von Mexiko nach Belize überqueren. Das bedeutet an einem kleinen Hüttchen unsere Reisepässe vorzuzeigen, um ausgetragen zu werden. Dann ins nächste Gebäude, um Sprinti abzumelden, denn der hätte ja sogar 10 Jahre in Mexiko bleiben dürfen. Als das erledigt ist, sind wir quasi aus Mexiko ausgereist und müssen nun nach Belize einreisen. Dazu gehört, dass wir ein paar hundert Meter weiter mit Sprinti über einen Spalt in der Straße fahren müssen, damit der Unterboden des Autos desinfiziert werden kann…dafür wird dann natürlich auch eine Gebühr fällig. Der Witz an der Sache ist allerdings, dass aus dem Spalt nichts, aber auch absolut gar nichts herauskommt…also nix Desinfektion! Auf eine Diskussion lassen wir uns aber lieber nicht ein, sondern zahlen die Gebühr und weiter gehts zur „Immigration“ (Einwanderungsbehörde). Danach dann zu Sprintis Anmeldung, dann zur Stelle für die Straßengebühr, danach zur Einfuhrkontrolle, bei der zum Glück nicht wirklich etwas kontrolliert wird und dann weiter zur Versicherungsstelle, die sich einige Meter hinter der Grenze befindet. KFZ-Versicherungen sind in Belize nämlich Pflicht, was wir durchaus befürworten, weil man so bei einem Unfall wenigstens weiß, dass auch die Gegenseite eine Versicherung besitzt. Das war in den bisherigen Ländern nämlich oft nicht der Fall. Nach ca. 1,5 Stunden haben wir dann alles erledigt und sind bereit das nächste Land zu entdecken!

Gemeinsam mit Michaela und Peter (exploring509) machen wir uns auf den Weg Richtung Belize-Stadt. Schon bei der Fahrt über Land stellen wir fest, dass Belize ein wenig anders ist als Mexiko. Die Landschaft wirkt grüner und tropischer, das Leben scheint weniger auf oder an den Straßen stattzufinden, wir sehen keine für Mexiko typischen Straßenstände, an denen Speisen zubereitet werden. Wesentlich seltener finden sich auch Obst- und Gemüsestände am Straßenrand. Alles wirkt ein wenig verschlafener, aber auch wesentlich sauberer.

Belize-Stadt ist zwar die größte Stadt des Landes mit den meisten Einwohnern (ca. 61.400), ist aber dennoch nicht dessen Hauptstadt…denn das ist tatsächlich Belmopan mit lediglich ca. 13.300 Einwohnern. Als wir Belize-City erreichen, schlendern wir gemeinsam mit Michaela und Peter durch die Straßen, um sich in diesem Land erst einmal zu akklimatisieren und die neuen Eindrücke zu verabeiten (auch hier scheint man übrigens bunte Wandbilder zu mögen). Apropos „akklimatisieren“…es ist heiß…unwahrscheinlich heiß (> 35 Grad) und in der Sonne ist es nicht auszuhalten. So ist jedes kühle Getränk, jeder Luftzug und jeder klimatisierte Raum herzlich willkommen. Unsere Fahrzeuge parken wir direkt am Pier, wo man auch kostenlos übernachten kann…sehr praktisch.

Am nächsten Morgen sind wir schon früh auf den Beinen, denn es soll für uns mit der Fähre für ein paar Tage rüber auf die Insel Caye Caulker gehen. Über Nacht hat der Wind ordentlich zugenommen, so dass die Gischt bis an unsere Fahrzeuge gespritzt ist und diese morgens in einer ordentlichen Pfütze stehen. Aber es ist immer noch heiß, so dass Peter morgens direkt Fenster und Türen aufreißt und es dadurch ordentlich durch Sprinti weht…leider zu ordentlich, denn prompt fliegt mir eine meiner Kontaktlinsen beim Einsetzen vom Finger und es beginnt eine 45-minütige verzweifelte Suche, bei der wir alles in Sprinti auseinandernehmen. Oder ist sie vielleicht doch draußen in die Pfütze geweht? Auch da schauen wir nach…nichts! Da ich harte Kontaktlinsen trage, kann ich diese auch nicht einfach austauschen und habe somit eben nur dieses Paar dabei. Da wir in den nächsten Tagen unbedingt tauchen gehen möchten, ist das halb blind natürlich suboptimal! Ja, der Tag fängt ja schon mal super an! Als wir die Suche aufgeben und die Situation dann halt so hinnehmen wollen, entdeckt Peter plötzlich etwas Glänzendes am Boden…und tadaaa…da ist sie…meine Kontaktlinse! Durchgeschwitzt, aufgewühlt und mit ordentlich Zeitverlust, fällt uns ein riesen Stein vom Herzen und wir schaffen es noch rechtzeitig Sprinti am entsprechenden Parkplatz, wo er die nächsten Tage bewacht stehen kann, abzustellen und die Fähre, besser gesagt das Boot, zu erreichen.

Unser Kapitän ist motiviert bis in die Haarspitzen, kann ich Euch sagen! So „ballern“ (besser kann man es einfach nicht ausdrücken) wir mit einem Affenzahn über die Wellen, so dass wir mit so einer Wucht auf das steinharte Wasser aufknallen, dass man sich eher vorkommt wie in einem Fahrgeschäft auf der Kirmes. Wenn das so weitergeht, befürchte ich, dass der ein oder andere Insasse sein Frühstück nicht bei sich behalten wird. Ja, das kann ja was geben! Das Video gibt die Intensität nur bedingt wieder, aber hier mal ein kleiner Eindruck…

Ein paar Minuten später hat es dann ein jähes Ende mit unserer „gemütlichen“ Bootstour…der Motor streikt und wir bleiben tatsächlich auf offenem Meer liegen…ich glaube, das ist echt unser Tag heute! Und nun?

Glücklicherweise kommt nach einiger Zeit ein Ersatzboot und es heißt…“Umsteigen“ und zwar alles…Passagiere, Gepäck und sämtliches an Fracht, was das Boot für die Insel dabei hat. Ich sehe mich schon samt Rucksack im Meer schwimmen! Aber die Crew hat es dann doch ganz gut im Griff und so wird das eine Boot an das andere gebunden und alle steigen mit Sack und Pack rüber aufs Ersatzboot…und das trotz ordentlichen Wellengangs. Und wie wir so im neuen Boot sitzen und aus dem Fenster schauen, schwimmen doch tatsächlich Delfine an uns vorbei…ja kitschiger geht es ja schon fast nicht mehr!

Der Rest der Fahrt verläuft dann glücklicherweise ohne weitere Zwischenfälle ab, so dass wir heil und unversehrt auf Caye Caulker ankommen. Wir sind direkt „geflasht“ von dem Vibe der Insel…das Licht, die Farben, das türkisfarbene Meer, der blaue Himmel, der weiße Sand und die riesigen Palmen lassen bei uns direkt Urlaubsfeeling aufkommen! Das ist tatsächlich Karibik pur! Auf Caye Caulker sind Autos verboten, daher wird der Weg entweder zu Fuß zurückgelegt, sich aufs Fahrrad geschwungen oder es wird mit Golf Carts über die Insel geheizt, die letztendlich nur 8 km lang und 2 km breit ist und neben vielen Urlaubern rund 1300 Einwohner beheimatet. Seit 1961 besteht die früher vereinte Insel aus zwei Inseln. Damals hinterließ Hurrikan „Hattie“ einen Graben und teilte die Insel in einen Nord- und einen Südteil. Wir befinden uns auf der südlichen Hauptinsel und genießen erstmal das Feeling vor Ort, heißt doch das Motto der Insel: „Go slow!“ Schnell merken wir, dass hier tatsächlich alles langsamer abläuft und man Touristen, die neu auf der Insel ankommen, direkt an ihrer noch hektischen und gestressten Art erkennt. Alles klar, dann probieren wir das mal mit dem „Go slow“ und bestellen uns erstmal einen Cocktail mit Blick auf das wunderschöne türkisfarbene Meer. So gefällt uns das!

Am nächsten Tag geht es für uns raus aufs Meer…wir wollen schnorcheln! Gemeinsam mit unseren Schnorchel-Guides Omar und seinem Bruder „Big-Vic“ sowie drei weiteren Touristen (zufällig auch Deutsche), geht es also bereits morgens los. Alles läuft ein wenig chaotisch und unkoordiniert ab auf diesem Trip…so sprechen wir hier von einem Boot, was quasi nicht größer ist als eine Nussschale, ohne Sonnenschutz wohlgemerkt (es gibt zwar einen, aber der wird trotz Nachfrage nicht aufgespannt)…und das bei 5 Stunden praller Sonne auf offenem Meer. Unsere Haut ist begeistert! Außerdem ist es ziemlich windig und Omar, der einen recht konfusen Eindruck macht, peitscht unsere Nussschale über die Wellen. Moment mal, ist Omar vielleicht mit unserem Kapitän vom Vortag verwandt? Hinten landet so viel Wasser im Boot, dass Big-Vic mit dem Schippen gar nicht hinterherkommt. Dieser Tag fällt also mal wieder unter die Kategorie „Abenteuer“!

So passieren auf diesem Trip so einige Dinge, bei denen man das Gefühl hat bei der versteckten Kamera zu sein. Zum Glück geht alles gut, so dass wir es mit einem Schmunzeln hinnehmen können. Außerdem werden wir mit einer tollen Unterwasserwelt belohnt. Als wir in das Wasser springen, tauchen plötzlich Haie unter uns her…Ammenhaie! Es handelt sich dabei um Haie, die eine Länge von 75 cm bis 4,30 m erreichen können. Egal ob klein oder groß, ich bekomme fast Schnappatmung als ich sie sehe, während Peter ganz neugierig in ihre Richtung schwimmt. Es werden dann immer mehr, so dass sich irgendwann bis zu acht Tiere in unserer Nähe aufhalten, sich aber eher ängstlich als aggressiv verhalten. Wie man uns versichert, sind sie rein essenstechnisch nicht an uns interessiert…ja, das ist doch schon mal was! Ich bin dann allerdings doch ganz froh, irgendwann wieder in unserer Nussschale zu sitzen.

Außerdem schnorcheln wir an diesem Tag noch an einem alten Schiffswrack, sehen Rochen, wie sie unter uns hergleiten und beobachten eine gewaltige Rundschwanzseekuh, die trotz ihrer Größe (2,5-4,5 m lang, bis 500 kg schwer) durchs Wasser zu schweben scheint. Einfach toll!

Abends lassen wir den Tag noch einmal Revue passieren und genießen den Sonnenuntergang bei einem Kaltgetränk…

Am nächsten Tag heißt es für uns Abschied nehmen von Michaela und Peter, die wieder zurück aufs Festland fahren. Peter und ich hängen allerdings noch ein paar Tage dran, weil wir unseren „Advanced Open Water Diver“ (Fortgeschrittenen-Kurs im Tauchen) absolvieren wollen (s. dazu auch Artikel „Wir entdecken die Unterwasserwelt Mexikos #030“). Unser Tauchlehrer heißt Mike, kommt aus den USA und lebt seit einigen Jahren auf Caye Caulker. Für unseren Schein müssen wir in zwei Tagen weitere fünf Tauchgänge absolvieren, bei denen wir bestimmte Übungen bewerkstelligen müssen. Bei uns ist das das Tieftauchen (30 Meter), die tiefengerechte Tarierung (das richtige Gleichgewicht unter Wasser), die Navigation unter Wasser, die Fischbestimmung und die Unterwasserfotografie.

Hier mal ein kleiner Eindruck…vielleicht entdeckt Ihr ja auch Peter und mein Lieblingstier auf diesen Tauchgängen.

Ihr seht, dieses Mal ist es keine Nussschale, wir haben einen Sonnenschutz und Wasser schippen braucht man bei diesem Boot auch nicht…und auch der Wind hat sich gelegt, so dass wir die optimalen Voraussetzungen haben…yippieh! So laufen unsere Tauchgänge auch reibungslos und wir bekommen erneut die Möglichkeit zusätzlich ein wenig zu schnorcheln. An die Haie haben wir uns ja mittlerweile „gewöhnt“ (Vorsicht, Ironie!)…

Nach bestandenem Kurs besuchen wir ein weiteres Highlight der Insel und laufen zu einem Strandabschnitt, an dem wir tatsächlich Seepferdchen zu Gesicht bekommen und Rochen sogar bis vorne an den Strand schwimmen. So genießen wir die letzten Tage auf Caye Caulker…und das fällt uns ehrlich gesagt gar nicht schwer…so hat die Insel doch einfach ihren ganz eigenen Charme. Gerne wären wir auch noch am weltbekannten Great Blue Hole getaucht, was nicht weit von der Insel entfernt liegt, aber leider war dies komplett ausgebucht. Na ja, vielleicht müssen wir dann einfach noch einmal wiederkommen 🙂 !

Dann heißt es auch für uns Abschied zu nehmen von Caye Caulker und so bringt uns ein Boot, dieses Mal ganz ohne Zwischenfall, aber wieder mit dem ein oder anderen Delfin an der Seite, wohlbehalten zurück aufs Festland, wo Sprinti (ebenfalls wohlbehalten) auf uns wartet.

Dann machen wir uns weiter auf ins Landesinnere zu den „Big Rock Falls“, treffen dort Michaela und Peter wieder und kühlen uns in den natürlichen Pools eines Flusses ab…und anschließend geht es unter die Outdoor-Dusche. Hach, was fein!

Die nächsten zwei Tage verbringen wir dann auf einem Campingplatz im nahegelegenen „San Ignacio“, bei dem wir umringt sind von Bananen-Stauden…und auch Iguanas (Leguane) lassen sich blicken.

Dann ist sie auch schon wieder vorbei unsere Zeit in diesem doch recht kleinen Land namens Belize und die nächste Grenze wartet auf uns (s. dazu unsere Route). Auch wenn wir nicht so lange hier waren, so hat uns Belize mit offenen Armen empfangen. Die Menschen haben uns immer mit einer ausgesprochenen Freundlichkeit und einem riesigen Lächeln begrüßt. Durch seine wahnsinnige Kulturenvielfalt ist Belize sehr bunt und alle scheinen miteinander im Einklang zu leben. Wir haben uns hier sehr wohl gefühlt und gerade unsere Zeit auf Caye Caulker fühlte sich wie Urlaub an…es war toll!

Danke Belize, für die schöne Zeit!!!

Reiseberichte Mexiko

Viva México (#028)

4. Dezember 2022

– Wir erreichen Land Nr. 3 –

Wir verlassen San Diego Richtung Südosten und fahren durch die Berge Südkaliforniens. Nach gut einer Stunde erreichen wir Tecate…die mexikanische Grenzstadt! Vorbei sind die Zeiten, in denen wir uns ohne weiteres mit der englischen Sprache verständigen können, ab jetzt ist Spanisch angesagt! Obwohl wir beide diesbezüglich fleißig am Üben sind, sind wir noch meilenweit davon entfernt dieser Sprache fließend mächtig zu sein. Apropos „Meilen“…dieses Längenmaß lassen wir glücklicherweise mit den USA hinter uns, ebenso wie Feet, Inches, Gallonen oder Fahrenheit…yippieh! Hier heißt es endlich wieder Kilometer, Meter, Liter und Celsius…wir feiern es beide ab!

Aber vor dem Feiern heißt es erstmal noch auch reibungslos über die Grenze zu gelangen. Wir haben uns extra für den Grenzübergang in Tecate und nicht für den in Tijuana entschieden, weil dieser nicht so stark frequentiert sein soll und somit hoffentlich auch nicht so lange Wartezeiten mit sich bringt. Und unser Plan scheint aufzugehen…es ist nichts los und somit kommen wir direkt dran. Wir fahren mit Sprinti an die Schranke und werden von einem netten mexikanischen Grenzbeamten in sehr schnellem Spanisch begrüßt…ah ja! Für uns heißt es: rechts anhalten und Fahrzeugkontrolle! Wir müssen den Kofferraum und die Türen öffnen und auch im Innenraum werden sämtliche Schränke und Schubladen inspiziert. Aber mit Sprinti und uns scheint alles in Ordnung zu sein (Gott sei Dank!) und somit dürfen wir durch das Tor auf die mexikanische Seite fahren. Wir sollen Sprinti direkt dahinter in einer Seitenstraße parken und dann zurückkommen und alle weiteren Formalitäten erledigen. Moment mal, wir hatten zuvor gehört, dass die Grenzstädte recht heikel sind und man schnellstmöglich weiter Richtung Süden fahren soll…und jetzt sollen wir Sprinti direkt unbeobachtet in einer Seitenstraße (eine ungeteerte sandige Straße, mit recht heruntergekommenen Häusern und herumlungernden Menschen…so scheint es zumindest auf den ersten Blick) stehen lassen? Wobei, so unbeobachtet ist er vielleicht gar nicht…an der Grenze wird sicherlich die ein oder andere Kamera angebracht sein und die erhascht vielleicht auch noch etwas von Sprinti auf der besagten Seitenstraße. Das geht ja schon mal gut los hier!

Typisch deutsch sind wir bestens vorbereitet und marschieren mit einem Hefter voll gesammelter Unterlagen in das Grenzgebäude. Wir stellen schnell fest, dass man mit Englisch definitiv nicht mehr weiter kommt und unsere Spanischkenntnisse werden direkt einem Praxistest unterzogen. Aber die Beamtin ist sehr freundlich und gemeinsam kommen wir ans Ziel. Wir müssen eine Einreisekarte ausfüllen und dann damit und mit unseren Unterlagen zu einer anderen Dame am Bankschalter außerhalb des Gebäudes. Dieses Hin und Her machen wir dann noch zweimal (und ich wünsche mir bereits das erste Mal ein wenig mehr Struktur und frage mich, warum denn nirgends ein Schild oder ähnliches zum Ablauf des Ganzen steht…typisch ich halt!). Wir zahlen für den Grenzübergang 66,16 EUR und für Sprintis Anmeldung 58,40 EUR. Im Internet hatten wir gelesen, dass ggf. noch eine Kaution für das Fahrzeug fällig wird, allerdings fällt die bei uns nicht an, weil es sich bei Sprinti um ein Wohnmobil handelt. Das war es dann von der mexikanischen Seite auch schon…wir bekommen ein Visum für 180 Tage, was die maximale Zeit für Reisende ist, Sprinti hingegen darf 10 Jahre im Land bleiben. Es liegt auch hier wieder in der Hand der Grenzbeamten wie viele Tage sie einem genehmigen (also maximal 180), aber mit einem deutschen Reisepass stehen die Chancen schon mal recht gut.

Jetzt halten wir nur noch die ESTA-Ausreisekarten der USA in den Händen, dir wir bei unserer ersten Einreise vor ein paar Monaten in Alaska bekommen hatten. Wie man uns damals sagte, müssten wir die auf jeden Fall beim Verlassen der USA wieder abgeben, um auch eine korrekte Ausreise zu gewährleisten. So stehen wir da mit unseren Ausreisekarten und nirgends ein amerikanischer Grenzbeamter in Sicht. Und nu? Dann sagt man uns, dass wir einmal um den Block laufen sollen, denn „da hinten“ seien ein paar amerikanische Polizisten. Also irgendwie kommt uns das alles spanisch vor…oder mexikanisch? Wir schnappen uns Sprinti aus der Seitenstraße und fahren um den Block…ein huckeliger enger Weg, der absolut nichts Offizielles verspricht. Dann stehen wir plötzlich an der Mauer…Trumps Mauer! Dort entdecken wir eine amerikanische Polizistin, der wir unsere Situation schildern und die zugibt, diese Ausreisekarten noch nie gesehen zu haben. Aber sie ruft ihren Vorgesetzten, der zwar auch ein wenig skeptisch dreinblickt, uns aber das Gefühl gibt, dass er zumindest ein wenig Ahnung hat und die Karten entgegennimmt. Also wäre das auch erledigt…und ich glaube, wir sind mal wieder „zu deutsch“ (also zu korrekt) unterwegs gewesen. Aber egal, wir sind endlich in Mexiko…und damit zu Gast ist einem Land, das fast sechsmal so groß ist wie Deutschland und das 129 Mio. Menschen ihr Zuhause nennen!

Dann heißt es für uns weg von der Grenze (s. dazu auch unter unsere Route) und rein in die Baja California, der nördliche der beiden Bundesstaaten auf der gleichnamigen Halbinsel. Sie ist umgeben vom Pazifik und dem Golf von Kalifornien…also viel Strand und somit jetzt genau das Richtige für uns! Nachdem wir es irgendwie hinbekommen haben für unsere Handys mexikanische SIM-Karten zu besorgen und unsere Mobilgeräte auch in diesem Land ans Laufen zu bringen, erreichen wir an diesem Tag noch die Stadt Ensenada, 130 km südlich der Grenze. Wir essen unsere ersten mexikanischen Tacos an einem Straßenstand…sehr lecker übrigens und sind überrascht, wie früh es bereits dunkel wird (gegen 18 Uhr). Wir erreichen so gerade eben noch in der Dämmerung (im Dunkeln sollte man hier nämlich nicht Auto fahren) einen Stellplatz mitten in der Stadt, vor allem aber auch direkt am Meer. Und so schlafen wir an diesem Abend zwar mit Meeresrauschen, aber auch mit einem Kopf voller neuer Eindrücke ein…ich muss zugeben, so ruhig war der Schlaf dann nicht.

Am nächsten Tag heißt es für uns dann einkaufen…bei Google Maps suchen wir nach einem großen Supermarkt und werden auch fündig. Was Google Maps uns allerdings nicht aufzeigt, in welcher Gegend sich dieser Supermarkt befindet und so fahren wir plötzlich durch eine Gegend Ensenadas, die von Armut gezeichnet ist und wo wir mit unserem Sprinti durchaus auffallen. Als wir auf dem Parkplatz des Supermarkts dann auch noch eine Gruppe junger Männer sehen, die sich bei unserem Eintreffen heimlich Zeichen geben und auf uns schauen, machen wir spontan kehrt und suchen nach einem anderen Lebensmittelgeschäft…der dritte Laden wird es dann…allerdings erledige ich die Einkäufe kurzerhand alleine und Peter bleibt vorsichtshalber im Auto sitzen und behält alles im Blick. Rückblickend und mit ein wenig mehr Erfahrung wie es hier so abläuft, können wir über unser Verhalten durchaus schmunzeln, weil wir uns definitiv ein wenig zu sehr verrückt gemacht haben…aber schließlich ist Vorsicht besser als Nachsicht!

Dann verlassen wir Ensenada Richtung Süden und das ist auch gut so. In den nächsten Tagen fahren wir entlang der Baja und grooven uns in das mexikanische Leben ein. Wir lernen die Menschen und ihre freundliche Art kennen, finden uns immer besser auf den mexikanischen Straßen mit teilweise sehr speziellen Regelungen zurecht und lernen die Landschaft und das Land besser kennen. Wir fahren durch Orte, die vielelicht nicht durch Reichturm, aber durch unwahrscheinlich viel Charme glänzen. Auch lernen wir die politischen und kulturellen Gegebenheiten besser kennen, wie z.B. auch, dass gewisse Kontrollen im Straßenverkehr dazugehören. So wie hier, die „Inspeccion sanitaria“, die angeblich für die Säuberung unseres (besser gesagt Sprintis) Unterbodens sorgen soll…

Auch Militärkontrollen sind relativ normal (und bisher für uns zum Glück auch absolut harmlos), um die Kriminalität und den Schmuggel einzugrenzen…

So gewöhnen wir uns schnell an die neuen Gegebenheiten und erlangen auch immer mehr Sicherheit darin, wie mit gewissen Dingen umzugehen ist. Wir lernen auch einzuschätzen, wann Gefahr droht und wann nicht und müssen sagen, dass, abgesehen von unserem Ausflug in Ensenada, wir auf der ganzen Baja California noch nicht wieder so eine Gegend erlebt haben. Die Menschen sind sehr freundlich und wollen einem nichts Schlechtes. Das mag in anderen Teilen des Landes und auch bei den herrschenden Kartellen in gewissen Regionen anders sein, aber hier auf der Baja fühlen wir uns mit Sprinti sehr sicher (ich klopfe auf Holz). Natürlich kann immer und überall etwas passieren, aber das kann es eben auch in Europa. Wir sind uns durchaus bewusst, dass wir nicht leichtsinnig sein sollten…und das sind wir auch nicht. Und bis dahin toi toi toi! Wir haben bestimmte Vorsichtsmaßnahmen getroffen und wissen wie besondere Situationen (z.B. mit korrupten Polizisten) theoretisch zu handeln sind. Auch im Austausch mit anderen Reisenden hier vor Ort, haben sich einige Bedenken relativieren können und somit schauen wir einfach was da evtl. noch kommen mag und genießen jetzt erst einmal das Land.

Wir fahren weiter nach Süden und kommen unter anderem durch bergige Landschaften, die teilweise grüner sind als wir erwartet hätten. Was die gesamte Gegend allerdings oft dominiert sind Kakteen, Kakteen und nochmals Kakteen. Wunderschöne Pflanzen von enormer Größe und mit zum Teil prächtigen Blüten.

Wir sind schon ganz gespannt darauf, dieses bisher schon wunderschöne Land mit seinen herzlichen Menschen weiter zu erkunden und freuen uns, dass Ihr mit dabei seid.

Viva México!

USA Reiseberichte

Alaska…Teil 1 (#016)

21. August 2022

– Unser erster Grenzübergang –

Nach unserem „Goldrausch“ lassen wir uns hinter Dawson mit der Fähre über den Yukon übersetzen, besuchen einen alten Schiffs-Friedhof und machen uns dann auf nach Alaska. Wir fahren den Top of the World Highway, ein 127 Kilometer langer Highway, der so heißt, weil er quasi oberhalb der Berggipfel entlangführt. Es handelt sich dabei zum Großteil um eine ungeteerte Schotterpiste (wieder einmal!), die im Winter geschlossen wird, d.h. an dieser Stelle gibt es nur im Sommer eine Verbindung zwischen Kanada und Alaska.

Und dann irgendwo im Nirgendwo (Poker Creek) taucht plötzlich ein Gebäudekomplex, bestehend aus lediglich vier Häusern, vor uns auf…es ist die Grenze nach Alaska…die Grenze zu den USA! Da wir die Einzigen sind, die zu diesem Zeitpunkt die Landeslinie überschreiten möchten, kommen wir sofort dran. Ein netter Polizist kommt zur Fahrertür und stellt uns ein paar Fragen. Da es eine Änderung gegeben hat, müssen wir nun doch, obwohl wir auf dem Landweg einreisen, das ESTA-Formular ausfüllen und somit mit ins Grenzgebäude kommen. Im Vorraum entdecken wir, dass sich bereits diverse deutsche Polizisten hier verewigt haben. Viel mehr Fotos haben wir vom weiteren Prozedere nicht gemacht, da Grenzbeamte auf so etwas ja ganz empfindlich reagieren…also lieber nicht!

Drinnen kümmert sich dann eine nette, etwas älteren Polizistin um uns, während wir sehen wie der Cop von vorhin seine Zeit damit verbringt im Internet nach Generatoren zu suchen…wir scheinen also uninteressant und somit auch unbedenklich zu sein…gut so! Alles weitere geht zum Glück schnell und unkompliziert…

Also wäre das schon mal geschafft! Wir sind in Alaska!

Alaska, was „Land, in dessen Richtung das Meer strömt“ bedeutet, ist zwar der größte, allerdings mit lediglich ca. 733.000 Einwohnern auch der am dünnsten besiedelte US-Bundesstaat. Die Bevölkerung gliedert sich in 65,3 % Weiße, 15,6 % Indigene (Indianer, Eskimos und Aleuten (höchster Prozentsatz in den USA)), 7,3 % Hispanics/Latinos, 6,5 % Asiatische Amerikaner, 3,7 % Afroamerikaner und 1,4 % Hawaiianer/Pazifische Insulaner. Im Innern Alaskas herrscht ein kontinentales, im Westen ein subpolares und im Norden ein polares Tundrenklima. Die Winter hier sind lang, dunkel und sehr kalt. Im kurzen Sommer kann es dann aber dafür „recht warm“ werden, denn selbst an der Nordküste steigen die Temperaturen dann über 0 °C. Alaska ist daher einer der steuerfreundlichsten Bundesstaaten der USA. Der Staat kann als steuerfrei angesehen werden, da er keine staatliche Einkommens- oder Umsatzsteuer erhebt. Darüber hinaus „zahlt“ Alaska seinen Einwohnern sogar jährlich einen bestimmten Geldbetrag, nur damit sie dort leben.

Wir sind nun schon ganz gespannt, was uns in Alaska erwartet. Als erstes präsentiert sich der Staat hier im Norden von seiner humorvollen Seite…wir erreichen den Ort „Chicken“. Ursprünglich sollte dieser Ort damals „Ptarmigan“ (Schneehühner) heißen, weil es so viele dieser Vögel dort gibt. Weil dieser Name dann zu kompliziert erschien, einigte man sich dann einfach auf Chicken. Chicken hat ganze 12 Einwohner, im Winter sogar nur sieben. Auch Chicken war Teil des Goldrausches als 1886 hier Gold gefunden worden ist. In dieser Zeit stieg die Population auf ganze 400. Davon übrig geblieben sind ein paar alte Häuser, ebenfalls eine stillgelegte Dredge (siehe dazu unseren Artikel „Wir sind im Goldrausch #015“) und eben halt ein Chicken…DAS Chicken!

Dann führt unser Weg vorbei an der Gaspipeline, die oben vom Polarmeer (oben an der Küste Alaskas) das Gas bis in die USA und darüber hinaus transportiert. Wieder fahren wir durch schöne Landschaften und erleben eine atemberaubene Natur. Dann schließlich landen wir in „North Pole“, ja genau „Nordpol“. Dieser 2100 Seelen-Ort wurde damals so genannt, um Spielzeughersteller anzulocken sich dort niederzulassen und somit das „Made in North Pole“ für sich nutzen zu können. Als das nicht funktionierte, wurde das Santa Claus House gebaut, das heutzutage tausende Menschen jährlich anlockt und in dem es das ganze Jahr über Weihnachtsartikel zu kaufen gibt. Nach dem amerikanischen Mythos wohnt der Weihnachtsmann Santa Claus am Nordpol. Aus diesem Grund betreibt auch der United States Postal Service ein Weihnachtspostamt in North Pole, d.h. sämtliche Post an den Weihnachtsmann landet dort. Somit schließt sich der Kreis und die Markting-Masche funktioniert.

Nach einer Nacht in Fairbanks…es war nämlich die reinste Tortur für Peter und mich amerikanische SIM-Karten zu bekommen, weil es in Alaska quasi nur einen Telefon-Anbieter gibt, der aber nicht jedes Handy unterstützt (also Peters nicht) und ansonsten mit Wucher-Angeboten um die Ecke kommt. Als das mehr oder weniger geklärt ist, machen wir uns auf zum Denali Nationalpark. Wie der Name schon sagt, befindet sich im Nationalpark der Mount Denali, früher bekannt als Mount McKinley (bevor Obama ihn 2005 wieder umbenannt hat). Denali ist nämlich der traditionelle Name des Bergs, ein Wort aus der athapaskischen Sprache des nordamerikanischen Indianerstammes Koyukon, das „der Große“ oder „der Hohe“ bedeutet. Und das passt ganz gut, denn der Denali ist mit 6190 m der höchste Berg Nordamerikas. Wenn man es genau nimmt, und vom Fuß bis zur Spitze misst, sogar der höchste Berg der Erde, weil er nicht auf anderen Bergen oder einer Bergkette liegt. Allerdings versteckt er sich auch gerne mal in einer Wolkendecke und so bekommen auch nur 30% der Besucher ihn wirklich zu Gesicht…wir hatten Glück :).

Wir bleiben ein paar Tage im Denali Nationalpark, um uns ein wenig zu akklimatisieren und die Natur zu genießen. Dann machen wir einen Abstecher nach Anchorage, der größten Stadt in Alaska, wenn auch nicht gleich dessen Hauptstadt, dies ist nämlich die im Südosten gelegene Stadt Juneau. Schnell wollen wir aber wieder in die Natur und so besuchen wir etwas außerhalb das „Alaska Wildlife Conservation Center“ und sehen dort einige heimische Tiere aus der Nähe. Allerdings müssen wir feststellen, dass das Center eher einem Zoo als einer Auswilderungsorganisation gleicht und man über das ein oder andere dort diskutieren kann. Dennoch gilt es festzuhalten, dass diese Tiere in der freien Wildbahn durch Unfall, Krankheit oder das Verlassen des Muttertiers, nicht mehr leben würden und so sind wir mit gemischten Gefühlen dort vor Ort. Wir beobachten kanadische Elche (Moose…jetzt mal aus der Nähe), einen Luchs, einen Wolf, Schwarzbären, Braunbären/Grizzlys, Moschusochsen, Stachelschweine, Karibus, Rentiere, Wapiti-Hirsche, Bisons, Schwarzwedel-Hirsche, eine Eule und einen Weißkopfseeadler, der nur noch einen Flügel hat. Wir lernen, dass Rentiere domestizierte Karibus sind und dass Braunbären und Grizzlys genetisch eigentlich der gleichen Spezies entsprechen.

Was uns außer einem Chicken, einer tollen Landschaft und einem riesen Berg in Alaska sonst noch widerfahren ist, erfahrt Ihr dann beim nächsten Mal! Wir wünschen Euch eine schöne Woche!