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Reiseberichte El Salvador - Honduras - Nicaragua

El Salvador, Honduras & Nicaragua (#049)

14. Mai 2023

– Seit einem Jahr auf Reisen –

Wir verlassen Guatemala und erreichen El Salvador. Die Grenzformalitäten sind auf beiden Seiten dieses Mal vollkommen unkompliziert (für mittelamerikanische Verhältnisse) und so haben wir in gut einer Stunde alle Formalitäten erledigt. Samt Sprinti sind wir erneut in einem neuen Land…wir sind in El Salvador.

El Salvador ist mit rund 6,5 Mio. Einwohnern das kleinste Land der Region Zentralamerika, weist aber zugleich deren höchste Bevölkerungsdichte auf. Mit einer Fläche von 21.041 km² ist El Salvador ungefähr so groß wie das Bundesland Hessen und ist geprägt durch eine Kette von Vulkanen. 48 % der Bevölkerung El Salvadors leben unterhalb der Armutsgrenze, dennoch zählten (gemäß einer Umfrage des US-amerikanischen Meinungsforschungsinstitutes „Gallup“ vom Dezember 2012) die Einwohner des Landes mit zu den glücklichsten Menschen der Welt. Dagegen ergab eine in der Zeitung „La prensa grafica“ veröffentlichte Umfrage aus dem Jahr 2014, dass jeder vierte Salvadorianer, insbesondere wegen der ausufernden Kriminalität, auswandern möchte. El Salvador weist weltweit die höchste Rate gewaltsamer Tötungen auf und liegt dabei seit 2014 vor Honduras. Im Jahr 2015 kamen 105 Menschen pro 100.000 Einwohner durch Tötungsdelikte ums Leben. Zum Vergleich: Die weltweite Rate liegt bei 6,2 pro 100.000. Die Gefahr von Gewaltverbrechen ist überaus hoch, die Hemmschwelle beim Gebrauch von Schuss- oder Stichwaffen ist niedrig. El Salvador hat zudem eine sehr hohe organisierte Bandenkriminalität. Der 2019 ins Amt gekommene Präsident Nayib Bukele erklärte daher den Kampf gegen die Bandenkriminalität zu einem seiner wichtigsten Ziele. Nach anfänglichen Erfolgen und einem Rückgang der Mordrate verhängte er aufgrund neuer Gewalteskalationen im März 2022 den Ausnahmezustand, wodurch Verhaftungen ohne Haftbefehl durchgeführt werden konnten. Bukele setzte auch das Militär für Razzien ein und beschränkte, Menschenrechtsorganisationen zufolge, die Grundrechte. Bis Ende 2022 wurden 58.000 Bandenmitglieder verhaftet.

Diese Kriminalität und auch die anstehende Regenzeit sind u.a. Gründe dafür, warum wir dieses Land sowie auch Honduras und Nicaragua ein wenig schneller bereisen werden.

Also los geht´s!

Als erstes erreichen wir die Stadt Santa Ana, mit rund 227.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt und nach der Hauptstadt San Salvador angeblich auch die zweitwichtigste Stadt des Landes. Wir spazieren ein wenig durch die doch recht kleine Innenstadt und stärken uns mit dem typischen Nationalgericht El Salvadors…Pupusas! Eine Pupusa ist eine Tortilla mit eingebackener Füllung. Die Tortilla besteht aus Maismehl, die Füllung meist aus Bohnenmus, Käse oder einer Mischung aus beidem. Varianten können auch mit Fisch, Huhn, Avocado, Wurst oder Käse samt Schweineschwarte gefüllt sein. Pupusas werden meistens mit „Curtido“, einem eingelegten Krautsalat mit Chili, sowie einer Tomatensoße serviert. Alles klar, das schmeckt schon mal gut!

Nach diesem kurzen Abstecher geht es für uns auch schon weiter. Uns fällt auf, dass die Menschen auch hier wieder anders aussehen als im Land davor…so werden Haut und Haare heller und die Menschen sind um einiges größer als die Guatemalteken. Die Autos wirken moderner, aber generell scheint die Spanne zwischen arm und reich größer zu sein. Die Busse und LKWs allerdings sind immer noch sehr in die Jahre gekommene Exemplare, die unwahrscheinlich laut und weit entfernt von irgendeiner Abgas-Norm sind. Leider finden wir auch hier wieder unwahrscheinlich viel Müll, der in der Natur oder am Straßenrand liegt. Der US-Dollar ist hier übrigens gesetzliches Zahlungsmittel. Der „El-Salvador-Colón“ ist zwar ebenfalls noch gültiges Zahlungsmittel, ist aber kaum noch in Umlauf, da die Währung seit 2001 nicht mehr von der Zentralbank herausgegeben wird. 

Dann erreichen wir den Lago de Coatepeque, ein 24,5 km² großer Kratersee, der zu den schönsten Naturseen Mittelamerikas zählt. Dort können wir auf einem Parkplatz eines Restaurants übernachten, wenn wir im Restaurant etwas verzehren. Alles klar, wird gemacht! Praktischerweise liegt es wie einige andere auch, direkt am See und so genießen wir nicht nur die Aussicht, sondern auch das kleine Lüftchen…ist es doch immer noch über 30 Grad bei einer Luftfeuchtigkeit, die kaum zu überbieten ist.

Außerdem gibt es noch etwas, worauf es sich anstoßen lässt, so sind wir doch heute seit einem Jahr auf unserer Reise entlang der Panamericana unterwegs. Umso besonderer ist es, dass wir uns bei unserer momentanen Route auch auf der Original-Panamericana befinden, was uns die Dame unseres Navis stets freundlich ansagt.

Ein Jahr auf Reisen…der absolute Wahnsinn!

Was war das für ein Jahr?! Angefangen über Kanada, die USA, Mexiko, Belize, Guatemala und jetzt El Salvador…ganze 50.703 Kilometer und unzählige Abenteuer liegen hinter uns (s. dazu unsere Route)! Wir sind dankbar diese Reise machen zu können und wissen schon jetzt, dass wir Dinge für uns mitnehmen werden, die uns ein Leben lang prägen uns begleiten werden (s. dazu auch Artikel „Auf Langzeitreise… #032“). Seit nun mehr 12 Monaten leben wir auf rund 9 qm, die allerdings so viel größer sind, sobald wir auch nur unsere Tür öffnen. Immer an unserer Seite…Sprinti! Unser treuer Begleiter, dem das Benzin aus den USA nicht so gut getan hat, der uns aber bisher stets über Stock und Stein, auf Meereshöhe oder in die Berge chauffiert hat, der uns bei Kälte warmgehalten und in der Hitze Schatten gespendet hat. Unser rollendes Zuhause, wodurch wir immer und überall ein Dach über dem Kopf hatten und uns immer sicher fühlen konnten. Toi toi toi, dass wir auch die nächsten Länder gut zusammen meistern werden! Bisher hierher schon mal: „Danke, Sprinti!“

Den restlichen Abend verbringen wir dann im Wagen, denn auch in diesem Restaurant gibt ein Sänger wieder alles…er scheint übrigens, was die Qualität seines Gesangs anbelangt, Verwandtschaft in Guatemala zu haben (s. dazu Artikel „Guatemala Teil 2 #048“). Nachdem wir nachts noch von ein paar betrunkenen Jungendlichen geweckt werden, die sich lautstark in unserer Nähe aufhalten und uns einen Badelatschen an den Wagen werfen, bevor sie dann tatsächlich noch mit ihren Motorrädern davon düsen, machen auch wir uns am nächsten Morgen früh auf den Weg. Unser Ziel: Honduras!

Honduras

Auch der Grenzübergang von El Salvador nach Honduras läuft relativ reibungslos vonstatten, wenn man davon absieht, dass nicht immer alles logisch sein muss. Also wäre das auch geschafft…wir sind in Honduras!

Honduras hat rund 9,9 Mio. Einwohner und ist neben Haiti eines der ärmsten Länder Mittelamerikas. Die Elendsviertel der Städte wachsen aufgrund der Landflucht stetig. Mehr als die Hälfte der Einwohner lebt unterhalb der Armutsgrenze, ein Fünftel sind Analphabeten. Unter- und Fehlernährung sind weit verbreitet und dazu ist die medizinische Versorgung auf dem Land miserabel. Der Anteil der Analphabeten wurde zwar in den Städten auf unter 20 Prozent gesenkt, liegt aber auf dem Land noch immer bei über 50 Prozent. Der schlechte schulische und berufliche Ausbildungsstand der Bevölkerung ist wiederum ein Grund für den Mangel an Fachkräften, der die Entwicklung in allen Gesellschaftsbereichen behindert. Honduras ist daher ein Auswanderungsland, ca. 720.000 Menschen haben das Land bereits verlassen. 600.000 davon leben z.B. in den Vereinigten Staaten, ca. 40.000 in Spanien und ca. 20.000 in Mexiko. Honduras selbst verzeichnet hingegen nur eine sehr geringe Einwanderungsrate. Problematisch sind auch die aus Armut und Hoffnungslosigkeit entstandenen Jugendbanden wie Barrio 18 (auch als „Mara 18“ bekannt) oder Mara salvatrucha, die teilweise ganze Viertel und Städte terrorisieren. Schätzungen gehen davon aus, dass beide rivalisierenden Jugendbanden jeweils bis zu 40.000 Mitglieder haben. Ähnliche Banden sind auch in anderen benachbarten Staaten ein Problem. Die Regierung geht hart dagegen vor. Seit 2003 gibt es bereits ein Gesetz, das allein die Mitgliedschaft in einer Bande mit mindestens drei Jahren Gefängnis bestraft. Weltweit gesehen lag Honduras nach den Zahlen der UNODC im Jahr 2015 bei der weltweit zweithöchsten Zahl an Tötungsdelikten pro Einwohner, nämlich 63,7 je 100.000 (in Deutschland waren es 0,8).

Auch uns fällt schnell auf, dass die Menschen hier wesentlich ärmer sind als in den Ländern zuvor. Gab es dort noch größtenteils Autos oder Tuk Tuks, kommen hier auch Pferde- und Rinderkarren zum Einsatz. Viele Rinder, Ziegen, Schweine oder Pferde grasen übrigens einfach unangebunden am Straßenrand. So sehen wir dort auch ein Pferd, was überfahren worden ist und einmal rennt uns ein kleiner Hundewelpe auf der Suche nach seiner Mutter fast vors Auto.

Was uns ebenfalls auffällt, ist der Müll, der überall herumliegt. Auch in den vorherigen Ländern war dies schon ein trauriger Anblick und leider wird dies hier in Honduras noch einmal übertroffen. So haben wir so manches Mal das Gefühl an Müllhalden vorbei zu fahren, stattdessen ist es aber „nur der normale Straßenrand“. Blinker, Bremslichter oder auch generell Lampen werden an Autos oder LKWs bei uns anscheinend komplett überbewertet…oder vielleicht doch nicht?! Hier stellen wir fest, dass nicht unbedingt jedes Kraftfahrzeug damit ausgestattet ist…was das Fahren für uns nicht unbedingt einfacher macht.

Einmal kommen wir auch in eine Polizeikontrolle, bei der uns schon Böses schwant, man uns aber vom Gegenteil überzeugt. Wir werden sehr freundlich begrüßt, man möchte unsere Ausweise sehen und wir werden gefragt, woher wir denn kommen. Als wir sagen, dass wir aus Deutschland sind, hat sich das auch mit unseren Ausweisen erledigt und wir werden mit einem Lächeln weitergewunken. Man wünscht uns einen schönen Tag und wir dürfen weiterfahren. Ja, sehr schön!

Weil es nahe unserer Route tatsächlich keine Campingplätze gibt, übernachten wir auf einem Parkplatz einer Einkaufsmall, von der wir in der App IOverlander gelesen hatten, dass es dort sicher sein soll. Allerdings sind die Parkbuchten zu klein für Sprinti…und dabei hatten wir uns schon fast an die Parkplätze amerikanischen Ausmaßes gewöhnt. Ein Security Guide bietet uns stattdessen den Schotterplatz daneben an, auf dem wir kostenlos und ohne weiteres für die Nacht stehen dürfen. Dort befindet sich auch ein Wachtürmchen samt eines weiteren Security Guides. Ebenfalls sehr schön!

So haben wir eine ruhige Nacht ohne etwaige Zwischenfälle…allerdings ist es heiß…nachts noch ganze 29 Grad (draußen wohlbemerkt) und es weht kein Lüftchen. Nicht ganz so schön, aber wir wollen uns nicht beschweren! Am nächsten Morgen machen wir uns schon früh wieder auf den Weg…unser nächstes Ziel: Nicaragua!

Nicaragua

Hatte ich erwähnt, dass die letzten Grenzübertritte relativ reibungslos vonstattengegangen sind? In Nicaragua ist alles anders! Hier erhalten wir die volle Dröhnung an Dingen, die keinen Sinn machen, stattdessen aber gesamte Abläufe unnötig in die Länge ziehen. So steht am frühen Morgen bereits eine 4,6 km (ohne Witz!) lange Schlange ausschließlich an LKWs vor der Grenze und alle wollen nach Nicaragua. Weil wir nicht als LKW zählen, fahren wir an der Schlange vorbei bis zum Grenzposten. Dort herrscht das absolute Chaos! Da, wo wir eigentlich hin müssen, lässt man uns nicht hinfahren, stattdessen bittet man uns äußerst unfreundlich auf einer kleinen ungeteerten Ecke mit einer riesen Kante kurz zu parken. Dafür müssen wir wenden, wenden darf man aber nicht. Wir setzen uns darüber hinweg und parken Sprinti letztendlich dort. An anderen Stellen gibt es ebenfalls kein vor und zurück mehr. Dann müssen wir mit unseren Impfpässen zu zwei Damen, die vor einem kleinen Hüttchen sitzen. Sie tragen Arbeitskleidung aus dem Gesundheitsbereich (inklusive Bärchen-Jacke), schauen genervt drein und sind äußerst unfreundlich. Zusätzlich sprechen sie sehr schnell und undeutlich. Als ich ihre Aussagen nicht direkt verstehe, sagt die eine genervt zur anderen: „Oah, die sprechen kein Spanisch!“ Daraufhin antworte ich im fließenden Spanisch, dass wir dieser Sprache doch ein wenig mächtig sind, ernten daraufhin erstaunte Blicke und die Gnade, es doch noch einmal mit uns zu versuchen. Fachmännisch (Vorsicht Ironie!) werden unsere Impfpässe inspiziert und man drückt uns einen Zettel in die Hand, den wir gefälligst auszufüllen haben. Dann dürfen wir weiter. Inzwischen bekommen wir Sprinti kaum noch aus dieser Parkposition befreit und reißen uns bei dieser hohen Kante fast noch den Unterboden auf (also Sprintis 🙂 ).

Dann geht es weiter zur Einreise. Dazu ab ins nächste Gebäude, in dem von fünf Schaltern zwei geöffnet sind bis eine der Damen den zweiten Schalter ebenfalls schließt und erstmal Mittagspause macht. Als wir dann an dem letzten verbliebenen Schalter an der Reihe sind, werden wir von einer unfreundlichen Dame begrüßt und harsch darauf aufmerksam gemacht, dass wir uns online hätten anmelden müssen. Wir versuchen ihr mit unseren Brocken Spanisch klarzumachen, dass wir dies bereits versucht haben, das Programm allerdings immer abbricht, weil wir keine Person in Nicaragua samt Passnummer angeben können, zu der wir reisen. Die reizende Dame schüttelt daraufhin abschätzig den Kopf, verschwindet eine ganze Weile mit unseren Pässen (somit ist auch der letzte Schalter nicht mehr besetzt) und kehrt dann irgendwann einfach an einen anderen Schalter zurück, um dort die Angelegenheiten anderer Touristen abzuwickeln. Als wir darauf reagieren, erhalten wir die Antwort, dass wir gefälligst einen Moment warten sollen. Nach einiger Zeit ruft uns ein älterer Herr unwirsch zu sich hinten in die Katakomben und füllt irgendetwas in seinem Handy für uns aus. Anschließend gibt er ein paar Unterlagen an eine andere Dame weiter, die unseren Prozess dann abschließt und auf Spanisch über uns lästert…so viel verstehen wir dann immerhin schon! Fällig wird für uns dann eine Gebühr von 26 US-Dollar, wir erhalten allerdings nur eine Quittung über 6 US-Dollar (da weiß man dann auch, dass die Differenz wohl in andere Taschen fließt). Wir sind mittlerweile ziemlich auf 180, versuchen dies allerdings zu verbergen…was Peter definitiv besser gelingt als mir.

Danach muss Sprinti noch ins Land eingeführt werden. Also schickt man uns in einem anderen Gebäude zwischen sämtlichen Schaltern hin und her, an denen entweder mit dem Handy herumgespielt oder sich die Fingernägel lackiert wird. Endlich finden wir dann jemanden, der den Wagen inspiziert…plötzlich stehen wohlgemerkt fünf Leute in und um Sprinti herum. Aber wir erhalten das benötigte Formular, müssen an zwei weiteren Stellen eine Gebühr bezahlen und dürfen dann endlich durch die sogenannte „Fumigation“ („Waschanlage“, in der Sprinti einen Hauch von Desinfektion erhält) fahren.

Dann…endlich…nach fast zwei Stunden (nur auf nicaraguanischer Seite wohlgemerkt) ist es vollbracht und wir sind im Land…wir sind in Nicaragua!

Nicaragua hat rund 6,6 Millionen Einwohner, doch aufgrund der Armut im Land zieht es viele Menschen ins Ausland, wo sie Arbeit suchen. Schätzungen zufolge lebt rund jeder fünfte Bürger Nicaraguas im Ausland, hauptsächlich in Costa Rica und in den USA. Dort leben und arbeiten sie meist illegal und sind durch ihre Überweisungen an Freunde und Verwandte die Hauptdeviseneinbringer des Landes. Nicaragua gehört tatsächlich zu den ärmsten Ländern Lateinamerikas und gilt als Entwicklungsland. 50 % der Bevölkerung leben in Armut, in der Landbevölkerung steigt dieser Anteil bis auf 70 %. In Lateinamerika ist Nicaragua heute nach Haiti das zweitärmste Land. In einem „Null-Hunger-Programm“ erhalten hunderttausende Schulkinder täglich eine unentgeltliche Mahlzeit. Gesundheitsvorsorge und Bildung sind wieder kostenlos. Um die Abhängigkeit Nicaraguas von Nahrungsmittelimporten zu senken, erhalten kleine und mittlere Produzenten außerdem zu sehr niedrigen Zinsen Ackerland von der Regierung. Die Gründe der schlechten Wirtschaftslage sind vielfältig, neben geschichtlichen Faktoren, einseitiger Wirtschaftsstruktur und jahrzehntelanger Oligarchiewirtschaft spielen auch häufige Naturkatastrophen wie Erdbeben, Vulkanausbrüche und Wirbelstürme eine gewichtige Rolle. Korruption ist ebenfalls ein Problem. Staatspräsident José Daniel Ortega Saavedra kam bei einer umstrittenen Wahl 2006 an die Macht und hält seitdem mit diktatorischen Mitteln an ihr fest. Vizepräsidentin wurde Ortegas Ehefrau Rosario Murillo. Ferner besetzen sieben Kinder des Paares in Nicaragua wichtige Positionen in Politik, Wirtschaft und den Medien. Aufgrund der zahlreichen Menschenrechtsverletzungen sanktionieren die EU und die USA Mitglieder der nicaraguanischen Regierung um Ortega. Neben Mali, Eritrea, Nordkorea, Syrien und Belarus unterstützt im Übrigen auch Nicaragua Russland im Krieg gegen die Ukraine.

Auch wir stellen fest, dass die Bewohner hier noch einmal um einiges ärmer sind und viele Menschen und Tiere sind tatsächlich erschreckend abgemagert. Einige Häuser gleichen eher Hütten und vieles passiert auf den Straßen ausschließlich mit Pferde- oder Rinderkarren.

Das gesamte Straßennetz Nicaraguas umfasste 2014 etwa 23.897 km, wovon lediglich 3.346 km asphaltiert sind…eine Straße davon ist tatsächlich „unsere“ Panamericana. Und wie wir so auf dieser Straße durch das Land fahren, passiert plötzlich das…eine Polizeikontrolle! An sich ist das ja kein Problem…es ist ja schließlich nicht unsere Erste! Aber diese gestaltet sich dann doch ein wenig anders…

Wir werden aufgefordert rechts ran zu fahren, dann sollen wir Reisepass, Führerschein und unsere KFZ-Versicherung für Nicaragua vorzeigen. Die nette Dame mit Hut ist dann der Meinung, dass unsere Versicherung nicht richtig ist…das ist sie aber! Wir hatten von derartigen Kontrollen korrupter Polizisten gehört, bei denen es wichtig ist, standhaft zu bleiben. Die Polizistin bittet Peter auszusteigen und geht mit ihm hinter den Wagen, wahrscheinlich weil es einfacher ist eine Person über den Tisch zu ziehen als zwei. Ich bleibe im Auto sitzen, weil aus Sicherheitsgründen nie beide Personen gleichzeitig den Wagen verlassen sollten. Peter bleibt hartnäckig und als die Polizistin merkt, dass sie auf Granit beißt, überlegt sie sich spontan etwas Neues. Jetzt wirft sie uns vor, wir seien über die Mittellinie gefahren…auch das haben wir nicht getan! Dank unserer Dashcam an der Windschutzscheibe, die die gesamte Fahrt über mitfilmt, können wir dies auch belegen. So zeigen wir ihr das Video…sie glaubt uns allerdings nicht und will uns unsere Papiere nicht zurückgeben! Für Mexiko war uns bekannt, dass man nie die Original-Dokumente aus der Hand geben sollte und das haben wir dort auch nie getan. Für Nicaragua hatten wir das irgendwie nicht auf dem Schirm, aber gut, man lernt nie aus! Wir sollen nun Geld bezahlen…1500 Cordoba (37,58 €). Weil wir noch nicht weit von der Grenze weg sind, besitzen wir noch keine Cordoba, zwar haben wir US-Dollar, was auch immer gerne genommen wird, aber das verraten wir nicht. Dann sollen wir Geld in einer Bank einzahlen, ansonsten würde sie unsere Papiere für die nächsten zwei Wochen behalten. Wir sagen ihr, dass wir deutsche Konten hätten, mit denen das in einer nicaraguanischen Bank nicht funktionieren würde, was totaler Quatsch ist, aber wir bleiben hartnäckig und wiederholen erneut, dass wir nichts falsch gemacht haben. Nach einer halben Stunde der Diskussion und des Wartens, erhalten wir die Dokumente dann plötzlich doch zurück und man fordert uns auf gefälligst weiterzufahren. Erst als unsere Fensterscheiben wieder hoch und wir einige hundert Meter weitergefahren sind, stoßen wir aus Erleichterung einen Freundenschrei aus, ärgern uns aber gleichzeitig über diese Vorgehensweise der Polizei, die ganz offensichtlich Betrug ist und wohl dazu dient, das eigene Gehalt ein wenig aufzubessern. Puh, das wäre also geschafft! Wir müssen gestehen, Nicaragua hat sich an unserem ersten Tag nicht von der besten Seite präsentiert.

Aber das Land kann nichts dafür, also weiter geht’s!

Wir erreichen San Jorge, ein kleiner Ort direkt am Lago Cocibolca („Nicaraguasee“). Dort finden wir einen kleinen Campingplatz, der von dem amerikanischen Auswanderer Mike betrieben wird. Hier kann Sprinti auch sicher stehen, als wir am nächsten Tag eine Tour zur Insel Ometepe starten. Diese liegt im Nicaraguasee und ist mit etwa 270 km² weltweit die größte vulkanische Insel in einem Süßwassersee und somit auch die Größte innerhalb eines Landes. Angeblich ist Ometepe auch die einzige Insel, die zwei Vulkane (Concepción und Maderas) besitzt…sie ist quasi eine Insel mit zwei Bergen. Eine Besonderheit ist zudem die unterschiedliche Art von Sandstränden…zum einen begegnet man schwarzem Sand aus Vulkangestein, zum anderen kann man den typischen Charakter karibischer Sandstrände genießen. Auf Ometepe leben rund 30.000 Menschen und es werden dort vornehmlich Kochbananen, Sesam, Wassermelonen und Tabak angebaut.

Am nächsten Morgen geht es für uns schon früh aufs Boot, dass teilweise einen durchaus diffusen Eindruck macht und uns mit sage und schreibe 17 kmh eine Stunde lang hin zur Insel schippert. Dort leihen wir uns dann ein Quad und erkunden die Gegend. Vorsichtshalber entscheiden wir uns gegen Motorroller (s. dazu Artikel „Das nennt man dann wohl Glück im Unglück #034“)…so kann ich dann während der Fahrt auch das ein oder andere Foto knipsen, auch wenn wir das nur mit äußerster Vorsicht tun, habe ich doch nicht vor auch mein Ersatzhandy zu schrotten. So cruisen wir über die Insel, machen Halt an dem Strand, wo sich schwarzer Sand aus Vulkangestein und weißer Sandstrand treffen, kühlen uns in einem natürlichen Pool, der durch Vulkangestein gefiltertes Wasser gespeist wird, ab und tauchen ein wenig in das Leben auf dieser Insel ein…immer in Sichtweite…mindestens einer der beiden Vulkane. Abends fahren (oder ich sage besser „tuckern“) wir mit dem Boot bei Sonnenuntergang zurück aufs Festland. Das war doch ein gelungener Tagesausflug!

Dann verlassen wir Nicaragua auch schon wieder…allerdings stellt sich auch das Ausreisen an der Grenze um einiges komplizierter dar als bei den Ländern zuvor. Eigentlich interessieren sich die Ausreiseländer weder für uns noch für Sprinti, weil wir das Land ja schließlich verlassen. Hier allerdings zahlen wir schon für das Betreten des Grenzgebäudes eine Gebühr, werden wiederum von einem Schalter zum nächsten geschickt, erhalten erneut nur eine Quittung über 6 US-Dollar, obwohl wir wieder 26 US-Dollar (in den meisten Ländern ist die Ausreise nicht mit Kosten verbunden) bezahlen müssen und man inspiziert tatsächlich ein weiteres Mal unseren Wagen (das ist uns bei einer Ausreise auch noch nicht passiert). Somit dauert allein das Verlassen Nicaraguas fast zwei Stunden und nicht wie sonst teilweise 10 Minuten. Aber nun ja, so ist das halt!

In allen drei Ländern (El Salvador, Honduras und Nicaragua) konnten wir während unserer Reise nur einen ersten Eindruck gewinnen, weil wir sie einfach viel zu kurz besucht haben. Wir sind uns sicher, dass sie noch so viel mehr zu bieten haben!

Auf uns wartet nun Costa Rica, wo wir uns ein wenig mehr Zeit lassen wollen!

Seid also gespannt!

Reiseberichte Guatemala

Guatemala Teil 1 (#047)

30. April 2023

– Was ein interessantes Land –

Von Belize aus erreichen wir das Land Guatemala. Guatemala ist mit etwa 16,9 Mio. Einwohnern der bevölkerungsreichste Staat in Zentralamerika. Es grenzt im Südosten an Honduras, im Süden an El Salvador, im Norden an Mexiko und im Osten an Belize. Das Land grenzt zudem auch an zwei Ozeane…im Osten an den Atlantischen Ozean (Golf von Honduras und Teil des Karibischen Meeres) und im Südwesten an den Pazifischen Ozean. Wir sind also gespannt!

Als erstes heißt es wieder „Grenze überqueren“…dieses Mal von Belize nach Guatemala (s. dazu auch unsere Route). Auch Michaela und Peter sind mit von der Partie. Starten wir also an der Belize-Grenze…dort in Gebäude Nr. 1 an Schalter Nr. 1, um die Gebühr für den gesamten Abmeldevorgang zu bezahlen, dann weiter zu Schalter Nr. 2, dort erhalten wir den Ausreise-Stempel in unseren Reisepass. Danach geht es ins Gebäude Nr. 2, wo wir Sprintis Ausreise dokumentieren lassen müssen. Das geht alles relaitv fix und damit ist die Ausreise aus Belize auch schon besiegelt…weiter geht’s!

Mit Unterlagen und Pässen gewappnet, fahren wir auf das Grenzgelände von Guatemala und noch bevor wir aussteigen können, „kleben“ junge „Männer“ (den Jüngsten schätze ich auf 12) an uns (man nennt sie hier „Pusher“) und wollen uns helfen reibungslos durch die Grenzkontrolle zu kommen. Das ist ja was für mich, wittere ich doch direkt wieder das Schlimmste! Allerdings muss ich auch gestehen, ist an dieser Grenze eine Hilfe gar nicht mal so schlecht…ist das ganze Prozedere doch so ein unkoordiniertes Hin- und Her, dass man da ansonsten absolut den Überblick verliert. Wir starten mit der Desinfizierung unseres Wagens…dieses Mal ist es kein Spalt im Boden aus dem nichts herauskommt (s. dazu Artikel „Belize #046“), sondern eine Art Waschanlage, die uns seitlich leicht „bedampft“, als wir durch sie hindurch fahren. In Gebäude Nr. 1 an Schalter Nr. 1 (dieses Mal nur eben halt einige hundert Meter weiter auf der guatemaltekischen Seite), erhalten wir unseren Einreisestempel im Reisepass und werden von unserem Pusher auf die andere Straßenseite geführt, wo in einer Holzhütte (ja, Ihr habt richtig gelesen…in einer „Holzhütte“! s. Foto) ein Kopierer steht und eine freundliche Dame den Einreisestempel im Pass für uns kopiert. Damit gehen wir wieder in das Gebäude Nr. 1 und stellen uns an Schalter Nr. 2 an, bei dem nach ca. 30 Minuten ein Grenzbeamter die Kopien unserer Dokumente entgegennimmt und mit uns rausgeht, um Sprintis Fahrzeugidentifikationsnummer zu prüfen. Was wir an Lebensmitteln etc. mit uns führen, interessiert hier übrigens niemanden. Dann betreut dieser besagte Grenzbeamte zwischenzeitlich noch andere Einreisende, ist dann plötzlich verschwunden und händigt uns zu guter Letzt doch noch den benötgten Zahlschein aus. Mit diesem laufen wir erneut rüber zur Kopier-Hütte, und bezahlen den Zahlschein bar bei der nette Dame, die daraufhin per ihrem privaten Online-Banking (ja genau, „ihrem privaten Online-Banking“) gegen eine kleine Gebühr die Rechnung begleicht. Nach vollendeter Zahlung führt uns unser Pusher (während des ganzen Prozesses kleben diverse Pusher noch immer an uns) zurück ins Gebäude, wo wir dann an Schalter Nr. 2 unser Dokument für Sprintis-Einreise erhalten. Nachdem der Pusher von uns einen kleinen Obolus für seine Dienste erhält, soll es das dann eigentlich auch gewesen sein. Doch nach Überqueren der Grenzbrücke stoppt uns eine doch recht energische Gemeindemitarbeiterin, um eine kleine Gebühr für das Überqueren der Brücke einzuziehen. Dann haben wir es aber wirklich geschafft! Reicht aber auch! Allerdings haben wir uns sagen lassen, dass uns da noch ganz andere Grenzübergänge erwarten werden. Juhuu, sag ich da nur!

Dann ist es für uns an der Zeit Guatemala zu entdecken…wir hatten zuvor von katastrophalen Straßenverhältnissen gehört und kurz nach der Grenze schwant uns auch schon Böses, als wir eine ganze Zeit auf einer huckeligen, sandigen und ungeteerten Straße unterwegs sind. Doch das ändert sich dann schnell und rückblickend muss ich sagen, dass wir in Guatemala oft auf neu geteerten Straßen (da hatten wir wohl Glück) unterwegs waren. Daher können wir uns, was die Straßenverhältnisse (zumindest auf den Straßen, auf denen wir unterwegs waren) in Guatemala absolut nicht beschweren. Eine Gemeinsamkeit mit Mexiko stellen wir allerdings schnell fest…auch hier wird wieder allerhand transportiert…egal auf welchem Wege. Ganz hoch im Kurs ist erneut das Transportieren von Menschen auf Ladeflächen und mit mindestens drei Personen (ohne Helm wohlgemerkt) auf Motorrädern. Auch ganze Familien auf einem Roller haben wir entdeckt, bei dem die Mutter ihren Säugling auf dem Arm seelenruhig stillt…wir müssen gestehen, hier läuft alles etwas anders ab als zu Hause. Ach ja, auch hier gibt es übrigens „Topes“ (Bodenschwellen), die sich hier „Tumulos“ nennen, zum Glück nicht so häufig vorkommen wie in Mexiko und meist auch beschildert sind. Mögen tun wir sie trotzdem nicht 🙂 ! Die Autos, die hier unterwegs sind, scheinen generell ein wenig neuer zu sein als zuletzt, wenn auch gleich noch unendlich viele alte amerikanische Schulbusse unterwegs sind, die gemeinsam mit den alten LKWs um die Wette schwarze Rauchwolken ausstoßen…hinter denen herzufahren ist auch geruchsmäßig gar nicht mal sooo schön. Deutsche Autos spielen hier übrigens absolut keine Rolle mehr, denn die sucht man hier auf den guatemaltekischen Straßen vergeblich. Was Peter und ich allerdings absolut abfeiern ist, dass es an den Tankstellen Super-Benzin mit 95 Oktan und teilweise sogar Super Plus mit 98 Oktan gibt! Yippieh, Sprinti freut sich! Allerdings wird hier wieder in Gallonen abgerechnet, aber dafür bleiben wir zumindest bei der Geschwindigkeit und bei der Entfernung bei kmh.

Nach der Aufregung des Grenzübergangs und der ersten Fahretappe knurrt unser Magen und so halten wir am Straßenrand an einem kleinen „Draußenrestaurant“ und werden dort von einer guatemaltekischen Familie mit traditionellem (und sehr leckerem) Essen bekocht. Und ein Kaltgetränk tut ebenfalls gut, ist es doch um die 35 Grad.

Dann erreichen wir auch schon unser nächstes Ziel…Tikal! Tikal ist eine antike Stadt der Maya in den Regenwäldern im nördlichen Guatemala mit bemerkenswerten Stufentempeln (das ist voraussichtlich auch eine der letzten archäologischen Stätten der Maya, mit der wir Euch behelligen werden). Sie war eine der bedeutendsten Städte der klassischen Maya-Periode (3. bis 9. Jahrhundert) und ist heute eine der am besten erforschten Maya-Stätte, denn ihre ersten Siedlungsspuren reichen bereits ins frühe 1. Jahrtausend v. Chr. zurück.

Der Weg dorthin führt uns durch den Regenwald und schon die Straßenschilder verraten, wer hier u.a. zu Hause ist…

Am nächsten Morgen werden wir vom „lieblichen“ Geräusch der Brüllaffen geweckt und das ist in diesem Fall auch gut so, denn wir wollen früh in den Park, um die Maya-Stätte zu besichtigen, bevor es dort zu heiß wird. So sind wir bereits um 6 Uhr als einige der ersten Besucher unterwegs. Über uns hängen die Affen in den Bäumen, die Nasenbären kreuzen unseren Weg und die Geräusche der weiteren Tiere, ob auf dem Boden, in den Bäumen oder in der Luft, lassen kein Zweifel daran, wo wir uns gerade befinden…im Urwald!

Tikal erstreckt sich über ein Gebiet von etwa 65 Quadratkilometern, wovon der zentrale Bereich rund 16 Quadratkilometer einnimmt und über 3.000 Bauten aufweist. Schätzungsweise an die 10.000 Gebäude, insbesondere in den Außenbereichen, sind bisher noch immer nicht ausgegraben und erforscht worden. Man schätzt, dass die Einwohnerzahl des Stadtzentrums auf dem Höhepunkt der Macht in der klassischen Periode (8. Jahrhundert) mindestens 50.000 Menschen betrug und das unmittelbare Umfeld der Metropole sogar eine Einwohnerzahl von bis zu 200.000 erreicht haben soll. Seit 2018 gehen Forscher allerdings davon aus, dass die Umgebung von Tikal mindestens eine Million Menschen zählte. Die beiden den Großen Platz flankierenden Tempel I und II gehören mit ihren Höhen von 47 m und 40 m zu den höchsten Stufentempeln Mittelamerikas. Zum Heiligtum des Tempels I (auch bekannt als Tempel von Ah Cacao oder Tempel des Großen Jaguars) in etwa 35 m Höhe führen genau 100 Stufen empor. Auch wir stapfen da hoch und glaubt mir, sogar am frühen Morgen ist das bei der Luftfeuchtigkeit dennoch schweißtreibend! Aber die Stätte ist es definitiv wert, so sind diese riesigen Tempel, die selbst die Bäume überragen, doch äußerst imposant…auch wenn sich die Sonne an diesem Morgen nicht heraus traut…was temperaturtechnisch vielleicht auch gar nicht mal sooo schlimm ist. Wir können tatsächlich kaum erahnen, wie viel dieser gesamten Stätte unter unseren Füßen noch im Verborgenen liegt.

Dann geht es weiter Richtung Flores, wo wir einen kleinen Zwischenstopp einlegen und in unsagbarer Hitze die kleine dazugehörige Insel im „Lago Petén Itzá“ zu Fuß erkunden. Sie ist über eine Straße mit der eigentlichen Stadt verbunden und so können wir einfach rüberlaufen. Aufgrund der Temperaturen landen wir allerdings recht schnell auf einer Dachterrasse eines Restaurants und freuen uns über jedes kleine Lüftchen, was weht.

Abends übernachten wir auf einem Campingplatz mitten in der Idylle…umringt von Ziegen, Pferden und….Brüllaffen! Hier mal ein kleiner Eindruck…pssssst, jetzt gut die Ohren spitzen!

Am nächsten Morgen ist es dann leider endgültig Zeit sich von Michaela und Peter zu verabschieden, da sich unsere Reiserouten in unterschiedliche Richtungen entwickeln werden.

Für uns heißt es nun recht fix weiter…so ist zumindest der Plan, aber dann kommt uns ein wenig der guatemaltekische Alltag dazwischen. So geraten wir in einen Autokorso einer Demo (im Juni finden hier die Präsidentschaftswahlen statt) und hängen außerdem eine ganze Zeit an einer Baustelle fest, bei der unter anderem die Straßenmarkierung neu gemacht wird…auch das geschieht hier auf eine ganz spezielle Art. Am späten Nachmittag landen wir letztendlich auf einem Stellplatz am Marine-Hafen von „Rio Dulce“ inmitten von Motor- und Segelbooten. Andere Camper sind hingegen nicht zu finden und so nutzen wir erstmal den Pool vor Ort für ein wenig Abkühlung.

Hier aber erstmal ein Eindruck von unserem heutigen Fahrtag…

Abends gewittert es draußen ordentlich und wir sitzen „gemütlich“ bei immer noch 29 Grad und einer Luftfeuchtigkeit, die einem die Schweißperlen auf die Stirn treibt, in unserem trauten Heim und lassen unseren ersten Eindruck von Guatemala einmal Revue passieren. Uns gefällt dieses Land irgendwie. Die Menschen sind freundlich und hilfsbereit. Uns fällt auf, dass die Einwohner auch in diesem Land wieder anders aussehen als im Land zuvor und es ist schon erstaunlich, wie sehr hier eine einfache Landesgrenze den Unterschied macht. Vor allem aber fällt uns auf, die Menschen sind wesentlich kleiner als in den bisher von uns bereisten Ländern. Da sind die Größenunterschiede, gerade zwischen Peter und den Einheimischen, teilweise schon enorm…wie man unschwer am Titelbild dieses Artikels erkennen kann 🙂 .

Guatemala hatte 2020 etwa 16,9 Millionen Einwohner. Das jährliche Bevölkerungswachstum lag bei 1,5 %, wozu ein Geburtenüberschuss (Geburtenziffer: 23,9 pro 1000 Einwohner vs. Sterbeziffer: 4,7 pro 1000 Einwohner) beitrug. Die Anzahl der Geburten pro Frau lag 2020 statistisch bei 2,8, die der Region Lateinamerika und der Karibik betrug lediglich nur 2,0…gefühlt ist hier aber auch jede zweite Frau in anderen Umständen. Die Lebenserwartung der Einwohner Guatemalas ab der Geburt lag 2020 bei 74,4 Jahren (Frauen: 77,4, Männer: 71,6). Guatemala ist allerdings tatsächlich ein Auswanderungsland und viele Menschen haben das Land in den letzten Jahren verlassen (Emigrantenquote von ca. 5 %). Guatemala selbst erhält nur wenige Einwanderer und gehört zu den Ländern mit einem der niedrigsten Ausländeranteile weltweit. Daher bietet sich uns ein recht homogenes Bild, was die Bevölkerung anbelangt. Eins haben sie aber wieder alle gemeinsam…ein großes Lächeln!

Am nächsten Tag geht es für uns dann weiter Richtung Westen…vorbei an der Hauptstadt Guatemala-City bis hin nach Antigua.

Und was wir da so erleben, erfahrt Ihr dann in der nächsten Woche…

Bis dahin, macht’s gut!

Reiseberichte Belize

Belize (#046)

23. April 2023

– Haie, Seepferdchen und ein Stückchen Paradies –

Nach einer tollen Zeit in Mexiko heißt es für uns jetzt: „Auf in das nächste Land…auf nach Belize!“

Belize ist ein Staat in Zentralamerika, der 1981 aus der Kolonie Britisch-Honduras entstand, wodurch Belize auch der einzige zentralamerikanische Staat ist, in dem tatsächlich Englisch gesprochen wird…auch mal wieder schön! Als Belize 1981 seine Unabhängigkeit erhielt, wurde es Mitglied des Commonwealth of Nations, dennoch gilt hier das Rechtsfahrgebot…auch das gefällt uns! Belize liegt zudem im Südosten der Halbinsel Yucatán und befindet sich preislich gesehen in einer wesentlich höheren Kategorie als Mexiko. Es grenzt im Norden an eben dieses Land, im Westen an Guatemala und im Osten an das Karibische Meer. Als einziges Land Zentralamerikas hat es allerdings keinen Zugang zum Pazifik. Das Land von der Größe von Mecklenburg-Vorpommern ist nach El Salvador der zweitkleinste Staat des amerikanischen Kontinents und besitzt gerade mal rund 400.000 Einwohner.

Die größte Bevölkerungsgruppe mit knapp 53 % bilden die „Mestizen“, die europäische und indigene Vorfahren haben und aus den umliegenden Ländern eingewandert sind. Die sogenannten „Kreolen“ in Belize sind mehr oder minder dunkelhäutig und haben Afrikaner und Weiße als Vorfahren, die von den Kleinen Antillen als Sklaven nach Belize kamen oder als Saisonarbeiter einwanderten. Sie stellen einen Bevölkerungsanteil von rund 26 % dar.

Die „Maya“ bilden etwa 11 % der Bevölkerung und stammen ursprünglich nicht aus Belize, sondern sind aus Mexiko und Guatemala eingewandert.

Eine Besonderheit in der Bevölkerungsvielfalt stellen die „Garifuna“ oder „schwarzen Kariben“ dar, eine auf St. Vincent entstandene Kultur aus gestrandeten westafrikanischen Sklaven, die sich damals mit „Kariben“ und „Arawak“ vermischt haben. Später wurden sie von den britischen Kolonialherren, auf die zu dieser Zeit zu Jamaika gehörenden Bay Islands vor Honduras, zwangsumgesiedelt und verbreiteten sich von dort aus an der Ostküste Mittelamerikas. Sie stellen etwa 6 % der Bevölkerung.

Eine weitere Volksgruppe mit etwa 4 % bilden tatsächlich deutschstämmige „Mennoniten“. Die meisten sind „Russlandmennoniten“, die 1958 aus Mexiko einwanderten. Diese sprechen Plautdietsch, eine niederpreußische Varietät des Ostniederdeutschen.  Eine kleinere Untergruppe, die ursprünglich aus den USA stammte, wanderte Ende der 1960er Jahre ein und spricht hingegen Pennsylvania-Deutsch. 2010 gab es um die 11.600 Mennoniten in Belize.

Der Rest der Bevölkerung sind eingewanderte Araber (meist Libanesen), aber auch Palästinenser und Syrer, die alle überwiegend Christen sind, sowie Chinesen und Inder. Daneben gibt es auch Weiße, die meist aus englischsprachigen Ländern eingewandert sind.

Für uns heißt es also als erstes, wir müssen die Grenze von Mexiko nach Belize überqueren. Das bedeutet an einem kleinen Hüttchen unsere Reisepässe vorzuzeigen, um ausgetragen zu werden. Dann ins nächste Gebäude, um Sprinti abzumelden, denn der hätte ja sogar 10 Jahre in Mexiko bleiben dürfen. Als das erledigt ist, sind wir quasi aus Mexiko ausgereist und müssen nun nach Belize einreisen. Dazu gehört, dass wir ein paar hundert Meter weiter mit Sprinti über einen Spalt in der Straße fahren müssen, damit der Unterboden des Autos desinfiziert werden kann…dafür wird dann natürlich auch eine Gebühr fällig. Der Witz an der Sache ist allerdings, dass aus dem Spalt nichts, aber auch absolut gar nichts herauskommt…also nix Desinfektion! Auf eine Diskussion lassen wir uns aber lieber nicht ein, sondern zahlen die Gebühr und weiter gehts zur „Immigration“ (Einwanderungsbehörde). Danach dann zu Sprintis Anmeldung, dann zur Stelle für die Straßengebühr, danach zur Einfuhrkontrolle, bei der zum Glück nicht wirklich etwas kontrolliert wird und dann weiter zur Versicherungsstelle, die sich einige Meter hinter der Grenze befindet. KFZ-Versicherungen sind in Belize nämlich Pflicht, was wir durchaus befürworten, weil man so bei einem Unfall wenigstens weiß, dass auch die Gegenseite eine Versicherung besitzt. Das war in den bisherigen Ländern nämlich oft nicht der Fall. Nach ca. 1,5 Stunden haben wir dann alles erledigt und sind bereit das nächste Land zu entdecken!

Gemeinsam mit Michaela und Peter (exploring509) machen wir uns auf den Weg Richtung Belize-Stadt. Schon bei der Fahrt über Land stellen wir fest, dass Belize ein wenig anders ist als Mexiko. Die Landschaft wirkt grüner und tropischer, das Leben scheint weniger auf oder an den Straßen stattzufinden, wir sehen keine für Mexiko typischen Straßenstände, an denen Speisen zubereitet werden. Wesentlich seltener finden sich auch Obst- und Gemüsestände am Straßenrand. Alles wirkt ein wenig verschlafener, aber auch wesentlich sauberer.

Belize-Stadt ist zwar die größte Stadt des Landes mit den meisten Einwohnern (ca. 61.400), ist aber dennoch nicht dessen Hauptstadt…denn das ist tatsächlich Belmopan mit lediglich ca. 13.300 Einwohnern. Als wir Belize-City erreichen, schlendern wir gemeinsam mit Michaela und Peter durch die Straßen, um sich in diesem Land erst einmal zu akklimatisieren und die neuen Eindrücke zu verabeiten (auch hier scheint man übrigens bunte Wandbilder zu mögen). Apropos „akklimatisieren“…es ist heiß…unwahrscheinlich heiß (> 35 Grad) und in der Sonne ist es nicht auszuhalten. So ist jedes kühle Getränk, jeder Luftzug und jeder klimatisierte Raum herzlich willkommen. Unsere Fahrzeuge parken wir direkt am Pier, wo man auch kostenlos übernachten kann…sehr praktisch.

Am nächsten Morgen sind wir schon früh auf den Beinen, denn es soll für uns mit der Fähre für ein paar Tage rüber auf die Insel Caye Caulker gehen. Über Nacht hat der Wind ordentlich zugenommen, so dass die Gischt bis an unsere Fahrzeuge gespritzt ist und diese morgens in einer ordentlichen Pfütze stehen. Aber es ist immer noch heiß, so dass Peter morgens direkt Fenster und Türen aufreißt und es dadurch ordentlich durch Sprinti weht…leider zu ordentlich, denn prompt fliegt mir eine meiner Kontaktlinsen beim Einsetzen vom Finger und es beginnt eine 45-minütige verzweifelte Suche, bei der wir alles in Sprinti auseinandernehmen. Oder ist sie vielleicht doch draußen in die Pfütze geweht? Auch da schauen wir nach…nichts! Da ich harte Kontaktlinsen trage, kann ich diese auch nicht einfach austauschen und habe somit eben nur dieses Paar dabei. Da wir in den nächsten Tagen unbedingt tauchen gehen möchten, ist das halb blind natürlich suboptimal! Ja, der Tag fängt ja schon mal super an! Als wir die Suche aufgeben und die Situation dann halt so hinnehmen wollen, entdeckt Peter plötzlich etwas Glänzendes am Boden…und tadaaa…da ist sie…meine Kontaktlinse! Durchgeschwitzt, aufgewühlt und mit ordentlich Zeitverlust, fällt uns ein riesen Stein vom Herzen und wir schaffen es noch rechtzeitig Sprinti am entsprechenden Parkplatz, wo er die nächsten Tage bewacht stehen kann, abzustellen und die Fähre, besser gesagt das Boot, zu erreichen.

Unser Kapitän ist motiviert bis in die Haarspitzen, kann ich Euch sagen! So „ballern“ (besser kann man es einfach nicht ausdrücken) wir mit einem Affenzahn über die Wellen, so dass wir mit so einer Wucht auf das steinharte Wasser aufknallen, dass man sich eher vorkommt wie in einem Fahrgeschäft auf der Kirmes. Wenn das so weitergeht, befürchte ich, dass der ein oder andere Insasse sein Frühstück nicht bei sich behalten wird. Ja, das kann ja was geben! Das Video gibt die Intensität nur bedingt wieder, aber hier mal ein kleiner Eindruck…

Ein paar Minuten später hat es dann ein jähes Ende mit unserer „gemütlichen“ Bootstour…der Motor streikt und wir bleiben tatsächlich auf offenem Meer liegen…ich glaube, das ist echt unser Tag heute! Und nun?

Glücklicherweise kommt nach einiger Zeit ein Ersatzboot und es heißt…“Umsteigen“ und zwar alles…Passagiere, Gepäck und sämtliches an Fracht, was das Boot für die Insel dabei hat. Ich sehe mich schon samt Rucksack im Meer schwimmen! Aber die Crew hat es dann doch ganz gut im Griff und so wird das eine Boot an das andere gebunden und alle steigen mit Sack und Pack rüber aufs Ersatzboot…und das trotz ordentlichen Wellengangs. Und wie wir so im neuen Boot sitzen und aus dem Fenster schauen, schwimmen doch tatsächlich Delfine an uns vorbei…ja kitschiger geht es ja schon fast nicht mehr!

Der Rest der Fahrt verläuft dann glücklicherweise ohne weitere Zwischenfälle ab, so dass wir heil und unversehrt auf Caye Caulker ankommen. Wir sind direkt „geflasht“ von dem Vibe der Insel…das Licht, die Farben, das türkisfarbene Meer, der blaue Himmel, der weiße Sand und die riesigen Palmen lassen bei uns direkt Urlaubsfeeling aufkommen! Das ist tatsächlich Karibik pur! Auf Caye Caulker sind Autos verboten, daher wird der Weg entweder zu Fuß zurückgelegt, sich aufs Fahrrad geschwungen oder es wird mit Golf Carts über die Insel geheizt, die letztendlich nur 8 km lang und 2 km breit ist und neben vielen Urlaubern rund 1300 Einwohner beheimatet. Seit 1961 besteht die früher vereinte Insel aus zwei Inseln. Damals hinterließ Hurrikan „Hattie“ einen Graben und teilte die Insel in einen Nord- und einen Südteil. Wir befinden uns auf der südlichen Hauptinsel und genießen erstmal das Feeling vor Ort, heißt doch das Motto der Insel: „Go slow!“ Schnell merken wir, dass hier tatsächlich alles langsamer abläuft und man Touristen, die neu auf der Insel ankommen, direkt an ihrer noch hektischen und gestressten Art erkennt. Alles klar, dann probieren wir das mal mit dem „Go slow“ und bestellen uns erstmal einen Cocktail mit Blick auf das wunderschöne türkisfarbene Meer. So gefällt uns das!

Am nächsten Tag geht es für uns raus aufs Meer…wir wollen schnorcheln! Gemeinsam mit unseren Schnorchel-Guides Omar und seinem Bruder „Big-Vic“ sowie drei weiteren Touristen (zufällig auch Deutsche), geht es also bereits morgens los. Alles läuft ein wenig chaotisch und unkoordiniert ab auf diesem Trip…so sprechen wir hier von einem Boot, was quasi nicht größer ist als eine Nussschale, ohne Sonnenschutz wohlgemerkt (es gibt zwar einen, aber der wird trotz Nachfrage nicht aufgespannt)…und das bei 5 Stunden praller Sonne auf offenem Meer. Unsere Haut ist begeistert! Außerdem ist es ziemlich windig und Omar, der einen recht konfusen Eindruck macht, peitscht unsere Nussschale über die Wellen. Moment mal, ist Omar vielleicht mit unserem Kapitän vom Vortag verwandt? Hinten landet so viel Wasser im Boot, dass Big-Vic mit dem Schippen gar nicht hinterherkommt. Dieser Tag fällt also mal wieder unter die Kategorie „Abenteuer“!