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El Fuerte

Reiseberichte Mexiko

Das nennt man dann wohl Glück im Unglück (#034)

29. Januar 2023

– Kupfercanyon, Chihuahua –

Wie schon im letzten Artikel erwähnt, ist der Ort El Fuerte auch Ausgangspunkt für eine ganz besondere Tour, die wir nun vorhaben. Unser Plan ist es mit dem Zug „El Chepe“ weiter ins Landesinnere zu fahren, genauer gesagt in den Staat Chihuahua, denn dort liegt der „Barranca del Cobre“ (die „Kupferschlucht“ oder auf Englisch auch „Copper Canyon“). Ein Canyon, der etwa 25.000 km² Fläche, 1800 m Tiefe und 50 km Länge bemisst, ist eines der größten Schluchtsysteme Nordamerikas und damit sage und schreibe viermal so groß wie der bekannte Grand Canyon in den USA…und der war ja schon ordentlich! Zudem ist er Teil des traditionellen Lebensraums des indigenen Volks der Tarahumara, die für ihre Fähigkeiten berühmt sind, Langstreckenläufe durch Wüsten, Schluchten und Berge zu unternehmen. Die Tarahumara, die Apachen und ca. 90 andere Stämme lebten einst in der Region des heutigen Staates Chihuahua. Doch als die spanischen Eroberer in Batopilas Silberminen entdeckten, wurden die Tarahumara zur Arbeit in den Minen gezwungen und flüchteten daraufhin in die versteckten Täler der Barrancas. Daraufhin ereigneten sich die schlimmsten Kämpfe und blutigsten Aufstände der mexikanischen Geschichte auf ihrem Land. Ab 1607 versuchten die Jesuiten und Franziskaner, die Tarahumara zu bekehren. Einer der ersten Jesuiten dort versuchte, sie mit Gewalt zu missionieren, worauf sie sich bewaffnet zur Wehr setzten. Man sagt von ihnen, dass sie wahrscheinlich die einzige Gruppe von Indigenas sind, die nie unterworfen wurde. Durch ihre isolierte Lebensweise konnten die Tarahumara ihre Traditionen erhalten, so wohnen viele noch immer in Höhlen und bauen Mais und Bohnen an.

Diesen besagten Kupfercanyon wollen wir uns nun mal genauer anschauen und der Grund, dass wir überhaupt nach El Fuerte gekommen sind, war nicht etwa El Zorro (s. dazu auch Artikel „Wir erreichen das mexikanische Festland #033“), sondern, dass dort ein ganz besonderer Zug vorbeikommt, der uns zum Canyon bringt. Dieser Zug nennt sich „Ferrocarril Chihuahua al Pacifico“ (kurz genannt „El Chepe“). Die Zugstrecke ist eingleisig, nicht elektrifiziert und gilt als eine der spektakulärsten weltweit. Sie wurde zwischen 1861 und 1961 für den Güterverkehr gebaut, um Mais, Getreide und Kupfer zu den Häfen zu transportieren. 1940 wurde dann der Reiseverkehr aufgenommen und somit stellt El Chepe heute den einzig regulären Reisezug in ganz Mexiko dar. Es gibt zwei Arten des El Chepe-Zuges…einmal den rustikaleren „El Chepe Regional“ und den luxuriöseren „El Chepe Express“, die jeweils nur dreimal die Woche fahren. Hier Tickets zu bekommen war also gar nicht so einfach, erst Recht, da der Verkauf nur in wenigen Orten stattfindet und der Online-Vertrieb nicht wirklich gut funktioniert. Nach stundenlangem Email-Verkehr mit der Ticket-Firma, haben wir dann aber endlich Glück. Wir werden die Strecke also von El Fuerte nach Creel befahren, wo wir vier Tage bleiben werden. Dabei nehmen wir auf dem Hinweg den Regional-Zug und auf dem Rückweg den Express. Sprinti wartet also am Campingplatz und für uns bedeutet das nach langer Zeit mal wieder vier Übernachtungen in einem Hotel… und dies heißt zudem: Wir müssen Tasche packen…weil wir dieses Mal unser rollendes Zuhause nicht dabei haben werden. 

Am nächsten Morgen ist also frühes Aufstehen angesagt, da El Chepe bereits um 8 Uhr in El Fuerte einlaufen soll. Maria, die Besitzerin unseres Campingplatzes, ist so lieb und bringt uns bereits um 7.15h zum Bahnhof. Da das mit Pünktlichkeit in Mexiko so eine Sache ist (hier kann es auch durchaus sein, dass der Zug einfach vor der geplanten Uhrzeit weiterfährt), wollen wir bloß nicht zu spät sein. Und so stehen wir mit Sack und Pack bei Temperaturen um den Gefrierpunkt (und dabei wird es hier tagsüber um die 25 Grad) morgens am Bahnhof…aber wir sind nicht allein, die große Gruppe Kanadier und US-Amerikaner von unserem Campingplatz ist ebenfalls mit an Bord. Mit ihnen hatten wir bereits in den letzten Tagen Kontakt geknüpft. Dann rollt er ein der El Chepe und das sogar pünktlicher als gedacht. Wir haben feste Sitzplatzreservierungen in Wagen Nummer 1 und teilen unsere Wagon mit nur rund sechs anderen Gästen. So können wir uns nach rund 15 Minuten umsetzen, da unser reservierter Platz zur einen Hälfte zwischen zwei Fenstern liegt und zur anderen Hälfte eine milchig beschlagene Scheibe hat…was definitiv nicht optimal ist, wenn man sich auf einer der schönsten Bahnstrecken der Welt befindet. Aber mit dem neuen Platz ist es besser. Mit uns im Wagon befinden sich ebenfalls ein Schaffner, ein Bauarbeiter für Schienen & Co und ein Sicherheitsmann, der mit einer Pistole und einem Sturmgewehr ausgestattet ist. Letzteres legt er übrigens auch gerne unbeobachtet oben auf die Ablage wenn er mal das Abteil verlässt (während der Umhägegurt fröhlich herunterbaumelt)…ja Prost Mahlzeit! 

So vergehen die nächsten Stunden, in denen wir einen Höhenunterschied von rund 2400 m bewältigen (also zum Glück nicht wir, sondern El Chepe!) sowie 37 Brücken und 87 Tunnel passieren. Um gute Fotos zu erhaschen, halten sich viele Passagiere auch immer wieder an den Ausgängen zwischen den Abteilen auf, da dort die oberen 60% der Tür einfach aufgeklappt sind (quasi wie bei einem Pferdestall) und somit eine freie Sicht nach draußen gewährleistet ist. Man muss zwar aufpassen, wenn man an Bäumen, Sträuchern etc. vorbeifährt, damit man keine unliebsamen Bekanntschaften macht und der untere Teil der Tür ist übrigens nur mit einem einfachen Schieberegler verschlossen, aber glücklicherweise öffnet sich die Tür Richtung Wageninneres…viva México! So treffen wir auch immer wieder unsere amerikanischen Camperfreunde, die sich in Wagen 2 aufhalten. Wir fahren durch tolle bergige Landschaften, die definitiv jedes Foto wert sind…

Nach ca. 6 Stunden erreichen wir den Ort Divisadero, an dem man einen ersten Blick in den Canyon erhaschen kann. Damit die Passagiere dort ca. 200 m zum Abgrund laufen und diese riesige Schlucht bewundern können, hält der Zug dort ganze 10 Minuten. Während Peter im Wagen wartet und auf unsere Taschen aufpasst, renne ich mit dem Handy bewaffnet raus. Ich quetsche mich durch die Menschenmassen am Bahnsteig…viele Leute steigen aus und ein und andere möchten, wie ich, zum Canyon. Dazu laufen Straßenhunde neben und unter dem Zug her, viele Essensstände sind aufgebaut, an denen die Menschen für Tacos oder Tamales Schlange stehen. Auch Tarahumaras verkaufen dort ihre Kleinhandwerkskunst. Ich schlängel mich also durch die Massen, renne eine unebene alte Steintreppe hinunter, überquere eine Straße und erreiche dann den wunderschönen Canyon. Nach einigen wenigen Fotos renne ich dann lieber wieder zurück Richtung Zug, als Peter mich auch noch anruft, wo ich denn bleiben würde…es ist einfach immer noch alles proppevoll. Proppevoll ist nun übrigens auch unser Abteil, so dass Peter zwischzeitlich samt Gepäck wieder zu unseren Ursprungsplätzen zurück wandern musste. Ziemlich abgehetzt kehre ich zu ihm zurück. Nur kurze Zeit später ertönt das laute Signalgeräusch von El Chepe und dann setzt er sich auch schon wieder in Bewegung. 

Nach rund 8,5 Stunden Zugfahrt und über 300 Kilometern erreichen wir unser Ziel…das Städtchen Creel, was ebenfalls als Pueblo Mágico (magischer Ort) geführt wird. Creel liegt auf einer Höhe von ca. 2330 m und besitzt etwa 5.000 Einwohner. Als wir aus dem Zug aussteigen, fühlt es sich direkt an als wäre man in einem Ort in den Alpen…mit mexikanischem Touch natürlich. Es herrschen Temperaturen knapp über 0 Grad und jeder ist in eine dicke Jacke, Mütze und Handschuhe gehüllt…zum Glück haben wir das auch alles dabei. Unser Hotel ist fußläufig zu erreichen und so führt unser Weg uns über eine relativ kleine Hauptstraße mit vielen bunten Häusern. Auf den Straßen tummeln sich dutzende Straßenhunde, die alle sehr freundlich und nicht aufdringlich sind. Bisher sind wir in Mexiko schon sehr vielen Straßenhunden begegnet…egal ob in den Städten, an vielbefahrenden Straßen oder am Strand…die gehören hier einfach dazu. Es handelt sich oftmals um wirklich sehr schöne und liebe Tiere, die zum Teil gut, manchmal auch weniger gut genährt aussehen. In einigen Gegenden gibt es spezielle Hilfsorganisationen, die sich um die Gesundheit und die Kastration der Hunde kümmern, um alles in gesunde Bahnen zu führen. Wir erfahren, dass es hier in Creel und Umgebung gar keinen Tierarzt gibt, was sich auch im Stadtbild wiederspiegelt. Wir kennen viele Reisende, die im Laufe ihrer Tour plötzlich einen Reisebegleiter haben…weil dann doch das Herz weich wird, beim Anblick dieser schönen und evtl. hilfsbedürftigen Tiere. Peter hat mich vor der Reise immer damit geneckt: „Wie wäre es mit einem Chihuahua aus Chihuahua?“ Jetzt sind wir zwar in Chihuahua…aber da wäre mir ein Neufundländer aus Neufundland oder ein Labrador aus Labrador lieber gewesen…schließlich sind wir in Kanada an beiden Zielen fast vorbeigekommen. 

Dann erreichen wir unser Hotel, checken ein, erkunden ein wenig den Ort und gehen etwas essen. Glücklicherweise hat unser Hotelzimmer eine Klimaanlage, die auch heizen kann, denn hier besitzen die meisten Häuser einfach keine Heizung. So erreichen wir nach einigen Stunden eine einigermaßen angenehme Temperatur im Zimmer, bei der es sich gut schlafen lässt, während draußen Temperaturen unter dem Gefrierpunkt herrschen. 

Am nächsten Morgen machen wir uns mit unserem Guide Ana auf eine Quad-Tour (wir waren zuvor noch nie mit einem gefahren) und erkunden die Gegend um Creel. So fahren wir durch die Heimat vieler Tarahumaras und kommen dabei in das „Valley of Mushrooms“ und in das „Valle de las Ranas“, die gemäß ihres Namens Felsformationen vorweisen, die an einen Pilz oder einen Frosch erinnern. Diese Felsformationen sind vor langer Zeit durch Lavaströme entstanden. Einen weiteren Stopp legen wir an der San Ignacio Mission ein, die im 18. Jahrhundert von Jesuiten erbaut und von den spanischen Eroberern übernommen worden ist. Dann führt uns Ana auch zum See Arareco, der viele Jahre auch der Versorgung Creels diente. Weiter geht’s zum „Valle de la Montura“. Dort entdecken wir ebenfalls Felsformationen, aber eine beeindruckender als die andere. Ihren Namen haben sie erhalten, weil sie an betende Mönche erinnern. Wie uns Ana verrät, erinnert die Einheimischen die Form eher an etwas anderes, auf das ich hier allerdings nicht näher eingehen möchte :). Wir erklimmen den Berg und genießen die tolle Aussicht umgeben von gewaltigen Felsen. Da es an diesem Tag, trotz strahlendem Sonnenschein, so extrem windig ist, können wir (wie auf den Fotos unschwer zu erkennen ist) unsere „Skibrillen“ nur selten abnehmen. Der Wind pfeift und der Staub wirbelt umher, so dass ich mich auf dem Quad so manches Mal hinter Peter verstecke…wie praktisch, dass er so groß ist! Ansonsten ist es auf jeden Fall ratsam den Mund geschlossen zu halten. Ich versuche somit unter erschwerten Bedingungen und jede Menge Geruckel möglichst gute Fotos für Euch zu schießen, während Peter uns sicher durch die Gegend kutschiert. Nach einigen Stunden kehren wir nach Creel zurück, gehen etwas Leckeres essen und lassen den Tag im warmen Hotelzimmer ausklingen, schließlich ist für den nächsten Tag eine Tour mit dem Motorroller in den Canyon geplant. 

Aber zu früh gefreut…über Nacht hat es doch tatsächlich geschneit…und das in einer Gegend, die eigentlich keinen Schnee kennt, da Niederschläge hier nur in der Regenzeit im Mai/Juni vorkommen. Also werden die Straßen hier weder geräumt noch gestreut und so sind Straßen und Bürgersteige die reinste Rutschpartie. Also heute besser keine Tour mit dem Motorroller! Wir erhalten den Tipp, dass wir unser Ziel vielleicht auch mit dem Bus erreichen könnten, also ab zum Busbahnhof. Dort erfahren wir dann, dass aufgrund der Glätte die Straße für den Bus nicht befahrbar ist. Ein Taxifahrer zeigt uns ein Bild von einem querstehenden LKW, der ins Schlittern geraten ist und nun die gesamte Straße versperrt. Wir haben also keine Chance…dann soll es wohl nicht sein! Vielleicht sieht es morgen ja schon wieder anders aus! 

Und es sieht anders aus…nach einer Nacht mit Temperaturen von -4 Grad, ist am nächsten Vormittag der Schnee und das Eis dennoch so gut wie weggetaut und so mieten wir uns bei strahlendem Sonnenschein zwei Motorroller, um in den Canyon zu fahren. Dieses Mal sind wir ohne Guide unterwegs…nur Peter und ich…und die zwei Motorroller. Ich muss gestehen, ein wenig nervös bin ich schon. Ich besitze zwar einen Motorradführerschein, aber gefahren bin ich das letzte Mal vor über 20 Jahren und auf einem Motorroller habe ich tatsächlich noch nie gesessen. Aber das wird schon „schiefgehen“! Da man in Mexiko nur in großen Städten einen Motorradhelm haben muss und die Mexikaner ansonsten beim Fahren einfach nichts auf dem Kopf tragen, erhalten auch wir keinen „regulären“ Helm. Stattdessen bekommen wir aus Sicherheitsgründen einen Fahrrad- und einen Skihelm (na ja, besser als nichts!). Zusätzlich leihe ich mir auch wieder die Skibrille von der Quad-Tour aus (die hat sich bei all dem Staub hier bewährt) und Fahrrad-Handschuhe erhalten wir ebenfalls. Dann geht es los…und ich muss sagen, ich finde mich schnell mit dem Roller zurecht…und Peter tut das ja sowieso…er kann sowas einfach. Wir fahren durch Berg und Tal und die Straße schlängelt sich durch den Canyon. Wir kommen vorbei an riesigen Felsformationen und tollen Landschaften. Freilaufende Rinder, Esel, Pferde und Schweine kreuzen unseren Weg, wir kommen vorbei an ausgebrannten Autos am Wegesrand und beobachten wie Tarahumara-Frauen im Fluss auf einem Waschbrett Wäsche waschen. Schon aus der Ferne erkennt man sie an ihrer traditionellen farbenfrohen Kleidung. Ich könnte unentwegt Fotos machen, um Euch an all dem teilhaben lassen zu können, aber auf dem Roller bietet sich das nun mal nicht so an. Wir nehmen uns für den Rückweg vor Foto-Stopps einzulegen. 

Gesagt…getan! Oder sagen wir mal so…es war zumindest geplant! 

Wir befinden uns gerade auf dem besagten Rückweg als ich rechts ein schönes Fotomotiv mit tollen Felsen in der Ferne entdecke und Peter ein Zeichen zum Anhalten gebe. Ich blinke rechts und bremse ab…allerdings nicht mit der Hinterrad-, sondern tatsächlich mit der Vorderradbremse. Und dann passiert es! Auf sandigem Schotteruntergrund rutscht das Vorderrad weg und ich mache eine ordentliche Bruchlandung. Ich falle auf die rechte Seite und ramme mir meinen Arm in die Rippen, so dass ich zuerst keine Luft mehr bekomme. Zum Glück spüre ich nirgends einen Schmerz, so dass schon alles gut sein wird. Das nennt man dann wohl Glück im Unglück, würde ich sagen! Mein Handy allerdings ist schrott und somit auch alle Fotos, die ich bis dato an diesem Tag gemacht habe…was ein Mist aber auch! Wenn wir Glück haben, ist nur das Display (was so richtig schön zersplittert ist) kaputt und das Handy an sich funktioniert noch…dann ließen sich die Fotos vielleicht noch retten. Auch für alles weitere wäre das gut, läuft doch z.B. WhatsApp, mein Banking, Korrespondenz mit Versicherungen etc. oder Sämtliches, bei dem man eine Bestätigungs-Sms erhält, um sich zu legitimieren, über dieses Handy. Dies alles neu zu beantragen und zu ändern und das hier aus dem Ausland, wäre nicht nur nervenaufreibend, sondern auch extrem zeitaufwendig…und sicherlich auch kostspielig. Da das Handy reagiert, wenn ich Tasten betätige (auch wenn man nichts sehen kann) hoffen wir, dass tatsächlich nur das Display kaputt ist. Das wäre dann wohl wieder Glück im Unglück. Nur wo finden wir jemanden, der ein Display für mein Pixel-Handy vorrätig hat, welches hier in Mexiko absolut kein gängiges Modell ist?! Na ja, Hauptsache mir ist nicht mehr passiert! Beim Roller ist am Lenkrad eine Stange verbogen, an dem der Blinker befestigt ist. Dieser wiederum funktioniert aber einwandfrei. Auf der rechten Seite hat der Roller gefühlt die 57. und 58. Schramme erhalten, aber das fällt bei dieser Anzahl gar nicht mehr auf. Wir hoffen dennoch, dass man uns nichts oder nur wenig in Rechnung stellt, weil auch das kann ganz schön teuer werden. Das muss jetzt nicht auch noch sein!

Nachdem der Schock ein wenig verdaut ist, schwingen wir uns wieder auf unsere Roller, damit ich auch gar nicht erst dazukomme Angst zu entwickeln. Ich muss aber gestehen, in meinem Kopf rast es, während wir uns auf den Heimweg machen. Ich werde dann aus meinen Gedanken gerissen als uns plötzlich Wachhunde laut bellend verfolgen. Ich bremse ab (dieses Mal mit der Hinterradbremse), aber als ich entdecke, dass einer der Hunde zähnefletschend fast meinen linken Unterschenkel erwischt, gebe ich Gas…aber so was von! Im Rückspiegel sehe ich, dass glücklicherweise auch Peter heil davonkommt. Hatte ich nicht gestern noch gesagt, die Hunde hier seien total lieb und unaufdringlich?! Das scheint wohl nur auf die Straßenhunde zuzutreffen…oder vielleicht hatten die Wachhunde aber auch einfach nur einen schlechten Tag heute.

Wir fahren weiter…und ich merke langsam, wie meine Rippe und mein rechtes Handgelenk anfangen zu schmerzen, was sehr unpraktisch ist, wenn man mit der rechten Hand Gas geben muss. Egal…Augen zu und durch! Nur noch kurze Zeit und wir erreichen unseren Ausgangsort Creel. 

Aber auch hier wieder…zu früh gefreut!

Plötzlich wird mein Roller immer langsamer und ich kann kein Gas mehr geben. Ich „rolle“ (hat man die Dinger deswegen so genannt?) am Straßenrand aus…ganze drei Kilometer vorm Ziel! Der Motor springt auch nicht mehr an…keine Chance! Es ist wohl wieder Glück im Unglück, dass Peter hier Handyempfang hat, denn das war im gesamten Canyon nämlich nicht der Fall gewesen. So können wir unseren Tourguide Ana, bei der wir auch die Roller gemietet hatten, anrufen. Etwa 15 Minuten später kommen uns Ana und Sebastian abholen. Und so endet unser heutiger Ausflug in den mexikanischen Kupfercanyon im Bundesstaat Chihuahua. Da die Roller-Panne nicht unsere Schuld war, ist auch von der verbogenen Eisenstange durch meinen Sturz keine Rede mehr, so dass wir finanziell nicht dafür aufkommen müssen. Glück im Unglück Nr. 35 (mindestens)! Und so verbringen wir einen ruhigen Abend im Hotel und unser Tagesfazit lautet…eine leicht geprellte Rippe, eine gestauchte Hand, ein aufgeschlagenes Knie (die Kleidung hat zum Glück gehalten und Schlimmeres verhindert) und ein kaputtes Handy…aber auch wunderschönes Winterwetter mit Wind, der einem um die Nase pfeift und einem das Gefühl von Freiheit vermittelt, viele neue Eindrücke, eine tolle Landschaft, jede Menge Abenteuer und ganz ganz viel Glück im Unglück. Eines steht fest, mein Schutzengel hatte heute einiges zu tun…aber er hat seine Sache gut gemacht! Hier die paar wenigen Fotos, die den Tag überstanden haben, da sie mit Peters Handy gemacht worden sind:

Am nächsten Morgen geht es mit El Chepe dann wieder auf den Rückweg…zurück zu Sprinti! So stehen wir bereits morgens um 7 Uhr bei -4 Grad am Bahnsteig…und das für eine geschlagene Stunde! Weil wir den Zug auf keinen Fall verpassen wollen (ansonsten müssten wir evtl. zwei Tage auf den nächsten warten), sind wir überpünktlich…und frieren uns ganz schön einen ab. Die Nacht war nicht berauschend gewesen, so hatten mich meine Wehwehchen vom Vortag ganz schön geärgert (allen voran das Handgelenk) und mich somit vom Schlaf abgehalten…so komme ich insgesamt auf ca. eine Stunde in dieser Nacht. Aber nun gut! Im Laufe des Tages bessern sich die Schmerzen ein wenig, auch wenn die Hand noch geschwollen ist. Aber ich bin optimistisch, dass wir um einen Arztbesuch drumherum kommen. Und so genießen wir ein wenig lädiert die Rückfahrt in unserem luxuriösen Chepe Express…

Acht Stunden später erreichen wir dann wieder El Fuerte und kehren „nach Hause“ zurück…zurück zu Sprinti, der sicher und wohlbehalten auf uns am Campingplatz gewartet hat. Es waren schöne Tage im Kupfercanyon und wir haben Mexiko noch einmal von einer ganz anderen Seite kennengelernt. Teilweise haben uns die Landschaften sogar an Teile von Kanada oder der USA erinnert. Gerne hätten wir Euch von der Roller-Tour noch mehr schöne Bilder gezeigt, aber das hat wohl nicht sollen sein!

So ist das halt mit dem Glück im Unglück…

Reiseberichte Mexiko

Wir erreichen das mexikanische Festland (#033)

22. Januar 2023

– Auf zu neuen Abenteuern –

Die letzten Wochen des Jahres verbringen wir noch auf der Baja California Sur. Wir machen einen Abstecher südöstlich von La Paz und verbringen ein paar Tage in Los Frailes, an der Küste von Cabo Pulmo, und stehen dort einige Tage in einem ausgetrockneten Flussbett. Und dieses Flussbett und die gesamte Gegend haben es in sich…so fahren wir uns an einem Tag dort gleich ganze drei Mal fest (und dabei sind wir auf der ganzen Reise noch kein einziges Mal steckengeblieben). Aber hier in Los Frailes scheint es an der Tagesordnung zu sein und so kommt uns bereits nach einigen Minuten Dennis, ein amerikanischer Langzeitcamper, der hier „im Flussbett“ überwintert, zur Hilfe. Mit seinem großen Truck befreit er Sprinti innerhalb von Minuten. Ebenfalls nur Minuten dauert es allerdings, bis wir erneut feststecken, weil dieser Untergrund einfach so weich ist, dass er alles zu verschlingen vermag…auch wenn es auf den ersten Blick gar nicht den Anschein hat. Aber egal, so wie wir nun feststecken, bleiben wir einfach stehen. Wir „parken“ nämlich gar nicht schlecht und am nächsten Tag wird uns schon jemand wieder rausziehen, denn hier in diesem Flussbett stehen so einige Langzeitcamper…so schön direkt am Meer. Abends stellen wir uns, ziemlich geschafft von diesem Tag, einen Film an, als plötzlich draußen jemand auf deutsch ruft: „Ey Peter, schläfst Du etwa schon?“ Peter und ich schauen uns beide erstaunt an…wer kennt uns denn hier? Peter geht nach draußen und ich höre, wie die Person sagt: „Wo ist denn Deine Frau Denise?“ Moment mal…jetzt bin ich aber auch neugierig! Draußen steht ein amerikanischer Truck und darin sitzt das deutsche Pärchen Doro und Jupp, die von Dennis erfahren hatten, dass heute ein deutscher Sprinter angekommen ist. Doro und Jupp laden uns kurzerhand auf ein Bierchen zu sich ein und erzählen uns von ihren unzähligen Reiseabenteuern auf der ganzen Welt. Den Winter verbringen sie seit einigen Jahren hier in Los Frailes im Flussbett und fahren jeden Morgen mit ihrem Bötchen raus zum Angeln.

Auch wir bleiben hier am Meer ein paar Tage hängen…gehen Schnorcheln und bewundern auch hier wieder die schöne Unterwasserwelt. Ansonsten genießen wir die Ruhe vor Ort…hier in diesem Flussbett in Mexiko mit schlechtem Handyempfang und teilweise ordentlich Wind. An einem Tag bekommen wir Besuch von „Maria“ (wir haben sie unter uns so genannt, weil wir ihren wirklichen Namen leider nicht kennen) und ihrem Mann, die uns selbstgekochtes mexikanisches Essen vorbeibringen…und zwar traditionelle Hausmannskost mit richtig viel Herz. Zwei Tage zuvor hatten wir über Jupp eine Bestellung aufgeben können, wie es anscheinend viele der Langzeitcamper hier in Anspruch nehmen und so kommen Maria und ihr Mann dann ein Mal pro Woche zum Flussbett und bringen zum kleinen Preis selbstgekochtes Essen vorbei. Wir lassen es uns schmecken und mit jedem Bissen erleben wir Marias Herzblut für das Kochen.

Dann machen wir uns wieder auf den Weg Richtung Norden…und mit etwas weniger Luft in den Reifen schafft es Sprinti auch problemlos von selbst raus aus diesem weichen Untergrund. Praktischerweise haben wir einen kleinen Kompressor dabei, den wir uns in Kanada angeschafft haben, so dass wir fix die Reifen wieder auf „Straßenniveau“ aufpumpen können. So gefällt uns das!

Wieder zurück in La Paz soll es für uns eigentlich mit der Fähre rüber aufs Festland gehen, doch dann hören wir von den Unruhen in Culiacán, unweit von den Orten, die wir vorhaben zu bereisen. Die Kämpfe kommen dadurch zustande, dass „El Raton“ (was „die Maus“ bedeutet) verhaftet worden ist. El Raton ist der Sohn von „El Chapo“ (was im Spanischen „der Kleine“ bedeutet…sehr groß scheinen sie in der Familie alle nicht zu sein), der wiederum der ehemalige oberste Chef des Sinaloa-Kartells, eines mexikanischen Drogenkartells ist. Er gehörte zu den meistgesuchten Drogenbossen in Mexiko und in den Vereinigten Staaten. El Chapo gelang es 2001 und 2015, aus mexikanischen Hochsicherheitsgefängnissen zu entkommen. Am 8. Januar 2016 wurde er ein halbes Jahr nach seiner zweiten Flucht erneut von mexikanischen Fahndern festgenommen. Die US-Bundesstaaten Kalifornien und Texas stellten Auslieferungsanträge, jeweils für Anklagen wegen Drogenhandel und Mord. Am 19. Januar 2017, dem letzten Amtstag von US-Präsident Barack Obama, wurde El Chapo per Flug nach Long Island in New York an die USA ausgeliefert. Und nun wurde auch sein Sohn El Raton gefasst und verhaftet. Dadurch kam es zu Aufständen des Sinaloa-Kartells in Culiacán, bei denen mehrere Soldaten und Kartell-Mitglieder getötet wurden.

Aus Sicherheitsgründen verlängern wir also unseren Aufenthalt auf der Baja und nutzen die Zeit, um noch das ein oder andere zu erledigen. So bekommt Sprinti einen Ölwechsel, wir legen einen Frühjahrsputz (bereits im Januar) ein, füllen unsere Gasflasche auf und planen u.a. unsere weiteren Reiseziele. Auch treffen wir uns mit unserer Tauchlehrerin Carmen zum Essen, kehren zu unserem bekannten Campingplatz Maranatha zurück und verweilen einige Tage mit unserem Freund Olli am Strand (na klar…in Tecolote).

Als wir hören, dass sich die Unruhen gelegt haben, heißt es für uns Abschied nehmen von der Baja. Zum ersten Mal auf dieser Reise haben wir an einem Ort länger verweilt und ihn somit auch ins Herz geschlossen. So haben wir uns dort zu Recht gefunden und wir wussten, was es zu erwarten gab. Nun heißt es wieder sich Aufzumachen in das Ungewisse, da sich das Festland Mexikos um einiges von der Baja unterscheiden soll, was Land und Leute, Gegebenheiten und die Landschaft betrifft. So gehen wir mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Lachend deshalb, weil wir langsam auch unruhig werden und gespannt sind auf genau dieses Unbekannte…wir wollen weiterziehen!

Von La Paz aufs Festland verkehren zwei Fähren (Baja Ferries und TMC) mit jeweils zwei Zielen: Topolobampo oder das weiter südlich gelegene Mazatlán. Wir entscheiden uns mit der TMC-Fähre, die eigentlich nur Frachtgüter transportiert und dadurch wesentlich rustikaler, aber auch günstiger ist, nach Topolobampo überzusetzen. Tickets direkt oder online zu kaufen funktioniert allerdings nicht, man kann nur Plätze reservieren und wenn man Glück hat, kommt man mit. Auch wir reservieren mit unserem gebrochenen Spanisch am Vortag direkt am Hafen und erhalten die Info, dass wir am Folgetag um 15 Uhr da sein sollen. Alles klar, wird gemacht! So sind wir pünktlich zurück am Hafen, stehen Schlange mit einigen mexikanischen Truckern, um dann zu erfahren, dass wir nun um 16 Uhr wiederkommen sollen. Also stehen wir zur besagten Zeit erneut Schlange, um dann wiederum zu erfahren, dass wir an falscher Stelle anstehen und rüber ins andere Gebäude müssen. Dies hat aber wohl damit zu tun, dass wir die Damen im Büro zuvor falsch verstanden haben…tja, unser Spanisch mal wieder! Am korrekten Schalter sagt man uns dann, dass derzeit alle Plätze belegt sind (der Frachtverkehr hat Vorrang) und wir um 19.30 Uhr (die Fähre soll um 21 Uhr ablegen) erneut wiederkommen sollen. Alles klar…! So verbringen wir auch die nächsten Stunden auf dem Hafengelände inmitten von rangierenden LKWs. Das Gute an unserer Situation derzeit ist, dass es neben der Warterei und dem Hin und Her letztendlich auf einen Tag früher oder später nicht ankommt und so können wir das Ganze gelassener angehen als es wahrscheinlich sonst der Fall gewesen wäre. Trotzdem freuen wir uns natürlich sehr, als es um 19.30 Uhr heißt: „Wir kommen mit!“

Und so ist Sprinti auf dem ganzen proppevollen Schiff der einzige Camper (vielleicht entdeckt Ihr ihn ja auf dem Foto) und wir die einzigen Nicht-Mexikaner. Im Preis inbegriffen ist ein rustikales Abendessen (was übrigens besser schmeckt als es aussieht) und was uns von einer Dame Typ „Maria“ serviert wird und dass wir letztendlich in einem kleinen urigen Raum mit anderen Truckern zu uns nehmen. Dann ziehen wir uns zurück in unseren Sprinter, der glücklicherweise unter freiem Himmel steht, so dass wir ganz ohne Benzingeruch, mit leichtem Motorengeräusch und ein wenig Geschaukel in den Schlaf gewiegt werden. Am nächsten Morgen gegen 9 Uhr legen wir an und betreten mit Sprinti das erste Mal mexikanischen Festland-Boden…wir sind angekommen im Bundesstaat Sinaloa (s. dazu auch unsere Route). Sinaloa hat ca. 2,8 Mio. Einwohner auf 57.365 km² (was in etwa der Größe Kroatiens entspricht). Hauptstadt ist Culiacán.

Wir passieren zwei Kontrollpunkte und machen uns dann auf weiter ins Landesinnere…unser Ziel ist El Fuerte, ein Ort, der an der bekannten Zugstrecke durch den Kupfercanyon liegt. Und genau mit diesem Zug wollen wir in den nächsten Tagen fahren. Zur Info vorab, auch die Buchung dieses Transportmittels wird sich wieder abenteuerlich gestalten. Zu allererst erreichen wir aber einen kleinen Stellplatz samt Hotel (Hotel Bugambilias) mitten in El Fuerte, der von Maitee und ihrer Mutter Maria (sie heißt jetzt wirklich so) betrieben wird, nachdem der Vater/Ehemann vor einigen Monaten verstorben ist. Maitee schenkt uns frisch gepflückte Mandarinen aus dem Garten und bietet uns an, uns am nächsten Tag durch die Stadt zu führen und uns von der Geschichte El Fuertes zu erzählen. Das nehmen wir gerne an. Dann kochen wir uns etwas Leckeres und entscheiden uns, wie in den letzten Wochen auch, draußen zu essen. Diese Entscheidung revidieren wir allerdings schnell und kehren nach nur drei Minuten aber über 20 Mückenstichen (kein Witz!) in den Wagen zurück. An diesem Abend schlafen wir mit Hundegebell ein, erleben mal wieder eine Nacht bei sage und schreibe 8 Grad Celsius (tagsüber sind es um die 25 Grad) und wachen am nächsten Morgen (Anmerkung der Redaktion: um 4:50 Uhr) von Hahnengekrähe auf. Zum Glück beruhigt sich letzterer dann aber wieder nach einiger Zeit. Den Tag verbringen wir dann u.a. damit für Euch Artikel zu schreiben (Ihr findet heute auch einen neuen Blogeintrag von Peter zum Sprinterausbau), als plötzlich eine große Gruppe kanadischer und amerikanischer Camper auf unserem Platz eintreffen, die mit einer geführten Tour unterwegs sind und tatsächlich von einer Polizeistreife eskortiert werden.

Gegen Abend geht es dann mit Maitee in die City von El Fuerte und wir erleben eine ganz außergewöhnliche Stadtführung. Im Museum „Museo Mirador El Fuerte“ erfahren wir einiges über die Geschichte und Kultur der Gegend um El Fuerte. So galt die Stadt 1824 kurzzeitig als Hauptstadt des Staates Sinaloa und angrenzender Gebiete und hat heute etwa 13.500 Einwohner. Seit dem Jahr 2009 ist das historische Zentrum der Kleinstadt als Pueblo Mágico („Magischer Ort“) anerkannt. Als eben dieses werden nur sehr wenige Orte in Mexiko ausgezeichnet, die wegen ihres typischen und gepflegten Charakters als besonders sehenswert gelten. Die meisten befinden sich im zentralmexikanischen Hochland und präsentieren kolonialzeitliche Architektur. Von Maitee erfahren wir auch, dass der Anbau von Mais und Bohnen etc. an den Ufern des Flusses Rio Fuerte jahrhundertelang die auf Selbstversorgung basierende Lebensgrundlage der Bevölkerung bildete. Darüber hinaus trugen der Gold- und Silberabbau in den nahen Bergen zum allmählichen Wachstum des Ortes bei. Um für eine gute Ernte zu bitten, finden jeher traditionelle Veranstaltungen in der Zeit um Ostern statt, bei denen mit einer besonderen Verkleidung und Tierköpfen nach traditioneller Musik getanzt wird. Auch Maitee ist Mitglied dieser Tanzgruppe und das als erste Frau überhaupt.

Dann führt uns Maitee weiter durch die Stadt El Fuerte, die in der Dunkelheit mit all den Lichtern in einem besonders schönen Glanz erscheint. So treffen wir auf viele alte Gebäude, wie das ehemalige Gefängnis, was heute eine Bibliothek beinhaltet oder auch das heutige Rathaus mit seinem doppelgeschossigen Innenhof und dem zentralen Brunnenbecken, das früher als prunkvolles Wohnhaus diente…gebaut von einem Ehemann, weil sich seine Frau das so wünschte (Peter, ich hoffe, Du hast gut zugehört :)!).

Apropos Gebäude…als nächstes führt uns Maitee zu einem weiteren der ganz besonderen Art…nämlich zum Geburtshaus von Don Diego de la Vega…besser bekannt als „El Zorro“ (ja genau, DER Zorro!). Die Legende besagt, dass der Geschäftsmann Don Alejandro de la Vega aus Chihuahua 1795 in Fort Montesclaros (Sinaloa) die Dame Maria de la Cruz Gaxiola aus Guasave heiratete und einen Sohn bekam, namens Diego de la Vega, der später in Alta California gegen die Ungerechtigkeiten der Kolonialisierung kämpfte und die Armen vor der spanischen Besatzung beschütze. Dies tat er als maskierter Bandit, was ihm letztendlich den Namen „El Zorro“ verlieh. Diego wurde damals hier in El Fuerte in einem Herrenhaus im Kolonialstil (wenn wir es ganz genau nehmen in Zimmer Nr. 46) geboren, das heute Teil des „Hotel Posada del Hidalgo El Fuerte“ ist. Dort wohnte er auch die ersten neun Jahre seines Lebens. Und genau an diesem Herrenhaus befinden wir uns an diesem Abend, laufen durch den Innenhof, posieren vor Zorros Statue und nehmen Platz in dem Ambiente der vergangenen Zeit. Ihr merkt schon, ich bin gefühlsmäßig und gedanklich voll drin in dieser Zeit, als ich mich plötzlich tierisch erschrecke…weil ich auf den engen Treppen mit einer entgegenkommenden Person zusammenstoße…diese Person trägt eine schwarze Maske und nebst einem schwarzen Hut auch einen schwarzen Umhang…es ist EL ZORRO!

Jetzt kann ich Euch beruhigen…an diesem Abend findet in dem Herrenhaus bzw. in dem dazugehörigen Restaurant eine El Zorro-Show statt und in den Protagonisten bin ich halt reingerannt…typisch! Für diese besagte Show hat El Zorro (in diesem Fall ein absoluter Charmeur) uns dann auch auf dem Kieker…so erhält Peter das Schwert, mir setzt er seinen Hut auf und fordert mich zum Tanz auf und auch Peter und ich dürfen gemeinsam das Tanzbein schwingen (was ja bekanntlich Peters Lieblingsbeschäftigung ist…Achtung Ironie!). Die Gruppe amerikanischer Camper von unserem Platz ist an diesem Abend übrigens auch mit von der Partie. Neben all dem Getanze haben wir uns das Abendessen dann dort auch redlich verdient. So sitzen wir auch nach der Show noch ein ganzes Weilchen beisammen und erfahren von Maitee mehr über das Leben hier in Mexiko. So betreibt sie neben dem Hotel noch Viehwirtschaft und ist zudem Englischlehrerin. Sie schildert uns, dass sie in ihrem Alltag keinerlei Beeinflussung durch das Sinaloa-Kartell verspürt. Selten kommt es vor, dass man vielleicht das Haus mal nicht verlassen sollte, wenn es z.B. zu Auseinandersetzungen zwischen dem Kartell und dem Militär kommt, wie zuletzt in Culiacán. Maitee fühlt sich hier sehr sicher und erklärt uns, dass die Kartelle auch auf irgendeine Art und Weise zur mexikanischen Kultur dazugehören.

So verleben wir einen schönen Abend mit Maitee…und nicht zu vergessen, mit El Zorro!

In den kommenden Tagen geht es für uns nun ab in die Berge…aber dazu dann beim nächsten Mal mehr!