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Corona

Reiseberichte Mexiko

Jetzt hat es uns auch erwischt (#039)

5. März 2023

– Von der Sonnenpyramide zum Popocatepétl bis hin nach Puebla –

Mit einer ordentlichen Grippe kehren wir aus Mexiko City zurück nach Teotihuacan, wo Sprinti auf dem Campingplatz auf uns wartet. Aus Kanada besitzen wir noch eine Packung mit Corona-Schnelltests, insgesamt vier Stück. Weil wir ein mulmiges Gefühl haben, kramen wir diese Tests hervor und führen beide einen durch…und schon nach ein paar Sekunden ist klar: Wir haben beide Corona! Eindeutiger geht es fast nicht! Also hat es uns nach rund drei Jahren Pandemie auch erwischt. Kamen wir uns doch schon fast wie eine absolute Rarität vor, weil es um uns herum gefühlt jeder schon gehabt hat. Jetzt also auch wir! Na immerhin geht es meinem Handgelenk und meiner Rippe nach meinem Rollersturz wieder besser.

So verbringen wir die nächsten Tage quasi in Selbstisolation auf dem Campingplatz und halten uns lediglich in oder um Sprinti herum auf. Die Platzbesitzerin Mina, eine ältere mexikanische Dame, weiß Bescheid und ist ganz lieb und fürsorglich. Glücklicherweise haben wir beide keinen schweren Verlauf, sondern eher eine ordentliche Grippe mit Gliederschmerzen und verstopften Nasennebenhöhlen…das allerdings über einen recht langen Zeitraum von 14 Tagen. Aber gut, dann haben wir das auch hinter uns! Hier ein paar wenige Bilder, von dem netten Städtchen, in dem wir uns gerade aufhalten (die Fotos hatten wir bereits vor Corona geschossen)…

Als es uns wieder einigermaßen gut geht, ziehen wir weiter und verlassen Mina und unseren kleinen Campingplatz. Nicht weit davon erntfernt liegen nämlich die alten Pyramiden von Teotihuacan. Sie sind eine der bedeutendsten prähistorischen Ruinenmetropolen Amerikas, die vor allem für ihre Stufentempel wie die große Sonnenpyramide bekannt sind und seit 1987 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehören. Das Gebiet von Teotihuacán war bereits seit dem sechsten Jahrhundert v. Chr. permanent bewohnt. Zwischen 100 und 650 n. Chr. bildete die Stadt das dominierende kulturelle, wirtschaftliche und militärische Zentrum Mesoamerikas. Auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung hatte sie bis zu 200.000 Einwohner und war zu ihrer Zeit die mit Abstand größte Stadt auf dem amerikanischen Kontinent und somit auch eine der größten der Welt. Ab etwa 650 n. Chr. schwand ihre Bedeutung bis sie um 750, aus nicht vollständig geklärten Gründen, weitgehend verlassen wurde. Ihre kulturellen Einflüsse prägten Zentralmexiko aber noch bis zur spanischen Eroberung Mexikos. Die Azteken fanden Teotihuacan bei ihrer Einwanderung ins Hochland von Mexiko bereits als Ruinenstadt vor, die seit Jahrhunderten verlassen war. Sie sahen in ihr einen mystischen Ort und gaben ihr den bis heute fortlebenden Namen „Teotihuacan“, der so viel bedeutet wie „Wo man zu einem Gott wird“.

Das schauen wir uns doch einmal näher an…

Anschließend geht es für uns weiter zum nahegelegenen Popocatepétl, ein Vulkan am Rande des Hochlands. Er gilt als einer der aktivsten Vulkane Mexikos und auch wir sehen, wie weißer Rauch aus ihm emporsteigt. Und während ich hier so sitze und den Artikel für Euch schreibe (also ein paar Tage später), erhalten wir auf unserem Handy den Warnhinweis, dass der Vulkan nun eine erhöhte Aktivität aufzeigt, Lava spuckt und ein Ascheregen zu erwarten ist. Glücklicherweise zieht der in die andere Richtung, so dass wir momentan nichts zu befürchten haben. Der Popocatepétl hat eine derzeitige Höhe von bis zu 5452 m, damit ist er der zweithöchste Vulkan Nordamerikas sowie der zweithöchste Berg Mexikos. Daneben befindet sich der Schwestervulkan Iztaccíhuatl, der mit 5230 m den dritthöchsten Berg Mexikos darstellt. Auch zu der Entstehung und Namensgebung beider Vulkane gibt es, typisch mexikanisch, eine Geschichte:

Einer aztekischen Sage zufolge lebten früher ein Häuptling und seine Frau in Tenochtitlan. Der Häuptling war ein berühmter Eroberer, der von allen Azteken geliebt wurde. Er und seine Frau waren besorgt, dass sie kein Kind mehr bekommen würden. Doch eines Tages gebar die Ehefrau ein Mädchen, das so schön war wie seine Mutter. Das Mädchen wurde „Iztaccíhuatl“ genannt, was auf Náhuatl „Weiße Dame“ bedeutet. Alle Ureinwohner liebten Iztaccíhuatl und ihre Eltern. Das Mädchen wurde darauf vorbereitet, eines Tages die Rolle ihres Vaters als Anführerin zu übernehmen. Als Iztaccíhuatl älter wurde, verliebte sie sich in den Anführer eines anderen Stammes, Popocatépetl. Eines Tages brach ein Krieg aus und die Kämpfer mussten mit ihren Truppen in den Süden ziehen, um den Feind zu besiegen. Der Häuptling erzählte Popocatépetl, dass er seine Tochter heiraten könne, wenn er ihm den Kopf des Feindes bringe. Popocatépetl zog in den Krieg, Iztaccíhuatl blieb zurück.

Nach mehreren Monaten kehrte ein Krieger zurück, der Popocatépetl hasste. Er überbrachte die falsche Nachricht, dass seine Armee gewonnen hätte, aber Popocatépetl gefallen wäre. Der Häuptling war traurig als er das hörte und Iztaccíhuatl konnte nicht aufhören zu weinen. Sie verließ das Haus nicht mehr, aß und trank nichts, sodass sie nach wenigen Tagen an ihrem Kummer starb. Als der Häuptling die Beerdigung seiner Tochter vorbereitete, kehrte Popocatépetl mit seinen Truppen erfolgreich aus dem Krieg zurück. Popocatépetl sah seine tote Geliebte und verfiel in Trauer. Er trug Iztaccíhuatl in seinen Armen aus der Stadt hinaus einen weiten Weg bis zu einem Berg. Dort befahl er seinen Kriegern, ein Grabmal zu errichten, und legte seine Geliebte behutsam darauf. Dann kniete er sich neben sie und blieb bei ihr, bis auch er an seinem Kummer starb.

Die Götter waren berührt von Popocatépetls Opfer. Sie verwandelten das Grabmal und die beiden Verstorbenen in einen Berg bzw. in einen Vulkan. Der Berg, der nach Iztaccíhuatl benannt wurde, sieht aus wie eine schlafende Frau. Der Name „Popocatépetl“ bedeutet auf Náhuatl „Rauchender Berg“, da aus dem Vulkan ab und zu Rauch aufsteigt. Damit zeigt Popocatépetl, dass er immer über Iztaccíhuatl wacht, die an seiner Seite schläft.

Die Vulkane Popocatepétl (links) und Iztaccíhuatl (rechts)

Glücklicherweise ist zu diesem Zeitpunkt von erhöhter Aktivität des Vulkans noch nicht die Rede und so fahren wir mit Sprinti hoch zum Aussichtspunkt auf 3700 m. Allerdings merken wir bei dieser dünnen Luft schnell, dass wir doch noch nicht wieder so ganz fit sind und so machen wir uns recht fix wieder auf den Weg abwärts…und dieser Weg hat es in sich! Ist er doch die schlechteste Straße, die wir bisher auf unserer Reise gefahren sind. Es handelt sich um einen kurvigen, ungeteerten und sandigen Weg mit tiefen Spurrillen und vielen herausstehenden Steinen. Wir werden ordentlich durchgerüttelt…und Sprinti erst! So benötigen wir für 15 Kilometer sage und schreibe mehr als eine Stunde Fahrzeit! Währenddessen erreichen wir auch den nächsten Bundesstaat…Puebla (s. dazu auch unsere Route).

Als wir diesen Weg endlich hinter uns haben (dennoch bleiben wir auf einer Höhe von 2300 m), erreichen wir kurz darauf das Städtchen Cholula de Rivadavia (kurz: Cholula). Dieser Ort ist ebenfalls bekannt für seine Pyramiden…Ihr seht schon, wir sind gerade auf dem Pyramiden-Trip! Und zwar ist die Pyramide von Cholula dem Volumen nach die größte bekannte Pyramide der Welt. Das vorhispanische Bauwerk hat nämlich ein Volumen von etwa 4,45 Mio. Kubikmetern mit einer Grundfläche von 450 × 450 m. Allerdings ist es mit der jetzigen Höhe von 66 m deutlich kleiner als die Cheops-Pyramide in Ägypten und auch 4 m niedriger als die Sonnenpyramide in Teotihuacán. Die Ausgrabungen zeigen jedoch, dass sie früher höher gewesen sein muss. Das Besondere an dieser Pyramide ist zudem, dass sie vollkommen überwuchert ist und daher eher einem natürlichen Berg als einer Pyramide gleicht. Nur Teile der Pyramide sind freigelegt und lassen weitere Ruinen unter unseren Füßen vermuten. Leider ist der Tunnel in die Pyramide derzeit gesperrt, so dass wir keinen Blick „hinein“ werfen können. Nach der spanischen Eroberung wurde im 16. Jahrhundert zudem auf der Pyramidenspitze die Kirche „Iglesia de Nuestra Señora de los Remedios“ errichtet. 1804 bestimmte Alexander von Humboldt vor Ort die Höhe und geographische Position der mehrfach überbauten Anlage. Dort kraxeln Peter und ich hoch und haben einen tollen Blick auf die beiden Vulkane und über die gesamte Stadt, die für ihre vielen Kirchen und Kapellen (insgesamt 159) bekannt ist.

Anschließend schlendern wir weiter durch den Ort und kehren in ein Restaurant namens „Milli“ ein (diesen Tipp hatten wir vor einigen Wochen von dem schweizer Pärchen Claudia und Thomas bekommen), bei dem alle Speisen (und selbst das Bier) hauptsächlich aus Mais hergestellt werden…sehr lecker! Es gibt hier in Mexiko nämlich nicht nur den gelben Mais, den wir aus Deutschland kennen, sondern z.B. auch bunten oder fast schwarzen Mais.

Dann laufen wir zurück zu unserem Campingplatz am Rande von Cholula. Bereits den gesamten Tag und auch in der Nacht wundern wir uns über unzählige laute Knallgeräusche, quasi wir Feuerwerkskörper, und erschrecken so manchses Mal, scheinen sie doch aus sämtlichen Richtungen zu kommen. Auch in der folgenden Nacht lassen sie uns immer wieder aufschrecken, klingt es teilweise so, als würden sie direkt neben Sprinti gezündet. Wie wir dann erfahren, wird so in Mexiko die Fastenzeit eingeläutet und das angeblich vier Tage lang…ich hoffe ja, das „Böllern“ hat schneller ein Ende! Wir müssen schmunzeln bei dem Gedanken daran, dass zum Jahreswechsel in Tecolote vor knapp zwei Monaten ja nicht eine Feuerwerksrakete oder ähnliches gezündet wurde (s. dazu Artikel „Ein etwas anderer Jahreswechsel #031“) und jetzt gleich vier Tage lang…allerdings leider nur der Knall ohne schöne Figuren am Firmament…schade eigentlich! Letztendlich werden aus den vier Tagen sogar sechs Tage inkl. Dauerbeschallung am Wochenende mit ca. 30 Detonationen pro Stunde und einem Musikkonzert bis morgens um 5 Uhr. Nun ja, mit der Zeit gewöhnt man sich daran! Trotzdem freuen wir uns als wieder ein wenig Ruhe einkehrt…ja, man wird ja doch älter!

Eigentlich wollten wir Cholula auch schon viel schneller wieder verlassen, aber dann nutzen wir doch nochmal die Mercedes-Werkstatt im benachbarten Puebla, um einen Fehlercode auszulesen und zu beheben. Es ist schon enorm, welchen Belastungen die Fahrzeuge hier ausgesetzt sind, aber dazu wird voraussichtlich nochmal ein getrennter Artikel erscheinen. Weil sich der ganze Vorgang etwas hinzieht, bleiben wir also etwas länger als geplant auf dem Campingplatz in Cholula und nutzen die Zeit für einen Besuch der historischen Altstadt von Puebla, denn die kann sich wirklich sehen lassen und ist seit 1987 bei der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt. Puebla ist mit 1,5 Mio. Einwohnern die Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates und ist tatsächlich eine für ihre Schönheit berühmte Stadt, in der das alte und das neue Mexiko aufeinandertreffen…die Werkstätten der Talavera-Keramik und anderer kunsthandwerklicher Erzeugnisse, die vier Jahrhunderte alten Gebäude der Kolonialzeit und moderne Industrie. So wurde die Altstadt von Puebla 2013 (analog zu Veracruz) der vierfache Heldentitel verliehen, der offizielle Name lautet seitdem „Cuatro Veces Heroica Puebla de Zaragoza“ („Viermal Heroische Stadt Puebla de Zaragoza“).

Und die Stadt hält, was sie verspricht…

Wir schlendern durch die Straßen, besuchen die prunkvolle Kathedrale von Puebla, beobachten Straßenkünstler, entdecken die vielen kleinen Läden mit wirklich schönen Sachen (bei dem ein oder anderen antiken Möbelstück würden wir am liebsten zuschlagen…was in Sprinti allerdings mehr als unpraktisch wäre) und stöbern auch hier wieder auf den Märkten der Stadt.

Auch diese Stadt ist wieder so schön bunt, was sich durch farbenfrohe Häuser und Wandmalereien bemerkbar macht. Neben der Sonne und dem strahlendblauen Himmel sorgt es sofort für eine positive Stimmung, was man auch den Menschen hier vor Ort anmerkt. Alle haben Spaß und genießen den Tag…so wie wir!

Dann irgendwann packt uns der Hunger und so landen wir, dieses Mal allerdings mehr oder weniger zufällig, erneut in einem Restaurant („Maiz Criollo“), das sich auf die Verarbeitung von Mais spezialisiert hat. So gibt es für uns neben Mais-Bier auch Mais-Tortillas und einen Mais-Käsekuchen. Peter bestellt zudem eine weitere Spezialität…Mole! Mole ist ein Name für verschiedene Saucen der mexikanischen Küche, deren Gemeinsamkeit die Chilischoten sind und die Tatsache, dass sie immer gekocht werden. Das Wort „Mole“ kommt von dem Wort „Molli“ der indigenen Sprache Nahuatl und bedeutet so viel wie „Mischung“ oder „Gebräu“. Ihre braune Farbe erhält die Mole durch die Bitterschokolade, mit der sie zubereitet wird. Um die 35 verschiedene Zutaten, darunter Chilis, Gewürze, Nüsse und eben die ungesüßte Schokolade, bilden die Mole. Je nach Rezept kann eine Mole aber auch aus bis zu 75 verschiedenen Zutaten bestehen. Und was können wir sagen…es schmeckt lecker!

Dann machen wir uns wieder auf den Weg zurück zum Campingplatz. Was uns dabei erneut auffällt ist, dass es sich quasi bei jedem zweiten Auto hier um einen Volkswagen handelt und schnell wird auch klar warum…sitzt hier in Puebla doch ein riesiges VW-Werk, es handelt sich hierbei tatsächlich um die Zentrale Nordamerikas mit rund 14.000 Mitarbeitern. Es ist dadurch auch der größte Arbeitgeber Pueblas und bis 2003 lief hier auch wirklich noch der „alte“ VW-Käfer vom Band…auf den Straßen Mexikos gibt es übrigens auch heute noch sehr viele davon (ähnlich wie den VW-Bulli). Ungefähr 90% der in Puebla gefertigten Autos werden exportiert…und das in weltweit 100 Länder. Wir sind zudem erstaunt, welche Modelle es von Volkswagen hier alles gibt. Neben den auch bei uns bekannten Fabrikaten wie Passat, Jetta, Vento, Polo, Golf, Amaroc, Caddy, Crafter, Tiguan, T-Roc, Käfer, Beetle, Bulli, Lupo und Up, gibt es hier zusätzlich auch einen Gol (nein, ich habe hinten kein „f“ vergessen!), einen Pointer (sieht aus wie ein Polo), einen Derby (sieht ebenfalls aus wie ein Polo), einen Classico (Ähnlichkeit mit Jetta), einen Virtus (Ähnlichkeit mit Passat), einen Tao (ebenfalls Ähnlichkeit mit Passat), einen Teramont (Ähnlichkeit mit Tiguan), einen Nivus (SUV), einen T-Cross (sieht aus wie ein T-Roc), einen Taigun (Ähnlichkeit mit Golf), einen Cross Sport (sieht aus wie ein Tiguan), einen Saveiro und einen Robust (beide mit Ladefläche). Und jeden Tag entdecken wir neue Modelle…das ist echt verrückt! Von einigen konnten wir auch schon ein Bild erhaschen…

Das war es dann erstmal wieder für diese Woche…alles weitere dann beim nächsten Mal!

Macht’s gut!