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Calgary

Kanada Reiseberichte

Calgary, Banff Nationalpark…und zurück (#008)

19. Juni 2022

– Wenn es mal wieder anders läuft als geplant… –

Nachdem wir den Waterton Nationalpark hinter uns gelassen hatten, ging es für uns weiter Richtung Calgary…wir brauchten nämlich dringend einen Campingplatz an dem wir unsere Wäsche waschen konnten. Gesagt – getan. Calgary, was im schottisch-gälischen „Strand an der Wiese“ bedeutet, ist mit 1,2 Mio. Einwohnern die viertgrößte Stadt Kanadas und trug 1988 als erste kanadische Stadt die Olympische Winterspiele aus. Ihr schnelles Wachstum verdankt Calgary ihrem Status als Zentrum der kanadischen Ölindustrie. Daneben pflegt sie aber auch ihre Western-Kultur, vor allem mit der jährlichen Calgary Stampede im Juli, die sich von einer einfachen Landwirtschaftsausstellung zu einem riesigen Festival mit zahlreichen Rodeoveranstaltungen entwickelt hat. Leider werden wir das zeitlich verpassen.

Da uns momentan noch nicht wirklich wieder nach einer Großtstadt ist, lassen wir Calgary (mit sauberer Wäsche) relativ schnell hinter uns…nicht ahnend, dass wir schon sehr bald wieder hier sein würden. Dieses Mal besuchen wir lediglich den „Heritage Park“, um noch mehr über die kanadische Geschichte zu erfahren. Wie wir während unseres Besuchs dort schnell feststellen, ist der Park doch sehr für Kinder ausgelegt, aber ein paar geschichtliche Infos erhalten wir dann doch. Es sind viele alte Gebäude des 19./20. Jahrhunderts rekonstruiert worden, zum Teil sogar noch aus dem Originalholz. Die Angestellten des Parks sind gekleidet wie zu dieser Zeit und erläutern einem näheres zu dem damaligen Leben. In einer alten Bar treffen wir den „Thekenwirt“, der auch wissen möchte, woher wir denn kommen. Als wir Deutschland sagen, zückt er eine detaillierte deutsche Landkarte, die tatsächlich auch unsere Heimatdörfer im Münsterland, Havixbeck und Neuenkirchen, aufzeigt. Da sind wir wieder beim Thema „so klein ist die Welt“.

Dann verlassen wir Calgary auch schon wieder und fahren weiter entlang der Rocky Mountains in den Banff Nationalpark…ein Ziel auf das Peter übrigens schon sehr lange hinfiebert. Wir haben einen schönen (mein Vater würde sagen: „idyllischen“) Campingplatz mitten im Wald und sind trotzdem gar nicht so weit weg von dem Örtchen Banff, das einen irgendwie an einen Skiort in den Alpen erinnert. Am nächsten Tag steht dann wieder Wandern auf dem Programm…rauf auf den Tunnel Mountain. Eigentlich gar keine so schwierige Wanderung, aber wir sind unmotiviert und die Beine sind schwer. Uns wird mal wieder bewusst, dass es uns so manches Mal nicht so einfach gelingt einen Gang herunterzuschalten…unsere Tage sind oft recht vollgepackt, so dass wir machmal schlecht zur Ruhe kommen. Das ist vielleicht schwer nachzuvollziehen, weil wir doch im Urlaub sind und eigentlich frei haben. Einerseits stimmt das, andererseits sind wir nicht im Urlaub, sondern auf Reisen. Neben dem Fahren, und der Organisation von tagtäglichen Dingen, wie einkaufen, kochen etc. kostet uns auch die Recherche nach unseren nächsten Zielorten und Übernachtungsmöglichkeiten, dazu das schlechte oder teils gar nicht vorhandene Internet, viel Zeit. Außerdem gilt es auch die Wettervorhersage, Dusch- und Waschmöglikeiten, Wasserauf- und Ablassorte zu berücksichtigen. Zusätzlich gibt es natürlich wahnsinnig viel zu sehen und zu entdecken. Alles in allem wird uns also nicht langweilig und wir sind auch noch nicht wirklich dazugekommen, mal ein Buch zur Hand zu nehmen. Aber wir wollen uns gar nicht beschweren, schließlich haben wir es selber in der Hand! So entscheiden wir uns deshalb, es zukünftig ein wenig ruhiger angehen zu lassen…und damit fangen wir auch direkt mal an. Auf dem Rückweg verkürzen wir unsere Wanderung und kehren in dem Örtchen Banff bei einer Brauerei ein. Bei strahlendem Sonnenschein sitzen wir draußen und machen bei einer großen Portion Käse-Nachos eine Bierprobe (das haben wir uns ja auch verdient!) Und welches Bier schmeckte uns wohl am besten? Peter mochte am liebsten das „holländisch angehauchte“, ich das Belgische…ich will nicht wissen, welches unser Favorit gewesen wäre, hätte es dort Rolinck gegeben :). Wir verleben dort einen wunderschönen Nachmittag…so lässt es sich aushalten!

Und mit dem ruhiger angehen lassen, machen wir auch direkt am nächsten Tag weiter…den nächsten Berg „besteigen“ wir mit der Gondel…hach, was fein! Es ist der 2451m hohe Sulphur-Mountain, der uns wieder eine wunderschöne 360 Grad-Aussicht beschert.

Dann geht es für uns weiter Richtung Norden. Wir bleiben im Banff-Nationalpark und sind wieder an einem Campingplatz im Wald. Da es in den Nationalparks viele wilde Tiere wie Grizzlys, Schwarzbären, Wölfe, Moose (kanadische Elche), Wapiti-Hirsche etc. gibt, darf man nur auf Campingplätzen übernachten. Man steht meist mitten in der Natur, nicht überall gibt es Duschen und nur selten die Möglichkeit seine Wäsche zu waschen. Sein Essen darf man nicht draußen oder im Fahrzeug sichtbar liegen lassen, da dies die Tiere anlockt. Wir haben auch eine Kühlbox gesehen, die von einem Bären zerstört wurde…das ist dann kein Spaß, sag ich Euch! Auch die öffentlichen Mülleimer haben hier eine spezielle Vorrichtung, damit Bären sie nicht aufbekommen. Besonders in den Parks wird sehr auf den Schutz der Natur und den Lebensraum der Tiere geachtet…was wir sehr begrüßen. Nachdem wir an unserem Plätzchen angekommen sind, nutzen wir die letzten Sonnenstrahlen und machen einen auf Kanadier…wir machen Feuer (natürlich nur in speziellen Feuerschalen)! Ihr wisst, wer da wortwörtlich wieder „Feuer und Flamme“ war! Für die nächsten Tage ist Regen gemeldet. Trotzdem haben wir wettermäßig mal wieder Glück, dass wir bereits in den Rocky Mountains sind, denn die halten gerade die Unwetter und starken Regenfälle zurück, die sich in den Gegenden davor ergießen und für ziemliche Überflutungen in der Region sorgen. Bei uns sind nur leichtere Regenfälle angesagt, aber wir nutzen die Gelegenheit frei nach dem Motto: „Heute nichts erlebt…auch schön!“ und buchen uns an dem Campingplatz sofort für drei Übernachtungen ein. Es wird gechillt bis der Arzt kommt…das ist zumindest unser „Plan“. Am ersten Tag klappt das auch ganz gut. Draußen regnet es bei 8 Grad (ja, wiedermal „unsere“ 8 Grad) und wir haben es in unserem Sprinti richtig gemütlich.

Allerdings ist es schon am nächsten Tag vorbei mit „schön gemütlich“, als um die Mittagszeit plötzlich unsere Heizung eine Fehlermeldung aufzeigt und sich ausstellt. Die nächsten Stunden verbringen wir also damit den Fehler zu finden und zwar mit offener Hecktür (sonst kommt man an die Heizung ja nicht dran), offener Seitentür (ansonsten wird man drinnen durch die Abgase (es ist ja eine Benzin-Standheizung und unser Warnmelder schlägt schon Alarm) vergast, im Regen und unter ständigem Hoch- und Runterfahren der Heizung. Aus dem Abgasrohr steigt schwarzer und weißer Rauch (nein, es gibt keinen neuen Papst) auf und nach merkwürdigen Geräuschen und einer Stichflamme geben wir nach Stunden auf…die Heizung bleibt also aus. Im Wagen ist es mittlerweile echt kalt…auch dank der zuvor offenen Türen. Trotzdem riecht es auch immer noch nach Abgasen, als wir uns abends mit je drei Decken, langem Schlafanzug und Socken ins Bett kuscheln…ja gute Nacht! Ob Ihr es glaubt oder nicht, Peter friert ja immer an den Augäpfeln, wie er sagt! Da hilft laut Peter noch nicht mal „Augen zu und durch!“

Am nächsten Morgen rufen wir direkt Waldemar, unser Heizungsfachmann in Deutschland (s. dazu auch den Artikel „Sprinter – Der Ausbau beginnt“) an, denn das war am Vortag aufgrund der Zeitverschiebung nicht mehr möglich gewesen. Er hat eine Vermutung, woran es liegen könnte. Unser nächster Schritt ist also, jemanden zu finden, der sich hier in Kanada mit unserer Heizung auskennt. Wir haben Glück im Unglück…es gibt eine Firma in Calgary…was für uns mit 120km Entfernung immer noch die nächst größere Stadt ist. Wir bekommen an dem darauffolgenden Tag einen Termin. Also heißt es für uns: „vorbei mit chillen“ (das war es am Vortag ja eigentlich auch schon) und wir machen uns auf zurück nach Calgary. Eigentlich sollte es für uns an dem Tag weiter in den Norden zum Lake Louise gegangen sein, aber den Campingplatz sagen wir kurzerhand wieder ab. Wir nutzen den Nachmittag in den Vororten von Calgary, um unseren Kühlschrank wieder aufzufüllen und fahren mit Sprinti in die Waschanlage…das wurde auch Zeit nach dem ganzen Prärie-Staub! Leider darf man hier nicht auf einem Walmart-Parkplatz übernachten, aber wir finden einen Parkplatz einer Einkaufsmall, bei dem man sich nur registrieren muss und fertig. So stehen wir hier mit zwei weiteren Campern und haben somit dank Internet (wohlgemerkt sehr langsamen Internet) die Möglichkeit einen Beitrag zu schreiben…das hätte im Wald im Nationalpark nämlich gar nicht funktioniert. Am nächsten Tag geht es dann für uns zur Werkstatt. Savannah und Joe kümmern sich um uns und um Sprinti. Alle sind sehr freundlich und kompetent. Wir nutzen die Wartezeit und das schnelle Internet (yippieh!), um den Artikel weiter fertigzustellen und um Dinge zu recherchieren. Eine Lösung für die Heizung haben wir auch. Aufgrund der Höhenluft in den Rocky Mountains konnte die Verbrennung nicht richtig funktionieren, was dann zu den Problemen geführt hat. Peter wird in einem der zukünftigen Ausbau-Artikel noch einmal näher auf das Thema Heizung eingehen. Wir freuen uns jetzt erstmal, dass wir auch gegen Kälte wieder gut gerüstet sind….die 8 Grad oder weniger machen uns also nichts mehr aus! 🙂

Ja, so ist das manchmal mit den Plänen…aber hey, dann ist das halt so! Wir behalten unsere „Chill-Life-Balance“ weiter im Blick und freuen uns auf alles, was da noch so kommt.

Ende gut, alles gut!

P.S. Für uns geht es jetzt wieder zurück in die Rocky Mountains (in die Nationalparks Banff und Jasper) mit vermutlich wenig Chancen auf gutes Internet. Daher können wir noch nicht versprechen, wann der nächste Artikel erscheinen wird. Unter unserer Rubrik „Route“ könnt Ihr aber regelmäßig sehen, wo wir uns gerade aufhalten.