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Brüllaffen

Reiseberichte Guatemala

Guatemala Teil 1 (#047)

30. April 2023

– Was ein interessantes Land –

Von Belize aus erreichen wir das Land Guatemala. Guatemala ist mit etwa 16,9 Mio. Einwohnern der bevölkerungsreichste Staat in Zentralamerika. Es grenzt im Südosten an Honduras, im Süden an El Salvador, im Norden an Mexiko und im Osten an Belize. Das Land grenzt zudem auch an zwei Ozeane…im Osten an den Atlantischen Ozean (Golf von Honduras und Teil des Karibischen Meeres) und im Südwesten an den Pazifischen Ozean. Wir sind also gespannt!

Als erstes heißt es wieder „Grenze überqueren“…dieses Mal von Belize nach Guatemala (s. dazu auch unsere Route). Auch Michaela und Peter sind mit von der Partie. Starten wir also an der Belize-Grenze…dort in Gebäude Nr. 1 an Schalter Nr. 1, um die Gebühr für den gesamten Abmeldevorgang zu bezahlen, dann weiter zu Schalter Nr. 2, dort erhalten wir den Ausreise-Stempel in unseren Reisepass. Danach geht es ins Gebäude Nr. 2, wo wir Sprintis Ausreise dokumentieren lassen müssen. Das geht alles relaitv fix und damit ist die Ausreise aus Belize auch schon besiegelt…weiter geht’s!

Mit Unterlagen und Pässen gewappnet, fahren wir auf das Grenzgelände von Guatemala und noch bevor wir aussteigen können, „kleben“ junge „Männer“ (den Jüngsten schätze ich auf 12) an uns (man nennt sie hier „Pusher“) und wollen uns helfen reibungslos durch die Grenzkontrolle zu kommen. Das ist ja was für mich, wittere ich doch direkt wieder das Schlimmste! Allerdings muss ich auch gestehen, ist an dieser Grenze eine Hilfe gar nicht mal so schlecht…ist das ganze Prozedere doch so ein unkoordiniertes Hin- und Her, dass man da ansonsten absolut den Überblick verliert. Wir starten mit der Desinfizierung unseres Wagens…dieses Mal ist es kein Spalt im Boden aus dem nichts herauskommt (s. dazu Artikel „Belize #046“), sondern eine Art Waschanlage, die uns seitlich leicht „bedampft“, als wir durch sie hindurch fahren. In Gebäude Nr. 1 an Schalter Nr. 1 (dieses Mal nur eben halt einige hundert Meter weiter auf der guatemaltekischen Seite), erhalten wir unseren Einreisestempel im Reisepass und werden von unserem Pusher auf die andere Straßenseite geführt, wo in einer Holzhütte (ja, Ihr habt richtig gelesen…in einer „Holzhütte“! s. Foto) ein Kopierer steht und eine freundliche Dame den Einreisestempel im Pass für uns kopiert. Damit gehen wir wieder in das Gebäude Nr. 1 und stellen uns an Schalter Nr. 2 an, bei dem nach ca. 30 Minuten ein Grenzbeamter die Kopien unserer Dokumente entgegennimmt und mit uns rausgeht, um Sprintis Fahrzeugidentifikationsnummer zu prüfen. Was wir an Lebensmitteln etc. mit uns führen, interessiert hier übrigens niemanden. Dann betreut dieser besagte Grenzbeamte zwischenzeitlich noch andere Einreisende, ist dann plötzlich verschwunden und händigt uns zu guter Letzt doch noch den benötgten Zahlschein aus. Mit diesem laufen wir erneut rüber zur Kopier-Hütte, und bezahlen den Zahlschein bar bei der nette Dame, die daraufhin per ihrem privaten Online-Banking (ja genau, „ihrem privaten Online-Banking“) gegen eine kleine Gebühr die Rechnung begleicht. Nach vollendeter Zahlung führt uns unser Pusher (während des ganzen Prozesses kleben diverse Pusher noch immer an uns) zurück ins Gebäude, wo wir dann an Schalter Nr. 2 unser Dokument für Sprintis-Einreise erhalten. Nachdem der Pusher von uns einen kleinen Obolus für seine Dienste erhält, soll es das dann eigentlich auch gewesen sein. Doch nach Überqueren der Grenzbrücke stoppt uns eine doch recht energische Gemeindemitarbeiterin, um eine kleine Gebühr für das Überqueren der Brücke einzuziehen. Dann haben wir es aber wirklich geschafft! Reicht aber auch! Allerdings haben wir uns sagen lassen, dass uns da noch ganz andere Grenzübergänge erwarten werden. Juhuu, sag ich da nur!

Dann ist es für uns an der Zeit Guatemala zu entdecken…wir hatten zuvor von katastrophalen Straßenverhältnissen gehört und kurz nach der Grenze schwant uns auch schon Böses, als wir eine ganze Zeit auf einer huckeligen, sandigen und ungeteerten Straße unterwegs sind. Doch das ändert sich dann schnell und rückblickend muss ich sagen, dass wir in Guatemala oft auf neu geteerten Straßen (da hatten wir wohl Glück) unterwegs waren. Daher können wir uns, was die Straßenverhältnisse (zumindest auf den Straßen, auf denen wir unterwegs waren) in Guatemala absolut nicht beschweren. Eine Gemeinsamkeit mit Mexiko stellen wir allerdings schnell fest…auch hier wird wieder allerhand transportiert…egal auf welchem Wege. Ganz hoch im Kurs ist erneut das Transportieren von Menschen auf Ladeflächen und mit mindestens drei Personen (ohne Helm wohlgemerkt) auf Motorrädern. Auch ganze Familien auf einem Roller haben wir entdeckt, bei dem die Mutter ihren Säugling auf dem Arm seelenruhig stillt…wir müssen gestehen, hier läuft alles etwas anders ab als zu Hause. Ach ja, auch hier gibt es übrigens „Topes“ (Bodenschwellen), die sich hier „Tumulos“ nennen, zum Glück nicht so häufig vorkommen wie in Mexiko und meist auch beschildert sind. Mögen tun wir sie trotzdem nicht 🙂 ! Die Autos, die hier unterwegs sind, scheinen generell ein wenig neuer zu sein als zuletzt, wenn auch gleich noch unendlich viele alte amerikanische Schulbusse unterwegs sind, die gemeinsam mit den alten LKWs um die Wette schwarze Rauchwolken ausstoßen…hinter denen herzufahren ist auch geruchsmäßig gar nicht mal sooo schön. Deutsche Autos spielen hier übrigens absolut keine Rolle mehr, denn die sucht man hier auf den guatemaltekischen Straßen vergeblich. Was Peter und ich allerdings absolut abfeiern ist, dass es an den Tankstellen Super-Benzin mit 95 Oktan und teilweise sogar Super Plus mit 98 Oktan gibt! Yippieh, Sprinti freut sich! Allerdings wird hier wieder in Gallonen abgerechnet, aber dafür bleiben wir zumindest bei der Geschwindigkeit und bei der Entfernung bei kmh.

Nach der Aufregung des Grenzübergangs und der ersten Fahretappe knurrt unser Magen und so halten wir am Straßenrand an einem kleinen „Draußenrestaurant“ und werden dort von einer guatemaltekischen Familie mit traditionellem (und sehr leckerem) Essen bekocht. Und ein Kaltgetränk tut ebenfalls gut, ist es doch um die 35 Grad.

Dann erreichen wir auch schon unser nächstes Ziel…Tikal! Tikal ist eine antike Stadt der Maya in den Regenwäldern im nördlichen Guatemala mit bemerkenswerten Stufentempeln (das ist voraussichtlich auch eine der letzten archäologischen Stätten der Maya, mit der wir Euch behelligen werden). Sie war eine der bedeutendsten Städte der klassischen Maya-Periode (3. bis 9. Jahrhundert) und ist heute eine der am besten erforschten Maya-Stätte, denn ihre ersten Siedlungsspuren reichen bereits ins frühe 1. Jahrtausend v. Chr. zurück.

Der Weg dorthin führt uns durch den Regenwald und schon die Straßenschilder verraten, wer hier u.a. zu Hause ist…

Am nächsten Morgen werden wir vom „lieblichen“ Geräusch der Brüllaffen geweckt und das ist in diesem Fall auch gut so, denn wir wollen früh in den Park, um die Maya-Stätte zu besichtigen, bevor es dort zu heiß wird. So sind wir bereits um 6 Uhr als einige der ersten Besucher unterwegs. Über uns hängen die Affen in den Bäumen, die Nasenbären kreuzen unseren Weg und die Geräusche der weiteren Tiere, ob auf dem Boden, in den Bäumen oder in der Luft, lassen kein Zweifel daran, wo wir uns gerade befinden…im Urwald!

Tikal erstreckt sich über ein Gebiet von etwa 65 Quadratkilometern, wovon der zentrale Bereich rund 16 Quadratkilometer einnimmt und über 3.000 Bauten aufweist. Schätzungsweise an die 10.000 Gebäude, insbesondere in den Außenbereichen, sind bisher noch immer nicht ausgegraben und erforscht worden. Man schätzt, dass die Einwohnerzahl des Stadtzentrums auf dem Höhepunkt der Macht in der klassischen Periode (8. Jahrhundert) mindestens 50.000 Menschen betrug und das unmittelbare Umfeld der Metropole sogar eine Einwohnerzahl von bis zu 200.000 erreicht haben soll. Seit 2018 gehen Forscher allerdings davon aus, dass die Umgebung von Tikal mindestens eine Million Menschen zählte. Die beiden den Großen Platz flankierenden Tempel I und II gehören mit ihren Höhen von 47 m und 40 m zu den höchsten Stufentempeln Mittelamerikas. Zum Heiligtum des Tempels I (auch bekannt als Tempel von Ah Cacao oder Tempel des Großen Jaguars) in etwa 35 m Höhe führen genau 100 Stufen empor. Auch wir stapfen da hoch und glaubt mir, sogar am frühen Morgen ist das bei der Luftfeuchtigkeit dennoch schweißtreibend! Aber die Stätte ist es definitiv wert, so sind diese riesigen Tempel, die selbst die Bäume überragen, doch äußerst imposant…auch wenn sich die Sonne an diesem Morgen nicht heraus traut…was temperaturtechnisch vielleicht auch gar nicht mal sooo schlimm ist. Wir können tatsächlich kaum erahnen, wie viel dieser gesamten Stätte unter unseren Füßen noch im Verborgenen liegt.

Dann geht es weiter Richtung Flores, wo wir einen kleinen Zwischenstopp einlegen und in unsagbarer Hitze die kleine dazugehörige Insel im „Lago Petén Itzá“ zu Fuß erkunden. Sie ist über eine Straße mit der eigentlichen Stadt verbunden und so können wir einfach rüberlaufen. Aufgrund der Temperaturen landen wir allerdings recht schnell auf einer Dachterrasse eines Restaurants und freuen uns über jedes kleine Lüftchen, was weht.

Abends übernachten wir auf einem Campingplatz mitten in der Idylle…umringt von Ziegen, Pferden und….Brüllaffen! Hier mal ein kleiner Eindruck…pssssst, jetzt gut die Ohren spitzen!

Am nächsten Morgen ist es dann leider endgültig Zeit sich von Michaela und Peter zu verabschieden, da sich unsere Reiserouten in unterschiedliche Richtungen entwickeln werden.

Für uns heißt es nun recht fix weiter…so ist zumindest der Plan, aber dann kommt uns ein wenig der guatemaltekische Alltag dazwischen. So geraten wir in einen Autokorso einer Demo (im Juni finden hier die Präsidentschaftswahlen statt) und hängen außerdem eine ganze Zeit an einer Baustelle fest, bei der unter anderem die Straßenmarkierung neu gemacht wird…auch das geschieht hier auf eine ganz spezielle Art. Am späten Nachmittag landen wir letztendlich auf einem Stellplatz am Marine-Hafen von „Rio Dulce“ inmitten von Motor- und Segelbooten. Andere Camper sind hingegen nicht zu finden und so nutzen wir erstmal den Pool vor Ort für ein wenig Abkühlung.

Hier aber erstmal ein Eindruck von unserem heutigen Fahrtag…

Abends gewittert es draußen ordentlich und wir sitzen „gemütlich“ bei immer noch 29 Grad und einer Luftfeuchtigkeit, die einem die Schweißperlen auf die Stirn treibt, in unserem trauten Heim und lassen unseren ersten Eindruck von Guatemala einmal Revue passieren. Uns gefällt dieses Land irgendwie. Die Menschen sind freundlich und hilfsbereit. Uns fällt auf, dass die Einwohner auch in diesem Land wieder anders aussehen als im Land zuvor und es ist schon erstaunlich, wie sehr hier eine einfache Landesgrenze den Unterschied macht. Vor allem aber fällt uns auf, die Menschen sind wesentlich kleiner als in den bisher von uns bereisten Ländern. Da sind die Größenunterschiede, gerade zwischen Peter und den Einheimischen, teilweise schon enorm…wie man unschwer am Titelbild dieses Artikels erkennen kann 🙂 .

Guatemala hatte 2020 etwa 16,9 Millionen Einwohner. Das jährliche Bevölkerungswachstum lag bei 1,5 %, wozu ein Geburtenüberschuss (Geburtenziffer: 23,9 pro 1000 Einwohner vs. Sterbeziffer: 4,7 pro 1000 Einwohner) beitrug. Die Anzahl der Geburten pro Frau lag 2020 statistisch bei 2,8, die der Region Lateinamerika und der Karibik betrug lediglich nur 2,0…gefühlt ist hier aber auch jede zweite Frau in anderen Umständen. Die Lebenserwartung der Einwohner Guatemalas ab der Geburt lag 2020 bei 74,4 Jahren (Frauen: 77,4, Männer: 71,6). Guatemala ist allerdings tatsächlich ein Auswanderungsland und viele Menschen haben das Land in den letzten Jahren verlassen (Emigrantenquote von ca. 5 %). Guatemala selbst erhält nur wenige Einwanderer und gehört zu den Ländern mit einem der niedrigsten Ausländeranteile weltweit. Daher bietet sich uns ein recht homogenes Bild, was die Bevölkerung anbelangt. Eins haben sie aber wieder alle gemeinsam…ein großes Lächeln!

Am nächsten Tag geht es für uns dann weiter Richtung Westen…vorbei an der Hauptstadt Guatemala-City bis hin nach Antigua.

Und was wir da so erleben, erfahrt Ihr dann in der nächsten Woche…

Bis dahin, macht’s gut!

Reiseberichte Mexiko

Im Regenwald (#042)

26. März 2023

– Von Veracruz bis Campeche –

Wie im letzten Artikel („Eine Woche voller Aufs und Abs #041“) erwähnt, haben wir nach einigen Abenteuern nun den tropischen Regenwald erreicht. Nach einer langen Autofahrt, bei der Sprinti zum Glück gut mitgemacht hat, landen wir in „San Juan Bautista Tuxtepec“. In der App „IOverlander“ (absolute Empfehlung übrigens wenn man diesen Kontinent bereist!) haben wir herausgefunden, dass man hier an einem „Balneario“ übernachten kann. Genau übersetzt bedeutet dies „Spa“ bzw. „Heilbad“, auch wenn es meilenweit davon entfernt ist das zu sein, was man darunter verstehen könnte. Nennen wir es also in diesem Fall lieber „Freibad“! Die recht kleinen Schwimmbecken sind noch ordentlich gefüllt, als wir ankommen und viele Eltern sitzten am Beckenrand und schauen ihren Kindern beim Planschen zu. Bereits nach wenigen Sekunden fragen wir uns, wie sie das aushalten, sind wir doch nach kürzester Zeit komplett zerstochen von diversem Stechgetier als wir nur ein paar Schritte zum Betreiber gehen, um die Stellgebühr für die Nacht zu bezahlen. Peters „Ausbeute“ 20 Stiche (ja, dieses Mal hat es auch ihn erwischt), meine „Ausbeute“ 25 Stiche (nur an einem Unterschenkel wohlbemerkt). Ja gut, wir sind hier halt im Regenwald! Demnach müssen wir auf unserer Reise allerdings schon einige Male im Regenwald gewesen sein! Egal, das ist Meckern auf hohem Niveau! Wir verleben eine zwar sehr schwüle (Luftfeuchtigkeit von über 70%), aber dennoch recht ruhige Nacht auf unserem Stellplatz, den außer uns niemand nutzt.

Am nächsten Morgen sind wir früh auf den Beinen, schließlich wollen wir heute „ordentlich Strecke machen“. Der Plan ist, nach der verschwitzten Nacht nur noch schnell unter die Dusche zu springen, Butterbrote zu schmieren und los kann es gehen. Wir haben ja bei Weitem nicht jeden Tag die Möglichkeit zu duschen (abgesehen von unserer Dusche in Sprinti, die wir aber nur in Ausnahmefällen nutzen), aber wenn es sich anbietet, nehmen wir das natürlich gerne mit. So früh morgens schläft das Drumherum noch und nur ein paar Poolboys kommen im Balneario ihrer Arbeit nach. Nur mit einem Handtuch umgeschwungen stapfen wir also zu den dazugehörigen Duschen und können uns nur kurze Zeit später das Lachen kaum verkneifen. „Die“ Duschen sind eigentlich nur „eine“ Dusche und zwar im Vorraum der Damen-Toiletten. Der gesamte Bereich (inkl. der Toiletten) ist hingegen nur mit einem (ja genau, EINEM) Duschvorhang abgetrennt. An der Wand prankt ein Duschkopf, etwas darunter, da wo man einen Duschknauf vermuten könnte, befindet sich lediglich ein „Nippel“ in der Wand (ja mehr ist es wirklich nicht). So stehen wir da und überlegen uns, wie wir unsere stählernen Körper denn nun gereinigt bekommen sollen, als plötzlich einer der Poolboys ankommt und uns eine Zange durch den Vorhang reicht…ah ja, ist klar! Mit der Zange bekommen wir den Nippel gedreht und einem kalten (mittlerweile sind wir da recht schmerzfrei) „Duschvorgang“ steht nichts mehr im Wege. Viva Mexico!

Ja, der Tag beginnt doch schon einmal mit der richtigen Portion Humor und so erleben wir während der Fahrt an diesen beiden Tagen jede Menge Dinge, die uns ein Lächeln ins Gesicht zaubern und uns manches Mal aber auch verdutzt zurücklassen. So kommen wir vorbei an unzähligen Zuckerrohrfeldern und den dazugehörigen LKWs, die ihre Ernte voll beladen und ungesichert transportieren und uns somit immer zum schnellen Überholen zwingen, da der herunterfliegende Zuckerrohr auch gerne mal Scheiben und Außenspiegel demoliert (wir hatten da mal in Australien so ein Erlebnis). Neben dem Zuckerrohr sind hier auch jede Menge Palmöl- und Bananenplantagen anzutreffen. Die werden gerne mit Hilfe von herüberfliegenden Propellermaschinen gespritzt, allerdings nehmen die Piloten es mit dem „Spritz-Start“ und „Spritz-Ende“ nicht so genau und so wird Sämtliches im Dorf und der Umgebung durchaus mal mitgespritzt. Wir können von Glück reden, dass wir mit Sprinti knapp davonkommen als das Flugzeug so manches Mal die Straße kreuzt.

Auch wird auf der Straße mal wieder transportiert, was das Zeug hält…und Brückengeländer werden übrigens absolut „überbewertet“. Wer braucht schon Brückengeländer?!

An diesem Tag passieren wir die Bundesstaaten Veracruz und Tabasco und erreichen letztendlich im Staat Chiapas den Ort Palenque (s. dazu unsere Route). Dort steuern wir das etwas abseits gelegene Restaurant „La Chiapaneca“ an, das umgeben von einem großen Garten (an den Bäumen wachsen reihenweise Jackfruits) auch ein paar Wohnmobil-Stellplätze beherbergt. Zusätzlich gibt es einen Pool und eine Dusche und wir können bei Außentemperaturen von fast 40 Grad dringend ein wenig Abkühlung gebrauchen. Apropos Dusche…auch diese Variante hat es wieder in sich! Sagen wir mal so, mit Privatsphäre ist auch hier nicht so viel am Start…dieser Duschvorhang macht aufgrund seiner Breite tatsächlich mal gar keinen Sinn!

Am nächsten Morgen werden wir von Hahnengekrähe (willkommen in Mexiko!) und den Rufen eines anderen Tieres geweckt…Brüllaffen! Gar nicht weit von uns entfernt scheinen einige Exemplare in den Bäumen des Regenwaldes zu sitzen. Brüllaffen leben auf dem amerikanischen Kontinent vom südlichen Mexiko über das Amazonasbecken bis in das nördliche Argentinien. Sie haben ihren Namen aufgrund ihres lauten Gebrülls (ist ja auch naheliegend), das beide Geschlechter ausstoßen und das über mehrere Kilometer hinweg hörbar ist, womit sie weithin als die lautesten Landtiere überhaupt gelten. Laut des „Guinness-Buchs der Rekorde“ sind ihre Rufe sogar über eine Entfernung von 4,8 km deutlich zu hören. Das Gebrüll dient vor allem der Kommunikation verschiedener Gruppen untereinander. Alle Männchen der Gruppe stimmen ein, zusammen mit dem Antwortgebrüll anderer Tiere ergibt sich dadurch ein lautes Spektakel. Brüllaffen machen damit ihre Anwesenheit deutlich, um andere Gruppen vor ihrem Kernbereich zu warnen. Ein zweiter Grund für das Gebrüll kann darin liegen, dass Einzeltiere Anschluss an eine Gruppe suchen. Dazu kann ich sagen: „Es tut mit leid, liebe Affen, mit diesem Gebrüll können Peter und ich euch leider nicht in unsere Gruppe mitaufnehmen! Sorry!“ 

Also sind wir auch an diesem Tag früh auf den Beinen…was letztendlich aber eh so geplant war, denn wir wollen zu den nahegelegenen Ruinen, für die Palenque bekannt ist. Denn schließlich handelt es sich hierbei neben Chichén Itzá , Calakmul und Tikal um eine der wichtigsten Stätten der Maya-Kultur und gehört ebenfalls zum UNESCO-Weltkulturerbe. Und da ist es besonders sinnvoll, früh vor Ort zu sein, weil es dann noch nicht so voll und auch noch nicht so heiß ist. So gehören wir an diesem Morgen zu den ersten Besuchern auf diesem Areal, umgeben von Tempeln und Händlern, die dabei sind ihre Verkaufsstände für den Tag aufzubauen und liebevoll zu drapieren…und das alles inmitten des Regenwaldes.

Die ersten Spuren der Besiedelung hier in Palenque lassen sich im vierten Jahrhundert nach Christus nachweisen, also zu einer Zeit, in der der Aufstieg vieler wichtiger Zentren der Klassik im südlichen Tiefland begann. Über diese Frühzeit Palenques ist bislang nur wenig bekannt, da die archäologischen Erkenntnisse aus dieser Epoche äußerst spärlich sind und es praktisch keine authentischen zeitgenössischen Texte gibt. Im 6. Jahrhundert allerdings entwickelte sich Palenque dann zu einer lokalen Großmacht und erhielt enormen Einfluss auf einige Nachbarstädte. Die letzte bekannte kalendarische Inschrift in Palenque ist für das Jahr 799 auf einer Tonscherbe verzeichnet und berichtet von der Thronbesteigung von Janaab Pakal III.. Da es danach keine Anzeichen einer weiteren Besiedelung gibt und eine letzte mögliche Erwähnung des Reiches auf das Jahr 814 datiert ist, scheint die Stadt Palenque eines der ersten großen Zentren der klassischen Periode gewesen zu sein, das dem allgemeinen Kollaps der Maya im südlichen Tiefland zum Opfer fiel.

Während wir entlang der Ruinen schlendern, sind auch wieder einige Brüllaffen mit von der Partie. Allerdings lediglich akustisch, zu sehen bekommen wir sie leider nicht. Einen Abstecher in den Dschungel wollen wir allerdings dennoch machen und so wandern wir im Anschluss durch die Tiefen des Regenwaldes. Es sind um die 35 Grad bei einer Luftfeuchtigkeit von knapp 90% und auch wenn die Bäume uns ein wenig Schatten spenden, so läuft uns der Schweiß nur so am Körper herunter. Sich dagegen zu wehren…zwecklos! Dennoch genießen wir die Abgeschiedenheit des Urwaldes und die Natur mit all ihren exotischen Geräuschen (die Brüllaffen halten sich ein wenig zurück, so dass wir auch viele andere Tiere wahrnehmen können). Wir sind überrascht über die ein oder andere Ruine, die auch hier plötzlich zwischen all diesem Gestrüpp auftaucht und die der Regenwald fast zu verschlingen droht. So genießen wir unseren kleinen Ausflug an diesem Vormittag sehr!

Den restlichen Tag verbringen wir am Stellplatz und kühlen uns im Pool ab, bevor am Abend der Regen einsetzt, der tatsächlich auch die ganze Nacht anhält und uns temperaturmäßig eine weitere Abkühlung bescherrt. Am nächsten Morgen soll es für uns dann weitergehen und dank der Brüllaffen starten wir auch wieder recht früh in den Tag…zum Glück aber vor allen anderen Gästen, so dass wir auch bei diesen „diskreten“ Duschen hier keine Überraschungen erleben…lediglich die freilaufenden Enten und Hühner schauen uns bei der Körperreinigung zu.

Unser Weg führt uns an diesem Tag in den Bundesstaat Campeche, besser gesagt in dessen Hauptstadt. Und wie mag die wohl heißen? Na klar…“Campeche“. Als wir die Grenze zum Bundesstaat erreichen, kommen wir durch eine Polizeikontrolle, von denen wir schon sämtliche Storys anderer Reisenden gehört haben. In den letzten fünf Monaten in Mexiko hatten wir bisher immer Glück und sind nicht von korrupten Polizisten gestoppt worden, die einem z.B. die Ausweispapiere nur gegen Bargeld wieder aushändigen. Sollte sich das nun ändern? Das Erste was sie von uns sehen wollen bzw. vom Fahrer (das ist in diesem Fall Peter) ist sein Ausweis. Ja super…innerhalb von Sekunden schrillen meine Alarmglocken und alle Warnungen und Ratschläge, die wir für solche Situationen erhalten haben, schnellen mir durch den Kopf. Jetzt bloß alles richtig machen! Schließlich sind die guten Herren auch noch bewaffnet bis in die Haarspitzen. Peter zeigt dem Polizisten lediglich eine Schwarz-Weiß-Kopie seines Reisepasses und als jenem das nicht ausreicht, eine einlaminierte Farbkopie (in Scheckkartengröße) des besagten Reisepasses, bei denen viele bisher gedacht haben, es handle sich um das Original. Doch auch das reicht dem Polizisten nicht…wir sollen rechts ranfahren. Bei Peter und mir steigt die Anspannung und ich merke, wie mir das Herz bis zum Hals pocht. Der Polizist wird ernster und bittet uns mit durchdringender Stimme erneut um den Ausweis. So lassen wir uns breitschlagen…ich hole also die Reisepässe aus dem Safe und Peter hält sie ihm bei geöffnetem Fenster mit so viel Abstand hin, dass der Polizist nicht danach greifen kann. Sofort hellt sich das Gesicht des Polizisten auf, er lächelt uns an und wir dürfen weiterfahren. Echt jetzt? Das war’s? Puh, Glück gehabt, das hätte auch anders laufen können!

Es ist immer noch ein verregneter bzw. bewölkter Tag als wir letztendlich die Stadt Campeche erreichen und so wirkt das Meer, als wir an ihm vorbeifahren, heute eher so wie die Ostsee als der Golf von Mexiko. Das letzte und einzige Mal, dass wir den Golf auf unserer Reise „gestreift“ haben, war tatsächlich Ende September in New Orleans. Dazwischen liegen nun ganze 6 Monate und rund 2890 km (auf direktem Weg!)…und gefühlt ist seitdem schon wieder so wahnsinnig viel passiert auf unserer Reise.

Für die Nacht bleiben wir in Campeche und steuern einen Campingplatz am Stadtrand an, zu dem auch ein paar Bungalows gehören. Gegenüber liegt ein Wasserpark, dessen Eintritt im Übernachtungspreis mitinbegriffen ist. Die Becken des Wasserparks sind allerdings leer, den vollen Preis für den Campingplatz bezahlen müssen wir dennoch. Um die Bungalows befindet sich eine Großbaustelle, hier wird anscheinend alles kernsaniert. Glücklicherweise ist heute Sonntag und somit ruhen die Arbeiten. Beschallung bekommen wir dennoch, denn der Platz liegt direkt an einer viel befahrenen Straße. Wir sind an diesem Tag die einzigen Gäste und können uns so unseren Platz frei aussuchen…sollte uns das vielleicht zu denken geben?! Vorne im kleinen Wachhäuschen sitzt ein junger Mexikaner, der sich vom Bett erhebt als wir ankommen und uns freundlich den Weg zur Rezeption zeigt. Diese befindet sich in einem weiteren, etwas zurückliegenden Häuschen und der Herr dort verrät uns, dass sich das Badezimmer im Raum nebenan befindet…ah ja, mit Duschen, haben wir in dieser Woche ja so unsere Erfahrungen gemacht…immerhin gibt es hier eine Tür zwischen Rezeption und Badezimmer! Am nächsten Morgen wollen wir das auch gleich in Anspruch nehmen, aber siehe da…Wachhäuschen leer, Rezeption leer und beides abgeschlossen. Wir befinden uns also ganz alleine auf diesem Campingplatz und alles ist dicht. Das Wasser, um unseren Tank aufzufüllen ist übrigens auch abgestellt. Dann wird uns klar, warum…es ist „mal wieder“ Feiertag…denn heute wird der Geburtstag des früheren mexikanischen Präsidenten Benito Juarez gefeiert. Nachdem wir eine ganze Zeit lang den Campingplatz abgesucht und die Baustelle inspiziert haben, taucht plötzlich aus dem Nichts ein Mexikaner auf, der uns kurzerhand die Rezeption aufschließt und danach wieder ins Nichts verschwindet. Auch diese Dusche lässt uns mal wieder Schmunzeln, setzt man doch mit ihr das gesamte Badezimmer und die halbe Rezeption unter Wasser. Aber wir sind froh, über die kalte Abkühlung am Morgen und starten somit frisch in den Tag.

Die Stadt Campeche soll ein schönes historisches Stadtzentrum besitzen, also schauen wir uns das mal näher an und schlendern ein wenig durch die Gassen. Und auch hier prägen der Kolonialstil und die vielen bunten Häuschen das Stadtbild, so dass es durch das Wetter (es ist noch immer bewölkt) gar nicht mehr so grau aussieht.

Dann verlassen wir Campeche und machen uns auf zu neuen Abenteuern…aber dazu dann in der nächsten Woche mehr!

Macht’s gut, Ihr Lieben!