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Bisons

Reiseberichte Kanada

Auf geht’s Richtung Norden (#013)

31. Juli 2022

Yukon, wir kommen!

Nachdem wir Vancouver Island verlassen und das Festland erreicht hatten, hieß es für uns nach drei Monaten nun nicht mehr „von Ost nach West“, sondern „ab in den Norden“…mit dem Ziel: das Polarmeer! Also fuhren wir den Sea to Sky-Highway (Highway 99), der auch für seine schöne Landschaft bekannt ist. Dabei kommen wir durch Städte wie Squamisch, Whistler (eines der größten Skigebiete Nordamerikas) oder Pemberton.

Dann erreichen wir nach über 1000 km (Kanada ist echt ein großes Land) Dawson Creek und damit die „Mile 0“ des Alaska Highways (keine Angst, noch sind wir dadurch nicht in Alaska, aber dieser Highway führt uns dorthin). Der Bau des Alaska Highways war ein Resultat aus dem zweiten Weltkrieg…es brauchte damals 25.000 Mann und 7000 „Teile Equipment“, um die 2232 km (Dawson Creek, Kanada bis Delta Junction, Alaska) in nur 10 Monaten fertigzustellen. Wir werden den Highway auf unserer Route von Anfang bis Ende befahren und da Dawson Creek und auch das entsprechende Schild wegen des Starts dieses Highways ein Anziehungspunkt für viele Reisende sind, machen wir auch einen Abstecher dorthin…

Dann fahren wir noch ein Stück weiter…man verliert hier auch absolut das Zeitgefühl, weil wir mittlerweile soweit nördlich sind, dass es nachts nicht mehr dunkel wird. Wir nutzen die langen Tage und „schaffen“ somit einige Kilometer. An diesem Abend finden wir ein schönes Plätzchen am See. Hört sich sehr idyllisch an und sieht auch so aus, ist allerdings aufgrund zweier alter Bekannte nur bedingt idyllisch…hello again 8 Grad (die kommen hier oben wieder häufiger vor, zum Glück aber nur nachts) und hello again Mücken und sämtliche Insekten, die sich das Stechen und Beißen zur Hauptaufgabe gemacht haben! Wir hatten ja bereits in Ontario (s. Reisebericht #004 „Wir entdecken Kanada und seine Städte“) gedacht, es wären dort viele Mücken, Mosquitos, Black Flies etc. unterwegs gewesen, aber das hier toppt noch einmal alles. Ohne Mückenspray (was hier umgangssprachlich „Kanada-Deo“ genannt wird und die reinste Chemiekeule ist) geht hier gar nichts. Also idyllischer Ort hin oder her…wir bleiben drinnen…ist ja auch schon Nacht (auch wenn man es am Stand der Sonne nicht glauben mag). Noch einmal ein Hoch auf unsere Fliegengitter!

Am nächsten Tag führt uns der Alaska Highway weiter durch tolle Landschaften und eine faszinierende Tierwelt.

DAMIT hätten wir allerdings nicht gerechnet…

Und so fahren wir weiter…total happy über das, was uns die Natur da gerade geboten hat. Doch das soll noch nicht alles gewesen sein! Ein paar Kilometer weiter und einen Tankstopp (bei einer Tankstelle irgendwo im Nirgendwo) später, treffen wir tatsächlich auf eine ganze Herde Bisons…Männchen, Weibchen und Jungtiere…über 70 an der Zahl und direkt am Straßenrand. Einfach unglaublich! Insgesamt sehen wir auf dem Alaska Highway an zwei Tagen sage und schreibe einen Grizzly, 16 Schwarzbären (darunter auch ein Muttertier mit ihren 3 Jungen), einen braunen Schwarzbären (die gibt es auch und sind nicht zu verwechseln mit einem Grizzly), ein Murmeltier, einen Fuchs, zwei Reiher, zwei Maultier-Hirsche und über 100 Bisons! Bereits im Grassland Nationalpark (s. Reisebericht #007 „Von der Prärie bis in die Rocky Mountains“) waren wir ja voller Hoffnung, einigen Bisons zu begegnen, hatten sie dann aber nur aus weiter Ferne erspähen können. Dass sie nun mit ihren gewaltigen Körpern direkt vor uns stehen und das dann auch in dieser Anzahl, damit hätten wir in unseren kühnsten Träumen nicht gerechnet und freuen uns daher umso mehr…besonders weil da noch ein Sprinti zwischen uns und den Tieren ist.

Nach all der Tier-Euphorie kommen wir dann wieder zurück in die Welt von kanadischen Straßenverhältnissen…wir haben einen Steinschlag! Ein ordentliches Loch, was zum Glück nicht ganz „durchgeht“, prankt auf unserer Windschutzscheibe. Also heißt es am nächsten Morgen „Planänderung“ und Zwischenstop beim ortsansässigen Glasspezialisten. Zum Glück läuft das aber alles unkomplizierter und auch wesentlich schneller als gedacht. Man hilft uns direkt weiter und nach 30 Minuten ist die Scheibe auch schon wieder „geflickt“.

Also kann es weitergehen auf unserem Weg Richtung Norden. Wir verlassen British Columbia und erreichen den nächsten Staat, die Provinz Yukon. Der Name Yukon geht auf den gleichnamigen Fluss, den Yukon River zurück, der durch das Territorium und dann westwärts nach Alaska fließt. Seine Bezeichnung geht wiederum auf „yu-kun-ah“ zurück, die Bezeichnung des Flusses durch die Gwich’inIndianer als „großer Fluss“. Yukon ist ein Staat im äußersten Nordwesten Kanadas und besitzt eine Fläche von 482.443 km². Etwa zwei Drittel der rund 43.000 Einwohner leben in der weit im Süden gelegenen Hauptstadt Whitehorse. Von den Einwohnern des Territoriums zählt, das für die Ureinwohner zuständige Ministerium, rund 9500 zu den 16 First Nations.

Dann erreichen wir Watson Lake, ein Ort, der vor allem durch den Schilderwald Sign Post Forest bekannt ist. Dieser Schilderwald ist 1942 von einem heimwehkranken Soldaten begonnen worden und umfasst heute etwa 80.000 Straßen-, Orts- und andere Schilder von Touristen aus der ganzen Welt. Auch wir überlegen uns uns dort zu verewigen, aber auch wenn wir ein Paar Ersatznummernschilder dabei haben, wer weiß wofür wir die noch gebrauchen auf unserer Reise?! Die werden einem nämlich auch gerne mal vom Auto geklaut. Also bestaunen wir nur die unzähligen Schilder und bei so manchem kommen dann auch Heimatgefühle auf.

Dann erreichen wir Whitehorse, die Hauptstadt von Yukon. Wer sich darunter jetzt eine Metropole vorstellt, wird sich wundern…wir reden hier wie gesagt von lediglich 25.000 Einwohnern. Aber immerhin ist sie die einzige Gemeinde im Territorium mit dem Status einer Stadt. Whitehorse wurde benannt nach den durch den Bau eines Wasserkrafwerks verschwundenen Stromschnellen des Yukon-Rivers. Deren Kämme sahen damals aus wie die Mähnen weißer Pferde.

In Whitehorse verweilen wir ein paar Tage, waschen Wäsche, erledigen was so angefallen ist, bringen Sprinti mit einem Ölwechsel auf Vordermann (auch das funktioniert in einer Werkstatt wieder schnell und unkompliziert) und entdecken unter anderem auch mit der SS Klondike 2 die Geschichte der Stadt. Die SS Klondike war der Name von zwei Sternwheelern (Frachtschiffen), die zweite ist heute eine nationale historische Stätte in Whitehorse. Sie lieferten Fracht zwischen Whitehorse und Dawson City entlang des Yukon River. Die erste von 1929 bis 1936 und die zweite, eine fast exakte Nachbildung der ersten, von 1937 bis 1950. Auch besichtigen wir in Whitehorse die längste hölzerne Fischleiter der Welt, die es den Lachsen ermöglicht, den dortigen Staudaumm zu überwinden und somit den Lachsbestand im gesamten Yukon River seit vielen Jahren sichert. Außerdem besuchen wir das Yukon Wildlife Preserve, eine Wohltätigkeitsorganisation, die auf über 350 Hektar mehr als 180 verwundete oder kranke Tiere aus der Region wieder aufpäppelt und auswildert. Dort sehen wir Caribous (nordamerikanische Rentiere), Maultier-Hirsche, Dünnhorn-Schafe, Schneeziegen, Bisons und in der Ferne auch Moschusochsen.

Dann verlassen wir Whitehorse, denn weiter im Norden warten noch weitere Abenteuer auf uns.

Aber dazu dann beim nächsten Mal mehr…